VISIER-Special 113 Leseprobe

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Bushcraft

Alles fürs Leben draußen

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IMPRESSUM

Liebe Leser,

was ist eigentlich Bushcraft? Schwierig zu sagen. Früher war das einmal Pfadfinderwissen, noch früher Allgemeinwissen, heute ein Youtube-Trend mit Millionenpublikum à la „7 vs Wild“. Besonders in der Corona-Zeit haben sich viele Menschen in die Natur begeben und dort Ruhe und Erholung gefunden.

Insgesamt beschreibt Bushcraft alles, was mit dem Leben im Busch zu tun hat. Es ist das normale Leben im Wald, wenn man alles an Ausrüstung zur Verfügung hat. Es gibt Randbereiche zum Survival und zur Krisenvorbereitung. Aber eigentlich ist Bushcraft auch etwas, um die Zeit als Junge in den 1970 und 1980er Jahren nachzuholen. Durch den Wald zu streifen, draußen zu übernachten, Feuer zu machen, zu schnitzen, Hütten zu bauen, kurz: all den Blödsinn nachzuholen, den man damals irgendwie nicht geschafft hat.

Carsten Bothe, zwölf Jahre lang Besitzer/Chefredakteur von „Büchsenmacher/Messer und Schere“ und Autor von über 30 Büchern, arbeitet seit 1993 als selbständiger Journalist. Über

500 Teilnehmer zieht es pro Jahr zu seinen Lagerfeuer-Grillkursen (www.carstenbothe.de). Bei VISIER betreut er als Freier Autor die News.

die Natur Dein Freund und bietet Dir alles, was Du brauchst. Auch für längere Zeit.

Beim Bushcraft geht es darum, es sich in der Natur bequem zu machen, draußen zuhause zu sein. Beim Survival geht es darum, eine lebensbedrohliche Situation in der Natur zu überleben und wieder Anschluss an die Zivilisation zu bekommen, bevor Dich die Natur umgebracht hat. Beim Bushcraft ist

Herzlichst, Ihr

Das Schöne an Bushcraft ist, dass es ohne große Investitionen auskommt. Mit einem Messer und ein paar Streichhölzern kann man schon loslegen. Also, auf was warten Sie? Los geht es mit dem Abenteuer vor der Haustür – wir treffen uns im Wald am Lagerfeuer!

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ERSCHEINUNGSTERMIN: 26. Juli 2024

FOTOS TITEL UND INTRO: Sandra Then, Carsten Bothe

Auch Bushcrafter müssen irgendwie und irgendwann anfangen – die Einführung dieses Hefts bietet dazu in geraffter Form Infos und erläutert die Kerngebiete dieses naturverbundenen Hobbys.

Der Mann und seine Axt – bloß welche passt? Und wie damit umgehen? Fragen, die jeden Bushcrafter betreffen. Der Artikel bietet Grundsatzwissen zu diesem Werkzeug und zum Umgang damit. 06 40

Auch in freier Natur wird man nachts müde und muss schlafen. Das erfolgt meist in einem Zelt. Auch hier generelle Inos dazu, was es an Zelttypen gibt, was sich wozu eignet und was zu beachten ist. 60 30 44 70

Eins der wichtigsten Werkzeuge für Bushcraft ist gleichzeitig eins der ältesten der Menschheit – die Rede ist natürlich vom Messer. Worauf es da ankommt, das lesen Sie im ausführlichen Artikel ab Seite 30.

Dafür benötigt man Schusswaffen. Auf zehn Doppelseiten erfahren Sie, worauf es mit Blick auf dieses Outdoor-Hobby bei der Wahl der Waffen ankommt.

Wenn der Hunger kommt, dann ist er an der frischen Luft größer: Mit etwas Planung und dem richtigen Material darbt man auch beim Bushcrafting nicht – im Gegenteil. Lesen Sie, was man braucht, um draußen gut zu essen.

Fotos: Kais Bodensieck, Carsten Bothe, Hintergrundbild: Matthias S. Recktenwald

Starten mit Bushcraft

Lockruf der Wildnis 6

Was braucht man denn, um mit dem Bushcrafting zu starten? Hier nden Sie Hinweise zum Einstieg.

Die Anfänge

Zurück zur Natur 14

Was heute Bushcraft heißt, reicht weit bis in die Vergangenheit zurück: Hier der Blick auf die Anfänge.

Feuermachen

Meine neue Flamme 18

Feuer ist Leben. Und wie Sie das anfachen und was es dazu braucht, steht hier – von Steinzeit bis High Tech.

Bushcraft und Messer

Scharfe Sachen 30

„Wer kein Messer hat, der kann kein Brot nicht schneiden“ und ist im Wald aufgeschmissen. Erfahren Sie, wie man sich richtig mit Schneidwaren ausrüstet.

Äxte für Bushcraft

Hau rein! 40

Das Wissen um Äxte und Beile ist in den jüngsten Jahrzehnten verloren gegangen. Wir entreißen das Wissen dem Vergessen.

Schusswaffen

Kalter Stahl, heißes Blei 44

Feuerwaffen sind beim Bushcraft manchmal hilfreich, oft aber falsch ausgewählt. Vermeiden Sie Fehler und rüsten Sie sich richtig aus!

Draußen schlafen

Wenn es Nacht wird im Wald 54

Kleidung für Bushcraft

Stoff-Wechsel

66

Es gibt kein schlechtes Wetter, lediglich schlechte Kleidung. An diesen Beispielen sehen Sie, wie man sich richtig anzieht, um warm, trocken und gesund zu bleiben.

Verp egung

Mit Genuss 70

Hungrig macht Bushcraft keinen Spaß, mit dem richtigen Essen wird es unvergesslich: Tipps und Tricks, um den Magen zu füllen und die Seele zu wärmen.

Beleuchtung

Licht im Dunkel 84

Die Hälfte der 24 Stunden eines Tages ist es statistisch gesehen dunkel. Was tut man dann draußen? Lassen Sie sich erleuchten!

Bücher

Wie man sich bettet, so schläft man. Und hier steht alles Wissen für einen erholsamen Schlaf im Wald.

Bushcraft und Zelten

Unter Dach und Fach 60

Niemand wird gern vom Regen nass und nachts im Schlafsack schon gar nicht. Mit diesen Tipps bleiben Sie warm und trocken.

Lesen nützt, Lesen schützt ... 92

Bushcraft ist so alt, da gab’s noch keine Youtube-Videos. Aus dieser Zeit ein paar Lesetipps, damit Sie von den alten Hasen lernen können.

Anhang

Hab’ ich alles?

Namen, Kontaktdaten und Internetadressen. Der direkte Draht zu allen, die mit Bushcraft zu tun haben.

Kurz-Infos im Kasten

96

– Bushcraft und Gesetz 9

– Halt’ dein Pulver trocken! 17

– Der Trappergürtel 35

– Apropos Haumesser ... 38

– Grundsätzliches zu Äxten 43

– Schlafdecke benutzen 57

– Hudson’s Bay-Decken 59

– Falsche Freunde 73

– Checkliste Proviant und Kochzubehör 82

– Nachtsehvermögen 87

– Fackeln 89

Hier geht‘s zu all4shooters:

Starten mit Bushcraft:

Lockruf der Wildnis

Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und wenn Sie mit Bushcraft starten wollen, dann ist das Schöne daran, dass es mit sehr wenig Ausrüstung losgeht. Einfach machen. Oder wie der alte Geheimrat Goethe sagte: „Erfolg hat drei Buchstaben – TUN.“

In diesem Sinne suchen Sie sich ein Messer und beginnen Sie bei einem Spaziergang mit einigen Schnitzübungen. Dann stecken Sie sich ein Feuerzeug ein und machen Ihr erstes Feuer auf einem Grillplatz. Dann nehmen Sie eine der „unkaputtbaren“ Plastik aschen, füllen diese mit Wasser und kochen sich draußen einen Tee in einer alten Blechbüchse. Mit einer Plane aus dem Baumarkt können Sie einen Unterstand improvisieren und mit einer Decke oder einem Schlafsack draußen übernachten.

Was braucht man alles zum Start? Zunächst die Kleidung. Dresscode: Kleidung egal, aber erwünscht. Oder Sie machen bei dem TV-Format „Naked Survi-

val“ mit, da brauchen Sie nicht mal die. Beim Start im Sommer ist das Vorgehen ziemlich einfach, feste Schuhe, Hose, Hemd und eine Kopfbedeckung. Fertig. Im Winter warme Sachen und dicke Stiefel, Handschuhe, was man eben so anzieht, wenn man draußen arbeiten

Kaffee am Lagerfeuer im nordischen Stil mit Axt und „Kuksa“, also einer geschnitzten Holztasse.

muss. Ob Sie dabei auf Funktionsbekleidung aus High-Tech-Fasern setzen oder auf Traditionelles wie Wolle, Loden und Baumwolle, das bildet eine Frage der persönlichen Vorlieben. Wolle und Loden haben den Vorteil, dass diese nicht so emp ndlich sind, wenn Funken am

Kaffee kochen im Billy-Can: Schnell gemacht, wenn man weiß, wie es geht.

Fotos: Carsten Bothe
Messer, Feuerstahl, Kompass und „Billy-Can“ (leichter Lagerfeuer-Kochtopf) für einen Ausflug.

Thoreau, Kephart, Nessmuk und Baden-Powell:

Zurück zur

Wo ist Bushcraft entstanden? Eigentlich liegt das im Dunkel der Geschichte, damals, als der erste Primat in der afrikanischen Savanne vom Baum stieg und sich einen scharfen Stein nahm. Es kann also keine neue Erndung sein, sondern eine Rückbesinnung auf alte Werte und Fertigkeiten.

Dieses Quartett gehört zu den Gründungsvätern der Bushcraft-Bewegung (von oben im Uhrzeigersinn): Der Literat Henry David Thoreau (1817-62), der Journalist, Autor und Outdoorsman Horace Sowers Kephart (1862-1931), Sir Robert Baden-Powell (1857-1941), der Gründer der Pfadfi nder-Bewegung, und der Journalist, Autor und Naturschützer George Washington „Nessmuk“ Sears (1821-90).

In den USA der vorletzten Jahrhundertwende kam eine breite Bewegung auf, die zum ersten Mal so etwas wie Urlaub und Erholung propagierte. Es lebten mehr Menschen als je zuvor in den boomenden Städten. Die wollten wieder hinaus, in die Natur, und dort zur Ruhe kommen. Doch schon zuvor suchten vereinzelte Leute solch einen Wechsel und schrieben darüber. Als erster tat dies der „Aussteiger“ Henry David Thoreau (1817-62). Er bezog am Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli 1845, für zwei Jahre eine selbstgebaute Blockhütte und schrieb da sein Buch „Walden“. Er bewarb das einfache Leben und war der Meinung, dass sechs Wochen Arbeit reichen, um seinen Lebensunterhalt für das ganze Jahr zu erwirtschaften: „Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“ spartanisch

Natur

Interesse am Leben in freier Natur gemuk als Namensgeber für eine bestimm-

Im Jahr 1884 verfasste George Washington Sears (1821-90) unter dem Pseudonym „Nessmuk“ sein Buch „Woodcraft“, das noch heute als eins der wichtigsten Bücher zum Thema gilt. Sears schrieb schon früh über seine Erfahrungen in der freien Natur. Aus einer vielköp gen Familie in Massachusetts stammend, fuhr er zeitweise als Walfänger über die Meere, später arbeitete er als Journalist für die Zeitschrift „Forest and Stream“, er war einer der ersten, die Kanupaddeln und Rucksackwandern als Freizeitbeschäftigung propagierten. Außerdem war Nessmuk ein „Conservationist“ – das ist nicht etwa ein Konservativer, sondern sozusagen ein Öko-Vorläufer. Den Künstlernamen „Nessmuk“, so will es die Legende, soll er von einem Indianer übernommen haben, den er als Jugendlicher gekannt hat und der sein Interesse am Leben in freier Natur geweckt hat. In Pennsylvania hat man ihn gewürdigt, indem man einen Berg nach ihm benannt hat. In seinem Buch war es besonders die Seite mit der Abbildung seiner Stahlwaren Axt, Messer und Taschenmesser, die noch heute Messermacher und Bushcrafter in aller Welt inspirieren. Kaum ein großer oder kleiner Hersteller von Schneidwaren kommt ohne ein irgendwie geartetes „Nessmuk-Messer“ aus. Folglich diente Nessmuk als Namensgeber für eine bestimmte Klingenform bei feststehenden Outdoor-Messern, die jeweils eine gebogene Klinge, aber im Unterschied zu einem Häutemesser eine deutlich stärker angestellte Spitze haben. Es gibt verschiedene Hersteller, die solche Messer fertigen, Condor, Joker, Brisa, Böker (hier nach Design von Jasper Voxnaes) – pars pro toto genannt.

In die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende el auch der Beginn dessen, was als „Pfad nder-Bewegung“ bekannt ist. Die erste größere Pfad nder-Organisation wurde 1907 in England durch Sir Robert Baden-Powell (1857-1941) ins Leben gerufen. 1910 folgte dann die Gründung der Boy Scouts of America, die sich zur weltgrößten Pfad nderOrganisation entwickelten. In Deutschland war der Anfang nicht genau zu datieren. Hier gab es diverse Ansätze, etwa die Wandervogel- und die Jugendbewegung sowie die Bündische Jugend. Diese Bewegungen unterschieden sich konfessionell und weltanschaulich. Im Dritten Reich wurden alle unter der Hitlerjugend zusammengefasst. Nach dem Krieg rekonstituierten sich die westdeutschen Pfad nder, währen die ostdeutschen unter staatlicher Lenkung erst als Ernst-Thälmann-Pioniere und dann als FDJ (Freie Deutsche Jugend) rmierten.

se am Leben in freier Natur, an der GeÄra) und an Schusswaffen. So bestellte sers verdankt sich zu einem guten Teil

Im Bunde der Dritte war Horace Sowers Kephart (1862-1931), der als Autor für „Field and Stream“ arbeitete und 1906 den Bushcraft-Klassiker „Camping and Woodcraft“ verfasste. Dies war das erste seiner Bücher zu dem Thema, es folgten Titel wie „Camping“ (1916) und „The Camper’s Manual“ (1923). Kephart war das, was die Amerikaner als „outdoorsman“ bezeichneten, als das Wort noch neu war. Von Hause aus ein hochgebildeter und studierter Kopf (unter anderem universitärer Bibliothekar mit Arbeitsaufenthalten etwa in Italien), bekam er als Nachfahre einer Siedlerfamilie vom Susquehenna ein zunehmendes Interesse am Leben in freier Natur, an der Geschichte der US-Pionierzeit (namentlich der östlichen Waldläufer-/LonghunterÄra) und an Schusswaffen. So bestellte er sich noch um 1900 bei dem aus Lollschied in der Nähe von Nassau stammenden John Philipp Gemmer (siehe VISIER 10/2009), dem Inhaber des HawkenShops, eine Hawken Ri e im PlainsmanStil, um damit zu experimentieren. Kepharts Engagement führte auch zur Einrichtung des Great Smoky Mountains National Park. Er starb – ausgerechnet – bei einem Autounfall. Auch Kephart wurde zum Ahnvater eines eigenen Bushcraft-Messers: Firmen wie Ka-Bar, Brisa, ESEE, Ontario Knives, Bark River Knives oder Condor (das sind längst nicht alle) haben eigene Versionen dessen, was heute Kephart-Knife heißt und als Klassiker der modernen BushcraftSzene gilt. Die Popularität dieses Messers verdankt sich zu einem guten Teil dem US-Messermacher Ethan Becker, der eins der wenigen Originale in seiner Sammlung hat und der Kepharts Konzept weiterentwickelt hat.

Grundlage der Pfad nder-Bewegung ist das 1908 erschienene und in über 150 Millionen Stück gedruckte Buch „Scouting for Boys“ von Baden Powell, auf Deutsch als „Das Pfad nderbuch“ erschienen. Die Pfad nderei hat sich in Amerika seit der Gründung nicht viel verändert und noch immer ist ein Großteil der Jugend Pfad nder. Das hängt auch damit zusammen, dass die großen Sommerferien traditionell genutzt werden, um die Kinder in ein Sommerlager zu schicken. Bushcraft war in Amerika nie richtig tot. In Deutschland haben aber junge Menschen kaum noch Beziehung zur Natur, auch wenn das Wahlverhalten im politischen Spektrum das nahelegt. Junge Leute wählen

Fotos: Kristopher K. Townsend, Matthias
S. Recktenwald, Archiv

Vom Feuermachen und dem, was man dazu braucht:

Meine neue

Flamme

Fotos: Carsten Bothe

Dieser zum Brüten der Spechte bereitgestellte Baum bietet dem Bushcrafter auch Zunder.

Feuer hat den Menschen erst zum Menschen gemacht. Das hört sich banal an, ist aber komplexer, als angenommen. Der Mensch ist ein Allesfresser, kann aber nicht jede Nahrung gleich gut aufschließen. Vorgegarte Nahrung ist quasi vorverdaut und so kann der Mensch aus weniger mehr machen. Auch bei Eiszeiten half das Feuer weiter. Im geheizten Zelt kann der Mensch vorgewärmte Luft einatmen statt der kalten, die er erst im Körper anwärmen muss. Nach dem Ausatmen ist diese Energie verloren. Feuer bedeutet für uns Menschen Sicherheit, Wärme, Nahrung. Es ist positiv besetzt, sobald jemand ein Lagerfeuer sieht, spürt er das. Diese Verknüpfung steckt tief in unseren Steinzeit-Genen.

Feuer machen:

Ein Feuer braucht drei Dinge: Hitze, Brennstoff und Sauerstoff. Ist eines davon nicht mehr ausreichend vorhanden, geht das Feuer aus. Zuerst die Hitze: Ein Stück Holz muss so weit erhitzt werden, dass es sich entzündet. Dabei muss zunächst das Wasser aus dem Holz verdampfen, dann die üchtigen, aber brennbaren Stoffe, ehe diese entzündet werden können. Sie müssen einem Feuer also zunächst Energie in Form von Hitze zuführen und danach dafür sorgen, dass sich die einzelnen Scheite gegenseitig erhitzen. Passiert das nicht mehr, erlischt das Feuer. Sie nden dann am nächsten Tag ein paar halb aufgebrannte Scheite alleine liegen. Ebenfalls liegt

Querschnitt des Zunderpilzes:

hier die Erklärung dafür, dass Sie mit einem Streichholz nur Holz anzünden können, das dünner oder nur unwesentlich dicker als das Streichholz selbst ist. Denn die Energie, die die Streichholzamme abgibt, reicht nicht für mehr aus. Weiterhin benötigt ein Feuer Brennstoff. Das lässt sich leichter verstehen als die Sache mit der Hitze und warum ein Feuer trotz genügender Holzmenge ausgeht. Aber ohne Holz passiert es auf jeden Fall. Zum Schluss noch der Sauerstoff. Kommt der nicht mehr ans Feuer, verglimmt es ebenfalls. Das kann passieren, wenn das Feuerholz zu dicht und immer nur parallel gepackt wird. Aber das geschieht auch, wenn eine Ascheschicht den Zugang für Sauerstoff begrenzt.

Zunder:

Jeder kennt den alten Spruch, etwas brennt wie Zunder. Aber kaum jemand weiß, dass Zunder nicht brennt, sondern nur glimmt. Aber Zunder kann etwas anderes: Funken fangen und aus dem Funken einen Glutpunkt machen so groß wie ein Stecknadelkopf. Von da aus geht es weiter und Sie müssen versuchen, aus diesem glimmenden Zunder zusammen mit dem Feuernest eine Flamme anzublasen. Das hört sich einfach an, ist aber komplizierter und birgt eine Menge Raum zum Scheitern. Mir geht es immer so, dass ich ein Feuer umso sicherer anzünden kann, je schwieriger es ist, diesen einen Glutpunkt zu erzeugen. Gerade, weil es so schwierig ist, gibt man

Die rote Linie beschreibt das „Trama“, den einzigen zu verwendenden Teil des Pilzes.

Sauerstoff

bei richtigem Mengenverhältnis

Die Grafik des „Verbrennungsdreiecks“ zeigt, wie Sauerstoff, Wärme und Brennmaterial zur Entstehung von Feuer zusammenwirken müssen.

Buch-Shop

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Bushcraft und Messer:

Scharfe

Sachen

Eines der – wenn nicht sogar das –wichtigste Utensil beim Bushcraft ist das Messer. Die ersten Werkzeuge, die der Mensch gefertigt hat, waren scharfkantige Steine zum Schneiden. Was blieb dem Urmenschen auch übrig, denn er hatte weder scharfe Krallen noch Reißzähne, um die Beute zu zerteilen. Heute sieht sich der Bushcrafter in spe einem Sortiment gegenüber, auf das ein alter Kaufmannspruch bestens passt: „Angebot schlägt Kunden tot “. Die im Folgenden vorgestellten Schneidgeräte sind daher zumeist Stücke, mit denen ich praktische Erfahrungen in Wald und Flur vorweisen kann – dass dies nur den Bruchteil des entsprechenden Angebots widerspiegelt, liegt auf der Hand. Was aber ist nun das beste Messer für Bushcraft? Die Antwort: Das beste Messer ist das, was ich habe, wenn ich eins brauche. Ich muss nur das Beste daraus machen.

Und da hilft handwerkliches Geschick. Die Leistung eines handgehaltenen Messers wird großteils vom Verwender bestimmt. Ein schlechtes Stück von einem Könner geführt, ist immer noch besser als ein Super-Messer in den Händen eines ungeschickten Greenhorns. Um das richtig bewusst zu machen, sei folgender Merksatz geprägt: Um ein Messer abzubrechen, muss man nicht stark sein, sondern ungeschickt.

Was ein Messer bei sachgerechtem Umgang leistet, zeigt der Blick auf die „ Knivs “, wie sie viele Skandinavier immer, auch im täglichen Leben, mit sich führen und auch jahrzehntelang immer wieder nachschleifen. Die Klingen sind erstaunlich dünn und der Griff ist auf den dünnen Steck-Erl geschoben (Erl, auch Angel = die durch den Griff gehende Verlängerung des Klingenblattes,

Fotos: Carsten Bothe

IDie richtige Axt:

Hau rein!

n alten Trapper-Handbüchern werden der Auswahl der richtigen Axt ganze Kapitel gewidmet – ein Zeichen für die überragende Bedeutung, die diesem Werkzeug bei der Ausrüstung des Wildnisreisenden zukommt. Nicht das Gewicht ist für die Schneideigenschaften verantwortlich, sondern Geschwindigkeit und Schärfe. Die ideale Trapper-Axt hat ein schlankes Blatt und ist scharf geschliffen. Mit diesem Instrument wird relativ weiches, frisches Holz verarbeitet. Die Beschaffung von

Brennholz beschränkt sich auf das Sammeln von trockenen, abgestorbenen Ästen, die mit der Kappe der Axt zerbrochen werden. Bei dem trockenen und somit harten Holz würde jede Schneide leiden und zu schnell abstumpfen.

Die drei einst wie jetzt am meisten verwendeten Formen sind erstens eine Trapper-Axt mit einem Gewicht des Eisens von 600 bis 1000 g und mit einem Stiel von 60 bis 70 cm Länge, je nach Körpergröße. Zweitens ein Beil mit ei-

nem kurzen Stiel und relativ leichtem Kopf, so dass es zur Not auch noch an den Gürtel gehängt werden kann. Die dritte Form ist ein Tomahawk, der sehr leicht und dünn ist, aber durch den langen Stiel doch erstaunlich tief ins Holz eindringen kann.

Eine vernünftige, auch für Bushcraft passende Axt ist hier in Deutschland nicht leicht zu bekommen. Meist sind die Eisen zu schwer und die Stiele zu kurz. Eine gute Axt kann ein langes

Drei Axtmodelle der US-Firma Marble’s Quality Knives (v.l.): No. 9 Hunter’s Axe, Belt Axe No. 6 und Pocket Axe No. 6.

Bei Tomahawks gibt es verschieden geformte Köpfe mit oder ohne Hammerfl äche. Hier (v.l.) Frontier Hawk und Trail Hawk von der zum US-Messerhersteller Cold Steel gehörenden Marke American Tomahawk Company.

Der Stiel ist von oben in das Auge hineingesteckt und verkeilt sich selbst, das Eisen dringt aufgrund der schlanken Schneide und des langen Stiels tief in das Holz ein.

Messer ersetzen und man kann damit beispielsweise Nägel einschlagen – das ist ein Vorteil gegenüber einem langen Messer. Die Axt erzielt ihre Wirkung durch die Geschwindigkeit des Schlages, nicht so sehr durch das Gewicht des Eisens. Sicherlich gehört auf einen groben Klotz ein grober Keil, aber bei einer Bushcraft-Tour brauchen wir keine groben Klötze zu spalten.

Für die Handlichkeit der Axt ist deren Balance wichtig. Um das zu testen,

Die Axt sollte einen Stiel besitzen, der von der Achsel bis in die Hand reicht.

fasst man die Axt am Stiel nahe am Eisen und beobachtet, wohin die Schneide zeigt. Die Schneide soll gerade liegen (siehe Bild Seite 42). Wenn nicht, dann darf sie nur leicht nach oben oder unten zeigen. Das zeugt von der Ausgewogenheit von Schneide und Kappe. Ein zu langes und schweres Blatt hängt nach unten. Bei einem zu schweren Haus zeigt das Blatt nach oben (Haus = der hintere Teil des Axtkopfes, der auch den als Öhr oder Auge bekannten Durchlass für den Stiel enthält). Da

Ein kurzes Beil wie das Segurin Hatchet von Prandi aus Primaluna in Italien ist auch für Schnitzarbeiten praktisch.

der Stiel bei einer guten Axt eirund ist, kann man ihn nur schlecht führen. Die Balance einer solchen Axt muss daher von sich aus stimmen. Die besondere Form der Klinge ist optimiert, um bei einem schrägen Schlag tief ins Holz einzudringen, den Span anzuheben und aus der Kerbe zu werfen. Dazu ist ein balliger Schliff notwendig, also einer, dessen Querschnitt von beiden Seiten in einem spitzen Bogen hin zur Schneide verläuft. Mit dem günstig herzustellenden und bei vielen modernen Äxten Foto: Carsten Bothe

Bushcraft und Schusswaffen:

Kalter Stahl,

heißes Blei

Fotos: Carsten Bothe, Michael Schippers

Wer schon wie weiland Davy Crockett in den Wäldern Tennessees durch die heimische Wildbahn streift, der möchte eigentlich auch eine Waffe dabei haben. Das ist leider in Deutschland nicht so einfach zu realisieren wie etwa in Amerika. Wer in welcher Lage dazu in Deutschland berechtigt ist, der weiß das sicher, und wer sich unsicher ist, kann davon ausgehen, dass es verboten ist. Aber das Thema Waffen muss man in zwei Bereiche teilen, einmal die Erlaubnisfrage und einmal die Fachfragen. An dieser Stelle nun klammern wir einfach die Erlaubnis aus, denn eine Flinte funktioniert in Deutschland nicht anders als in Amerika oder in Skandinavien.

Flinten für den Indianerhandel:

Um den amerikanischen Kontinent auszuplündern, führten die Pelzhändler nicht nur Decken, Glasperlen und Messingdraht zum Tauschen mit. Auch einfache Flinten waren dabei – bekannt als „Indian Trade Guns“ „Nor‘western Guns“ oder „Indian

Muskets“. Diese waren ganz simpel gefertigt und besaßen als Erkennungszeichen einen übergroßen Abzugsbügel, eine Schaftkappe aus Messing und ein eingelegtes Element mit dem Motiv eines schlangenartigen Drachens als Gegenlager zu den Schlossschrauben. Der übergroße Abzugsbügel war ein Wunsch der Indianer, die beim einhändigen Schuss vom galoppierenden Pferd den Abzug mit Zeige- und Mittel nger bedienten.

Das Kaliber ist mit .60 Zoll oder Kaliber 24 für eine Flinte relativ klein, sparte aber Pulver und Blei. Man mag nun sagen, dass die Indianer den Weißen mit dieser Bewaffnung weiterhin unterlegen gewesen waren, etwa mit Blick auf deren Büchsen mit ihren gezogenen Läufen – aber die Indianer waren nun auch nicht dümmer als der Rest der Menschheit und sehr gut dazu in der Lage, sich die jeweils modernsten Waffen zu organisieren, wenn sie das denn wollten. Dennoch blieb dieses bis auf

das Zeichen des schlangenartigen Drachens schmucklose Gewehr über 200 Jahre lang bei der Adlerfedern im Haar tragenden Kundschaft ein begehrter Handelsartikel. Selbst nach der Einführung der Perkussionszündung wurden die Trade Guns weiterhin mit Steinschloss ausgeführt. Das lag vor allem daran, dass die Indianer die Steine selbst zurechtschlagen konnten, während Zündhütchen teuer eingetauscht werden mussten. Oder um weiterhin die Oberhand bei der Bewaffnung zu besitzen, quasi ein Notschalter, falls die Indianer auf dem Kriegspfad gegen Weiße waren und der Westen etwas wilder als sonst wurde.

Eine Indian Trade Musket als Neo Classiker-Nachbau der italienischen Firma Pedersoli, hier im Kaliber 15,85 mm (.20“). Typisch für diese glattläufi gen Steinschloss-Vorderladerwaffen waren der große Abzugsbügel und die Gegen-Schlossplatte mit dem Motiv eines schlangen artigen Drachens.

Diese als Handelsware eingesetzten, aber zur Jagd konzipierten Flinten wurden deshalb gern verwendet, weil sie einfach zu handhaben sowie vielseitig zu verwenden und zu laden waren. Zum einen der eigentlichen Verwendung entsprechend mit Schrot für kleines Wild. Zum zweiten mit Buckshot oder Posten in der Größe um 8 mm, die für „Bucks“, also Hirsche, eingesetzt wurden. Von diesen Kugeln wurden 9 bis 12 Stück für eine Ladung eingesetzt. Zum dritten lud man eine Trade Gun auch mit einer

Draußen schlafen:

Wenn es Nacht wird im Wald

Draußen zu schlafen scheint für viele schon das Abenteuer an sich zu sein. Wenn man die vielen selbsternannten Survival- und Bushcraft-Experten auf YouTube sieht, dann ist ein „Overnighter“ offenbar ein Abenteuer wie die Mondlandung oder die Entdeckung Amerikas. Und dann gibt es noch genug, die das Abenteuer abbrechen. Und sich dabei lmen und es kommentieren. Um eins im Vorfeld klarzustellen: Beim Bushcraft schläft man nachts,

wenn es dunkel ist. In einer Survival-Situation und wenn man auf der Flucht ist, schläft man tagsüber und marschiert nachts. Das bedeutet aber auch, dass man meistens keine Zeit hat, sich eine Unterkunft zu bauen – beim Bushcraft bildet gerade das Einrichten für die Nacht einen Großteil des Spaßes.

Wenn es Nacht wird im Wald, dann ist das nicht wie das Ausschalten des Lichtes, sondern es geschieht (zumindest in mit-

teleuropäischen Landstrichen) langsam, über mehrere Viertelstunden hinweg. Zunächst merkt man, wie es irgendwie ruhiger wird im Wald, das Licht ist gedämpfter und es wird leiser. Bis auf einige Tiere, wie Amseln, die noch mal anfangen zu singen, und die Fasanenhähne, die gockelnd in die Schlafbäume einfallen. Diese Phase nennen einige die „Blaue Stunde“; ich nde einen von dem Jäger und Dichter Hermann Löns geprägten Begriff aber viel schöner: „Uhlen ucht“, also

Eine Hudson’s Bay-Decke mit fünf Streifen als Größenangabe.

Links ein Poncho-Liner, in der Mitte eine Fleece-Decke und rechts eine Wolldecke.

Der Schlafsack Carynthia Defence 4 ist ein weit verbreiteter Militär-Schlafsack von höchster Qualität.

wenn die Eulen iegen. Dieser Stunde zwischen Tag und Nacht, wenn man auf Safari den „Sundowner“ genießt, wohnt ein besonderer Zauber inne. Die Welt geht zu Bett und die Gestalten der Nacht erwachen. Es wird dunkler und zuerst erkennt man keine Farben mehr, wobei das grüne Gras plötzlich grau wird, das Rehwild und der Fuchs aber noch rot leuchten, bevor dann „alle Katzen grau“ sind. Am Horizont sieht man noch einen roten Himmel, bis die Sonne gänzlich ver-

Eine selbstaufblasende

Matte von Therm-A-Rest und oben drauf die faltbare Bundeswehr-Matte.

schwunden ist und der Mond – je nach Mondphase – am Himmel steht. Wenige Menschen haben einen Abend in diesen Phasen ganz bewusst miterlebt, meist die Jäger, die beim Abendansitz im Wald sind. Sobald die Sonne untergegangen ist, fällt die Temperatur um einige Grad. Aber nicht nur das, kältere Luft kann nicht so viel Feuchtigkeit lösen wie warme. Und so fällt die Luftfeuchtigkeit aus und alles wird nicht nur kalt, sondern auch klamm.

Nun ist es Zeit, sich eine Decke ans Lagerfeuer zu holen. Oder gleich in den Schlafsack zu kriechen. Jetzt wird es auch totenstill im Wald. Man hört nur noch die Autobahn oder die entfernte Kirchenglocke. Weil alle Geräusche des Tages verschwunden sind, ist es nicht nur still, sondern auch mit einem besonderen akustischen Effekt verbunden: Wenn nun Geräusche entstehen, kommen sie einem erstens viel näher vor und zweitens viel lauter, als sie eigentlich

Fotos: Carsten Bothe, Archiv

Bushcraft und Zelten:

Unter Dach und Fach

Beim Bushcraft ist das Übernachten neben dem Essen ein Großteil des Vergnügens. Nun kann man sich einfach im Sommer mit seinem Schlafsack auf die Erde legen, aber besser ist es, doch irgend eine Art von Zelt über sich zu haben.

Die Jurte ...

... ist in Europa eher als Zelt der Pfad nder bekannt und beliebt. Dafür wird sie aus schwarzem Material hergestellt, aber auch heller Naturstoff ist üblich, besonders bei Jurten, die für andere

Dinge als Übernachtung genutzt werden. Eine schwarze Jurte ist im Sommer deutlich wärmer als eine helle und auch am Tage ist es innen sehr dunkel. Der Aufbau ist nicht einfach und benötigt eine Menge helfender Hände, es sei denn, wie bei uns ist der Mittelpfosten einbetoniert. Am Rand des Daches bilden sich gern Wassersäcke. Die können nur entfernt werden, indem man die Mitte des Daches nach oben zieht. Das ist nicht einfach. Mit hochgerollten Seitenwänden dient das Dach als Sonnenschutz. Wichtig dabei ist, dass die Jurte

immer rundum geschlossen bleibt, ansonsten können Windböen unter das Dach gelangen und die gesamte Konstruktion im Nu zerlegen.

Trapper-Lodge ...

... oder “Baker’s Tent“, das ist ein Zelttyp, der extra für den Einsatz mit Lagerfeuer gedacht ist. Die Vorderseite kann als zusätzliches Dach aufgeklappt werden und vergrößert bei gemäßigtem Wetter die Fläche. Diese Zeltart lässt sich auf verschiedene Weise aufbauen und nutzen.

Die Bundeswehr-Zeltbahn ... ... ist eines der universellsten Ausrüstungsstücke. Sie dient entweder als Zeltbahn für ein Schrägdach, als Unterlage, als Umhang oder mit einer zweiten Bahn zusammengeknüpft als Zelt. Noch dazu kann man daraus ein Zeltbahnpaket machen und damit ein Gewässer durchschwimmen. Die Zeltbahn an sich besteht aus imprägniertem Stoff mit einer langen und einer kurzen Seite, zwei Durchgriffen für die Arme und einigen Zubehörteilen. Da wäre zunächst der Beutel, der einerseits als Kapuze für den Umhang dient, andererseits als Tasche für die Zeltbahn. Die Zeltbahn wird zusammengefaltet und in diese Tasche verpackt. Die wird dann so in den Jägerrucksack oder die große Kampftasche gelegt, dass sie den Rücken polstert. Dazu kommt noch eine Tasche, in die die fünf Zeltstangen und in diese die Häringe – beides aus Alu – gesteckt werden. Zum Aufbau werden vier Stangenteile zusammengesetzt. Der fünfte kommt oben auf die Stange und darauf die Tasche, um dort das Eindringen von Wasser zu verhindern. Die Tasche für die Stangen und Heringe landet zusammengefaltet unter die Stange und verhindert das Einsinken im Boden. Zunächst knüpfen Sie die beiden Zeltbahnen zusammen und befestigen diese mit den Häringen am Boden. Sie können das BundeswehrZelt bei einem längeren Aufenthalt bequemer machen, indem Sie zum einen innen etwas ausschachten, oder mit elastischen Haselruten das Zelt von innen aufspannen. Dann verliert die Zelthaut aber die Wasserdichtigkeit und muss mit einer Plastikplane abgedeckt werden. Gerade bei solch kleinen Zelten ist es enorm wichtig, sich schon im Vorfeld Gedanken zu machen, von wo Regenwasser eindringen könnte. Auf der jeweiligen Seite wird ein Graben gezogen. Die ausgehobenen Grassoden werden von innen gegen die Zeltbahn gelegt.

Regenschutz:

Ein schnell aufzubauender Regenschutz aus einer Zeltbahn, im Amerikanischen „Tarp“ (kurz für: „Tarpaulin“, also Plane) genannt, hat sich bei mir besonders bewährt. Gerade bei der Bundeswehr, wo man immer wieder gestört wird und

Eine solche Trapper Lodge eignet sich auch als Verkaufsstand.

Eine Trapper Lodge ist eine stabile Konstruktion, wenn sie mit Fichtenstangen aufgestellt ist.

Fotos: Carsten Bothe
Eine Jurte mit acht Metern Durchmesser als Schulungszelt oder für Events.
In der Jurte ist durch die senkrechten Wände bis an den Rand Stehhöhe.

Kleidung für Bushcraft:

Stoff-Wechsel

Wichtigstes Kleidungsstück für zu Fuß Reisende sind die Wanderstiefel. Da hat jeder sein Lieblingsmodell. Der eine mag Lederstiefel, der andere Exemplare aus moderneren Materialien. Generell gilt, der Stiefel muss gut sitzen und dem Fuß Halt bieten. Weiterhin soll er atmungsaktiv sein und nach Möglichkeit wasserdicht. Ungeachtet von Marke und Typ gilt für alle Varianten, dass sie jeweils richtig gep egt werden. Ein Bergstiefel muss hart sein, damit er dem ganzen Fuß Halt gewährt, wenn er auch nur mit der Spitze aufgesetzt wird. Einen Teil der Stabilität bekommt er von der Sohle, den anderen vom Oberleder. Daher ist es falsch, das Oberleder weich walken zu wollen. Lederöle sind zwar gut aufzutragen, weichen aber das Leder auf und zerstören so den guten Schuh. Besser sind stark wachshaltige Spezialprodukte, die nur in den oberen Lederschichten eine elastische Schutzschicht aufbauen und die Festigkeit des Leders

nicht beeinträchtigen. Jeden Abend zieht man die Stiefel aus und lässt sie trocknen – das klingt banal, es ist aber unumgänglich und zudem nicht immer einfach: Bei hoher Luftfeuchtigkeit infolge Regens trocknet Leder nur schlecht. Dann nehmen Sie die Stiefel am besten mit in den Schlafsack. Übrigens: Sich ums Schuhwerk zu kümmern, ist nichts überkandidelt Modernes, das taten schon die als „longhunter“ bekannten Waldläufer à la Daniel Boone oder Michael Stoner. Diese Naturburschen trockneten feuchte Mokassins auf Stäbe gesteckt abends am Feuer. Und sie führten Ersatz-Mokassins ebenso mit wie aufgerollte Lederstücke, um sich so neue Fußbekleidung zu verfertigen. Das braucht der Bushcrafter nicht unbedingt, wohl aber ein Paar offener Sandalen. Dann können nicht nur die Füße abtrocknen, sondern auch die klammen Wandersocken. Erwarten Sie feuchtes Wetter, packen Sie Gummistiefel ein. Dabei müssen Sie natürlich noch mehr

darauf achten, dass Ihre Hinterpfoten nicht durch den Schweiß aufweichen.

Schuhputzzeug:

Mag sein, dass Sie zu Hause mit Schuhp ege nicht viel im Sinn haben – deren Notwendigkeit erschließt sich spätestens, wenn Sie durch regennasses Gras gelaufen sind und sich über die durchweichten Füße in den neuen Stiefeln ärgern. Sprich: Schuhp ege gehört zum Bushcrafting, das entsprechende Putzzeug ist ein fundamentaler Ausrüstungsteil. Dazu zählt eine harte Bürste zum Abfegen von Schmutz. Dann eine kleine Bürste zum Auftragen des jeweiligen P egemittels sowie eine weichere Bürste zum Nachpolieren. Die ist optional – auf keinen Fall aber sind das Ersatz-Schnürsenkel. Wie heißt es so schön: „Der Marschall-Stab liegt in jedem Tornister, gleich neben dem Schuhputzzeug.“ Bei diesem sollten Sie auch andere Reinigungsutensilien wie Waschmittel oder Kleiderbürste verwahren.

Ein paar ordentliche Stiefel sind das A und O.

Jacken, Hemden und Hosen: Gerade bei Oberbekleidung hat sich in neuerer Zeit viel getan. Schlupfjacken aus natürlichem Material sind neben den englischen Einsatzjacken à la „Smock“ das Maß aller Dinge. Ursprung ist der „Swanny“. Dabei handelt es sich um eine Schlupfjacke aus Wolle, die in Neuseeland von der Firma Swanndri hergestellt wird. Sie lässt sich zusammenlegen und in die Kapuze stecken, was sie zu einem kompakten Ausrüstungsstück macht. Bei den Klamotten folgen die Bushcrafter diversen Philosophien: Die einen tragen nur Abgetragenes, weil es nicht so

Schuhputzzeug und Stiefelbeutel, wichtigste Utensilien für jeden Bushcrafter auf Wanderschaft.

schlimm ist, wenn es Flecke bekommt oder zerrissen wird. Außerdem, so die Argumentation, „reicht das noch für Wald und Flur“. Die anderen kaufen extra Funktionsbekleidung, die im normalen Leben fast nicht zu tragen ist. So kostet das Hobby zwar mehr Geld, die gute Kleidung hat aber den Vorteil, dass sie optimal wärmt und schützt. Zudem besitzt sie Reserven bezüglich Strapazierfähigkeit, Wasserdichtigkeit oder Wärmeisolation, die bei stark benutzten Monturteilen nicht mehr vorhanden sind. Beispielsweise ist der Stoff bei neuen Sachen viel strapazierfähiger als bei

Der britische Smock ist mit den vielen Taschen eher ein Tragesystem als eine Jacke, aber immer noch sehr beliebt.

Fotos: Carsten Bothe
Stiefel für das Bushcraft im Sommer.

Essen beim Bushcrafting:

Mit Genuss

Ohne Mampf kein Kampf oder auch keine Bewegung ohne Verp egung. Essen ist ein zentraler Teil beim Bushcraft, denn irgendwie muss man ja die Zeit rumkriegen, wenn man das Lager eingerichtet hat und der Tag irgendwie sinnstiftend ausgefüllt werden muss. Je besser die Verp egung ausfällt, desto wohler fühlt man sich, auch wenn die sonstigen Umstände wie Wetter oder Schlafplatz nicht so optimal sind. Die Verp egung wird daher immer irgendeine Art „Soulfood“ sein.

Und weil man an der frischen Luft noch mehr Appetit bekommt, werden die Portionen deutlich größer ausfallen als bei sitzenden Bürotätigkeiten.

Das erste und wichtigste Konservierungsmittel der Menschheit war und ist bis heute Salz. Es ermöglicht es, Fleisch und Fisch für lange Zeit haltbar zu machen. Orte, die Salzvorkommen nutzen konnten, wurden im Mittelalter reich und bedeutend. Lüneburg als Ort der Salzsieder und Lübeck als Salzhandels-

stadt sind da zu nennen. Aber auch viele Ortsnamen mit „Salz“ oder „Hall“ (keltische Bezeichnung für Salz) stammen daher. Salz war nicht nur als Würze wichtig, sondern für die Haltbarmachung von Lebensmitteln, die dann auch den Handel über weite Strecken und besonders übers Meer gestatteten. Hering in Fässern ist eine derartige Option, dann Salz eisch, das in Fässern jahrelang haltbar ist. Und zu guter Letzt die eingesäuerten Gemüse wie Sauerkraut, Rüben oder Bohnen.

Eingesalzenes Schweine eisch ist gerade in Amerika weit verbreitet. Daraus entstand die Bacon-Kultur, die heute noch typisch amerikanisch ist. Schweine eisch lässt sich nicht gut aufbewahren, da es leicht verdirbt. Es war aber beliebt, weil es billig zu produzieren war und viel genießbares Fett enthält, das für den arbeitenden Menschen oder kämpfenden Soldaten wichtig war. Für die Kontrakte mit den Behörden wurden die Schweine Nose-to-Tail in Fässern eingesalzen. Von der Steckdose bis zum Ringelschwanz mit allen Knochen. Je besser die Sortierung, desto teurer, aber auch umso weniger bis keine Knochen oder Teile wie Ohren und Köpfe enthalten waren ...

Feldküchen, die den Soldaten das Essen zentral zubereiteten, kamen erst Anfang 1900 in Gebrauch. Vorher kochten die Soldaten jeder für sich oder im Gruppenrahmen. Daher wurde den Soldaten im US-Bürgerkrieg das eingesalzene Fleisch so ausgehändigt und sie mussten zusehen, wie sie damit ein Essen zubereiteten. Zunächst mussten sie das Salz entfernen, also erstmal mit reichlich Wasser abwaschen, dann das Fleisch in Streifen schneiden und einige Stunden wässern. Meist spießten sie die Streifen dann nur auf das Bajonett und grillten es am Lagerfeuer. Wenn mehr Zeit zur Verfügung stand, wurde es in einer Pfanne angebraten und mit anderen Zutaten angereichert oder mit Mehl und Kaffee eine Soße gezaubert. Auch war ein Eintopf mit Gemüse und zerstoßenen „Hardtacks“ (Zwieback) eine übliche Verwendung für das Fleisch.

Wenn Sie das Fleisch zuhause beispielsweise für ein Wochenende beim Reenactment selber herstellen wollen, ist das ganz einfach. Kaufen Sie vorzugsweise eine Schweineschulter im Ganzen. Schneiden Sie den Knochen heraus oder bitten Sie den Schlachter, das für Sie zu erledigen. Zum Einsalzen brauchen Sie ganz normales Salz, davon aber eine Menge. Als Behälter eignen sich die Gärtöpfe, die man im Baumarkt bei den Einkoch-Utensilien kaufen kann. Der Topf sollte so groß sein, dass

Wenn alles mit der Wahl des Feuerholzes, dem Betrieb des Lagerfeuers und dem Umgang mit dem Camp-Geschirr klappt, gibt’s auch draußen Leckeres wie

Kaffee, Tee, Pancakes, Spiegeleier und Speck.
Fotos: Carsten Bothe

Von Lampen, Laternen und Kienspänen:

Licht im Dunkeln

Die eine Hälfte unseres Lebens ist hell und die andere Hälfte dunkel – es ist Tag und Nacht. Dass es nachts dunkel ist, bemerkt man eigentlich in unserer zivilisierten Gesellschaft nicht so. Denn wir haben elektrisches Licht überall und zu jeder Zeit. Höchstens, wenn auf dem Land um halb zwölf Uhr nachts die Laternen ausgehen, kann man auf dem Heimweg erahnen, wie es früher mal war. Aber auch dann hat jeder Schüler eine Taschenlampe in der Größe eines Einweg-Feuerzeugs dabei – ein Gerät, das eine Leuchtkraft besitzt wie das Landelicht eines Airbus. Und auch ein ganz normales Mobiltelefon beleuchtet die ganze Straße. Ich erinnere mich noch an die Zeit in den 1980er Jahren bei der Bundeswehr, als die eckige Taschenlampe mit den drei Schiebern für rotes, grünes und Tarnlicht noch in der Waffenkammer verwahrt wurde. Diese konnte man an die Feldbluse knöpfen als Einladung zum Herzschuss. Viel Licht war damit nicht zu erzeugen. Aber es hat gereicht, wenn man damit umgehen konnte.

Noch früher war das einzige Licht, das man als Bauer hatte, mitnichten eine Bienenwachskerze. Die war viel zu kostbar und nur für Kirchen oder die Häuser der Herrschaft vorgesehen. Entweder gab es Licht von den stark rauchenden Kienspänen – verharztes Kiefernholz –, das die Kinder immer nachlegen mussten. Dann existierten noch Kerzen aus Rinderoder Hammeltalg, die ebenfalls qualmen und auch noch unangenehm riechen. Nach den Kienspänen war parallel dazu die Öllampe gebräuchlich. Das sind einfache Lampen aus Ton, die eigentlich nur einen Docht und das Öl halten. Der Docht saugt sich mit dem Öl voll und brennt mit einer kleinen Flamme, wenn er angezündet wird. Je nach Ölsorte ist die Flamme heller oder dunkler und raucht mehr oder weniger. Am begehrtesten war das Spermöl aus dem Schädel des Pottwals, das wegen seiner hellen Flamme und des sauberen Abbrandes beliebt war. Öllampen oder Talgkerzen verbrauchten am Tag so viel Energie, wie ein Mensch zum Leben brauchte, also hat man das Öl oder Fett in

Fotos: Carsten Bothe

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