Das große Buch vom 1. FC Köln – Leseprobe

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Christoph Bausenwein

VERLAG DIE WERKSTATT

DAS GROSSE BUCH VOM



CHRISTOPH BAUSENWEIN

DAS GROSSE BUCH VOM

1. FC KÖLN

VERLAG DIE WERKSTATT


Der Autor Christoph Bausenwein veröffentlichte im Verlag Die Werkstatt einige viel beachtete Bücher, zuletzt über den Bundestrainer (Joachim Löw. Ästhet, Stratege, Weltmeister) und den Fußball in den 1920er Jahren (Stuhlfauths Zeiten). Zugleich verfasste er zahlreiche Kinderbücher zum Thema Fußball, zum Beispiel Unsere Nationalmannschaft. Das große Fanbuch. Literatur Wenn ihr noch mehr über den 1. FC Köln erfahren wollt, dann schaut doch in unten stehende Bücher. Aus ihnen stammen auch viele Informationen, die dieses Buch enthält: Dirk Unschuld/Thomas Hardt/Frederic Latz: Im Zeichen des Geißbocks. Die Geschichte des 1. FC Köln, Göttingen 2014 Dirk Unschuld: Mit dem Geißbock auf der Brust, Göttingen 2013 Dirk Unschuld: Als der Geißbock Moped fuhr. Unverzichtbares Wissen rund um den 1. FC Köln, Göttingen 2012 Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 2., aktualisierte Auflage 2017 Copyright © 2015 Verlag Die Werkstatt GmbH Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen www.werkstatt-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH ISBN 978-3-7307-0206-2

Bildnachweis Imago Sport-Foto: 2/3, 4, 6/7, 7 (2), 16or, 18/19, 19o, 21o, 22u+or, 23u, 25, 26u, 28u, 29or, 30u, 31o, 32, 33ol, 34 (3), 36 (2), 37 (3), 38u (2), 39r, 40 (2), 41 (3), 43, 44u, 45 (2), 46 (2), 47o, 48, 49o, 50ol, 51ul, 52 (2), 53u (2), 55 (2), 58, 59 (2), 60 (2), 61, 62 (2), 63 (2), 66u, 68u, 69ur, 71ur, 73, 74, 75o, 77 (2), 78, 78/79, 79, 80u, 81u, 82o, 83 (3), 84 (2), 85, 86u, 87 (2), 89 (2), 94, 95 Fotoagentur Horst Müller: Cover (6), 12or, 16ol, 17u, 18u, 19u, 20u, 22 (Thielen), 23 (2), 26o, 27u, 28o, 30o, 31u, 33or, 34 (Lattek), 35, 36 (3), 38o (2), 39 (3), 40 (2), 41 (2), 44o, 45l, 47u, 48/49, 50 (2), 51 (2), 53 (3), 54 (4), 59o, 67ol, 69 (2), 81o, 82u, 84ol, 88 (2), 90 (3), 91 (3), 92 (4), 93 (3) Harry Gommersbach: 13u, 27o; picture alliance / dpa: 9, 11o, 15o, 20o, 29u, 46r, 57, 67u (2), 70u, 85r; Oliver Schrott Kommunikation: 75u; Dirk Unschuld: Cover (2), 6u, 10o, 12ol, 16u, 17o, 18o, 27m, 29ol, 33u, 64 (2),65 (2), 66o, 67 (3), 68o, 69 (3), 70 (2), 71o, 86o, Umschlag Rückseite; Archiv Dirk Unschuld: 10 (2), 11u, 12u, 13 (2), 14 (3), 15u, 21u, 22 (Röhrig), Umschlagrückseite


Inhalt DER „EFFZEH AUS KÖLLE“: TRADITION MIT „JEFÖHL“ ............................... 6 MIT GEISSBOCK AN DIE SPITZE........................................................................... 8 Der 1. FC Köln 1948–1965 Die Vorgängervereine / 1948: Die Gründung des 1. FC Köln / 1949/50: Aufstieg in die Oberliga / Geißbock Hennes wird Maskottchen / Westmeisterschaft und Pokalfinale 1954 / Erfolgreich in die 1960er Jahre: Zweimal Meister, dreimal Vizemeister / 1965: Lospech gegen Liverpool / Abschied von der FC-Legende Hans Schäfer / DIE BESTEN KÖLSCHEN JUNGS: DIE STARS 1948–1965

TITEL UND TRIUMPHE .......................................................................................... 24 Der 1. FC Köln 1966–1990 1968: Erster Triumph im DFB-Pokal / Fast-Abstieg 1969 / 1977: Pokalsieg im Wiederholungsspiel / „Double“-Sieger 1978 / 1983: Zum vierten Mal DFB-Pokalsieger / UEFA-Pokal-Finalist 1986 / Mit Christoph Daum auf Erfolgskurs / DIE BESTEN KÖLSCHEN JUNGS: DIE STARS 1966–1990

LIEBE KENNT KEINE LIGA .................................................................................... 42 Der 1. FC Köln 1991–2012 1991: Pokalfinale und ein tragischer Tod / Der bittere Abstieg 1998 / 2000: Aufstieg mit dem „Heiligen Ewald“ / 2002: Abstieg mit Negativrekord / Lukas Podolski – ein neuer Stern am FC-Himmel / Im Fahrstuhl zwischen 1. und 2. Liga / DIE BESTEN KÖLSCHEN JUNGS: DIE STARS 1991–2012

SPÜRBAR ANDERS ................................................................................................. 56 Der 1. FC Köln 2013 bis heute 2013: Herbstmeister in der 2. Liga / 2014: Meisterhafte „Aufstöger“ / Bundesliga-Hinrunde 2014/15: Sichere Defensive, harmlose Offensive / Der FC wird Karnevalsverein / Mit 0:0-Rekord zum Klassenerhalt / 2017: 25 Modeste-Treffer – auf nach Europa / DIE BESTEN KÖLSCHEN JUNGS: DIE STARS VON HEUTE

ALLES RUND UM DIE GEISSBÖCKE ................................................................... 72 Logo und Maskotten / Das Stadion / Die Fans / Rheinische Derbys / Rekorde und Rekordspieler / Die deutschen Nationalspieler des FC / Die Geißbock-Jugend

LEXIKON DER WICHTIGSTEN FC-TRAINER ...................................................... 88 LEXIKON DER FC-SPIELER ................................................................................... 90 WIE WERDE ICH FC-PROFI? .................................................................................. 94


DM-Endrunde 1959/60: Torjäger Christian Müller (rechts) im Spiel gegen Tasmania Berlin. In seiner ersten Saison als Stammspieler erreichte Müller die geradezu furchterregende Quote von 41 Toren in 41 Spielen.

Messepokal 1960 hatte der 1. FC Köln seinen ersten internationalen Auftritt im Messepokal, einem Vorläufer der heutigen Europa League. 1960/61 schied er im Viertelfinale gegen den AS Rom aus (2:0, 1:4), 1961/62 scheiterte er knapp am berühmten Inter Mailand (4:2, 0:2, 3:5 im Entscheidungsspiel).

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1960

DM-Endspiel 1960 gegen den HSV: Einmarsch der Mannschaften. Vorne sind die Kölner Georg Stollenwerk und Jupp Röhrig zu sehen, dahinter der HSV-Star Uwe Seeler.

Erstmals im DM-Finale

Mit dem neuen Trainer Oswald Pfau und einem Riesenkader von 24 Spielern legte der FC eine furiose Saison 1959/60 hin. Der FC hatte sich mit Neuzugängen wie dem Weltmeister Helmut Rahn verstärkt. Die Folge: Mit sieben Punkten Vorsprung vor Westfalia Herne gewannen die Geißböcke ihre zweite Westmeisterschaft. Anschließend nahm man zum fünften Mal an der DM-Endrunde teil – erfolgreicher als je zuvor. So errang der FC in seiner Endrunden-Gruppe den 1. Platz vor Werder Bremen, Tasmania Berlin und dem FK Pirmasens und stand damit erstmals im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Am 25. Juni 1960 trafen die Kölner im Frankfurter Waldstadion vor der gewaltigen Kulisse von rund 71.000 Zuschauern auf den Hamburger SV. Bei schwülen 40 Grad entwickelte sich eine wahre Hitzeschlacht. Die erste Halbzeit blieb torlos, in der 53. Minute brachte

Christian Breuer den FC mit 1:0 in Führung. Doch dann drehten die HSV-Stars Seeler und Dörfel das Ergebnis. Als FCTorjäger Christian Müller vier Minuten vor Schluss das 2:2 glückte, keimte noch einmal Hoffnung auf. Doch das HSV-Idol Uwe Seeler traf nur eine Minute später mit seinem zweiten Treffer aus abseitsverdächtiger Position zum 2:3-Endstand.

1962

Endlich Deutscher Meister!

Wie im Vorjahr beherrschte der FC auch 1960/61 die Oberliga West beinahe nach Belieben. In der DM-Endrunde machte jedoch eine 1:2-Heimniederlage gegen den späteren Meister 1. FC Nürnberg alle Hoffnungen auf eine erneute Endspiel-Teilnahme zunichte. 1961/62 unternahmen die Geißböcke


Die Meister von 1962 mit dem ehemaligen Spieler Tschik Cajkovski als Trainer einen neuen Anlauf. Wieder wurde man Westmeister, diesmal aber nur mit einem einzigen Punkt Vorsprung vor dem Zweiten FC Schalke 04. Die DM-Endrunde, bei der die Kölner nun schon zum achten Mal teilnahmen, wurde wegen der anstehenden WM in Chile in verkürzter Form ausgetragen: Statt Hin- und Rückspiel gab es nur ein Aufeinandertreffen auf neutralem Platz. Die Geißböcke trumpften absolut überlegen auf: Sie gewannen gegen Eintracht Frankfurt 3:1, schlugen den Hamburger SV mit 1:0 und fegten den FK Pirmasens mit 10:0 vom Platz. Und so stand man zum zweiten Mal im Endspiel! Am 12. Mai 1962 trafen die Geißböcke vor 82.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion auf den Altmeister 1. FC Nürnberg. Wie die Königlichen aus Madrid traten die Kölner in strahlend weißen Trikots an. Sie legten eine dermaßen begeisternde Vor-

Breuer C. Müller Schäfer Sturm

Thielen Habig

Wilden Schnellinger

Hemmersbach Pott

Ewert

stellung hin, dass sie von der Presse später als „Real Madrid des Westens“ gefeiert wurden. Bereits nach 26 Minuten lagen sie durch Tore von Schäfer und Habig mit 2:0 in Führung. Die Nürnberger um den Weltmeister Max Morlock hatten nicht viel dagegenzusetzen. Als wiederum Ernst-Günter Habig kurz nach dem Wiederanpfiff auf 3:0 erhöhte, war die Sache gelaufen. Fritz Pott setzte in der 71. Minute mit dem 4:0 den Schlusspunkt. Die Sieger und 15.000 mitgereiste FC-Fans feierten den ersten Meistertitel! 14 Jahre nach der Vereinsgründung war der Traum von Präsident Franz Kremer wahr geworden. Am Tag darauf zog die Meistermannschaft im Triumphzug durch Köln. Es war eine Stimmung wie im Karneval – nur noch schöner.

Riesenjubel: Der 1. FC Köln ist zum ersten Mal Deutscher Meister!

Der 1. FC Köln

1948–1965 17


1977

Pokalsieg mit Hennes

Zu Beginn der Saison 1976/77 herrschte große Freude in Köln: Der Erfolgstrainer Hennes Weisweiler war an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt! Mit ihm wollten die Geißböcke wieder nach oben. Und sie unterstrichen ihre Ansprüche mit einem Rekordtransfer: Für den belgischen Stürmer Roger van Gool überwies der FC 1,15 Mio. DM an den FC Brügge. In der Bundesliga weckten fünf Siege in den ersten fünf Spielen Hoffnungen auf die Meisterschaft. Doch nach einem 2:3 in Berlin gegen Tennis Borussia ging es bergab. Daran konnte auch Dieter Müller nichts ändern, der mit 34 Treffern Torschützenkönig wurde. Denn in 34 Spielen schoss der FC zwar 83 Tore – und damit 25 mehr als Meister Mönchengladbach! –, kassierte aber auch 61 Gegentreffer. Das reichte letztlich nur zu einem enttäuschenden 5. Platz.

Trainer und Kapitän im Zwist Die Saison 1976/77 war geprägt von dem Dauerkonflikt zwischen Trainer Weisweiler und dem alternden Kapitän Overath. Der Streit eskalierte schließlich während der Finalspiele gegen Hertha BSC im DFB-Pokal. Beim ersten Spiel war Overath bis zu seiner Auswechslung in der 91. Minute noch dabei. Beim Wiederholungsspiel ließ Weisweiler seinen Kapitän, dem er mangelhafte Lauf- und Defensivarbeit vorwarf, draußen.

Gerd Strack und Heinz Flohe jubeln über den Pokaltriumph 1977.

Im DFB-Pokal aber erreichte der FC erneut das Finale. Als es im Spiel gegen Hertha BSC in Hannover nach 120 Minuten immer noch 1:1 stand, musste ein Wiederholungsspiel drei Tage später entscheiden. Das gewann der FC durch einen tollen Kopfballtreffer von Dieter Müller in der 70. Minute mit 1:0!

1978

Jubel über das „Double“

Ohne Overath, der seine Karriere beendet hatte, startete der FC erschreckend in die Saison 1977/78, nämlich mit einer 1:5-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf. Dann aber lief es immer besser. Das galt auch für den DFB-Pokal. Am 15. April 1978 stand der FC wieder einmal im Finale – ausgerechnet gegen Fortuna Düsseldorf! Im Gelsenkirche-

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„Double“-Feierlichkeiten 1978: Hannes Löhr und Toni Schumacher freuen sich über Pokal und Meisterschaft.

Die „Double“-Sieger von 1978 Okudera

D. Müller

van Gool

Neumann Flohe Cullmann Strack Gerber Zimmermann Konopka Schumacher

ner Parkstadion gewannen die konterstarken Kölner durch Tore von Cullmann und van Gool mit 2:0. In der Bundesliga lag der FC vor dem letzten Spieltag punktgleich mit dem Erzrivalen Mönchengladbach an der Spitze, hatte aber zehn Tore Vorsprung. Ein knapper Sieg am letzten Spieltag bei St. Pauli sollte also reichen. Tatsächlich lagen die Geißböcke zur Halbzeit mit 1:0 vorne – und dennoch waren die FC-Fans entsetzt: Denn die Gladbacher Fohlen führten zu Hause gegen Dortmund mit 6:0! Da ihr Verein bereits als Absteiger feststand, feuerten nun auch die Fans des FC St. Pauli die Geißböcke an, die schließlich deutlich mit 5:0 gewannen. Der FC war

zum dritten Mal Deutscher Meister! Trotzdem war es am Ende ganz schön knapp: Nach dem sensationellen 12:0 der Gladbacher gegen den BVB betrug der Torevorsprung des FC nur noch ganze drei Treffer (86:41 gegenüber 86:44)! Nach dem Herzschlagfinale war die Freude über das erste „Double“, den Gewinn von Meisterschaft und Pokal in einer Saison, riesengroß. Genau 30 Jahre nach seiner Gründung durfte der 1. FC Köln die erfolgreichste Spielzeit seiner Geschichte feiern!

Taktik-Tricks und Tore Als Spezialität des Kölner Meisterteams von 1977/78 galten die Flankenläufe der Außenverteidiger Konopka und Zimmermann, die zu zahlreichen Torvorlagen führten. Besonders gefährlich waren außerdem die Eckbälle auf den kurzen Pfosten, die per Kopf verlängert wurden. Dieter Müller wurde mit 24 Treffern zum zweiten Mal Torschützenkönig, gleichauf mit seinem Namensvetter Gerd Müller von Bayern München. Heinz Flohe und Roger van Gool steuerten zusammen weitere 26 Treffer zum Kölner Erfolg bei.

Pokalfinale 1978 gegen Fortuna Düsseldorf: Cullmann köpft zum 1:0.

Der 1. FC Köln

1966–1990

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2005

Mit Poldi zurück in Liga 1 Der 1. FC Köln war nun zu einer richtigen „Fahrstuhlmannschaft“ zwischen 1. und 2. Liga geworden. Schon 2004/05 ging es mit einem runderneuerten Kader wieder rauf. Trainer war nun der Niederländer Huub Stevens, der für Disziplin in der Mannschaft sorgte. Dass der FC souverän Zweitliga-Meister wurde, lag vor allem an Lukas Podolski. Er schoss sich in die Herzen der Fans und wurde mit 24 Treffern Torschützenkönig. „Prinz Poldi“ & Co. erwiesen sich zudem als Zuschauermagnet. 576.324 Besucher im Rhein-Energie-Stadion bedeuteten einen Rekord für die 2. Liga.

2006

Trotz Poldi wieder nur zweitklassig

Häufige Szene in der Aufstiegssaison 2004/05: Jubel um Lukas Podolski. Obwohl der Torjäger nur ein ZweitligaSpieler war, begann damals seine große Karriere in der Nationalmannschaft.

Nach dem 2:0-Sieg im Heimspiel gegen Mainz 05 am 33. Spieltag 2007/08 gab es für die Fans kein Halten mehr: Auf dem Rasen feierten sie den Aufstieg ihres FC.

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Nachdem Aufstiegstrainer Huub Stevens den Verein im Sommer aus familiären Gründen verlassen hatte, sollte der mit einem Rekord-Etat von fast 50 Mio. Euro ausgestattete Uwe Rapolder den FC sicher durch die Bundesliga-Saison 2005/06 führen. Das Vorhaben misslang gründlich. Die Geißböcke legten ihre schlechteste Bundesliga-Hinrunde aller Zeiten hin – nur zwölf Punkte bedeuteten Rang 16 – und konnten dann


auch mit dem neuen Trainer Hanspeter Latour den vierten Abstieg nicht mehr abwenden. Bitter zudem: Lukas Podolski, mit zwölf Treffern und neun Torvorlagen erneut bester und gefährlichster Kölner, wechselte für die Rekord-Ablöse von 10 Mio. Euro zum FC Bayern München.

2008

Wiederaufstieg mit Verzögerung

Mit 16 neuen Spielern startete Trainer Latour in die Spielzeit 2006/07. Das Ziel hieß sofortiger Wiederaufstieg. Doch schon nach elf Spielen, in denen nur vier Siege gelangen, schien die Rückkehr ins Oberhaus in weite Ferne gerückt. Die logische Folge: Ein neuer Trainer musste her. Es war ein alter Bekannter: Christoph Daum. Doch auch er konnte kein Wunder mehr bewirken. Der FC landete am Ende abgeschlagen auf Rang 9.

Aufstiegshelden: Die beiden Torjäger Milivoje Novakovic (20 Tore) und Patrick Helmes (17 Tore) waren in der Saison 2007/08 die Garanten des Aufstiegs.

Auch 2007/08 sah es lange nicht nach Aufstieg aus. Doch dann starteten die Geißböcke einen leidenschaftlichen Endspurt. Am 31. Spieltag gelang ihnen ein vorentscheidender 3:1-Heimsieg gegen den Mitkonkurrenten TSG 1899 Hoffenheim. Schließlich sicherte Roda Antar am 33. Spieltag mit zwei Treffern im „Aufstiegs-Endspiel“ gegen den FSV Mainz 05 die Rückkehr in die höchste Spielklasse. Das Stadion war wie immer in dieser Saison rappelvoll: Durchschnittlich 44.200 Zuschauer in den Heimspielen bedeuteten einen sagenhaften Zweitliga-Rekord!

2009

Abschied von Christoph Daum

Vor Beginn der Saison 2008/09 durfte sich der FC über einen neuen Rekord an verkauften Dauerkarten und eine deutlich gestiegene Mitgliederzahl freuen. Es folgte eine ordentliche Saison. Mit 22 Punkten ging der FC in die Winterpause. Auch in der Rückrunde kam er nie in Abstiegsgefahr. Nach 34 Spieltagen hatten die Geißböcke 39 Punkte auf den Konto und belegten Platz 12. Trotz des erfreulichen Abschneidens gab Aufstiegs-Trainer Daum zum Saisonende überraschend seinen Abschied bekannt.

Multikulti Am 18. April 2009 stand erstmals in der Bundesliga-Geschichte des FC in der Startaufstellung kein einziger deutscher Spieler auf dem Platz. Ins Rhein-Energie-Stadion liefen ein: Mondragon (Kolumbien), Brecko (Slowenien), Geromel (Brasilien), Mohamad (Libanon), McKenna (Kanada), Vucicevic (Serbien), Petit (Portugal), Boateng (Ghana), Ehret (Frankreich), Radu (Rumänien), Novakovic (Slowenien).

Der 1. FC Köln

1991–2012

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Christian Clemens

DIE BESTEN KÖLSCHEN JUNGS DIE STARS VON HEUTE

MITTELFELD

Auf der linken Abwehrseite war lange Zeit JONAS HECTOR (14) gesetzt. Als 20-Jähriger schloss er sich dem FC an, wo er zunächst in der 2. Mannschaft zum Einsatz kam. Stets geradlinig und enorm lauffreudig, zeigt er seit 2012 bei den Profis konstant so gute Leistungen, dass auch Bundestrainer Jogi Löw auf ihn aufmerksam wurde. 2016/17 spielte der immer vielseitiger werdende Nationalspieler meist im zentralen Mittelfeld und reifte dort endgültig zum – immer häufiger auch torgefährlichen – Führungsspieler. MATTHIAS LEHMANN (33) war als Abräumer vor der Abwehr in der Aufstiegssaison 2013/14 der Fixpunkt der Mannschaft. Er hielt der Offensive den Rücken frei und trieb mit klaren und strukturierten Aktionen das Aufbauspiel an. Dank seiner langjährigen Profierfahrung – er kickte schon bei 1860 München, Alemannia Aachen, dem FC St. Pauli und Eintracht Frankfurt – konnte er in Köln sofort seine Qualitäten als Führungsspieler einbringen. Als stets zuverlässiger Mannschaftskapitän blieb er dann auch in der Bundesliga gesetzt. Leverkusen, Nürnberg und Mainz waren frühere Stationen des gebürtigen Kölners MARCEL RISSE (7). Seit 2013 kickt er endlich für seinen Herzensklub. Nach einer starken Zweitliga-Saison beweist der laufstarke Mann auf der rechten Außenbahn auch in der Bundesliga, dass er ein Klassemann ist. Seine Spezialität: hammerhart und punktgenau abgefeuerte Distanz-Freistöße. LEONARDO BITTENCOURT (21) wurde 1993 in Leipzig als Sohn des brasilianischen Fußballprofis Franklin Bittencourt geboren. Über Cottbus, wo er als Jugendlicher seine Fußball-Grundausbildung erhielt, sowie Dortmund und Hannnover landete er 2015 schließlich beim 1. FC Köln. Weil er immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, konnte der dribbelstarke Ballkünstler seine Fähigkeiten leider nur selten über einen längeren Zeitraum beweisen. Der aus der FC-Jugend hervorgegangene SALIH ÖZCAN (20) durfte ab der U15 in allen Jugend-Nationalmannschaften des DFB sein Können zeigen. Seine Markenzeichen: ausgezeichnete Technik und pfiffige Ideen beim Spielaufbau. Am 4. Spieltag 2016/17 gab er als 18-Jähriger gegen Schalke 04 ein überzeugendes „Auf der Playstation ist der Hector Bundesliga-Debüt.

immer zu schlecht. Da würde ich ihn nicht aufstellen.”

Jonas Hector nach seiner Nominierung für die Nationalmannschaft

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Akrobatisch: Jonas Hector.


Salih Özcan

Marco Höger

Milos Jojic

Ein weiterer gebürtiger Kölner in der 1. Mannschaft ist der 2016 verpflichtete MARCO HÖGER (6). Der ehemalige Schalker überzeugt mit Ballsicherheit, Passgenauigkeit und klugem Spiel im Raum – und das auf allen Positionen im rechten oder zentralen Mittelfeld oder auch als Rechtsverteidiger. In Köln aufgewachsen und beim 1. FC ausgeFeingliedriger bildet ist CHRISTIAN CLEMENS (17). 2010 Techniker: Leonardo Bittencourt. bereits für die 1. Mannschaft in der Bundesliga am Ball, kehrte der schnelle Flügelspieler nach einem Umweg über Schalke und Mainz im Januar 2017 in seine Heimatstadt zurück, um nun wieder die Stürmer im Geißbock-Trikot mit guten Flanken zu versorgen. Nachdem MILOS JOJIC (8) 2015 von Dortmund nach Köln gekommen war, hatte er eine lange Warteschleife zu durchlaufen. Von vielen bereits als Fehleinkauf abgestempelt, startete der technisch mit beiden Füßen brillante Serbe dann im Endspurt der Saison 2016/17 so richtig durch. Wendig, dribbelstark und mit punktgenauen Vorlagen glänzte er auf der rechten Offensivseite als spielerischer und kämpferischer Antreiber. Der erste im neuen Jahrtausend geborene FCProfi – Geburtsdatum 22.2.2000 – ist der Däne NIKOLAS NARTEY (38). Viele Experten glauben, dass das Mittelfeldtalent schon jetzt reif ist für die Bundesliga.

Führungsspieler: Matthias Lehmann.

Echter kölscher Jung: Marcel Risse.

Der 1. FC Köln

2013 bis heute

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DIE FANS

Leidenschaft

Fan-Projekt Das 1991 gegründete „Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V.“ ist mit rund 10.000 Mitgliedern eine der größten Fan-Organisationen Deutschlands. Es organisiert Auswärtsfahrten, Fußballturniere (kölsch cup), Events für junge FC-Fans (z. B. KidsTour), kümmert sich um die Betreuung von Fans mit Behinderung und ist Herausgeber des Fanzines kölsch live. Gegründet hat das Fanprojekt der heutige Stadionsprecher Michael Trippel.

Karneval! In der fünften Jahreszeit kostümieren sich die Kölner Fans besonders originell.

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in „Rut un Wiess“

Köln ist mit über einer Million Einwohnern die viertgrößte Stadt Deutschlands. Untersuchungen haben ergeben, dass sich vier von fünf Kölnern – also rund 80 Prozent der Bevölkerung – für den FC interessieren. Kaum eine andere Stadt fiebert derart mit einem Verein mit. Bei den Heimspielen findet man die treuesten FC-Fans auf der Südtribüne sowie im West- und Mittelabschnitt der Nordtribüne. Im stets gut gefüllten Kölner Stadion ist „et Jeföhl“ ganz einzigartig. Hier schlägt jedes Herz so intensiv für den FC, dass immer eine tolle Atmosphäre herrscht. Alle Zuschauer erheben sich zu Beginn von den Sitzen und singen voller Leidenschaft die FC-Hymne „Mer stonn zo dir, FC Kölle“. Sie wurde von der Band Höhner 1998 nach dem Vorbild eines schottischen Volksliedes verfasst.

Anhänger hat der FC nicht nur in Köln und um Köln herum. Mehr als die Hälfte der rund 90.000 Vereinsmitglieder wohnt weiter weg. Über 1.500 offizielle Fanklubs hat der 1. FC Köln inzwischen, fast überall in Deutschland gibt es einen. Der erste wurde am 26. Dezember 1959 in Ichendorf gegründet. Der älteste noch bestehende Fanklub sind die „FC-Freunde Fortuna“. Es gibt sie seit 1967. Auch im Ausland muss sich der Kölner Fan nicht alleine fühlen: Es gibt zum Beispiel Fanklubs in der Schweiz, Belgien und Polen („Geißbock Zürich“, „Belgisch Hätz for Kölle“, „Warschauer Jecken“), ja selbst in fernen Ländern wie Costa Rica und Nigeria („Cabritos de Costa Rica“, „Supporters Club of Nigeria“). Infos zu Aktivitäten der Fans gibt es u. a. unter www.geißbockfans.de.


Ultras und Prominente Die lautstärksten Fans stehen in der Südkurve des Stadions, die bei Abstimmungen schon mal den Ehrentitel „beste Kurve der Bundesliga“ errungen hat. Viele sind Mitglieder der besonders aktiven Ultra-Gruppen wie „Wilde Horde“ oder „Coloniacs“. Die Ultras, deren erste Gruppe 1995 gegründet wurde (Ultras CCAA), haben ihre Heimat hauptsächlich im Unterrang der Südkurve. Sie sind sicher die besten Stimmungsmacher im Stadion. Zudem sorgen sie immer wieder für aufwendige und liebevoll gestaltete Choreografien. Gar nicht schön ist allerdings, dass es bereits mehrfach zu Ausschreitungen kam. So griffen einige Randalierer die Polizei oder die Fanbusse des Erzrivalen aus Mönchengladbach an. Beim Derby am 14. Februar 2015

Stadion-Lieder Ohne das Absingen von Liedern – seien es „echte“ FCLieder oder traditionelle Karnevalslieder – ist Fußball in Köln nicht denkbar. Neben der FC-Hymne „„Mer stonn zo dir, FC Kölle“ zählen folgende Lieder zu den beliebtesten:  „Viva Colonia“ (Höhner)  „Unser Hätz schlät för dä FC Kölle“ (Höhner)  „FC jeff Jas!“ (BAP)  „En unserm Veedel“ (Bläck Fööss).

in Mönchengladbach stürmten eine in weiße Overalls gekleidete Horde der Fangruppierung „Boyz“ und andere Ultras den Platz. Daraufhin entzog der 1. FC Köln der Gruppe den Status eines Fanklubs und erteilte ihren Mitgliedern Stadionverbot. Keine Probleme hat der FC mit seinen zahlreichen prominenten Fans. Unter anderen bekennen sich der Moderator und Autor Michael Andrack, die Schauspieler Daniel Brühl und Annette Frier oder der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken zum FC.

Die Höhner singen die FC-Hymne.

50 Jahre Deutscher Meister: Am 6. April 2014 gab es eine gigantische Choreografie in der Südkurve, die von den Fans in zweimonatiger Arbeit vorbereitet worden war. Der Höhepunkt: Das FC-Idol Hans Schäfer wurde samt der Meisterschale von 1964 auf einem riesigen Transparent präsentiert. Der 86-jährige Weltmeister von 1954 schaute von der Tribüne aus zu.

DIE

FANS

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Welcher Spieler schoss die meisten Tore für den FC? Wer war der erste Kölner

Nationalspieler? Und seit wann ist Geißbock Hennes das Klub-Maskottchen? Hier erfahren junge FC-Fans alles über ihren Lieblingsverein: Von der Gründung

1948

bis zur spannenden Gegenwart führt sie der Autor durch die Geschichte des 1. FC Köln. Er erzählt von Meistertiteln

und Pokalerfolgen, aber auch von dramatischen

Abstiegskämpfen, hitzigen Derbys und den tollen Fans. Von Toni Schumacher über Lukas Podolski bis Jonas Hector werden außerdem die

größten FC-Spieler aller Epochen

vorgestellt, und legendäre Trainer wie Hennes Weisweiler oder Christoph Daum werden porträtiert. Kleine Anekdoten und witzige Sprüche runden dieses Buch ab. Für

Fabnis 9s9

von 9

ISBN 978-3-7307-0206-2 VERLAG DIE WERKSTATT


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