Libelle Schwangerschaft – Geburt – Baby 2022/23

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SCHMERZTHERAPIE

Wissen hilft gegen Angst Eine Schwangerschaft besteht oft nicht nur aus Vorfreude, sondern auch aus Ängsten und Unsicherheiten, vor allem im Hinblick auf die Geburt.

Unter Wärmeeinfluss scheinen die Pausen zwischen den Wehen etwas länger anzudauern und so die Gebärende zu entlasten. Auch deshalb entscheiden sich viele Frauen für eine Wassergeburt.

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Lachgas

Der eigene Gesundheitszustand, Erzählungen anderer Mütter, dramatische Filmszenen, vorherige Geburtserlebnisse, Traumata, die Angst vor Schmerzen – all das und noch viel mehr kann die eigene Vorstellung von Geburt prägen. Viele wünschen sich eine natürliche Geburt, sind aber unsicher, ob sie das „schaffen“ werden. Andere können oder wollen nicht anders gebären als mit Hilfe von medizinischer Unterstützung. Jede Frau sollte selbst entscheiden können, ob und vor allem unter welchen Umständen medizinische Eingriffe für sie infrage kommen oder nicht und mit Hebammen und Ärzt:innen über ihre individuelle Situation sprechen. Hierfür kann es hilfreich sein, schon in der Schwangerschaft über die Vorteile, aber auch Folgen und Konsequenzen jedes Eingriffs aufgeklärt zu werden. Um euch einen ersten Überblick zu verschaffen, stellen

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wir euch einige Schmerzmittel und medizinische Hilfsmaßnahmen vor.

Massagen Viele Frauen nehmen den Wehenschmerz während der Geburt im unteren Rücken wahr. Vor allem die Kreuzbeinmassage hat sich deshalb bewährt. Dabei ist die Technik ganz leicht: Oft lindert schon ein gleichmäßiger Druck oder ein Kreisen auf der entsprechenden Stelle den Schmerz und entspannt die Gebärende. Eine wunderbare Aufgabe für Geburtsbegleiter:innen, da sie auch schon vor der Geburt geübt werden und sehr wohltuend sein kann.

Wärme Eine Wärmflasche auf dem Rücken oder ein warmes Bad kann ebenfalls angenehm sein.

Lachgas wird über eine Maske eingeatmet und wirkt entspannend. Anders als der Name vermuten lässt, kommt es dabei nicht zu überschwelligen Lachanfällen. Die Gebärenden beschreiben die Wirkung eher als Dämpfung der Schmerzen, ähnlich wie bei leichtem Alkoholgenuss. Das Tolle daran ist, dass die Gebärende die Dosierung selbst steuern kann und die Wirkung beinahe sofort eintritt. Manchen Frauen wird von Lachgas etwas übel. Ansonsten sind weder bei der Frau noch beim Kind Nebenwirkungen zu erwarten, da die Halbwertszeit des Medikaments nur circa drei Minuten beträgt.

PDA Die Periduralanästhesie, kurz PDA, ist eine Narkosetechnik und sorgt dafür, dass Bauchraum und Geburtskanal unter der Geburt fast schmerzfrei sind und die Frau trotzdem bei vollem Bewusstsein bleibt. Hierfür wird der Gebärenden unter lokaler Betäubung ein schmaler Katheter in den Bereich zwischen die Wirbel und den Rückenmarkskanal eingesetzt, über den dann das Schmerzmittel gegeben und für die richtige Dosierung jederzeit nachjustiert werden kann. Viele Frauen halten sich die Option für die PDA frei und entscheiden bei der Geburt selbst, ob sie sie einsetzen möchten. Wenn sich der Muttermund aber bereits acht bis neun Zentimeter geöffnet hat, ist es in der Regel zu spät für eine PDA, da sie Wehen hemmend wirkt. Dennoch bringt so ein Eingriff auch Konsequenzen mit sich, über die man sich im Klaren sein sollte: Die Geburtsschmerzen sind nicht mehr fühlbar – das klingt erst einmal himmlisch. Allerdings braucht das Kind trotzdem noch die Hilfe der Mutter in Form von Mitdrücken, um den Weg durch den Geburtskanal zu schaffen. Ohne Gefühl fällt es LIBELLE | Schwangerschaft – Geburt – Baby 2022/23


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