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An der Mozart-Quelle

Die Geigerin Janine Jansen und die Camerata Salzburg in konzertant-symphonischer Allianz.

VON RAINER LEPUSCHITZ

Die Koordinaten des Programms und der ausführenden Musiker:innen verlaufen zwischen den Niederlanden, England und Österreich, zwischen Den Haag, der Provinz Utrecht, London, Salzburg, Lambach und Wien. Die Camerata Salzburg eröffnet ihr Gastspiel mit der sogenannten Lambacher Symphonie von Wolfgang Amadeus Mozart. Diese entstand während einer Europareise Leopold Mozarts und seiner beiden »Wunderkinder« 1766 in Den Haag. Lambach kam erst in den Werknamen, nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts eine Abschrift der Symphonie in dem oberösterreichischen Benediktinerkloster gefunden worden war. Vater und Sohn Mozart hatten auf einer Konzertreise 1769 dort Quartier gemacht und als Dank jeweils eine der mitgeführten Symphonien hinterlassen. Eigentlich sollte die Symphonie den Beinamen Den Haag tragen, denn auf den originalen Orchesterstimmen, die 1982 in der Bayerischen Staatsbibliothek München entdeckt wurden, findet sich auf der Titelseite der Symphonie K 45a neben Wolfgangs Namen auch der Zusatz »à la Haye 1766« (französisch für Den Haag) in der Handschrift Leopold Mozarts.

Mozarts Musik ist in die DNA der 1952 von dem Mozart-Apologeten und Salzburger Festspielmitbegründer Bernhard Paumgartner ins Leben gerufenen Camerata gleichsam eingeschrieben. Auch in der Zusammenarbeit mit den ungarischen Pianisten Géza Anda und Sir András Schiff in zwei Gesamteinspielungen der Klavierkonzerte und äußerst nachhaltig mit dem ungarischen Geiger und Dirigenten Sándor Végh entwickelte die Camerata ein Sensorium für Mozarts Musiksprache und kommt dem Klang der Seele und dem musikalisch-emotionalen Wesen des Salzburger Komponisten immer wieder auf die Spur.

Janine Jansen

© Lukas Beck

Nach der »Den Haager«-Symphonie wird die aus der Provinz Utrecht stammende Geigerin Janine Jansen mit Mozarts erstem, im Frühjahr 1773 nach einer Italienreise in Salzburg fertiggestelltem Violinkonzert (B-Dur K 207) vor das Wiener Publikum treten. Die charismatische Musikerin wird nicht nur von Musikfreund:innen in Wien, sondern weltweit für ihr klar perlendes und faszinierend facettenreiches Spiel auf ihrer Stradivari bewundert. Jansen verweilt auf ihren weiten Wanderungen durch das Violinrepertoire mittlerweile besonders gerne bei Mozarts konzertanter Violinmusik. Dabei sucht sie vor allem die Zusammenarbeit mit der Camerata aus Mozarts Geburtsstadt und den sprichwörtlichen »MozartUrklang« des Orchesters. Sie geht gewissermaßen an die MozartQuelle. Die Allianz zwischen der niederländischen Geigerin und dem Salzburger Orchester ist längerfristig anberaumt. Auf Konzertreisen haben sie bei Mozart bereits mehrfach in den »großen melodischen Bögen mit bemerkenswerter Feinheit« (wie die Zeitung Die Rheinpfalz schrieb) zusammengefunden und sich in ihrer »übersprudelnden musikalischen Fantasie« (wie die Berliner Morgenpost schrieb) ebenso getroffen wie in ihrer Liebe zu besonderen Details.

Den zweiten Konzertteil wird die Camerata mit Mozarts Symphonie Es-Dur K 16 eröffnen, jenem erstaunlichen, in London von dem noch nicht Zehnjährigen komponierten Werk, in dem schon spätere Mozart-Kompositionen wie die geheimnisvolle Sarastro-Welt der »Zauberflöte« oder die Thematik späterer Symphonien (B-Dur K 319, »Jupiter« K 551) zu erahnen sind.

Zum krönenden Beschluss werden sich Janine Jansen, Konzertmeister Gregory Ahss und die Camerata einem ebenfalls in Salzburg (im Frühjahr 1774) komponierten konzertanten Werk widmen, dem Concertone für zwei Violinen und Orchester K 186E, in dem Mozart traumwandlerisch die Art des barocken Concerto grosso in die klassische Form der Sinfonia concertante überführte. Darin können sich der solistischen Entfaltung des Geigenduos die Oboisten sowie die Stimmführer von Bratschen und Celli anschließen, denn auch für diese Instrumente hat Mozart schöne Soli erfunden, die sich in dem für die Camerata wie für Jansen oft typischen kammermusikalischen Spielstil vereinen werden – zu einem wahrhaft großen Konzert.

Die Camerata kommt dem Klang der Seele und dem musikalisch-emotionalen Wesen des Salzburger Komponisten immer wieder auf die Spur.

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Mo, 24/04/23, 19.30 & Di, 25/04/23, 18.30 Uhr · Großer Saal

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60109

Camerata Salzburg · Janine Jansen · Gregroy Ahss

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