Bauen für die Bundeshauptstadt

Page 1


Mit Beitr채gen von Kristin Bartsch, Simon Falke, Isabel Fockele, Camilla Herberhold, Josephin Kerkhoff, Rebekka Magis, Georg Metternich, Max Meier, Clemens Ottenhausen, Susanna Stett und Vorworten von Rita S체ssmuth und J체rgen Nimptsch herausgegeben von Martin Bredenbeck, Constanze Moneke und Martin Neubacher.

Weidle Verlag

EDITION KRITISCHE AUSGABE Band 2


Inhalt

Vorwort

5

Grußwort der Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth

7

Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Bonn

9

Auf einen Tee in der jungen Bundeshauptstadt

11

[1]

Museum Alexander Koenig

15

[2]

Villa Hammerschmidt

21

[3]

Pädagogische Akademie

25

[4]

Bundeshaus

27

[5]

Plenar- und Präsidialbereich des deutschen Bundestages

33

[6]

Altes Wasserwerk

35

[7]

Palais Schaumburg

39

[8]

Kanzlerbungalow

43

[9]

Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen

49

[10]

Auswärtiges Amt

53

[11]

Bundesverteidigungsministerium

57

[12]

Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft, für Forschung und Technologie und für Justiz (Kreuzbauten)

61

[13]

Abgeordnetenhochhaus »Langer Eugen«

67

[14]

Neues Stadthaus

71

[15]

Allianz-Bauten am Tulpenfeld

75

[16]

Botschaft der Republik Frankreich

79

[17]

Botschaft des Vereinten Königreichs Großbritannien und Nordirland

83


[18]

Königlich-Niederländische Botschaft

85

[19]

Botschaft der Republik Türkei

89

[20]

Botschaft von Persien (ab 1979: Islamische Republik Iran)

93

[21]

Landesvertretung von Bayern

95

[22]

Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen

101

[23]

Landesvertretung von Rheinland-Pfalz

105

[24]

Konrad-Adenauer-Haus

109

[25]

Erich-Ollenhauer-Haus

115

[26]

Beethovenhalle

121

[27]

Stadttheater

125

[28]

Haus der Geschichte

129

[29]

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland

133

[30]

Reutersiedlung

137

[31]

HICOG-Siedlung Tannenbusch

139

[32]

Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes

143

[33]

Inter Nationes

149

[34]

Deutsche Beamten-Versicherung

153

Abbildungsverzeichnis

156

Impressum

160


UnterstĂźtzt durch den FĂśrderverein Lions Club Bonn e.V.

4


Vorwort

traut zu werden und verschiedene Formate des öffentlichen Agierens auszuprobieren. Nicht zuletzt konnten die Studierenden aktiv daran mitwirken, ein wichtiges Kapitel der Bonner Kunstgeschichte mitzuschreiben. Die Herausgeber freuen sich, die Ergebnisse der Übung im Rahmen einer Ausstellung präsentieren und mit diesem Buch einer breiten Öffentlichkeit vorlegen zu können. Gemeinsam mit den Studierenden sehen wir darin unseren Beitrag zu den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit 2011 in Bonn.

21 Jahre nach dem Beschluss zum Umzug der Bundesregierung nach Berlin scheint es um die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn ruhig geworden zu sein. Grund genug, die baulichen Hinterlassenschaften der Bonner Republik einer kunsthistorischen Revision zu unterziehen. Das passt zur allgemeinen Entwicklung in der kunsthistorischen Architekturforschung und der Denkmalpflege, derzeit verstärkt die Bauten der 1950er bis 1970er Jahre zu erforschen und zu bewerten. Die Herausgeber leiteten im Sommersemester 2011 eine Übung mit dem Titel »Bauen für die Bundeshauptstadt« an der Abteilung Kunstgeschichte der Rheinischen FriedrichWilhelms-Universität. Die in diesem Rahmen von Studierenden gehaltenen Referate sind als Texte ausgearbeitet worden und in diesem Band vereint. Die Veranstaltung war zugleich Auftakt für die »Werkstatt Baukultur«, die es sich – als Weiterführung der »Initiative Beethovenhalle« – zum Ziel gesetzt hat, Themen der Architektur, des Städtebaus und der Denkmalpflege mit Studierenden zu erarbeiten. Dabei legen alle Beteiligten besonderen Wert auf die Herausarbeitung vorhandener gestalterischer Qualitäten und ihrer Vermittlung an die Öffentlichkeit. Da es auch in Bonn die Architektur der Nachkriegszeit in dieser Hinsicht schwer hat, steht sie im Mittelpunkt der Aktivitäten und soll auf diese Weise thematisch am Institut etabliert werden. Den Studierenden wurde nicht nur die Möglichkeit gegeben, im Sinne eines effizienten Studiums einen Schein zu erwerben. Der Mehrwert lag darin, mit wichtigen Kultureinrichtungen, aktuellen politischen Debatten und grundlegenden Praxisanwendungen ver-

Viele der hier dokumentierten Bauten sind Bestandteil des 2004 eröffneten »Wegs der Demokratie«, der in Form eines Rundgangs durch das Regierungsviertel zu wichtigen Orten der Bonner Republik führt. In diesem Zusammenhang erschien das von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebene Buch »Bonn. Orte der Demokratie«. Der für dieses Buch gewählte gesellschafts- und institutionsgeschichtliche Schwerpunkt wird durch den vorliegenden Band um eine kunst- und insbesondere architekturhistorische Betrachtung ergänzt. Den Auftakt des Katalogs bildet ein Beitrag zum Museum Koenig, dem Ort also, an dem alles begann. Es schließen sich die Klassiker an, die in keiner Darstellung zur Bonner Republik fehlen dürfen. Darüber hinaus wird ein Bezug zu den Neubauten der Stadt Bonn hergestellt, die ihre Entstehung allein dem Hauptstadtstatus Bonns verdanken. Neben den offiziellen Bauten des Bundes siedelten sich zahlreiche Interessenvertretungen an, die hier ebenfalls betrachtet werden. 5


der Feierlichkeiten Anfang Oktober aufgenommen. So wird die Ausstellung »Bauen für die Bundeshauptstadt« vom 30. September bis zum 14. Oktober 2011 im Foyer der Abteilung Kunstgeschichte der Bonner Universität hoffentlich viele Bonnerinnen und Bonner, Gäste aus der Region und ganz Deutschland finden. Zu guter Letzt: Einen herzlichen Dank sprechen wir unserer akademischen Lehrerin, Frau Prof. Dr. Hiltrud Kier, aus, die uns in schwierigen Fragen stets mit helfenden und motivierenden Worten zur Seite stand. Ebenso sind wir dem Weidle Verlag zu Dank verpflichtet. Bei Stefan Weidle und Benedikt Viertelhaus lag das Projekt in umsichtigen Händen. Herzlicher Dank gilt auch allen Freunden, insbesondere Stefan Blaufelder, Simon Falke, Matthias Hörr, Alexander Kleinschrodt und Laura Moneke, die tatkräftig diese Publikation vorangetrieben haben. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Freude bei diesem Streifzug durch die Bonner Republik.

Für das Gelingen dieses Bandes ist den zahlreichen Förderern und Unterstützern herzlich zu danken, sie haben die Publikation erst ermöglicht. Unser besonderer Dank gilt dabei dem Förderverein des Lions Club Bonn, der durch seine großzügige Unterstützung den Druck dieses Katalogs finanziert hat. Neben dem Schafgans Archiv (Boris Schafgans) und dem Stadtarchiv Bonn (Sabine Krell, Dr. Norbert Schloßmacher) danken wir der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Roland Rossner), der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, dem Archiv des Bonner General-Anzeigers und dem Fotografen Volker Lannert für die Bereitstellung der Abbildungen. Dem BDA Bonn/Rhein-Sieg danken wir insbesondere dafür, dass er helfend eingesprungen ist, als noch letzte finanzielle Lücken zu schließen waren. Die Stadt Bonn (Kulturamt) und die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität unterstützten uns zum Teil materiell, stets auch ideell und haben unsere Angebote freundlicherweise in das offizielle Programm

Die Herausgeber Martin Bredenbeck, Constanze Moneke und Martin Neubacher

Vor der Autobahnabfahrt Bonn: Hinweisschilder auf den Parlamentarischen Rat, 1949 6


Grußwort der Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth Junge Kunsthistoriker auf den Spuren der Bonner Republik

Den Tag der Deutschen Einheit richtet in diesem Jahr die Stadt Bonn aus. Verbunden mit dem NRW-Tag stehen in Bonn drei reich gefüllte Tage bevor; ein großes Bürgerfest unter dem Motto »Freiheit, Einheit, Freude«. Dieses Fest bietet auch den Anlass, den Blick auf Bonns Geschichte als Hauptstadt und Regierungssitz zu richten. Der Abschied ist noch nicht lange her. Der letzte deutsch-deutsche Vertrag, der Einigungsvertrag vom 31. August 1990, hat Berlin als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschland festgelegt, den Sitz von Parlament und Regierung jedoch offengelassen. Die Erinnerungen an die darauf folgenden, teils hitzigen Diskussionen, die der endgültigen Entscheidung vorausgingen, stehen allen, die sie verfolgt haben, noch lebendig vor Augen. Kein Jahr später, am 20. Juni 1991, waren die Nerven der Abgeordneten im Alten Wasserwerk zum Zerreißen gespannt, als nach langer Debatte das Abstimmungsergebnis bekanntgegeben werden konnte: Mit knappem Vorsprung hat der Bundestag Berlin zum Regierungssitz bestimmt, mit Inkrafttreten des Einigungsvertrags zum 29. September 1990. Mit dem Bundespräsidenten begann 1994 der Umzug, es folgten Ministerien, Ämter, Botschaften, Landesvertretungen und Verbände und schließlich 1999 auch der Bundestag. Für die Politik der Bundesrepublik spielt Bonn auch heute weiterhin eine wichtige Rolle: als Zweitsitz von Bundespräsident und Bundeskanzler, als Erstsitz einiger Ministerien, als Sitz einiger Verbände. Neue Akteure sind in den Vordergrund getreten und haben einen erfolgreichen Strukturwandel mitgestaltet. Bei Bonn denken wir heute an die UNESCO, an die gro-

ßen DAX-Unternehmen, an die Universität, wir denken an neue Forschungseinrichtungen, an neue Dienstleistungen und an zahlreiche neue Arbeitsplätze. Gerade in diesen Tagen voller Feierlichkeiten ist es aber auch wichtig, dass die alte Bundeshauptstadt Bonn nicht vergessen wird, während in einem neuen Bonn gefeiert wird. Die Bonner Republik stellt einen bedeutenden Abschnitt unserer bundesdeutschen Geschichte dar, dem wir viel zu verdanken haben und den wir auch in Zukunft nicht vergessen werden. Museen wie das Haus der Geschichte sind eine Form der Erinnerungskultur. Gerade in Bonn jedoch existiert jedoch auch eine andere Art von Museum, man könnte es ein Freiluftmuseum nennen, ohne dabei altmodisch oder altbacken klingen zu wollen: Es geht um die authentischen Orte und Gebäude des politischen Bonn, die immer noch von der Bundeshauptstadt erzählen und die Geschichte anschaulich werden lassen. Freilich − das alte Regierungsviertel hat sich stark verändert. Zahlreiche Bauten sind umgenutzt, viele stehen leer und harren einer Nachnutzung. Viele sind mittlerweile verschwunden und durch neue Gebäude ersetzt. Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass ein Gesamtplan für den Umgang mit diesem Quartier fehlt und dass im Aktionismus der Veränderung viel Wichtiges, viel Gutes verlorengegangen ist. Umso bemerkenswerter und erfreulicher finde ich die Initiative, auf die der vorliegende Katalog »Bauen für die Bundeshauptstadt« zurückgeht: Junge Menschen am Kunsthistorischen Institut der Bonner Universität haben die Geschichte aufgegriffen und sich ein Se7


mester lang intensiv mit den Bauten aus Bonns Hauptstadtzeit auseinandergesetzt. Als beherzt selbstgegründete Werkstatt Baukultur Bonn haben sie die Gebäude besucht und besichtigt, sie haben Informationen in Bibliotheken und Archiven zusammengestellt und sich auf diese Weise die Bonner Republik erschlossen. Als Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker haben sie ganz besonders Architektur und Städtebau dieser Jahrzehnte in den Blick genommen. Sie haben die Gebäude in ihren Formen und Materialien untersucht, haben Charakteristisches und Qualitätvolles jener Epoche herausgearbeitet, haben es verstanden, die Architektur aus ihrer Entstehungszeit heraus zu sehen und so zu neuen Bewertungen zu gelangen. Als Ergebnis gewinnen die vorgestellten Objekte eine weitere Bedeutung hinzu: Sie werden als wichtige Beiträge zur Architektur in Deutschland nach 1945 begreifbar. Das ausgewählte Mittel historischer Fotografien eignet sich besonders gut, um diesen Blick in die Vergangenheit zu werfen und sich den Bauten so zu nähern, wie sie in früherer Frische ausgesehen haben. Die Herangehenswei-

se der Studierenden ist noch in einer anderen Hinsicht lehrreich: Am Umgang mit Gebäuden, an ihrer Pflege und Wertschätzung − oder eben auch deren Fehlen − lässt sich vieles über den Umgang mit Geschichte ablesen. Ein Blick auf leerstehende und teilweise im Verfall begriffene Gebäude genügt, um zur Ablehnung dieser Architektur zu verführen. Doch ein zweiter Blick enthüllt oft die Details, die Feinheiten, die ursprünglichen Beweggründe und Absichten. Wenn sich junge Leute diese Bedeutungen erarbeiten und darüber hinaus an uns vermitteln − dann bin ich sehr zuversichtlich, dass das wertvolle Erbe bewahrt und weitergereicht werden kann. Wenn wir uns den Qualitäten der Gebäude nähern, wird sich die Würdigung von ganz alleine ergeben. Auch in diesem Sinne soll, wie man hört, die Arbeit der Werkstatt Baukultur Bonn weitergeführt werden. So wünsche ich der Ausstellung viele interessierte Besucherinnen und Besucher − aus Bonn, aus Nordrhein-Westfalen, aus Deutschland und der Welt; und der Werkstatt Baukultur Bonn alles Gute für ihre weiteren Projekte! Prof. Dr. Rita Süssmuth

8


Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Bonn Sache verlangte. Nur durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bund konnte letztendlich eine Entwicklung erreicht werden, die sich auch trotz wechselnder politischer Mehrheiten als langfristig tragfähig erwies. Heute ist auch in Bonn zusammengewachsen, was zusammengehört. Über dem ehemaligen Abgeordnetenhochhaus »Langer Eugen« weht die Fahne der Vereinten Nationen; der nach den Plänen von Günter Behnisch entworfene Plenarsaal des Deutschen Bundestages bildet heute das Zentrum des World Conference Center Bonn und im ehemaligen Schürmannbau hat die Deutsche Welle ihren Sitz. Dieses einzigartige geschichtliche, kulturelle und architektonische Erbe zu bewahren bedeutet für uns Verpflichtung und Aufgabe zugleich. Hierzu gehört auch die lebendige Vermittlung des ehemaligen Regierungsviertels als historisches und kulturelles Erbe gegenüber der Öffentlichkeit. Daher danke ich den Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern der Werkstatt Baukultur an der Universität Bonn recht herzlich für ihre Initiative zu dieser Ausstellung. Sie leistet einen Beitrag dazu, dass die architektonischen Zeugen aus fünf Jahrzehnten Bundesrepublik nicht in Vergessenheit geraten. Der 20. Jahrestag des Bonn-Berlin-Beschlusses und die Feierlichkeiten zum NRW-Tag und zum Tag der Deutschen Einheit vom 1.-3. Oktober 2011 in Bonn bieten hierfür einen willkommenen Anlass.

Von 1949 bis 1991 war Bonn Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und bis 1999 Sitz von Bundestag und Bundesregierung. Von Anfang an war die Bundeshauptstadt Bonn als Provisorium, als Übergang gedacht. Das Vorläufige, Nicht-Dauerhafte, kommt auch in der Architektur der noch jungen Bundesrepublik zum Ausdruck: die Kombination aus umfunktionierten, umgebauten und neu errichteten Gebäuden sollte Zurückhaltung und Bescheidenheit symbolisieren. Die »Bonner Republik« spiegelt sich so auch in ihrer Hauptstadtarchitektur wider. Mit der Ausstellung »Bauen für die Bundeshauptstadt« widmet sich die Werkstatt Baukultur am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, dem Kunstmuseum Bonn und weiteren Einrichtungen der Vergangenheit und Gegenwart Bonns aus kunsthistorischer, denkmalpflegerischer und städtebaulicher Sicht. Die Ausstellung beleuchtet das Mit-, Neben- und Gegeneinander von Bund und Stadt in den verschiedenen Etappen der Hauptstadtwerdung. Seit 1949 hat der Bund die Stadt Bonn mitgestaltet und mitgeprägt. Dennoch haben Bund und Stadt sich jeweils eigenständig entwickelt. Der Bundesdistrikt – heute Herzstück des internationalen Bonn – wuchs vor den Toren der Stadt zwischen Bonn und Bad Godesberg. Seine Randlage trug zum städtebaulichen und politischen Eigenleben des späteren Parlaments- und Regierungsviertels bei. Die Entwicklung des Parlaments- und Regierungsviertels, die sich an der Planungsund Baupolitik des Bundes orientierte, stand oft im Spannungsfeld mit der Planungshoheit der Stadt, was ein Ringen um die gemeinsame

Jürgen Nimptsch 9


Foyer im Erdgeschoss mit Empfang, um 1969

Foyer im Erdgeschoss, offener Gang hinter Stabwerk

Blick von S체den, 1968 (ohne sp채teres Treppenhaus) 66


[13]

Abgeordnetenhochhaus »Langer Eugen«

Bauherr Entwurf und Planung Adresse Baujahr

Denkmalschutz

Hermann-Ehlers-Straße 10, 53113 Bonn-Gronau 1966-1969 Bundesrepublik Deutschland/Bundesbaudirektion Egon Eiermann, Karlsruhe; Georg Pollich, Bonn-Beuel; Planungsgruppe: Manfred Adams, Günter Hornschuh, Peter Türler, Eberhard Brandl, Heinrich Nitschke Seit 1998 (Inv.-Nr. A 3349)

das einzig realisierte Gebäude innerhalb der anvisierten Neubaupläne für das Bonner Regierungsviertel. Unter Parlamentariern hieß der Bau schlicht »NH« – neues Hochhaus, in Abgrenzung zum achtgeschossigen »alten Hochhaus« der Abgeordneten. Der bundesweit verbreitete Spitzname »Langer Eugen« bezieht sich auf den Parlamentspräsidenten und Hausherrn Eugen Gerstenmaier, der den Bau initiiert hatte. Aus Gründen der Praktikabilität konnte für das Abgeordnetenhaus nur ein Standort in unmittelbarer Nähe zum Bundestag in Frage kommen. Schließlich wählte man als Baugrund den südlich des Bundeshauses befindlichen Bonner Hauptsportplatz. Das bereitgestellte Grundstück war allerdings zu klein, sodass es dort nur die Möglichkeit einer vertikalen Erstreckung gab. Der Umfang der Baumaßnahme war für damalige Verhältnisse gewaltig. Büros für 450 Abgeordnete, 120 Sekretariate und 20 Ausschusssäle sollten entstehen. Nach vierjähriger Bauzeit war das 50 Mio.DM teure Abgeordnetenhochhaus fertiggestellt und konnte am 19. Februar 1969 feierlich eingeweiht werden. Ausgeführt wurde ein einheitlich strukturierter Stahlskelettbau mit 31 Geschossen. Der Bau erhebt sich ​auf einem rechteckigen Grundriss und wird durch ein quadratisches Raster aus neun innenliegenden Stützen getragen. Das Gebäude ist in fünf Zonen unterteilt: Die erste Zone nimmt im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss die Eingangshalle und

Die ersten planerischen Überlegungen zur Erweiterung und Umgestaltung der Bauten des Deutschen Bundestags in den Jahren zwischen 1962 und 1965 wurden durch die Rolle Bonns als provisorische Hauptstadt maßgeblich beeinflusst. Dieser Umstand machte selbst umfassende Sanierungen der Bauten der Bundesbehörden und des Deutschen Bundestags politisch nur schwer vermittelbar. Umfassende Planungen zum Ausbau des Regierungsviertels hätten als Akzeptanz der Teilung Deutschlands verstanden werden können und schlossen sich somit aus. So begnügte man sich mit bereits vorhandenen Gebäuden, die umgebaut und erweitert wurden und ergänzte sie in den ersten 15 Jahren der Bundesrepublik nur zögerlich durch Neubauten, die stets nur den nötigsten Bedarf deckten. Um dennoch der politischen Realität Rechnung zu tragen, wurde ab 1962 ein gesamtheitliches Zukunftskonzept des Regierungsviertels von der Bundesbaudirektion entwickelt. Hierfür wurde eigens eine Planungsgruppe einberufen, die mit den renommierten Architekten Paul Baumgarten, Egon Eiermann und Sep Ruf besetzt wurde. Ohne Kenntnis der Öffentlichkeit erarbeitete dieses Gremium umfassende Neubaupläne für das Bonner Regierungsviertel. Im Jahr 1965 beauftragte man Ruf mit dem Entwurf des Bundesrats, Baumgarten mit dem Amt für Presse und Information und Eiermann mit Planungen zum Bundestag samt eines Abgeordnetenhochhauses. Dieses Abgeordnetenhochhaus ist 67


Impressum Edition Kritische Ausgabe im Weidle Verlag. Band 2. © 2011 Weidle Verlag Beethovenplatz 4 53115 Bonn www.weidle–verlag.de Einbandgestaltung: Lars Strzempek, www.empek.de Gestaltung und Satz: Constanze Moneke Druck: Winddruck, Siegen ISBN: 978-3-938803-41-7 Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. Die Edition Kritische Ausgabe ist ein Projekt des Vereins der Freunde und Förderer der Zeitschrift Kritische Ausgabe e.V. und wird herausgegeben von Marcel Diel und Benedikt Viertelhaus. www.kritische-ausgabe.de

160



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.