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That’s it, Folks
Von Schöre für Gölä.
1. Dezember 2018, ich stehe hinter der Bühne im Hallenstadion. 12 000 Leute feiern die «20-Jahre-Gölä-Jubiläumshow», die Stimmung ist bombastisch, ich bin hypernervös. Gölä kündigt mich mit meinem Song «Louenesee» an und ich stolpere überglücklich und mit hocherhobenem Haupt auf die Bühne. Eines meiner Lebensziele, einmal im Hallenstadion aufzutreten, ist wahr geworden. Das Publikum ist mir gewogen und Tausende singen mit mir und der tollsten Band, die man sich überhaupt vorstellen kann, mein Lied. WOW! Und das während zwei Tagen in drei ausverkauften HallenstadionShows vor etwa 38 000 begeisterten Leuten.
Ich wurde aufgrund meiner Beteiligung an der Produktion von Göläs Album «Urchig2», nachdem Gölä meine Leadvocals mit dem Chor von Lauenen persönlich produziert hatte, an seine Jubiläumsshow eingeladen. «Meinsch es ärnscht, eifach richtig mit Gitarre u so?» – «Ja, genau so.» Mir blieb die Sprache weg. Was für eine Ehre – Ein Meilenstein in meinem Schaffen – Freude herrscht! «Aber Schöre, bi üs wird de a de Shows nüüt gsoffe! Das si Erfahrigswärte, einigi hesch ja früecher mängisch scho vor der Show nüm chönne bruuche.» Eine beeindruckende Haltung für einen Mann mit seiner Geschichte. Im Backstage-Bereich waren überall alkoholfreie Getränke, Kaffee, Ingwer, Tee und Früchte verfügbar. Nach dem letzten Ton der drei Shows wurden die Kühlschränke mit Bier gefüllt.
«Urchig2» gab mir die Möglichkeit, den Menschen hinter dem Mythos näher kennen zu lernen. Wir fuhren für einen SRF-Videodreh für den «Donnschtig-Jass» in seinem Wagen an den Louenesee, um das Lied mit dem Jodlerklub Lauenen in der richtigen Kulisse aufzu-
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zeichnen. Es herrschte schönstes Wetter, die 27 Sänger inklusive 1 Sängerin waren bester Laune und wir fanden sofort einen guten Draht zueinander. Als die Gesangstruppe während einer Drehpause spontan einen «Ur-Jodel» anstimmte, bekam ich feuchte Augen und Hühnerhaut, ich war total ergriffen. Man spürte förmlich die Urschwingung und die mystische Kraft der Musik in der Luft und erst noch an diesem wunderbaren Kraftort. Genau darum geht es in der Musik, es geht um Schwingungen, Emotionen, Lebensfreude, Gefühle und Magie. Nicht um Stile oder Klischees.
Gölä hatte den Tag total im Griff und in der Mittagspause zückte er sein Sackmesser und schnipselte an einem Cervelat herum. Dauernd wurde er von Passanten oder Bauern aus der Gegend angesprochen, für Selfies oder ein paar nette Worte. Gölä blieb immer cool und aufgeschlossen. Natürlich, unkompliziert, sympathisch.
Während der Fahrt unterhielten wir uns über Gott und die Welt, über unsere Kinder und deren Entwicklung oder Verhaltensweisen, über Recht und Unrecht, über Musik und deren Bedeutung früher und heute. Menschliche Themen, aus dem Leben gegriffen – nix Politik!
So durfte ich Gölä als interessierten, sensiblen, kritischen, kantigen und zielstrebigen Zeitgenossen kennen lernen. Hallo, der Mann hat nicht mal einen Fernseher zu Hause, wer kann das sonst von sich behaupten! Ich teile nicht seine politischen Ansichten, aber durchaus seine Freude an der Musik und seine direkte Art. Irgendwie verbindet uns die unabhängige Sicht der Dinge aus der «Outlaw»-Ecke. Wir lassen uns keinen Stuss aufschwatzen und lassen uns die Freude am Leben und an der Sache nicht verteufeln. That’s it, Folks!
Georges «Schöre» Müller, Gitarrist und Sänger der Berner Mundartrockband Span
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