Weidle Verlag Herbst 2019
Helga Flatland E ne moderne Fam l e Weidle
Literatur September
Helga Flatland Eine moderne Familie Roman
Aus dem Norwegischen von Elke Ranzinger ca. 320 Seiten, fadengeheftete Broschur, 25 Euro Einband unter Verwendung eines Gemäldes von Attila Szücs (© VG Bild-Kunst) 978-3-938803-93-6 Gefördert von NORLA, Norwegian Literature Abroad
Foto: Niklas Lello
Eine ganz normale norwegische Familie: Mama, Papa, die erwachsenen Kinder Liv, Ellen und Håkon und die Enkel Agnar und Hedda. Alle gehen ihren interessanten Berufen nach, verstehen sich gut. Feiern gemeinsam die Feste des Jahres. Treffen sich sonntags mit ihren zum Teil wechselnden Partnern zum Essen bei den Eltern. Im Sommer verbringt man Zeit in der Familien-Hütte in den Bergen. Und dann das: Am siebzigsten Geburtstag von Papa verkünden die Eltern, daß sie sich scheiden lassen wollen. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Wie in einem Mikado-Spiel, bei dem ein herausgezogenes Stäbchen die Balance zum Einsturz bringen kann, bricht die Familienidylle zusammen, es gibt scheinbar keinen sicheren Boden mehr. Auch das Leben der Kinder gerät in profunde Unordnung. Erzählt wird diese spannende Geschichte über die Untiefen des Familien lebens abwechselnd von Liv, Ellen und Håkon. Durch diesen Kunstgriff gewinnt der Roman einen einzigartigen Perspektivenreichtum und z eichnet konturscharf das Bild moderner Menschen und ihrer Kämpfe, Verletzungen und Träume.
Helga Flatland (Jg. 1984) hat für ihren fünften Roman, Eine moderne Familie (2017), den »Preis der norwegischen Buchhändler« erhalten. Das Buch wird derzeit in mehrere Sprachen übersetzt – in Norwegen wurden bereits über 100.000 Exemplare verkauft. Helga Flatland hat norwegische Sprache und Literatur an der Uni versität Oslo studiert und danach ein Aufbaustudium an der Westerdals School of Communication absolviert. Sie lebt in Oslo. Elke Ranzinger (Jg. 1980) studierte Theater wissenschaft, Nordistik und Neuere Deutsche Literatur in München und Bergen. Am Landes theater Linz brachte sie als Schauspieldrama turgin Stücke von Aristophanes bis Jelinek mit auf die Bühne. 2015 begann sie mit dem Übersetzen. Sie lebt in Berlin.
Helga Flatland kommt zur Frankfurter Buchmesse. Weitere Veranstaltungen: 21. Oktober: Buchhandlung Böttger, Bonn 22. Oktober: Buchhandlung ocelot, Berlin 25. bis 27. Oktober: Literaturtage Zofingen
»
Du benimmst dich schon während der ganzen Reise so demonstrativ«, sagt Ellen, bevor Mama antworten kann. »Du rückst jetzt besser mal damit raus, was los ist, anstatt die ganze Zeit so scheißdeutliche Anspielungen zu machen.« Ich halte den Atem an. Bemerke es erst, als mein Herz zu hämmern beginnt. Mama setzt mehrmals an. Schließlich dreht sie sich zu Papa um. »Möchtest du dazu vielleicht etwas sagen, Sverre?« fragt sie. Ein paar Sekunden lang starren sie einander an. Beider Mienen sind für mich unlesbar. Papa weicht als erster mit dem Blick aus, er schaut zu Ellen, Håkon und mir, zupft links und rechts neben seinem Teller die Tischdecke zurecht, zögert einen Moment, legt dann beide Hände flach auf den Tisch, senkt die Schultern. »Wir haben beschlossen, uns scheiden zu lassen«, sagt Papa. Mama fährt zurück, als hätte er ihr eine gescheuert, das war offenbar nicht das, was sie wollte. Zuerst reagiere ich mehr auf Mamas Reaktion als auf das, was er gesagt hat, sie wirkt auf einmal so klein und ängstlich. Ich sehe zu Ellen und Håkon, habe das unmittelbare Bedürfnis, sie zu beschützen, möchte, daß sie den Tisch, das Gespräch verlassen, möchte sagen, daß ich das in Ordnung bringe. Aber ich bleibe nur still sitzen. Mama setzt sich wieder hin. »Ist wahrscheinlich gut, daß du es gesagt hast«, sagt sie zu Papa. »Aber es hört sich dramatischer an, als es ist«, fährt sie fort und blickt zu mir. »Wie kann es weniger dramatisch sein als das, was er faktisch gesagt hat? Oder laßt ihr euch nicht scheiden?« fragt Ellen, bevor ich etwas sagen kann, sie sieht mit einemmal aus wie ein trotziger Teenager. Mama fuchtelt mit der Hand Richtung Papa, wie um zu sagen, da hast du es. »Doch, wir werden uns scheiden lassen. Es ist eine wohlüberlegte Entscheidung. Wir haben beide ein Gefühl von Leere, daß wir aus einander und aus dieser Ehe alles herausgeholt haben, was möglich war«, spricht Papa weiter. »Wir sehen im anderen keine Zukunft mehr.« »Hast du das gewußt?« fragt Ellen mich. »Nein«, sage ich und sehe zu Mama. »Wir haben darüber sehr, sehr viel gesprochen, haben versucht, es anders zu lösen, aber wir haben uns ganz einfach auseinandergelebt«, sagt sie.
Dauerbrenner
Ich versuche Blickkontakt mit Håkon herzustellen, aber er starrt nur auf den Tisch. »Wir werden versuchen, einiges auf eigene Faust herauszufinden, das Ganze war schon seit ein paar Jahren nicht mehr richtig. Ich habe ja ab und zu versucht, mit euch darüber zu sprechen«, sagt Papa. »Nicht mit mir«, widerspricht Håkon. Soweit ich mich erinnern kann, auch nicht mit mir. Es wird still. Mama und Papa sind wie beschämte Kinder, sie tun mir leid, automatisch nehme ich Papas Hand und drücke sie, aber lasse sie jäh los, als ich Mamas Blick spüre und bemerke, wie ihre Hand nervös und verlassen die Tischdecke glattstreicht. Ellen lacht plötzlich los. Ihr Lachen hört sich aufrichtig an. »Auseinandergelebt? Zukunft? Mal im Ernst, ihr seid siebzig !«
Helga Flatland E ne moderne Fam l e Weidle
Memoir Oktober
Isabela Figueiredo Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit Erinnerungen Aus dem Portugiesischen von Markus Sahr Nachwort von Sophie Sumburane ca. 176 Seiten, fadengeheftete Broschur, 23 Euro 978-3-938803-94-3 Gefördert von Direção-Geral do Livro, dos Arquivos e das Bibliotecas (DGLAB)
Diese Erinnerungen an das Mosambik der Kolonialzeit konnten erst 2009 erscheinen, nach dem Tod des Vaters der Autorin. Das Buch war sofort ein Skandal und ein Bestseller dazu, bislang erlebte es neun Auflagen. Und stellte einen Tabubruch dar: Es räumte radikal mit der Legende von der »sanften« portugiesischen Herrschaft in Übersee auf und vermittelte einen ungeschönten Blick auf den blutigen Kolonialkrieg in Mosambik. Im Zentrum steht der Vater der Autorin, ein Elektriker, der seit den 1950er Jahren in Mosambik lebt und arbeitet. Er ist den ärmlichen Verhältnissen der portugiesischen Provinz entflohen und entfaltet nun seine Macht als Weißer, der mit seinen schwarzen Untergebenen scheinbar auf vertrautem Fuß steht, seine Position jedoch wie selbstverständlich mißbraucht, besonders Frauen gegenüber. Die Tochter erlebt das hautnah mit. 1974 bricht die Kolonialmacht zusammen, der Vater schickt die Zwölfjährige allein nach Portugal zu seiner Mutter. Sie soll dort berichten, welches Unrecht ihm und den anderen Siedlern geschieht. Das tut sie nicht. Isabela Figueiredo versteht es, die Perspektive des Kindes mit Reflexionen über die Realität des Kolonialismus zu verbinden. Es entsteht das Bild eines alltäglich gelebten Rassismus, einer menschen verachtenden Ausbeutung, die nie hinterfragt wird. Doch der unverstellte Blick des Kindes sieht mehr, weil er nicht an den Fassaden hängenbleibt. Gleichzeitig aber wird damit der geliebte Vater zum Feind – dem sie dann ihr Buch widmen wird.
Isabela Figueiredo wurde 1963 in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, geboren. Mitten in den Kolonialkriegen wächst sie in enger Nachbarschaft zu den Schwarzen auf, doch als Weiße. Diese Jugend geht früh zu Ende: 1975, nach der Nelkenrevolution und Mosambiks Unabhängigkeit, verläßt sie Afrika allein und lebt fortan – bis zum Studium – bei Verwandten in der tiefsten portugiesischen Provinz. Die Eltern wird sie erst zehn Jahre später wiedersehen, als auch sie aus Afrika zurückkehren. Mit nahezu leeren Händen kommen diese »retornados« nach Portugal, verachtet von der einheimischen Bevölkerung, die in ihnen arbeitsscheue Versager sieht. Markus Sahr übersetzt aus dem Portugiesischen und Englischen. Zum Übersetzen wurde er angeregt durch die portugiesische Autorin Yvette K. Centeno und in den vergangenen Jahren mehrfach durch das Instituto Camões gefördert. Er lebt und arbeitet in Leipzig und Lissabon. Im Weidle Verlag erschien seine Übersetzung von Marina Colasanti, Mein fremder Krieg. Sophie Sumburane ist Autorin und Jour nalistin. Sie lebt mit ihrem Mann, der aus Mosambik stammt, in Potsdam und reist häufig nach Mosambik.
»
Die Lust am Lesen eines Buches ließ Demütigungen leichter ertragen und war größer als die, allein mit Tieren zu spielen oder mir Kriege auszudenken mit den Rosenstöcken im Garten. Ein Buch brachte eine andere Welt mit sich, in die ich eintauchen konnte. Ein Buch war ein Ort, an dem es gerecht zuging. Zwischen der Welt der Bücher und der Realität lag eine gewaltige Distanz. In den Büchern konnte es zwar niederträchtig und böswillig zugehen, es konnte von äußerster Not die Rede sein; ab einem gewissen Punkt jedoch gab es in den Büchern irgendeine Rettung. Jemand begehrte auf, jemand kämpfte und starb oder wurde gerettet. Die Bücher zeigten mir, daß es in dem Land, in dem ich lebte, keine Errettung gab.
Daß jenes Paradies mit seinem endlosen lachsfarbenen Sonnenuntergang und dem Geruch nach Curry und roter Erde ein riesiges Konzentrationslager war, mit Schwarzen ohne jede Identität, ohne den Besitz ihres eigenen Körpers, ohne Existenz. Nichts in meinen Büchern, an die ich mich erinnere, war genau so formuliert, doch es war das, was ich las ! Wer an einem beliebigen Morgen ohne Filter, ohne Schutz oder Angriffslust, in die Augen der Schwarzen sah, während sie die nackten Wände der Gebäude der Weißen aufstemmten, der vergißt diese Stille nicht, diese von Haß und räudigem Elend, von Ausgeliefertsein und Unterwerfung, von Überleben und Unrat brodelnde Kälte. Es gab keine unschuldigen Blicke.
»
Ein Weißer und ein Neger zählten nicht nur zu verschiedenen Rassen. Die Entfernung zwischen Weißen und Negern glich der, die zwischen verschiedenen Spezies besteht. Sie waren Neger, also Tiere. Wir waren Weiße, also Menschen, vernunftbegabte Wesen. Sie arbeiteten für die Gegenwart, für den Zuckerrohrschnaps von »heute«; wir, um uns eines Tages die beste Urne leisten zu können, für die tollste Zeremonie am Tag unseres Begräbnisses.
Isabela Figueiredo
Roter Sotsaamubikb
M am Ende deitr Kolonialze Weidle
Dauerbrenner
Rückblick
WEIDLE NIROZ MALEK DER SPAZIERGÄNGER VON ALEPPO
Von 1982 bis 1994 war Mustafa Khalifa in Syrien inhaftiert. Sein 2008 auf arabisch erschienener Roman über diese Zeit wurde bislang in neun europäische Sprachen übersetzt und gilt als »das meistgelesene Buch in Syrien« oder gar als »Evangelium der syrischen Revolution«. »Für mich ist Das Schneckenhaus ein einzigartiger Roman, eine grandiose schöpferische Leistung, wie ein perfekt inszenierter Film auf Papier. Voller Schmerz zwar, doch wird der Leser jedem Schritt des Erzählers bis zum Schluß gebannt folgen.« Rafik Schami Übersetzung und Nachwort: Larissa Bender
978-3-938803-92-9
Dagny Juel Flügel in Flammen Gesammelte Werke Aus dem Norwegischen und mit einem Essay von Lars Brandt 176 Seiten, fadengeheftete Broschur, 20 Euro 978-3-938803-91-2
Ein Tagebuch aus der Hölle – das ist Das Schneckenhaus von Mustafa Khalifa. Daß es sich dabei um einen Roman handelt, muß mit Nachdruck betont werden. Denn der Leser ist geneigt, hier einen autobiographischen Text zu vermuten. Was schlicht daran liegt, daß der Autor den Folterterror in einem syrischen Gefängnis der 80er Jahre mit solch peitschender Intensität zu schildern vermag, daß es einen ein ums andere Mal schaudert. Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau
Lars Brandt und dem Bonner Weidle Verlag ist es zu verdanken, daß Dagny Juel als schillernde Figur des Fin de Siècle, Protagonistin, Muse und Akteurin der Berliner Boheme und nicht zuletzt als Schriftstellerin greifbar wird. Brandt hat ihr schmales, aber unglaublich intensives und fesselndes Werk aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzt und ordnet es in einem brillanten, wunderbar zu lesenden biographischen Essay literarisch und zeithistorisch ein. Mehr noch: Es gelingt ihm en passant das Porträt, besser: das Psychogramm einer überaus faszinierenden, hochemotionalen, brüchigen und enigmatischen kurzen Epoche zwischen Historismus und Moderne, die wir als Fin de Siècle kennen und auf 1890 bis 1914 datieren. Thomas Kliemann, Bonner General-Anzeiger
Ein Dokument – und Anklage zugleich. Ein Werk über die erbärmlichsten und bösesten menschlichen Abgründe. Und doch auch, sofern man das bei so einem Bericht aus der Hölle überhaupt sagen darf, ein exzellent konstruierter und erzählter Roman. Ein enorm wichtiges Buch, Weltliteratur. Ulrich Noller, WDR Mustafa Khalifa kommt vom 16. bis 19. 9. zum internationalen literaturfestival berlin. Das Schneckenhaus wird am 11. 7. in lesenswert Quartett (SWR) vorgestellt.
Mustafa Das Khalifa Schnecken— haus Weidle STECKBRIEF
Dagny Juel , norwegische Schriftstellerin mit weitgehend unbekanntem Werk. Geboren am 8. 6. 1867 in der kleinen südostnorwegischen Stadt Kongsvinger , ermordet am 5. 6. 1901 in der georgischen Hauptstadt Tiflis von einem Jünger ihres Mannes. Verheiratet mit dem polnischen Dichter und Satanisten Stanisław Przybyszewski.
Hauptschaffensstätte Berlin , wo sie als zentrale Figur der Boheme lemurenhafte Spuren hinterließ , die durch die Erinnerung an Künstler wie Munch und Strindberg geistern. In Norwegen liegen ihre Schriften seit 1996 gesammelt vor , in Deutschland bislang nicht.
9783938803912
Dagny Juel Flügel in Flammen
Der Spaziergänger von Aleppo
Niroz Malek
Wie eine Schnecke, die die Gefahr spürt und Weidle sich in ihr Haus zurückzieht, sitze ich in meinem Schneckenhaus . . . ich spioniere, beobachte, notiere und warte auf Erleichterung.
Mustafa Khalifa Das Schneckenhaus Weidle
Etliche Erzählbande und Romane hat Malek in Syrien veröffentlicht; hierzulande kann man ihn nun mit Prosa-Miniaturen kennenlernen: Der Spaziergänger von Aleppo enthält Alltagsskizzen und Phantasien, Reflexionen und Erinnerungen – geschrieben, während Aleppo den Bombardements ausgesetzt war. Die Toten sind in diesen Geschichten so präsent wie die Lebenden. Sie erscheinen in Tag- und Nachtträumen, sie sitzen mit am Tisch in den verbliebenen Cafés oder spazieren durch die Parks der verwüsteten Stadt. Immer mehr Freunde und Familienmitglieder verschwinden, werden zu Trugbildern. Malek aber bleibt. Er harrt aus in seiner Wohnung, seiner Bibliothek – zusammen mit seinen Weggefährten Don Quijote und Raskolnikoff, Nagib Machfus und William Shakespeare. Die Seele müßte er zurücklassen, schreibt Malek, würde er sich von den Orten der Vergangenheit verabschieden. Mit seinen verstörenden, traumwandlerischen, poetischen Geschichten verteidigt er die Möglichkeitsräume der Literatur, die selbst der Krieg nicht zerstören kann. Ulrich Rüdenauer, SWR-Bestenliste
Mustafa Khalifa Das Schneckenhaus Roman Aus dem Arabischen und mit einem Nachwort von Larissa Bender 312 Seiten, fadengeheftete Broschur, 23 Euro 978-3-938803-92-9
Weidle
Niroz Malek Der Spaziergänger von Aleppo Miniaturen Aus dem Arabischen von Larissa Bender 2. Auflage, 144 Seiten, fadengeheftete Broschur, 17 Euro 978-3-938803-83-7
Dagny Juel Flügel in Flammen Gesammelte Werke Aus dem Norwegischen und mit einem Essay von Lars Brandt Weidle
Klassiker Ana Nobre de Gusmão Die Seherin Roman Aus dem Portugiesischen von Roberto de Hollanda 364 Seiten, Fadenheftung, fester Einband, 25 Euro 978-3-931135-93-5
Rui Zink Die Installation der Angst Novelle Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler 128 Seiten, fadengeheftete Broschur, 18 Euro 978-3-938803-80-6
Großbritannien muß nach Auffassung des Internationalen Gerichtshofs schnellstmöglich die Kontrolle über die ChagosInseln im Indischen Ozean an Mauritius abgeben. In ihrer Stellungnahme zu dem jahrzehntelangen Streit um das Kolonialgebiet entschieden die Richter, daß Großbritannien die Inseln und Atolle widerrechtlich unter seiner Kontrolle behalten habe, als es Mauritius 1968 in die Unabhängigkeit entließ. Die Herrschaft über den militärisch bedeutenden Archipel verstoße gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Großbritannien verpachtet Diego Garcia, die Hauptinsel des Archipels, seit 1966 an die USA. Rund 2.000 Bewohner wurden gezwungen, die Insel zu verlassen, nachdem die Amerikaner dort Anfang der 1970er Jahre ihren wichtigsten Militärstützpunkt im Indischen Ozean einrichteten. Viele der früheren Einwohner kamen nach Großbritannien und zogen für eine Rückkehr auf die Insel vor britische Gerichte. DIE ZEIT, 25. Februar 2019
Eine feinsinnige Studie über die Schrecken des Alters ebenso wie über den Abgrund zwischen den Generationen – ein Abgrund, der sich in den letzten Jahren unübersehbar geweitet hat. Die 1952 geborene Ana Gusmão versteht es, in wenigen Strichen das beschränkte Bewußtsein eines Typus zu skizzieren, der auf den Straßen Europas immer häufiger anzutreffen ist: Beschäftigt nur mit sich selbst, nimmt er von der Welt nur jene Teile wahr, die ihm von Nutzen sind – alle anderen sieht und kennt er nicht, noch weniger interessieren sie ihn. Kersten Knipp, FAZ
Es klingelt bei der alleinerziehenden Mutter. Ein Vertretertyp und ein Monteur stehen vor der Tür: Sie wollen die Angst installieren. Jeder Bürger sei verpflichtet, sie in seiner Wohnung zu haben. So fängt es an und dann wird die Frau von dem Glatten und dem Groben in ein Wechselbad von Angst szenarien verwickelt. Die Novelle steigert sich hundert Seiten lang in immer neue Wortkaskaden: Angst vor verunsicherten Märkten, vor strukturellen Reformen, vor Mieterhöhungen, vor Viren, strukturellen Anpassungsmaßnahmen, finanztechnischen Innovationen, notwendigen Straffungen, downsizing, Flexiblisierung ... Eine Apotheose der Einschüchterung und Furcht: die Seelenseite der Krise. Zink hat sich reichlich bedient mit Zitaten aus Wirtschaftsteilen und öffentlichen Verlautbarungen. Matthias Greffrath, Deutschlandfunk
Und schließlich ist da die »Seherin« in Gustave Courbets Gemälde. Laurinda glaubt, sie besitze den Bösen Blick und stehe mit dem Jenseits in Verbindung. Die »Seherin« stiftet eine Menge Verwirrung in dieser amüsanten, mit Humor und liebevoller Ironie geschriebenen Geschichte über das Aufeinandertreƒen der sogenannten aufgeklärten Moderne, für die nur die Logik zählt, mit einem archaischen, vom Aberglauben bestimmten Weltbild.
Weidle
ISBN 3-931135-93-4
Dauerbrenner
Weidle Verlag
Zwei Männer klingeln bei einer alleinstehenden Frau. Sie sind gekommen, um in ihrer Wohnung die Angst zu installieren. Wortreich erklären die beiden die Notwendigkeit der Angst, ihre Funktion bei der Kontrolle der Bevölkerung. Die beiden sehr unterschiedlichen Installateure erläutern verschiedene Arten von Angst, etwa die Angst vor Terrorismus, Flüchtlingen, die ins Land strömen, vor Krankheit oder vor sexuellen Übergriffen. Angst, so betonen sie, braucht die Kooperation der Menschen – je besser die Frau sich für die Angst öffne, desto schneller würden sie sie wieder in Ruhe lassen. Die Männer ahnen jedoch nichts von der tatsächlichen Angst der Frau, nämlich daß die Beamten ihr im Badezimmer verstecktes Kind finden könnten. Als es schließlich doch zur Entdeckung kommt, verändert sich das Machtgefüge zwischen der passiven Frau und den aktiven Installateuren der Angst, die schließlich in einer überraschenden Wendung ihr eigenes Produkt zu spüren bekommen. Rui Zink gelang schon mit seinem ersten Roman, Hotel Lusitano (1986), ein Kultbuch. Seine Novelle Die Installation der Angst (A Instalação do Medo) erschien in Portugal 2012. Zink, 1961 in Lissabon geboren, unterrichtete an der Universität von Michigan / USA , lehrt heute Portugiesische Literatur an der Universidade Nova de Lisboa und schreibt regelmäßig für die großen Lissabonner Tageszeitungen. Er veröffentlichte zahlreiche belletristische Werke, darunter eine Graphic Novel, und im Jahr 2001 den ersten portugiesischen Internetroman Os Surfistas (Afghanistan). Im Jahr 2004 erhielt er den Prémio PEN für seinen Roman Dádiva Divina (»Göttliches Geschenk«).
978-3-938803-80-6
Rui Zink Die Installation der Angst Weidle
Da ist der kultivierte und einfühlsame Homosexuelle Emanuel, ein Möchtegernpoet auf der Suche nach der perfekten Beziehung, der davor zurückschreckt, sich zu outen. Der Jugendliche Marco raucht Haschisch, lebt orientierungslos in den Tag hinein und läßt sich von Celeste schamlos aushalten – einer sinnlichen, verzweifelt gegen das Alter kämpfenden Mittvierzigerin, die von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde. Die Schweizerin Ursula, eine vom Leben enttäuschte Künstlerin, glaubt an die Vernunft im Menschen, wird jedoch eines Besseren belehrt.
Das kurzweilig-hintersinnige Buch ist so etwas wie eine Gesellschaftskomödie mit kleinen Geistererscheinungen; nur daß, wo in klassischen Komödien die Dienerperspektive punktweise zeigt, wie man alles auch ganz anders sehen kann, man hier dank Laurindas fast ständiger Gegenwart immerzu alles auch ganz anders sieht (vielleicht ist es also tatsächlich so). Rolf Vollmann, DIE ZEIT
Ana Nobre de Gusmão Die Seherin Roman
Shenaz Patel Die Stille von Chagos
Die alte Putzfrau ist das Bindeglied zwischen höchst unterschiedlichen Paradiesvögeln der Lissabonner Mittelschicht. Da ist zum Beispiel Wanda, eine vorbildliche Hausfrau und Mutter, aber erbärmliche Köchin. Von Ängsten und Zweifeln geplagt, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihrem Mann zu gefallen.
Ana Nobre de Gusmão Die Seherin Roman
Shenaz Patel Die Stille von Chagos
Laurinda hat eine ganz eigene Sicht der Welt. Ihr Leben wird vom Spiritismus beherrscht.
Weidle
Weidle Verlag
Shenaz Patel Die Stille von Chagos Roman Aus dem Französischen von Eva Scharenberg 160 Seiten, fadengeheftete Broschur, 18 Euro 978-3-938803-86-8
Rui Zink Die Installation der
Angst
Ana Nobre de Gusmão ist eine der wichtigsten portugiesischen Autorinnen der letzten Jahre. Am 25. Dezember 1952 in Lissabon geboren, studierte sie Design und Philosophie. 1996 erschien ihr erster Roman, »Delito sem corpo« (»Spiegel der Angst«, Weidle Verlag), für den sie den Prémio Máxima de Revelação erhielt und der sofort, wie auch »Die Seherin«, in die portugiesischen Bestsellerlisten einzog. Seither sind fünf weitere Romane und ein Erzählungsband publiziert worden. Ana Nobre de Gusmão, die auch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, lebt in Lissabon und im Alentejo.
Man nannte früher, als das Schreiben noch ein Handwerk schien, so etwas ein Meisterstück. (Arno Widmann über »Spiegel der Angst«.)
Weidle Verlag
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Beethovenplatz 4, 53115 Bonn Telephon (0228) 632954 / Fax (0228) 697842 Verleger@Weidle-Verlag.de ISBN (alt): 978-3-931135-... / ISBN (* = neu): 978-3-938803-... die
K u r t -Wo
€ 23,– 25,–
Lieferbares Programm (Auswahl) * 28-8 Beethovenhalle Bonn. * 37-0 Bei Dao: Gottes chinesischer Sohn. 97-3 Böhmer, Otto A.: Der Zuwender. * 03-5 Böhmer, Otto A.: Wenn die Eintracht spielt. 80-5 Borchardt, Hermann: Die Verschwörung der Zimmerleute. 87-4 Carter, Jimmy: Angesichts der Leere. * 75-2 Chudori, Leila S.: Pulang (Heimkehr nach Jakarta). 89-8 Cohen, Albert: Die Tapferen. * 74-5 Colasanti, Marina: Mein fremder Krieg. 81-2 Crane, Peter: »Wir leben nun mal auf einem Vulkan.« * 00-4 Dembitzer, Salamon: Die Geistigen. * 13-4 Dembitzer, Salamon: Visum nach Amerika. 38-6 Fantlová, Zdenka: »In der Ruhe liegt die Kraft« ... * 10-3 Federman, Raymond: Pssst ! * 21-9 Flechtheim, Alfred: »Nun mal Schluß mit den blauen Picassos !« 35-5 Fülöp-Miller, René: Katzenmusik. 18-8 Fuld / Ostermaier (Hg.): Die Göttin und ihr Sozialist. * 65-3 Goldschmidt, Pippa: Weiter als der Himmel. 86-7 Gronius, Jörg W.: Der Junior. 48-5 Gronius, Jörg W.: Ein Stück Malheur. * 02-8 Gronius, Jörg W.: Plötzlich ging alles ganz schnell. * 36-3 Gronius, Jörg W.: Horch. * 34-9 Gunnarsson, Pétur: punkt punkt komma strich. * 44-8 Gunnarsson, Pétur: ich meiner mir mich. * 56-1 Gunnarsson, Pétur: Die Rollen und ihre Darsteller. * 66-0 Gunnarsson, Pétur: Das vierte Buch über Andri. * 57-8 de Gusmão, Ana Nobre: Die Gefangene von Emily Dickinson. 93-5 de Gusmão, Ana Nobre: Die Seherin. 64-5 de Gusmão, Ana Nobre: Spiegel der Angst. 58-4 Hauser, Heinrich: Donner überm Meer. * 25-7 Hauser, Heinrich: Schwarzes Revier. * 45-5 Hauser, Heinrich: Zwischen zwei Welten. * 31-8 Hilpert, Heinz: Tagebuch für Nuschka. * 88-2 Jackson, Felix: Berlin, April 1933. * 06-6 Jentsch, Ralph: Alfred Flechtheim – George Grosz. 01-0 Joseph, Albrecht: Portraits I.: Carl Zuckmayer, Bruno Frank. 02-7 Joseph, Albrecht: Ein Tisch bei Romanoff ’s. 23-2 Joseph, Albrecht: Der letzte Vorhang. * 91-2 Juel, Dagny: Flügel in Flammen. * 85-1 Karumidze, Zurab: Dagny oder Ein Fest der Liebe. * 92-9 Khalifa, Mustafa: Das Schneckenhaus. * 82-0 Kidman, Fiona: Jean Batten, Pilotin. * 61-5 Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft. * 11-0 Koch, Eric: Die Braut im Zwielicht. * 16-5 Kubin, Wolfgang: Alles versteht sich auf Verrat. 44-7 Kubin, Wolfgang: Das neue Lied von der alten Verzweiflung * 64-6 Kubin, Wolfgang: Die Geschichte eines Flachmanns. 62-1 Kubin, Wolfgang: Narrentürme. * 15-8 Kubin, Wolfgang: Unterm Schnurbaum. Vertretung für BadenWürttemberg, Bayern, Saarland, Rheinland-Pfalz Michel Theis theis@buero-indiebook.de Telefon 089.12284704 Fax 089.12284705 Vertretung für Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein Christiane Krause krause@buero-indiebook.de Telefon 089.12284704 Fax 089.12284705
Vertretung für Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen Regina Vogel vogel@buero-indiebook.de Fon: 089.12284704 Fax: 089.12284705
19,90 19,– 23,– 21,– 79,– 21,– 25,– 23,– 20,– 35,– 19,– 21,– 21,– 23,– 23,– 19,– 19,– 19,– 19,– 19,– 21,– 21,– 16,90 16,90 18,90 21,– 21,90 25,– 19,– 19,– 19,90 19.– 19,– 23,– 23,– 19,– 13,– 19,– 20,– 23,– 23,– 25,– 39,– 23,– 21,– 15,– 19,– 16,– 19,–
ung
Anzahl ISBN Titel Neuerscheinungen Herbst 2019 * 94-3 Figueiredo, Isabela: Roter Staub. * 93-6 Flatland, Helga: Eine moderne Familie.
Anzahl ISBN 83-6 * 09-7 * 17-2 * 12-7 34-8 95-9 74-4 46-1 * 79-0 59-1 91-1 * 83-7 19-5 * 76-9 * 63-9 * 23-3 * 67-7 * 04-2 * 84-4 22-5 07-2 00-3 * 89-9 * 87-5 98-0 82-9 * 30-1 68-3 * 07-3 66-9 * 50-9 * 71-4 * 60-8 * 62-2 30-0 * 86-8 * 48-6 * 72-1 * 54-7 31-7 14-0 33-1 * 27-1 56-0 27-0 * 78-3 47-8 21-8 * 22-6 * 01-1 77-5 * 80-6 * 81-3 * 90-5
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Bestellschein
Titel Kubin, Wolfgang: Schattentänzer. Kulessa, Hanne: Der Große Schwarze Akt. Kuperman, Nathalie: Frühstück mit Mick Jagger. Lafargue, Jérôme: Freund Butler. Landsberger, Artur: Berlin ohne Juden. Landsberger, Artur: Liebe und Bananen. Lawrence, D. H.: Aarons Stab. Lawrence, D. H.: Vögel, Blumen und wilde Tiere. Ljungberg, Ann-Marie: Dunkelheit, bleib bei mir. Lustig, Jan: Ein Rosenkranz von Glücksfällen. Mahler, Gustav: »Liebste Justi !« Malek, Niroz: Der Spaziergänger von Aleppo. Marienthal, Hal: Schumanns Reise. Matveev, Michel: Das Viertel der Maler. Matveev, Michel: Die Armee der namenlosen Revolutionäre. Matveev, Michel: Die Gehetzten. Mentula, Mooses: Nordlicht – Südlicht. Mirbeau, Octave: 628-E8. Mirbeau, Octave: Diese verdammte Hand. Mohr, Max: Das Einhorn. Mohr, Max: Frau ohne Reue. Mohr, Max: Venus in den Fischen. Morchiladze, Aka: Der Filmvorführer. Morchiladze, Aka: Reise nach Karabach Muggenthaler, Johannes: Das Fremdenzimmer. Muggenthaler, Johannes: Der Idiotenhügel. Muggenthaler, Johannes: Die letzte Trauung. Muggenthaler, Johannes: Regen und andere Niederschläge. Muktupa-vela, Laima: Das Champignonvermächtnis. Newman, Richard: Alma Rosé. Nixon, Carl: Rocking Horse Road. Nixon, Carl: Lucky Newman. Nixon, Carl: Settlers Creek. Orelli, Giovanni: Die Brille des Gionata Lerolieff . de Pascoaes, Teixeira: Napoleon. Patel, Shenaz: Die Stille von Chagos. Petrow, Wsewolod: Die Manon Lescaut von Turdej. Radlowa, Anna: Tatarinowa. Sahl, Hans: Die hellen Nächte. Eric Schaal, Photograph. Schaeffer, Albrecht: Helianth (3 Bände im Schuber). Schmitz, Oscar A. H.: Bürgerliche Bohème. Seeber, Ursula / Weidle, Barbara: Edmund Wolf. Sinclair, Upton u. a.: Werter Genosse, die Maliks ... Siodmak, Curt: Unter Wolfsmenschen. Amerika. Slauerhoff , Jan Jacob: Das verbotene Reich. Thelen, Albert Vigoleis: Briefe an T. de Pascoaes. Thelen, Albert Vigoleis: Literatur in der Fremde. Wagner, Karl: Weiter im Blues. Zu Peter Handke. Weidle, Barbara (Hg.): Kurt Wolff . Zhai Yongming: Kaffeehauslieder. Zink, Rui: Die Installation der Angst. Zwagerman, Joost: Duell. Zwagerman, Joost: Gimmick !
Presse: Julia Marquardt Kirchner Kommunikation Gneisenaustraße 85 10961 Berlin Telefon 030.84711813 Fax 030.84711811 marquardt@kirchner-pr.de www.kirchner-pr.de Auslieferung GVA Göttingen Postfach 2021 37010 Göttingen Telefon 0551.384200-0 Fax 0551.384200-10 bestellung@gva-verlage.de
Unsere Bücher erscheinen in unreformierter Recht s chreibung, und daran wird sich nie etwas ändern.
Soweit nicht anders erwähnt, werden die Bücher von Friedrich Forssman und Stefan Weidle gestaltet, und auch daran wird sich nie etwas ändern. Klimaneutral gedruckt NatureOffice.com DE-077-134232
€ 19,– 21,– 19,– 23,– 19,– 21,– 23,– 19,– 23,– 16,– 48,– 17,– 21,– 19,– 16,90 23,– 23,– 29,– 20,– 19,– 19,– 19,– 19,– 20,– 19,– 21,– 21,– 19,– 23,– 34,– 19,90 23,– 23,– 16,90 29,– 18,– 16,90 17,90 16,90 44,– 84,– 21,– 25,– 34,– 28,– 20,– 19,– 19,– 21,– 25,– 19,– 18,– 17,– 23,–