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Kongressbericht Deutscher Anästhesiekongress (DAC) 2023
Tobias Ries Gisler, Benjamin Albiez
Der deutsche Anästhesiekongress DAC fand dieses Jahr vom 27. bis 29. April 2023 in Düsseldorf statt. An verschiedenen Satelliten-Veranstaltungen des insgesamt dreitägigen Kongresses wurden Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden in den Themenbereichen Anästhesie-, Intensiv-, Notfall-, Schmerz-, Palliativmedizin und Rettungsdienst präsentiert. Daneben gab es an zwei der drei Tage einen zusätzlichen Pflegekongress zu Anästhesie-, Intensiv- und Notfallpflege sowie tägliche e-Poster-Vorstellungen, Hands-on-Workshops und eine grosse Industrieausstellung.
Gemäss den Verantwortlichen besuchten knapp 2000 Teilnehmer:innen die verschiedenen Veranstaltungen, die von über 400 Referent:innen geleitet wurden. Und obwohl die Mehrzahl der Teilnehmer-, und Referent:innen aus Deutschland kamen, konnten auch viele internationale Gäste aus Europa und Übersee begrüsst werden. Aus der Schweiz waren gesamthaft etwas mehr als 100 Teilnehmer:innen anwesend. Obwohl es wie gesagt auch einen Pflegekongress gab, war die Resonanz hier leider mit zirka 150 Teilnehmer:innen der verschiedenen Pflegeberufe eher bescheiden. So konnten an spannenden Vorträgen zu gelungenen, pflegerischen oder interprofessionellen Projekten teilweise nur wenige Teilnehmer:innen begrüsst werden. Andererseits mussten interessierte Personen bei gewissen Sitzungen aufgrund der «zu kleinen» Räumlichkeiten und einer Teilnahme-Limite abgewiesen werden.
Viele Vorträge, Referate und Standards zeigten neue, innovative Ansätze aus verschiedenen Bereichen. Beispielsweise wurde eine kürzlich erschienene, interprofessionell erarbeitete Empfehlung vorgestellt, die aufzeigt, wie der Besuch von Kindern bei ihren Angehörigen auf der Intensivstation gestaltet werden kann. Maria Brauchle aus Feldkirch, Österreich, welche die Empfehlung über die DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) koordinierte, erwähnte, dass 81 % der Intensivstationen in der Schweiz Kinderbesuche ermöglichen. Und damit gehört die Schweiz nebst den skandinavischen Ländern zu den Spitzenreitern. Weiter wurde das Projekt einer interdisziplinären und interprofessionellen präoperativen Visite von OP- und Anästhesiepflege, ebenfalls aus Österreich, vorgestellt. Allerdings ist hier zu betonen, dass die Kolleg:innen pflegerische Aspekte und solche der Lagerung erheben. Die erhobenen Parameter fliessen zwar in die ärztliche, präoperative Visite ein, ersetzen diese aber nicht. Zudem ist die Umsetzung innerhalb des Tagesprogramms und in den grossen OP-Zentren offenbar nicht immer einfach. Dennoch machen die Kolleg:innen mit dieser pflegerischen Visite positive Erfahrungen und die Patient:innen kom-
Deutscher Anästhesiecongress
27. – 29. April 2023 men gemäss Aussagen des Projektteams entspannter in den OP-Trakt. Eine präoperative Pflegevisite, als Ergänzung zum chirurgischen und anästhesiologischen Vorgespräch, wäre auch in der Schweiz denkbar. Es stellt sich hier die Frage, wie sich diese in den einzelnen Institutionen umsetzen liesse.

Das Thema Schmerztherapie wurde in verschiedenen Sitzungen behandelt, wobei hier unterschiedliche, länderspezifische Komponenten zwischen Deutschland und der Schweiz beachtet werden müssen.
Ein weiterer spannender Aspekt, der zu erwähnen ist, ist die Möglichkeit zur Nutzung von verschiedenen Social-Media-Kanälen (TikTok und Instagram) zur Rekrutierung von Personal, wie es das Universitätsklinikum Marburg vormacht. Dort betreibt ein Mitarbeiter der Anästhesieabteilung, in Rücksprache mit der Unternehmenskommunikation, die diversen Kanäle zur zusätzlichen Rekrutierung neuer Mitarbeiter:innen. Die Clips sind so gestaltet, dass sich auch berufsfremde Personen ein Bild der Anästhesie und den Arbeitsbedingungen innerhalb des OP machen können. Das Projekt wurde 2019 gestartet, mittlerweile zählt das Klinikum über 6000 Follower.
Die Anästhesiepflege aus der Schweiz war mit Benjamin Albiez und Tobias Ries vertreten. Die Referenten präsentierten das Projekt «Perioperatives Wärmemanagement» und die «Pocket-Card Delir» mit den damit verbundenen, nicht-phar- makologischen Massnahmen. Beide Veranstaltungen waren gut besucht und es fanden spannende Diskussionen und Vernetzungen statt. Der DAC fand dieses Jahr das letzte Mal als Wanderkongress statt. Er wird 2024 mit dem Hauptstadtkongress der DGAI für Anästhesie und Intensivtherapie (HAI) zusammengeführt, welcher dieses Jahr ebenfalls das letzte Mal im Oktober 2023 in Berlin ausgetragen wird. Der neue grosse Kongress wird ab nächstem Jahr dauerhaft in Kassel durchgeführt.

Kontakt: Tobias Ries Gisler
MScN, MME, dipl. Exp. NDS HF
Berner Fachhochschule
Spitalzentrum Biel
