VISIER 11/2022 Leseprobe

Page 1

Neu von Beretta: Einzigartig: Experimentalgewehr von Josiah Meigs SIG Sauer Cross: 6,5 CM-Chassis Rifle im Praxis-Check B & T KH9 C: Der klappbare Pistolenkarabiner Drohendes Bleiverbot: Jetzt sprechen die Verbände ■ Cx4 Storm FDE ■ APX A1 BLEI 11 11/2022 € 6,90 Medienpartner Österreich: € 7,80 Luxemburg: € 8,20 Niederlande: € 8,20 Belgien: € 8,20 Slowenien: € 9,20 Schweiz: CHF 11,50 Dänemark: DKK 75,00 Ungarn: HUF 3.990,00 4191314206908 11 G13142 www.all4shooters.com

NEU

PDP PRO SD.

Dynamic Performance Trigger. SD-Lauf. Magwell & Extended Magbase. 100% Performance DNA. Engineered by Walther. Carl Walther.

Info: www.walther-pdp.com

Zum Digitalabo: Streng nach Anleitung?

„ Echte Männer lesen keine Anleitung “, so sagt zumindest der Volksmund. Oft genug gilt das auch für Journalisten und Waffen, oder deren Zubehör. Aber eben nicht immer, die zuvor als so einfach und übersichtlich erscheinende Handhabung eines neuen Modells kann dann doch plötzlich Rätsel aufgeben. Dann will man zur Sicherheit lieber schnell nachblättern – und stößt immer häu ger auf Schwierigkeiten. Gerade bei Importwaffen kleinerer Hersteller gibt es die Anleitung oft nur auf Englisch. Das mindert dann schon die Laune, sich über das normale Zerlegen hinaus an die Innereien des Neuzugangs im Waffenschrank zu machen; etwa um den Magazinauslöser umzustecken, oder Schränkung und Senkung eines Schaftes mit kleinen, nicht immer wirklich nachvollziehbar markierten Plättchen und Scheibchen anzupassen. Dann wäre da noch der neue Trend, eine Anleitung in Papierform erst gar nicht beizulegen. Stattdessen wird auf die Firmenpräsenz im Internet verwiesen. Dort kann man alles tagesaktuell nachlesen, eventuell erforderliche Ergänzungen und Fehlerkorrekturen funktionieren schnell und kosten nichts, und umweltfreundlich wäre das obendrein. Sollte dort keine deutsche Version der Anleitung existieren, könnte man sich ja zumindest mit einer Übersetzungsfunktion behelfen.

Moment: Das mag für eher simple Gerätschaften und große Traditionsunternehmen gelten. Schusswaffen mögen an sich bedientechnisch zwar eher schlicht sein, aber das Gefährdungspotenzial bei unsachgemäßer Handhabung ist nicht von der Hand zu weisen. Und was, wenn ein Hersteller seine Pforten schließt und vom Markt verschwindet? Echte Glücksgefühle mögen sich auch nicht so recht einstellen, bei einer Zieloptik den Funktionen eines teilweise mehrfach belegten Knopfes im Internet über DeepL oder den Google Übersetzer nachzuspüren. Video-Tutorials als Alternative sind da leider nicht immer auf Anhieb hilfreich. Da wäre allzu oft die Sprachbarriere, denn auch auf Youtube dreht sich viel rund um das Innenleben von Schusswaffen nur auf Englisch. Außerdem hat es der Videoplattform gerade im Hinblick auf Tutorials nicht gutgetan, die Funktion des „ Daumen runter “ zu entfernen. Also, vielleicht würden echte Männer doch lieber Anleitungen lesen. Oder zumindest diese Option haben, von Zeit zu Zeit – ganz klassisch, auf Papier und in deutscher Sprache. Und wenn dann trotzdem einmal eine Feder stiften geht: Möge euer Werkraum stets einen hellen Boden und gutes Licht haben!

TARGET HP & FMJ

OPTIMAL FÜR TRAINING UND WETTKAMPF

NEU

TARGET HP - erstklassige Hohlspitz konstruktion für hervorragende Prä zision, auch auf ausgeprägten Long RangeDistanzen. Mit erstklassig fairem Preis.

TARGET FMJ - garantierte Präzision für IPSC- und andere Sportschützen - mit bester Eignung für halbautomatische Waffen. Die Wahl für erschwingliches Schießen.

WHERE

Erwerbsberechtigte.

Hamza Malalla Chefredakteur Startschuss | EDITORIAL November 2022
VISIER. de | 3 GECO®, GECO bullet names or logos are registered trademarks. Abgabe nur an
EXCITEMENT STARTS
geco-ammunition.com
Verfügbar in: TARGET FMJ: 4,6 x 30, .223 Rem., 7,62 x 39, .308 Win. TARGET HP: 6,5 Creedmoor, 6,5 x 55 SE

Beretta

Stand gebracht:

Das glaubt einem doch niemand:

beiden

Federn tauschen – nützt das was? Feldversuch mit der Schmeisser Hugo 1911. Aus
Welten: Der Cross-Repetierer von SIG Sauer soll Jägern wie Präzisionsschützen gefallen. VISIER testete die ans AR-15 angelehnte Büchse im Kaliber 6,5 Creedmoor. 26 20 68 Ein Halb-Automat, da klappbar: Ungewöhnlich: B & T KH9 C . HighTech für Olympia: Morinis Pressluftpistole CM 200 EI kommt mit App, Bluetooth und Elektronik-Abzug. 38 Beretta I: Wie lässt sich das Cx4 Storm noch verbessern? Tuning und Zubehörteile für den beliebten Selbstlader aus Italien
Der Repetierer von Joe Meigs im Kaliber .50 fasst 50 Patronen und ist auch sonst technisch äußerst auffallend, nicht nur für Sammler. 72
II: Auf den neuesten
Die Beretta-Pistole APX kommt als Version A1 nun „optics ready“ und mit weiteren Verbesserungen – sofort ab damit auf den Test-Schießstand! 12 32 November 20224 | VISIER. de INHALT | In dieser Ausgabe

Test & Technik

Beretta Cx4 Storm Tuning 12 Tuning für beliebten Selbstlader aus Italien

Federtausch bei einer M 1911 20 Schmeisser Hugo mit verschiedenen Federn

SIG Sauer Cross-Repetierer 26 18-Zoll-Büchse in 6,5 Creedmore

Beretta APX A1 in 9 mm Luger 32 Überarbeitete Pistole, nun „optics ready“

Morini CM 200 EI in 4,5 mm 38 Match-Luftpistole und Analysesystem TAP-1

Sauer 100 Artemis .308 Win 46 Repetierer mit weiblichem Touch

Leupold Patrol 6HD 1 - 6 x 24 50 Kompakt-Zielfernrohr mit FireDot-Absehen

UTG Red Dot OP3 SLS 54 Re exvisier im 1000-Schuss-Test

Tuning-Abzüge von Timney 56 Firmenportrait und Modellübersicht

Knowhow Hülsenreinigung 62 Teil 1: Trockenreinigung

B & T KH 9 C in 9 mm Luger 68 Klappbarer Halbautomat aus der Schweiz

Faszination Waffen

Meigs-Repetierer in .50 Meigs 72

Eine Rarität mit 50 Schuss im Magazin

Geschichte & Geschichten

& Ordnung

VISIER vor Ort

Hier geht‘s zu all4shooters:

Pidault & Cordier-Revolver 80 Viele Väter und eine mysteriöse Waffe Recht
Verbände fordern die Politik 84 Der Waffenrechts-Forderungskatalog
HUBANA 2022 in Lembeck 106 Jagdmesse trotz Regen erfolgreich Römerspuren in Xanten 108 Aus ug in den archäologischen Park News Neue Waffen für Australien 6 Sauer 101 Silence GTI 6 Revolver .500 Bushwhacker 7 SGrip-Griffebausatz 8 SIG-Sauer P 226 XFIVE USA 8 B & T BWC 9 in 9 mm Luger 9 Namen & Nachrichten Noblex sucht Tester 100 SSZ Westerwald 100 Neue Bücher 101 Neue Kataloge 101 Ständige Rubriken Startschuss 3 Leserbriefe / Service 10 Leser werben Leser 87 Marktseiten 88 Termine 98 Impressum 105 Vorschau 114 November 2022 In dieser Ausgabe | INHALT

Baste

Volumenmodelle passen für vieles. Doch Raum für Veränderungen bleibt immer. Wie Berettas Selbstlade-Karabiner Cx4 Storm mit hauseigenem Zubehör und Teilen von Tectal funktioniert, steht hier:
Beretta-Karabiner Cx4 Storm 9mm Luger mit Zurüst- und Tuningteilen. 12 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | Beretta-Karabiner Cx4 Storm

lstunde!

Es ist mit einer neuen Waffe immer dasselbe: Erst scheint die Sache rund, an der „ Neuen “ ist alles drin, alles dran, alles funktioniert so wie versprochen. Bloß, nach einiger Zeit, bei dieser speziellen Disziplin, oder einer ganz besonderen Situation, da könnte doch - aber halt! Wie so etwas endet, kennen fast alle Schützen und Jäger. Es

wird Ausschau gehalten. Nicht nach Wild oder attraktiven Standnachbarn, sondern nach Teilen, die bestimmte Funktionen oder auch die Handhabung erleichtern könnten. Doch um den Zuoder Aufrüstbedarf abzuschätzen, ist eine Übersicht auf die gewünschten Einsatzmöglichkeiten sehr hilfreich. Denn so kann der Bedarf genau xiert werden.

VISIER. de | 13November 2022 Beretta-Karabiner Cx4 Storm | TEST & TECHNIK Fotos:
Marcus Heilscher, Tino Schmidt
Verschieden starke Verschlussfedern in einer Schmeisser Hugo 1911 .45 ACP im Test. Federlesen 2.0 November 202220 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Test verschiedener Verschlussfeder-Stärken in einer Schmeisser 1911

(VISIER Special Nr. 100).

Unterschiedlich starke Verschlussfedern sollen Funktion wie Präzision beeinflussen. Vage Hinweise gab es mit einer Tanfoglio Goldmatch (VISIER Special Nr. 100). Nun wurde ausführlicher und mit einem „dicken“ Kaliber getestet. Das Ergebnis lesen Sie hier:

Erst gab es einiges zu überlegen: Mit welcher Waffe sollte dieser Test überhaupt statt nden? Mit einer Top-Matchpistole, die schon „ aus der Schachtel “ engste Streukreise schießt? Oder mit einem von den eher günstigen Vertretern, welcher von zehn Laborierungen vielleicht nur zwei halbwegs sicher unter die 50-Millimeter-Grenze bringt? Während dieser Ansatz nur auf mögliche Verbesserung zielen würde, stünde bei einer hochwertigen Präzisionswaffe lediglich die Hoffnung an, nach dem Federwechsel nicht deutlich schlechtere Gruppen zu schießen. Also schien stattdessen eine dritte Möglichkeit sinnvoll: Das gediegene Mittelmaß mit dem Anspruch, die meisten Gruppen in der Zehn zu halten. Dann blieb noch die Frage der Lau änge zu klären, fünf oder sechs Zoll? Aus der Schießmaschine sind Unterschiede zwischen diesen Lau ängen zwar vorhanden, liegen aber eher im Millimeter- statt ZentimeterBereich. Doch aus der Hand geschossen punktet eine längere Visierlinie, welche den Zielfehler vermindert. Wer überwiegend in statischen Disziplinen auf 25 m unterwegs ist, greift demzufolge auch lieber zu den langläu gen Ausführungen. Aber viele Schießsportverbände bieten auch dynamische Disziplinen für Großkaliber-Pistolen, die sich hoher Beliebtheit erfreuen. Und Anhänger von dynamischen Disziplinen, besonders Mehrdistanzschützen, möchten eher das Ziel rasch auffassen und schießen, da selten genügend Zeit für langes Zielen übrig bleibt. Also el die Wahl auf fünf Zoll Lau änge.

mit dem Anspruch, die meisten Gruppen im lieber zu den langläu gen Ausführundynamischen Disziplinen, besonders genügend

restliche Verarbeitung überzeugt, die Flügelsicherung rastet exakt und leichtgängig. Das weit ausgezogene Beavertail hat, wie der Abzug, nur wenig Seitenspiel. Solches kann das Kimmenblatt nicht bekommen, denn dem steht dessen Federkraft entgegen, das Top-Visier stammt von LPA. Drei weiße Punkte erleichtern die schnelle Zielerfassung. Der Abzug setzt dem Zeige nger rund 2500 g Widerstand entgegen. Nun, da könnte ein Kilo herunter gearbeitet werden. Aber erst nach etwa 1000 Schuss, wenn sich die Teile aufeinander eingearbeitet haben. Zum Griff gibt es nur positives. Die etwas dickeren Griffschalen vermitteln in Verbindung mit dem feinen Checkering an Vorder- und Rückseite des Griffstücks ein sicheres Gefühl. Da windet sich bei schnellen Serien nichts in der Hand. Ein zweites Magazin wird mitgeliefert, und wem die Hugo zu leicht scheint, der kann sich ein Gewicht an die Picatinny-Schiene klemmen.

Schmeissers Hugo:

Genau diese Pistole wurde es. Preis deutlich unter 2000 Euro. Erster Eindruck: ein solides Stück Metall, komplett in mattschwarz gehalten. Alles, was sich bewegen soll, tut dies in relativ engen Toleranzen. Was sich nicht bewegt ist im verriegelten Zustand, auch bei hohem Kraftaufwand, der Lauf in der Mündungsbuchse.

Der Verschluss selbst lässt sich auf den Schienen des Griffstücks kaum zur Seite drücken. Ja, auch ohne Lauf und Verschlussfeder darin. Auch die

Auf dem Schießstand: Aus der Hand relativierte sich der Abzugswiderstand, der Hahn löst ohne Kratzen aus der Rast . Der gute Eindruck der Probeschüsse (WM-Bullets) konnte nach den Durchgängen aus der Schießmaschine voll bestätigt werden. Relativ rückstoßarm und präzise, stanzten die Semiwadcutter-Pro le auch aus der Ransom Rest die engsten Gruppen in die Pappe, wenn auch nur knapp. Ein Indiz für die gute Verarbeitung der Hugo: Die relativ ähnlichen Gruppen. Nur knapp zwei Zentimeter trennten bei den Fabriklaborierungen das engste vom größten Trefferbild. Die Eigenlaborierungen differierten nur um eineinhalb Zentimeter und schossen im Mittel etwa sieben Millimeter enger zusammen. Die Spitzengruppe der (ausgesuchten) Eigenlaborierungen mit nur 37 Millimeter Streukreis (Nr. 1) kann sich aus einem 1911er Klon für unter 2000 Euro sehen lassen. Wie auch die beste Gruppe der Fabriklaborierungen, die WM-Bullets mit einem Streukreis von 40 Millimetern. Wäre das hier nur ein Test mit einer 5“-Hugo, käme hier ein sehr knappes Fazit: glatte Kaufempfehlung! Und das kann auch so stehen bleiben, obwohl dieser Test jetzt erst wirklich beginnt.

VISIER. de | 21November 2022 Test verschiedener Verschlussfeder-Stärken in einer Schmeisser 1911 | TEST & TECHNIK Fotos:
Marcus Heilscher

Fließender Üb

Das Modell Cross ist die erste komplett in den USA hergestellte Repetierbüchse von SIG Sauer. Was hinter dem vom Hersteller sowohl für die Jagd als auch für den Schießstand angepriesenen Gewehr steckt, verrät der folgende Testbericht.

SIG Sauer Universalrepetierer in 6,5 CM:
26 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | Repetierbüchse SIG Sauer Cross Ri e 18“

ergang

Mit seiner Repetierbüchse Cross sorgte SIG Sauer 2020 gleich zweimal für Aufsehen: Das erste Mal, als sie beim „ SIG-Media Day at the Range “ im Rahmen der SHOT Show von US-Topschützen des Werk-Teams vorgestellt wurde und zum zweiten Mal durch eine Rückrufaktion, die die frisch ausgelierten Modelle wegen eines Problems am Abzug einer Kundenwaffe zur Inspektion zurück in das bei der US-Firmenzentrale angesiedelte Werk in New Hamphire beorderte. Der Wirbel um die Cross lässt sich leicht nachvollziehen. SIG Sauer-Fans mussten schließlich sehr lange warten, bis die drei großen Lettern SIG wieder auf dem Gehäuse eines neuen Repetierers zu sehen waren. Inzwischen hat der US-Hersteller die Kinderkrankheiten wohl beseitigt und liefert die Waffe nun über den deutschen Vertriebspartner German Sport Guns (GSG) auch bei uns aus. Dabei soll die Cross, nicht nur dem Namen nach, den nahtlosen Übergang zwischen Jagdund Präzisionsrepetierer darstellen.

Die Konzeption:

Auf den ersten Blick erinnert die Cross an ein Gewehr des Typs AR. Dass sich der US-Hersteller bewusst an dem in seiner Heimat mehr als gängigen Black Ri e orientiert hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Zum einen hat selbst er solche Modelle im Programm. Zum anderen gibt es dafür auch ein riesiges Angebot an Zubehör und Tuningteilen. Doch obwohl es Parallelen zu dem beliebten Selbstlader gibt, bringt die Repetierbüchse Cross auch einige von SIG Sauer selbst entwickelte Elemente mit. Allen Varianten der Cross gemein sind so etwa das (im Gegensatz zum AR) einteilige Gehäuse und die anklappbare Schulterstütze, beides aus einem geschmiedeten Aluminiumblock gefräst. Sogar der im M4-Stil gehaltene Griff weist die von den Griffmodulen der SIG Sauer-Pistolen bekannte, raue und sehr grif ge Textur an seinen Flanken auf. Von den gängigen ARs stammt hingegen wieder die Kontur des Gehäuses samt des Magazinschachts an sich. Im Schacht steckt bei der Cross ab Werk ein AICSkompatibles PMAG 5 von Magpul. Sogar bei der Laufbefestigung stand das AR

VISIER. de | 27November 2022 Repetierbüchse SIG Sauer Cross Ri e 18“ | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher und Andreas Wilhelmus

Überarbeitete APX von Beretta im Test:

Re
32 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | Beretta APX A1 9 mm Luger

ifeprozeß

Das auffälligste an der „ Neuen “ zu erst: A1 kann auch synonym für OR, also Optics Ready stehen. Eine recht lange Frei äche von 50,5 mm Länge bietet auch für große Rotpunkt visiere ausreichend Platz. Beim zweiten

Blick fallen die nun schrägen statt gera den Greifrillen am Verschluss auf. Da nach, mit nun geschärftem Blick für kleine Unterschiede, werden weitere Detail- oder auch Designänderungen klar. So der nun mit prominenten „ Hö

ckern “ versehene Abzugsbügel. Dieser ist im Gegensatz zum glatten Vorgän gerpro l an der Außenseite der Vorder kante, zum Griffstück hin gerillt. Ausge rillt hat es sich hingegen am Schließfedergehäuse, dort sitzen nun je

Waffenhersteller sind mit Nachfolgemodellen von laufenden Produkten in der Regel eher vorsichtig. Nach rund sechs Jahren versieht Beretta die APX mit neuen Details. Von den Unterschieden zwischen APX und APX A1 lesen Sie hier:
November 2022 VISIER. de | 33 Beretta APX A1 9 mm Luger | TEST & TECHNIK Fotos:
Marcus Heilscher

Bluetooth & Morinis neueste Luftpistole CM 200 EI:

Morini, der Schweizer Pionier der Presslufttechnik, koppelt die neue Luftpistole CM 200 EI per Bluetooth mit einer Trainings-App. Ein digitales Manometer zeigt die Tankfüllung, die Schusszahl und den Druck an. Was die schicke Hightech-Pistole noch kann, verrät der Test.

38 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | Pressluftpistole Morini CM 200 EI

Batterien

&
November 2022 VISIER. de | 39 Pressluftpistole Morini CM 200 EI | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher, Ulrich Eichstädt, Morini

Sauer 100 Artemis,

Damen

Durchstöbert man den Internetauftritt von der Firma Sauer & Sohn, stößt man irgendwann auf einen Lenden-beschürzten, bärtigen und verwegen schauenden Mann mit einem riesigen Knüppel in der Hand, dieser fast so groß, wie er selbst. Abgesehen davon, dass der Typ so aussieht, als bräuchte er vor lauter Muskeln gar keine Hilfsmittel, um das nächstbeste Mammut für seine Sippe zu erlegen - was hat dieser Kerl mit den Jagdwaffen aus dem Hause J. P. Sauer & Sohn zu tun? Nun, dieser Bursche war bereits seit dem Jahre 1894 die eingetragene Bildmarke des Unternehmens. Er steht für die Wertschätzung von Tradition, und nachdem im vergangenen Jahr das 270-jährige Firmenjubiläum gefeiert wurde, darf auch dieser leicht bekleidete Adonis nicht fehlen. Und weil ja die Weitergabe von Tradition sprichwörtlich nichts mit Asche, sondern mit Feuer zu tun hat, kommt Sauer auch nicht mit einem altmodischen Prügel auf den Markt, sondern mit dem führigen Modell 100 Artemis: klassisch, konservativ und dennoch modern.

Speziell für Frauen und eher zierliche Jäger konzipiert Sauer & Sohn die Modelle mit dem Beinamen Artemis. Hier handelt es sich um die Artemis-Variante der Sauer 100, also der preisgünstigsten Repetierer-Baureihe der Waffenschmiede. Deshalb schon vorab ein Blick auf die Unterschiede zu einer herkömmlichen Sauer 100. Übrigens: Die speziellen Artemis-Merkmale hat sich der Hersteller nicht aus dem Ärmel geschüttelt. Sie basieren auf einer weltweit durchgeführten Umfrage unter zweitausend Jägerinnen, mit besonders viel Feedback aus Skandinavien und dem deutschsprachigen Raum. Also alles für jagende Frauen praxisnah, mit einer bunten Schaftlackierung im Muster „ Muddy Girl “ lassen sich europäische Jägerinnen für eine Frauenwaffe nicht abspeisen. Da wäre zunächst der Schaft. Der soll laut Umfrage naturgemäß gut liegen und dabei auch attraktiv ausschauen. Für die ansprechende Optik der Sauer 100 Artemis sorgt auch das Material: Während das normale Basismodell „ Classic “ noch bis 2021 mit einem Buchenholzschaft namens „ Dura Beech “ ausgestattet wurde,

soll

el die Wahl bei der Artemis auf geöltes, attraktiv gemasertes Nussbaumholz. 30 Millimeter kürzer als der Standardschaft ist er mit einem Abstand von 33 cm vom Abzug bis zur sauber an das Holz angepassten Gummischaftkappe obendrein. Die klassische Schaftform im amerikanischen „Sporter“-Stil ohne Schaftbacke, dafür mit einer schicken Tropfnase am schlanken Vorderschaft, ist dagegen typisch für die 100er Serie, nicht nur für das Modell Artemis. Ebenfalls in der Umfrage häu g gewünscht: ein höhenverstellbarer Schaftrücken. Den hat die Artemis auch, die stufenlose Höhenverstellung regelt man über zwei werkzeuglos bedienbare Rändelschrauben rechts im Schaft. Hier lässt sich die Wangenau age in einem Bereich von 20 mm in ihrer Höhe individuell an die Schützin anpassen. Der eigens für die Artemis designte, schlanke Pistolengriff liegt in kleineren Händen besonders angenehm und lässt sich sehr gut umfassen. Eine sauber geschnittene Fischhaut sorgt für rutschfesten Halt. Sie könnte ruhig noch etwas groß ächiger und schärfer geschnitten ausfallen,

.308 Winchester:
November 202246 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Zylinderverschluss-Repetierer Sauer 100 Artemis

wahl

aber das ist Jammern auf hohem Niveau und rein subjektiv. Der Kolbenhals an sich ist recht kurz. Die Kombination von Pistolengriff und Kolbenhals kommt, was die Handhabung betrifft, Menschen mit kleinen Händen und kurzen Fingern sehr entgegen – der Hersteller hat bei der Artemis den Abstand zwischen Pistolengriff und Abzugszüngel um gut zwei Zentimeter reduziert.

Die Technik:

Hier unterscheidet sich die Artemis natürlich nicht von anderen Versionen der Serie Sauer 100. Prinzipiell handelt es sich immer um einen Dreiwarzenverschluss, der in der Verschlusshülse verriegelt. Zwei gefederte Bolzen im Verschlusskopf fungieren als Ausstoßer, die Auszieherkralle ndet ihre Heimat in der rechten Verschlusswarze. Die kalt gehämmerten Läufe werden mit dem System in klassischer Manier verschraubt. Die Dreistellungssicherung wirkt auf den Schlagstollen, in hinterster Stellung blockiert sie auch den Zylinderverschluss. Bei der Systembettung im Schaft setzt Sauer auf eine

als

Verfunktioniert, und

Konstruktion namens „ Ever Rest “. Dabei handelt es sich um einen massiven Block aus Leichtmetall, auf den alle Rückstoßkräfte wirken. Mit viel Plastik muss man sich als Nutzerin nicht ab nden: Das Magazin und der (austauschbare) Knauf des Kammerstängels bestehen aus Polymer. Bei Details wie der Schlösschenabdeckung setzt man auf Metall, bei Abzugsbügel samt Magazinaufnahme setzt man in Isny auf Stahl. Und das Verschlussgehäuse: Ganz klassisch aus brüniertem Stahl, wobei eine Systemgröße für alle Kaliber funktioniert, bis hinauf zur .300 WinMag. Die Magazine kommen selbstverständlich Kaliber-angepasst in mehreren Größen und entsprechend unterschiedlichen Kapazitäten. Ein zehnschüssiges Magazin gibt´s aber (bislang) nur für in .223 sowie für die .308 Winchester und die mit der .308 maßlich (vor allem der Hülsenlänge) direkt verwandten Kaliber. Entnommen wird das Magazin über einen tief eingelassenen Schieber. Das funktioniert bequem und schützt vor unbeabsichtigtem Betätigen des Magazinauslösers. Ganz klassisch sitzt hinten links im Gehäuse

der gefederte Verschlusshalter, mehr Bedienelemente braucht es an einem Repetierer nicht. Das Testexemplar kam in .308 Winchester, aber Sauer offeriert die Waffe auch in knapp einem Dutzend gängiger bis exotischer US-Kaliber inklusive dem Trendkaliber 6,5 PRC. Bei europäischen Kalibern sieht es dünner aus, hier hat man die Wahl zwischen 6,5 x 55 mm, 8 x 57 mm IS und der 9,3 x 62. An Optionen könnte man ab Werk bei der Artemis noch Merkmale wie Kimme und Korn hinzubuchen. Und beim angeschraubten Kammerstängelabschluss könnte man über eine andere Version nachdenken, etwa den großen, kegelförmigen Knauf des Match-Modells „ Fieldshoot “ - diese Kon guratione gibt es aber nicht direkt ab Werk. Und was wäre, wenn man nun eine Sauer 100 sein Eigen nennen möchte, aber nicht die Artemis? Sportschützen werden sich wohl für die Fieldshoot mit verstellbarem Schaft und Bull Barrel entscheiden. Für Jäger bietet das Sortiment an 100ern neben der Classic auch als Classic XT mit Kunstoffschaft. Letzteren hat auch das Stainless Steel-Modell XTA, dann sogar

Eigens für Jägerinnen erweitert man bei Sauer & Sohn die Serie 100 um das Modell Artemis - Zeit für einen Besuch im Revier und auf dem Schießstand.
VISIER. de | 47November 2022 Zylinderverschluss-Repetierer Sauer 100 Artemis | TEST & TECHNIK Fotos:
Carola Rathjens

Leichtgewich

Low Power Variable Optic aus den USA: Modell: Leupold Patrol 6HD 1 - 6 x 24 Preis: € 1779,Objektiv: 24 mm Länge: 274 mm Mittelrohr: 30 mm Absehen: FireDot Duplex Klickverstellung: 1/4 MOA (7 mm/100 m) Höhenverstellung: 170 MOA (495 cm/100 m) Seitenverstellung: 170 MOA (495 cm/100 m) Parallaxe: 150 Yard (137 m) Sehfeld 100 m:40,3 -6,5 m/100 m Gewicht: 415 g Das Leupold Patrol auf einem Karabiner von Daniel Defense in .300 Blackout. Den Druckknopf am linken ZF-Turm ziert Leupolds Logo, der Knopf ist für den Leuchtpunkt zuständig. November 202250 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Leupold Patrol 6HD 1-6 x 24

arbeitetet nur zieht

In Technik und Qualität gehört die neue Patrouillen-Optik zu Leupolds Premium-Baureihe 6HD, Darauf weist ja bereits die genaue Modellbezeichnung hin. „6“ steht bei dem US-Hersteller für den sechsfachen Zoomfaktor der zugehörigen Zielfernrohre, „ HD “ kennzeichnet die hohe Güte der Linsen (High De nition – hohe Au ösung). Wie bei den typischen ZF der Baureihe 6HD arbeitetet auch das Patrol mit einem Absehen in der Zweiten Bildebene: Das Absehen erscheint auf allen Vergrößerungsstufen immer gleich groß, das Entfernungsschätzen mit Haltemarken des Absehens funktioniert dann nur auf der höchsten Vergrößerungsstufe. Das Fadenkreuz des vorliegenden Exemplars nennt Leupold FireDot Duplex: vier dicke Balken verjüngen sich zur Mitte hin, von Leupold erfunden und seit Jahrzehnten das gängigste Absehen in den Vereinigten Staaten schlechthin, eine bewährte Universallösung. Das FireDot bezieht sich auf den kleinen, beleuchteten Punkt in der Mitte. Er lässt sich in acht Stufen in der Helligkeit justieren und

strahlt beim 6HD Patrol auf höchster Stufe auch bei bestem Tageslicht gegen hellen Hintergrund. Durch die Helligkeitsstufen schaltet man nicht über einen Drehregler, sondern über einen links am Mittelrohr angebrachten Knopf. Der Knopf ist auch für das komplette An- und Abschalten des Leuchtpunktes verantwortlich. Und wenn man der englischsprachigen Anleitung (die deutsche Anleitung ist in Arbeit) folgt, dient er beim Montieren jedes Leupold HD6 mit Leuchtabsehen auch zum geradlinigen Ausrichten des Zielfernohrs in den Montageringen: Wenn der Leuchtpunkt in diesem eigens anwählbaren Niveliermodus blinkt, ist die 6HD-Optik mehr als ein Grad geneigt. Übrigens: Lässt man den FireDot eingeschaltet, schaltet er sich bei regloser Waffe nach fünf Minuten selbstständig ab. Anschließend erwacht der Leuchtpunkt bei der kleinsten Erschütterung der Optik automatisch zu neuem Leben, natürlich in der zuletzt eingestellten Helligkeitsstufe. Das spart Strom und verlängert die Einsatzbereitschaft des Leuchtabsehens.

Der Hersteller selbst nennt hier 1000 Stunden im Dauerbetrieb bei mittlerer Helligkeit und 300 Stunden bei maximaler Intensität. Auf niedrigster Vergrößerung verfügt das Patrol über eine echte einfache Vergrößerung, so kann man bei 1x auch mit beiden Augen geöffnet zielen. Bei der schnellen Einstellung der Vergrößerung hilft ein kurzer, rutschfest gerändelter Knauf am Stellring beim Hantieren. Für eine Behörden-, Verteidigungs- oder Jagdoptik erscheint der relativ kurze Knauf als praktischer Kompromiss, es soll ja nicht zu weit überstehen und im Einsatz überall hängenbleiben. Sportler werden sich eventuell eine noch längere Handhabe wünschen. Wer komplett auf diesen „Throw Lever“ verzichten will: er ist angeschraubt, ein acher Gewindeschutz als Alternative gehört zum Lieferumfang.

Und wie schießt es sich so damit? Fein, und so sollte es angesichts des durchaus gehobenen Preises auch sein. Das Bild ist farbtreu, scharf und das natürlich auch bis in den Randbereich. Auf höchster

t Der US-Hersteller Leupold ergänzt die Zielfernrohr-Modellpalette um das Modell Patrol 6HD. Was leistet das kompakte Zielfernrohr 1 – 6 x 24 in der Praxis? VISIER. de | 51November 2022 Leupold Patrol 6HD 1-6 x 24 | TEST & TECHNIK Fotos: Marcus Heilscher

Abzugspezialist

Zwischen Mensch und Maschine

75

Alte Ordonnanzgewehre, aber auch moderne Repetierer und Selbstlader profitieren oft von Austauschabzügen. VISIER schaute sich die von Timney an. Der Abzugsspezialist aus den Vereinigten Staaten produziert seit über 75 Jahren das entscheidende Bindeglied zwischen dem Schützen und der Waffe.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es in den USA jede Menge ehemaliger Militärgewehre, die nun zivil eingesetzt wurden. Aber die oft kruden Abzüge standen dem präzisen Schießen bei Jagd und Sport entgegen. Allen Timney begann daher ab 1946, einfache, aber technisch sauber mit Druckpunkt auslösende Austauschabzüge anzubieten, die die Kunden selbst in ihre Gewehre einbauen konnten – etwa Repetiergewehre wie bei-

spielsweise Mauser, Spring eld oder En eld. So wurde die Firma schnell als zuverlässiger Hersteller von Abzügen auf dem Nachrüstungsmarkt bekannt.

Allen Timney ging 1981 in den Ruhestand und verkaufte seine nun schon bekannte Firma an Paul und Rosemary Vehr – die Eltern des heutigen Firmeninhabers und Präsidenten John Vehr. Paul und Rosemary leiteten das Unternehmen bis 1999, als sie zustimmten, es

an ihren Sohn John zu verkaufen. Der war bereits seit 1994 in dem Familienunternehmen tätig und fungierte als Geschäftsführer. Leider verstarb Rosemary Vehr drei Tage nach der SHOT Show 2000. Fünf Wochen später verstarb auch Paul, der den ausstehenden Kaufvertrag nicht unterzeichnet auf seinem Schreibtisch zurückließ. John Vehr kaufte schließlich die Firma Timney Triggers von seinen Geschwistern und begann sofort mit umfangreichen Investitionen in

feiert Jubiläum:
56 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | 75 Jahre Timney-Abzüge

Heute ist die Firma Timney Triggers in der Stadt Phoenix im Bundesstaat Arizona angesiedelt. Das US-Unternehmen feierte jüngst sein 75-jähriges Bestehen.

Technologie, modernste Maschinen, Mitarbeiter und (was am wichtigsten war) in eine neue Denkweise.

Durch die Konzentration auf den Kunden und die Herstellung von Produkten höchster Qualität wurde Timney Triggers schnell zu dem Unternehmen, das den Standard für Abzüge auf dem Tuningmarkt setzte. Heute ist Timney Triggers in einer 2400 Quadratmeter großen Anlage in Phoenix im Bundesstaat Arizona

untergebracht, ausgestattet mit modernster Technik und mit Maschinen, die rund um die Uhr laufen. Durch Innovation und ein offenes Ohr für seine Kunden produziert Timney heute mehr als 170 Abzugsmodelle für Repetierbüchsen, Flinten, AR-Gewehre und andere halbautomatische Langwaffen. Auch Sonderlösungen, etwa mit bestimmten Abzugswiderständen, für Benchrest oder hochgezüchtete Wettkampfabzüge sind lieferbar, von mehreren Farbvarian-

ten beim Gehäuse und beim Abzugszüngel einmal ganz abgesehen, alles ist online auswählbar. Und Kurzwaffen? Das gibt es neuerdings auch. Seit dem vergangenen Jahr kommen nun auch Austauschabzüge für Kurzwaffen hinzu, und zwar die Baureihe Alpha Competition für die Glock-Generationen 3 und 4 sowie in einer weiteren Version für die aktuelle fünfte Generation. Auch für die Smith & Wesson-Pistolen der Baureihe Military & Police ist ein Timney-Abzug

John Vehr, Eigentümer und Präsident von Timney Triggers, leitet die Geschicke des Abzugsspezialisten seit über zwei Jahrzehnten. Vehrs Eltern Paul und Rosemary übernahmen die Firma im Jahr 1981 von Gründer Allen Timney.
November 2022 VISIER. de | 57 75 Jahre Timney-Abzüge | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher, Timney

Poliergranulat, Stahlstifte u

Auf harte

Links der Klassiker, ein Vibationstumbler mit Granulat, reinigt nur trocken. Rechts ein Rotationstumbler für Nassreinigung, im Test aber als Trockentumbler genutzt.

November 202262 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Hülsenpoliermethoden und -mittel, Teil I, Trockenreinigung

die Tour nd Ultraschall im Test -Teil I.

Es gibt Nussschalen- und MaisGranulat, Ultraschallbäder und kleine Edelstahlstifte. Welche Poliermethoden oder -mittel, ob nass oder trocken, welche Vor- und Nachteile haben, lesen und sehen Sie hier im ersten Teil:

November 2022 VISIER. de | 63 Hülsenpoliermethoden und -mittel, Teil I, Trockenreinigung | TEST & TECHNIK
Fotos: Robert Riegel, Natalia Dupper, Chris Hocke

Klappbarer Schweizer Halbautomat:

Ordentlich

Dass

die KH9 keine gewöhnliche Waffe würde, belegt bereits der Firmeninterne Arbeitstitel während der Konstruktionsphase im Jahre 2014. KH steht nämlich für „ Karls Hobby “. Wenn Karl Brügger, Chef des größten Schweizer Handwaffen- und Schalldämpferherstellers, der B & T AG in Thun, eine Spaßwaffe nach seinen Vorstellungen baut, dann darf diese nicht nur einen entsprechenden Namen tragen, sondern auch möglichst ungewöhnlich sein. Die KH9, das war Karl Brüggers erklärtes Ziel, sollte interessante und eher ungewöhnliche Details diverser anderer Waffen in sich vereinigen. Dies gelang mit der auf der IWA 2015 vorgestellten ersten Version der Waffe und setzt sich mit der auf den diesjährigen B & T-Behördentagen vorgestellten Generation 2 nahtlos fort.

Die erste Generation: Etwas zusammengewürfelt sah die Erste, auf 222 Exemplare limitierte Version der KH9 schon aus. Auf den ersten Blick erinnert sie an die in den 80er Jahren in Italien entwickelte Maschinenpistole Spectre M4 der Firma Sites. Dies liegt vor allem an dem vierreihigen 50-Schuss-Magazin sowie dem Double Action/Single ActionAbzug. Hinzu kam der Pistolengriff des StGw 90 und ein Spannschieber im Design der Uzi-Mpi. Im Gegensatz zur Spectre, die es auch in einer vollautomatischen Version gibt, handelt es sich bei der KH9 um einen reinen Halbautomaten. Doch die Geschichte der B & T KH9 soll ein anderes Mal erzählt werden, in einer der kommenden Ausgaben.

Die zweite Generation:

Da die erste Generation of ziell auf 222 Exemplare beschränkt war, aber B & T immer wieder Anfragen nach der Waffe erreichten, dachte man an eine Neuau age. „Wir haben da auch noch ein paar Ideen in der Schublade, die wir bei der ersten Version nicht berücksichtigt haben.“ Den Ausschlag gab schließlich eine Anfrage aus dem Behördenbereich nach einer Waffe für Spezialaufgaben mit möglichst geringer Höhe. Da diese Anfrage sich mit einer der Ideen zur Neuau age deckte, el die Entscheidung zugunsten einer zweiten Generation der KH9, jetzt unter dem Namen KH9 C. Das „ C “ steht hierbei für „ Covert “ (verdeckt). Da der Behördenkunde ausdrücklich keine Vollautomaten wollte, stand einem Verkauf auch auf dem Zivilmarkt nichts entgegen. Für diesen wurde die Stückzahl vorerst auf insgesamt 611 Exemplare festgelegt, davon 111 für Europa und 500 Stück für den US-Markt.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Verarbeitung der KH9 C erstklassig ist. Sauber und exakt, ohne Werkzeugspuren, somit ist die Waffe auch in dieser Hinsicht ein Leckerbissen. Das wurde auf den B & T-Behördentagen auch auf dem Schießstand deutlich, da die von Haenel gefertigten Läufe durch gute Präzision überzeugen. Allerdings wurden die Präzisionsversuche nur im Single Action-Modus durchgeführt, aufgrund des hohen Abzugsgewichtes in Double Action erschienen Versuche hier nicht sinnvoll und praxisrelevant. Das Gen2-Gehäuse ist mit minimalen Abweichungen baugleich mit dem der Vorgängerversion. Auffällig ist

die Farbe, die KH9 C wird es nämlich nur in Flat Dark Earth geben. Technisch fällt die leichte Kürzung im Bereich des Vorderschaftes auf. Während der Handschutz früher den Dreiwarzen-Anschluss für Schalldämpfer überragte, was dessen Auf- und Absetzen etwas fummelig machte, ist der Vorderschaft nun 17 mm kürzer. So ragt der Lauf weiter aus dem Handschutz heraus und die SD-Schnittstelle liegt frei. Bei der KH9 C kommt ab Werk ein Teleskopschaft mit 3 + 1 Positionen zum Einsatz. Dadurch liegt die Länge zwischen 415 und 566 mm, die Breite liegt bei 56 mm und die Höhe mit angeklapptem Magazin (20 Patronen) 167 mm, im schussbereiten Zustand sind es 265 mm.

Die KH9 von B & T war schon in ihrer ersten Version eine extrem ungewöhnliche Waffe. Jetzt gibt es eine Gen2Neuau age - faltbar und damit ultra ach.
68 | VISIER. de November 2022 TEST & TECHNIK | B & T KH9 C, 9 mm Luger

plattgemacht

Das Magazin:

Die optisch auffälligste Änderung zur ursprünglichen KH9 ist das jetzt klappbare Magazin. Dies geht zwar einerseits auf die Behördenforderung nach einer möglichst kompakten Waffe zurück, aber B & T hatte das Feature noch als damals nicht realisierte Idee aus der Gen1 übrig. Diese war ja ein Konglomerat aus Konstruktionsmerkmalen verschiedenster Waffen, da hat das Hinzufügen eines spezi schen Merkmals einer weiteren Waffe durchaus Charme. Hierzu sei angemerkt, dass es in der Waffentechnik fast alles schon einmal

gab. Viele heute als Sensation angepriesene, angebliche Neuerungen entpuppen sich bei historischer Betrachtung im wahrsten Sinne des Wortes als altes Eisen. So auch das klappbare Magazin, allerdings mit dem Unterschied, dass B & T die Herkunft der Idee offen kommuniziert. Es geht auf die französische Mpi MAS-38 (1938) und MAT-49 (1949) zurück und ndet auch in der Hotchkiss CMH2 (1949) Verwendung. In den 1930er und 40er Jahren gab es diverse weitere Prototypen von SIG, FN, BSA und Erma, die

alle das Konzept des klappbaren Magazins mehr oder weniger erfolgreich umsetzten. Um das Magazin klappbar zu machen, musste bei der KH9 C das ursprünglich noch von der Suomi MP43/44 stammende 50-Schuss-Magazin der KH9 weichen. Ersetzt wurde es durch ein minimal modi ziertes B & T-Standardmagazin aus Polymer. Diese Modi kation

November 2022 VISIER. de | 69 B & T KH9 C, 9 mm Luger | TEST & TECHNIK Fotos: Sammy the Dwarf

selten: Meigs-Repetierer

Steampunkgerecht

Drei Stück davon gibt es – von jenem amerikanischen Mehrlader, mit dem ein kreativer Techniker den Markt für solche Gewehre zu revolutionieren gedachte. VISIER sah sich eine dieser Waffen an und ging für Sie in deren Geschichte auf Spurensuche.

eiZahnradmechanik

Jules Verne schickte Professor Otto Lidenbrock zum Mittelpunkt der Erde, Hector Servadac in die Sonnenwelt und Kapitän Nemo samt seinem U-Boot „Nautilus“ durch die Tiefen der Weltmeere – alles futuristische Abenteuergeschichten der Weltliteratur. Mit diesen und anderen wurde der französische Schriftsteller zum Mitbegründer der Science Fiction-Literatur und später zu einem Ahnen der seit Jahrzehnten blühenden Steampunk-Bewegung. In dieser verknüpfen sich ein betont viktorianischer Bekleidungsstil mit klassischen Abenteuerroman-Motiven und einer auf Dampfkraft und Zahnradmechanik ausgelegten Technik. Mit Blick auf passende Waffen mag man da auf PhantastischVersponnenes mit außerordentlicher Ka-

pazität und Leistungskraft hoffen. Etwa eine jener zum Steampunk-Rollenspiel gedachten Schießeisen-Attrappen, an denen ihre Schöpfer allerlei technisch Aussehendes, aber de facto Nutzloses verbauen, Zahnräder, Federzüge, Kabel, Armatur-Drehknäufe, ja sogar Ferngläser. Ganz nett, mag man sagen, aber dem 19. Jahrhundert zugeschriebene Langund Kurzwaffen mit so schrägem Äußeren bei gleichzeitig hohem Fassungsvermögen sind Erzeugnisse einer zwar kreativen, aber irrealen Vorstellung jener Epoche. Tja, dem ist man geneigt zuzustimmen. Bis Antikwaffenspezialist Claus Jarzombek vorbeikommt und es auspackt, das Meigs-Gewehr. In dem Moment fragt man sich, ob Kapitän Nemo womöglich doch eine reale Person gewesen ist.

Die Repetierbüchse:

Das Wichtigste zuerst – die Kapazität. Das Meigs-Magazin war ausgelegt für 50 Patronen. Sie lesen richtig: 50 Patronen, in diesem Fall im Zentralfeuerkaliber .50 Meigs. Damit hängte dieses seit den 1860er Jahren in mehreren Stufen konstruierte Gewehr alles ab, was sich damals an mehrschüssigen Langwaffen auf dem Markt tummelte. Das betraf die 7-schüssigen Spencers, die (je nach Variante) bis zu 17-schüssigen Henrys und Winchesters, ja sogar das etwas später präsentierte und bis zu 38 Patronen fassende Evans-Gewehr (VISIER 4/2021). Oh, und auch Old Shatterhands Henrystutzen wäre da sozusagen untermotorisiert gewesen, als „Zaubergewehr“ mit „nur“ 25 Schuss ...

Super
72 | VISIER. de November 2022 FASZINATION WAFFEN | Repetiergewehr Meigs

Das Äußere: Die 1143 mm lange Meigs hat einen 640-mm-Lauf (25 Zoll) und statt eines Hinterschafts eine Messingröhre, die ein (in diesem Fall geschnitztes) Nussbaumelement trägt. Unschwer zu erraten, dass das mit zirka 45 mm Durchmesser voluminös anmutende Rohr als Magazin fungiert – irgendwo müssen die 50 blauen Bohnen ja hin. Geschnitzt auch der Vorderschaft, der durch eine gut anderthalb Hände breite Kordelwicklung auffällt. Der bauchig nach vorn gewölbte und hinten in einen angedeuteten Fingersporn auslaufende Abzugsbügel erinnert entfernt an denjenigen einer Jägerbüchse. Im Bügel nden sich drei Elemente: Ein Züngel, darin integriert ein weiteres (so, wie von Glock-Pistolen oder vom Accu-Trigger à la Savage be-

kannt). Und dahinter dann eins, das aussieht wie ein Hakenstück mit zwei ungleich langen Enden. Vor dem Bügel sitzt ein Kipphebelchen, dahinter steht „OFF“ Links am System gibt es einen großen Schwenkhebel mit gerändeltem Kopf, vorn oben drauf verbaute der Hersteller eine Klappkimme mit Stellschieber, deren Lochbohrung als Diopter dient. Sie korrespondiert mit dem Korn oder genauer: den Kornen. Die Meigs-Repetierbüchse hat zwei, ein Stiftkorn im Tunnel und ein hinterschnittenes, selbstabschattendes Balkenkorn. Beides auf einem an der Mündung montierten Drehring, um so das jeweils gewünschte Element nach oben bringen zu können. Passend zum ungewöhnlichen Design dieses Mehrladers zeigt sich das Finish des vorliegen-

.

den Stücks Steampunk-gerecht: Alle Metallteile sind vernickelt.

Konstruktion und Funktion: Die Beschreibung des Funktionsprinzips klingt erstmal nicht spektakulär: Äußeres Manipulieren am dafür vorgesehenen Waffenteil sorgt dafür, dass die verschossene Hülse ausgeworfen, eine frische Patrone zugeführt und die Waffe gespannt wird. Wie bei anderen Repetierern auch. Nur, wie soll man das Meigs-Prinzip nennen – „Slide Action“ oder „Pump Action“ ? Passt beides, da die Bewegung gleitendpumpend erfolgt. „Lever Action“ ? Auch gut, da man sich zum Spannen und Durchladen des beweglich gelagerten Abzugsbügels als Hebel bedient. Damit ist die Meigs ein Griffrepetierer wie später die

November 2022 VISIER. de | 73 Repetiergewehr Meigs | FASZINATION WAFFEN
Fotos: Marcus Heilscher, Archiv.

aus Frankreich:

Ziemlich abenteuerlich

„Raphael-Revolver“ nennt ihn die ältere Fachliteratur – markiert als US-Erzeugnis. Tatsächlich stammt dieser Waffentyp aus Frankreich und war Teil einer sehr exklusiven Reihe, die auf einen weltweit als Söldner tätigen US-Glücksritter und einen kreativen Pariser Büchsenmacher zurückging.

Der Tevis-Perkussionsrevolver mit seinem schwenkbaren Lauf und der zweiteiligen Trommel. Hier ein Widmungsstück mit dem Namen von Tevis auf dem Lauf.

Das britische und das französische Patent zeigen die Funktion des drehbaren Laufs und der zweiteiligen Trommel mit der abnehmbaren Rückplatte.

Als im 19. Jahrhundert Entdecker in die unerforschten Teile der Welt aufbrachen, als sich Amerikaner und Mexikaner um Texas sowie Briten, Franzosen, Sarden, Russen und Türken um die Krim balgten, da erlebte Samuel

Colts Perkussionsrevolver den Durchbruch. Jedoch zeigten sich bald die Mängel der Waffe, etwa das langsame Hahnspannersystem, die instabile Rahmen-Steckverbindung oder das umständliche Laden. Flugs entwickelten

andere das Revolverkonzept weiter. So ersannen die Briten Robert Adams und Frederick E.B. Beaumont geschlossene Rahmen und neue Schlosskonstruktionen, während sich der Franzose Eugène Lefaucheux einen Hinterlader für die

Revolverraritäten
80 | VISIER. de November 2022 GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Revolver Tevis-Pidault und Pidault & Cordier

Stiftfeuerpatronen seines Vater Casimir ausdachte. Drei Beispiele aus einer ganzen Riege – zu dieser zählten auch die Herren, die den sogenannten RaphaelRevolver erfanden: Ein mysteriöses Modell, das einen anderen Namen trägt als die Leute, die tatsächlich dafür verantwortlich waren. Hier zuerst der Blick auf den Mann, mit dem das alles begann.

Der Mann:

es auf viel Kampferfahrung bringen soll-

Ein Mann mit vielen Namen: Im Lauf seiner Karriere nannte sich Washington Carroll Tevis (1828-1900) auch Nassim Bey, Charles Carroll Tevis und Charles Carroll de Taillevis.

noch eine Einheit

Wohl letztmals in der neueren Geschichte konnten sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts Glücksritter einfach in fremden Armeen als Söldner verdingen, so auch Washington Carrol Tevis (18281900) aus den USA. Ein Abenteurer, der es auf viel Kampferfahrung bringen sollte, in der ägyptischen, französischen, päpstlichen, türkischen, der Unionsarmee und bei der Fenian Brotherhood, also der Geheimorganisation zur Befreiung Irlands vom britischen Joch. Überall avancierte der unter diversen Namen agierende West-Point-Absolvent mit der Wahlheimat Paris mindestens bis zum Oberstleutnant, teilweise gar zum Brigadegeneral. Zudem war Tevis als Autor und Er nder tätig: Befehligte er im Krimkrieg als „Nassim Bey“ noch eine Einheit der berüchtigten Baschi-Bozuks (Halsabschneider oder, freundlich ausgedrückt, Freischärler in Staatsdiensten), so verfasste er direkt danach mit „La petite Guerre“ ein Handbuch für Guerillakämpfer – und ersann einen Revolver.

drückt, Freischärler in Staatsdiensten), peS t

Der Tevis-Revolver:

Ob Oberst Tevis da einen der neuen Lefaucheux-Revolver gesehen hatte, läs sich nicht beweisen. Sicher ist nur, dass einzelne Stücke bereits auf der Krim auftauchten. Aber der Abenteurer kannte den Colt und sah als dessen Hauptnachteil das Laden von vorn. Das wollte er verbessern. In Paris tat er sich mit Büchsenmacher Martial Pidault zusammen. Am 16. Mai 1856 erhielt das Duo das Patent 1BB27755 für einen Perkussionsrevolver System Tevis. Bereits am 17. Mai gab es nur für Tevis das britische Patent No. 1177/1856.

Der Tevis-Revolver kam mit Außenhahn und hoch am oben offenen Rahmen angesetztem, tailliertem Griff samt klei-

Also: Den Lauf nach Lösen einer gefe„revolver

nem spitzen Höcker. Er war als Singlewie Double-Action-Waffe zu haben und vom Funktionsprinzip her ein Perkussionsrevolver, so weit fällt das Beschreiben leicht. Komplizierter wird es bei der Frage danach, ob es sich um einen Hinter- oder einen Vorderlader handelte. Also: Den Lauf nach Lösen einer gefederten Handhabe vorziehen und um 90 Grad nach links schwenken. Nun ließ sich die Trommel entnehmen – eine zweiteilige. Der vordere, längere Teil war durchbohrt und hatte abgesetzte Lager. Der hintere fungierte als Rückplatte, dichtete mittels je eines Konus’ jede Kammer nach hinten ab und trug zudem Pistons und Transportkranz. War die Platte ab, ließ sich die Walze laden und zwar von hinten. Wegen der genannten Stufe in jeder Kammer wurde das Projektil im Schuss komprimiert und zuverlässig abgedichtet. Tevis nannte seinen Entwurf daher „revolver à balle forcée“. Statt Blei und Pulver ließen sich auch Papierpatronen daraus verwenden. Die Verbindung beider Trommelteile erfolgte infolge eingeschliffener Dicht-Konen spielfrei – zumindest auf dem Papier. Ein System, das heute nicht nur Beschussämter skeptisch beurteilen würden. Aber wegen des Revolver-üblichen Trommelspalts nahm Tevis wohl an, dass etwaiger Überdruck eher hier entweichen würde.

Tevis überließ alle Tätigkeiten zu dem neuen Waffentyp Pidault. Der fertigte in Kleinserie meist reich gravierte Stücke. Mit diesem Revolver gehörten Tevis und Pidault in Frankreich zur Avantgarde. Konkurrenz bestand nur durch den konstruktiv überlegenen Perkussionsrevolver von Louis Fran Çois Devisme. Und natürlich durch den Lefaucheux M 1854, den die Marine 1858 annehmen sollte. Colt war kein Thema, in Frankreich war die Zeit solcher PerkussionsvorderladerRevolver rasch vorbei: Bereits am 5. und 22. Mai 1855 erhielten Jules Gévelot und Jean Louis Pottet ein Patent für Zündhütchen mit integriertem Amboss und eine damit bestückte Zentralfeuerpatrone. Die Pariser Zunft reagierte rasch. Devisme brachte als erster 1858 seinen Patronenrevolver heraus, dicht gefolgt von Louis Perrin. Und Pidault überarbeitete die Er ndung von Tevis. Dazu tat er sich mit dem Waffenfabrikanten Charles Cordier zusammen.

Der Pidault & Cordier-Revolver I:

Bei der vereinfachten Tevis-Version ließ sich der Lauf nicht mehr verschieben. Und vor dem Trommelausbau musste man vorn am Rahmen die durchbohrte Kugelkopfschraube lösen, den Lauf abheben und die Achse ausziehen. Es blieb der zweiteilige Trommelaufbau, nun vorn mit Lagern für die 11-mm-Spezialpatrone,

November 2022 VISIER. de | 81 Revolver Tevis-Pidault und Pidault & Cordier | GESCHICHTE & GESCHICHTEN
Fotos: Alain Daubresse und Michal Houba

Auf den Spuren der Römer Alle Wege führen nach Xanten

Das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands? Befindet sich in Xanten. Einst militärisch und wirtschaftlich bedeutend, lässt sich heute in der Stadt am Niederrhein auf historische Entdeckungsreise gehen und ein Hauch Antike atmen. VISIER ging für Sie auf Spurensuche.

Sie hinterließen mannigfache Spuren in deutschen Landen. Sie waren die Bauherren beeindruckender Monumente. Ihre Soldaten marschierten über die halbe bekannte Welt. In Wissenschaft und Waffentechnik waren sie Schrittmacher – und erst seit der Renaissance schaffte Europa wieder den Anschluss an den damaligen Wissensstand, den die Römer ehedem erreicht hatten. Aber wer waren diese antiken Meister überhaupt?

Und was blieb von ihnen? Einen guten Eindruck von den Römern in Germanien kann sich der Besucher in Xanten machen – genauer: Im „LVR-Archäologischen Park Xanten“, geplant 1973 und eröffnet 1977. Hier nden sich Bauten aus der Zeit, als es an dieser Stelle die Colonia Ulpia Traiana gab. Dahinter verbarg sich der besondere Stellenwert dieser Siedlung, die sich an den Bauwerken erkennen lässt und daran, was früher an Militär und Wirtschaft hier

Eine der Prunkmasken, von denen es einige in der Ausstellung in Xanten gibt.

lag (siehe Kasten). Die Anlage mit ihren Hinterlassenschaften und Rekonstruktionen lädt nicht nur zur Geschichtsstunde, sondern auch zum Verweilen unter den Augen der Antike ein.

Umfangreiche Anlage:

Über mehrere Zugänge lässt sich dieser Park erreichen – freilich könnte er besser ausgeschildert sein: Ein paar Umwege musste ich in Kauf nehmen. Idealerweise

Das rekonstruierte Nordtor. Hier gibt es aber keinen offiziellen Zugang in den Archäologischen Park Xantens.

Alltagskleidung: Eine römische Familie in ihrer alltäglichen Kleidung. Für das kalte Germanien gerne etwas dicker.

108 | VISIER. de November 2022 VOR ORT | Archäologischer Park Xanten

nimmt man den Eingang „LVR-Römermuseum“, an dem direkt ein Parkplatz liegt und der Weg zum Römermuseum am kürzesten ausfällt. Denn gut zu Fuß sollte man sein, immerhin handelt es sich hierbei um Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum: Es umfasst in etwa das gesamte Gelände der antiken Stadt. Vor mir breitete sich eine Ebene aus, bei der das imposante Museumsgebäude an sich sofort ins Auge el. Zur besseren Orientierung erstand ich einen Wegweiser und folgte schnurgerade dem Weg zum größten Gebäude, machte mir aber geistige Notizen, was ich noch sehen wollte.

Das Herzstück:

Seit 2008 stellt das LVR-Römermuseum quasi das Herzstück der Anlage da, ein mehrgeschossiger Bau, errichtet auf den originalen Grundmauern der großen Thermen. Darin nden sich viele Stücke aus den Ausgrabungen. Die äußere Form zeichnet die monumentale antike Halle nach, die einst den Zugang zu den Badesälen schuf. Im Inneren verwahrt liegen über 2500 Exponate, die auf frei im Raum aufgehängten Rampen und Ebenen untergebracht sind. Dabei führt der Rundgang durch verschiedene geschichtliche Abschnitte der römischen Historie in und um Xanten. Neben den zahlreichen Ausgrabungsstücken laden vor allem viele Mitmachstationen Kinder ein, sich spielerisch mit der Antike zu beschäftigen.

Neben Aspekten wie Handel, Gladiatoren und dem täglichen Leben, gehört den Legionären ein Großteil der Ausstellung, vor allem im Hinblick auf die Entwicklung der Waffen. Auf den Gängen wird nach oben exakt beschrieben, welche Rolle Xanten auch als Militärstützpunkt innehatte. Dabei werden die Waffen und Rüstungen gezeigt, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr verändert haben. Didaktisch exzellent aufgearbeitet wird hier gezeigt, wie das Leben der Bewohner sich darstellte, als die römische Armee an den Rhein kam. Darauf folgt „der Einmarsch der Legionen“, der den Besucher in den hinteren Teil des Erdgeschosses führt. Eine aus Legionärshelmen gebildete „Marschkolonne“ steht hier stellvertretend für die über 10 000 Soldaten, die den Xantener Raum mit einem Schlag be-

völkert haben. Den Legionären folgten bald Zivilisten in Form von Händlern und Handwerkern. So wuchs die Stadt stetig. Dann führt der Rundgang nach oben, auf eine der erwähnten Rampen. Hier geht es um die dramatischen Ereignisse während des römischen Bürgerkrieges nach dem Selbstmord Kaiser Neros im Jahr 68. Im Kern steht der Aufstand der germanischen Bataver und schließlich der Untergang des Xantener Legionslagers. Die Rampe führt durch die bedeutende Sammlung des LVR-Römer-Museums an Waffen und Ausrüstung der römischen Armee. Neben Teilen von Körperpanzern, Schwertern, Pfeil- und Lanzenspitzen ndet sich da auch das besterhaltene Geschütz der Antike – einmalig in dieser Form. Moderne Installationen – Videos, Audios und Lichtuntermalungen – sorgen dafür, dass sich der Besucher nicht wie in einem Museum fühlt, sondern eher wie in einer unterhaltenden (dabei aber auch informierenden) Lichtshow: große Klasse.

Über die nächste Rampe führt der Weg weiter in ein Kabinett, das die Zerstörung der Stadt durch die germanischen Franken am Ende des 3. Jahrhunderts beleuchtet. Danach baute man die Stadt wieder neu auf. Die letzte Ebene schildert die Geschichte nach den Römern. Im Zentrum steht der spätrömische und frühe fränkische Friedhof unter dem Xantener Dom, dem der mittelalterliche Ort seine Entstehung verdankt. Germanische Wurzeln der fränkischen Kultur, aber auch römische Traditionen lebten weiter, bis man sich auf die Antike besann und sich daran machte, die verborgenen Schätze wieder ans Licht zu bringen. Der „Abgang aus dem Museum“ zeigt dem Besucher, wie lückenhaft das Wissen über die Vergangenheit noch ist – den ganzen Fundstücken zum Trotz: noch viel Arbeit für die Forscher.

Am obligatorischen Museums-Shop erstand ich noch eine Mini-Gipsreplik des Grabsteins von Zenturio Marcus Caelius (gefallen in der Varusschlacht) – der Stein ist eines der bekanntesten Stücke im Museum. Von da ging es nach draußen und wieder in den Archäologischen Park mit seinen Ausgrabungen und Rekonstruktionen zurück.

Auf zum Tor:

Von dort führte der Weg zum Nordtor. Hier kann der Besucher bis ganz nach oben klettern und die Anlage betrachten, die einst den Zugang an dieser Stelle bewachte. Einen Aufzug gibt es natürlich nicht – deswegen gut zu Fuß sein. Verteilt auf dem weiteren Weg nden sich kleine Pavillons. Hier widmet sich der Park einzelnen Aspekten des römischen Lebens wie „Straßen & Verkehr“ oder „Bauen & Technik“. Diese schönen kleinen Schauen zeigen, wie weit die Römer in ihrem Verständnis und in ihrer Entwicklung waren. Weiter führte mich mein Weg zum Hafentempel. Nur noch

Der Gründer und Namenspatron von Colonia Ulpia Traiana: Statue von Marcus Ulpius Traianus im Park.
Die Reste des Hafentempels, einst Xantens zweitgrößtes Heiligtum.
November 2022 VISIER. de | 109 Archäologischer Park Xanten | VOR ORT Fotos:
Alexander Losert

Pistolen

Pistolen bei Militär und Polizei

Wohl kaum eine andere Waffe aus dem infanteristischen Werkzeugkasten hat in den vergangenen Jahren so an Bedeutung gewonnen wie die Pistole. Lange Zeit galt sie als schwer zu beherrschendes, eher symbolisches Selbstverteidigungsmittel. Inzwischen übernimmt sie zahlreiche Rollen – von der querschnittlichen Backup-Waffe des einzelnen Kämpfers bis hin zum besonderen Einsatzmittel bei Spezialkräften. Die gestiegene Bedeutung der militärischen Kurzwaffe macht sich auch bei aktuellen Neubeschaffungen bemerkbar. So bestellen die Streitkräfte zum einen Kurzwaffen in größeren Mengen, um mehr Soldaten ausstatten zu können. Zum anderen wenden sie dabei auch den Systemgedanken an. Danach besteht das System Kurzwaffe nicht nur aus der Pistole selber, sondern auch aus der zugehörigen Munition sowie Zubehör wie Holster, Laser-Licht-Modul, Schalldämpfer und Optik. Ein weiteres wichtiges Element des Systems Pistole bildet die Ausbildung. Auch hier hat sich international in den letzten Jahren etliches getan. Das neue Special „Pistolen bei Militär und Polizei“ bietet einen umfangreichen Überblick über die aktuellen Entwicklungen bei den militärischen und polizeilichen Kurzwaffenkonzeptionen. Dabei stellt das Heft Waffen, Zubehör, Munition, Ausbildung und Ausrüstung vor. Ein Anhang mit Adressen, Internet-Links und Zusatz-Informationen rundet das Sonderheft ab.

Das Special erscheint am 28.09.2022 im Handel.

Archäologischer Park Xanten 110245110545 110645 G42089106106 Ausgabe 4194208909909 00106Euro € 9,90 Schweiz CHF 14,80 Österreich: € 10,80 Niederlande: € 11,80 Luxemburg: € 11,60 Belgien: € 11,60www.all4shooters.com Medienpartner 104 TAKTIK & TECHNIK Pistolen bei Militär ■ Waffensysteme ■ Konzeptionen und Einsätze ■ Ausbildung und Ausrüstung VS_106_001-001_Titel.indd 1 04.08.22 13:16 Ein Angebot der VS Medien GmbH, Burgbergweg 1, 56377 Nassau, Deutschland, vertreten durch Dirk Schönfeld, Amtsgericht Montabaur HRB 27873 +++Jetzt bestellen!+++Jetzt bestellen!+++Jetzt bestellen!+++Jetzt bestellen! SPECIAL Nr. 106 Pistolen bei Militär und Polizei Weitere Empfehlungen der SPECIAL-Reihe: 105 Ausgabe 9,90Medienpartner Walther-Pistolen Walther-Pistolen Das Sonderheft! ■ Die Aktuellen: PDP, Steel Frame ... ■ Die Klassiker: PP, PPK, P.38 / P1 ... ■ Die Sportlichen: GSP500, LP500 ... ■ ... Und: Viel Praxis & Historie 102 Ausgabe Euro 9,90 10,80 Luxemburg: 11,60www.all4shooters.com Medienpartner 102 Kurzwaffen sportlich 102 Kurzwaffen sportlich Top-Pistolen & Revolver ■ Western ■ Vorderlader ■ Optics-Ready-Pistolen ■ Dienstpistolen ■ Anschlagschäfte ■ 1911/2011 ■ Kleinkaliber ■ Revolver: PPC bis Super Magnum
beiNEU zzgl. Porto und Verpackung So bestellen Sie: Hier geht’s zum Shop:+49 (0)2604 / 94464-10 oder / 94464-13 Sofort Coupon auf Seite 103 ausfüllen,abschicken und das neue SPECIAL gehört Ihnen! shop@vsmedien.de www.visier.de www.vsmedien-shop.de
9,90 €NUR

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.