Beer | Melchior | Lemke
VERLAG DIE WERKSTATT
Der
Triumph der Löwen
Die Meisterschaft 1966 des TSV München von 1860
Inhalt
8. Spieltag
36
9. Spieltag
38
10. Spieltag
40
11. Spieltag
42
12. Spieltag
44
13. Spieltag
46
14. Spieltag
48
...................................... SV Werder Bremen – TSV München 1860 0:2 (0:0) ...................................... TSV München 1860 – FC Schalke 04 3:0 (1:0) ..................................... TSV München 1860 – SG Eintracht Frankfurt 4:2 (1:1)
Erinnerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Die Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Sommer 1965: Die Saisonvorbereitung . . . . . . . . . . . . 18 Die Saison 1965/66 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 1. Spieltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 TSV München 1860 – FC Bayern München 1:0 (1:0)
..................................... Eintracht Braunschweig – TSV München 1860 2:2 (1:2) ..................................... TSV München 1860 – Borussia Neunkirchen 4:1 (2:0) ..................................... SC Tasmania 1900 Berlin – TSV München 1860 0:5 (0:2) ..................................... TSV München 1860 – Karlsruher SC 2:0 (1:0)
2. Spieltag
24
16. Spieltag
50
3. Spieltag
26
17. Spieltag
52
4. Spieltag
28
15. Spieltag (Nachholspiel)
5. Spieltag
30
18. Spieltag
6. Spieltag
32
7. Spieltag
34
...................................... 1. FC Nürnberg – TSV München 1860 1:4 (1:3) ...................................... TSV München 1860 – Hannover 96 5:0 (1:0) ...................................... 1. FC Kaiserslautern – TSV München 1860 3:0 (2:0) ...................................... TSV München 1860 – VfB Stuttgart 0:0 ...................................... Meidericher SV – TSV München 1860 2:3 (0:1) ...................................... TSV München 1860 – 1. FC Köln 2:1 (1:0)
..................................... TSV München 1860 – Borussia Dortmund 2:1 (1:0) ..................................... Hamburger SV – TSV München 1860 1:2 (0:0)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Borussia Mönchengladbach – TSV München 1860 1:1 (0:1) ..................................... FC Bayern München – TSV München 1860 3:0 (0:0)
56
19. Spieltag
58
30. Spieltag
80
20. Spieltag
60
31. Spieltag
82
22. Spieltag
62
32. Spieltag
23. Spieltag
64
33. Spieltag
86
24. Spieltag
66
34. Spieltag
88
25. Spieltag
68
26. Spieltag
70
27. Spieltag
72
28. Spieltag
74
21. Spieltag (Nachholspiel)
76
29. Spieltag
78
..................................... TSV München 1860 – 1. FC Nürnberg 1:1 (0:1) ..................................... Hannover 96 – TSV München 1860 0:1 (0:0) ..................................... VfB Stuttgart – TSV München 1860 0:0 ..................................... TSV München 1860 – Meidericher SV 3:3 (0:2) ..................................... 1. FC Köln – TSV München 1860 3:1 (2:0) ..................................... TSV München 1860 – SV Werder Bremen 3:1 (2:1) ..................................... FC Schalke 04 – TSV München 1860 0:2 (0:1) ..................................... SG Eintracht Frankfurt – TSV München 1860 5:2 (3:1) ..................................... TSV München 1860 – Eintracht Braunschweig 1:1 (1:0) ...................... TSV München 1860 – 1. FC Kaiserslautern 4:2 (2:0) ..................................... Borussia Neunkirchen – TSV München 1860 1:9 (0:4)
..................................... TSV München 1860 – SC Tasmania 1900 Berlin 4:0 (1:0) ..................................... Karlsruher SC – TSV München 1860 1:1 (1:0)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 TSV München 1860 – Borussia Mönchengladbach 3:3 (2:1) ..................................... Borussia Dortmund – TSV München 1860 0:2 (0:0) ..................................... TSV München 1860 – Hamburger SV 1:1 (1:0)
Die Meisterfeiern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Die Meisterschale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Meisterlöwen im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Das Stadion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Das Trainingsgelände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Die Anhänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Die Nachgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Die Meisterlöwen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Saisonstatistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Die Autoren, Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
4. Spieltag 1. FC Kaiserslautern – TSV München 1860 3:0 (2:0) Sa., 4.9.1965, 16 Uhr, Kaiserslautern, Betzenberg, 35.000 Zuschauer Kaiserslautern: Wolfgang Schnarr, Roland Kiefaber, Willi Kostrewa, Uwe Klimaschefski, Dietmar Schwager, Gerd Schneider, Otto Geisert, Willy Reitgaßl, Helmut Kapitulski, Wilhelm Wrenger, Manfred Rummel – Trainer: Gyula Lorant 1860: Petar Radenkovic, Manfred Wagner, Bernd Patzke, Otto Luttrop, Hans Reich, Zeljko Perusic, Rudolf Zeiser, Friedhelm Konietzka, Rudolf Brunnenmeier, Peter Grosser, Alfred Heiß – Trainer: Max Merkel Tore: 1:0 Rummel (12./Reitgaßl); 2:0 Rummel (34./Wrenger) – 3:0 Rummel (86./Reitgaßl) Schiedsrichter: Ewald Regely (Berlin)
Während Heiß, Grosser und Brunnenmeier in Köln ein Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen eine B-Mannschaft der Sowjetunion absolvierten, besiegte der Rest der Mannschaft am Mittwoch auf dem Weg in die Pfalz in einem Freundschaftsspiel in Wendlingen den TSV Köngen mit 8:2. Immerhin 13.000 Zuschauer wollten sich dieses Spiel nicht entgehen lassen, ein deutlicher Beleg für die Popularität, die der TSV 1860 inzwischen auch über Bayern hinaus genoss. Wilfried Kohlars, der zuletzt nicht zur Stammbesetzung gehört hatte, war mit vier Treffern bester Torschütze. Einen Einsatz im Bundesligaspiel in Kaiserslautern verschaffte ihm dies
Wrenger (FCK) im Laufduell gegen Luttrop.
jedoch nicht, gegenüber dem Hannover-Spiel kam einzig Zeiser wieder anstelle von Rebele in die Mannschaft. Die Begegnung auf dem Betzenberg sollte sich zu einer gewaltigen Enttäuschung für den frischgebackenen Spitzenreiter entwickeln. Die Löwen fanden zu keiner Zeit ins Spiel, nicht zuletzt, weil die sicher stehende Abwehrreihe der Lauterer den gewohnten Sturmwirbel nicht zur Entfaltung kommen ließ. Auf der anderen Seite fehlte der Löwendefensive die entsprechende Sicherheit, und so gestattete man der Lauterer Sturmspitze Manfred Rummel gleich drei Torerfolge. Einzig Perusic und Radenkovic erreichten einigermaßen
4. Spieltag
Blieb erfolglos: Brunnenmeier vor FCK-Keeper Schnarr.
Normalform. Den Gastgebern gelang alles, den Löwen so gut wie nichts. Ein Lattentreffer von Konietzka blieb die einzige nennenswerte Torchance, nicht zuletzt, weil die Stürmer ein ums andere Mal ins Abseits rannten. Ein eigentlich unerklärlicher Formabfall, den Max Merkel mit den Worten „Eine Spitzenmannschaft darf nicht so eingehen“ kommentierte – auch nicht wirklich eine Erklärung. Lag es an der Anwesenheit von Bundestrainer Helmut Schön, der aus seinem Wohnort Wiesbaden angereist war? Er hatte den Löwen in den letzten Jahren nur selten Glück gebracht; die Süddeutsche Zeitung riet gar zu einer Psychotherapie, um den SchönKomplex endlich zu überwinden. Mit einer knappen Niederlage wäre die Tabellenführung zu retten gewesen, doch das deutliche 0:3 ließ das bisher so eindrucksvolle Torverhältnis nicht mehr ganz so schön aussehen. Sechzig fiel auf den dritten Platz zurück, und die Tabellenführung übernahm zu allem Überfluss auch noch der FC Bayern, der seit der Niederlage im Auftaktmatch gegen die Löwen nur noch Siege zu verzeichnen hatte, die ihn in der Tabelle Schritt für Schritt nach oben klettern ließen. Freundschaftsspiele spielten offenkundig eine bedeutende Rolle bei der Etatdeckung, und so kehrte die Mannschaft nicht unmittelbar nach dem Spiel nach München zurück, sondern absolvierte am Montag noch ein Freundschaftsspiel in Homburg/Saar, das mit einem 20:0 gegen eine einheimische Auswahl endete. Die Tormaschine war wieder ins Rollen geraten, wenn auch gegen einen nicht gerade starken Gegner.
Sa., 4.9.1965, 16:00 Uhr Borussia Dortmund – Karlsruher SC Hamburger SV – SC Tasmania 1900 Berlin FC Bayern München – Borussia Neunkirchen 1. FC Nürnberg – Eintracht Braunschweig Hannover 96 – SG Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern – TSV München 1860 VfB Stuttgart – SV Werder Bremen Meidericher SV – 1. FC Köln FC Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach
4:1 (2:1) 5:1 (0:0) 6:0 (2:0) 1:1 (0:1) 4:1 (2:1) 3:0 (2:0) 0:2 (0:1) 2:3 (2:2) 0:0 (0:0)
1. FC Bayern München
4
3
0
1
12:3
6-2
2. SV Werder Bremen 3. TSV München 1860
4 4
3 3
0 0
1 1
8:3 10:4
6-2 6-2
4. Borussia Dortmund
4
3
0
1
7:5
6-2
5. Hannover 96
4
3
0
1
7:7
6-2
6. Borussia Mönchengladbach
4
1
3
0
9:4
5-3
7. Hamburger SV
4
2
1
1
8:5
5-3
8. 1. FC Kaiserslautern
4
2
1
1
9:8
5-3
4
2
0
2
8:7
4-4
10. VfB Stuttgart
9. 1. FC Köln
4
2
0
2
4:5
4-4
11. Eintracht Braunschweig
4
1
1
2
8:7
3-5
12. Meidericher SV
4
1
1
2
9:8
3-5
13. 1. FC Nürnberg
4
1
1
2
4:7
3-5
14. SG Eintracht Frankfurt
4
1
0
3
4:8
2-6
15. Karlsruher SC
4
0
2
2
4:9
2-6
16. SC Tasmania 1900 Berlin
4
1
0
3
3:12
2-6
17. Borussia Neunkirchen
4
0
2
2
2:9
2-6
18. FC Schalke 04
4
0
2
2
1:6
2-6
29
Die Meisterfeiern Samstag, 28. Mai 1966, 17:37 Uhr: Schiedsrichter Berthold Schmidt aus Hermesdorf pfeift das Bundesligaspiel zwischen München 1860 und dem Hamburger SV ab, und der TSV 1860 ist zum ersten Mal in seiner langen Geschichte Deutscher Fußballmeister. An einem solchen Tag, möchte man meinen, sollte München doch wohl unter einem strahlend weiß-blauen Himmel leuchten. Weit gefehlt: Der Himmel war grau, und die meiste Zeit des Tages regnete es. Der Stimmung im natürlich ausverkauften Stadion und in der Stadt tat das jedoch keinen Abbruch: Bei den Fans herrschte beim Abpfiff grenzenloser Jubel, bei den Spielern erst einmal wohl eher große Erleichterung, denn der Weg zum Titel war eine strapaziöse Achterbahnfahrt gewesen. Erst im Laufe des Abends löste sich die Anspannung. Lockerer war da schon Löwen-Boss Adalbert Wetzel, der vom schönsten Tag seines Lebens sprach.
Da vor dem letzten Spieltag noch zwei Mannschaften Meister werden konnten, hatte der DFB zunächst geplant, die Meisterschale nicht in einem der beiden in Frage kommenden Stadien zu präsentieren, sondern bei einem späteren Festakt zu überreichen. Davon war man jedoch abgekommen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Titel nach München gehen würde, war doch recht groß. Hans Deckert, der Spielausschussvorsitzende des DFB, gratulierte dem neuen Meister in einer kurzen Ansprache, bei der er sich nur schwer gegen die Jubelgesänge der Fans durchsetzen konnte, und dann durfte Mannschaftskapitän Peter Grosser die Schale endlich in die Höhe halten. Die Mannschaft mit Fans bei der Übergabe der Meisterschale.
Meisterfeiern
Der Münchner Merkur informierte vorab über die Route des Autocorsos, der dann im strömenden Regen stattfand: Grosser (im geliehenen Polizeimantel), Merkel und Wetzel.
Im Autocorso zum Marienplatz Angeführt von Petar Radenkovic, der sich die „Salatschüssel“ gegriffen hatte, begab sich die Mannschaft auf eine Ehrenrunde, die sie natürlich auch vor die Stehhalle gegenüber der alten Tribüne führte. Am ausgelassensten zeigte sich ausgerechnet der sonst so stille und zurückhaltende Zeljko Perusic, der vom Publikum mit „Peru, Peru“-Sprechchören gefeiert wurde. Abgekämpft und außer Atem traf die Mannschaft schließlich in der Kabine ein. „Wir waren alle mit den Nerven ziemlich fertig“, bemerkte Otto Luttrop und beschrieb das „Innenleben“ der Mannschaft damit vermutlich recht präzise. Vom Stadion begab sich die Mannschaft zunächst zum Trainingsgelände, um sich umzuziehen. Dort sollte auch der Autocorso seinen Ausgang nehmen, der die Grünwalder Straße entlang, am Stadion vorbei, über die Tegernseer Landstraße und dann Edelweißstraße, Nockherberg, Ohlmüllerstraße, Reichenbachbrücke, Fraunhoferstraße, Blumenstraße, Sendlinger Straße und 91
Jeder Spieler erhielt einen Meisterwimpel, einen „Meister-Ring“ mit Löwen und die Plakette der Stadt.
Die Victoria galt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen, weshalb die renommierte Goldschmiedin Elisabeth Treskow 1949 vom DFB den Auftrag erhielt, eine neue Trophäe zu schaffen. Treskow war seit 1948 Leiterin der Gold- und Silberschmiedeklasse der Kölner Werkschulen und machte sich gemeinsam mit ihren Studierenden an diese Aufgabe. Es entstand eine Silberschale mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern mit der Inschrift „Deutscher Fußballmeister“ und dem ausgesägten und aufgelöteten DFBLogo in der Mitte. Das Logo ist mit elf kleinen Turmalinen verziert, fünf große Edelsteine sind in den Außenkreis eingelassen und werden von in Goldgranulation aufgelegten Efeu-, Lorbeer- und Eichenblättern getragen. (Der Turmalin gilt als Chamäleon unter den Edelsteinen und wird auch als „Stein des Regenbogens“ bezeichnet, weil er je nach Betrachtungswinkel verschiedene Farben anzeigen kann.) Das Grundmaterial ist reinstes Sterlingsilber (eine Legierung aus 92,5 % reinem Silber und 7,5 % anderen Metallen, normalerweise Kupfer, mit einem Feingehalt von 925/1000), fünfeinhalb Kilo, welches zusammen mit den Edelsteinen ein Gesamtgewicht von elf Kilogramm ergibt. In die Schale eingraviert sind die Gewinner der seit 1903 ausgetragenen Deutschen Meisterschaft: Vereinsnamen verdichtet zu einer Schale der Zeit, die Unsterblichkeit durch die Epochen verleiht. 1981 wurde die Originalschale um einen Silberring erweitert, und 2009 erfolgte eine weitere Modifikation, beides vorgenommen durch den 96
Goldschmied Adolf Kunesch. Damit bietet die Schale nun Raum für die Gravuren der Titelgewinner bis 2026. Die Schöpferin der Schale, Elisabeth Treskow, wurde 1898 in Bochum geboren. Sie studierte u.a. an der Essener Folkwang-Schule und absolvierte eine Goldschmiedelehre in München. Seit 1919 besaß sie eine eigene Werkstatt. In den 1920er Jahren widmete sie sich der Wiederentdeckung der Granulation, einer äußerst schwierigen, von den Etruskern gepflegten antiken Goldschmiedetechnik. Sie wurde zunehmend mit Aufträgen nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Kirchen und öffentlichen Institutionen bedacht. So fertigte sie u.a. die Amtsketten der Oberbürgermeister von Essen und Köln. Nach dem Krieg nahm sie ihre Tätigkeit an den Kölner Werkschulen auf, wo sie 1956 zur Professorin ernannt wurde und bis 1964 tätig war. Sie schrieb sich mit ihren Gestaltungen, Entwürfen, Rekonstruktionen und technischen Entwicklungen in die Geschichte der Goldschmiedekunst ein. Ihr künstlerisches Schaffen wurde mit zahlreichen bedeutenden Preisen gewürdigt, darunter der Bayerische Staatspreis und der Staatspreis für Kunsthandwerk des Landes NordrheinWestfalen. 1964 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. In Köln ist ein Platz am Rande der Altstadt nach ihr benannt. Sie starb 1992 in Brühl bei Köln.
Von 1903 bis 1944 wurde die Victoria dem Deutschen Fußballmeister überreicht.
Meisterlöwen im Gespräch Am 8. Januar 2016 trafen die Autoren Peter Grosser, Alfred „Fredi“ Heiß und Hans Rebele, die allesamt 1966 mit dem TSV 1860 Deutscher Meister wurden. Ebenfalls beim Gespräch dabei war Franz Hell, 1860-Archivar, der die Meisterschaft 1966 als Kind erlebt hatte. München galt in der Saison 1965/66 als neue deutsche Fußballhauptstadt. Fritz Walter wurde mit dem Satz zitiert: „Ich möchte jetzt in München leben. In München ist was los im Fußball.“ Hat man das in München auch so wahrgenommen? Hell: Bei den Fans auf alle Fälle. Für das erste Bundesligaderby waren die Karten heiß begehrt. Man musste fünf Stunden für die Karten anstehen, und die waren dann sehr schnell ausverkauft. Im Stadion musste man dann auch schon gegen zwölf Uhr da sein, wenn das Spiel um 16 Uhr losging. Sonst bekam man keinen guten Stehplatz mehr. Grosser: Natürlich herrschte nach dem Aufstieg der Bayern eine gewisse Euphorie in München. Und dass der DFB für den 1. Spieltag gleich das Derby angesetzt hatte, tat sein Übriges dazu.
Heiß: Vereine wie der 1. FC Köln, der HSV oder Schalke waren im deutschen Fußball traditionell vorne dabei gewesen. Jetzt herrschte vor allem bei den Zuschauern große Euphorie, dass München da mithalten konnte. Hell: Diese Euphorie ging eigentlich mit dem Europacup-Finale 1965 in Wembley los. Damit wurde Sechzig bundesweit bekannt. Heiß: Na ja, die Euphorie gab es in München schon seit unserem Erfolg mit der Süddeutschen Meisterschaft 1963, durch die wir in die Bundesliga kamen. Grosser [Anm.: 1962/63 noch Spieler beim FC Bayern]: Dieser Erfolg war eine Sensation! In der Oberliga Süd hatten 1860 und Bayern ja zuvor nie eine Rolle gespielt. Erst als Max Merkel als Trainer zu 1860 kam und neue Spieler holte, änderte sich etwas. Er holte Spieler, die für ihn durchs Feuer gingen. Hell: Und mit Petar Radenkovic hatten wir auch den ersten Topstar der neuen Bundesliga. Durch seine Schallplatten war er ja auch noch ein Popstar. Grosser: Pop war das aber sicher nicht, was er gesungen hat …
97
Das Stadion „Wenn wir nur schon das Olympiastadion hätten“, seufzte 1860-Präsident Adalbert Wetzel beim Empfang der Meistermannschaft im Rathaus angesichts der kommenden Heimspiele im Europacup der Landesmeister. Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße, in dem die Löwen seit 1911 zuhause waren und soeben ihren größten Erfolg errungen hatten, schien nicht mehr zeitgemäß: viel zu klein, zu wenig Sitzplätze, zu wenig Parkplätze. Im November 1965 berichtete die Vereinszeitung Löwen-Post über die „Sardinenbüchse“ und darüber, dass aufgebrachte 1860-Mitglieder, die keine Sitzplatzkarte für die kleine Haupttribüne mehr bekommen hatten, auf der Vereinsgeschäftsstelle neben ihrem Mitgliedsausweis auch gleich ihre Fanartikel wie Fahnen, Wimpel und Stofftiere zurückgaben. Die Spielstätte auf Giesings Höhen war für München, seit 1957 Millionenstadt und seit neuestem Deutschlands Sporthauptstadt, nicht mehr gut genug. Welch starke emotionale Bindung der Spielort, der im Volksmund kurz und knapp nach dem früheren Besitzer als „Sechzger“(-Platz beziehungsweise -Stadion) bezeichnet wurde, vor allem im Umfeld des TSV 1860 entfachen konnte, wurde allen Beteiligten wohl erst klar, als die Spielstätte 1972 verlassen worden war und man über das zugige und stimmungsarme Olympiastadion lamentierte. Erst da erinnerte man sich wehmütig an die legendäre Stehhalle, an die aus der Enge des Stadions resultierende Nähe zwischen Zuschauern und Akteuren und an das Flair eines innerstädtisch und zentrumsnah gelegenen Spielorts. Später wurden dann auch die lange Historie des Stadions und seine identitätsstiftende Funktion für den TSV 1860 („Heimat der Löwen“) herausgestellt. Und manches, was zunächst als überholt und rückständig gegolten hatte, wie die manuell zu bedienende Anzeigetafel, entfaltete auf einmal einen ganz besonderen Charme. Dass sich aber insbesondere aus der Verbundenheit der Löwen-Fans mit „ihrem“ Stadion später gar ein regelrechter Kult entwickeln sollte, war 1966 noch längst nicht abzusehen.
„Das ist kein Fußballstadion für die Millionenstadt München“ Zum damaligen Zeitpunkt war das Gejammere über das „Kleinstadion“ auf Giesings Höhen nicht völlig neu, denn schon vorher hatte man kritische Stimmen vernommen. Doch nur wenige Jahre zuvor war man noch anderer Ansicht gewesen: Der Stadtrat hatte 1958 vor dem Hintergrund der für den Münchner Fußball 106
Zuschauer vor der Stehhalle.
mageren 1950er Jahre nach langwierigen Diskussionen die Idee eines Großstadions verworfen und stattdessen beschlossen, das Stadion an der Grünwalder Straße „bestmöglich auszubauen“. Dies geschah schließlich bis 1960 mit dem Neubau von Ost- und Westkurve sowie der Flutlichtanlage. Doch kaum war der Ausbau des Stadions auf 51.800 Plätze fertig, hagelte es Kritik: „Das ist kein Fußballstadion für die Millionenstadt München“, schimpfte die Abendzeitung nach dem ersten ausverkauften Spiel, da die Sichtverhältnisse bei hohen Zuschauerzahlen
Stadion nicht akzeptabel seien. Für den Stadtrat war die ständige Kritik am Stadion an der Grünwalder Straße ein leidiges Thema. Schon 1958 hatte Oberbürgermeister Thomas Wimmer angesichts des Ostkurvenneubaus, der aufgrund zu niedriger Stufen als „Treppenwitz“ verspottet wurde, gezürnt: „3,5 Millionen haben wir schon in diesen Krautacker gesteckt, und jedes Mal, wenn wir ein neues Stück angeflickt haben, hagelt es von irgendeiner Seite Proteste.“ Anfang der 1960er Jahre stiegen dann die Zuschauerzahlen stark an. Zum einen entsprach dies einem bundesweiten Trend, der vor allem auf das von den Gewerkschaften durchgesetzte arbeitsfreie Wochenende zurückzuführen war. Zum anderen sorgte die Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64 nicht erst mit ihrem Start, sondern schon in der letzten Oberligaspielzeit mit dem heißen Kampf um den einzigen Münchner Startplatz in der neuen Spielklasse für volle Ränge auf Giesings Höhen. Der Status eines Bundesligaspielorts zog weitere Baumaßnahmen am Stadion nach sich, vor allem, um den Sicherheitsstandard zu erhöhen. „Wie bei Raubtierdressuren im Zirkus“ kam sich der Reporter des Münchner Merkur 1963 aufgrund der neuen Zäune und Barrikaden vor. 1965 wurde ebenfalls aus Sicherheitsgründen das Fassungsvermögen des Stadions auf 44.300 beziehungsweise 40.300 Plätze (im Winterzeitraum vom 1. Dezember bis 15. März) redu-
ziert. Die Saison 1965/66 war im Übrigen die letzte, in der die Zuschauer Flaschenbier konsumieren durften. Mit dem ab Oktober 1966 verfügten Flaschenverbot verschwanden auch die über die Ränge kriechenden Buben, die sich mit dem Pfand der eingesammelten Flaschen ihr Taschengeld aufgebessert hatten.
Erst später lernt man das Flair des Sechzgers zu schätzen Nachdem die Kritik am „Kleinstadion“ an der Grünwalder Straße immer mehr zugenommen hatte, wurde unter der Führung des seit 1960 amtierenden Oberbürgermeisters Hans-Jochen Vogel der schon seit Jahrzehnten angedachte Bau eines Großstadions am Oberwiesenfeld im Norden der Stadt forciert. Gründe für diesen Entschluss gab es genug: Schließlich hatte München mit dem Stadion an der Grünwalder Straße seit 1940 kein A-Länderspiel mehr und nie ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft oder den DFB-Pokal zugeteilt bekommen. Außerdem verlangte das Prestige der ständig wachsenden bayerischen Landeshauptstadt (1966 bereits 1,2 Millionen Einwohner) nach einer standesgemäßen Arena. 1964 kaufte die Stadt vom Freistaat Bayern daher das ehemalige Militärareal am Oberwiesenfeld und lobte einen Architektenwettbewerb für ein neues Stadion mit 90.000 Plätzen aus. Nachdem sich die
Das Stadion von den Häusern an der Grünwalder Straße aus gesehen: volles Haus beim Derby gegen den FC Bayern am 14. August 1965.
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Sein Nachfolger wurde der frühere österreichische Nationalspieler Franz „Bimbo“ Binder. Bis März ging es kurzzeitig bis auf Rang 13 nach oben, doch die hinter den Löwen rangierenden Vereine befanden sich mit bis zu fünf Spielen im Rückstand. In einer „begradigten“ Tabelle hätte nie mehr als jener Platz 17 zu Buche gestanden, der auch am Saisonende zu verzeichnen war. Der Meister von 1966 musste zurück in die Regionalliga. Ein Jahr später enthüllte der Präsident der Offenbacher Kickers, dass es im Abstiegskampf der Saison 1970/71 keineswegs mit rechten Dingen zugegangen war. Die Frage scheint ein Tabu zu sein, doch man darf annehmen, dass der Kauf von Spielen keineswegs eine Erfindung jener Saison war, die Löwen in ihrem Abstiegsjahr also möglicherweise auch das Opfer unlauterer Machenschaften wurden. Hier traf sicher auch den DFB eine Mitschuld, der der neuen Bundesliga ein Statut verpasst hatte, welches mit echtem Profitum nur wenig zu tun hatte und bei den Vereinen eine Schatten-
welt obskuren Finanzgebarens etablierte, in der von manchen dann eben auch die Grenze zur Bestechung überschritten wurde. Die eigentliche Ursache des Niedergangs der Löwen lag jedoch in dem Versäumnis, in erfolgreichen Zeiten ein solides Fundament in Gestalt professioneller Strukturen zu legen, die Entscheidungen in Sach- und Personalfragen in kompetente Hände gegeben hätten. Das Training von Max Merkel mag antiquiert gewesen sein, in seiner Kritik am amateurhaften Auftreten der Vereinsführung des TSV 1860 durfte der Meistertrainer sich aber spätestens 1970 bestätigt fühlen. Löwen-Fans begannen bald, Buttons mit dem Aufdruck „Wir kommen wieder“ zu tragen. Es sollte bittere sieben Jahre dauern, bis die Rückkehr in die Bundesliga gelang. Doch je düsterer die sportliche Lage wurde – und dies gilt bis heute –, desto heller erstrahlte die Erinnerung an den Höhepunkt der Fußballgeschichte des TSV 1860: die Deutsche Meisterschaft des Jahres 1966!
EIN W URF
Löwen 1966 vs. Löwen 1977 Einen großen Auftritt hatten die Meister von 1966 noch einmal am 8. Juli 1977, als sie im Abschiedsspiel für Petar Radenkovic im Olympiastadion gegen die aktuelle Löwenmannschaft antraten, die gerade in die Bundesliga zurückgekehrt war. 28.000 Zuschauer wollten sich dieses Schmankerl nicht entgehen lassen. Fritz Walter, der Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1954, fungierte als Teamchef der Meisterlöwen, Sammy Drechsel, der Begründer der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, als technischer Leiter, was immer das auch bedeuten mochte. Um die medizinische Versorgung kümmerten sich Professor Karl Viernstein und Masseur Hans Montag. Geleitet wurde das Spiel vom Münchner Bundesligaschiedsrichter Rudolf Frickel.
Die Meisterlöwen hatten sich gewissenhaft vorbereitet und eine ganze Reihe von Testspielen bestritten, während die 1977er-Mannschaft gerade erst aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Alle 15 Spieler, die 1965/66 eingesetzt worden waren, waren dabei; mit Werner Anzill wirkte auch ein ehemaliger Löwe mit, der in der Meistersaison nicht mehr zum Kader gehört hatte. Alfred Kohlhäufl wäre für beide Teams spielberechtigt gewesen, trat aber mit der aktuellen Mannschaft an. Damit geriet er auf die Verliererseite, denn die Meister von 1966 demonstrierten zur Freude des Publikums eindrucksvoll, dass sie das Fußballspielen keineswegs verlernt hatten, und gingen mit einem souveränen 4:1 als Sieger vom Platz. Zur Halbzeit hatte es noch 1:1 gestanden. Und das ganz ohne die harte Hand von Max Merkel!
Mannschaftsaufstellungen und Torfolge: Löwen 66: Petar Radenkovic, Bernd Patzke, Manfred Wagner, Otto Luttrop, Hans Reich, Zeljko Perusic, Hans Küppers (46. Wilfried Kohlars), Peter Grosser (60. Werner Anzill), Alfred Heiß (46. Rudolf Zeiser), Hans Rebele (7. Rudolf Brunnenmeier, 60. Rudolf Steiner), Friedhelm Konietzka
In einem Freundschaftsspiel schlagen die „Löwen 1966“ die „Löwen 1977“ am 8. Juli 1977 mit 4:1. Konietzka trifft zum 3:1, Kohlhäufl, Hartmann und Hartwig haben das Nachsehen.
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Löwen 77: Bernd Hartmann, William Hartwig, Ahmet Glavovic, Alfred Kohlhäufl, Dieter Agatha (46. Alfred Herberth), Jan-Hoiland Nielsen, Anton Nachreiner, Georg Metzger (46. Siegfried Köstler), Wilhelm Bierofka, Hans Haunstein (46. Klaus Vöhringer), Peter Falter (46. Wolfgang Metzler) – Trainer: Heinz Lucas Tore: 1:0 Konietzka (20.); 1:1 Nielsen (40.) – 2:1 Luttrop (53.); 3:1 Konietzka (72.); 4:1 Luttrop (82.)
Die Meisterlöwen Die Spieler Ludwig „Bubi“ Bründl (* 23. November 1946 in Ering/Inn) Bubi Bründl kam im Alter von 13 Jahren vom SV Ering zum TSV 1860. Im Frühjahr 1965 wurde er in die deutsche Jugendnationalmannschaft berufen, mit der er dann beim alljährlichen UEFA-Jugendturnier den fünften Platz belegte. In der Meisterschaftssaison 1965/66 gehörte er zum Kader der 1. Mannschaft. Einen Pflichtspieleinsatz gewährte Max Merkel ihm nicht, obwohl in der Presse gelegentlich der Vorschlag auftauchte, ihm doch eine Chance zu geben, als es in der Rückrunde nicht so gut lief. Der Durchbruch kam erst in der folgenden Saison. In den Spielzeiten 1966/67 und 1967/68 absolvierte Bründl insgesamt 42 Bundesligaspiele für die Löwen und erzielte dabei 13 Tore. Dann wechselte er zum 1. FC Köln, wo er nicht glücklich wurde, weshalb es nach nur einem Jahr weiter zu den Stuttgarter Kickers in die Regionalliga Süd ging. In seinem zweiten Jahr bei den Kickers wurde er Torschützenkönig dieser Liga, woraufhin Eintracht Braunschweig ihn zurück in die Bundesliga holte. Bei den Niedersachsen blieb Bründl fünf Jahre, dann beendete er seine Karriere bei Vevey Sports in der Schweiz. Zu den Löwen kehrte er als Mitglied der Traditionsmannschaft zurück; außerdem trainierte er Jugendmannschaften im Münchner Umland. Der gelernte Verlagskaufmann lebt heute in Eichenau bei München. Rudolf „Rudi“ Brunnenmeier (* 11. Februar 1941 in Olching, † 18. April 2003 in München) In der Saison 1959/60 erzielte ein Stürmer für seinen Heimatverein SC Olching Tore am Fließband, über 80 sollen es gewesen sein. Sein Trainer war der frühere Löwenspieler Richard Hiergeist. Er empfahl das Talent den Verantwortlichen des TSV 1860, die der junge Rudi Brunnenmeier erstaunli-
schaftskapitäns. cherweise erst beim zweiten Vorspielen Brunnenmeier litt überzeugen konnte. Einmal da, schaffte unter der Trener den Sprung von der A-Klasse in die nung von seiner Oberliga Süd ganz ohne Probleme und Verlobten, der erzielte in den drei verbleibenden Oberder Verein einen ligaspielzeiten jeweils mehr als 20 Tore. Friseursalon einAuch in der Bundesliga änderte sich gerichtet hatte, nichts an seiner Treffsicherheit; die und hatte wohl Saison 1964/65 beendete er mit 24 Einschon damals schüssen als Torschützenkönig. mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Viermal wurde er in die deutsche Wegen einer Verletzung versäumte er Juniorennationalmannschaft (damals mehrere Spiele und kam insgesamt eine U23) berufen. Am 4. November auf nur 27 Einsätze, bei denen er 15 1964 folgte im WM-Qualifikationsspiel Tore erzielte, seine niedrigste Quote in gegen Schweden in Berlin das Debüt der 1. Mannschaft. Darunter befanden in der A-Nationalmannschaft, bei dem sich allerdings auch sehr wichtige, er den Treffer zum 1:0 erzielte. Gleich nicht zuletzt der Führungstreffer beim bei seinem zweiten Einsatz, im März 1965, gegen Italien wurde er sogar zum 2:0-Sieg in Dortmund. Nach der Meisterschaft blieb Brunnenmeier noch Kapitän der Nationalelf ernannt. Im zwei Jahre bei den Löwen, konnte Herbst 1965 kam er noch drei weitere aber nicht mehr an seine früheren Male zum Zug: In Stockholm, beim Leistungen anknüpfen. Er wechselte Rückspiel gegen Schweden, bereiin die Schweiz und spielte später tete er den 1:1-Ausgleichstreffer des auch noch in Österreich. Nach seiner deutschen Teams vor; gegen ÖsterRückkehr nach München versuchte er reich erzielte er das schönste Tor des Spiels, das jedoch nicht zählte, weil der sich mehrfach und nicht ohne Erfolg als Trainer, zuletzt beim FC Wacker. Schiedsrichter, unter Missachtung der Doch immer wieder warfen ihn seine Vorteilsregel, das Spiel unterbrochen Alkoholprobleme aus der Bahn, so hatte; im letzten WM-Qualifikationsdass er sein Leben nicht mehr in den spiel auf Zypern steuerte er zwei Tore Griff bekam. Rudi Brunnenmeier starb zum 6:0-Sieg bei. Dies war Brunnenim April 2003 und wurde unter großer meiers letzte internationale Berufung, Anteilnahme der Löwengemeinde auf den Sprung in den WM-Kader schaffte er zu seiner großen Enttäuschung nicht. dem Münchner Ostfriedhof begraben. Er ist bis heute der erfolgreichste BunVermutlich nicht ganz ohne eigene desligatorschütze der Löwen, erzielte Schuld, denn er erschien trotz Einladas 2:0 beim Pokalsieg 1964 gegen Eindung nicht zu einem Trainingslager der Nationalmannschaft in der Sportschule tracht Frankfurt und führte die Mannschaft beim Europapokalfinale 1965 in Grünwald, wobei es wohl auch einige Wembley als Kapitän auf das Spielfeld. Kommunikationsprobleme zwischen Die Erfolgszeit des TSV 1860 in den dem TSV 1860 und dem DFB gab. 1960er Jahren bleibt untrennbar mit Die Saison 1965/66 verlief ohnehin seinem Namen verbunden. nicht problemfrei. Bis zum Sommer 1965 hatte es andauernde Spekulationen über einen Wechsel nach Italien Hans Fischer (* 23. August 1944 in Fürstenfeldbruck) gegeben, dann nahm ihm Max Merkel Der Stürmer Hans Fischer stand in der Anfang August wegen einiger nächtJugendmannschaft des TSV 1860, die licher Eskapaden das Amt des Mann-
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Die Deutsche Fußballmeisterschaft 1966 war der größte Triumph in der Vereinsgeschichte des TSV 1860 München. Mit Spielern wie Radenkovic, Brunnenmeier, Patzke und Grosser sowie Trainer Max Merkel belegte man am Ende der Saison verdientermaßen Platz eins. In packenden Berichten, Porträts aller Spieler und Funktionäre sowie vielen Fotos lebt diese ruhmreiche Zeit im Buch wieder auf – eine echte Hommage an einen großen Traditionsverein.
ISBN 978-3-7307-0272-7 VERLAG DIE WERKSTATT
Nummerierte Ausgabe