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BIER-INNOVATIONEN

AMBER LAGER • ATACAMA • BIER SPRITZER • BIER-NEN RADLER

DIE INTERESSANTESTEN BIERE DES VERGANGENEN JAHRES

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AMBER LAGER

BRAUEREI Zaungast, gebraut bei Brauschneider, Schiltern BRAUER Martin Wohlkoenig ALKOHOL 5,3 % ABV BIERSTIL Wiener Lager Martin Wohlkoenig versucht, seine Gypsy-Brewery mit einer Community auszustatten, die über neue Biere abstimmen kann — und nach seinem (2021 hier ausgezeichneten) Lavendel-Weizen fiel die Wahl der Zaungast-Fans auf ein Amber Lager. Bernsteinfarben und leicht trüb liegt es unter einer üppigen, nicht ganz reinweißen Schaumkrone. Harzige Hopfenaromen und ein vollmundiger, aber nicht süßer Trunk charakterisieren diese moderne Interpretation des Wiener Lagerbierstils.

ATACAMA

BRAUEREI Carantana Craftbeer Brewery, Klagenfurt BRAUER Clemens Springer und Alexander Mačnik ALKOHOL 4,6 % ABV BIERSTIL Brut IPA Der Zahnarzt Clemens Springer hat 2019 in einem in die Jahre gekommenen Einfamilienhaus am Klagenfurter Stadtrand gemeinsam mit dem bei Infineon angestellten Ingenieur Alexander Mačnik die Carantana-Brauerei eingerichtet. Die beiden jungen Nebenerwerbs-Brauer haben hier im Sommer eine neue Brauanlage installiert, mit der nun in einem ziemlich professionellen Maßstab gebraut werden kann. Und zwar mit dem Fokus auf relativ leichten, aber dennoch ausdrucksstarken Bieren. Das nach der Atacama-Wüste benannte Brut IPA macht seinem Namen und dem erst seit etwa vier Jahren in den USA etablierten Stil alle Ehre: Es ist ausgesprochen trocken, weil praktisch alle Zucker vergoren sind — und dabei mit 4,6 Prozent Alkoholgehalt dennoch im üblichen Rahmen österreichischer Biere. Die Farbe ist dunkelgelb mit starker Trübung und reinweißem Schaum. Zitrus- und Hefenoten in der Nase, spritziger Antrunk und ein herber Trunk kennzeichnen dieses leicht zu trinkende Bier. BIER SPRITZER

BRAUEREI Brauwerk, Wien-Ottakring BRAUMEISTER Silvan Leeb ALKOHOL 3 % ABV BIERSTIL Saurer Radler „Suurer“ oder „saurer“ Radler ist eine westösterreichische Spezialität, in Ostösterreich hat das Aufspritzen von Bier mit entgastem und anschließend wieder mit CO2 angereichertem Wasser keine Tradition. (Die ersten, ziemlich daneben gegangenen Versuche aus den 1980er-Jahren, auf diese Weise Leichtbier herzustellen, sind zu Recht vergessen.) Weil aber alkoholärmere Biere eine breiter werdende Nische darstellen, hat die Ottakringer Brauerei einen solchen „sauren Radler“ auf der Basis eines IPA kreiert — eine ziemlich geniale Idee: Das Ergebnis ist ein sehr helles Getränk mit üppigem Schaum, zu dem der Hopfen offenbar beiträgt. Und der Hopfen sorgt auch für den fruchtigen Duft und den ebenso fruchtigen Antrunk: Weil es ja ein „Spritzer“ ist, darf man das Sodawasser (Ottakringer nennt es „Supersoda“) ruhig spüren, der Hopfen sorgt für einen bierigen Geschmack mit gerade harmonischer Bittere und es fehlt dadurch auch nicht an Körper.

BIER-NEN RADLER

BRAUEREI Kartausen Bräu, Gaming BRAUMEISTER Sebastian Dorrer ALKOHOL 2,7 % ABV BIERSTIL Radler Und noch ein Radler unter den neuen Bieren: Sebastian Dorrer hat dafür eine Kooperation mit dem Biobauernhof Höhenberg (vulgo Höchal’s) in Reinsberg gesucht. Von dort kommt Birnensaft, der dem im Radler verwendeten, sehr mild gehopften Bier eine sehr hellgelbe Farbe mit starker Trübung verpasst. Die Birnen sind in der Nase sehr präsent, die Kohlensäure fein eingebunden und der erfrischende Charakter vor allem im Antrunk dominierend. Dann breitet sich eine deutliche Süße und Fruchtigkeit im Mund aus — der Fruchtcharakter bleibt dann bis in den Nachtrunk, die Süße klingt dagegen rasch ab.

BIER-INNOVATIONEN

BIERVIERTEL CUVÉE 2022 • BLACK BEAN STOUT • BLACK POSSUM • BURGFRÄULEIN DRY HOPPED BIO-WEIZEN

BIERVIERTEL CUVÉE 2022

BRAUEREI Freistädter Braucommune, Landbrauhaus Hofstetten, Stiftsbrauerei Schlägl KELLERMEISTER Karl Schiffner ALKOHOL 7,3 % ABV BIERSTIL Cuvée aus Bockbieren Die Zusammenarbeit der Mühlviertler Brauereien von Freistadt, Hofstetten und Schlägl hat sich seit einem Vierteljahrhundert bewährt — und zu einem Projekt geführt, das Biersommelier-Star Karl Schiffner als „weltweit einzigartig“ bezeichnet: Einmal im Jahr wird eine Cuvée aus Bieren der drei Brauereien mit einem für Schiffners Biergasthaus gebrauten Sondersud hergestellt. Und zwar in einer durchaus beachtlichen Menge: 300 Hektoliter wurden in Tankwagen von den einzelnen Brauereien abgeholt, in Freistadt in einem von Schiffner geheimgehaltenen Verhältnis miteinander verschnitten und schließlich in Longneck-Flaschen gefüllt. Bei der Ausgabe 2022 handelt es sich um „die Flaggschiffe unserer Brauereien“, wie der Schlägler Braumeister Reinhard Bayer sagt: Schlägler Doppelbock, Freistädter Imperator, Hofstettner Zwicklbock und Schiffners Aurora ergeben ein 7,3 prozentiges Starkbier. Goldgelb mit kompaktem weißem Schaum liegt es im Glas, duftet nach Bisquit und Karamell und wird diesem Aroma auch geschmacklich gerecht. Im Antrunk ist die heurige Ausgabe des Bieres süß und vollmundig — wobei das satte Mundgefühl von einer robusten Bittere abgelöst wird. Zusammengerechnet sind es 85 Kilo Hopfen der Sorten Magnum, Tradition und Aurora, die für einen trockenen Nachtrunk sorgen.

BLACK BEAN STOUT

BRAUEREI Brauerei Kobersdorf, Kobersdorf BRAUER Roland Pöttschacher ALKOHOL 5,9 % ABV BIERSTIL Stout Schwarze Bohnen haben einen leicht bitteren Geschmack — und gemeinsam mit dem „Bohna Vista — local hub“ entwickelte der Lebensmitteltechnologe Roland Pöttschacher die Idee, diese Bittere und das Eiweiss von Bohnen aus der Region Rosalia, vom Pöttschinger Bohnenbauern Harald Strassner, in einem Bio-Bier zu nutzen. Tiefschwarz und mit dunkelbraunem, sehr üppigem Schaum liegt dieses Bier im Glas. Es duftet nach Bohnen und Kaffee, zeigt starke, etwas brenzlige Röstaromen. Der Antrunk ist erfrischend spritzig, aber bald macht sich eine Süße bemerkbar, die an Trinkschokolade erinnert. Gegen den Nachtrunk hin gewinnt die Bittere die Oberhand, was für eine gute Balance von zwei sehr starken Geschmackseindrücken im Finish sorgt. BLACK POSSUM

BRAUEREI Gäriatrie, gebraut bei Panülerbräu, Nenzing BRAUER Matthias Grabher und Johann Kessler ALKOHOL 7,8 % ABV BIERSTIL Cascadian Dark Ale Auf dem Etikett ein Gewirr knorriger Baumstämme und Äste in nebeligem Grau, dazwischen ganz klein ein schwarzes Tier mit weißem Gesicht und gelben Augen. Nein, keine Katze, ein Possum — ein australisches Beuteltier, in dessem Namen die GrabherrBrüder eine ganze Serie von Collaboration-Brews mit verschiedenen Craftbier-Brauern (neben Panüler sind das das Bräuhaus Ten.Fifty, Bierol und Noom) auf den Weg gebracht haben. Sie bezeichnen das Black Possum als „Winter IPA“ — das Bier ist fast schwarz unter einer cremigen, hellbraunen Schaumkrone. In der Nase kommt neben dem starken Röstaroma auch ein Hauch von Holunder zur Geltung, der Antrunk ist voll, weich am Gaumen (ein Hinweis auf das verbraute Weizenmalz) und wiederum von den Rösttönen begleitet. Man erwartet, dass hier jetzt Süße durchbrechen würde, aber genau das passiert nicht: Der Trunk ist vollmundig und mit dem Hopfen sehr schön balanciert, um im Nachtrunk feinherb auszuklingen.

BURGFRÄULEIN DRY HOPPED BIO-WEIZEN

BRAUEREI P3, Perchtoldsdorf, gebraut bei 100 Blumen in Wien BRAUMEISTER Markus Geiger ALKOHOL 5,3 % ABV BIERSTIL Kreativbier auf Weizenbier-Basis Das P3-Privatbräu hat keine eigene Braustätte, zeigt sich aber der Weinbaugemeinde Perchtoldsdorf stark verbunden — und betont, dass in ihren Bieren „wenig drin“ ist (also nur das Nötigste und Reinste für den Stil). Strenggenommen ist das Burgfräulein kein Weizenbier, weil in einem solchen von Rechts wegen mehr als die Hälfte der Schüttung Weizenmalz sein müsste. Hier aber dominiert Gersten- vor Weizen- und Hafermalz, alles in BioQualität. Der Hafer dürfte gemeinsam mit dem Hopfen (Cascade und Saphir, auch diese aus Bio-Anbau) für den sehr trockenen Nachtrunk verantwortlich sein. Im Glas findet sich jedenfalls ein orange-leuchtendes, gleichmäßig trübes Bier mit reinweißem Schaum. Der Duft von Zitrusschale und frischen Kräutern ist einladend (und gar nicht Weissbier-typisch), der Antrunk erfrischend spritzig und gleich zur kräftigen Hopfung überleitend. Obwohl die eigentliche Bittere sehr zurückhaltend wirkt, ist der Hopfen sehr fein eingebaut und ständig präsent. Im Nachtrunk bewirkt er die angesprochene Trockenheit und ein anhaltend feines Zitrusaroma.

BIER-INNOVATIONEN

CASSIS SOUR • CHAMPAGNE ISABELLA SOUR ALE

CASSIS SOUR

BRAUEREI Brauschneider, Schiltern BRAUMEISTER Felix Schneider ALKOHOL 3,8 % ABV BIERSTIL Fruchtbier Winterzeit — das ist traditionell eine Zeit der schweren Biere. Aber diese Tradition ist im Wandel begriffen, viele große Brauereien haben sich vom Bockbier abgewendet. Und einige wagemutige Brauer bringen gerade im Spätherbst besonders leichte Biere auf den Markt: „Vom Zeitpunkt her wäre der Sommer vielleicht gescheiter gewesen“, erklärt Brauereigründer Michael Schneider. Andererseits braucht man ja auch in der kalten Jahreszeit ab und zu eine Erfrischung. Für sein Cassis Sour gab Sohn und Braumeister Felix Schneider in der Hauptgärung nicht nur 200 Kilo Johannisbeer-Mark auf 20 Hektoliter zu einer zehngrädigen Anstellwürze — er verwendete auch erstmals den als Kulturhefe relativ neuen Hefestamm lachancea thermotolerans, vulgo „Philly Sour“. Diese Hefe produziert neben Alkohol (in diesem Fall nur 3,8 Prozent) und CO2 auch Milchsäure — was zu einem sehr erfrischenden Eindruck führt: Im Glas hat man dann ein ziemlich trübes, hellrotes Bier mit pinkem Schaum. Der Duft präsentiert die Säure mitsamt dem Aroma der Beeren, im Trunk sind beide Komponenten sehr gut eingebunden, während man kaum Süße (der Malz- und Fruchtzucker sind fast völlig vergoren) und gar keine Bittere schmeckt.

CHAMPAGNE ISABELLA SOUR ALE

BRAUEREI 1516 Brewing Co., Wien BRAUMEISTER Andreas Hartl ALKOHOL 6,8 % ABV BIERSTIL Grape Ale Schon der Name dieses Bieres wird jene, deren cerevisischer Horizont nur bis zur nächsten Preisaktion im Supermarkt reicht, wieder einmal schockieren: „Champagne Isabella Sour Ale“. Gebraut wird es in der 1516 Brewing Company — jenem Brewpub, das zwar den Code für das Jahr des Reinheitsgebots im Namen führt, es mit den damit verbundenen Beschränkungen aber noch nie allzu genau genommen hat. Das Basisbier ist also ein saures Ale, dessen pH-Wert etwa bei jenem eines Weißweins liegen dürf-

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CHRISTKINDL • DARK MILD • FALCO BREW • FESTBIER 2012-2022

te — ähnlich also wie bei belgischen Sauerbieren. Den aromatischen und geschmacklichen Kick bekommt das Bier aber durch den Zusatz von Saft der Isabella-Trauben, die bekanntlich auch die Basis für die Herstellung des Uhudlers darstellen. Der Traubensaft kommt zur Nachgärung ins Jungbier — er bringt neben dem Geschmack natürlich auch Zucker mit. Dieser Zucker wird aber ziemlich vollständig von der Champagnerhefe vergoren, die die Nachgärung so richtig in Gang bringt: So entsteht ein leicht roséfarbenes, nach Hefe und Erdbeeren duftendes Bier, in dem die Kohlensäure perfekt eingebunden ist — der Trunk ist trocken und kein bisschen bitter. Auffallend ist, dass das Bier im Pintglas wie ein leichtes Summer-Ale wirkt (man trinkt es dann auch sehr rasch); im Bordeaux-Glas kommt es dagegen wesentlich komplexer daher, und auch wenn man seine alkoholische Kraft kaum spürt, trinkt man in kleineren Schlucken und genießt mehr.

CHRISTKINDL

BRAUEREI Stiegl, Salzburg BRAUMEISTER Christian Pöpperl und Markus Trinker ALKOHOL 5,7 % ABV BIERSTIL Honey Amber Ale Dunkelbernsteinfaben mit starker Trübung und kräftigem weißem Schaum liegt dieses aus Wildshuter Gersten- und Weizenmalzen sowie Bio-Hopfen gebraute Bier im Glas. Es duftet erfrischend nach Zitrusschale und Bisquit — die Weihnachtsstimmung ist unmittelbar über die Nase präsent. Und mit dem Trunk geht es weiter: Das erste Prickeln ist erfrischend, aber dann kommt der volle Körper — die Braumeister nennen ihn „festlich“ — zur Geltung. Dabei gibt es fruchtige Geschmacksnoten von roten Äpfeln und reifen Birnen, eine leichte Säure und eine dann einsetzende robuste Bittere, die die Süße ausbalanciert.

DARK MILD

BRAUEREI Brauschneider, Schiltern BRAUMEISTER Felix Schneider ALKOHOL 3,6 % ABV BIERSTIL Mild Der Bierstil Mild ist außerhalb Englands beinahe unbekannt. Er wurde vor rund 200 Jahren als ein problemlos in großen Mengen zu trinkendes Bier für die durstigen Minen- und Fabrikarbeiter entwickelt. Wenig Alkohol, hohe Drinkability bei kräftigem Geschmack. Die englische Campaign for Real Ale ruft jedes Jahr den Mai zum „National Mild Month“ aus — und Brauschneider liefert eine Interpretation, die da gut hineinpasst. Das Dark Mild ist ein etwas süßeres und weniger aggressiv gehopftes Bier als ein englisches Porter. Es liegt mit dunklem Rotbraun und einer sehr hellbraunen Borte im Glas, was auf die Verwendung von gut geröstetem Malz zurückzuführen ist. In der Nase gibt es ein reiches malziges Aroma, im Geschmack melden sich Schokolade und Karamell, eine verhaltene Süße mit einer sanften Hopfenbittere untermauert.

FALCO BREW

BRAUEREI Ottakringer, Wien BRAUMEISTER Tobias Frank ALKOHOL 5 % ABV BIERSTIL Lager Üblicherweise werden hier Biere vorgestellt, die von Geschmack und Brautechnik her innovativ sind, hier ist es aber vor allem das Packaging, das das Zeug zum Kultstatus hat. Denn diese Dose könnte zum Sammlerstück werden: Anlässlich des 65. Geburtstags des 1998 verstorbenen Ausnahme-Musikers „Falco“ Hansi Hölzel am 19. Februar 2022 hat die Ottakringer Brauerei eine limitierte Edition eines Falco-Bieres abgefüllt. Es handelt sich um ein 11,2-grädiges helles Lager, goldgelb, kompakter weißer Schaum, leichte Schwefelblume wie bei einem bayrischen Hellen und einem milden, ausgewogenen Trunk. Die Brauerei empfiehlt es als perfekten Begleiter zu Falcos Lieblingsessen Wiener Schnitzel, Schinkenfleckerl und Apfelstrudel. Tobias Frank, Geschäftsführer und 1. Braumeister der Ottakringer Brauerei, ergänzt: „Unser Falco Brew ist eine rockige Komposition! Mit dem spritzigen Körper und der äußerst erfrischenden Bittere lässt sich Falcos Geburtstags-Jubiläum gebührend feiern.“ Ottakringer hat schon seit Jahren eine enge Verbindung zu Falco: Sie beliefert auch das Falco‘s Restaurant am Wiener Schwarzenbergplatz. Zur Sonderedition des Falco Brew gibt es auch ein Video auf Youtube, das im historischen Ottakringer Sudhaus gedreht wurde.

FESTBIER 2012-2022

BRAUEREI Stift Engelszell, Engelhartszell BRAUMEISTER Michael Hehenberger ALKOHOL 6 % ABV BIERSTIL Belgian Blond Mit leuchtend oranger Farbe und einer schmalen weißen Borte liegt dieses sehr trübe Jubiläumsbier — gebraut zum 10. Jahrestag der Wiederbegründung der Engelszeller Brauerei — im Glas. So oder wenigstens so ähnlich dürften die früher obergärigen Festmärzen früherer Jahrhunderte geschmeckt haben: Man riecht Hefe und einen kräuterartigen Hopfenduft, der Antrunk

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FUNKERL — HALBBOCK • GANSCHA • GRANTSCHERBEN • MADRA RUA NITRO RED ALE • MOSA GUEUZE STYLE ALE

ist überraschend schlank und fruchtig (Kirsche, Melone?), dann kommt langsam ein leicht süßer Ton zum Vorschein, der dann von einer ebenfalls leichten Bittere balanciert wird. Dabei wirkt das Bier sehr rezent, CO2 und andere Säuren betonen den erfrischenden Charakter, im Nachtrunk auch die Hopfung.

FUNKERL — HALBBOCK

BRAUEREI Bierschmiede BRAUMEISTER Christian Harringer ALKOHOL 3,5 % ABV BIERSTIL Leichtbier Wer einen Doppelbock bestellt, weiß natürlich, dass so ein Bier nicht doppelt so stark ist wie ein Bockbier — in diese Region kommt man erst mit einem Eisbock. Umgekehrt: Was ist wohl ein „Halbbock“? Jedenfalls ein Begriff, den der Oberösterreicher Christian Harringer treffend gewählt hat: Sein Funkerl ist etwa halb so alkoholreich wie ein klassisches Bockbier — geschmacklich aber von einem Vollbier nicht zu unterscheiden. Goldgelb mit leichter Trübung liegt der Halbbock im Glas, der Schaum ist reinweiß, das Aroma ist fruchtig und erinnert ein wenig an Ananas. Der Antrunk ist erfrischend spritzig — aber viel weniger schlank, als man bei einem Leichtbier erwarten würde. Im Gegenteil: Der Trunk entwickelt sich ziemlich vollmundig mit weichem Mundgefühl und zarter Bittere im Nachtrunk.

GANSCHA

BRAUEREI Landbrauhaus Hofstetten, St. Martin im Mühlkreis IDEENGEBER Karl Schiffner ALKOHOL 5,3 % ABV BIERSTIL Kreativbier mit Hanfmehl und Hanfblüten Ganja — also Hanf, ist der Namens- und Geschmacksgeber in diesem goldgelben, gleichmäßig trüben und ohne viel Schaum im Glas liegenden Bier. Wenig Schaum, das bedeutet andererseits: Das Aroma kann sich frei entfalten. Und das tut es. Man riecht Gras (wohl die „Purple Star“ genannten Hanfblüten), Cashewnüsse und Pfirsich. Im Antrunk spürt man nur ein feines Perlen, das aber um eine fruchtige Säure ergänzt wird. Die deutlich wahrzunehmende Bittere stammt offenbar zu einem beachtlichen Teil aus dem verwendeten Hanf, das Hanfmehl bringt einen kräftigen nussartigen Bitterton mit. Immerhin sind Hopfen und Hanf verwandte Pflanzen, wobei man beim Hanf die Samen nutzt. Das Hanfmehl ist der vermahlene Presskuchen aus der Hanfölproduktion. Beim Hopfen dagegen werden nur die unbefruchteten Blüten genutzt, weil diese die aromagebenden Öle enthalten. GRANTSCHERBEN

BRAUEREI Enkidu, gebraut bei Brauschneider IDEENGEBER Stephan Hülber ALKOHOL 3 % ABV BIERSTIL Kreativbier in Anlehnung an Berliner Weisse Beim Grantscherben stand die Berliner Weisse Pate, optisch hat man ein hellgelbes, deutlich trübes und mit feinporigem Schaum gekröntes Bier vor sich. In der Nase ist eine feine Säure und eine Idee von rotem Apfel zu spüren. Tatsächlich ist in dem Bier auch etwa zehn Prozent Apfelsaft mitvergoren worden. Der Antrunk hält, was der Nase versprochen wurde — erfrischend apfelig und mit leichtem Prickeln kommt das Bier auf die Zunge und breitet sich darauf gleichzeitig sauer und vollmundig aus. Aber die bei der Gärung einer Berliner Weisse entstehende Milchsäure setzt sich dann doch durch und dominiert schließlich den Nachtrunk.

MADRA RUA NITRO RED ALE

BRAUEREI Gusswerk BRAUMEISTER Reinhold Barta ALKOHOL 4,7 % ABV BIERSTIL Red Ale Madra Rua ist die gälische Bezeichnung für den Fuchs („roter Hund“) — und daher sehr passend für ein Red Ale. Es ist aus organisch angebauten Rohstoffen, durch die Zapfanlage mit Stickstoffgas wird es sehr mild und weich im Mundgefühl. Mit 30 Bittereinheiten ist es auch nicht herber als ein Pils, die Bittere und das Hopfenaroma (Hallertau Tradition, Tettnanger Saphir, USA Centennial, Canada Chinook, USA Simcoe, NZ Azacca) sind gut eingebaut. Reini Barta hat in den 1990er-Jahren selbst einmal in einer Brauerei in Cork gearbeitet und dort das Brauen von Stout und Red Ale gelernt — er war (in einer nicht mehr bestehenden Gasthausbrauerei in St. Pölten) auch der erste Brauer, der diesen irischen Stil in die österreichische Szene eingeführt hat.

MOSA GUEUZE STYLE ALE

BRAUEREI Mosa Culture Collective, gebraut im Brauhaus Breznik, Bleiburg, und bei Bevog, Bad Rad- kersburg — gelagert bei Manuel Ploder, St. Peter am Ottersbach BRAUMEISTER Georg Moser, Gerhard Primožič-Breznik, Vasja Golar und Manuel Ploder ALKOHOL 5,6 % ABV BIERSTIL Spontanvergorenes Ale Gueuze ist ein Bierstil, der sich als Verschnitt verschiedener spontanvergorener Lambic-Biere aus Brüssel und Umgebung

BIER-INNOVATIONEN

NUSSBIER • PORTER • SALINA

definiert. Diese Spontanvergärung wird in Flandern in vielen Brauereien praktiziert — und es gilt als ausgemacht, dass ein wesentlicher Faktor der Einfluss von Milchsäurebakterien und verschiedenen in der Brüsseler Umgebungsluft vorkommender wilder Hefestämme ist. Insbesondere dem Brettanomyces Bruxellensis wird bei der „wilden“ Vergärung eine besondere Rolle zugeschrieben. Nun sagt allerdings schon der Name „Brettanomyces“ dieser Hefe, dass sie eigentlich in Britannien beheimatet wäre — bekannt wurde sie als Weinschädling in Fässern, in denen portugiesischer Wein nach England gebracht wurde: Der „britische“ Hefepilz gibt dem Wein einen lederartig, an Pferdedecke erinnernden Geruch und Geschmack (wie immer man den Geschmack von Pferdedecken bestimmt hat) — und das tut er auch bei Bier: Da konsumiert die Brett-Hefe nach und nach alle schwer vergärbaren Restzucker und lässt das Bier entsprechend trocken wirken. Die Brauer rund um den aus der Brauerdynastie Moser stammenden Jörg Moser und der Winzer Manuel Ploder brauten verschiedene Sude in der Steiermark und Kärnten, unterzogen sie einer Holzfassreifung und siehe da: In der daraus bereiteten Cuvée zeigt sich das bekannte Brett-Aroma. Es ist ein helles, mäßig saures, sehr spritziges und nach nassem Holz und Leder duftendes Bier entstanden. Vom ersten Schluck an macht sich der trockene Eindruck bemerkbar, man meint Mostbirnen, rote Äpfel und Preiselbeeren zu schmecken. Dabei hat das Bier eine nicht mit Restsüße (die Zucker wurden ja von der Brett-Hefe vergoren) erklärbare solide Vollmundigkeit und einen herben, aber nicht hopfigen, geschweige denn bitteren Nachtrunk. Man wähnt sich im Pajottenland — aber das Bier kommt nicht aus Flandern, sondern aus dem Süden Österreichs. Und dort wird vom Mosa Culture Collective noch weiter experimentiert: Unter anderem mit einem Grape Ale, also einem Bier-Wein-Hybrid. Unsere Probe wirkte extrem sauer. Wie Zitronensaft, aber spritziger. Und schlank. Trocken. Adstringierend. Nach dem dritten oder vierten Schluck entdeckt man dann auch ein wenig vom Malzkörper und einen Hauch an Bittere.

NUSSBIER

BRAUEREI Specht, Kogl BRAUER Alexander Chloupek ALKOHOL 5,6 % ABV BIERSTIL Nutbrown Ale mit Walnüssen Kogl. Nie gehört? Kogl ist eine kleine Ortschaft am nordwestlichen Rand des Wienerwalds — und Standort der ambitionierten SpechtBrauerei. Deren Biere wären keiner besonderen Erwähnung wert, wenn dem Brauer Alexander Chloupek nicht ein Malheur beim Einlegen von grünen Nüssen passiert wäre. Die Walnüsse, die er dazu verwendet hat, haben sich nach dem aufwendigen Verfahren des Einlegens nämlich als zu reif erwiesen — im Inneren hatte sich bereits die hölzerne Nussschale gebildet, essen konnte man die Früchte nicht mehr. Aber zum Wegwerfen waren sie dann doch zu schade. Chloupek braute also ein Brown Ale und setzte die Nüsse im Reifungstank zu — so wie man bei anderen Ales noch Aromahopfen zur Kalthopfung in den Tank „stopft“. Das Ergebnis ist ein hellbraunes Ale mit dichtem, cremefarbigen Schaum. Es duftet stark nach Nüssen und trinkt sich leicht und erfrischend an: Ein fruchtiges, leicht an Bananen erinnerndes Prickeln auf der Zunge geht rasch zum herben, vollmundig-nussigen Geschmack über. Der Nachtrunk ist sehr trocken, offenbar spielen die Nüsse und der Hopfen hier optimal zusammen — man will gern mehr trinken.

PORTER

BRAUEREI Gärage, Spittal an der Drau BRAUERIN Liliane Schneider ALKOHOL 6,2 % ABV BIERSTIL Porter Lily Schneider versteht es gut, dem biertrinkenden Publikum in Spittal an der Drau leicht trinkbare Biere nahezubringen — auch wenn diese zunächst etwas ungewöhnlich wirken. Das Porter ist ein gutes Beispiel dafür: Auf dem Etikett steht, dass es sich um ein Schwarzbier handle — und stilistisch ist dieses schwarze Bier mit dem cremefarbenen Schaum tatsächlich zwischen dem deutschen Schwarzbier und einem klassischen Porter angesiedelt. In der Nase mischen sich blumige Hefearomen mit Kakao-Duft und einem Hauch von Schwefel. Der Antrunk ist sehr sauber und schokoladig, fast an schwere Rotweine erinnernd. Ein robuster, nur andeutungsweise süßer Körper wird mit einer fein perlenden Kohlensäure umspielt. Gerade genug, um ein wenig erfrischend zu wirken — und nie so süß wie dunkle Lagerbiere in Österreich. Der Nachtrunk betont wiederum den Kakao und macht das Bier zum idealen Begleiter zu Rindfleisch-Gerichten.

SALINA

BRAUEREI Hofbräu Kaltenhausen, Hallein BRAUMEISTER Martin Simion ALKOHOL 5 % ABV BIERSTIL Gose Die Gose ist ein Bierstil, der beinahe ausgestorben wäre. Ursprünglich im niedersächsischen Städtchen Goslar erfunden, hatte sich die Gose vor allem in der Universitätsstadt Leipzig einen treuen Kreis von Liebhabern geschaffen. Charakteristisch

STAROPRAMEN: EDLER HOPFEN AUS PRAG

Staropramen ist ein Stück tschechischer Biergeschichte und schmeckt immer mehr Liebhabern des feinen Hopfens aus unserem Nachbarland. Die Geschichte reicht bis in das Jahr 1871 zurück, als Braumeister Pavel Quaiser im Prager Stadtteil Smichov das erste Fass abfüllte. im Prager Stadtteil Smichov das erste Fass abfüllte. Seither hat sich an seinem besonderen Brauverfahren mit Sinn für Perfektion wenig geändert. Es bringt die Süße von feinstem Malz mit der Bitterkeit des edlen tschechischen Hopfens in perfekten Einklang und sorgt für den harmonischen, ausgeglichenen Geschmack, der Staropramen auszeichnet harmonischen, ausgeglichenen Geschmack, der Staropramen auszeichnet und es zum traditionsreichen Botschafter der Prager Braukultur macht.

BIER-INNOVATIONEN

SEISENEGGER • SÖLSCH • TRIBUTE TO THE SEVENTIES

ist der leicht salzige Geschmack (ursprünglich vom mineralreichen Wasser in Goslar), der niedrige pH-Wert und die Würzung mit Koriander. Jahrzehntelang war es in Leipzig üblich, die dort gebraute Gose in langhalsigen, unverkorkten Flaschen reifen zu lassen; so bildete sich durch Hefen und Milchsäurebakterien ein „Stöpsel“ im Flaschenhals. Die auf diese natürliche Weise gereiften Biere sollen eine stark abführende Wirkung gehabt haben, wusste Harmut Hennebach, der die Gosenschenke „Ohne Bedenken“ über die DDR-Diktatur gerettet hatte, zu erzählen. Dem 2012 verstorbenen Hennebach ist zu verdanken, dass die Gose inzwischen zu einem Modebier der Craftbierszene geworden ist — er hat nicht mehr erlebt, dass Gose mit Gurken und Früchten bis in die USA erfolgreich sind. Die Interpretation von Martin Simion folgt mehr der klassischen Linie: Trübes Dunkelgelb mit weißem, nicht sehr stabilem Schaum, ein säuerlichgewürzhafter Duft und eine erfrischende, aber nicht zu intensive Säure charakterisieren dieses Bier. Das Salz — in seinem Fall von der Saline in Hallein — sorgt für einen trockenen Nachtrunk. Und natürlich dafür, dass die Gose ihre Liebhaber durstig zurücklässt.

SEISENEGGER

BRAUEREI Seisenegger, gebraut bei der Brauerei Grieskirchen BRAUMEISTER Felix Schiffner ALKOHOL 5,3 % ABV BIERSTIL Wiener Lager Es gibt Biertrinker, die sich vor allem von ausgefallenen Hopfensorten oder außergewöhnlichen Hefe- und Gärungsaromen beeindrucken lassen. Andere schauen auf den Preis — gerne auf einen besonders niedrigen. Matthäus Mautner Markhof, ein Spross der alten Brauherrn-Dynastie, ist allerdings überzeugt, dass auch ein hoher Bierpreis ein dankbares Publikum findet. Vorausgesetzt, dass Bierqualität und Aufmachung des Bieres den Preis rechtfertigen. Und weil Onkel Marcus Mautner Markhof als Besitzer der Grieskirchner Brauerei bestens in der Szene vernetzt ist und mit Felix Schiffner damals auch den Vizeweltmeister der Biersommeliers in seiner Braustätte werken hatte, entwickelte Matthäus Idee und Konzept sowie gemeinsam mit Felix das Rezept für ein Bier, das aus einer italienischen Exklusivflasche kommt und in Champagnergläsern serviert werden soll. Für 0,33 Liter sind schlanke sechs Euro zu veranschlagen — angesichts der aufwendigen Produktion (das Bier wird in Grieskirchen gebraut und zur Abfüllung in die speziellen Flaschen nach Deutschland transportiert) wird der Gewinn dennoch nicht allzu hoch ausfallen. Vom Stil her ist das nach dem Familienschloss Seisenegg benannte Bier ein dunkelbraun funkelndes Wiener Lager. Es enthält allerdings, anders als viele andere Vertreter des Stils, einen Teil Weizenmalz in der Schüttung. Dieser sorgt für einen weichen Körper, der von Karamellnoten, leichten Röstmalztönen und einer ausgewogenen Bittere beherrscht wird.

SÖLSCH

BRAUEREI Bäckelar Brewery, Sölden BRAUER Florian Schmisl ALKOHOL 4,7 %nABV BIERSTIL Wiess (unfiltriertes Kolsch-Style Ale) Mit der Kölsch-Konvention ist nicht zu spaßen: 1986 haben sich 24 Brauereien aus Köln und Umgebung auf ein Dokument geeinigt, dass Kölsch ein helles, obergäriges, hoch vergorenes und glanzfein filtriertes Bitterbier ist, das nur in Köln und dessen engster Umgebung unter dieser Bezeichnung gebraut werden darf. Diese Rechtsansicht haben die Kölner europaweit durchgesetzt und unter Schutz gestellt bekommen — was die amerikanischen Brauer nie besonders beeindruckt hat: Regelmäßig gewinnen bei internationalen Wettbewerben „Kolsch“-Biere (das “ö” kennt man da ohnehin nicht), die Kölner Brauer machen sich gar nicht die Mühe, ihre Biere einzureichen. Sie beschäftigen lieber Anwälte damit, den Bierstil in Europa zu monopolisieren. Und dann kommt da eine kleine Brauerei in Sölden auf die Idee, ihr obergäriges helles Bitterbier „Sölsch“ zu nennen. Verwechslungsgefahr? Allenfalls mit amerikanischem Kolsch, das eigentlich ein „Wiess“ ist, wie der unfiltrierte Vorläufer des Kölsch genannt wird. Und ein Wiess ist auch dieses alpine Ale, das sich durch seine hohe Drinkability — erfrischender Antrunk, schlanker Körper, trockener Nachtrunk — auszeichnet.

TRIBUTE TO THE SEVENTIES

BRAUEREI Loncium, Kötschach-Mauthen BRAUER Alois Planner ALKOHOL 6,2 % ABV BIERSTIL IPA Es gibt Biere, die mit seltsamem Namen oder seltsamer Verpackung aufzufallen versuchen — was umso enttäuschender ist, wenn dahinter ein uninteressantes Bier steckt. In Fall des „Tribute to the 70s“ aber lohnt nicht nur ein Hinschauen, sondern auch der Kauf eines Sixpacks. Diese „Limited Can Edition“ von Loncium enthält sechs verschiedene Dosen, auf denen grafisch dem Lebensgefühl der Zeit vor 50 Jahren gehuldigt wird. Der Designer, der ungenannt bleiben möchte, wollte damit Sammlerstücke schaffen — was nur die leeren Dosen betrifft, denn das in allen Dosen identische Bier verdient, frisch getrunken zu werden.

BIER-INNOVATIONEN

WOLGOR-BLEND 0621

Braumeister Alois Planner hat ein klassisches IPA-Rezept herangezogen und zunächst die Malzkomponente mit Karamellmalzen unterstrichen — das gibt dem dunkelgelben, trüben Ale einen kräftigen Körper und eine leichte Restsüße. Die Hopfung ist so, wie man sie sich bei Einführung der Hopfensorte Cascade 1972 wohl gewünscht hat: mittlere Bittere (45 IBU) und viel Zitrusaroma vom Cascade und vom aus demselben Zuchtprogramm stammenden Citra-Hopfen.

WOLGOR–BLEND 0621

BRAUEREI Bevog, Bad Radkersburg BRAUER Vasja Golar ALKOHOL 11,4 % ABV BIERSTIL Russian Imperial Stout Während sich das Kürzel „IPA“ für India Pale Ales weltweit durchgesetzt hat, können selbst in der Brauwirtschaft nur wenige etwas mit „RIS“ für Russian Imperial Stout anfangen. Dabei ist es ein relativ alter Stil, erstmals 1796 von Thrale‘s Brewery in London für den russischen Zarenhof gebraut — als ein Bier, das sieben Jahre lang halten und entsprechend stark sein musste. Und so ein Bier braut man auch bei Bevog im steirischen Bad Radkersburg. Biere jenseits der zehn Prozent Alkoholgehalt tun sich mit dem Schaum etwas schwer — man darf nicht vergessen, dass Alkohol schaumnegativ wirkt. Wenn man das Wolgor einschenkt, liegt es tiefschwarz im Glas, die Schaumkrone hat die Farbe von Milchschokolade und verschwindet sehr rasch. Ehe man kostet, sollte man lange an dem Bier riechen, es verwöhnt die Nase mit Aromen von Dörrzwetschken und Schokolade, gibt man ihm ein, zwei Minuten Zeit, dann kommen auch Kirscharomen und ein wenig Vanille aus dem Fass, in dem dieses starke Stout nachgereift wurde dazu; fast wie „Mon Cherie“. Dann kosten: Ein kleiner Schluck füllt den ganzen Mund mit einem wuchtigen Gefühl, flüssige (oder vielleicht nur: halbflüssige?) Schokolade zu trinken — gerade nicht zu süß, gerade nicht zu wärmend. Ja, das ist der Eindruck vom Alkohol, der zum Teil von der Holzfassreifung stammt, weil ja durch die Vorbelegung mit Spirituosen wieder etwas vom Weingeist aus dem Holz ins Bier wandert. Und dann die Bittere: Ein wenig dürfte da das Röstmalz beitragen — aber natürlich hat auch der Hopfen seinen Beitrag geleistet, er dominiert den Nachtrunk.

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