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WINDELN
Das Windel-Dilemma
Schätzungen zufolge verbraucht jedes Kind etwa 5000 bis 6000 Windeln, bis es „trocken“ ist – und verursacht damit rund eine Tonne Restmüll, der nicht recycelt, sondern verbrannt wird.
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Was also tun? Wir stellen euch verschiedene Windelsysteme vor und zeigen euch, was ihr als umweltbewusste Eltern tun könnt.
Wegwerfwindeln
Wegwerfwindeln beherrschen den Markt. Sie sind einfach praktisch, halten den Babypopo zuverlässig trocken und machen keine Mehrarbeit. Aber: Sie tragen weltweit erheblich zum Plastikmüll bei und ihr Saugkern besteht aus einer Substanz auf Basis von Erdöl. Das ist schlecht für unsere Umwelt, denn unter anderem hat die Verbrennung von Erdöl einen direkten Einfluss auf das Klima, da hierbei CO₂ freigesetzt wird. Auf dem Markt gibt es mittlerweile auch kompostierbare Wegwerfwindeln, die aus bis zu 85 Prozent nachwachsenden Rohstoffen bestehen und dabei alle Vorteile einer Wegwerfwindel haben. Müll machen sie natürlich trotzdem, aber deutlich weniger und vor allem ohne Kunststoff. Allerdings ist die in Deutschland produzierte „Fairwindel“ bisher die einzige, dessen Trockenheitsgeheimnis kein Erdöl ist. Der Nachteil: All diese kompostierbaren Alternativen kosten mindestens dreimal so viel wie die herkömmlichen Plastikwindeln.
Stoffwindel-Systeme
Das Thema Stoffwindeln ist bei frischen Eltern derzeit in aller Munde und viele schwören darauf. Hierbei handelt es sich um wiederverwendbare Windelsysteme, die nach dem Gebrauch gewaschen werden und demnach keinen Müll produzieren. In der Regel bestehen sie aus einer bunt gemusterten Außenwindel
mit Druckknöpfen oder Klettverschluss, einem wasserdichten Außenstoff und einer Saugeinlage. Manche Systeme müssen komplett, bei anderen nur die Saugeinlage gewaschen werden. Die Anschaffung solcher Systeme ist auf den ersten Blick kostspielig und liegt neu bei 250 bis 800 Euro, gebraucht auch weniger. Wenn man das allerdings gegen die laufenden Kosten von Einwegwindeln rechnet, lohnt sich das spätestens beim zweiten Kind. Auch die 2021 veröffentlichte Studie der Vereinten Nationen mit dem Namen „Wegwerfwindeln und die Alternativen: Empfehlungen aus den Life Cycle Assessments“ empfiehlt die wiederverwendbaren Windelsysteme wegen ihrer geringeren Umweltauswirkungen. Voraussetzung für eine bessere Ökobilanz sei allerdings die richtige Anwendung: Die Windeln sollen bei unter 60 Grad gewaschen, an der Luft getrocknet und an so viele Generationen wie möglich weitergegeben werden.
Abhalten oder „windelfrei“
Machen wir einen kleinen Ausflug: Von Anfang an kommunizieren Babys ihre Bedürfnisse wie Hunger oder Müdigkeit. So auch, wenn sie mal müssen. Die Wissenschaftsjournalistin und Bestseller-Autorin Nicola Schmidt beschäftigt sich im Rahmen ihres „artgerechtProjekts“ mit dem Thema Abhalten, auch unter dem Begriff „windelfrei“ bekannt. Sie hat das Thema in Deutschland bekannt gemacht und liefert Eltern in ihren Kursen und Büchern hilfreiche Informationen. Im Grunde ist es ganz simpel: Wenn das Kind das Bedürfnis äußert, dann bietet man ihm die Gelegenheit an, sich außerhalb der Windel zu erleichtern. Ob ins Waschbecken, in ein Töpfchen, Tuch oder ins Gebüsch spielt hierbei keine Rolle. Babys, denen erst gar nicht beigebracht wird, dass sie jederzeit in die Windel machen können, werden nicht selten viel schneller und unkomplizierter ganz trocken. Dabei ist „windelfrei“ ist kein Sauberkeitstraining. Es geht einfach darum, das Bedürfnis nach Ausscheidung zu erkennen und sensibel darauf zu reagieren. Mit dem simplen Ziel, aufeinander zu hören. Gleichzeitig hat das Abhalten positive Nebeneffekte, die auch ein kleiner Schritt in unserer Windel-ÖkoDebatte sein können. Denn – egal ob die Familie dabei auf (kompostierbare) Einweg-, Stoffwindeln oder eine Mischung setzt – sie wird auf jeden Fall weniger Windeln verbrauchen. Weil die Windeln oft sauber bleiben und die Kinder häufig auch schneller gar keine mehr brauchen. Und das bedeutet im Umkehrschluss weniger Müll, weniger Waschen, kleinere Kosten und eine bessere Ökobilanz. (sk)
ARTGERECHT ABHALTEN
Weitere Informationen zum Thema findet ihr bei artgerecht-projekt.de/ babywissen/windelfrei und im Ratgeber artgerecht – Das andere BabyBuch, Nicola Schmidt/Claudia Meitert, Kösel-Verlag 2021, Euro 22
Mit Vertrauen beginnt das Leben
Dr. Margret Albiez Leitende Ärztin der Geburtshilfe Johanna Etienne Krankenhaus, Neuss
Unser kompetentes Team der Geburtshilfe begleitet Sie in familiärer Atmosphäre vor, während und nach der Geburt. Mehr über uns unter: johanna-etienne-krankenhaus.de