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Die Stimme des Wirtschaftsrates ist wichtiger als je zuvor“ Caroline Bosbach
Text: Jan Strache
Corona-Pandemie, Energiewende und demografischer Wandel: Die Herausforderungen, die insbesondere auf den Schultern der jungen Generation lasten, sind enorm. Für Caroline Bosbach ist klar, dass sie nur mithilfe der Sozialen Marktwirtschaft zu bewältigen sind. Die neue Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates beobachtet jedoch mit Sorge, dass diese Überzeugung im politischen Diskurs an Rückhalt verliert. „Wir sind zunehmend politischen Kräften ausgesetzt, die unsere Art des Wirtschaftens massiv in Frage stellen“, erklärt die 32-Jährige.
Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, ist sie 2020 dem Jungen Wirtschaftsrat beigetreten und hat beim Jungen Wirtschaftstag im Oktober erfolgreich für den Bundesvorsitz kandidiert. „Der Wirtschaftsrat ist seit jeher der Schutzpatron der Sozialen Marktwirtschaft. Deshalb sind sein Wirken und seine Stimme gerade in Zeiten einer Ampel-Regierung, die uns bevorsteht, wichtiger als je zuvor“, ist Caroline Bosbach überzeugt.
Gemeinsam mit ihren Stellvertretern Karl-Christian Lauk, CEO der Studydrive GmbH, und Ferdinand Herfeldt, Geschäftsführender Gesellschafter der Anytime Invest GmbH, möchte sie den Forderungen des Jungen Wirtschaftsrates zukünftig noch mehr Gehör verschaffen. Als große Stärke sieht die Wirtschaftswissenschaftlerin dabei die Vielfalt des Trios: „Karl, Ferdinand und ich bringen ganz unterschiedliche Hintergründe und Schwerpunkte mit. Gemeinsam bilden wir ein Team, das an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Medien angesiedelt ist.“
Was auf das Team als Gesamtes zutrifft, lässt sich auch über Caroline
„Die Stimme des Wirtschaftsrates ist wichtiger als je zuvor“
Foto: AdobeStock©BrAt82
Bosbach selbst sagen: Nach Stationen in der Lehre und der freien Wirtschaft arbeitet die älteste Tochter des CDU-Urgesteins Wolfgang Bosbach derzeit als politische Referentin mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Umwelt. Daneben ist sie auch als Beraterin, Autorin und Moderatorin tätig. Als gern gesehener Gast legt sie in Interviews und Talkshows regelmäßig den Finger in die Wunde, indem sie politische Fehlentwicklungen aus Sicht der jungen Generation kritisiert.
Dem Einsatz für mehr Generationengerechtigkeit haben sich Caroline Bosbach und ihre beiden Stellvertreter auch als Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates verschrieben. „Vielen Menschen ist nicht klar, dass ein untrennbarer Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen und der sozialen Leistungsfähigkeit unseres Landes besteht“, kritisiert Caroline Bosbach. Durch das Schwenken der Gießkanne bei den Sozialleistungen habe die Politik den Handlungsspielraum kommender Generationen in den letzten Jahren immer weiter eingeschränkt.
Es sei daher nun höchste Zeit, sich auf Ludwig Erhards Diktum des Maßhaltens zu besinnen und zur Fiskaldisziplin zurückzukehren. Caroline Bosbach zeigt sich allerdings wenig zuversichtlich: „Ich befürchte, dass manche Akteure nach der Pandemie nur nach neuen Gründen suchen, um die Schuldenbremse und die Stabilitätskriterien dauerhaft auszusetzen.“
Umso dringender sei es, den Industriestandort Deutschland zu stärken. Dazu müsse die neue Bundesregierung auch steuerpolitisch umdenken. „Steuerpolitik ist immer auch Standortpolitik. Dass die Ampel-Koalition auf Steuererhöhungen verzichten will, reicht allein nicht aus. Wir brauchen beispielsweise eine Reduktion der
Foto: Jens Schicke
Caroline Bosbach
ist die neue Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates. Nach Stationen in der Forschung und Lehre arbeitet die Wirtschaftswissenschaftlerin derzeit als politische Referentin. Außerdem ist sie als selbstständige Beraterin, Moderatorin und Autorin tätig. Als Bundesvorsitzende will sie die mediale Präsenz des Jungen Wirtschaftsrates steigern und die Generationengerechtigkeit noch stärker in den Mittelpunkt stellen.
Unternehmenssteuern auf die international wettbewerbsfähige Zielmarke von 25 Prozent und eine dauerhaft klare Absage an die Erhöhung der Erbschaftssteuer, die letztendlich vor allem unseren Mittelstand trifft.“ Anders seien die großen Herausforderungen Digitalisierung und Dekarbonisierung für kleine und mittlere Unternehmen kaum zu bewältigen.
Klare Vorstellungen hat Caroline Bosbach auch von der Ausgestaltung der Energiewende: „Wir brauchen bei dem Thema zwei ganz wesentliche Erkenntnisse: Zum einen muss die Klimaneutralität international gedacht werden. Zum anderen müssen wir die Energiewende als potenziellen Exportschlager begreifen. Wir können das Weltklima nicht alleine retten. Aber wir können Weltmarktführer bei grünen Technologien werden.“ Dazu sei jedoch ein massiver Schub durch Forschung und Entwicklung erforderlich. Dies setze Technologieoffenheit und die konsequente Anwendung marktwirtschaftlicher Instrumente voraus.
Ein weiteres Thema, bei dem der neue Bundesvorstand des Jungen Wirtschaftsrates dringenden Handlungsbedarf sieht, ist die Rentenpolitik. Der Ampel-Koalition stellt Caroline Bosbach auf diesem Gebiet bisher ein durchwachsenes Zeugnis aus: „Die gesetzliche Rente, wie sie derzeit existiert, wird in Zukunft nicht mehr finanzierbar sein. Das müssen wir den jungen Menschen aber auch mal sagen! Es ist gut, dass wenigstens die Aktienrente in Ansätzen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat. Das alleine wird aber nicht reichen. Die Politik muss die private Altersvorsorge attraktivieren, indem sie beispielsweise den Sparerpauschbetrag erhöht oder die Spekulationsfrist wieder einführt.“
Um ihre Forderungen schlagkräftig vertreten zu können, starten Caroline Bosbach und ihre Stellvertreter hochmotiviert in ihre zweijährige Amtszeit. „Momentan befinden wir uns in einer intensiven Strategiephase. Da wir miteinander sehr eng verbunden sind, kommunizieren wir auch über unseren wöchentlichen Jour Fixe hinaus häufig.“ Dabei behält Caroline Bosbach einen wichtigen Ratschlag ihres Vaters stets im Hinterkopf: „Gucke niemals auf die Uhr.“ l