5 minute read

SERIE: AYURVEDA

Next Article
AUF DEM HOLZWEG

AUF DEM HOLZWEG

n der letzten Ausgabe haben wir die Prinzipien des Ayurveda basierend auf den drei Doshas Pitta, Vita und Kapha bereits ausführlich erklärt. Diesmal widmen wir uns der breiten Palette an Körperanwendungen, mit deren Hilfe eine Harmonisierung der Doshas und damit der Balance von Körper, Geist und Seele erreicht werden soll.

Musste man sich zu Beginn des Ayurveda-Booms in Europa auf die Reise in eines der weit entfernten Ayurveda-Retreats begeben, ist es heutzutage nicht mehr nötig, sich den Strapazen langer Flugreisen, Jetlag und Sprachbarrieren auszusetzen. Längst gibt es auch hierzulande Ayurveda-Praktikerinnen, die Anwendungen in ihren Räumlichkeiten anbieten und selbst die effektiven Ayurveda-Kuren kann man vielerorts sehr bequem und authentisch in Österreich absolvieren. Doch wie läuft eine solche Kur nach jahrtausendealtem Wissen eigentlich ab?

Advertisement

PANCHAKARMA

Das Herzstück einer wirksamen Ayurvedakur hat die tiefe Reinigung des Körpers zum Ziel, um ihn von angesammelten Gift- und Abfallstoffen zu befreien. Die Königsdiszplin heißt da Panchakarma und wird als umfassende Kur angeboten. Wer dazu eincheckt, macht erst mal Bekanntschaft mit dem ayurvedischen Arzt, der mittels bewährter Methoden wie Pulsdiagnose und gezielten Fragen den Status quo der Doshas ermittelt und damit den weiteren Verlauf der Kur bestimmt, die die ayurvedischen Urprinzipien wieder in Harmonie bringen will.

„Ganz ideal ist eine dreiwöchige Kur, um eine wirklich tiefgreifende Reinigung und Entschlackung zu erzielen. Mindestens eine Woche sollte man jedoch dafür unbedingt einplanen“, so die Ayurveda-Praktikerin Charlotte Pagitsch, die spezielle Wohfühlanwendungen auch in ihrer Praxis anbietet.

Das Besondere an Panchakarma ist das ganzheitliche Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Erst werden Giftstoffe und Schlacken aus dem Organismus gelöst, danach ausgeleitet und erst dann beginnt die Aufbauphase für neue Energie und tiefgreifende Harmonie.

Wer bei Panchakarma ein reines Wellness-Erlebnis erwartet, wird schon bald eines Besseren belehrt, denn bevor es zum angenehmen Teil der Kur übergeht, ist Disziplin gefragt, um noch ein paar Hürden zu nehmen: Etwa die morgendliche Einnahme von Ghee (Butterreinfett), mit dessen Hilfe Stoffwechselabfälle und Toxine aus dem Organismus gelöst werden, denn „Ghee kann in Zellspalten und sogar in Haargefäße ein-

CHARLOTTE PAGITSCH

Ayurveda Wohlfühl-Praktikerin

charlottepagitschayurveda.com PULSDIAGNOSE

Erfahrene Ayurveda-Diagnostiker lesen bereits aus den Puls-Eigenschaften überraschend viel über den Gesundheitszustand und Konstitutionstyp ihrer Patienten. Ausschlaggebend sind dabei die Pulsrate, -volumen, rhythmus und die Pulsamplitude.

Die Pulsdiagnostik eignet sich nicht nur hervorragend, um Dysbalancen und Störungen im Körper ausfindig zu machen und zur Früherkennung von Krankheiten, sondern wird auch während der Kur angewendet, um den Heilungsfortschritt zu ermitteln.

Nasya, die ayurvedische Nasenreinigung, ist Teil des Panchakarma, kann aber auch zur täglichen Pflege vor allem bei Verschleimung der Neben- oder Stirnhöhle, Schnupfen, Bronchitis oder Asthma hilfreich sein. Die Anwendung löst Schleim und Kälte aus dem Kopfbereich.

CHRISTINA MAURACHER

Medizinische Ayurveda-Expertin Master of Science in AyurvedaMedizin, Holistic Coach

mandira-ayurveda.at

HEILSAME ÖLE

Mahanarayanam Thailam

nährendes Vata beruhigendes Öl für den Bewegungsapparat und die Gelenke. Wirkt entspannend.

Dhanvantaram Thailam

für alle Dosha-Typen geeignet, mit großem Wirkungsspektrum, wärmend, nährend und aufbauend.

Murivenna

gut verträgliches und kühlendes Körperöl zum Ausgleich von Vata und Pitta. Als Ayurveda-Massageöl (Kokosöl) wird es wegen seiner heilsam-beruhigenden Eigenschaften auch bei Sportverletzungen geschätzt.

Königsdisziplin Panchakarma die fünffache Reinigung

dringen“, erklärt Christina Mauracher, Geschäftsführerin & Holistic Ayurveda Mastermind im Ayurveda Resort Mandira. Dieser Reinigungsprozess wird zusätzlich durch spezielle Ölmassagen unterstützt, die für das Experiment Ghee dann durchaus belohnen.

Sind die Abfallstoffe erst mal gelöst, sorgen Rizinusöl und Einläufe, Nasenspülungen (Nasya) und Schwitztherapie (Svedana) dafür, dass Toxine und Verbrauchtes den Körper auch verlassen. Ein erster Belohnungseffekt wird nun spürbar: „Viele fühlen sich bereits jetzt leichter und freier und oft sind auch schon die ersten Beschwerden verschwunden“, erzählt Christina Mauracher von ihren alltäglichen Erfahrungen.

Begleitet wird Panchakarma von Yoga, Meditation und idealerweise von entsprechender Ernährung nach ayurvedischen Kriterien, durch die die Entschlackung noch weiter unterstützt wird. Je länger man sich die Kur gönnen kann, desto intensiver fällt die innere Reinigung aus. Eine zumindest mehrtägige Kur ist nicht nur wegen der täglichen Anwendungen und der perfekt abgestimmten ayurvedischen Mahlzeiten ratsam. Denn eine solche Auszeit lässt auch der Seele mehr Raum. Hat man sich an die neue Umgebung gewöhnt, verlangsamt sich das Zeitgefühl und der Alltagsstress rückt zunehmend weiter in die Ferne.

Dass man dabei die Muße findet, das tägliche Hamsterrad zu hinterfragen, ist auch ein wichtiger Schritt für „die Zeit danach“, denn es ermöglicht über Veränderungen der täglichen Gewohnheiten nachzudenken, die letztlich ja erst für die Notwendigkeit der Panchakarma-Kur verantwortlich waren.

So kann nicht nur körperlicher, sondern auch seelischer Ballast abgeworfen werden und oft sind die Veränderungen nicht nur körperlich und gesundheitlich, sondern auch mental spürbar. Was beweist: Ayurveda bietet eben einen tatsächlich ganzheitlichen Ansatz, der weit über Wellnessanwendungen hinausreicht ...

AYURVEDA-ANWENDUNGEN

DIE WICHTIGSTEN AUF EINEN BLICK

ABHYANGA

Ganzkörperanwendung mit warmem Kräuteröl, löst fettlösliche Toxine aus dem Gewebe, kann auch vierhändig angeboten werden - extrem entspannend!

GARSHAN

Diese sanfte Peeling-Massage mit Seidenhandschuhen aktiviert den Lymphfluss und reduziert Cellulite.

PINDA SVEDA

mit duftenden heißen Kräuterstempeln (Pindas) wird entlang der Muskeln und Meridiane massiert. Das entspannt die Muskulatur, wirkt entschlackend und durchblutungsfördernd. Unterschiedliche Kräuter kommen hier zum Einsatz, bei Jambira Pinda Sveda sind die Pindas beispielsweise mit Zitronen- und Kokosraspeln gefüllt.

KHADI VASTI

Rückenmassage, bei der der zu behandelnde Bereich durch Kräuterpaste abgegrenzt wird, bevor er mit warmem Ayurveda-Öl begossen wird, um tiefe Verspannungen zu lösen.

MUKABHYANGA

Die beruhigende Gesichts- und Kopfmassage löst Verspannungen im Kopfbereich, beruhigt die Nerven und kann bei Kopfschmerzen, Zähneknirschen und Schlafstörungen sehr wirksam sein.

PADABHYANGA

Auch die ayurvedische Fußmassage beruhigt das Nervenkostüm und regt den Energiefluss im Körper an. Die Massage wirkt stärkend und vitalisierend. Sie wird therapeutisch bei Erschöpfung und Schlaflosigkeit angewendet.

UDVARTANA, UTSADANA

Bei dieser aktivierenden ayurvedischen Pulvermassage wird traditionell mit angewärmtem Getreidepulver massiert, um Kapha und Fettgewebe zu reduzieren. Für Utsadana wird das Getreidepulver mit etwas Öl zu einer Paste verrührt und auf den Körper aufgetragen. Die Massage hat einen wunderbaren Peeling-Effekt und reduziert Vata und Kapha. Mitunter wird dieses Peeling auch mit einer Salz-Öl-Mischung durchgeführt.

Mit „Holistic Ayurveda“ bringt das Mandira-Team die Kraft der ayurvedischen Lehre nach Österreich. In Zeiten wie diesen kann man auf aufreibende Auslandsreisen und Jetlag gerne verzichten - vor allem, wenn man sich in unmittelbarer Nähe in beeindruckendem Ambiente von der Ernährung bis zur Behandlung rundum ayurvedisch verwöhnen lassen kann. Hier wird die traditionelle indische Heilkunst adaptiert an die Bedürfnisse unserer westlichen Welt gefeiert: Wohltuend, wohlschmeckend und höchst wirksam in allen Bereichen des Seins.

Dieses nachhaltige und inspirierende Kur-, Urlaubs- und Lebenskonzept ist eine Einladung zum Neustart für einen Weg zu mehr Wohlbefinden, Gelassenheit, Gesundheit und Glück!

This article is from: