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Deutschland übertreibt die Sicherheit Dr. Markus Leyck Dieken
Foto: AdobeStock©Veselin
Deutschland übertreibt die Sicherheit
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat Fahrt aufgenommen. Das neue E-Rezept basiert jetzt auf internationalen Standards – und funktioniert einfach und gut.
die auf internationalen Standards beruht. Zuvor wurde alles in einer „Sütterlin-Schrift“ programmiert, die es nur in Deutschland gibt. Die Haltung war: „Wir wissen es besser als ganz Europa. Wir wollen es sicherer haben als ganz Europa.“ Deshalb bauen wir jetzt alles neu.
Das E-Rezept ist heute ein Produkt, das Sie sich unbefangen anschauen sollten. Es ist sehr souverän gemacht. Und es ist ein Produkt, was sich aus der Hand heraus bedienen lässt. Das beweisen mir nicht nur die Apotheker, sondern auch die Zahnärzte, die zu mehr als 98 Prozent auf das E-Rezept vorbereitet sind. Ich frage mich nur, warum Humanmediziner glauben, sie
brauchen ein Jahr, um das E-Rezept zu erlernen. Das ist ein Zwei-KlickProdukt. Diese App ist wunderbar gestaltet. Ich halte also fest: Deutschland hat eine App, die sicher ist, aber unzugänglich. Und die Brüsseler Kollegen haben das mal schön zusammengefasst: „Germany makes things so save: the house has no door and no window.“ Ich glaube, das trifft hier sehr zu. l
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat in der letzten Legislaturperiode zum ersten Mal deutlich an Schwung gewonnen. Die Vorgängerregierung hat eine Roadmap vorgelegt. Außerdem haben wir Erfahrungen gesammelt.
So zeigt zum Beispiel der Covid-Pass, dass die Bürger sehr wohl in der Lage sind, digitale Tools anzunehmen – wenn diese überzeugend einfach sind und Nutzen stiften. Die Gematik hat mehr als 140 Millionen Datensätze an die Apotheken geliefert. Das zeigt doch, dass es geht. Die Bevölkerung möchte das auch.
Die Ärzteschaft hat zur Roadmap indes nichts angemeldet. Das ist eine kassendominierte Roadmap, die Kassen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie sind vielleicht auch etwas entschiedener für die Digitalisierung als die Leistungserbringer. Wichtig aber ist: Es läuft an. Es läuft langsam, aber es läuft besser, als die meisten wahrnehmen. Das erkennt man etwa an den eingelösten E-Rezepten und den zwei Millionen elektronisch versandten Arztbriefen. 65 Prozent der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen werden mittlerweile digital übertragen.
Auch die Gematik hat sich verändert. Das Bundesgesundheitsministerium hat 51 Prozent der Gesellschaft übernommen. Die Gematik hat früher unter Ausschluss der Öffentlichkeit gearbeitet. Die Mitarbeiter hatten ein Kontaktverbot nach außen. Das heißt: Besuche in Praxen, Kliniken, Versicherungen und anderen Institutionen des Gesundheitswesens waren verboten. Deshalb führen wir zum Beispiel seit drei Jahren einen intensiven Dialog mit den Kliniken. Der Schlüssel für den Erfolg ist unsere Hinwendung nach außen und agiles Arbeiten.
Das E-Rezept ist eine der ersten deutschen digitalen Anwendungen,
Dr. Markus Leyck Dieken
Geschäftsführer Gematik GmbH