Weidle frühjahr 2016 12 01 k

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Weidle Verlag Frühjahr 2016

Rui Zink Die Installation der

Angst

Weidle Verlag


Literatur  März

Rui Zink Die Installation der Angst Novelle Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler ca. 120 Seiten, fadengeheftete Broschur, 18 Euro Einbandillustration: Rui Zink 978-3-938803-80-6 »Das einzige, wovor wir Angst haben sollten, ist die Angst selbst.« (Franklin D. Roosevelt)

Die Männer ahnen jedoch nichts von der tatsächlichen Angst der Frau, nämlich daß die Beamten ihr im Badezimmer verstecktes Kind finden könnten. Als es schließlich doch zur Entdeckung kommt, verändert sich das Machtgefüge zwischen der passiven Frau und den aktiven Installateuren der Angst, die schließlich in einer überraschenden Wendung ihr eigenes Produkt zu spüren bekommen. Die Novelle zitiert aus unterschiedlichen Zeiten und ­Zusammenhängen stammende Texte, Sprichwörter, Zeitungs­ artikel, Klischees und vieles mehr. Sie ist als Kammerspiel gestaltet, als Sprechstück der Gewalt und Bedrohung, und sie zeigt, daß die Angst in den Worten wohnt: Ein Angstszenario, das den Leser mit sich reißt. Rui Zink gelang schon mit seinem ersten Roman, Hotel ­ usitano (1986), ein Kultbuch. Seine Novelle Die Installation L der Angst (A Instalação do Medo) erschien 2012 in Portugal. Der literarische Provokateur, 1961 in Lissabon geboren, unterrichtete an der Universität von Michigan /USA und hat einen Lehrstuhl für Portugiesische Literatur an der Universidade Nova de Lisboa inne. Er war Talkmaster im portugiesischen Fernsehen und schreibt regelmäßig für die großen Lissabonner Wochen­ zeitungen; er veröffentlichte zahlreiche belletristische Werke, darunter einige Comic-Romane und im Jahr 2001 den ersten portugiesischen Internetroman Os Surfistas (dt.: Afghanistan). Zuletzt erschien Osso (»Knochen«, 2015).

Rui Sousa

Zwei Männer klingeln bei einer alleinstehenden Frau. Sie sind gekommen, um in ihrer Wohnung die Angst zu installieren. Wortreich erklären die beiden die Notwendigkeit der Angst, ihre Funktion bei der Kontrolle der Bevölkerung. Die beiden sehr unterschiedlichen Installateure erläutern verschiedene Arten von Angst, etwa die Angst vor Terrorismus, Flüchtlingen, die ins Land strömen, vor Krankheit oder vor sexuellen Übergriffen. Angst, so betonen sie, braucht die Kooperation der Menschen – je besser die Frau sich für die Angst öffne, desto schneller würden sie sie wieder in Ruhe lassen.

»

Seltsam. Die Männer sehen gar nicht bedrohlich aus. Eher im Gegenteil. Der im Anzug wirkt sogar gesprächig, der andere eher derb, kräftig, apathisch. »Guten Tag«, sagt der im Anzug auf seine gesprächige Art. »Wir kommen, um die Angst zu installieren.« »Die Angst ... ?« Der Wortgewandte im Anzug zieht ein rhetorisch verblüff­ tes Gesicht: »Haben Sie keine Benachrichtigung erhalten?« Und dabei schaut er, als wollte er »Na?« sagen. Die Frau beißt sich auf die Unterlippe: »Muß es unbedingt heute sein? Ich wollte eigentlich ...« Der Eloquente im Anzug bleibt freundlich aber bestimmt: »Meine Dame, der Fortschritt ist unaufhaltsam. Es geht um das Wohl des Landes.« »Ja, schon. Aber darauf war ich nicht ...« Der Anzugmann erwidert mit betrübtem Gesicht: »Sagen Sie bloß, Sie sind gegen das Wohl des Landes.« »Ich ...« »Oder gegen den Fortschritt.« »...« »Oder gegen die Angst.« Die Frau beißt sich heftiger auf die Lippe: »Nein, natürlich nicht ...«


»Nun ja, gute Frau.« »Fakten sind Fakten.« »Die Angst kommt. Ob man will oder nicht.« »Erst fühlt es sich fremd an, dann gewöhnt man sich daran.« »Sagen die Leute.« »Die Angst kommt.« »Und das ist gut.« »Schnell.« »Schmerzlos.« »Fast jedenfalls.« »Jemand muß schließlich leiden.« »Jemand muß leiden, damit die anderen leben können.« »Alles durch alle zu teilen, das würde bedeuten, daß alle gleich arm sind.« »Kennen Sie die Geschichte von dem reichen und dem armen Freund?« »Es war einmal ein Reicher, der hatte einen Freund, der war arm und tadelte ihn den lieben langen Tag lang dafür, daß er reich war.« »Bis der Reiche es einmal leid war und sagte: Paß auf, wenn wir meinen Reichtum unter der gesamten Bevölkerung des Landes aufteilten, wieviel, glaubst du, bekommt jeder dann ab?« »Der arme Freund wollte nicht antworten, doch der Rei­ che bestand darauf. Und schließlich sagte er: Keine Ahnung, so fünf oder zehn Mäuse vielleicht.« »Gut, also das hier ist dein Anteil. Und jetzt geh mir nicht mehr auf die Nerven.« »Und jetzt geh mir nicht mehr auf die Nerven. Das ist gut !« »Fakt ist, daß Opfer gebracht werden müssen.« »Menschenopfer.« »Vielleicht noch das einzige, was funktioniert.« »Lämmer anstelle von Menschen schächten? Man sieht ja, wohin das geführt hat.« »Die Weltmächte lassen sich nicht gern hinters Licht füh­ ren.« »Selbst angebrannt können sie Fleisch noch am Geruch unterscheiden.« »Es gibt da ganz feine Nuancen. Empfindliche Nasen neh­ men das wahr.« »Jemand muß schließlich Opfer bringen.« »Eine Minderheit.« »Eine Minderheit nach der anderen.« »Wenn man Glück hat, trifft es einen nicht.« »Um ehrlich zu sein, ist die Wahrscheinlichkeit, daß es einen trifft, kleiner als die, daß es einen nicht trifft.« »Die Statistik ist also auf unserer Seite ... Warum regt man sich also auf ?« »Wenn man sich aufregt, wird es nur schlimmer.« »Ein guter Rat unter Freunden.« »Auch dazu dient die Installation der Angst.« »Damit die Leute mehr achtgeben.« »Und keine Dummheiten machen.« »Dummheiten machen ist dumm, meine Dame.«

Dauerbrenner

Rui Zink wird zur Buchmesse nach Leipzig kommen und eine kurze Lesereise anschließen. Termine können mit dem Verlag vereinbart werden.

Rui Zink Die Installation der

Angst

Weidle Verlag


Literatur  Mai

Ann-Marie Ljungberg Dunkelheit, bleib bei mir Roman Aus dem Schwedischen von Eva Scharenberg mit einem Vorwort von Björn Sandmark ca. 250 Seiten, fadengeheftete Broschur, 23 Euro 978-3-938803-79-0

Ann-Marie Ljungberg zeichnet in ihrem spannenden Roman die Wochen vor und nach dem Attentat aus der Perspektive eines der Attentäter nach, des Journalisten Paul Wilhelmsson; dabei steht die psychische Verfassung im Vordergrund, das allmähliche Abtauchen in den finsteren Tunnel des Terrors. Warum werden Menschen zu Attentätern? Was ist moralisch vertretbar und was nicht? In Ann-Marie Ljungbergs Roman verwischen die Grenzen zwischen Eifer und Obsession, zwischen Engagement und Verbrechen, zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Realität und Einbildung. Ausgehend vom Gerichtsprozeß gegen die Täter erfährt der Leser in Zeitsprüngen erst nach und nach von den Ereignissen und erlebt mit, wie sich die Dynamik innerhalb der Gruppe der Attentäter verändert. Die Zeitsprünge werden dabei immer kleiner, bis die Woche des Attentats beginnt und die Nacht des Anschlags erzählt wird. Verstörend, spannend, informativ. Ann-Marie Ljungberg wurde 1964 im schwedischen ­Haparanda geboren, direkt an der Grenze zu Finnland und unweit von Luleå, dem Ort des Attentats. Für ihren Roman Simone de Beauvoirs hjärta (»Simone de Beauvoirs Herz«) wurde sie 2005 für den Augustpriset nominiert, den renommiertesten schwedischen Literaturpreis. Sie lebt in G ­ öteborg.

Petra Jonsson

Schweden im Frühjahr 1940. Finnland und die Sowjetunion befinden sich in der letzten Phase des Winterkriegs. Während die schwedische Regierung auf Neutralität besteht, wünschen sich große Teile der Bevölkerung ein aktives Eingreifen in den Krieg. Überall in Schweden brodelt der Antikommunismus, bis er sich schließlich (wenige Tage vor dem Sieg der Roten Armee über die Finnen) im größten terroristischen Attentat in Schweden im 20. Jahrhundert entlädt: Am 3. März sprengt eine Gruppe von Männern das Gebäude der sozialistischen Zeitung Norrskensflamman in Luleå (Nordschweden, nahe der finnischen Grenze) in die Luft, mehrere Menschen sterben bei dem Anschlag.

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Wilhelmsson wird als erster verhört. Er denkt, sie tun das aller Wahrscheinlichkeit nach deshalb, weil sie glau­ ben, er sei derjenige, der am meisten aussagen wird. Und das berührt ihn unangenehm. Der Gerichtssaal schwankt vor ihm; er ist so voll besetzt mit neugierigen Menschen und Journalisten, daß die Luft zum Schneiden ist. Ihm kommt der Gedanke, daß er selbst an deren Stelle hätte sein kön­ nen, damit beauftragt, genau darüber zu schreiben. Das hätte ihm gefallen: ein derart politisch brisanter Prozeß. Für eine Sekunde gelingt es ihm, sich selbst vorzumachen, er sitze tatsächlich zwischen den anderen Journalisten und berichte über den Prozeß. In den Bänken, die der Presse vorbehalten sind, hält er Ausschau nach sich selbst, und entdeckt wie von einem etwas abgelegenen Platz einige Bekannte. Von seiner eigenen Zeitung sieht er Granberg, der ihn mit seinen leuch­ tend blauen Augen fixiert. In seinem Blick liegt blankes Ent­ setzen, aber auch ein Anflug von Neugier. Seine ehemaligen Kollegen vom Norrländska sind auch hier. Dann überwältigt ihn noch tiefere Hoffnungslosigkeit, denn ihm wird wieder bewußt, daß das alles wirklich geschieht. Wilhelmsson rennt, bleibt stehen, steht still. Kann sich nicht entscheiden, ob er sich der Straßenecke im Schutz der Dun­ kelheit der Häuserwände nähern, oder ob er ganz selbstver­ ständlich in aller Ruhe mitten auf der hell erleuchteten Straße gehen soll. Seine Beine zittern, tragen ihn kaum. Sein rechter Knöchel ist verletzt. Er entscheidet sich schließlich für den Schatten an den Häuserwänden. Die Straßenlampen kommen ihm mit ihrem weißen elektrischen Licht so unbarmherzig vor, viel zu grell. Er horcht, versucht, die anderen zu hören, Schritte, Rufe, Stimmen, doch es herrscht absolute Stille. Er war es, der als Letzter das Gebäude des Norrskensflamman verlassen hatte. Und nun? Er hört seine eigenen Atemzüge. Die kalte Luft sticht in der Lunge. Der Knöchel schmerzt


und knickt bei jedem zweiten Schritt ein. Er hält inne, öffnet den Mund, will »Verdammt !« rufen, doch so etwas kommt ihm eigentlich niemals über die Lippen. Mit einem Mal ist der Himmel erleuchtet. Der Schein strahlt aus der Richtung, aus der er kommt, und leuchtet bis weit vor ihm. Alles ist hell, die Straße ist in klares Tageslicht getaucht, selbst die dunkelste Ecke. Und dann der Schlag. Er betäubt ihn. Das Geräusch von Glas, das zerbirst. Entfernt und sonderbar. Alle Versu­ che, sich zu verstecken, wären jetzt vergebens. Er sieht sich um, doch nicht eine Menschenseele ist in Sichtweite. Er geht weiter. Starr vor Schreck. Eine Hand vor dem Gesicht, die andere auf dem Bein, so, als wolle er versuchen, den verletz­ ten Fuß auf Trab zu bringen. Sein Blick ist auf den schnee­ bedeckten Bürgersteig gerichtet, dessen Begrenzung nur ein kleiner Schneewall ist. Der Lichtschein ist jetzt schwächer, und er muß einfach den Kopf drehen und kurz anhalten, um sich zu vergewissern, daß es kein Traum war, Einbildung, ein Hirngespinst seiner Überspanntheit. Er faßt sich an den Kopf, läßt die Hand wieder fallen und dreht sich um. Ja, es brennt, zweifellos. Ein gelber, wabernder Schein spiegelt sich in den Fenstern wider, auf den Mauern, im Himmel. Nun geht hin­ ter einigen Fenstern das Licht an. Er dreht sich wieder um, biegt dann an der Stationsgatan um die Ecke und ist auf der Timmermansgatan angelangt. Nur noch ein paar Meter, die er halb laufend, halb hinkend zurücklegt, das Gesicht schmerz­ verzerrt. Die Gesichtsmuskeln wollen nicht gehorchen. Genau wie sein rechter Fuß, der die ganze Zeit ein bisschen schlac­ kert. Er hat kein Gefühl mehr darin. Die Luft scheint in der Nase und im Brustkorb zu Eis zu erstarren, doch an seinem Rücken rinnt der Schweiß hinab. Er sieht die gerade Straße hinunter, die von schneebedeckten Birken gesäumt ist. Kein Auto. Er spürt, wie der Wahnsinn ihn ergreifen will, ihm sagt, er solle sich hinlegen, hier und jetzt, aufgeben. Das hier war der Treffpunkt. Wieder schaut er die Straße hinauf und hinunter. Das ist der Ort, den sie ausgemacht hat­ ten. Doch niemand ist hier. Blindlings setzt er sich in Bewe­ gung, in Richtung Magasinsgatan, rennt beinahe. Sie haben ihn im Stich gelassen. Er hätte es wissen müssen. D ­ ieser kühle Rieber und dieser distanzierte Nyberg, mit seinem stechenden Blick. Und Rask ! Er hätte es sofort verstehen müssen. An seiner Art, ihn anzureden. Hinkend kommt er an die näch­ ste Kreuzung. Und jetzt brechen die Flüche, die ihm vorhin schon auf der Zunge gelegen hatten, aus ihm heraus: »Zur Hölle ! Verflucht ! Zum Teufel !« Ihm wird übel. Er beugt sich vor, will sich übergeben, doch es kommt nichts. Der Schnee­ pflug hat einen hohen Schneewall bis an die Hauswand auf­ getürmt. Er schaut auf und nimmt in einem der Tore e­ ntlang der Straße eine Bewegung wahr. In der Dunkelheit sieht er Augen, und er steht wie angewurzelt. Es sind Martinssons Augen. Der Geisteskranke. Er starrt ihn an. Martins­son wirkt verändert. Er starrt ihn unverwandt an. Beide verharren unbeweglich. Dann dringt ein kratzendes Geräusch in Wil­ helmssons Bewußtsein. Und dort Martinssons reglose, dunkle Silhouette. Er begreift, daß das kratzende Geräusch seine eigenen Atemzüge sind. Er läßt sich in den Schneewall sinken und lauscht auf andere Geräusche, Sirenen, aber nichts ist

Dauerbrenner

zu hören. Wieviel Zeit mag wohl vergangen sein? Ein paar Minuten? Eine Stunde? Plötzlich hört er Schritte – dort rennt jemand. Rask ! Seine dunkle Jacke, Pelzmütze, noch hat er Wilhelmsson nicht entdeckt. Er steht auf und folgt ihm. Rask dreht sich um und ist außer sich vor Angst, in seiner Panik rennt er noch schneller, wird aber langsamer, als er Wilhelmsson wiedererkennt, dem jetzt bewußt wird, daß Blut auf seine Hände hinunter tropft. Er holt Rask ein und hört, daß er etwas sagt, doch er hört nur Töne, ist nicht in der Lage, sie zu einem Wort zusammenzusetzen. Und da begreift er plötzlich. Da steht der Wagen, hier vor ihm, genau dort, wo sie ihn zuvor abgestellt hatten. Humpelnd und lachend vor Erleichterung schleppt er sich halblaufend auf das Auto zu. Wieder bewegen sich Rasks Lippen, seine Augen sind auf­gerissen. »Die Explosion«, sagt er.


Literatur  April

Jan Jacob Slauerhoff Das verbotene Reich Roman

Aus dem Niederländischen von Albert Vigoleis Thelen Einbandzeichnung: Levke Leiß ca. 220 Seiten, fadengeheftete Broschur, 20 Euro 978-3-938803-78-3 Jan Jacob Slauerhoff (1898–1936) war »einer der großen Reisenden der niederländischen Literatur«, wie Cees Nooteboom schreibt. Het verboden rijk erschien 1932 in den Niederlanden und ist dort ein Klassiker. Slauerhoff arbeitete u. a. als Schiffsarzt der Java-China-Japan-Linie und verfaßte Erzählungen, Gedichte und Romane. Albert Vigoleis Thelen (1903–1989), der Autor von Die Insel des zweiten Gesichts, übersetzte Das verbotene Reich in den 1930er Jahren ins Deutsche. 1986 erst erschien diese Übersetzung bei KlettCotta; inzwischen ist sie lange vergriffen. Daher, und weil unser verlegerisches Herz auch für Albert Vigoleis Thelen schlägt, dem wir verschiedene Publikationen gewidmet haben, machen wir die großartige Übersetzung dieses rätsel- und meisterhaften Romans jetzt wieder zugänglich. Hauptfigur des Romans ist der portugiesische Dichter Luís de Camões (1524–1580), der Schöpfer des portugiesischen Nationalepos Die Lusiaden. Er wird als großer Suchender gezeigt, als Abenteurer und Liebeskranker, der mit seinem Vater bricht und sich nach Macao einschifft, damals portugiesische Kolonie. Auf Befehl des Königs muß er als Gefangener reisen und soll nach seiner Ankunft als Soldat dienen. In Macao untergetaucht, begegnet Camões der jungen Pilar, die er, geschwächt und verwirrt durch seine abenteuerliche Flucht, für seine geliebte Diana hält. Er mußte sie verlassen, weil der Sohn des Königs ein Auge auf sie geworfen hatte. Und dann gibt es 400 Jahre später einen irischen Funker, der durch Schiffbruch völlig aus der Bahn geworfen wird, sich verliert und glaubt, mit einem schreibenden Mann in jahrhundertealten ­Kleidern zu verschmelzen ... »Ein Heimwehbuch eines aufgejagten Dichters voller Weltschmerz, Weltverachtung und Mysterium« nennt Thelen den sprachgewaltigen Roman, dessen geheimnisvollem Sog man sich nicht entziehen kann. Von Albert Vigoleis Thelen sind im Weidle Verlag lieferbar: Briefe an Teixeira de Pascoaes Die Literatur in der Fremde Teixeira de Pascoaes: Napoleon, Spiegel des Antichrist (Übersetzung aus dem Portugiesischen)

»

Es ist wahr, ich hatte noch nie meinen Mund aufgetan (ausgenommen wenn ich gähnte oder auf die Fragen antwortete, die sie mir stellte), und doch waren ihre großen grünen Augen häufig auf mich gerichtet. Ich bewunderte sie aus der Ferne – schön war sie, eine wahre Fürstin – und ver­ abscheute die reimelnden Schmeichler, die sich um sie schar­ ten. Nun wollte ich mich ihr nähern, mußte die Mode mitma­ chen, raffte meine ganze Kenntnis im Dichten zusammen, die ich mir mit der Zeit auf dem abgelegenen Landgute meines Vaters angeeignet hatte, wo Lesen, Schreiben und Jagen die einzigen Ausspannungen waren, und machte ein Sonett und einige Ringelreime. Damit begab ich mich an jenem Donnerstagnachmittag, der auf den abschlägigen Bescheid des Königs folgte, nach Santa Clara. Die Mitteilung, daß auch ich Verse vortragen würde, erregte Aufsehen. Mit spöttelnder Hast machten die Schmeichler, die sie umstanden, nach beiden Seiten Platz, aber Diana blieb ernst und heftete ihre Augen auf mich. Ich tat, als ob ich zu ihr allein spräche, in der Stille hörte ich nicht einmal meine eigene Stimme. An ihren Augen sah ich, was geschah: Sie bewunderte das Sonett, war aber betroffen durch die freimütige Hast und unverschämte Bewegtheit der Redondilhas, so trefflich war mein Gefühl darin zum Ausdruck gebracht, allen anderen außer ihr verborgen.


Essays  März Die ­anderen murmelten Beifall wider Fug und Willen, nur sie sprach nicht; aber eine Stunde später ging sie mit mir ­lustwandeln im Hof von Santa Clara. Der Mond schien schmal und hell, doch das Licht des Tages hing noch unter dem Blattwerk der Laubengänge. Ihre Augen waren licht, milde wie der Mond, ihre Nähe wie die Sonne, ihr Busen das Sanfteste und das Erhabenste. Nie seit der Berührung mit meiner Minne hatte ich so die Gegenwart des Fraulichen empfunden. Ich dachte nicht mehr an Mythologie, wenn ich auch etwas von Endymion und Diana sagte, nicht mehr an ihren hohen und meinen niedri­ gen Adelsstand. Wir waren wie die ersten Geschöpfe im wiedergewonne­ nen Wundergarten, trotzdem wir ruhig und lobesam neben­ einander gingen, denn vom Fenster, das wußten wir wohl, stierte die eifersüchtige Welt auf uns herab; eine Stunde lang waren wir: Luiz, Diana. Und wegen dieser einen Stunde ... Nein, die Kette meiner Mißgeschicke begann nach dieser Stunde, keineswegs war sie die Folge davon. Sie begann bei meiner Geburt. Denn meine erste Stunde auf Erden stand unter den bösartigsten Sternbildern in überirdischer Kon­ stellation; nicht eine einzige gute Fee fand sich ein, mein Los zu lindern. Und diese Liebe war auch noch da, mir ihre ­Mühsal aufzubürden.

Jan Jacob Slauerhoff, 1934

Dauerbrenner

Bonn und seine Preußen Danke, Berlin!? Edition Kritische Ausgabe Herausgegeben von Daniela Bennewitz, Martin Bredenbeck und Philipp Huntscha Gestaltung und Satz: Henning Hraban Ramm ca. 160 Seiten, 20 Euro 978-3-938803-77-6

Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Paul-Clemen-Museum der Universität Bonn vom 26. Oktober bis 13. November 2015 Preußen und das Rheinland: eine spannende, spannungsreiche und manchmal angespannte Wechselbeziehung, bei der sich die Protagonisten gegenseitig Impuls und Herausforderung zugleich wurden. Besonders im Laufe des 19. Jahrhunderts bis hin zum Ende Preußens 1947 entwickelte sich eine fruchtbare Beziehung mit dem Rheinland, nachdem beide Gebiete einander lange Zeit nicht nur territorial, sondern auch gedanklich fern gewesen waren. Heute lassen sich gegenseitige Einflüsse nachzeichnen, Verdienste benennen und Problematiken verstehen. Die studentische Werkstatt Baukultur am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn hat sich im Jubiläumsjahr 2015 »200 Jahre Preußen am Rhein« dem Thema mit vielfältigen Projekten gewidmet. Die Ausstellung »Danke, Berlin?! – Bonn und seine Preußen« im Paul-Clemen-Museum gemeinsam mit der Ausstellungsgruppe der Universität Bonn stellte dabei den Höhepunkt dar. Der Ausstellungsband dokumentiert diese Aktivitäten und bietet u. a. Momentaufnahmen der preußischen Architekturgeschichte. Darüber hinaus wirft er einen Blick auf die Rheinromantik, auf Objekte aus dem Preußenkult und zeigt Werke zeitgenössischer Künstler, die der Frage nach­ gehen, wie aktuell und präsent Preußen heute noch ist. Entstanden ist ein ganz eigener Beitrag zum Projekt »Danke, B ­ erlin?!«, mit dem der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz das Jubiläum 2015 zu seinem Jahresthema gemacht hat.


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Beethovenplatz 4, 53115 Bonn Telephon (0228) 632954 / Fax (0228) 697842 Verleger@Weidle-Verlag.de Rabatt Zahlungsziel BAG Versandweg Liefertermin RR bis ISBN (alt): 978-3-931135-... / ISBN (* = neu): 978-3-938803-...

Anzahl ISBN Titel Neuerscheinungen Frühjahr 2016 * 77­6 Bredenbeck, Martin, u. a.: Bonn und seine Preußen. * 79­0 Ljungberg, Ann­Marie: Dunkelheit, bleib bei mir. * 78­3 Slauerhoff , Jan Jacob: Das verbotene Reich. * 80­6 Zink, Rui: Die Installation der Angst.

€ 18,– 23,– 20,– 18,–

Lieferbares Programm (Auswahl) * 68­4 Beer, Fabian, u.a.: »Mußt nur wagen, wagen, wagen !« * 28­8 Beethovenhalle Bonn. * 37­0 Bei Dao: Gottes chinesischer Sohn. 97­3 Böhmer, Otto A.: Der Zuwender. * 03­5 Böhmer, Otto A.: Wenn die Eintracht spielt. 80­5 Borchardt, Hermann: Die Verschwörung der Zimmerleute. * 41­7 Bredenbeck, Martin, u. a.: Bauen für die Bundeshauptstadt. 87­4 Carter, Jimmy: Angesichts der Leere. * 75­2 Chudori, Leila S.: Pulang (Heimkehr nach Jakarta). 89­8 Cohen, Albert: Die Tapferen. * 74­5 Colasanti, Marina: Mein fremder Krieg. * 55­4 Cole, Max: Across the Fourth Dimension. * 32­5 Cole, Max: Quintessence over Time. 81­2 Crane, Peter: »Wir leben nun mal auf einem Vulkan.« * 00­4 Dembitzer, Salamon: Die Geistigen. * 13­4 Dembitzer, Salamon: Visum nach Amerika. 38­6 Fantlová, Zdenka: »In der Ruhe liegt die Kraft« ... * 10­3 Federman, Raymond: Pssst ! * 21­9 Flechtheim, Alfred: »Nun mal Schluß mit den blauen Picassos !« 35­5 Fülöp­Miller, René: Katzenmusik. 18­8 Fuld / Ostermaier (Hg.): Die Göttin und ihr Sozialist. * 65­3 Goldschmidt, Pippa: Weiter als der Himmel. 86­7 Gronius, Jörg W.: Der Junior. 48­5 Gronius, Jörg W.: Ein Stück Malheur. * 02­8 Gronius, Jörg W.: Plötzlich ging alles ganz schnell. * 36­3 Gronius, Jörg W.: Horch. * 34­9 Gunnarsson, Pétur: punkt punkt komma strich. * 44­8 Gunnarsson, Pétur: ich meiner mir mich. * 56­1 Gunnarsson, Pétur: Die Rollen und ihre Darsteller. * 66­0 Gunnarsson, Pétur: Das vierte Buch über Andri. * 57­8 de Gusmão, Ana Nobre: Die Gefangene von Emily Dickinson. 93­5 de Gusmão, Ana Nobre: Die Seherin. 64­5 de Gusmão, Ana Nobre: Spiegel der Angst. 58­4 Hauser, Heinrich: Donner überm Meer. * 25­7 Hauser, Heinrich: Schwarzes Revier. * 45­5 Hauser, Heinrich: Zwischen zwei Welten. * 31­8 Hilpert, Heinz: Tagebuch für Nuschka. 09­6 Hollaender, Friedrich: Menschliches Treibgut. 42­3 Janowitz, Hans: Jazz. * 06­6 Jentsch, Ralph: Alfred Flechtheim – George Grosz. * 59­2 Jordan, June: Abschiedskuß für Gott. 01­0 Joseph, Albrecht: Portraits I.: Carl Zuckmayer, Bruno Frank. 02­7 Joseph, Albrecht: Ein Tisch bei Romanoff ’s. 23­2 Joseph, Albrecht: Der letzte Vorhang. * 61­5 Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft.

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Titel Koch, Eric: Die Braut im Zwielicht. Kubin, Wolfgang: Alles versteht sich auf Verrat. Kubin, Wolfgang: Das neue Lied von der alten Verzweiflung Kubin, Wolfgang: Die Geschichte eines Flachmanns. Kubin, Wolfgang: Narrentürme. Kubin, Wolfgang: Unterm Schnurbaum. Kubin, Wolfgang: Schattentänzer. Kulessa, Hanne: Der Große Schwarze Akt. Kuperman, Nathalie: Frühstück mit Mick Jagger. Lafargue, Jérôme: Freund Butler. Landsberger, Artur: Berlin ohne Juden. Landsberger, Artur: Liebe und Bananen. Lawrence, D. H.: Aarons Stab. Lawrence, D. H.: Vögel, Blumen und wilde Tiere. Lustig, Jan: Ein Rosenkranz von Glücksfällen. Mahler, Anna: Ich bin in mir selbst zu Hause. Mahler, Gustav: »Liebste Justi !« Marienthal, Hal: Schumanns Reise. Matveev, Michel: Das Viertel der Maler. Matveev, Michel: Die Armee der namenlosen Revolutionäre. Matveev, Michel: Die Gehetzten. Mentula, Mooses: Nordlicht – Südlicht. Milovanovic, Marko: »Ich habe gemalt, was sie nur taten.« Mirbeau, Octave: 628­E8. Mohr, Max: Das Einhorn. Mohr, Max: Frau ohne Reue. Mohr, Max: Venus in den Fischen. Muggenthaler, Johannes: Das Fremdenzimmer. Muggenthaler, Johannes: Der Idiotenhügel. Muggenthaler, Johannes: Die letzte Trauung. Muggenthaler, Johannes: Regen und andere Niederschläge. Muktupa­vela, Laima: Das Champignonvermächtnis. Newman, Richard: Alma Rosé. Nixon, Carl: Rocking Horse Road. Nixon, Carl: Lucky Newman. Nixon, Carl: Settlers Creek. Orelli, Giovanni: Die Brille des Gionata Lerolieff . de Pascoaes, Teixeira: Napoleon. Petrow, Wsewolod: Die Manon Lescaut von Turdej. Radlowa, Anna: Tatarinowa. Eric Schaal, Photograph. Sahl, Hans: Die hellen Nächte. Schaeffer, Albrecht: Helianth (3 Bände im Schuber). Schmitz, Oscar A. H.: Bürgerliche Bohème. Seeber, Ursula / Weidle, Barbara: Edmund Wolf. Sinclair, Upton u. a.: Werter Genosse, die Maliks ... Siodmak, Curt: Unter Wolfsmenschen. Amerika. Thelen, Albert Vigoleis: Briefe an T. de Pascoaes. Thelen, Albert Vigoleis: Literatur in der Fremde. Wagner, Karl: Weiter im Blues. Zu Peter Handke. Weidle, Barbara (Hg.): Kurt Wolff . Zhai Yongming: Kaffeehauslieder.

büro indiebook Bothmerstraße 21 80634 München Telephon +49.89.12284704 Fax +49.89.12284705 www.buero-indiebook.de Büro: Martin Stamm stamm@buero-indiebook.de

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15,– 19,90 19,– 23,– 21,– 79,– 12,– 21,– 25,– 23,– 20,– 48,– 25,– 35,– 19,– 21,– 21,– 23,– 23,– 19,– 19,– 19,– 19,– 19,– 21,– 21,– 16,90 16,90 18,90 21,– 21,90 25,– 19,– 19,– 19,90 19.– 19,– 22,50 23,– 23,– 19,– 19,– 13,– 19,– 39,–

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€ 23,– 21,– 15,– 19,– 16,– 19,– 19,– 21,– 19,– 23,– 19,– 21,– 23,– 19,– 16,– 25,– 48,– 21,– 19,– 16,90 23,– 23,– 16,– 29,– 19,– 19,– 19,– 19,– 21,– 21,– 19,– 23,– 34,– 19,90 23,– 23,– 16,90 29,– 16,90 17,90 44,– 16,90 84,– 21,– 25,– 34,– 28,– 19,– 19,– 21,– 25,– 19,–

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Soweit nicht anders erwähnt, werden  die Bücher von Stefan Weidle und  Friedrich Forssman gestaltet, und auch  daran wird sich nie etwas ändern. Klimaneutral gedruckt NatureOffice.com DE-077-134232


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