Pilgerweg Kropp

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Pilgerweg


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Pilgerweg

Internationales Bildhauersymposium 26. April bis 9. Mai 2004 auf dem Gel채nde des Diakoniewerks Kropp aus Anlass des 125j채hrigen Bestehens der Stiftung Diakoniewerk Kropp 1


Chronik

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Im März 2003 begannen die Vorbereitungen für ein Kunstprojekt, mit dem die Stiftung Diakoniewerk Kropp anlässlich ihres 125-jährigen Jubiläums ein Zeichen setzen wollte. Geplant wurde ein Bildhauersymposium, dass auf dem Gelände der Stiftung stattfinden sollte. Schon längere Zeit bestand der Wunsch, die Häuser des Diakoniewerkes, die in einem ca. 50 Hektar großen Landschaftspark eingebettet sind, durch einen gestalteten Weg erlebbar miteinander zu verbinden. Durch diesen symbolischen Pfad sollte nicht nur die Zusammengehörigkeit aller Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitenden der Einrichtung deutlich werden, sondern auch eine Brücke nach außen gebaut werden, die die Bedeutung der Stiftung und ihr Einsatz für die „Schwachen“ in unserer Gesellschaft für die Menschen, die um das Diakoniewerk leben und sich mit dem Wirken dort verbunden fühlen, unterstreichen. Für die Planung und Durchführung des Projektes wurde der Schobüller Bildhauer und Künstler Ulrich Lindow gewonnen, der in den vergangenen Jahren viele Gestaltungsaufgaben für die Stiftung Diakoniewerk ausgeführt hat. Mit ihm gemeinsam wurde das Symposium unter dem Namen ›Pilgerweg‹ vorbereitet. Zunächst legte eine Arbeitsgruppe aus der Hauskonferenz die Wegführung fest, die in ihrem Verlauf durch sieben von Künstlerinnen und Künstlern gestalteten Stationen gekennzeichnet werden sollte. Beginnend vor dem Haus Kana sollte der Weg durch die Johannesallee führen, des weiteren durch die Gertrud-Koch-Straße bis zum Mutterhaus Patmos und von dort zurück durch die Grünanlagen an den Häusern Salem, Hebron und Bethlehem entlang bis zur letzten Station vor der Kapelle. Jeder der sieben Plätze sollte durch Skulpturen gestaltet werden. Als Material für die Bildhauerarbeiten wurden Findlinge gewählt. Diese aus dem äußersten Norden Europas mit der Eiszeit nach Schleswig-Holstein gewanderten Hartgesteinsbrocken findet man in den Kiesgruben um Kropp und überall in der Gegend tauchen sie als Gestaltungsmaterial in den Dörfern und Gemeinden auf. So sollte schon über das einheimische Material ein Erkennungsmerkmal geschaffen werden.


Als nächstes erfolgte die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler. Alle sollten sich auszeichnen durch ihr bisher geschaffenes Werk, durch ihre Erfahrung und Teilnahme an früheren Symposien und durch ihre Fähigkeit zwischen ihren Skulpturen und den ausgewählten Orten eine spannungsreiche Beziehung herzustellen. Ein weiterer Gesichtspunkt war, eine Beziehung zwischen Schleswig-Holstein als Grenzland zwischen Nord- und Ostsee und seiner Nachbarstaaten aufzuzeigen. Eingeladen wurden letztendlich Eileen Mc Donagh - Irland; Hiroshi Koyama - gebürtig aus Japan, jedoch seit über 20 Jahren in Schweden lebend; Mindaugas Navakas - Litauen; Paul Schneider, aus dem Saarland, ältester Teilnehmer und Mitbegründer der ersten Bildhauersymposien überhaupt in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und aus Schleswig-Holstein Zuzana Hlináková, gebürtige Tschechin, Johannes Michler und Ulrich Lindow selbst. Alle sieben Künstlerinnen und Künstler genießen ein hervorragendes Renommee und sind in ihrer Laufbahn mehrfach ausgezeichnet worden. Der nächste und vielleicht entscheidende Schritt war die Finanzierung dieses aufwendigen Unternehmens sicherzustellen. So wurde ein Konzept und ein Finanzierungsplan erstellt, auf dessen Grundlage Anträge an verschiedene öffentliche und private Kulturfördereinrichtungen gestellt. Gleichzeitig fanden in Kropp Gespräche mit Vertretern der öffentlichen Gemeinde, der Wirtschaft, der Kirchengemeinde und der Vereine statt, um möglichst viele Gruppen für dieses Projekt zu gewinnen und gegebenenfalls einzubinden. Diese Gespräche waren von Beginn an fruchtbar und es zeigte sich sofort eine große Bereitschaft, das Bildhauersymposium zu unterstützen und konstruktiv zu begleiten. Auch die angeschriebenen Kulturstiftungen waren bereit, das geplante Vorhaben finanziell zu unterstützen.

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Nachdem alle eingeladenen Künstlerinnen und Künstler ihre Teilnahme zugesagt hatten, konnte mit der konkreten Planung und Organisation begonnen werden. An Hand von Fotos und Lageplänen der vorgesehenen Plätze suchte sich jede(r) Teilnehmende seinen Ort aus, schickte Zeichnungen und Beschreibungen der ausgearbeiteten Ideen und machte Angaben zur Größe und Form der Findlinge, die bearbeitet werden sollten. Die drei in Schleswig-Holstein lebenden Bildhauer Zuzana Hlináková, Johannes Michler und Ulrich Lindow übernahmen die Aufgabe, ihre und die Steine der auswärtigen Kolleginnen und Kollegen in den Kiesgruben der Gegend um Kropp zu suchen und zu finden. Glücklicherweise erklärte sich das Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ bereit, bei dem Transport und der Aufstellung auf der Arbeitswiese zu helfen. Auch die Kiesgrubenbesitzer Jürgen Harder, Westerrönfeld, und Harald Ewers, Selk, trugen durch großzügiges Spenden der Findlinge zum Gelingen des Projektes bei. Der Raiffeisen-Markt, Kropp, stellte Paletten zur Verfügung, die Malerfirma Michael Thome, Kropp, stiftete Planen für Behelfszelte und so konnte Mitte April mit der Einrichtung der Arbeitsplätze begonnen werden. Strom- und Wasseranschlüsse mussten verlegt werden. Die Unterkunft für alle sieben Teilnehmenden im ehemaligen Ärztehaus der Stiftung musste vorbereitet werden. Bei allen Vorbereitungsarbeiten halfen das Team der Diakoniestiftung um den technischen Leiter, Herrn Schröder, und um dem Leiter der Gärtnerei, Herr Fuhr, mit großem Engagement. Am 24./25. April reisten die Künstlerinnen und Künstler zum Teil von weit her an, alles war bestens vorbereitet und am Sonntag Abend wurden alle Teilnehmende von den Vertretern der Stiftung Diakoniewerk Kropp, Vertretern der Gemeinde, der Kirchengemeinde und der Verein des Dorfes mit einem gemeinsamen Abendessen in Kropp begrüßt. Früh am Montag Morgen wurde dann unter den Augen zahlreicher Besucher und in Anwesenheit einer Reihe von Pressevertretern mit der Arbeit begonnen. Zunächst mussten mit erheblichem technischem Aufwand zwei große vier Tonnen schwere Steine zur Hälfte durch-

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gesägt werden. Eigens hierfür war die Baufirma Bernd Eichner, Treia, angereist und hatte eine mobile Diamantseilsägenkonstruktion erdacht. Staunend konnten die Besucherinnen und Besucher miterleben, wie in relativ kurzer Zeit die Hartgesteine mit geraden Schnitten geteilt wurden. In der Zwischenzeit durchforschte Paul Schneider die Ewers-Kiesgruben in Selk, um die zahlreichen Findlinge für sein aufwendiges Projekt zusammenzutragen. Von Beginn an herrschte eine begeisterte Arbeitsatmosphäre und bald verwandelte sich die bei dem einen oder anderen am Anfang vorhandene Skepsis in Bezug auf die Künstlerarbeit in Bewunderung für die Disziplin und Konzentration mit der die Bildhauer zu Werke gingen. Das gemeinsame Wohnen im ehemaligen Ärztehaus machte ein gemeinsames frühes Aufstehen leicht und nach einem üppigen Frühstück waren danach die Symposiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer gegen 8.00 Uhr morgens auf der Arbeitswiese anzutreffen. Nur durch eine kurze Mittagspause unterbrochen wurde dann bis in die Abendstunden hinein gearbeitet. Jeden Tag konnten Besucher, Schulklassen, Kindergartengruppen, Mitarbeitende und Wohngruppen aus der Einrichtung und interessierte Anwohner miterleben, wie unter Einsatz von Diamanttrennsägen, Schleifmaschinen, Hammer und Meißel, die Granitfindlinge die von den Künstlern gesuchten Formen einnahmen. Immer wieder entwickelten sich nebenbei Gespräche, bei denen man sich mit einzelnen Bildhauern über Ideen, Gehweisen und Arbeitstechniken austauschen konnte. Auch ein von den Mitarbeitenden des Diakoniewerkes organisierter Grillabend mit Gästen aus der öffentlichen Gemeinde und der Kirchengemeinde brachte Begegnung und Austausch mit den Künstlern. Den 1. Maifeiertag nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem gemeinsamen Ausflug. Der Dom zu Schleswig und das Landesmuseum in Schloss Gottorf waren erste Ziele. Anschließend ging es nach Tondern/Dänemark, wo im Museum eine beeindruckende Aus-

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stellung des finnischen Bildhauers Kain Tapper alle begeisterte. Die nächste Station waren die Emil-Nolde-Bilder in seinem Haus in Seebüll, und zum Abschluss der Fahrt waren die Künstlerinnen und Künstler zu Gast bei Familie Lindow in Schobüll. Der Beginn der ersten Maiwoche war, neben dem Fortgang der Arbeit, schon bestimmt von den Vorbereitungen der Plätze zum Aufstellen der Skulpturen. Fundamente mussten vorbereitet werden. Für den geplanten Brunnen von Eileen Mc Donagh musste ein Rücklauf- und Speicherbecken gebaut werden. Hiroshi Koyama brauchte Steine aus der Kiesgrube für eine ergänzende Steinsetzung zu seiner zweiteiligen Skulptur. Paul Schneider hatte inzwischen siebenundzwanzig Findlinge um sich versammelt und war dabei, die letzten der zwölf geplanten Steine zu schleifen. Ulrich Lindow, der neben der Leitung und Organisation des Symposiums an einem eigenen Projekt, bestehend aus sieben Findlingen arbeitete, fand dennoch immer die Zeit, sich gemeinsam mit Herrn Schröder um alles zu kümmern. Mindaugas Navakas schliff und polierte unverdrossen von morgens bis abends seinen großen Granitfindling, Zuzana Hlináková arbeitete sich zäh zum Ende ihrer dreiteiligen Skulptur und Johannes Michler ergänzte seinen aus einem geteilten Stein entstandenen Rastplatz durch einen aus Eisenrohr gefertigten Stuhl. Noch einmal gab es für die Künstlerinnen und Künstler einen offiziellen Empfang, diesmal im Rathaus der Gemeinde in Kropp als Gäste des Bürgermeisters, des Bürgervorstehers und der Mitglieder der Ratsfraktionen mit einer Eintragung in das Gästebuch der Gemeinde und einem gemeinsamen Essen. Am Freitag, 7. Mai, wurde mit dem Aufstellen der fertigen Arbeiten begonnen. Wieder halfen dabei die Bundeswehr, der Bauhof Kropp mit einem Radlader, und die Gärtnergruppe des Diakoniewerkes war auch zur Stelle. Störendes Buschwerk musste beseitigt werden,

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Mutterboden wurde bewegt, Rollrasen verlegt und das Gelände gestaltet. Nachdem am Sonnabend Mittag auch als Letztes die Steine von Zuzana Hlináková auf ihrem endgültigen Platz standen, war alles für die festliche Eröffnung des Pilgerweges am Sonntag rechtzeitig fertig geworden. Der Abschluss des Symposiums wurde mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Dorfkirche in Kropp begonnen, unter Mitwirkung von Bischof Dr. Knuth, der Diakonischen Gemeinschaft und Herrn Pastor Jackisch. Im Anschluss an eine Festrede der Schleswig-Holsteinischen Kultusministerin, Frau Ute Erdsiek-Rave, machten sich zahlreiche Gäste bei inzwischen schönstem Maiwetter unter dem Geleit des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Kropp auf einen gemeinsamen Rundweg über den neuen Pilgerpfad durch das Gelände des Diakoniewerkes. An jeder der sieben Stationen erläuterte der jeweilige Künstler sein Werk und so endete schließlich die beeindruckende Prozession am Anfang und Ende des Pilgerweges vor der Kapelle und dem Haus Kana, wo von dem Kana-Team unter Leitung von Frau Meyer und den Mitarbeitenden der Zentralküche, unter Leitung von Herrn Kruse, die im übrigen in den vergangenen zwei Wochen die Bildhauer liebevoll und großzügig mit Essen und Trinken versorgt hatten, eine Suppe für alle Gäste vorbereitet worden war. Damit endete ein gelungenes Symposium, das bestimmt war durch gemeinsames und gemeinschaftliches Tun mit dem Ziel, ein die Menschen verbindendes Zeichen zu setzen.

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Holy well (Heiliger Brunnen)

Eileen Mc Donagh · Irland 1974/79

1979/80 1980/86 1989/90

School of Art, Regional Technical College, Sligo. Foundation Certificate in Visual Art. Diploma in Sculpture. Art Teachers Certificate, Limerick School of Art/Design. Art Teacher City Dublin VEC. Aufenthalt in Japan

Seit 1982 2004

Teilnahme an zahlreichen Symposien in USA, Europa, Japan, Indien Gewählte Stipendiatin der Stiftung Aosdana, Irland

8 Eileen Mc Donagh steht mit ihrer Arbeit am Anfang des Pilgerweges. Sie hat in einen Findling ein rechteckiges Becken gearbeitet und dessen Boden und Seitenflächen sorgfältig geschliffen. In diesem Becken sammelt sich Wasser und fließt über die Kante an der dem Betrachter zugeneigten Seite des Steins zurück in einen Kreislauf. Über sieben Trittsteine im Rasen nähert man sich dem Brunnen. Bei dem Titel ihrer Arbeit bezieht sich Eileen Mc Donagh auf eine alte irische Tradition. Zahlreiche natürliche Quellen, die als Wasserstellen und Viehtränken dienten, wurden zu heiligen Quellen geweiht, denen man heilende und reinigende Kräfte zusprach. Die sieben Trittsteine erinnern an japanische Teezeremonien. Sie fordern beim Betreten auf zur Sammlung und Besinnung während man sich der Quelle nähert, um sich symbolisch zu reinigen, bevor man den Tempel betritt. Wasser ist der Urstoff alles Lebendigen. Christen empfangen durch das Wasser den Taufsegen.


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Steinbild, genannt Sternbild

Paul Schneider · Saarland 1927 1948-51 1952-53 seit 1953 1958 seit 1969 1972 1976-78 1984 1991 1997/98 2000

geboren in Saarbrücken Studium an der Staatlichen Werkakademie Kassel Studium an der Kunsthochschule Staedel Frankfurt als freischaffender Bildhauer tätig Studienaufenthalte in Italien und Griechenland Teilnahme an zahlreichen internationalen Bildhauersymposien Ostertreffen der St. Margarethener Bildhauer in Tirgu Ju (Rumänien) an Brancusis Tisch des Schweigens Mitarbeit bei der Gestaltung der Fußgängerzone in Saarbrücken St.Johann, Umzug nach Bietzen bei Merzig Kunstpreis der Stadt Saarbrücken Ehrengast der Villa Massimo, Rom Preisträger des Sparda-Bank-Preises für Kunst im Öffentlichen Raum Albert-Weisgerber-Preis der Stadt St. Ingbert

10 Meine Skulptur stellt Ordnung dar, orientiert an der Baumallee (Johannesallee - GertrudKoch-Straße). Mit siebenundzwanzig Steinen, Granitfindlingen aus dieser Region, bestreite ich die Anordnung der Steine. Zwölf davon habe ich mit einem Hochglanzschliff versehen, einer wurde beschriftet, auf einem habe ich die Grundrißzeichnung der Anlage eingemeißelt, und die übrigen dreizehn habe ich unbearbeitet gelassen. Die Allee und der Fußweg werden rechtwinklig überquert. Dem stumpfen Winkel der Straßenführung ist Rechnung getragen. Die Zahl neun spielt in meiner Arbeit eine dominante Rolle, und ich habe sie in diesem Fall drei mal genommen, also siebenundzwanzig. Die Bezeichnung »Sternbild« zu »Steinbild« abgeleitet ist mir eingefallen, da ich glaube, dass Sie am nächtlichen Himmel diese Konstellation finden werden, allerdings mit einem Fernglas und viel Geduld mit sich selbst und dem Himmel. Auf jeden Fall habe ich mich bemüht, die kosmische Ordnung hier in Kropp sichtbar zu machen.


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Mutterstein

Hiroshi Koyama · Japan/Schweden: 1955 1976 1978 1987 seit 1978

geboren in Kyoto, Japan Abschluss Akashi Technical College, Japan Studium bei Kinzo Nishimura, Japan Umzug nach Sweden Ausstellungen in Japan, Skandinavien und Frankreich

12 Die Skulptur von Hiroshi Koyama steht auf dem Rasen vor dem Mutterhaus »Patmos«. Koyama hat einen länglichen Findling in zwei Teile gesägt. Anschließend hat er die Innenseiten und Kanten beider Teile poliert und sie senkrecht und zu den Seiten versetzt einander gegenüber gestellt. Die beiden Formen erinnern so an ein zweiflügeliges Tor, das nach japanischer Manier seitwärts verschoben, sich öffnen bzw. schließen lässt. Vor sein »Tor« hat der Künstler auf einer Achse mit der Eingangstür zum Mutterhaus die Bogenform dieser Tür aus kleineren Findlingen auf dem Rasen als Form nachgelegt. Seine Arbeit hat Hiroshi den Müttern gewidmet. Die aus Steinen nachgelegte Form der Eingangstür erinnert an ein Grab. Sein steinernes Tor davor öffnet (oder schließt?) sich, markiert einen Weg zum Haus der Mütter.


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Stein von meinem Herzen

Mindaugas Navakas · Litauen 1952 1970-77 seit 1986 seit 1977

geboren in Kaunas, Litauen Studium der Architektur und Bildhauerei an der staatlichen Kunstakademie Litauen Ausstellungen im In- und Ausland Teilnahme an internationalen Bildhauersymposien

14 Die Arbeit des litauischen Bildhauers Mindaugas Navakas ist ein großer Findling, den er ganz unspektakulär an den Rand der Festwiese vor dem Haus Salem gelegt hat. Navakas hat den mächtigen Stein weitgehend in seiner Form belassen und alle Seiten auf Hochglanz poliert. So ist aus dem Rohling eine schimmernde, spiegelnde Skulptur geworden, die die ganze Tiefe und Farbigkeit des Granits enthüllt, Licht und Wärme aufnimmt und wieder abgibt und einen großen optischen und haptischen Reiz aussendet.


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Rast

Johannes Michler · Kiel 1954 1976-81 seit 1980 1985-93 1985 1986 1987 1993 2001

geboren in Burg/Dithmarschen Studium der Bildhauerei an der Muthesius-Hochschule in Kiel Einzel-und Gruppenausstellungen und Teilnahme an Symposien Gastdozenturen in Schweden und Norwegen Stipendium des Landes Schleswig-Holstein Assistent bei Ulrich Rückriem Gottfried-Brockmann-Preis der Landeshauptstadt Kiel Stipendium ›Cité Internationale des Arts‹ Paris K-Netz-Award 2001, Kulturnetz Schleswig-Holstein

16 Ein Ort am Wegesrand. Der Wanderer unterbricht seine Reise und lässt sich auf einem Stein nieder. Aus dieser schlichten Vorstellung heraus ist meine Arbeit entwickelt. Ein horizontaler Schnitt teilt den Stein. Die obere Hälfte ist soweit seitlich verschoben, dass eine »Sitzfläche« entsteht. Zugleich gibt der rohe Findling an der fein geschliffenen Schnittfläche seine innere Schönheit preis. Scheinbar mühelos stützt eine stuhlförmige Stahlkonstruktion den überhängenden Teil. Die Situation wird dadurch etwas absurd aber zugleich einladend. Folgt man der Aufforderung, setzt sich, spürt und ertastet Temperatur und Gewicht, Oberflächen und Formen, verschiebt sich langsam die Wahrnehmung. Der Stein wird vom Gegenstand der Betrachtung zum sicheren Ort, an dem man verweilen, auf seinen Weg schauen oder in einen Tagtraum abschweifen kann.



Atmende Steine

Zuzana Hlináková · Kiel 1956 1977-80 1980-86 1986/87 seit 1981

geboren in Piestany, Tschechien Studium an der Pädagogischen Hochschule in Kiel Studium an der Muthesius-Hochschule in Kiel Stipendium der Stadt Kiel und des Landes Schleswig-Holstein Ausstellungen, Symposien und Arbeiten im öffentlichen Raum Lehrauftrag an der Fachhochschule Kiel, Fachbereich Architektur in Eckernförde

18 Zuzana Hlináková hat für die sechste Station eine Gruppe von drei Findlingsskulpturen geschaffen, die sie auf einer leicht angeböschten Kuppe auf der Fläche zwischen den Häusern Pniel, Eben Ezer und Nazareth zueinandergestellt hat. Sie hat alle Steine mit dem Spitzmeißel bearbeitet und so den weichen Formen und Flächen eine offene Struktur gegeben. So scheinen die Steine in Bewegung zu sein. Ihr Inneres kehrt sich nach außen, sie atmen. Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört Nimmst du Ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde.

Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde. (Psalm 104, 29/30)


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Sieben Steine zum Lobe Gottes

Ulrich Lindow · Schobüll 1949 1973-78 1976-77 1978-79 1983 seit 1987 1981-97 1990-96 1999 seit 1976

geboren in Mölln, Kreis Lauenburg (Schleswig-Holstein) Studium der Bildhauerei in Kiel Mitglied der Künstlergruppe »Galerie Lornsenstraße« in Kiel Aufenthalt in der Michael-Karolyi-Fondation in Vence, Südfrankreich Stipendium der Cité Internationale in Paris Atelier in Schobüll/Nordfriesland Lehrer an der Muthesius-Hochschule, Kiel Gastprofessur daselbst Stipendium im Künstlerhaus Rostock Teilnahme an internationalen Bildhauersymposien. Zahlreiche Ausstellungen und Auftragsarbeiten für Kunst im öffentlichen Raum, für Kirchen und kirchliche Einrichtungen. Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen

20 Lindows sieben gestaltete Findlinge vor der Kapelle beziehen sich auf Symbole und Zahlen in der christlichen Ikonographie: 1. Stein für die Zahl vier (Zahl der Weltschöpfung: vier Elemente, vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Evangelisten) 2. Stein für die Zahl zwei: Anfang und Ende, Tag und Nacht, Sonne und Mond, Altes und Neues Testament 3. Stein für die Sonne: Genesis 4. Stein für die Zahl zwölf: Monate, Apostel, Tierkreis 5. Stein für die Zahl drei: Dreifaltigkeit, Auge Gottes im Dreieck 6. Stein, Flügel mit sieben Federn: die heilige Zahl sieben ist Summe von drei (Gott) und vier (Welt), nach sechs Schöpfungstagen ist der siebente ein Ruhetag; sieben Gaben des heiligen Geistes 7. Stein für den Mond und die Sterne (Genesis)


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Stationen des Pilgerweges 1

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Kana

hebräisch: kanah – das heißt: etwas Röhrenförmiges, Schilfrohr und wohlriechendes Gewürz, ohne Wasser vertrocknen sie. Kana bedeutet: Hochragendes und Wohlriechendes, wächst um das Wasser, Quelle des Lebens

Nain

hebräisch: naim das heißt: genießen, sich freuen, lieblich, gut, schöner Ort, Freude, Wohlergehen, Gütigkeit Nain bedeutet: Ein schöner, lieblicher Ort der Freude, des Wohlergehens, ja – des Genießens und der Gütigkeit

Zoar

Vom Hebräischen za . ar – das heißt: klein, gering, entehrt, verachtet, stets Gegensatz zu einer ehrenvollen Stellung, aber in Wandlung Zoar bedeutet: Als Teil einer Ganzheit wird das Geringe erwählt

Kapernaum

hebräisch: cophär nachum · cophär heißt: reinigen, vergeben, loskaufen · nachum heißt: ruhen, ändern Kapernaum bedeutet: Reinigen und loskaufen, ruhen, den Verlauf der Dinge ändern

Bethesda

hebräisch: beth chäsda beth heißt: Haus, Familie, Ort · chäsäd heißt: Sich zu gegenseitiger Hilfe versammeln, Güte, Huld, Freundlichkeit Bethesda bedeutet: Wie in einer Familie sich begegnen in menschlichem Füreinander

Bethanien

hebräisch: beth anin beth heißt: Haus; Ort, Familie · anin von anah heißt: zuwenden, im Sinne von antworten, elend sein, sich bemühen, singen Bethanien bedeutet: Ort des Umwendens – im Antworten auf Elend, das zum Himmel schreit, unter Mühen – ein neues Lied

Gibea

Vom Hebräischen: gabah das heißt: hoch sein, hoch machen, erheben, hochwüchsig sein, hoch wachsen, emporragen, erhaben Gibea bedeutet: Der Erhabene erhebt

Mutterhaus (Patmos)

Offen ist die Tür vom Drinnen nach draußen vom Draußen nach drinnen zum Gehen und Kommen

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Salem

hebräisch: schalem – das heißt: Ganzheit, unversehrter Zustand, Frieden, Wohlsein, bewahren, wiederherstellen, vollenden Salem bedeutet: Unversehrt Frieden haben

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Hebron

vom Hebräischen: chabar – das heißt: locken, verbündet sein, Gefährte, Einheit Hebron bedeutet: Glückliche Wiedervereinigung von Getrenntem

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Nazareth

vom Hebräischen: nazar – das heißt: bewahren, behüten, beachten, sinnliche Wahrnehmung und Fürsorge, Erhaltung, Lebensglück Nazareth bedeutet: Fürsorglich wird das zu Bewahrende beachtet und erwirbt sich Lebenssteigerung

Bethlehem

hebräisch: beth lächäm · beth heißt: Haus, Familie lächäm heißt: Brot, Nahrung, Lebensunterhalt, essen, Verbindung · beth lächäm heißt: Haus des Brotes Bethlehem bedeutet: Alle im Haus kommen zusammen zum Mahlzeithalten

Eben Ezer

hebräisch: äbän ezär · äbän heißt: Stein mit Härte und Festigkeit und ist Symbol Gottes ezär heißt: helfen, Unterstützung und immerist es Gott, von dem man annimmt, dass er zu Hilfe kommt. Eben Ezer bedeutet: Gott hilft mit Festigkeit

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Bethel

hebräisch: beth-el · beth heißt: Haus, Ort, Heiligtum, Familie el heißt: Gott, Gottheit · der Name el heißt: Macht, Stärke, … el ist gütig, greift ein, befreit, segnet Bethel bedeutet: Alle, die im Haus des machtvoll, gütigen Gottes sind, werden von dieser Gottheit befreit und gesegnet

Pniel

hebräisch: pniel · pana heißt: wenden, sich zu- oder ab-wenden, es wendet sich · el heißt: Gott Pniel heißt und bedeutet: Gott wendet sich zu mit Ernst, Wohlwollen und Festigkeit, diese Zuwendung bringt neues Leben

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Dank

Wir danken für die Unterstützung bei der Durchführung des Künstlersymposiums »Pilgerweg«: Amtsverwaltung Kropp Bauhof der Gemeinde Kropp Eichner Bau, Treia Elektro Hansen, Kropp EON Hanse, Schuby Jessen Bau, Schleswig Kiesgrube Jürgen Harder, Westerrönfeld Kieswerk Harald Ewers, Selk Landschaftsbau/Gartengestaltung Hoffmann, Jagel Malergeschäft Michael Thome, Kropp Raiffeisenmarkt, Kropp Sanitär H.-G. Ehlers, Kropp Schleswiger Asphaltwerk, Jagel Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe - HHG - , Kropp Wasserbeschaffungsverband Treene, Wittbek Finanzielle Unterstützung: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, Kiel Evangelische Darlehensgenossenschaft eG, Kiel Kirchenbauverein für Nordelbien, Schleswig Sparkassen-Kulturstiftung Schleswig-Flensburg, Schleswig

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2004 © Herausgegeben von der Stiftung Diakoniewerk Kropp Johannesallee · 24848 Kropp · info@diakonie-kropp · www.diakonie-kropp.de Fotos: Andreas Birresborn · Sandra Klatt · Stiftung Diakoniewerk Kropp, Marc Härtel Konzept, Gestaltung und Layout: Rainer Kühnast, Ulrich Lindow, Husum/Schobüll Druck: Druckerei Hansen, Husum


zur B77

Ortszentrum Kropp

Kirche Kropp

Siloah

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Pella Eben Ezer Sarepta Reading Verwaltung Pniel

6

Kapelle Bethel Kana

1

Gärtnerei Eden Bethlehem Nazareth Hebron

Alt Bethlehem

Techn. Abteilung Emmaus

5

Nain

4

Salem

e

lle

esa

nn

ha

Jo

Der Pilgerweg

Tagesklinik Gibea Zoar

Tagespflege Mamre Pflegedirektion

Mutterhaus Patmos

Bethanien

2 Zentralküche

Gertrud-Koch-Straße

3 zur B77

Magazin Bethesda

Fachkrankenhaus Kapernaum nach Erfde



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