Claraspital - Kunst und Bau

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Kunst und Bau Eine Publikation anlässlich der ErÜffnung der neuen Abteilungen und der erweiterten Kunstsammlung des Claraspitals.


Kunstkommission Ein Wort des Dankes gilt unserer Kunstkommission, die beherzt und mit viel Engagement die Auswahl der Kunstwerke vorgenommen hat: Felix Rudolf von Rohr, Verwaltungsrat Claraspital Pierre Brennwald, Verwaltungsrat Claraspital Dr. Peter Eichenberger, Spitaldirektor Claraspital Prof. Dr. Christian Ludwig, Leiter Medizinische Klinik Claraspital Erika Barth, Projektbeauftragte Pflegedienst Claraspital Hanspeter Rohrbach, Leiter Technik und Sicherheit, Claraspital Gottfried Kiefer, Architekt und Gesamtprojektleiter BFB Architekten AG Dr. Beat Stutzer, Direktor B端ndner Kunstmuseum Chur Armon Fontana, Kunsthistoriker, B端ro f端r Kunst- und Kulturgeschichte


Kunst im Claraspital Auf die Frage, was das Leben einem Menschen an Schönem bietet, werden wohl nur die wenigsten antworten: Kunst. Und dennoch finden Kunst und Leben in einem einzigen Wort zusammen – der Lebenskunst. Der Lebenskünstler als Vertreter dieser Lebenskunst gilt als Mensch, der sich in aller Unbeschwertheit über die Konventionen des Zusammenlebens hinwegsetzt. Dabei ist die Frage nach der wirklichen Lebenskunst im ethischen Sinne eine der bedeutendsten philosophischen Fragestellungen überhaupt. Schon Platon beschäftigte sich vor 2500 Jahren damit. Ähnlich wie im Falle der ethischen Lebensführung stellt man sich bei der bildenden Kunst die Frage, ob sie sittlich und erbauend sein soll, ob sie sich über Konventionen hinwegsetzen darf oder ob sie bloss mit dem Geschmack zu tun hat. Und angesichts von zeitgenössischen Werken fragt man sich manchmal auch schlicht: «Und das soll Kunst sein?» Gerade diese Fragen zeigen auf, warum Kunst in einer medizinischen Einrichtung wie dem Claraspital ihre Berechtigung hat. Denn Kunst und Medizin haben eines gemeinsam: die Beschäftigung mit den Menschen. Die Medizin sorgt sich um das physische und psychische Wohlergehen, die Kunst thematisiert das Dasein und die Lebensmöglichkeiten des Menschen an sich. Und ebenso wie im Claraspital medizinische Leistungen auf verschiedene Bereiche wie Chirurgie, Onkologie oder Gastroenterologie aufgeteilt sind, zeigt auch die Kunst verschiedene Ausprägungen. Dies rein formal gesprochen nur schon durch die Unterschiede von Malerei und Fotografie.

Ob nun die Kunstwerke im Claraspital als schön empfunden werden, als interessant oder gar als subversiv, das kann die Betrachterin oder der Betrachter selbst bestimmen. In ihrer Gesamtheit greifen die Kunstwerke die Nähe von Kunst und Medizin im umfassenden Sinne auf. Schon in der Renaissance wurde der Mensch als Wesen mit verschiedenen Fähigkeiten und Möglichkeiten gesehen. Entsprechend waren Renaissancekünstler wie beispielsweise Leonardo da Vinci auch nicht nur Maler, sondern zugleich auch Ingenieure oder Architekten. Und sie schufen Werke, die nicht für sich allein, sondern als Ganzes wirken sollten: Die Architektur war verbunden mit der Kunst, die philosophischen Werte der Antike mit der Alltagssprache, das etablierte Wissen mit der neuen Forschung. Die Belebung dieses Gedankens führte in den letzten Jahrzehnten zur sogenannten «Kunst am Bau». Gesucht wird dabei nach Lösungen, um die rein funktional erscheinenden Gebäude zu einem Ort des Lebens und der Erfahrung zu machen. Das Claraspital hat diesen Gedanken aufgegriffen und mit Werken von sieben Kunstschaffenden und einem Künstlerpaar umgesetzt. Alle Künstlerinnen und Künstler haben dabei ein nationales oder gar internationales Renommee. Und das Kunstprojekt selbst darf als eines der schweizweit bedeutendsten innerhalb eines Spitals bezeichnet werden. So bilden die Werke zusammen über alle Stockwerke und Bereiche des Spitals ein Ganzes, für sich genommen sind sie aber jeweils höchst eigenständig. Annelies Štrbas Fotografie, die im


Empfangsbereich der Radioonkologie zu sehen ist, unterscheidet sich in ihrer poetischen Intimität beispielsweise sehr stark von der bunten Formensprache, die Gregori Bezzola in der Autoeinstellhalle realisiert hat. Damit zeigt das Claraspital verschiedene Positionen innerhalb der Gegenwartskunst und damit auch verschiedene ästhetische Konzepte. Das Ästhetische ist dabei aber nicht auf die Kunst beschränkt. Im Altgriechischen bedeutete Ästhetik zunächst einfach Wahrnehmung. Und diese schaffen im Claraspital auch erst die Patientinnen und Patienten, die Besucherinnen und Besucher oder die Mitarbeitenden. Erst die individuelle Wahrnehmung löst den Dialog mit der Kunst aus. Und dabei ist vollkommen offen, ob solch ein Dialog laut ist oder nur ein stilles Zwiegespräch, ob solch ein Dialog die Seele berührt, neue Gedanken hervorruft oder auch einmal nur für ein Schulterzucken sorgt. Vielleicht ist es ganz einfach so, wie es Pablo Picasso formuliert hat: «Das Geheimnis der Kunst liegt darin, dass man nicht sucht, sondern findet.» In diesem Sinne wünschen wir: Schöne Entdeckungen und gute Gespräche! Armon Fontana, Mitglied der Kunstkommission


Die Kunstschaffenden und ihre Werke


«Kunst gefällt oder gefällt eben

Autoeinstellhalle, 2. UG


nicht. Das liegt im Auge …

Gregori Bezzola 1970, lebt in Bubendorf

Wanderwegweiser oder Parkverbotsschild, Reklametafel oder Fensterbeschriftung: Der öffentliche Raum ist voll von Zeichen, die manipulativ, verführerisch, hinweisend, hilfreich, vorschreibend oder verbietend sind. Gregori Bezzola arbeitet ebenfalls mit solchen Zeichen, befreit sie und die Betrachter aber vom gewohnten Charakter. Bunt und verspielt erscheinen seine Zeichen als Wandbilder in der Autoeinstellhalle des Claraspitals. Das wirkt erst einmal befreiend. Zugleich aber setzt ein umgekehrter Prozess ein: Auf einmal sind es nicht mehr die Zeichen, die eine Handlungsanweisung bezwecken, sondern man versucht selbst, den Zeichen einen Sinn zu geben. Verweist dieses Zeichen hier auf einen historischen oder philosophischen Kontext, ist das Prozentzeichen dort als leise Gegenwartskritik zu verstehen? Fragen über Fragen tun sich so angesichts des verwirrend vielfältigen Formenvokabular Bezzolas auf; erst recht, da sich die Wandbilder auch noch über zwei Stockwerke erstrecken und nie als Ganzes zu sehen sind. Antworten gibt Bezzola keine. Muss er auch nicht. Denn hier sind es gerade Fragen statt Antworten, welche die Entdeckung des eigenen Verhältnisses zu den Zeichen ermöglichen.

Gregori Bezzola Landscape, 2009 Acryl-Dispersion und Polyurethanharz auf Sichtbeton, 310m2


‌ des B etrac hte rs. D o ch e in e s

Sitzungsraum Radioonkologie, 1. UG


is t si cher : Er st d i e …

Wiedemann / Mettler Pascale Wiedemann (1966), Daniel Mettler (1965), leben in Chur und Berlin

In der Geschichte der Kunst tauchen immer wieder Werke auf, die eine idealisierte Wirklichkeit zeigen. Das können paradiesische Landschaften sein, aber auch kleine Stillleben. Darunter versteht man Arrangements von meist alltäglichen Gegenständen oder Blumen, die symbolisch auf grössere Zusammenhänge verweisen. Das Künstlerpaar Wiedemann / Mettler greift im Claraspital den Gedanken des symbolischen Arrangements auf, entwickelt ihn zeitgemäss und auch zeitkritisch weiter: «Die Kraft der Steine» nennen die beiden Künstler ihre Werkserie im ersten Untergeschoss, im Bereich der Radioonkologie. Die Werke zeigen Steine, denen spezifische Heilkräfte zugesprochen werden, arrangiert mit verschiedenen Alltagsgegenständen. Dabei entstehen zwischen den Steinen und Gegenständen auch Dialoge, die manchmal die Heilkraft zu betonen scheinen, manchmal die ganze Szenerie auch als sehr persönlich erscheinen lassen. Die Serie «Kraft der Steine» bildet somit eine Art komplementärmedizinischen Reigen, der über die reine Wissenschaftlichkeit im Bereich der Radioonkologie hinausweist. Ob man diese Heilkraft annimmt oder nicht, wo man die Grenzen von Aberglauben und Heilkraft setzt, das bleibt dem Betrachter selbst über-

Pascale Wiedemann / Daniel Mettler Die Kraft der Steine, Bergkristall, 2009 Lambdaprint, 100 x 100 cm


‌ i n d i v i d u e l l e Wa h r n e h m u n g

Wartezone endoskopisch-diagnostische Abteilung, EG


löst den Dialog mit der … lassen. Dieses Spiel mit den Grenzen von Mythen und Moderne setzt das Künstlerpaar in den Untersuchungsräumen der endoskopisch-diagnostischen Abteilung der Gastroenterologie und Pneumologie in der Spannung von Natur und Kunst fort. Mit den «artificial beauties», Blumen, welche die Schönheit der Natur besitzen und doch zugleich höchst künstlich sind. So verfügen die zuweilen offenbar echten Blumen über Stickereien auf den Blatträndern, dann wieder scheinen die Gewächse selbst künstlich gefertigt, aber doch aus pflanzlichen Stoffen zu bestehen. Die Grenzen zwischen Kunst und Natur verwischen. Das hat durchaus Tradition, man denke beispielsweise an die stilisierten Landschaftsgemälde der Renaissance, aber auch an die barocken Gärten, in denen die Natur kunstvoll zurechtgerückt wurde. Das Hyperreale der «artificial beauties» verweist aber auch auf zeitgenössische Kontexte, auf gentechnisch veränderte Organismen beispielsweise. Gerade in der Schönheit der Arrangements und ihrer Farbigkeit offenbaren sich auch kritische Aspekte.

Pascale Wiedemann / Daniel Mettler artificial beauties, 2009 Lambdaprint, 100 x 100 cm


‌ Kunst aus. Und d a b ei i s t vo ll

Wartezone Radioonkologie, 1. UG


ko m m en offen , o b s o l ch e i n …

Annelies Štrba 1947, lebt in Richterswil

Von Platons Höhlengleichnis über den mittelalterlichen Universalienstreit bis zu modernen Erkenntnistheorien stellt sich in der Kulturgeschichte des Abendlandes seit Jahrtausenden die Frage, wie man die Aussenwelt begreifen kann. Dahinter verbirgt sich die Frage, ob es die eine Wirklichkeit gibt, welche Erkenntnisse als verlässlich oder wahr bezeichnet werden können und mit welchen Kriterien sich diese überprüfen lassen. Annelies Štrba hat dabei eine ganz eigene Sicht der Dinge entwickelt. In ihren Fotografien erhält diese philosophisch-theoretische Abhandlung eine persönliche Intimität: Das Innenleben der Künstlerin und ihre Sicht auf die Dinge der Welt scheinen dabei zu verschmelzen. Als ob die Künstlerin ihre Gedanken und Gefühle in die Bildwelt hinausprojizierte, genauso wie umgekehrt die Äusserlichkeiten der Welt einen Weg in die Seele finden. Im Claraspital ist Štrba im Empfangsraum der Radioonkologie im ersten Untergeschoss mit einem Blumenbild vertreten, das zugleich auch als Gefühlslandschaft bezeichnet werden könnte. Annlies Štrba nyima 363, 2008 Farbfotografie hinter Glas aufgezogen, 400 x 120 cm


‌ Dialog laut ist oder nur ein

Empfangshalle Radioonkologie, 1. UG


stilles Zwiegespräch, ob …

Zilla Leutenegger 1968, lebt in Zürich

Wie begegnet man als Mensch der Gesellschaft, welche Handlungsmöglichkeiten gibt es in einer Welt, deren Massenmedien und populärkulturellen Erzeugnisse derart umfassend sind, dass diese das Individuum schon lange zu bestimmen scheinen? Zilla Leutenegger beantwortet die Frage ganz einfach: mit Witz. Die Künstlerin übernimmt alltägliche Szenerien oder Themen aus den Medien und entwirft vor diesem oftmals plakativen Hintergrund neue Interaktionsformen, mit Videoprojektionen, mit sich selber. Mal radiert sie mit einem Staubsauger eine Wohnung weg, dann wieder küsst sie – wie hier in der Radioonkologie im ersten Untergeschoss – einen Bären. Das Raubtier ist in diesem Fall aber gebändigt, auf die Wand gebannt und damit dem Eingriff von Zilla Leutenegger preisgegeben. So lässt sich diese wechselseitige Beeinflussung verschieden betrachten: als Akt kindlicher Liebenswürdigkeit dem Bären gegenüber, als touristische Verklärung des Wilden, als künstlerische Kritik an der Vereinnahmung des Natürlichen. Zugleich entzieht sich Zilla Leutenegger all dieser Schwere mit der Leichtigkeit ihrer Installation – was ebenso verwirrend wirkt, wie es schlicht Freude hervorruft.

Zilla Leutenegger Polarbear, 2007 Videoinstallation, 1 Projektion, 1 Wandzeichnung, ohne Ton, farbig, ca. 250 x 250 cm


‌ solc h ein D i a l o g d i e S e e le b e

Korridor endoskopisch-diagnostische Abteilung, EG


rü h r t, neue Ge d a nke n …

Urs Cavelti 1969, lebt in Basel

Der Gang, ein Wort mit zweierlei Bedeutungen – das körperliche Schreiten und die räumliche Struktur. Beides thematisiert Urs Cavelti im Erdgeschoss, im Gang zu den Räumen der endoskopischdiagnostischen Abteilung der Gastroenterologie und Pneumologie. Doch weit mehr: Denn stellt der Gang für die Patienten einen Weg dar, der von Unsicherheit oder gar Schicksalhaftem geprägt ist, so ist er für die Spitalmitarbeitenden etwas Alltägliches, ein Arbeitsgang. Gleichermassen verschafft Urs Cavelti aber Patienten und Mitarbeitenden Ausweichmöglichkeiten und Zugänge zu anderen Welten. Seine feinen Arbeiten – der Künstler arbeitet vornehmlich mit Bleistift und mit einer Sprühtechnik – zeigen dabei nicht einfach fremde Orte, sondern szenische Momentaufnahmen. Die festgehaltenen Bewegungen von Tieren etwa wirken wie Ausschnitte aus natürlichen Geschichten, die der Betrachter selber weiterspinnen kann. Zugleich verweben sich die einzelnen Szenen zu einer bewegten Welt mit all ihrer Vielfältigkeit. Urs Cavelti nimmt so dem Gangbereich seinen rein funktionalen Charakter und bietet damit den Menschen etwas, das über Schicksal oder Alltag hinausreicht.

Urs Cavelti Sichtungen, 2009 Bleistift und Sprühfarbe auf Papier, 16-teilig, verschiedene Formate


‌ h er vor r uf t, zu m N a chd en ke n

Korridor Bettenstation, 5. OG West


a n re gt, Freud e o d er E kel …

Gaspare Otto Melcher 1945, lebt in Vada, Italien

Gaspare Otto Melchers Werke im Gangbereich des Bettentrakts West des 5. Obergeschosses führen den Betrachter über 5000 Jahre zurück in die Vergangenheit, zu den monumentalen Bauten des alten Ägyptens. Inspiriert vom Grab des Königs Djoser in Saqqara und den altägyptischen Inschriften, entwickelte der Künstler ein Bild- und Zeichensystem, das die architektonische Geometrie und die Hieroglyphen in Quadraten miteinander verbindet. Je besser Gaspare Otto Melcher dabei die Zeichen und Formen verstand, umso schneller und freier konnte er sie auch in sein Bildsystem übertragen. Dieser Beschleunigungsprozess ist in den beiden Arbeiten spürbar: Die alten, Bedächtigkeit verkörpernden Hieroglyphen scheinen sich ins moderne Skizzen- und Chiffrenhafte zu verwandeln. Die Werke von Gaspare Otto Melcher zeigen in ihrer vermeintlich einfachen Struktur einen immensen Reichtum einer Sprache, in der Kunst und Mystik, Geometrie und Gestus, Geschichte und Gegenwart ineinander übergehen. Gaspare Otto Melcher Saqqara Sequence, 2007 Tempera auf Leinwand, 95 x 95 cm


‌ auslÜst oder auch einmal nur

Korridor Bettenstation, 5. OG West


für ein Schulterzucken …

Philip Nelson 1950, lebt in Dornach

Ein altes Thema der Malerei ist es, dem Bild Räumlichkeit zu verleihen. In der Renaissance begann man deshalb, sich eingehend mit der Perspektive zu beschäftigen, und arrangierte Gegenstände in Grössenverhältnissen, die jenen von realen Distanzen entsprechen sollten. Philip Nelson wählt in seinem Schaffen einen anderen Weg, der zwar ebenfalls weit zurück in die Geschichte führt, aber das Räumliche nicht durch perspektivische Täuschung, sondern durch plastische Wirkung erzeugt. Dazu braucht er neben Farben auch Materialien wie Sand, Asche, Edelsteine und andere natürliche Substanzen. Diese arrangiert er in seinen Arbeiten nicht einfach, sondern strebt einen Transformationsprozess an. Die Materialien sollen eine ästhetische Synthese bilden, sich zusammen in Kunst verwandeln. Diese Transformation kann auch als künstlerische Weiterentwicklung der alten Alchemie verstanden werden. Die Werke des Künstlers im Gangbereich des 5. Obergeschosses im Bettentrakt West zeigen diesen alchemistischen Hintergrund deutlich, sind sie doch mit «Transformationen 1–12» betitelt und stellen mit Quarzsand, Bienenwachs oder mit Gold einen starken Bezug zum Licht her, dem seit je Heilkraft zugesprochen wird. Diese Bilder verdanken wir einer Spende von Dr. Hans-Rudolf Widmer, Verwaltungsratspräsident der St. Claraspital AG, 1996 –2007.

Philip Nelson Transformation, 2006 Wachs und Gold, 38 x 27 cm


‌ sorgt. D enn wa s wä re d a s Le

Lounge Bettenstation, 5. OG West


b e n oh ne Kuns t, o hne …

Stephan Schenk 1965, lebt in Lüen

Die Fotografie ermöglicht die Abbildung der Wirklichkeit. Allein schon ihre Technik gestattet es, diese dramatisch, poetisch oder pathetisch in Szene zu setzen. Fotografie hat also mindestens so viel mit Inszenierung zu tun wie mit Wirklichkeit. Stephan Schenk nimmt das gelassen. In seiner Serie «Wälder Panoramen» entlässt er durch seinen ruhigen Blick den Wald aus seiner kulturell bestimmten Wahrnehmung; er befreit ihn als Ort romantischer Einsamkeit oder mythischen Zaubers. Gerade dadurch schafft er es, mit einem japanischen Wald – wie im Aufenthaltszimmer im 5. Obergeschoss im Bettentrakt West – eine Vorstellung zu vermitteln, die sich dem Sprachlichen entzieht und auf stille, doch nicht idealisierte Weise Schönheit entfaltet. Erschliesst ein Augenblick einen Raum mit all seinen Details oder ergibt sich durch den Blick ein bestimmtes, persönlich wie kulturhistorisch geprägtes Bild? «Zimmer mit Aussicht» nennt Stephan Schenk seine Werkserie, die auf Arbeitsreisen entstanden ist. Sie ist mehr als Dokumentation oder individueller Blick. Sie vereint beides. Denn die Fotografien dokumentieren nicht nur die Hotelzimmer, nicht bloss die Blicke hinaus auf romantische

Stephan Schenk Shinjuku Gyoen National Garden, Tokyo, 2003 s/w-Fotografie auf Barytpapier, 10-teilig, je 58 x 45 cm


‌ Fa r b en, oh ne Fo rm e n, o h n e

Korridor Bettenstation, 5. OG West


kü nst ler isc he Provo ka t i o n? » Berge, in klassizistische Pärke oder aufs Meer, sondern zeigen Stimmungen, die zwischen dem Innenraum und der Welt draussen auseinandergehen, sie fangen die Hotelatmosphäre zwischen temporärer Behaglichkeitssuche und Sehnsuchtsblick nach draussen ein.

Stephan Schenk Aussicht mit Zimmer, Manarola I Italien I 18.–22.2.2002 Farbfotografie, 19 x 50 cm / 50,5 x 78 cm



Impressum © der rechtsseitig stehenden Reproduktionen liegen bei den jeweiligen Künstlern. Konzeption Jacqueline Geser, id-one AG, Zürich Redaktion Jacqueline Geser, id-one AG, Zürich Beatrix Sonderegger, Claraspital, Basel Texte Armon Fontana, Büro für Kunst- und Kulturgeschichte, Chur Gestaltung und linksseitig publizierte Fotografien David Meyle, wortbild gmbh, Basel


St. Claraspital AG Kleinriehenstrasse 30 Postfach 4016 Basel Tel. 061 685 85 85 Fax 061 691 95 18 www.claraspital.ch

St. Claraspital AG Kleinriehenstrasse 30 Postfach 4016 Basel Tel. 061 685 85 85 Fax 061 691 95 18 www.claraspital.ch

Schwerpunktspital f端r Magen-Darmleiden, Onkologie und Stoffwechsel



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