Long Range III 109 Ausgabe Euro € 9,90 Medienpartner Schweiz CHF 14,80 Österreich: € 10,80 Niederlande: € 11,80 Luxemburg: € 11,60 Belgien: € 11,60 www.all4shooters.com 4194208909909 00109 G42089 Long Range III 109 109 Der Schuss auf weite Distanz ■ Marktübersicht Waffen ■ Premium-Spektive ■ Ballistischer Koeffizient ■ Test: Repetierer von 6 mm CM bis .375 CheyTac
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Weit weg, um weit zu schießen
Kaum ein Thema rund um Waffen, Munition, Ausrüstung und Schießen sorgt für so viel Interesse wie Long Range. Kein Wunder: Mit dem Schuss über weite Distanzen sind alle befasst, Behörden, Jäger und Sportschützen. Und so wächst und ändert sich auch das Sortiment – das können Sie dem Kernstück vorliegender Ausgabe entnehmen, nämlich der über mehrere Wochen hinweg erstellten und mit 24 Seiten Umfang fraglos auch großen Marktübersicht. Des Weiteren bietet Ihnen dieses Heft Grundsätzliches zum Thema des Ballistischen Koeffizienten, es stellt einiges an Hi-Tech-Ausrüstung vor und bietet Testberichte zu ausgesuchten Long Range-Gewehren. Ein Kernproblem finden Sie in der Einführung angesprochen, nämlich die Möglichkeiten, sich beim weiten Schuss in Deutschland zu erproben und dann sportlich mit anderen Schützen zu messen – hier sieht es ganz trüb aus, weswegen sich eine aberwitzige Situation ergeben hat: Der deutschsprachige Raum hat vor gut einem halben Jahrtausend den gezogenen Lauf hervorgebracht, weswegen es schon im 16. Jahrhundert auf maximale Akkuratesse ausgelegte Scheibenwettkämpfe gegeben hat. Von hier aus haben sich solche Waffen und damit das entsprechende präzise Schießen verbreitet, zuerst auf sportlich-jagdlichem Feld, ehe es ab der Mitte des 19. Jahrhundert zum verbreiteten Einsatz gezogener Langwaffen auch beim Militär kam. Und immer hat man bei alldem Waffen und Material zum einen sowie das eigene Können auf immer größere Schussdistanzen erprobt. Kurz: Das LR-Schießen steht in einer uralten bürgerlichen Tradition, die derzeit in
Deutschland einfach so komplett ignoriert wird. Um einmal zu kalauern: Wer weit schießen will, muss erst mal weit weg. Warum das falsch ist und wie sich das ändern ließe, steht im Heft. Apropos Heft. Zwei Aspekte seien noch erwähnt: Zum einen hat die vertrackte Corona-Pandemie das Team von VISIER lange verschont, um in diesem Jahr am Übergang von Winter zum Frühling umso heftiger zuzuschlagen. Mit der Folge, dass einiges verschoben werden musste, so auch der Drucktermin dieser Ausgabe. Zum anderen ist da ein Problem, das eigentlich minimal-banal ist, aber stets für (glauben Sie mir!) höchst lebhafte Debatten sorgt – die Schreibweise von metrischen Kalibern hüben und drüben. Genauer: Es geht darum, ob man ein Leerzeichen zwischen Zahl und Maßeinheit setzt. Also: „6mm Creedmoor“ oder „9mm Luger“ bei den Amerikanern versus „6 mm Creedmoor“ oder „9 mm Luger“ gemäß C.I.P.-Vorgaben und den Schreibweisen der Alten Welt – und hoffentlich so in diesem Heft zu lesen: Viel Spaß!
IMPRESSUM
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VISIER erscheint monatlich jeweils am letzten Mittwoch des Vormonats. Preis des Einzelheftes: 6,90 Euro inkl. MwSt.
VISIER SPECIAL erscheint viermal im Jahr. Der Preis des Einzelheftes: 9,90 Euro inkl. MwSt.
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ERSCHEINUNGSTERMIN: Juli 2023
TITELFOTO: Marcus Heilscher, Christopher Hocke
VISIER. de | 3 VISIER | SPECIAL 109-2023 INTRO
Matthias S. Recktenwald Leiter des redaktionellen Beirats
Mehr Long Range-Gewehre geht nicht: Die große Marktübersicht mit den wichtigsten technischen Parametern.
Ballistischer Koeffi zient: Erklärungen und Anwendungsbeispiele.
Long Range: der Status quo. Es liegt nach wie vor voll im Trend, doch es mangelt in Deutschland an Schießständen.
Sechs Spezialisten für weite Distanzen im Test: Gewehre der Hersteller Voere, MasterPiece Arms, Sako, Savage, Česká zbrojovka und C. G. Haenel, in Kalibern vom sportlichen Spezialisten 6 mm Creedmoor bis zur .375 CheyTac.
Unter Beobachtung: Für den Schuss auf die Langstrecke unverzichtbar ist ein hochwertiges Spektiv.
Aufgebockt: Long Range bedeutet nicht immer Militär oder Sport: ein HiTechDreibein für den weiten Schuss.
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26 4 | VISIER. de VISIER | SPECIAL 109-2023 INHALT
Einführung
Dunkel in Deutschland 6 Long Range, der status quo, Trends international und aus heimischer Sicht.
Ballistischer Koef zient Erklärungen und Anwendungsbeispiele 10
Jeder spricht davon, aber was ist der Ballistische Koeffezient eigentlich und wie wird hier gemessen und gerechnet?
Tests: Waffen + Gerät
Premium-Spektive 18
Ohne passendes Gerät zur Zielbeobachtung geht auf weite Distanzen nichts: Spektive von GPO, Leica, Swarovski, Zeiss im Check.
HiTech-Dreibeinstativ 26
Teuer, aber vielseitig und stabil: die Kombination eines „ Heavy Duty “ CarbonStativs mit der „ Ri e Gimbal Mount “.
Česká zbrojovka TSR 30
Kaliber: .308 Winchester.
C. G. Haenel HLR Basic 36
Kaliber: .338 Lapua Magnum.
MasterPiece Arms PMR Pro 2 42
Kaliber: 6 mm Creedmoor.
Sako TRG 22 A1 50
Kaliber: 6,5 Creedmoor.
Savage 110 Elite Precision 56
Kaliber: 6,5 Creedmoor .
Voere X4 64
Kaliber: .300 Norma Magnum, .375 CheyTac.
Marktübersicht
Aus aller Herren Länder 72 Long Range-Gewehre aus aller Welt: Hersteller, Modelle, Kaliber, Daten, Preise.
Anhang
Lieferadressen und Begriffe 96
Wer liefert was, und was verbirgt sich hinter abgekürzten Fachbegriffen?
Hier geht‘s zu all4shooters:
VISIER | SPECIAL 109-2023 INHALT
Long Range: Status Quo
Dunkel in Deutschland
Mal richtig weit schießen? Wie weit ist eigentlich „richtig weit“ ? Tja, da wäre das hier zu nennen: 2019 und 2020 war auf der SHOT Show in Las Vegas eine fast mannslange CustomBüchse zu sehen, bestückt mit Nightforce-Glas 7 – 35 ATACR, Bix‘n Andy-Abzug, BAT 50-System, TacomHQ-Optikverstärkern (Charlie und Delta), Bartlein-Lauf mit Terminator-Mündungsbremse und McMillan ELR-Beast-Schaft. Dazu kam das Kaliber .416 Barrett, hier laboriert mit einer Charge von Vihtavuoris 20N29-Pulver, davor ein 550 GrainsGeschoss von Cutting Edge – man stelle sich ein gestrecktes Spitzprojektil vor, fast so lang wie die Hülse, deren Schulter wiederum extrem fl ach ausfällt. Das so bestückte Gewehr in einem Steilgeschütz-artigen Winkel arrangiert, ging
Paul Phillips aus Texas an einen Rekordversuch: über 6012 Yards Distanz, umgerechnet sind das 5,497 Kilometer. Dabei schoss der wackere Mann auf eine
Stahlplatte mit den Maßen 41 x 32 Zoll (zirka 122 x 81 cm). Nach dem 22. Versuch hatte er dann getroffen. Geht noch mehr? Aber ja: Phillips traf auch schon über 7070 Yards hinweg (4 Meilen, zirka 6437 Meter) – nur um sich am 13. Sep-
tember 2022 getoppt zu sehen: Laut der Zeitung „Cowboy State Daily“ glückte da in Wyoming einer Schützengruppe um Schott Austin und Shepard Humphries ein Versuch über 7744 Yards (4,4 Meilen oder 7081 Meter): Nach 24 Sekunden
SHOT Show 2020: Das technisch hochgerüstete Custom-Gewehr in .416 Barrett, mit dem Paul Phillips 2019 den Wettkampf King of 2 Miles gewann und über 6012 Yards Distanz geschossen hat. Unten: Zwei Fotos der dazugehörigen Patrone.
6 | VISIER. de VISIER | SPECIAL 109-2023 EINLEITUNG
schlug das 422 Gr ains schwere Kupfergeschoss in .416 Barrett im Ziel ein.
„Extreme Longe Range“ (ELR) nennt sich diese Art des Schießens, zu der auch die „King of 2 Mile“ -Wettkämpfe gehören. Und im Vergleich dazu wirken Schussdistanzen bis 500 oder 1000 Me ter winzig. Das heißt, sie tun es solange, bis man erstmals selber probiert, über eine derartige Entfernung hinweg zu treffen: So lernt man Demut gegenüber allen Strecken jenseits 300 Me tern und damit allem, was richtig weit rausgeht. Long Range (LR) ist auch fordernd, weil es nur draußen passiert. So muss man Wind, Regen, Sonne und wechselndes Licht als Einflussfaktoren einplanen. Auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann man es nicht an jeder Ecke betreiben, also muss man reisen, im engen Europa erst recht. Damit aber ist der Outdoor-Sport Long Range im besten Sinne völkerverbindend. Alle Schützen, die etwa im polnischen Wiechlice oder im slowakischen Cachtiche waren, können das bestätigen. Auch jenseits dessen werden diese weiten Distanzen immer wichtiger: Beim Militär legt das gewachsene Sortiment an Waffen, Patronensorten und Gläsern ebenso Zeugnis davon ab wie der (hier nicht mit Blick auf etwaige makabre Hit-Listen, sondern auf den militärischen Leistungsstand angesprochene) Umstand, dass sich seit gut 20 Jahren ein deutlich gesteigertes Maß an erfolgreichen Weitschuss-Einsätzen verzeichnen lässt. Man mag Scharfschützen nun für eine unheimliche
Spezies halten – das ändert aber nichts daran, dass ein mit regelrecht chirurgischer Präzision angetragener Schuss über viele Meter Distanz mit minimalem Einsatz den größtmöglichen Effekt erreicht. Und dabei sicherlich weniger Menschenleben fordert, als etwa alle unter viel „Hurra!“ -Geschrei absolvierten Sturmangriffe des Ersten Weltkriegs, die sich nur allzuoft im gegnerischen Maschinengewehrfeuer zuschanden rieben.
Dabei gibt es aktuell beim Militär den Trend zu nennen, dass verstärkt auf den Preis geguckt wird. Sprich: Lieber eine technisch abgespeckte Büchse, die aber weit weniger kostet als die zum Teil für militärische Scharfschützenwaffen aufgerufenen Preise, die auch schon fünf-
stellig daherkamen. Damit gliedert sich dieser Bereich dem zivilen Markt für LR an. Auch für Jäger und Sportschützen kommen zunehmend LR-Modelle, die zwischen 2500 und 3000 Euro rangieren. Wie sich der Markt entwickelt hat, seit VISIER das bislang letzte Special zum Thema Long Range erstellt hat, was es an Waffen gibt, welche Kaliber wichtig sind, das sehen Sie in der Marktübersicht dieser Ausgabe. Die zeigt sich nach Aktualisierung deutlich vergrößert. Um da einmal auf den Kaliber-Bereich zu verweisen: Hier gibt’s im LR-Feld inzwischen Sorten wie etwa .25 SAUM,.338 Rogue, .338 EnABELR oder .417 Black Mamba und
damit Patronenarten, von denen der Schütze in der alten Welt allenfalls etwas am Rande mitbekommt. Ob nun im
Fotos: Erwin N.Hendel, Mathias Haack, Franco Palamaro, Danielle Valkyrie, Carola Rathjens, Matthias S. Recktenwald
Mathias Haack gelang bei der Long Range Experience in Polen diese Aufnahme vom Mirage-Effekt: Das Hitzeflimmern, das den Blick durchs Glas trübt.
Patronen, Patronen, hier solche von vier im Long Range wichtigen Kalibern: .308 Winchester, 6,5 Creedmoor, .300 Winchester Magnum und .338 Lapua Magnum.
VISIER. de | 7 VISIER | SPECIAL 109-2023 EINLEITUNG
Dieses Bild von Danielle Valkyrie zeigt etwas, was auch zum Reiz beim LR zählt – das Schießen geht oft mit nachgerade herrlichen Landschafts-Szenarien einher.
Was ist der Ballistis
Erklärungen und Anwendungsbeispiele zum Ballistischen Koeffizienten: 10 | VISIER. de VISIER | SPECIAL 109-2023 BALLISTISCHER KOEFFIZIENT
che Koeffizient BC?
Die Frage wird mit einfachen Worten und ohne Formeln dreiteilig erklärt: Wie funktioniert der BC „ hinter den Kulissen “? Welches Grundwissen über den Luftwiderstand als wichtigstes Element des BC ist nötig? Welche Auswirkungen zieht falsche Anwendung nach sich? Eine Weisheit um den BC lautet: Je größer der BC, desto besser. Wer aber unkritisch danach handelt, wird leicht Opfer einer anderen Weisheit: Papier ist geduldig. Der BC gehört zu einer Rechenmethode, die Francesco Siacci 1888 erfunden hat. So alt ist der BC. Kernstück der Methode ist eine Tabelle, hier vereinfacht abgedruckt. Sie beschreibt die Bahndaten eines Geschosses (Tabellengeschoss genannt), mit BC 1,0. Der heute üblichen Konvention aus den USA nach ist dieses Geschoss 453,6 Gramm, ein englisches Pfund oder 7000 Grains schwer, und hat 25,4 mm Durchmesser (1 Inch). In der Beispieltabelle iegt das Geschoss mit 1000 m/s los (linke Spalte). In der nächsten Zeile hat es der Luftwiderstand auf 999 m/s abgebremst. Die zweite Spalte gibt die in dem Moment erreichte Entfernung an. Die dritte enthält die Flugzeit. Der Punkt, an dem die Geschwindigkeit nur noch 100 m/s beträgt (letzte Zeile), liegt also in 10739,9 m Entfernung und wird nach 52,6051 s Flugzeit erreicht. Die SiacciTabelle hat mehr Spalten, die aber für das prinzipielle Verständnis nicht gebraucht werden. Die Siacci-Methode verwendet den BC quasi als Umrechnungsfaktor, um aus dem Tabellengeschoss die Bahndaten jedes anderen Geschosses abzuleiten. Sehr wichtig: Die Tabelle beschreibt keine echte Flugbahn, ihre Daten gelten für eine waagerechte Ge-
schossbahn ohne Erdanziehungskraft. Nur der Luftwiderstand wirkt auf das Tabellengeschoss.
Wie der BC gefunden wird:
Dazu muss die Geschwindigkeit eines realen Geschosses an zwei Bahnpunkten bekannt sein. Die Mündungsgeschwindigkeit sei zum Beispiel 710 m/s und die Geschwindigkeit in 100 m Entfernung 641 m/s. Dann werden in der Tabelle die zwei Zeilen mit diesen Geschwindigkeiten gesucht (blau und orange hervorgehoben). Das mit 1000 m/s gestartete Tabellengeschoss hat in 936,5 m Entfernung die benötigte Geschwindigkeit 710 m/s. Das ist der Startpunkt des realen Geschosses. Die Zeile mit 641 m/s Geschwindigkeit zeigt 1191,8 m Entfernung an. Die Differenz von 255,3 m (grün) ist also die Strecke, die das Tabellengeschoss zurücklegt, während seine Geschwindigkeit von 710 m/s auf 641 m/s absinkt. Beim realen Geschoss ist schon nach 100 m die Geschwindigkeit auf 641 m/s gesunken. Es überwindet den Luftwiderstand also weniger gut als das Tabellengeschoss. Sein BC ist deshalb kleiner als 1,0. Division der realen 100 m durch die 255,3 m Tabellenentfernung liefert den BC: 100 / 255,3 = 0,3917 für das reale Geschoss.
Geschwindigkeiten für andere Entfernungen nden:
Als Beispiel gelten 200 m Entfernung. Da das Tabellengeschoss den Luftwiderstand besser überwindet als das eigene, muss die Tabellenstrecke größer sein als 200 m. Sie ergibt sich aus Division der Entfernung 200 durch den BC 0,3917. Die in der Tabelle anzuwendende Flugstrecke
Grafi ken:
VISIER. de | 11 VISIER | SPECIAL 109-2023 BALLISTISCHER KOEFFIZIENT
Jochem Peelen; Fotos: Christopher Hocke
Vier Spektive für Long Range: German Precision Optics, Leica, Swarovski, Zeiss
Alles im Blick
Wer regelmäßig auf große Distanzen weit jenseits der 500 Meter schießt, der weiß, dass für ein erfolgreiches Treffen der meist kleinen Ziele einiges an Vorbereitungen im Vorfeld zu treffen ist. Die wohl wichtigste Angabe, die der Long Range-Schütze
kennen sollte, ist die Mündungsgeschwindigkeit seiner Laborierung. Zwar geben die meisten Hersteller diese auf ihrer Munitionsverpackung an, aber der Wert bezieht sich immer auf eine bestimmte Lau änge. Die Angaben der Match-Patrone RWS Target Elite Plus be-
ziehen sich zum Beispiel in den Kalibern 6,5 Creedmoor und .308 Winchester auf eine Lau änge von 600 mm. Bei Magnum-Kalibern wie .300 Winchester Magnum oder .338 Lapua Magnum beträgt die Messlau änge 650 mm. Selbst wenn der Schütze bei seiner Waffe genau diese
18 | VISIER. de VISIER | SPECIAL 109-2023 VIER SPEKTIVE FÜR LONG RANGE
Messlau änge hat, kann die tatsächliche Mündungsgeschwindigkeit von der Herstellerangabe nach oben oder unten abweichen. Zumal verwenden ambitionierte Long Range-Schützen gern sehr lange Läufe in ihren Büchsen, die auch einmal 700 oder sogar 800 mm lang sein können. In diesen Fällen weicht dann die tatsächliche Mündungsgeschwindigkeit teilweise erheblich nach oben ab. Daher ist es durchaus sinnvoll, eigentlich sogar essenziell, dass die Geschossgeschwindigkeit mit einem entsprechenden Messgerät aus dem eigenen Gewehr gemessen
Um die vier Testkandidaten bei den unterschiedlichsten Wetterbedingungen zu testen, wurden diese einzeln auf ein Stativ montiert. Dadurch konnten die Tester nahezu zeitgleich die Bildqualität unter identischen Bedingungen miteinander vergleichen. Vor allem bei teilweiser Bewölkung können sich die Lichtverhältnisse binnen Sekunden stark ändern.
Verzögerung des Geschosses im Flug zum Ziel wird hingegen sehr stark vom Luftdruck beein usst. Sind die gemittelte Geschossgeschwindigkeit sowie die Geschossdaten wie BC oder G7 bekannt, lässt sich mit einem entsprechenden Ballistik-Programm wie zum Beispiel Strelok Pro die Geschoss ugbahn auf bestimmte Distanzen ermitteln.
Neben der Mündungsgeschwindigkeit und den im Programm hinterlegten Geschossdaten kann der Anwender die Geschoss ugbahn noch genauer bestimmen, wenn die meteorologischen und geogra schen Daten zum Schießstand bekannt sind. Es macht nämlich vor allem auf große Distanzen einen erheblichen Unterschied, ob der Schießstand wie in Dänemark nur wenige Meter über Meereshöhe liegt oder ob in den Schweizer Bergen auf 1500 Meter über Meeresspiegel geschossen wird. Je mehr gemessene Daten das Programm erhält, desto genauer kann dieses dann auch die Flugbahn berechnen. Ist diese Vorarbeit geleistet und wurden für die unterschiedlichen Distanzen die Klickwerte berechnet, beispielsweise ausgehend von „100 Meter Fleck “ angeschossen, kann es eigentlich schon losgehen.
wird – zumindest, wenn man bei einem Distanzwechsel mit wenigen Schüssen sein Ziel wieder treffen will. Für diesen Messvorgang sollte der Schütze fünf, besser zehn Patronen opfern, damit zum einen die Schwankungsbreite in der Geschwindigkeit bei den einzelnen Schüssen untereinander und zum anderen ein entsprechend gesicherter Mittelwert erhoben werden kann. Zudem sollte man bei dieser Messung auch den Luftdruck festhalten. Zwar ändert sich die Mündungsgeschwindigkeit bei unterschiedlichen Luftdrücken nur gering, aber die
Die meisten Long Range-Fans schießen am eigentlichen Schießtag ihre Waffe noch einmal auf 100 Meter an. Mit den zuvor berechneten Klickwerten lassen sich nun die Ziele auf die unterschiedlichen Distanzen unter Feuer nehmen. Hat man vorher gut gerechnet und die äußeren Ein üsse richtig eingeschätzt, sollte das Treffen je nach Kaliber und Zielgröße auf Distanzen von 500 bis 1000 Meter eigentlich auf Anhieb oder mit nur wenigen Schüssen klappen. Aber was tun, wenn auch der zehnte Schuss nicht auf dem 1200 Meter entfernt stehenden Ziel einschlägt? Je nach Kaliber lässt sich der Geschosseinschlag ab einer Distanz von 500 bis 700 Meter auch vom Schützen selbst beobachten. Vorausgesetzt natürlich, die Waffe wird beim Feuern gut eingezogen und wandert nur wenig aus dem Ziel heraus. Steht die Zielscheibe auf einer freien Fläche oder vor einem kleinen Zielhang, so ist der Einschlag in den Boden durch
Fotos: Christopher Hocke
VISIER. de | 19 VISIER | SPECIAL 109-2023
VIER SPEKTIVE FÜR LONG RANGE
TSR – das aktuelle Scharfschützengewehr von CZ:
Der Profi
Chassis – da dachten auch Schützen bis vor einigen Jahren ans Fahrgestell von einem Auto und vielleicht noch von einer Kutsche, aber sicher nicht an den Unterbau eines Gewehrs. Doch seit einigen Jahren boomen diese Elemente, die sich am besten als modular ausgelegte Komponenten-Systeme auf Leichtmetallbasis beschreiben lassen. Ein solches Chassis vereint Schaft, Pistolengriff, Systemaufnahme, Magazinschacht und Handschutz. Die Vorteile: Der Anwender hat viel mehr Mittel zum passgenauen Justieren von Anschlaglänge, Schaftbackenhöhe und womöglich auch der seitlichen Winkelung zumindest der Schaftkappe. Oft kann man das Schaftteil zwecks komfortablerem Transport umklappen und dank diverser Montagesysteme viel mehr Extra-Equipment anbringen als bei einem gängigen Festschaft. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Chassis-Systeme mit freistehenden Pistolengriffen à la AR-Plattform aufwarten und mit einem Gutteil
von deren Zubehör kompatibel sind. Viele dieser Systeme kommen als Aftermarket-Schäftung, in das sich vorhandene Repetiergewehr-Systeme wie etwa das einer Remington 700 einsetzen lassen. Längst hat der mit Repetierern befasste Teil der Industrie erkannt, dass derart konzipierte Schäfte den Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Also bietet er ab Werk passende Waffen an, sei es mit zugekauften Teilen, sei es mit im eigenen Haus entwickelten. Genau das tut auch die Firma Česká zbrojovka (CZ) mit dem Gewehr, um das es im Folgenden geht.
Das Traditionsunternehmen aus dem tschechischen Uherský Brod vorstellen zu wollen, hieße Bier und Bleistifte nach Budweis und Kristallglas nach Karlsbad zu exportieren. Es genügt zu sagen, dass das vor über 80 Jahren gegründete Werk als Vollsortimenter arbeitete, so exzellente Konstrukteure wie die Brüder Frant ĭsek und Josef Koucký beschäftigte, Weltruhm durch Pistolen wie die
CZ 75 errang und Langwaffen aller Art herstellte. Das umfasst auch taktische Präzisionsgewehre. Zu nennen sind da die zur Jahrtausendwende eingeführte CZ 700 M1, deren Anfang der 2000er Jahre eingeführter Nachfolger CZ 750 S1 M1 sowie deren integralgedämpfter Ableger CZ 750 S1 M2. Auf der IWA 2018 debütierte ein Präzisionsgewehr mit Aluminium-Chassis – der Name: Tactical Sniper Rifle, kurz TSR, wie die Vorgänger in .308 Winchester und mit einem für dieses Kaliber sehr langen Match-Lauf. Die mit und für Profis designte TSR ersetzt bei taktischen Büchsen ab 2019 die CZ 750. Großhändler AKAH übersandte VISIER eine Testwaffe.
Der erste Eindruck:
Nach Öffnen des Kartons waren die Tester angenehm überrascht: Die TSR kam in einem mit Transportrollen bewehrten Koffer des Typs Peli Case 1750 mit passend zu Waffe und Zubehör ausgeschnittenem Innenteil – und ja: Der Peli Case zählt zum
30 | VISIER. de VISIER | SPECIAL 109-2023 REPETIERBÜCHSE CZ TSR
Die CZ TSR mit ausgeklapptem Schaft. Der wuchtige Kompensator auf dem langen Lauf setzt bei der Silhouette der Büchse einen typischen optischen Akzent.
Lieferumfang. Nun gut. Also auspacken. Außer der TSR enthielt der Koffer zwei Zehn-Schuss-Stahlblechmagazine, zwei Picatinny-Schienen aus Aluminium (150 und 160 mm), vier Gummi-Distanzstücke (zwei zu je 5 und 10 mm) zur Schaftlängenverstellung und zwei Einsätze für den Pistolengriffrücken. Dazu gesellten sich ein üppiger Putzsatz, ein langer Putzstock sowie zwei Riemenbügelösen: Bei einem unverbindlichen Verkaufspreis von 6650 Euro kann sich die Konkurrenz beim Lieferumfang einiges abschneiden. Die Waffe an sich: schwarz, über sechs Kilogramm und damit spürbar schwer, noch mit angeklapptem Schaft fast einen Meter lang, dazu ein langer Lauf mit wuchtigem Bremsenelement vorn drauf. Und die TSR hat jede Menge Schrauben: Da hat man das mit dem Verstellen-Können bei Schaftlänge, Wangenstück, Druckpunkt-
abzug und Pistolengriff wörtlich genommen. Dieses Anpassen geht aber nicht werkzeuglos – man braucht einen TorxSchlüssel. Der Verzicht auf Flügelmuttern oder rundum gerändelter Schraubenköpfe mag als Nachteil erscheinen. Aber der Vorteil liegt auf der Hand: Angesichts vieler Stellschrauben hätten etwaige Handhaben auch massenhaft Gelegenheiten geboten, dass sie sich beim Bedienen oder Transportieren einmal irgendwo verhaken. Ein Sportschütze mag damit leben, doch bei militärischem Gebrauch wären solche störenden Elemente unter Umständen fatal. Der Hersteller unterwarf denn auch die Konstruktion der für Kerndistanzen von 500 bis 800 Meter ausgelegten Büchse „einem einzigen Zweck [...] – unter allen Umständen das Ziel zuverlässig zu treffen bei gleichzeitiger überlegener Terminalballistik.“
Modell: CZ TSR
Preis: € 6650,-
Kaliber: .308 Winchester
Kapazität: 10 + 1 Patronen
Länge: 955 / 1210 - 1240 mm
Laufl änge: 662 mm
Dralllänge: 279 mm (1:11“), vier Züge, Rechtsdrall
Abzugsgewicht: 1350 g / 13,2 N
Gewicht: 6253 g
Links-/RechtsAusführung: Klappschaft rechts / links anschlagend
Ausstattung: taktische Repetierbüchse mit Alu-Chassis, Schaftkappe und -backe verstellbar, Pistolengriff verstellbar, Klappschaft, Druckpunktabzug einstellbar, Kompensator, lange Top Rail, multifunktionaler Handschutz, Peli Case 1750 im Lieferumfang.
Lauf und Kompensator:
Wie bei CZs Sport- und Jagdwaffen üblich, entsteht auch der mit 662 mm lange TSR-Lauf im Kaltschmiede- oder Hämmerverfahren. Das erzeugt eine gleichmäßig glatte Oberfl äche der Laufseele und verdichtet die Oberfl äche des
sorgt für ein Packmaß unter einem Meter Länge.
Zum Transport im Koffer klappt man die Schulterstütze um, das
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REPETIERBÜCHSE CZ TSR
Fotos: Marcus Heilscher und Christopher Hocke
Breite Basis für Optionen
Hochleistungs-Repetierer von C. G. Haenel: HAENEL HLR 338 BASIC VISIER | SPECIAL 109-2023 36 | VISIER. de
Die jüngste Baureihe der in Suhl bei der Firma C. G. Haenel gefertigten Präzisionsrepetierer trägt die Bezeichnung „HLR“, kurz für „Haenel Long Range“. Dieser mit Zylinderverschluss ausgerüstete Gewehrtyp kommt in diversen Modellvarianten und Kalibern; in den Test ging eine HLR Basic in .338 Lapua Magnum. Deren Karriere begann streng genommen 2010: Da kam auf Be-
hördenanfragen hin Haenels Präzisionsgewehr RS8 (Rifl e System) auf den Markt. Dieses Modell gibt es aktuell in den drei Ausführungen Basic, Compact und Subsonic. Die Version RS8 Basic ist in den Kalibern 6,5 Creedmoor und .308 Winchester erhältlich, jeweils mit 600 Millimeter Laufl änge und einem 1:8“- beziehungsweise 1:12“-Drall. Die Compact wird mit einer Laufl änge von
510 mm und 1:12“-Drall nur in .308 Winchester angeboten. Die dritte Variante, die RS8 Subsonic, ist ein integralschallgedämpfter Repetierer und mit einer Laufl änge von 387 mm und einem 1:8“-Drall speziell auf das Verschießen von Subsonic-Munition ausgelegt. Die anfangs eingeführte Ausführung der RS8 in .300 Winchester Magnum wird nicht mehr hergestellt. Aufgrund der
Die Übersicht zeigt die sieben Modellvarianten der HLR Basic und Pro mit unterschiedlich langem Handschutz und Farbkombinationen.
HAENEL HLR 338 BASIC VISIER. de | 37 VISIER | SPECIAL 109-2023
Fotos: Marcus Heilscher, Haenel
PräzisionsRepetierer in 6 mm Creedmoor:
Long Range
MasterPiece Arms, so nennt sich ein auf feine Pistolen und Präzisionsbüchsen spezialisierter Hersteller aus den Vereinigten Staaten. VISIER machte sich ans Werk, den Repetierer PMR Pro 2 auf 100 und 300 m zu erproben – im Kaliber 6 mm Creedmoor. Was vor 23 Jahren im US-Bundesstaat Georgia bescheiden anfing, hat sich heute zu einem hochspezialisierten Unternehmen gemausert: mit eigener Laufherstellung und über 40 Mitarbeitern. MasterPiece Arms (MPA) genießt heute im Long Range-Bereich einen hervorragenden Ruf. Grund genug, ei-
nen der Repetierer aus dem Programm genauer unter die Lupe zu nehmen.
Lauf und Mündungsbremse:
MasterPiece Arms bietet je nach Preissegment hauseigene Läufe von Spencer Rifle Barrels oder Lothar Walther an. In der PMR Pro 2-Testwaffe ist ein handgeläppter Match-Lauf von Lothar Walther aus rostträgem Stahl verbaut. Die Laufoberfl äche wurde nach dem Konturdrehen geschliffen und zeigt sich daher sehr glatt. Das sieht richtig edel aus, es gehen jedoch auch zwei Nachteile damit einher: Die Oberfl äche ist relativ empfindlich ge-
genüber Kratzern und die geringe Rauigkeitstiefe polierter Läufe neigt schneller zum Flimmern, wenn sich der Lauf durch den Pulverabbrand erwärmt. Die Länge von Laufmündung bis zum Stoßboden beträgt 665 Millimeter oder 26,2 Zoll. Die Rotation des Geschosses übernehmen sechs Felder und ein 1:7“-Drall. Mittels M24-Außengewinde wird das Rohr in die Systemhülse geschraubt. Das andere Ende des Laufes weist ein zölliges 5/8 x 24UNEF-Gewinde auf. Darauf war bei der Testwaffe eine MPA-Mündungsbremse des Typs DN3 mit vier Kammern für 6,5-mmKaliber geschraubt und gekontert. Die
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Chassis-Optionen: Oben mit Klappschaft, darunter zwei Matrix Chassis in unterschiedlichen Farben und feststehender Schulterstütze. Alle bieten eine Vielzahl von Verstellmöglichkeiten.
-Spezialist
Durchgangsbohrung misst 7,4 Millimeter. Die Prallfl ächenpaare leiten die Verbrennungsgase seitlich ab und reduzieren dadurch den Rückstoßimpuls, welcher angesichts des Waffengewichts und der geringen Geschossmasse von Haus aus schon gering ausfällt.
System, Verschluss und Abzug: Die Systemhülse und der Lauf sind miteinander verschraubt. Der Verschlussabstand wird durch den dazwischen geklemmten Rückstoßstollen eingestellt. Auf den ersten Blick gleicht das System dem der bekannten Remington 700.
Schaut man jedoch genauer hin, fällt auf, dass die Systemhülse auf der gesamten Länge Freimachungen für die Verriegelungswarzen des Verschlusses trägt. Dieser Arbeitsschritt ist sehr aufwendig, da die Freimachungen entweder gestoßen, senkerodiert oder im ECM-Verfahren eingebracht werden müssen. Die Verriegelung des Kammerkopfes findet im System und nicht im Lauf statt, so dass der Lauf nur das Patronenlager und die gezogene Laufseele aufnehmen muss. Mit der Oberseite des Systems ist eine PicatinnySchiene mit einer Vorneigung von 20 MOA mittels vier Schrauben befestigt. Der
Körper des Zylinderverschlusses weist auf der Oberfl äche spiralförmige Nuten auf. Diese sollen das Loslösemoment beim Öffnen des Verschlusses bei stark verschmutzter Waffe reduzieren. Den Auswurf der Hülsen übernimmt ein gefederter Ausstoßerstift. Der Auszieher ist zwischen zwei Warzen positioniert. Die drei Verschlusswarzen haben einen größeren Durchmesser als der Kammerkörper und werden im System geführt. Als Besonderheit des Verschlusses sei das sogenannte Rollerball Tipped Cocking Piece genannt. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich eine rollengelagerte
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Fotos: Marcus Heilscher