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Zeit zu handeln  Kai Hankeln

Zeit zu handeln!

Deutschland muss endlich anfangen das überregulierte System der Gesetzlichen Krankenkassen in Angriff zu nehmen.

Das System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gleicht einem Dschungel. Es herrscht ein Gewirr an Zuständigkeiten, Gesetzen und Regelungen. Beim Blick auf ein GKV-Systemchart wird klar: Das ist ein komplett überreguliertes System, das so nicht mehr funktionieren kann.

Doch wie könnte eine Lösung aussehen? Wie wird ein ineffizientes System wieder effizient? Und wie kann sowohl die Krankenhauslandschaft als auch der ambulante Sektor so umgestaltet werden, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet und das Ganze finanzierbar ist?

Das ist eine Aufgabe, über die schon seit 30 Jahren diskutiert wird. Höchste Zeit also, dass endlich etwas passiert! Beispiel Krankenhäuser: Statt hier eine vernünftige Strukturplanung zu machen, steuern wir auf eine kalte Strukturbereinigung durch die Hintertür zu. Dadurch werden wahrscheinlich am Ende die falschen Krankenhäuser geschlossen, und es droht ein Flächenversorgungsproblem.

Auch immer neue Regulierungen und Verordnungen helfen dem Gesundheitswesen nicht weiter. Das ist gut am Beispiel Pflegemangel zu erkennen: Wer die Erweiterung der ersten Pflegepersonalregelung (PPR 2.0) als Beispiel für ein tolles Instrument ansieht, dem entgegne ich, dass damit nur die Stellenbesetzung reguliert wird – und Leistungen verknappt wer-

Kai Hankeln

Konzerngeschäftsführer und CEO Asklepios

„Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen machen andere Länder vor, wie es geht. Deutschland könnte sich viel abschauen.“

Foto: AdobeStock©spotmatikphoto

den. Die neue Regelung schiebt den Krankenhäusern die Schuld zu, wenn sie es nicht schaffen, Pflegestellen zu besetzen. Dabei gibt es einfach keine Pflegekräfte.

Beispiel Digitalisierung im Gesundheitswesen: Andere Länder machen vor, wie es geht. Ob die Niederlande, Dänemark oder auch die Ukraine – Deutschland könnte sich viel abschauen. Stattdessen gibt es einen deutschen Sonderweg und Dilettantismus. Bei der Telematik-Infrastruktur etwa, die zeigt, wie man es nicht machen sollte. Statt Doppeldokumentation und Doppeleingaben sollten Daten nur ein einziges Mal eingegeben werden müssen. Die Telematik-Infrastruktur 2.0, mit der alles besser werden soll, lässt weiter auf sich warten.

Mein Fazit: Ohne Strategie für den Fachkräftemangel, mit einer kalten Marktbereinigung der Krankenhausstruktur, dem Wegschauen bei der Finanzierungskatastrophe in der GKV und dem Desaster bei der Digitalisierung, gefährdet die Ampelregierung die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in Deutschland.

Als stationärer Krankenhausbetreiber fordere ich: Schluss mit der ganzen Regulatorik! Wir müssen international wettbewerbsfähig werden. Die Politik braucht mehr Mut für eine Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft – mit einem klaren Fokus auf Qualität und Sinnhaftigkeit, nicht auf Strukturvorgaben. l

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