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Im Porträt: Manu Delago
Klangabenteurer
Der vielseitige Komponist, Pionier der Handpans und Porträtkünstler Manu Delago
VON NADA CHEKH
Manu Delagos Karriere soll bereits im Alter von zwei Jahren begonnen haben, als er sich zum ersten Mal an ein Drumkit setzte. Es war der Beginn einer tiefen Leidenschaft für Rhythmus und Melodien: Als Jugendlicher spielte der gebürtige Innsbrucker in verschiedenen Bands; seine Rockgruppe HotchPotch gewann den österreichischen Band Contest und bespielte Bühnen in Österreich, Deutschland, Italien und Spanien. Im Jahr 2003 entdeckte Delago die Handpans für sich, die mit ihrer intuitiven Spielbarkeit und reichen Bandbreite an rhythmischen Klängen seine Leidenschaft für das Komponieren entfachte.
Er verfeinerte sein Können an renommierten Institutionen und schloss sein Studium der klassischen Percussion am Mozarteum in Innsbruck, das des Jazzschlagzeugs an der Guildhall School of Music & Drama und das der Komposition am Trinity College in London ab.
Sein Solostück »Mono Desire« wurde zum Hit auf YouTube und katapultierte Delago in den Rang eines Pioniers der Handpans. Sein Soloprojekt »Handmade« und das Duo Living Room ermöglichten ihm 2007 die Veröffentlichung von Alben, für die er mit namhaften Künstler:innen wie Erik Truffaz, Andreya Triana und Douglas Dare zusammenarbeitete.
Ätherische Klangwelten
Manu Delago möchte »Dinge erschaffen, die die Welt noch nicht gehört hat«. Die Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Organischem und Elektronischem garantiert außergewöhnliche Konzertabende. Im Laufe seiner Karriere bespielte Delago schon Veranstaltungsorte und Festspiele wie die Royal Albert Hall und die Carnegie Hall in London, das Sydney Opera House und das Fuji Rock Festival im japanischen Naeba. Als Solist trat er mit Orchestern wie dem London Symphony Orchestra, dem Metropole Orkest und dem Zürcher Kammerorchester auf.
Sein feinsinniges Spiel nimmt das Publikum mit in ätherische Klangwelten, in denen die Genres verschmelzen. Auf seiner musikalischen Reise kooperierte der Grammy-Nominierte aus Tirol schon mit Größen wie Shpongle, Björk, Anoushka Shankar, The Cinematic Orchestra und Ólafur Arnalds. Sein Beitrag zum 2011 erschienen Album »Biophilia« von Björk und die darauffolgenden weltweiten Tourneen mit der isländischen Gesamtkünstlerin zeigten die Vielseitigkeit seines Percussion-Repertoires.
In seinem Album »Metromonk« (2016) lotete Delago Grenzen aus, indem er Klänge aus den Handpans elektronisch manipulierte, wie es im fesselnden Titel »Freeze« zu hören ist, dessen Musikvideo inmitten der Alpen gedreht wurde. Dieses kreative Unterfangen legte den Grundstein für »Parasol Peak«, ein preisgekröntes Album und Filmprojekt, bei dem Delago eine Musikgruppe auf einer alpinen Bergexpedition leitete.
Seine klanglichen Erkundungen setzte er mit dem Album »Circadian« (2019) und seinem immersiven Remix »Nightliner« fort, die sich mit dem Schlafzyklus beschäftigten. Als überzeugter Umweltschützer initiierte Delago die klimaneutrale ReCycling Tour, bei der er mit seiner Band zu Auftritten in Deutschland und Österreich mit dem Fahrrad reiste.
2021 präsentierte Delago »Environ Me«. In diesem Album verbindet er perkussive und elektronisch manipulierte Klänge mit solchen, die aus der Natur stammen.
Wenn ich komponiere, ist es mein Ziel, Dinge zu erschaffen, die die Welt noch nicht gehört hat.
Innovative Klangabende
Manu Delago präsentiert im Wiener Konzerthaus sein neues Programm »Snow from Yesterday«, eine Zusammenarbeit mit Anna Widauer, Mimi Schmid und Heidi Erler, den Sängerinnen des Tiroler Vokalensembles Mad About Lemon. Delago betont:
»Als ich Mad About Lemon vor ein paar Jahren entdeckte, war ich von ihren feinfühligen Gesangsarrangements überwältigt. Sie schaffen unglaublich schöne Harmonien, die das Beste aus Lead- und Chorgesang vereinen. Ich wollte sofort mit ihnen Musik machen und freue mich sehr, dass wir nach vielen Songwritingund Aufnahmesessions die Musik nun mit einem Publikum teilen können.«
Als Finale seiner vierteiligen Porträtreihe und erstmals in Wien spielt Manu Delago im Mai das für einen Grammy nominierte Programm »Between Us« mit Anoushka Shankar, mit der er seit über zehn Jahren zusammenarbeitet. Hier treffen die Klänge von Delagos Handpans auf diejenigen indischer Ragas sowie eines traditionellen Orchesters. Dabei gehen die Instrumente »eine beflügelnde Symbiose ein«, wie Anouhska Shankar es beschreibt: »Ich spüre, wie ein neues Element meiner Sitar zum Leben erweckt wird, in dieser Klangvibration, die zwischen unseren beiden Instrumenten stattfindet, als gäbe es eine kleine Welle, die ich nur mit ihm spielen kann. Es fühlt sich ganz und gar magisch an.«
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Mo, 04/03/24, 19.30 Uhr · Mozart-Saal
Manu Delago Ensemble
Manu Delago, Handpans, Schlagzeug, Electronics
Anna Widauer, Mimi Schmid, Heidi Erler, Gesang, Percussion
Clemens Rofner, Bass, Electronics
Karten (Restkarten nach Verfügbarkeit): https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60834
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Mi, 29/05/24, 19.30 Uhr · Großer Saal
Anoushka Shankar · Manu Delago · Mosaik String Orchestra & Jules Buckley
»Between Us«
Anoushka Shankar, Sitar
Manu Delago, Handpans, Schlagzeug
Mosaik String Orchestra
Jules Buckley, Dirigent
Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60991
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