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Franz Welser-Möst

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Magie und Energie

Magie und Energie

Der bedeutende Dirigent widmet sich mit den Wiener Philharmonikern, dem Arnold Schoenberg Chor sowie ausgewählten Solist:innen der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach.

VON DÁVID GAJDOS

Es ist schwer zu glauben, dass es schon vor fast 40 Jahren war, als Franz Welser-Möst im Wiener Konzerthaus debütierte. Der damals 21-Jährige durfte sich am 6. Mai 1982 im Zyklus »Talente stellen sich vor« im Schubert-Saal mit Haydn, Mozart und einem neuen Stück des auch erst 24-jährigen Thomas Daniel Schlee das erste Mal dem Publikum des Hauses präsentieren und dirigierte das Wiener KammerOrchester. Nur fünf Tage später stand er schon im Großen Saal am Pult »seines« Linzer Jeunesse-Orchesters, das er noch am Linzer Musikgymnasium gegründet hatte und bis 1985 erfolgreich leitete. Im Dezember desselben Jahres kehrte er mit diesem, seinem ersten Orchester noch einmal ins Wiener Konzerthaus zurück, immer noch unter seinem Geburtsnamen Franz Möst.

Als er im Mai 1993 dann das nächste Mal im Großen Saal dirigierte, war der Doppelname Welser-Möst, den er sich in Gedenken an seine Heimatstadt Wels in der Mitte der 1980erJahre zulegte, längst eine Marke. Dieses Konzert fand im Rahmen des 26. Internationalen Musikfests statt; er war mit seinem ersten großen Orchester, dem London Philharmonic, zu Besuch. Mit seiner langen erfolgreichen Tätigkeit am Opernhaus Zürich (1995–2008) sowie seit 2002 als aktiver Chefdirigent des Cleveland Orchestra sorgte und sorgt er Saison für Saison zuverlässig für Spitzenleistungen.

Auch mit den Wiener Philharmonikern verbindet ihn eine jahrzehntelange Zusammenarbeit. Er debütierte mit dem Orchester 1998 im Salzburger Festspielhaus bei der Mozartwoche und leitete noch in derselben Saison sein erstes Abonnementkonzert im Musikverein. Zahlreiche Engagements folgten: Konzertreisen, Festivalbesuche und zwei Neujahrskonzerte – 2023 leitete er dieses mediale Superevent zum dritten Mal. Im Wiener Konzerthaus zeigte er in dieser Saison schon mit einem Brahms-Strauss-Programm, dass seine Beziehung zu den Wiener Philharmonikern ebenso lebendig wie harmonisch ist.

Am 1. und 2. April wird er diese ein Vierteljahrhundert währende Erfolgsgeschichte im Großen Saal weiterführen: Auf dem Programm steht Johann Sebastian Bachs monumentale Matthäuspassion. Große philharmonische Orchester spielen heutzutage immer seltener Bach – aber wenn sie es tun, sind die Erfahrungen oft positiv. Und zwar nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Orchester selbst: Nachdem sich Philippe Jordan 2015 mit seiner Idee bei den Wiener Symphonikern durchgesetzt hatte, jeweils zu Ostern Bachs Passionen und die Messe in h-moll aufzuführen, wirkten sich die Bemühungen, ein filigranes Klangideal zu erreichen, äußerst vorteilhaft auf den Klang des Orchesters aus, auch beim romantischen Repertoire. Ähnlichen Überlegungen folgte auch Shootingstar Klaus Mäkelä, der mit der Messe in h-moll in der letzten Saison ebenfalls österliche Klangreinigung bei seinem Oslo Philharmonic betrieb. Ob sich nach der Bach-Kur der berühmte philharmonische Klang verändern wird, werden dann die Konzerte danach zeigen.

Franz Welser-Möst

© Satoshi Aoyagi

Kunst besitzt immer auch ein bisschen die Eigenschaft, dass man sich in sie flüchten kann.

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Sa, 01/04/23, 15.30 Uhr · Großer Saal

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60070

So, 02/04/23, 19.00 Uhr · Großer Saal

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60071

Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion BWV 244

Wiener Philharmoniker · Welser-Möst · Arnold Schoenberg Chor · Opernschule der Wiener Staatsoper

Julian Prégardien Evangelist · Liviu Holender Christus · Christina Landshamer Sopran · Anna Lucia Richter Mezzosopran · Martin Mitterrutzner Tenor · Ludwig Mittelhammer Bariton

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