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Die grosse Buche

Tierische Geschichten unter dem Blätterdach

Andrea Ruth Schreiber

Die grosse Buche

Tierische Geschichten unter dem Blätterdach

Pascal Kappeler

Andrea Ruth Schreiber

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch wurden von der Autorin nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und von ihr und dem Verlag mit Sorgfalt geprü!. Inhaltliche Fehler sind dennoch nicht auszuschliessen.

Daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorin noch Verlag übernehmen Verantwortung für etwaige Unstimmigkeiten.

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2024 Weber Verlag AG, 3645 "un/Gwatt

Text: Andrea Ruth Schreiber

Illustration: Pascal Kappeler

Weber Verlag AG

Verlagsleitung: Annette Weber-Hadorn

Projektleitung: Madeleine Hadorn

Gestaltung und Satz: Salomé Mettler

Lektorat: David Heinen

Korrektorat: Blanca Bürgisser

Der Weber Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021 – 2025 unterstützt.

ISBN 978-3-03818-562-8

www.weberverlag.ch

Die grosse Buche

Tierische Geschichten unter dem Blätterdach

Pascal Kappeler

Andrea Ruth Schreiber

Anton

Kühl ist die klare Morgenlu!, als sich Anton auf einem Ast der Purpurbuche niederlässt. Er reckt den Kopf nach links, nach rechts. Ein Blick hinauf zum Taubenast, steil über ihm. Es regt sich nichts. Und auch in der Baumhöhle im Stamm, dort, wo Frau Kauz zu Hause ist, ist alles still. Die Bühne gehört ihm.

Mit elegantem Flügelschlag erö#net er das Repertoire allmorgendlicher Amselkunst.

Durchs Astwerk bricht ein Sonnenstrahl, am Boden knackt es. Zweige werden schwer zertreten. Ein greller Quietscher zerschneidet Antons Lied. Er fährt zusammen, reckt den Kopf nach links, nach rechts und schliesslich auch zum Boden, wo zwei verspielte Dachskinder über dicke Wurzeln stolpern. Gleich hinterher kommt Vater Dachs, der ungeduldig schnau! und brummt:

«Beeilt euch, los, es ist schon hell! Zeit für die Rückkehr in den Bau.»

Anton plustert das Ge$eder und hüp! verärgert auf und ab. Doch dann atmet er tief ein, setzt wieder an, beginnt von vorn. Nun gibt er alles, tiriliert und jubiliert in höchsten Tönen, ungeniert, den ganzen Satz in einem Stück, bis hin zum letzten Ton.

Kein Lü!chen weht. Kein Augenpaar schaut zu ihm auf. Die Dachse sind im Bau verschwunden. Nicht einmal eine Taube gurrt.

Bella

Ein Buchenspringrüssler ist früh unterwegs. Er krabbelt hinauf zum Amselast, dort, wo der begehrteste Logenplatz liegt. Hier oben endlich angekommen, steht Bella still und %üstert leise vor sich hin: «Es ist schon Zeit, wo bleibt er nur? Es wird ihm doch nichts zugestossen sein?» Nervös knabbert sie an einem blutjungen Blatt.

Ertönt das Lied der Amsel endlich, seufzt Bella selig auf vor Glück. Der Wohlklang lässt die Brust anschwellen. Vergessen ist der lange Winter unter dunkler Buchenborke, der Käfer hängt an Antons Schnabel.

Doch der Genuss ist bittersüss, denn leider lässt sich nicht verdrängen, dass Ben, Britta und auch Basti – wie Bella der Musik verfallen – im Publikum ganz schmerzlich fehlen. Amseln mögen kleine Käfer, gerne auch bereits zum Frühstück. Wie Bellas dünne Beinchen zittern!

Am Ende aber siegt die Freude, und die zarte Käferseele schwingt mit dem Lied hoch in die Lu!, ins Blau hinauf. Sie träumt vom Fliegen, spürt ein Ziehen: «Irgendwann, dann gehe ich auch.»

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