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Ein starkes Duo für den Alltag

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Alles inklusive

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Ehrenamtliches Engagement für Schlaganfallbetroffene

Schlaganfallbetroffenen im Alltag zur Seite stehen oder einfach die Freizeit gemeinsam gestalten: Ehrenamtliche Schlaganfallhelferinnen und Schlaganfallhelfer der Berliner Schlaganfall-Allianz e.V. (BSA e.V.) unterstützen Betroffene auf ihren Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

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Rund 270.000 Menschen in Deutschland erleiden Jahr für Jahr einen Schlaganfall. Wer ihn überlebt, muss sich häufig auf bleibende Behinderungen und einen langen Weg zurück in ein möglichst selbstbestimmtes Leben einstellen. Diesen Prozess unterstützen ehrenamtliche Schlaganfallhelferinnen und Schlaganfallhelfer. Ihnen zur Seite steht Petra Knispel, Projektkoordinatorin bei der Berliner Schlaganfall-Allianz (BSA e.V.) und der Beratungsstelle Servicepunkt Schlaganfall. Die Gewinnung, Ausbildung und Betreuung der Freiwilligen bedarf großer Sorgfalt: „Auch wenn die Interessierten eine große Bereitschaft mitbringen, brauchen sie Fachwissen darüber, was ein Schlaganfall ist, welche Auswirkungen er auf die Betroffenen hat und wie ein Schlaganfallhelfer hier unterstützen kann“, erklärt die Sozialpädagogin. Mit einem ausgefeilten Curriculum schult der Servicepunkt Schlaganfall nicht nur seine künftigen Freiwilligen, sondern steht ihnen während ihres Engagements stets zur Seite.

Um Betroffene und Freiwillige passend zu matchen, braucht es Fingerspitzengefühl

Nach umfassender Grundausbildung und Einzelgesprächen überlegen Petra Knispel und ihr Team genau, wer zu wem passt. Hobbys und mögliche gemeinsame Interessen zwischen Freiwilligen und Betroffenen werden ausgelotet. Auch was Betroffene an Unterstützung im Alltag brauchen und was für Bedürfnisse da sind, fließen in die Entscheidung, wer zu wem passt, mit ein. Denn das ist entscheidend für einen erfolgreichen Verlauf der ehrenamtlichen Patenschaft, die Freiwillige für Schlaganfallbetroffene übernehmen. „Wir

haben Schlaganfallhelfer mit unterschiedlichen Interessen und von 25 bis 70 Jahren auch unterschiedliche Altersstufen“, erklärt Petra Knispel. „So schauen wir genau, wen wir mit wem matchen, damit beide Seiten sich wohlfühlen und den Prozess zurück in die Selbstständigkeit gut gestalten können.“ Viel Fingerspitzengefühl ist bei diesem Auswahlverfahren erforderlich, schließlich „lassen Schlaganfallbetroffene eine zunächst fremde Person in ihr Zuhause und in ihr Leben“, schildert

© Jens rötzsch / Jens rOetzsch

Petra Knispel. Je nach Petra Knispel (links) leitet die Beratungsstelle Servicepunkt Schlaganfall. Bedarf kann vieles eine Unterstützung sein: Post sortieren, Anträge ausfüllen oder einfach zusammen einen Film schauen, sich unterhalten oder gemeinsam etwas trainieren. „Je nachdem, was der Betroffene sich alleine zutraut oder wo es einfach zu zweit mehr Spaß macht, bestimmt den Kontakt“, erklärt Petra Knispel. Wenn die Chemie stimmt und beide Seiten sich wohlfühlen, verbringen Helfende und Betroffene ein ganzes Jahr lang drei bis vier Stunden wöchentlich miteinander. Die ganze Zeit über hält Petra Knispel engen Kontakt zu den Tandems. Falls Supervision erforderlich ist, können die Freiwilligen auch darauf zurückgreifen.

Digital unterstützen und auf Präsenz hoffen

Auch das Finden von neuen Ehrenamtlichen ist durch die Pandemie schwierig. „Viele wollen sich gerne auf ein Engagement einlassen. Aber sich virtuell zum Beispiel auf der Freiwilligenbörse die Aufgaben erklären zu lassen oder ein gutes Verhältnis zu Betroffenen mit Kontaktbeschränkungen aufzubauen, ist nicht leicht“, sagt Petra Knispel. So macht sich die Lotsin des Servicepunkts Schlaganfall zunehmend Sorgen um ein bislang ausgewogenes Zahlenverhältnis. Denn Schlaganfälle passieren täglich und einen Schlaganfallhelfer „von Anfang an der Seite zu haben, bringt einen viel schneller zurück ins Leben“, ist sich Petra Knispel sicher. „Wir machen das Beste aus der Situation und hoffen, ganz bald auch wieder in Präsenz beraten, schulen und für Schlaganfallbetroffene vor Ort da sein zu können.“

Ehrenamtliches Engagement lebt von Kontakt und der Präsenz. Die Pandemie hat auch dem Servicepunkt Schlaganfall manchen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz Kontaktlockerungen im Jahr 2020 stellte der Servicepunkt die Präsenzkontakte schnell ein, zu groß war das Risiko einer Ansteckung. Seitdem ist ein regelmäßiger Kontakt zwischen Helfenden und Betroffenen nur über Telefon möglich. Wenn Schlaganfall mit Aphasie (Sprachstörung) einhergeht, ist mitunter auch das nur eingeschränkt möglich. „Das kann gerade am Anfang eines Kontakts zwischen Betroffenen und Helfer schwierig sein“, resümiert Petra Knispel. „Doch kommunizieren die Helfer oft über die Angehörigen oder nutzen gemeinsam mit den Betroffenen virtuelle Lernübungen, die wir in den letzten Monaten alle digitalisiert haben.“

Ursula Rebenstorf

Übrigens: Auch das P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation arbeitetet regelmäßig mit der Berliner Schlaganfallallianz zusammen. Weitere Informationen zum P.A.N. Zentrum finden Sie unter www.panzentrum.de.

Kontakt: schlaganfallallianz.de/servicepunkt-schlaganfall

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