VISIER 02/2022 Leseprobe

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Derya Lion Practical: Die neue Action-Flinte im großen Praxistest

Steiner MPS:

Brandneues Mini Red Dot für Pistolen und Revolver

Schwerpunkt:

Lever Action jagdlich V_02_001-001_Titel.indd 1

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Startschuss | EDITORIAL

TARGET HP & FMJ

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zision, auch auf ausgeprägten Long RangeDistanzen. Mit erstklassig fairem Preis. TARGET FMJ - garantierte Präzision für IPSC- und andere Sportschützen - mit bester Eignung für halbautomatische Waffen. Die Wahl für erschwingliches Schießen.

Neues Jahr, altes Virus Um mal den Titel eines alten Films von Regisseur Peter Hyams zu verballhornen: 2022 – das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen. Nehmen wir Kontakt auf? Oder sorgt das vermaledeite Virus in Kombination mit hier und da arg panikgesteuert wirkenden politischen Vorgaben dafür, dass wir einmal mehr auf ein Minimum an beruflichen wie privaten Kontakten beschränkt werden? Zumindest zur Jahreswende (und damit dem Zeitpunkt, an dem diese Zeilen entstanden sind) sah es so aus. Erste Vereine teilten mit, traditionell für Januar geplante Schießen absagen zu müssen. Und die Messen? Werden auch die wieder ihre Klientel nur über Webinare und andere virtuelle Plattformen erreichen können oder wird es endlich wieder die Chance auf eine richtige Fachmesse geben? Hierzu äußerte sich bei all4shooters mit Rebecca Schönfelder jemand, der die Veranstaltungsleitung der IWA Outdoor Classics in Nürnberg obliegt. Demnach hält die NürnbergMesse an der Durchführung der führenden Fachmesse für Jagd und Schießsport, Outdoor Equipment sowie Ausrüstung für den Einsatz in der zivilen und behördlichen Sicherheit vom 3. bis 6. März in Nürnberg fest: „Wir erfinden das Rad nicht neu! [...] Viel eher haben wir an bestimmten Stellen das bestehende Konzept an die aktuelle Situation angepasst: In 10 Hallen setzen wir gezielt den Fokus auf das, was wir am meisten in der Zeit ohne Veranstaltungen vermisst haben: Den persönlichen Dialog und die Vernetzung. Genau aus diesem Grund haben wir uns für die neuartigen Community-Areas und die Bündelung kleinerer Foren auf einer gemeinsamen, großen IWA Stage entschieden. Wir wollen die Teilnehmer an möglichst vielen Orten auf der Messe zusammenbringen.“ Auch wenn dann manche Party im Messeumfeld entfallen muss, ich hoffe, dass das alles so passieren wird, wie Rebecca Schönfelder und ihr Team das gerade vorbereiten. Denn wer als Journalist tätig ist, der lebt auch gleichsam vom Gespräch mit seinen Gewährsleuten, ergattert da Eindrücke und Informationen, die auch eine noch so sorgfältig erstelle Pressemitteilung nicht ersetzen kann. In diesem Sinne hoffe ich darauf, dass es nach den zum Jahreswechsel sich abzeichnenden, beschränkenden Maßnahmen wieder mit Messen losgeht, dass ich es endlich wieder spüre, das Messefieber, die Begeisterung und die Freude darauf, all die Leute aus der Branche zu treffen. Um nach Peter Hyams nun Hape Kerkeling zu zitieren: Der Junge muss an die frische Luft ...

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Matthias S. Recktenwald Chefredakteur Februar 2022

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INHALT | In dieser Ausgabe

Lever Action jagdlich: Boarbuster Shadow Der Unterhebelrepetierer Pedersoli 86/71 Lever Action Boarbuster Shadow in .45-70 im VISIER-Test.

34 42 Savage 110 Elite Precision: Für Long-Range: Die Repetierbüchse im Kaliber 6,5 Creedmoor mit Chassis-System.

28 Derya Arms Lion Practical: Die neue Action-Flinte im großen Praxistest. Was kann der Selbstlader im Kaliber 12/76 auf dem Schießstand?

Lever Action jagdlich: Hauck-Marlin Von Kai Hauck überarbeitete, jagdliche Unterhebelrepetierer im Kaliber .45-70.

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72 Rotpunktvisier: Steiner MPS Brandneues Mini Red Dot für Pistolen und Revolver in besonders solider Bauweise. VISIER konnte es ausprobieren.

Neu: Arma Zeka AZ-P1, 9 mm Luger Zwei Varianten der tschechischen Pistolen im ausführlichen VISIER-Test.

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Jagdliche Schießausbilder: Bei den Lehrern der Lehrer: VISIER konnte an einer Weiterbildung für Ausbilder im jagdlichen Schießen teilnehmen.

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In dieser Ausgabe | INHALT

Test & Technik Arma Zeka AZ-P1, 9 mm

Recht & Ordnung 12

Tschechische Pistolen-Varianten im Test.

Beretta M9A3, 9 mm

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Aktuelle Evolutionsstufe der Dienstpistole.

Derya Lion Practical, 12/76

VISIER vor Ort Jagdliche Schießausbilder 124

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Bei den Lehrern der Lehrer: VISIER konnte an einer Weiterbildung für Ausbilder im jagdlichen Schießen teilnehmen.

Der Long-Range-Repetierer im Trend-Kaliber 6,5 Creedmoor. VISIER hat ihn getestet.

Pedersoli Boarbuster, .45-70 42 Der Unterhebelrepetierer Pedersoli 86/71 Lever Action Boarbuster Shadow.

Hauck-Marlin 1895, .45-70

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Aktuelle Änderungen der Beschussverordnung und aktuelles zum WaffG.

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Die neue Action-Flinte im Praxistest.

Savage 110 Elite Precision

Beschussverordnung

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1.400 LUMEN P10 WINKELLAMPE MIT 3 LICHTQUELLEN

News Rückruf: Beretta BRX1

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Neue Pistolen von SDS Imports 6 Springfield Armory Operator

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Von Kai Hauck überarbeitete Lever Actions.

Ruger 10/22 Competition, .22 56

2m SchlagIPX8 2m festigkeit Wasserdicht

Namen & Nachrichten

Der KK-Selbstladeklassiker in der Competition grey-Version für Linkshänder.

Nachruf: Guido Welk

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Nextorch UT22

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Böker: Feststehende Messer 62

Gewehre für Skandinavien 119

Übersicht: Legal führbare Messer von Böker.

ZF: Burris Six Xe 3 - 18 x 56

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Universelles Zielfernrohr für Jagd und Sport.

Rotpunktvisier: Steiner MPS 72 Was bringt das neue, besonders robust gebaute Rotpunktvisier von Steiner?

Papierpatronen für Musketen 76 Papierpatronen für glattläufige Gewehre im Do it yourself-Verfahren.

Granatpistole HK69, 40 mm

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Ständige Rubriken Startschuss Leserbriefe Leser werben Leser Marktseiten Termine Impressum Vorschau

3 10 26 105 116 123 130

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1400 Lm

RechtwinkelBauform

3 Lichtquellen

Weißes Licht 3 Modi zur Suche, Patrouille, ID-Kontrolle usw. bei Nacht

Rot-blaues Blinklicht sicheres Warnlicht Markantes Warnlicht, das abschreckt und zusätzliche Sicherheit bietet

Art, Entwicklung und Munition zur Pistole im unüblich großen Kaliber.

Rot / blau SignalBeacon Blinkt zur Anzeige der Position bei langer Laufzeit

Sammeln & Selbermachen Calico M 100, .22 l.r.

Dual -Schalter

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Wie im Film: Der skurrile KK-Halbautomat mit extragroßem Magazin.

Faszination Waffen Seltener Colt M 1861 Navy

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Die Geschichte zu einem besonderen Modell des klassischen Perkussionsrevolvers.

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TEST & TECHNIK | Selbstladepistolen AZ-P1 Sport Optics und AZ-P1 Optics, Kaliber 9mm Luger

Arma Zeka AZ-P1 - tschechische CZ-Varian te

Frischer Ost w

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Selbstladepistolen AZ-P1 Sport Optics und AZ-P1 Optics, Kaliber 9mm Luger | TEST & TECHNIK

n ten in 9mm Luger

Fotos: Marcus Heilscher, Sven Hehmann

t wind!

Es gibt sie noch: Neuentwicklungen im Detail, die gute Produkte weiter nach vorne bringen. Die tschechische Waffenschmiede Arma Zeka hat zwar einiges vom CZ-Design übernommen, aber auch etwas geändert. Was nun genau neu ist, lesen Sie hier:

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TEST & TECHNIK | Beretta M9A3, Kaliber 9 mm Luger

Beretta M9A3-Varianten im Kaliber 9 mm Luger:

Farbenlehre

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Beretta M9A3, Kaliber 9 mm Luger | TEST & TECHNIK

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uf der SHOT Show in Las Vegas stellte Beretta 2015 mit der M9A3 die letzte große Modellpflege der zu dieser Zeit noch aktuellen US-Dienstpistole vor. Dabei staunten zahlreiche Fachleute nicht schlecht, denn das dritte Facelift zeigte sich doch als eines der umfangreichsten, dass die M9 in ihrer langen Geschichte bisher erleben durfte. Und diese begann bereits 1985: Mitte der 1980er Jahre entschieden sich die Verantwortlichen in den hohen Sphären der US-Streitkräfte für eine neue Dienstpistole und damit zur Ablösung der altgedienten M 1911 A1 (die über 70 Jahre im Dienst stand). Nicht nur der Wechsel vom Kaliber .45 ACP hin zur 9 mm Luger stellte eine immense Veränderung dar. Auch Aufbau und Technik der beiden Pistolen sind grundlegend unterschiedlich. Große Robustheit, eine hohe Magazinkapazität und ein simples Zerlegen kennzeichneten die erste M9-Version. Erst 2006 erfolgte eine Modellpflege hin zur M9A1: Die Beretta erhielt nun eine zeitgemäße taktische Zubehörschiene, ein neues GriffCheckering und einen leicht abgeschrägten Magazinschacht, der das Zuführen erleichterte. Die A2-Version verblieb auf dem Reißbrett. Erst 2015 ging Beretta mit einem weiteren großen Facelift wieder in die Offensive – wohl auch, weil die US-Streitkräfte zu dieser Zeit wieder begannen, sich nach einer neuen Dienstpistole umzuschauen. Das A3-Facelift sah sich demnach einer großen Konkurrenz durch andere Dienstpistolen-Hersteller ausgesetzt. Vielleicht auch gerade aus diesem Grund stellt es sich als das umfangreichste Update dar: Die mittlerweile 17-schüssigen Magazine finden nun Platz in einem vollkommen neuen Griff. Beretta greift hier auf den hauseigenen Vertec-Style zurück. Dabei handelt es sich um Griffe mit einem geraden Griffrücken – wie man ihn von der Beretta 92 Vertec Inox kennt. Bei der aktuellen M9 führt der Vertec-Griff nun zu einem deutlich geringeren Abstand vom Griffrücken zur Griffvorderseite und zum Abzug. Dies hat den Vorteil, dass nun auch Personen mit kleinen Händen und Nutzer mit kurzen Fingern eine deutlich passendere

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Fotos: Marcus Heilscher

Mit der M9A3 bietet Beretta nun seit rund fünf Jahren die modernste Evolutionsstufe der ehemaligen Dienstpistole der US-Army an. Bei den aktuellen Versionen spendieren die Italiener der Militärpistole neue Anstriche. VISIER schaut sich das Farbenspektakel genauer an.

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TEST & TECHNIK | Selbstladeflinte Derya Lion Practical LP-104

Halbautomatische Flinte von Derya Arms

Alles drin, alles dran Endlich sind in Deutschland wieder Selbstladeflinten mit Röhrenmagazin von Derya erhältlich. Was kann das auf sportlich getrimmte Modell Lion Practical? VISIER hat die neue IPSC-Flinte auf Herz und Nieren getestet.

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s war ein wenig wie das Wiedersehen mit einer guten Bekannten, die sich für dieses Treffen besonders schick gemacht hat. Tester Frank Flumm hatte 2016 eine der auffälligen rotschwarzen Selbstladeflinten in der Standardversion für den damaligen Importeur Sportarms getestet. Damals war er von der absolut zuverlässigen FunktiFebruar 2022

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on der Derya Lion mit praktisch jeder Munitionssorte und von der sehr guten Präzision völlig begeistert. In der Zwischenzeit hat sich bei Derya einiges verändert. Auch der Importeur wechselte, die Flinten des türkischen Herstellers werden nun von der Firma RUAG Ammotec im fränkischen Fürth importiert. Anfangs offerierte RUAG aus dem umfang-

reichen Derya-Programm die Selbstladeflinte MK-12 mit Kastenmagazin (siehe VISIER 10/2020). Inzwischen wurde den Action-Flinten mit Einsteckmagazin auch die Bockflinte Derya Meriva zur Seite gestellt. Und wer lieber eine Selbstladeflinte mit Röhrenmagazin kaufen möchte, der muß nicht länger auf eine andere Marke ausweichen. V ISIER. de

Fotos: Frank Flumm, Marcus Heilscher

Selbstladeflinte Derya Lion Practical LP-104 | TEST & TECHNIK

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TEST & TECHNIK | Repetierbüchse Savage 110 Elite Precision

Long-Range-Repetierer in 6,5 Creedmoor:

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Repetierbüchse Savage 110 Elite Precision | TEST & TECHNIK

Das Top-Wettkampfmodell der Repetierer-Baureihe 110 der US-Waffenschmiede Savage Arms hört auf die Bezeichnung Elite Precision. VISIER zog mit dem für Long Range Wettkämpfe entwickelten Repetierer samt seinem Chassis-Schaftsystem auf den Schießstand.

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Aluminum-Chassis:

Der lange 661-mm-Lauf der Elite Precision von Savage zehrt natürlich einiges an Gasdruck an der Mündung auf, aber die Mündungsbremse mit zwei Kammern hilft trotzdem. Februar 2022

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Da bedient sich Savage eines Schaftsystems des kanadischen Chassis-Spezialisten Modular Driven Technologies (MDT). Es besteht aus der Aluminum-Knetlegierung 6061-T6. Diesem Aluminium-Typ werden hier zur Verbesserung bestimmter Eigenschaften geringe Mengen an Magnesium, Silizium und Kupfer zulegiert. Besagter Werkstoff weist eine gute Zähigkeit auf, was bei impulsartig belasteten Teilen wie einem Schaft von V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher, Christopher Hocke

avage, also “wild” oder auch “grausam”, so lautet der Name des Firmengründers der US-Waffenschmiede Savage Arms. Im Jahre 1894 im Bundesstaat New York von dem aus Jamaika stammenden Arthur William Savage (1857-1938) gegründet, residiert die Firma heute in Neuengland im Städtchen Westfield (Massachusetts). Ursprünglich vor allem für den Unterhebler Savage 99 berühmt, fertigt das Werk heute vielerlei Arten von Büchsen, neuerdings auch Flinten sowie Polymer-Pistolen. Hierzulande kennen die meisten Schützen und Jäger Savage wahrscheinlich durch die Baureihe 110, einen Zylinderverschlussrepetierer, der ursprünglich anno 1958 lanciert wurde. Zu den Neuheiten unter den wilden 110ern zählt die Elite Precision. Aktuell offeriert der US-Hersteller diese Variante in sieben modernen Long Range-Kalibern, von der kleinen .223 Remington bis zur mächtigen .338 Lapua Magnum.

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TEST & TECHNIK | Unterhebelrepetierer Pedersoli 86/71 Boarbuster Shadow, .45-70

Neue Boarbuster-Version Shadow:

Schweinkram „Sauen fest!“ – wenn der Ruf erschallt, braucht man leistungsstarke und führige Gewehre, die auch einen schnellen Folgeschuss ermöglichen. Dafür haben sich Unterhebelrepetierer etabliert. Im Test die neue Version Shadow aus der Boarbuster-Linie des italienischen Traditionsunternehmens Pedersoli.

Die Pedersoli Boarbuster im Anschlag – gut zu erkennen, dass das Unterhebelrepetiergewehr dank kompakter Bauweise führig ausfällt.

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ut ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, doch nun haben sie sich zum jagdlichen Einsatz auch in Mitteleuropa etabliert – die Rede ist von Unterhebelrepetierbüchsen (kurz: UHR, englisch: Lever Action Repeater). Weil die Waffenart mit dem charakteristischen Durchlade-Stahloval am beweglichen Abzugsbügel konstruktiv aus den USA des 19. Jahrhunderts stammt, wird sie vor allem mit Wildwest in Verbindung gebracht. Doch Unterhebler darauf zu reduzieren, hieße, ihren technischen Stand zu leugnen. Längst sind sie im Februar 2022

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21. Jahrhundert angekommen – das zeigen die Büchsen, die VISIER für den zweiteiligen Schwerpunkt „Unterhebler jagdlich“ dieser Ausgabe präsentiert. Zum einen handelt es sich um überarbeitete Modelle auf Marlin-Basis (mehr ab Seite 48). Zum anderen geht es nach Italien und damit zur neuesten Version der Pedersoli Boarbuster mit der Bezeichnung „Shadow“ (Schatten). Damit aber deutet sich die nächste Gemeinsamkeit des Testaufgebotes an – das Kaliber .45-70 Government. Dank entsprechender Treibmittelladungen und Projektile

hat sich dieser Patronentyp zu einem beliebten Kaliber vor allem zur Wildschweinjagd entwickelt. Darin liegt auch der Zweck der Pedersoli-Reihe, aus der die Testwaffe stammt: „Boarbuster“ lässt sich mit sprachlicher Freiheit als “Sauenjäger“ ins Deutsche übersetzen, etwas poetischer als „Wildschweinbändiger“. Oder wie es ein VISIER-Kollege angesichts des Testaufgebots augenzwinkernd ausdrückte: „Alles Schweinkram.“

Historisch-Technisches: Zwar handelte es sich bei der Boarbuster V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher

Unterhebelrepetierer Pedersoli 86/71 Boarbuster Shadow, .45-70 | TEST & TECHNIK

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TEST & TECHNIK | Unterhebelrepetierer Hauck-Marlin 1895 GBL, .45-70

Kai Haucks überarbeitete Marlin-Repetierer M 1895:

Noch mehr Sauere i Das größte Sortiment an jagdtauglichen Unterhebelrepetierbüchsen hat die US-Firma Marlin, wie Sie auf den Folgeseiten ebenso sehen können wie das, was man daraus mit Blick auf den hiesigen Jagdbetrieb machen kann, wenn man a) Büchsenmachermeister und b) selber leidenschaftlicher Jäger ist.

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Unterhebelrepetierer Hauck-Marlin 1895 GBL, .45-70 | TEST & TECHNIK

Der US-Hersteller Marlin: Seit 1863 als Fabrikant tätig, präsentierte John Mahlon Marlin 1881 seinen Unterhebler-Erstling, basierend auf Entwürfen des US-Konstrukteurs Andrew Burgess, der im Waffensektor auf knapp 600 Patente kam – dies das erste erfolgreiche 45-70er UHR-Gewehr, aber nicht das letzte. 1895 kam ein vom Chefkonstrukteur Lewis Lobdell Hepburn (vormals bei Remington tätig und US-weit als erstklassiger Long-RangeSchütze bekannt) ersonnenes Modell für ein Spektrum kraftvoller Ladungen von .38-56 bis .45-90. Wie seit der Marlin M 1889 üblich, besaß auch das M 1895 das Hauptkennzeichen aller UHR dieser Fabrik: einen rundum geschlossenen Systemkasten mit seitlichem Auswurffenster. So konnten und können dem Schützen ausgeworfene Hülsen nicht ins Gesicht fliegen. Ganz abgesehen von der verbesserten Gehäusestabilität und dem Umstand, dass diese Bauweise ideal dazu war, um ein Zielfernrohr zu montieren – auch wenn das um 1890 kaum jemand als Option vor Augen gehabt haben dürfte. Zudem ersann Hepburn diverse bis heute typische Marlin-Features, darunter den zweiteiligen Schlagbolzen, der eine versehentliche Zündung ebenso ausschloss wie er den Zündverzug verkürzte. Dann den RiegelFebruar 2022

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bolzen, der nur im System werkelte und nicht wie die zwei Riegelelemente à la Winchester M 1886 und M 1892 schmutzfördernd nach unten austrat. Freilich hat das heute als M 1895 bekannte Marlin-System mit dem ersten desselben Namens wenig zu tun. Bei diesem Früh-Stück schloss die rechte Verschlussseite plan mit der Systemaußenseite ab, weil der Verschluss rechts außen im Gehäuse lief. 1972, also vor genau 50 Jahren, brachte Marlin das New Model 1895 heraus. Dessen innere Werte orientierten sich an denjenigen des 1948 vorgestellten Marlin-Modells 336 – allem voran betraf das den runden Verschluss im Systeminneren. Die ‘95er Versionen enthalten im Namen je nach Ausstattung Kürzel wie „GBL“, „SBL“ oder „ABL“ für „Guide Big Loop“, „Stainless Big Loop“ oder „AcuSport Big Loop“: also eine kurze Jagdführer-Variante des Typs Guide Gun, dasselbe dann in RostTräge und zum Schluss eine Spielart für den US-Fachhändler AcuSport. „Big Loop“ bezeichnet wiederum die Dimension der Öffnung im Durchladeoval des Repetierbügels: Ausgehend von einem 1938 für Filmstar John Wayne kreierten übergroßen Repetierhebel, haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten vergrößerte / variierte Lever etabliert. Ungeachtet aller Unterschiede kommen ‘95er Marlins standardmäßig mit SemiBuckhorn-Kimme, Perlkorn und Optikmontage-Bohrungen.

Lever Action aus der Pfalz: Exakt diese Reihe M 1895 stellt heute die am häufigsten abgewandelte Familie leistungsstarker Lever-Action-Büchsen. In Deutschland ist das aufs Jagdliche ausgerichtete UHR-Customizing vor allem das Revier von Büchsenmachermeister und -ingenieur Kai Hauck aus Neustadt an der Weinstraße: Er übersandte die abgebildeten Stücke, darunter auch die beiden Testwaffen (Seite 50 und 52). Beim UHR-Tuning gibt es nichts, was es nicht gibt – um mit dem Äußeren anzufangen: Das umfasst Metall-Beschichtungen in allen denkbaren Cerakote-Farben ebenso wie andere Schäfte. Zur Beschichtung merkt Kai Hauck mit Blick auf eins der Gewehre an: V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher, Sven Hehmann, Kai Hauck

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er bei „Marlin“ an einen alten Hochseefischer denkt, der nach langen Tagen vergeblicher Mühe endlich etwas fängt, dann aber einen riesigen Speerfisch dieser Gattung – der zeigt, dass er Ernest Hemingways Klassiker „Der alte Mann und das Meer“ gelesen und vielleicht auch den gleichnamigen Film mit Schauspiellegende Spencer Tracy gesehen hat. Aber diese Sicht aufs Maritim-Künstlerische verdeckt den Blick auf in den USA vom Hersteller eben dieses Namens hergestellte Lever-Action- oder Unterhebelrepetierer (UHR). Davon wird manches Stück in Deutschland exakt auf hiesige Jagdzwecke abgestimmt, allem voran zur Jagd auf Wildschweine. Genau darum geht‘s nun – oder um die saloppen Worte eines beim Testen der UHR kiebitzenden Schützenfreundes zu wiederholen: „Ihr wieder mit euren ganzen Sauereien“.

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TEST & TECHNIK | Selbstladebüchse Ruger 10/22 Competition grey

22er Selbstlader mit Linkssystem:

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Selbstladebüchse Ruger 10/22 Competition grey | TEST & TECHNIK

Oft genug speisen viele Waffenhersteller die Linkshänder unter den Sportschützen und Jägern mit Modellen ab, bei denen bestenfalls die Bedienhebel umgesteckt werden. Ruger geht bei der 10/22 Competiton weiter und offeriert eine reinrassige Linksversion.

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eider werden auch heute noch Linkshänder stiefmütterlich behandelt, wenn es um passende Waffen geht, bei denen ergonomisch wie funktionstechnisch mehr getan wird, als schlicht alle Knöpfchen für die „South Paws“ auf die andere Waffenseite zu verlegen oder diese von vornherein für beidseitige Bedienbarkeit auszulegen. Gelangt man dann doch an ein rein für den Linkshandbetrieb designtes Modell, handelt es sich meist um einen Jagdrepetierer oder eine Jagdflinte. Da geht noch mehr, gerade auch für den Sportbereich: Ruger stellt dem Match-Halbautomaten 10/22 Competition grey eine neue Variante zur Seite, die in jeder Hinsicht für die Nutzung rein durch Linkshänder hin entwickelt wurde.

Ruger konzipierte die neue Spielart der 10/22 Competition grey konsequent als Waffe für Linkshänder. Und das geht weit über beidseitig bedienbare Hebel oder auf die andere Seite der Waffe versetzte Bedienelemente hinaus. Auch

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Fotos: Sven Hehmann, Marcus Heilscher

Auf Links gedreht:

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TEST & TECHNIK | Feststehende Messer von Böker

Feststehende Messer von Böker:

Für jeden Tag Feststehend, Outdoor-tauglich und zudem etwas, das nicht mit den Bestimmungen des deutschen Waffengesetzes kollidiert – unter dieser Vorgabe stand die Order für ein Messer-Sortiment der Solinger Firma Böker, um das es im Folgenden geht.

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Feststehende Messer von Böker | TEST & TECHNIK

Die Test-Kandidaten: Allen gemeinsam: Keine Klinge jenseits der genannten gesetzgeberischen Einschränkungen bezüglich der Länge. Wie die folgende Kurzbeschreibung zeigt, liegen die Klingenmaße des Quintetts zwischen 72 und 95 mm. Zudem belegt die Auswahl, dass man auch bei den Lütten auf nichts verzichten muss, was es bei den Großen gibt. Allem voran gilt das für den Variantenreichtum, beim Februar 2022

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Fotos: Marcus Heilscher, Matthias S. Recktenwald

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al raus in die Natur, wie früher beim Spaziergang, wenn Großvater oder Vater vorneweg gestiefelt sind, das Fernglas um den Hals und irgendwo am Mann ein Messer, um unterwegs einen Stock zu schneiden oder mal einen Apfel zu schälen? Klar, machen auch heute die Opas und die Papis so, selbst wenn bayerische Krachlederne und lodengrünes Tuch längst schwedischen Outdoor-Hosen und den unter rüstigen Rentnern allgegenwärtigen karierten Funktionshemden mit dem Zeichen der Wolfspranke gewichen sind. Und das Messer? Früher nahm man, was da war, und gut war‘s. So einfach ist es heute leider nicht mehr. Hier greifen die Regelungen aus dem Waffengesetz, namentlich aus dem Paragraphen 42a „Verbot des Führens von Anscheinswaffen und bestimmten tragbaren Gegenständen“. Darin heißt es: „(1) Es ist verboten [...] 3. Messer mit einhändig feststellbarer Klinge (Einhandmesser) oder feststehende Messer mit einer Klingenlänge über 12 cm zu führen.“ Im Folgeabschnitt verweist dieser Paragraph auf Ausnahmen vom Verbot, also den „Transport in einem verschlossenen Behältnis“ und auf das Führen bei „berechtigtem Interesse“. Hm. Was aber tut, wer sich hier auf keine Spekulationen und Diskussionen einlassen will – kein Messer mitnehmen? Aber nicht doch: Man blende Einhandmesser aus, dito Feststehendes mit Klingen über 120 mm Länge. Es gibt nämlich ein Sortiment jenseits davon. Also Messer, die in der englischsprachigen Welt „everyday carry knife (kurz: EDC)“ heißen und die in Deutschland (außerhalb ausgewiesener Waffenverbotszonen) nicht dem Führverbot unterliegen. Fünf davon hat die Firma Böker VISIER übersandt, diese seien hier vorgestellt.

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TEST & TECHNIK | Zielfernrohr Burris Six Xe 3 - 18 x 56

Burris-ZF für Jagd und Sport:

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Zielfernrohr Burris Six Xe 3 - 18 x 56 | TEST & TECHNIK

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or 50 Jahren gründete Don Burris, zuvor Entwickler beim Hersteller Redfield, das noch heute nach ihm benannte Optik-Unternehmen. Heute offeriert die Firma Optiken für jeden Geschmack, Einsatzbereich und Geldbeutel. Neben Zielfernrohren und Reflexvisieren gibt es auch prismatische Visiere und Wärmebildgeräte, letztere sowohl für den Handbetrieb als auch als Vorsatzgerät. Unter den Zielfernrohren starten die Preise bei knapp über 300 Euro für ein schlichtes Burris Fullfield E1, aber das Unternehmen bietet etwa mit den Modellen aus der Baureihe XTR III auch sehr leistungsstarke Varianten für Militär, Behörden und ehrgeizige Long-Range-Schützen – die Burris XTR III liegen dann preislich aber auch allesamt deutlich über 2000 Euro. Mit den Serien Four Xe und Six Xe bewegt man sich im preislichen Mittelfeld, wobei die Zahl im Namen auf den ZoomFaktor der Zielfernrohre hinweist. Das einfachste kleine Drückjagdglas der Four Xe-Serie mit vierfachem Vergrößerungsfaktor ist dabei bereits ab rund 550 Euro zu erstehen. Das vorliegende Modell 3 – 13 x 56 Six Xe bleibt aber immer noch deutlich unter der magischen Grenze von 1000 Euro und zehn Jahre Garantie gibt es auch dafür. Neben den ausgewachsenen Target-Versionen mit 56-mm-Objektiv umfasst die Baureihe auch ein kompaktes Modell mit 24er Objektiv und einem Vergrößerungsbereich von 1 – 6x. Das Absehen sitzt bei allen Xe-Modellen grundsätzlich in der Zweiten Bildebene, es erscheint dem Schützen also unabhängig von der eingestellten Vergrößerung immer gleich groß. Der Importeur listet das Six Xe 3 – 18 x 56 wahlweise mit Absehen LA SCR MIL, einem Präzisionsschützen-Absehen mit relativ umfangreicher, Milliradiant-basierter Strichplatte oder wie bei dem vorliegenden

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Testexemplar mit dem Absehen „Ballistic E3“. Dabei handelt es sich um ein angenehm übersichtliches Absehen mit feinen Fäden und einigen wenigen zusätzlichen Markierungen für zusätzliche Haltepunkte für Höhe und Winddrift eines typischen Langwaffengeschosses. In der US-Version wären das Strichmarken von 100, 200, 300 und 400 Yards mit MOA-basierten Maßen (MOA: Minute of Angle, Winkelminute), dazu passende Haltepunkte für einen Seitenwind von 10 Meilen pro Stunde. Für die internationale Variante des Zielfernrohrs hat der Hersteller Strichplatte und Absehenverstellung aber wohl für metrische Einheiten abgewandelt. Und bei dem vorliegenden Exemplar erfolgt auch die Absehenverstellung in Rastschritten von einem Zentimeter per Klick. Der Alberts-Katalog listet das Modell nur mit diesen zwei Absehen, aber Burris selbst gibt auf der Internetseite für internationale Märkte an, das ZF sei auch mit beleuchtetem Absehen 4 lieferbar. Achtung: Beleuchtet wird bei dem Absehen Ballistic E3 nur das innere Fadenkreuz. Das ist vor allem bei Dunkelheit eine für das Auge sehr angenehme Lösung beim Schießen auf ein festgelegtes Ziel, bei dem der Schütze sich über Entfernung und Windverhältnisse genau im Klaren ist, weil hier nicht das gesamte Absehen mit all seinen Balken und Strichen beleuchtet wird. Bei sehr schlechtem Licht muss man dann aber zwangsläufig auf die Nutzung zusätzlicher, aber unbeleuchteter Markierungen der Strichplatte verzichten. Fein gelöst: Die Verstellung und fein abgestimmte Intensität der Absehenbeleuchtung. Angefangen von der Nullstellung als Fixpunkt, arbeitet die Justierung in klar fühlbaren Rastschritten für insgesamt elf Beleuchtungsstufen. Auf volle Leistung hochgedreht ist die Beleuchtung des Fadenkreuzes auch bei vollem Tageslicht gegen hellen Hintergrund klar V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher, Burris

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Die amerikanische Marke Burris bietet mit dem Six Xe 3 – 18 x 56 ein Zielfernrohr mit Leuchtabsehen in der Zweiten Bildebene. Wie schlägt sich das Glas mit sechsfachem Zoom auf dem Stand?

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TEST & TECHNIK | Rotpunktvisier Steiner MPS

Neues, geschlossenes Rotpunktvisier Steiner MPS für harte Einsätze:

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Rotpunktvisier Steiner MPS | TEST & TECHNIK

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Fotos: Marcus Heilscher

Jedem gefallen sie nicht: Rotpunktvisiere im sogenannten Containerdesign. Doch wer sich von ästhetischen Empfindungen nicht verwirren lässt, erkennt die großen Vorteile dieses Systems. Welche das genau sind, lesen Sie hier:

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TEST & TECHNIK | Papierpatronen für Musketen

Patronen für glattläufige Vorderladergewehre:

Papierkram In VISIER-Ausgabe 12/2021 ging es um das Do it yourself von Papierpatronen für gezogene Vorderladergewehre – an dieser Stelle nun eine Anleitung zum Selberbau von Papierpatronen für Musketen und damit glattläufige Gewehre, ergänzt auch um einige historische Informationen.

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prechen Schwarzpulverschützen und Waffensammler von Papierpatronen, geht‘s meist um Patronen für Zündnadelgewehre oder für Perkussionshinterlader wie Sharps oder Podewils. Dazu gibt es nun ausreichend Literatur – hingegen sind Papierpatronen für Musketen heute so gut wie vergessen, obwohl gerade diese abermillionenfach verwendet worden sind: Hier nun die Erklärung dazu, wie sich Papier-

patronen für Musketen herstellen lassen und wie sie verwendet worden sind (wie stets bei Ladedaten ohne Gewähr).

Geschichtliches und Technisches: Für mehr als 300 Jahre führte die Infanterie überall auf der Welt glattläufige Musketen. Im Laufe der Jahre änderten sich zwar deren Schlosse und ihre äußeren Formen, der innen glatte Lauf blieb aber das Kennzeichen eines Infanterie-

gewehrs. Und dessen Präzision hatte sich seit dem 30-jährigen Krieg kaum verbessert. Deshalb konzentrierten sich die militärischen Bemühungen in allen Staaten darauf, die Feuergeschwindigkeit zu erhöhen. Eine gut gedrillte Infanterie konnte mit glattläufigen Steinschlossmusketen selbst unter Gefechtsbedingungen in zwei Minuten bis zu fünf Schuss abgeben, allerdings ohne zu zielen. Der Soldat hielt den Lauf der Muskete

Reenactment, preußische Landwehr: Beim Darstellen des Bataillenfeuers beißt der Mann zum Laden vorn die Patrone auf.

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Papierpatronen für Musketen | TEST & TECHNIK

Ziel blieb aber immer, möglichst rasch zu schießen. Um da schneller zu werden, musste man vor allem schneller laden. Ein Mittel dazu war die Papierpatrone, die nur dazu da war, das Laden der Gewehre und damit die Schussfolge zu beschleunigen. Im 1837 in Berlin erschienenen „Handbuch zur Belehrung der Landwehr-Subaltern-Offiziere“ heißt es: „Da es bei der Chargierung bedeutenden Aufenthalt veranlassen würde, wenn der Soldat das zur Ladung benöthigte Pulver jedesmal abmessen, und dieses und die Kugel jedes besonders in den Lauf bringen müsste, auch ferner, während des Gefechts, dieses Abmessen der benöthigten Pulverquantität für die geschlossen aufgestellte Infanterie mit Februar 2022

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Verschluss der fertigen Patrone durch Faltung, wie in der preußischen Vorschrift gezeigt.

Preußische Musketenpatrone, gewickelt, gefaltet, verschnürt („gewürgt“).

Patronen aus Packpapier (v.l.): Neben der Version mit „französischem Bruch“ eine, bei der das über dem Pulver stehende Papier zusammengedreht und durch Verknoten gesichert ist. Der Überstand ist umgefaltet. V ISIER. de

Fotos: Wolfgang Finze, Archiv

einfach in Richtung des Feindes. Man meinte damals, je mehr Kugeln gleichzeitig fliegen, umso größer auch die Chance auf einen Treffer. Erst nach den Napoleonischen Kriegen änderte sich diese Einstellung etwas. Die meisten Armeen Europas versahen ihre Musketen deshalb mit einer Kimme und verbesserten die Schießausbildung. Trotzdem blieb bei der Infanterie die möglichst schnelle Schussfolge das Maß der Dinge. Die 1828 in Berlin erschienene „Handbibliothek für Offiziere (…)“ beschrieb die in Preußen getätigten Erfahrungen beim Salvenfeuer einer mit glattläufigen Musketen bewaffneten Einheit, die mit Papierpatronen auf eine sechs Fuß (etwa 1,80 m) hohe und 40 Schritt (30 m) lange Bretterwand feuerte. Dabei trafen die Scheibe: – Auf 100 Schritt (75 m) 150 Treffer, also etwa ¾ der abgegebenen Schüsse. – Auf 200 Schritt (150 m) 100 Treffer, also etwa die Hälfte der abgegebenen Schüsse. – Auf 300 Schritt (225 m) 55 Treffer, also etwa ¼ der abgegebenen Schüsse. Ging es mit der Muskete gezielt auf eine sechs Fuß hohe und vier Fuß breite Scheibe (zirka 1,80 x 1,20 m), dann erwartete man: – Auf 50 Schritt (37,5 m) 90 bis 97 Prozent Treffer, – Auf 100 Schritt (75 m) 76 bis 90 Prozent Treffer, – Auf 200 Schritt (150 m) 55 bis 76 Prozent Treffer, – Auf 300 Schritt (225 m) 41 bis 45 Prozent Treffer.

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TEST & TECHNIK | Granatpistole HK69

40-mm-Granatpistole in der deutschen Polizei:

„Wir können auch anders“ ... ... das ließe sich als Motto über den polizeilichen Einsatz von Granatpistolen schreiben. Was es da an Waffenart, technischer Entwicklung und auf die jeweiligen Einsatzzwecke zugeschnittener Munition gibt, steht in diesem Artikel.

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roße Kaliber und Polizei? Hinsichtlich besonderer Großlagen mit gewaltsamen Demonstrationen lautet hier die Antwort: aber ja, wenn auch nicht bundesweit. Frage und Antwort beziehen sich auf die Mehrzweckpistole 1 (MZP 1), beziehungsweise Granatpistole der Firma Heckler & Koch (firmeninterne Bezeichnung: HK69). Andere Länder wie Frankreich oder die Schweiz tun sich mit solchem Gerät nicht sonderlich schwer, in Deutschland hingegen stehen dem Einsatz mancherorts die Oberbedenkenträger im Weg. Aufgrund des Föderalismus in Deutschland hat ja jedes Bundesland das Recht, seine Ausstattung selber auszuwählen. Daher befindet sich die MZP 1 nicht in allen Bundesländern im Bestand. Als

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erstes rüstete Baden-Württemberg 1983 die Polizei mit der MZP 1 aus – hier nun der Blick auf Waffe, Entwicklung und Munition.

ermöglicht Visierschüsse auf 50, 75 und 100 Meter, die Granatpistole aufgrund des aufklappbaren Leitervisiers bis 350 Meter.

Die MZP 1:

Historie:

Es handelt sich um eine als Einzellader ausgeführte Handfeuerwaffe mit Kipprohrverschluss und ausziehbarer Schulterstütze. Mit ihr verschießen lassen sich Patronen in den Größen 40 x 46 mm und 40 x 123 mm, behördlich oft auch als 40 mm x 46 respektive 40 mm x 123 bezeichnet. Die Bundeswehr hat grundsätzlich denselben Waffentyp, der dort als „Granatpistole 40 mm“ bezeichnet wird. Beide Ausführungen sind baugleich, mit Ausnahme der Visiereinrichtung und der Schulterstütze. Die MZP

Die Entwicklung zur MZP 1 wäre freilich ohne Vorläufer aus den Vereinigten Staaten von Amerika nicht denkbar gewesen: 1961 führte die US-Armee nach zehnjähriger Entwicklung den mit gezogenem Lauf ausgerüsteten Granatwerfer M79 ein. Den nannten die Soldaten umgangssprachlich aufgrund seines speziellen Mündungsgeräuschs „Thumper“, „ThumpGun“, „Bloop Tube“ oder „Blooper“. Dabei handelt es sich um ein schultergestütztes System zum Abfeuern von 40-mmGranaten. Abdecken sollte es die Lücke Februar 2022

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Granatpistole HK69 | TEST & TECHNIK

Es gibt für die MZP 1 diverse Laborierungen. Hier eine Blitz-Knall-Version sowie zwei Varianten für grünen respektive roten Rauch. Februar 2022

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Fotos: Markus Stappen

Je nach Ausstattung ihres Bundeslandes führen deutsche Polizeibeamte (l.) die Granatpistole HK69 alias MZP 1, diese wird auch beim Militär (r.) nutzt.

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SAMMELN & SELBERMACHEN | KK-Halbautomat Calico M 100

Calico M 100: Ein 100-schüssiger Selbstladekarabiner in .22 l.r.

Captain Future Kein Wunder, dass diese skurrile Selbstladewaffe in mehreren sehr bekannten Science Fiction-Streifen zu sehen war. Und diese oft belächelten Filmwaffen, welche nie nachgeladen werden müssen - sie existieren offensichtlich doch...

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KK-Halbautomat Calico M 100 | SAMMELN & SELBERMACHEN

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buchen. Früher waren es Heckflossen an Autos, heute dagegen sind es eher Glitzersteinchen an bestimmten Stellen von ziemlich teuren Damenhosen - einfach schön. Doch wesentlich seltener sind die bislang unvorstellbaren technischen Neuerungen, die in einem eher ungewöhnlichen Design verpackt werden. Wenn dies einmal geschieht, und vor allem auch noch einwandfrei funktio-

niert, kann so etwas entstehen wie die Calico M 100. Und dann geht es ganz schnell, dass sich derart gestaltete Waffen wie Calicos in einigen bekannten Science Fiction-Filmen wie Spaceballs, Star Trek, Robocop oder Total Recall finden - von mehreren Dutzend anderer Actionfilme ganz abgesehen. Dabei ist eine Calico beileibe keine funktionelle Designstudie. Neben dem futuristischen

Fotos: Marcus Heilscher, Archiv

enn Waffen Poren hätten, käme es bei der Calico aus jeder heraus: Das Fluidum des Fortschrittglaubens, der bis heute zum American Way of Life gehört wie Rock and Roll zum Petticoat. Und immer wieder fanden und finden sich in den USA nonkonforme Erfinder, die relativ unnütze Accessoires an relativ nützliche Sachen bauen, und damit Erfolg ver-

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FASZINATION WAFFEN | Perkussionsrevolver Colt M 1861 Navy

Seltener Colt M 1861 Navy:

Aus dem Bürg e Ein alter Revolver, der den Sammler durch seinen tadellosen Zustand begeistert – und der mitten hineinführt in die Geschichte seiner Herstellerfirma sowie in den Krieg zwischen Nord- und Südstaaten und damit zu dem letzten Tag im Leben seines einstigen Besitzers.

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ls Büchsenmacher und Antikwaffenfachmann Siegfried Hinz mitteilte, er habe da einen „Colt Colt Navy“ liegen, gab es erst mal ein Achselzucken – okay, prima. Dann die Ergänzung: „... aber einen mit Namenszug und ein paar Papieren. Und dazu recht schön.“ Das machte neugieriger. Also ging der Auftrag an die Spedition raus und der Oldtimer aus dem 19. Jahrhundert begab sich auf den Weg nach Nassau. Dann lag er da – und den Redakteuren blieb die Luft weg: Ein Colt Navy, soweit richtig, aber nicht einer aus der (auch

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durch Zigtausende von Neo-ClassikerKopien) bekannten Modellreihe 1851, sondern der Reihe 1861. Und die ist viel seltener, was seinerzeit im Colt-Vertrieb sicher für Kopfzerbrechen sorgte, während es heute den glücklichen Besitzer freut. Vor allem dann, wenn ihm ein Stück in diesem Zustand vors Auge gerät: Die Waffe erstrahlte in einem Finish, dem abgesehen von diversen Flecken und minimalen Macken sowie der für 16 Jahrzehnte unumgänglichen Patina die Beschreibung „near mint“ gebührte, also diejenige eines nahezu ladenneuen Äußeren: Ein klassischer Colt‘scher

Nussbaumgriff, einteilig – und noch mit sämtlichem Firnis. Eine Griffspange aus Messing, die noch fast komplett die für den Zivilmarkt-Waffen übliche Versilberung aufwies, mit der die Yankees aus Hartford in Connecticut das sechsschüssige Eisen einst ausgeliefert hatten. Lauf und Trommel gebläut, aber nicht in dem für den heutigen Tauchprozess oft üblichen und nicht immer eleganten Rabenschwarz, sondern in einem wunderschönen Farbton mit grauem und blauen Einschlag. Und dann Rahmen und Ladepresse – buntgehärtet und womöglich per Wachs geschützt, Februar 2022

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Perkussionsrevolver Colt M 1861 Navy | FASZINATION WAFFEN

Detail der Trommel: der Hersteller-Verweis auf den Patentschutz, dahinter (ganz schwach lesbar) die vier hinteren SeriennummerZiffern des vorliegenden Colt-Vorderladerrevolvers.

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Bei alledem war das freilich kein Stück, das nun durch extraordinäre Verarbeitung aufgefallen wäre. Dem standen unübersehbar die für damalige Colts durchaus gängigen Werkspuren sichtbar entgegen. Aber dies war ein Revolver, der ins Detail gehende Studien dazu erlaubte, wie die Waffen seinerzeit aus der Fabrik in Hartford kamen und warum sie hier und da so ausfielen, wie sie das taten. Hier befand (und befindet) sich das VISIER-Team gegenüber einem Großteil der Welt deshalb im Vorteil, weil die für das Heft tätigen Fotografen für kleine Details auch gern mit Hochleistungsobjektiven an ihren Kameras anrücken und über deren Können so stolz reden wie Sportschützen, Waffensammler und Jäger vom neuen Prachtstück in ihrem Waffenschrank. Diese Super-Optiken erlaubten zusammen mit großen Computer-Bildschirmen den Blick in die Tiefe des Materials, zeigten zum Beispiel, wie seinerzeit die Werkzeuge beim Schlichten gelaufen sind. Zeigten zudem, dass dieser Colt sein Dasein wohl nur in Vitrinen und Kästen verbracht hat: Weder gab es die nach mehr- oder gar zigfachem Abschlagen unumgänglichen Schlagspuren an der entsprechenden Stelle vorn im Hahn, noch fanden sich die damit korrespondierenden Macken an den Oberseiten der Pistons. Und nur leicht fanden sich an dieser Waffe jene Schleifspuren außen am Umfang der Trommel, für die bei deren Drehen und ihrem anschließenden Arretieren der innen unten im Rahmenfenster untergebrachte Trommelstopp-Hebel sorgt, weil er sich im verkehrten, weil etwas zu frühen Moment nach oben schiebt: Schon das sorgte für einen Colt, an dem sich der auf schöne historische Stücke erpichte Sammler und Waffenliebhaber nicht sattsehen konnte. V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher und Janina Hinz

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dies in jenen brillanten Braun- und Blau-Tönen, für deren Effekt beim Prozess dieses „case hardening“ laut den Auskünften entsprechend interessierter Insider wohl die Verwendung von Holz-, Leder- und Knochenkohle verantwortlich zeichnete.

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VOR ORT | Jagdliche Schießausbilder-Ausbildung

Weiterbildung im jagdlichen Schießen:

Lehrer der Lehrer Wer bildet eigentlich die Ausbilder in der Schießausbildung aus? Gut schießen sollte man können, aber was sonst noch? VISIER ist der Frage nachgegangen und hat sich damit beschäftigt, wie eigentlich die Ausbilder in der Jungjägerausbildung ihre Meriten erwerben. Eines sei gesagt: Es gehört mehr dazu, als gut schießen zu können.

E Vergleich: So verschieden können Schäftungen sein. Nicht jeder Schaft ist für jeden geeignet.

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ine alte Weisheit lautet: Schießen kann jeder lernen, wenn man ein wenig Talent mitbringt. Wer seine Fähigkeiten verfeinern will, der trainiert. Der legendäre US-Kunst- und Wettkampfschütze Jerry Miculek antwortete einst auf die Frage, wie man so gut wie er werden kann, mit dem Satz, dass man morgens der Erste auf dem Stand sein soll und abends der Letzte. Nun gibt es aber im Schießen mehr als nur eine Disziplin. Was bei Sportschützen Leidenschaft und Begeisterung für

das Hobby darstellt, gehört bei anderen eher zu den Begleiterscheinungen. So müssen Berufswaffenträger und auch Jäger mitunter erst an diese Materie herangeführt werden, damit sie ihre Gerätschaften sicher bedienen können. Hier trifft der Schütze dann auf die Schießtrainer, die ihnen Waffen und Technik erklären und auch die korrekten Abläufe beibringen. Dazu gehört in der Regel eine Ausbildung, um dieses Wissen zu vermitteln. Aber wie bildet man denn die Ausbilder aus? Februar 2022

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Jagdliche Schießausbilder-Ausbildung | VOR ORT

Techniken werden gemeinsam erarbeitet und diskutiert.

Es wurden auch technische Hilfsmittel vorgestellt, etwa eine verstellbare Schafterhöhung.

Exemplarisch kann man dies an einem Kurs festmachen, an dem Schießausbilder im jagdlichen Schießen teilnahmen, die ihr Wissen erweitern und dieses dann an die angehenden Jäger weitergeben wollten. Ausrichter: der Landesjagdverband Baden-Württemberg, genauer gesagt, die Akademie Wild, Jagd und Natur. Die hier tätigen Ausbilder der Ausbilder müssen natürlich ebenfalls den Kurs besucht haben und entsprechend auch in der Jungjägerausbildung tätig sein, neben dem erfolgreichen Schützendasein. Allein schon darüber bringen sie meist viel schießpraktisches Wissen mit. Leiter des Ganzen ist Ralf Lesser, Schießobmann vom LJV BadenWürttemberg. „Wer denkt, dass er hier das richtige Schießen lernt, der ist leider fehl am Platz“, war einer der ersten Sätze von Martin Hirsch, einer der beiden Dozenten des Lehrganges zum Schießausbilder. Hirsch, seit mehr als 30 Jahren JäFebruar 2022

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ger und Kaderschütze des Landes Baden-Württemberg, weiß, wovon er spricht, denn neben seiner sportlichen Erfahrung kommt die Lehrtätigkeit in der Jungjägerausbildung hinzu. Die zweite Dozentin war Eva Wizemann, schon 21 Jahre lang Jägerin und ebenfalls Kaderschützin für das jagdliche Schießen. Sie ergänzte: „Es muss darum gehen, wie wir die Jungjäger so ausbilden, dass sie später in der Praxis einen sicheren Schuss antragen können. Und den Grundstein dafür legt die entsprechende Ausbildung.“ Und Hirsch knüpfte an: „Ausbilder sollten schon gute Schießleistungen mitbringen, um ihren Schülern zu zeigen, was wichtig ist. Keiner muss Deutscher Meister sein, aber jeder Ausbilder sollte Grundtechniken beherrschen und leidlich schießen können.“

Theorie und Praxis: Nach den einführenden Worten der Ausbilder ging es auch direkt in die Vollen. Insgesamt teilte sich der Kurs in zwei Bereiche. Den Schuss auf stehende und

sich bewegende Ziele, gepaart mit entsprechenden Praxisübungen. Es begann mit den Grundtechniken des Büchsenschießens und Techniken zum Schießen auf feste Ziele. Als Grundlage dienten die offiziellen Scheiben des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Sitzend aufgelegt, stehend angestrichen, liegend – das waren die Anschlagsarten, die zu beachten waren. Die Dozenten erklärten zunächst die korrekte Haltung und worauf die künftigen Ausbilder bei ihren Schülern zu achten haben. Auch wiesen sie auf ein paar Kniffe hin, mit denen sich Haltung, Stand und Position verbessern lassen. „Das sind alles nur Ratschläge und Anhaltspunkte. Wichtig ist, dass man vorher nach Besonderheiten fragt. Hat man Linkshänder dabei oder Leute mit körperlichen Einschränkungen, auf die man achten sollte? Der Ausbilder muss auf jeden seiner Schüler eingehen und nicht einfach sein Programm abspulen“, erklärte Eva Wizemann. V ISIER. de

Fotos: Alexander Losert

Jagdlicher Schießausbilder:

Anleihen aus dem sportlichen Schießen.

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