Veloland Schweiz (Kurzvorschau)

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GESAMTFÜHRER

Die schönsten offiziell signalisierten Velorouten der Schweiz gesammelt in einem Band – lassen Sie sich inspirieren zu neuen Velotouren. Entlang des Rheins von Andermatt bis nach Basel, vom Norden in den Süden der Schweiz, durch die verschiedenen Seenlandschaften von Montreux bis nach Rohrschach oder stets mit dem Alpenpanorama im Blick – die Schweiz bietet Velofahrern eine grosse Vielfalt an unterschiedlichsten Routen. Der 600 Seiten starke Band enthält neben den aktualisierten Velokarten auch überarbeitete Hintergrundinfos zu kulturellen Highlights und landschaftlichen Schönheiten entlang der Velostrecken. Der Gesamtführer ermöglicht zudem viele Querverweise zwischen den einzelnen Routen und zeigt die Vielfalt der Velostrecken in der Schweiz auf. Er ist eine praktische physische Ergänzung zur Web­ seite veloland.ch und der SchweizMobil-App, die Sie unterwegs nutzen können. Mit dem Gesamtführer können Sie sich bereits zu Hause über die Velorouten informieren und Strecken planen, die mehrere Velorouten umfassen. Ausserdem ist er ein schönes Geschenk für Velobegeisterte sowie für Liebhaber von bebilderten Freizeit­führern, die auch dem Reichtum an kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten entlang der Velorouten Rechnung tragen.

ISBN 978-3-03922-135-6 Werd & Weber Verlag AG CH-3645 Thun / Gwatt www.werdverlag.ch

GESAMTFÜHRER VELOLAND SCHWEIZ

Erkunden Sie das Veloland Schweiz!

SchweizMobil

GESAMTFÜHRER



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GESAMTFÜHRER

VELOLAND SCHWEIZ



GESAMTFÜHRER

VELOLAND SCHWEIZ

Herausgegeben von der Stiftung SchweizMobil


Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der e ­ lektronischen Wiedergabe. © 2021 Werd & Weber Verlag AG 5. überarbeitete Auflage 2021 Kartengrundlage: Werd & Weber Verlag AG Herausgeberin: Stiftung SchweizMobil Monbijoustrasse 61 3007 Bern info@schweizmobil.ch www.schweizmobil.ch Texte / Fotos: Korrektorat:

SchweizMobil, Tourismusorganisationen, Dritte Werd & Weber Verlag AG ISBN 978-3-03922-135-6 www.werdverlag.ch

Der Verlag Werd & Weber wird vom Bundesamt für Kultur mit einem ­ Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

neutral Drucksache


INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

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VORSPANN

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1 RHONE-ROUTE

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2 RHEIN-ROUTE

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3 NORD-SÜD-ROUTE

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4 ALPENPANORAMA-ROUTE

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5 MITTELLAND-ROUTE

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6 GRAUBÜNDEN-ROUTE

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7 JURA-ROUTE

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8 AARE-ROUTE

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9 SEEN-ROUTE

624 WICHTIGE ADRESSEN UND BUCHUNGSSTELLEN 626

KARTENLEGENDE

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BILDNACHWEIS

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ÜBERSICHTSKARTE DER NATIONALEN UND REGIONALEN ROUTEN VON VELOLAND SCHWEIZ

Rhone-Route (350 km) Rhein-Route (430 km) Nord-Süd-Route (365 km) Alpenpanorama-Route (485 km) Mittelland-Route (370 km) Graubünden-Route (260 km) Jura-Route (280 km) Aare-Route (305 km) Seen-Route (505 km)

Karte: © swisstopo

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VORSPANN Detailkarten von swisstopo bis zum Massstab 1:10 000 zu allen nationalen, regionalen und lokalen Routen kostenlos ausdrucken unter www.schweizmobil.ch

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© swisstopo

Gratis Kartenausdrucke und App


schweizmobil.ch


WIR HEISSEN SIE WILLKOMMEN Viele Hotels, Campingplätze, Privatzimmer, Jugendherbergen und Bauernhöfe haben das Qualitätslabel der Stiftung SchweizMobil erhalten. Sie haben sich dafür verpflichtet, auf die Wünsche der Veloreisenden in besonderem Masse einzugehen: – Übernachtung auch für eine Nacht –  Verschliessbarer und abgedeckter

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Raum zur Aufbewahrung der Velos über Nacht (Ausnahme Campings) –  Velo-Reparaturset (gute Standpumpe, Schlauchflickzeug, Pneuheber, diverse Gabel- und Inbusschlüssel)

Velofreundliche Betriebe erkennen Sie am Qualitätslabel SchweizMobil.


VORSPANN VELOREISEN OHNE GEPÄCK Als offizieller Partner von SchweizMobil organisiert Eurotrek Veloreisen in der ganzen Schweiz. Landesweit profitieren Sie von unserem Gepäckservice, der es Ihnen ermöglicht, alle Routen von Veloland Schweiz ohne schweren Rucksack zu entdecken. Neben dem Koffertransport umfasst Ihre Buchung bei Eurotrek die Reservation aller Unterkünfte, detaillierte Reiseunterlagen sowie Eintritte und Sonderleistungen entlang der Strecke. Bei Fragen und Problemen unterwegs sind wir auch am Wochenende für Sie erreichbar.

Buchungen können Sie während der Sommermonate auch kurzfristig tätigen. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, wir freuen uns, Ihre Reise im Veloland von SchweizMobil für Sie zu organisieren!

KONTAKT

Eurotrek AG Lerzenstrasse 21 8953 Dietikon 044 316 10 00 eurotrek@eurotrek.ch www.eurotrek.ch

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DIE WEGWEISUNG VON SCHWEIZMOBIL Die Wegweiser sind in der Schweiz nach Farben geordnet: Rot steht je nach Mobilitätspiktogramm für Velo-, Mountainbike- und Skatingrouten und Gelb für Wanderwege. Auf den Wegweisern sind die Routen von SchweizMobil mit einem einheitlichen System von Routenfeldern mit Nummern gekennzeichnet. Einstellige

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Nummern stehen für nationale Routen, zweistellige für regionale und dreistellige für lokale Routen. Die Routenfelder sind für das Wandern grün, für das Velofahren hellblau, für das Mountainbiken ocker und für das Skaten violett. Diese Farben werden auch für die Darstellung der Routen z. B. auf Informationstafeln oder im Internet genutzt.


VORSPANN

Fehlen Wegweiser oder sind sie beschädigt, nutzen Sie bitte unser Feedback-Formular unter veloland.ch. Wir danken Ihnen für die Unterstützung. Achtung: Aus der roten und gelben Wegweisung kann kein erhöhter Haftungsanspruch abgeleitet werden.

Die blauen Wegweiser kennzeichnen eine Hauptstrasse. Diese Strassen sind in der Regel recht stark befahren und zum Radfahren weniger geeignet.

Autobahnen und Auto­s trassen sind in der Schweiz grün signalisiert. Auf diesen Strassen gilt ein Velofahrverbot!

Die weissen Wegweiser finden Sie auf Nebenstrassen. Sie sind meistens zum Velofahren gut geeignet.

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VORSPANN

DIE APP SCHWEIZMOBIL, IHR BEGLEITER UNTERWEGS Die kostenlose App SchweizMobil (für iPhone, iPad und Android) ist Ihre ideale Begleiterin auf Ihren Velotouren, es ist die unverzichtbare Standard-App für Alle, die in der Schweiz draussen unterwegs sind: –  Landeskarten von swisstopo bis zum Massstab 1 : 10 000 –  32 000 km signalisierte Langsamverkehrsrouten (national, regional und lokal) –  Gesamtes signalisiertes Wanderwegnetz (60 000 km) –  500 Routen für Winter-Aktivitäten –  25 000 ÖV-Haltestellen verknüpft mit dem SBB-Fahrplan (nie war das Planen einer Tour mit dem ÖV einfacher)

–  4500 Points-of-Interest-Inhalte für unterwegs wie Übernachtungsmöglichkeiten, VeloserviceStationen usw. – Standortbestimmung und Kompassfunktion (Sie wissen immer, wo Sie sind) ALS SCHWEIZMOBIL-PLUS-ABONNENT KÖNNEN SIE ZUSÄTZLICH: –  swisstopo-Karten laden und spei­­ chern für die Nutzung ohne Netz-­ empfang (keine Probleme mehr mit Funklöchern) –  Selbstgezeichnete Touren laden und speichern mit Höhenprofil, Wanderzeit, Länge und Höhenmetern (individuell und einfach) Weitere Informationen unter www.schweizmobil.ch

21.01.20 12:35

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VORSPANN

SLOWUP – DER AUTOFREIE ERLEBNISTAG IM VELOLAND SCHWEIZ Das slowUp-Rezept ist so einfach wie überzeugend: Man nehme eine rund 30 Kilometer lange Strasse in einer attraktiven Landschaft, sperre die Strassen einen Tag für den motorisierten Verkehr und sorge für ein vielseitiges Rahmenprogramm entlang der Strecke. Daraus wird ein Fest, anders als alle anderen: Jung und Alt, Gruppen und Familien, Genussmenschen und Bewegungsmenschen, verliebte Pärchen und einsame Herzen geniessen die fröhliche Stimmung im autofreien Ambiente.

Aus der Idee ist eine nationale EventSerie geworden, eine der grössten, was die Zahl der aktiv Teilnehmenden betrifft. Über 400 000 Personen nehmen jährlich teil.

Die aktuellen Veranstaltungsorte und -daten finden Sie auf slowUp.ch

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GUT ZU WISSEN Im Walliser ­Rhonetal weht bei schönem Wetter nachmittags oft ein kräftiger Wind talaufwärts. Dieser kann die Reisezeit markant verlängern. Die Rhone-Route wird zur Familienroute, wenn Sie einige Abschnitte mit Vorsicht befahren. Die Strecke durch die Binnaschlucht zwischen Ausserbinn und Grengiols ist saniert worden. Es ist ein historischer Weg, der steil und steinig bleibt. Beim Ab- und Aufstieg auf ca. 1,5 Kilometern Länge kann es sein, dass

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Sie das Velo teilweise schieben müssen. Vorsicht für Velofahrende mit viel und schwerem Gepäck und Tandemfahrer. Als Alternative bietet sich eine Bahnfahrt mit der Matterhorn Gotthard Bahn zwischen Fiesch und Brig an. Entlang dem Genfersee führt die Route auf der dicht befahrenen Hauptstrasse. Alternative: Eisenbahn oder gemütliche Fahrt mit dem Dampfschiff.


RHONE-ROUTE

Schaffhausen Basel Frauenfeld Liestal Aarau

Delémont

Zürich

St.Gallen

Herisau Appenzell

Solothurn

Zug Vaduz

Neuchâtel

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Stans

Glarus

Altdorf

Chur

Sarnen Fribourg

Lausanne

Genève

Bellinzona

Sion

RHONE-ROUTE Die Rhone-Route durchmisst das Wallis vor imposanter Bergkulisse auf reizvollen und ruhigen Wegen entlang dem Fluss, der im Oberwallis «Rotten» heisst. Sie verläuft an den berühmten Palmenpromenaden des Genfersees, vorbei an den malerischen Lavaux-Rebbergen und endet nach 350 Kilometern in der Weltstadt Genf.

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Aare Route

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Zwischen 1926 und 1981 verband eine Schmalspurbahn durch den kurzen Scheiteltunnel Andermatt und Oberwald. Heute wird diese wunderschöne Strecke im Sommer vom Dampfbahnverein FurkaBergstrecke betrieben.

Der Sage nach hatte der Teufel die Hand im Spiel, als um 1200 in der steilen Schöllenenschlucht die «stiebende Brücke» gebaut wurde. 1595 ersetzte man den Holzsteg durch eine Steinbrücke, die als Teufelsbrücke bekannt wurde.

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In der Sommerhitze kann gelegentlich das Abbrechen und Zerschellen der vordersten Eistürme des Rhonegletschers beobachtet werden. Eine weitere «coole» Attraktion ist die Eisgrotte im Gletscher beim Hotel Belvédère.

Die alte Saumpfadbrücke mit der Inschrift von 1681, das traditionelle Gasthaus Gotthard, das Zeughaus Alte Sust und die Kapelle St. Karli erinnern in Hospental an die Zeiten der Säumerei über den Gotthard.

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RHONE-ROUTE

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B ÄRENTAL UND GLETSCHERZUNGE

Lange Zeit belebte der West-Ost-Verkehr, von der Rhone zum Rhein über Furka und Oberalp, das Urserental. Römische Münzen belegen die Verbindung von Raetia (Graubünden) und Vallis Poenina (Wallis). Ab 700 n. Chr. bestimmen die Mönche von Disentis und anschliessend die von Westen eingewanderten Walser das Leben im Bärental (ursaria). Erst nach der Wegbarmachung der «teuflischen» Schöllenenschlucht im 13. Jahrhundert wurde die Nord-Süd-Verbindung wichtiger als die Ost-West-Verbindung, weil immer mehr Handels- und Pilgerreisen über den Gotthard führten. Durch die Besie­delung und die Landwirtschaft dezimierten sich die in dieser Höhenlage (1400 m ü. M.) ­schützenden Wälder stark. So entstand der freie Talboden, der heute noch – zusammen mit den typischen Weideställen – einen kargen Eindruck vermittelt. Zum Schutz der Siedlungen vor Lawinen und Erdrutschen wurden bereits im 14. Jahrhundert die restlichen Wälder per Dekret geschont. Heute können sie die Dörfer und Verkehrswege nicht mehr alleine sichern. Lawinenverbauungen stehen bis zu den höchs­ten Bergkämmen hinauf. Erst die stattlichen Beiträge der Eidgenossenschaft führten 1865 zum Ausbau der Furka­strasse. Dies löste einen regen Postkutschenverkehr aus.

1922 kurvten die ersten gelben Postautos über die Pässe. Heute «machen» während des kurzen Sommers Heerscharen von motorisierten Zeitgenossen die hohen Übergänge und erfüllen die Felslandschaft mit mehr Donner als einst Napoleons Kanonen. Kein Gletscher ist so gut erforscht wie der Rhonegletscher. Schon vor 150 Jahren wurde er vermessen, als die Eiszunge noch weit in den Talboden von Gletsch herunterreichte. Nahe der Furkastrasse, beim Hotel Belvédère, entspringt die Rhone dem Gletschersee, stürzt hinab über blank polierte Granitplatten und fliesst über 812 Kilometer weit zum Mittelmeer.

Andermatt-Urserntal Tourismus Gotthardstrasse 2, 6490 Andermatt Tel. 041 888 71 00 www.andermatt.ch

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In blendendem Weiss ragt die 1309 erstmals erwähnte Pfarrkirche Sankt Maria aus den dunklen Holzhäusern von Münster heraus. Ihr Inneres strahlt mit der bemalten Kassettendecke volkstümliche ­Festlichkeit aus.

Im Obergoms wird selbst auf 1300 m noch Ackerbau betrieben. Durch Erbteilung wurden jedoch Kartoffelund Roggen­äcker immer kleiner.

Bunte Blumenwiesen sind eine Augenweide für die Menschen. Gerade trockene Magerwiesen an Südhängen sind ökologisch sehr wertvoll. Sie bieten Lebensraum für eine artenreiche Pflanzen- und Insektenvielfalt.

Der Glacier-Express unternahm 1930 seine erste Fahrt. Bis zum Bau des Furka-Basistunnels fuhr er noch am mächtigen Rhonegletscher vorbei. Damals konnte diese Strecke allerdings nur während der vier Sommermonate befahren werden.

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RHONE-ROUTE

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GOMS: DAS WEITE TAL DER JUNGEN RHONE «Wenn där Gotthard amaal glochutä ischd, geit gheis Bei mee abär ds Griis» (Wenn der Gotthard einmal gelocht ist, geht kein Bein mehr über den Griespass), dieser Gommer Spruch bewahrheitete sich: Die Gotthardbahn brachte den Handelsverkehr Grimsel– Goms–Gries zum Erliegen. Eine harte Tatsache, hatte doch der Säumerbetrieb dem Goms Wohlstand ­gebracht. Über 70 barocke Kirchen und Kapellen zeugen davon. Sogar die hölzernen Wohnhäuser und Stadel wurden verziert. Im Obergoms hat der Barock

sozusagen Stallgeruch, selbst ­G oethe rühmte auf seiner Durchreise das «artige Drechsel- und Schnitzwerk». In den schmucken Dörfern blühte eine reiche Sagenwelt. Als Zeitvertreib wurden bis Mitte des letzten Jahrhunderts am «Aabusitz» (Abendhock) Lügen- und Geistergeschichten erzählt. Je später der Abend, desto unheimlicher die Geschichten. In der Gemeinschaft konnte man lachen, das Gruseln lernen und vergass dabei auch wohl ein wenig den harten Alltag. In den Geschichten kamen Personen immer mit ihrem Übernamen vor. Noch heute nennen sich die Gommer beim Spitznamen. Ein Imsand aus dem Goms etwa kam folgenderweise zu seinem Übernamen: Er war nach dem wildreichen Kalifornien gereist. Als er nach Jahren zurückkehrte, antwortete Imsand auf die Frage, ob er nun Hirsche gesehen habe: «Ja, ja, plenty Hirsch.» Noch heute heisst die Familie «z Blendisch».

Obergoms Tourismus Furkastrasse 617, 3985 Münster Tel. 027 974 68 68, www.obergoms.ch

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Die Villa-Cassel-Wiedereröffnung Juni 2020 auf der Riederfurka wurde um 1900 als Ferienhaus eines reichen Engländers gebaut. Sie gehört heute der Pro Natura Schweiz und beherbergt ein Infozentrum zur Ökologie des Aletschgebietes.

Mit Hingabe werden die traditionellen, sonnenverbrannten Holzhäuser von Ernen gepflegt. Die Wände des Gemeindehauses sind mit Malereien zur Tellsage geschmückt, weshalb das Gebäude von 1576 auch Tellenhaus heisst.

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Raclette, Fondue und Roggenbrot sind die bekann­testen Walliser Spezialitäten. Ebenso lecker sind «Chäs-Chiechjini», im Teig gebackene Käsestücke, und «Cholera», ein Gemüse­kuchen mit Äpfeln und Käse.

Machen Sie einen Abstecher ins Binntal, das Tal der Mineralien, wo Sie in der Halde der Mineraliengrube kostbare Steine suchen können. Falls Sie dort keinen Realgar (Foto) finden, können Sie ihn und andere Kristalle im Dorfmuseum bewundern.

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ALETSCHS KALTE ZUNGE Wie das eisige Rückgrat eines Gebirgsriesen krümmt sich der Grosse Aletschgletscher von der Jungfrau hinunter ins Wallis. Der mächtige Eisstrom ist der längste (23 km), der grösste (86 km2) und damit der eisreichste Gletscher der Alpen, er schrumpft aber seit 1850 – dem Beginn der Industrialisierung – kontinuierlich. In den letzten Jahren hat der Gletscherrückgang dramatische Ausmasse angenommen: Der Grosse Aletschgletscher verliert jährlich bis zu 50 Meter an Länge. Seit 1933 stehen Aletschgletscher und Aletschwald unter Naturschutz. Zäh und verbissen behauptet sich in eisiger Nachbarschaft der Aletschwald mit seiner ausserordentlichen Fauna und Flora: uralte Arven und Lärchen im Kampfzonenwald; Gämse, Steinbock, Murmeltier, Tannenhäher, Alpendohle, Birk- und Schneehuhn. Vom Eggis- oder Bettmerhorn hat man den besten Ausblick auf diese Urlandschaft aus Eis und Fels.

Schweiz und dominiert die Altstadt von Brig. Stockalper baute ab 1635 den mittelalterlichen Weg über den nahen Simplonpass aus. Später machte Napoleon Bonaparte aus diesem Weg die erste moderne Fahrstrasse über einen Hochalpenpass. Der Stockalperweg wird heute als Ecomuseum Simplon begangen: eine 65 Kilometer lange naturnahe Wanderung zwischen Brig und Domodossola (I).

STOCKALPER: KÖNIG DES SIMPLONS Der Kaufmann Kaspar Stockalper war der ungekrönte König des Simplonhandels. Entsprechend liess er sich einen geräumigen Wohnsitz mit Warenlager erbauen. Der Stock­alperpalast ist der bedeutendste barocke Palastbau der

Brig Simplon Tourismus Bahnhofstrasse 2, 3900 Brig-Glis ✆ 027 921 60 30, www.brig-simplon.ch

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Auf einem steilen Felshügel ob Raron steht die eigenwillige Burgkirche St. Romanus mit dem eindrücklichen Wandgemälde «Das Jüngste Gericht» von 1512.

«Safran macht den Kuchen gel.» In der Schweiz wird nur in Mund Safran angebaut. Das Herauszupfen der drei roten Fruchtfäden aus dem Krokus sativus verlangt sehr viel Handarbeit. Für ein Gramm Safran braucht es 120 Blüten!

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In der ausgeräumten Landschaft der Rhoneebene bildet Brigerbad einen der letzten Überreste einer naturnahen Kulturlandschaft – ein abwechslungsreiches Nebeneinander verschiedener Lebensräume.

Im höchsten Rebberg Europas bei Visperterminen gedeiht der Heida-Wein bis auf 1150 m Höhe. Im Wallis werden noch andere urtümliche Weinsorten wie Amigne, Arvine, Ermitage, Humagne, Malvoisie oder Syrah kultiviert.

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RHONE-ROUTE

VISPER HATTEN VIEL AUF DEM KERBHOLZ Auf hölzernen Marken, den «Tässle», wurden bis ins letzte Jahrhundert die Rechte und Pflichten der Bewohner der Region Visp eingekerbt. Neben Alpenrechten, Viehhabe und Wässerungsrechten wurden auch Steuerabgaben und Schulden eingeschnitzt. Auf das Kerbholz kam selbst die Pflicht zum nächtlichen Rundgang, der Nachtwachkehr. Heute ist der alte, herrschaftliche Visper Ortskern von modernen Hochhäusern und Industrieanlagen umgeben. Neu ist das Printorama, ein multimediales Druckereimuseum mit Informationen zu Schrift, Farbe und Druck. Von Visp aus lohnen sich Ausflüge ins Saastal, das erst 1930 mit einer «richtigen» Strasse erschlossen wurde, oder ins Mattertal für einen Besuch des Matterhorns, des berühmtesten Schweizer Bergs.

trocken. Das Wasser für die Bewässerung dieser Wiesen muss bei den Gletscherbächen gefasst und in eingehauenen Felskanälen oder akrobatisch aufgehängten Holzkäneln kilometerweit zu den Mähwiesen geleitet werden. Bau und Unterhalt der Wasserleitungen erforderten früher viel Kunstfertigkeit und Mut von den Bergbauern, kosteten aber auch manches Menschenleben. Der 1898 erschienene Heimatroman «An Heiligen Wassern» von Jakob Christoph Heer erzählt davon. Den eindrücklichsten Wasserleitungen, «Suonen» oder «Bissen» genannt, begegnen Sie am Ausgang des Baltschiedertals, zwischen den Hangdörfern 4 Ausserberg und Eggerberg. 790 Kilometer lang ist das traditionelle Netz der Suonen im Wallis, davon sind heute noch 120 Kilometer in Betrieb.

HEILIGE WASSER FÜR TROCKENE WIESEN Die nach Süden gewandten Bergflanken des Wallis sind sehr sonnig und

Visp Tourismus Balfrinstrasse 3, 3930 Visp ✆ 027 946 18 18, www.vispinfo.ch

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Der inmitten von Hügeln und Weinbergen gelegene, nur 12 min vom Bahnhof entfernte Gerundensee ist ein kleiner, idyllischer Badeort. Er bietet eine angenehme Kombination aus Badevergnügen, Spaziergängen und Entspannung in einer geschützten Umwelt.

Das Weinmuseum ist der Geschichte des Bergrebbaus gewidmet und besteht aus zwei Teilen, verbunden durch den Weinlehrpfad: temporäre Ausstellungen in der Ringmauer des Schloss Villa in Sierre und eine permanente Ausstellung im Zumofenhaus in Salgesch.

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Unter der Federführung des weltbekannten Architekten Mario Botta wurde das Bischofsschloss restauriert und historische mit sehr moderner Architektur vereint. Während der Sommermonate kann das Schloss besucht werden.

Leuk besitzt einzigartige Kulturgüter. Die Schädelwand im Beinhaus bei der St. Stephanskirche ist mit 15 000 bis 20 000 Totenschädeln und einer Länge von 20 m eine der grössten ihrer Art.

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Nebeneinander von sehr heissen, trockenen und feuchten Zonen macht das Schutzgebiet Pfynwald unersetzbar. Es ist das Herzstück des Regionalen Naturparks Pfyn-Finges, welcher sich von Siders bis nach Gampel erstreckt.

SIERRE ODER SIDERS?

PFYNWALD: HEISSE FÖHREN UND LAUTE WASSER Das trockene Klima des Mittelwallis, die hier ungebändigte Rhone und die Erosionskraft des Illbaches schufen zusammen die einzigartige Naturlandschaft des Schutzgebietes Pfynwald. Oben ein riesiger, heiss duftender Föhrenwald mit Wacholder, Federgras (Foto) und Küchenschellen, unten ein feuchter Flussauenwald, wo Biber, Flussregenpfeifer und Eisvogel leben, die wilde Rhone bei jedem Unwetter ihren Lauf verändert, neue Kiesinseln bildet und Tonnen von Schutt und Steinen bewegt. Dieses einzigartige

Sierre (Siders auf Deutsch), im Herzen des Wallis, in der Nähe von Val d‘Anniviers und Crans-Montana, ist eine Stadt, die zahlreiche Vorzüge in Verbindung mit dem Wein, dem Klima, der Geschichte und ihrer geografischen Lage zu bieten hat. Mit etwa 300 Sonnentagen im Jahr ist die Bezeichnung «Sonnenstadt» eine tägliche Realität. Es ist übrigens kein Zufall, wenn die Stadt Siders diesen Vorzug stolz in ihrem Wappen zeigt. Sierre oder Siders liegt an der Sprachgrenze zwischen dem deutschsprachigen Oberwallis und dem französischsprachigen Unterwallis. Die Region Siders ist führend in der Weinerzeugung der Schweiz. Mit etwa 5 000 Parzellen im Besitz von rund 2 500 Eigentümern ist der Wein hier allgegenwärtig.

Office du Tourisme de Sierre, Salgesch et environs Place de la Gare 10, 3960 Sierre ✆ 027 455 85 35, www.sierretourisme.ch Leuk Tourismus Sustenstrasse 3, 3952 Susten ✆ 027 473 10 94, www.leuk.ch

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