Blindtext
Blindtext
Ausgabe Februar 2010
Durchblick
Leben und Arbeiten im Wittekindshof
Impressum Durchblick, Leben und Arbeiten im Wittekindshof, Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.)
Historische Aufarbeitung, S. 3
Redaktion: Klaus Schuhmacher Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen Tel.: (0 57 34) 61-11 30 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 12.05.2010 Fotos: Anke Marholdt (Titel, S. 1, S. 9, S. 10, S. 16, S. 17, S.19, S. 22, S. 23) Klaus Schuhmacher (S. 1, S. 12. S. 13, S. 14, S. 15, S. 20, S. 21, S. 23) Archiv Wittekindshof (S. 1, S. 3, S. 4, S. 5, S. 6, S. 7, S. 8, S. 9, S. 20) Privat (S. 15, S. 16) Westfalen-Blatt (S. 21) Texte: Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Anke Marholdt, Pressesprecherin, sowie Klaus Schuhmacher und Ella Buresch. Auswahl und Redaktion: Klaus Schuhmacher Satz und Layout: amadeo Marketing & Design
Intensive Teilhabe am Arbeitsleben, S. 14
Interdisziplinäre Frühförderung, S. 16
Druck: Druckerei + Verlag, Kurt Eilbracht GmbH & Co. KG, Löhne Versand: Wittekindshofer Werkstätten, Bad Oeynhausen Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion. Spendenkonto: Kto.: 12 22 00 BLZ: 494 900 70 Volksbank Bad Oeynhausen-Herford eG
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www.wittekindshof.de
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Blindtext Editorial / Inhalt
Liebe Leserin, Lieber Leser, in Vorüberlegungen und Dienstbesprechungen gewinnt schrittweise die Tatsache an Kontur, dass die Diakonische Stiftung Wittekindshof im Jahr 2012 seit 125 Jahren besteht. Das ist mit Sicherheit ein Datum zum Innehalten, wohl auch zum Feiern und zum mutigen Blick nach vorne. Aber auch das ist wichtig: wer Perspektiven entwickeln möchte, tut gut daran, die Vergangenheit zu kennen. Dazu gehören durchaus auch die Anekdoten, die fast alle ‚länger gedienten’ Wittekindshofer Mitarbeitenden kennen. Sie erzählen von kleinen Siegen oder Niederlagen im Dienst oder im angrenzenden Privatleben, berichten von Bauernschläue und Einfallsreichtum angesichts des Verwaltens von Knappheit. Es sind in der Regel schöne Geschichten und die meisten von ihnen haben mindestens einen wahren Kern. Aber es ist auch an der Zeit, die Wittekindshofer Geschichte aufzuschreiben und wissenschaftlich zu interpretieren. Jahrzehnte war die Zeit des Nationalsozialismus als Wittekindshofer Thema gänzlich unerforscht. Das war aber auch in anderen Einrichtungen kaum anders! Und wenn jetzt Fragen nach den 50er bis 70er Jahren laut werden, so darf das kein Grund zum Mauern und zur Nachrichtensperre sein! Einrichtungen wie die Diakonische Stiftung Wittekindshof waren und sind Teil von Gesellschaft und evangelischer Diakonie; daran müssen sie sich messen lassen – oder sie werden unglaubwürdig! Daran wird im Übrigen in fünfundzwanzig oder dreißig Jahren auch der Wittekindshof von heute gemessen werden. Deshalb sollten alle Mitarbeitenden – auch wenn sie sich sonst nicht so sehr für Geschichte interessieren – die wissenschaftliche historische Aufarbeitung, die nun begonnen hat, mit Wohlwollen begleiten. Mehr Licht kann nicht schaden! Ihr
Klaus Schuhmacher
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Inhalt
Blindtext Geschichte Wittekindshof
Seite
Das Projekt der Aufarbeitung der eigenen Geschichte im Wittekindshof
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„Damals – vor 50 Jahren“
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Angemessenheit von Arbeit und Vergütung „Gerechter Lohn“
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Aufbaubildungsgänge gelten als Studienleistung
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Mitarbeiterschaft und Diakonengemeinschaft diskutieren das „Handlungsleitende Bild“
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Intensive Teilhabe am Arbeitsleben
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New York Marathon
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Interdisziplinäre Frühförderung
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Veranstaltungen
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Spenden Sie doch, was Sie wollen!
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Rahedener Andacht
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Zum Tode von Franz Wieneke
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Nachruf Erich Eltzner
20-22
Personalia
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Das Projekt der Aufarbeitung der eigenen Geschichte im Wittekindshof Wenn in einer Einrichtung ein klarer Kurs für die Zukunft bestimmt werden soll, dann ist es wichtig zu wissen, wo sie herkommt, was sie geprägt hat und wo sie heute steht. Anlässlich des anstehenden 125-jährigen Jubiläums der Diakonischen Stiftung Wittekindshof (DSW) wird es deshalb in den nächsten zwei Jahren eine Aufarbeitung der bisherigen Geschichte des Wittekindshofes geben. Die aktuelle Situation der Diakonischen Stiftung Wittekindshof ist gekennzeichnet durch starke Veränderungen. Während über lange Jahre die meisten Angebote zentral auf einem großen Gründungsgelände in Volmerdingsen konzentriert waren, werden nun zunehmend zahlreiche Angebote in verschiedenen Teilen Westfalens entwickelt.
durch einen breit angelegten Leitbildprozess. Das dabei bereits unter Beteiligung von 80 Prozent der Mitarbeitenden erarbeitete Handlungsleitende Bild folgt dem Leitwert: „Teilhabe in jedem Lebensalter“. Darüber wurde im „Durchblick“ schon ausführlich berichtet. 1. Die Ausgangssituation der historischen Aufarbeitung Ausgangspunkt war also nicht zuletzt der Wunsch, die eigene Herkunft auf dem Hintergrund des laufenden Leitbild- und Strategieprozesses zu klären. Die Initiative zur Erforschung der Vergangenheit ging dabei ohne Druck von außen vom Wittekindshof selbst aus.
Zum Titelfoto Matthias Paul, angestellt in der Löhner Landbäckerei Krumme, ist sozusagen ein Pionier bei der Thematik „Verbesserte Teilhabe-Chancen“. Beim Aschermittwochsempfang 2009 wurde seine Erfolgsgeschichte näher erläutert. Die Wittekindshofer Bemühungen zur Öffnung der Arbeitswelt sind vielfältig und gelten auch Menschen mit schweren Behinderungen. Mehr dazu auf S. 14/15.
Das Konzept einer klassisch geprägten Anstalt, die für Menschen mit Behinderung einen „Ort zum Leben“ bietet, war im Wittekindshof noch bis zur Jahrtausendwende maßgeblich. Erst seit etwa 2002 hat man systematisch eine Öffnung des vormals in sich relativ geschlossenen Systems Anstalt für das gesellschaftliche Umfeld betrieben. Die Überlegungen über die zukünftige Entwicklung sind aktuell geprägt
Unter diesen Voraussetzungen wurde bereits im November 2008 Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl von der Universität Bielefeld angefragt, ob er eine historische Untersuchung der gesamten Wittekindshofer Geschichte seit 1887 durchführen könnte. Prof. Schmuhl sagte zu, dies in bereits bewährter Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ulrike Winkler vorzunehmen. Die Untersuchung wird zum 125-jährigen Jubi-
läum der Stiftung an Trinitatis 2012 vorliegen. Sie soll jedoch im Gegensatz zur 100-Jahres-Festschrift des Wittekindshofes von 1987 nicht als selbst produzierte Jubiläumsschrift, sondern als externe Aufarbeitung angelegt sein, bei der auch historisch-kritische wissenschaftliche Methoden angewendet werden. Eine kritische Haltung der Forschenden gegenüber der Stiftung wird dabei bewusst in Kauf genommen und ist sogar erwünscht. Natürlich findet dann aber für die Endfassung eine Abstimmung zwischen dem Wittekindshof und den externen Verfassern statt, aber nicht im Sinne einer Zensur, sondern einer guten Verständigung über die Darstellung der Ergebnisse der Untersuchung. Bei der Arbeit im Projekt werden sowohl schriftliche Quellen aus eigenen und fremden Archiven als auch Darstellungen historischer Zeitzeugen, Bewohner wie Mitarbeitende, berücksichtigt. Mit den Zeitzeugen werden dabei Interviews geführt. Ein wesentlicher Akzent für das Projekt wurde im Frühjahr 2009 durch die Initiative einer ehemaligen Bewohnerin des Wittekindshofes aus den 50er und 60er Jahren
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Geschichte Wittekindshof
gesetzt. Sie fühlte sich durch eine Wittekindshofer Traueranzeige für eine ehemalige Mitarbeitende sehr provoziert. Darin hieß es, dass die Liebe und das Engagement der Verstorbenen den Menschen mit Behinderungen gegolten habe. Deshalb wandte sich die ehemalige Bewohnerin von Süddeutschland aus an die Presse in Bad Oeynhausen, um ausführlich zu schildern, was sie in dem Haus erlebt hatte, das unter der Mitleitung der besagten ehemaligen Mitarbeitenden stand. Dabei wurden erhebliche Vorwürfe von Misshandlungen geäußert und in mehreren Zeitungsartikeln publiziert, z.B. unter der Überschrift: „Der Wittekindshof war die Hölle“ (als Zitat der Betroffenen). Die genannte Bewohnerin wurde daraufhin in den Prozess der historischen Aufarbeitung mit einbezogen. Es fanden Gespräche mit dem Vorstandssprecher des Wittekindshofes und Prof. Schmuhl statt. Vom Zuschnitt des gesamten historischen Projektes her wurde nun ein besonderer Akzent auf die 50er und 60er Jahre sowie die Gewaltfrage gelegt. Eine Vorstudie dazu wird durch Prof. Schmuhl und Dr. Winkler voraussichtlich noch in diesem Jahr entstehen und dann veröffentlicht werden. Sie wird zugleich einen Beitrag zu der aktuell in der Öffentlichkeit laufenden breiten Diskussion über die so genannte Heimkindererziehung in den 50er und 60er Jahren liefern.
nen. Es gibt gewisse personelle Schwierigkeiten da Rainer Kregel, der Archivar des Wittekindshofes erkrankt ist und Michael Spehr, sein Vertreter, sich erst einarbeiten muss. Das Archiv ist relativ klein, aber gut sortiert. Pfarrer Klaus Weitkamp arbeitet wesentlich mit bei der Erschließung der Quellen. Das Thema erzeugt insgesamt nicht nur extern, sondern auch innerhalb des Wittekindshofes großes Interesse. So wurden bereits in den Medien etliche Beiträge zu dem Vorhaben veröffentlicht. Dabei wurde die Bereitschaft, die eigene Geschichte offen aufzuarbeiten, durchaus positiv gewürdigt. Intern werden die am Prozess Beteiligten immer wieder durch aktuelle und ehemalige Bewohner/innen und Mitarbeitende angesprochen. Sie äußern den Wunsch, bei der historischen Forschung durch Erfahrungsberichte mitwirken zu können. Die Vorgänge in den Heimen für Kinder und Jugendliche in den 50er
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und 60er Jahren werden zurzeit nicht nur im Wittekindshof, sondern auch an anderen Stellen untersucht. So gibt es in Berlin einen „Runden Tisch Heimerziehung“ der Bundesregierung, an dem diese Fragen behandelt werden. Um die Arbeiten im Wittekindshof mit denen anderer Träger zu vernetzen, arbeitet der Vorstandssprecher des Wittekindshofes in der vom Präsidenten des Diakonischen Werkes der EKD eingeladenen Begleitgruppe zum Runden Tisch mit.
und die Grenzen der Unterscheidung behindert/nicht behindert für die betreffenden Klienten waren oft fließend.
Beim letzten Treffen wurden die bisherigen Initiativen zur historischen Aufarbeitung dieser Zeit, die es bei den verschiedenen diakonischen Trägern aktuell gibt, gesammelt. Es wurde dabei deutlich, dass die spezielle Frage der historischen Vorgänge in den Heimen der Jugendhilfe, wie sie zurzeit öffentlich besonders intensiv diskutiert wird, nicht starr vom Bereich der Behindertenhilfe getrennt werden kann. In beiden Bereichen gab es einander entsprechende Entwicklungen,
Aus den bisherigen Vorarbeiten im Wittekindshofer Geschichtsprojekt ergeben sich erste Einschätzungen zu diesem Thema, ohne damit den Untersuchungen von Prof. Schmuhl und Dr. Winkler vorgreifen zu wollen. Nach den bisherigen Eindrücken hat es in mehreren Häusern in den 1950er und 60er Jahren ausgesprochen schwierige Arbeitsbedingungen gegeben, die zum Teil auch zu problematischen Vorgängen geführt haben.
Es gab zahlreiche Kinder und Jugendliche, die nach heutigem Erkenntnisstand eigentlich nicht (geistig) behindert waren, sondern eher als Sozialwaisen nach dem Zweiten Weltkrieg irgendwie ihren Weg in die Diakonische Stiftung Wittekindshof fanden. Einige von ihnen leben bis heute hier.
Die Arbeit war geprägt durch eine aus heutiger Sicht unangemessene Konzentration des Wohnens und Lebens von Menschen mit Behinderungen auf dem zentralen Anstaltsgelände und in einigen wenigen so genannten Außenstellen. Das zahlenmäßige Verhältnis von Mitarbeitenden zu unterstützten Menschen mit Behinderungen war ausgesprochen niedrig. Es gab deutlich zu wenig fachlich für die Behindertenhilfe ausgebildete Mitarbeitende. Diese Grundsituation führte regelmäßig zu Überlastungssituationen mit entsprechenden Folgen.
2. Zum gegenwärtiger Stand Erste Interviews und Sichtungen der Akten durch Prof. Schmuhl und Dr. Winkler haben bereits stattgefunden. Die konzentrierte Arbeit im Archiv hat im Januar 2010 begon-
Geschichte Wittekindshof
Verkaufsstelle in den 50er Jahren
Diese äußerst schwierigen Rahmenbedingungen wurden von der damaligen Gesellschaft zumindest
Erntewagen am Marienheim in den 50er Jahren
gebilligt und genau in dieser Form auch finanziell gefördert. Grundansatz der öffentlichen Behindertenhilfe war offensichtlich eine Ausgliederung der Menschen besonders mit geistiger oder mehrfacher Behinderung aus dem alltäglichen gesellschaftlichen Leben. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Menschen mit Behinderung nun immerhin mit den elementarsten Lebensmitteln versorgt wurden, während sie noch wenige Jahre zuvor in der NS-Zeit in großem Umfang getötet oder dem Sterben überlassen wurden. Insofern handelt es sich bei der Behindertenhilfe der 50er und 60er Jahre trotz aller problematischen Seiten auch um eine elementare Leistung der Hilfe zum Leben, die zunächst einmal grundsätzlich gewürdigt werden sollte. Unter den genannten schwierigen Grundbedingungen des Lebens und Arbeitens im Wittekindshof haben dann aber nicht nur Bewohner/innen, sondern auch damalige Mitarbeitende gelitten. Dabei hat es bei zahlreichen Menschen verletzende Erfahrungen gegeben. Die beteilig-
ten Personen haben sich zumeist darum bemüht, unter den aus heutiger Sicht zum guten Teil unverantwortlichen Voraussetzungen in der konkreten Arbeit möglichst gute Lebens- und Arbeitsbedingungen herzustellen. Ob es Fälle gegeben hat, in denen Mitarbeitende sich auch unter Einrechnung dieser schwierigen Gesamtsituation unangemessen, verantwortungslos und auch illegal verhalten haben, wird auf der Basis der historischen Untersuchungen zu prüfen sein. Dabei gilt in jedem Falle, dass aus Gründen des Datenschutzes keine auf einzelne Personen bezogenen Aussagen veröffentlicht werden. 3. Ausblick Bei der bisherigen Beschäftigung mit dem Thema wurde deutlich, dass es sich in mehrfacher Hinsicht um äußerst sensible Fragen handelt. Das betrifft erstens die persönlichen Lebensgeschichten der betroffenen Menschen, und zwar sowohl der Mitarbeitenden als auch der durch sie in den Einrichtungen unterstützten Personen. Hier gibt es
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Geschichte Wittekindshof
viele traumatische Erlebnisse aufzuarbeiten. Die historische Forschung kann ein erster Schritt dazu sein. So zeigen die Erfahrungen aus den bisherigen Gesprächen, dass allein schon das Gefühl des Wahr- und Ernstgenommenwerdens für die Betroffenen wohltuend und hilfreich ist. Es wird hier darum gehen müssen, möglichst frühzeitig und aus eigener Initiative auf diese Menschen zuzugehen und mit ihnen über diese Fragen ins Gespräch zu kommen. Dann kann hoffentlich ein offener Dialog entstehen, der möglichst wenig durch eine nicht zuletzt von Medien geschürte Polemik und entsprechende Reaktionen in der Öffentlichkeit belastet ist. Ein zweiter sensibler Punkt ist, dass die genannten Probleme nicht nur in der Stiftung Wittekindshof auftauchten, sondern auch in weiteren Einrichtungen der Jugendhilfe und auch der Behindertenhilfe. So wird in den nächsten Wochen ein Buch über die Geschichte eines Hauses der Volmarsteiner Anstalten erscheinen, das ebenfalls von Prof. Schmuhl und Dr. Winkler verfasst wurde und die damaligen dortigen Verhältnisse darstellt. Es handelt sich damit, wie ich oben schon andeutete, um ein gesamtgesellschaftliches Problem der deutschen Nachkriegszeit. Der dritte und entscheidende Punkt muss deshalb die unbedingte Verpflichtung zu einer guten Weiterentwicklung unserer Eingliederungshilfe und auch unserer Gesellschaft sein. Der wesentliche Effekt solcher historischen Aufarbeitungen muss darin bestehen, Konsequenzen für die aktuelle Verbesserung der Unterstützung von Menschen mit Behinderung sowie Kindern und
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Jugendlichen zu ziehen. Deshalb sollte die historische Aufarbeitung dieser Fragen nicht für sich stattfinden, sondern in Verbindung mit Überlegungen über zukünftige Konzepte, Leitbilder und Strategien stehen. Zusätzlich muss es uns auch um die aktive Veränderung unserer Gesellschaft insgesamt auf dem Hintergrund der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung gehen. Orientierungspunkt ist dabei nicht nur der Gedanke der Inklusion, also der vollen Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in das gesellschaftliche Leben, wie sie jedenfalls in der englischen Fassung der UN-Konvention ausgedrückt ist. Zielpunkt wäre für mich darüber hinausgehend die von Prof. Schmuhl in einem Vortrag so genannte Vorstellung der „Vielfalt als Normalfall“. Das entspricht meines Erachtens der grundlegenden Einsicht des Christentums, wie sie in den frühen Texten des Neuen Testamentes wiedergegeben sind: Dass nämlich die christliche Gemeinde als Gemeinschaft gleichberechtigter Menschen unabhängig von ihren Eigenschaften zu verstehen ist, die alle in gleicher Weise von Gott geliebt sind. Daraus ergibt sich gewissermaßen natürlicherweise eine Vielfalt der Gemeinschaft als Normalfall.
Geschichte Wittekindshof
Priska und Junia als Führungspersönlichkeiten in der Gemeinde dargestellt. Im Philemonbrief bittet Paulus den Philemon, seinen Sklaven und Glaubensbruder Onesimus frei zu lassen. Und die Apostelgeschichte erzählt in Kap. 8, 26-39, dass mit dem Eunuchen aus Äthiopien der erste Christ nichtjüdischer Herkunft ein Körperbehinderter war. Wahrscheinlich hatte sogar der Apostel Paulus selbst eine Behinderung. Solche christlich begründete „Vielfalt als Normalfall“ zu verfolgen, sollte deshalb auch Kerngedanke unseres heutigen diakonischen Handelns sein. Es geht darum, eine diakonische Arbeit und eine Gesellschaft mit zu gestalten, in der niemand aufgrund seiner Eigenschaften und Fähigkeiten ausgegrenzt und benachteiligt wird, so dass in unseren menschlichen Gemeinschaften eine Vielfalt als Normalfall entstehen kann. Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher
Deshalb werden in den frühen christlichen Bibeltexten die damals in der Gesellschaft ausgegrenzten Personengruppen sehr bewusst in die christliche Gemeinschaft aufgenommen und mit allen Rechten (und Pflichten) ausgestattet. So werden z.B. im Römerbrief in Kap. 16,1-7 die drei Frauen Phöbe,
Gartenarbeit am Gronauer Annaheim in den 60er Jahre
„Damals – vor 50 Jahren“ Früher, da war alles besser! So hört man das immer wieder. Darauf kann ich nur erwidern: Früher war vieles anders, jedoch nicht besser. Von diesem Anderssein möchte ich aus privater Erfahrung berichten: Bundespräsident Horst Köhler nutzte in seiner Ansprache anlässlich der Wiedereröffnung des Halberstädter Domschatzes am 13. April 2008 folgenden Satz: ZUKUNFT BRAUCHT HERKUNFT Getreu diesen Satz bedenkend, möchte ich heute in eine Zeit zurückblicken, die nur wenige im Wittekindshof Arbeitende und Lebende aus eigener Anschauung und Erleben noch kennen. Wir leben heute in einer Zeit, in der die Veränderungen ein so rasantes Tempo angenommen haben, dass selbst jüngere Menschen Schwierigkeiten haben, diese nachzuvollziehen. Mein Beitrag wird nicht historisch vollkommen sein, sondern ist eine persönliche Rückschau. Am 1. Oktober 1958 kam ich zum Wittekindshof. Das ist nun über 50 Jahre her. Ich hatte schon eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Menschen, kam ich doch gerade von Treysa im Nordhessischen, dem Ort, an dem das Hessische Brüderhaus und die Anstalten Hephata zu Hause sind. (Hier hat sich die Namensgebung verändert.) Treysa hatte einen kleinstädtischen Charakter, der sich auch auf die Anstalten Hephata auswirkte.
Mahlzeit mit Unterstützung in der Friedenshöhe der 50er Jahre
Der Wittekindshof hatte dagegen eine dörfliche Struktur. Er war und ist ein Teil Volmerdingsens. Landschaftlich gesehen gab es also keine Enge, sondern die Wohnbereiche waren in das landwirtschaftlich geprägte Umfeld eingebettet. Diese landwirtschaftliche Prägung machte die Häuser weitgehend autark. Die Hausväter, die den Wohnbereichen vorstanden, hatten z. T. noch Beamtenstatus. Viele der damals im Erziehungs- und Pflegedienst beschäftigten Brüder hatten ihre Ausbildung ausgangs der 20er Jahre gemacht oder waren in der Zeit nach 1949 ausgebildet worden, bzw. noch in der Ausbildung. Die meisten Brüder waren verheiratet und hatten Familie. Das war nicht immer so, denn erst Ende der 20er Jahre wurde das Verbot aufgehoben, dass nur unverheiratete Brüder hier arbeiten durften und damit eine dauerhafte Stellung im Pflegeund Erziehungsdienst erhielten. Wer vor der Aufhebung heiraten
wollte, versuchte eine Stelle als Heizer zu bekommen. Wenn das nicht klappte, musste er sich eine neue Aufgabe suchen. Etliche habe ich kennen gelernt, die nach der Aufhebung des Verbotes zum Wittekindshof zurückgekehrt waren. Die Finanzierung der Arbeit im Wittekindshof beruhte noch immer im Wesentlichen auf der Basis der Brüningschen Notverordnungen aus dem Jahre 1932. Diese Notverordnungen betrafen alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Erst im Oktober 1962 wurde durch die erste Bundesministerin für Gesundheit ein neues Tarifsystem geschaffen... Mein monatliches Nettoeinkommen betrug 1958 bei freier Wohnung und Verpflegung 142 DM. Das waren 112 DM mehr als ich in Treysa erhalten hatte. Die Ausbildung fand nicht ganzjährig statt, so wie wir das heute kennen, sondern nur in den Winter-
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Geschichte Wittekindshof
halbjahren. Ein Kursus begann und wurde zu Ende geführt, ehe ein Folgekursus starten konnte. 1959 beendete der bei meiner Ankunft laufende Kurs seine Ausbildung, und ich hatte das Glück, den im Herbst 1959 beginnenden Kurs zu besuchen. Grund für die schnelle Aufnahme in den Kurs war die Tatsache, dass ich im Hess. Brüderhaus bereits das Diakonische Mittelklasseexamen bestanden hatte und ich für die ersten beiden Winterhalbjahre von der
Friedenshöhe zugeordnet worden. Dort habe ich auch gefrühstückt und mein Mittagessen eingenommen. Wie in der Kirche, so hatte man auch zu den Essenszeiten seinen festen Platz. Männlein und Weiblein waren strikt getrennt. An dem einen Tisch residierte die Hausmutter, am anderen der Hausvater. Der arme Spätdienst musste 115 Männer zur Ruhe ermahnen, sonst ging die Schiebetür auf... Auch solche Situationen sind erlebte Geschichte und infolgedessen
Geschichte Wittekindshof
Bevor ich weiter schreibe, darf ich nach meiner Meinung die Höhepunkte eines Kalenderjahres nicht außer Acht lassen. Gleich im Januar gab es einen Winterabend für die hier lebenden Familien. Er wurde im Haus Morgenstern gefeiert. Die Zahl der im Wittekindshof lebenden Familien war ja sehr groß und man lebte auf engem Raum.
Gartenarbeit an der Friedenshöhe in den 50er Jahren
Bewohnerinnen des Annaheimes in Gronau der 60er Jahre
Um Pfingsten herum fuhren die erwachsenen Bewohner zu ihren Angehörigen auf Urlaub. Mit Bussen, die nach Hamm, Dortmund oder Herne führten, ging es geschlossen auf die Reise. Ungefähr zur gleichen Zeit wurden die Betriebsausflüge organisiert. Man war einen vollen Tag unterwegs zu den unterschiedlichsten Zielen.
Diakonenausbildung befreit wurde. Nur die krankenpflegerischen Fächer und das der Heilpädagogischen Fragen musste ich besuchen. Dies war sehr zur Freude meines Hausvaters.
bin ich froh, dass es diese Säle zum Einnehmen der Mahlzeiten nicht mehr gibt. Trotzdem möchte ich die Friedenshöher Zeit, die sich sowohl hier wie auch im Sachsenkreuz abspielte, nicht missen. Sie endete im Mai 1961.
Eine weitere soziale Errungenschaft war der Wohnwagen. Später waren es zwei, drei, die z. T. im Harz und an Nord- und Ostsee aufgestellt wurden. Der Mitarbeiterausschuss war für Transport und Belegung zuständig.
Eigentlich sollte mit dem 1. Juni 1961 meine Tätigkeit in Gronau beginnen. Doch ich wollte mich während meines Urlaubs, der zu diesem Zeitpunkt geplant war, verloben. Mein, bzw. unser erster Brüderpfarrer wollte, dass ich meine Arbeit pünktlich in Gronau aufnahm. Doch ich hatte in Pfarrer H. Louis einen Verbündeten, der mir dann zu einem Aufschub verhalf.
Wenn auch das Leitungsgremium sehr hierarchisch aufgebaut war, so war doch eine väterliche Nähe spürbar. Ein jeder grüßte jeden. Es war noch Zeit für persönliche Begegnungen. Und auch das kam vor: Wenn dem Einen oder Anderen ein Vergehen vorgeworfen wurde und es stellte sich heraus, dass die Anschuldigung falsch war, so war es für den Vorgesetzten klar: eine Entschuldigung muss geleistet
Ausbildungstage waren der Dienstag, Donnerstag und Freitag sowie der Mittwochvormittag. Montags und samstags war man im Dienst. Wenn ich nicht sage: Gruppendienst, dann hat dies seine Berechtigung. Viele, der anfallenden Arbeiten wurden nämlich außerhäusig getan. Dazu zählten die Gartenarbeit, der Transportdienst und anderes mehr. Ich war von Anbeginn dem Hausvaterbereich
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stand ein langer ovaler Tisch, an dem wir und die dem Fach entsprechende Lehrkraft Platz hatten. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Auszubildenden schon älteren Semesters, also gestandene Leute. Dennoch war es Usus, dass wir zur Begrüßung aufstanden, wenn die Lehrkraft eintrat.
Am 20. Juni 1961 begann meine Gronauer Zeit, die Mitte September 1961 endete. Im nun abgerissenen Johannes-Falk-Heim traf ich ehemalige Friedenshöher Jungen und Männer wieder. Auch damals war Umzug schon ein fester Begriff.
Luftaufnahme des Wittekindshofes der 50er Jahre
werden. Im immer größer werdenden Personalgefüge und der sich vollziehenden Mobilität der Mitarbeitenden wurde alles anonymer und Begegnungen fanden immer stärker auf begrenztem Raume statt. Die Ausbildung fand stets im Roten Saal des Hauses Bethanien statt. Der Raum hieß so, weil ihn eine rote Tapete zierte. In dem Raum
Es gab keine differenzierten Ausbildungsgänge, sondern es wurde alles parallel unterrichtet. So gab es am Ende innerhalb weniger Tage 2 Abschlussprüfungen. Zunächst die der Pflegerischen Ausbildung, dann folgte die Diakonenprüfung. Auf diesem Zeugnis fand sich auch die Zensur des Faches: „Heilpädagogische Fragen“ wieder. Also Heilpädagogik, Krankenpflege und theologische Ausbildung wurden als Gesamtausbildung betrachtet und so den Mitarbeitern mit auf den Weg gegeben. Das heißt: Es
wurde für weibliche Pflegekräfte schon damals eine Ausbildung angeboten, jedoch waren sie von der Diakonenausbildung noch ausgeschlossen. Ich hatte schon einmal gesagt, dass die Wohnbereiche eigentlich sehr autark wirtschafteten. Zu dieser Bewirtschaftung gehörte auch die Tatsache, dass zu Ostern in den Dörfern, welche unter den Hauseltenbereichen aufgeteilt waren, Eier gesammelt wurden. Und im Herbst wurden auf diese Weise Kartoffeln erbeten. Diese Sammlungen entlasteten die Kosten für Verpflegung enorm. Diese Aufzeichnungen geben kein abgerundetes Bild wieder, sondern sind nur blitzlichtartige Momentaufnahmen dieser Zeit. Günter Seele
Dank an Günter Seele
Diakon Günter Seele
Mit Ablauf des Jahres 2009 ist Diakon Günter Seele auf eigenen Wunsch aus der aktiven Gremienarbeit in der Evangelischen Kirchengemeinde Volmerdingsen-Wittekindshof ausgeschieden. Seit 1996 hat er in der Gemeindevertretung der damaligen Anstaltskirchengemeinde Wittekindshof die kirchliche Arbeit wesentlich mitgeprägt. Dabei hat er auch seine Erfahrung als jahrzehntelanger Mitarbeiter des Wittekindshofes voll eingebracht. Besonders im Prozess der Vereinigung der beiden Kirchengemeinden Volmerdingsen und Wittekindshof seit 2007 trug er durch sein ausgleichendes Wesen und seine detaillierten historischen und organisatorischen Kenntnisse zum Gelingen dieser Fusion entscheidend bei. Einen kleinen Eindruck seiner reichhaltigen Kenntnisse der Entwicklung des Wittekindshofes vermittelt der oben stehende, von ihm selbst verfasste Text.
Wir sind ihm für seine treuen Dienste in der Gemeinde und auch in der Stiftung sehr dankbar und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen. Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher
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Personal & Recht
Personal & Recht
Angemessenheit von Arbeit und Vergütung: „Gerechter Lohn“ Das Arbeitsverhältnis ist ein Austauschverhältnis. Getauscht wird auf der Grundlage einer rechtlichen Basis (Arbeitsvertrag/Dienstvertrag), auf einer gemeinsamen Plattform (Betrieb/Einrichtung), die Arbeitsleistung der Mitarbeitenden gegen Geld und ggf. andere Gegenleistungen des Arbeitgebers. Dieser Eingang macht schon deutlich, dass wir das Thema systematischer betrachten wollen, als es vielfach benutzte Schlagworte regelmäßig zulassen. Beispielhaft für diese Schlagworte sei hier eines genannt: „Gute Arbeit ist gutes Geld wert!“. Wer will dem schon widersprechen? Aber andererseits gefragt: Hilft dieses Wortplakat eigentlich weiter? Wann ist die Arbeit in diesem Sinne „gut“ und wann ist das Geld „gut“? Es ist also möglichst zu klären, nach welchen Vergleichskriterien die richtige Vergütung zu finden ist. Dabei wollen wir, von bestimmten grundsätzlichen Erwägungen einmal abgesehen, nicht im volkswirtschaftlichen Rahmen die Situation betrachten, sondern sehr konkret die Verhältnisse in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Noch einmal also der Einsatz: Das, was der Mitarbeiter zum Tausch anbietet, ist seine Arbeit. Die Arbeit wird inhaltlich vereinbart, eine Betreuungskraft hat eine andere Aufgabe zu erfüllen, als eine Verwaltungskraft, eine Teamleitung ein anderes Aufgabenbündel zu bewältigen, als ein Basismitarbeiter.
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Arbeit wird sodann zeitlich vereinbart und für eine Zeiteinheit ein Geldwert gefunden. Also: Der Arbeitnehmer schuldet eine bestimmte Arbeit eine bestimmte Zeit lang. Dafür wird als Gegenleistung pro Zeiteinheit (Stunde, Woche, Monat) ein Geldbetrag berechnet, der natürlich umrechenbar ist (bei uns z. B. vom Monatsentgelt auf ein Stundenentgelt). Mathematisch zeigt sich da aber schon ein Problem; nicht alle Monate haben gleich viele Arbeitsstunden wegen der unterschiedlichen Zahl der Arbeitstage. Die Umrechnung ergibt im Monat Februar – für den ja dann das gleiche Monatsentgelt gezahlt wird, als für den Monat Januar - ein höheres Stundenentgelt. Wir haben hier eine erste Unschärfe festzuhalten. Dennoch gilt die eben skizzierte Festlegung weit überwiegend in Arbeitsverhältnissen und wird allgemein auch als vergleichbar akzeptiert. Wir wollen aber Folgendes nicht vergessen: Es gibt Branchen, in denen Akkordlöhne vereinbart werden, wo also nicht nur die Zeit, sondern auch die Menge des in einer Zeiteinheit hergestellten Produktes die Berechnung der Gegenleistung erbringt. Damit wird eine zweite Erkenntnis deutlich: Ein Vergleich zwischen Leistungslohn und Stundenlohn ist nur schwerlich möglich. Zurück aber zu den Verhältnissen in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Bestimmte Stunden
Martin Fels
werden bei uns höher vergütet (nach 20:00 Uhr bzw. AVR 21:00 Uhr, am Samstag und Sonntag, am Feiertag) als andere Stunden. Das ist kein Gesetz, sondern tariflich geregelt. Oft gibt es in anderen Arbeitsverhältnissen solche Aufschläge nicht. Sie werden regelmäßig bei Vergleichen nicht berücksichtigt, machen bei unserer Bruttolohnsumme aber schon 1,58 % aus. Dann gibt es eine Jahressonderzahlung; hier errechnen wir 6,73 % der Jahresbrutto-Lohnsumme. Solche Leistungen gibt es auch nicht in allen Arbeitsverhältnissen. Für ein Kind in einer Familie ergibt sich weiterhin eine pauschale Mehrzahlung von 95,98 € (BAT) oder 90,57 € (AVR) pro Monat. Bei uns macht dies insgesamt 1.426.804,54 € im Jahr aus, was wiederum etwa 1,57 % der Gesamtbruttolohnsumme des Wittekindshofes entspricht. Schließlich sind noch die Zahlungen des Wittekindshofes zur zusätzlichen Altersversorgung bei der KZVK zu berücksichtigen. 4 % regulär und 0,8 % im Jahr 2010 erstmalig (Sanierungsgeld) bezogen
auf den Arbeitnehmerbruttolohn werden dort hin überwiesen. Man sieht also: Vergleicht man nur den schlicht ausgerechneten Stundenlohn bekommt man ein um 14,68 % falsches Vergleichsergebnis. Hier habe ich nur die materiellen Gegenleistungen berücksichtigt, nicht solche immateriellen Gegenleistungen (die natürlich auch in Geld umzurechnen sind wie z. B. zusätzliche freie Tage nach Tarifvertrag oder auch die Fortbildungsmöglichkeiten unter Freistellung von sonstiger Arbeitsverpflichtung). Grundsätzlich ist natürlich die Frage von Interesse, woran ich erkennen kann, ob eine Gegenleistung für meine Arbeitsleistung „gerecht“ ist. Dafür gibt es verschiedene Denkansätze: 1. Vergleich mit den Erlösen des Unternehmens 2. Vergleich mit den Vergütungen der Branche
Weil jedes Ableitungssystem in sich nachvollziehbar, keines aber ein insgesamt absolut und objektiv richtiges Ergebnis abbildet, vertraut man auf Verhandlungsergebnisse der Vertreter unterschiedlicher Interessen. In Kirche und Diakonie sind dies Vertreter der Dienstnehmer und der Dienstgeber, auch wenn sie bezogen auf die Tätigkeit insgesamt beide Teile einer Dienstgemeinschaft sind. Sie sollen sich immer, bei aller Klarheit im Austausch unterschiedlicher Ansichten zu Regelungen des Austauschverhältnisses, darüber bewusst sein, dass beide sich auf einen gemeinsamen Auftrag verpflichtet haben, z. B. nach den Grundsätzen des Evangeliums Menschen mit Behinderungen zu unterstützen. Dies darf für keine Seite Verhandlungsargument sein, sondern muss besondere Verpflichtung der aufrichtigen Suche nach gerechten Ergebnissen sein. Zurück zu unseren Vergleichsversuchen:
3. Vergleich mit der Entwicklung des Bruttosozialproduktes
Seit 2005 bis Ende 2009 sind die Erlöse des Wittekindshofes um 16 % gestiegen.
4. Vergleich mit der Geldentwertungsmarge
Die Lebenshaltungskosten sind in dieser Zeit um 7,5 % gestiegen.
Jeder Vergleich hat seine eigenen Tücken. Häufig beantwortet er nicht die Frage, ob die Ausgangsbasis, von der die Veränderung zu einander ins Verhältnis gesetzt wird, richtig war (dies bei den Varianten 3 und 4). Aber auch bei der Variante 1 bleibt die grundlegende Frage zunächst unbeantwortet: Welcher Anteil an den Erlösen sollen bzw. dürfen Arbeitnehmer über ihre Vergütung haben (bekanntes Bild dazu: Man darf die Kuh nicht schlachten, die man melken will).
Die Branche hat mit BAT bzw. TVöD 8 % Steigerung erlebt. Die Arbeitgeberbruttosumme je VB ist in dieser Zeit um 11,68 % gestiegen. Diese Veränderungen sind sicher davon beeinflusst, dass wir mehr Stellen mit fachspezifischen Herausforderungen geschaffen haben, die höher vergütet sind.
Leitungspositionen im Regelfall etwas oberhalb des Tarifes vergüten. bereits am 01.07.09 die AVRTabellenentgelte nach 2015 angepasst haben. Dies entspricht einer Erhöhung um 8 %. Möglich war uns dies durch gute Verhandlungsergebnisse mit den Kostenträgern einerseits und durch akkurate Wirtschaftsführung andererseits. Beides wiederum ist nur möglich durch engagierte Leistungen der Mitarbeitenden. Wir haben – davon bin ich überzeugt – im Ganzen gesehen ein sehr gut austariertes Tauschverhältnis entwickelt. Auf der Basis diakoniespezifischer Tarife, ergänzt um in der Regel mit der Mitarbeitervertretung gefundene besondere Regelungen für die Diakonische Stiftung Wittekindshof. Im Einzelfall mag es immer wieder eine Unzufriedenheit geben, die trotz Einsatzes aller zur Verfügung stehender Werkzeuge unvermeidbar ist. Dennoch kann niemand, der sich wirklich der Mühe einer konkreten Betrachtung und vergleichenden Bewertung unterzieht, dem Wittekindshof vorwerfen, Mitarbeitende würden nicht im Rahmen des gesellschaftlich Möglichen an den Erlösen der Stiftung beteiligt. Jeder, so er Vollzeit beschäftigt ist, kann von seiner Vergütung gut seinen Lebensunterhalt bestreiten und erwirbt auch noch einen erheblichen Zusatzanteil für die Altersversorgung. Martin Fels, Ressortleitung Personal & Recht
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Ausbildung
Leitbild
Kooperation mit Fachhochschule
Handlungsleitendes Bild vorgestellt
Künftig werden das Evangelische Berufskolleg Wittekindshof und die Bielefelder Fachhochschule der Diakonie (FHdD) noch enger zusammenarbeiten. So werden Teile der beiden Wittekindshofer Ausbildungsgänge „Sozialmanagement“ und „Praxisbegleitung“ auf die Bachelor-Studiengänge „Management im Sozial- und Gesundheitswesen“ und „Mentoring“ angerechnet. Die Grundlage dafür bildet ein Kooperationsvertrag der von Professor Dr. Martin Sauer, Rektor der FHdD, und Professor Dr. Starnitzke Ende letzten Jahres unterzeichnet wurde.
Die Befassung mit dem neuen ‚Handlungsleitenden Bild’ der Diakonischen Stiftung Wittekindshof bildete den Mittelpunkt der Verhandlungen sowohl im Rahmen der Mitarbeitersammlungen als auch beim diesjährigen Tag der Brüderund Schwesternschaft. Vor beiden Auditorien entfaltete Vorstandssprecher Professor Dr. Starnitzke noch einmal den Prozess, der der Verabschiedung dieses Grundsatzpapiers vorgeschaltet war und verwies auf die hohe Teilnahme auf Seiten der Mitarbeiterschaft bei den angebotenen Work-Shops. Die Teilnahmequote von 80 Prozent wertete er als eine gute Basis für eine breite Akzeptanz des ‚Handlungsleitenden Bildes’ in der gesamten Mitarbeiterschaft. Alle Änderungswünsche seien verzeichnet worden und hätten für die Endfassung eine abschließende Berücksichtigung gefunden.
Aufbaubildungsgänge gelten als Studienleistung
Wie der Wittekindshofer Vorstandssprecher dazu mitteilte, soll mit dem Vertragswerk der Übergang von der Aus- und Fortbildung in ein Studium erleichtert und der kontinuierliche Austausch zwischen Praxis und Theorie gefördert werden. Dies sei notwendig „um die künftigen Herausforderungen im Sozialbereich zu meistern“, betont Professor Starnitzke. „Die Bildungsgangsverantwortlichen haben zusammen mit den jeweiligen Fachkollegen die vorhandenen Aufbaubildungsgänge analysiert, in einzelne Module aufgeteilt und so angepasst, dass sie den Anforderungen der Bachelor-Studiengänge entsprechen“, erläutert Uwe Vogelpohl, Leiter des Evangelischen Berufskollegs Wittekindshof. Angehende Fach- und Führungskräfte, die einen der beiden berufsbegleitenden Aufbaubildungsgänge mit einer Mindestnote von 2,7 abschließen, können damit ihre Studien-
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rektor Uwe Vogelpohl. Der Vertrag habe eine erste direkte Brücke zwischen der Wittekindshofer Aus-, Fort und Weiterbildung und der Hochschulbildung geschaffen. „Jetzt eröffnen sich mit den Bachelor-Studienabschlüssen erweiterte Perspektiven für unsere Studierenden über die Vertragsunterzeichnung mit Professor Dr. Martin Sauer vorhandenen Ausbildungs(1.v.l.), Rektor FHdD, und Vorstandsprecher Professor gänge hinaus“ freut sich Pfarrer Dr. Dierk Starnitzke (3.v.l.), dem Leiter des Vogelpohl. Er sieht damit Berufskollegs Uwe Vogelpohl (1.v.r.) und den Wittekindshofer Dozenten Gabriele Nagorny-Wittig und Dr. sein Bemühen bestätigt, am Frank Winter (hinten). Evangelischen Berufskolleg Aufbaubildungsgänge zu etablieren, um damit auch nach den zeit um bis zu ein Jahr verkürzen. Außerdem werden sie vorrangig bei Fachschulbildungsgängen und nach Abschluss der Diakonenausbildung der Vergabe von Studienplätzen an weitere Entwicklungsmöglichkeiten der FHdD berücksichtigt. anbieten zu können. Professor Sauer begrüßt die intenAuch Professor Starnitzke sieht die sive Zusammenarbeit: „Bewerber Zusammenarbeit auf verheißungsvom Evangelischen Berufskolleg vollem Weg: „Der Wittekindshof Wittekindshof sind bei uns besonträgt seit ihrer Gründung vor etwa ders gern gesehen. Nach einer funvier Jahren die Fachhochschule der dierten Ausbildung, haben sie sich in der Regel kontinuierlich fortgebil- Diakonie mit und ist inzwischen einer ihrer wichtigsten Gesellschafdet und oft über Jahre berufspraktische Bezüge gesammelt, die sie in ter. Von Anfang an kooperieren wir gut miteinander. Dieser Vertrag ist die wissenschaftlichen Überlegunein weiterer Bestandteil unserer gen im Studium einbringen könZusammenarbeit, dem noch andere nen“. Der gegenseitige Austausch folgen werden.“ Seit Beginn des zwischen Forschung, Lehre und BeJahres gehört der Wittekindshofer rufspraxis soll auch auf die beiden Vorstandssprecher auch dem AufBildungseinrichtungen insgesamt sichtsrat der FHdD an. ausgeweitet werden: „Wir haben mit der Fachhochschule der Diakonie einen regelmäßigen Austausch über fachliche und wissenschaftliche Entwicklungen festgelegt und werden weitere Kooperationsmöglichkeiten prüfen“, so Studiendi-
Mitarbeiterschaft und Diakonengemeinschaft diskutieren
Die Erarbeitung eines Handlungsleitenden Bildes sei aus mehreren Gründen zwingend notwendig gewesen: Zum einen, um angesichts des hohen Entwicklungstempos der Diakonischen Stiftung Wittekindshof verlässliche Orientierung zu erhalten; zweitens, um den Vorgaben aus der UN-Konvention auf institutioneller Ebene zu entsprechen und drittens, um vorhandenen Nachholbedarf auszugleichen: „Das Leitbild gibt die Richtung vor“, erläuterte der Vorstandssprecher und wies zugleich darauf hin, dass das vorgegebene Tempo auch in den nächsten Jahren beibehalten werde.
Professor Starnitzke betonte, dass der Inhalt der Leitbilder zuvorderst an die gesamte aktive Mitarbeiterschaft gerichtet sei, als verlässliche Unterstützung und Orientierung im Grundsätzlichen wie auch im Alltagshandeln. Wie Personalleiter Martin Fels und Ausbildungsleiter Michael Postzich in ergänzenden Ausführungen betonten, liefert das Handlungsleitende Bild keine Patentlösungen, biete aber eine gültige Grundlage bei der Lösung schwieriger Probleme. Aus diesem Grunde wolle man so genannte Richtbeispiele erarbeiten und in der Mitarbeiterschaft bekannt machen, um die Handlungssicherheit zu stärken. Ein nach außen – an die Öffentlichkeit – gerichtetes Leitbild sei gegenwärtig in Arbeit und werde auch unter Beteiligung von Repräsentanten wichtiger gesellschaftlicher Gruppen erstellt. „Der Leitbild-Prozess ist mit der Drucklegung und Veröffentlichung des Textes keineswegs abgeschlossen!“, hob Starnitzke hervor. Es müsse sich jetzt im Alltag bewähren und ein fester Bestandteil im Bewusstsein aller Mitarbeitenden werden – auch derer, die ihre Arbeit neu im Wittekindshof aufnehmen. In dieser künftigen Perspektive wurde der Vorstandssprecher sowohl bei den Mitarbeiterversammlungen als auch seitens der Brüder- und Schwesternschaft unterstützt. So rief Reinhard Scheer für die Mitarbeitervertretung dazu auf: „Lasst uns dieses Leitbild in der täglichen Arbeit umsetzen, lassen wir unser Handeln von diesem Bild leiten“.
Christian Schwennen, amtierender Ältester der Brüder- und Schwesternschaft, forderte verstärkte Bildungsangebote zu den Prämissen des Handlungsleitenden Bildes und dessen „spirituelle Begleitung“.
Professor Dr. Dierk Starnitzke
In der Aussprache wiesen Diskussionsteilnehmer auf die Bedeutung des christlichen Liebesbegriffes als Ausgangspunkt und Zentrum allen Bemühens in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof hin. Von daher hätten sie sich diesen Begriff auch im Mittelpunkt des Handlungsleitenden Bildes gewünscht. Prof. Starnitzke wies darauf hin, dass der gewählte Begriff der Teilhabe in keiner Konkurrenz dazu stehe: „Teilhabe ist ein zutiefst christlicher Begriff, der als Leitwert alle Lebensphasen umfasst – vom Allerkleinsten bis zum Sterbenden. Liebe gibt dabei die Kraft, Menschen Teilhabe zu eröffnen. Der Begriff der Teilhabe muss für uns dabei in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen.“
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Wittekindshofer Werkstätten
Wittekindshofer Werkstätten/Sport
Arbeit und berufliche Integration
zu ermöglichen. Ähnliches gilt in den Arbeitsintegrationszentren, wo einzelne Beschäftigte mit besonderem Unterstützungsbedarf in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Wohnbereich auf selbständiges Arbeiten vorbereitet werden.
Intensive Teilhabe am Arbeitsleben „Beschäftigten aus den Wittekindshofer Werkstätten Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist nur ein Teil unserer Aufgaben“, betont Andreas Summe, Leiter des Bereiches „Arbeit und berufliche Integration“. Wollte man die Bemühungen, die für sämtliche Wittekindshofer Werkstätten gleichermaßen gelten, auf eine Formel bringen, müsste sie, so Summe, lauten: „Teilhabe am Arbeitsleben intensivieren, Entwicklungen vorbereiten und Karrieren begleiten.“ Die Dynamik und Vielschichtigkeit, die hinter den damit verbundenen Aktivitäten steckt, zeigt sich auch daran, dass einmal geprägte Formulierungen rasch veralten können: „Der Begriff der ‚ausgelagerten Arbeitsplätze’ passt weder von der Begrifflichkeit noch vom Inhalt“, sagt Summe und erläutert: „Niemand wird ‚ausgelagert’! Die Be-
schäftigten, die einen anderen Arbeitsplatz ausprobieren oder auch wirklich wechseln, blieben zum weit überwiegenden Teil Mitarbeitende der Wittekindshofer Werkstätten – mit allen Rechten und Pflichten.“ Zudem seien auch Arbeitsplätze innerhalb der Diakonischen Stiftung Wittekindshof und ihrer Strukturen von großer Bedeutung. So sei die Arbeitsgruppe in der Wäscherei der Diakonischen Stiftung ein erfolgreiches Beispiel: Derzeit sind dort 14 Personen – Tendenz steigend – beschäftigt und von den tariflich angestellten Mitarbeitenden in hohem Maße akzeptiert. Andreas Summe betont, dass solche positiven Entwicklungen immer auch von der Bereitschaft der jeweiligen Leitungen und der Mitarbeiterschaft abhängen: „Hier haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wäscherei bereits
vieles bewirkt“, freut sich Andreas Summe über die Unterstützung. Ca. 70 Personen werden derzeit in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford von Andreas Summe und einem von ihm angeleiteten Team unterstützt. In der West-Region um Gronau sind es noch einmal 26 Personen. Andrea Dingslake hat dort die Verantwortung für Integrationsassistenz inne. Die Verantwortlichen ‚vor Ort’ stimmen ihre Arbeit eng mit dem jeweiligen Integrationsfachdienst des Landschaftsverbandes ab. Andreas Summe berichtet hier von einer sehr effizienten Zusammenarbeit zum Wohle jedes einzelnen Klienten. Auch zu Integrationsassistentinnen und –assistenten anderer Anbieter sei ein guter Kontakt vorhanden, man helfe einander, wenn dazu die Möglichkeit besteht.
Eine Erfolgsgeschichte: 14 Personen haben neue Arbeitsfelder in der Wäscherei gefunden: Marie-Luise Streichardt (l.) wird in ihrer Arbeit durch Karin Knipping und Rüdiger Peters unterstützt und beraten. Burkhard Baaske (r.) sortiert Wäsche.
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Uschi Kruck an der Nähmaschine: Es ist ihr Wunscharbeitsplatz
Langfristige Planung ist eine wichtige Voraussetzung, damit möglichst vielen Beschäftigten eine intensivere Teilhabe an der Arbeitswelt möglich wird. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die häufig langfristiger, spezieller Vorbereitungen bedürfen. Den Begriff der „Karriereplanung“ möchte Andreas Summe in diesem Zusammenhang gerne vermeiden und nennt es deshalb
Bis zum Jahresende 2010 haben die Wittekindshofer Integrationsassistenten noch Zeit, um die Vereinbarungen zu erreichen, die seitens der Diakonischen Stiftung Wittekindshof mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe in einer ‚Individuellen Zielvereinbarung (IZV)’ fixiert wurden. Andreas Summe aber auch Reiner Breder, der für „Arbeit und Unterstützende Dienste“ der verantwortliche Ressortleiter ist, sind zuversichtlich, die eingegangenen Verpflichtungen rechtzeitig zu erfüllen. Das Erreichen der Vereinbarungen dürfe aber kein Nachlassen der Bemühungen zur Folge haben, Menschen auch weiterhin die intensive Teilhabe am Arbeitsleben zu eröffnen.
Am ersten Sonntag im November trafen sich zig-Tausende von Läuferinnen und Läufern, um den 40. New York Marathon zu bestreiten. Rund 50.000 Sportler, etwa 2 Millionen Zuschauer waren diesmal mit dabei, als es galt die Strecke durch Staten Island, Brooklyn, Queens, die Bronx und Manhattan zu bewältigen. Mit am Start waren vier Mitarbeiter aus der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, die zu einer zehnköpfigen Delegation der TG Werste gehörten: Norbert Heider, Uwe Heusinger, Andreas Neese und Werner Nauerth.
Wichtig sind dafür auch die Übergangsgruppen: Hier werden Beschäftigte an ihren bisherigen Arbeitsplätzen besonders gefördert und gefordert, um sie auf weitere anspruchsvolle Aufgaben vorzubereiten oder ihnen durch Praktika erste Eindrücke und Erfahrungen
„Am Ende waren wir schon etwas müde“, berichtete Uwe Heusinger, „aber es war ein tolles Erlebnis und wir freuten uns gemeinsam mit den anderen Läuferinnen und Läufern aus allen Nationen.“ Wenn Wittekindshofer irgendwo an den Start gehen, dann hat das aber auch
„Berufswegeplanung“: „Dabei geht es nicht nur darum, dass wir etwas für die Beschäftigten überlegen und mit ihnen besprechen. Sie müssen auch selbst die Möglichkeit haben, ihre Wünsche zu erkennen, Pläne zu entwickeln und auf ihre Verwirklichung hin zu betrachten. Um dies systematisch zu fördern, wird es noch im ersten Halbjahr eine mehrtägige Fortbildungsveranstaltung geben, bei der Beschäftigte und Integrationsfachleute gemeinsam über die individuellen beruflichen Entwicklungsperspektiven nachdenken werden.“ Für viele der Beschäftigten soll es das erste Mal sein, dass sie auswärts eine Fortbildungsveranstaltung besuchen werden.
Vier Brüder in New York immer eine geistliche Dimension. So fühlte sich der Wittekindshofer Athlet bei seinem langen Weg durch New York an Jesaja 40, Vers 31 erinnert: „Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Wie schon gesagt: Die Wittekindshofer haben allesamt nach 42,195 Kilometern ihr Ziel erreicht!
(v.l.) Norbert Heider, Uwe Heusinger, Andreas Neese, Werner Nauerth
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Frühförderung
Frühförderung/Termine
Interdisziplinäre Frühförderung
Veranstaltungen
„Unter einem Dach, aus einer Hand!“ Seit knapp einem Jahr gibt es auf dem Gründungsgelände der Diakonischen Stiftung Wittekindshof eine Interdisziplinäre Frühförderung. Derzeit liegt ihr räumlicher Schwerpunkt im Therapiezentrum. Ab April wird in Espelkamp, in zentraler Lage in der Breslauer Straße 56, ein weiterer Standort eröffnet,
um die wohnortnahe Versorgung auch für den Norden des Kreises Minden-Lübbecke zu gewährleisten. Zielgruppe dieses Angebotes sind Kinder von der Geburt bis zum Beginn der Schulpflicht sowie ihre Eltern und Bezugspersonen. Auf der Basis verlässlicher Rechtsund Finanzierungsgrundlagen
Team der Interdisziplinären Frühförderung (v.l): Alfonsina Piazza, Sabine Peters, MarieLuise Könenkamp, Malu Fels, Dorothea Schulz, Manuela Stephan-Oke, Janine Heisig, Mossa Mehsin, Regina Detering
Kahlil genießt die Zuwendung bei der Frühförderung.
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erhalten sie angemessene Hilfen und Beratung, um Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen frühzeitig und bestmöglich begegnen zu können. Beratungs- und Hilfeangebote nehmen grundsätzlich den ganzen Menschen und seine möglicherweise vielschichtigen Bedarfe in den Blick. Die Organisation einzelner Hilfen und ihre Abstimmung untereinander sind Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Interdisziplinären Frühförderung. Es wird sichergestellt, dass ein Kind die individuell erforderlichen Leistungen erhält: Heilpädagogische, medizinisch-therapeutische und psychologische. Eltern erfahren Entlastung – sie sind nicht länger gezwungen, womöglich landauf, landab, Unterstützungsmöglichkeiten ausfindig zu machen, ihre Wirkung zu erproben und unter Umständen eine Kostenübernahme zu erstreiten. Mitunter sind Eltern verunsichert, haben Fragen zu der Entwicklung, die sie bei ihrem Kind beobachten. Auch hier ist die Interdisziplinäre Frühförderung eine verlässliche Ansprechstation: schließlich haben die dortigen Fachleute die erforderliche Erfahrung, um gezielte Hinweise oder auch eine Entwarnung geben zu können. Falls es erforderlich scheint, ist natürlich die fundierte Diagnose des Facharztes die unverzichtbare Basis für die nachfolgende Tätigkeit der Interdisziplinären Frühförderung. Die mit
Cederic bei der Sprachtherapie
Freitag-Sonntag, 23.-25. April
Internationales Motorrad- und Gespanntreffen rund um Schloss Benkhausen in Espelkamp Höhepunkt wird am Samstag, um 13 Uhr die große Ausfahrt zum Dümmer See sein.
Samstag, 24. April, 10 Uhr
Jahresversammlung der Eltern, Angehörigen und gesetzlichen Betreuer Der Angehörigenbeirat lädt alle Interessierten in die Kapelle der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen ein.
den Behandlungen verbundenen Kosten werden grundsätzlich vom örtlichen Sozialhilfeträger und den Krankenkassen übernommen. Auch dabei beraten die Fachleute. Seit dem April des letzten Jahres ist die Diakonische Stiftung Wittekindshof berechtigt, ihre Leistungen im Sinne der Interdisziplinären Frühförderung den Familien im Kreis Minden-Lübbecke anzubieten: Aus etwa sechzig Anfragen und Kontakten mit Eltern und ihren Kindern sind gegenwärtig umfangreichere Fördermaßnahmen – so genannte Komplexleistungen – für etwa 14 Kinder und deren Familien erwachsen. Weitere acht Kinder erhalten derzeit spezielle heilpädagogische Förderung. Ein Teil dieser Angebote wird mobil erbracht: das bedeutet, dass die Leistungen direkt in der häuslichen Umgebung des Kindes angeboten werden. Neben gezielter Einzelförderung sind auch Angebote der Gruppenförderung vorgesehen. Haben Sie weitere Fragen oder Anregungen oder wünschen Sie weitere Informationen, sprechen Sie bitte Frau Regina Detering oder Frau Malu Fels im Therapiezentrum an. Telefonkontakt (0 57 34) 61-2250.
Samstag, 24. April, nachmittags Frühlingsfest in Bad OeynhausenVolmerdingsen Rund um den Dorfplatz des Wittekindshofer Gründungsgeländes findet das Frühlingsfest mit Unterhaltungsprogramm und leckeren Köstlichkeiten statt. Freitag, 28. Mai
Let’s Dance Zur zweiten integrativen Disko im Bürgerhaus Espelkamp sind alle Menschen eingeladen, die Spaß an Musik und Tanz haben.
Sonntag, 30. Mai
123. Wittekindshofer Jahresfest Das diesjährige Wittekindshofer Jahresfest findet in alter Tradition auf dem Gründungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen statt. Interessierte werden mit dem Festgottesdienst, Motorradrundfahrten, Vorstellung verschiedener Wittekindshofer Bereiche und der Festrede durch den Tag begleitet.
Samstag-Sonntag 3.-4. Juli
500 Jahre Benkhausen Das Jubiläum wird im Rahmen der Benkhausener Gartentage gefeiert. Gleichzeitig wird das LandArt Festival im Kreis Minden-Lübbecke eröffnet.
Weitere Infos finden Sie im Internet unter: www.wittekindshof.de
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Wohnbereiche/Nachruf
Spenden
Spenden Sie doch, was Sie wollen! Lassen Sie mich diese ersten Betrachtungen über die Wittekindshofer Spendenaktivitäten in diesem Jahr mit einem persönlichen Wort beginnen: Es ist mir ein Anliegen auch auf diesem Weg „Danke“ zu sagen. Danke für die vielen freundlichen und ermutigenden Rückmeldungen, die wir hier im Blick auf das Projekt „Arbeit + Bildung = Chance!“ erhalten haben. Danke für zahlreiche Spenden, die einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Schulneubaues aber auch bei der Neugestaltung der Wittekindshofer Werkstatt an der Sonnenbrede bedeuten. Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass viele Unterstützerinnen und Unterstützer der Wittekindshofer Anliegen der Einladung gefolgt sind, sich auch im Internet über unsere Vorhaben zu informieren. Der „Chancenshop“ ist ein Experiment, aus dem wir lernen und Konsequenzen ziehen: Seit ganz kurzer Zeit haben wir diese Seiten überarbeitet und neu gestaltet. Mit diesem Relaunch – so der branchenübliche Fachausdruck – laden wir zu einer noch intensiveren Kommunikation ein. Sie können uns sagen, was Ihnen besonders gefällt – und vielleicht auch, warum. Sie können uns nun ein Bild zur Verfügung stellen und sich als Unterstützerin oder Unterstützer des Projektes zu erkennen geben – wenn Sie das möchten. Und wir verpflichten uns, dass es im „Chancenshop“ bei vielfachem Zugriff nie langweilig wird, indem wir immer wieder neue Produkte vorstellen und dabei auch dem kleinen Spendergeldbeutel mit dem gehörigen Respekt be-
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gegnen. Soll heißen: Sie müssen kein Vermögen einsetzen, um der Diakonischen Stiftung Wittekindshof wirksam zu helfen. Erhöht wurde zudem der Informationsgehalt im „Chancenshop“: so können Sie sich unmittelbar einen Überblick verschaffen, wie die einzelnen Schulräume ausgestattet und welche Einrichtungsgegenstände und Therapieangebote aus Spendenmitteln angeschafft werden sollen. Auch hier gibt es Grund zur Dankbarkeit, haben sich doch bereits zwei Stiftungen dazu bereit erklärt, jeweils einen Fachraum komplett auszustatten bzw. die dafür entstehenden Kosten zu übernehmen. Mehrere Unternehmen haben zugesagt, sich an den Anschaffungskosten zu beteiligen. Dafür suchen wir auch weiterhin Unterstützer. Diakon Peter Dürr, der seit Jahresbeginn intensiv an der Kampagnenrealisierung „A+B=C“ mitarbeitet, berät dabei gerne. Recht erfolgreich verlaufen auch die Aktionen, bei denen Bausteine für die Schule oder die Werkstatt zur Verfügung gestellt werden. Wir zeigen die vorliegenden Bestellungen in der Galerie im „Chancenshop“.
Dort können Sie sich mit Ihrer ganz individuellen Inschrift in die bunte Gruppe der Unterstützer einreihen und erhalten sofort einen treffenden Eindruck davon, wie ‚Ihr Stein’ aussehen kann. Also – es lohnt sich auf jeden Fall (mal wieder?) unter www.chancenshop.de vorbeizuschauen. Derweil sich auf der Mäusewiese am Wittekindshofer Dorfplatz in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen noch der Schnee stapelt, planen wir schon das Frühjahr mit hoffentlich angenehmeren Temperaturen. Junge Leute aus Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen sollen dann das Gelände bevölkern und ihre Geschicklichkeit am großen Käselochspiel erproben. Zur Erinnerung werden dann hölzerne Mäuse kreiert und auf der Wiese ausgestellt. Der Bewohnerbeirat wird die gelungensten Tierchen regelmäßig prämieren. Also freuen wir uns schon auf den Frühling und die bunte Mäusepracht. Wenn Sie mitmachen wollen: Sie sind herzlich eingeladen! Es grüßt Sie freundlich
Maik Meid
Rahdener Andacht Seit Anfang des Jahres sind die Türen der evangelischen Johanneskirche in Rahden donnerstags ab 18 Uhr weit geöffnet. Bewohner und Mitarbeiter des Wittekindshofer Wohnhauses Aleida und die Kirchengemeinde laden gemeinsam zu einer halbstündigen „Andacht nach dem Glockenläuten“ ein. „Wir wollen den Alltag unterbrechen, uns manchmal vielleicht in einer ungewohnten Form an die alten Texte der Bibel erinnern und im gemeinsamen Singen und Beten auftanken“, erklärt Meike Griepenstroh, Mitarbeiterin im Haus Aleida. Im Rahmen ihrer Ausbildung als Diakonin hat die Rahdenerin die „Andacht nach dem Glockenläuten“ im Gespräch mit den Gemeindepastoren und Kolleginnen und Kollegen aus dem Wittekindshof entwickelt. Die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung hat bei den Planungen zentrale Bedeutung. „Wir wollen die Andacht auch als Treffpunkt mit der übrigen Rahdener Bevölkerung nutzen“, kündigt Meike Griepenstroh an, die sich freut, dass in den letzte Jahren schon viele Kontakte aufgebaut wurden, an die sie jetzt anknüpfen kann. Die ersten „Andachten nach dem Glockenläuten“ haben Mitarbeitende und Bewohner aus dem Haus Aleida vorbereitet. In der Passionszeit werden die Pfarrer Stefan Thünemann und Hanns Meiners die Andachten gestalten.
Zum Tode von Franz Wieneke Vorsitzenden Helmut Pohlmann führte er regelmäßig Gespräche mit dem Vorstand und mit Mitgliedern der Ressortleitungskonferenz der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Allseits geschätzt wurde sein zugewandter und von persönlicher Achtung geleiteter Umgang. Mit seiner fundierten, stets sachlichen Gesprächskultur, bewies er vielfach seine hohe Vermittlungsfähigkeit. Franz Wieneke
Nach schwerer Krankheit verstarb am 16. Dezember 2009 der Rechtsanwalt und Notar Franz Wieneke. Er war lange Jahre zweiter Vorsitzender des Wittekindshofer Angehörigenbeirates (ABR). In den letzten beiden Jahren hat er zudem als Schriftleiter den Angehörigenbrief verantwortet und bereicherte damit die Arbeit der Interessenvertretung der Eltern, Angehörigen und gesetzlichen Betreuer. Geprägt durch vielseitiges Wissen gab er Hinweise und konkrete Hilfestellungen sowohl in seinen Beiträgen im Angehörigenbrief oder als auch bei den Jahrestagungen. Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung des Ehrenamtes, um so die Freizeitgestaltung von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Durch seine regelmäßige Teilnahme an Angehörigentagungen im Rahmen des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe (BeB) hat er den ABR nach außen vertreten und den Austausch mit Angehörigen aus anderen Einrichtungen gepflegt. Gemeinsam mit dem ersten
Für sein kontinuierliches ehrenamtliches Engagement, auch anlässlich der Gründung des Angehörigenbeirates, wurde er 2007 mit dem Goldenen Kronenkreuz des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland geehrt. In der Begründung zur Verleihung des Kronenkreuzes betonten Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke und Ressortleiter Uwe Thünemann, dass sich Franz Wieneke mit Nachdruck für die Interessen und Rechte von Menschen mit Behinderung sowie für die Diakonische Stiftung Wittekindshof eingesetzt habe. Das Engagement von Franz Wieneke war auf beeindruckende Weise von einer positiven Lebenseinstellung geprägt, an der er auch angesichts seiner schweren Erkrankung festhielt und damit anderen Menschen Mut in schwierigen Lebensphasen vermittelte. Franz Wieneke wurde am 22. Dezember 2009 in Geseke beigesetzt.
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Nachruf
Nachruf
Prägende Persönlichkeit der Diakonie Pfarrer i. R. Erich Eltzner (29.08.1933 bis 12.12.2009) Am 12. Dezember 2009 ist der langjährige Vorsteher des Wittekindshofes Pfarrer i. R. Erich Eltzner nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Es ist kein Zufall, dass wir ihn nach dem Trauergottesdienst in der Erlöserkirche neben dem Grab des Gründers des Wittekindshofes, Pfarrer Krekeler, bestattet haben. Denn Pfarrer Eltzner hat ohne Zweifel seinen Dienst in unmittelbarer Nachfolge der Anstaltsleiter verstanden, die vor ihm dem Wittekindshof vorgestanden haben. Pfarrer Erich Eltzner hat seine Arbeit für die Diakonische Stiftung Wittekindshof 1980 begonnen. Er hat sich seitdem eigentlich bis zum letzten Tage seines Lebens für die Diakonie, die Kirche und den Wittekindshof engagiert. Während seiner Zeit als Vorsteher, die 1998 endete, hat er einerseits die Stiftung geleitet. Er hat andererseits durch sein sozialpolitisches Engagement für die Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft hinein gewirkt. Zweierlei war dabei für ihn besonders prägend: 1. seine unbedingte Fürsprache für Menschen mit Behinderung, wobei er unter anderem sehr klare ethische Positionen vertreten hat; 2. seine erfolgreichen Bemühungen, die Themen von
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Menschen mit Behinderung in die Öffentlichkeit zu bringen. Deshalb hat er immer wieder die Brücke zwischen Politik und Diakonie gebaut. Die Besuche von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundeskanzler Helmut Kohl und Ministerpräsident Johannes Rau sind die besten Beispiele dafür. Er ist aber nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb von Kirche und Diakonie mit großem Engagement und Erfolg politisch tätig gewesen. Ab 1987 war er Vorsitzender des bundesweiten Fachverbandes der Diakonie zunächst im Bereich der Hilfen für Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung. Nach der Wende hat er sich für die Fusion mit dem Ost-Verband und wenige Jahre später für den Zusammenschluss mit dem Körperbehindertenverband eingesetzt. Zum 100-jährigen Fachverbandsjubiläum, das im Wittekindshof in Anwesenheit von Bundeskanzler Helmut Kohl und Ministerpräsident Johannes Rau gefeiert wurde, wurde der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) als gemeinsame Stimme der Diakonie für Menschen mit Behinderung gegründet dessen erster Vorsitzender Pfarrer Erich Eltzner war. Sein Nachfolger war Klaus-Dieter
Kottnik, der heute Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist und mit Erich Eltzner bis zuletzt guten Kontakt pflegte. Der nächste Nachfolger in diesem Amte Michael Conty war bei der Trauerfeier mit anderen Mitgliedern des Vorstandes und der Geschäftsführung des BeB anwesend und hat dort die Verdienste von Erich Eltzner als “vielseitig engagierter Pfarrer” und “überzeugter und überzeugender Diakoniker” noch einmal in seiner Trauerrede gewürdigt. Pfarrer Eltzner war auch nach dem offiziellen Ende seines Dienstes im Wittekindshof weiter in hohem Maße für die evangelische Diakonie in Deutschland tätig. Bis 2002 war er BeB-Vorsitzender, aber er hat sich auch anschließend als Ehrenvorsitzender im und für den BeB und für Menschen mit Behinderung engagiert. Bis zuletzt hat er regen Anteil an den Entwicklungen in Kirche und Diakonie genommen, hat viele Kontakte zu Entscheidungsträgern gepflegt und dabei auch immer wieder eine klare eigene Position bezogen. So ist er ohne Zweifel eine der prägenden Persönlichkeiten der deutschen evangelischen Diakonie
in den letzten 20 Jahren gewesen. Sein Wirken ist dabei von der Zielstellung her zu verstehen, dass er die Unterstützung von Menschen mit Behinderung in unserem Lande und besonders in der Diakonie verbessern wollte. Dabei hat er auch konzeptionell bereits vor vielen Jahren in weit beachteten Reden Gedanken formuliert, die der damaligen Arbeit der Behindertenhilfe die Richtung gewiesen haben. Er brachte z.B. einen Begriff wie Selbstbestimmung konsequent in die Behindertenhilfe ein. So formulierte er in einem Vortrag auf einer Fachtagung in Berlin folgende Sätze: „Die Respektierung eines Menschen mit Behinderung als ein konkret Erlebender, selbstbestimmender und selbstgestaltender Mensch ist die gute Voraussetzung für ein gutes Miteinander Behinderter und Nichtbehinderter. (…) Sie sollen so leben wie du und ich.“ In der Diakonischen Stiftung Wittekindshof sind wir an vielen Stellen eigentlich erst heute soweit, diese Standards umzusetzen, die Erich Eltzner für die Behindertenhilfe schon vor etlichen Jahren eingefordert hat. Als ich meinen Dienst im Wittekindshof vor gut drei Jahren begonnen habe, da habe ich recht bald erfahren, dass Bruder Eltzner schwer erkrankt ist. Wir trafen uns seitdem regelmäßig zum Geburtstag und zu anderen festlichen
Anlässen. Da konnte ich ihn auch zu Hause besuchen und seine Familie näher kennen lernen. Immer haben wir dabei intensiv über die Gestaltung der diakonischen Arbeit im Allgemeinen und besonders im Wittekindshof debattiert und unsere Positionen miteinander ausgetauscht, die sich durchaus auch an bestimmten Stellen unterschieden haben. Mit großer Disziplin, die ihm schon während seiner Berufstätigkeit zueigen war, hat Erich Eltzner bis zuletzt an der Arbeit und am Leben des Wittekindshofes teilgenommen. Wichtig war ihm die Gemeinschaft in der Brüder- und Schwesternschaft, der er ja ebenfalls 18 Jahre vorgestanden hat. Er hat sich immer den Blick über den Tellerrand des Wittekindshofes erhalten. So blieb er bis zum Schluss Mitglied der Diakoniegemeinschaft Stephanstift e.V. in Hannover. Er hat sich im Verband Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland e.V. (VEDD) engagiert und dabei die Weiterentwicklung des Diakonates auf Bundesund Europaebene gefördert. Mit der Brüder- und Schwesternschaft des Wittekindshofes und dem Pensionärsclub der ehemaligen Mitarbeitenden hat er jedoch besonders intensiven Kontakt gepflegt. In der letzten Woche seines Lebens hat er all seine Kraft eingesetzt, um seine Zeit mit Mitgliedern
des Pensionärsclubs Wittekindshof zu teilen. Nach dem Ende dieser letzten gemeinsamen Reise ist er innerhalb weniger Stunden verstorben. Das war ein Lebensabschluss, wie er ihn sich gewünscht hat. Bis zum Schluss aktiv in der diakonischen Gemeinschaft. Für manche mag es überraschend sein, dass er nun nach seinem Tod auf dem Friedhof des Wittekindshofes begraben liegt. Aber die ihn näher kannten, wussten, wie wichtig ihm der Wittekindshof ist. Und deshalb ist es auch ganz authentisch und passend, dass er hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Wir denken an Bruder Eltzner mit höchstem Respekt vor seiner bedeutenden Wirksamkeit für unsere Stiftung und die deutsche evangelische Diakonie. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Eva-Maria, den vier Kindern, den zehn Enkelkindern sowie dem Urenkel und den anderen Familienangehörigen.
Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher
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Nachruf/Personalia
Personalia
Erich Eltzner
Personalia
“Ich bin traurig, dass Erich Eltzner nicht mehr unter uns ist, zu uns spricht, predigt und als Seelsorger, Sozialpolitiker, Wegbegleiter und Wegbereiter seinen ganz spezifischen Beitrag für den Bau einer gerechteren und menschlicheren Welt leistet.” Michael Conty, BeB-Vorsitzender
Bei den Neuwahlen zum Rat der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof wurden die Diakone Hartmut Wloka und Günter Weingarten in ihren Ämtern bestätigt. Neu in den Rat gewählt wurde Diakon Bernhard Höhr.
Pfarrer Erich Eltzner hat in zahlreichen kirchlichen und diakonischen Gremien mitgearbeitet. Sein Einsatz galt Menschen mit Behinderung und der Versöhnung mit Israel. Einige Aufgaben und Funktionen: Gemeindepfarrer und Jugendpfarrer im Kirchenkreis Hagen Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) Mitglied der Jugendkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland Vorsteher des Wittekindshofes und der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof Mitglied im Vorstand des Diakonischen Werkes Westfalen Mitglied der Diakonischen Konferenz und des Diakonischen Rates Vorsitzender des Kuratoriums der Diakonischen Akademie, Berlin Mitglied Deutsch-Israelische Fachkommission der Bundesregierung Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des „Bundesverbandes evangelischer Behindertenhilfe” (BeB) und seines Vorläufers; Pfarrer Eltzner hat sich nach der Wende für die Fusion des „Verbandes evangelischer Einrichtungen für geistig und seelisch Behinderte e.V.” (VEEGSB) mit dem Ost-Verband zum „Verband evangelischer Einrichtungen für Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung e.V.” (VEEMB) eingesetzt und 1998 den Zusammenschluss mit dem Körperbehindertenverband, „Verband evangelischer Einrichtungen für die Rehabilitation Behinderter e.V.” (VEERB) zum BeB herbeigeführt. Pfarrer Erich Eltzner wurde 1993 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, seit 1999 war er Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
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Seit Beginn letzten Jahres werden die Sportaktivitäten auf dem Wittekindshofer Gründungsgelände durch die „Therapeutischen Dienste“ koordiniert und verantwortet. Deshalb haben Diakon Dieter Spier und Lothar Kassebaum die Struktur des vormaligen Freizeitwerkes verlassen und arbeiten nun im Rahmen der „Therapeutischen Dienste“. Diakon Lars Gehrmann ist seit Mai 2009 Leiter des Sozialdienstes der Wittekindshofer Werkstätten sowie des Berufsbildungswerkes und zugleich Bereichsleiter des KIZ Volmerdingsen. Mit der dortigen Teamleitung wurde Diakonin Sabine Kötitz-Hielscher beauftragt, zudem koordiniert sie dort die Seniorenarbeit. Diakon Bernd Seiler (Reisen und Begegnung), die Heilerziehungspflegerin Karin Poad (Erwachsenenbildung) und die Diakonische Mitarbeiterin Edith Schafmeier (Kunst und Kreatives) koordinieren und begleiten die Angebote und Veranstaltungen im KIZ Volmerdingsen. Seit kurzem zählen auch Tanja Lander und Axel Fründ zum KIZ-Team. Seit Jahresbeginn ist die Diakonin Monika Grimm mit der Leitung des Berufsbildungsbereiches in den Wittekindshofer Werkstätten in der Betriebsstätte Sonnenbrede
beauftragt. Zuletzt war die gebürtige Gronauerin sieben Jahre lang Teamleiterin in der VerbundgrupMonika Grimm pe München/ Nürnberg im Bad Oeynhausener Schülerdorf. Der Diplom-Sozialpädagoge Klaus Daniel ist seit Mitte Januar 2010 Leiter des neu geschaffenen Geschäftsbereiches Hamm-Warendorf. Im Geschäftsbereich werden vielfältige Wohn- und Beratungsangebote auch für Kinder und Jugendliche vorgehalten. Bislang sind dort rund 20 Klaus Daniel Mitarbeitende
beschäftigt. Die Arbeit soll in diesem Jahr deutlich erweitert werden. Hubert Hüppe ist seit Beginn des Jahres neuer Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Der langjährige behindertenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag löst Karin Evers-Meyer ab, die dieses Amt seit 2005 innehatte. Hüppe, der 2006 im Wittekindshofer Haus Aleida in Rahden zu Gast war, möchte die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellen.
Wechsel im Kuratorium Bei der letzter Sitzung im Dezember 2009 waren im Kuratorium der Diakonischen Stiftung einige satzungsbedingte Wechsel zu verzeichnen: So schieden der Erste Beigeordnete der Stadt Gronau, Dr. Markus Büning, die ehemalige Schulleiterin des Bad Oeynhausener Immanuel-Kant-Gymnasiums, Hannelore Ziegler-Bruns, der Ex-Landrat des Mühlenkreises, Wilhelm Krömer sowie Manfred Beste aus dem Gremium aus. Beste hatte im Kuratorium besonders die Interessen des Angehörigenbeirates vertreten. Neu hinzugekommen ist Lothar Klenner aus Beckum, der ebenfalls auf Empfehlung des Angehörigenbeirates in das Gremium gewählt wurde, dem weiterhin Pfarrer i.R. Sieghard Driftmann vorsitzen wird.
Verstorbene In der Bewohnerschaft der Diakonischen Stiftung Wittekindshof verstarben: 28.10.09 Helma Kuberka, Lazarusheim 06.11.09 Hartmut Schmidt, Haus Wilm 09.11.09 Dorothe Hilbing, Annaheim 07.12.09 Friedhelm Kammradt, Werrehaus 27.12.09 Inge Könemann, Martahaus 27.12.09 Carola Sundermeier, Goldkreuz 04.01.10 Lotte Müle, Marienheim
05.01.10 Horst-Dieter Feja, Wohnhaus Enger 23.01.10 Horst Beher Marthahaus 23.01.10 Ute Alexander Annaheim IV 26.01.10 Paul Gräwe Weihestraße 26.01.10 Ingeborg Rohde Elisabethheim 30.01.10 Hans Walter Reese Bethanien 31.01.10 Werner Kreimeier Bethanien 03.02.10 Rudi Milde Weihestraße
Aus dem Kreis der Mitarbeiterschaft bzw. der ehemaligen Mitarbeiter verstarben: 12.12.09 Pastor Erich Eltzner, Leitung Wittekindshof 23.12.09 Jutta Petzel, Verwaltung Wittekindshofer Werkstätten 24.12.09 Wilhelm Aschermann, Weserland/Ravensberg 06.01.10 Wilfried Scheer, Weserland/Ravensberg 08.01.10 Joachim Geißler Bethanien
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