Programmheft »Die Kaugummi-Göttin«

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Die KaugummiGöttin

MusiktheaterPerformance

Eine Kooperation der Wiener Staatsoper & Superar

Die Kaugummi-Göttin

Projektleitung und Inszenierung Krysztina Winkel

Musikalische Leitung Andy Icochea Icochea

Künstlerische Mitgestaltung Katharina Augendopler

Regieassistenz Emilia Reiter

Orchester-Arrangement Josip Maticˇic ’

Kostüm Anna Asamer

Technik Aymen Ben Saad, Sebastian Negulescu, Tobias Oliver & Sophie Rösch

Grafik Irene Neubert

A warm welcome? Zu den Spielregeln!

Kaugummi-Göttin Herzlich Willkommen bei Poseidon Escape, dem Escape Room für alt und jung, Abenteurer*innen und Menschen, die nicht darauf warten können, mal wieder oder endlich den richtigen Weg im Leben zu finden!

Göttin der Fakten Ziel des Spiels ist es, einen Ausweg aus diesem Escape Room zu finden. Sie, also Ihre Gruppe haben genau 60 Minuten Zeit die verschiedenen Rätsel zu lösen. Sie spielen als Gruppe miteinander, nicht gegeneinander.

Göttin des Sarkasmus Ja, seien Sie nicht traurig, wenn Sie es nicht schaffen, das ist den wenigsten bisher gelungen, auch der wahre Odysseus hat auf seiner Reise viele Freund*innen verloren…

Kaugummi-Göttin Zum Setting: In der Götterwelt herrscht große Aufregung! Poseidon, der Meeresgott ist wüüütend! Ja, denn Odysseus...

Göttin der Fakten Odysseus, das sind dann quasi Sie. Also Sie schlüpfen in die Rolle von Odysseus.

Kaugummi-Göttin hat den großen Meeresgott durch seine Aktionen im Trojanischen Krieg verärgert. Deswegen macht er ihm seine Heimfahrt von Troja zurück auf seine Heimatinsel Ithaka nicht einfach! Doch nun seid ihr dran, die gefährlichen berüchtigten Irrfahrten des Odysseus mit eurer eigenen Crew zu bestreiten. Ihr befindet euch auf offener See, müsst die Herausforderungen der Gött*innen bezwingen, um sicher auf Odysseus Heimatinsel zu kommen.

Göttin des Sarkasmus Auf der sage und schreibe, halten Sie sich fest, seine Frau Penelope 20 Jahre auf ihn wartet!

Kaugummi-Göttin Cute! Love wins?

Donner, Wetter, Blitz!

Den richtigen Weg suchen –ein Kinderspiel?

Krysztina Winkel über den Prozess der Stückentwicklung und warum drei Göttinnen sowie 23 weitere Besucher*innen letztlich in einem Escape Room landen.

Als wir gemeinsam mit dem Ensemble im Oktober letzten Jahres den gemeinsamen Prozess der Stückentwicklung starteten, kannten wir weder Anfang noch Ende oder die Aussage des Stücks, nur so viel: Wir wollten herausfinden, was die jungen Künstler*innen und uns an der Oper Il ritorno d’Ulisse in patria fasziniert. Jene Oper von Monteverdi stand nämlich diese Saison in der Regie von Jossi Wieler und Sergio Morabito auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper. Die Themen und Abenteuer des Odysseus haben es mächtig in sich und bieten Raum zum tapfer Losfahren, vom Weg Abkommen, gemeinsam Weiterdenken und: Ankommen? In den ersten Wochen, in der sogenannten Materialsammlungsphase, haben wir einige Herausforderungen und Prüfungen, mit denen die Göttinnen und Götter Odysseus die Rückreise auf seine Heimatinsel Ithaka erschwert haben, genauer unter die Lupe genommen und schnell festgestellt, dass unter den Ensemblemitgliedern nicht nur richtige Expert*innen der griechischen Mythologie waren, sondern viele Teilnehmer*innen vor allem das Thema des »Wegfindens« gepaart mit Fragen zu »nach Hause« bzw. »in die Heimat zurückkommen« spannend fanden und gerne kontrovers diskutierten. Ab und zu wurde Odysseus jedoch zur Nebensache und Penelope rückte in den Vordergrund: Hat die wirklich 20 Jahre auf einen Typen gewartet?

Beim szenischen und musikalischen Improvisieren rund um die Machtspielchen und Leidenschaften von Gottheiten bleibt natürlich auch das Nachdenken über das Menschsein nicht aus. Während einige im Opernlabor begannen, ihre eigenen fiktiven Gött*innen zu entwickeln und zu überlegen, was deren Beziehung zu anderen und ihre innersten Sehnsüchte sind, fokussierten sich andere Teilnehmer*innen auf die menschlichen Konsequenzen des »Göttinen-Troubles«, nämlich den (richtigen) Weg zu finden, ohne dabei durch andere Stimmen vom Weg abgebracht zu werden.

Das ist manchmal nämlich gar nicht so einfach, vor allem wenn die Sirenen, dann noch so verlockend klingen.

Beim Entwickeln eines dramaturgischen Rahmens und auf der Suche nach einem konkreten Ort, an dem verschiedenste Menschen zusammenkommen und an dem gleichzeitig das Aufeinanderprallen von fiktiven Göttlichkeiten und Menschsein umgesetzt werden kann, sind wir im Team auf das (Spiel-)Prinzip »Esape Room« gestoßen. 60 Minuten, um wieder heraus / nach Hause / in die Heimat zu kommen? Challenge accepted! Die darauffolgende Recherche fokussierte sich also auf Folgendes: Was macht einen Escape Room inhaltlich und dramaturgisch aus? Welche Figuren treffen dort aufeinander und welche Gruppendynamiken entwickeln sich? Wie klingt ein Escape Room und wie können wir Odysseus‘ Abenteuer als fiktives Narrativ nutzen ohne die Oper Il ritorno d’Ulisse in patria einfach nachzuerzählen, sondern Gefühle um eine oder mehre mehrere eigene Stückaussagen zu »weben«? Während einige junge Erwachsenen ihre eigenen Escape Room Erfahrungen teilten, nahmen andere an Rechercheworkshops mit Escape Room Expert*innen der Theater Gruppe Looters e.V., teil. Es wurde weiter experimentiert und viel gespielt: Ja, hier kamen alle Liebhaber*innen von alten Kinder- und Bewegungsspielen auf ihre Kosten, da wir durch Bewegung auch zum Thema »Weiterkommen und Chancen(un)gleichheit« experimentierten. Irgendwann war klar: Wir wollen nicht nur drei Gött*innen, die den Escape Room leiten, zeigen, sondern auch drei verschiedene Gruppen entwickeln, die wir als Zuschauer*innen beim Versuch, den Escape Room wieder zu verlassen, begleiten können. Die Familiengruppe schrie förmlich nach: »Wieder daheim, beisammen sein. Vorfreude oder wieder wegwollen?« und thematisiert die unterschiedlichen Gefühle und Positionen von Familienmitgliedern, wenn es ums nach Hause kommen geht. Die Bürogruppe, angeführt von einer übermotivierten Chefin, die permanent neue Methoden zum besseren Voranschreiten ausprobiert, muss sich fragen, ob immer alle die gleichen Chancen haben, ihren Weg zu finden und die Expert*innennerds lernen »the hard way«, dass Fachwissen nicht immer alles ist und es sich lohnt auch einmal innezuhalten und (anderen) zuzuhören.

Ob auch die drei Göttinnen, die Kaugummi-Göttin, die Göttin der Fakten und die Göttin des Sarkasmus, bei Poseidon Escape ein zu Hause finden, entscheidet sich jedes Spiel neu. Doch was ist, wenn es dieses Mal nicht einfach nur ein Spiel bleibt?

Göttin spielen, aber Mensch sein wollen?

Entscheidungen treffen müssen: für andere, über andere hinweg oder manchmal für sich selbst.

Die Göttin des Kaugummis, die Göttin des Sarkasmus und die Göttin der Fakten wurden vom Olymp aus versetzt und leiten seit Neustem einen Escape Room: Neuer Job, neues Glück?

Die drei Göttinnen diskutieren, wie es ihnen mit ihrem neuen Beruf im Alltag geht.

Welche Göttin spielt ihr und wie würdet ihr eure Figur beschreiben?

Ruth Ich verkörpere die Göttin der Fakten. Sie denkt, sie weiß alles und versucht, möglichst neutral zu sein. Das gelingt ihr nicht immer.

Elena Also ich bin die Göttin des Kaugummis. Meine Figur ist relativ anhänglich, ich klebe die ganze Zeit an wem dran und versuche es allen recht zu machen. Bis zu einem gewissen Punkt, da läuft das Fass dann aber auch bei mir einfach mal über.

Janicka Ja, ich bin die Göttin des Sarkasmus. Ich bin (Überraschung) sarkastisch, ironisch, vielleicht clever und ab und zu einen Hauch gelangweilt.

Wie würdet ihr euren Berufsalltag beschreiben? Was machen eure Göttinnen den ganzen Tag?

Elena Die verschiedenen Gruppen bei ihrem Versuch, die Aufgaben zu lösen, beobachten und alles kommentieren. Manchmal machen wir uns auch ein bisschen über die Menschen lustig.

Wie geht es euch damit, nun den Job zu haben, gemeinsam einen Escape Room zu leiten?

Janicka Meine Göttin hat das starke Gefühl, dass ihr die Aufgabe nicht ganz gerecht wird. Die Göttin des Sarkasmus kann nicht ganz nachvollziehen, warum wir vom Olymp runter geschmissen worden sind. Sie ist etwas gekränkt.

Welche Bedeutung hat der Escape Room für die Göttin des Kaugummis? Geht es ihr ähnlich?

Elena Die Göttin des Kaugummis ist ständig auf der Suche, sich irgendwie selbst zu finden. Sie sehnt sich nach echter Beziehung und Nähe und denkt sich oft: Hey, ich muss hier raus, wie schaffe ich es, hier rauszukommen? Ich freue mich daher immer über Besuch und versuche Verbündete zu suchen, oder irgendwen, in dem ich mich wiedersehen kann.

Wie habt ihr den Weg zu eurer eigenen Figur gefunden. Wie war für euch der Prozess der Rollenentwicklung?

Janicka Es gab auf jeden Fall eine Entwicklung. Am Anfang stand im Vordergrund einfach nur der pure Sarkasmus meiner Figur. Aber im Laufe der Probenarbeit hat die Figur, so wie jede Figur, an Mehrdimensionalität gewonnen und vielleicht auch an emotionaler Tiefe.

Welche Seiten an euren Göttinnen könnt ihr weniger leiden oder wo unterscheidet ihr euch stark von eurer eigenen Figur?

Elena Also manchmal denke ich mir über meine eigene Göttin des Kaugummis: Sei doch einfach mal leise. Du bist einfach too much! Vieles in der Sensibilität der Kaugummi-Göttin finde ich auch in mir wieder. Das mag ich und Sensibilität ist ja per se nichts Schlechtes, manchmal denke ich mir aber auch wieder: Hey, sei mehr wie die Göttin der Fakten haha.

Ruth Also am Anfang war es noch so ein bisschen schwierig, mich in die Göttin der Fakten hinein zu versetzen. Wie spielt man etwas neutral? Das empfand ich am Anfang viel schwieriger, als eine Rolle mit stärker ausgeprägten Emotionen, Sprache und Haltungen zu spielen. Ich freue mich, dass wir einen Weg gefunden haben, wie die Göttin der Fakten zumindest in kleinen Momenten »die Tatsachen« auch mal bei Seite stellt.

Habt ihr eine Lieblingsaufgabe oder Szene im Escape Room?

Elena Ich liebe den Moment, in dem die Göttin des Kaugummis die Regeln ändert und nur noch eine Person aus jeder Gruppe weiterdarf. Wie wählt man diese Person aus? Der Escape Room geht ab hier nicht mehr logisch oder wie geplant weiter.

Janicka Das ist einfach auch meine Lieblingsszene, weil ich finde, dass diese Szene ganz gut widerspiegelt, was uns öfter im Alltag begegnet: Und zwar Entscheidungen treffen zu müssen, vielleicht auch für andere oder über andere oder auch für sich selber. Eine Entscheidung treffen müssen, die ggf. Folgen hat, die keine*r von uns absehen kann.

Ruth Ich mag besonders die allererste Szene, weil man da einfach den Überblick bekommt und die drei Göttinnen, aber auch die drei verschiedenen Gruppen mit ihren Eigenheiten kennenzulernen. Ja und die Warte-Szene mit dem Sirenenchor, die berührt mich einfach.

Wie würdet ihr Göttinnen denn eure Beziehung untereinander beschreiben?

Janicka Ich würde fast sagen, es hat was von einer Art Geschwisterliebe. Wir haben so viele Höhen und Tiefen gemeinsam durchlaufen und ich habe das Gefühl, dass sich dadurch eine bestimmte Dynamik bei uns eingespielt hat: Zuneigung annehmen, dann doch wieder ablehnen, weil wir alle dann doch irgendwie wir selber und eigen sind.

Elena Mir gefällt, dass wir halt so komplett verschieden sind!

Ruth Das hätte ich auch gesagt. So wie bei Geschwistern: dieses Streiten und doch Liebhaben.

Hat der Opernbesuch von Il ritorno d’Ulisse in patria eure Rollenentwicklung geprägt oder das Nachdenken über Figuren der Gött*innen aus der Oper eure eigenen beeinflusst?

Elena Ich bin in dieses Stück rein gegangen und habe mir erst mal die Aufgabe gestellt: Hey, du schaust mal, welche passt am besten zu deiner Göttin? Und tatsächlich war es dann gar keine der Gött*innen auf der Bühne, sondern Penelope selbst und auch ihre Dienerin, die von ihrem Freund betrogen wurde. Beide haben mich sehr berührt. Aber die Körperlichkeit der Kriegsgöttin Minerva war auch super!

Probieren, Überdenken, Ändern. So könnte es ewig weitergehen.

Anna Asamer über den kreativen Prozess der Kostümbildnerin

Liebe Anna, was begeistert dich am meisten an der Arbeit als Kostümbildnerin in dem Projekt? Was sind Herausforderungen, die dir begegnet sind?

Die Ideenentwicklung! Es ist toll, wenn sich in Gedanken ein schlüssiges Bild eines Kostüms für eine Figur ergibt und man bei der ersten Kostümanprobe sieht, dass eine Idee aufgeht, die Darsteller*innen sich in ihrer Figur wiedererkennen und ich mit ihnen bei den Anproben gemeinsam Ideen weiterentwickeln kann. Die große Herausforderung bei dem Projekt war, aufgrund des partizipativen Charakters, die kurze Entwicklungszeit. Dies hat aber auch Vorteile: Entscheidungen schnell treffen und einfach loslegen.

Wie kommt es von einer Idee zum Produkt? Ist an einer »ersten Idee« immer etwas dran?

Als erstes stehen natürlich der Text und die Charaktere des Stückes, dann entwickeln sich die ersten Ideen. Recherchen und Skizzen werden gemacht. Mit Ideen im Kopf streifte ich durch den riesigen Kostümfundus und suchte Passendes heraus. Manchmal ist die erste Idee gut, aber natürlich kommt es oft vor, dass diese wieder verworfen wird. Aber das ist bei einem kreativen Prozess meistens so: ein Probieren, Überdenken, Ändern. So könnte es ewig weitergehen, doch zum Glück gibt es den Termin, an dem alles fertig sein muss.

Warst du schon einmal in einem Escape Room? Würdest du mal gerne einen besuchen?

Ich muss leider gestehen, dass ich noch nie in einem Escape Room war. Wäre aber, vor allem jetzt durch das Stück, nicht abgeneigt, einen zu besuchen. Ich befürchte jedoch enttäuscht zu werden, da die Leiter*innen wohl nicht die Göttinnen sein werden. Diese sind ja hoffentlich in Wirklichkeit immer noch auf ihrem Olymp und nicht im Exil.

Interview Krysztina Winkel

Anna Asamer (links) bei der Anprobe
Kostümentwürfe Anna Asamer

Im Interview mit Ensemblemitgliedern

»Jede*r einzelne ist urwichtig. Wir haben alle das Stück mitgeprägt, von jeder*m ist etwas drinnen. Das macht das Stück auch so besonders.« Lydia

10 Tage vor der Premiere sprechen Teilnehmer*innen des Opernlabors über ihre Reise vom Kick-Off im Oktober bis zu den Endproben, wie aus den Improvisationen, eigenen Gedanken und Auseinandersetzungen mit Monteverdis Oper Il ritorno d’Ulisse in patria nach und nach eine eigene Musiktheater-Performance wurde und was sie über sich selbst und über die Gruppe im Projekt gelernt haben.

Vom Kick-Off bis hin zu den Endproben, wie hat sich für euch die Reise des diesjährigen Opernlabors angefühlt?

Nursi Ich war total überwältigt vom ersten Treffen, wo so viele Menschen zusammengekommen sind und wir einfach gestartet haben künstlerisch-kreativ zu arbeiten. Nun ist das Stück da, es sind Endproben, und ich merke, wie das Projekt auch langsam zum Abschluss kommt. Ich will nicht, dass es aufhört. Ich genieße jetzt noch jeden Moment.

Lilli G. Das gesamte Projekt ist wie im Flug vergangen. Ich erinnere mich an den ersten Kick-Off Termin, wo es um ein Kennenlernen und Ausprobieren ging und auf einmal sind wir hier. Nike Wir starteten mit Themen und Figuren aus der Oper Il ritorno d’Ulisse in patria, arbeiteten zur griechischen Mythologie, entwickelten unsere eigenen Göttinnen und überlegten, was es überhaupt heißt, »göttlich« zu sein. Wir hatten viele musikalische und szenische Impro-Sessions, daraus entstanden die unterschiedlichsten Dinge, oft ganz nahe oder auch ganz weit vom Ursprungsthema. Und irgendwie fand (fast) alles Platz darin, das ist total schön zu sehen.

Mimi Ich bin in die Brotfabrik gekommen und hatte keine Ahnung was mich erwartete. Obwohl Vieles sehr neu für mich war, habe ich mich darauf eingelassen. Wir haben getextet und komponiert, haben Szenen entwickelt und nun findet sich so viel davon im Stück wieder, das ist schon sehr cool.

Kieran Ich bin nun zum zweiten Mal dabei und es ist jedes Mal wieder erstaunlich, was schlussendlich dabei rauskommt. (lacht)

Lydia Zu Beginn des Projekts war ich manchmal sehr nervös, vor allem, wenn ich etwas alleine vorgespielt oder gezeigt habe. Mittlerweile ist das gar nicht mehr so und es macht nur noch mehr Spaß. Immer noch aufregend, aber ganz positiv aufregend.

Rückblickend auf den gesamten Projektverlauf, von Oktober 2022 bis Juni 2023, was waren eure Lieblingsmomente?

Nike Die Probe, in der die ersten Entwürfe des Stücks da waren, und wir gesehen haben, wie alle unsere Improvisationen zusammengeführt wurden.

Lydia Mir geht es ähnlich: der Moment, in dem man dann das Stück in den Händen hält, die Rollen klar sind und man beginnt, anhand des Skripts die Geschichte immer mehr zu vertiefen.

Nursi Mir fällt eine Probe ein, in der ich mit Rebecca und Luci eine Szene geschrieben habe und die Ideen einfach aus uns herausgesprudelt sind. Wir waren so im Flow. Auch der Tag heute ist besonders, da unsere Lieder zum ersten Mal vom Orchester gespielt werden.

Lilli G. Es ist so ein tolles Gefühl zu sehen, wie auch die kleinsten Improvisationen und Schnipsel, die entstanden sind, sich in das Stück einfügen und einen wertvollen Beitrag leisten. Das fasziniert mich total.

Gibt es etwas, das ihr über euch neu gelernt habt?

Nike Ich bin viel mehr aus mir herausgekommen, ich trau mich viel mehr. Es fällt mir nun viel einfacher, mit Leuten zu reden.

Lydia Mittlerweile bin ich offener geworden, sicherer und selbstbewusster.

Lilli G. Eigentlich war ich immer eher Musikerin und ich habe mich nun zum ersten Mal im Schauspiel probiert. Ich freue mich sehr, dass ich mich das getraut habe.

Nursi Ich habe für mich entdeckt, dass es so viel Spaß macht, mehrere Kunstformen zu verbinden. Dass Musik und Theater getrennt voneinander funktionieren, aber die Kombination etwas so Großartiges ist.

Warum sollten Menschen Die Kaugummi-Göttin sehen?

Nike Super packende Lieder, Ohrwürmer zum Mitabgehen!

Lydia Es ist ein Live-Orchester dabei, das ist sehr cool. Und weil wir uns als Ensemble sehr reinschmeißen und unser eigenes Stück zeigen. Und das Stück ist lustig, es wird einem bestimmt nicht langweilig.

Lilli G. Die Kaugummi-Göttin behandelt so viele kleine Themen, die wir in das Stück verpackt haben und wenn man näher darauf achtet, sieht man sie auch und kann somit die Fülle unserer Gedanken entdecken.

Nursi Das Stück ist für alt und jung, ich denke für alle. Ich glaube, jede*r kann sich vom Stück etwas mitnehmen, die Themen, die wir behandeln, betreffen so viele.

Mimi Erstens: es ist einmalig, so ein Stück wird es nie wieder geben. Zweitens: Es steckt sehr viel Arbeit dahinter, und es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht, das Stück zu entwickeln. Drittens: Es ist einfach eine tolle Story.

Kieran Es ist sehr unkonventionell. Wahrscheinlich würde man nicht mit so einer Musik rechnen, es kommt auch ein Rap vor.

Im Zuge des Projekts habt ihr euch auch Il ritorno d’Ulisse in patria an der Wiener Staatsoper angesehen. Hat der Besuch und das Rezipieren des Stücks eure eigene Performance inspiriert?

Nike Mir hat das Bühnenbild besonders gut gefallen und ich habe einen Außenblick für Bewegung auf der Bühne entwickelt. Ich habe jetzt ein besseres Gefühl, wie ich als Darstellerin die Bühne einnehme.

Lydia Ich habe gesehen, dass viele Darsteller*innen auf der Bühne gar nicht so viel Text haben und dass es aber auf die Bühnenpräsenz und das Zusammenspiel mit den anderen Mitspieler*innen ankommt. Ich dachte immer, wenn du wenig Text auf der Bühne hast, gehst du unter. Aber das ist nicht so.

Nursi Ich fand die Darstellung der Gött*innen extrem interessant und generell auch die Liebe zum Detail. Ich glaube, das spiegelt sich auch in unserer Musiktheater-Performance wider.

Interview Katharina Augendopler

Die Mitspieler*innen

Die Expert*innennerds

Kieran Foglar-Deinhardstein Rekordhalter, schlauer und lauter Kopf der Gruppe.

Nursima Cetinkaya Aufsteigerin und die Sportlichste von allen, gibt jede Sekunde alles.

Rebecca Partsch Neuestes Mitglied, hat mehr zu sagen als die anderen denken.

Sebastian Waltersdorfer Alter Hase, hat schon über 30 Escape Rooms gelöst.

Nihat Kaya Anführer der Gruppe, denkt er.

Martha Veis Motiviertes Teammitglied, empfindet dies nicht nur als irgendeinen Job.

Die Bürogruppe

Laura Palden Übermotivierte Chefin.

Lilli Göbel Praktikantin, die alles gibt.

Helena Cernajsek Ebenfalls Praktikantin, die vorgibt, alles zu geben.

Tian Xia Wichtige Arbeitskraft, arbeitet gerne alleine.

Anastasia Lukianchuk und Noemi Bako Freundinnen, arbeiten am liebsten im Team.

Laura Pfeiffer Langjährige Mitarbeiterin, möchte ins Home-Office.

Lydia Bruno Mitarbeiterin, aber eigentlich Schauspielerin.

Die Familie

Lili Bana Sorgenvolle Studentin, die nach langer Zeit nach Hause kommt.

Maria Nana Selbstgefällige Studentin, die aus Eigennutz nach Hause kommt.

Michaela Kahler Die Oma, fitter als wir denken.

Emily Nike Raber Große Schwester, gerade frisch ausgezogen.

Rebekka Veis Jason, der an die Macht von Proteinriegeln glaubt.

Gloria Urmston Aufgewecktes Kind, freut sich auf seinen 11. Geburtstag.

Lucia Fink Genervter Teenager, dem die Decke zu Hause auf den Kopf fällt.

Den Sturm und das Schweigen zum Klingen bringen

Musikalische Leiter Andy Icochea Icochea über die Musik in Die Kaugummi-Göttin

Das führende Prinzip in unserem musikkreativen Prozess ist der Klang. Durch intensive und dynamische Vokalsessions in den ersten Etappen der gemeinsamen Arbeit entdecken wir das Potential der Gruppe und streben an, die Entwicklung jedes*r Einzelnen zu fördern. Während dieses Prozesses entstehen Improvisationen und Ideen, die wir im späteren Verlauf als Elemente der Komposition integrieren können. Manchmal als Inspiration musikalischer Charaktere, als Zellen einer Phrase, oder als Hauptthemen größerer Nummern. Wichtig für mich als musikalischer Leiter und Anleitender dieser Prozesse ist hier die Anwendung der gesprochenen Sprache als Sprungbrett für die freie und freudige Exploration des eigenen Instruments, der Stimme aller Teilnehmer*innen, unabhängig von Vorkenntnissen oder individuellen Entwicklungsstadien.

Die musikalische Sprache in unserer diesjährigen Musiktheater-Performance »Die KaugummiGöttin« ist eine eklektische Kombination von Rhythmen und Styles, von freiem Counterpoint über bekannte harmonische Sequenzen bis zu modernen Klängen. Die Stimmung jeder einzelnen Gruppe, der Familie, der Expert*innennerds sowie der Bürogruppe, ist durch die Musik gleich erkennbar und definiert. Die verschiedenen Personen der Familie, zum Beispiel, kommen gleich zusammen, auch wenn sie es sich nicht immer leichttun, und stehen schwungvoll beieinander. Die Expert*innennerds haben viel zu sagen und mischen coole Moves mit viel Wissen und schrillen Klängen. Die Mitarbeiter*innen im Büro lösen ein Rätsel mit viel Hektik (und einer Tonreihe) und immer wieder neuen Management-Methoden. Das diesjährige Stück enthält auch Chornummern. Während eine Kurzschlussreaktion unter den Göttinnen fatale Konsequenzen auf die Menschen im Escape Room hat, nämlich einen Blackout, bei dem keine*r mehr den Weg findet, ertönt der Sirenenchor. Auch das Warten steigert sich in einer Chornummer. Die mehrstimmen Werke sind an modale Musik angelehnt und stellen die abstrakten Momente der Oper dar. In dieser Multiplizität bringt die Oper einige der Haupthemen wie Irrtum, Verwirrung, Entwirrung, Warten, Entdecken, Selbstfindung, mit großem Kontrast aufeinander, und miteinander zum Abprallen.

Das Orchester bei den Proben

Weitere musikalische Bausteine wie z.B. die Sturmmusik gleich nach der Overtüre oder die Hinweiskomposition sind ganz konkrete Elemente, die nicht nur die fiktive Örtlichkeit der Escape Room Narrative, etwa wie Odysseus auf offener See zu sein, darstellen, sondern auch Spielfunktionen des Escape Rooms an sich: Sie bringen zum Beispiel die Frage nach Hinweisen zum Klingen, oder sie führen als Verwandlungsmusik von einem Level zum nächsten. Ob auch eine Exit-Musik ertönen wird?

Workshop mit Escape-RoomMacher*innen von Looters e.V.

Am 7. und 14. Februar gab die Theatergruppe Looters e.V., bestehend aus jungen Theatermacher*innen und Spiele-Künstler*innen, zwei Escape Room Workshops.

Die Künstler*innen von Looters e.V. haben selbst schon mehrere live Escape Rooms entwickelt und konnten dadurch schon viele Gruppen und verschiedenste Typen beim Lösen von Rätseln und Bestreiten von Herausforderungen begleiten und live beobachten. In Zoom-Sessions präsentierten sie dem Opernlabor-Ensemble verschiedene dramaturgische Aufhänger von Escape Rooms, mögliche Ansätze für Rätselaufgaben und berichteten »aus dem Nähkästchen«, welche Gruppendynamiken sich unter Menschen entwickeln, die gemeinsam einen Escape Room buchen. Die Teilnehmer*innen des Opernlabors fragten die Theatermacher*innen zudem nach ihren lustigsten und überraschendsten Erlebnissen und stürzten sich gleich danach selbst in den kreativen Prozess: Inspiriert von den Inhalten aus dem online-Workshop und inspiriert durch Themen von Odysseus‘ Rückreise entwickelte das Ensemble eigene Aufgaben. Dann wurde gespielt und im Anschluss gemeinsam evaluiert: Welche Spiele und Herausforderungen haben besonders viel Freude gemacht? Welche davon sind gut auf den Theaterraum und in das Stück übertragbar? Neben kognitiven Aufgaben und Suchaufgaben hat sich das Bewegungsspiel »Der Hase läuft über das Feld«, einigen bekannt als »Donner, Wetter, Blitz«, schnell in die Herzen der Spielenden geschlichen und wurde zum Steckenpferd der Göttin des Sarkasmus. Über die Frage, ob es am Ende von jedem Escape Room wirklich Gruppenfotos braucht, scheiden sich bis heute die Geister.

Zu Besuch in der Wiener Staatsoper

»Es war sehr spektakulär so ein großes und vielfältiges Bühnenbild auf der Bühne zu sehen! Die ganze Atmosphäre war sehr beeindruckend. Schön, dass ich mit meinen Freund*innen aus der Gruppe zusammen gehen konnte!« Nike

Kibotu, drei, sechs. Nie ohne Socken wandern.

Augenbinde, halb. Seerobbe.

Fünf, drei Knoten links.

Heptan zwei, davon drüben.

Diagonal flach Ost.

Tap, tap, Tap Mühle.

Dreißig Mud, vierzehn Komma.

Viens, viens, dort.

Es begann so, dass Peleus und Thetis heiraten wollten und eigentlich alle Götter einladen sollten. Aber Eris war eher nicht so ihr Vibe, dadurch begann dann ein sehr großer Streit. Zwischen Hera, Athena, und Aphrodite, wer sich nun an dem Apfel bediente. Als Richter wer denn die Schönste sei, holte sich Zeus den Paris herbei. Aphrodite ganz klar und ihr Versprechen an ihn: Mit Helena (uuh!) nach Troja zu ziehen. Gesagt, getan, geschafft, Helena kommt mit. Das findet Menelaos nicht so lit.

Wer bin ich in diesem großen Raum?

Verirr ich mich in meinem eigenen Traum?

Bringt mein Zukunfts-Ich

In meinen Entscheidungen ein Licht?

Oder nicht? Nicht nicht, Nein!

Kann es sein, dass wir Held*innen alle einen Weg haben, aber keinen Plan?

Ein Besonderer Dank geht an den Offiziellen Freundeskreis der Wiener Staatsoper, dem Theaterverein Looters e.V. und allen kreativen Köpfen und Helping Hands, die das Projekt möglich gemacht haben.

Redaktion Katharina Augendopler, Andy Iochea Icochea, Krysztina Winkel

Bilder Katharina Augendopler, Dennis Palmen, Michi Pöhn, Ashley Taylor, Krysztina Winkel

In Kooperation mit

Generalsponsoren der Wiener Staatsoper

Lust, mitzumachen?

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