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Kulturnotizen
Kulturnotizen Was noch wichtig ist
Neuer Kulturverein „Insel“ belebt das ADA
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Das Wuppertaler Café ADA an der Wiesenstraße ist mehr als ein lange etablierter, engagierter und wunderschöner Veranstaltungsort. Es ist eine Insel. Nach rund einjähriger Vorarbeit hat sich dort vor kurzem der neue Kulturverein »Insel« mit zahlreichen Gründungsmitgliedern gegründet. Ein künstlerisches Kollektiv aus Akteuren und Akteurinnen verschiedenster Disziplinen sorgt für den neuen Herzschlag und die Struktur im ADA und möchte es zu einem Kommunikations- und Produktionszentrum für die Freie Szene auÃauen. Kuratorinnen und Kuratoren konzipieren, organisieren und bespielen selbstständig die verschiedenen Sparten wie Literatur, Musik, Tanz, Theater, Performance, Diskurs, Wissenschaft oder »Alternative Akademie« und werden von einem künstlerischen Leitungskollektiv zusammen gedacht. Ein besonderer Schwerpunkt der Kulturarbeit liegt auf dem Aspekt des interdisziplinären und interkulturellen Austausches. Möglichkeiten, dazuzustoßen, bietet in Zukunft an jedem ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr die „Insel – Landung“.
Was passiert mit Müllers Marionettentheater?
Je nachdem, wann Sie diese BESTE ZEIT in den Händen halten, ist es vielleicht schon entschieden: Ende Januar 2020 zeigt sich, ob das traditionsreiche Müllers Marionettentheater, das einzige professionelle Figurentheater in der Region, eine Zukunft haben wird. Dass Ursula und Günther Weißenborn, die das kleine Theater fast 30 Jahre in Wuppertal mit Herzblut geführt haben, auÇören, war schon länger kein Geheimnis. Bis Redaktionsschluss war die Suche nach Nachfolgern jedoch ohne Erfolg geblieben. „Ein Paar ist noch im Rennen. Wir würden uns sehr freuen, wenn das klappen würde. Ansonsten bestellen wir Ende Juni einen Container“, sagte Günter Weißenborn auf Anfrage von DIE BESTE ZEIT. In jedem Fall werden die kommenden Monate die letzten sein, in denen man die originalen Weißenborn-Produktionen wie „Peterchens Mondfahrt“ (im Januar 2020) und andere noch sehen kann. Mehr dazu bei den Kinderkulturtipps auf Seite XX. Über den Fortgang der Geschichte berichten wir in der nächsten Ausgabe.
Lenneper Kirche wird zum „Andersraum“
Kirche neu in den Blick nehmen, sie anders erleben und erfahrbar machen – mit diesem Ziel entstand zum 150jährigen Jubiläum der Kirche St. Bonaventura in RemscheidLennep 2018 ein außergewöhnliches Projekt: Über fast drei Wochen verwandelte sich die Kirche täglich, war Kunsttempel, Dancehall, Konzertsaal, Festtafel, Pfadfinderlager, Wallfahrtsziel , Bühne für Performances und Workshops oder „Chillin’ Church“. Alle Bänke waren ausgelagert, alle Figuren und Ausstattungsstücke wie Altar, Kreuz und Tabernakel mit Sto verhüllt und der leere Raum farbig illuminiert. Künstler und Gruppen ließen die Kraft des Raumes auf ihre jeweils eigene Weise aufscheinen – die Kirche wurde zu einem „Andersraum“. Unter diesem Titel ist nun im Bergischen Verlag ein Buch erschienen, das die vielfältigen Aktionen in Bildern und Texten dokumentiert und darüber nachdenken lässt, was Kirche in der heutigen Zeit sein kann. Das kulturelle und spirituelle Angebot zog Menschen von nah und fern an, jenseits aller Unterschiede in Glauben, Herkunft und Generation. Der Band vermittelt anschaulich die Idee der Aktion und gibt Gemeinden Anregungen zu eigenen, ähnlichen oder anderen Formaten.
Andersraum. 150 Jahre St. Bonaventura in Lennep. Bergischer Verlag 2019, 120 S., 19,80 Euro Erhältlich auch im Pfarrbüro St. Bonaventura, Hackenberger Str. 1a, Remscheid-Lennep. Vom 4. bis zum 17. Januar 2020 wird St. Bonaventura erneut für zahlreiche spannende Veranstaltungen leer geräumt. Programm unter www.st-bonaventura.de
Am 15. März 2020 wird wieder bundesweit der Tag der Druckkunst begangen. Ziel ist, einem großen Publikum die künstlerischen Möglichkeiten der Druckkunst nahezubringen. Anlass ist die Anerkennung der traditionellen, künstlerischen Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe durch den Eintrag im bundesweiten Verzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission im Jahr 2018. Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) ruft Künstlerinnen und Künstler, Druckwerkstätten, Museen, Kunstvereine, Kunsthochschulen und andere Akteure, an diesem Tag (und in der Woche davor und danach) auf, sich mit Veranstaltungen wie Symposien, Ausstellungen, Kursen oder Workshops zu beteiligen. Auf der Internetseite http://tag-der-druckkunst.de können ab dem 2. Januar 2020 Veranstaltungen angemeldet werden. Außerdem lässt der BBK AuËleber und Flyer mit allen angemeldeten Veranstaltungen drucken. Bei Fragen: post@bbk-bundesverband.de. DIE BESTE ZEIT möchte die Aktion gerne unterstützen. Wer in der Bergischen Region mitmacht: Schickt uns die Infos und ein Foto, und wir bewerben euren Beitrag auf unserer Facebook-Seite: info@schwebetal-verlag.de
APPLAUS! „Loch“ und „Ort“ erhalten erneut bundesweite Auszeichnung
Großer Bahnhof in Berlin: Spielstättenbetreiber aus ganz Deutschland waren Ende November 2019 in die Hauptstadt gereist, um aus den Händen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters den APPLAUS-Preis entgegenzunehmen. Auch dieses Mal wieder unter den Preisträgern: das „Loch“ und der „Ort“ aus Wuppertal. APPLAUS – das steht für den immateriellen Lohn des Künstlers auf der Bühne, aber auch für die „Auszeichnung der ProgrammPLAnung Unabhängiger Spielstätten“. Und die ist durchaus mit klingender Münze verbunden. Das „Loch“ erhielt die Auszeichnung in der Kategorie II (18.000 Euro) zum dritten Mal in Folge. Für den von der Peter Kowald Gesellschaft betriebenen „Ort“ war es die dritte Auszeichnung in der Kategorie III (7500 Euro) nach 2014 und 2018. Die Einstufung richtet sich nach der Anzahl der Konzerte pro Jahr. Beide Spielstätten liegen im Wuppertaler Luisenviertel, beide bieten mit unterschiedlichen Akzenten ein breites Programm aus dem Bereich von Jazz und Improvisierter Musik; im „Loch“ kann es aber auch schon mal innovativer Pop oder Techno sein. „Wir sind Experimentierfeld und Spielwiese für Jung und Alt. Ein Nährboden für Bands, für die freie Szene. Wir rufen nicht nur fertige Produktionen ab, sondern verhandeln Positionen immer wieder neu,“ sagt Loch-Geschäftsführer Maik Olho. Künstlern einen spielerischen Freiraum zu bieten, in dem Neues entstehen kann, in dem Begegnung stattfinden und Kreativität sich entfalten kann, die wiederum die Zuhörenden und Zuschauenden inspiriert – das sei auch für das Ort-Team Antrieb des nun schon seit 17 Jahren andauernden Engagements, sagt Pressesprecherin Anne-Kathrin Reif. „Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat bei der Preisverleihung genau diesen Spirit sehr wertschätzend gewürdigt“, berichtet Reif erfreut aus Berlin. Die unabhängigen Spielstätten im Land seien „Orte der Freiheit und künstlerischen Neugier“ und kultivierten die „nicht nur musikalische Horizonterweiterung“, hatte Grütters gesagt und betont, dies seien „glückliche Momente für die Demokratie“ in einer Zeit, in der das Praktizieren demokratischer Grundwerte wichtiger sei denn je. Sowohl für das „Loch“ wie für den „Ort“ gehört es zum Selbstverständnis, Gagen an die Musikerinnen und Musiker zu zahlen. Für beide ist der Preis daher neben der ideellen Anerkennung auch dringend benötigter Treibsto, um überhaupt weitermachen zu können. „Der Preis hilft, die prekäre Finanzlage des Vereins ein wenig zu entlasten“, sagt Wolfgang Schmidkte, Vorsitzender der Peter Kowald Gesellschaft/ort e.V. „Wir sind deshalb zuversichtlich, unsere Arbeit im Sinne von Peter Kowald fortsetzen und der improvisierten Musik in Wuppertal mit dem ORT ihr ebenso traditionsreiches wie lebendiges Forum erhalten zu können.“ Für das Loch-Team sagt Maik Olho: „Durch den APPLAUS gewinnen wir mehr Planungssicherheit, können mehr Konzerte veranstalten und bessere Konditionen anbieten“. Zudem sei eine solche Auszeichnung „schlichtweg Balsam für uns Ehrenamtliche. Wir fühlen uns moralisch bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein.“ Der APPLAUS wird seit 2013 von der Initiative Musik mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) realisiert. 2019 wurden rund 1,8 Millionen Euro an 107 Musikclubs und Veranstaltungsreihen ausgeschüttet, 15 davon in NRW. (red)