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Digitalisierung in der Neurorehabilitation
DigitaleNeurorehabilitation
Einblicke aus der Praxis
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Digitalisierung und Automatisierung sind Megatrends der Gegenwart und macht vor nahezu keinem Bereich des Lebens halt. Auch in der neurologischen Rehabilitation ist die Digitalisierung schon lange angekommen – und wird sich noch weiter ausbreiten. Auch im P.A.N. Zentrum ist das spürbar. WIR haben einen kleinen Einblick bekommen.
Ob Sprachcomputer für Menschen mit Aphasie, digitale Dokumentationen oder moderne Bildgebungsverfahren: Ohne die Digitalisierung würde die neurologische Rehabilitation schon heute ganz anders aussehen. Doch dieser Prozess ist noch lange nicht zu Ende. Weitere moderne Angebote wie die Einführung von GamingAnsätzen in der Reha, die Verlängerung des Rehabilitationsprozesses in den Sozialraum mit Hilfe von Apps oder wie der Einsatz von Robotik in der Therapie erfreuen sich einer zunehmenden Popularität im Feld. WIR stellen ein paar Beispiele aus dem P.A.N. Zentrum vor.
Spielerisch trainieren: Der Einsatz von MindMotion Go
Nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-HirnTrauma ist es notwendig, regelmäßig und viel zu trainieren – idealerweise auch in Zeiten, in denen keine Therapien stattfinden. MindMotion Go bietet den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden im P.A.N. Zentrum die Möglichkeit, genau das zu tun. Dabei handelt es sich um eine softwaregestützte Therapieanwendung: In Form kleiner Spiele und Körperübungen werden wichtige Alltagsfähigkeiten spielerisch trainiert. Der Clou
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Am 18. Juni 2022 fand Praxiskolloquium im P.A.N. Zentrum statt.
daran: Die eigenen Bewegungen werden von einer Kamera aufgezeichnet und direkt in die Spielumgebung übertragen. Auf diese Weise erhält man direkt ein visuelles Feedback.
MindMotion Go kann von den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden alleine bedient werden und eignet sich damit wunderbar zum Selbsttraining. Das P.A.N. Zentrum macht gerade erste Erfahrungen mit der Software. Schon jetzt ist deutlich geworden, dass derartige Angebote den Rehaprozess in Zukunft mitprägen werden.
Wer aufgrund eines Schlaganfalls oder einer anderen neurologischen Erkrankung Orientierungsstörungen aufweist, ist auf ein ausdauerndes und intensives Wegetraining angewiesen, um Stück für Stück mehr Selbstständigkeit zu gewinnen. Diese sehr zeit- und personalintensive Therapieform ist jedoch gerade auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels nicht immer zu leisten. Doch auch hier bietet die Digitalisierung für Betroffene neue Perspektiven.
Mit Hilfe moderner Technologien sollen sie in die Lage versetzt werden, selbstständig an ihren Orientierungsschwierigkeiten zu arbeiten. Derzeit wird geforscht, ob das durch den Einsatz von Virtual und Augmented Reality gelingen kann. Das Ziel des durch das BMBF geförderten Projektes unter Beteiligung der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Berliner Hochschule für Technik, der Ascora GmbH, ART+COM und dem P.A.N. Zentrum als klinischem Partner ist es, Einsatzmöglichkeiten für den Einsatz von VR/AR-Systemen im klinischen Setting bei Menschen mit Orientierungsstörungen zu entwickeln. „Aktuell werden beispielsweise die Routen vom Wohnverbund zu den Therapieräumen digitalisiert“, erklärt Katrin Jettkowski, die das Projekt für die Fürst Donnersmarck-Stiftung durchführt. „Der Weg soll damit zukünftig durch die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden selbstständig trainiert werden.“ Auf diese Weise soll – so die Ausgangshypothese – das Wegetraining erleichtert und
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die Selbstständigkeit der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden gefördert werden.
Das Drittmittelprojekt PAN-Assistant wird für drei Jahre aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Aktionsfeld Gesundheitswirtschaft im Rahmenprogramm Gesundheitsforschung unter dem Kennzeichen 13GW0566A-E gefördert.
Apps auf Rezept: Das Diga-Verzeichnis
Digitalisierung sowie digitale Angebote werden die Rehabilitation somit weiter prägen und immer weitere Bereiche des Rehaprozesses einbeziehen. Digitale Angebote müssen dabei aber die gleichen Sicherheits- und Wirksamkeitsstandards einhalten wie traditionelle Therapieformen oder Hilfsmittel.
Dann ist es auch möglich, dass sie von den Krankenkassen als Medizinprodukt anerkannt werden und durch den Arzt verschrieben werden dürfen. Diese Produkte werden in das sogenannte Diga-Verzeichnis aufgenommen. Dahinter steht ein komplexer Prozess, der derzeit leider auch zur Folge hat, dass nicht alle – qualitativ guten Angebote – den Weg in das Verzeichnis finden. Dennoch lohnt sich die Arbeit für eine Standardisierung für Kostenträger, Hersteller und Betroffene. Denn es garantiert ein qualitativ hochwertiges digitales Angebot in einem immer unübersichtlicher werdenden Markt. Das Diga-Verzeichnis kann unter www.diga-verzeichnis.de online eingesehen werden.
Die Digitalisierung wird im Gesundheitsbereich weitergehen und weitere Bereiche einschließen – ein spannender Prozess, der das Rehabilitations- und Gesundheitswesen weiter begleiten wird und das Potential hat, alte, festgefahrene Strukturen aufzulösen und konkrete Verbesserungen für Betroffene zu bringen.