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Candida auris
Regine Christen
Ein neuer Verursacher von Pilzinfektionen verlangt erhöhte Aufmerksamkeit. Der Hefepilz Candida auris hat eine erhöhte Resistenz gegen Antimykotika sowie gewisse Desinfektionsmittel und ist aussergewöhnlich thermo- und osmotolerant. Im schlimmsten Fall kann der fakultativ pathogene Pilz eine Candidämie mit möglicher Todesfolge auslösen.
Der Candida auris gehört zur Gattung der Hefepilze. Dies sind wichtige Erreger invasiver nosokomialer Infektionen, welche meist eine endogene Infektion verursachen. Das Alleinstellungsmerkmal von Candida auris unter den CandidaArten ist, dass es zu Übertragungen von Patient:in zu Patient:in kommt (1). Es ist ein fakultativ pathogener Pilz und kann schwere Pilzinfektionen auslösen (2). Er wurde 2009 das erste Mal im Gehörgang einer Patientin isoliert, wobei retrospektiv ein Isolat von 1996 entdeckt wurde. Inzwischen wurde er in über 30 Ländern auf allen Kontinenten in humanen Proben identifiziert (1, 2, 3). Der bislang grösste Ausbruch fand 2015/2016 in einem Spital in London statt. Betroffen waren 50 Patient:innen über 16 Monate, von denen neun eine Candidämie entwickelten (1, 2).

Die WHO hat aufgrund folgender Gründe eine höhere Warnstufe für den Candida auris ausgerufen:

Die Identifizierung in den Laborproben ist erschwert, weil die Referenzdatenbanken den Erreger nicht kannten, was inzwischen bei vielen angepasst wurde (1).
Es ist eine nosokomiale Übertragung möglich (1, 2, 4).
Der Erreger hat eine hohe Resistenz gegen Antimykotika und es wurden auch panresistente Isolate beschrieben, die gegen alle drei relevanten Antimykotikaklassen Resistenzen aufwiesen (1).
Er zeigt ebenfalls eine erhöhte Resistenz gegenüber gewissen Desinfektionsmitteln (1, 2). Es wird ein chlorhaltiges Desinfektionsmittel oder Wasserstoffperoxid-Dampf zur Desinfektion von Oberflächen/Gegenständen empfohlen (2).
Ausserdem ist der Candida auris aussergewöhnlich thermo- und osmotolerant, was heisst, dass er auch bei Temperaturen über 40 Grad wachsen kann und eine hohe Salzkonzentration (3) toleriert.
Am häufigsten sind Wund- und Ohrinfektionen, Blutkreislaufinfektionen und Befall von Harn- und Atemwegen. Im schlimmsten Fall kommt es zur Candidämie mit möglicher Todesfolge (1, 3, 4). Die Sterblichkeit liegt zwischen 30–60 % (3). Risikofaktoren sind Immundefizite oder konsumierende Erkrankungen, PlastikFremdmaterial wie PVK oder DK usw. mit Aufenthalt in einem Pflegeheim, chirurgische Eingriffe oder eine vorbestehende Behandlung mit Breitspektrum-Antibiotika (1, 2).
Es ist wichtig, dass dem Erreger eine erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt und das Personal genügend aufgeklärt wird. Die strikte Kontaktisolation und das Einhalten der jeweiligen Hygienevorschriften der Institution sind zentrale Punkte (4).
Referenzen auf www.siga-fsia.ch
Kontakt:
Regine Christen
Dipl. Expertin Anästhesiepflege NDS HF, Hygienebeauftragte Pflege
Universitätsklinik für Anästhesiologie und Schmerzmedizin, Inselspital Bern regine.christen@insel.ch