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HONGKONGS «GRAND DAME» THE PENINSULA HONGKONG

HONKONGS «GRAND DAME» PENINSULA HONGKONG

Die Hotel-Ikone «The Peninsula Hongkong» zeigt sich nach wie vor unbeeindruckt von all der Hektik und den ständigen Veränderungen der Aussenwelt. Auch Chefredaktorin Karin Schmidt konnte sich dem einzigartigen Charme der alterslosen Legende nicht entziehen.

Das Haus fällt mir sofort auf: Der u-förmig gebaute Block, mit der symmetrischen Aufahrt und dem Brunnen, den hohen Bogenfenstern im Erdgeschoss und den Balustraden und Markisen, stammt erkennbar aus einer anderen Epoche. Der Eingang wird – einem Statement gleich – von zwei riesigen Löwen bewacht. Hinter ihnen erhebt sich The Peninsula Hongkong, das Flaggschif der gleichnamigen Luxushotelkette. Die Löwen sollen es nach chinesischem Brauch vor bösen Geistern schützen und nebenbei wohl auch signalisieren, wer sich hier niedergelassen hat. Ein Page in weisser Uniform, mit der hoteltypischen Pillbox auf dem Kopf, lässt mich strahlend durch die Schwungtüren in die ganz eigene «Pen»-Welt ein. Ein Universum, das mich schon von der ersten Sekunde an gefangen nimmt. Denn das Peninsula ist ohne Zweifel eine wahrliche Hotel-Ikone, die es immer wieder verstanden hat, sich neu zu erfnden, ohne dabei ihre historische Aura zu verlieren.

DIE GESCHICHTE

Ellis und Elly Kadoorie, zwei Brüder jüdisch-irakischer Herkunft, kamen in den 1880er-Jahren nach Hongkong. Sie gründeten unter anderem Hong Kong Hotels Limited mit luxuriösen Häusern in Hongkong, Shanghai und Peking. In den 1920er-Jahren reifte der Plan, das beste Hotel «east of Suez» in Hongkong zu errichten. 1922 wurde mit dem Bau begonnen. Das «Peninsula» (englisch für Halbinsel) befand sich in seiner letzten Bauphase, als britische Truppen das Haus als Hauptquartier und Munitionslager besetzten. Erst im April 1928 verliess der letzte Soldat das Peninsula, und so konnte das Juwel des Familienunternehmens am 11. Dezember 1928 nach einer Komplettrenovierung eröfnet werden – mit mehr als 3000 Gästen. Noch heute ist das Hotel im Besitz der Familie Kadoorie, mittlerweile in dritter Generation.

Mit der glanzvollen Eröfnung avancierte das «Pen», wie es zuweilen liebevoll genannt wird, sogleich zum Trefpunkt der Hongkonger High Society. Das verschlafene Stadtviertel Kowloon mauserte sich zum neuen Trefpunkt der Reichen und Schönen. 1941 besetzten japanische Truppen die Stadt – das Hotel wurde abermals zum Hauptquartier. Kurz nach Kriegsende lockte es schon wieder die Prominenz an: Warren Beatty, Tennessee Williams, aber auch Richard Nixon, Henry Kissinger und Prinzessin Margaret waren zu Gast. Lady Di zog es vor, mit dem Heli auf dem Dach zu landen.

Als im Zusammenhang mit der anstehenden Verlagerung des Flughafens die für Kowloon gültige Bauhöhenbegrenzung aufgehoben wurde, stieg das Peninsula sogleich gewissermassen in einen Jungbrunnen: Der neue Hotelfügel war 1994 das erste wirkliche Hochhaus in Kowloon. Nun konnte auch das «Pen» wieder mit reichlich Hafenblick und Superluxus glänzen.

DER SERVICE

Von all den renommierten Unterkünften jener Ära, als luxuriöse Ocean Liner noch Victoria Harbour anliefen, hat nur das Peninsula überdauert. Die Uhren stehen hier jedoch nicht still, sie drehen sich nur anders. Zwar gönnte sich die Fünf-Sterne-Ikone 2012 ein 450 Millionen HK$ teures Umgestaltungsprojekt und brachte ihre 300 Gästezimmer und Suiten in Design und Technologie auf den allerneuesten Stand, doch der alte koloniale Charme des Hauses blieb erhalten. Während draussen der Verkehr über die Salisbury Road donnert, läuft hier seit Jahrzehnten alles in ruhigen Bahnen. Vom Küchenchef bis zum Pagen – viele der Angestellten arbeiten hier schon ein Leben lang. Senior Bartender Johnny Chung Kam Hung beispielsweise, der mit über 50 Jahren Betriebszugehörigkeit zu den treuesten «Peninsula»-Mitarbeitern gehörte und erst kürzlich pensioniert wurde. Sein Vater war bereits für das Hotel tätig: Familientradition, die von vielen Angestellten seit Generationen praktiziert wird. Denn der Mythos «Pen» lebt nicht nur aufgrund von perfekter Gastronomie oder elektrisch bedienbaren Vorhängen in den Zimmern weiter, sondern vor allem durch die legendäre Service-Orientiertheit seiner Mitarbeiter.

So abgedroschen es klingen mag, in diesem Grand Hotel ist der Gast noch König. Der Service ist selbst für asiatische Hotels Spitzenklasse und manch eine Dienstleistung ist wohl auch einmalig. Bestes Beispiel dafür ist die 15 Stück starke

Die Pagen von heute tragen immer noch, wie damals, klassisches Weiss.

Auch Prinzessin Diana hat den Helikopter-Service des Peninsula in Anspruch genommen. Einen sensationellen Blick auf die Skyline von Hongkong geniesst man auch von der Sauna. Vom «Grand Deluxe Harbour View»-Zimmer hat man einen tollen Blick auf den Hafen.

Rolls-Royce-Flotte – die grösste weltweit. Mit diesen Edellimousinen wurden schon gekrönte Häupter, Präsidenten und Filmstars wie Charlie Chaplin, Elizabeth Taylor – und zu meiner grossen Freude auch ich – herumchaufert. Kürzlich wurden zwei trendige Minis angeschaft, die viel praktischer sind bei einer Stadtrundfahrt oder Shopping-Tour. Jeder Suite-Gast kann einen Mini mit Fahrer für vier Stunden buchen. Das ist sogar im Preis inklusive.

DIE TECHNIK

Innovativer Service, Dienstleistung bis ins kleinste Detail und unübertrofene Gastfreundschaft sind Teil der Peninsula-DNA. Dazu zählt auch das multifunktionale, interaktive Samsung-Tablet, verfügbar in elf Sprachen, mit dem ich auf simple Weise praktisch alles im Zimmer bedienen, aber auch Restaurantmenüs ansehen oder gebührenfrei in alle Welt telefonieren kann. Draussen, im Stadtteil Aberdeen auf Hongkong Island, unterhält «The Hongkong and Shanghai Hotels, Limited», die Muttergesellschaft der «The Peninsula Hotels», seit 30 Jahren eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung – ein Unikum in der Hotelbranche. Ingvar Herland, sozusagen der «Mr. Q» der 28 Mann starken Abteilung, führt mich durch sein Reich und erklärt mir die spektakuläre Peninsula-eigene In-Room-Technologie. «Wir möchten dem Gast nicht nur die neuesten technischen Annehmlichkeiten bieten, sondern sie auch so gestalten, dass er ohne Gebrauchsanweisung damit umgehen kann», erklärt mir Ingvar. Im Peninsula Hongkong haben sich die Tablets aufgrund der Bedienungsfreundlichkeit schon bewährt und werden jetzt nach und nach Einzug in alle Hotels der Gruppe halten. «Wir arbeiten daran, das Tablet mit der Stimme bedienen zu können. Aber das ist noch Zukunftsmusik», verrät mir der gebürtige Norweger augenzwinkernd. Ein bisschen fühle ich mich wie James Bond, mit dem Unterschied, dass ich die technische Abteilung ohne cooles Gadget verlassen muss.

DIE KULINARIK

Auch gastronomisch zählt das Peninsula zur Spitzenklasse. Während andere Hotels vielleicht gerade ein schickes Restaurant und eine noble Bar ihr eigen nennen können, trumpft die Nobelherberge gleich mit neun feinen Adressen auf. Das preisgekrönte Fine-Dining-Restaurant «Gaddi’s» punktet mit französisch inspirierter Haute Cuisine und glamourösem Interior – samtbezogene Sessel, antike Truhen und wertvolle Kristalllüster kreieren eine unnachahmlich stilvolle Atmosphäre. Während Küchenchef Frankie Tang im «Spring Moon» authentische kantonesische Küche und wahrscheinlich die besten Dim Sum der Stadt zaubert, komme ich als Liebhaberin der traditionellen japanischen Küche im modernen Setting des «Imasa» bei Kaiseki-Spezialitäten auf meine Kosten. Denn das The Verandah mit leichter kontinentaler Küche und das Felix, von Philippe Starck designt, sind wie eh und je meistens ausgebucht.

Ein besonderes Jubiläum konnte die Hongkonger Restaurant-Ikone «Chesa» dieses Jahr begehen: Das für sein Dekor im Stil einer Alpenhütte und seine exquisite Küche berühmte Lokal wurde ein halbes Jahrhundert alt und war bei seiner Eröfnung im August 1965 das erste Schweizer Restaurant der Stadt. «Wir haben das Glück, dass Peninsula so viele altehrwürdige Institutionen hat, und Chesa ist eines der wichtigsten», sagt Rainy Chan, Regional Vice President der The Peninsula Hotels und General Managerin des The Peninsula Hong Kong. «In einer Stadt, in der Restaurants so schnell kommen, wie sie wieder gehen, ist ein 50-jähriges Bestehen eine beeindruckende Leistung.» Vor allem freue sie sich, dass viele Hongkonger Stammgäste das Lokal seit Jahrzehnten regelmässig besuchen.

Wenn es um einen guten Drink geht, ist die Auswahl ähnlich gross. Im «Salon de Ning», einer spektakulären Lounge-Bar im Stil einer Privat-Residenz im Shanghai der Dreissigerjahre, werden Cocktails gemixt. «The Bar» ist ein informeller Trefpunkt für Cocktails und Apéritifs, begleitet von Pianomusik. Ich entscheide mich heute für die Bar des Felix auf der 28. Etage des Peninsula Towers. Hier behält man den Überblick. Die Fensterfronten verlaufen von der Decke bis zum Fussboden, sodass man so gut wie von jedem Platz aus den Blick auf die Skyline und den Hafen Hongkongs geboten bekommt. Für die helle Einrichtung mit weissen Barhockern, Stühlen und riesigen Stof-Raumteilern, welche die Bar vom Restaurant abgrenzen, ist der französische Designer Philippe Starck verantwortlich. Den besten Ausblick im ganzen Lokal gibt es an einem von unten beleuchteten und etwas erhaben stehenden Tresen. Von dort aus bietet sich nicht nur ein lohnens-

Ein wahrer Kosmos an Annehmlichkeiten: die Peninsula Suite im 26. Stockwerk.

werter Blick auf das Panorama der Stadt, sondern auch auf das emsige Treiben des Partyvolks im Felix selbst.

DIE SCHOKOLADE

Zu meiner grossen Freude erwartet mich heute Abend ein Page auf dem Zimmer – aus Schokolade! Im Peninsula Hong Kong hat die Herstellung von Schokolade eine lange Tradition. Seit seiner Eröfnung vor 87 Jahren stellen die Pâtissiers des Hotels handgemachte Schokoladen her. Im Jahr 1954 wurden die Peninsula-Schokoladen erstmals zum Verkauf für die Allgemeinheit angeboten. Damals entschied sich das Hotelmanagement, einen eigenen Chocolatier einzustellen. Viele Schokoladenprofs haben seitdem diese Herausforderung angenommen, und jeder von ihnen hat sein eigenes Rezept für jene Köstlichkeit entwickelt, die heute als «The Peninsula Chocolates» bekannt ist. Rezepte, Tipps und Techniken wurden von einem Peninsula-Chocolatier zum nächsten weitergereicht und damit von Generation zu Generation. Seit November 2011 ist Marijn Coertjens für die zahlreichen Geheimrezepte in Hongkong zuständig.

DAS SPA

Heute steht ein Besuch im mehrfach ausgezeichneten Spa auf dem Programm. Ein leichter Fingertipp genügt, und schon verrät mir das Tablet, auf welcher Etage das Spa zu fnden ist. In der Rezeption im 9. Stock empfängt mich das Ambiente eines asiatischen Zen-Gartens: natürlich, minimalistisch, klar, Wasser plätschert. Ein ruhiger, harmonischer Ort mitten in Asiens aufregender Mega-Metropole. Vor Beginn der Anwendung im Peninsula Spa by ESPA komme ich in den Genuss der «Heat Experience», einem entspannenden Dampfbad- und Saunaerlebnis. Und als i-Tüpfelchen obendrauf gibt es die atemberaubende Aussicht über Victoria Harbour – ein besonderes Highlight des mehr als 3400 m² grossen Spas. Bei der anschliessenden Aromatherapie-Massage in der abgedunkelten Kabine unter den Händen eines erfahrenen Therapeuten lösen sich meine Anspannungen in nichts auf und eine tiefe Ruhe macht sich breit. Eine bewegliche, grosse Glasfront schirmt kühlere Luft ab und erlaubt eine ganzjährige Benutzung des mit Säulen, Friesen und Stuckaturen im klassisch römischen Stil gestalteten Poolbereichs. Eine Etage tiefer befndet sich ein grosses Sonnendeck, das mit viel Teakholz und komfortablen Liegen an das Ambiente einer Yacht erinnert.

DIE PENINSULA-SUITE

Wer die gastronomischen Finessen und Spa-Anwendungen nicht mit fremden Hotelgästen teilen will, kann im Peninsula auch noch eines draufsetzen und damit den puren Luxus erleben – und zwar in der Peninsula Suite. Dieser spektakuläre Adlerhorst im 26. Stockwerk mit Blick auf Victoria Harbour und Hong Kong Island verfügt auf 380 Quadratmetern über alles, was man sich erträumt: private Eingangshalle, separater Lift zur Helikopterlounge und zum Felix-Dachrestaurant, ein immer startbereiter Rolls-Royce, eine Station für Sicherheitsbeamte und bei Bedarf sieben Schlafzimmer auf der gleichen Etage.

DIE LOBBY

Wer sich die Übernachtung in der allerhöchsten Preisklasse nicht leisten kann oder mag, will zumindest einmal den Tee in der unverwechselbaren Hotelhalle genossen haben. Mit der Eröfnung 1928 avancierte das Peninsula zum Trefpunkt der Hongkonger High Society. Man traf sich bei Tanztees und Konzerten oder plauderte in der grossen Halle. Sich hier zu einem nachmittäglichen High Tea niederzulassen und Kolonialatmosphäre zu schnuppern, ist auch heute nach wie vor eine gute Idee.

DIE LAGE

The Peninsula liegt im Herzen des Geschäfts-, Einkaufs- und Unterhaltungsbezirkes Tsim Sha Tsui auf der Halbinsel Kowloon, mit direktem Blick über den Hafen. Die Untergrundbahn MTR und die Star Ferry (nur wenige Fussminuten vom Hotel entfernt), bieten eine schnelle, unkomplizierte Fahrt nach Central und anderen Geschäftsvierteln auf Hongkong Island. Der internationale Flughafen Chek Lap Kok ist in ca. 40 Minuten erreichbar. ks www.peninsula.com

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