5 minute read
SCHMERZTHERAPIE
Wissen hilft gegen Angst
Eine Schwangerschaft besteht oft nicht nur aus Vorfreude, sondern auch aus Ängsten und Unsicherheiten, vor allem im Hinblick auf die Geburt.
Advertisement
NATALIADERIABINA – ADOBESTOCK
Der eigene Gesundheitszustand, Erzählungen anderer Mütter, dramatische Filmszenen, vorherige Geburtserlebnisse, Traumata, die Angst vor Schmerzen – all das und noch viel mehr kann die eigene Vorstellung von Geburt prägen. Viele wünschen sich eine natürliche Geburt, sind aber unsicher, ob sie das „schaffen“ werden. Andere können oder wollen nicht anders gebären als mit Hilfe von medizinischer Unterstützung. Jede Frau sollte selbst entscheiden können, ob und vor allem unter welchen Umständen medizinische Eingriffe für sie infrage kommen oder nicht und mit Hebammen und Ärzt:innen über ihre individuelle Situation sprechen. Hierfür kann es hilfreich sein, schon in der Schwangerschaft über die Vorteile, aber auch Folgen und Konsequenzen jedes Eingriffs aufgeklärt zu werden. Um euch einen ersten Überblick zu verschaffen, stellen wir euch einige Schmerzmittel und medizinische Hilfsmaßnahmen vor.
Massagen
Viele Frauen nehmen den Wehenschmerz während der Geburt im unteren Rücken wahr. Vor allem die Kreuzbeinmassage hat sich deshalb bewährt. Dabei ist die Technik ganz leicht: Oft lindert schon ein gleichmäßiger Druck oder ein Kreisen auf der entsprechenden Stelle den Schmerz und entspannt die Gebärende. Eine wunderbare Aufgabe für Geburtsbegleiter:innen, da sie auch schon vor der Geburt geübt werden und sehr wohltuend sein kann.
Wärme
Eine Wärmflasche auf dem Rücken oder ein warmes Bad kann ebenfalls angenehm sein. Unter Wärmeeinfluss scheinen die Pausen zwischen den Wehen etwas länger anzudauern und so die Gebärende zu entlasten. Auch deshalb entscheiden sich viele Frauen für eine Wassergeburt.
Lachgas
Lachgas wird über eine Maske eingeatmet und wirkt entspannend. Anders als der Name vermuten lässt, kommt es dabei nicht zu überschwelligen Lachanfällen. Die Gebärenden beschreiben die Wirkung eher als Dämpfung der Schmerzen, ähnlich wie bei leichtem Alkoholgenuss. Das Tolle daran ist, dass die Gebärende die Dosierung selbst steuern kann und die Wirkung beinahe sofort eintritt. Manchen Frauen wird von Lachgas etwas übel. Ansonsten sind weder bei der Frau noch beim Kind Nebenwirkungen zu erwarten, da die Halbwertszeit des Medikaments nur circa drei Minuten beträgt.
PDA
Die Periduralanästhesie, kurz PDA, ist eine Narkosetechnik und sorgt dafür, dass Bauchraum und Geburtskanal unter der Geburt fast schmerzfrei sind und die Frau trotzdem bei vollem Bewusstsein bleibt. Hierfür wird der Gebärenden unter lokaler Betäubung ein schmaler Katheter in den Bereich zwischen die Wirbel und den Rückenmarkskanal eingesetzt, über den dann das Schmerzmittel gegeben und für die richtige Dosierung jederzeit nachjustiert werden kann. Viele Frauen halten sich die Option für die PDA frei und entscheiden bei der Geburt selbst, ob sie sie einsetzen möchten. Wenn sich der Muttermund aber bereits acht bis neun Zentimeter geöffnet hat, ist es in der Regel zu spät für eine PDA, da sie Wehen hemmend wirkt. Dennoch bringt so ein Eingriff auch Konsequenzen mit sich, über die man sich im Klaren sein sollte: Die Geburtsschmerzen sind nicht mehr fühlbar – das klingt erst einmal himmlisch. Allerdings braucht das Kind trotzdem noch die Hilfe der Mutter in Form von Mitdrücken, um den Weg durch den Geburtskanal zu schaffen. Ohne Gefühl fällt es
den Frauen manchmal schwerer, die nötige Kraft aufzubringen. Außerdem können eine längere Geburtsdauer, Blutdruckabfälle der Mutter und ein Ausbleiben der Blasenfunktion während der Geburt unter PDA vorkommen. In diesen Fällen kommt neben der PDA auch eine Tropfinfusion, ein CTG-Schreiber oder ein Urinkatheter zum Einsatz. Diese Geräte und die betäubende Wirkung des Medikamentes können dafür sorgen, dass die Gebärende sich eingeengt fühlt.
Kaiserschnitt
Bei einem Kaiserschnitt verändert sich der Ablauf der Geburt am stärksten: Das Baby wird nicht durch den Geburtskanal, sondern durch einen Schnitt in Bauchdecke und Gebärmutter zur Welt gebracht. Meist wird hiefür keine Vollnarkose, sondern eine PDA angewendet, sodass die Frau die Operation nicht spürt, aber dennoch bei vollem Bewusstsein bleibt, um die Geburt aktiv zu erleben. Für Frauen, die – aus welchen Gründen auch immer – keine vaginale Geburt erleben können, ist diese Operation ein Segen, denn so können das Leben von Mutter und Kind geschützt werden. In manchen Kliniken wird auf Wunsch die sogenannte „Kaisergeburt“ durchgeführt. Hierbei wird der operative Geburtsverlauf nicht verändert, aber verlangsamt. Der Sichtschutz wird etwas gesenkt, damit die Eltern die Ersten sein können, die das Gesicht ihres Babys erblicken. Nachdem die Lunge des Babys abgesaugt wurde, bekommt die Mutter ihr Neugeborenes sofort, noch bevor es abgenabelt wird, auf die Brust gelegt. Diese Methode stärkt die ElternKind-Beziehung und die psychische Stabilität der Mutter.
Unterstützung und Zuspruch
Vor allem bei Neugeborenen nach geplanten Kaiserschnitten werden manchmal Anpassungsprobleme beobachtet. Vermutlich deshalb, weil der Übergang zwischen der warmen, engen Gebärmutter und der kalten, hellen Welt für das Baby im Vergleich zur vaginalen Geburt sehr plötzlich erfolgt. Im Schnitt dauert es nur zwei bis vier Minuten, bis die Gebärmutter geöffnet ist. Nach einem Kaiserschnitt kann es deshalb sein, dass sich die Mutter-Kind-Bindung langsamer aufbaut, weshalb am besten sofort und ausgiebig gekuschelt werden darf und sollte. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei einem Kaiserschnitt das Risiko von Komplikationen und Wundinfektionen. Manche Frauen berichten, dass sich die fehlenden Schmerzen bei der Geburt stattdessen in die Zeit danach verschieben. Diese ist für Frauen nach einem Kaiserschnitt oft mit mehr Belastungen verbunden als nach einer unkomplizierten Spontangeburt. Es kann sein, dass die Mutter erst nach einigen Tagen schmerzfrei aufstehen kann und es ihr wegen der Wundschmerzen schwerer fällt, ihr Kind zu versorgen. Frische Mamas nach einem Kaiserschnitt haben deshalb besonders viel Unterstützung und Zuspruch verdient. (sk)
TIPP
Bei derKAISERSCHNITTSTELLE finden Eltern nach traumatisch erlebten Geburten Ansprech-partner:innen verschiedener Fachrichtungen. kaiserschnittstelle.de
UKDUniversitätsklinikum Düsseldorf
Mit Wissen und Wärme: Das Mutter-Kind-Zentrum am UKD
• Perinatalzentrum I • Pränataldiagnostik • Betreuung von Risikoschwangerschaften (z.B. mit bekannten Vorerkrankungen) • Risikosprechstunde • Äußere Wendung bei Beckenendlage • Angstsprechstunde • Psychotherapeutische und Psychosoziale Beratung und Begleitung • Enge Vernetzung mit allen Fachbereichen der Klinik • Kooperation mit Rheumatologie und Diabetologie • Ständige Bereitschaftsdienste (24 Stunden Oberärzt:innen vor Ort) • Frühgeborenen- und Kinderintensivstation • Akupunktur, Aromatherapie • 24-Stunden-Rooming-In und Neugeborenenzimmer • Stillberatung, Elternschule • Wochenbettambulanz für Frauen ohne Nachsorge-Hebamme • Beleghebamme • Väterabend • Hebammen-Sprechstunde Lernen Sie uns kennen: www.uniklinik-duesseldorf.de/kreisssaal
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe