3 minute read

ROLLENFINDUNG

Next Article
TRAGEN

TRAGEN

Eltern werden, Paar bleiben –

eine Entscheidung?

Advertisement

Wenn ihr Eltern werdet, dann ist euer Leben als Paar vorbei. Es ist aus mit der Zeit zu zweit, mit romantischen Abenden und mit dem Liebesleben sowieso. Stattdessen gibt es Augenringe, Möhrenbrei und zehn Kilo obendrauf. Statt Sex gibt’s Gespräche über Windelinhalte und statt einem Date beim Italiener nur noch Müttertreff mit selbst geschnippelten Gürkchen und pädagogisch wertvollem Holzspielzeug. Puh.

Was ich hier unter Umständen leicht überspitzt zusammengefasst habe, ist in den Köpfen vieler Frauen pure – und meiner Meinung nach durchaus angsteinflößende – Realität. „Svenja, vermisst du eure Zeit als Paar nicht manchmal?“, ist definitiv eine der mir am meisten gestellten Fragen seit der Geburt meines Sohnes. In unserer Gesellschaft heißt es oft, eine Familie zu gründen gehe nur auf Kosten der Beziehung. Es existiert ein „Entweder-oder“. Man könnte meinen, alle frischgebackenen Eltern stünden irgendwann sprichwörtlich an einer Weggabelung und müssten sich entscheiden, welche Richtung sie einschlagen: Sind sie „Team Eltern“ oder „Team Paar“? Die Frage ist leicht zu beantworten. Für einen Vater kann ich an dieser Stelle nicht aus eigener Erfahrung sprechen – aber für eine Frau, die weiß, wie es ist, ein Kind zu bekommen, gibt es

in dieser Gleichung nur einen einzigen Weg, nämlich den der „Mutter“. Da gibt es schon alleine hormonell bedingt überhaupt keine Frage. Und genau darin liegen Trugschluss und Zwickmühle zugleich, denn in dem Moment, in dem die Entscheidung für „Eltern“ fällt, ist sie automatisch gegen „Paar“. Der einzige Weg, das Gefühl der Zweisamkeit wiederzuerlangen, scheint also jener rückwärts. Zurück in die Zeit ohne Kinder, denn vorwärts geht es in dieser Gleichung nur als „Eltern“. Also, ich für meinen Teil finde das wahnsinnig frustrierend. Doch was wäre, wenn es diese Weggabelung zwischen „Eltern“ und „Paar“, zwischen „Mutter“ und „Frau“ gar nicht gäbe? Was wäre, wenn sie nur in unserem Kopf existierte? Was, wenn wir uns gar nicht entscheiden müssten?

Um einen Menschen reicher

Ich bin Mutter und ich bin Frau. Ich habe einen Mann, der gleichzeitig Vater ist, und wir sind gemeinsam sowohl ein Paar als auch Eltern. Das alles sind Fakten, und was ich aus ihnen mache, liegt ganz alleine an mir. Ich habe herausgefunden, dass mein Sohn keine neuen Beziehungsprobleme mitbringt, sondern es lediglich schwerer macht, die bereits bestehenden Probleme unter den Teppich zu kehren. Ich habe herausgefunden, dass mein Mann und ich uns als Paar kein Stück verloren haben, sondern uns lediglich in neuen Bedingungen zurechtfinden müssen. Der Unterschied zwischen „Eltern“ und „Paar“ liegt für mich nicht in der Beziehung zu meinem Mann, sondern vielmehr in der Tatsache, dass unser Leben um einen kleinen Menschen reicher geworden ist und es schlichtweg in der Natur der Sache liegt, dass es herausfordernder ist, die Bedürfnisse von drei (oder mehr) Menschen unter einen Hut zu bekommen, als es bei zwei Menschen der Fall ist. Auf die Frage, ob ich unsere alte Zeit als Paar vermisse, antworte ich also immer mit einer Gegenfrage: „Welche alte Zeit als Paar? Wir sind doch noch immer eins.“ Wir tun noch immer das, was wir auch vor der Geburt unseres Sohnes getan haben: Wir leben ein gemeinsames Leben. Dabei stellen wir uns gemeinsam Herausforderungen und finden Lösungen. Wir übernehmen Verantwortung und gehen neue Wege. Wir bringen uns gegenseitig zur Verzweiflung und lieben uns wie verrückt. Als Eltern und als Paar, aber vor allem als alles, was wir sein wollen.

Ich habe also keine Tipps oder Ratschläge zum Thema „Eltern werden, Paar bleiben“. Ich habe schlichtweg eine simple Wahrheit: Die Entscheidung zwischen „Paar“ und „Eltern“ ist völlig absurd. Es gibt sie nicht. Zumindest nicht so lange, wie wir uns dafür entscheiden, eine Beziehung miteinander zu führen. Streichen wir also den „Eltern werden, Paar bleiben?“-Gedanken endgültig aus unserem Kopf, hören endlich damit auf, an dem Druck seines „Entweder-oders“ zu verzweifeln und beginnen zu tun, was in jeder Beziehung, in jeder Situation, in jeder Lebensphase zu tun ist: Finden wir unseren ganz eigenen Weg zu unserem ganz eigenen Familienleben. Als Menschen, die sich lieben. (sk)

Ist das einfach? Keineswegs. Ist es die Mühe wert? Mehr als alles auf der Welt.

MHD_GYN_Libelle_AZ_173x114_202_016, 01/2022 (Änderungen und Druckfehler vorbehalten.) Fotos: VKKD, Frank Elschner

GEBORGENHEIT VON ANFANG AN

Wir vom Team der Geburtshilfe am Marien Hospital Düsseldorf sorgen für eine natürliche und selbstbestimmte Geburt und sind als Babyfreundliches Krankenhaus zertifi ziert. Bei uns steht die Familie im

Mittelpunkt – von Anfang an.

Aktuelle Informationen zu unseren umfangreichen Betreuungs- und Beratungsangeboten für die werdenden Eltern sowie Termine unserer Stillgruppe, Info-Abende, Kreißsaalführungen und Covid-19-Hygieneaufl agen fi nden Sie unter www.marien-hospital.de/geburt.

This article is from: