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Zum Lagerstart – Allgemeine Infos zur Lagerküche
Neben lustigen, spannenden oder unterhaltsamen Lagerinhalten bleibt den Lagerteilnehmern die Lagerverpflegung noch Jahre in Erinnerung. Das Essen in einem Klassenlager soll und darf eine zentrale Stellung einnehmen. Ideal ist es, wenn liebevoll zubereitetes Essen mit genügend Zeit und in einem schönen Rahmen genossen werden kann. So sind die optimalen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Kinder und die Lagerleiter ihr Tagesprogramm mit viel Energie erleben können.
In unseren Rezepten haben wir auf Halbfertig- und Fertigprodukte fast vollständig verzichtet, weil wir der Meinung sind, dass ein heranwachsendes Kind möglichst natürliche Lebensmittel verdient und nötig hat. Die Rezepte sind so gewählt, dass die Zubereitung nicht allzu zeitintensiv ist. Gewisse Gerichte lassen sich vorbereiten. Je nach Lagergrösse und Anzahl Kinder können die anfallenden Aufgaben trotzdem arbeitsintensiv werden. Fragen Sie Studenten, Lehrlinge, Lehrer, ältere Geschwister der Lagerteilnehmer, Eltern oder rüstige Grosseltern für die Mithilfe in der Küche an. Diese Unterstützung ermöglicht es, vieles selber zuzubereiten.
Die Küchencrew erklärt vor jedem Essen, wie die Gerichte heissen, nennt die typische Herkunft und weist auf spezielle Inhaltsstoffe oder Aromen hin. Schön ist es, wenn die Mahlzeit mit einem kleinen Ritual, einem Lied, einem Wunsch, einer Geschichte, einer kleinen Klatsch- oder Bewegungseinheit beginnt.
Wichtig scheint uns, dass die Kinder lernen, gemeinsam zu essen. Die Mahlzeit wird gemeinsam begonnen und auch gemeinsam beendet. Je nach Lagergrösse kann es sinnvoll sein, dass die Kinder tischweise anfangen dürfen zu essen. Die Kinder sollen Rücksicht nehmen auf die anderen, das heisst, sich beim ersten Mal nur so viel zu schöpfen, dass es für alle reicht. Hamstern ist nicht erlaubt. Anschliessend dürfen sich die Kinder erneut bedienen.
Nicht selten erleben Kinder in einem Klassenlager ganz neue Tischsituationen. Geduld üben
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die Kinder in grossen Gruppen. Hilfsbereitschaft, Mitanpacken, Mitdenken, Auf- und Abräumen sind wichtige Inhalte, die Kinder in einem Lager lernen, wenn sie dies nicht schon von zu Hause kennen.
Pro Hauptmahlzeit ist es ideal, wenn 30–45 Minuten zum Essen eingeplant werden können. Langsame Esser finden genügend Zeit zum Geniessen. Schnellesser können die Zeit für ein Gespräch am Tisch nutzen oder lernen, sich mehr Zeit zum Essen zu nehmen. Je nach Gericht sollte ein Bissen 20- bis 30-mal gekaut werden, bevor er hinuntergeschluckt wird.
Beim Frühstück ist es wichtig, dass die Kinder Zeit haben und früh genug aufstehen, so dass auch Frühstücksmuffel die Lust auf eine kleine Mahlzeit entwickeln können. Eine Runde im Freien, eine Dusche, die Mithilfe in der Küche oder bei den Vorbereitungen des Tagesprogramms helfen dabei.
Idealerweise wird das Abendessen 2 Stunden vor dem Zubettgehen serviert. Andernfalls sind die Kinder zu aufgedreht, haben Mühe, den Schlaf zu finden, und am anderen Morgen keinen richtigen Appetit aufs Frühstück.
Auch im Lager essen Kinder und Erwachsene mit den Augen. Ein schön gedeckter Tisch, evtl. mit bunten Servietten und einem kleinen Wiesenblumenstrauss, in lustigen Schälchen servierte geröstete Nüsse oder in Streifen geschnittenes Gemüse für den allergrössten Hunger etc. erfreuen alle und bringen sofort eine gute Stimmung in den Essraum. Es braucht keine aufwändigen oder teuren Sachen, oft lassen sich mit etwas Kreativität und der Mithilfe der Kinder hübsche Dekorationen gestalten: Auf Exkursionen oder in der Umgebung findet man Steine, Schwemmholz, Rindenstücke, Moos u.ä., die mit Rechaudkerzen ganz einfach hübsche und stimmungsvolle Tischdekorationen ergeben. Schön ist es, wenn die fertigen Gerichte mit etwas Kleinem dekoriert werden. Warum nicht den Kartoffelstock mit dem Glacekugler (Eisportionierer) servieren? Essbare Blüten verwöhnen das Auge und fördern
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die Probierlust der Kinder – ganz nach dem Motto «Erlebnisgastronomie im Klassenlager».
Wenn es die Kücheninfrastruktur erlaubt, werden Teller und Platten vorgewärmt. Denn schon beim Schöpfen, beim Hinsetzen und beim Warten, bis alle sich bedient haben, verstreichen einige Minuten und das Essen wird schnell kalt. Wenn wir uns beim Kochen alle Mühe geben, sollten auch im Service die Grundanforderungen erfüllt sein.
Oft spenden Eltern gerne Lebensmittel, die sie selber produzieren, z. B. Kartoffeln, Gemüse, Salat, Fruchtsäfte, Früchte, Gebäck, Fleisch, Alpkäse, Milch und anderes. Fragen Sie bei einem Elternabend im Vorfeld doch einfach ganz unverbindlich nach Möglichkeiten. Evtl. kommen auch Firmen, Banken, Versicherungen, Detailhändler etc. als Sponsoren in Frage.
Eine Menu-Tafel oder eine kleine Speisekarte (evtl. von den Kindern gestaltet) weckt bei den Kindern die Vorfreude und stimmt sie auf die Mahlzeit ein. Kreieren Sie evtl. fantasievolle Namen oder dem Lagerthema entsprechende Titel für die Gerichte. Je nach Lagerdynamik und um die Offenheit für Neues zu erhalten, kann es besser sein, das Menu als Überraschung zu servieren.
Verwenden Sie wenn immer möglich Saisongemüse und Saisonfrüchte. Neben ökologischen Gründen erfüllen saisongerechte Produkte auch die ernährungsphysiologischen Anforderungen. Zudem schmecken die Gerichte in der passenden Jahreszeit am besten. In den Rezepten sind oft Vorschläge für andere Gemüse und Früchte aufgeführt. Wählen Sie diejenigen aus, welche nach Ihrer Erfahrung den Kindern besonders munden.
Die richtige Menge zuzubereiten hängt von vielen Faktoren ab. Generell tendieren wir dazu, nicht übermässig viel zu kochen, denn die meisten Kinder lieben Restegerichte nicht besonders. Bei den Rezepten hat es, wenn es sich anbietet, Vorschläge, wie Reste sinnvoll verwertet werden können, so dass auch diese ein Genuss bleiben (Symbol ).
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Beim Würzen der Gerichte können wir Ihnen nur raten, immer zu probieren. Kinder sind sensorisch sehr sensibel, es darf also nicht zu scharf und nicht zu salzig gekocht werden. Verwenden Sie wenn immer möglich frische Kräuter und verleihen Sie den Gerichten gradlinige Aromen. Idealerweise dürfen 1–2 Kinder vor dem Servieren das Essen probieren. Die Kinder lernen dabei, Aromen wahrzunehmen und finden heraus, was noch fehlt. Oft genügen einige Tropfen Zitronensaft, wenig Salz oder Pfeffer, Kräuter etc., um das Aroma abzurunden. Der Koch hat danach die Gewissheit, dass die Gerichte schmecken. Und die Degustierenden werben schon mal für das Essen!
Wir empfehlen, nach dem Mittag- oder dem Abendessen ein kleines Dessert zu servieren, evtl. auch nur jeden zweiten Tag. Kleine und grosse Menschen lieben Nachspeisen und süsse Überraschungen, und wenn es bei einer kleinen Menge bleibt, ist dies auch nach einer ausgewogenen Mahlzeit ernährungsphysiologisch vertretbar. Die Kinder entwickeln so auch keinen Heisshunger nach Süssem. Zudem putzen sie nach einer Hauptmahlzeit ihre Zähne und es besteht kein Grund zur Sorge wegen Karies. Ewiges Naschen über den ganzen Tag verteilt und das Konsumieren von Süssgetränken finden wir dagegen nicht empfehlenswert.
In den süssen Rezepten sind verschiedene mögliche Süssmittel angegeben. Die Rezepte sind so konzipiert, dass sie nie zuckersüss werden, sondern aromatisch und wertvoll bleiben. Idealerweise verarbeiten Sie wenn immer möglich Vollwertgetreide, das wertvolle Inhaltsstoffe liefert. Die Zubereitung unterscheidet sich kaum von der mit raffinierten Produkten.
Wenn eine flexible Küchencrew Sie ins Lager begleitet, dürfen die Kinder vielleicht Lieblingsmenus angeben, die je nach Möglichkeit im Lager serviert werden. Idealerweise werden die Kinder in die Lagerplanung miteinbezogen. Dabei lernen sie wichtige Inhalte zur gesunden und genussvollen Lagerküche und zur Ernährung kennen.