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WUNDEN STURMNACHT
Die Nacht ist schwarz. Nacht ist’s in meinem Herzen. Des Sturmes aufgepeitschte Geister gehen
Laut heulend durch das Land. Des Donners Rollen
Rollt unheimlich hin und blendend wirft
Der Blitz sein grelles Leuchten.
Und Regen, Regen rauscht und fällt herab;
Und wo ich hinschau, grinst nur Nacht und Schauer
Und unaufhörlich lautes Weinen tropft.
Und der Gedanken Unruh wälzt mich
Auf dem Lager hin und her:
Ob entschwunden all mein Glück.
Ein Traum, ein böser, quälet mich, Ob keiner Hoffnung tröstend Bild mehr blühe. Was ich fühl, es sind nicht Schmerzen. Und doch sitzt da ein Schmerz unfassbar tief,
Ein schleichend Weh, das nagt an meiner Seele
Und Nacht und Düster sät in meinen Sinn.
Würd es doch Tag!
Und dann? Auch dieser eine ginge fröhlich auf
Mit Sonnenschein und Lust. Und immer Noch umwogt mich Geistersturm und Grauen, Beherrscht mich Nacht – in Herz und Seele Nacht.
Ein Blendwerk ist das Licht der Sonnen, Der blauen Lüfte zart bewegtes Spiel –
Der Tag vergeht, was bleibt, das sind die Schatten
Und was die Seele sinnt, es bleibt ein Traum.
28.August 1917, im Brief an Waldburga aus dem Aktivdienst in Biel
Unrast
Ich weiss nicht, was in meinem Herzen, Ein Brüten dumpf und schwer. Es ist nicht Freud, es sind nicht Schmerzen. Es treibt mich hin und her.
Die Arbeit, die mich stets gefreut. Ich mag nicht, was sie sei. Die Unruh fasst mich immer heut. Wär nur der Tag vorbei.
Und zwing ich wohl auch meinen Geist Zum Werke fest heran –Umsonst, er sträubet sich und reisst Sich fort von fester Bahn.
Zu allem, was es immer sei, An allem mir gebricht’s. Ich weiss es und gesteh es frei: Ich tauge heut zu nichts.
25. Jänner 1914, L. G. ist soeben 28-jährig geworden. Sein Vater möchte ihm den Hof überlassen, aber er weiss nicht, ob er das wirklich will.