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Alte Denkmuster aufbrechen Arno Schwalie
Der Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen steigt bis 2030 um rund 270.000. Das ist eine enorme Herausforderung.
Es gibt aber Lösungen, die wir heute noch gar nicht richtig sehen. Alte
Denkmuster aufbrechen, Pflege neu denken – darum geht es. Wir müssen neue Pflege- und Wohnkonzepte schaffen. Wir müssen die Digitalisierung einsetzen, um die Qualität der
Pflege zu verbessern. Und wir brauchen ein neues, modernes Verständnis des Pflegeberufs.
Debatten über das Pflegesystem beschränken sich oft auf Größen wie
Foto: AdobeStock©pressmaster
Alte Herausforderung Pflege annehmen und neue Wege gehen. Denkmuster aufbrechen
Finanzierung und Personalbedarf. Aber wir müssen nicht nur problem-, sondern auch lösungsorientiert denken. Die meisten Menschen wollen so lange wie möglich autonom leben. Dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen. Jeder soll genau die Pflege erhalten, die er benötigt, ob ambulant, stationär oder zuhause. Wenn wir die Qualität der Pflege, gemessen an den Wünschen der Senioren, in den Mittelpunkt stellen, führt uns das zu ganz neuen Pflege- und Wohnformen: Wohngemeinschaften, eine enge Einbindung von Seniorenwohnungen in ihre Stadtviertel, Mehrgenerationenhäuser oder die Versorgung durch ambulante Dienste.
Solche innovativen Wohnformen entsprechen nicht nur den Bedürfnissen vieler Menschen. Sie setzen auch Anreize, das Beste aus stationärer und ambulanter Pflege zu kombinieren. Sie helfen uns, passgenaue Lösungen zu finden und das System als Ganzes zu entlasten. Um das zu erreichen, müssen wir aber vermeintliche Errungenschaften infrage stellen.
Ein Beispiel: Konzentrieren wir uns zu sehr auf die Deregulierung etwa von starren Pflegeschlüsseln und Fachkraftquoten, engt das von vornherein den Output ein, also etwa neue Wohn- und Pflegeformen. Alte Denkmuster blockieren neue Lösungen. Das müssen wir alle zusammen aufbrechen. Die Anbieter müssen neue Pflegekonzepte schaffen, die Politik muss den Weg dafür ebnen und Initiativen fördern. Vor allem aber brauchen wir die Akzeptanz der Gesellschaft
Der Digitalisierung kommt eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der Pflege zu. Wir reden dabei über eine handfeste Steigerung von Effektivität und Effizienz und über die dringend benötigte Entlastung unserer Pflegekräfte, etwa in der Dokumentation. Es spart viel Zeit, wenn wir die Pflegedokumentation auf PC umstellen. Aber das reicht nicht. Wir brauchen eine gemeinsame ITInfrastruktur für alle Akteure in Pflegeeinrichtungen, Ärzte, Therapeuten und Angehörige. Vor allem muss die Pflege an die Telematikinfrastruktur angebunden und Zugriff auf die elektronische Patientenakte erhalten. Zudem brauchen wir einen einheitlichen
Arno Schwalie
Chief Executive Officer Korian Deutschland AG, Vorsitzender der Bundesarbeitsgruppe Pflege des Wirtschaftsrates
Datenstandard. Nur, wenn alle im Gesundheitssystem die gleiche Sprache sprechen, ist eine reibungslose Verständigung möglich. Digitalisierung bedeutet nicht nur, Pflegekräfte zu entlasten – sondern auch die Qualität der Pflege zu verbessern. l