VISIER 09/2024 Leseprobe

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Tiger-Büchsen: Zwei

historische Prachtstücke

7 mm PRC: Ladetips für das Long Range-Trendkaliber

Frankonia Favorit in der Jagdpraxis: Rückkehr des 98ers?

B & T APC Pro: Optimierte StGw und Halbauto maten

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Zum Digitalabo:

Glaubt Ihr, das nutzt was?

Im Moment ist es wie im Komödienklassiker „Und ewig grüßt das Murmeltier“. Jeden Monat ist von Gewaltverbrechen zu lesen, sehr oft begangen mit Messern. Und von Leuten, die sich meist nicht aus den Reihen der autochthon geborenen Verbrecherklasse rekrutieren und die ohne Rücksicht auf andere Migranten etwa der eigenen Landsmannschaft agieren, die in ihrer Mehrzahl sicher friedlich sind. Was aber tun unsere Politiker, außer wieder wortgewaltig, aber tatenschwach das Abschiebungsthema zu bemühen? Na, das hier: „Wir verbieten Messer im öffentlichen Raum!“ – „Spitzenidee!“, scheinen manche zu denken, darunter auch Jochen Kopelke, der Chef der Gewerkschaft der Polizei, und setzt eins drauf: Warum nicht Messerbesitzer dafür belohnen, wenn sie ihr scharfes Teufelszeug abgeben, etwa durch ein kostenloses Jahresabo bei Streaming-Diensten wie Net ix? „Spitzenidee indeed!“, mag da manch kreativer Geist zustimmen und planen, sich im Ausland (also dort, wo’s mangels In ation billiger ist), eine Handvoll Fünf-Euro-Messer zuzulegen, um diese gewinnbringend in so ein Abo umzumünzen. Angesichts solcher – Entschuldigung, aber das muss jetzt raus – Hirnfürze fragt sich der geneigte Beobachter, wo da der Nutzen liegen soll. “Spitzenidee!“, so sehen es aber auch durchaus geschätzte Kollegen der Tages- und Wochenpresse. Die staunen darüber, was das Waffengesetz in Sachen Messer zulässt und bekunden passim, dass sie das Verbotsansinnen unserer Innenministerin quasi für das Beste seit der Er ndung des Scheibenbrotes halten (obwohl, da braucht man auch was Scharfes dafür). Was bezeugt, dass man sich zwar übers Waffengesetz auslässt, es aber nicht gelesen hat. Hier ein paar Denkanstöße: Welcher Verbrecher kümmert sich ums Ordnungsrecht (und damit das WaffG), vor allem, wenn er zugewandert ist? Wohl kaum einer. Zumal das Totstechen von Leuten nicht erst seit gestern verboten ist. Folglich nutzen dauernde WaffG-Verschärfungen zur Kriminalitätsprophylaxe nullkommanull. Ganz einfach, versteht jeder, oder? Warum hinterfragen dann meine Kollegen nicht die Sinnhaftigkeit solcher Vorhaben, sondern stimmen fröhlich in den Verbotsreigen ein? Warum kommt niemand auf die Idee, abzuklären, was die bisherigen WaffG-Verschärfungen gebracht haben, oder sich die Frage zu beantworten, ob solche politischerseits intendierten Maßnahmen vom Sachverhalt her nicht eher unter Aktionismus und Populismus einzustufen sind? Oh, und dann war noch nicht die Rede davon, was Frau Faeser sonst alles auf ihrer Verbotsliste hat ...

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Beretta 92X Tuningteile:

Der Tuning-Spezialist Toni System hat viel Nützliches für die 92X im Repertoire.

Stoeger STR-9S Combat:

Eine Polymer-Pistole in 9 mm Luger als Komplettpaket: Was kann das? Ab Seite 10.

Zwei historische Büchsen zur Tigerjagd ... ... einmal in Kipplaufausführung, einmal mit Blockverschluss: Die Geschichte zu diesen Raritäten lesen Sie ab Seite 88.

Frankonia Forest Favorit:

Sie sehen zwei unterschiedlich geschäftete

Gewehrgranaten-Büchsen der SS:

Vier Prototypen liegen in einem tschechischen Museum – hier der Blick auf die Technik der Stücke und auf das, was sich dazu noch ermitteln ließ. Ab Seite 106.

Brandneu und top präzise: Ein militärischer Selbstlader von Steyr Arms, der Militär und Sport gerecht werden soll – ob das stimmt, das lesen Sie ab Seite 30.

7 mm PRC und Savage 110 Ultralight ... ... auf diese Weise lässt sich das Test-Setting dieses Artikels zusammenfassen: Bei dem geht es um Ladetips für das Long Range-Trendkaliber. Ab Seite 22.

Test & Technik

Stoeger STR-9S Combat: 10 9 mm als Komplettpaket: Test der Polymer-Pistole aus der Türkei.

Beretta 92X Tuningteile 16

Tuningteile für die Pistole gibt´s jetzt auch direkt vom Beretta-Importeur.

7 mm PRC 22

Ladetips für das Long Range-Trendkaliber, eprobt anhand der Savage 110 Ultralight.

Steyr DMR 762 30

Brandneu und top präzise: Ein militärischer Selbstlader von Steyr Arms.

B & T APC Pro 38

Die Schweizer Waffenschmiede spendiert ihren automatischen Gewehren ein Upgrade.

Frankonia Forest Favorit: 46

Test: Zwei Jagdrepetierer mit Mausers 98er System, beide in .308 Winchester, einer mit Kunststoff-Lochschaft, einer in Nussbaum.

Meopta Meostar R2 ... 54

... 2,5 – 15 x 56 RD PA – lesen Sie, was das Zielfernrohr beim Test auf dem Schießstand und im jagdlichen Alltag leistet.

VISIER vor Ort

Jagdausbildungsgelände 58

In Landscheid eröffnete eine neue, top-moderne Schießanlage – VISIER war da.

Olympia 2024 in Paris 62

Das Abschneiden der deutschen Schützen und das Phänomen „Turkish Dad“.

OA-Convention 66

Hausmessen als das Konzept der Zukunft? VISIER war bei derjenigen von Oberland Arms.

Recht

& Ordnung

Zuverlässigkeit und Eignung 68

Das sollten alle Legalwaffenbesitzer über die „scharfen Schwerter“ des WaffG wissen.

Sammeln & Selbermachen

Zwei Tiger-Büchsen 88

Zwei Raritäten aus dem viktorianischen England, bestimmt zur Jagd auf Tiger.

Webley & White Star Line 98

Gerade versteigert: Eine Pistole für die Reederei der „Titanic“. Die Hintergründe.

Geschichte & Geschichten

Gewehrgranaten-Büchsen 106

Die SS ließ daran arbeiten – vier Prototypen gibt es: Mehr zu Technik und Geschichte.

News

Namen & Nachrichten

Trickbetrug / Waffenkontrolle 82

Büchsenmacher-Meisterkurs 82

Büchsenmacherhandwerk als Immaterielles Kulturerbe 83

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• Leuchtdauer bis zu 50 Stunden

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Üppiges Angebot Stoeger STR-9S Combat

Kaliber 9 mm Luger im Test:

zielführendes Zubehör. Andere haben es, doch fehlt dieses oder jenes sinnvolle Teil. Dann finden sich Komplettangebote, deren Preis der Summe der Einzelartikel nahekommt. Dass es auch anders geht, beweist die Stoeger STR-9S Combat.

Nun gut, „ schön “ scheint anders! Die Stoeger STR-9S hat auf den ersten Blick eher eine Anmutung wie eine extrem martialische Filmwaffe. Doch im Falle der Stoeger ndet sich mehr Sein als Schein. Die prominente, sehr hohe Visierung zum Beispiel. Sieht ohne montiertes Rotpunktvisier reichlich wuchtig aus. Ist aber genau deswegen, bei Ausfall des Rotpunkts, noch immer in der Re exscheibe sichtbar.

Normal hohe Kimmen und Korne sind beim Versagen einer montierten Rotpunktvisierung durch deren Basis verdeckt – und die Waffe damit nahezu nutzlos. Die klotzig wirkenden, weit aus dem Griffstück ragenden Magazinverlängerungen sorgen für bis zu 20 Patronen Kapazität. Und selbst Nummer 20 lässt sich zwar nur mit höherem Druck, aber ohne verbogenen Daumen laden. Im Lieferumfang der STR-9S Combat

Fotos: Marcus Heilscher, Hamza Malalla

Beretta 92X mit Tuning-Teilen von Toni System:

Big Iron

Die Beretta 92X ist zwar bereits ab Werk in ihrer Ausstattung sportlich gut aufgestellt. Ein paar Extras gehen freilich immer und die passenden Teile zur Aufrüstung vom italienischen Tuning-Spezialisten Toni System bekommt man jetzt auch direkt über den Beretta-Importeur.

Fotos: Marcus Heilscher

7 mm PRC: Fabrikmunition und Ladedaten

Weit hinaus

Vor 17 Jahren entstand durch die Zusammenarbeit des Waffenherstellers Ruger und des Munitionsspezialisten Hornady das Kaliber .375 Ruger. Hintergrund war die Entwicklung einer Großwildpatrone auf dem Leistungsniveau der bereits über 100 Jahre alten .375 Holland & Holland Magnum. Dabei sollte die Patronenge-

samtlänge jedoch auf 84,84 mm begrenzt werden, damit sich die Patrone noch aus einem Standardsystem verschießen lässt. Auf Grundlage der 375er Ruger-Hülse brachte die Firma Hornady im Jahre 2018 dann die .300 PRC (Precision Ri e Cartridge) auf den Markt. Im selben Jahr präsentierte Hornady die 6,5 PRC, welche auf der Hülse der

.300 Ruger Compact Magnum basiert. 2022 folgte dann das dritte PRC-Kaliber, die 7 mm PRC.

Alle drei PRC-Patronen besitzen einen Stoßbodendurchmesser von 13,51 mm, einen Schulterwinkel von 60 Grad und einen maximal zulässigen Gasdruck (pmax) von 4400 bar. Mit 75,06 Millime-

ter (6,5 PRC), 84,84 mm (7 mm PRC) und 93,98 mm (.300 PRC) unterschieden sie sich jedoch stark in der maximalen Patronengesamtlänge. Waffen in den PRCKalibern werden standardmäßig mit einer Dralllänge von 1:8“ (6,5 PRC, 7 mm PRC), beziehungsweise 1:8,5“ (.300 PCR) angeboten. Damit lassen sich im jeweiligen Kaliber sehr schwere respektive lan-

„Precision Rifle Cartridge“, dafür stehen die drei Buchstaben in der Kaliberbezeichnung. Was die neue 7 mm-Patrone, die jüngste der drei PRC-Kaliber leistet und wie man für das Langstrecken-Kaliber eine passende Laborierung entwichkelt, steht hier:

ge Geschosse laborieren, was die PRC als Long Range-Kaliber prädestiniert. Nachdem die 7 mm PRC im Mai 2023 in die CIP aufgenommen wurde, sind seit diesem Jahr in Deutschland auch Waffen und Fabrikmunition erhältlich. Allerdings beschränkt sich die hierzulande verfügbare Auswahl bislang auf zwei jagdliche und eine sportliche Laborie-

rung von Hornady, Norma offeriert eine Jagdlaborierung. Um sich das Leistungs- und Präzisionspotential des neuen PRC-Kalibers etwas genauer anzuschauen, bestellte die Redaktion VISIER bei der Helmut Hofmann GmbH und der Outdoor Marketing International GmbH eine Savage-Testwaffe, dazu Munition und umfangreiches Wiederladezubehör.

Fotos: Marcus Heilscher, Christopher Hocke

Designated Marksman Rifle von

Perfekte Mischung

Militärische Selbstladewaffen mit hoher Präzision sind in ihrer halbautomatischen Version für Sportschützen ein optischer Leckerbissen und ein präzises Sportgerät – das brandneue DMR 762 von Steyr Arms bedient beide Welten.

Zwischen der Reichweite normaler Sturmgewehre in 5,56 x 45 mm bis rund 400 Meter und dem normalen Einsatzbereich von Scharfschützengewehren jenseits der 800 Meter klafft eine Lücke. Diese wird durch Designated Marksman Ri es (DMR) geschlossen. Bei der Bundeswehr sprach man vom Zielfernrohrschützen und holte während des Afghanistan-Einsatzes die eingemotteten G3 dafür wieder aus den Depots. Mittlerweile hat man hier mit dem G28 im Kaliber 7,62 x 51 mm von Heckler & Koch sinnvoll aufgerüstet. Da sich aber die Anforderungen ändern und auch die technische Entwicklung weitergeht, kommen immer wieder neue DMR auf den Markt. Steyr Arms hat bereits vor einigen Jahren einen ersten Prototypen einer solchen Waffe vorgestellt und seither Feedback und Input von Spezialeinhei-

schung von Steyr Arms

ten im polizeilichen Bereich wie auch von militärischen Anwendern abgefragt, um sein DMR möglichst optimal auf die Anforderungen der potenziellen Kunden abzustimmen. Das DMR 762 steht nun als Serienprodukt zur Verfügung. Die Erwartungen an die Waffe sind hoch, auch ob der starken deutschen Konkurrenz.

Das Untergehäuse:

Auch wenn das Untergehäuse (Lower Receiver) wie das eines AR-15/M16 aussieht, unterscheidet es sich doch deutlich von diesem, ist ihm sogar erheblich überlegen. Einer der größten Nachteile eines typischen AR-15-Systems und aller darauf aufbauenden Waffen ist das hinten am Untergehäuse sitzende Schließfedergehäuse (Buffer Tube). Während bei zeitgemäßen Waffen der hier beginnende Hinterschaft zur Seite geklappt werden kann, ist dies bei Waffen, die auf dem klassischen AR-15 aufbauen, nicht möglich. Dass trotz dieses eklatanten Nachteils dieses klassische AR-System bei militärischen Neubeschaffungen noch berücksichtigt wird, verwundert viele Fachleute immer wieder. Steyr Arms hat daher mit der Wahl des aus den frühen 1960er Jahren stammenden AR-18

Fotos: Thomas Kleemann und Peter Schall

Waffenfamilie in .223 Remington, .308 Winchester

Auch wenn die Büchsen der APC-Familie weltweit erfolgreich sind, ist dies für den Schweizer Waffenhersteller

Gut(es) verbes

B & T kein Grund, nicht eine verbesserte Version auf den Markt zu bringen.

Leise und unauffällig, so wie die Schweizer im Allgemeinen sind, hat es auch die APC-Waffenfamilie von B & T aus Thun im Berner Oberland geschafft, sich weltweit bei professionellen Anwendern einen hervorragenden Namen zu erarbeiten. Die Einführung der 9-mm-Variante bei den Personenschutzeinheiten der US-Armee zog natürlich ein entsprechendes Medienecho nach sich. Andere Einheiten führten das APC, teil-

weise in Kurzwaffenkalibern, teilweise in Büchsenkalibern, deutlich leiser ein. So ist das APC in .223 Remington oder in .300 BLK bei diversen Sondereinsatzkommandos in ganz Europa zu nden. Aber auch im normalen Polizeidienst als Mitteldistanzwaffe für Terror- und Amoklagen steht das APC in diesen Kalibern im Dienst. Das „ Problem “ bei B & T: Auch wenn ein Konstruktionsstand für die Serienproduktion festgelegt wurde, blei-

Die Basiswaffe:

ben immer noch viele gute Ideen übrig, die es später umzusetzen gilt. Und diese kommen dann, sobald sie fertig evaluiert sind, in der nächsten Generation auf den Markt. Modellp ege, so würde man im Automobilbereich sagen.

Beim APC in den Kalibern .223 Remington (5,56 x 45 mm), .300 BLK und .308 Winchester handelt es sich um halb- oder

sert und .300 BLK

halb- und vollautomatische Büchsen mit Kurzhub-Gaskolbensystem und innenliegender Verschlussfeder. Letztere ist wichtig, damit die Waffe mit einem echten Klappschaft ausgerüstet werden kann, sprich: mit einem Hinterschaft, bei dem das Gelenk direkt an das Bodenstück des Systemgehäuses anschließt. Dies ist ein erheblicher Vorteil gegenüber allen klassisch designten AR-15/M-16, die durch das aus dem Bodenstück nach hin-

ten herausragende Federgehäuse immer rund 15 cm länger ausfallen. Das B & T APC besteht aus den Teilkomponenten Schulterstütze, Systemgehäuse mit Lauf, Verschluss, Griffstück und Vorderschaft. An mehreren Baugruppen wurden nun Änderungen durchgeführt.

Die Schulterstütze: B & T bietet eine Vielzahl von Hinterschäften an. Die Auswahl reicht vom Fest-

schaft über den Teleskopschaft bis zu diversen Ausführungen von Klappschäften. Die Schäfte wären prinzipiell innerhalb der Waffenfamilie austauschbar, da die Schnittstelle am Gehäuseende identisch ist. Da B & T aber im Bodenstück einen hydraulischen Dämpfer verbaut, der das Rückstoßverhalten der Waffen positiv beein usst, ist

Fotos: Hersteller

Gemausert Zwei neue Jagdbüchsen der Reihe Frankonia Forest Favorit:

Die Überschrift deutet schon an, um was es geht – Jagdrepetierer mit dem wohl klassischsten Zylinderverschluss überhaupt, Mausers 98er System. Wohlverstanden: Keine Oldies von anno Tobak, sondern brandneue Stücke. Was diese Büchsen zu leisten vermögen, das lesen Sie jetzt.

Mitte der 1990er Jahre ging es mit dem frisch bestandenen Jagdschein auf die Suche nach der ersten Repetierbüchse. In der nächstgelegenen Frankonia-Filiale gab es eine beängstigend große Auswahl – wenn da nicht das begrenzte Budget gewesen wäre. So el die Wahl seinerzeit auf ein Brot- und Buttermodell, es wurde eine Frankonia Favorit im Kaliber 7 x 64. Basis dieser Waffen waren aufgearbeitete 98er Mauser-Systeme. Versehen mit neuen Läufen und recht schlichten Schäften entstanden robuste „Working Guns“. Die Büchse trotzte Wind und Wetter, zeigte stets einwandfreie Funktion und ermöglichte unvergessliche, weil erste jagdliche Erfolge. Stetig weitergeführt, bietet Frankonias Hausmarke „Forest Favorit“ inzwischen verschiedene auf die heutigen jagdlichen Belange angepasste Büchsen mit dem bewährten 98er System. Zwei Waffen standen zur Verfügung: das Modell „S22 Synthetik“ mit ergonomischem Kunststoff-Lochschaft sowie das Modell „NB22 EM Clas-

sic“ mit Nussbaumschaft. Außer dem Testwaffenkaliber .308 Winchester gibt es das Duo auch in – klar – 8 x 57 IS und .30-06 Spring eld, die S22 zudem noch in 9,3 x 62 mm.

Das System Mauser 98 ... ... ist sicherlich eines der meistgefertigten, aber auch meistbeschriebenen Systeme für Repetierbüchsen und eine bis heute gern genutzte Basis für Jagdwaffen (mehr zur Technik und Geschichte des

großen Wurfes von Mauser zeigt das VISIER Special 56 „Repetiererfamilie System 98“, erhältlich im VISIER Online Shop). Frankonia nutzt als Grundlage für die Repetierbüchsen der Forest FavoritModellreihe ausgesuchte und komplett überarbeitete Systeme ehemaliger Militärwaffen. Die eigentlich bei diesen Systemen vorhandenen militärischen Markierungen und Stempel sind vollständig entfernt, da scheidet ein Rückschluss auf die Herkunft (leider) aus.

Die konstruktiven Vorzüge von Mausers Konstruktion bleiben vollständig erhalten: Die Kammern verriegeln über je zwei Warzen im Hülsenkopf, dazu dient eine dritte Warze im hinteren Bereich als Sicherheitselement. Der Öffnungswinkel liegt bei 90 Grad. Erhalten bleibt ebenfalls der charakteristische lange Auszieher. Dieser sorgt in Verbindung mit der Magazinzuführung für das berühmte „Controlled Feed “, auf Deutsch: die kontrollierte Zuführung. Dabei wird

die Patrone bereits beim Abstreifen aus dem Magazin durch den seitlichen Auszieher vor dem Stoßboden zentriert und gehalten. So gelangen die Patronen sicher ins Lager, zudem läuft auch das Ausziehen der leeren Hülse zuverlässig.

Was Frankonia an den Forest Favorits änderte, war die Sicherung: Deren Flügel dreht nun nicht mehr im Halbkreis oben rum, was a) hohe Zielfernrohrmontagen bedingte und b) sich wegen des Platzes

beim Hantieren dennoch als kniffelig erwies. Stattdessen werkelt da eine horizontal laufende Dreistellungs-Sicherung von Recknagel, so kommen Daumen und Sicherungs ügel keinem Glas in die Quere. In der hinteren „Sicher“ -Position liegt der Schlagbolzen fest und die Kammer ist gegen Öffnen gesperrt. Mittig gestellt lässt sich die Kammer trotz blockierten Schlagbolzens bedienen. Und steht die Sicherung vorn, ist die Büchse entsichert. Anders als die meisten neueren

Fotos: Michael Hammer

Jagdliches ZF von Meopta:

Mit großem Objektiv

„Meostar R2 2,5 – 15 x 56 RD PA“, so lautet die vollständige ModellBezeichnung des Zielfernrohrs, das bei der tschechisch-amerikanischen Firma Meopta zum Premium-Bereich gehört. Was die jagdliche Optik auszeichnet und was sie kann, das verrät der Testbericht, für den es zum Schießstand und ins Revier ging.

Blick aufs Okular mit Dioptrien- und der Vergrößerungsverstellung, rechts sichtbar ist der Nocken letzterer.

ZDie Türme zur Seiten- und Höhenverstellung samt der Skalierung.

ielfernrohre mit Objektivdurchmessern von 56 mm gehören seit jeher zu den beliebtesten Optiken beim Weidwerk. Der große Durchmesser und die damit verbundene hohe Lichtstärke gestatten eine Jagd bis in die Dämmerung oder den nächtlichen Einsatz bei „Schweinesonne“. Meopta kombiniert beim Modell „Meostar R2“ das 56er Objektiv mit einem Zoom-Bereich von 2,5 x bis 15 x und einem Leuchtpunkt: Universeller geht es für ein jagdliches ZF kaum.

Das Testmodell:

Mit der Meostar R2-Reihe bedient die Firma seit einigen Jahren das PremiumSegment zwischen „Budget“ - und „High End“ -Gläsern zur Jagd. Hochwertiges beschichtetes Linsenmaterial und stabile Mechanik bilden die Basis. Das Testmodell hat den nahezu als Standard anzusehenden Mittelrohrdurchmesser von 30 mm, es misst insgesamt 352 mm und wiegt rund 680 Gramm – das passt gut zu einer nicht allzu zierlichen Büchse. Die Ober äche des ZF-Tubus aus Aluminium ist mattschwarz harteloxiert und kratzunemp ndlich. Die Dioptrienverstellung ndet sich vor dem mit Gummischutz versehenen Okular, davor sitzt der grif ge, mit einer Nocke versehene Zoom-Ring zur Änderung der Vergrößerung. Mittig ragen die Türme zur Seitenund Höhenverstellung des Absehens auf, links nden sich Parallaxeeinstellung und Leuchtpunkt-Bedienung.

Der Verstellbereich in Höhe und Seite beträgt 160 cm / 100 Meter, dabei ergibt ein Klick der sehr sauber rastenden

Einstellung eine Verstellung von 0,7 cm bei gleicher Entfernung. Die Skalen der beiden Verstellungen lassen sich ganz einfach „nullen“: Dafür reicht es, diese etwas nach unten zu drücken, entsprechend zu drehen und wieder loszulassen – fertig. Abgedeckt sind die Verstellungen mit achen und durch einen O-Ring abgedichteten Schraubdeckeln. Der Check per Kollimator ergab eine zu 100 Prozent wiederholgenaue Verstellung der Seiten- und Höhenjustierung. Die Parallaxe lässt sich von zehn Meter bis Unendlich verstellen, das geht angenehm schwergängig, um ungewolltes Verstellen zu vermeiden. Die Bedieneinheit des in acht Helligkeitsstufen dimmbaren Leuchtpunktes ist grif g gerändelt. Zwischen den mit „1“ bis „8“ bezeichneten Leuchtstufen be ndet sich jeweils eine „Aus“ -Position, so muss zwecks Abschalten nicht die gesamte Skalierung durchlaufen werden.

Das eingeschaltete Leuchtabsehen erlischt nach drei Stunden automatisch, zum Betrieb dient mittels mitgeliefertem Adapterring eine Batteriezelle des Typs CR2032, ohne Adapter auch das leistungsstärkere und hier mitgelieferte Batteriemodell CR2354. Fällt die Batteriespannung für den Betrieb zu weit, blinkt der Leuchtpunkt und erinnert an den Wechsel des Energiespeichers.

bis Unendlich verstellen, das geht ange-

Das Test-ZF kam mit dem Absehen „4c“ in der zweiten Bildebene, ein typisch europäisches Absehen ähnlich der Version „4a“ mit zusätzlich einblendbarem Zielpunkt. Die äußeren, kräftig ausgeführten Linien erleichtern das Aufnehmen des Zielbildes, das eigentliche Fadenkreuz ist fein ausgeführt. Ist der Zielpunkt nicht eingeblendet, zeigt ein kleiner, minimal freistehender schwarzer Spot den Haltepunkt. Außer dem hier verbauten Absehen 4c gibt es weitere, auch beleuchtete

Bedieneinheit

Leuchtpunkt, Parallaxeeinstellung.

Fotos: Michael Hammer, Grafi k: Meopta

Unendliche Weiten Länderübergreifende Großschießanlage in Landscheid:

Landscheid ist eine 2000 Seelen zählende Ortsgemeinde der Südeifel. Der Ort liegt scheinbar, sorry, zwischen Nichts und Nirgendwo. Doch wird Landscheids Bekanntheitsgrad zukünftig steigen. Denn die zur Zeit wohl größte und teuerste Schieß- und Ausbildungsanlage Deutschlands hat dort ihren Betrieb aufgenommen und soll noch erweitert werden.

Unendliche Weiten 2.0: Dies ist „nur “ die derzeitige Startanlage von Target World, das eigentliche Areal umfasst mehr Fläche und wird noch weiter ausgebaut.

Ein Pressekollege brachte den ersten Eindruck nach der Ankunft etwas überspitzt auf den Punkt: „ Eigentlich fehlen hier noch die Straßenschilder “. Tatsächlich, das weitläu ge Gelände erschließt sich in Erwartung eines „ Schießstandes “ nicht auf den ersten Blick oder schon bei der Anfahrt. Je nachdem, wohin man nach der Einfahrt abbiegt, steht man vor einem nicht

Auch auf den Fangmauern stehen Wurfanlagen. Diese Ziele kommen dann von (sehr weit) oben auf die gedeckten Einzelstände (rechts) zu.

mehr auf dem Aufmacherbild erfassten Gebäude – der Verwaltung. „ Zum Hotel bitte nach links ’rüberfahren, das große, langgestreckte Gebäude “, so wies eine überaus freundliche Dame den Weg. Das Hotel konnten etwas länger Anreisende buchen, es hat knapp 30 hochwertig eingerichtete Zimmer, eine Bibliothek und eine Suite gibt es auch noch. Denn hinter der eher neutralen Bezeichnung

„Target World “ verbirgt sich zur Zeit eine hochkarätig ausgelegte Jagdschule plus Waffengeschäft.

Was bereits alles existiert: Schießstände für Büchse: „ Laufender Keiler “ (mit digitaler Auswertung), zehn 100-Meter-Bahnen (Auswertung analog wie digital), ein Schießkino für den Büchsen- und den Kurzwaffenschuss,

Eine der teils mit befahrbarer Krone versehenen Schrotfangwände.

letzteres mit digitaler Auswertung. Für Flintenschützen werden Programme mit Herausforderungen für jagdlich orientierte Teilnehmer, Jagdschüler wie auch sportlich interessierte Schützen angeboten. Auf vier Schrotfeldern stehen über 100 Wurfscheibenschleudern. Darunter auch die Originalanlage „ Olympisch Trap “ der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Skeet kann jagdlich wie

Stände wie das „ Schützenloch“, korrekt: „Grouse Butt“, erlauben realitätsentsprechendes Training für besondere oder sehr anspruchsvolle Auslandsjagden, wie auf das schottische Raufußhuhn.

sportlich geschossen werden. Weiter existieren Anlagen für Kipphase und ein Hochstand, von dem aus gefühlt sehr tiefe (Schlucht-) Tauben geschossen werden können. Die extrem anspruchsvollen „ Helice ZZ-Tauben “, eher elektrisch betriebene Fluggeräte, können nur auf sehr wenigen Ständen in Deutschland beschossen werden, zur Zeit ist es nicht einmal die oft zitierte

Handvoll. Dazu gibt es das Grouse Butt, aus dem heraus die Jagd auf das schottische Raufußhuhn trainiert wird. Ach ja, wer schon lange keine leuchtendorange be ederte Wildtaube mehr geschossen hat, der kann hier auf Wurfscheiben üben, deren Aussehen einem lebensnah getarnten Federkleid entspricht. Immerhin, nicht nur der Autor hatte mit den meistens (viel zu) spät

Fotos: Target World, Robert Riegel

Keine Medaillen im deutschen Gepäck:

Olympische Ringe und Treffer

Paris war leider nicht Rio, sondern eher London oder Tokio: Das ist die Bilanz der deutschen Sportschützen bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.

Unsere VISIER-Zusammenfassung der Schießwettkämpfe:

Olympiasieger und ihre Sportwaffen: Chiara Leone (Schweiz, links) gewann KK 3 x 20 Schuss mit ihrem Walther KK500. Vincent Hancock (USA) holte seine vierte Skeet-Goldmedaille mit seiner Beretta-Flinte DT11 Black Pro.

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio brachte drei Goldmedaillen und einmal Silber für das Team des Deutschen Schützenbundes; 2008 aus Peking trugen allein die Pistolenschützen eine Silber- und zwei Bronzemedaillen heim. Heute wissen wir im Vergleich zu den Spielen davor und danach, dass das nicht immer klappt, egal, mit wie vielen anderen Titeln als Weltmeister, Europameister oder Weltranglisten-Erste sich jemand für Olympia quali ziert hat. Für die Schießwettkämpfe galt in diesem Jahr, dass die 342 Schützen aus 81 Nationen nicht in der französischen Hauptstadt, sondern im

zwei Autostunden südlich gelegenen Châteauroux um die Medaillen kämpfen würden: Unter der Fahne der Nachhaltigkeit wurde das bestehende Nationale Schießsportzentrum genutzt, anstatt eine neue Schießanlage zu bauen oder nur eine provisorische wie 2012 in London. Vielleicht hatten viele deutsche Schießsportfans gehofft, dass die Nähe zu „ Paris nebenan “ automatisch be ügelt und dass die 13 nominierten Sportler (8 Frauen, 5 Männer) sich dort eher zu Höchstleistungen als in exotischen Ge lden aufschwingen würden. Tatsächlich sagt der Medaillenspiegel ungeschönt, dass 19 andere Nationen er-

Anna Janßen kam mit dem Luftgewehr im Mixed auf Platz 4, einzeln nur auf Platz 19.

SPECIAL Nr. 113 Bushcraft

Bushcraft ...

... so heißt die aktuell im Trend liegende Freizeitbeschäftigung, der sich das neue VISIERSonderheft widmet. Während es bei Survival um Überlebenstechniken geht, befasst sich Bushcraft mit dem Leben in der freien Natur. Wer dem nachgeht, der verbringt seine Zeit draußen in der Natur, möchte dort leben, kochen, schlafen und Dinge selber machen – das alles ist ebenso Stoff für das vorliegende Heft wie die richtige Ausrüstung: Messer, Äxte, Zeltplanen, Schlafsäcke, aber auch die kleinen Dinge wie Feuerstahl, Paracord, Bekleidung oder Kochgeschirr. Und natürlich geht es auch um Schusswaffen. Das vorliegende Heft behandelt die einzelnen Aspekte des Bushcraft nacheinander, stellt die notwendige Hardware vor und erklärt die Benutzung. Wie bei der VISIER-Special-Reihe üblich, rundet auch bei Ausgabe Nr. 113 ein ausführlicher Anhang mit weiterführenden Adressangaben und zusätzlichen Informationen den Inhalt ab.

Zum Autor: Carsten Bothe, mit über 40 Buchtiteln am Markt und einer verkauften Gesamtau age von 500 000 Stück ist einer der bekanntesten und meistgelesenen deutschsprachigen Outdoor-Writer.

Das VISIER Special Nr. 113 erschien am 26. Juli 2024 im Fachhandel.

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Alles für die Katz Zwei Tiger-Büchsen:

Die Jagd auf Tiger hat eine lange Geschichte und brachte auch Gewehre dafür hervor. Zwei davon werden auf den folgenden Seiten vorgestellt.

Der Maler Briton Rivière schuf dieses Gemälde, auf dem gleich zwei Tiger einen Elefanten mit Jägern auf dem Rücken attackieren.

Beim Thema Großwildjagd nur an die als „Big Five“ bekannten afrikanischen Tierarten Elefant, Nashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard zu denken, greift zu kurz – es gab ja auch die „Shikar“ auf das, was am anderen Ende der Welt lebt, die Jagd auf den Tiger. Der wiederum war nicht das einzige jagdbare Wild des indischen Subkontintents, wie die interessierte Welt spätestens 1884 erfuhr. Da publizierte der Londoner Verlag W. H. Allen & Co. das in goldgeprägtes Leinen gebundene Buch „Indian Game (From quail to tiger)“ aus der Feder von William Rice. Und das war der ursprüngliche Besitzer einer der zwei zur Jagd in Indien eingesetzten historischen Waffen (Preise: VB), die der für seine exquisiten Antikwaffen bekannte Büchsenmachermeister Claus Jarzombek dem VISIER-Team präsentierte.

Die Hintergründe ...

... der Waffen sowie derjenigen der Shikar auf Tiger – das lässt sich mit Rice beginnen: Er diente seit Beginn der 1850er Jahre als Of zier in Indien und widmete in seiner Freizeit sozusagen alles der Katz, also der Tigerjagd. Er gab an, binnen vier Jahren 158 der Raubtiere erlegt zu haben. Seine Abenteuer verwertete er 1857 für sein erstes Buch „Tiger Shooting in

Fotos: Marcus Heilscher, Matthias S. Recktenwald, Archiv

Das Werbeplakat der White Star-Reederei hob hervor, es handele sich bei „Olympic“ und „Titanic“ um die größten Dampfer der Welt. Die sinkende „Titanic“ ist ein ikonisches Bildmotiv. Der erste Dampfer mit vier Schornsteinen war ein deutscher: „Kaiser Wilhelm der Große“, Stapellauf 1897.

KFrauen und Kinder zuerst WebleyPistole der White Star Line:

Ein Riesenschiff, vier Schornsteine und ein

aum ein Schiffsunglück dürfte so intensiv erforscht worden sein wie der Untergang der „Titanic“, des mit einer Vermessung von 46 329 Bruttoregistertonnen und 269,04 Metern Länge über alles (Lüa) damals größten Schiffes der Welt, das am 15. April 1912 nach der Kollision mit einem Eisberg im Nordatlantik sank. Nicht nur, dass man weiß, welche Berühmtheiten bei der tragisch verlau-

Eisberg – klar, es geht um die „Titanic“, betrieben von der britischen Reederei „White Star“. Weil Sie diesen Satz nun in VISIER lesen, muss es natürlich einen Zusammenhang mit Waffen geben. Welchen genau, das erfahren Sie jetzt.

fenden Jungfernfahrt des Riesenkastens mit den vier schwarz-beigen Schornsteinen an Bord waren, sondern auch, dass die Fachwelt alle am Bau des britischen Passagierdampfers beteiligten Firmen benennen kann. Darunter auch deutsche: Von der Benrather Maschinenfabrik AG bei Düsseldorf stammte der in der Werft von Harland & Wolff in Belfast (heute die Hauptstadt Nordirlands) benutzte aus Wiesbaden lieferte das „elektrische Kamel“ und die anderen Trainingsgeräte im Fitnessraum, während die Werft die zwecks rauer Ober äche mit Mosaikstruktur ausgeführten Boden iesen der „Titanic“ -Bäder von Villeroy & Boch aus Mettlach an der Saarschleife bezog. Was also gibt es Neues zu sagen? Nun, das hier: Bei der diesjährigen Mai-Verstei-

Nur eine ist bekannt: Webley & Scott M 1908 von 1910 samt Tasche, rechts mit der Angabe „WHITE STARLINE / R.M.S. OLYMPIC“. Weiter unten der spätere österreichische Beschuss. Links die Standardangaben: „WEBLEY & SCOTT LTD / LONDON & BIRMINGHAM / 7.65 m/m & 32 AUTOMATIC PISTOL“. Die Waffe ist entsichert. Auch zu sehen ist die typische Rissbildung der Vulcanit-Griffschale.

gerung des Münchner Auktionshauses Hermann Historica fand sich eine Webley-Pistole, die rechts am Verschlussgehäuse eine aufschlussreiche Eigentü-

mer-Gravur aufwies: „WHITE STAR LINE / R. M. S. Olympic“. Aufgeschlüsselt liest sich das so: „White Star Line“ war die Reederei, die den Bau der „Titanic“

für den Linienverkehr zwischen Großbritannien und den USA geordert hatte. Aber dies war nicht das erste Schiff dieser Klasse – knapp ein Jahr vorher war mit der „Olympic“ der erste Dampfer der nach ihr benannten Klasse in Dienst gestellt worden. Und weil es auch die Post der britischen Royal Mail beförderte, wurde dem Namen des Schiffs das Kürzel „R.M.S.“ für „Royal Mail Ship“ vorgesetzt. Fragt sich, was es mit WebleyPistolen dieses Typs auf sich hatte und wie die Geschichte zu all dem aussieht.

Hintergründe:

„Frauen und Kinder zuerst“ – dieses ungeschriebene Gesetz aus der christlichen Seefahrt wird oft im Fall der “Titanic“ genannt. Und ja, bei deren Untergang überlebten 74 Prozent der Frauen, 51 Prozent der Kinder, aber nur

Hinten im Auswurffenster am Lauf und dahinter am Schlitten sieht man bei der White Star-Pistole der englischen Marke Webley & Scott den Birmingham-Beschuss.
Fotos und Illustrationen: Hermann Historica, Stephan Rudloff, Archiv.

zu Gewehrgranaten-Büchsen der SS

GewehrgranatenBüchsen der SS:

Lauter Versuchsstücke

Im Militärmuseum Prag liegen auch die Prototypen von GewehrgranatenBüchsen, deren Entwürfe die SS während des Zweiten Weltkriegs beauftragt hatte. Auf den Folgeseiten nun der Blick auf Waffen, Technik und Geschichte.

Bekanntermaßen kochte die SS bei Waffenentwicklungen gerne ihr eigenes Süppchen. Oftmals aus der Not heraus, doch manchmal glaubte man auch, das Rad neu er nden zu müssen. Wie etwa mit den GewehrgranatenBüchsen, deren Prototypen heute im Militärmuseum Prag eingelagert sind und die hier zum ersten Mal vorgestellt werden.

Nach Zerschlagung der Tschechoslowakei gelangte die gesamte dortige Rüstungsindustrie in den deutschen Machtbereich, darunter auch der Großkonzern Československá zbrojovka a.s. Brno („Tschechoslowakische Waffenfabrik AG Brünn“ ). Er stellte bis Kriegsende unter den Namen „Waffenwerke Brünn I“ (Standort Brünn) und „Waffenwerke Brünn II“ (Standort Bystrica) Kriegsge-

rät für Wehrmacht und SS her. Weil die Wehrmacht bevorzugt ausgerüstet und versorgt wurde, musste die Führung der SS nach geeigneten Möglichkeiten zur Selbstversorgung suchen – und wurde in Brünn fündig. Es gelang ihr recht schnell, die völlige Kontrolle über die Waffenwerke zu erlangen. Die Entwicklungsabteilung der Waffenwerke arbeitete von nun als Teil der Technischen SS- und Polizei-

Mit Panzerbüchsen ließen sich nur leichte Panzer wie dieser russische T-26 (l.) erfolgreich bekämpfen, nicht aber schwere Modelle wie der KW-2 (r., hier durchlöchert). Hier sollten die Gewehrgranaten-Büchsen zum Einsatz kommen.

konnte bis zu 90 mm dicken Panzerstahl durchschlagen.

Zwei von vier Prototypen:Die ZK.424 von 1942 war wohl der erste Prototyp. Äußerlich schlicht gehalten, erweist sich die Mechanik im Inneren durchaus als aufwendig ...

Akademie, oft auch nur „SS-Waffenakademie“ genannt, an der Umsetzung zahlreicher innovativer Ideen, was über den of ziellen Dienstweg aufgrund des Konkurrenzdenkens von Wehrmacht und SS nicht möglich gewesen wäre.

Eine der in Brünn für die Waffen-SS gefertigten Waffen war die Panzerbüchse M.SS41. Sie basierte auf einer tschechischen Vorkriegsentwicklung, nämlich der ZK 382. Auch wenn die Pz.B. M.SS41 im Kaliber 7,92 x 94 mm gegenüber den Wehrmachts-Panzerbüchsen einige technische Vorteile bot, so konnte sie den Untergang dieser Waffengattung doch nicht aufhalten. Gegen starke Panzerungen war ein Einsatz aussichtslos. Im Februar 1943 endete die Fertigung.

In der Zwischenzeit hatten sich auf anderem Gebiet neue Möglichkeiten eröffnet. Die große Gewehr-Panzergranate der

Wehrmacht mit ihrer Hohlladung zeigte sich als wirklungsvolle Waffe im Felde. Die Techniker der SS-Waffenakademie entwickelten daraufhin die noch leistungsfähigeren SS-Gewehr-Panzergranaten 46 und 61 mit einer Durchschlagsleistung von bis zu 125 mm Panzerstahl. Die SS-Gewehrgranaten wurden ganz gewöhnlich mittels Treibpatrone aus dem Gewehrgranatgerät des Karabiner 98k abgefeuert. Der Schießbecher wog nicht viel und der Karabiner blieb weiterhin als normale Schusswaffe einsatzfähig.

... und hier in Händen von VISIER-Autor Michael Heidler sehen Sie den zweiten Prototypen mit der Kennung G.B.SS43 No 07.

Um so erstaunlicher ist die Entwicklung einer eigenständigen Waffe nur zum Verschießen von Gewehrgranaten. Die SS-Waffenakademie opferte viel Zeit und Ressourcen für dieses heute fast unbekannte Projekt der „Gewehrgranaten-Büchse SS“. Im Gegensatz zur Granatbüchse 39, für deren Herstellung man veraltete Panzerbüchsen verwerte-

te, schuf die Waffenakademie für die Waffen-SS eine völlig neue Waffe.

In der Aufstellung der Sonderkommission Infanteriewaffen vom Juni 1944 ndet sich der Eintrag einer „Gewehrgranaten-Büchse für Gewehrgranaten 61 und 46 mm“, entwickelt von den Waffenwerken Brünn im Auftrag des SS-Waffenamtes. Der Stand der Entwicklung lautete „Vier Muster vorhanden, sind in Beschuß“. Heute existieren noch vier verschiedene Gewehrgranaten-Büchsen in der Sammlung des militärhistorischen Museums in Prag. Ob diese die besagten vier Muster sind, ist allerdings fraglich – die Seriennummern deuten auf mindestens zehn gefertigte Exemplare hin.

Vom Grundkonzept her handelt es sich um Schulterfeuerwaffen mit einem gezogenen Lauf (acht Züge mit Rechtsdrall), in den die Gewehrgranate von

Fotos: Michael Heidler, Bas Martens, Jan Skramoušský

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