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natürlich Bewusst gesund leben

Baby-Boomer und Generation Alpha Was die Generationen verbindet.

Zwischen Genetik und Herkunftscode Welche Rolle spielen die Gene, welche die Herkunft?

Volksdroge Zucker Vom richtigen Umgang mit dem raffinierten Weiss.

Gemeinsame Bande von Alt und Jung

Weihnachten Ein Festmenü entlang der Milchstrasse.

Spürbar mehr Spannkraft und Festigkeit.

Hochwirksame Rezepturen für reife Haut: Regeneration Intensiv pflegt mit nährenden, zart schmelzenden Texturen. Vitaminreiche Öle und vitalisierende Heilpflanzenauszüge unterstützen die Hautelastizität. Die Haut ist den ganzen Tag versorgt. Sie fühlt sich glatt und geschmeidig an.

Wir kennen

sie nicht, sind ihnen aber nah

Wir sind Zeitgenossen. Die gemeinsame Lebenszeit verbindet uns. Wir erleben den gleichen Abschnitt der Zeitgeschichte. Wir können miteinander kommunizieren, Gefühle für einander empfinden.

Doch es gibt auch Menschen mit denen uns eigentlich sehr viel ver bindet, die bereits vor unserer Geburt verstorben sind. Und es gibt auch Menschen, die noch nicht leben, die wir vielleicht nie kennen lernen, die aber ebenso etwas mit uns verbinden wird. Ich meine damit die Generationen unserer Vorfahren, aber auch die nachkom menden Generationen. Mit ihnen teilen wir biologisch gesehen viel, obschon wir – zumindest zum Teil – diese Menschen nie kennen lernen. Und sind ihnen doch sehr nah. Diesen spannenden Zusam menhängen gehen wir in dieser Ausgabe im Schwerpunkt nach.

Doch mehr als das: Weihnachten rückt näher. Nicht für alle ist die sogenannte Heilige Zeit aber auch per se eine schöne Zeit. Theologin Barbara Zanetti geht der Frage nach, wie die heilige Zeit auch zur heilenden Zeit werden kann.

Heilige Zeit ist auch Schlemmerzeit. Wer für einmal kein Fondue Chinoise oder kein Pastetli möchte, ist gut beraten, unseren MenüTipp zu lesen. Wir bieten einen Vorschlag zum Thema Sterne. Ein kulinarischer Tripp auf der Milchstrasse sozusagen.

Doch damit das Schlemmen nicht zum Gelage ausartet, mahnen wir auch zur Besonnenheit. Etwa beim Thema Zucker. Wussten Sie, dass weisser, raffinierter Zucker erst seit wenigen Generationen überhaupt verfügbar ist? Sicher: In Massen darf auch Süsses genossen werden. Aber nicht in Massen. Eigentlich witzig, dass man diese beiden Wörter, die etwas Gegensätzliches bedeuten, genau gleich schreibt. Und wenn wir schon bei mit Mass geniessen sind, dann verweise ich auf unser Fokusthema Alkohol …

Nun wünschen wir Ihnen mit diesem Potpourri eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Und übrigens: Das Lesen von «natürlich» gehört nicht zu den Drogen, kann aber trotzdem abhängig machen.

Lesen Sie kein Blech.

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SCHWERPUNKT

8 Was können die Generationen voneinander lernen? Wir haben Menschen aus allen Generationen dazu befragt.

10 Genetik und Herkunftscode

Erbinformationen und Prägung auf dem Prüfstand.

18 Familienaufstellen

Ein Gang in die Familiengeschichte.

GESUNDHEIT

22 Volksdroge Zucker Die Kehrseite der süssen Versuchung.

KOLUMNE

48 Sabine Hurni über … … Akzeptanz.

Inhalt

FOKUSTHEMA

54 Eine Droge wie keine andere Die zwiespältige Rolle des Alkohols.

GESUND ESSEN

60 Sternenzauber Ein Weihnachtsmenü der etwas anderen Art.

HEILPFLANZEN

64 Harze

Auch Harze der Nadelbäume können heilend wirken.

NATUR UND FREIZEIT

70 Sterne in Pflanzenform Weihnachtssterne sind beliebt und vielseitig.

Service

3 Editorial / 36 Gesunder Geist / 38 Gesunder Körper / 42 Kurz gefasst / 44 hin und weg / 46 neu und gut / 50 Beratung / 53 Liebesschule / 78 Ihre Seite / 80 Rätsel / 81 Vorschau / 82 Anderswelt

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Von Baby-Boomern und Generation Alpha

Das Zusammenleben der verschiedenen Altersgruppen beschäftigt uns Menschen seit jeher. Jede Generation hat ihre eigenen Vor-, aber auch Nachteile. Unsere Jungautorin hat das Thema aufgenommen.

Bieri (17 Jahre)

Die Generationen prägen uns seit Beginn der Menschheit. Jede Generation hat ihre eigenen Probleme, Ansichten und Prägungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch viele Dinge haben wir auch gemeinsam, egal ob jung oder alt. So spielen Kinder heute noch mit Barbies, die bereits in den 1960er-Jahren auf den Markt kamen. Welche Dinge verbinden uns eigentlich mit den anderen Generationen? Sind wir am Ende doch gar nicht so verschieden?

Generationen, deren Prägungen und Meilensteine

Zwischen den Jahren 1920 bis 2020 liegen 100 Jahre und rund sechs Generationen. Die stille Generation (1920–1945), die Babyboomer (1946–1964), Generation X (1965–1979), Millennials (1980–1994), Generation Z (1994–2010) und schliesslich Generation Alpha (ab 2010). In den Jahren seit 1920 hat sich sehr vieles getan; Positives und Negatives. Meistens denken wir an die negativen Auswirkungen, da diese uns auch etwas stärker prägen.

Viele der Stillen Generation mögen sich an den Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen noch gut erinnern, auch wenn sie vielleicht nicht direkt betroffen waren. Auch neue Krankheiten und Seuchen haben sich immer wieder bemerkbar gemacht. Jede Generation hat Ausbrüche von Epidemien und Pandemien miterlebt, sei es auch nur durch die Medien. Sei es AIDS, Cholera, Corona oder Influenza, die jedes Jahr mehr oder weniger stark ausbricht.

Doch zwischen Krieg, Klimawandel und Pandemien entwickeln sich auch immer neue und positive Dinge. So hat die Medizin in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht, was auch die Lebenserwartung enorm erhöht hat. Beispielsweise wurde 1928 Antibiotikum entdeckt oder etwas später die Organtransplantation. Nebst der

Mondlandung schritt auch die Technik fort. DVD, World Wide Web und das Senden von E-Mails sind noch nicht so lange möglich. Diese Fortschritte sind enorm und wirken auf unerfahrene Menschen überfordernd.

Bessere Bedingungen, mehr Menschen

Die Lebensbedingungen für uns Menschen in der Schweiz sind sehr gut. Männer haben heute eine durchschnittliche Lebenserwartung von 82 Jahren, Frauen etwa 85 Jahre. Vor 100 Jahren sah dies noch um einiges anders aus. Die Lebenserwartung für Frauen war 49 Jahre, für Männer 44. Die Lebenserwartung hat sich also fast verdoppelt. Einerseits aufgrund der guten medizinischen Versorgung andererseits auch, weil sich Menschen mehr mit ihrer Gesundheit auseinandersetzten.

Was verbindet und was trennt?

Oft sieht man den Umgang vor allem zwischen den jüngsten und ältesten Generationen als kompliziert an. Doch wieso eigentlich? Ich vermute, dass es an Vorurteilen liegen könnte, die wohl alle Generationen haben.Oft hört man, dass die heutige Jugend verweichlicht sei und über Probleme klage, die es anno dazumal ja noch nicht gab. Und von den älteren Generationen wird gesagt, dass diese skeptisch und unverständlich gegenüber allem Unbekannten sei. Vielleicht wird einfach zu wenig über die Gemeinsamkeiten gesprochen! So haben Millennials wahrscheinlich genauso Angst vor der Zukunft, nur die Umgangsform mit dieser ist anders.

Viele Dinge haben wir die Generationen gemeinsam. So wird beispielsweise Musik der Babyboomer unter Jugendlichen wieder populär, genauso Kleidungsstile der 80er-Jahre Eventuell ist es an der Zeit, dass wir beginnen einen offenen Umgang miteinander zu haben. Wer weiss, vielleicht führen Sie bald eine Unterhaltung mit jemandem aus einer anderen Generation und bemerken die Gemeinsamkeiten!? •

Was können die Generationen voneinander lernen?

Wie ist das Zusammenleben von Menschen verschiedenen Alters? Und was können die verschiedenen Generationen vielleicht sogar voneinander lernen?

Unsere Jungautorin Nina Bieri (17 Jahre) ist dieser Frage nachgegangen und hat Menschen aus ihrem Umfeld im Alter von 11 bis 87 Jahren danach befragt.

Interviews: Nina Bieri

«Junge und alte Leute sollten sich mehr lustige Witze erzählen»

Ich habe eine gute Freundin aus Italien, die 33 Jahre älter ist als ich. Für sie male ich Zeichnungen. Ihr Freund hat sie betrogen, aber sie hat gesagt, dass manchmal Dinge zu Ende gehen müssen, damit gute neue Dinge entstehen können. Ich finde diesen Spruch sehr gut. Meine Gotte geht mit mir spazieren und hilft mir Tiere zu retten. Mit meinem Grossmuetti spiele ich immer Memory. Das finde ich super. Eine Bekannte spielt auch immer mit mir. Wenn meine Tanten mit ihren Kindern zu Besuch kommen, spiele ich gerne mit ihnen. Mit meinen Freundinnen aus der Schule, mache ich immer Witze. Ich finde, dass alte und junge Leute sich mehr lustige Witze erzählen sollten und lieb zueinander sein sollten. Ein guter Witz ist: Hat das Blümchen einen Knick, war das Bienchen wohl zu dick.

Sofia Bieri, Konolfingen (11 Jahre)

«Mir sind Menschen, die etwas älter sind als ich, oft näher»

Bei jüngeren Menschen merke ich, dass diese oft arroganter sind, als ich es damals war. Ich kenne Kinder/Jugendliche, die sehr nett und hilfsbereit sind, aber auch solche die ignorant und distanzlos sind. Viele Gleichaltrige sind nett, doch mir trotz des Alters nicht so nah wie Menschen, die etwas älter sind als ich. Diese geben häufig hilfreiche Tipps wie Lebensabschnitte, wie beispielsweise die Schule, gemeistert werden können. Ältere Generationen, die ähnliche Probleme hatten, wissen oft Wege diese zu meistern. Der Umgang mit der Generation X ist für mich am schwierigsten. Die Welt und die Technik haben sich verändert, Handys braucht man heute einfach viel. Oft kommen Aussagen, dass die heutige Generation verweichlicht sei und die Probleme nicht gerechtfertigt sind. Ich wünsche mir deshalb mehr Verständnis. Amélie Rose Townsend, Hünibach (15 Jahre)

«Der jüngeren Generation wird oft Unrecht getan»

Der Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Generationen ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Die Familien und Gemeinschaften unterstützen sich gegenseitig, was Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Meine Generation hat den Vorteil von technologischem Fortschritt und gleichzeitig von traditionellen Werten zu profitieren. Nachteile sind der Spagat zwischen Moderne und Tradition. Ja, jüngeren Generationen wird oft Unrecht getan. Der psychische Druck durch soziale Medien und Leistungserwartungen wird oft unterschätzt. Die Erfahrungen mit Menschen aus anderen Generationen empfinde ich als positiv, vor allem den Wissensaustausch und die Unterstützung durch ältere Generationen. Was ich als etwas negativ ansehe ist, dass manchmal das Verständnis für die Herausforderungen der jüngeren Generationen fehlt. Simon Zwygart, Konolfingen (36 Jahre)

«Hobbies verbinden Menschen aus verschiedenen Generationen»

Als Vater und jemand, der mit Menschen in höherem Alter Theater spielt, sehe ich einen grossen Zusammenhalt in diversen Bereichen. Hobbies, die Menschen teilen, verbinden Generationen. Genauso meine Kinder und mich. Meinungsverschiedenheiten zum Thema Erziehung sind die einzig negativen Erfahrungen mit anderen Generationen. Sonst ist es doch nur schön etwas von anderen Generationen zu lernen. Die Erkenntnis unseres direkten Einflusses auf das Klima finde ich das Prägendste. Veränderungen akzeptieren, Verständnis haben und sich unterstützen. Zusammenleben und sich weniger von anderen Generationen trennen. Jedes Alter hat seinen positiven Einfluss. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Zukunft wieder mehr Generationen in einem Wohnhaus geben wird. So können sich Familien häufiger unterstützen und viele Probleme gemeinsam lösen. Michael Scheurer, Thun (44 Jahre)

«In den Familien besteht der grösste Zusammenhalt zwischen den Generationen»

Der grösste Zusammenhalt zwischen den Generationen wird in der Familie gelebt. So unterstützen und begleiten die älteren Generationen die jüngeren. Basis für den Zusammenhalt ist das Geben und Nehmen. Ich habe meine Eltern und Grosseltern als helfend und unterstützend erlebt. Als Lehrer habe ich mein Leben lang viel Positives erleben können mit den jungen Leuten, die ich unterrichtet habe. Für die jetzigen Generationen ist es selbstverständlich, dass Frieden herrscht und es uns wirtschaftlich gut geht. Zwischen den Generationen entstehen Konflikte, wenn es sich zum Beispiel wie bei der AHV um ein Umlagerungssystem handelt. Die Frage ist also, wann gehen wir in Pension, besonders weil wir immer älter werden. Ich wünsche mir, dass jede Generation weiterdenkt als nur an die eigenen Probleme und dazu beiträgt, allgemeine Lösungen zu finden.

Jürg Barblan, Thun (70 Jahre)

«Auch Ältere sollten mit Jüngeren den Kontakt suchen»

Der Zusammenhalt zwischen den Generationen empfinde ich als eher schlecht. Viele Ältere sind isoliert, aber man muss auch was dafür tun, dass man nicht versauert. Ich glaube, dass junge Menschen es sehr schwierig haben. In dieser verrückten Welt zugange zu kommen ist auch nicht einfach. Alles muss man wissen, alles soll schnell gehen. Das ist zu viel. Ich als Bauernmädchen wollte in die Welt raus. Von zu Hause wegzugehen hat mich interessiert, etwas Neues zu erleben und entdecken. Damals war fast alles Handarbeit und heute all diese Maschinen. Es ist alles so anders. Aber man kann nicht sagen, dass es früher besser war. Es ist wahnsinnig schwierig, wem man vertrauen soll. Das finde ich besonders für junge Menschen schwierig. Wir sollten vermehrt aufeinander zugehen; auch als Ältere mit Jüngeren den Kontakt suchen.

Rosmarie Bürki, Konolfingen (87 Jahre)

Zwischen Genetik und Herkunftscode

Der Einfluss unserer Vorfahren auf unser Verhalten und Wesen ist gemäss aktuellen Genforschungen grösser, als manche vermuten würden. Die Entwicklungspsychologie spricht von mentalen Modellen, die intergenerationell weitergegeben werden. In der systemischen Arbeit ist gar von einem energetischen Herkunftscode die Rede, den es aufzulösen gilt.

Genetische Informationen beschränken sich nur auf eine Generation und werden nicht an die Nachfahren weitergegeben. Davon ging die Forschung lange Zeit aus. Mehrere Studien haben inzwischen jedoch nachgewiesen, dass epigenetische Markierungen tatsächlich an die nächsten Generationen weitervererbt werden. Forschende des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg (D) entdeckten 2017, dass nicht nur die vererbte DNA selbst, sondern auch vererbte epigenetische Instruktionen zur Regulierung der Genexpression der Nachkommen beitragen.

Im Unterschied zur Genetik, die sich mit der Erbsubstanz DNA selbst beschäftigt, liefert die Epigenetik (wörtlich: zusätzlich zur Genetik) zusätzliche codierte Informationen, die den Aktivitätszustand von Genen bestimmen. Als epigenetische Markierungen werden z. B. chemische Moleküle bezeichnet, die an der DNA selbst oder an den DNA-Bindungseiweissen hängen, und die beispielsweise dazu führen, dass ein bestimmter Abschnitt auf der DNA nicht mehr abgelesen werden kann. Alle epigenetischen Markierungen zusammen bilden das epigenetische Muster einer bestimmten DNA-Region. Wie die Erbsubstanz selbst werden vermutlich auch epigenetische Informationen an folgende Generationen vererbt. Darüber hinaus beschreiben die Erkenntnisse des Labors von Nicola Iovino die biologischen Folgen dieser vererbten epigenetischen Informationen. «Unsere Studie legt den Schluss nahe, dass wir mehr als nur Gene von unseren Eltern erben. Denn wir fanden Mechanismen, welche die Aktivität unseres Erbguts steuern und von denen wir wissen, dass sie durch unsere Umwelt und vom individuellen Lebensstil beeinflusst werden. Es ist somit durchaus denkbar, dass zumindest in einigen Fällen erworbene Umweltanpassungen über die Keimbahn auch an die Nachkommen weitergegeben werden könnten», erläutert der Studienleiter Nicola Iovino.

Muster übernehmen und weiterleben

Die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello von der Universität Bern beobachtet immer wieder, wie Menschen negative mentale Modelle intergenerationell übernehmen und weitergeben. Dazu zählen zum Beispiel das Scheidungsverhalten oder berufliche Probleme. «Solchen Menschen fehlt das Vertrauen und die Zuversicht. Sie driften häufig in die Unverbindlichkeit ab, weil sie als Kind verletzt worden sind oder als Kind eine unsichere Bindung erfahren haben.»

Die Entwicklungspsychologin und Familientherapeutin spricht dabei weniger von Prägungen, sondern vielmehr von mentalen Modellen und Mustern, die man von den Eltern oder Grosseltern übernommen hat. «Solche Modelle haben immer auch einen Einfluss auf das jetzige Verhalten eines Menschen, sei es im Umgang mit Emotionen, Herausforderungen oder beruflichen Themen.»

Der Einfluss fehlender Wärme Prägungen bzw. mentale Modelle entstehen bereits in der frühkindlichen Phase. So sind die ersten vier Jahre eines Kindes entscheidend für dessen Sprachentwicklung. «Fehlt in dieser Zeit die entsprechende Stimulation, lernt das Kind nur schwerlich sprechen», gibt Pasqualina Perrig-Chiello zu bedenken. Forschungen in den 1950er-Jahren beschäftigten sich mit der Entwicklung von Waisenhauskindern und fanden dabei heraus, dass fehlende Wärme, Zuneigung und mütterliche Berührung im Kindesalter zu Problemen in der künftigen Beziehungsentwicklung führten. «Früher ging die Forschung davon aus, dass man solche mentalen Modelle nicht durchbrechen kann und sie somit zu einer nachhaltigen Schädigung der Bindungs- und Beziehungsfähigkeit führen», erzählt Pasqualina Perrig-Chiello.

Mit Hilfe von Langzeitstudien konnte diese Annahme in der Folge stark relativiert werden. Die US-Psychologin und Resilienzforscherin Emmy Werner zeigte anhand

einer Langzeitstudie, wie ein Drittel der Kinder aus schwierigsten Familienverhältnissen aus ihrer Stichprobe sich in der Folge gut entwickelte. Dies dank der Tatsache, dass sie früh alternative Bindungen aufbauen konnten –zu Grosseltern, Tanten oder Kindergartenlehrpersonen.

Fundament für Freundschaft und Partnerschaft

Langzeitstudien der Bindungsforscher Grossmann und Grossmann von der Universität Regensdorf beleuchteten den Zusammenhang zwischen Bindungserfahrungen in der Kindheit und der Entwicklung im Erwachsenenalter. Sicher gebundene Kinder, mit positiven Erfahrungen zu ihren Bezugspersonen, entwickelten mentale Modelle, die es ihnen in der Folge ermöglichten, verlässliche, vertrauensvolle Beziehungen einzugehen. Dies im Gegensatz zu unsicher Gebundenen, die diesbezüglich erhebliche Mühe hatten. Bereits in den ersten Lebensjahren wird also das Fundament für Freundschaften, Partnerschaften und den rücksichtsvollen sozialen Umgang mit anderen gelegt. Stärke und Nachhaltigkeit von mentalen Modellen hängt gemäss der Psychologin davon ab, wie negativ diese Prägung sei. «Negative mentale Modelle wirken sich stärker aus als positive. Denn wir Menschen reagieren bei negativen Einflüssen emotional besonders verletzlich.» Positive Modelle hingegen bilden zwar eine gute Basis für die Entwicklung, sind aber keine Garantie hierfür.

Nicht nur eine Frage der Gene

Die mentalen Modelle werden gemäss Pasqualina PerrigChiello von den engsten Bezugspersonen wie Mutter und Vater übernommen. Dazu gehören auch Grosseltern, die zumeist ebenfalls eine enge Beziehung zu ihren Grosskindern haben, und ihnen Bindungsmuster und Werthaltungen weitergeben.

Aus der Forschung wisse man ferner, dass, so Pasqualina Perrig-Chiello, Wohlbefinden, Gesundheit und die Lebenserwartung nur zu rund 40 Prozent auf die genetische Ausstattung frühkindlicher Erfahrungen zurückzuführen sind. Der Rest sei auf den Lebensstil und das soziale Umfeld bezogen, in erster Linie aber auf Charakterstärken. «Wir sind kein Spielball des Schicksals. Der Mensch ist mehrheitlich selbst der Gestalter seiner Entwicklung», ist Pasqualina Perrig-Chiello überzeugt.

Selbsterkenntnis ist entscheidend

In der Praxis trifft die Entwicklungspsychologin regelmässig auf Menschen, die in der Opferrolle verharren und sich nur schwer davon lösen können oder wollen. Grundvoraussetzung für Veränderung sei die Selbsterkenntnis – sie ist entscheidend, um die Eigenanteile zu erkennen und sich von dysfunktionalen Mustern zu befreien. «Als Psychologin ist es mein Ziel, den Betroffenen zu zeigen, welches andere Verhalten ebenfalls möglich ist und dass sie nicht die Sklaven der Vergangenheit sein müssen», betont Pasqualina Perrig-Chiello. Vielmehr gelte es, vorwärtszuschauen und sich neu zu erfinden – wenn nötig mit externer Unterstützung.

Basierend auf der Positiven Psychologie geht es der Professorin um die Entwicklung von Charakterstärken auf der mentalen, emotionalen, zwischenmenschlichen und kognitiven Ebene. «Die Betroffenen können ihre eigenen Stärken wie zum Beispiel Dankbarkeit, Hoffnung, Neugier, Spiritualität, den Sinn für das Schöne oder die Vergebung erkennen und entwickeln», erklärt Pasqualina Perrig-Chiello. Besonders die Fähigkeit, zu vergeben und sich mit der Vergangenheit zu versöhnen, sei entscheidend für das Seelenheil und die Seelenruhe.

Transgenerationaler Ansatz

Von einem energetischen Herkunftscode in Zusammenhang mit Prägungen und Mustern, die Menschen von ihren Vorfahren übernommen haben, spricht Rosa Rechtsteiner, Pädagogin und Kinesiologin aus Kreuzlingen. Sie hat vor mehr als 25 Jahren eine systemische Methode entwickelt, die unter dem Namen Rosa Rechtsteiner Methode etabliert ist und seit 2002 auch gelehrt wird.

Ihr transgenerationaler Ansatz geht davon aus, dass die Menschen sich als soziale Wesen unbewusst an dem orientieren, was ihnen ihre Familie und Ahnen vorgelebt haben. «Oft übernehmen wir Werte, Ideen, Verhaltensregeln, die unsere Vorfahren über Generationen hinweg gelebt haben», sagt Rosa Rechtsteiner. Die Familie sei wie eine Frequenz, die alte Muster, Werte, Emotionen und Traumatisierungen von Generation zu Generation weiter-

gebe. Das Unterbewusstsein halte an dieser vorgegebenen und vorgelebten Struktur fest – mit Folgen für die persönliche Identität und Entwicklung eines Menschen.

«Ich darf nicht glücklich sein»

Doch der energetische Einfluss der Sippe, wie es Rosa Rechtsteiner erklärt, gehe noch weiter: Gewisse Rollen, Hierarchien, Eigenschaften und Aufgaben seien zum Teil nur für bestimmte Familienmitglieder bestimmt. Das heisst: Der älteste Sohn einer Familie übernimmt als Nachfolger seines Vaters die Sippenleitung, niemals der jüngste Sohn.

Oder gewisse Krankheiten, unter denen etwa die Mutter litt, würden unbewusst von der Tochter weitergelebt –genauso wie Lebenseinstellungen und selbstauferlegte Begrenzungen im Sinne von: Ich darf nicht glücklich sein oder ich bin nicht gut genug. «Solche Phänomene zeigen sich im Leben, wenn man zum Beispiel immer wieder an Grenzen kommt, die unüberwindbar scheinen, oder wenn man das Gefühl hat, dem eigenen Glück im Wege zu stehen.»

Nicht so frei, wie wir denken

Welche Rolle spielt dabei laut Rosa Rechtsteiner der eigene Wille? «Unser vermeintlich freier Wille ist nicht so frei, wie viele denken.» Erst durch das Auflösen von alten Mustern, Traumatisierungen könne der freie Wille wirklich gelebt werden. Rosa Rechtsteiner arbeitet mit einem

Genogramms bzw. Ahnenstammbaum – mit dem Ziel, die komplexen Strukturen der Herkunftsfamilie transparent zu machen.

Der Weg in die «Freiheit», in eine eigene Identität und Mitte, sei eine Bewusstseinsarbeit, bei der Thema für Thema behandelt werden. Nur so lasse sich der Einfluss der Sippe überwinden. «Der Mensch kommt zur Erkenntnis, dass er anders sein darf als die Sippe», erklärt Rosa Rechtsteiner. In ihrer Therapie schliesse sie stets auch die Kinder der Klientinnen und Klienten mit ein, um zu verhindern, dass Muster, Ängste oder Traumatisierungen der Vorfahren an die nächste Generation weitergegeben würden. Durch die systemische Auflösung von alten Mustern verändere sich übrigens auch etwas bei den noch lebenden Vorfahren, ist Rosa Rechtsteiner überzeugt.

www.entwicklung.psy.unibe.ch www.rosarechtsteiner.de •

Buchtipp

Familie im Gepäck

Wie Sie sich aus alten Mustern lösen und zum eigenen Leben finden, Rosa Rechtsteiner, September 2015, Patmos Verlag, 176 Seiten, EAN 9783843606868

Grosselternsein als Chance

Grosseltern können die Kindheit und somit das ganze Leben ihrer Enkel nachhaltig positiv prägen. Damit der Balanceakt zwischen Nähe und Distanz zwischen drei Generationen gelingt, braucht es Toleranz und Respekt.

Therese Krähenbühl-Müller

Es ist ein schönes Bild, wenn Enkel ihren Grosseltern freudestrahlend in die Arme fallen, wenn diese sie von der Kita oder dem Kindergarten abholen oder wenn sie ausgelassen zusammen auf dem Spielplatz herumtollen oder Enkel eifrig beim Fussballspiel von ihrer Oma und ihrem Opa angefeuert werden. Grosseltern, die Energie und Lust haben, Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen, entlasten nicht nur ihre Kinder, sondern können auch eine weitere Generation begleiten und prägen. Was in der Theorie sehr schön klingt, kann in der Praxis einige Tücken mit sich bringen. Um die gute Beziehung zwischen den Generationen zu erhalten, macht es also Sinn, die gegenseitigen Erwartungen zu klären, wenn sich Nachwuchs ankündigt.

Mittelwege finden

Nur weil man vielleicht schon pensioniert ist, somit etwas mehr Zeit hat und auch körperlich noch fit ist, heisst das nicht per se, dass man auch den Wunsch hegt, regelmässig die Enkel zu hüten. Vielleicht kann es auch sein, dass sich Menschen, die lange im Berufsleben gestanden und viel geleistet haben, sich etwas Ruhe wünschen und gerne reisen und nicht verpflichtend jede Woche die Enkel betreuen möchten. Das ist legitim und kann so kommuniziert werden.

Vielleicht sollte man sich aber bei allem Freiheitsdrang auch bewusst machen, dass man älter wird und die Enkel nur eine kurze Zeit klein sind. Sind sie gross, ist die Chance verpasst. Es gibt ja aber auch einen Mittelweg zwischen zwei Tage die Woche fix verpflichtend zu babysitten und die Enkel gar nie zu betreuen. Frühzeitiges Planen und Vereinbaren von Terminen kann Konflikten vorbeugen.

Die Enkel sind nur kurze Zeit klein. Es lohnt sich, diese Phase gemeinsam zu geniessen.

Grenzen respektieren

Nicht nur die Frage wann, sondern auch wie auf die Enkel aufgepasst wird, ist nicht immer ganz einfach. Manchmal gehen die Vorstellungen rund um Ernährung, Schlaf und Gestaltung der Tage der Kinder weit auseinander. Was bei der Grosselterngeneration als völlig normal galt, wird von den Eltern als unpassend angeschaut. Auch hier gilt es wieder, klare Abmachungen zu treffen und gerade auch auf der Seite der Grosseltern zu akzeptieren, dass Erziehung heute teilweise anders gestaltet wird.

«
Kinder brauchen nicht viel, um glücklich zu sein.
Oft reicht es einfach, ihnen Zeit und ein offenes Ohr zu schenken. »

Gemeinsame Zeit zu verbringen ist für Kinder und Grosseltern beglückend, für die Eltern entlastend.

Das Thema Grenzen und Grenzüberschreitung ist auch in diesem Fall gross und bietet Konfliktpotential. Auf beiden Seiten ist darum Rücksichtnahme und Toleranz gefordert. Es ist gerade das Privileg der Grosseltern, ab und zu eine Fünfe gerade sein zu lassen, wo Eltern konsequent sein wollen. Gegenseitiges Verständnis und Toleranz sind der Schlüssel zu einer harmonischen Beziehung. Denn sind diese nicht vorhanden, können auch die Enkel zwischen den Spannungen leiden und so macht die Hilfe nur wenig Sinn.

Weite Bandbreite der Hilfe

Vielleicht müssen es auch nicht immer fixe und ganze Tage sein, welche die Grosseltern zusammen mit ihren Enkeln verbringen. Oft gibt es Eltern schon etwas Luft, wenn jemand mit ihren Kindern für eine oder zwei Stunden im Park spazieren oder mit ihnen auf den Spielplatz geht. Manchmal reicht auch schon das Anwesendsein, etwas mit den Kindern zu spielen oder zu basteln, wenn die Eltern sogar im Haus sind. Die Bandbreite für mögliche Hilfestellungen ist weit. Gerade die jüngere Generation sollte sich bewusst machen, dass ihre Eltern nicht verpflichtet sind, die Enkel zu hüten. So wie auch Grosseltern es akzeptieren müssen, wenn ihre Kinder es bevorzugen, die Enkel lieber institutionalisiert in einer Kita oder von Tageseltern betreuen zu lassen. Denn Enkel sind wiederum nicht dazu da, die Leere der Grosseltern im Alter auszufüllen oder ihnen zu helfen Dinge

auszubügeln oder ein schlechtes Gewissen für Versäumnisse bei den eigenen Kindern auszugleichen. Jede Generation hat ihre eigene Geschichte und Herausforderungen und es gilt, neue Chancen zu nutzen und nicht dem Vergangenen nachzuhängen.

Fähigkeiten statt Geld vererben

Es ist also sinnvoll, wenn man sich als Grosseltern auch einmal überlegt, was man denn der nächsten Generation weitergeben möchte. Der amerikanische Prediger Billy Graham sagte einst zu diesem Thema: «Das grösste Vermächtnis, das jemand seinen Grosskindern weitergeben kann, sind nicht Geld oder materielle Dinge, die jemand in seinem Leben angehäuft hat, sondern das Vermächtnis von Charakter und Glauben.» Dabei soll es sicher nicht darum gehen, festgefahrene Glaubenssätze an die nächste Generation weiterzugeben. Vielmehr ist es eine Chance, kleine Menschen mit Geduld und Liebe und vielleicht auch dem Erzählen von Geschichten und gemeinsamen Erlebnissen zu prägen und ihnen eine Erinnerung für die Tage zu hinterlassen, wenn man selbst nicht mehr lebt.

Dazu kann es auch gehören, dass man den Kindern gewisse Dinge beibringt, für welche die Eltern vielleicht etwas weniger Zeit haben oder sie schlicht auch nicht beherrschen. Gerade die ältere Generation hat oft noch etwas intensiver Handarbeits- und Werkunterricht ge-

Grosseltern sollten sich überlegen, welches Vermächtnis sie ihren Enkeln hinterlassen wollen.

habt. So ist es schön, wenn Enkel einmal sagen können, dass sie das Stricken und das Verkabeln von Lampen oder das Backen von Pfannkuchen oder das Singen eines bestimmten Liedes oder ein Gedicht von ihren Grosseltern gelernt haben. Vermutlich sind diese Vermächtnisse weitaus nachhaltiger als das Hinterlassen von Geld oder Bergen an Spielsachen.

Beide Seiten profitieren

Auch bei den Unternehmungen sind es oft die kleinen Dinge, die den Grosskindern besonders gut in Erinnerung bleiben. Der gemeinsame Ausflug in den nahegelegenen Wald, wo man zusammen ein Zwergenhaus gebaut oder für Vögel Kerne verstreut hat. Vielleicht ist es auch das Picknick auf einer Decke auf dem Spielplatz oder am See, dass man zuvor liebevoll zusammen zubereitet hat, das den Kindern besonders Spass macht.

Und unter Umständen reicht es schon, an einem verregneten Tag gemeinsam im Wohnzimmer ein Haus aus Stühlen und Decken zu bauen und darin gemeinsam ein Buch zu lesen und eine warme Schokolade zu trinken. Kinder brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Oft reicht es einfach, ihnen Zeit und ein offenes Ohr zu schenken. Grosseltern profitieren wiederum davon, dass sie fit und geistig flexibel bleiben, wenn sie immer wieder dazu aufgefordert werden, sich auf neue Situationen einzulassen. •

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Wenn die Familiengeschichte zum Albtraum wird

Das Familienstellen ist eine Therapieform, die dabei helfen soll, familiäre Konflikte und ungesunde Beziehungsmuster aufzudecken und zu lösen. Doch wie funktioniert diese Methode, wie wirksam ist sie, und worauf sollte man achten?

Bernetta, Illustration: Sonja Berger

Lea möchte ihr gut erhaltenes Motorboot verkaufen. Trotz aller Vorteile findet sich jedoch kein Käufer. In ihrer Unsicherheit fragt sie sich, warum es so schwer ist, das Boot, das einst ihren Eltern gehörte, zu veräussern. Um die Hintergründe zu verstehen, nimmt sie an einem Familienstellen-Seminar teil. Dort macht sie eine überraschende Entdeckung: Unbewusst möchte sie das Motorboot niemanden zumuten, da sie es mit einem tragischen Ereignis in ihrer Familie verbindet – dem Tod ihres Bruders, der während eines Bootsausflugs über Bord fiel und ertrank.

Stellvertreter*innen sollen es richten

Das Familienstellen, auch bekannt als Familienaufstellung, beschäftigt sich meist mit belastenden Themen in Familie und Partnerschaft. Dazu zählen negative Beziehungsmuster, aufgeladene Gefühle wie Trauer – wie sie Lea empfindet – oder auch Antriebslosigkeit. Zu Beginn einer Aufstellung wählt die betroffene Person, in diesem Fall Lea, Stellvertreter*innen für ihre Familienmitglieder oder andere bedeutende Personen aus ihrem Leben aus. Diese Stellvertreter*innen positioniert sie dann intuitiv im Raum (siehe Box «Ablauf einer Familienaufstellung»). Eine Person könnte beispielsweise den Vater darstellen, eine andere den Bruder. Dabei müssen sich die Teilnehmenden nicht persönlich kennen.

« Wie

die

Stellvertreter*innen

aufgestellt werden, liefert oft wertvolle

Einblicke in die familiäre Struktur. »

«Die Art und Weise, wie die Stellvertreter*innen aufgestellt werden, liefert oft wertvolle Einblicke in die familiäre Struktur», erklärt die österreichische Psychologin und Autorin Sabine Viktoria Schneider. Ein Therapeut oder eine Therapeutin leitet die Aufstellung, verfolgt Bewegungen, Spannungen und emotionalen Reaktionen der Teilnehmenden und greift gezielt ein, um die Auslöser erkennbar zu machen und Blockaden zu lösen. Durch diesen Prozess kann Lea nicht nur ihre Trauer besser verstehen, sondern auch Wege finden, sich von der belastenden Verbindung zum Motorboot zu lösen.

Methoden der Familienaufstellung

Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Methoden der Familienaufstellung entwickelt:

• Klassische Familienaufstellung: Diese Methode basiert auf Bert Hellingers Theorie der «Ordnungen der Liebe». Sie geht davon aus, dass unbewusste Ordnungen innerhalb des Familiensystems das individuelle Wohlbefinden beeinflussen.

• Systemische Strukturaufstellungen: Entwickelt von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd, konzentriert sich diese Methode besonders auf die Problemlösung. Sie basiert auf der systemischen Therapie und konstruktivistischen Ansätzen (siehe Box Theoretische Grundlagen und -prinzipen).

• Einzelaufstellungen mit Figuren: Anstelle von Stellvertreter*innen werden hier Figuren oder Symbole verwendet. Diese Methode eignet sich für Menschen, die sich in Gruppen unwohl fühlen.

• Online-Aufstellungen: In den letzten Jahren hat sich die virtuelle Durchführung von Aufstellungen etabliert, wobei Stellvertreter*innen digital oder symbolisch eingesetzt werden.

Theoretische Grundlagen und -prinzipien

Familienaufstellungen basieren auf vier zentralen Konzepten:

1. Systemische Therapie: Das Individuum wird als Teil eines grösseren Systems (der Familie) betrachtet. Die Abläufe innerhalb dieses Systems beeinflussen das persönliche Erleben und Verhalten stark.

2. Phänomenologie: Der Fokus liegt auf der subjektiven Wahrnehmung im Moment. Es geht darum, dass sich die familiären Abläufe im Prozess «zeigen», ohne auf kausale Erklärungen angewiesen zu sein.

3. Konstruktivismus: Jeder Mensch konstruiert seine eigene Wirklichkeit. Diese oft unbewussten Konstruktionen werden durch die Aufstellung erkennbar und können verändert werden.

4. Psychodynamische Ansätze: Hierbei spielen die Übernahme von Gefühlen und Schicksalen von Vorfahren sowie von Konzepten wie Projektion und Übertragung eine zentrale Rolle. Ein fundiertes Wissen der Aufstellungsleitenden über psychodynamische Prozesse ist entscheidend.

Mehr als eine Analyse

Das Familienstellen basiert auf den Konzepten des Psychodramas, das vom österreichischen Arzt Jakob Levy Moreno (1889–1974) entwickelt wurde. In dieser Form der Therapie stellen Betroffene ihre Probleme mithilfe von anderen Teilnehmenden auf einer Art Bühne dar, ähnlich einem Theaterstück. Der deutsche Familientherapeut und Autor Bert Hellinger (1925–2019), einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Verfechter des Familienstellens, griff diese Ideen auf und entwickelte daraus eine eigenständige Methode der systemischen Therapie (siehe Box «Theoretische Grundlagen und -prinzipien»). Die Aufstellungen können sowohl in Gruppen als auch in Einzeltherapien durchgeführt werden. Oft werden dabei Figuren oder sogenannte Bodenanker verwendet, um die beteiligten Personen und deren Beziehungen dazustellen (siehe Box «Methoden der Familienaufstellung»).

Laut der Zürcher Psychologin und Psychotherapeutin Nathalie Jung dient das Familienstellen nicht nur der Analyse problematischer Familienbeziehungen, sondern ermöglicht auch emotionale und psychische Veränderungen. «Aufstellungen können alte Traumata und unbewusste Verhaltensmuster aufdecken, die das Leben und die Beziehungen eines Menschen belasten», erklärt sie. «Eine professionell begleitete Aufstellung kann dabei helfen, sich von generationenübergreifenden Belastungen zu lösen und eine neue, gesünderen Balance in familiären Beziehungen zu finden.» Laut Sabine Viktoria Schneider kann diese Methode jedoch nur dann wirksam sein, wenn die Teilnehmenden bereit sind, sich auf den intensiven und emotionalen Prozess einzulassen.

Wirksamkeit ist umstritten

«Während einige Therapeut*innen sowie Klient*innen die Methode als tiefgehend und hilfreich empfinden, wird sie von Teilen der Wissenschaft als nicht ausreichend fundiert angesehen», sagt Nathalie Jung. «Es gibt einige Studien, die auf die positiven Effekte des Familienstellens hinweisen, insbesondere im Hinblick auf das subjektive Wohlbefinden der Teilnehmenden. Allerdings fehlen gross angelegte, kontrollierte Studien, die eine eindeutige Aussage zur langfristigen Wirksamkeit der Methode zulassen.»

Kritiker*innen bemängeln nicht nur die die fehlende wissenschaftliche Grundlage, sondern warnen auch vor möglichen Risiken bei unprofessioneller Durchführung. Laut Schneider hängt der Erfolg einer Aufstellung stark von der Qualifikation und Kompetenz des Leiters oder der Leiterin ab. «Empathie, Erfahrung und Sensibilität sind entscheidend, um die oft emotional aufwühlenden Themen sicher zu begleiten.» Sie betont, dass Familienaufstellungen nur von Fachleuten mit fundierter psychologischer Ausbildung durchgeführt werden sollten. «Eine unprofessionelle Leitung kann mehr Schaden als Nutzen anrichten», warnt sie.

Grenzen der Methode

Ein weiterer Punkt, der immer wieder Diskussionen auslöst, ist die fehlende Nachbetreuung. Viele Anbietende begleiten die Teilnehmenden zwar während der Familienaufstellung professionell, lassen sie jedoch anschliessend mit den aufwühlenden Ergebnissen allein. «Die emotionalen Erkenntnisse aus einer Aufstellung können sehr intensiv sein und benötigen fachkundige Nachbetreuung», weiss Schneider aus Erfah-

« Eine sorgfältige Abklärung im Vorfeld ist notwendig, um die Risiken zu minimieren. »

rung. Zudem hat die Methode klare Grenzen. «Bei schweren psychischen Störungen oder tiefgreifenden Traumata sollte Familienstellen nur ergänzend zu einer klassischen Psychotherapie angewendet werden», betont Nathalie Jung. Zudem ist diese Art emotionaler Arbeit nicht für alle geeignet, weshalb eine sorgfältige Abklärung im Vorfeld notwendig ist, um die Risiken zu minimieren.

Der Erfolg einer Familienaufstellung hängt von verschiedenen Faktoren ab: der passenden Methode, dem geeigneten Setting, der Kompetenz und Empathie der Aufstellungsleitung sowie der Bereitschaft der Klient*innen, sich vollständig auf den Prozess einzulassen. Letztlich bleibt die entscheidende Frage: Ist man wirklich bereit, sich den verborgenen Konflikten seiner Familiengeschichte zu stellen? •

Volksdroge Zucker

Ein Zuviel an Zucker bringt den Stoffwechsel so sehr durcheinander, dass Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes entstehen können. Die Ernährung, Bewegung und einige Nahrungsergänzungsmittel können den Blutzucker positiv beeinflussen.

Yvonne Rossel

Der weisse Zucker ist eine Erfindung von uns Menschen. Früher hat sich der Mensch nur von Früchten und Beeren ernährt. Zucker war ein wertvolles Gut und wurde nur von Wohlhabenden verwendet. Heute ist das anders. Die WHO empfiehlt, eine maximale Zuckermenge von 50 Gramm pro Tag. Tatsächlich konsumieren Herr und Frau Schweizer mindestens das Doppelte davon. Weltweit probieren einige Regierungen aus, mit neuen Gesetzen den zu hohen Zuckerkonsum zu senken. Zu Recht, denn Zucker verursacht viele Krankheiten und entsprechende Gesundheitskosten, die sich durch den geringeren Verzehr verhindern liessen.

Die Frage stellt sich, warum der Mensch dermassen auf den Zuckerkonsum fixiert ist. Antworten dazu findet man im Gehirn. Zucker wirkt wie eine Droge. Gelangt Zucker ins Gehirn, werden über den Botenstoff Dopamin die Belohnungszentren aktiviert und sorgen für ein angenehmes Gefühl. Je mehr Zucker konsumiert wird, desto mehr möchte das Belohnungszentrum profitieren. Es ist bekannt, dass regelmässiger Zuckerkonsum krankmachende Bakterien und Pilze nährt, die wiederum das Verlangen nach mehr Zucker auslösen. Zudem wird Zucker oft als Trost missbraucht. Emotionale Befindlichkeiten werden mit Zucker kompensiert. Dies führt einerseits zu Übergewicht, andererseits kurbelt es das Belohnungssystem noch mehr an. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen!

Wohin mit dem Zucker?

Unser Körper ist ein echtes Wunderwerk! Er hält den Blutzuckerspiegel ohne unser Zutun auf dem optimalen Wert von 4.5 mmol/lt bis 7 mmol/lt. Dies mit Hilfe der Bauchspeicheldrüse, Insulin, Glykogen und Glukagon. Steigt nach einer Mahlzeit der Zuckeranteil im Blut an, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses

«
Schlecht eingestellter Blutzucker kann langfristige Organschäden verursachen. »

entfernt die Glukose (kleinste Einheit des Zuckers) aus dem Blut und transportiert ihn zu den Muskelzellen, die den Zucker in Energie umwandeln. Was die Muskeln nicht benötigen, wird in der Leber in Form von Glykogen gespeichert. Ist der Blutzucker zu tief, mobilisiert der Körper das Hormon Glukagon, das den Speicherzucker in die aktive Form zurückverwandelt. Leider kann es zu Beeinträchtigungen dieses grossartigen Zusammenspiels kommen. Zum Beispiel durch Krankheiten wie Diabetes, Medikamenteneinflüsse oder in der Schwangerschaft. Ist der Körper nicht mehr in der Lage, genügend Glukose aus dem Blut zu entfernen, richtet der zu hohe Blutzucker beträchtliche Schäden im Körper an. Er kann kleinste Blutgefässe verstopfen, was als erstes im Auge und in der Niere auffällt. Zudem können die Nervenenden beeinträchtigt werden, was zu Taubheitsgefühlen oder Ameisenlaufen in Fingern und Füssen führen kann. Die schlimmste Folge eines unbehandelten Diabetes ist der Verschluss einer Beinarterie. Ein schlecht eingestellter Blutzucker kann zudem zu einer Demenz führen oder ein grosses Risiko für einen

Schlaganfall oder Herzinfarkt sein. Zusätzlich können Diabetiker*innen die Schmerzwahrnehmung im gesamten Körper verlieren, wodurch er ernsthafte Beschwerden möglicherweise nicht bemerkt.

Volkskrankheit Diabetes

Diabetes Mellitus kommt aus dem Griechischen und bedeutet «honigsüsser Durchfluss». Der Begriff kommt daher, dass in der Antike der erhöhte Zucker über den «süssen» Urin diagnostiziert wurde. Blutuntersuchungen gab es damals noch nicht. Heute wird Diabetes entweder diagnostiziert, wenn der Nüchternblutzucker 7 mmol/l oder höher liegt, oder durch das Trinken einer 75 g Zuckerlösung. Zwei Stunden nach der Einnahme sollte der Blutzucker nicht mehr als 11,1 mmol/l betragen.

Diabetes Mellitus Typ 1: Auch juveniler (jugendlicher) Diabetes genannt: Er bricht meist bei Kindern oder Jugendlichen aus und ist eine Autoimmunerkrankung. Körpereigene Stoffe zerstören in der Bauchspeicheldrüse die insulinproduzierenden Inselzellen. Das Insulin fehlt, um die Glukose aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Dieser lebenswichtige Stoff muss per Spritze oder Pumpe in die Haut injiziert werden. Als Tablette eingenommen, würde er verdaut werden und hätte keine Wirkung mehr im Blut. Die Symptome eines unentdeckten Diabetes sind Müdigkeit, übermässiger Durst, Infektanfälligkeit und häufiges Wasserlassen.

Diabetes Mellitus Typ 2: Früher auch Altersdiabetes genannt: Rund 80 Prozent der Diabetiker*innen sind von diesem Typ betroffen. Die Krankheit kann sich ab dem 40. Lebensjahr entwickeln. Die Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel spielen eine grosse Rolle. Insulin ist zu Beginn noch genügend vorhanden aber es entwickelt sich eine sogenannte Insulinresistenz. Vermutet wird, dass zu wenig Insulinrezeptoren an der Zelloberfläche stationiert sind und somit das Insulin nicht wirken kann. Die Bauchspeicheldrüse liefert immer mehr Insulin und kann bei fortgeschrittener Erkrankung erschöpft werden. Am Anfang liefern Medikamente, die auf den Darm, die Rezeptoren oder die Bauchspeicheldrüse wirken, Abhilfe. Zudem kann eine massive Gewichtsreduktion mit lebenslanger Diät die Krankheit im Schach behalten. Bei Misserfolg muss mit der Zeit Insulin injiziert werden. In Frühstadien der Erkrankung kommt es zu Heisshungerattacken, da zuerst zu viel Insulin ausgeschüttet wird, was den Blutzucker zu stark senkt. Dies führt noch zu mehr Übergewicht und schlussendlich zu einem übermässigen Blutzucker mit den gängigen Symptomen wie übermässigem Durst, häufigem Wasserlassen und Müdigkeit.

Diabetes mellitus Typ 3 und 4: Typ 3 ist ein sekundärer Diabetes, der durch andere Krankheiten der Bauchspeicheldrüse verursacht wird. Typ 4 ist der Schwangerschaftsdiabetes, der wie Typ 2 eine Insulinresistenz entwickelt. Er muss behandelt werden, klingt aber in der Regel nach der Entbindung wieder ab.

Der Glukose-Trick – das Geheimnis der richtigen Reihenfolge

Die französische Bestsellerautorin und Biochemikerin Jessie Inchauspé beschreibt in ihrem Buch «Der Glukose-Trick», dass auch gesunde Personen auf ihre Blutzuckerkurven achten sollen. Besonders hohe Spitzen der Blutzuckerkurve seien für sehr viele Beschwerden wie Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Migräne und Depressionen verantwortlich. Sie empfiehlt, auf weissen Zucker weitgehend zu verzichten und wenn, dann die richtige Reihenfolge der Nährstoffe einzuhalten. Das heisst, zuerst das Gemüse und eiweisslastige Speisen verzehren, danach die Kohlenhydrate und am Schluss das Dessert. Süsses sollten nie als Zwischenmahlzeit konsumiert werden, sondern immer am Ende einer Hauptmahlzeit. Die Idee ist, dass auf diese Art die Kohlenhydrate keine hohen Blutzucker-Spitzen verursachen. Die Glukose wird gemächlicher ins Blut aufgenommen, wenn die Verdauung zuerst mit Eiweissen und Fetten beschäftig ist. Das könnte auch Menschen mit Diabetes helfen, ihren Blutzuckerspiegel besser zu regulieren. Die Autorin empfiehlt zudem, sich nach jeder Mahlzeit – wenn auch nur kurz – zu bewegen. Bewegung hilft, den Blutzucker in die Muskelzellen zu schleusen. Typ-2-Diabetiker*innen erreichen mit Bewegung sogar zwei wichtige Ziele: Sie nehmen ab und verbrennen den Blutzucker aus dem Blut in den aktivierten Muskeln, die ihn als Energielieferant brauchen.

Den Blutzucker mit Nährstoffen und Pflanzen unterstützen

Der Zuckerstoffwechsel läuft rund, wenn folgende Mineralstoffe genügend zur Verfügung stehen: Zink, Magnesium, Mangan, Chrom, Selen und Vanadium. Zudem spielen die Vitamine B1, Biotin (B7), Folsäure (B9), B12, C, D3 eine bedeutende Rolle. Der Prädiabetes (Blutzuckerlage höher als normal, aber noch keinen Diabetes diagnostiziert) kann mit den Vitalstoffen Zimt, Zichorie und der spagyrischen Essenz Granatapfel positiv beeinflusst werden. Die Vitalpilze Agaricus Blazei Murill (ABM) und Maitake unterstützen den Prädiabetes ebenfalls. Homöopath*innen empfehlen je nach spezifischen Symptomen verschiedene Mittel, wie zum Beispiel Syzygium jambolanum (Jambolanapflaume), Coutarea latifolia (Copalchi-Rinde) und Podophyllum (Maiapfel).

Zucker aus der Ernährung verbannen

Der Begriff «Zuckerkrankheit» lässt vermuten, dass es dabei nur um Haushaltszucker geht. Das ist leider falsch. Es geht um Kohlenhydrate im Allgemeinen. Wer auf einen bewussteren Umgang mit Zucker achten möchte und generell all jene Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sollten folgende Nahrungsmittel reduzieren: Süsses, Brot, Teigwaren, Müesli, Mehlspeisen, Reis, Getreide, Kartoffeln, Früchtejoghurt, diverse Früchte, Fruchtsäfte, Süssgetränke. Zum Süssen eignen sich die Zuckeraustauschstoffe Xylit oder Stevia. Anstelle von Getreide kann man zur breiten Palette an Hülsenfrüch-

ten greifen. Es gibt bereits einige schmackhafte Linsenoder Kichererbsen Teigwaren auf dem Markt. Es ist möglich, die Schwelle der Süsswahrnehmung kontinuierlich zu senken, indem man Süsses weglässt, Süssgetränke und gesüsster Tee oder Kaffee meidet, beim Backen weniger Zucker verwendet und sich auf schmackhafte Gemüsezubereitungen konzentriert. Wer nach einigen Wochen wieder zu konventionellen Produkten greift, merkt, dass alles zu süss ist und dass die meisten Lebensmittel aus der Industrie völlig überzuckert sind. Sogar Fertiggerichte, Fertig-Saucen und Snacks. In der Industrie werden dem Zucker viele andere Namen gegeben, damit er nicht auffällt: Saccharose, Dextrose, Maltose oder Maltodextrin. Auch Fruchtzucker, Agavendicksaft und Kokosblütenzucker sollte man im Mass konsumieren. Diese Süssmittel erhöhen den Blutzucker zwar minim, belasten aber die Leber.

Deshalb gilt: 1. Mit selbst zubereiteten Mahlzeiten lässt sich der versteckte Zucker vermeiden. 2. Ein zuckerfreies Frühstück mit Vollkorngetreide und Früchten wirkt sich positiv auf die Tages-Zucker-Bilanz aus. 3. Süssgetränke meiden und Desserts nur zu besonderen Anlässen geniessen. 4. Als Zwischenmahlzeit höchstens eine Frucht essen. Wer das beherzigt, merkt, dass der Zucker in der Ernährung plötzlich eine Nebenrolle spielt. Die Blutzuckerkurve verläuft flach, die feinsten Blutgefässe bleiben durchlässig und das Immunsystem kann gut arbeiten. •

So weit sollte man es am Besten nicht kommen lassen: Täglich Blutzucker messen zu müssen.

Wenn man nicht auf Süsses verzichten möchte, dann empfiehlt es sich, dies in Form eines Desserts am Ende einer Speisenfolge einzunehmen. Das hilft dem Körper beim Zuckerabbau.

Heilige Zeit, heilende Zeit

Was bedeutet heilige Zeit? Und wie können wir mit ihr umgehen, damit sie zur heilenden Zeit wird? Anhand der heiligen Familie –Maria, Josef und das Jesuskind – zeigen wir, wie es in unseren Herzen Weihnachten werden kann. Wir sind im Inneren heiliger als wir meinen und es ist heilsam, dies anzuerkennen und zu leben.

Heilig – ein selten gewordenes Wort in unserer Gesellschaft, es mutet an wie aus der Mottenkiste vergangener Zeiten stammend. Einst wurde mit heilig etwas Geheimnisvolles verbunden, das Glanz und Gloria beinhaltet. Es interessierte mich, was Menschen in meinem Umfeld darunter verstehen. Folgende Antworten wurden gegeben: heilig ist etwas Kostbares, Wertvolles. Es ist unantastbar. Wenn man es erfährt, macht es demütig, bringt einen ins Erstaunen. Heilig ragt aus dem Alltag hervor, es befindet sich auf einer anderen Ebene, besitzt eine grössere Dimension. Es hat mit Wundern zu tun. Man kann es nicht mit dem Verstand begreifen. Jemand meinte, heilig sei eine Art Verbindung vom Irdischen zum Himmlischen. Jemand anderes sagte, die Schöpfung sei heilig, und sie sei Lebensgrundlage von allem. Es ist alles heilig. Dagegen wird gehalten, dass heilig verteilt werde als Beschreibung und Bewertung, sieh die Heiligsprechung in der katholischen Kirche. Als ich nachfragte, ob sie selbst heilig seien, verneinten sie es alle. Sie seien zu wenig vollkommen. Und sie machten alle einen Unterschied zwischen göttlich sein von der Herkunft her und heilig sein.

Was hinter dem Wort heilig steckt

Das Wort heilig geht zurück auf Wörter im Althochdeutschen, die eigen, Eigentum bedeuten, dann auch Zauber, Glück, günstige Vorzeichen. Ebenso steckt das Wort heil dahinter mit der Bedeutung von gesund, unversehrt, gerettet. Die sprachgeschichtliche Forschung zeigt in allen germanischen Sprachen Zusammenhänge von heil mit verwandten Wörtern wie: ganz, gesund, frisch, ungeschwächt. Der Theologe und Religionsphilosoph Rudolf Otto (1869–1937) beschreibt das Heilige in seinem Klassiker der Religionswissenschaft («Das Heilige») als etwas Numinoses, etwas Religiöses, das in allen Religionen lebt, sonst wären es keine Religionen. Es macht ihr Innerstes aus, ist rational nicht erfassbar,

«
Heilig ist das, was aus dem Alltag herausragt und uns mit Staunen und Demut erfüllt.
»

wohl aber können Erfahrungen davon gemacht werden. Als Geheimnis, das Erstaunen und Sich-Wundern auslöst, als Anziehendes und Faszinierendes stellt er es dar.

Heilige Zeit

Die heilige Zeit wird – wie der heilige Raum, die heilige Handlung, das heilige Wort usw. – in den Religionen abgegrenzt von der profanen Zeit. Tabuvorschriften schützen die heilige Zeit, vor allem durch das Verbot von Arbeit, durch die sie entheiligt wird. Indigene Völker verknüpfen ihre Feste mit dem Leben der Natur, nomadisierende Herdenbesitzer*innen mit der Erstgeburt der Tiere, Ackerbäuer*innen mit Aussaat und Ernte. Dazu kommen die mit dem Lauf der Gestirne verbundenen Feste: Sommer- und Wintersonnenwende, Voll- und Neumond. Die Naturfeste gingen in den orientalisch-hellenistischen Mysterienreligionen wie im Judentum und Christentum in heilsgeschichtliche Feste über. So wurde das jüdische Passahfest aus einem Fest der Erstlinge der Herden und des Erntebeginns zu einem Fest der Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten.

Das christliche Osterfest wurde aus diesem und aus dem Fest des wiedererstandenen Vegetationsgottes oder der Frühlingssonne (Ostara) zum Fest des Gedenkens an die Auferstehung von Jesus Christus. Judentum und Christentum gestalten ein ganzes heiliges Jahr, an dessen Festen die einzelnen heilsgeschichtlichen Akte der Vergangenheit zu einer lebendigen Gegenwart werden, durch Erinnern, Feiern, Spielen und Zelebrieren. Anhand der heiligen Familie soll gezeigt werden, wie das Sich-Öffnen für und Vergegenwärtigen des Heiligen auch für uns heute heilend und heilsam werden kann.

Die heilige Familie

Im Anschluss an die Kindheitsgeschichten im Lukasund Matthäusevangelium wird in der röm.-kath. Kirche unter der heiligen Familie Jesus mit seiner Mutter Maria und seinem Vater Josef verstanden. Die Familie kann als Gefäss angesehen werden, die Seelen ermöglicht, hier auf die Erde zu kommen, einen physischen Körper anzunehmen. Offenbar war für die Seele von Jesus das Gefäss, das seine Eltern Maria und Josef bildeten, die ideale Voraussetzung, um geboren zu werden und seine Aufgabe hier auf der Welt zu verwirklichen. Von Maria berichtet die Bibel, dass in ihr das göttliche Kind, der Erlöser, Mensch werden solle. Sie soll als unverheiratete Frau ein Kind gebären. Menschlich gesprochen eine Zumutung. In der damaligen Welt Israels stellte das eine grosse Schande dar. Sie wusste, dass niemand sie verstehen und dass sie wie eine Ausgestossene behandelt würde.

Trotzdem wird ihr klar, dass dies ihr Weg ist. Gott hat ihn für sie vorgezeichnet und durch den Engel Gabriel verkünden lassen. Deshalb sagt sie Ja dazu. Maria steht so stellvertretend für Menschen, die der Stimme Gottes in ihrem Inneren lauschen, die den Plan für ihr Leben

«
Die heilige Familie zeigt uns, wie wir in uns selbst das Neue gebären und heilen können. »

In den Krippen aus Südfrankreich mit den «Santons» stehen viele Figuren, Engel, Menschen und Tiere.

erkennen und Ja sagen dazu. Weil es nichts Wichtigeres gibt als das. Egal, ob andere Menschen sie verstehen, egal, was sie dazu sagen. In der Ewigkeit wird es darauf ankommen, dass wir den Weg gegangen sind, den wir im Herzen geführt werden. Nur so wird das göttliche Leben auch in uns geboren, wird es Weihnachten in unserem Leben.

Josef ist der erste, der das neue Leben in Maria entdeckt. Er versteht es nicht und sucht einen Ausweg aus der Misere. Er will Maria nicht verurteilen, aber auch nichts mit dem neuen Leben in ihr zu tun haben. Aber Josef ist ein Mensch, der ebenfalls auf die göttliche Stimme in seinem Leben lauscht. Er vernimmt die Botschaft des Engels im Traum und – er nimmt sie ernst. Er erkennt, dass es seine Aufgabe ist, das neue Leben, das göttliche Kind, zu schützen. So nimmt er Maria zu sich und bekennt sich zu ihr und zum Kind und bewahrt sie vor dem Gerede der Leute. Später führt er, wieder auf Geheiss des Engels, Maria und das Kind nach Ägypten und bewahrt so des Kindes Leben vor dem Morden des Herodes. Josef steht für die schützenden und bewahrenden Kräfte in unserer Seele. Diese Kräfte sind wichtig. Wenn wir Ja sagen zum Weg Gottes mit uns, wenn neues göttliches Leben in uns geboren wird, dann ist dieses von mancherlei Gefahren bedroht. Bedroht vom Gerede der Nicht-Glaubenden und vom Schwert des Herodes. Menschen und auch eine Stimme in uns wollen uns ausreden, dass der Weg, den wir gehen, der Weg Gottes sei. Sie wollen uns einreden,

Die Verkündigung der Empfängnis an Maria ist ein sehr häufiges Sujet in der sakralen Kunst.

dass man nicht aus der Reihe tanzen dürfe, sondern sich so zu verhalten habe wie alle anderen auch. Es geht darum, dass wir uns, wie Josef, vor das neue Leben stellen und es schützen, es als zu uns gehörig erklären. Und dass wir uns nicht unnötig in Gefahr begeben und die Gemeinschaft mit Menschen meiden, die sich dem feindselig gegenüber verhalten und uns davon abbringen wollen. So stehen Josef und Maria vor uns, als Sinnbilder für die neue Geburt in uns. An ihnen können wir lernen, wie es in unserem Leben Weihnachten werden kann.

Das göttliche Kind – Jesus genannt, das in der Krippe liegt, erinnert uns daran, dass Gott in uns wohnt, genauso zärtlich und leicht übersehbar wie dieses Kind. Das Geheimnis dieses Kindes entdecken wir in unserem eigenen unverstellten Wesen. Es bringt neue Saiten in uns zum Klingen. Unsere tiefste Sehnsucht wird davon berührt. Das Ursprüngliche und Unverfälschte in uns will geboren werden. Das göttliche Kind ist die Quelle von Lebendigkeit und Kreativität. Es kann das verletzte Kind in uns, das übersehen, geschlagen und gekränkt worden ist, heilen. Sodass wir ganz werden können, in tiefem Frieden in uns, mit allem was ist. Darum wird das Kind in der Krippe Immanuel genannt – Gott mit uns.

Heilige Zeit – heilende Zeit

Am Beispiel der heiligen Familie wurde aufgezeigt, wie diese Gestalten einerseits damals als reale Menschen lebten. Und wie sie andererseits Symbole sind, die uns

zeigen, wer wir wirklich sind. Ihre Wesenszüge und Haltungen sind nicht nur Vergangenheit. Das Erlösungsgeschehen von damals kann Gegenwart werden, und es geschieht an uns, wenn wir uns dafür öffnen. Die Gebräuche, Riten und Zeremonien des Kirchenjahres sprechen die Tiefe unserer Seele an, anders als es Worte alleine vermögen.

Uralt und geheimnisvoll sind die Ursprünge der christlichen Feste. Sie reichen zurück bis an die Anfänge der Menschheit. Sternenkonstellationen und Planetenbilder, der Tierkreis und die vier Elemente, das Werden und Vergehen der Natur begegnen uns dabei. Sie zeigen uns Möglichkeiten auf, wie wir uns weiterentwickeln können aus unseren Verwicklungen heraus.

In den Krippen aus Südfrankreich mit den «Santons» stehen viele Figuren, Engel, Menschen und Tiere. Es gibt Metzger und Bäcker, Knechte und Mägde, Soldaten und Handwerker, Ärzte und Nonnen, Gaukler und Diebe. Sie stehen für die Welt, in der wir leben und das ist auch unsere innere Welt. Dahinein wird das göttliche Kind geboren. Es gibt dem ungeordneten Haufen der vielen verschiedenen und teils auch gegensätzlichen Figuren eine ordnende Mitte. Alle diese seltsamen Figuren werden dadurch zu kleinen Heiligen, zu «Santons». Dort, wo das Neue in unserem Leben zum Durchbruch kommt, erhält alles seinen Sinn und seine ordnende Mitte. Das Heilige bringt Heilendes mit sich für alle, die empfänglich und offen dafür sind. •

Bei akuter Bronchitis

Das pflanzliche Arzneimittel aus der Pelargonium sidoides Wurzel

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Geduld ist oft der beste Weg zur Gesundung

Winterzeit ist auch Erkältungszeit. Nicht selten erwischt es einem mit einer Bronchitis. Diese Erkrankung der oberen Atemwege kann hartnäckig sein und mehrere Wochen lang dauern. Pflanzliche Mittel helfen die Symptome zu lindern und die Krankheit abzukürzen.

Bei einer akuten Bronchitis sind – im Unterschied zur einfachen Erkältung – die Schleimhäute der unteren Atemwege entzündet. Die Entzündung erfasst dabei die tiefen Atemwege, die unterhalb des Kehlkopfs beginnen und ist die Ursache der lästigen Symptome wie Husten mit zähem Auswurf oder Halsschmerzen. Die Entzündung löst zudem eine starke Schleimbildung aus, und das wiederum führt zu einer Verengung der Bronchien, was die Atmung erschwert. In der Regel verläuft die Krankheit aber ohne Komplikationen, und nur seltenen ist eine Therapie mit verschreibungspflichtigen Medikamenten erforderlich.

In den meisten Fällen steckt hinter einer akuten Bronchitis, ähnlich wie bei einer Erkältung, eine virale Infektion mit den gängigen Erkältungsviren. Das heisst, eine Bronchitis wird am häufigsten durch Viren verursacht und verläuft bei jedem Menschen ein wenig anders. In Ausnahmefällen kann auch eine

Die

akute
zeigt,
«

Bronchitis

wie

stark

unser

Körper ist, sich selbst zu heilen. »

echte Grippe oder der Keuchhusten hinter den Symptomen stecken. Dann tritt in der Regel aber zusätzlich zu den typischen Symptomen wie Husten und Halsschmerzen auch Fieber auf.

Eine akute Bronchitis kann bis zu acht Wochen anhalten.

«

Eine akute Bronchitis

heilt oft von selbst; Geduld und Ruhe

sind die besten

Begleiter. »

Wie häufig ist eine Bronchitis?

Meist heilt eine Bronchitis von allein aus und bedarf keiner speziellen Behandlung, vorausgesetzt, die Betroffenen gönnen sich ausreichend Ruhe und haben ein wenig Geduld. Es gibt aber verschiedene bewährte pflanzliche Arzneimittel, die den Körper bei seiner Genesung zusätzlich unterstützen und einer Verschleppung des Infekts vorbeugen können

Die akute Bronchitis gehört mit zu den häufigsten Erkrankungen der Atemwege in der kalten Jahreszeit, dann können pro Woche bis zu 100 Neuerkrankungen pro 100 000 Personen auftreten. Leider ist auch eine erneute Bronchitis nach einer durchgestandenen Erkrankung nicht auszuschliessen – man kann mehrmals pro Jahr erkranken.

Wie lange dauert eine akute Bronchitis?

Eine akute Bronchitis kann bis zu acht Wochen dauern und unterteilt sich in diese drei Phasen:

Phase I: Der trockene Husten, der auch als unproduktiver Reizhusten bezeichnet wird, dauert zwei bis drei Tage an. Der Husten entsteht infolge entzündeter Atemwege mit Reizung der Hustenrezeptoren in den Bronchien, im Bereich des Kehlkopfes und des unteren Rachens. Die Rezeptoren muss man sich als kleine Fühler vorstellen. Werden sie gereizt, geben sie diese Information ans Gehirn weiter und sorgen auf diese Weise dafür, dass der Hustenreflex ausgelöst wird.

Phase II: Die darauffolgenden zwei Wochen sind geprägt von einem feuchten, produktiven Husten. Hintergrund ist die vermehrte Produktion von zähflüssigem Schleim in den Bronchien, der dann als Auswurf abgehustet wird. Das bedeutet, die zweite Phase kann bis zu 14 Tage andauern

Phase III: Der weitere Verlauf ist wieder durch das Symptom des trockenen Hustens gekennzeichnet und kann sich bis zu acht Wochen hinziehen, da unter anderem die Hustenrezeptoren noch überempfindlich und somit leichter reizbar sind.

Wichtig: Sollte sich ein hartnäckiger Husten länger als acht Wochen hinziehen, ist fachärztlicher Rat angesagt. (kel) •

Homöopathie Schweiz

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Handwerkskunst trifft auf Nachhaltigkeit

Die Adventszeit lädt zum Innehalten und zur Vorfreude ein. Während draussen die Kälte Einzug hält, schaffen viele drinnen eine behagliche Atmosphäre. Dr. Hauschka lädt mit seinen Produkten dazu ein, die Adventszeit mit allen Sinnen zu geniessen. Der Naturkosmetik-Pionier präsentiert seinen liebevoll gestalteten Adventskalender 2024 sowie eine Auswahl winterlicher Geschenksets.

Der Adventskalender von Dr. Hauschka ist viel mehr als nur ein einfacher Countdown bis Weihnachten. Er verbindet den Zauber der Vorweihnachtszeit mit einer bewussten Achtsamkeit für Mensch und Umwelt. Hinter den 24 handgenähten Säckchen aus Bio-Baumwolle verbergen sich sorgfältig ausgewählte Produkte, welche die Haut pflegen und zugleich eine Atmosphäre des Wohlbefindens schaffen. Ob das beliebte Illuminating Fluid, das der Haut einen festlichen Glanz verleiht, oder die limitierte Lavendelseife mit ihrem beruhigenden Duft –jede Überraschung steht für die Philosophie von Dr. Hauschka: reine Natur, im Einklang mit Mensch und Umwelt. Alle Produkte sind 100 % zertifizierte Naturkosmetik und werden am Unternehmensstandort in Deutschland hergestellt. Mit dem Adventskalender setzt Dr. Hauschka auf nachhaltige Materialien und hochwertige Handwerkskunst. Die Säckchen stammen von Malmo Exports, einem indischen Unternehmen,

das sich für faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktion einsetzt. So kann man den Adventskalender auch nach der Weihnachtszeit weiterverwenden und ihn Jahr für Jahr neu befüllen. Doch das ist noch nicht alles: Mit dem Kauf des Kalenders unterstützt man auch die Myna Mahila Foundation, eine Initiative, die monatlich über 10 000 Frauen in Indien mit Bildungsprojekten und Hygieneartikeln unterstützt und ihnen so zu einem selbstbestimmteren Leben verhilft.

Winterpflege mit besonderer Note

Natürlich bringt Dr. Hauschka auch in seinen Geschenksets eine besondere Note zum Ausdruck. Das «Rosen Ritual» etwa ist eine wahre Liebeserklärung an die Haut und eine Ode an die Schönheit der Rose. Mit der bewährten Kombination aus Reinigungsmilch, Gesichtstonikum und Rosen Tagescreme wird dieses Set zum Klassiker für alle, die eine reichhaltige, nährende Pflege-Routine schätzen.

Nachhaltig Freude schenken.

Für diejenigen, die sich in der kalten Jahreszeit nach einem Hauch von Wärme sehnen, bietet das Set «Lavendel Harmonie» genau das Richtige. Der wohltuende Duft von Lavendel und Sandelholz, eingefangen in einem Duschbalsam und einem Pflegeöl, hüllt den Körper in eine Atmosphäre der Geborgenheit. Abgerundet wird das Set durch eine limitierte Lavendelseife, die nur für kurze Zeit erhältlich ist und somit ein ganz besonderes Geschenk darstellt. Für alle, die kleine, aber feine Helfer für den Winter suchen, bieten die «Winter Essentials» genau das Richtige. Die Handcreme, das Lippengold und die Weihnachtsseife sind praktische und zugleich pflegende Begleiter für kalte Tage, welche die Haut sanft schützen und mit wertvollen Inhaltsstoffen versorgen.

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Dr. Hauschka verzaubert mit Pflegegeschenken und einem besonderen Adventskalender. »

Nachhaltig

Schenken

In einer Zeit, in der der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer lauter wird, bleibt Dr. Hauschka konsequent seinem Weg treu. Das winterliche Verpackungsdesign wurde mithilfe eines traditionellen Kartoffeldruck-Stempelverfahrens entworfen. Diese Technik unterstreicht die Verbindung zur Natur und erinnert an die Schönheit einfacher, handgemachter Designs. Die Verpackungen sind jedoch nicht nur optisch ansprechend, sondern auch praktisch: Sie lassen sich nach dem Auspacken weiterverwenden und eignen sich ideal, um persönliche und individuelle Geschenke liebevoll zu verpacken.

Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Zusammensetzung der Verpackungen: sie bestehen zu einem hohen Anteil aus Recyclingmaterialien. Dr. Hauschka möchte damit einen Anreiz geben, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen, und zeigt, dass Schönheit und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. •

Kreative Kunst mit Kartoffeldruck. Die wiederverwendbare Geschenkboxen von Dr. Hauschka.

Schluss mit der Selbstsabotage

Warum legen wir uns immer wieder selbst Steine in den Weg? Wer privat und im Beruf wichtige Entscheidungen und Arbeiten mit unzähligen Ausweichmanövern immer wieder vor sich her schiebt, macht sich das Leben unnötig schwer. Zum Glück lässt sich selbstsabotierendes Verhalten aufdecken und überwinden.

Markus Kellenberger

Was habe ich heute nicht schon alles gemacht – nur nicht das, was ich wirklich machen sollte. Zum Beispiel diesen Text schreiben. Aber jetzt gibt es keine Ausweichmöglichkeit mehr, die Druckerei hat schon mit der Peitsche geknallt. Sie kennen das bestimmt auch, denn jeder Mensch steht sich irgendwann einmal selbst im Weg und rackert sich lieber an Belanglosigkeiten ab, als entschieden zu tun, was wirklich nötig wäre – und am Ende des Tages steht das, dem wir den ganzen Tag verzweifelt ausgewichen sind, immer noch drohend vor uns. Systematisch untergraben wir unsere Ziele mit Ausweichmanövern, sind deswegen unzufrieden mit uns selbst – und erledigen deshalb am Arbeitsplatz lieber Nebensächlichkeiten und privat schauen wir aus lauter Frust noch einen weiteren Teil der Lieblingsserie, verdummen Zeit mit den sozialen Medien oder essen auch noch den letzten Rest der angefangenen Schokolade, statt eine Runde spazieren zu gehen. So halten wir uns selbst in einem Teufelskreis gefangen.

Bewusste und unbewusste Selbstsabotage Aber warum tun wir das überhaupt, denn wir wissen ja noch im selben Moment, in dem wir uns für eine Ausweichtätigkeit entscheiden, dass das nicht die Lösung des Problems sein kann. Selbstsabotage, ob bewusst oder unbewusst, hat viel mit alten Ängsten und Unsicherheiten zu tun. Faulheit oder Bequemlichkeit sind also nicht die Ursache, auch wenn das manchmal so scheinen mag. Einer der Hauptauslöser für Selbstsabotage ist häufig der falsche Glaubenssatz, unfähig zu sein, eine anstehende Aufgabe befriedigend lösen zu können – und deshalb weicht man ihr so lange wie nur möglich aus. Fatal daran ist, dass sich dieser Glaubenssatz mit jeder weiteren Ausweichbewegung bestätigt und es einem damit immer schwerer macht, zu tun, was getan werden muss.

Zu den häufigsten selbstsabotierenden Verhaltensweisen gehören ewiges Aufschieben, ständiges Grübeln, die Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen und übermässiger Essens-, Alkohol-, Drogen- und Medienkonsum. Oft

geschieht das in einer toxischen Mischung und zeigt sich in den immer gleichen Problemschlaufen. Einige davon – wie der nächtliche Gang zum Kühlschrank – sind uns schmerzlich bewusst, ohne dass wir genügend Kraft oder die Disziplin aufbringen, etwas daran zu ändern, andere wiederum laufen unbewusst als alte, immer wiederkehrende Muster ab, wie zum Beispiel die fixe Idee, dass immer die Umstände oder die anderen schuld daran sind, wenn wir unsere Ziele nicht erreichen.

Raus aus dem Teufelskreis

Wenn Sie in einer ruhigen Minute über ihr Leben nachdenken und feststellen, dass Sie in der Beziehung zu sich und zu anderen Menschen und auch bei der Arbeit auf die immer gleichen Probleme stossen, dann ist es an der Zeit, sich vertieft mit der Frage zu beschäftigen: welche Art von Selbstsabotage betreibe ich eigentlich –und wie viel davon?

Das Eingeständnis, immer wieder selbstsabotierenden Mustern ausgeliefert zu sein, ist der erste Schritt zur Überwindung. Jetzt braucht es nur noch den Mut und die Ausdauer, die nächsten fünf Punkte zu beherzigen und zu üben:

1. Akzeptieren Sie Unsicherheit und Misserfolg, denn Selbstsabotage ist letztlich die Angst vor dem eigenen Versagen. Wer lernt, unangenehme Gefühle wie Enttäuschung, Versagen und Ungewissheit auszuhalten, kann die Selbstsabotage verringern.

2. Erstellen Sie einen Plan, wie genau Sie ein gestecktes Ziel erreichen wollen – und halten Sie sich daran. Ein klarer und sogar schriftlich festgehaltener Plan motiviert gerade dann zum Weitermachen, wenn der innere Saboteur sich wieder bemerkbar macht. Halten Sie diese Erfolge als kleine Siege auf Ihrem Plan, in einem Protokoll oder einem Tagebuch fest.

3. Machen Sie kleine Schritte, denn zu grosse Erwartungen an sich selbst führen mit Garantie zum Scheitern und zurück in das Glaubensmuster «siehst du, ich schaffe das nicht». Ein kleines konkretes Ziel lässt sich hingegen erreichen und bereitet den Boden für den nächsten kleinen Schritt. Seien Sie in dieser Phase nicht wütend über sich, wenn nicht alles wie am Schnürchen läuft, sondern gehen Sie liebevoll streng mit sich um.

4. Holen Sie sich Unterstützung, denn zu zweit lässt sich der innere Saboteur noch besser überwinden. Das kann eine Fachperson sein, die Sie bei Ihrem Veränderungsprozess begleitet oder jemand, der mit ihnen konsequent drei Mal die Woche joggen geht.

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Das Eingeständnis, immer wieder selbstsabotierenden Mustern ausgeliefert zu sein, ist der erste Schritt zur Überwindung.

5. Reden Sie über Ihr Problem, und Sie werden feststellen: Sie sind nicht allein! Jede, jeder und jedes hat einen inneren Saboteur. Der Austausch mit anderen Menschen kann helfen, die eigenen Muster besser zu durchschauen, ausserdem können Sie Ihre Erfahrungen mit ihnen teilen. Das schafft Vertrauen – in sich selbst und in andere Menschen.

Dass Sie diesen Text nun gelesen haben, bedeutet, ich habe meinen inneren Saboteur überwunden und ihn geschrieben, wenn auch «last minute». Den nächsten, das ist mein Plan, schreibe ich vorher. Jetzt – und hier würde ich gerne ein schmunzelndes Smiley einfügen –sind Sie dran. •

Buchempfehlung

Lamiya Pitussi: «Sabotiere ich mich selbst? Wie wir wiederkehrende Problemschleifen auflösen», Verlag Gräfe und Unzer 2024 Joseph Nguyen: «Hör auf zu glauben, was du denkst – Selbstzweifel und Selbstsabotage beenden», Verlag O. W. Barth 2023

Haben Sie Fragen?

Markus Kellenberger begleitet Menschen auf der Reise ins Innere und beantwortet Ihre Fragen aus den Bereichen Leben, Liebe, Glaube und Spiritualität persönlich und ganzheitlich. m.kellenberger@weberverlag.ch

Guter Schlaf startet am Tag

Für guten Schlaf ist nicht nur eine regelmässige Schlafroutine entscheidend. Bereits tagsüber kann man einiges tun, um das nächtliche Einschlafen zu begünstigen.

Blanca Bürgisser

Wer nachts einen tiefen Schlummer will, kann dafür bereits tagsüber einiges tun. «Wichtig ist es, genügend Tageslicht zu tanken, das stabilisiert die innere Uhr», erklärt Schlafforscherin Laura Schnider vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich. Während der dunkleren Jahreszeit kann allenfalls künstliches Licht als Teil einer gezielten Lichttherapie eine Unterstützung sein. Aber auch Bewegung ist unerlässlich für gesunden Schlaf. Körperliche Aktivität macht uns müde und verbessert so die Schlafqualität. Auch regelmässige Essenszeiten tragen dazu bei, einen stabilen Rhythmus zu fördern. Zudem sollte man abends eher leichtere Mahlzeiten geniessen und zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen fertig gegessen haben. So verhindert man, dass das Einschlafen von der Verdauungstätigkeit gestört wird. Auch auf stimulierende Getränke wie Alkohol oder Kaffee sollte man in dieser Zeit verzichten.

Wirksame Schlafroutine

Entscheidender Bestandteil einer wirksamen Einschlafroutine ist der regelmässige Zeitpunkt des Zubettgehens, betont Laura Schnider. Denn diese Routine hilft dabei den Körper an einen festen Rhythmus zu gewöhnen. Reduziertes Bildschirmlicht und ein kühles, dunkles Schlafzimmer unterstützen den Schlaf zusätzlich. Anstatt auf dem Handy zu Scrollen, kann man ein Buch lesen oder ein Kreuzworträtsel lösen. «Auch kleine Rituale wie eine Wärmeflasche für die Füsse oder eine kurze Meditation können die Entspannung fördern», erklärt Laura Schnider.

Wenn man nachts trotz allem wach im Bett liegt, sollte man versuchen, möglichst ruhig zu bleiben und nicht auf die Uhr zu schauen. Zudem kann es helfen einige Atemübungen zu machen, erläutert die Schlafforscherin. Aufstehen, das Schlafzimmer verlassen, ein paar Schritte gehen, hilft nicht nur zur Ruhe zu kommen, so

wird das Schlafzimmer auch weniger mit dem Wachliegen assoziiert. Bleiben die Schlafprobleme über längere Zeit bestehen, sollte man eine ärztliche Fachperson aufsuchen, um die Ursache abzuklären.

Dem eigenen Schlafverhalten auf der Spur

Die Menschen lassen sich, je nachdem wie die innere Uhr tickt, in zwei Schlaftypen unterteilen: die Frühaufsteher*innen und Nachtmenschen. Viele Personen sind aber auch eine Mischung der beiden Typen. Die ideale Schlafenszeit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Schlaftyp ab. Tatsache ist aber, dass man während den ersten Stunden des Schlafes den meisten Tiefschlaf hat, erklärt die Schlafforscherin.

Wer mehr über seinen Schlaftyp und sein Schlafverhalten erfahren möchte, für den können Schlafmessgeräte wie Uhren oder Fingerringe eine Option sein. Dadurch kann man eigene Muster erkennen, welche die Schlafqualität beeinflussen. Trotzdem sollte man diese Daten nicht als absolute Wahrheit, sondern lediglich als Orientierung sehen, mahnt Laura Schnider. Schliesslich ist für eine korrekte Messung der Schlafphasen eine Hirnstrommessung notwendig.

Herausforderung für den Schlaf

Eine besonders anstrengende Zeit für unseren Schlafrhythmus ist nach der Zeitumstellung. «Das Umstellen der Uhren kann den biologischen Rhythmus beeinträchtigen, ähnlich wie ein leichter Jetlag. Denn der Körper muss sich erst wieder an die veränderten Zeiten anpassen», erklärt Laura Schnider. Im Frühling führt der Wechsel zur Sommerzeit dazu, dass man in der Nacht der Umstellung eine Stunde Schlaf verliert und danach etwa eine Stunde vorverschoben ins Bett geht, also zum Beispiel um 21 anstatt 22 Uhr. Das kann das

« Körperliche Aktivität kann die Schlafqualität verbessern »

Einschlafen und Aufstehen erschweren. Die Zeitumstellung im Herbst empfinden viele Menschen als einfacher. Denn dadurch, dass wir bei gleichbleibender Schlafenszeit eigentlich eine Stunde in «Verzug» sind, ist man um die gewohnte Bettzeit schon müde.

Um die Zeitumstellung besser zu verkraften, empfiehlt die Schlafforscherin, bewusst den Tag mit viel Tageslicht zu beginnen. Viel natürliches Licht am Morgen und tagsüber stabilisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus und erleichtert die Anpassung an die neue Zeit. •

Laura Schnider ist Doktorandin am Institut für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Zürich und forscht zum Thema Verbesserung des Tiefschlafs.

Das Foto wurde aufgenommen im Schlaflabor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Zürich. Es zeigt die Vorbereitung auf eine Studiennacht im Schlaflabor. Mit dem Netz aus Elektroden wird zu Forschungszwecken während der Nacht eine Hirnstrommessung (EEG) registriert, welche benötigt wird, um die genaue Zusammensetzung des Schlafes abzubilden.

Trockene Haut? Ausschlag? Juckreiz?

OMIDA® Cardiospermum-N Salbe bei trockenen, juckenden Hautausschlägen sowie akuten und chronischen Entzündungen.

Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. Schwabe Pharma AG, Küssnacht am Rigi

Die Heilung kommt von Herzen

Für Allergiker ist die Ballonrebe oder Cardiospermum, wie ihr lateinischer Name lautet, eine wichtige Heilpflanze. Sie besitzt eine entzündungshemmende, kortisonähnliche Wirkung, jedoch ganz ohne Nebenwirkungen. Man bezeichnet sie deshalb gerne auch als Kortison der Homöopathie.

Die stark wuchernde, krautige Schlingpflanze wächst in tropischen Gegenden und war den alten Heilkundigen Europas nicht bekannt. Wahrscheinlich fand sie im Mittelalter als Zierpflanze den Weg zu uns. Die älteste Beschreibung findet sich im «New Kreüterbuch» von Leonhard Fuchs aus dem Jahre 1543. Zwar kannte er ihre medizinischen Eigenschaften nicht, meinte aber, dass er dieses schöne Gewächs aufführen müsse, damit die anderen Menschen Grund hätten, über ihre Wirkungsweise nachzudenken. Die Ballonrebe ist eine einjährige kletternde Schlingpflanze, die sich bis zu zwei Meter in die Höhe ranken kann. Sie blüht je nach Standort zu unterschiedlichen Zeiten. Die aus den kleinen, weissen Blüten wachsenden Früchte sind nahezu runde, ballonförmig aufgeblasene Kapseln, welche die charakteristischen Samen enthalten. Ihren Namen erhielt die Pflanze 1753 vom Botaniker Carl von Linné. Den Gattungsnamen Cardiospermum, was «Herzsame» bedeutet, verdankt die Pflanze den erbsengrossen, dunkelbraunen Samen, die einen herzförmigen, weissen Fleck aufweisen.

Wohltuend bei Hauterkrankungen

Da die Ballonrebe reich an Flavanoiden, Phytosterolen und Saponinen ist, finden Samen und Wurzeln wertvollen Einsatz in der Medizin. Herzsamen besitzen eine kortisonähnliche Wirkung, die sich insbesondere die

Homöopathie zu Nutze macht. In die Homöopathie eingeführt wurde die Ballonrebe durch Willmar Schwabe, der 1956 die ersten Cardiospermum-Exemplare aus dem damaligen Belgisch-Kongo nach Deutschland brachte und dort anpflanzte. Die Heilpflanze wirkt entzündungshemmend und Juckreiz stillend auf Haut und Schleimhaut. Die Wirksamkeit der Ballonrebe bei Juckreiz und Ekzemen wurde in zahlreichen klinischen Studien bewiesen. Ob bei chronischen Hautveränderungen wie Neurodermitis oder Psoriasis, sie hilft auch bei allergischen Reaktionen oder Entzündungen, die beispielsweise durch Medikamente oder chemische Reize verursacht worden sind. Zudem wirkt sie feuchtigkeitsspendend und heilt schmerzende Risse, die bei trockener Haut auftreten können. Auch bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen oder Verdauungs- und Atemwegsbeschwerden findet die Ballonrebe in der afrikanischen traditionellen Kräuterheilkunde Verwendung.

Hierzulande gelten Herzsamen als Unterstützung und Alternative zur Kortisontherapie, die mit vielen Nebenwirkungen behaftet ist. Als Arzneimittel wird die Ballonrebe häufig als Salbe oder Creme angeboten und zur Unterstützung in der kortisonintensiven Dermatologie eingesetzt. Sie kann auch als Tee oder homöopathische Urtinktur eingenommen werden. (kel) •

Kurz gefasst

TIERE

Millionen von Vögeln über Europa und Zentralasien

BirdLife hat am Wochenende im ganzen Land die einzigartige Citizen Science Aktion EuroBirdwatch durchgeführt. Organisiert durch das Netzwerk von BirdLife International fand die Zählung zudem in weiteren 34 Ländern, von Belgien bis Usbekistan und Schweden bis Malta statt. BirdLife Schweiz hat mit seinem Netzwerk über 3000 Interessierte in allen Regionen des Landes begrüsst, gemeinsam Vögel gezählt und dabei unzählige Fragen zum Phänomen des Vogelzugs beantworten können. Seit über 30 Jahren veranstaltet BirdLife den EuroBirdwatch und weckt mit der Aktion das Interesse an der Vogelwelt. Im ganzen Land finden Interessierte Beobachtungsstände, wo die Mitglieder lokaler BirdLife-Sektionen Einblick in die Vogelwelt vermitteln. So können viele Fragen beantwortet und Neugierde an der Natur geweckt werden. Davon profitierten an diesem Wochenende wieder rund 3000 Menschen an 53 Ständen in allen Regionen des Landes. Gemeinsam zählten sie über 93 000 Vögel: die drei häufigsten Arten waren heuer der Buchfink mit über 30 000 Individuen, über 13 000 Stare und rund 11 000 Mehlschwalben. Zusammen mit den Partnern in Europa und Zentralasien wurden an diesem Wochenende von über 24 000 Teilnehmenden rund 3,5 Mio. Vögel auf dem Zug gemeldet. ska

GESUNDHEIT

Reparatur mit Genschere kann zu neuen Gendefekten führen

Unter bestimmten Umständen kann die gezielte Korrektur fehlerhafter Abschnitte im Erbgut neue Gendefekte auslösen. Dies berichtete ein Team der Universität Zürich (UZH) im Fall der seltenen Erbkrankheit der chronischen Granulomatose. Diese betreffe etwa einen von 120 000 Menschen, teilte die Universität Zürich am Mittwoch mit. Die Krankheit beeinträchtigt das Immunsystem und macht Betroffene anfällig für schwere und lebensbedrohliche Krankheiten. In der DNA-Sequenz eines Gens fehlen zwei Buchstaben, wodurch ein Enzymkomplex nicht hergestellt wird, der eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Bakterien und Schimmelpilzen spielt. Im Experiment an einer Zellkultur von Immunzellen mit den gleichen Defekten wie Menschen ist es den Forschenden gelungen, mit Hilfe des CRISPR-Systems die fehlenden Buchstaben an der richtigen Stelle in das Gen einzufügen. Allerdings fehlten ganze Abschnitte des Chromosoms, in dem die Reparatur stattfand, wie die UZH schrieb. ska

BIENEN

Schweizer Honigernte bleibt unter dem Durchschnitt

Die Gesamthonigernte in der Schweiz liegt mit rund 16 kg pro Bienenvolk unter dem langjährigen Durchschnitt. Dies geht aus der neusten Umfrage der Branchenorganisation apisuisse hervor. Sowohl der Frühling als auch der Sommer stellte die Imkerschaft vor Herausforderungen. Ein milder März und eine sommerliche erste Aprilhälfte weckten bei den Schweizer und Liechtensteiner Imkerinnen und Imker Hoffnung auf eine reiche Honigernte. Die warmen Temperaturen liessen die Vegetation förmlich explodieren: Obst-, Löwenzahn- und Rapsblüten boten den Bienen anfänglich eine reiche Nektarquelle. Doch ein Wintereinbruch in der zweiten Aprilhälfte verhinderte weitere Sammelflüge: Die Bienen blieben in ihrem Stock und zehrten von ihren Vorräten. Auch der Mai war trüb, was den Bienenflug weiter einschränkte. Das widerspiegelt sich auch in der Ernte des Frühjahreshonigs: Im Schnitt wurde in der Schweiz und in Liechtenstein nur 5,1 kg Frühlingshonig pro Bienenvolk geerntet (Vorjahr 5,9 kg). Zum Vergleich: Im guten Honigjahr 2020 konnten die Imkerinnen und Imker rund 11,2 kg Frühlingshonig ernten. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 7,4 kg. ska

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TIERE

Ein Chip bringt die Katze nach Hause

Mehr als 10 000 Katzen werden jedes Jahr als vermisst gemeldet. Oft folgt darauf ein monatelanger Aufenthalt im Tierheim. Das muss nicht sein: Die Halterin resp. der Halter einer gechippten und registrierten Katze kann umgehend kontaktiert werden, die Katze ist bald wieder zu Hause. Zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK) lanciert die Identitas AG auch dieses Jahr im Herbst eine Aktion für das vergünstigte Chippen bei den Schweizer Kleintierärztinnen und -ärzten. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist rechtzeitig einen Termin bei Ihrer Haustierpraxis zu vereinbaren. Das Chippen einer Katze erfolgt rasch und praktisch schmerzlos. Der Chip wird danach auf der Datenbank Anis registriert. Tierärztinnen und Tierärzte, aber auch Tierheime und weitere Institutionen haben darauf Zugriff. Zudem können Katzenhaltende auf der Amici-App den Verlust oder das Auffinden einer gechippten Katze unkompliziert melden. ska

hin & weg

Yoga-, Reinigungs- & Wanderferien

Casa Santo Stefano – Auch 2025 mit zahlreichen Yoga-Retreats, -Wochenenden und inspirierenden Workshops.

28.2. – 02.3. Yoga Weekend

02.3. – 06.3. Yoga Retreat im Tessin

06.3. – 09.3. Yoga Frühlingserwachen

09.3. – 15.3. Yogaferien & Reinigungswoche

15.3. – 21.3. Yoga & Wanderferien

21.3. – 23.3 Yoga Weekend

06.4. – 11.4. Yoga-Frühlingsferien

13.4. – 17.4. Yogawoche im Tessin

17.4. – 21.4. Oster Yogaflow

21.4. – 26.4. Yogaferien im Tessin

Casa Santo Stefano, Miglieglia 091 609 19 35 | casa-santo-stefano.ch

Family Days – Spass für die ganze Familie über Weihnachten/Neujahr!

Das Angebot:

• Kinderführung «Snack dich fit – mit Spass und Pfiff!»: Nachhaltigkeit und gesunde Snacks für Kinder ab 6 Jahren und deren Familien.

• Eintritt CHF 36.– statt CHF 45.–/Familie.

• Interaktive Ausstellungen

• Indoor-Parcours für Testfahrten mit E-Fahrzeugen

• Wettbewerb

Stiftung Umwelt Arena Schweiz Tel. 056 418 13 00, www.umweltarena.ch/ aktuelles/family-days-winter-2025-2026/

KURS

Atemtechnik nach Buteyko

21. März und 25. April 2025 mit Camilla Ryffel

Die Buteyko-Methode hilft auf natürliche Weise bei Asthma, akuter und chronischer Hyperventilation und anderen Atemproblemen. Entwickelt wurde sie vom russischen Arzt Dr. Buteyko. Die Lehre basiert auf der Erkenntnis, dass Atemprobleme meistens durch Überatmung entstehen, was zu gesundheitlichen Problemen führt. In diesem Kurs lernen Interessierte einfache Atemübungen, welche im Alltag gut einsetzbar sind. Fachschule LIKA, Stilli b. Brugg, 056 441 87 38, lika.ch

GESUNDHEIT

Arzneimittelüberprüfung 2024 –Einsparungen von 90 Millionen

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat im Rahmen der dreijährlichen Überprüfung für das Jahr 2024 die Preise von knapp 300 Arzneimitteln um durchschnittlich zwölf Prozent gesenkt. Gemäss einer Mitteilung werden aufgrund dieser Überprüfung Einsparungen von mindestens 90 Millionen Franken erwartet, die zu den 165 Millionen Franken Einsparungen aus dem vergangenen Jahr dazukommen. Das BAG prüft jedes Jahr bei einem Drittel der Arzneimittel der Spezialitätenliste, ob sie wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind. Diese Kriterien müssen für jedes Arzneimittel erfüllt sein, damit es von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen wird. Überprüft werden entsprechend auch die Preise der Arzneimittel. Die Arzneimittel der Spezialitätenliste wurden vom BAG in drei gleich grosse Einheiten aufgeteilt. Jedes Jahr wird eine Einheit überprüft und nach drei Jahren ist ein Überprüfungszyklus abgeschlossen. Die im Jahr 2024 überprüften Arzneimittel werden beispielsweise zur Behandlung von Hauterkrankungen sowie Krankheiten des Nervensystems und des Blutes eingesetzt. ska

Genuss, der wirkt.

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Anima Pura wünscht Ihnen ein magisches

Weihnachtsfest!

Inspiriert von der Wärme und Freude dieser besonderen Zeit, wünschen wir Ihnen Momente voller Harmonie, Liebe und Frieden. Unsere Wandbilder, inspiriert von heiliger Geometrie und Feng Shui, steigern die Energie jedes Raumes und fördern das harmonische Fliessen der Lebensenergie Qi. Mit klaren Formen und lebendigen Farben verleihen sie jedem Raum einen dezenten, eleganten Touch. Ob für Therapie-, Meditations- oder Wohnräume – schenken Sie ein Anima Pura-Wandbild und schaffen Sie eine stilvolle, harmonische Atmosphäre.

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GESUNDER SCHLAF

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Gut gerüstet durch den Winter

Ceres begleitet sie durch die kalte Jahreszeit: Der Ceres Erkältungs-Komplex vereint die Kräfte von Rotem Sonnenhut (Echinacea purpurea ), Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) und Schwalbenwurz (Vincetoxicum) in einem Produkt. Ceres Erkältungs-Komplex unterstützt bei grippalen Infekten mit Erkältungssymptomen, Fieber und Schüttelfrost sowie Husten. Erhältlich in jeder Apotheke und Drogerie.

Dies ist ein zugelassenes homöopathisches Arzneimittel, lesen Sie die Packungsbeilage. Zulassungsinhaberin:

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Kennst du Kenari Nüsse?

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NÄHRENDE

INTENSIVPFLEGE

Die pflanzliche Hautpflege

Nährende Intensivpflege, reichhaltig mit Arganöl und Shea-Butter, klebt nicht. Dafür steht die Hametum® LipoLotion. Ihre pflanzlichen Inhaltsstoffe wirken wie ein Schutzschild für unsere Haut und bauen deren natürliche Barriere von aussen wieder auf. Zudem versorgt sie die Haut mit Feuchtigkeit und verleiht ihr neue Widerstandskraft. Erhältlich in Apotheken und Drogerien.

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mit Hamamelis

Genussmomente to go

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Sabine Hurni

über

Es ist, wie es ist. Immer wieder müssen wir das Beste aus einer Situation machen und die Realität akzeptieren. Was passiert ist, ist passiert. Nichts kann die Vergangenheit ungeschehen lassen. Das gilt für Sätze, die wir besser nie ausgesprochen hätten, Niederlagen, Kündigungen, Unfälle und viele weitere Lebenssituationen. Oft müssen wir akzeptieren, dass Dinge anders kommen, als wir es uns gewünscht hätten. Selbst wenn wir grösste Widerstände gegen die unausweichliche Realität hegen.

Beim Heiraten müssen wir sagen: «Ja, ich will.» Der oder die Standesbeamtin würde wohl intervenieren, wenn jemand sagen würde: «Ich akzeptiere.» Akzeptieren müssen alle anderen. Die Eltern, die sich einen idealeren Schwiegersohn oder eine perfektere Schwiegertochter gewünscht hätten. Die Heiratswilligen hingegen dürfen ja sagen zu etwas, das sie sich von Herzen wünschen. Bei Dingen, die es zu akzeptieren gilt, ist das anders. Es sind nicht Situationen, die wir selbst gewählt haben, die wir unbedingt wollen oder uns sehnlichst wünschen. Akzeptieren muss man Dinge, die sich nicht ändern lassen. Ganz im Sinne des Gelassenheitsgebetes eines amerikanischen Theologen: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Zuerst der Kampf, dann die Akzeptanz

Das Akzeptieren ist eine sehr reife Handlung. Kinder können noch nicht souverän mit Niederlagen oder Enttäuschungen umgehen. Manche legen sich im Waren-

… Akzeptanz

haus auf den Boden und toben, weil sie nicht akzeptieren können, dass sie das Objekt der Begierde nicht erhalten. Irgendwann lernen sie zu akzeptieren, dass das Leben nicht immer nach dem eigenen Geschmack verläuft. Erwachsene lassen ihren Emotionen in Zeiten der Niederlage, der Verluste oder der unausweichlichen Veränderungen nicht mehr freien Lauf wie die Kinder. Wir haben gelernt, uns zu beherrschen. Doch innerlich tobt der kindliche Aspekt in uns noch immer mit Fäusten, Schreien und Umsichschlagen, wenn die Enttäuschung gross ist.

Der innerliche Tobsuchtsanfall nützt uns aber nichts, wenn es darum geht, die Realität zu akzeptieren. Unser Verstand ist in der Lage, nach und nach ein Umdenken zu kreieren und das Denken in neue Bahnen zu lenken. Das braucht Zeit, besonders dann, wenn ein Schicksalsschlag das ganze Leben über den Haufen wirft oder wenn unser Wertsystem umprogrammiert werden muss. Das Akzeptierenlernen gleicht einer Gehirnwäsche, bei der alte Denkmuster neue Wege finden müssen. Dieser Prozess gelingt nicht von heute auf morgen. Es ist vielmehr das Resultat einer Geistesschulung, bei der man sich immer wieder sagen muss: «Was passiert ist, ist passiert. Ich akzeptiere diese neue Realität». Das gilt für Schicksalsschläge genauso wie für Banalitäten wie zum Beispiel eine verpasste Zugverbindung.

Akzeptanz ist Stärke

Am Anfang einer Situation, auf welche die Akzeptanz folgt, steht immer der Kampf mit sich selbst oder anderen. Nach einem Unfall oder bei einer Krankheit

steht zuerst die innere Debatte im Zentrum. Warum? Warum ich? Warum jetzt? Da ist Wut, Groll, Enttäuschung und Trauer. Das ist normal. Das Hadern mit dem Schicksal ist allerdings eine Auseinandersetzung, die wir Menschen nur verlieren. Wir können uns fokussiert dafür einsetzen, eine Situation zu verändern. Doch bevor wir das machen können, müssen wir die Situation akzeptieren. Erst wenn wir sagen können: «Gut, es ist wie es ist» haben wir die nötige Ruhe, weise Entscheidungen zu treffen.

Akzeptanz hat nichts mit passiver Toleranz oder Resignation zu tun. Akzeptanz ist Mut zur Veränderung. Das ist keine Schwäche und kein Aufgeben, sondern der Moment, wo man den Tatsachen mutig ins Auge blickt. Es braucht innere Stärke, um Widrigkeiten als neue Realität anzunehmen. Es bedeutet, dass man Verantwortung übernimmt und die Veränderungen anerkennt. In diesem Prozess geht es darum zu erkennen, WAS es zu akzeptieren gilt. Dass ein Konzert ausgebucht ist, dass ein Produkt nicht mehr hergestellt wird, dass der Kaffee über der Computertastatur ausgeschüttet ist – um bei den alltäglichen Dingen zu bleiben. Im zweiten Schritt gilt es zu erkennen, wer akzeptieren soll. Ich muss akzeptieren, dass sich jemand entgegen meiner Logik, anders verhält, als ich für richtig halte. Das Gegenüber muss jedoch genauso akzeptieren, dass unterschiedliche Meinungen im Raum stehen.

Es gibt keine absolute Wahrheit, die für alle Gültigkeit hat. Eine Ausganglage kann sich von einem Moment auf den anderen ändern. Wir kommen nicht darum herum, zu akzeptieren, dass Veränderungen unser Leben bestimmen, dass vieles ausserhalb unserer Kontrolle liegt und wir uns immer wieder mit einer neuen Realität einverstanden erklären müssen. Wenn wir im Kleinen lernen, die Dinge zu akzeptieren, fällt es vermutlich auch im Grossen leichter. Begleitet von einer grossen Portion Mut, innerer Stärke und Verantwortungsgefühl. •

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda-Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Beratung

DARMSPIEGELUNG

UND DIÄT

Ich muss eine Darmspiegelung machen lassen. Ich bin 61-ährig, weiblich, 168 cm gross und 90 kg schwer. Wie kann ich den Darm anschliessend wieder aufbauen? Vielleicht haben Sie mir hier auch Tipps, wie ich mein Gewicht senken kann. Für eine radikale Ernährungsumstellung fehlt mir im Moment die Kraft.

Um den Darm kurz vorher und danach zu besänftigen würde sich Kurkuma sehr gut eignen. Am besten verwenden Sie das Gewürz zum Kochen. Es wirkt entgiftend und entzündungshemmend. Sehr gut finde ich auch den Kanne Brottrunk, der sehr reich an Milchsäurebakterien ist.

Es ist eine kostengünstige, geschmacklich zwar etwas gewöhnungsbedürftige Methode, den Darm nach Medikamenteneinnahmen, Operationen, Kontrastmitteln und Krankheiten wieder auf Kurs zu bringen. Am besten trinken Sie morgens und abends je ein Deziliter davon, verdünnt mit Wasser. Ich denke, das reicht nach einer Darmspiegelung. Ansonsten ist auch rohes Sauerkraut sehr gut. Machen Sie während dieser Zeit eine Zuckerreduktion. Das heisst, falls Sie Süsses lieben, geniessen Sie nach dem Mittagessen zum Dessert eine Kleinigkeit, zum Beispiel ein Stück schwarze Schokolade, zu allen anderen Zeiten lassen Sie die Finger davon. Knabbern Sie lieber geröstete Mandeln und Rosinen.

Was das Abnehmen betrifft: Essen und trinken Sie warm. So regen Sie den Stoffwechsel sanft an. Bereiten Sie sich wann immer es geht, zum Abendessen eine Gemüsesuppe oder einfach eine heisse Bouillon zu. Falls Sie gerne etwas beissen, geben Sie geröstete Mandeln über die Suppe. Und das zweite: Ein bis zwei Mal pro Woche einen Entlastungstag machen, an dem Sie nur Gemüse oder Mungdal essen. Wichtig ist, dass das, was Sie zu sich nehmen warm, flüssig und gekocht ist.

Versuchen Sie die Ernährungsumstellung nicht als Abnehmen zu sehen, sondern eher als ein «dem Körper mal wieder Zeit geben, sich zu erholen von der Verdauung von schweren Mahlzeiten». Eine Reduktion von Essen in Form von einfachen Suppen, ist auch eine Reduktion von neuen Reizen. Man zelebriert die Leere, um auch wieder die Fülle achtsamer geniessen zu können.

FRÜCHTETEE BEIM INTERVALLFASTEN

Ich trinke zwei Liter ungesüssten Tee pro Tag. Meistens ist es eine Mischung von Kräutern und Früchten oder Beeren. Kann ich den Tee mit den Fruchtstücken auch nehmen, wenn ich Intervallfaste? Belasten die Fruchtstücke im Tee den Stoffwechsel wie eine frische Frucht?

R. A. , Zürich

Flüssignahrung wie Tee oder Bouillon gilt nicht als Essen. Wenn Sie anstelle eines Abendessens einen Tee oder eine Bouillon trinken, belastet das den Stoffwechsel nicht, da es nichts zu verdauen gibt, oder zumindest nichts Festes. Die Fruchtstücke geben sicher ein wenig Fruchtzucker an das Teewasser ab, was dann die fruchtig-säuerliche Note ausmacht. Doch die Menge ist so klein, dass Sie sich darüber keine Gedanken machen müssen. Wenn Sie die Fruchtstücke aus dem Tee picken und naschen, muss der Magen ein bisschen arbeiten. Ich sehe keinen Grund, warum Sie das nicht auch weiterhin so handhaben mit dem Tee am Abend. Wenn Sie den Stoffwechsel etwas stärker anregen möchten, gibt es Heilkräutertees mit Brennnessel und bitteren Kräutern. Zum Beispiel Schafgarbe, Löwenzahn oder die Artischocke. Seien Sie nicht zu streng mit sich! Es tut dem Körper nur schon gut, wenn man einmal die Woche das Abendessen weglässt. Die Verdauung braucht Rhythmen. Sie können gerne Intervallfasten, wenn Ihnen dies entspricht und der Körper dadurch nicht zu sehr gestresst wird. Achten Sie aber trotzdem darauf, dass Ihr Magen und Darm zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen etwas Warmes bekommen. Es kann Flüssignahrung sein, wenn Sie fasten möchten. Zum Beispiel eine dünne Suppe oder einfach nur heisses Wasser. Mit jedem Teekraut geben Sie dem Körper eine Information. Wenn Sie sich schon in Bescheidenheit und Reduktion üben möchten, dann ist es auch sinnvoll, Tees gezielt zu nutzen und gegen den Durst nur heisses Wasser zu trinken.

VERLETZTER ELLENBOGEN

Vor einem Jahr habe ich mir bei einem Sturz eine grössere Platzwunde am Ellbogen zugezogen. Obwohl die Naht schnell heilte, ist die Stelle immer noch oft entzündet. Ich machte Physio und Akupunktur, behandelte mit Wallwurzsalbe und Kurkuma – leider mit mässigem Erfolg. Was könnte ich noch tun?

A. O., St.Gallen

Ölen Sie den Ellenbogen jeden Abend mit Johanniskrautöl ein. Wenn sich das Gelenk heiss anfühlt, kann auch eine Schicht Heilerde, zum Beispiel die Aion A-Erde aus der Emma Kunz Grotte in Würenlos, hilfreich sein. Man kann sie als Ölwickel, vermischt mit Johanniskrautöl anwenden oder direkt als Pulver auftragen. Haben Sie im Rahmen der chinesisch-energetischen Therapie die beiden Narben entstören lassen? Das wäre ein wichtiger Punkt, um den Energiefluss wieder gut ins Lot zu bringen. Wäre allenfalls eine Craniosakraltherapie eine stimmige Methode für Sie? Ich fände es gut, wenn Sie Ihr ganzes Knochengerüst ins Lot bringen, weil durch jeden Sturz immer gewisse Verschiebungen entstehen. Bei der Craniosakraltherapie wird sehr ganzheitlich gearbeitet und viele Aspekte mit hineinbezogen.

Versuchen Sie jeden Tag 20 Minuten ganz zur Ruhe zu kommen. Am besten suchen Sie sich im Internet eine passende Tiefenentspannungsmeditation, die Sie täglich unter Anleitung durchführen. Unter dem Stichwort «Yoga Nidra» finden sie zahlreiche Entspannungsübungen im liegen. Bereiten Sie sich abends ein Fussbad und versuchen Sie, möglichst oft warme Mahlzeiten zu essen. Auf der energetischen Ebene betrachtet, liegen der Ellenbogen und der Unterarm auf der Linie zwischen Kopf und Hand. Spüren Sie folgenden Themen nach: Welche Idee, welches Ziel, welches Gedankengespinnst will auf den Boden gebracht werden? Was gilt es anzupacken? Wovor scheue ich mich, dass es anzupacken gilt? Das Thema kann auch umgekehrt sein: Lenke ich mich mit zu vielen Handlungen ab, um mich nicht den wesentlichen Lebensfragen, dem geistig-spirituellen Bereich stellen zu müssen? Was halte ich noch fest, obwohl ich es loslassen könnte?

GESUNDHEITSTIPP

Heisse Apfelschnitze –für einen warmen Start in den Tag

Es gibt sie, die kleinen Dinge, die Grosses bewirken. Dazu gehören auch die warmen Apfelschnitze zum Frühstück. Es ist ein einfaches, äusserst wohltuendes und gutes Gericht für einen energiereichen Tagesbeginn.

So hilft das warme Frühstück: Gedämpfte Apfelschnitze begleiten so manche Gerichte wie Älpler Makronen, Metzgete und Hörnli mit Gehacktem. Die fruchtig-säuerliche Beilage macht jedoch auch das Frühstück zu einem bekömmlichen und energiereichen Start in den Tag. Wer morgens etwas Warmes isst, friert weniger, stärkt sein Immunsystem und sorgt für ein stabiles Nervensystem.

Rezept: Den Apfel schälen und in Schnitze schneiden. Zusammen mit zwei Nelken, etwas Zimt und wenig Wasser in eine kleine Pfanne geben und aufkochen. Auf niedrigster Stufe weichgaren. Die Apfelschnitze geniessen und das übriggebliebene Wasser als Tee trinken.

Weitere Tipps für einen warmen Start in den Tag:

• Heisses Wasser: Starten Sie den Tag mit einer Tasse gekochtem Wasser. Es wärmt die Verdauungsorgane und regt den Darm an.

• Gebratene Bananen: Als Alternative zum Apfel kann man auch eine Banane in etwas Butter braten. Mit einer Prise Salz, Chili, Kardamom, Ingwer und einem Spritzer Limettensaft abschmecken.

• Nährender als der Apfel: Ein Haferbrei. Er ist der ideale Begleiter zu den heissen Apfelschnitzen. Um Zeit zu sparen, kocht man die Haferflocken zusammen mit dem Apfel. shr

Nehmen wir unsere Gesundheitsdaten in die eigene Hand!

Die Digitalisierung kommt auch im Gesundheitswesen nicht voran. Nur sehr wenige Personen haben ein elektronisches Patientendossier (EPD), noch weniger Leistungserbringende bieten es an. Auch die Umsetzung des EPD sorgt noch für viel Frust. In der Konsequenz liegen unsere Gesundheitsdaten an unterschiedlichsten Orten (Hausarzt, behandelnder Spezialist, Krankenkasse usw.), ohne dass wir, die Nutzenden des Gesundheitswesens, darauf Zugriff haben.

Trotz der bisherigen Unzulänglichkeiten bleibt die SPO vom Nutzen, ja der Notwendigkeit der Digitalisierung im Gesundheitswesen überzeugt: Die Zusammenführung digitaler Daten an einem Ort, verwaltet von einer einzigen Person (dem oder der Patient*in selbst), würde nicht nur betroffenen Menschen, sondern auch dem System als Ganzes dienen. Wenn Daten zwischen behandelnden Fachpersonen nicht fliessen, muss der oder die Patient*in diese heute mit hohem Aufwand selbst beschaffen und weiterleiten – meist in Papierform, bestenfalls als CD oder mit einem USB-Stick. Für Patient*innen ist es nahezu unmöglich, Fachpersonen ihre Daten in Echtzeit zukommen zu lassen. Dies sorgt nicht selten für Doppelspurigkeit – ein teures Ärgernis für Patient*innen, aber auch für Fachpersonen und das Portemonnaie der Prämienzahlenden.

Der Weg ist noch weit. Aber es gibt auch heutzutage Mittel und Wege, die eigenen Daten digital, sicher und an einem Ort zu sammeln.

Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO

Mehr zum Thema Patient*innenrecht:

Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.

Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

LEBER STÄRKEN

Meine Leberwerte sind sehr hoch. Ich kann mir das allerdings nicht erklären, da ich weder Medikamente einnehme noch Alkohol trinke. Was raten Sie aus naturheilkundlicher Sicht?

Bern

Die Leber hat neben dem Abbau von Medikamenten und Genussmitteln unzählige Aufgaben. Blutbildung, Zuckerstoffwechsel, Energiehaushalt und vieles mehr. Zudem ist sie eng verbunden mit dem Feuerelement, das heisst, mit starken Gefühlen wie Zorn oder Wut. Die Leber mag zum Beispiel keine zu grossen Kohlenhydratmengen aus Weissmehl. Essen Sie vermehrt Vollkorngetreide, Mais und Gerste anstelle von Nudeln und Brot. Sie könnten auch versuchen, einen Zuckerentzug zu machen oder wenigstens kein Süssgebäck essen. Das ist jetzt, im Dezember vielleicht etwas schwierig, es reicht auch, wenn Sie im Januar damit beginnen. Machen Sie das grüne Gemüse zum Zentrum ihrer Ernährung. Zum Beispiel den Spinat, den Krautstil, Lauch und alle Grünkohlarten. Alles, was bitter und herb ist, tut der Leber gut. Sparen Sie deshalb nicht mit frischen Kräutern wie Petersilie, Oregano oder Thymian. Sie sind enorm wichtig für die Lebergesundheit.

Wenn es um die Leber geht, ist immer auch die Fettzufuhr von zentraler Bedeutung. Essen Sie an mindestens vier Tagen die Woche kein Fett zum Frühstück. Gekochte Früchte, gekochtes Getreide oder getoastetes Brot mit etwas Honig eignen sich besser als Joghurt, Käse und Fleisch. Reduzieren Sie generell die tierischen Fette aus Fleisch und Käse. Ein weiterer Segen für die Leber ist das Pulver der Gelbwurz, Kurkuma. Es reinigt die Leber, stärkt sie und kühlt den Körper sanft. Fast besser als die hoch dosierten Präparate ist es, wenn Sie zu jedem Gericht jeweils eine Messerspitze Kurkuma geben. Halten Sie sich oft im Grünen auf. Gehen Sie spazieren statt joggen oder noch besser: Gehen Sie schwimmen. Beim Schwimmen überhitzt der Körper nicht so sehr. Es gibt auch sehr gute Heilpflanzen für die Leberregeneration. Allen voran die Mariendistel, der Löwenzahn und die Artischocke. Am besten bereiten Sie sich aus diesen Pflanzen regelmässig einen Tee zu. Er schmeckt bitter, was die Leber sehr gerne mag.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

Was Bonobo und Mensch unterscheidet

Sexualität ist etwas sehr Persönliches. Aber auch etwas Überpersönliches. Die Evolution hat uns diese enorme Anziehungskraft mitgegeben, um unseren Fortbestand zu sichern. Hätte sie auf unsere Vernunft gesetzt– etwa so: «Schau Schatz, wenn wir es nicht tun, dann gibt es uns in Tausend Jahren nicht mehr.» – hätten sicher viele Gegenargumente den Fortbestand unserer Spezies behindert: «Jetzt nicht, Liebling. Können nicht die Nachbarn etwas für die Menschheit tun?»

Sexuelle Anziehung ist effektiver: Sie bringt Menschen aller Zeiten dazu, Regeln, Hierarchien, Gewohnheiten und Argumente ausser Kraft zu setzen – und dabei gelegentlich Nachkommen zu zeugen.

Wenn Sie die Weltmacht Sexualität in Aktion sehen wollen, dann gehen Sie in den Zoo zu den Bonobos: Fast unaufhörlich sind unsere nahen Verwandten miteinander im Verkehr, beschwichtigen Streitigkeiten mit Lust und lassen Konkurrenz, Mangel und Einsamkeit gar nicht erst aufkommen – es gibt doch genug für alle.

Wir Menschen haben einen anderen Weg eingeschlagen, denn mit dieser unberechenbaren Kraft der Sexualität liessen sich keine Pläne verfolgen, keine Armeen und Besitztümer wahren, keine Weltreiche aufbauen. Alle Zivilisationsstufen versuchten anders, Sexualität in den Griff zu kriegen: Sie haben sie zelebriert oder tabuisiert, mit Scham belegt oder für Kriege genutzt, in akzeptierte und nicht-akzeptierte Formen gepresst, für Werbezwecke eingesetzt und in Talkshows zerredet.

Eines ist klar: Eine so immense Kraft lässt sich nicht ganz unterdrücken. Wenn wir es versuchen, bricht sie meistens auf wilde Weise irgendwo anders aus. Wir können ihr aber auch nicht einfach ungebremst folgen und glauben, sie werde sich schon von allein harmonisieren. Was also tun? Meine Antwort darauf ist: Lasst uns Tempel der Liebe aufbauen. Orte, geführt von er-

fahrenen Menschen, denen nichts Menschliches und Erotisches fremd ist. Menschen aller Altersstufen sind willkommen. Sexualität wird hier als etwas Heiliges behandelt – nicht schmutzig, nicht kommerziell, nicht therapeutisch, nicht als Leistungsdruck, sondern lebendig. Hier können Paare sich ausserhalb ihrer gewohnten vier Wände begegnen und dieses Heilige zelebrieren. Einzelne können jemanden finden, der zu ihnen passt. Philosophinnen und Künstler finden hier neue Inspiration. In Gesprächen und Gruppen können Menschen Fragen klären, die sie beschäftigen wie: Warum ist meine Lust gerade da besonders gross, wo es sich nicht schickt? Ist meine Neigung eigentlich pervers? Wie geht es anderen Frauen / Männern in meinem Alter? Welche Worte braucht meine Lust? Oder: Habe ich ein inneres Geschlecht?

In meiner Fantasie entfalten diese Tempel der Liebe eine enorme Bedeutung. Vielleicht findet ein junger Mensch nach einem Wochenende im Tempel den Mut, seinem eigentlichen Traum zu folgen – finden Menschen ihr klares Ja und Nein füreinander – werden Entscheidungsträger klarer sehen, was gebraucht wird – erfahren wir alle mehr über Freude ausserhalb von Konsumwahn und Ablenkung. In jedem Fall wäre es ein Versuch, unseren Bonobo-Anteil nicht zu leugnen und gleichzeitig human und weise mit ihm umzugehen.

Wenn wir wollen, bleibt es keine Fantasie.

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

Leila Dregger

Eine Droge wie keine andere

Ohne Alkohol wäre die Geschichte der Menschheit bestimmt eine andere. Er hat seit seiner Entdeckung die Gesellschaft mehr beeinflusst als jede andere bekannte psychoaktive Substanz. Alkohol ist ein soziales Schmiermittel, denn es stimmt die Menschen froh und macht sie zugänglich; andererseits kann er sie krank machen und Existenzen zerstören. Das Verhältnis der Menschen zur legalen Droge Nummer Eins ist deshalb seit jeher ein zwiespältiges.

Markus Kellenberger

Die Geschichte der Menschheit ist auch die Geschichte des Rausches. Ihm gehört ein so zentraler Platz in der Welt, dass über ihn Lieder gesungen, Gedichte verfasst, Bücher geschrieben und Feste ausgerichtet werden –denn wir Menschen lieben und verteufeln den Rausch gleichermassen. Er ist in allen Lebensbereichen nicht nur präsent, sondern wird oft sogar mit selbstzerstörerischer Kraft angestrebt, sei es der Liebesrausch, der Siegesrausch, der Rausch der Macht, der spirituelle Rausch, der Kaufrausch oder eben auch der Drogenrausch.

Der vor zwei Jahren verstorbene Ethnobotaniker Christian Rätsch hatte sich sein Leben lang dem Thema Rausch und Rauschdrogen gewidmet, und sein Wissen in der fast 1000-seitigen Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen zusammengefasst. Laut Rätsch stehen die meisten Naturdrogen seit Menschengedenken in Zusammenhang mit spirituellen und religiösen Ritualen, Erfahrungen und Gruppenerlebnissen. Auch Alkohol hat seiner Einschätzung nach ursprünglich spirituellen Zwecken gedient, hauptsächlich aber als anregendes Mittel für ausgelassenes «Gruppenerleben». Das Oktoberfest ist ein gutes Beispiel dafür. «Doch auch in vielen Religionen spielen fermentierte, also alkoholhaltige Getränke, noch immer eine zentrale Rolle», sagt er. In der Kirche ist das der Wein, der symbolisch das Blut von Jesus darstellt.

Ein verführerisches Nahrungsmittel

Keine Naturdroge hat sich über alle Kontinente dermassen ausgebreitet und sich im Alltag der Menschen etabliert wie Alkohol, und das, obschon viele andere

schon lange vor ihr genutzt wurden und bis heute von vielen indigenen Völkern noch immer genutzt werden. Und auch das muss hier gesagt sein: der Genuss von Kokain, Heroin und vielen synthetischen Drogen zieht schlimmste Folgen nach sich, aber sie reichen nicht an das Elend heran, das Alkohol weltweit in Form von Alkoholabhängigkeit und Folgekrankheiten anzurichten vermag.

Ein Glas Wein? Man darf auch «nein» sagen!

Das hat einen ganz bestimmten Grund. Vor rund 10 000 Jahren begannen die Menschen im Nahen Osten damit, Weizenkörner zu fermentieren oder gären zu lassen, um daraus haltbare Lebensmittel zu machen. Bei diesen Prozessen entsteht ein alkoholhaltiges Gebräu. Der Anthropologe Patrick McCovern betreibt an der Universität von Pennsylvania seit Jahren eine experimentelle Brauerei, in der sich nachvollziehen lässt, wie und was unsere Vorfahren gebraut haben. «Was diese Menschen aus vergorenem Getreide machten, war ein bierähnlicher Brei», erklärt McCovern. Diese Mischung zwischen einem Brei und einem Getränk war einfacher und mit weniger Aufwand herzustellen als Brot. «Ausserdem waren diese Produkte äusserst nahrhaft und durch den Fermentierungs- oder Gärungsprozess alkoholhaltig und haltbar geworden.» Solche bierähnlichen Produkte stillten also nicht nur den Hunger, sondern hoben auch noch die Stimmung an den Lagerund Küchenfeuern. Kein Wunder, hat Bier bis heute den – mittlerweile eher ironisch gemeinten – Ruf, kein Getränk, sondern ein Nahrungsmittel zu sein.

Himmelhoch jauchzend –und dann abgestürzt

Weil der Mensch dem Rausche zugeneigt ist und nicht gerne Hunger leidet, wurden alkoholhaltige Nahrungsmittel und vor allem alkoholische Getränke rasch zu einem alltäglichen und allseits beliebten «sozialen Schmiermittel», wie es der Mediziner und Alkoholforscher Helmut Seitz nennt. Das ist bis heute so und die kommenden Festtage sind der beste Beweis dafür. Kaum ein Weihnachtsessen, eine Silvesterparty oder ein Neujahresapéro kommt ohne Alkohol aus, und das aus gutem Grund: ein, zwei Gläser heben die Stimmung und machen Schüchterne gesprächig, man geht aufeinander zu und lacht über die dümmsten Witze, aber schon drei, vier Gläser später sagt oder tut man eventuell Dinge, die man am nächsten Tag bereut. Alkohol

Ein soziales Schmiermittel – an Festen und über die Festtage wird gern gemeinsam getrunken.

Die Geschichte der Menschheit ist auch die Geschichte des Rausches.

kann uns zu viel Spass verhelfen – und er kann uns ins tiefste Elend stürzen. Ein Blick zurück zeigt, dass das schon immer so war.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren Bier und Wein die bevorzugten Getränke der einfachen und oft bitter armen Bevölkerung in ganz Europa, und das aus drei Gründen: Sie waren gesünder als das meistens mit Abfällen und Fäkalien verschmutzte Wasser aus Brunnen und Bächen, zudem immer noch ein billiger Ersatz für die häufig knappen Lebensmittel – und man konnte sich herrlich damit berauschen und so dem tristen und von Krankheiten geprägten Alltag entfliehen. Historiker gehen davon aus, dass die Menschen damals, und das betrifft Gross und Klein, fast täglich Alkohol im Blut hatten. Weil Getränke mit einem höheren Alkoholgehalt als Bier und Wein aber sehr teuer und somit den Reichen vorbehalten waren, hielten sich die Folgen des täglichen Alkoholkonsums einigermassen in Grenzen.

Wie die Branntweinpest ins Land kam

Das galt auch für das Gebiet der damaligen Schweiz,. Auch hier wurden täglich Bier und Wein konsumiert. Doch das änderte sich mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1798. Sie beendeten das feudale Ancien Régime, klauten den Berner Staatsschatz und hinterliessen im Gegenzug nicht nur die Grundlagen für eine moderne

Demokratie, sondern auch eine neue Methode der Schnapsbrennerei. Zusammen mit dem sich ausbreitenden Kartoffelanbau war Hochprozentiges plötzlich billig herstellbar, und so wurde «Härdöpfeler» innert kürzester Zeit zur Massenware und die damals grösstenteils arme Bevölkerung versank wortwörtlich im Suff.

Einer der sich gegen die sich erbarmungslos ausbreitende «Branntweinpest» stemmte, war der Pfarrer Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf. Er konnte nicht tatenlos mitansehen, wie Männer, Frauen und – das war damals üblich - auch Kinder dem harten Schnaps zum Opfer fielen, massenweise noch weiter in die Armut abrutschten und an den Folgen ihres Alkoholkonsums verblödeten, erblindeten oder starben. In vielen seiner Erzählungen wie zum Beispiel in der 1838 erschienenen Geschichte «Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen» thematisierte er die lebenzerstörenden Auswirkungen des geradezu entfesselten Alkoholkonsums seiner Zeit.

Eine Trinkpause in Ehren … Diese Branntweinpest breitete sich im 19. Jahrhundert in ganz Europa aus und löste ein derart grosses soziales und gesundheitliches Elend aus, dass sich in fast allen Ländern Abstinenzbewegungen bildeten. Diese setzten

die Regierungen, die sich bisher wenig um die Ärmsten gekümmert hatten, unter Druck, dieser menschlichen Katastrophe per Gesetz Einhalt zu gebieten. Das geschah auch in der Schweiz. 1887 erliess der Bundesrat das erste von vielen nachfolgenden Alkoholgesetzen, aber es dauerte noch Jahrzehnte, um den Volksalkoholismus mit vielen zusätzlichen Gesetzen und sozialen und medizinischen Auffangvorrichtungen in vertretbare Bahnen zu lenken.

«Auch heute noch ist niemand davor sicher, in den Alkoholmissbrauch zu geraten», sagt Helmut Seitz, der als weltweit anerkannter Spezialist in der Klinik Ethianum in Heidelberg Patientinnen und Patienten behandelt, deren Organe durch den Genuss von Alkohol geschädigt sind. Trotz der vielen gesundheitlichen Probleme, die Alkohol bei regelmässigem Trinken selbst in kleinen Dosen auslösen kann, ist Abstinenz jedoch für die meisten Menschen kein Thema. Die Lust am Genuss und am Rausch, und sei er noch so klein, überwiegt. Aber: alle können sich und ihrem Organismus auf ganz einfache Weise etwas Gutes tun. Allen, die das Gefühl beschleicht, über die Festtage mit dem Trinken vielleicht etwas über die Stränge geschlagen zu haben, rät Seitz dies: «Machen Sie einen alkoholfreien Januar.» Ein paar Wochen ohne die Rauschdroge Nummer Eins tun dem Körper und insbesondere der Leber richtig gut.

Im 19. Jahrhundert warnten Illustrationen vor den Folgen des «Elendsalkoholismus».

Wie viel Alkohol ist ok?

In der Alkoholforschung wird zwischen risikoarmem, problematischem und abhängigem Alkoholkonsum unterschieden. Dabei wird von einem sogenannten «Standardglas» ausgegangen. Ein Standardglas Alkohol enthält rund 10 Gramm reinen Alkohol. Das entspricht etwa einer Stange Bier, einem Glas Wein oder einem Gläschen Schnaps.

Ein Standardglas Alkohol täglich gilt als risikoarm. Das heisst aber nicht, dass das gesund ist, sondern dass der regelmässige Konsum dieser Menge Alkohol bei den allermeisten Menschen kaum gesundheitliche Probleme verursacht – sofern keine Vorerkrankungen vorhanden sind oder äussere Faktoren wie Drogen- und Medikamentenmissbrauch dazukommen.

Beim problematischen Alkoholkonsum mit gesundheitlichen Langzeitfolgen unterscheidet die Suchtforschung drei Trinkmuster: Chronisch risikoreicher Alkoholkonsum: Für Frauen beginnt das bei zwei Standardgläsern Alkohol pro Tag, bei Männern aufgrund ihres Körperbaus bei vier, wobei gesundheitliche Risiken schon bei kleineren Mengen entstehen können.

Episodisch risikoreicher Konsum: Darunter fällt beispielsweise das sogenannte Wochenend- oder Gelegenheitstrinken. Ab fünf Standardgläsern zählt man für die Forschenden zu diesem Trinkmuster, bei dem man sich neben den gesundheitlichen Risiken auch der erhöhten Gefahr von Unfällen aussetzt.

Der Situation unangepasster Alkoholkonsum: Personen, die auch in kleinen Mengen trinken, obschon sie schwanger sind, im Strassenverkehr unterwegs oder am Arbeitsplatz sind oder Medikamente und Drogen einnehmen, setzen sich einem erhöhten gesundheitlichen Risiko aus.

Der Übergang von einem problematischen zu einem abhängigen Alkoholkonsum ist übrigens fliessend. Eine Abhängigkeit wird nicht über die Menge des konsumierten Alkohols definiert, sondern ist eine Krankheit, bei der die folgenden von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Kriterien erfüllt sein müssen:

• Ein starkes Verlangen nach Alkohol

• Schwierigkeiten, den Konsum einzuschränken und zu kontrollieren

• Fortlaufender Alkoholkonsum trotz gesundheitlicher Probleme

• Trinken wird wichtiger als anderen Aktivitäten und Verpflichtungen nachzugehen

• Eine schleichende Erhöhung des Alkoholkonsums

• Körperliche Entzugssymptome

Eine Alkoholabhängigkeit wird dann diagnostiziert, wenn während eines Jahres drei oder mehr dieser Kriterien gleichzeitig zutreffen. www.suchtschweiz.ch

Die Dosis macht das Gift Rund 85 Prozent aller Menschen in der Schweiz trinken regelmässig Alkohol, und das ab dem 15. Lebensjahr. Doch so weit verbreitet und toleriert der Genuss von Alkohol auch ist, letztlich handelt es sich dabei um eine psychoaktive Substanz, die viele Schäden verursachen kann. Fatal daran ist, dass diese sich ähnlich wie die Folgeschäden des Rauchens erst nach vielen Jahren zeigen. Die toxische Wirkung des Alkohols kann fast jedes Organ des Körpers beeinträchtigen.

Ein moderater Alkoholkonsum, Fachleute reden hier von einem Glas Wein pro Tag, kann sich positiv auf das Kreislaufsystem auswirken und das Risiko von Herzinfarkten oder Schlaganfällen senken – aber nur, wenn es auch wirklich dabei bleibt und keine weiteren Krankheiten vorliegen, die durch den Alkoholkonsum verstärkt werden können. Aber alles, was darüber hinaus geht, hat früher oder später gesundheitliche Folgen. Die Stiftung «Sucht Schweiz» führt verschiedene Studien an, die belegen, dass mit steigendem Alkoholkonsum die Risiken deutlich steigen, an verschiedenen Krebsarten im Bereich Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Leber, und Brust zu erkranken (siehe auch «natürlich» 11/24) . Zudem wird das Immunsystem nachhaltig geschwächt, das Nervensystem in seiner Funktion beeinträchtigt und es kann schleichend zu einer schweren Abhängigkeit kommen. In der Schweiz betrifft das rund eine Viertelmillion Menschen.

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Selbst kleine
Mengen können auf lange Sicht grosse Schäden anrichten. »

Insgesamt ist Alkoholkonsum der nach Tabakkonsum und Bluthochdruck drittgrösste Risikofaktor für frühzeitige Erkrankungen und Todesfälle. In der Altersgruppe der 15- bis 74-Jährigen ist bei Männern jeder 10. und bei Frauen jeder 17. krankheitsbedingte Todesfall letztlich auf Alkohol zurückzuführen. Bei 9 Prozent aller Verkehrsunfälle ist Alkohol im Spiel, bei Todesfällen im Strassenverkehr sind es 17 Prozent, jährlich gibt es rund 12 000 Verurteilungen wegen «Fahren in angetrunkenem Zustand» und ebenfalls jährlich werden bis zu 1000 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 23 Jahren mit einer Alkoholvergiftung hospitalisiert. Die sozialen Kosten des Alkoholkonsums summieren sich in der Schweiz jedes Jahr auf rund 6,5 Millarden Franken. •

Alkohol löst keine Probleme.

So wirkt Alkohol

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz. Da Alkohol schnell ins Blut übertritt, sind seine Wirkungen rasch spürbar. In geringen Dosen machen sich diese als Fröhlichkeit, Rededrang, Wärmegefühl, Wohlbefinden und Entspannung bemerkbar. Je höher die eingenommene Dosis aber ist, desto mehr stellen sich auch unangenehme Wirkungen ein – bis hin zur Todesfolge durch eine massive Alkoholvergiftung. Hier eine Übersicht über die Wirkungen gemessen am Blutalkoholgehalt:

0,2 bis 0,5 Promille

• leichte Verminderung von Seh- und Hörvermögen

• Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsvermögen lassen nach

• Kritik- und Urteilsfähigkeit sinken, parallel dazu steigt die Risikobereitschaft

0,5 bis 0,8 Promille

• die Nachtsicht lässt nach

• das Gleichgewichtsgefühl ist gestört

• die Konzentrationsfähigkeit lässt weiter nach und die Reaktionszeit verlängert sich deutlich

• Enthemmung und Selbstüberschätzung (Risikobereitschaft) nehmen zu

0,8 bis 1 Promille

• Sehfähigkeit, Wahrnehmung, räumliches Sehen sind beeinträchtigt und das Blickfeld verengt sich

• das Gleichgewichtsgefühl ist erheblich gestört

• die Konzentrationsfähigkeit lässt noch mehr nach, die Reaktionszeit ist stark verlängert

• Enthemmung und Selbstüberschätzung nehmen bis hin zur Euphorie zu

1 bis 2 Promille (Rauschstadium)

• weitere Verschlechterung des Hör- und Sehvermögens und der Hell-/Dunkel-Anpassung

• starke Gleichgewichtsstörungen und erhebliche Aufmerksamkeits- und Reaktionseinbusse

• es kommt zu Verwirrtheit, zu Sprech- und Orientierungsstörungen

• komplette Selbstüberschätzung und Enthemmung mit völligem Verlust der Kritikfähigkeit

2 bis 3 Promille (Betäubungsstadium)

• ausgeprägte Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen, Reaktionsvermögen kaum mehr vorhanden

• Muskelerschlaffung

• Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit

• Erbrechen

3 bis 5 Promille (Lähmungsstadium)

• ab 3 Promille Bewusstlosigkeit, Gedächtnisverlust, schwache Atmung, Unterkühlung, Verlust der Reflexe

• ab 4 Promille Lähmung, Koma, unkontrollierte Ausscheidungen, drohender Atemstillstand

Ein Weihnachtsmenü voller Sternenzauber

Das Festtagsessen sollte nicht nur gut schmecken, sondern auch Freude beim Kochen machen. Beim Sternenzaubermenü können auch die Kleinsten anpacken, und fast alle Teile des Essens sind im Voraus vorbereitbar.

Therese Krähenbühl-Müller

Das Weihnachtsfest steht vor der Tür, und damit stellt sich die Frage, was man zum Festessen servieren könnte. Es gibt Alternativen zu den Klassikern wie Fondue Chinoise, Raclette oder Filet im Teig, die gut im Voraus und sogar zusammen mit den Kindern vorbereitet werden können, sodass das Weihnachtsessen entspannt verläuft.

Ein Weihnachtsmenü, das unter dem Motto «Sternenzauber» steht, ist es zudem schön anzusehen. In jedem Gang finden Sie Sterne als Dekoration. Diese ziehen sich quasi als roter Faden, bzw. eine Art Milchstrasse, durch das Menu. Die vorliegenden Rezepte sind für vier Personen berechnet.

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Die Sterne ziehen sich wie eine Milchstrasse durchs ganze Menü. »

Vorspeise:

Blätterteigsterne mit Salat

In den Festtagsschmaus wird mit einem grünen Salat mit Vinaigrette und einer Blätterteig-Sternen-Dekoration gestartet. Die Sterne können gut auch schon ein Tag im Voraus gebacken werden. Wer Kinder im Haus hat, bekommt von ihnen beim Ausstechen der Sterne sicher tatkräftige Unterstützung.

Zutaten Blätterteigsterne: 300 g Blätterteig, Käse, Kräutersalz, Sesam, 1 Eigelb zum Bestreichen

Zubereitung: Sterne ausstechen, mit dem Eigelb bestreichen, mit Salz oder Käse oder Sesam bestreuen und bei 180 Grad 10 Minuten backen.

Zutaten Vinaigrette: 4 EL Rapsöl, 2 EL Apfelessig, 1 TL Senf, 1 Knoblauchzehe, 1 EL Rahm, Salz, Pfeffer und eine Prise Zucker.

Zubereitung: Den Knoblauch mit einer Knoblauchpresse auspressen und gründlich mit den anderen Zutaten verrühren. Die Vinaigrette zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. Den Salat waschen, abtropfen lassen, auf einem Teller mit Vinaigrette und Blätterteigsternen anrichten.

Tipp: Die Sterne können auch gut bereits zum Apéro zusammen mit Glühwein serviert werden.

Der Hauptgang:

Involtini mit Polentasternen

Involtini ist der italienische Begriff für Roulade, und solche Fleischrouladen sind der Mittelpunkt des Weihnachtsmenüs. Serviert werden sie mit Sternen aus Polenta oder alternativ mit Teigwaren in Sternenform.

Zutaten Polenta: 300 g Maisgriess, 1 l Wasser, Salz, 50 g Butter.

Zubereitung: Das Wasser zum Kochen bringen, etwas Salz und die Polenta dazugeben und das Ganze unter ständigem Rühren mindestens 20 Minuten köcheln lassen. Gegen Ende der Kochzeit die Butter einrühren. Die Polenta in eine mit Backtrennpapier ausgelegte Gratinform füllen und auskühlen lassen. Danach die Sterne ausstechen und vor dem Servieren nochmals im Ofen aufwärmen oder kurz in Butter anbraten.

Tipp: Wer zum Essen Wintergemüse wie Rüebli oder Rübenkohl servieren will, kann dieses ebenfalls mit Sternenförmchen ausstechen.

Zutaten für Involtini: 600 g Fleisch (12 Rindsplätzli), 12 Tranchen Speck, 100 g Aprikosen (es können auch Zwetschgen verwendet werden), 100 g Eierschwämme, 2 Stück Brot, 1 grosse Zwiebel, Salz, Pfeffer. 1 EL Mehl, 1 EL Butter, 1 l Gemüsefond, 1 dl Wein

Zubereitung: Füllung vorbereiten, dazu das Brot in warmem Wasser einweichen, Aprikosen, Zwiebeln und Eierschwämme klein hacken, andünsten, mit Weisswein ablöschen und würzen. Wasser aus dem Brot ausdrücken und das Brot mit der restlichen Füllung verkneten. Plätzli platt klopfen, füllen, einrollen, mit Speck umwickeln und diesen mit einem Zahnstocher fixieren. Involtini anbraten und aus der Pfanne nehmen. Butter schmelzen, Mehl dazugeben, das Ganze gut verrühren und mit Gemüsefond ablöschen. Involtini wieder dazugeben, 1 dl Rotwein beifügen und das Fleisch eine Stunde auf kleiner Flamme köcheln lassen. Sauce mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Tipp: Ein kleines Stück schwarze Schokolade und etwas Rahm zum Verfeinern in die Sauce geben.

Das Dessert: Lebkuchensterne-Biskuit

Das Dessert bringt mit Lebkuchensternen nochmals eine Portion Weihnachten auf den Tisch.

Zutaten für Lebkuchensterne-Biskuit: 30 g flüssige Butter, 4 Eigelb, 100 g Zucker, 100 g Mehl, 4 Eiweiss, eine Prise Salz, 2 EL Obstbrand, 1 EL Kakaopulver, 1 TL Lebkuchengewürz

Zutaten für Dekoration: 1 dl Rahm, Honig und Zuckersterne

Vorgehen: Die Butter mit dem Eigelb und dem Zucker schaumig schlagen, das Mehl, das Lebkuchengewürz und den Kakao dazu sieben und den Obstbrand dazugeben. Danach das Eiweiss zusammen mit einer Prise Salz schaumig schlagen und sorgfältig unter die Eigelb-Zucker-Masse ziehen. Die Masse auf einem Backblech verteilen und 7 bis 8 Minuten bei 200 Grad Hitze goldbraun backen. Biskuit auskühlen lassen. Die Sterne ausstechen, sodass je zwei Sterne mit Rahm gefüllt und aufeinandergelegt werden können. Die Sterne rundherum mit Rahm bestreichen und mit Kakaopulver bestäuben. Kurz vor dem Servieren etwas Honig darüber träufeln und die Sterne mit Zuckersternen dekorieren.

Tipp: Wem es zu viel Aufwand ist, die Sterne auszustechen, der füllt und rollt das Biskuit wie eine Roulade.

Viel Vergnügen beim Kochen und guten Appetit!

Erinnerungen vom Süssesten

Dieser Duft und diese Knusperhülle! Sie lassen sich genüsslich auf der Zunge lutschen, dann geht es ran an den guten Kern. Doch manche beissen auch direkt drauf los. Die kleinen, krossen Boten festlicher Tage sind so einfach selbstgemacht. Warum sie süsseste Erinnerungen wecken, darf ihr Geheimnis bleiben.

Zubereitung

Gebrannte Mandeln oder Cashewkerne

1. Wasser, Vanillezucker und Zucker in einer Pfanne aufkochen.

2. Die Mandeln oder Cashewkerne zugeben und die Flüssigkeit unter ständigem Rühren bei mittlerer Hitze einkochen bis der Zucker trocken wird. Weiterrühren bis der Zucker wieder leicht zu schmelzen beginnt und die Mandeln oder Cashewkerne glänzend überzieht.

3. Mandeln oder Cashewkerne sofort auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech verteilen und auskühlen lassen.

Zutaten

0.5 dl Wasser

1 TL Vanillezucker

100 g Biofarm-Golden-Light-Zucker

100 g Biofarm-Mandeln oder -Cashewkerne

Die Heilkraft der Harze

Die heiligen drei Könige bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe. Mit den wertvollen Baumharzen wird seit jeher geräuchert, um eine sakrale Stimmung zu erzeugen. Auch die Harze unserer Nadelbäume sind gute Räucherstoffe. Als Arzneimittel lindern sie Schmerzen, Erkrankungen der Atemwege und unterstützen die Wundheilung.

Yves Scherer

Auf den Waldweiden im Jura grasen Pferde und Kühe zwischen freistehenden Fichten, Tannen und Ahornbäumen. Es ist eine struktur- und artenreiche Kulturlandschaft, die seit dem Mittelalter extensiv bewirtschaftet und mit viel Aufwand gepflegt wird. Ich setze mich unter eine grosse, alte Fichte. Dieses mächtige Baumwesen vermittelt in seiner scheinbar zeitlosen Präsenz würdevolle Gelassenheit, Freiheit und Beständigkeit. Die Rinde am Stamm ist an mehreren Stellen abgebrochen. Der Spalt zwischen Rinde und freiliegendem Splintholz ist mit eingetrocknetem Harz überzogen, einem natürlichen Wundverschluss, der eindringende Bakterien und Pilze abtötet.

«Harz» nennt man den ausgetrockneten Balsam des Baumes, eine zähflüssig-klebrige Masse, die nördlich der Alpen nur von Nadelbäumen produziert wird. Eine Ausnahme ist die Eibe, sie produziert keinen Balsam. Die schneller wachsenden Laubbäume verschliessen Verletzungen an Stamm und Ästen mit einer Wulstnarbe (Kallus). An «meiner» Fichte ist genug Harz vorhanden, dass ich etwas davon mit einem Holzstöckchen abschaben kann. Das verbleibende Harz verstreiche ich vorsichtig, damit die verletzte Stelle gut bedeckt bleibt.

Immergrüne Zapfenträger

Wissenschaftlich werden Nadelbäume «Koniferen» genannt. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet «Zapfenträger», von conus (= Zapfen oder Kegel) und ferre (= tragen). Koniferen sind sogenannte Nacktsamer (Gymnospermen). Ihre Samen sind nicht durch eine Frucht geschützt wie etwa bei einem Obstbaum, sondern durch einen Zapfen, der sich öffnet und den nackten Samen freigibt, wenn er ausgereift ist. Fichten, Tannen, Kiefern und Lärchen gehören zur Pflanzenfamilie der Kieferngewächse (Pinaceae). Das lateinische Stammwort für den Gattungsnamen Pinus lautet pix und bedeutet «Harz». Der Begriff «Kiefer» stammt vom althochdeutschen kien ab und bedeutet «harzreiches Holz».

Balsam für die Gesundheit

In der traditionellen Heilkunde des Alpenraumes sind Fichte (Picea abies), Tanne (Abies alba), Waldkiefer (Pinus sylvestris), Latschenkiefer (Pinus mugo), Arve (Pinus cembra), Lärche (Larix decidua) und Wachholder (Juniperus communis) wichtige Heilpflanzen. Ihr Harz und ihre ätherischen Öle werden zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, rheumatischen Beschwerden und zur Wundbehandlung verwendet. Die Nadelbäume lagern ihre wohlriechenden Balsame in den Wurzeln, im

Harzfluss an einer Fichte.

Holz und in den Blättern. Sie sind von oben bis unten durchdrungen davon. Nicht selten lässt sich ein tiefhängender Zapfen vom Baum pflücken, aus dem Harz tropft. Der Balsam der Nadelbäume wird auch Terpentin genannt. Dass die Bäume diese Substanz das ganze Jahr über produzieren, hat seinen guten Grund. Das keimhemmende Gemisch aus Harzsäuren und ätherischen Ölen tötet nicht nur eindringende Mikroorganismen ab, es schützt die immergrünen Bäume auch vor extremen Temperaturschwankungen. Aromatische terpenoide Verbindungen werden von den Nadelbäumen auch in grossen Mengen an die Umgebungsluft abgegeben. Auf uns Menschen wirken sie entspannend und belebend zugleich. Ein Spaziergang im Wald lässt uns darum freier atmen. Die wohlriechende Waldluft senkt ausserdem die Pulsfrequenz und den Blutdruck und macht uns widerstandsfähiger.

Die ätherischen Öle werden durch Wasserdampf-Destillation der nadelförmigen Blätter gewonnen. Von Kiefern und Lärchen wird auch der frische Balsam destilliert. Das so gewonnene ätherische Terpentinöl hilft als Einreibemittel bei produktivem Husten, Nerven-, Muskelund Gelenkschmerzen. Weil es stark hautreizend wirkt, darf man es nur verdünnt anwenden, zum Beispiel als Bestandteil einer Salbe. Die ätherischen Öle und Harze aller einheimischen Nadelbäume werden sehr ähnlich eingesetzt. Ihre Gemeinsamkeiten sind grösser als ihre

Unterschiede. Sie wirken desinfizierend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, wundheilend, schmerzstillend, schleimlösend, hustenstillend, krampflösend, kräftigend und blähungswidrig.

Zur Behandlung von akuten oder chronischen Atemwegserkrankungen hilft die Inhalation mit den ätherischen Ölen von Fichte, Tanne, Kiefer oder Lärche. Die im Wasserdampf fein verteilten Tröpfchen desinfizieren die Nasennebenhöhlen und Stirnhöhlen, entspannen die Bronchien, beruhigen den Husten und lösen festsitzenden Schleim.

Die kleinen Baumharz-Kügelchen kann man sogar kauen. Sie desinfizieren die Mundhöhle, beruhigen entzündetes Zahnfleisch und lindern den Husten. Der herbbittere Harzgeschmack im Mund klingt nach ein bis zwei Stunden ab. Mit etwas Geduld lassen sich Baumharze auch in warmem Oliven- oder Mandelöl schmelzen. Dieses Harzöl ist geeignet für Einreibungen und als Grundlage für eine Wundheilsalbe (siehe Rezept).

Räuchern

Edle Naturharze wie Weihrauch, Myrrhe, Drachenblut oder Copal sind bekannte Räucherstoffe aus fernen Ländern. Doch auch die Harze und Blätter der einheimischen Nadelbäume eignen sich zum Räuchern. Fichtenharz kennt man auch unter dem Namen «Waldweihrauch».

Frei stehende Fichte im Alpsteingebiet.
Harzreicher Fichtenzapfen.

Duftendes Heilmittel

Zimt war lange eines der teuersten Gewürze der Welt

Im 16. Jahrhundert galt Zimt in Europa als eines der wertvollsten und teuersten Gewürze und wurde sogar mit Gold aufgewogen. Um seinen immensen Reichtum zu veranschaulichen, soll der Kaufmann Anton Fugger um 1530 herum die Schuldscheine des Kaisers Karl der Grosse in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt haben. Innerlich hilft Zimt bei Durchfall, Magen-DarmEntzündungen, Erkältung und Grippe. Neue Studien bescheinigen dem Zimt eine blutzuckersenkende Wirkung. Zudem haben Versuche gezeigt, dass abgekochte Zimtrinde die Bildung von Magengeschwüren verhindern kann. In der Schwangerschaft sollte aber von der medizinischen Verwendung abgesehen werden. Dem Genuss des Gewürzes in der Küche steht jedoch nichts im Wege.

Vegane Zimtwaffeln

Zutaten

Rezept für 4 bis 5 grosse Waffeln

• 150 g Datteln

• 3 dl Hafermilch oder Milch

• 1 Banane

• 1 Prise Salz

• 1/2 Orange, nur Schale

• 2 TL Zimt

• 3 EL Sonnenblumenöl

• 100 g gehackt Baumnüsse

• 130 g Buchweizenmehl oder Dinkelmehl

• 1 TL Backpulver

Zubereitung unter: egk.ch/zimt#rezept

Räucherharze aus aller Welt.
Harz sammeln.

Harzsalbe selbst machen

Zum Einreiben auf Brust und Rücken bei Erkältungskrankheiten oder als desinizierende Wund- und Zugsalbe.

Zutaten und Material für ca. 150 ml

• 100 ml Oliven- oder Mandelöl

• 50–80 g Fichten-, Tannen-, Kiefern- oder Lärchenharz

• 8 g Bienenwachs

• 2 Konfitürengläser

• 1 Teesieb

• 5 Salbentiegel à 30 ml

Zubereitung

Das Öl mit dem Harz in ein Konfitürenglas geben und im Wasserbad erwärmen, bis sich das Harz vollständig auflöst. Das Harzöl in das zweite Konfitürenglas absieben, um es zu reinigen. Nochmals im Wasserbad erwärmen, das Bienenwachs hinzugeben und ebenfalls schmelzen lassen. Gut verrühren und noch flüssig in die Tiegel füllen. Mit Inhalt und Datum beschriften und erst verschliessen, wenn die Salbe fest geworden ist. Die Harzsalbe ist mind. zwölf Monate haltbar und auch für Kinder geeignet.

Tipp

Harz lässt sich nur schwer abwaschen. Latexhandschuhe tragen und gebrauchte Konfitürengläser verwenden.

Inhalation mit ätherischem Öl

3–5 Tropfen ätherisches Öl in eine Schüssel mit heissem Wasser geben und einige Minuten lang den Dampf tief einatmen. Kinder sollten beim Inhalieren beaufsichtigt werden. Kein heisses Wasser neben das Kinderbett stellen! Die Verwendung eines Inhalationsgerätes reduziert die Verbrühungsgefahr.

Patienten mit Keuchhusten und Asthma sollten das reine ätherische Öl von Koniferen nicht benutzen, da dieses die krampfartigen Beschwerden verschlimmern kann.

gemachte

Besonders während der Rauhnächte (oder Rauchnächte) zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar wird im und ums Haus herum geräuchert. Der Brauch hat seinen Ursprung vermutlich in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr. Ein Jahr aus zwölf Mondmonaten dauert 354 Tage. Die fehlenden elf Tage und zwölf Nächte werden deshalb als Tage «ausserhalb der Zeit» betrachtet. Während dieser «toten Tage» ist die Grenze zum Totenreich durchlässig. Die verstorbenen Seelen, die nicht in Frieden ruhen, sollten mit dem wohlriechenden Rauch besänftigt oder gar vertrieben werden. Räucherungen mit Wacholder sind besonders kraftvoll. Das Harz, das Holz und die Blätter dieses Zypressengewächses wirken stark desinfizierend. Die klebrigen Harzklumpen können das ganze Jahr über gesammelt werden. Mit einem Ästchen oder Messer lässt sich auch altes, hartes Harz recht gut vom Stamm ablösen. Zum Transport eignen sich kleine Glasbehälter oder Backtrennpapier. Um dem Baum nicht zu schaden, sammelt man nur was zu viel vorhanden ist.

Nach meinem Aufenthalt bei der alten Fichte bin ich tief entspannt, reich beschenkt und wieder einmal beeindruckt von der Weisheit der Natur. Nichts ist so gross, so schön und so heilsam wie Mutter Erde. Warum können wir nicht besser zu ihr Sorge tragen? •

Yves Scherer

Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet eine eigene Ausbildung in Pflanzenheilkunde und Kräuterwanderungen an: www.medizingarten.ch / www.medizinwald.ch

Selbst
Fichtenharz-Salbe.

Wetterzeichen

Weisser Regenbogen im Nebel

Im Winterhalbjahr sind die tiefen Lagen oft mit Nebel bedeckt. Steigt man in die Höhe bis zur Nebelgrenze, kann oft ein spektakuläres Phänomen beobachtet werden – ein weisser Regenbogen. Dieser Nebelbogen entsteht, wenn die Sonne auf eine Nebelwand scheint und das Licht durch die kleinen Nebeltröpfchen reflektiert und gebrochen wird, genau gleich wie beim Regenbogen. Allerdings ist das Band des Nebelbogens ungefähr doppelt so breit wie beim Regenbogen und das einfallende weisse Licht wird nicht in die verschiedenen Farben zerlegt.

Während grosse Tropfen eines Gewitterregens einen intensiv farbigen Regenbogen produzieren, nimmt die Farbintensiät mit kleineren Tropfen stetig ab. In den feinen Nebeltröpfchen sind die Farben des Regenbogens schliesslich verschwunden. Die kleinen Nebeltröpfchen brechen zwar das Licht zu einem Regenbogen, verursachen jedoch infolge ihrer geringen Grösse Lichtüberlagerungen. Dieses Phänomen ist auf die Wellennatur des Lichtes zurückzuführen. Aus den Lichtüberlagerungen der zerlegten Spektralfarben entsteht wieder weisses Licht, das schliesslich in der Form eines weissen Nebelbogens erscheint.

Das Zentrum des Nebelbogens befindet sich immer am Gegenpunkt der Sonne, d. h. man hat die Sonne genau im Rücken. Deshalb wird oft noch der eigene Schatten im Vordergrund sichtbar und evtl. sogar noch farbige Ringe um den Kopf der Person, die den Nebelbogen sieht. Dieses Phänomen ist auch als «Brockengespenst» bekannt.

Venus, Saturn und Mond am Abendhimmel

Der Planet Venus dominiert als «Abendstern» den Winterhimmel im Dezember. Zudem werden anfangs Dezember noch der Ringplanet Saturn und die zunehmende Mondsichel am Himmel zu sehen sein. Dieses Trio wird auffällig vom 4. bis am 8. Dezember in der Abenddämmerung am Himmel erscheinen.

Am 4. Dezember wird die schmale zunehmende Mondsichel in der Nähe der Venus zu sehen sein. Der Mond wandert dann jeden Tag ein Stück höher am Himmel und wird sich am 8. Dezember in der Nähe des Ringplaneten Saturn befinden.

Da am 1. Dezember Neumond ist, erscheint in den folgenden Tagen die schmale zunehmende Mondsichel. In dieser Phase ist auch das sog. Erdlicht noch sichtbar, d. h. die dunkle Seite des Mondes erscheint in einem fahlen

aschgrauen Licht. Es ist das Licht unserer Erde, das am Mond reflektiert wird. Stünde ein Astronaut zu dieser Zeit auf dem Mond, könnte er beobachten, wie die «Vollerde» am Mondhimmel steht und ihr Licht auf unseren Trabanten wirft. Dadurch wird die Nachtseite des Mondes aufgehellt.

Am 4. Dezember ist der Mond noch relativ niedrig am Horizont. Deshalb muss die Sicht nach Südsüdwesten auf den Himmel frei sein, um das Schauspiel zu beobachten. An diesem Ort sollte der Horizont ziemlich tief sein, damit nicht Hügel oder Berge die Mondsichel bedecken. Am 6. Oktober befindet sich der Mond am Abend bereits im Süden, am 8. Dezember im Südsüdosten. Dabei steigt er immer höher über den Horizont.

Sternengucker

Weihnachtssterne mit cremefarbenen Hochblättern wirken sehr elegant.

Weihnachten wird bunt!

Hält die Natur Winterschlaf, stehen blühende Zimmerpflanze besonders hoch im Kurs. Das gilt vor allem für den Weihnachtsstern: Er zählt weltweit zu den beliebtesten Pflanzen in der Adventszeit. Mittlerweile gibt es Züchtungen, die mit gelben, pinken, orange- und cremefarbenen Hochblättern viel frischen Wind in den Interieur-Bereich bringen.

Irène Nager, JardinSuisse

Fröhlich, farbenkräftig und facettenreich: So geht es im Herbst zu und her. Reichhaltige Farbtöne wie «Cranberry» – ein lebendiges Rot –, das orange-rosafarbene «Crabapple», das goldgelbe «Butterscotch» oder das gelblich-grüne «Antique Moss» sind überall zu sehen.

Wolfsmilchgewächse zu Weihnachten

Was für die Modebranche gilt, ist auch bei der winterlichen Pflanzendekoration angesagt. In den neuen Pflanzenzüchtungen finden sich die erwähnten Farbtrends wieder. Das zeigt sich speziell beim Weihnachtsstern. Anfang des 19. Jahrhunderts brachte der Diplomat und Botaniker Joel Robert Poinsett die Pflanze aus Mexiko in die USA und wurde damit Namensvater des Wolfsmilchgewächses: Poinsettia, wie sie auf Lateinisch heisst. Grün und Rot, die Farben ihrer wechselständig angeordneten Laub- und Hochblätter, haben lange Zeit als Symbolfarben die Advents- und Weihnachtstage bestimmt.

« Die
Weihnachtssterne leuchten in

fröhlichen

Farben und verwandeln jedes Zuhause in eine Oase der Freude. »

Farben, die Freude vermitteln

Diese Saison gesellen sich vielseitige Farben wie Cremeweiss, Orange, Bronze, Weiss-Pink und lebendiges Gelb hinzu: Emotionale Töne, die man im Poinsettien-Sortiment bislang weniger kannte. Insbesondere Zitronengelb als Gute-Laune-Farbe sticht heraus. In der Farbpsychologie heisst es, dass Gelb die Konzentration und Kreativität fördert und Ängste und Depressionen lindert. Eine Farbe also, die den Geist beflügelt und Freude vermittelt – ideal, um Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.

Am besten kommen die Pflanzen in neutral getönten Gefässen – zum Beispiel kakifarbene oder schwarze –zu Geltung. Festlicher wird’s in Pflanze-Topf-Kombinationen aus Silber, Grau, Creme und Beige. In Vasen oder auf Schalen platziert und mit Tannenzweigen, Kugeln oder Glanzpapier kombiniert, entsteht im Handumdrehen ein festliches Ambiente. In Fachgartencentern und gut sortierten Gärtnereien finden sich viele anschauliche Beispiele, wie sich die farbenkräftigen Weihnachtsboten effektvoll inszenieren lassen.

Sterne mit Zeitgefühl

Dass Poinsettien gerade zur Weihnachtszeit in den buntesten Farben leuchten, ist Ergebnis einer genetischen Programmierung. Als sogenannte Kurztagpflanzen beginnen sie mit der Anlage von Blüten und

Hochblättern erst, sobald die Herbstnächte länger als zwölf Stunden dauern. In Gewächshäusern lässt sich dieser Vorgang durch Verdunkeln steuern. Wenn die Pflanzen ab Ende Oktober in den Handel kommen, haben die Hochblätter ihre charaktervoll-leuchtenden Farben ausgebildet.

Wo finde ich sie?

• Weihnachtssterne lieben es warm und hell: Zimmertemperaturen um die 20° Celsius ohne direkte Sonneneinstrahlung sind ideal.

• Vorsicht vor Standorten über der Heizung: Der heisse Luftstrom schadet ihnen.

• Weihnachtssterne brauchen nur wenig Wasser. Ein Tauchbad alle paar Tage in zimmerwarmem Wasser genügt. Alle zwei Wochen kann etwas Flüssigdünger beigemischt werden.

• Auf allfällige Giessfehler macht der Weihnachtsstern von selbst aufmerksam: Gelbe oder abfallende Blätter deuten auf zu nasse Wurzeln, hängende Blätter auf zu wenig Wasser hin.

• Die Wildpflanzen in freier Natur sind giftig, insbesondere ihr Milchsaft. Er enthält Reizstoffe, die allergische Reaktionen auslösen können. In den handelsüblichen Weihnachtsstern-Zuchtformen konnten diese hautreizenden Stoffe nicht nachgewiesen werden. Dennoch sind die sternförmigen Schönheiten keinesfalls zum Verzehr gedacht.

Worauf beim Kauf zu achten ist

• Man sollte nur solche Pflanzen kaufen, die entfernt vom Eingangsbereich des Verkaufsortes stehen. Sind sie zu nahe am Eingang platziert, können sie durch den kalten Luftzug Schaden nehmen und vorzeitig die Blätter abwerfen.

• Speziell an kalten Tagen empfiehlt es sich, die Pflanzen in Papier eingewickelt nach Hause zu transportieren. So sind sie vor einem Kälteschock geschützt.

• Zeigt die Pflanze eingerollte Blätter oder ist der Erdballen sehr nass oder sehr trocken, sollte man von einem Kauf absehen. Dies deutet auf Pflegefehler am Verkaufsort hin.

• Auch in Plastikfolien eingepackte Pflanzen sollten nicht gekauft werden. Diese sind vermutlich über weite Strecken transportiert worden und können in der Folie nicht ausreichend atmen. •

1 Vor zwei-drei Jahren gesellte sich kupferorange hinzu. Dieser Typ ist bereits sehr beliebt.

2 Die neuen Gelben heissen zum Beispiel «Golden Glo»– wir finden sehr treffend!

3 Mit den neuen Farbsorten und etwas passender Deko lassen sich einmalige Weihnachtsstimmungen erzielen.

4 Zweifarbige Weihnachtssterne sind nur spärlich im Angebot – «Premium Marble» begeistert mit rosafarbenen Sprenkeln in der Mitte der cremefarbenen Hochblätter.

JardinSuisse

JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topfpflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an. Der Branchenverband bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen an.

Dazu gehören beispielsweise die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles andere mehr. Jardin Suisse betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Höheren Fachprüfung (Gärtnermeister).

Im Park Igls Kraft für Körper und Seele tanken

Das Park Igls Medical Spa Resort bei Innsbruck ist sowohl ein luxuriöses Hotel als auch ein Gesundheitszentrum. Gäste werden nach den weiterentwickelten Methoden von Dr. med. Franz Xaver Mayr dabei unterstützt, ihren Körper zu säubern, zu schonen und zu schulen.

Artur K. Vogel

Dass dies keine normalen Ferienwochen werden, erfährt der Gast des Park Igls schon nach der Reservation: Er erhält umfassende Anregungen für die Vorbereitung des Aufenthaltes. Frittiertes, Gebackenes, in Fett Gebratenes, stark fetthaltige Lebensmittel, Wurst, Süssspeisen und Rohkost sollte er schon vorher vom Speisenplan streichen, auf Kaffee, Nikotin und Alkohol verzichten, und täglich zwei bis drei Liter Wasser oder Kräutertee trinken.

Kaum angekommen, drückt ihm die freundliche Mitarbeiterin an der Rezeption einen persönlichen Therapieplan in die Hand, der im Lauf der einwöchigen Kur (ideal wären zwei oder drei Wochen) wenn nötig modifiziert wird. Am Tag danach ist eine Bioelektrische Impedanzanalyse vorgesehen, bei der, neben Körpergrösse und Gewicht, unter anderem die Fett-, die Muskel- und die fettfreie Masse sowie der Wasseranteil im Körper ermittelt werden. Wenig später empfängt Dr. Peter Gartner

zum ersten von vier Arztterminen und nimmt sich dafür jeweils eine gute halbe Stunde Zeit, um alles zu erklären und dem Gast tiefgreifende Bauchmassagen zu verabreichen. Er nimmt eine erste Analyse des Zustandes vor, verkündet den Speiseplan und erläutert, was den Gast erwartet.

Dr. Gartner steht einem Team von sieben Ärztinnen und Ärzten vor. Mit ihnen arbeiten zahlreiche gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, z. B. für Massagen, Fitness, Kneipp- und Detox-Anwendungen, OutdoorAktivitäten, Wassergymnastik, Yoga und sogar, in der Person von Dr. Melanie Robertson, für die psychologische Betreuung.

Verdauungstrakt regenerieren

Was aber ist die Mayr-Methode? Mit ihr soll die Gesundheit des Verdauungsapparates wiederhergestellt werden. «Der erste Grundsatz ist die Entgiftung durch Trinken.

Zur Modernen Mayr-Medizin gehört ein richtig dosiertes Bewegungsprogramm.

Ideal wäre ein Liter pro 20 kg Körpergewicht», sagt Gartner. Der Gast wird bald feststellen, dass nicht die spärliche, wenn auch wohlschmeckende Diät aus der Küche von Markus Sorg Probleme bereitet; täglich fünf Liter Wasser in sich hineinzuschütten, erfordert hingegen Disziplin. «Zur Darmschonung hat F. X. Mayr den Prozess der Vorverdauung entdeckt», sagt Dr. Gartner. Durch langes, gründliches Kauen wird ein wesentlicher Teil der Darmarbeit in den Mund vorverlagert. Der Darm wird so gut wie nicht mehr belastet und kann sich regenerieren.»

«Durch das Wassertrinken löst man alte Giftstoffe. Diese gelangen ins Blut und werden über die Gallenflüssigkeit oder über den Urin aus dem Körper ausgeschieden», erläutert Dr. Gartner. Um diesen Prozess zu fördern, trinken Patienten jeden Morgen Bitterwasser auf leeren

Magen, was dazu führt, dass man sich immer wieder ins stille Örtchen einschliessen muss. Wenn trotz Bittersalz nicht genug des Darminhaltes abtransportiert wird, kommt die Colon-Hydro-Therapie zum Einsatz. Dabei pumpt eine Maschine warmes Wasser in die Gedärme und spült festsitzende Materie heraus.

Methode weiterentwickelt

Franz Xaver Mayr lebte von 1875 bis 1965 und arbeitete bis zuletzt an seiner Methode. Inzwischen ist diese weiterentwickelt worden. Das zeigt sich etwa in der MayrCuisine: Einst bestand die Diät darin, dreimal am Tag altbackene Brötchen mit etwas Milch zu zerkauen. Heute wird zur Kur im Park Igls eine raffinierte Diätküche aus biologischen, vorwiegend regionalen Nahrungsmitteln aufgetragen, dank der die Sanierung des Darms gleichzeitig zum Genusserlebnis wird. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Genesung, wie Psychologin Robertson betont: «Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Psyche ist gut erforscht. Was wir essen, beeinflusst unser psychisches Befinden.»

Und während Dr. Mayr und seine ersten Nachfolger den Patienten strikte Ruhe verschrieben, weiss man heute, wie wichtig Bewegung für die physische und psychische Gesundheit ist. Deshalb werden im Park Igls mehr als 50 Bewegungseinheiten angeboten.

Damit er die neuen, guten Gewohnheiten nicht so rasch vergisst, wird dem Gast – nach einer Woche um fast drei Kilo leichter und mit acht cm weniger Bauchumfang –eine schriftliche Analyse seiner Therapieerfolge samt einem Gesundheitsfahrplan und einem Leitfaden für die Integration der Mayr-Cuisine in seinen Alltag mit auf den Weg gegeben. Wer sich noch intensiver damit beschäftigen will, kann die Bücher «F. X. Mayr für Gourmets» mit Rezepten von Küchenchef Markus Sorg und «Gesundheit im Zentrum – Richtig gut leben mit der Modernen MayrMedizin» von Dr. Peter Gartner erwerben. www.park-igls.at •

Küchenchef Markus Sorg beweist, auch schonend und diätgerecht zubereitete Gerichte können sich auf Gourmet-Niveau bewegen.

In 80 Beautygeheimnissen um die Welt

Rosenessenz aus Bulgarien, ayurvedische Naturkosmetik aus Indien, Schabmassage aus China: Was heute hierzulande hypt, hat in den Ursprungsländern oft eine lange Historie. Eine «Weltreise» zwischen Kult und Kulturgut, die sich gewaschen hat.

Daniela Dambach

Glatter, strahlender, reiner – egal in welcher Kultur, dieses Schönheitsideal gilt als Konsens. Wie dieses zu erreichen sei, unterscheidet sich von Land zu Land, auch bedingt durch dessen Geschichte, kulturelle Einflüsse oder dort gedeihende Kräutchen und Pflänzchen. Nur mit Kaltwasser und Kernseife waschen? Gurkenscheiben auf die Augen und Honig auf die Lippen? In einer globalisierten Welt braucht man nicht mehr einzig auf die Beauty-Geheimnisse zu bauen, welche die Grossmutter zwischen Badezimmertür und Spiegelschrank preisgab. Immer vernetzter, bedeutet auch: aus einer immensen Vielfalt an Naturkosmetik schöpfen. Ob Schneckenschleim-Cremes aus Korea, Weintrauben-Tonics aus Frankreich oder Matcha-Masken aus Japan – einmal kurz an der Weltkugel gedreht, zeigt sich: Die naturnahen Rezepturen könnten unterschiedlicher nicht sein –mit ein und demselben Ziel: Schönheit und Wohlbefinden zu voller Blüte bringen.

Von Schnuppern bis Schaben Bereits in der Antike sollen die Perser Damaszener-Rosen kultiviert haben, die schliesslich in europäischen

Gärten landeten – und somit auch in Flakons: Bis heute werden aus den duftintensiven Blüten, die als Heilpflanzen gelten, Rosenöl und -wasser gewonnen, beispielsweise im Iran, in Marokko oder in der Türkei. Das grösste Anbaugebiet, das sich über 140 Kilometer erstreckt, liegt im Balkangebirge: Im bulgarischen Rosental hegen, pflegen und ernten die Rosenbauern seit dem 17. Jahrhundert tonnenweise Blüten, deren Destillate weltweit für wahrlich «rosige Wangen» sorgen. «Rosen», aber solche aus der Steinheil- statt aus der Pflanzenkunde, erleben derzeit einen Hype: Mit Gua Sha kann man sich mithilfe der farbigen, flachen Plättchen schöner schaben. Die über tausendjährige Geschichte der Masssagetechnik geht auf die traditionelle chinesische Medizin zurück. Sie soll die Durchblutung ankurbeln und deshalb entgiftend wirken.

Makellos durch Mineralienstaub

Auf ein Gestein, aber in fein gemahlener Form, setzt man indes im Südtirol: Aus Silberquarzit, das weltweit einzig im Pfitschtal vorkommt, entstehen Lotionen, Peelings oder Badesalze unter dem Label «SilberQuarzit Experience». Durch die besondere mineralische Komposition

soll der Heilstein unter anderem dazu beitragen, den Körper zu entgiften, die Haut zu straffen wie auch mentale Blockaden zu lösen. Ebenfalls nutzt die Marke «Glacisse» die natürlichen Südtiroler Urkräfte: Reines Gletscherwasser aus einer Quelle auf fast 3000 Metern in den Ötztaler Alpen ist die Grundlage der Pflegeserie. Taufrisch soll sich fühlen, wer sich mit den spurenelementreichen Komplexen eincremt oder einschäumt. Bergheu, Latschenkiefer oder Wacholder sind weitere Ingredienzen, die in typischen Südtiroler Schönheitsanwendungen nicht fehlen dürfen. Wer solche Heilkräuter, sei es für in den Topf oder in den Tiegel, selbst suchen will, wird auch in Slowenien fündig.

Trends mit Tradition

Im grün gekleideten Land Slowenien hat die Kräuterheilkunde einen erheblichen Aufschwung erfahren. Sowohl in den unberührten Winkeln der Natur gedeihen heilsame Kräuterarten wie auch in den Kräuterschatzkammern der Klöster. In die uralten Geheimnisse der Mönche taucht man beispielsweise im Kloster Olimje ein, dessen Südturm die drittälteste erhaltene Apotheke Europas beherbergt. Als die Paulinermönche im Jahr 1663 in den Prachtbau unter dem Berg Rudnica zogen, begannen sie damit, Heilpflanzen anzubauen, systematisch zu untersuchen und zu Arzneimitteln zu verarbeiten. Zwar leiten heute die Minoriten die Pfarrei, doch sie beleben die alte Kräuterheilkunde mit eigenen Produkten neu.

Auch das ist eine Gemeinsamkeit der «Trends dieser Tage» in der Naturkosmetik: In Anbetracht dessen, dass die Schätze der Natur wie Pflanzensäfte, Öle oder Fette seit Menschengedenken zur Schönheitspflege genutzt werden, handelt es sich meist um ein zeitgemässes Wiederaufleben. Ein weiteres Beispiel für Kosmetik als Kulturgut liefert Ayurveda: Die traditionelle indische

Heilkunst, die schätzungsweise 5000 Jahre alt ist, erlebt in westlichen Kulturkreisen einen Boom. Ein Quantum der sanskritischen Lebensweisheit kann man sich in das Badezimmer bestellen: Die Naturkosmetik «Abhati Suisse» verbindet ayurvedische Bio-Pflanzen mit fortschrittlicher Schweizer Technologie. Die Gründerin Anja Rupal knüpft dabei an das Erbe ihrer indischen Grossmutter an, die sie hingebungsvoll mit in der Küche selbstgemachten Pflegemitteln puderte und einölte. Wer bei der Vorstellung, sich mit Schneckenschleim einzuschmieren oder sich mit steinalten Mineralien zu verjüngen, lachen muss, tut Wirkungsvolles: Lachen ist zweifelsohne einer der natürlichsten Booster für die Ausstrahlung – und das kulturübergreifend. •

Weitere Tippse

Schweiz: Hanfpflege

Aus eigens angebautem Hanf, eine der ältesten Kulturpflanzen, stellt «Mia Products» im Goms von Hand natürliche ätherische Öle, Cremes oder Massageprodukte her. mia-products.ch

Deutschland: Bierwellness

In der Bierkulturstadt Ehingen geniessen Gäste Wellness auf die «bierige» Art mit Bad in der Holzwanne, ätherischem Hopfenöl oder dem antiken Schönheitsmittel Bierhefe. www.bierkulturhotel.de

Italien: Heilpflanzenwissen

Das Zentrum «La Maison des Anciens Remèdes» im Aostatal widmet sich der Heilpflanzenkunde von der Wurzel bis zur Blüte und vereint volkstümliche Kultur mit uraltem Naturwissen. www.anciensremedesjovencan.it

Jede Kultur kennt eigene Kniffe: Die Ingredienzien für Naturkosmetik sind geprägt von Sitten und Bräuchen.

Beauty-Trend mit Geschichte: «Gua Sha» ist ein Massagetool aus der traditionellen chinesischen Medizin.

Briefe an natürlich

Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik sind willkommen. Die Leserbriefe müssen mit der vollständigen Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. Schicken Sie Ihren Brief per E-Mail an: leserbriefe@natuerlich-online.ch oder per Post an «natürlich», Leserbriefe, Gwattstrasse 144, 3645 Thun/Gwatt.

Leserbilder

Bild des Monats

Wir suchen für jeden Monat ein schönes Natur- oder Landschaftsbild. Senden Sie das Bild per E-Mail in hoher Auflösung (mindestens 3 Megabyte) per E-Mail an bild@natuerlich-online.ch unter Angabe Ihrer Adresse. (Querformat bevorzugt.) Das aus Sicht der Redaktion schönste Bild wird jeweils abgedruckt und mit einem Gutschein des Weber Verlags im Wert von Fr. 50.– belohnt.

Weitere Bilder werden bei uns auf der Website natuerlich-online.ch aufgeschaltet.

Patrizia Dalla Francesca, Raten

Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren

Wir begrüssen uns, während wir auf dem Regenbogen tanzen DU und ICH als Seelenband.

Wir löschen unseren Durst am Fluss der Wahrheit Du und ICH als Seelenband.

Wir werden im Licht der Freude sein, das heller als die Sonne glänzt DU und ICH als Seelenband.

Für alle, die guten Willens sind – aber vor allem für Leonard Peltier, der seit 50 Jahren unschuldig im Gefängnis ist.

Danke Markus für Deine schönen Geschichten im Natürlich! Ich lese sie jedes Mal.

Margrith

Im Lichte der Wahrheit - Gralsbotschaft info@buchvertrieb-gralsbotschaft.ch

Tel.: 041 468 03 80 www.gralsbotschaft.org

Info-Abend: 6. März

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Einsendeschluss ist der 24. Januar 2025. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden direkt benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Über diese Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

claro verlost eine fair gehandelte, exquisite Kampot-Pfeffer-Kollektion aus Kambodscha, inklusive Rezeptkarten und der Zeitschrift Voices of Cambodia. In der hübschen, handgefertigten Geschenkbox befinden sich drei besondere Pfeffersorten in Schwarz, Rot und Weiss. Im Garten Sindora, wo regenerative Landwirtschaft betrieben wird, werden die noch grünen Pfefferkörner in sorgfältiger Handarbeit geerntet, sortiert und schonend weiterverarbeitet. Das Ergebnis ist ein edles Produkt für Feinschmecker:innen, das Menschen in Kambodscha ein faires Einkommen sichert und natürliche Ökosysteme schützt.

IMPRESSUM

44. Jahrgang 2024, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich

Verbreitete Auflage: 18 113 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2024)

Kontakt

mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

Redaktion, Herausgeber und Verlag

Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch

Verlegerin

Annette Weber-Hadorn a.weber@weberverlag.ch

Verlagsleiter Zeitschriften Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch

Chefredaktor

Samuel Krähenbühl, s.kraehenbuehl@weberverlag.ch

Leser*innenberatung

Sabine Hurni, s.hurni@weberverlag.ch

Weitere Autor*innen

Nina Bieri, Fabrice Müller, Therese Krähenbühl-Müller, Angela Bernetta, Yvonne Rossel, Barbara Zanetti, Markus Kellenberger, Blanca Bürgisser, Sabine Hurni, Susanne Gedamke, Leila Dregger, Yves Scherer, Irène Nager, Arthur K. Vogel, Daniela Dambach

Grafik/Layout

Shana Hirschi, Nina Ruosch, Aline Veugel

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Anzeigenleitung

Thomas Kolbeck, Tel. +41 79 269 73 21 t.kolbeck@weberverlag.ch

Anzeigenadministration/Marketing

Blanca Bürgisser, Tel. +41 33 334 50 14 b.buergisser@weberverlag.ch

Mediadaten unter www.natuerlich-online.ch/werbung

Aboverwaltung

abo@weberverlag.ch, Tel. +41 33 334 50 44

Druck

Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen

Bildnachweise

Miriam Kolmann: 3

Therese Krähenbühl-Müller: 14-17, 60-63

Sonja Berger: 18-21

Dr. Hauschka: 34-35

Institut für Pharmakologie & Toxikologie Universität Zürich: 39

Andrea Abegglen: 48

Yves Scherer: 65-68

Andreas Walker: 69

Irène Nager: 70-73

Park Igls: 74-75

Patrizia Dalla Francesca: 71-71

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Zwei Lichtlein im Dunkeln

Markus Kellenberger

Etwa ab Mitte November bis ungefähr Mitte Januar zünde ich bei Einbruch der Dämmerung jeden Abend draussen zwei Kerzlein an. Man weiss schliesslich nie mit absoluter Sicherheit, wer oder was sich in diesen Nächten rund um das Julfest draussen herumtreibt, erst recht nicht, wenn man abgelegen wohnt und so dicker Nebel herrscht wie gestern.

Schon der kurze Tag war einfach nur grau in grau gewesen, ein einziges lichtloses Nichts, das einem überhaupt nicht nach draussen zog. «Nebel hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach innen, ohne Not geht niemand aus, alles fällt in Sinnen», beschrieb Christian Morgenstern diese ganz spezielle Stimmung, die sich bis in die Seele ausbreiten kann. Als der diffuse Tag einem ebensolchen Dunkel zu weichen begann, bestückte ich die beiden Laternen vor der Tür mit neuen Kerzen und zündete sie an, damit die guten Geister wissen, dass sie in meiner Stube willkommen sind – und die bösen, dass sie sich an die Hausordnung zu halten haben. Niemand wird in solchen Nächten abgewiesen.

Die in Nebel gehüllte Nacht war feucht und kühl und wie schwarzer Samt – und sie lockte mich. Ich wusste nicht warum, aber warum nicht, dachte dachte ich, schliesslich kenne ich den Weg übers Feld hoch zur stattlichen Linde auf dem Hügel in- und auswendig. Ich zog mich warm an, löschte alle Lichter in der Wohnung und ging los. Nach wenigen Schritten schimmerten die beiden Kerzlein nur noch wie weit entfernte Sterne und bald waren sie überhaupt nicht mehr zu sehen. Nichts war mehr zu sehen. Der Nebel dämpfte und verschlucke alles, selbst den Weg, der mir doch so vertraut ist. «Seltsam, im Nebel zu wandern», fiel mir die erste Zeile von Hermann Hesses Gedicht «Im Nebel» ein. «Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, jeder ist allein.» Und genau so war es, und unheimlich noch dazu.

Der Weg, den ich bei Tag mit so sicherem Schritt ging –alles schien mir fremd in dieser Nebelnacht, selbst ich. «Ist alles, was wir sind oder scheinen, nichts als ein Traum im Traum», hatte Edgar Allan Poe einst gefragt. Ja, dachte ich, manchmal ist man im Leben tatsächlich unterwegs wie ein Traumwandler im Nebel, und dann kann es gut sein, dass man sich fühlt wie jemand, der träumt, dass er träumt. Ich war richtig froh, als die Linde endlich wie ein dunkles Schattenwesen vor mir auftauchte und meinen sich im Nebel verlierenden Gedanken wieder Halt gab. Die Welt war noch da, ich wusste wieder wo ich war – und dass ich wach bin.

Still machte ich mich auf den Rückweg durch den Nebel, und bald schon schimmerten vor mir wie weit entfernte Sterne zwei winzige Pünktlein, die mit jedem Schritt immer heller und grösser wurden. Vor der Türe blieb ich noch einen Moment in der Frische dieser magischen Nacht stehen, und die brennenden Kerzen machten mir den Mut, etwas zu tun, das ich mich im dicken, dunklen Nebel nicht getraut hatte. Ich begann leise zu summen. «Mmh, mh, mh ... der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weisse Nebel wunderbar.» Dann ging ich hinein, schloss vorsichtig die Tür hinter mir und machte schnell das Licht an. Man weiss in solchen Nächten wirklich nie genau, ob sich dort draussen im Dunkeln nicht doch noch etwas herumtreibt.

Markus Kellenberger ist Autor und Journalist. In der Kolumne «Anderswelt» betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht, und an seinen «Feuerabenden» im Tipi begleitet er Menschen auf der Reise ins Innere. markuskellenberger.ch

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