Natürlich_2012_02

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Das Magazin für ganzheitliches Leben

natürlich

Fertigfutter

Wenn schon –dann bitte Bio 26

Traumbäume

Wo die mächtigen Riesen stehen 54

Schöne Schweiz

Wir dürfen uns die Zukunft nicht verbauen 40

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Kompet ent e Journaliste n und Journalistinnen schreiben für Sie in Schweizer Zeitungen und Zeitschrift en über Aktualität en und ihre Hint ergründe. Damit Sie besser informiert sind und sich eine eigene Meinung bilden kö nnen. Beste llen Sie jetzt per Mausklick ein Probeabo Ihrer gewünscht en Zeitung oder Zeitschrift auf www.presseabo.ch und mit etwas Glück gewinnen Sie Einkaufsgutscheine vo n Coop City im Gesamtwert vo n CHF 10 0’000.–. Ihre Schw eizer Zeitungen und Zeitschriften.

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Ach, du mein liebes Heimatland

Erst wollte ich Ihnen mit vielen Zahlen und Statistiken aufzeigen, wie sich die Schweiz jeden Tag verändert. Aber ganz ehrlich: mir liegt das nicht – unsere Autorin Lioba Schneemann kann das, wie Sie ab Seite 40 lesen können, viel besser.

Darum erzähle ich Ihnen lieber, wovon ich gerne träume: von einem Märchenland im Jahr 2050.

Dieses Land beherbergt 10 Millionen Menschen. Sie alle haben den egoistischen Traum vom Häuslein im Grünen aufgegeben, sind ein bisschen zusammengerückt und leben in modernen Siedlungen, die nicht nur verdichtet gebaut, sondern auch so konzipiert sind, dass sie ihren geringen Energiebedarf weitgehend selber produzieren. Stroh, Holz und Lehm haben dem Beton als bisher häufigstem Baumaterial den Rang abgelaufen.

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. Albert Einstein

Alt und Jung lebt in den mit stolzen Bäumen bereicherten Quartieren zusammen, Altersheime sind abgeschafft worden, Mehrgenerationen­Häuser sind in. Handwerkerbuden, kleine Manufakturen, Läden mit regionalem Angebot und örtlich ausgerichtete Dienstleistungszentren bieten vor Ort viele Arbeitsplätze und machen lange Pendlerwege überflüssig.

Wo sich früher Einfamilienhaus­Quartiere in die Landschaft frassen, blühen wieder Magerwiesen, Hecken breiten sich aus,

Bäche gurgeln und Schmetterlinge flattern. Bauern produzieren auf ihren Feldern ausschliesslich biologisch, Ladenbesitzer und Konsumenten verzichten der Umwelt zuliebe auf Erdbeeren im Februar. Gemeinschaft zählt mehr als Profit, und darum bekommt jeder, der Essen produziert, Müll entsorgt oder sich um Alte, Kranke und Randständige kümmert, einen fairen Lohn bezahlt. Die Menschen haben Bescheidenheit als Weg zum Glück erkannt. Banken zahlen anständige Zinsen und normale Gehälter und unterstützen mit ihren Gewinnen den weiteren Ausbau eines von einem visionären Geist beseelten Landes. Überall wird die Schweiz als Vorbild für eine neue Welt bewundert und eifrig nachgeahmt …

Das Wort «Glück», schrieb mir ein Leser, lässt sich durch «Tun» ersetzen – beim Wort «Traum» funktioniert das bestimmt auch.

Herzlich, Ihr

Chefredaktor

Gegen Bronchitis, Husten und Katarrh

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Verliebt in Bäume: Michel Brunner fotografiert
Schlafen wi e ein

Gesundheit

8 Sehstörungen als Warnzeichen

9 Vorsicht Kalorienfallen

10 Hausgeburt: vieles spricht dafür

14 Heinz Knieriemen über die VitaminHysterie

16 Gut schlafen: Hausmittel und Rezepte aus der Natur

Beratung

20 Sabine Hurni beantwortet Leserfragen

Haus & Garten

24 Vögel füttern – aber richtig

25 Backpulver als Putzmittel

26 Convenience-Food: Essen im Grenzbereich

30 Natur vor der Haustüre: das Biotop

34 Remo Vetter über die Natur als Lehrerin

Natur

38 Talentiert: Maskenweber beim Nestbau

39 Führungsqualitäten: echt starke Murmeltierweibchen

40 Visionen für eine schöne Schweiz

44 Wandern auf dem Jakobsweg beim Sihlsee

Leben

52 Die Tücken des Recyclings

53 Musik macht sozialer

54 Der Baum-Mann: Fotograf Michel Brunner

60 Schutzpatrone – bei allem, was uns heilig ist

63 Feldenkrais – Übungen für den Alltag

3 Editorial

6 Leserbriefe

48 Markt

50 Leserangebote

58 Rätsel

64 Agenda

65 Vorschau

66 Carte blanche

Unser täglich Brot «natürlich» 10-11

Auf dem Wochenmarkt in Bern bieten einige Stände Sauerteigbrot an. Was man da aber teilweise bekommt, ist der reinste Kaugummi und von einem Sauerteiggeruch ist nichts zu merken. So etwas soll Roggensauerteig sein. Auf Anfrage wird erläutert, dass auch Weizen drin ist. Viele beklagen, dass drei Tage Arbeit für ein richtiges Sauerteigbrot zu viel seien. Antonio Hänni, Köniz

Alternativen zur Zitronensäure «natürlich» 11-12

Auf der Beratungsseite schreibt Heinz Knieriemen: «Der Zusatzstoff der Nahrungsmittelindustrie hat also nichts mit Zitronen zu tun, genau so wenig wie die Zutat Fruchtzucker jemals Früchte gesehen hat oder Traubenzucker Trauben, was als Konsumententäuschung ausgelegt werden muss».

Ich gehe mit ihm einig, dass wir Konsumentinnen und Konsumenten häufig von der Lebensmittelindustrie getäuscht werden, wenn wir nicht stundenlang Inhaltstoffe studieren und anschliessend in Fachbüchern nachschlagen wollen. Bei der Zitronensäure verwendet die Industrie aber lediglich den sehr gebräuchlichen Namen für 2-Hydroxypropan-1, 2,3-tricarbonsäure. Dieses Molekül heisst nun mal so. Es wurde laut Wikipedia übrigens tatsächlich erstmals aus Zitronen gewonnen.

Der Name blieb hängen, die Herstellung hat sich geändert, so wie bei vielen anderen Molekülen, die ursprünglich eine natürliche Quelle hatten, nun aber wie Apfelsäure und Essigsäure synthetisiert hergestellt werden – da sage ich Heinz Knieriemen bestimmt nichts Neues. Ist denn die Verwendung von (gekaufter) Ascorbinsäure so viel natürlicher als von (gekaufter) Zitronensäure? Wieso also auf der Lebensmittelindustrie an Orten rumhacken, wo sie sich recht korrekt verhält?

Sparen wir uns die Energie für wesentliche Täuschungen!

Übrigens wird Ameisensäure auch nicht mehr aus zerquetschten Ameisen gewonnen. Ist das gut oder schlecht?

Täuschen uns da die Drogisten?

Nicole Seglias, per Mail

Kampf ums Herz «natürlich» 1-12

Jeder halbwegs kritische Patient sollte Medikamente nicht blind und vertrauensseelig schlucken. Keine Frage! Doch wie kommt Frau Kaden nur dazu, aus dieser bedauerlichen Tatsache die Schlussfolgerung zu ziehen, die prophylaktische

Medizin im Allgemeinen sowie die prophylaktische Kardiologie im Besonderen seien generell überflüssig? Mal ganz abgesehen davon, dass solche (noch dazu durch keinerlei Fakten belegte …) Pauschalurteile eher geeignet sind, einen betroffenen Patienten zu verwirren, als ihm zu helfen, sind die vorgebrachten Argumente und vermeintlich alternativen Vorschläge meines Erachtens mehr als skurril. Da wird dem Leser doch tatsächlich weisgemacht, Prophylaxe sei, man höre und staune, «wissenschaftlich betrachtet […] Unfug: Der Beitrag der modernen Medizin zu der beeindruckenden Lebensverlängerung wird selbst von wohlmeinenden Gesundheitsökonomen als nur gering ge-

Briefe an «natürlich» Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik sind willkommen. Die Leserbriefe müssen mit der vollständigen Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. Schicken Sie Ihren Brief per E-Mail, Post oder Fax an: leserbriefe@natuerlich-online.ch oder: «natürlich», Leserbriefe, Neumattstrasse 1, 5001 Aarau, Fax 058 200 56 51

Das

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Von Natur aus gesund

schätzt». Eine absolut haltlose, ja töricht undifferenzierte Behauptung, der jeder Diabetiker, Nierentransplantierter, Blutkrebspatient und viele andere energisch widersprechen würden und die nicht einmal für die zentrale These des Artikels, die vermeintlich «krankmachende» Herzkreislauf-Prophylaxe der Kardiologie, zutrifft. So war erst kürzlich von eindeutigen Ergebnissen einer amerikanischen Langzeitstudie mit fast 5000 älteren Frauen und Männern zu lesen (NZZ vom 4. 1. 12), die eine klare Erhöhung der Lebensdauer durch blutdrucksenkende Mittel belegt.

Was aber hat Frau Kaden nun selbst vorzuschlagen? Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse der Alternativmedizin, die von Schulmedizinern übersehen oder totgeschwiegen werden? Man ist gespannt. Doch ausser den üblichen lebenshygienischen Massnahmen, die heute auch jeder Schulmediziner empfiehlt, bevor er ein Medikament verschreibt, nämlich Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf, rät sie uns Lesern allen Ernstes Folgendes: «Das Zentralorgan des Fühlens, der menschlichen Liebe ist das Rhythmusorgan Herz. In der Überwindung von Egoismus, seelischer Verhärtung oder Seelen zerfressender Gier leisten wir einen Beitrag zu gesundheitlicher Pflege im weiteren Sinne. Aktive ehrenamtliche, soziale Tätigkeit wäre ein gutes Beispiel dafür.» Ich stelle mir gerade vor, welche anderen Empfehlungen diese Walt-Disney-Medizin noch bereithalten könnte: Bessere Zimmerdurchlüftung bei Tuberkulose (damit der Kranke endlich «aufatmen» kann), Entlausung bei Leberzirrhose (denn womöglich ist dem Kranken ja eine Laus über die Leber gelaufen?) oder die Beichte bei Magengeschwüren (damit er sich mal richtig «auskotzen» kann). Nicht zu fassen! Das Herz als Sitz des mitmenschlichen Gefühls? Wie wärs mit der Zirbeldrüse oder dem Magen? In der spekulativen Anatomie des 17. und 18. Jahrhunderts waren das – neben Herz und Hirn – hoch favorisierte Kandidaten für das gesuchte «Seelenorgan».

Sabine Haupt, Savigny

An gesunden Menschen verdient das Gesundheitswesen nichts.

Floriane Beck, Grenchen

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Gesundheit

Sinnlos_ Fett kommt zurück

Immer mehr Leute legen sich für ihr Aussehen unters Messer.

Doch Fettabsaugen ist nicht nur ein blutiges Gemetzel, es bringt auch (fast) nichts. Forscher in Denver stellten fest, dass abgesaugte Fettdepots an Bauch, Hüften oder Oberschenkeln gut ein Jahr nach dem Eingriff wieder zurückkommen, so aerztezeitung.de.

Diabetes_ Kaffee ohne Kuchen

Nach einer besonders fett- oder zuckerreichen Mahlzeit sollte man besser keinen Kaffee trinken, denn beides lässt in Kombination den Blutzucker aussergewöhnlich hoch steigen. Dies berichten Forscher der University of Guelph in Kanada. Obwohl Kaffee-Trinker seltener an Diabetes Typ 2 erkranken, verschlechtert Koffein die Fähigkeit des Körpers, Zucker zu verarbeiten. Ähnlich sinkt die sogenannte Glukosetoleranz auch durch fette Nahrung. Betroffen seien vor allem Menschen mit bestehender Zuckerstoffwechselstörung. pressetext.de

Schwangerschaften_ Radikale Massnahmen

Über Feiertage scheint es offenbar nicht überall nur besinnlich zuzugehen. In England häuft sich die Zahl unerwünschter Schwangerschaften regelmässig im Januar, so focus.de. Deshalb wurde im Dezember ein neues Angebot für die sogenannte «Pille danach» lanciert. Frauen haben damit die Möglichkeit, nach einer 15-minütigen Telefonberatung die Abtreibungspille gratis auf Vorrat zu beziehen. tha

Schlaganfall_ Vergessenes Warnzeichen

Symptome wie Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und Bewusstlosigkeit als Hinweis auf einen Schlaganfall kennt laut Umfrage des deutschen Forschungsinstituts Forsa ein Grossteil der Bevölkerung. Dass auch Sehstörungen ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein können, ist jedoch offenbar kaum bekannt. Der Betroffene sieht dann plötzlich doppelt oder verschwommen. tha

Die Kalorienfallen

Gut möglich, dass die gefassten Vorsätze für das neue Jahr bereits wieder den alten Gewohnheiten weichen mussten und das Festtags-Zuviel noch auf den Hüften sitzt. Auch wenn der Energiebedarf bei Kälte grösser ist, verschwinden die Speckröllchen nicht von selbst. Deshalb tut

Zu Hause

Frühstück: Cornflakes sind praktisch, wenn es morgens schnell gehen muss. Sie sind jedoch Zuckerbomben. Auch Fertig-Müesli enthalten durch Schokooder Knusperstückchen oft viele Kalorien. Zumal meist mehr gegessen wird als die vom Hersteller empfohlenen 30 Gramm (3 Esslöffel). Tipp: Cornflakes, Müesli oder Haferflocken mit Naturjoghurt und frischen Früchten vermischen.

Nach der Arbeit: Nach einem stressigen Tag führt der erste Weg oft zum Kühlschrank. Doch anstatt wahllos Reste, Käse- oder Wurstscheiben in sich hineinzustopfen, sollte Sie sich erst einmal ein paar Minuten Ruhe gönnen, um den Kopf freizubekommen.

Beim Fernsehen: Durch die Ablenkung isst man leicht eine komplette Packung

man gut daran, im Alltag Kalorienfallen zu umschiffen. Denn durch kleine Zwischenmahlzeiten und dem NebenbeiEssen kommen im Verlauf des Tages eine ganze Menge zusätzliche Kalorien zusammen. Was es zu beachten gilt:

Chips oder Guetsli. Gesünder: ein Obstteller oder Nüsse (enthalten gesunde Fette). Vorsicht vor fettarmem Knabbergebäck. Dieses hat fast genauso viele Kalorien wie die Normal-Variante und enthält Geschmacksverstärker (Mono-Natriumglutamat, Hefeextrakt oder Würze).

Im Büro

Schreibtisch: Vermeiden Sie es, am Schreibtisch nebenbei zu essen. Vorsicht auch vor Esswaren in der SchreibtischSchublade. Wer zwischendurch Hunger bekommt, sollte sich etwas Obst oder Gemüse mitbringen.

Getränke: Viel trinken ist wichtig für die geistige Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Gut geeignet sind Mineralwässer und Kräutertees. Tipp: Morgens eine Flasche

oder eine Kanne bereitstellen. Vorsicht vor Kaffee-Getränken mit viel Milch, Zucker und Topping. Besser: Nur einen Espresso oder Kaffee mit etwas Milch wählen.

Beim Einkaufen

Sonderangebote und Grosspackungen: Günstigere Angebote verführen zum Kauf und grössere Packungen oft auch zu einer grösseren konsumierten Menge. Daher am besten vorher prüfen, ob man wirklich eine Familienpackung Chips oder Schokolade braucht.

Light-Produkte: Fettarme Joghurts enthalten oft viel Zucker. Die Bezeichnung light ist gesetzlich nicht definiert. Zudem zeigt die Erfahrung, dass man dazu neigt, von «leichten» Produkten mehr zu essen.

Ohne Hunger: Gehen Sie nie hungrig und nur mit einem Einkaufszettel einkaufen. MM

Storch im Anflug

Schwangere sind nicht krank, Gebärende ebenso wenig. Trotzdem wird nicht einmal ein Prozent der Kinder in der Schweiz zu Hause geboren. Dabei ist eine Hausgeburt entgegen den Behauptungen einer hoch aufgerüsteten Gebärindustrie für eine gesunde Mutter so sicher wie die Spitalgeburt. Text Rita Torcasso

Hausgeburt – das müssen werdende Eltern wissen

l  Suchen Sie sich gleich zu Beginn der Schwangerschaft eine Hebamme in Ihrer Wohnregion. Die Hebamme informiert Sie über ihre Arbeitsweise und das Vorgehen.

l  Die Hebamme begleitet Schwangerschaft und Geburt in Eigenverantwortung, im Geburtshaus im Team mit anderen Hebammen.

l  Ihre und die Sicherheit des Kindes stehen bei allen Entscheidungen an erster Stelle. Eine Geburt zu Hause oder im Geburtshaus ist nicht möglich bei Komplikationen während der Schwangerschaft, wenn das Kind in Querlage liegt oder sich eine Frühgeburt abzeichnet.

l  Die Hebamme führt sechs Untersuchungen während der Schwangerschaft durch; ausserdem wird im fünften Monat eine Ultraschalluntersuchung gemacht.

l  Die Geburt verläuft natürlich und nach Ihrem Zeitrhythmus. Sie gebären in vertrauter Umgebung und können wählen, wer bei der Geburt dabei ist.

l  Es werden keine starken Schmerzmittel, sondern allenfalls Mittel für eine natürliche Schmerzlinderung verabreicht.

l  Sie melden sich auch im nächstgelegenen Spital an, damit das Personal bei einem Notfall informiert ist.

l  Nach der Geburt haben Sie während zehn Tagen Anrecht auf Hausbesuche der Hebamme sowie auf drei Stillberatungen.

Am Vortag kam Tobias um halb vier Uhr zur Welt – 4340 Gramm schwer, 51 Zentimeter lang. Die Hebamme Susanne Diemling kennt sich bei der Familie Wettstein in Remetschwil bestens aus: Tobias war ihre dritte Hausgeburt in diesem Aargauer Bauernhof. Sie öffnet die Haustüre und geht direkt ins Elternschlafzimmer: Das Neugeborene schläft neben der Mutter im grossen Ehebett. Die Hebamme tastet bei der Mutter den Bauch ab, fragt nach Blutverlust und wie es mit dem Stillen gehe. Dann packt sie den Säugling aus den Windeln: Sie prüft seine Reflexe und schaut auf Anzeichen von Gelbsucht. Als sie seine langen Haare kämmt, geniesst Tobias das sichtlich. Alle Ergebnisse der Untersuchungen schreibt sie ins Wochenbettprotokoll. Auch den Geburtsverlauf hielt sie darin fest: «Drei Tage nach dem Termin ruft Helena Wettstein um 2.30 Uhr an», steht dort. «Ich mache mich sofort auf den Weg – 31 Kilometer; ich kontrolliere die Herztöne und taste

die genaue Lage des Kindes: Der Muttermund ist schon fast vollständig geöffnet; 3.38 Uhr problemlose Geburt von Tobias.»

Studien sprechen für die Hausgeburt

In der Schweiz kamen im letzten Jahr von rund 80 000 Neugeborenen nur 589 zu Hause und knapp 1200 in Geburtshäusern mithilfe von Hebammen zur Welt. Susanna Diemling übernimmt etwa 20 Hausgeburten im Jahr. «Ideal ist es, wenn sich Eltern, sobald sie die Schwangerschaft bemerken, bei mir anmelden», sagt sie. Zusammen wird das Für und Wider einer Hausgeburt besprochen. «Zu den Voraussetzungen gehört neben der Gesundheit auch, dass die Mutter Vertrauen in ihren Körper hat und sich auf die Geburt einlassen will», so die Hebamme. Und natürlich sei es schön, wenn der Vater die Entschei­

Gebären ist nicht gratis

Die Kosten für die Hausgeburt oder für die Geburt in einem Geburtshaus sowie für Schwangerschaftskontrollen und Hausbesuche nach der Geburt zahlt die Grundversicherung der Krankenkasse; bei den Geburtshäusern wird für jene, die in den Spitallisten sind, neu eine Fallpauschale bezahlt.

Soviel kostet die Geburt:

l  Hausgeburt inklusive Nachbetreuung: rund Fr. 2000.–

l  Ambulante Geburt im Spital bei normalem Geburtsverlauf (ohne Nachbetreuung): rund Fr. 2100.–

l  Stationäre Geburt: Fr. 7000.– bis Fr. 11 000.–

(Quelle: Santé Suisse, Regierungsrat Kanton Zürich)

Hausgeburten

weisen gegenüber Spitalgeburten mehrere Vorteile auf.

dung mittrage, doch das ergebe sich im Laufe der Schwangerschaft meist von allein. «Es entsteht ein Vertrauensverhältnis mit der Familie», sagt Diemling. Nach der 20. Schwangerschaftswoche wird eine Ultraschall­Untersuchung bei einem Arzt gemacht, denn: «Eine Hausgeburt ist grundsätzlich dann ausgeschlossen, wenn das Kind in Querlage liegt oder sich eine Frühgeburt abzeichnet – und auch Zwillinge werden nicht zu Hause entbunden», erklärt sie.

Hausgeburten weisen gegenüber Spitalgeburten mehrere Vorteile auf: So müssen zu Hause nur wenige Geburten eingeleitet werden, es werden keine starken Schmerzmittel eingesetzt und natürlich auch keine Periduralanästhesie gemacht. Ausserdem besteht im eigenen Haushalt ein deutlich geringeres Infektionsrisiko als im Spital. Das bestätigt auch der Hausarzt Reiner Bernath. Er untersuchte im Kanton Solothurn die Daten von 300 Hausgeburten zwischen 1999 und 2010. Am auffallendsten dabei war, dass nur sechs Prozent der Gebärenden einen Dammschnitt benötigten, in der ganzen Schweiz lag der Anteil 2007 bei normalem Geburtsverlauf bei 26 Prozent. «Der Grund ist das gelebte Konzept der abwartenden Geburtshilfe», meint dazu Bernath, «die meisterliche Zurückhaltung der Hebamme, solange es Mutter und Kind gut geht.» Und: Die Kinder kamen, verglichen mit dem Schweizer Durchschnitt aller Geburten, zu Hause vier Tage später zur Welt und waren 113 Gramm schwerer. Aus diesen Gründen empfiehlt der Arzt Schwangeren, die zu ihm in die Praxis kommen, die Hausgeburt. Sie sei sicherer als im Spital. Dabei beruft er sich auf eine neue kanadische Studie, die normal verlaufende Hausgeburten und «Arztgeburten» in einer Klinik verglich; zu Hause starben drei, im Spital sechs von tausend Kindern. Bernath bedauert, dass die Geburt heute praktisch Sache der Gynäkologen sei. «Das führt zu vielen medizinischen

Massnahmen, die gar nicht nötig wären», sagt er. So wird heute ein Drittel der Frauen im Spital mit Kaiserschnitt entbunden. Laut einer Schätzung des Bundesamts für Statistik von 2004 werden 11 Prozent dieser Kaiserschnitte auf Wunsch der Mutter, also ohne medizinische Indikation, durchgeführt.

So sicher wie im Spital

Obwohl bei 85 Prozent der Frauen physisch gesehen nichts gegen eine Hausgeburt sprechen würde, entscheiden sich schliesslich nur wenige Eltern für diese Option. Als Hauptgrund gegen die Hausgeburt wird immer wieder die Sicherheit genannt. Für die Schweiz gibt es bisher nur eine umfassende Nationalfondsstudie von 1993. Sie wies schon damals aus, dass Hausgeburten nicht gefährlicher als jene im Spital waren. In Europa weist einzig Holland einen hohen Anteil von einem Drittel Hausgeburten aus. «Dahinter steht eine lange Tradition», erklärt Doris Güttinger, Geschäftsführerin des Schweizerischen Hebammenverbandes. Seit jeher werde die Geburt dort als ein natürlicher Lebensvorgang betrachtet. Die Statistik zeigt, dass Holland dieselbe Kindersterblichkeitsrate wie die Schweiz aufweist. Auch bei uns kamen bis Mitte letzten Jahrhunderts die meisten Kinder zu Hause mithilfe der weisen Frauen, wie Hebammen auch genannt wurden, zur Welt; ins Spital ging man ausschliesslich, wenn sich Komplikationen abzeichneten. «Heute weisen Ärzte kaum mehr auf die Möglichkeit der Hausgeburt hin», sagt Doris Güttinger. Der Hebammenverband setzt sich deshalb für mehr Informationen ein. «Viele Frauen wissen gar nicht, dass eine Hebamme eine normale Geburt allein leiten und alle Schwangerschaftskontrollen, ausser Ultraschalluntersuchungen, selbstständig durchführen kann.» Der anspruchsvolle Beruf erfordert eine vierjährige Hochschulausbildung und freiberufliche Hebammen benötigen eine Berufsausübungsbewilligung des Kantons. Hebamme Susanna Diemling hat in ihrer langjährigen Praxis fast 600 Hausgeburten begleitet. Sie sagt: «In dieser Zeit

sind im Spital Zusatzleistungen entstanden, die den Müttern vorgaukeln sollen, dass die Geburt dank der Technologie absolut sicher ist.» Doch die Geburt bleibe ein Naturereignis. Dennoch hat die Hebamme Helena Wettstein wie alle anderen Mütter auch, die sie betreut, im nächstgelegenen Spital angemeldet. «So sind wir für alle Fälle gewappnet und bei einer Verlegung wäre das Personal bereits informiert», erklärt Diemling, doch während all ihrer Berufsjahre sei das nur wenige Male passiert. «Aus Erfahrung weiss ich bereits, bevor die Geburt beginnt, ob eine Verlegung angezeigt ist», sagt sie.

Ohne Druck gebären

dürfen

Helena Wettstein entschied sich bereits beim ersten Kind für die Geburt zu Hause. Ihr Mann sei anfangs etwas skeptisch gewesen, doch im Laufe der Voruntersuchungen habe sich die Angst gelegt. «Es ist genau das Richtige für uns, zu Hause kann ich alles so machen, wie ich es möchte», sagt die 38­Jährige. Sie betont: «Hier durfte ich ohne Druck nach meinem Zeitbedürfnis gebären.» Während sie erzählt,

Studie Hausgeburten

Der Arzt Reiner Bernath hat zwischen 1999 und 2010 im Kanton Solothurn die Daten von 300 Hausgeburten ausgewertet und mit den Resultaten von Spitalgeburten verglichen. Die vollständige Studie mit allen Resultaten finden Sie unter www.natuerlich-online.ch/Hausgeburt

klettert der zweieinhalbjährige Ramon auf das Bett und betrachtet still sein neues Brüderchen. Dann darf er Tobias unter Anleitung der Hebamme kämmen. «Kaum war Tobias auf der Welt, kam Ramon ins Zimmer», erzählt die Mutter. «Es entsteht ein tiefes Vertrauensverhältnis zur Hebamme und die ganze Familie ist mit einbezogen.» In der vertrauten Umgebung gebären zu können, sei ein Geschenk. Sie weiss, wovon sie spricht: Beim zweiten ihrer vier Buben war eine Verlegung ins Spital unumgänglich, weil das Kind verkehrt herum lag. «Das war schwierig, nach der Geburt im Spital fiel ich in eine Depression», erzählt sie.

Als grössten Unterschied zwischen Haus­ und Spitalgeburt bezeichnet Susanna Diemling, das sich die Mütter dort «alles aus der Hand nehmen lassen». Sie betont: «Es ist für mich ein grosses Geschenk, wenn ich das Ziel erreiche, dass die Familie die Geburt so weit selber gestalten kann und die Mutter keine unnötigen Eingriffe erleben muss.» Sie bilde mit der Mutter ein Team. Gemeinsam wird auch der Alltag nach der Geburt besprochen. «Ich achte darauf, dass die Mutter wirklich genügend Ruhe hat», so Diemling. Der erste Hausbesuch nach der Geburt ist zu Ende. Beim Abschied bemerkt Helena Wettstein: «Es wird mir schwerfallen, wenn die Besuche der Hebamme zu Ende sind.» u

Surftipps

 www.natuerlich-online.ch/surftipp

Buchtipps

 Christine Trompka: «Hausgeburt und Gebären im Geburtshaus», Fidibus Verlag 2011, Fr. 28.50

 Martina Eirich: «Luxus Privatgeburt –Gespräche mit Müttern», Edition Riedenberg 2009, Fr. 40.90

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Seit über 20 Jahren setzt sich Heinz Knieriemen für «natürlich» kritisch mit den Methoden und den Auswirkungen der Schulmedizin und der Laborwissenschaft auseinander. Im AT Verlag hat er mehrere Bücher herausgegeben, unter anderem über Vitamine, Mineralien und Spurenelemente oder Inhaltsstoffe in Lebensmitteln und Kosmetika.

Heinz Knieriemen über

den Rummel um Vitamine

Einerseits werden wir regelmässig angehalten, unseren Körper mit zusätzlichen Vitaminen zu versorgen, andererseits werden wir genauso regelmässig vor einer Überdosierung gewarnt. Was stimmt denn nun?

Da geistern sie wieder durch die Medien: Die regelmässig wiederkehrenden Meldungen, wonach die unkontrollierte Einnahme von Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln der Gesundheit schadet und gar einen Anstieg der Sterblichkeitsrate verursacht. Meist sind diese Nachrichten Ladenhüter, die als neuste wissenschaftliche Erkenntnisse verkauft werden. Gemäss den Studien «Norwegian Vitamin Trial» und «Western Norway B Vitamin Intervention Trial» erkrankten Menschen mit Problemen der Herzkranzgefässe häufiger an Krebs, wenn sie mit Folsäure oder Vitamin B12 behandelt wurden.

Beide Vitamine stehen im Zentrum des Vermarktungsrummels. Vitamin B12 könne angeblich nur über eine Ernährung mit tierischem Eiweiss gesichert werden – unzählige gesunde Vegetarier und Veganer beweisen das Gegenteil. Schwangere und Stillende werden häufig als unverantwortlich dargestellt, wenn sie nicht synthetisierte Folsäure zu sich nehmen. Unsinn. Das ändert allerdings nichts daran, dass die beiden Schlüsselvitamine der B­Gruppe lebenswichtig sind.

Doch zurück zum medialen Vitaminrummel. Da wird Rauchern empfohlen, mit den antioxidativen Vitaminen A, C und E die Folgen ihres Lasters zu verringern, und ein eigentlicher Run auf die ACE­Präparate setzt ein. Kurze Zeit später müssen Gesundheitsbehörden eine Warnung vor dem unbedarften Schlucken von Megadosen herausgeben, da mit diesen das Risiko für Raucher, an Krebs zu erkranken, noch erhöht wird.

Grosse Zweifel sind auch bei ACESäften angebracht, die mit synthetischen Vitaminen aufgepeppt werden, da sie die Gefahr von Überdosierungen ohne erkennbaren Nutzen in sich bergen. Und da mischt schliesslich der «Spiegel» die Szene mit Titeln wie «Forscher warnen vor Vitamin­E­Kapseln» oder «Auch Vitamin­CPillen steigern Herztod­Gefahr» auf.

Interessenskonflikte, Vermarktungsstrategien, unsorgfältige Versuchsanordnungen mit ungebrochenem Vertrauen in

Vergessen wir die Botschaft, dass der Mensch unvollkommen geboren wird, dass er sofort Nahrungszusätze braucht.

Tierversuche und die fehlende Wahrnehmung, dass Vitamine und Vitalstoffe im lebenden Organismus in Kreisläufe mit individuell zu wertenden Faktoren eingebettet sind, führen zu unsäglichen Verwirrspielen. Ein bekannter Biochemiker und Mikrobiologe nannte solche Forschungen Tierversuche am Menschen.

Was ist sinnvoll und nützlich?

Vitamine sind keine Arzneimittel, die nach dem Input­Output­Prinzip funktionieren. Sie sind immer in komplexe Kreisläufe eingebettet, an denen andere Vitamine sowie eine Vielzahl von Enzymen, Mineralien, Spurenelementen, Hormonen und der Säure­Basen­, Wasser­ und SauerstoffHaushalt beteiligt sind. Sie machen Menschen widerstandsfähiger und können so einen Heilungsprozess positiv beeinflussen. Es gibt viele Vitaminpräparate auf natürlicher Basis, die empfehlenswert sind. Lassen Sie sich in einer Drogerie oder im Reformhaus beraten.

Bevor zusätzliche Vitamingaben über die tägliche Nahrung hinaus erwogen werden, muss jedoch gesichert sein, dass diese

Vitamine und absurde Tierversuche

Die Ratte gilt als eines der meist missbrauchten Geschöpfe für Tierversuche. Doch sind solche Tests, was immer auch damit bewiesen werden soll, grundsätzlich sinnlos. Sie lassen keine Rückschlüsse auf den Menschen zu. Die im Körper ablaufenden Stoffwechselprozesse von Tieren unterscheiden sich in vieler Hinsicht von denen des Menschen. So ist etwa die Kuh als Wiederkäuer über ihren Pansenmagen zur Eigensynthese der B­Vitamine fähig. Der menschliche Organismus dagegen kann die B­Vitamine nur in beschränktem Umfang und Vitamin C gar nicht

vom Körper überhaupt aufgenommen und in Stoffwechselprozesse übergeleitet werden können. Ist das nicht der Fall, sollte zunächst den Ursachen für Störungen nachgegangen werden (Leber­ und Magen­Darm­Probleme, Organschäden, Alkohol, Rauchen oder Wechselwirkungen mit Arzneimitteln).

Die erste Massnahme bildet immer die Optimierung der Vitalstoffe über die täglichen Mahlzeiten. Und in aller Regel wird der Bedarf an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen über die Ernährung auch hinreichend abgedeckt. Vergessen

erzeugen. Sie müssen also durch die Nahrung ständig zugeführt werden. Das Versuchstier Ratte baut sich das Schlüsselvitamin C aber im Körper selber auf, was wegen der völlig anderen Stoffwechselsituation Rückschlüsse aus Tierversuchen grundsätzlich fragwürdig macht. Diese Fähigkeiten der Ratten sind bekannt, seit Seefahrer an der Vitamin­C­Mangelkrankheit Skorbut (holländisch: Scheurbuik = rissiger Mund) erkrankten und starben, die Ratten auf Schiffen dagegen munter weiterlebten.

wir also die Botschaft, wonach der Mensch so unvollkommen geboren wird, dass er sofort substituiert werden muss. In den Industrienationen bestimmt nicht der Mangel, sondern der Überfluss das Krankheitsgeschehen, was unter anderem dazu geführt hat, dass sich die Diabetesrate bei Kindern in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Achten wir auf eine vielseitige Ernährung, bei der die Qualität und nicht die Menge bestimmend ist. Und nie das Lustprinzip vergessen: Mit Freude und Genuss die Mahlzeiten einnehmen ist der beste Weg zur Gesundheit. u

Wach liegen im Bett ist zermürbend. Die Gedanken schwirren, die Zeit läuft und der Morgen rückt bedrohlich näher. Was Ihnen hilft, sich dem Schlaf hinzugeben.

Text Sabine Hurni

Es passiert einfach: einschlafen heisst geschehen lassen, loslassen, sich fallen lassen, sich hingeben. Doch das ist nicht immer einfach und lässt sich nicht mit unserem Willen steuern. Anstehende Entscheidungen, kreisende Gedanken oder – im Alter – die Ungewissheit darüber, ob es ein Morgen geben wird, können es schwierig machen, sich vertrauensvoll auf die nächtliche Reise zu begeben.

Der Schlaf – ein physiologischer Zustand zeitweiser Unbewusstheit – ist unsere Aufbau­ und Erholungsphase, ohne diese das Leben nicht zu bewältigen wäre. In einer Nacht wechseln sich im Schlaf drei verschiedene Schlafstadien ab: Der Leichtschlaf, der Tiefschlaf und der REMSchlaf (Rapid­Eye­Movement). Etwa alle neunzig Minuten beginnt ein neuer Schlafzyklus, in dem diese drei Schlafphasen in unterschiedlicher Länge durchlaufen werden. Zu Beginn der Nacht befindet sich der Schlafende vorwiegend im Tiefschlaf und nur über kurze Zeit in den REM­Phasen. Später verlängern sich die REMAbschnitte. Während der aktiven REMPhase bewegen sich die Augäpfel relativ schnell, der Puls ist unregelmässig, der Blutdruck schwankt, der Muskeltonus ist herabgesetzt und der Schlafende träumt. Bei der Non­REM­Phase dagegen sinken Blutdruck und Körpertemperatur bis zum Tiefschlaf ab. Der Schlafende ist dann nur sehr schwer weckbar.

Volkskrankheit Schlafstörungen

Von Schlafstörungen spricht man, wenn jemand abends nicht einschlafen kann oder wenn er nachts erwacht und dann lange Zeit keinen Schlaf mehr findet. Besonders häufig sind ältere Menschen davon betroffen. Grund dafür ist die sich verändernde Schlafdauer. Durchschnittlich beträgt sie nur noch etwa sechs bis sieben Stunden. Im Einzelfall kann die Schlafdauer aber auch vier bis maximal zehn Stunden betragen. Auch die Schlafqualität verändert sich im Alter. Die Tiefschlafphasen sind verkürzt, was zur Folge hat, dass der Schlaf leichter und störanfälliger wird.

Manche Menschen haben auch unrealistische Erwartungen an die Schlafdauer oder bewerten ein einmaliges Wachliegen pro Woche so hoch, dass sie dabei die anderen, erholsamen Nächte im Tiefschlaf vergessen. Doch solange man sich tags­

über wohlfühlt, sollte man gelegentliche Ein­ und Durchschlafstörungen nicht als gesundheitliche Gefährdung sehen. Häufig sind es Stresssituationen, bedingt durch berufliche Belastungen, durch familiäre oder gesundheitliche Probleme, welche einen guten Schläfer plötzlich im Bett wälzen lassen und akute Schlafstörungen verursachen. Während solche akuten Schlafstörungen zwar lästig, jedoch noch kein Grund zur Sorge sind, können chronische Probleme für die Gesundheit gefährlich werden.

Kritisch wird es dann, wenn jemand mindestens dreimal wöchentlich über einen Zeitraum von über einem Monat nicht gut schläft. In diesem Zeitrahmen wirken sich die Schlafstörungen auf das körperliche Wohlbefinden aus, weil der Körper sein Aufbau­ und Erholungsbedürfnis nicht mehr kompensieren kann. Folglich fühlen sich die Betroffenen morgens unausgeschlafen und sind tagsüber schläfrig, gereizt oder unkonzentriert. Zu den häufigsten Ursachen für die chronische Insomnie gehören Angststörungen, hoher Kaffee­ oder Alkoholkonsum, das Restless­Legs­Syndrom oder eine beginnende Depression.

Hopfen entspannt

Ein Feierabendbier gehört für viele Menschen – meistens Männer – zum Abendritual. Doch nicht nur das gemütliche Zusammensitzen wirkt entspannend. Im Bier steckt auch ein wirksames Beruhigungsmittel: der Hopfen (Humulus lupulus). Hopfen enthält Harze mit den Bitterstoffen Humulon und Lupulon. Die beiden Wirkstoffe werden im Körper umgewandelt und setzen dabei Methylbutanol frei, welches die beruhigende Wirkung hervor­

«natürlich» im TV

Die Sendung «Gesundheit» mit «Erste Hilfe aus der Natur» auf Tele M1 und Tele 1. Montag, ab 18.20 Uhr, mit stündlicher Wiederholung und auf Tele 1 ab 18.40 Uhr. Montag bis Sonntag gemäss Wochenprogramm.

_ Weitere Infos und Video: www.natuerlich-online.ch

Zentralschweizer

ruft. Hopfen hat die Fähigkeit, sämtliche Hormondrüsen im Körper zu harmonisieren. So auch die kleine Drüse im Gehirn (Zirbeldrüse), welche das Schlafhormon Melatonin freisetzt. Es wird während des Schlafens ständig neu produziert, damit wir nicht immer wieder erwachen.

Hopfen als Heilpflanze besänftigt überall dort, wo zu viele Reize, zu viel Unruhe oder zu viel Nahrung das körperliche System überfordern. Deshalb wird Hopfen oft eingesetzt zur Nervenberuhigung. Nicht nur bei Schlafstörungen, sondern auch bei nervösen Magen­ und Darmbeschwerden, Reizblase, Unruhe, Ängsten und innerem Angetrieben sein. Aufgrund ihrer hormonausgleichenden Wirkung verzeichnet die Heilpflanze auch bei Wechseljahrbeschwerden sehr gute Erfolge.

Die Hopfenzapfen entfalten ihre Wirkung entweder als Tee, Tinktur oder in Form von Kräutertabletten. Auch ein Hopfenkissen kann durch den verströmten Duft helfen, Schlaf zu finden. Für die Teezubereitung übergiesst man einen Teelöffel voll zerkleinerter Hopfenzapfen mit kochendem Wasser und lässt den Tee zehn Minuten zugedeckt stehen. Soweit nicht anders verordnet, kann der Tee dreimal täglich und vor dem Schlafengehen getrunken werden. Einfacher geht es mit der Tinktur: Man gibt einige Tropfen davon in etwas Wasser und trinkt die Mischung langsam.

Familie der Hanfgewächse

Der Hopfen gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabinaceae). Er ist zweihäusig, das heisst, es gibt sowohl weibliche wie auch männliche Pflanzen. Als Heilpflanze werden jedoch ausschliesslich die weiblichen, unbefruchteten Hopfenzapfen verwendet, weil sie das wirksame Lupulon enthalten. Auch für die Bierherstellung ist die unbefruchtete, weibliche Blüte gefragt. Werden bereits befruchtete Blüten verwendet, fehlt dem Bier später die typische Schaumkrone. Es lohnt sich, den Hopfen einmal beim Wachsen zu beobachten. Unter günstigen Bedingungen schafft die Kletterpflanze durchaus 35 Zentimeter pro Tag. Kaum eine andere Pflanze kann sich derart gut verankern und trotzdem so beweglich bleiben. Fast als ob die Kletterhaare Augen hätten, findet der Hopfentrieb mit grosser Treffsicherheit die nächste Verstrebung, die ihm Halt gibt. u

Ein beruhigendes Heilmittel wie Hopfen ist eine gute Grundlage zur Behandlung von Schlafstörungen. Oft müssen aber auch äussere Umstände in Ordnung gebracht werden, damit sich der Körper fallen lassen kann.

1Rhythmen: Je weniger Zeit wir im Bett verbringen, desto mehr steigt der Schlafdruck. Verboten ist deshalb der Mittagsschlaf. Denn wer tagsüber schläft, vermindert den Schlafdruck für die kommende Nacht. Das gilt auch fürs Aufstehen: Wer einmal wach ist, sollte deshalb gleich aufstehen und nicht noch vor sich hin dösen. Am Morgen immer zur selben Zeit. So kann sich der Schlafwach­Rhythmus stabilisieren.

2

Schlafzimmer: Der Schlafraum sollte Harmonie und Gemütlichkeit ausstrahlen. Mit ruhigen Farben, warmem Licht, Ordnung und einem angenehmen Raumklima kann sich der Geist am besten entspannen. Im Bett sollte man zudem weder lesen noch arbeiten oder fernsehen. Das Unterbewusstsein assoziiert Bett mit Schlafen. Bei chronischen Schlafstörungen ist das hinderlich fürs Schlaftraining.

3

Essen: Ein schweres Abendessen behindert uns nicht nur beim Einschlafen, sondern kann auch zu Schlafunterbrüchen führen. Zum Beispiel wenn die Leber zwischen eins und drei Uhr nachts das Abendessen verdauen muss, anstatt ihrer nächtlichen Aufgabe, der Regenerationsund Entgiftungsarbeit nachzukommen.

4

Nährstoffe: Ab 17 Uhr ist Kaffee, Cola, Redbull und Schwarztee für empfindliche Menschen tabu. Stattdessen hilft die Aminosäure Tryptophan, die Schlafqualität zu verbessern. Tryptophan ist in Milch, Bananen, Eiern und Sojaprodukten enthalten.

Auch Magnesium ist ein gutes Entspannungsmittel. Der Mineralstoff wirkt entkrampfend und fördert die Schlafbereitschaft.

5

Fussbäder: Alles, was die Energie vom Kopf in die Füsse zieht, sorgt für die nötige Bettschwere am Abend. So zum Beispiel ein Fussbad mit Lavendel, Baldrian oder Melisse. Auch Wassertreten in kaltem Wasser oder eine Fussmassage mit Öl sind sehr hilfreich.

6

Entspannen: Ein Abendspaziergang, Zubettgehrituale, autogenes Training, Meditation, Atemübungen oder Qigong können den Schlaf fördern. Wichtig ist, dass die Zeit zwischen Arbeitsschluss und Nachtruhe möglichst entspannt genossen wird. Heftige Diskussionen führen zu Anspannungen und stören den Schlaf.

7

Tagebuch führen: Um kreisenden Gedanken die Eigendynamik zu nehmen, hilft es, sie niederzuschreiben. Ebenso Pendenzen, an die man sich am nächsten Tag unbedingt erinnern möchte. Auch ein Schlaftagebuch mit den genauen Schlafzeiten kann helfen, sich an die durchgeschlafenen Nächte zu erinnern.

Tipps für einen erholsamen Schlaf

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Beratung

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin HF und Naturheilpraktikerin mit Fachrichtung Ayurveda und Phytotherapie, und das kompetente «natürlich»-Berater-Team beantworten Ihre Fragen zu Gesundheit, Ernährung, Ökologie, Garten oder Natur.

Senden Sie Ihre Fragen an: sabine.hurni@azmedien.ch oder «natürlich», Leserberatung Neumattstrasse 1, 5001 Aarau

Rat & Tat per Internet Fragen können Sie auch auf unserer Website www.natuerlich-online.ch stellen. Das «natürlich»-Berater-Team ist unter der Rubrik «Beratung» online für Sie da.

Laktat und Hirnleistung

Ich habe gelesen, dass Laktat bei Ratten die Hirnleistung verbessert. Das zeigte eine Studie aus Lausanne. Wo bekomme ich Laktat?

S. Z., Zürich

DenRatten wurde das Laktat ins Gehirn gespritzt. Das heisst nicht, dass ein Mensch, der einen Laktatdrink einnimmt, denselben Effekt auf die Hirnleistung erreicht. Für die Forscher ist die Erfahrung mit dem Laktat bestimmt ein interessanter Ansatz. Doch eine neue Alzheimer-Therapie ist daraus noch nicht entstanden. Ich möchte Ihnen deshalb dringend davon abraten, als Therapie oder gar zur Prävention Unmengen von Laktat zu schlucken.

Unser Körper produziert gewisse Mengen an Laktat selber, und zwar beim Sporttreiben. Deshalb wird es auch oft in Zusammenhang mit Muskelleistung und Sport erwähnt. Ein Ansatz könnte also sein, dass Sie Ihr Sportprogramm ausbauen. Das ist ohnehin die beste Form, das Gehirn und den gesamten Körper fit zu halten. Ebenso das Lesen von anspruchsvoller Literatur und eine ausgewogene Ernährung.

Im «natürlich» 06-11 erschien ein Artikel zu Alzheimer und Demenz. Dort finden Sie viele Informationen zum Thema. Die im Artikel beschriebene Galaktose ist bereits gut erforscht und es gibt dazu zahlreiche Erfolgsmeldungen. Lassen Sie sich unbedingt genau untersuchen, wenn Sie erste Anzeichen von Demenz oder Alzheimer erkennen. Einerseits mit den entsprechenden Tests, andererseits mit einer Blutanalyse. Inzwischen hat sich auch gezeigt, dass ein VitaminB12-Mangel für neurologische Krankheiten verantwortlich sein kann. Handelt es sich «nur» um Vergesslichkeit, können Sie auch mit Heilpflanzen wie zum Beispiel Ginkgo arbeiten. Sabine Hurni

Hautpigmente reduzieren

Was kann – nebst Hormonen/Sonnenlicht/Alter – die Ursache für Pigmentflecken im Gesicht sein? Was kann ich dagegen tun? Nützt Kalium sulfuricum? N. M., Zürich

Grundsätzlich sind es wirklich diese drei Faktoren, die zu Pigmentflecken führen können. Bei jüngeren Frauen ist die Ursache meist eine Schwangerschaft oder die Einnahme der Pille. Bei älteren Menschen spielt die Sonne eine wesentliche Rolle. Ansonsten können aber auch gewisse Medikamente zu Pigmentflecken führen. Zum Beispiel solche gegen Allergien oder Antibiotika. Ebenso Johanniskrautpräparate oder Parfümduftstoffe, die direkt auf der Haut in Kombination mit Sonne die Pigmentierung verändern. Wenn die Pigmentierung hormonell oder

durch die Pille bedingt ist, dann sollten Sie sich überlegen, ob dies wirklich auch in Zukunft das Verhütungsmittel Ihrer Wahl sein soll. Falls die Pigmentierung von einem Medikament kommt, das Sie zurzeit einnehmen, dann einfach entsprechend die Sonne meiden. Solange Ihre Haut nicht bräunt, ist der Kontrast kleiner. Deshalb nie ohne hohen Sonnenschutz aus dem Haus gehen. Pigmentflecken nötigenfalls mit einem Make-up überdecken, das zu Ihrem Hauttyp passt.

Es ist leider selten so, dass eine alleinige Ursache für eine Hautveränderung verantwortlich ist; es spielen immer verschiedene Faktoren mit. Deshalb wäre es leichtsinnig und anmassend zu sagen: «Nehmen Sie Kalium sulfuricum und die Flecken verschwinden.» Selbstverständlich möchte ich auch nicht ausschliessen, dass Sie mit dem Schüssler-Salz Erfolg haben können. Wenn Sie es ausprobieren möchten, sollten Sie die Therapie ein halbes Jahr lang durchziehen und das Salz regelmässig einnehmen. Sabine Hurni

Funk-Kopfhörer

Ich möchte zukünftig mit Kopfhörer fernsehen. Aus praktischen Gründen am liebsten mit einem kabellosen Kopfhörer. Sind diese Strahlen gefährlich, ähnlich wie beim Handy?

H. S., Linthal

Es gibt Kopfhörer, die mit Infrarot und nicht mit Funk übertragen. Lassen Sie sich entsprechende Modelle im Fachhandel zeigen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Kopfhörer nur in Sichtverbindung mit dem TV-Gerät funktionieren. Wenn Mauern oder Möbel dazwischen sind, geht nichts mehr. Achten Sie zudem darauf, dass der Funk-Kopfhörer nicht den DECT-Modus verwendet. Sie finden diese Information in der Betriebsanleitung. Bevor Sie den Kopfhörer kaufen, sollten Sie deshalb die Betriebsanleitung nach den Buchstaben DECT durchforsten. DECT bedeutet, dass der kleine Sender, der am TV-Apparat eingesteckt wird, ununterbrochen Tag und Nacht sendet, egal ob der Kopfhörer eingeschaltet ist oder nicht. DECT-Strahlung ist mit 100 Hertz gepulst, das heisst 100 Pulse pro Sekunde. Es ist diese Pulsung und nicht die Sendeleistung,

die etliche Menschen nicht vertragen. DECT-Strahlung durchdringt Mauern problemlos. Leider auch in die Nachbarwohnungen. Wenn der Eigentümer eine DECT-Anlage verträgt, ist noch lange nicht gesagt, dass diese die Nachbarn auch vertragen.

Hansueli Jakob, Gigahertz, Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener

Sodbrennen und Reizhusten Ich habe seit drei Monaten einen Reizhusten, den ich nicht wegbringe. Die Lunge ist in Ordnung, aber der Arzt hat einen Reflux festgestellt. Hat das einen Zusammenhang?

H.K., Kerzers

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Reizhusten mit dem Reflux zusammenhängt. Reizhusten oder Heiserkeit sind oft die ersten Symptome für einen Reflux. Teilweise noch bevor ein Brennen zwischen Magen und Speiseröhre bemerkbar ist. Wenn Sie also den Reflux erfolgreich behandeln können, sollte eigentlich auch der Reizhusten verschwinden. Die Medikamente, die Sie vom Arzt erhalten haben, können das momentane Befinden verbessern. Meiner Meinung nach ersetzen sie jedoch nicht eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. Versuchen Sie vielleicht mal für drei Wochen folgendes Experiment: l Viel Wasser trinken, und zwar ohne Kohlensäure. Viel heisst drei Deziliter pro 10 Kilo Körpergewicht. l Streichen Sie für drei Wochen das Brot aus dem Speiseplan. Danach können Sie

Gesundheitstipp

Balsam für die Muckis

Langlaufen, Skifahren, Snowboarden und lange Spaziergänge im Schnee – der Winter lädt dazu ein, sich draussen zu bewegen und die schönen Seiten der Jahreszeit zu geniessen. Abends ist man dann zufrieden, merkt aber, dass man seine Muskeln strapaziert hat. Dagegen gibts zum Glück ein Kraut von Mutter Natur. Der Kneipp Wärmebalsam Muskeln & Sport mit Arnika hilft zur Lockerung und Entspannung der Muskulatur vor und nach körperlichen Aktivitäten. Durch eine intensive Massage wird diese gelockert und reaktiviert. Der Balsam entfaltet eine wohltuende und lang anhaltende Wärmewirkung. So steht der nächsten sportlichen Betätigung im Schnee nichts mehr im Weg. Arnika gehört zu den klassischen Heilpflanzen, welche auch von Sebastian Kneipp aufs Höchste geschätzt wurde. «Arnika ist nicht mit Gold zu bezahlen», ist ein bekanntes Kneipp-Zitat. Wegen ihrer hohen Wirksamkeit bei vergleichsweise geringen Nebenwirkungen geniessen Arnika-Präparate bei Ärzten, Heilpraktikern oder Naturheilkundlern ein hohes Ansehen und gehören in jede Sporttasche, und in die Haus- oder Urlaubsapotheke.

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Ayurvedische Gesundheitspraxis

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wieder damit beginnen, jedoch sparsam.

Zum Frühstück könnten Sie stattdessen ein Fruchtkompott machen, ein Ei, Käse und Joghurt essen. Setzen Sie möglichst oft Kartoffeln auf den Speiseplan; als Beilage zu Gemüse und Fleisch statt Reis, Nudeln oder eben Brot. Es kann gut sein, dass sich durch das Weglassen der Kohlenhydrate (Brot, Reis, Teigwaren) auch der Schleim in den Bronchien etwas löst.

l Kamillen-, Pfefferminz- und Schafgarbentee helfen, die Situation zu beruhigen. Ebenso Kartoffelsaft und Molke.

l Kaffee, Alkohol, Stress und frittierte Speisen sollten Sie auf ein Minimum reduzieren.

l Essen Sie so eiweissreich wie möglich. Viel frischen Käse wie Hüttenkäse, Ricotta und Feta.

l Und versuchen Sie, sich bei der Schokolade und dem Zucker einzuschränken.

Sabine Hurni

Verselbstständigte Beine

Ich habe ruhelose Beine (Restless Legs). Ein Eisentest hat mein Arzt aber nicht gemacht. Nun suche ich eine Lösung und weiss nicht, wie und wo beginnen. E. I., Bremgarten

Eisenmangel ist häufig mit Restless Legs gekoppelt. Das würde ich auf jeden Fall einmal untersuchen lassen. Die Lösung liegt erfahrungsgemäss oft sehr nah bei uns selber. Manchmal bringt es schon viel, einfach mal im Stillen mit einer offenen Frage herumzulaufen. Zum Beispiel: «Was tut mir gut?» Und dann die Fühler ausstrecken, damit Sie die Antwort auch erkennen, wenn sie sich Ihnen präsentiert.

Inputs aus der Leserschaft

l Zum Thema Aphten: Wir haben in der Familie mit Spilanthes oleracea (Parakresse) von A. Vogel gute Erfahrungen gemacht. Aphten mit einem getränkten Wattestäbchen betupfen, eventuell mit etwas Wasser verdünnt. Es brennt ein wenig, hilft aber bestimmt. S. H., Weggis

l Zum Thema Halsweh («natürlich 11-11): Es gibt ein natürliches Mittel, welches aus uralter Tradition entstanden ist, das Lärchenmoos. A. Vogel hatte es lange als Usneasan im Angebot. Mittlerweile ist es «umgetauft» worden und heisst Halswohl. Taucht nur das leiseste Kratzen im Hals auf, muss man sofort 1 bis 2 Pastillen lutschen. So gibt es keine Halsschmerzen. Bei uns hilft das zu 99 Prozent, wenn das Halsweh allerdings schon ausgeprägt ist, nützt das Mittel nichts mehr.

M. B., Meggen

Ein erster Schritt ist sicher die Blutanalyse bezüglich Eisenwerten. Ein zweiter Schritt wäre die Suche nach einer geeigneten, für Sie stimmigen Therapiemethode: Homöopathie, Kinesiologie, chinesische Medizin – einfach darauf vertrauen, dass Sie an die richtige Adresse gelangen. Wichtig ist Ihr Bauchgefühl. Was der Nachbarin gut getan hat, muss nicht unbedingt auch für Sie stimmen. Also auch hier: «Was tut mir gut?»

Hier noch ein paar Tipps für den Alltag: l Ein regelmässiger Tag-Nacht-Rhythmus ist von Vorteil, um Phasen mit verstärkter Schläfrigkeit möglichst zu vermeiden.

l Sport in den Abendstunden vermeiden. Höchstens ein Spaziergang in der Natur. l Auch eine geistige Aktivierung (Kreuzworträtsel, Sudoku) oder Bewegungen mit den Händen (Stricken, Handwerken), ein heisses oder kaltes Fussbad, Einreiben der Unterschenkel mit kühlender Salbe vor dem Zubettgehen helfen manchmal. Weitere Informationen finden Sie unter: www.restless-legs.ch Sabine Hurni

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Vögel_ Füttern oder nicht?

Die Vogelwarte Sempach sagt es klar: Seltene und gefährdete Vögel kommen kaum ans Futterbrett. Eine sachgemässe Fütterung erreicht nur eine geringe Zahl von Vogelarten, doch sie schadet auch nicht. Legt der Mensch dem Vogel also Futter bereit, macht er das vor allem, weil er sich an den Tieren freuen kann. Was es zu beachten gilt:

l Füttern bei Dauerfrost, Eisregen oder bei einer geschlossenen Schneedecke.

l Aus ökologischen Gründen Futter ohne Palmöl, Kokosfett und Erdnüsse verwenden.

l Sonnenblumenkerne, Hanfsamen (für Finken, Sperlinge, Ammern)

l Haferflocken, Rosinen, Obst, Fett, Quark, Baum­ und Haselnüsse (für Amsel, Rotkehlchen und Star) l Futterbrett sauber halten. Kot und andere Verunreinigungen mit heissem Wasser beseitigen, andernfalls können sich die Tiere mit Infektionen anstecken.

Kartoffel_ So beliebt wie Teigwaren

Zwar spielt der «Härdöpfel» auf unserem Speisezettel längst keine tragende Rolle mehr, letztes Jahr war die Ernte mit 511 800 Tonnen nur noch halb so gross wie 1975. Nichtsdestotrotz hat die Kartoffel einen festen Platz auf den Tellern. 2010 wurden 45,5 Kilo pro Kopf verspeist. Auf Platz 2 sind Teigwaren: Rund 40 Kilogramm sind es pro Jahr und Kopf, dies entspricht einer Trockenmenge von knapp 10 Kilo. Reis belegt mit 24 Kilo den dritten Platz.

➜ Der Tipp

Mit dem Winter kommen auch die lästigen Salzränder auf den Schuhen zurück. Hausmittel, um diese wegzubekommen, gibt es einige: Man tränkt ein Tuch in Essigwasser oder Milch und tupft damit den Fleck weg. Auch eine Zwiebelhälfte, die am Leder gerieben wird, soll die Ränder zum Verschwinden bringen. Wichtig: Immer von innen nach aussen arbeiten, damit der Fleck nicht verteilt wird.

Lesen_ Genuss

Was heisst eigentlich geniessen? Und wie lernen wir, zu geniessen? Diesen und unzähligen weiteren Fragen geht die österreichische Ernährungswissenschaftlerin und Sensorikerin Eva Derndorfer nach. Anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen, Fakten und Gesprächen mit Philosophen, Restaurantkritikern und ihrer eigenen Erfahrung erläutert sie, was Genuss alles sein kann, und zeigt auf, wie man lernt, zu geniessen, zu vergleichen und zu entdecken.

 Eva Derndorfer: «Genuss – über Epikur, Erdmandeln und Experimente beim Essen», Maudrich, 2011, Fr. 37.90

Putztricks für Tassen, Gläser und Karaffen

l Verfärbte Teetassen: Tasse mit heissem Wasser füllen und knapp einen Teelöffel Backpulver dazugeben. Einige Stunden oder über Nacht stehen lassen und danach mit einem Schwamm reinigen und mit Wasser ausspülen.

l «Blinde» Kristallgläser: Damit es nicht so weit kommt, Gläser hin und wieder mit Essigwasser spülen. Bei hartnäckigem Grauschleier 10 Esslöffel Meersalz in heissem Wasser auflösen und Gläser damit füllen. Über Nacht einweichen, dann ausspülen.

l Trübe Gläser: Mit Zitronenscheibe abreiben.

l Glaskaraffen und Vasen: Auch hier ist Backpulver ein guter Helfer: Ein Päckchen Backpulver in einem Liter heissem Wasser auflösen. Ein paar Stunden einwirken lassen und danach gut ausspülen. tha

Vorverarbeitete Nahrungsmittel gibt es schon lange: Die Konfitüre der Grossmutter ist genauso eine Konserve, wie es selbst eingemachte Zwetschgen und Bohnen sind. Seit Vorverarbeitetes und Vorgekochtes auch ConvenienceFood genannt wird, ist vielen Konsumenten nicht mehr ganz klar, was sie da genau essen und wo die unsichtbare Grenze zwischen «gut und gesund» und «normiert und vielleicht weniger gesund» liegt. Die Palette ist gross und wächst stetig: Vom Schinkengipfel aus dem Tiefkühler, über den konsumbereiten Rüeblisalat bis zum fertigen Menü gehört heute vieles in den Bereich Convenience-Food.

Das Wort «convenience» übersetzt der Online-Dictionnaire Leo unter anderem mit «Verbraucherfreundlichkeit». Doch das ist höchstens die halbe Wahrheit. Convenience-Food ist vor allem industriefreundlich. Schon in einer einfachen Marmelade, die vollmundig nach «Grossmutters Rezept» und mit «verfeinerter Rezeptur» verkauft wird, stecken künstliche Farbstoffe, Fructose und unter Umständen Aromastoffe drin. Je komplexer ein solches Fertigprodukt ist, desto grösser die Liste der beigefügten Zutaten. Oft in Kleinstschrift gedruckt, verwirren die Angaben über die Zutaten die Konsumenten eher, als dass sie sie informieren.

Convenience ist beliebt

Der Markt für Convenience-Produkte wächst, erreicht in der Schweiz bald die zwei-Milliarden-Grenze und ist damit

Convenience-Food ist vor allem industriefreundlich.

grösser als die Schokoladenwirtschaft. Urs Reinhard ist Geschäftsführer der Swiss Convenience-Food Association, einem Zusammenschluss von 22 Unternehmen, die Fertignahrung herstellen. ConvenienceFood sei vor allem praktisch, sagt Reinhard. «Der Produzent nimmt den Käufern die Arbeit ab. Er bereitet ein Gericht ganz oder teilweise vor. Das spart Zeit.» Das findet Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), zwar grundsätzlich sinnvoll. Doch sie sagt auch: «Die komplizierter verarbeiteten Gerichte müssen entsprechend beschriftet werden. Die kleine Inhaltsbeschriftung steht in keinem Verhältnis zur Werbeschrift. Viele Produkte sind nicht klar deklariert.»

Viele Zusatzstoffe

Die Schweiz kennt wie die EU eine Deklarationspflicht für rund 400 Zusatzstoffe, die oft nur als E-Nummern aufgeführt werden. Deshalb lohnt es sich, die einzelnen Gruppen anzuschauen und die Probleme, die sie mit sich bringen. Dazu zählen Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Fette, Zucker, Aromastoffe und Salze. Bei den Geschmacksverstärkern gibt es den Trend, Glutamate durch Hefeextrakte als Geschmacksverstärker abzulösen. Doch Hefeextrakte enthalten ebenfalls Glutamat. Nur klingt Hefeextrakt in den Ohren kritischer Konsumenten besser als Glutamat. Studien belegen, dass Glutamate nicht nur den Appetit stärken, sondern bei grossem Konsum das Sättigungsgefühl auch blockieren können. Auch die künstlichen Farbstoffe stehen seit Langem stark in der Kritik, sodass die Farbstoffe Tartrazin, Gelborange, Azorubin, Cochenillerot und Allurarot sowie Chinolingelb mittlerweile mit dem Warnhinweis «kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen» versehen werden müssen. Beim Zusatzstoff Fructose verhält es sich ähnlich wie beim Hefeextrakt. Fructose verschleiert, dass dahinter Zucker steckt. Doch immer mehr Menschen entwickeln eine Unverträglichkeit gegen Fructose und reagieren darauf mit Stoffwechselstörungen. Auch Aromastoffe sind beliebt bei der Convenience-FoodProduktion. Nur wenige wissen, dass viele davon aus Schimmelpilzen gewonnen werden. Wer gegen Schimmelpilze allergisch reagiert, verträgt auch eine Vielzahl von Aromastoffen nicht. Hinzu kommen Fette, die heute meist aus Palmöl stammen und für die Zerstörung der Urwälder mitver-

Fix und fertig!

Fertig- und Halbfertigprodukte bestimmen unseren Speisezettel immer mehr. Auch Bioproduzenten profitieren vom Convenience-Boom. Besonders gesund ist diese Lebensweise aber nicht. Text Martin Arnold

Konserven fürs Schlachtfeld

Wie viele andere Erfindungen kommt auch das Haltbarmachen und Vorverarbeiten von Nahrungsmitteln zumindest teilweise aus der Kriegsindustrie. Napoleon Bonaparte wusste um die militärische Bedeutung einer solchen Entdeckung und setzte für die Erfindung einen hohen Geldpreis aus. Diesen Preis holte sich der Pariser Konditormeister und Tüftler Nicolas Appert. Er entwickelte im Jahr 1808 ein Verfahren, das heute jede Hausfrau und jeder Hausmann kennt: Die Konservierung von Gemüse und Früchten durch Erhitzen und anschliessendes luftdichtes Abschliessen. Die Militärs sahen darin einen taktischen Kriegsvorteil, denn nun war es möglich, bei Feldzügen auf Ochsenherden als Nahrungsreserven zu verzichten, um im Feindesland zu überleben. Schon bald trat die Konserve einen Siegeszug um die Welt an. In der Schweiz gelangte damit vor allem Hero zu Bekanntheit.

antwortlich sind. Und der ohnehin schon hohe Salzkonsum von Herrn und Frau Schweizer wird durch Conveniance-Food nochmals grösser.

Bio-Convenience –kein Widerspruch

Dass Fertigprodukte beim Konsumenten trotzdem gut ankommen, haben auch Bioproduzenten erkannt. Längst gibt es biologische Fertiggerichte. Ein Widerspruch?

«Nein», sagt Stephan Jaun von Bio Suisse. «Wir produzieren naturnah, ohne chemisch-synthetische Pestizide, sozial verträglich und tierfreundlich. Das können wir auch mit Bio-Convenience erfüllen.»

Jaun hält fest: «Natürlich ist es uns wichtig, dass die Menschen unsere Produkte auch unverarbeitet kennen. Ein frisches Biorüebli vom Markt etwa bringt die Konsumenten einen Schritt hin zur Natur.» Fertigpizzas, Pommes-Chips, Kartoffelgratin und Tiefkühlmalzeiten mit dem KnospeZeichen führen Jaun aber zur Aussage: «Wir können uns diesem Trend nicht verschliessen.»

Doch Bio-Convenience unterscheidet sich von herkömmlichen Produkten. Die Knospe lässt keine unnötigen Verarbeitungsschritte zu, damit die Qualität der Rohstoffe auch im verarbeiteten Produkt erhalten bleibt. Zum Beispiel wird Knospe-Salatöl nur kalt gepresst und behält dadurch den originalen Geschmack. Weil möglichst die ursprünglichen Aromen und Farben der Rohstoffe erhalten bleiben sollen, verzichten Knospe-Convenience-Hersteller auch auf Farb- und Aromastoffe. Die Verwendung von Zusatzund Verarbeitungshilfsstoffen ist in den Knospe-Richtlinien nur dann zugelassen, wenn der Einsatz dieser Stoffe technologisch unabdingbar ist. Werden solche

Stoffe eingesetzt, müssen sie natürlichen Ursprungs sein.

Wer es sich beim Kochen und Essen also gerne bequem macht und zu Fertiggerichten greift, läuft Gefahr, Zusatzstoffe zu konsumieren – egal ob bio oder nicht. Viele davon sind überflüssig. Beispielsweise die Vitaminzusätze, wie man sie in Säften oder Müesli-Flocken findet. Diese Lebensmittel fördern angeblich die Gesundheit. Sie werden manchmal fast wie Medikamente beworben, was oft an der Grenze zur Legalität liegt.

Ampel für Lebensmittel

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (Nutrinfo), die zu ihren Unterstützern auch die Convenience-Food verkaufenden Grossverteiler zählt, rät nicht generell von Fertiggerichten ab. «Es gab in den letzten Jahren qualitative Verbesserungen. Das bewerten wir als positiv. Wir empfehlen aber einen bewussten Umgang mit diesen Nahrungsmitteln», erklärt Steffi Schlüchter, Leiterin von Nutrinfo.

Nahrungsmittel und ihre beigefügten Zutaten sind heute jedoch derart kompliziert und komplex geworden, dass sich die Konsumentenschützer für eine einfache Lösung einsetzen: für die Ampel. Damit könnte man bei den wichtigsten Inhaltsstoffen wie Fett, Salz und Zucker auf einfache Art auf den jeweiligen Gehalt hinweisen. Grün heisst wenig, gelb ist Durchschnitt und rot bedeutet einen hohen Gehalt. «Da sieht man schnell und verständlich, ob zu viel Fett, Salz oder Zucker drin ist», erklärt Sara Studer von der Stiftung für Konsumentenschutz. In der EU ist die Ampel-Idee indes gescheitert, nachdem die Lebensmittelindustrie mit einer millionenschweren Kampagne Gegensteuer gegeben hat. u

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Wundertüte

Rasen, Rhododendren, Rosen: das wirkt akkurat und dekorativ. Für wucherndes Leben sorgen solche Arrangements aber kaum. Wie Sie Naturvielfalt in den Garten bringen. Text Vera Sohmer

Wildpflanzen, Steinhaufen, Nisthilfen: Tipps fürs Gartenbiotop

Für Natur bleibt immer weniger Platz: In der Schweiz wird alle zwei Stunden die Fläche eines Fussballfeldes überbaut. Und selbst in Gärten haben einheimische Pflanzen- und Tierarten kaum noch eine Chance, weil auf englischem Rasen und zwischen Buchsbaum und Rosen nicht so gut leben ist. Dabei wäre es einfach, den Tieren und Pflanzen neue Lebensräume zu schaffen und damit für mehr Naturvielfalt zu sorgen. Kleintiere, Insekten, Reptilien – sie alle brauchen Strukturen, um sich wohlzufühlen. Damit sind zum Beispiel Ast- oder Steinhaufen gemeint. Diese übernehmen lebenswichtige Funktionen, sind Zufluchtsort, Brutstätte, Ruhezone für Fortpflanzung und Winterschlaf und erleichtern die Nahrungssuche.

Auch eine gezielte Auswahl von Pflanzen, das Schaffen von Brachflächen und das Anlegen eines Teiches bieten vielen Tierarten gute Bedingungen. Auf einer Wiese mit Brennnesel oder Wiesenschaumkraut finden Schmetterlinge Futter. Früh blühende Pflanzen wie Weiden oder Lerchensporn schaffen ideale Voraussetzungen für Wildbienen. Ein Weiher kann Wasserläufern oder Bergmolchen einen optimalen Lebensraum bieten. Ein derartig naturnah gestalteter Garten sei ein Gewinn für Mensch und Umwelt, heisst es beim WWF Schweiz. Mit Kindern am Gartenteich zu beobachten, wie Libellen aus

Im Naturgarten braucht alles seine Zeit.

❯Die Pflanzen des Naturgartens sollten laut Pro Natura zum Standort passen, sprich zum Klima, zur Besonnung und zum Boden. Auf kalkhaltigem Boden sollte man beispielsweise auf Moorpflanzen verzichten. Auch sich schnell ausbreitende exotische Pflanzen wie die Kanadische Goldrute oder der Staudenknöterich haben im Naturgarten nichts verloren. Und selbstverständlich sollte man keine geschützten Pflanzen ausgraben, um sie in den eigenen Garten umzusiedeln.

Am Anfang die Pflanzen nicht zu dicht setzen, sonst machen sie sich gegenseitig Konkurrenz.

Einige einheimische Wildpflanzen wie die Königskerze oder der Steinklee sind nach Angaben des WWF Schweiz wahre Hungerkünstler. Sie gedeihen auf Sand, Kies und Schotter. Sonnige Plätze sind dafür ideal. Dabei dürfen es kleine Flächen von wenigen Quadratmetern sein.

Für Ast- und Steinhaufen eignen sich besonnte, windgeschützte und möglichst ungestörte Orte.

Wer einen Garten gestaltet, möchte es meistens ordentlich haben. Der WWF Schweiz rät: Im Naturgarten bloss nicht alles wegräumen. In sogenanntem Totholz – abgestorbenes Holz von morschen Bäumen, Ästen und Reisig – leben Insekten, Vögel, Flechten, Pilze und Moose. Man kann Steine, Äste und Balken nutzen, die im Garten schon vorhanden sind. Auch morsche Zaunpfähle oder tote Bäume kann man stehen lassen, wenn sie niemanden gefährden.

Ob Saat- oder Pflanzgut, Holz oder Steine – verwenden Sie typisches Material aus der Region. ❯

Natürliche Nistangebote, beispielsweise in Baumhöhlen, brauchen lange,

bis sie von selbst entstehen. Vorgefertigte Nisthilfen wie Schwalbennester oder Wildbienenhotels können sinnvoll sein. Sie gehören nach Angaben von Pro Natura nicht zwingend zur Ausstattung eines Naturgartens. Das Treiben zu beobachten, ist aber ein Erlebnis.

Ein Gartenteich zu bauen, ist aufwendig und muss sorgfältig geplant werden. Ziehen Sie gegebenenfalls eine Fachperson bei.

Je nach Kanton und Gemeinde und je nach Grösse des Teiches brauchen Sie eine Baubewilligung. Erkundigen Sie sich auf der Gemeindeverwaltung.

❯ Für Kleinkinder kann ein Teich eine Gefahr sein. Eventuell muss er mit einem Zaun gesichert werden.

❯ Informieren Sie ihre Nachbarn über die Pläne. Quakende Frösche sind oft Anlass für Streitereien.

❯ Verzichten Sie darauf, Fische oder Amphibien auszusetzen. Die Natur wird den Teich automatisch besiedeln.

❯ Auch Balkons oder Terrassen lassen sich zur Naturzone umfunktionieren. Stellen Sie Kisten mit Wildpflanzen und Wildsträuchern auf. Das sieht schön aus und duftet angenehm. Oder hängen Sie eine Nisthilfe für Wildbienen auf.

❯ Balkon-Feuchtbiotope sind nur bedingt zu empfehlen: In kleinen, ruhigen, flachen und sich schnell erwärmenden Gewässern fühlen sich Stechmückenlarven besonders wohl. Die Mücken können den Sommer auf dem Balkon dann gründlich vermiesen.

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ihren Larven schlüpfen, das sei «Naturkino pur».

Wer kommt, wer bleibt?

Welche Lebewesen sich tatsächlich einfinden, lasse sich allerdings schwer voraussagen und hänge auch davon ab, in welcher Umgebung sich der Garten befinde, erklärt Urs Tester, Abteilungsleiter Biotope und Arten bei Pro Natura. Ein Naturgarten sollte daher nicht zum Zweck angelegt werden, bestimmte Tier- und Pflanzenarten halten zu wollen. Es handle sich schliesslich weder um einen Zoo noch um einen botanischen Garten. «Die Natur entwickelt sich oft nicht so, wie wir uns das vorstellen», sagt Tester weiter. Sich für ein Gartenbiotop zu entscheiden, erfordere den Mut, sich auf Neues und Unvorhergesehenes einzulassen. Und Geduld sei gefragt, im Naturgarten brauche alles seine Zeit.

Wer nicht weiss, wie er es genau anpacken soll, kann sich von Naturgarten-

Büchern und speziellen Ratgebern inspirieren lassen und danach die Wildpflanzen oder Samenmischungen selbst auswählen beziehungsweise nach den Bauanleitungen vorgehen. Bei wenig Gartenerfahrung fragt man am besten eine Fachperson. Urs Tester rät, bei der Umsetzung aber selbst mitzuhelfen, «damit es der eigene Garten wird». u

Surftipps

_ www.natuerlich-leben.ch/surftipps

Buchtipps

_ Simone Kern: «Der neue Naturgarten», Kosmos, 2011, Fr. 35.90 _ Werner Lantermann, Yvonne Lantermann: «Vögel im Naturgarten», Cadmos, 2008, Fr. 17.90

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Garten als Fitnesscenter

Während der letzten dreissig Jahre konnte sich Remo Vetter nicht nur von den Vorzügen des Gartens als Fitnesscenter überzeugen, er lernte auch, die Natur als Lehrerin anzunehmen.

Text Remo Vetter

Der Autor

Remo Vetter wurde 1956 in Basel geboren. 1982 stellte ihn der Heilpflanzenpionier Alfred Vogel ein. Seither ist Vetter im Gesundheitszentrum in Teufen (AR) tätig, wo er mithilfe seiner Familie den Schaukräutergarten von A. Vogel hegt.

Unser Garten liegt tausend Meter über dem Meeresspiegel, mitten in den sanften Hügelketten des Appenzellerlandes. Meine Frau Frances und ich pflegen ihn seit dreissig Jahren. Alfred Vogel, der bekannte Naturheilforscher, hat ihn uns anvertraut. Der Winter in Teufen ist lang und kalt, der Schnee liegt hoch, und die Wachstumsperiode ist kurz. Kein Wunder, dass die Appenzeller keine Gärtner sind und sich seit Jahrhunderten auf Viehzucht und Milchwirtschaft spezialisieren. Denn eigentlich lohnt sich das Gärtnern hier oben nicht. Aber vielleicht hat uns gerade das angespornt. Dass wir mit einigen Problemen zu kämpfen hatten und haben, ist nur natürlich.

Im Westen begrenzt eine Wiese den Garten, im Osten der Wald. Die steile Hanglage ist nach Süden offen und geniesst damit volle Sonneneinstrahlung. Das nahe Alpsteingebirge bremst die Nordwinde, und es gibt oft Staulagen mit lang anhaltenden, ergiebigen Regenfällen und Föhnlagen mit warmen Winden. Das Wetter kommt meist von Westen. Wenn ich also wissen will, wie das Wetter wird, geht mein zweiter Blick nach Westen. Der erste Blick geht auch nach dreissig Jahren jeden Morgen zum Alpsteinmassiv, das direkt vor unserer Haustüre liegt, und zum 2500 Meter hohen Säntis, der täglich in einem anderen Licht erscheint und eine faszinierende Kulisse bildet.

Da wir im voralpinen Raum leben, liegt der Schnee oft von November bis Mai. Man kann somit nicht sagen, dass wir an bevorzugter Lage gärtnern. Ganz im Gegenteil: Das meiste, was in unserem Garten gedeiht, dürfte in diesem Klima gar

nicht wachsen. Der Boden ist lehmig, schwer und basisch.

Langsam und wuchtig

Als wir die vor dreissig Jahren aus dem Süden mitgebrachten Bäume, Sträucher, Beeren und Kräuter in unseren Garten pflanzten, waren wir erstaunt, wie langsam diese gediehen. Da war praktisch über Wochen kein Wachstum auszumachen. Ganz im Gegensatz zum vorher bewirtschafteten Garten im milden Klima der Südschweiz, wo die Pflanzen förmlich aufschossen. Doch nachdem sich die importierten Mitbringsel an das alpine Klima gewöhnt hatten, waren wir erstaunt über die Wucht und horizontale Ausbreitung unserer Pflanzen.

Hier im Appenzellerland scheint alles etwas langsamer, gemächlicher, weniger gross, dafür unheimlich wuchtig und in die Breite zu wachsen.

Die Mäuse liebten unseren Garten von Anfang an heiss. Von unten knabberten sie die Wurzeln unserer Delikatessen an, sie frassen Artischocken, Auberginen, Peperoni und Tomaten, während sich die Schnecken von unseren Salaten, Gurken und Radieschen ernährten. Zu allem Übel schwemmte es uns den Gemüsegarten nach starken Regenfällen immer wieder talwärts. Gegen Süden hat das Terrain 24 Prozent Gefälle. Das ist zwar gut für die Sonneneinstrahlung, doch Schnee- und Hangdruck zeigten uns den Meister und liessen die Beete zuverlässig rutschen. Als verantwortungsbewusster Gärtner glaubte ich zu wissen, was richtig ist, und legte meine Beete in Ost-West-Ausrichtung an. So nach dem Motto: «Ich bestimme, wie

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Natur

Sterngucker im Februar_ Mond mit Erdlicht

Nach langer Zeit setzt sich unser Nachbarplanet Venus wieder als «Abendstern» in Szene. Besonders schön dürfte die Konstellation gegen Ende Monat sein, wenn sich die zunehmende Mondsichel dazu gesellt. Am 23. Februar sind Mond und Merkur am nächsten und am 25. Februar sind Mond und Venus am nächsten beieinander und dominieren klar den Abendhimmel im Südwesten. Da am 21. Februar Neumond ist, erscheint in den folgenden Tagen die schmale zunehmende Mondsichel. In dieser Phase ist auch das sogenannte Erdlicht noch sichtbar, die dunkle Seite des Mondes erscheint dabei in einem fahlen aschgrauen Licht. Es ist das Licht unserer Erde, die als «Vollerde» am Mondhimmel steht und ihr Licht auf unseren Trabanten wirft. Dadurch wird die Nachtseite des Mondes aufgehellt. Andreas Walker

Umwelt_ Plattform für Grossprojekt

Lesen_ An Fluss und See

Die Reihe «Natur erleben» wurde erweitert: Der Outdoor-Führer lädt ein, die Geheimnisse der Gewässer zu entdecken, wo sich unzählige Pflanzen und Tiere tummeln. Ob an Bächen, Seen oder Flussufern, das Geflecht von der Wechselbeziehung verschiedener Lebewesen ist einzigartig und spannend. Ergänzt wird das Buch mit einer App für Smartphones und einer Website.

 Andreas Jaun: «An Fluss und See», Haupt Verlag, 2011, Fr. 33.90

Entwicklung_ Beim Nestbau dazulernen

Beobachtungen des afrikanischen Maskenwebers haben gezeigt, dass die Fähigkeit Nester zu bauen, nicht angeboren ist – entgegen der bislang gültigen wissenschaftlichen Ansicht. Der Vogel baut nicht nur besonders viele, sondern auch besonders komplexe Nester. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Vögel von Mal zu Mal geschickter wurden und weniger «Baumaterial» verloren. Zudem wurde festgestellt, dass nicht alle Vögel gleich vorgehen. Daraus schliessen die Forscher, dass nicht nach einem genetischen Plan gebaut wird. tha

M itte Dezember hat der Urner Landrat eine Million Franken für Investitionen ins Skigebiet Andermatt-Sedrun gutgeheissen. Um die Thematik rund um die durch Sawiris Grossprojekt in Andermatt ausgelösten Vergrösserungspläne kritisch hinterfragen zu können, hat der Urner Umweltrat eine Website eingerichtet. Die Bevölkerung und interessierte Kreise haben so die Möglichkeit, sich in die Diskussion um das Grossprojekt einzubringen. tha

 www.gigantismus-andermatt.ch

Brüder machen Schwestern erfolgreich

Ob ein weibliches Murmeltier viel Nachwuchs hat und sich gegenüber seiner Familie durchsetzen kann, hängt von den Geschwistern ab.

Murmeltier-Männchen mögen dominante Weibchen. Dies haben Forscher in Wien herausgefunden.

Wie das Nachrichtenportal scienceticker berichtet, stellten die Forscher fest, dass Weibchen, die aus einem Wurf mit vielen Brüdern stammten, besonders durchsetzungsstark sind, was später wiederum von den paarungswilligen Männchen geschätzt wird. Die Weibchen profitieren dabei offenbar vom Testosteron im Fruchtwasser, dessen Anteil umso höher ist, je mehr Männchen im Mutterleib wachsen. Das angriffslustige,

«männliche» Verhalten der Weibchen aus solchen Würfen erweist sich bei der Fortpflanzung jedoch nicht als Nachteil. Im Gegenteil: Diese Weibchen können sich innerhalb einer Familiengruppe eher die Spitzenposition sichern und bringen zudem besonders viele Nachkommen zur Welt.

Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler, nachdem sie die Alpenmurmeltier-Population (Marmota marmota) im Nationalpark Berchtesgaden während 14 Jahren beobachtet haben. tha

Neue Träume

Als Jakob Eschenmoser vor dreissig Jahren über eine sich langsam entvölkernde Region des Tessin schrieb: «… es tut in der Seele weh, die sorgfältig und intensiv terrassierten Hügelflanken so vergandend zu sehen. Später werden vielleicht Terrassenhäuser dort stehen», ahnte er kaum, wie schnell die Wirklichkeit seine Vision einholen würde. Denn genau dort, wo der mittlerweile verstorbene Zürcher Architekt, Zeichner und Heimatschützer den Niedergang einer ländlichen Kultur befürchtete, stehen heute unzählige Häuser. Das Tessin ist in den letzten Jahren in weiten

Teilen zu einem Agglomerationsbrei verkommen, der im Verkehr zu ersticken droht.

Nicht nur in der Sonnenstube der Schweiz schmerzt diese Entwicklung. In weiten Teilen des Landes, vor allem aber im Mittelland, werden Land und Natur durch Gebäude aller Art, wie Einfamilienhäuser, Terrassensiedlungen und grossen Gebäuden von Firmen und Logistikunternehmen zerschnitten und zerstört – und irgendwo dazwischen verwirklicht sich ein Star-Architekt mit einem Shopping-Center auf der grünen Wiese. Erschlossen durch das Auto entsteht nahezu lückenlos

eine «Pseudo-Urbanität», in welcher die Menschen Erlebnisse und Begegnungen suchen.

Abschied von der Schweiz

Dass hier nicht schwarzgemalt wird, zeigen die Zahlen: Pro Sekunde verbauen Schweizerinnen und Schweizer fast einen Quadratmeter Grünland, das ergibt täglich rund 85 000 Quadratmeter, was wiederum der Fläche von etwa zehn Fussballfeldern entspricht. Strassen zerschneiden die Landschaft mehr und mehr, bereits über 30 Prozent der Siedlungsflächen sind heute Verkehrsflächen. Und weil viele

Die heutige Siedlungspolitik ist eine Sackgasse, denn wir zerstören nicht nur in einem atemberaubenden Tempo Natur und Landschaft, sondern auch unsere Kultur. Es ist an der Zeit, neue Visionen für eine andere Schweiz zu entwickeln.

braucht das Land

Bauzonen aus Sicht einer immer anspruchsvoller werdenden Klientel am falschen Ort liegen, werden immer neue Flächen eingezont, obwohl das nicht unbedingt nötig wäre.

Diese Entwicklung, die sich gerade in den letzten Jahren vor allem aufgrund historisch tiefer Hypothekarzinsen, niedriger Eigenwertbesteuerung sowie Flucht aus Finanzprodukten in sichere Immobilienanlagen verschärft hat, ist so fatal, weil sie so unwiederbringlich scheint. Denn wir zerstören in einem nie da gewesenen Tempo langsam gewachsene Strukturen, nicht zuletzt zerstören wir Landschaft für

Tiere und Pflanzen, auf die auch der Mensch angewiesen ist.

Der Mythos von der schönen Schweiz bröckelt, und das in einem Tempo, das alle zu überfordern scheint. Zwar machen sich sowohl Politiker als auch Bürger grosse Sorgen betreffend der Zersiedelung. Gleichzeitig scheint es aber, als seien viele doch bereit, dies wie ein Naturgesetz hinzunehmen. Wie die drohende Entwicklung beim Weltklima erfordert die Einsicht auch hier ein radikales Umdenken und ein rasches Handeln von allen – und das ist sehr unbequem. Ausserdem kommt diese Kritik an unserer Wohn- und Lebensweise

just in einer Zeit, in der sich auch der Schweizer Durchschnittsverdiener dank der tiefen Hypothekarzinsen endlich ein Häuschen im Grünen leisten kann. «Ein ökologischer Kassensturz der eigenen Lebensgewohnheiten ist dringend nötig», sagt Jan Gürke von Pro Natura. «Der zeigt dann, wie wir weiterhin gut leben können, aber die begrenzte Ressourcen-Landschaft weniger belasten.»

Zurück in die Stadt

Die Wirklichkeit hat den Mythos längst überholt. Wir drohen, unsere schöne, wenn auch nicht mehr ganz intakte Schweiz

Text Lioba Schneemann

«Meine Vision 2050»

Wie sieht die Schweiz der Zukunft aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich

Paul Dominik Hasler von Berufs wegen. Der Ingenieur leitet in Burgdorf das «Büro für Utopien», das alternative Siedlungs- und Verkehrskonzepte entwickelt. Für «natürlich» skizziert Hasler sein Wunschbild.

«Wir spüren heute eine doppelte Enge und es reicht nicht, nur über den Boden und die Raumplanung zu reden. Zum einen ist der Boden knapp, zum anderen haben wir eine gefühlte Enge. Unsere Visionen sind gelähmt, denn es hat keinen Platz mehr für Entwicklungen. Das darf nicht sein – die Schweiz muss sich neu erfinden dürfen. Das sind wir uns selber, den Jungen und den kommenden Generationen schuldig. Das erreichte Mass an Privatisierung und Reglementierung lähmt diese Erneuerung und raubt der Schweiz ihre wichtigste Ressource: die Innovation.

Die Schweiz im Jahr 2050 ist daher ein weiterer, offenerer und vielfältigerer Raum als heute, auch wenn darin mehr Menschen leben werden. Ich provoziere gern mit der Aussage: «Stellen Sie sich eine Schweiz mit 15 Millionen Einwohnern vor, die sich freier, grösser und offener anfühlt als die heutige.» Damit klingt eine Dimension an, über die wir reden sollten, statt nur Retuschen vorzunehmen. Das Neu-Denken ist keine Absage an das Bestehende. Die Schweiz besitzt ein hervorragendes Fundament, das es zu nutzen gilt. Aber wir müssen uns erlauben, über die Faktoren zu sprechen, die die Schweiz heute eng machen:

1. Die heutige Zersiedelung ist ein Trotz gegen Lärm und Enge und damit selber wieder Ursache derselben. Das Wohnen sollte ein gemeinschaftliches Abenteuer werden. Es muss Spass machen, dicht zu wohnen, mit allen Privilegien der Privatheit und des Luxus, den es auch braucht.

2. Die heutige Form des Verkehrs raubt uns zu viel Platz, zu viel Lebensqualität und zu viel Bezug untereinander. Wir müssen uns ein Verkehrssystem ohne Tote, ohne Verletzte, ohne Lärm und Emissionen vorstellen, das uns verbindet statt trennt.

3. Wir brauchen wieder mehr Sinn, warum wir gemeinsam diese Schweiz bilden. Das Konzept der Schweiz als Dienstleistungsbetrieb und Reduit für Wohlhabende reicht nicht mehr. Es braucht eine neue Lust, gemeinsam einen Staat zu formen. Das muss über mehr Verantwortung und mehr Beteiligung an gemeinsamen Aufgaben erfolgen.

4. Die Rolle des Privatbesitzes muss überdacht werden. Zwar braucht es Besitz und Privatsphäre, doch ebenso Verantwortung und Beteiligung am Gemeinsamen. Wir haben die Schweiz weitgehend verkauft und bereuen das heute. Wir müssen wieder mehr am Gemeineigentum arbeiten, das uns Platz verschafft.»

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zuzubetonieren, ähnlich wie die Spanier das mit ihrer Meeresküste weitgehend schon gemacht haben. Wie wird die Schweiz aussehen, sollten wir so weitermachen wie bisher? Irmi Seidl, Ökonomin an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), wagt den Blick in die Zukunft: «Das Mittelland wäre weitgehend zugebaut, es gebe starke Konflikte um Land zwischen Landwirtschaft, Baugewerbe und Mietern, Erholungssuchenden und Naturschutzverbänden. Die ästhetische Verschandelung wäre immens, Hochhäuser stünden neben und zwischen Einfamilienhaussiedlungen». Auf den Punkt gebracht: Das Image der Schweiz als schönes Land wäre definitiv verloren.

Doch Seidl ist überzeugt, dass sich bis 2050 unsere Lebensweise und Siedlungsstruktur aufgrund der Ressourcenknappheit wird verändern müssen. Die Abhängigkeit von erneuerbaren Energieträgern und die damit einhergehende Erhöhung der Energiepreise werden sich stark auf den Gebäudebestand auswirken. «Ein grosser Teil wird energetisch saniert werden müssen, und weniger Menschen können sich künftig überdimensionierte Wohnflächen leisten.» Der Verkehr würde ebenfalls teurer und damit auch das Leben im Einfamilienhaus ausserhalb der Stadt wieder unattraktiv. Die demografische Entwicklung schaffe zusätzliche Probleme. Seidl: «Eine älter werdende Bevölkerung in Einfamilienhäusern in zersiedelten Gebieten ist sozialpolitisch anspruchsvoll, unsinnig und teuer.»

Geld kommt vor Schutz

Das Wohnen in der Stadt ist heute bereits wieder Mode. Allerdings sind die Innenstädte klein und die Bodenpreise hoch. Die gezielte Aufwertung der Städte für finanzkräftige Bewohner bedroht somit das, was das Leben dort eigentlich ausmacht: die soziale Vielfalt und damit eine grosse Offenheit für Neues.

Das Bauen ist zum Selbstzweck geworden und die Landschaft zum Spielball unterschiedlicher Interessen, allen voran der Bauindustrie. Verfügbarkeit und ökonomische Faktoren sind zwar oberstes Gebot, allerdings wird kaum korrekt gerechnet, denn die wahren Kosten der bisherigen Raum- und Siedlungsplanung, des Verkehrs und des Energieverbrauchs flossen bislang nirgends ein. «Die Zersiedelung

wird massiv subventioniert», sagt Christian Schmid, Professor für Soziologie an der ETH Zürich. Eine Strasse oder Buslinie kostet in einem dünn besiedelten Gebiet wesentlich mehr als in der Stadt. Würden die Kosten der Zersiedelung auf die Verursacher und Nutzniesser umgelegt, bestünde endlich Klarheit über die wahren Kosten, sagt er.

Aber: Gefragt ist nicht nur die Kostenwahrheit, sondern auch das strikte Einhalten bestehender Gesetze. Gemeinden, Kantone und Bund setzen das Raumplanungsgesetz nicht voll um. So wird zum Beispiel die Vorgabe, haushälterisch mit dem Boden umzugehen, kaum eingehalten. Bedenklich ist auch die ständige Aufweichung der Bedingungen für das Bauen ausserhalb der Bauzonen. Jan Gürke von Pro Natura erklärt warum: «Ein vermeintlich bewährtes Mittel zum Füllen der Gemeindekasse ist die Ansiedlung neuer Steuerzahler, die dann in Einfamilienhaussiedlungen am Rand der Orte in der ehemaligen Landwirtschaftszone wohnen.» Ob diese Rechnung aber wirklich aufgeht, werde kaum hinterfragt. Die Folgekosten etwa für den Bau und den Unterhalt neuer Strassen oder für grössere Schulen und eine angepasste Altenbetreuung würden die zusätzlichen Steuereinnahmen oft gleich wieder auffressen. Bestenfalls ergebe sich ein Nullsummenspiel für die Gemeinden.

Aus all diesen Gründen ist nicht nur für Naturschutzverbände die seit vier Jahren

hängige Landschaftsinitiative zentral, die in erster Linie einen sparsameren und bewussteren Umgang mit der noch vorhandenen Fläche in der Schweiz fordert.

Eigenheiten erhalten

Beim künftigen Umgang mit Landschaft und Kulturraum steht die Schweiz vor einer Mammutaufgabe, die alle betrifft. Und es geht um noch viel mehr, nämlich um den Erhalt von Kultur und Vielfalt. «Die Gleichmacherei und die Wahl von kulturell und kontextuell unreflektierten Formen beim Bauen zerstören die regionalen Eigenheiten. Diese aber geben den Menschen Identität, schaffen Zugehörigkeit und Überschaubarkeit», erklärt der Bündner Architekt Gion A. Caminada. Er ist überzeugt davon, dass der Mensch erst aus

dem Überschaubaren heraus fähig und motiviert ist, Verantwortung für den eigenen Ort und damit auch für seine Umwelt zu übernehmen. Unsere heutige Praxis habe sich eine Zeit lang bewährt, sie sei aber zur scheinbar zwanghaften Realität geworden mit zerstörerischen Effekten. Das sei aber kein Grund zur Beunruhigung, meint Caminada, denn jede Gesellschaft wie auch jedes Individuum erlebe Momente, in denen eine Veränderung vorrangig sei. «Für diesen Aufbruch müssen wir günstige Bedingungen schaffen», sagt er, und glaubt auch daran. Aber nur dann, wenn «einigen Entwicklungen beim heutigen Siedlungsbau der Riegel radikal vorgeschoben wird.» u

un d de r Dr an g in s Fr ei e

10. Internationale Ausstellung Bern, 16. –1 9. Februar 2012

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Ermässigtes SBB RailAway-Kombi.

Der Winter hat den Sihlsee und das Kloster Einsiedeln fest im Griff.

Pilger für einen Tag

Wandern, wo schon vor über 1000 Jahren Pilger unterwegs waren: Auf dem Jakobsweg bei Einsiedeln findet man Kraftorte, eine liebliche Landschaft und die Möglichkeit, mit dem Schlitten ins Tal zu sausen.

Text

Das Dorf Einsiedeln erscheint von den Hügeln des Sihlsees aus kaum grösser als die mächtige Klosteranlage. Die Benediktinerabtei entwickelte sich nach ihrer Gründung im Jahr 934 rasch zu einer bedeutenden Etappe auf dem Jakobsweg. Dank der Marienwallfahrt und der Stellung auf dem Jakobsweg erlangte Einsiedeln im 14. Jahrhundert eine europäische Bedeutung. Der stetig anwachsende Pilgerstrom war im Jahr 1703 Grund für den Neubau von Kirche und Kloster. Vor letzterem steht auf dem grosszügigen Platz der Quellwasserbrunnen, dessen keimfreies Wasser Heilkräfte besitzt.

Förderin der guten Kräfte

Innerhalb der grossräumigen Barockkirche befindet sich eine Art Kapelle. In diesem sogenannten Oktogon ist das berühmte Gnadenbild der Maria. Die Muttergottes ist als schwarzhäutige Madonna dargestellt. In Freiburg, in Ascona, in Deutschland und Frankreich, ja quer durch Europa, gibt es solch geheimnisvolle schwarze Madonnen. Woher die schwarze Hautfarbe kommt, bleibt ein Rätsel und war schon Bestandteil mancher Theorie. Kerzenrauch wurde in Betracht gezogen. Es wurde auch behauptet, die damaligen Künstler hätten kein helleres Holz zur Verfügung gehabt. Gemäss einer Legende aus dem 6. Jahrhundert malte der Evangelist Lukas das erste Madonnenbild auf einer dunklen Tischplatte. So soll das Bild der Schwarzen Madonna entstanden sein.

Die heilige Maria wurde immer wieder als Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen angebetet, aber auch als Förde­

rin der guten Kräfte in Verbindung mit dem Mond. Es ist anzunehmen, dass auch in der Innerschweiz wie andernorts alte Kulte, Bräuche und Orte neben dem Christentum weitergepflegt und erst allmählich von der Kirche assimiliert wurden. Es kursiert auch die Hypothese, dass die Schwarzen Madonnen eine getarnte Überlieferung der alten Mond­ und Erdkulte darstellen sollen. Doch reicht das Alter der verehrten Statuen nicht derart weit in die Zeit zurück.

Doch all diese Fragen werden angesichts der Ausstrahlung des heiligen Bildes in Einsiedeln unbedeutend. Die Ausstrahlung ist derart stark, dass sie jeden Zweifel über dessen Kraft und Bedeutung wegräumt. Die verstorbene Schweizer Kraftortforscherin und Ingenieurin Blanche Merz hatte dort die höchsten Pendelwerte von 30 000 Bovis gemessen. Gemäss der Bovis­Skala gelten Orte mit mehr als 15 000 Bovis als Kraftorte.

Nach dem Besuch des Klosters geht es in Richtung Etzel. Der Weg führt am Sihlsee vorbei. Seine sanften Konturen gliedern sich gut in die hügelige Landschaft, die sich im Schatten des Hoch­Ybrig­Massivs und der fernen Mythen ausbreitet. Am Sihlsee wurde verschiedentlich von engelhaften Erscheinungen berichtet. Unter dem Lauiberg am Sihlsee gibt es ein dreifaches Echo. Die Legende erzählt von einem Burschen, der in einer kalten Nacht am Ufer stand. Zuerst etwas schüchtern begann er zu rufen: «Echo! zeige dich!», dann nochmals und ein drittes Mal etwas übermütiger. Da kam die Antwort des Echos mit einer unnatürlichen Stärke und Deutlichkeit zurück, dass es dem Bur­

schen eiskalt über den Rücken lief. Gleichzeitig gewahrte er am Hang auf der anderen Seeseite ein weisses Nebelchen, das langsam über die Wasseroberfläche schwebte. Nach und nach kam es näher, und schliesslich konnte er ein weiss gekleidetes, bleiches Mädchen erblicken. Es lächelte ihm zu, und sein goldenes, langes Haar leuchtete geheimnisvoll im Mondlicht.

Europäischer Kulturweg

Beim Galgenchappeli treffen wir auf den Jakobsweg. Jetzt geht es auf einen der bekanntesten Abschnitte des rituellen Wegs, der über mehrere Äste die Pilger von

St Meinrad

Zwischen See und Alpen

Anreise/Rückreise

Von Zürich mit der S2 nach Wädenswil, weiter mit der S13 bis Einsiedeln. Rückreise ab Einsiedeln.

Wanderzeit

5 ¼ Stunden.

Restaurants

Diverse Restaurants in Einsiedeln, Berggasthaus Etzel-Kulm (Mo./Di. Ruhetag), Gasthaus St. Meinard (Mi./Do. Ruhetag)

Route

Vom Bahnhof Einsiedeln aus wandern wir bis zum Kloster, dann links diesem entlang. Nach zirka fünfhundert Meter folgen wir links dem Wegweiser Strandweg/Guggus. Nach der Unterführung wandern wir links weiter dem Wegweiser Hüendermatt nach. Wir laufen über den Seedamm in Richtung Pfäffikon-Etzel und wechseln kurz darauf links auf der kleineren Strasse in Richtung Etzel und Hirzenstein. Geradeaus kommen wir am Galgenchappeli vorbei. Jetzt geraten wir auf den Jakobsweg, dem wir bis St. Meinrad folgen. Dort verlassen wir den Jakobsweg links in Richtung Etzel. Auf der

anderen Seite des Berggipfels führt der Wanderweg hinab, und wir folgen dem Wegweiser St. Meinrad. Nach dem Hof Jureten verlässt der Wanderweg rechts den Hartbelag und geht durch Wiesen und Wald bis Egg. Im Dorf wandern wir rechts über die Brücke. Kurz darauf nehmen wir den Wanderweg links vor der Kirche. Nach 50 Metern weist eine weitere Tafel auf Hirzenstein. Von jetzt an folgen wir einfach den Wegweisern «Einsiedeln».

Variante 1

Beim Galgenchappeli nach links zum geschützten Hochmoor Schwantenau. (Zeit: ½ Stunde)

Variante 2

Schlitteln: Statt bis zum Etzel-Kulm wählt man die Route via Hirzenstein, Tüfelsbrugg direkt nach St. Meinard (Schlitten muss teilweise getragen werden). Von St. Meinard schlittelt man nach Luegeten oberhalb Pfäffikon (Schlittenfahrt: 15 Minuten). Mit dem Bus nach Pfäffikon.

Karten

Landeskarte 1: 50 000, 5011 Zürichsee-Zug

Nordeuropa ins spanische Santiago de Compostela zusammenführt. Insgesamt werden nicht weniger als 14 000 Kilometer Weg zu diesem Netz gezählt. 1987 erklärte der Europarat den Jakobsweg als ersten europäischen Kulturweg. Wichtig bei allen Arten und Formen des Pilgerns ist die Einstellung. Die Rückbesinnung auf den eigenen Lebensweg und die Auseinandersetzung mit dem Sein sind charakteristische Elemente dieser Lebenskunst. Interessanterweise geht das religiöse Pilgern auch von der Annahme aus, dass bestimmte Orte eine grössere Kraft besitzen und einen unmittelbareren Bezug zum Heiligen verleihen. Viele Kirchen, Klöster und Kapellen stehen bekanntlich auf älteren Ritualplätzen und Orten der Kraft. So auch die Kirche St. Peter und Paul, die sich auf der nahen Insel Ufenau im Zürichsee an der Stelle eines galloromanischen Tempels befindet. Die kleine Insel sieht man übrigens gut vom Etzel aus.

Geburtshaus von Paracelsus

Um zur Sihl zu gelangen, müssen wir kurz durch eine Weide hinab wandern. Die

Biberbrugg/ Wädenswil

Sihl Tüfelsbrugg

Schwantenau

Lieblichkeit der durch Fichtensäume kleinräumig gegliederten Landschaft lässt eine gewisse Stimmung aufleuchten, die Orte der Kraft auszeichnet. Seit über tausend Jahren schreiten Pilger über diesen Weg, sühnend und betend um körperliches und seelisches Heil. Die Tüfelsbrugg ist ein wunderschöner Sandsteinbau aus dem 17. Jahrhundert. An einem Deckenpfeiler stehen alte Pilgerinschriften und natürlich ist auch die Jakobsmuschel hier eingeritzt. Zwischen Tüfelsbrugg und St. Meinrad laufen wir am Ort vorbei, wo einst das Geburtshaus des berühmtesten Heilers in Europa stand: Paracelsus.

Raben stellten Mörder

Weiter geht es nach St. Meinrad. Der Name bezieht sich auf den Sohn des Grafen Berchtold von Hohenzollern. Zuerst Mönch in Reichenau, erbaute er im 9. Jahrhundert eine Kapelle am Etzel; später eine Klause, in welcher er als Einsiedler von der Arbeit seiner Hände und von Almosen lebte. Zwei Raben, die er regelmässig fütterte, leisteten ihm treue Gesellschaft. Nach vielen Jahren wurde er von

Etzel Egg Hirzenstein

Galgenchäppeli

Sihlsee

Guggus

Sarenbach

Willerzell

26_magZS_AT.eps Einsiedeln

Räubern ermordet. Die Raben flogen den beiden Mördern bis Zürich nach. Die krächzende Begleitung machte die beiden verdächtig; sie wurden gestellt, gaben die Untat zu und wurden vom Reichsvogt zum Rade verurteilt. Der Leichnam von Meinrad wurde nach Reichenau geführt und am Ort seiner Ermordung wurde 934 das Kloster Einsiedeln gegründet. Die zwei treuen Vögel des Eremiten sind im Wappen des Klosters verewigt.

Nach St. Meinrad führt der Weg in Richtung Etzel/Schindellegi zuerst an einem malerischen Waldrand entlang. Die Ausstrahlung ist stark, insbesondere zu Beginn des kleinen Pfads durch den Wald nach Etzel und von dort weiter zum EtzelKulm, von wo man eine schöne Aussicht auf den Zürichsee und die Innerschweiz hat. Der Rückweg führt via St. Meinard hinab nach Egg und Hirzenstein. Hirzenstein und Roblosen sind geschützte Riedmoore. Im Winter lagern hier unter der geschlossenen Schneedecke die Samen der Trollblumen, um keimfähig zu werden müssen sie längere Zeit Temperaturen um den Gefrierpunkt haben. Daher gedeiht die Anzucht der im Volksmund Ankebälleli genannten, goldgelb blühenden Pflanze in der Ebene nicht so leicht.

Die Region von Schwyz über Einsiedeln bis St. Gallen gehört zu den niederschlagreichsten der Schweiz. Der hier oben lang anhaltende Winter und die Alpennähe erklären die Präsenz der alpinen Blumen auf dieser tiefen Lage. Einsiedeln und der Etzel bilden das Verbindungsglied zwischen den niederen Lagen um das Zürichseebecken und die Höhenwelten der Alpen. Zwei unterschiedliche Lebensräume vermählen sich zu einer freundlich ausstrahlenden Übergangszone – eben einer Marcht, wie der politische Bezirk auch genannt wird. u

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Wettbewerbsfrage

Was war 1703 der Grund für den Neubau von Kirche und Kloster in Einsiedeln?

A: Eine Anordnung des Bischoffs

B: Der stetig wachsende Pilgerstrom

C: Das Kloster war abgebrannt

Die Gewinner werden unter den richtigen Einsendungen ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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• Ursula Krucker, Beinwil am See

• Sibylle Tritten, Wohlen

• Pia Kämpf, Frutigen

• Gertrud Meier, Baden

• Christine Forster, Root

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Wettbewerbslösung: u A: Eine Anordnung des Bischoffs u B: Der stetig wachsende Pilgerstrom u C: Das Kloster war abgebrannt

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Falls ich gewinne, brauche ich folgende Handschuhgrösse u S u M u L u XL

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Markt

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Sonnenenergie sorgt für Nestwärme

Seit letztem Dezember deckt der Schlafsystem-Hersteller Hüsler Nest den gesamten Energiebedarf der Lager-, Logistik- und Verwaltungsabteilung seines Hauptsitzes in Oberbipp BE mit Solarstrom. Die auf dem Flachdach durch die Firma Planergie AG, Herzogenbuchsee, errichtete Anlage ist 300 Quadratmeter gross und produziert 40000 kW/h. Die Hüsler Nest AG kommt mit dem Bau einer Solaranlage ihrem Ziel, möglichst emissions-, schadstofffrei und umweltgerecht zu produzieren und so die Natur nachhaltig zu schützen, ein gutes Stück näher.

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Der Bio-Onlineshop mit Tradition

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Markt

Gegen Lebensmut ist Rheumatoide Arthritis machtlos

Im Weinkeller des Hauses am Kiel in Zürich trafen sich drei Zweierteams zur 2. Kocholympiade um den Arthritis Preis 2011. Berücksichtigt wurden beim unterhaltsamen Wettbewerb neben dem Kochen vor allem auch die Fertigkeit und der Spassfaktor. Wenn eine Arbeit Kraft benötigt, reicht schon eine Fehlstellung des Gelenks, um eine schmerzhafte Erschöpfungssituation zu erzeugen. Deshalb kann schon ein dickerer Griff an einem Messer Erleichterung bewirken. Rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar, jedoch kann bei Früherkennung der Verlauf der Krankheit verzögert und die Schmerzhaftigkeit durch Therapien stark gelindert werden. _ Infos unter www.arthritis.ch, www.rheumaliga.ch, www.abbott.ch

Ein

Gürtel gegen Rückenschmerzen

Viele Menschen leiden unter chronischen oder akuten Rückenschmerzen. Wenig Bewegung, langes Arbeiten im Sitzen und Autofahren führen häufig zu degenerativ bedingten Schmerzen. Weitere Ursachen sind Fehlhaltungen und falsche Belastungen des Rückens beim Heben und beim Sport. Das «Back Belt-Ho Physio Set» soll helfen, den Rücken zu strecken und somit die Bandscheiben der Lendenwirbel zu entlasten. Durch die Unterstützung des Gürtels entspannt sich auch die durch Fehlhaltungen verkrampfte Rückenmuskulatur. Back Belt-Ho Physio ist im Fachhandel erhältlich. _ Infos unter www.dr-hos.ch und www.swissmp.ch

Den Winter stilvoll verlängern

Nirgends ist der Winter im Februar und März so schön wie im Unterengadin – und nirgends lassen sich Schneesport, Badevergnügen und kulinarischer Genuss so stilvoll kombinieren wie im Hotel Belvédère in Scuol. Das geschmackvoll renovierte Viersterne-Haus ist mit einem eigenen Spa ausgerüstet. Darüber hinaus ist im Zimmerpreis nicht nur der direkte Zugang ins Engadin Bad Scuol inbegriffen, sondern auch der Skipass für die Region. Gemäss «Sonntagszeitung» und «Bilanz» zählt das Hotel Belvédère und das dazu gehörende Boutique-Hotel GuardaVal zu den 50 besten Wellness- und Ferienhotels der Schweiz. Verlängern Sie Ihren Winter zum Traumtarif. _ Infos unter www.belvedere-hotels.ch

Zwei Trümpfe für Gesundheit im Mund

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Rückgaberecht: Für alle ungebrauchten Artikel garantieren wir ein 14­tägiges Rückgaberecht nach Erhalt der Ware. Sollte die Ware bei der Rücksendung ( in der Originalschachtel ) Spuren von Benutzung oder Beschädigung aufweisen, behalten wir uns das Recht vor, Ersatzansprüche geltend zu machen.

Leben

Recycling_ Klebstoff ist ein Problem

Ob Kuverts ins Altpapier dürfen oder nicht kann schon mal zu Diskussionen führen. Tatsache ist, dass dies vom Abnehmer bestimmt wird und von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich ist. Man sollte sich deshalb bei der zuständigen Stelle erkundigen. Wer aber meint, mit dem Herausschneiden, des Sichtfensters bei Kuverts sei das Problem ohnehin Altpapier oder Kehricht behoben, täuscht sich. Wie das Luzerner Öko-Forum schreibt, verklumpt der Leim der Kuverts beim Recycling und beeinträchtigt dadurch die Papierherstellung. tha

Gesellschaft_ Gute Nachbarschaft

Es gibt ja Leute, die lernen ihren zukünftigen Ehepartner im Flugzeug kennen. In der Regel ist es aber eher so, dass man versucht, den Kontakt zum Sitznachbar zu minimieren, wenn nicht gar zu verhindern. Die niederländische Fluggesellschaft KLM möchte ab nächsten Sommer einen neuen Weg gehen und die Passagiere näher zusammenbringen, so Spiegel-Online. Alle, die einem sozialen Netzwerk wie Facebook angehören, können beim Check-in vom neuen Angebot Gebrauch machen und hoffen, dass im Flieger dann jemand neben ihnen sitzt, der die gleichen Interessen, einen ähnlichen Beruf oder andere Gemeinsamkeiten hat. tha

Gedächtnis_ Vorsicht Türe

Jetzt ist es wissenschaftlich bestätigt: Der Gang durch eine Türe lässt uns Dinge vergessen. Dies haben Forscher bei einem Test mit 60 Probanden festgestellt. Offenbar gibt das Durchqueren der Türe dem Hirn einen Impuls zu vergessen. Ob sich das Vergessene beim Zurückgehen an den «Tatort» wieder abrufen lässt, ist hingegen nicht geklärt. tha

Lesen_ Was jeder vom Islam wissen muss

Diskussionen um den Islam sind nicht selten geprägt von Vorurteilen und Halbwissen. Das Handbuch informiert in kurzen Abschnitten über den Glauben und das Leben im Islam, über seine Geschichte und die Gegenwart. Zahlen- und Kartenmaterial sowie ein Sach-, Koran- und Bibelstellenregister machen das Buch zu einem übersichtlichen Kompaktwerk.

 Inken Wöhlbrand, Martin Affolderbach: «Was jeder vom Islam wissen muss», Gütersloher Verlagshaus, Neuauflage 2011, Fr. 24.90

Aus asozial wird sozial

Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit Musik auf den Ohren andere näher an sich heranlassen.

Die einen tragen riesige Kopfhörer, die anderen dezente kleine Stöpsel – sie sitzen im Tram, im Bus oder im Zug, hören Musik und wirken zuweilen ein wenig asozial. Doch eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Wie britische Psychologen herausgefunden haben, lassen Menschen mit Ohrstöpseln andere näher an sich heran – vorausgesetzt, dass die betreffende Person, die Musik als angenehm empfindet. Zwar wusste man aus anderen Studien, dass sich das Gefühl für die Mindestentfernung vorübergehend ändert, wenn enge oder volle Räume betreten werden, berichtet wissenschaft-aktuell.de. Doch Musik per Kopfhörer wirkt offenbar nachhaltiger. Die Testpersonen mit positiver Musik auf den Ohren fühlten sich beim Nähertreten eines Unbekannten später unbehaglicher, als solche ohne Musikbegleitung. Hingegen zeigte sich, dass als unangenehme empfundene Musik aus Lautsprechern, den individuellen Mindestabstand zu einem Fremden vergrössert. tha

Traumbaum

So mächtig – und doch so schutzlos: Ehrwürdige und einzigartige Bäume geniessen in der Schweiz keinen speziellen Schutz. Der Fotograf Michel

will das ändern.

Brunner
Text Andreas Krebs

Einen Lieblingsbaum hat Michel Brunner nicht – aber ein paar Favoriten. Eine gewaltige Fichte im Diemtigtal zählt dazu, angeblich die dickste in Europa.

Michel Brunner ist ein zurückhaltender und doch leidenschaftlicher Mensch; er spricht leise aber eindringlich, wenn es um seine Bäume geht, und selbst wenn er sagt, «in unseren Wäldern herrscht oft das Schlachthausprizip», tönt das nicht zornig, eher nachdenklich. Zumal es in Städten und Dörfern nicht besser aussieht. «Wegen kurzsichtigen Kosten-Nutzen-Denkens und übertriebener Sicherheitsbedenken verjüngen wir die Population alter Bäume massiv», sagt er. Und zur Baumvermehrung würden Ableger von Bäumen verwendet, die noch gar nicht fruchtbar seien. «Das ist absurd und kann nicht gesund sein», stellt der 33-Jährige fest. «Wir gefährden so einen Genpool, der über Jahrtausende widerstandsfähige Bäume hervorgebracht hat, denn alte Bäume sind resistenter gegen Krankheiten, Parasiten, Frost und Hitze. Ausserdem beherbergen sie im Vergleich mit jungen Bäumen eine grössere Artenvielfalt.» Trotzdem ist der Einzelbaumschutz in der Schweiz mit wenigen Ausnahmen kein Thema. Die Bestrebungen des Naturschutzes führen in Richtung grossräumige Massnahmen. «Dabei ist die Altersvielfalt genauso wichtig, wie die Artenvielfalt», betont Brunner.

Mühsames Politikum

Der gelernte Grafiker engagiert sich dafür, dass wenigstens einzelne Baumindividuen natürlich wachsen und auch natürlich sterben dürfen. In der Schweiz werde das schnell zum mühsamen Politikum. Man müsse Paragrafen studieren und diplomatisch vorgehen. «Es bringt nichts, sich an den Baum zu ketten. Man muss mit den Leuten reden.» Im Gespräch argumentiert Brunner nicht laut und polternd, sondern zurückhaltend und ruhig – aber hartnäckig. Immer wieder müsse er Druck bei Behörden und Interventionen bei Baumpflegern machen, denn der Wissensstand der Baumchirurgie stecke noch in Kinderschuhen und die Dendrologie, die Lehre von den Bäumen, sei auf die Artenvielfalt fokussiert. «Das Wachstumspotenzial der Bäume ist hingegen noch kaum erforscht. Wenn man aber weiss, dass ein Walnuss-

baum 500 Jahre oder älter werden kann statt nur der bisher angenommenen 150 Jahre, kann man ihn am Leben lassen, statt ihn zu fällen oder sinnlos zu Tode zu pflegen.»

Brunner ist kein Fundamentalist. Fällungen stellt er nicht infrage, wenn die Sicherheit von Passanten oder Verkehrsteilnehmern in Siedlungsräumen und Parks durch alte Bäume eindeutig gefährdet ist. Vehement kritisiert er aber allzu schnelle Fällungsaktionen. «Der Baum kann sich ja nicht wehren, und wenn ich es nicht mache, macht es niemand – und dann ist der Baum, der Jahrhunderte gewachsen ist,

plötzlich weg.» Und mit ihm das einstige Landschaftsbild. Und ein Heer Insekten. Und viele Vögel. Und die Erinnerungen an die Geschichte des Baumes. Denn alte Bäume sind nicht nur von botanischer, sondern auch von kultureller Bedeutung: Die Schützenlinde in Stein am Rhein etwa ist eine typische Tanzlinde; neben der Gerichtslinde in Naters befand sich früher gleich noch ein Pranger; und die 660-jährige Sommerlinde im aargauischen Linn –mit über elf Metern Stammumfang der dickste erhaltene Baum der Schweiz – ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel bei Schülerreisen.

«Anpassungsfähigkeit und Beharrlichkeit imponieren mir am meisten. Ein Baum muss das Beste aus seinem Standort machen, auch wenn die Ausgangslage noch so schwierig ist.» Michel Brunner

Als Michel Brunner damals zum ersten Mal vor der Linner Linde stand, war es um ihn geschehen. «Ich war extrem beeindruckt», erinnert er sich. Der Teenager wollte wissen, ob es noch gewaltigere Bäume gäbe. Von einer «gewissen Rekordgeilheit» getrieben, schwänzte er fortan des Öfteren die Schule, um zunächst in der Schweiz, später auch in anderen Ländern Europas nach mächtigen Bäumen zu suchen. Das war nicht immer lustig. Ein Bauer hielt ihn beim abendlichen Vermessen eines Birnbaumes für einen Einbrecher und ging mit einer Holzlatte auf ihn los. Und in Deutschland wurde er verhaftet. Die übereifrigen Polizisten hielten die eingezeichneten Punkte auf seiner Karte für Häuser, die er ausrauben wolle. Die Geschichte mit den Bäumen könne er anderen auftischen. «Solche Sachen passierten mir ‹allpot›.»

Schreien vor Glück

Mit der Zeit begann Brunner, seine Recherche zu vertiefen. Er wälzte Bücher und Fachartikel, kontaktierte Förster und Stadtgärtner und platzierte Inserate. So kamen unzählige Hinweise zusammen. Als ihn die Reise dann einmal nach Niedersachsen führte, konnte er kaum glauben, was da vor ihm stand: die dickste Linde der Welt mit einem Umfang von 16,2 Metern! «Ich habe geschrien, als ich diesen Riesenbaum sah.»

Bald interessierte den jungen Mann mehr noch als Dicke und Alter die Formensprache der Bäume. Es sei wie beim Menschen: «Alte Bäume haben Charakter. Man sieht einem Baum an, was er erlebt hat. Besonders spannend sind die bäumigen Biografien in den Alpen. Dort stehen die mit Abstand grössten Bäume Europas», so Brunner. Der dickste Bergahorn, und die mit Abstand dickste Lärche, Arve und Fichte der Welt – sie alle stehen weitgehend unbeachtet in der Schweiz. Zum Beispiel der «Grossätti» im Plasselbschlund im Kanton Freiburg. Mit 7,7 Meter Stammumfang ist sie eine der mächtigsten Weisstannen Europas. Der mehrstämmige Wuchs sei eine perfekte Überlebensstrategie, erklärt Brunner die seltsame Form des Grossvaters. «Tannen sind wegen ihrer tie-

fen Pfahlwurzeln, die bis ins Grundwasser reichen, besonders anfällig für Blitzschlag. Hat die Tanne aber mehrere KandelaberÄste, lebt sie weiter, auch wenn sie mehrmals vom Blitz getroffen wird.» Die Berge sind grundsätzlich häufig ein Refugium für alte und dicke Bäume. Beeindruckend findet Brunner insbesondere einige uralte Eiben in verschiedenen Regionen des Jura. Diese können teilweise ihr 1000-JahrJubiläum feiern. Eine Anzahl von mächtigen Bergahornen trifft man auf dem Chasseral an, während über 200 Edelkastanien im Tessin einen Stammumfang von mehr als sieben Metern aufweisen.

Nicht auf dem Holzweg

In nunmehr bald 15 Jahren hat der Autodidakt über 2000 Bäume und Grosssträucher kartiert, vermessen und fotografiert, 1200 davon in der Schweiz. Daraus ist das umfassendste Inventar Europas geworden: eine Pionierarbeit für einen nachhaltigen Baumschutz, der gerade in der Schweiz nottut. Während praktisch alle Länder nationale Bauminventare führen, fehlte dieses hierzulande. Es hat bisher nur ein längst veraltetes gegeben: Oberforstinspektor Johann Coaz’ «Baum-Album der Schweiz» von 1900. Darin waren 24 bemerkenswerte Bäume porträtiert, davon acht in den Bergen. Heute, über 100 Jahre später, steht keiner mehr von ihnen. Weder die international bedeutende Weisstanne in Saint-Cergue, noch die Bergahorne in Trun und im Melchtal und auch nicht eine der letzten riesigen Buchen in Mollis. Letztere wurde wegen eines kleinen Landwegs kurzerhand weggesprengt.

Seit dem Erscheinen seines ersten Buches «Bedeutende Linden – 400 Baumriesen Deutschlands» (2007) wird Brunner immer öfter um Rat gefragt. So etwa von Gemeindevertretern in Bayern: Eine 800-jährige Linde ist umgestürzt. Nur liegen lassen, die Äste würden neue Wurzeln schlagen, lautete Brunners Ratschlag. «Heute ist die liegende Linde, die munter weiterblüht, eine Touristenattraktion», freut sich der Hüter der Bäume. In Zusammenarbeit mit Baumpflegern konnte er auch in der Schweiz einige nationale Highlights vor der Fällung bewahren, so etwa in

Vier engagierte Hüter der Bäume

l 1948 gegründet, fördert die Schweizerische Dendrologische Gesellschaft SDG den Schutz erhaltenswerter Bäume und Baumbestände.

Dendrologie heisst der Fachausdruck für Gehölz- und Baumkunde; er leitet sich ab vom griechischen «dendron» (Baum) und «logos» (Lehre).

l Die grösste Baumsammlung der Schweiz bildet das Nationale Arboretum von Aubonne oberhalb des Genfersees mit einer Fläche von ca. 200 ha, einem Holzmuseum und einer reichhaltigen dendrologischen Bibliothek.

l Seit 18 Jahren sammelt Landschaftsarchitekt Enzo Enea Bäume aus ganz Europa. Für rund 120 hat er in Rapperswil-Jona ein grünes Museum aus Rasen, Kalksteinwänden, Wasserflächen, Hecken, Beeten und viel Himmel geschaffen. «Das Baummuseum soll ein Ort der Kontemplation, zum Träumen und Nachdenken sein», sagt der 46-Jährige. «Ich will zeigen, wie viel Schönheit und Kraft in diesen alten Bäumen steckt.» Die meisten von ihnen standen einem Bauvorhaben oder einer Garten- oder Grünflächenumgestaltung im Weg – oft bei Eneas eigenen Projekten.

l «Das Geheimnis unseres Waldes» heisst der im letzten Herbst fertiggestellte Film von Heikko Böhm mit der Erzählstimme von Bruno Ganz. In diesem Film wird die Beziehung Mensch und Wald in der Schweiz eingehend dokumentiert. Unter den Hauptprotagonisten, die sich aus Förstern, Jägern und Überlebenskünstlern zusammensetzen, befindet sich auch Michel Brunner, der die Kamera-Crew zu aussergewöhnlichen Bäumen der Schweiz geführt hat.

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Lösung des Rätsels aus dem Heft 1-2012

Gesucht war: Kraftorte

Bern, Winterthur, Urigen und Appenzell. «Mit den Baumrettungen läuft es je länger desto besser. Aber ich kann nicht überall dran sein», sagt Brunner. Deshalb versucht er, Leute zu motivieren, selber etwas zu unternehmen. So sind schon Interessensgemeinschaften entstanden, etwa jene zur Rettung der Zwillingsbuchen in Gurzelen bei Thun. Und zwar mit Erfolg! Brunner will möglichst viele aussergewöhnliche Bäume als Naturdenkmäler unter Schutz stellen lassen, mindestens aber jene 200 Prachtsexemplare, die er in «Baumriesen der Schweiz» vorstellt. Das von ihm initiierte Pro-Arbore-Inventar (www.proarbore.com) soll das Instrumentarium dazu bieten, analog den Inventaren denkmalgeschützter Bauten. Man müsse alte Bäume wie ein Kulturgut, eine alte Kirche etwa, pflegen. Im Ausland werde so oft Geld gemacht, zum Nutzen aller, wie Brunner findet: «Touristen sehen einen aussergewöhnlichen Baum und der Besitzer bekommt ein kleines Zutrittsgeld, verkauft Postkarten und, wenn er einen hat, läuft sein Hofladen besser.»

Abgesehen vom finanziellen Aspekt sei ein alter Baum per se etwas Ehrwürdiges, findet Brunner. «Sie sind ein Quell der Ruhe und Besinnung und bieten Mensch und Tier Schutz und Geborgenheit, etwa bei Unwettern.» Der Mensch fühle sich automatisch geborgen unter Bäumen, sagt Brunner und stellt klar: «Ich bin kein Baumumarmer. Ich finde das etwas abstrus.» Einen Baum zu umarmen sei unnatürlich und kein kollegiales Umarmen. Es sei meist ein einseitiges Entziehen von Kraft. «Und dann trampeln die Leute auch noch auf den Wurzeln herum und reissen Äste als Souvenirs ab.»

e ntwicklungsland Schweiz

In der Schweiz sind Baummethusalems hochgradig gefährdet. Viele werden gefällt, wenn der Stamm hohl wird und deshalb vermeintlich umsturzgefährdet sind. «Das ist ein Irrglaube», sagt Brunner. «Indem der Baum Pilzbefall zulässt und innen hohl wird, entlastet sich der Baum von Gewicht. Das ist ein normaler Alterungsprozess.» Das zerfallende Holz gebe zudem

nährstoffreichen Humus für die Wurzeln ab. Untersucht Brunner Bäume, die gegen seinen Rat gefällt wurden, sieht er seine Theorien meist bestätigt. Etwa die der altersangepassten Nährstoffzufuhr. «Die Äste stellen diese mit einer Art Luftwurzel sicher. Diese Adventivwurzeln wachsen im Hohlraum nach unten», berichtet er. Früher hat man die Stammhöhlen in guter Absicht mit Beton gefüllt, im Glauben, man könne den Baum damit stützen. Doch oft ist genau das Gegenteil passiert: Der Stamm ist geborsten oder der Baum gebrochen, da er seine Elastizität verloren hat. «Wir vertrauen der Regenerationskraft alter Bäume leider oft zu wenig. Uns fehlt die Erfahrung im Umgang mit alten Bäumen.»

Auch kurios gewachsene Bäume haben in der Schweiz einen schweren Stand. Weil sie auf den ersten Blick wirtschaftlich nicht lukrativ sind, werden zum Beispiel spiralförmig gewachsene Bäume rasch gefällt. «In Schutzwäldern kann das fatal sein», warnt Brunner. Der Drehwuchs funktioniere wie eine Federung, die Bäume könnten schwereren Lasten widerstehen. Deshalb wachsen Rosengehölze wie Äpfel und Birnen oft extrem drehwüchsig. Die Drehung begünstigt zudem die Wasser- und damit die Nährstoffaufnahme, ist Brunner überzeugt. Gerade in Steilhängen, wo das Wasser rasch abfliesst, sei das entscheidend. «In Schutzwäldern ist man darauf angewiesen, dass die Bäume bei Trockenheit nicht dürr werden.»

Dem jungen Mann gehen die Gründe für den Einzelbaumschutz noch lange nicht aus, denn es eilt: «Von den 500 Millionen Bäumen in der Schweiz habe ich nur rund 200 von grosser Bedeutung gefunden», bedauert er. «Und viel mehr werden es nicht sein. Das zeigt, wie radikal gefällt wurde.» u

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Himmel

hilf !

Schon immer hat der Mensch Schutz und Hilfe gesucht bei Ahnen, Gottheiten und höheren Mächten. Diesen Platz besetzen seit Christi Geburt sogenannte Schutzpatrone – und sie werden noch heute verehrt.

Text Regine Elsener

Woher kommt es, dass auch der moderne Mensch – trotz potentester Kommunikationsmittel –an einen persönlichen Schutzengel glaubt, einen Schutzpatron um Beistand bittet oder inständig hofft, ein Projekt möge unter einem guten Stern stehen?

«Der Mensch ist hinausgeworfen ins Sein – er hat ein Bedürfnis nach Sinn und Schutz», sagt die Zürcher Psychoanalytikerin Annemarie Litschgi: «Doch Gott ist abstrakt, Schutzpatrone sind ihm viel näher – ihnen ordnete man Funktionen zu, an die der Mensch seine Ängste delegieren konnte und kann.» Und Dorothea Lüddeckens, Religionswissenschaftlerin an der Uni Zürich, meint: «Gott wurde oft in der Vergangenheit auch als Richter betrachtet, der im Gegensatz zu Jesu, Maria und den Heiligen, nie selber menschliche Nöte erlebt hat.» Zudem wurden diese Figuren mit anschaulichen biografischen Erzählungen verbunden und dienten zugleich als Vorbilder, etwa in der Nachfolge Jesu, und als konkrete und visualisierbare Helfer im Leid. «Gott hingegen», sagt Lüddeckens, «ist sehr viel schwerer oder gar nicht, bildlich und figürlich darzustellen.»

Glaube trotzt der Aufklärung

Das menschliche Bedürfnis nach einer Zuflucht scheint ungebrochen. «Das haben Karl Marx und Sigmund Freud unterschätzt», so die Psychoanalytikerin. Sowohl der deutsche Nationalökonom als auch der österreichische Begründer der Psychoanalyse lehnten Religion und Glaube ab. Immerhin erkannte Freud, «dass der Glaube an Geister und Gespenster und wiederkehrende Seelen, der so viele Anlehnungen in den Religionen findet, denen wir alle wenigstens als Kinder angehängt haben, keineswegs bei allen Gebildeten untergegangen ist, dass so viele sonst Vernünftige die Beschäftigung mit dem Spiritismus mit der Vernunft verein-

bar finden. Ja, selbst der nüchtern und ungläubig Gewordene mag mit Beschämung wahrnehmen, wie leicht er sich für einen Moment zum Geisterglauben zurückwendet, wenn Ergriffenheit und Ratlosigkeit bei ihm zusammentreffen.»

In einem Kurzfilm über die Schutzpatronin der Bergleute (siehe «Surftipps»), sagt Tunnelchef Jens Classen im Gotthard Basistunnel: «Ich glaube sehr an die Heilige Barbara, ohne sie am Portal würde es mir nicht so gut gehen, auch seelisch nicht, (…) es gibt immer noch Todesfälle im Tunnelbau – man braucht jemanden, an den man sich klammern kann.»

Wie aber entstanden Schutzpatrone und -patroninnen? «In den vorchristlichen Agrarkulturen herrschte Ahnenkult», erklärt Mike Stoll, Religionswissenschaftler und Kulturhistoriker in Basel: «Die Ahnen wurden dort begraben, wo man lebte; vereinzelt sogar unter der Bettstatt. Ein männlicher Toter unter dem Lager des Mannes, ein weiblicher Leichnam unter jenem der Frau, damit die Linie fortbestand.» Für gute Ernte, gesundes Vieh und Kinderreichtum rief man die Ahnen an, sie waren das Bindeglied zu den Göttern. Dem aufkommenden Christentum waren der Ahnen- und Götterkult jedoch ein Dorn im Auge. Und so wurden heidnische Gottheiten in die neue Religion überführt und integriert.

Aus Isis wurde Maria

Das berühmteste Beispiel dafür ist Maria, die bedeutendste Schutzpatronin im Christentum überhaupt. «Aus der ursprünglich ägyptischen Göttin Isis mit dem Horus-Knaben wurde Maria mit dem Jesus-Kind», sagt die Wissenschaftlerin Lüddeckens. «Isis galt in spätpharaonischer Zeit als die Himmelskönigin schlechthin und man sah in deren Gewandung den Himmel dargestellt, was die ägyptischen Kopten, also Christen, übernahmen», prä-

zisiert Stoll, «seither trägt auch Maria einen blauen Mantel – das Christentum brachte nicht nur Neues, sondern hat auch Bestehendes überlagert und sich einverleibt.» So geschehen auch mit dem Schutzpatron der Zimmerleute, Gärtner, Reisenden und vielen mehr, dem Heiligen Christophorus, der heute als Amulett in manchem Auto baumelt. Nach der deutschen Religionswissenschaftlerin Dorothea Baudy lässt er sich zurückführen auf die Verehrung des hundsköpfigen Sirius, des Hundssterns.

«Wenn ‹heidnische› Schutzpatrone weiterhin, also in christlicher Gestalt, verehrt wurden, spielte oft eine entscheidende Rolle, dass zwar die Funktion erhalten blieb», betont Lüddeckens, «Name und

Patrone, Heilige und Helfer

Im Gefolge von Schutzpatronen und -heiligen tauchen auch die 14 Nothelfer auf. Laut der Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens unterscheidet man zwischen ersteren nicht speziell;

l Schutzpatrone: Sie sind verstorbene historische oder überlieferte Gestalten, denen eine bestimmte Schutzfunktion gegenüber einer Krankheit, für einen Berufsstand oder eine Kirche zugetraut wird. Sie müssen nicht offiziell von der Kirche heiliggesprochen sein.

l Schutzheilige: Zu ihnen wird gebetet, über sie wird gepredigt. Bei ihnen handelt es sich grundsätzlich um verstorbene Personen – nur sie können von der Kirche heiliggesprochen werden; damit wird verhindert, dass sich ein Personenkult innerhalb der christlichen Kirche entwickelt.

l Nothelfer: Hier handelt es sich um eine Gruppe von 14 Schutzheiligen, die bei verschiedenen Krankheiten angerufen werden. Die Gruppe hat sich im Spätmittelalter herausgebildet, deren Kult als «Nothelferkult» gezielt vom Regensburger Klerus eingerichtet und unterstützt wurde.

Geschichte der betreffenden Person jedoch christianisiert wurden.» So geschehen auch bei der Heiligen Katharina, die als Patronin der Gelehrsamkeit die Funktion von Minerva /Athena übernommen hatte. Somit konnte die Kirche verbreiten, dass «ab jetzt» die «Richtigen» verehrt würden.

Verfolgung schuf Heilige

In den ersten Jahrhunderten des aufkommenden Christentums lebten fast alle Schutzpatrone und -patroninnen – historisch belegt oder zumindest den Legenden nach – im südöstlichen Mittelmeerraum, also im heutigen Nahen Osten, der Wiege der drei grossen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Diese Frauen und Männer bekannten sich zum neuen Glauben und erlitten dafür durch ihre Verfolger das klassische Martyrium: Unter Folter gewaltsam zu Tode gebracht! «Die frühen Christen selber waren aber davon überzeugt, dass das Weltenende kurz bevorstand und ihre Bewegung keinen Bestand haben würde», erläutert Religionsforscher Mike Stoll, «so oder so – angesichts des Todes dürfte es vielen somit leichter gefallen sein, öffentlich für ihren Glauben einzustehen.»

Erst in späteren Jahrhunderten wurde Schutzpatronen und -heiligen gar Vieles aufgebürdet: für Berufsgattungen, Naturkatastrophen, ja für die Unbill des Lebens an sich wurden sie zuständig. Dorothea Lüddeckens: «Im Spätmittelalter bildeten sich bestimmte Berufsgruppen, die sich in Ständen und Zünften organisierten; es entstand ein grosses Interesse an Leit- und Vorbildern, die die Werte und Bedeutung der einzelnen Berufe darstellen konnten.»

Dasselbe gilt für die Helfer bestimmter Institutionen, etwa Spitäler. Auch hier vermochten sie der betreffenden Einrichtung Identität zu verleihen: Man konnte sich in ritueller Form (Messen) an diese Schutzheiligen wenden und hatte in ihnen einen zuständigen Ansprechpartner. Schutzpatrone, die bestimmte Krankheiten verhindern sollten, weisen in ihrer Biografie oft eine Verbindung zum betreffenden Leiden auf. «So heisst es vom heiligen Rochus von

Montpellier, der von der römisch-katholischen Kirche übrigens nie offiziell heiliggesprochen wurde, er habe Pestkranken geholfen und gilt dementsprechend als deren Schutzpatron», führt Lüddckens aus; «zuweilen reichte aber auch eine Ähnlichkeit zwischen Personenname und Zuständigkeit – so ist der heilige Donatus zuständig für, respektive gegen Donner.»

Weltweit zuständig

Viele besonders beliebte Gestalten sind weltweit als Schutzpatrone erwählt worden, weil deren Verteilung oder Aneignung nie zentral organisiert wurde. Etwa der Heilige Michael, im Islam Mikail: Er ist Patron des Nil, der schwyzerischen Gemeinde Altendorf, der russischen Stadt Archangelsk, von Alghero in Sardinien und ebenso von Alexandria in Ägypten, wo eine Michaelskirche über einem Tempel Kleopatras errichtet wurde. «An der Verehrung von Schutzheiligen waren und sind zum Teil geweihte Kirchen auch aus wirtschaftlichen Gründen interessiert, denn manche Orte ziehen eine erhebliche Pilgerschar an», sagt Lüddckens.

Im Laufe der Jahrhunderte veränderten sich die gesellschaftlichen Bedingungen und damit verschob sich auch der Stellenwert der Schutzpatrone. «Ihre Relevanz in der sogenannten Volksfrömmigkeit ist überall dort geringer, wo die Frömmigkeit insgesamt abgenommen hat», fasst die Religionskennerin zusammen, «und wo auch die Bindung zwischen Kirche und Berufsverbänden, den früheren Zünften und Ständen, so nicht mehr gegeben ist.»

Aber wie auch immer: Die Sehnsucht nach Heiligen und Schutzpatronen ist bei vielen Menschen ungebrochen – und es gibt sogar immer wieder neue. In der Sendung «Stars extra» vom letzten November im Schweizer Fernsehen, befragte Sandra Studer den Sänger Michael von der Heide, warum auf seiner neuen Scheibe unter den Verdankten auch Stefanie von Monaco figuriere? «Ohne sie geht gar nichts», lächelte dieser, «sie ist mein Aberglaube …» u

Surftipp

 www.natuerlich-online.ch/surftipp

Agenda

Seminare

«Das Schicksal in eigener Hand» – Symposium – Erde Vorträge, Musik, Gespräche. 5. 2., 15 –19 Uhr Saal Restaurant Mappamondo, Länggassstr. 44, Bern druiden@gmx.ch www.druiden.at

Das Abenteuer Ehe feiern 10. 2., 18 – 22 Uhr Anmeldeschluss: 1. 2.

Der Schuss von der Kanzel Dîner surprise auf dem Rügel 9. 3., 19 Uhr

Anmeldeschluss: 29. 2.

Aus der Stille in den Tanz Meditation. Mystik. Tanz. 24. 2., 19.30 Uhr

Auskunft und Anmeldung: Tel. 062 838 00 10 www.ruegel.ch

Auf, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen 17. 2., 19 Uhr Schinznacher Trotte, Talbachweg 2, Schinznach Dorf Anmeldeschluss: 7. 2.

Auskunft und Anmeldung: Tel. 062 838 00 10 jacqueline.wolfisberg@ ref-aargau.ch www.ag-ref.ch

Kriya Yoga mit Kripanandamoyima Einführungskurse in die Meditationstechnik nach Paramahansa Yogananda Rheinfelden: 3./4. 3. Interlaken: 14./15. 4. Mannheim D: 16./17. 6.

Info: Sabine Schneider Tel. 044 350 21 89 www.kriya.ch

Infoabende zum Studium Naturgelehrte 3. und 4. 2. www.millefolium.ch

Bewegungspädagogin PSFL/ BGB und Tanztherapeutin PSFL

Einführungsseminar: 23. 2. und 24. 5., 13.30 –17.30 Uhr

Heiligberg Institut Winterthur Tel. 052 202 21 00 www.heiligberg.ch

«Selig sind, die verfolgt werden»

7. 2., 18.30 – 21 Uhr, Haus am Lindentor, Hirschengraben 7, Zürich

Info: 044 921 71 71 www.boldern.ch

Weitere Veranstaltungen finden Sie auf _ www.natuerlich-online.ch /agenda

Ayurveda

Ayurveda-Einführungs- und Schnuppertag, 11. 2.

Ganzheitlicher Ernährungsund Gesundheitsberater nach Ayurveda (Lehrgang), 23. 3. ayurQuell, Olten Tel. 076 398 86 86 www.ayurveda-kurse.ch

Wandern

Schneeschuhwandern

Mi. und Sa. ab 13 Uhr: Schneeschuh-Schnupperwanderung auf dem Flumserberg.

So.: Tages-Schneeschuhwanderung in der Region Heidiland

6. und 7. 2.: Vollmond-Schneeschuhwanderung auf dem Flumserberg.

Anmeldung bis am Vorabend unter Tel. 079 245 92 58 www.Natur-Agentur.ch

Schneeschuhtrekking 18. und 19. 2.: Zweitägiges Schneeschuh-Trekking von Davos nach Arosa.

3. und 4. 3.: Zweitägiges Schneeschuh-Trekking zum Wannenspitz/Grüsch-Danusa.

Frühzeitige Anmeldung nötig. Tel. 079 245 92 58 www.Natur-Agentur.ch

Fastenwandern im Wunderland Schweiz 10.–17. 3. Ascona TI 18.– 25. 3. Ascona TI 5.–12. 5. Andeer GR 13.– 20. 5. Andeer GR

Details und Programm 2012: www.fastenwandern.ch

Maya Hakios, Manzenweg 19 Fruthwilen, Tel. 071 664 25 29

Fasten – Wandern – Wellness in Serpiano TI 24.– 31. 3., 7.–14. 4. und 22.– 29. 4.

Ida Hofstetter, Neuhofstr. 11, Männedorf, Tel. 044 921 18 09 www.fasten-wandern-wellness.ch

Kultur

Geliebt, verstossen, gehätschelt Ausstellung zum Thema Haustiere. Nur noch bis 12. 2. Naturama, Bahnhofplatz, Aarau www.naturama.ch

Glasklar?

Die schillernde Vielfalt eines Materials. Ausstellung. Gewerbemuseum, Kirchplatz 14 Winterthur www.gewerbemuseum.ch

Zwei Hauptstädte Konzert, Ensemble NEVA, Leitung: Olga Romanovskaja Gesang: Olga Romanovskaja, Boris Kozin 3. 3., 15.30 Uhr Sonnengarten Alters- und Pflegeheim Etzelstrasse 6, Hombrechtikon www.sonnengarten.ch

«time:out» –Blaues Kreuz-Aktion 6-wöchiger persönlicher Verzicht auf ein Konsumgut. Vom 26. 2. bis 7. 4.

Infos unter: www.timeoutschweiz.ch

Haustier-Ausstellung – noch kurze Zeit im Naturama in Aarau.
Foto: Andreas Rohner, Naturama

32. Jahrgang. ISSN 2234-9103

Erscheint monatlich.

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Im März lesen Sie

Apfel der Fruchtbarkeit und der Macht

Der Granatapfel wird als Wundermittel für Gesundheit und Schönheit angepriesen. Was die Frucht wirklich kann und welche Bedeutung sie kulturgeschichtlich hat.

Pelzige Findelkinder

Im März kommen die ersten Eichhörnchen zur Welt. Verwaiste Jungtiere nimmt die Eichhörnchen-Station auf.

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Unsichtbare Hülle

Die Idee, dass unser Körper von einer wolkenartigen Hülle umgeben wird, ist alt. Doch was ist die Aura? Und wozu ist die Auratherapie gut?

l Unzerstörbarer Volks- und Aberglaube l Zweck, Nutzen und Probleme einer Patientenverfügung l Kostbares Nass: Regenwasser-Recycling l Unterwegs im Bündner Safiental

«natürlich» 3-2012 erscheint am 23. Februar 2012

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Klaus und die Schweizer

Auf den Pfaden von Niklaus von Flüe entdeckt Thomas Widmer die Aktualität der Worte des Schweizer Nationalpatrons – und eine Quelle der Spiritualität.

Im endenden November stieg ich von St. Niklausen im Kanton

Obwalden ab in den Ranft. So heisst die Schlucht, die bei Flüeli von der Grossen Melchaa ins Gelände gefräst wurde; «Ranft» kommt übrigens von «Rand». Meine Wanderung war ausgeprägt dual: Oben Sonne, unten Schatten. Oben Wärme, unten Klammheit. Oben grüne Wiesen, unten Raureif und Eis. Oben das Diesseits, unten das Jenseits. Oben die Weltlichkeit, unten die Idee einer anderen Welt. Oben der Widmer und unten der Heilige.

Ich meine natürlich Niklaus von Flüe. Seine Gestalt lässt mich seither nicht mehr los: dieser habliche Bauer, Hauptmann im Zürichkrieg, verheiratet und Vater von zehn Kindern, Besitzer eines Hauses, Ratsherr, Richter – ein angesehener Mann in seiner Gemeinde. Und dann der Biografieriss: Abgang von der Familie und Abstieg in die nahe, zehn Minuten entfernte Ranft­Schlucht. Niklaus wird Bruder Klaus. Ein Eremit, Hungerkünstler, Mystiker. Eine Attraktion. Leute, die Rat suchen, Hilfe brauchen, den Sinn suchen, pilgern zu ihm. Er ist aber kein überlegener Manager dieser Situation, sondern einer, den es fast zerreisst. Ein Leider ist er, seine Visionen sind eine Pein. Er isst nicht mehr. Elendiglich geht er 1487 nach tagelangem Wüten der Gedärme und Innereien zugrunde.

schaft jener Zeit ist ein Land im Taumel der Überlegenheit. 1477 haben die Schweizer praktisch im Alleingang die Mittelmacht Burgund ausgeschaltet samt deren Kopf, Herzog Karl dem Kühnen. Europa fürchtet die Gewalt der Schweizer Heerhaufen. Freilich zanken die Schweizer untereinander um die Kriegsbeute, sind alles andere als ein Volk von Brüdern. Selbstherrlichkeit ist ihre Krankheit. Von Klaus kommt zu dieser Situation der berühmte Kommentar «Machet den Zun nicht zu wiit». Die Eidgenossen scheinen ihn nicht gehört zu haben. 1515 ereignet sich in der Schlacht von Marignano das Desaster. Die Grossmachtambition ist nach dem Massaker vorbei; es ist der Beginn eines politischen Downsizing.

Ja, Klaus ist aktuell, und die EU­Beitrittsgegner zitieren den Zaun­Spruch gern und oft. Aber Klaus ist auch vieldeutig. Eine seiner Visionen, die «grossartigste Vision der Schweiz» überhaupt laut Biograf Pirmin Meier, handelt von der Schweiz als umzäunter Garten. Ein Brunnen in der Mitte spendet Öl, Milch, Honig. Aber die Leute rundum beachten ihn nicht, schuften unablässig, sind mürrisch und unzufrieden. Zwei Wächter verwehren allen, die in den Garten wollen, den Zutritt, wenn sie nicht zahlen können.

Oben die Weltlichkeit, unten die Idee einer anderen Welt.

Fasst dieses Gleichnis nicht perfekt das Problem der Wohlstandsinsel, die ihren Wohlstand gar nicht geniessen kann? Klingt nicht bereits jenes Bild der Schweiz als Gefängnis an, das Friedrich Dürrenmatt Jahrhunderte später aufgebracht hat? Aber es gibt auch eine andere Deutung: Wir sind ein Land, das ob der Produktion von Wohlstand etwas anderes, das es ausmacht, völlig vergessen hat: die Spiritualität, eine sprudelnde Quelle. Und auch darum ist eine Wanderung hinab zum Ranft sehr anregend. u

Warum erzähle ich von unserem Schweizer Nationalpatron und Heiligen? Weil er uns etwas zu sagen hat. Die Eidgenossen­

Thomas Widmer war bis zum Kirchenaustritt reformiert. Er ist Kolumnist («Zu Fuss») und Reporter beim «Tages-Anzeiger».

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