HUUB STEVENS
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BIOGRAFIE
VERLAG DIE WERKSTATT
INHALT Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1 Das plötzliche Ende in Hoffenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2 Bewegte Jugendjahre in Sittard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3 Der frühe Tod meines Vaters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4 Spieler bei Fortuna Sittard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5 Elf schöne Jahre bei PSV Eindhoven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 6 Die größte Niederlage aller Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7 Die besondere Beziehung zu Kees Rijvers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 8 Die niederländische Nationalmannschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 9 Leidenschaftlicher Jugendkoordinator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 10 Fast Meister mit Roda JC Kerkrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 11 Rudi Assauer, mehr als ein Freund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 12 Jahrhunderttrainer des FC Schalke 04 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 13 Der Triumph im UEFA-Pokal 1997 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 14 Vier Minuten Meister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 15 Champions League an 9/11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 16 Die Enttäuschung bei Hertha BSC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 17 Zweitliga-Meister mit Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 18 Die Sicht des Trainers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 19 Meine Rückkehr zu Roda JC Kerkrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Inhalt
20 Die Krankheit von Toos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 21 Überraschungserfolg mit dem Hamburger SV . . . . . . . . . . . . . . . . 160 22 Die zehn besten Sprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 23 PSV Eindhoven – ein Kampf gegen Windmühlen . . . . . . . . . . . . . . 174 24 Umgang mit den Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 25 Österreichischer Meister mit Red Bull Salzburg . . . . . . . . . . . . . . . . 192 26 Rückkehr zu Schalke 04 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 27 Kees Ploegsma: Berater, Nachbar und Freund . . . . . . . . . . . . . . . . 210 28 Das seltsame Abenteuer mit PAOK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 29 Alfred Schreuder, mein bester Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 30 Zweimal gerettet: VfB Stuttgart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 31 Die besten Spieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 32 Mein Leben nach dem Fußball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Zahlen und Fakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
14 VIER MINUTEN MEISTER
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as Finale der Bundesligasaison 2000/01 war ein echter Krimi. Bayern München und Schalke hatten zwei Spieltage vor Schluss beide 59 Punkte. Am vorletzten Spieltag verloren wir in der letzten Spielminute 0:1 in Stuttgart, und Bayern gewann zuhause in der letzten Spielminute mit 2:1 gegen Kaiserslautern. Alle dachten, der Meister würde damit feststehen. Die Bayern brauchten im letzten Spiel beim Hamburger SV nur noch ein Unentschieden. Bei gleicher Punktzahl wäre Schalke Meister, denn wir hatten die bessere Tordifferenz. Das letzte Spiel fand zuhause gegen Unterhaching statt. Wir lagen schon mit 0:2 zurück und spielten nicht besonders gut, dafür war der Spielverlauf unglaublich spannend. Manchmal war es kaum auszuhalten. In der Endphase des Spiels schafften wir zunächst den Anschluss zum 2:3 und siegten dann noch mit 5:3. Das hatten wir insbesondere Ebbe Sand zu verdanken, der grandios spielte. Dann hörten wir plötzlich, dass die Hamburger gegen Bayern in der 90. Minute das 1:0 erzielt hatten. Ein Raunen ging durch das Stadion: „Hamburg führt, Hamburg führt …“ Unser Spiel wurde abgepfiffen, wir hatten 5:3 gewonnen, und der HSV führte noch immer. Das Stadion wurde plötzlich zu 104
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einem Vulkan, der ganz langsam ausbrach. Irgendwann traf die Nachricht ein, dass das Spiel in Hamburg abgepfiffen sei. Alle fielen sich in die Arme, unglaublich. Später hörte ich dann, dass es der Reporter des Senders Premiere gewesen war, der die Nachricht verbreitet hatte. Ich wollte es aber genau wissen und bin nach oben in unsere Umkleide geeilt. Dort saßen Youri Mulder und Robert Wagner und schauten sich zu meinem Erstaunen noch das Spiel des HSV gegen die Bayern an. Das Spiel war noch gar nicht abgepfiffen worden! Plötzlich pfiff Schiedsrichter Markus Merk einen indirekten Freistoß, weil der HSV-Torwart eine Rückgabe mit der Hand aufgenommen hatte, doch es war überhaupt keine Rückgabe gewesen. Der Freistoß im Strafraum ging durch alle möglichen Beine hindurch und führte zum 1:1. Das war das Ende unseres Traums von der Deutschen Meisterschaft. Ich weiß noch, wie Youri vor lauter Wut eine Schranktür eingetreten hat und unten im Stadion noch immer alle am Feiern waren. Ich bin hinuntergegangen, und allmählich drang es auch im Stadion durch, dass die Bayern noch ein Unentschieden erreicht hatten. Man konnte sehen, wie der Vulkan wieder in sich zusammenbrach. „Ruhig bleiben, ganz ruhig bleiben“, sagte ich mir die ganze Zeit. Ich wollte zunächst die Mannschaft versammeln, denn eine Woche später stand das DFB-Pokalfinale an, und dafür galt es, die Spieler mental wieder aufzurichten. Alle Spieler weinten, auch Assauer und der Zeugwart. Ich hatte zwar auch Tränen in den Augen, aber ich war nicht am Boden zerstört. Das kam erst später. Nach ungefähr zwanzig Minuten hatten sich alle Spieler in der Umkleide versammelt. Mir war zwar bewusst, dass meine Worte jetzt nicht zu ihnen durchdringen würden, aber ich musste einfach etwas tun. Ich unterdrückte meine Tränen und wollte den Jungs ein Vorbild sein. Das war wirklich nicht leicht, aber es musste 105
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sein. Also sagte ich: „Jungs, das war jetzt natürlich dramatisch … Aber wir haben uns direkt für die Champions League qualifiziert. Und wir haben uns nichts vorzuwerfen, denn wir haben wirklich alles gegeben. Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Die Bayern hatten verdammt viel Glück, aber wir müssen in einer Woche den Pokal gewinnen, damit wir die Saison doch noch mit einem Titel krönen können. Geht jetzt einfach nach Hause, schaltet ab und kommt am Dienstag wieder.“ Dann verabschiedeten wir uns noch von unserem alten Stadion, in dem wir zum letzten Mal gespielt hatten. Die Zuschauer waren alle noch da. Zu unserer Überraschung wurde ein Feuerwerk gezündet, aber das galt jetzt nur dem Abschied vom Parkstadion. Danach sind wir noch zur Geschäftsstelle gegangen, dort trafen wir uns nach dem Spiel immer mit den Frauen und Kindern. Toos, Maikel und Laura waren auch da. Irgendwann standen bestimmt 5.000 Fans vor dem Raum, sie sangen Lieder für uns, um sich bei uns zu bedanken. Assauer und ich sind daraufhin wieder nach draußen gegangen, um uns unsererseits bei den Fans für ihre großartige Unterstützung zu bedanken. Wir haben noch etwas gegessen und getrunken – ehrlich gesagt, ziemlich viel getrunken –, und irgendwann sind alle nach Hause gegangen. Ich konnte nicht nach Hause, sondern „nur“ zu meiner Schlafstätte. Ich wohnte im Schloss Wittringen, das Charly Neumann gepachtet hatte. Dort gehörte ihm auch das Restaurant. Wenn abends alle, inklusive der Angestellten, weg waren und das Tor geschlossen wurde, dann blieb ich als Einziger als Schlossherr zurück. Dort habe ich alleine noch eine Flasche Wein geleert und bin ins Bett gekippt. Erst Montagmorgen bin ich nach Hause nach Eindhoven gefahren. Dienstag war ich wieder bei Schalke, und Donnerstag sind wir zum DFB-Pokalfinale nach Berlin gefahren. Wir haben gegen den Regionalligisten 1. FC Union Berlin gespielt. Ein grauenhaftes Spiel war das, wirklich unglaublich schlecht. Van Kerckhoven hatte nicht mitbekommen, dass er auf dem Platz 106
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stand, ähnlich erging es einigen anderen Spielern. Sie waren mit ihren Gedanken noch bei der verpassten Deutschen Meisterschaft. Nur einer ließ sich von all dem nichts anmerken, Jörg Böhme. Er war ein ähnlicher Typ wie Barry van Galen, auch er spielte mit links und hatte dasselbe Temperament. Böhme schoss beide Tore zum 2:0-Sieg und verhalf uns so noch zu einem Titel, dem DFBPokal. Wir haben danach zwar gefeiert, und Assauer fing sogar an zu singen, aber am nächsten Tag auf der Heimfahrt im Zug fiel mir doch auf, wie groß die Enttäuschung über die verpasste Deutsche Meisterschaft bei den Jungs war. In Gelsenkirchen auf dem Bahnhof wurden wir von einer Menschenschar empfangen. So viele Leute standen dort, einfach unglaublich. Sie waren aber auch aus Enttäuschung gekommen. Wir sind danach mit dem Bus zum Stadion gefahren, und auch dort erwarteten uns wieder viele enttäuschte Fans. Das war ein seltsames Gefühl. Wir hatten uns für die Champions League qualifiziert, soeben den Pokal geholt, aber dennoch waren alle enttäuscht. Alle redeten nur über die vier Minuten, die wir Deutscher Meister gewesen waren. Nicht zu fassen, wie viel Aufmerksamkeit dem geschenkt wurde. Später wurde sogar eine Fernsehdokumentation darüber gedreht. Das Ganze entwickelte sich zu einer Tragödie. Die Gefühle sind kaum in Worte zu fassen. Das ist durchaus typisch für einen deutschen Traditionsverein wie Schalke. Ich habe noch sehr lange darüber nachgedacht, auch während meines Urlaubs im Anschluss an die Saison. Als wir in die Vorbereitung für die Saison 2001/02 starteten, die mein letztes Jahr bei Schalke sein würde, war der Schock bei den Knappen noch immer präsent. Wir haben die riesige Enttäuschung nur schleppend langsam verkraftet. Schaut man sich das aber einmal in Ruhe an, dann hatten wir die Meisterschaft nicht am letzten, sondern eigentlich bereits am vorletzten Spieltag mit der 0:1-Niederlage gegen Stuttgart verspielt.
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Huub Stevens ist einer der erfolgreichsten Bundesliga-Trainer. Mit dem FC Schalke 04 holte er 1997 den UEFA-Cup, zweimal den DFB-Pokal und war 2001 für vier Minuten Deutscher Meister. Auch mit dem HSV und dem 1. FC Köln feierte er große Erfolge, den VfB Stuttgart rettete er gleich zweimal vor dem Abstieg. In seiner Autobiografie erzählt er offen von seiner ebenso imposanten wie bewegten Karriere. Aber auch der Mensch Stevens kommt zu Wort und gibt ganz neue Einblicke in sein Leben.
ISBN 978-3-7307-0333-5 VERLAG DIE WERKSTATT