WAS TUN! 23/24

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»Hoffnung ist alternativlos« Düzen Tekkal über das Mut schöpfen und Kraft tanken

⁄ S. 18

AUSGABE 2023 / 2024

Auf Hochtouren Ehrenamtlich radeln gegen Alterseinsamkeit

⁄ S. 26

UNVERZICHTBAR

Ohne sie geht‘s nicht: Wenn Opfer von Gewalt und Kriminalität nicht mehr weiterwissen, sind Ehrenamtliche des WEISSEN RINGS für sie da. Was bewegt die Helfenden?

⁄ S. 06

Eine Sonderveröffentlichung des Zeitverlags in Zusammenarbeit mit gemeinnützig Engagierten

OH,WIESCHÖN BLEIBT PANAMA!

ALLEMACHENMIT! LasstunsgemeinsammitTiger&Bär denTigerenten-WaldinPanamaaufforsten.

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EDITORIAL

Gemeinsam ein Ganzes

Wenn Frauen in ihren Rechten eingeschränkt werden, wenn die geschlechtliche und sexuelle Identität von Menschen infrage gestellt wird, wenn Opfer von Gewalt Hilflosigkeit empfinden oder wenn Ältere vereinsamen –dann braucht es Menschen, die sich daran stören. Die sich gegen Missstän de aussprechen, die ihre Mitmenschen unterstützen, ihnen zuhören oder selbst anpacken. Viele Menschen in Deutschland tun das schon – und zwar ganz freiwillig: Rund 30 Millionen sind hierzulande ehrenamtlich aktiv, das hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zuletzt 2019 erhoben. Knapp ein Drittel unserer Mitmenschen setzt sich für andere und für die Gemeinschaft ein.

In WAS TUN stellen wir Ihnen ein paar dieser Engagierten vor. Menschen, die auf ihre ganz eigene Art und Weise Gutes tun. Das kann mitunter herausfordernd sein. Auf Seite 6 sprechen wir mit drei Ehrenamtlichen darüber, wie sie Hürden meistern und was sie antreibt. Wir sind dabei, wenn Engagierte dafür Sorge tragen, dass Teile unserer Gesellschaft nicht vergessen werden (Seite 26), und lernen, wie man anderen viel geben kann – und wie wichtig es ist, sich dabei nicht selbst zu verlieren (Seite 18). Dass Helfen auch den Helfenden selbst hilft, das beweisen wir Ihnen auch (Seite 34).

Alle Geschichten dieser Ausgabe zeigen: Die Möglichkeiten des Einsatzes sind so vielseitig wie die Menschen, die dahinterstecken. Und nicht immer muss es ein klassisches Ehrenamt sein, nicht immer viele Stunden der freiwilligen Arbeit. Mit WAS TUN wollen wir aufzeigen, wie und wo man helfen kann, im Kleinen wie im Großen. Lassen Sie sich von Menschen, Geschichten und Ideen inspirieren.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihre Anna-Lena Limpert, WAS TUN-Redaktionsleitung

RezepteplusHintergrundinfos ausBrasilienundMittelamerika

90Seiten über40Rezepte

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Außerdem: unser QUICKCHECK 40Labels&Siegel mitBewertung

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INHALT

OPFERHILFE? EHRENSACHE!

Rund 2.700 Helfer:innen des WEISSEN

RINGS stehen Opfern von Kriminalität ehrenamtlich zur Seite. Mit drei von ihnen haben wir gesprochen.

WEISSER RING

Eine Plattform versorgt Menschen auf der Flucht mit aktuellen Auskünften.

Diese können mitunter lebenswichtig sein.

ZUKUNFT IN

Viele junge Menschen verlassen Osteuropa. Häufig, weil es an Bildungsmöglichkeiten mangelt. Wie lässt sich das ändern?

Renovabis

AM

Zu viele Tiere bei fortwährend steigenden Kosten: Deutsche Tierheime sind überlastet und auf Unterstützung angewiesen. Wie kann diese aussehen?

Deutscher

Eine Übersicht unterstützenswerter

PUBLIKATIONEN

Wir stellen Ihnen Organisationen vor, deren Publikationen Sie sich nach Hause bestellen können.

Bücher für mehr Selbstbestimmung

Homaira Adeel gründet Bibliotheken in Afghanistan, damit Frauen Zugang zu Büchern und Bildung erhalten. Ein Engagement über Grenzen hinweg.

Seite 10

Hoffnung

Im Interview erklärt Journalistin, Sozialunternehmerin und Menschenrechtsaktivistin

Düzen Tekkal, wie sie Mut schöpft und Kraft tankt.

Seite 18

Gegen den Hass Gewalttaten gegen queere Menschen nehmen zu.Trans* Aktivist Max Appenroth lässt sich trotzdem nicht einschüchtern.

Seite 24

Auf Hochtouren

Selbsttest

Sie wollen sich engagieren, aber wissen nicht so richtig, was zu Ihnen passt? Finden Sie es heraus!

Seite 14

Mit der Rikscha fahren Ehrenamtliche Senior:innen an Orte, an die sie ihre Beine nicht mehr tragen. Wir durften mitradeln.

Seite 26

Hochgefühle beim Helfen

Wenn wir anderen helfen, erleben wir ein Helper’s High. Warum? Wir haben nachgefragt.

Seite 34

© Homaira Adeel; Sebastian Schramm; Katrin Chodor; Anna-Lena Limpert; Illustrationen: Anna Parini

TIPPS

WAS TUN Podcast: Krisenherde in Afghanistan –was humanitäre Hilfe leisten kann

Krieg, Erdbeben und der Machtwechsel der Taliban: Die neue WAS TUNPodcastfolge ermöglicht Einblicke in die verschiedenen Krisenherde Afghanistans – zusammen mit der Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC). Wir klären auf über die Arbeit lokaler Hilfskräfte und schauen uns unter anderem an, wie die humanitäre Unterstützung auch in abgelegenen und schwer zugänglichen Gemeinden Afghanistans funktionieren kann. Dafür sprechen wir mit Corina Pfitzner, Geschäftsführerin

in Gengsund hafft ichanider n vor wie inen n Sie

von IRC. IRC ist bereits seit 1988 in Afghanistan tätig und unterstützt Ge meinden dabei, eigene Entwicklungsprojekte zu identifizieren, zu planen und zu ver walten. Die Organisation schafft außerdem Lernräume, stellt lebenswich tige Güter zur Verfügung oder organisiert Programme zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Menschen vor Ort. Wie das genau aussieht und wie auch Menschen in Deutschland einen Unterschied machen können, hören Sie in der neuen Folge.

WAS TUN zum Hören gibt es hier: wastun.podigee.io

Menschenrechte wahren – Minderheiten schützen!

Buchtipp: Atlas der Zivilgesellschaft

Brot für die Welt setzt sich nicht nur für Ernährung, Bildung und Gesundheit auf der ganzen Welt ein, sondern ebenso für Demokratie und Meinungsfreiheit. Nur 251 Millionen Menschen leben in Staaten, in denen Menschen offen ihre Meinung aussprechen, sich versammeln oder Missstände beklagen können.

In der diesjährigen Ausgabe des Atlas der Zivilgesellschaft geht es um jene, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen. Sie sind besonders von Gewalt und Verfolgung bedroht: Eine

mexikanische Partnerorganisation wurde gefilmt und erpresst, weil sie verhaftete Migrant:innen beim Stellen eines Asylantrags unterstützt hat. Die Lage ist kritisch. Doch wir können gemeinsam etwas tun!

Zivilgesellschaft kann dafür streiten, dass Menschenrechte gewahrt, Minderheiten geschützt und Räume für Engagement offengehalten werden. In einer Kooperation mit dem Futurium in Berlin geben wir internationalen Aktivist:innen eine Bühne und sprechen über ihren Einsatz für eine faire Gesellschaft.

Den Atlas der Zivilgesellschaft „Gefährlicher Beistand –Schwerpunkt Migration“ gibt es als kostenlosen Download oder für 20 Euro als Printausgabe Beides erhältlich unter: www.brot-fuer-die-welt.de/ atlas-bestellen oder im Buchhandel.

Seien Sie dabei! Wann: 06.12.2023, 18.00–19.30 Uhr

Wo: Futurium, Berlin

Mehr Infos unter: www.futurium.de/de/veranstaltung/ wanted-strong-civil-societies

Ehrenamt beim WEISSEN RING

Menschen, die Opfer von Gewalt und Kriminalität werden, fühlen sich oft alleingelassen. An ihrer Seite stehen deswegen rund 2.700 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des WEISSEN RINGS. Ein Porträt über jene, die täglich Gutes tun.

Von BETTINA BRAKELMANN

OOpferhilfe? Ehrensache! SEIT 1976

hne die Ehrenamtlichen, die 365 Tage im Jahr im Einsatz sind, wäre unsere Arbeit nicht möglich“, betont Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS. „Ohne sie gäbe es uns nicht. Sie bilden das Fundament des WEISSEN RINGS.“ Denn während der gemeinnützige Verein zum Großteil durch Spenden finanziert wird, sind es die Freiwilligen, die alle Aufgaben übernehmen, die der Staat allein nicht leisten kann. Ihr Ehrenamt stützt sowohl das Gemeinwohl als auch die Demokratie. Doch was bewegt Menschen dazu, sich in ihrer Freizeit freiwillig für jene zu engagieren, denen Schlimmes widerfahren ist? Wir haben mit drei von rund 2.700 Ehrenamtlichen des WEISSEN RINGS über ihre Motivation und Erfahrungen gesprochen: Laetitia Harth aus der Onlineberatung, Klaus Lieberam-Kullak vom Opfer-Telefon und Cornelia Haverkampf, die in einer Außenstelle in Hamburg Betroffenen hilft.

hat der WEISSE RING den Opfern von Kriminalität über 172 Millionen Euro für direkte Hilfen zur Verfügung gestellt.

Laetitia Harth, Studentin, kümmert sich online um Opferanfragen

Laetitia Harth lebt in Frankfurt am Main, studiert Erziehungswissenschaften und jobbt nebenher als Inklusionskraft in einer Kita. Seit Anfang 2023 engagiert sie sich in der Onlineberatung des WEISSEN RINGS. „Ich war auf der Suche nach einem passenden Ehrenamt und bin dann über eine Anzeige des WEISSEN RINGS gestolpert, in der Ehrenamtliche für die Onlineberatung gesucht wurden.“ Zunächst hatte die 23-Jährige Bedenken, dass ihr die Schicksale der Opfer zu nahe gehen könnten. Doch der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, überwog.

Ihr Ehrenamt erlebt Laetitia Harth als sehr sinnstiftend: „Es erweitert den eigenen Horizont enorm. Und ich habe wirklich tolle, kompetente Leute kennengelernt. Der Job sensibilisiert mich für den Alltag, und ich entwickle ein neues Gefühl für meine Mitmenschen.“

»Ich habe einen Weg gefunden, die Menschen empathisch zu begleiten, aber nicht in ihren Schicksalen zu versinken.«

Laetitia Harth

Ihre Bewerbung klappte: Laetitia Harths Aufgabe ist es, per E-Mail mit Betroffenen zu kommunizieren. Hierfür zieht sie sich ungefähr drei Stunden pro Woche in ihre Wohnung zurück, kümmert sich um Opferanfragen. „Wir Ehrenamtlichen übernehmen sozusagen eine Lotsenfunktion. Das heißt, wir zeigen fallbezogen auch Unterstützungsmöglichkeiten auf, die für Opfer auf den ersten Blick nur schwer erkennbar sind.“

Vor dem ersten Einsatz stand – wie bei allen Ehrenamtlichen des WEISSEN RINGS – ein Bewerbungsprozess, um die persönliche Eignung zu testen. „Ich musste ein Motivationsschreiben verfassen, zeitliche Kapazitäten darstellen und mich verschiedenen Testszenarien stellen.“ Danach startete sie die Grundausbildung in der vereinseigenen Akademie. Die anfängliche Sorge, dass ihr die Fälle zu nah gehen könnten, hat sie überwunden: „Ich habe einen Weg gefunden, die Menschen empathisch zu begleiten, aber nicht in ihren Schicksalen zu versinken.“

40.300

Opferfälle vom WEISSEN RING betreut.

Klaus Lieberam-Kullak kann seine Berufserfahrung als Personaler ins Ehrenamt einbringen.

Klaus Lieberam-Kullak, Rentner, hört am OpferTelefon zu

Auch für Klaus Lieberam-Kullak aus Mainz steht die Sinnhaftigkeit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Vordergrund. Der langjährige Manager suchte nach seiner Verrentung im vergangenen Jahr eine neue Herausforderung. „In meinem Freundeskreis sind viele ehrenamtlich aktiv, und als eine Freundin mir vom Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS erzählte, dachte ich sofort, das könnte auch was für mich sein“,

Studentin Laetitia Harth übt ihr Ehrenamt online aus.

erzählt der 66-Jährige. Schon in seinem früheren Beruf als Referent und Personaler konnte er auch telefonisch schnell einen Draht zu den Menschen am anderen Ende der Leitung finden.

Die Skepsis, der Arbeit mit Gewaltopfern nicht gewachsen zu sein, kennt auch Klaus Lieberam-Kullak: „Man hat viel mit persönlichen Geschichten zu tun, von Beleidigung über Betrug bis zu körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch – da ist es teils schwer, innerlich ruhig zu bleiben.“ Ihm hatte es sehr geholfen, dass solche Situationen in der Ausbildung in Gesprächen, WEISSER RING Akademie-Simulationen und Rollenspielen thematisiert wurden, sagt er.

Rund drei Stunden dauert eine normale Schicht am Opfer-Telefon pro Woche. Teils geht es auch länger, denn natürlich lässt Klaus Lieberam-Kullak nicht auf die Minute den Hörer fallen, wenn ein Mensch in Not am Apparat ist. Überhaupt: Zuhören können ist für ihn das A und O seiner Arbeit am Opfer-Telefon. Nur dann fühlen die Menschen sich verstanden – und er könne ihnen gezielt Vorschläge für ihre nächsten Schritte machen. Und auch wenn die Gespräche teils belastend für ihn sind, nimmt er doch etwas für sich mit: „Hilfesuchende auf ihrem Weg zu begleiten, ist mir ein persönliches Anliegen geworden, das mir sehr viel gibt.“

Cornelia Haverkampf, Rentnerin, leitet seit mehreren Jahren eine Außenstelle

in Hamburg

Zuhören können ist auch für Cornelia Haverkampf eine zentrale Fähigkeit, die Ehrenamtliche mitbringen sollten. Die Leiterin einer Außenstelle in Hamburg ergänzt: „Wer sich beim WEISSEN RING engagieren möchte, sollte Herz und Verstand mitbringen, empathisch sein und Menschen in ihrem Leid annehmen können.“ Das sei erst mal das Wichtigste.

»Als eine Freundin mir vom Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS erzählte, dachte ich sofort, das könnte auch was für mich sein.«

Klaus Lieberam-Kullak

Cornelia Haverkampf ist 65 Jahre alt und hat lange als Krankenpflegerin in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet: „Mich erschreckt so schnell nichts. Natürlich ist mein Ehrenamt manchmal emotional belastend, aber ich kann darüber sprechen, zum Beispiel mit Kolleginnen und Kollegen oder in der Super vision. Auf diese Weise bekomme ich die Dinge für mich sortiert.“

Dass ein Ehrenamt nicht nur etwas für ältere Menschen ist, zeigt ein Blick in Cornelia Haverkampfs Team: „Wir sind altersmäßig eine sehr gemischte Gruppe, von Mitte 20 bis 75. Je nach Fall schauen wir, wer am besten für die Betreuung geeignet ist.“

Zehn, teils 20 Stunden pro Woche investiert Cornelia Haverkampf in ihr Ehrenamt. „Ich kann etwas bewirken. Man kann das Leid zwar nicht ungeschehen machen, aber Wege aufzeigen und die Ratsuchenden individuell begleiten. Wir begleiten Betroffene und klären, was genau in ihrem Fall an Hilfe notwendig ist. Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie dankbar die Leute sind, wenn man ihnen Glauben schenkt und sie so annimmt, wie sie sind.“

»Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie dankbar die Leute sind, wenn man ihnen Glauben schenkt und sie so annimmt, wie sie sind.«

Cornelia Haverkampf

SIE MÖCHTEN DIE ARBEIT DES WEISSEN RINGS UNTERSTÜTZEN?

EHRENAMT weisser-ring.de/ unterstuetzung/ehrenamt SPENDE spenden.weisser-ring.de MITGLIEDSCHAFT weisser-ring.de/ unterstuetzung/mitgliedschaft

Cornelia Haverkampf berät persönlich und individuell in einer Außenstelle.

Habiba-Bibliotheken im ländlichen Afghanistan

LESEN FÜR EIN

SELBSTBESTIMMTERES LEBEN

Dass Frauen Zugang zu Büchern bekommen, ist in Afghanistan keine Selbstverständlichkeit.

Doch Homaira Adeel hat eine Idee: Sie gründet zwei Bibliotheken in ihrem Heimatland, um Frauen mit Literatur für ein eigenständigeres Leben auszustatten.

Ein Porträt von CHIARA SCHENK

Vor elf Jahren ist Homaira Adeel allein aus Afghanistan geflüchtet, einem Land, in dem Frauen in ihrer Freiheit und ihren Rechten stark eingeschränkt leben müssen. Eine Zeit lang wohnte die ehemalige Journalistin in Berlin, lernte dort schnell Deutsch. Mittlerweile ist sie in Greifswald, doch auch von hier aus wolle sie etwas in ihrem Heimatland bewegen, sagt sie.

Und etwas bewegt hat sie: Trotz der räumlichen Distanz begann sie mit der Organisation einer afghanischen Bibliothek speziell für Frauen. „Ich dachte, wenn ich das nicht tue, dann wird es niemand tun“, sagt sie bestimmt. „Ich war so hartnäckig, ich wollte diese Idee unbedingt umsetzen.“ Und mittlerweile steht sie: die erste Bibliothek für Frauen im Hindukusch-Gebirge. Die Habiba-Bibliothek benannte Adeel nach ihrer Mutter, die schon immer für das Bildungsrecht ihrer Töchter kämpfte. Ein Vorbild für sie selbst und möglicher weise auch für andere Frauen.

Dass Literatur von Frauen und Bücher zum Thema Frauenrechte in den Regalen stehen, ist Adeel besonders wichtig. „Mit den ausgewählten Werken möchte ich Frauen Vorbilder geben und ihre Emanzipation fördern“, erklärt sie. Denn, erzählt sie weiter, viele Mädchen und Frauen würden über Generationen hinweg in bestimmte Lebensbereiche gedrängt. Ihnen werde vermittelt, dass sich ihre Aufgaben beispielsweise auf den Haushalt und die Tierpflege beschränken.

»Ich dachte, wenn ich das nicht tue, dann wird es niemand tun.«

Homaira Adeel

Adeel und ihre Unterstützer:innen konnten knapp 8.000 Bücher für die Frauen in Salang zur Verfügung stellen.

Gemeinsam für Frauenbibliotheken

Wie außergewöhnlich ihr Projekt ist, erkannte Adeel erst, als ihre Bibliothek sogar in den nationalen Medien vorkam: „Als ich die Bibliothek gründete, hatte ich nicht vor, etwas Besonderes zu machen. Ich wollte nur eine Möglichkeit für Frauen schaffen, ihr Leben selbst zu gestalten.“ Der Vorstoß sei zwar von ihr gekommen, „aber ohne den freiwilligen Einsatz der Menschen in Salang und Kabul hätte ich es nicht geschafft“, betont sie. Sogar eine zweite, größere Bibliothek konnte gemeinsam in dem Dorf errichtet werden.

Rückschritt durch die Machtergreifung der Taliban

„Wir hätten nie gedacht, dass die Taliban zurückkommen“, erklärt Adeel und ringt um Worte. All der Fortschritt, den sie mit ihren Bibliotheken erreichen konnte, sei mit der Machtübernahme der Taliban vor zwei Jahren zum Stillstand gebracht worden. Denn Frauen und Mädchen wird seitdem das Grundrecht auf Bildung und der Besuch von weiterführenden Schulen verwehrt. „Für mich war klar, dass die Bibliotheken geschlossen werden müssen, weil diese Leute sonst bestraft werden“, erklärt Adeel betroffen und schluckt. Der Schutz der Frauen und freiwilligen Mitarbeiterinnen vor Ort sei ihre oberste Priorität. Ihre Pläne zum Bau weiterer Bibliotheken konnten bislang nicht realisiert werden.

Aufgeben kommt für die Gründerin der Habiba-Bibliotheken trotzdem nicht infrage: Sie setzt ihre Arbeit fort, indem sie die Bücher unter den Frauen in Umlauf bringt. Bei Frauen, die im Dorf gut vernetzt sind, können die Bücher auch heute noch ausgeliehen werden. „Was kann es Besseres geben, als Frauen in dunklen Zeiten ein Buch in die Hände zu geben?“, sagt sie. Ihr ganzes Gesicht strahlt beim Gedanken an die damit verbundene Hoffnung.

Homaira Adeels Idee erforderte Verhandlungsgeschick mit den Männern vor Ort.

Seit Jahren setzt sich Homaira Adeel für die Rechte von afghanischen Frauen ein. Im Jahr 2021 gründete sie in Greifswald den gemeinnützigen Verein Asnae.V. mit dem Ziel, Frauen durch Bildung in Deutschland und Afghanistan zu emanzipieren. „Asna“ bedeutet auf Türkisch „Kampfgeist“. Genau den beweist Adeel tagtäglich.

HOMAIRA ADEEL

Berichterstattung auf der Flucht

Die richtige Information ist entscheidend

Menschen auf der Flucht sind auf verlässliche Informationen angewiesen. Mit Signpost initiierte die humanitäre Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) ein Informationsprogramm, das bereits 75 Millionen Menschen beim Treffen mitunter lebenswichtiger Entscheidungen half.

Wie wichtig es ist, zur richtigen Zeit mit den richtigen Informationen versorgt zu werden, hat Maryam Barak selbst erlebt. Sie musste aus ihrer Heimat in Afghanistan fliehen und konnte dank der Signpost-Plattform Refugee.Info alle nötigen Hinweise finden, um ihre Familie in Europa offiziell anzumelden. „Als ich ganz neu in Italien war, folgte ich Refugee.Info, weil mir eine Freundin davon erzählt hatte. Auf der Plattform gab

»Als Geflüchtete

kann ich Informationen aus meiner eigenen Erfahrung liefern, da ich dasselbe erlebt habe.«

Maryam Barak

es Informationen zu Einwanderung und Asylverfahren“, berichtet sie. Es war erleichternd, Tipps an die Hand zu bekommen in einer Zeit, die auch psychisch zehrend ist. „Migration – das ist für andere vielleicht nur ein Wort“, sagt sie. „Aber die, die Migrant:innen sind, können den Schmerz dieser Welt spüren.“

Als Maryam Barak später eine Stellenanzeige von Signpost sah, wusste sie, dass

sie nun anderen zur Seite stehen wollte: „Seit ich als Geflüchtete in Italien ankam, war mein einziges Ziel, anderen zu helfen.“ Über die Refugee.Info-Website und Social Media unterstützt sie heute Menschen, die ebenfalls vor Krieg und Krisen geflohen sind, beim Finden von Unterkünften, Rechtsberatung und Arbeitsplätzen. Dass sie selbst einst in dieser Situation steckte, hilft bei ihrer Arbeit. „Als Geflüchtete kann ich Informationen aus meiner eigenen Erfahrung liefern, da ich dasselbe erlebt habe“, erklärt sie.

DAS KÖNNEN SIE TUN:

Schon ein paar kleine Dinge können einer Familie in der Ukraine, aus Syrien oder Afghanistan dabei helfen, sich vor kaltem Winterwetter zu schützen. Packen Sie jetzt eine Winterbox und unterstützen Sie Geflüchtete in der kalten Jahreszeit. Weitere Infos finden Sie über den QR-Code.

International Rescue Committee hilft seit 1933. Seit 2016 auch in Deutschland. www.rescue.org/de

IRC ist auf der ganzen

Welt aktiv

Neben Refugee.Info bietet das SignpostProgramm von International Rescue Committee (IRC) noch weitere Plattformen, die Menschen in Konflikt-, Krisenund Fluchtsituationen informativ begleiten. So begleitet UnitedForUkraine zum Beispiel die Menschen in und aus der Ukraine mit verlässlichen Nachrichten. IRC ist ein weltweiter Anker der Informationsversorgung. In unserer Podcastfolge (siehe S.5) erfahren Sie mehr über das Engagement von IRC für die Menschen in Afghanistan.

TYP SIND SIE?

Sie würden sich gerne engagieren, wissen aber nicht so richtig wie?

Machen Sie den Test: Wir helfen Ihnen dabei herauszufinden, welche Art von Ehrenamt zu Ihnen passen könnte.

Illustration: ANNA PARINI; Text: MICHELLE MAIER

Wie viel Zeit können Sie wöchentlich vor Ort in ein Ehrenamt einbringen?

1a) Allzeit bereit: Ich habe mehrere Stunden pro Woche Zeit.

b) Ich kann mehrere Stunden investieren, aber nicht immer vor Ort.

c) Mein Terminkalender ist voll, aber ich möchte regelmäßig ein paar Stunden aufbringen.

d) Ich habe nicht so viel Zeit, aber möchte trotzdem hin und wieder etwas tun.

Wenn Sie aussuchen müssten: Was ist Ihre größte Stärke?

a) Optimismus: Ich bleibe immer positiv.

b) Koordinationsfähigkeit: Ich kriege vieles unter einen Hut.

c) Emotionale Intelligenz: Ich kann mich gut einfühlen.

d) Schnelle Auffassungsgabe: Ich arbeite mich in Neues leicht ein.

Wie würden Freunde Sie am ehesten beschreiben?

a) zuverlässig, loyal und aktiv,

b) top organisiert, belastungsfähig und strukturiert, c) empathisch, diplomatisch und gut im Zuhören, d) flexibel, spontan und offen.

Um die Ecke gedacht:

Mit welchem dieser Tiere

identifizieren Sie sich am meisten?

a) Biene

b) Fuchs

c) Elefant

d) Erdmännchen

Warum wollen Sie sich engagieren?

a) Um Veränderungen auf den Weg zu bringen, die mir wichtig sind.

b) Um einer Beschäftigung nachzugehen, die in meinem Leben Sinn stiftet.

c) Um für andere Menschen da zu sein.

d) Um mich als Teil der Gesellschaft zu erleben und zu ihrem Zusammenhalt beizutragen.

Wie verhalten Sie sich, wenn Sie mal auf ein Problem stoßen?

a) Ich versuche direkt, es zu lösen. Bauch statt Kopf!

b) Ich habe vielleicht schnell eine Lösungsidee, entscheide aber gut durchdacht.

c) Ich ziehe andere zu Rate: Viele Köpfe, viele Ideen!

d) Ich verlasse mich ganz auf mein Improvisationstalent. Probieren geht über Studieren!

a) Ich bin ein:e Anpacker:in!

Sie sehen, was in der Welt gerade schiefläuft und wollen nicht weiter zuschauen. Sie nehmen die Probleme selbst in die Hand und geben alles, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Auf Sie ist Verlass – weshalb versuchen Sie es nicht mit einem regelmäßigen Ehrenamt? Ob in einer Kleiderausgabe für Obdachlose , im Gemeindehaus oder bei der Tafel – Menschen, die häufig anpacken können, sind unerlässlich!

b) Ich bin ein Organisationstalent!

Wenn es ums Gestalten geht, sind Sie vorne mit dabei – Sie haben Visionen und scheuen nicht davor zurück, diese auch umzusetzen. Sie beweisen immer wieder Koordinationsgeschick und haben kein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen. Für Sie könnten sich Tätigkeiten im Bereich Projektmanagement oder der Öffentlichkeitsarbeit von Hilfsorganisationen ideal eignen.

c) Ich bin eine gute Seele!

Sie mögen es, mit Menschen in Kontakt zu sein und Ihren Mitmenschen das Gefühl zu geben, gesehen zu werden. Sie sind ein:e gute:r Zuhörer:in und es liegt Ihnen am Herzen, anderen Menschen – selbst in schwierigen Situationen – beizustehen. Ihre Fähigkeiten können Sie bei der individuellen Betreuung von Menschen , beispielsweise in Form von Patenschaften oder eines Tandems, einsetzen. Vielleicht kommt auch ein Ehrenamt im Bereich der Seelsorge infrage?

d) Ich bin die:der Spontane!

Sie sind im Alltag zeitlich stark eingebunden, aber der Einsatz für andere ist Ihnen eine Herzensangelegenheit. Wenn es passt, dann helfen Sie: Sie sind zur Stelle, wenn es irgendwo brennt, und können sich dank Ihres Improvisationstalents mühelos in neue Aufgaben einarbeiten. Viele Organisationen freuen sich über Flexibilität – Sie könnten Spenden- und Unterschriften sammeln , wenn eine Notsituation akut ist, oder beispielsweise Einkäufe für Hilfswerke tätigen.

Zählen Sie Ihre Antwort-Auswahl. Der Buchstabe, den Sie vorwiegend angekreuzt haben, verrät Ihnen Ihren Helfer:innentyp.

Bildungsangebote in Bosnien fördern

Für eine Zukunft in der Heimat

Wer verlässt schon gern das eigene Zuhause, die Eltern und Freund:innen?

Doch vielen jungen Menschen, gerade im Osten Europas, bleibt keine andere Wahl: Sie müssen auswandern.

Korruption, Arbeits- und Perspektivlosigkeit prägen den Alltag der Menschen in Bosnien. Viele von ihnen verlassen das Land auf der Suche nach einem besseren Leben. Doch längst nicht alle: Kristian Ivanović will im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen nicht auswandern. „Meine Eltern arbeiten hier schon ihr ganzes Leben auf dem Feld. Da kann ich nicht einfach gehen“, sagt der 17-Jährige. Seit 2018 betreiben die Ivanovićs in Tolisa im Norden Bosniens eine Apfelplantage. Als auf dem Hof eine luftdichte Tür für den Kühlraum benötigt wird, springt das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis finanziell mit ein. Möglich wurde dies durch ein Programm des Jugendzentrums Sarajevo, das Renovabis unterstützt. Durch den Einbau der neuen Tür können die Ivanovićs nun bis zu 25 Tonnen Obst lagern. Damit überbrücken sie Phasen schwankender Preise. Parallel besucht Kristian landwirtschaftliche Kurse des Jugendzentrums, um den Familienbetrieb weiter zu unterstützen. Nicht zuletzt dank dieser

Hilfeleistungen werden er und seine Eltern in ihrem Dorf bleiben.

Seit 1993 engagiert sich Renovabis in 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas. Die Investition in Bildungsmaßnahmen vor Ort gehört zu den vorrangigen Aufgaben. Ziel ist es, junge Erwachsene besser zu qualifizieren. Sie sollen die Chance erhalten, sich daheim eine Existenz aufzubauen, anstatt abwandern zu müssen. 2023 macht das Hilfswerk gezielt auf die Folgen der Arbeitsmigration aufmerksam. Das Jahresmotto greift das Kernproblem auf: „Sie fehlen. Immer. Irgendwo.“ Renovabis-Chef Pfarrer Prof. Dr. Thomas Schwartz macht deutlich: „Wenn Frauen und Männer aus dem Osten Europas zu uns kommen, dann reißen sie eine Lücke in ihren Heimatländern. Und dies hemmt dann dort die Entwicklung.“ Die unschöne Seite von Migration sei, wenn Wanderungen nicht freiwillig erfolgten, sondern wirtschaftlicher Not oder Kriegsgefahr geschuldet seien. „Darauf wollen wir aufmerksam machen“, so Schwartz.

will in seiner Heimat bleiben. Der 17-Jährige unterstützt seine Eltern auf der Apfelplantage der Familie.

DAS KÖNNEN SIE TUN:

Wenn Sie die Arbeit von Renovabis unterstützen möchten:

Spendenkonto:

LIGA Bank eG IBAN: DE24 7509 0300 0002 2117 77

Renovabis e. V./ Renovabis-Stiftung Domberg 38/40 D-85354 Freising spenden@renovabis.de www.renovabis.de

Kristian Ivanović aus Tolisa in Bosnien

Düzen Tekkal über Aktivismus und Engagement

„HOFFNUNG IST ALTERNATIVLOS“

Als Journalistin, Sozialunternehmerin und Gründerin mehrerer Menschenrechtsorganisationen setzt sich

Düzen Tekkal seit vielen Jahren für ihre Mitmenschen ein. Ein harter Job, der teils überwältigend sein kann. Was sie antreibt und wie sie Mut und Hoffnung bewahrt.

Ein Interview von ANNA-LENA LIMPERT

Im Jahr 2014 begeht der sogenannte „Islamische Staat“ einen Völkermord an der Religionsgemeinschaft der Jesid:innen.

Ein Ereignis, das für Düzen Tekkal alles verändert: Die Journalistin reist, zusammen mit ihrem Vater, in den Nordirak, um über die Taten der Terrormiliz zu berichten.

2015 veröffentlicht Tekkal die Dokumentation „HÁWAR – Meine Reise in den Genozid“. Die gleichnamige Menschenrechtsorganisation gründet sie mit ihren Geschwistern noch im selben Jahr. Seitdem widmet Tekkal ihre Zeit dem Einsatz für andere: 2019 entsteht die Bildungsinitiative „GermanDream“, 2022 die Beratungsfirma „Mut:Republik“. Die studierte Politikwissenschaftlerin macht sich öffentlich – in Büchern, Talkshows, Filmen und Podcasts – für Menschenrechte stark. Besonders setzt sie sich für die Rechte von Frauen in Afghanistan und dem Iran ein.

Den „inneren Ruf des Aktivismus“ höre Tekkal schon seit ihrer Kindheit, erzählt sie im Interview. Doch wie behält man Tatendrang und Zuversicht – in einer Welt, die mehr Probleme zu haben scheint als Menschen, die sie lösen wollen? Und wie über-

windet man Ängste und tankt Kraft, wenn sie inmitten all der Krisen ausgeht?

Frau Tekkal, welche Rolle spielen Aktivismus und der Einsatz für andere Menschen in Ihrem Leben?

Ich stelle mir gerade die Frage, wie das Leben aussehen würde ohne Aktivismus. Traurig, glaube ich. Der Aktivismus, das Handeln, das Anpacken ist ein Teil meiner Identität. Und ich glaube, dass dieser innere Ruf des Aktivismus mich schon in sehr frühen Kindheitsjahren ereilt und geprägt hat.

Wer oder was hat Sie auf Ihrem Weg geprägt?

Das waren und sind vor allem meine Eltern. Wir, meine Eltern und Geschwister, gehören der Religionsgemeinschaft und Ethnie der Jesid:innen an, die bedroht werden, seitdem es uns gibt. Und ich kenne eigentlich keine jesidische oder kurdische Familie, die nicht aktivistisch ist oder es werden musste. Schlichtweg, um zu überleben. Wir sind also alle mit dem Aktivismus meines Vaters aufgewachsen. Schon als ich ein kleines Kind war, waren Kamerateams bei uns zu Hause –

mein Vater hat Rede und Antwort gestanden zur Situation der Jesid:innen in der Welt. Und ich wusste immer, es geht um viel, es geht um was Großes, aber es geht auch um Gefahr. Ich war seit jeher geprägt von der Gewissheit: Wir sind nicht sicher.

Wie haben Sie diesen Alltag, ihr Aufwachsen, in Deutschland erlebt?

Wir, meine Geschwister und ich, tragen Mehrfachidentitäten in uns: Wir sind Kinder von Asylbewerber:innen, Mitglieder einer marginalisierten Gruppe und gleichzeitig Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind und sozialisiert wurden. Unser Asylbewerberstatus war aber immer volatil – wir wussten nie, ob wir hier überhaupt bleiben dürfen. Für mich war das unbeschreiblich schmerzhaft, mir vorzustellen, dass meine Heimat – in dem Fall Hannover-Linden – infrage gestellt wird. Ich habe immer versucht, so „deutsch“ wie möglich zu sein. Und dadurch habe ich meinen Schmerz tabuisiert – aus Angst, mit meinem Schmerz nicht akzeptiert zu werden und „zu viel“ zu sein. Doch diese Art aufzuwachsen hat mich auf meine Aufgabe vorbereitet, der ich mich heute annehme, den Kampf gegen Ungerechtigkeiten.

Gab es einen Schlüsselmoment, an dem Sie wussten: „Ich muss selbst was tun“?

Als es zum Völkermord durch den sogenannten „Islamischen Staat“ an meiner Religionsgemeinschaft kam, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, konnte das niemand mehr ignorieren. Das waren meine Leute, die da getötet, versklavt und vergewaltigt wurden. Das waren die Jesid:innen, weil sie der vermeintlich falschen Religion angehören. Das war für mich wie ein Albtraum. Es erinnerte mich an die Geschichten meiner Großmutter, die sich immer anhörten wie aus einem Film. Plötzlich wurde dieser Film zur Realität und stellte meine komplette Identität infrage.

Und dann konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich hatte ein Gefühl in mir, das stärker war als meine Angst. Und ich wusste: Ich muss da hin. Also habe ich mich dazu entschlossen, dorthin zu fahren, wo alle gerade versuchten rauszukommen. Und ich habe dann diese folgenreiche Entscheidung getroffen, die mein Leben bis heute verändert hat.

Ihre Lebensaufgabe ist der Einsatz für andere. Wächst damit auch Ihre eigene Erwartungshaltung gegenüber Ihren Mitmenschen?

Ich glaube, da kann man nur enttäuscht werden. Und das ist auch nicht mein Anspruch an Aktivismus. Mich nervt vielmehr die Haltung, dass man das „Gutmenschentum“ gepachtet hätte und jetzt mit erhobenem Zeigefinger moralisch die Welt erklärt. Ich versuche stattdessen, etwas vorzuleben. Und wer mitmachen will, ist gerne eingeladen. Solidarität lässt sich nicht erzwingen. Die kommt aus dem Herzen. Es geht darum, die Menschen zu umarmen, und zwar im Wohlwollen und nicht in Abwertung. Ich finde alles andere hochgefährlich, denn ich war selbst davon betroffen.

Die Entscheidung zur Reise in den Nordirak, zu den Stätten des Völkermords an den Jesid:innen, zog 2015 für Tekkal unter anderem die Gründung der Menschenrechts- organisation HÁWAR.help nach sich. Die NGO setzt sich mit verschiedenen Projekten für „Hoffnung und Menschlichkeit“ ein, Aufklärungskampagnen sollen für die Lebensrealitäten verfolgter Gruppen sensibilisieren. www.hawar.help/de

Sie sind für diese Reise in den Nordirak, zu den Schauplätzen des Genozids, ein großes Risiko eingegangen. Wie gehen Sie mit Angst um? Für mich ist völlig klar: Wer nah am Leben ist, ist auch nah am Tod. Wer nah an der Angst ist, ist auch nah an der Lebensfreude. Ich habe gerade beschrieben, wie meine Kindheit verlaufen ist. Die Themen Angst, Widerstand, unterschiedliche Kräfteverhältnisse, Anfeindungen – die wurden schon früh Teil meines „Menschlichkeitsmuskels“, wie ich es nenne. Teil meiner Identität, meiner Werte. Und meine Antwort auf Angst ist tatsächlich der Aktivismus. Die Frage: Was kann ich dagegen tun? Und es geht dabei nicht darum, Probleme intellektuell abzuhandeln, sondern wirklich etwas zu tun. Der Akt des Wandelns liegt im Handeln. Und es ist keine Selbstverständlichkeit, als kurdischjesidische Frau sämtliche Muster aufzubrechen, sein altes Ursprungsframing zu verlassen und aktiv zu werden. Aber wir haben Widerstand geleistet. Nein gesagt zur Begrenztheit, nur weil wir Frauen sind. Nein zur Begrenztheit, weil wir eine Zuwanderungsgeschichte haben oder weil wir kein Geld haben.

»Der

Akt des Wandels liegt im Handeln.«

Was hat diese erlebte Abwertung mit Ihnen gemacht?

Ich habe damals die Entscheidung getroffen, mein Leben der Freude, des Lachens, des Feierns zu verheimlichen. Aber das mache ich heute nicht mehr. Ich stehe zu meinem Leben, ich stehe wieder zu meinem „Ja“ zum Leben. Man darf sich nicht unter Druck setzen lassen, sondern muss selbst entscheiden, wo man wirken will und wo man die Kraft oder Kapazitäten eben nicht hat. Das ist eine Sache der Erfahrung, glaube ich. Man lernt im Laufe der Zeit damit umzugehen.

Sie erzählen, dass Sie eine Zeit hatten, in der Sie nicht mehr so laut „Ja“ zum Leben gesagt haben. Was würden Sie raten, wenn die Kraft mal ausgeht?

Sich mitteilen. Es hilft, Menschen im Leben zu haben –auch wenn es nur wenige sind –, die man aus der Hölle anrufen kann. Um sich in Momenten geliebt zu fühlen, wo man sich selbst nicht so liebt.

Sie fungieren in Ihrer Rolle als Sprachrohr für Menschen, die sonst wenig Gehör finden –Minderheiten, marginalisierte Gruppen. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?

Ich verstehe mich als Schallverstärkerin. Ich will Raum geben für die Themen anderer Menschen. So wie ich es mir früher auch gewünscht hätte, als ich noch keine Hörbarkeit und Sichtbarkeit hatte. Ob es die Freiheitsbewegung in Iran ist oder der Völkermord an den Jesid:innen: Die betroffenen Menschen müssen zu Wort kommen. Ihre Geschichten bleiben sonst unerzählt.

HÁWAR.help

Mit Ihrer Bildungsinitiative GermanDream wollen Sie eine Antwort auf „German Angst“ geben – was genau ist damit gemeint? Es geht darum, den Rechtspopulist:innen und Extremist:innen den Diskurs nicht darüber zu überlassen, was der „German Dream“ ist und was Deutschland ist. Laut einer Studie der Universität Hohenheim hat jede:r fünfte Deutsche ein geschlossen rechtspopulistisches Weltbild. Und gut ein Viertel der Befragten denkt, dass die Politik von geheimen Mächten gesteuert wird. Das zeigt: Wir haben richtig was zu tun.

Wir als Menschenrechtsorganisation und Bildungsinitiative haben außerdem die Erfahrung gemacht, dass Krisen Sündenböcke kreieren und Probleme „migrantisiert“ werden, also dass Migration in der Öffentlichkeit nur im Zusammenhang mit Problemen auftaucht. Deswegen kann es allein für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund augenöffnend sein, Vorbilder zu treffen, die aussehen wie sie. Dafür sorgen wir bei „GermanDream“ mithilfe unserer Wertebotschafter:innen.

»Solidarität lässt sich nicht erzwingen. Die kommt aus dem Herzen.«

Zudem geht es um Aufstiegsversprechen. Die sollen keine leeren Hülsen oder unerreichbar bleiben. Wir müssen an den Strukturen rütteln und der Tatsache, dass es immer noch so eine immens große Rolle spielt – laut OECD-Studien vor allem in Deutschland –, wo die eigenen Eltern herkommen und wie viel Geld sie haben. Also: Bevor wir von Chancengleichheit sprechen, müssen wir uns um die soziale Ungerechtigkeit kümmern.

Mit GermanDream streben Sie laut eigener Webseite eine „positive Debatte“ darüber an, „was Deutschland heute ist und wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen“. Wie schafft man es, bei der Menge an Herausforderungen einen positiven Blick auf heute und morgen zu wahren? Hoffnung ist alternativlos. Es ist das, was uns am Überleben hält. Ich finde, es lohnt sich, neben all den Problemen auch die Chancen und die Privilegien zu erkennen, die wir in Deutschland haben. Wir leben in einem

GermanDream

GermanDream versteht sich als Bildungsbewegung, die die Vermittlung von freiheitlich-demokratischen Werten vorantreibt. In sogenannten Wertedialogen – einem Austauschformat, das unter anderem an Schulen durchgeführt wird – will die Organisation Räume schaffen, „um sich auf Augenhöhe zu begegnen“ und sich über gesellschaftlich relevante Themen auszutauschen.

www.germandream.de

Rechtsstaat, wo wir von unseren Grundrechten Gebrauch machen und etwas verändern können. Wo wir scharfe Kritik üben können, ohne dafür ins Gefängnis zu wandern.

Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es einen gesellschaftlichen Konsens geben muss, der über das Grundgesetz hinausgeht. Und den zu finden und zu leben, erachte ich auch als individuelle Verantwortung. Wir müssen uns selbst auf den Weg machen und können trotzdem parallel kollektiv dafür kämpfen, dass wir Strukturen schaffen, die all diese Probleme adressieren. Damit meine ich zum Beispiel Antisemitismus, Rassismus, Identitätsfragen, Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren.

Was sind Ihrer Meinung nach die derzeit drängendsten Themen, auf die wir blicken sollten – in Deutschland und weltweit?

Die Frauenrechtssituation weltweit. Ich denke zum Beispiel an die Frauen in Afghanistan, aber auch an die Freiheitsbewegung in Iran. Ein weiteres Thema ist das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Das Erstarken des Rechtspopulismus. Wir müssen das Narrativ des vermeintlich Fremden, also diese Spaltungsdynamiken überwinden. Und auch wenn das pathetisch klingt, geht es mir darum, mich immer wieder zu fragen, wie eine gerechtere Welt aussehen kann. Wir versuchen, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass Hoffnung und Liebe am Ende die bessere Party sind.

Die Lage in deutschen Tierheimen ist kritisch. Viele wissen nicht mehr, wie sie weitermachen und den Winter überstehen sollen“, erklärt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, der als Dachverband für die Belange von rund 550 angeschlossenen Tierheimen einsteht. Die Tierschützer:innen vor Ort müssen immer mehr betreuungsintensive Tiere beherbergen, die immer länger im Tierheim verweilen. Steigende Energiepreise, höhere Kosten für Tierfutter und – durch die Anpassung der Gebührenordnung – für Tierärzt:innen sowie die Anhebung des Mindestlohns haben die Situation verschärft. „Viele Leute haben sich unüberlegt und vorschnell Haustiere angeschafft“, sagt Schmitz.

Patrick Kluge, Mitarbeiter der Tierheimberatung beim Deutschen Tierschutzbund, führt außerdem an: „Mittlerweile kommen so viele Tiere in den Tierheimen an, dass diese immer öfter Aufnahmestopps verhängen müssen.“ Dabei sei nicht nur die Anzahl an Tieren eine Herausforderung, sondern auch ihr hoher Pflegebedarf. Hunde sind, so Kluge, oft besonders betreuungsintensiv. Etwa weil sie als Welpen aus tierschutzwidrigen Zuchten illegal nach Deutschland geschmuggelt wurden oder weil ihre Vorbesitzer:innen im Umgang unerfahren und überfordert waren.

Am Limit

Deutsche Tierheime befinden sich im Ausnahmezustand und sind finanziell am Limit. Welche Gründe das hat, was sich ändern muss und wie jede und jeder Einzelne helfen kann.

Personelle

und finanzielle Herausforderungen

Eine grundlegende Problematik sieht Sprecherin Lea Schmitz beim Verständnis von Tierheimen in weiten Teilen von Gesellschaft und Politik. Ihre Arbeit und die Aufnahme von Tieren seien über Jahre als selbstverständlich hingenommen worden, kritisiert sie, „aber es zeigt sich zunehmend, dass das personell und vor allem finanziell nicht mehr zu leisten ist“. Der Deutsche Tierschutzbund fordert deswegen ein finanzielles Rettungspaket für die betroffenen Heime. Solange es keine politische Lösung gibt, ist der Dachverband allerdings stark auf die Unterstützung tierliebe r Menschen und Unternehmen angewiesen. Helfen auch Sie mit einer Spende an den Deutschen Tierschutzbund, um die Versorgung unserer Schützlinge auch weiterhin sicherstellen zu können.

DAS KÖNNEN SIE TUN:

Spenden Sie jetzt: Deutscher Tierschutzbund e. V. Sparkasse KölnBonn DE88 3705 0198 0000 0404 44 BIC: COLSDE33

Oder einfach online spenden: www.tierschutzbund.de/zeit

PS: Mit einer Fördermitgliedschaft sichern Sie dauerhaft die finanzielle Basis der Tierschutzarbeit: www.tierschutzbund.de/mitgliedschaft

Der Deutsche Tierschutzbund ist Gründungsmitglied im Deutschen Spendenrat e.V. und verpflichtet sich zum verantwortungsvollen und ordnungsgemäßen Umgang mit den anvertrauten Spendengeldern.

Gegen den Hass

»WEIL ICH BIN, WER ICH BIN«

von an. altsam, pp

Die Zahl der Gewalttaten gegen Mitglieder von LSBTIQ*-Communitys steigt seit Jahren an. Transfeindliche Taten sind besonders gewaltsam, zeigen Erhebungen. Trans* Aktivist Max Appenroth lässt sich trotzdem nicht einschüchtern.

Max Appenroth hat einen gefährlichen Beruf. Er ist trans* Aktivist. Appenroth setzt sich dafür ein, der Gesellschaft klarzumachen, „dass queer sein, trans sein, was ganz Normales ist“. Dafür klärt er auf Instagram über queere Themen auf, veröffentlichte einen autobiografischen Roman sowie Sachbücher zu trans* Themen und schult Unternehmen in Diversitätsfragen. Für seine Arbeit und seine Person wird er regelmäßig online angefeindet: „Ich erhalte auf Social Media Gewalt- und Morddrohungen von mir völlig fremden Menschen – einfach nur aufgrund der Inhalte, für die ich stehe“, sagt der Content-Creator, „und weil ich bin, wer ich bin.“ Die Hassbotschaften wurden so bedrohlich, dass Appenroth eine Auskunftssperre seiner Privatadresse beantragte.

Was Appenroth im Netz erlebt, schlägt sich auch in der Kriminalstatistik nieder. Dort zeigt sich: Die Queerfeindlichkeit in Deutschland nimmt zu. So wurden vergangenes Jahr knapp 16 Prozent mehr Straftaten aufgrund der

»Wer sich für die Rechte von queeren und trans* Menschen einsetzt, setzt sich für demokratische Grundrechte ein.«

Max Appenroth

„sexuellen Orientierung“ begangen als im Jahr zuvor. Die 2022 neu eingeführte Kategorie zur Erhebung transfeindlicher Angriffe verzeichnete bis Ende des Jahres bereits 417 Straftaten. Auch das Berliner Monitoring „Trans- und homophobe Gewalt“ dokumentierte 2021 einen Höchstwert LSBTIQ*-feindlicher Straftaten. Die erhobenen Zahlen würden außerdem zeigen, dass transfeindliche Taten häufig besonders gewaltsam sind.

Kerstin Thost, Pressesprecher:in des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD), sieht darin für Betroffene eine

Max Appenroth spricht sich auf einer Demo vor der US-Botschaft gegen die Einschränkung der Rechte von trans* Menschen aus.

„massive Einschränkung der eigenen Freiheit und des Gefühls, sicher zu sein“. Auch Jenny Wilken, Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti), bestätigt: „Wir spüren, dass viele Menschen verunsichert sind und Angst haben, offen trans zu sein.“ In einer Studie der EUGrundrechteagentur (FRA) gab knapp ein Drittel der befragten trans* Personen an, oft oder immer bestimmte öffentliche Plätze und Orte aus Angst vor Übergriffen zu meiden. Eine Sorge, die auch Max Appenroth kennt. In seinem Wohnort könne er sich nicht immer frei bewegen, erzählt der Akvitist. Nicht überall würde er beispielsweise die Hand seines Mannes halten, „aus Selbstschutz, weil negative Reaktionen vorprogrammiert sind“, erklärt Appenroth.

Auf seinen Social-Media-Kanälen geht der Content-Creator dafür umso mehr in die Konfrontation: „Mit jedem transfeindlichen Kommentar werde ich noch ein Stückchen lauter.“ Seine Reichweite auf Instagram nutzt Appenroth etwa, um sich für das Selbstbestimmungsgesetz zur Geschlechtsidentität, diskriminierungsfreie Sprache oder die Zulassung von trans* Personen bei Sportwettkämpfen starkzumachen. „Ich möchte damit für mehr Gerechtigkeit

»Mit jedem transfeindlichen Kommentar werde ich noch ein Stückchen lauter.«

Max Appenroth

sorgen und Wissen über Vielfalt einer breiten Masse zugänglich machen“, erklärt er. Damit versucht er auch die zu erreichen, die nicht direkt betroffen sind von Diskriminierung und Hasskriminalität. Denn, sagt er, „wer sich für die Rechte von queeren und trans* Menschen einsetzt, setzt sich für demokratische Grundrechte ein“.

Damit Akteure wie Appenroth nicht allein dastehen im Kampf gegen die steigende Queerfeindlichkeit, fordern NGOs mehr Unterstützung seitens der Politik. Um die Diskriminierung gegen trans* und queere Menschen abzubauen, hält dgti-Mitarbeiterin Wilken beispielsweise die Anpassung bestehender Gesetze für erforderlich. Unter anderem die Ergänzung des Merkmals „geschlechtliche Identität“ bei der Erfassung von verhetzenden Beleidigungen. „Wirksame Gewaltprävention muss auf guten Studien aufbauen, und die liegen uns aktuell nicht vor“, stellt LSVD-Sprecher:in Thost zudem fest. „Das muss sich ändern, um queer- und transfeindliche Gewalt in der Gesellschaft überhaupt sichtbar zu machen.“ Beide Organisationen fordern außerdem die Schulung von Behörden – wie Polizei oder Justiz – zum kompetenten Umgang mit Straftaten gegenüber queeren Personen.

WAS BEDEUTET …?

trans* Ein Oberbegriff für alle Personen, deren gelebtes Geschlecht bzw. deren gelebte Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen. Das Sternchen dient als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen.

Queer Die Bezeichnung queer dient häufig als Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Als Selbstbezeichnung kann der Begriff die eigene Identität, jenseits von Kategorien wie „Mann“ und „Frau“ oder „heterosexuell“, „lesbisch“ oder „schwul“, beschreiben.

LSBTIQ* Hierbei handelt es sich um ein Akronym für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen. Das Sternchen dient als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen.

Quelle: Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

SENIOR:INNEN AUF HOCHTOUREN

Mit Vollgas durch Hamburg: Die gemeinnützige Organisation

Oll Inklusiv bringt Senior:innen mit der Rikscha an Orte, die sie zu Fuß nicht mehr erreichen können. Unsere Autorin ANNA-LENA

LIMPERT durfte einen Vormittag lang Fahrtwind schnuppern.

Wenn Engel reisen, lacht der Himmel“, scherzt Frau Ott, liebevoll Otti genannt, als sie sich in die knallrot-überdachte Rikscha setzt und den graublauen Himmel über Hamburg begutachtet. Das Wetter, das muss an diesem Mittwochvormittag im Oktober mitspielen. Denn Otti wird vor ihrer Senior:innen-Residenz von Mitra Kassai und Guido empfangen. Mitra ist Gründerin der gemeinnützigen Initiative Oll Inklusiv. Guido organisiert und fährt den Rikscha-Fuhrpark der Organisation, deren Fahrservice zum bundesweiten Verein „Radeln ohne Alter“ gehört. Und heute nehmen unter dem Verdeck seines dreirädrigen Gefährts eben Seniorin Otti und Gründerin Mitra Platz. Die beiden wappnen sich mit einer Decke gegen die frische Hamburger Brise – und die Fahrt beginnt.

Ehrenamtler Guido fährt Senior:innen seit knapp vier Jahren an Hamburger Orte, an die sie ihre Beine nicht mehr selbst tragen. In Ottis Fall in ihre „alte Heimat“, wie sie sagt. Auf den Hamburger Kiez. „Wir fahren Richtung Birgit“, ruft die 91-Jährige, bevor Guido seine Rikscha-Insassinnen die Reeperbahn mit einer Maximalgeschwindigkeit von zehn km/h entlangradelt. Zur Traditionskonditorei Rönnfeld und Inhaberin Birgit Aue nämlich, die seit vielen Jahren zuckriges Gebäck und Brot für ihre Kundschaft auf St. Pauli bäckt. Und eben auch für Otti.

Seniorin Otti wird von Guido und Mitra Kassai von „Oll Inklusiv“ in ihre „alte Heimat“ kutschiert–zu Kaffee und Kuchen auf St. Pauli.

»Die Welt gehört uns allen, den Jungen und den Alten.«
Mitra Kassai

Raus aus der Einsamkeit

„Mit der Rikscha bringen wir immobile Menschen raus in die Gesellschaft, damit sie aktiv am Leben teilhaben können“, erklärt Oll Inklusiv-Gründerin Mitra. Mehr als fünf Jahre schon setzt Mitra sich dafür ein, Senioren und Senioritas – wie sie die Älteren gern nennt – in die Gesellschaft zu integrieren. „Wir gehen mit Oll Inklusiv gezielt gegen Alterseinsamkeit vor“, sagt die gelernte Musikund Kulturmanagerin. Und das scheint dringend nötig. Denn Menschen über 80 haben in Deutschland ein höheres Risiko, in sozialer Isolation zu leben, schreibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Eine ForsaStudie aus dem Jahr 2021 verdeutlicht die Problematik: Mehr als jede:r fünfte Senior:in ab 75 Jahren fühle sich häufig oder zumindest hin und wieder einsam. Diesem Missstand wollen Mitra, Guido und die anderen Ehrenamtlichen von Oll Inklusiv entgegenwirken. Auch auf individueller Ebene: Denn bei einer Rikscha-Fahrt gehe es auch darum, dass jeder einzelne Mensch in der Rikscha gesehen wird. Von Passant:innen, die den „Senioren und Senioritas ein Lächeln schenken“, sagt Mitra. „Das ist wie auf einer kleinen Bühne“ für die, die sonst häufig unsichtbar blieben, teilweise sogar vergessen würden.

„Stark!“, ruft Otti, als ihre rollende Bühne in die Straße einfährt, in der sie früher gewohnt hat. Sie erzählt aufgeweckt über die schillernde Ham-

burger Kiez-Szenerie, was gleichgeblieben ist, was sich verändert hat. Und dann ist Zeit für Kuchen. „Links müssen wir rein“, weist Otti an, und Guido folgt ihrem Wunsch, parkt die Rikscha vor Birgits Tür. Es wird Kirschkuchen vom Blech serviert. „Gute Ware hält sich“, scherzt die 91-jährige Seniorin, als sie nach ihrem Alter gefragt wird. Mithilfe ihres Rollators könne sie immerhin noch kurze Strecken laufen. Um mal was anderes zu sehen, dafür nehme Otti den Rikscha-Service von Oll Inklusiv gerne in Anspruch.

Nachdem die letzten Krümel des Kirschkuchens gegessen und Birgit herzlich verabschiedet wurde, rollt die Rikscha samt Passagieren zurück. Denn später am Tag wird Mitra mit Otti und den anderen Senior:innen der Pflegeeinrichtung Bingo spielen. Das Angebot von Oll Inklusiv geht allerdings über solche Klassiker hinaus: Die gemeinnützige Initiative lädt zu Aktivitäten ein, bei denen „ältere Menschen sich auch einfach mal auslassen können“, erklärt Mitra. Da gibt es zum Beispiel die sogenannte Halbpension, bei der die Ehrenamtler:innen Nachmittage in Hamburger Clubs mit DJ, Tanz und kühlen Getränken organisieren. „Man merkt einfach, wie die Menschen über das Tanzen noch mal ein Lebensgefühl spüren“, sagt Mitra mit einem Lächeln auf den Lippen. Und dieses Lächeln teilt auch Guido, als er nach der Fahrt darüber spricht, was ihm sein bewegtes Ehrenamt zurückgibt. „Es geht nicht unbedingt darum, alle zu erreichen, sondern Einzelnen schöne Momente zu bescheren“, sagt Guido. Durch die Fahrten mit der Rikscha habe der hauptberufliche Musiker viele Situationen erlebt, die ihm „sehr ans Herz gingen“, zum Beispiel dann, wenn er Menschen ermöglichen konnte, ihre Stadt neu zu entdecken, altbekannte Orte noch einmal zu erleben.

Der Bingo-Nachmittag ruft: Nach einem Abstecher auf die Große Freiheit geht es mit der Rikscha zurück in Ottis Senior:innenResidenz.

„Bei uns ist übrigens jeder willkommen“, ergänzt Mitra zum Abschluss, bevor sie mit Otti die Rikscha verlässt und Richtung Bingo-Trommel steuert, „denn die Welt gehört uns allen, den Jungen und den Alten.“

SPENDENRADAR

Wie facettenreich gesellschaftliches

Engagement ist und wo man aktiv unterstützen kann, zeigt unsere Porträtreihe auf den folgenden Seiten.

Aufklärung rettet Leben – helfen Sie mit!

Genet hat das Leben eines Mädchens gerettet. Und auch Sie können junge Menschen in Ostafrika unterstützen!

Der Zugang zu Sexualaufklärung, Verhütung und Gesundheitsleistungen ist in vielen Teilen der Welt keine Selbstverständlichkeit. In vier Ländern Afrikas bildet die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) daher Jugendberater:innen wie Genet Habib aus, die junge Menschen rund um Sexualität

und Verhütung informieren. Die 19-jährige Jugendberaterin setzt sich in ihrer Gemeinde in Äthiopien zudem gegen Teenagerschwangerschaften, Frühverheiratungen, schädliche traditionelle Praktiken und geschlechtsspezifische Gewalt ein. Genet hat gelernt, wie viel Gutes sie im Leben anderer durch ihre Aufklärungsarbeit bewirken kann. Sie erinnert sich an den besonders dramatischen Fall eines verzweifelten Mädchens, das zu ihr kam: Die 16-Jährige war ungewollt schwanger, hatte Zukunftsängste und sogar Selbstmordgedanken. Genet hörte ihr zu und versorgte sie mit allen notwendigen Informationen, damit das Mädchen wieder Hoffnung schöpfen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen konnte. „So habe ich ihr Leben zum Besseren gewendet, als sie es am dringendsten brauchte“, freut sich die DSW-Jugendberaterin.

Mit nur 80 Euro können wir eine:n Jugendberater:in ausbilden, bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende!

Hier können Sie was tun: DEUTSCHE STIFTUNG WELTBEVÖLKERUNG (DSW) STARKE JUGEND – STARKE ZUKUNFT! Spendenkonto: DE56 2504 0066 0383 8380 00 Verwendungszweck: Was tun!

Einfach den QR-Code mit Ihrer Banking-App scannen, schon sind alle relevanten Daten eingetragen. Sie müssen nur noch den gewünschten Betrag ergänzen. www.dsw.org

IMPRESSUM Herausgeber: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Helmut-Schmidt-Haus, Speersort 1, 20095 Hamburg Geschäftsführung: Dr. Rainer Esser Chief Sales Officer ZEIT Verlagsgruppe:: Lars Niemann Head of NPO: Felix Tiedemann Senior Media Consultant NPO: Duda Zeco Produktmanagement: Elisabeth Becker Produktion: Studio ZX GmbH – ein Unternehmen des Zeitverlags, Helmut-Schmidt-Haus, Speersort 1, 20095 Hamburg Geschäftsführung: Iliane Weiß, Dr. Mark Schiffhauer Projektleitung: Chiara Schenk Redaktionelle Leitung: Anna-Lena Limpert Autor:innen: Anna-Lena Limpert, Felix Jung, Chiara Schenk, Michelle Maier, Bettina Brakelmann (frei), Philipp Nagels (frei) Illustration: Anna Parini Schlussredaktion: Egbert Scheunemann Grafik: Jörg Maaßen, Jessica Sturm

Bildredaktion: Katrin Dugaro Carrena, Tobias Laukemper (frei), Maja Metz (frei) Herstellung: Tim Paulsen

Druckerei: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh

Foto: © Brian
Oteino / DSW
Illustration: Anna
Parini

Starke Kinder – starke Zukunft

In Deutschland wächst mehr als jedes fünfte Kind in Armut auf. Das Deutsche Kinderhilfswerk unterstützt.

Fast drei Millionen Kinder in Deutschland sind von Armut betroffen. Nachhilfe, warme Winterkleidung, Freizeitaktivi-

Hier können Sie was tun:

GEMEINSCHAFTSSTIFTUNG

TERRE DES HOMMES

Ansprechpartner:

Simon Forman

Tel.: (0541) 71 01-200

E-Mail: s.forman@tdh.de

Bank für Sozialwirtschaft Gemeinschaftsstiftung terre des hommes

IBAN: DE54 2512 0510 0007 4997 00

BIC: BFSW DE 33 HAN

Kontakt aufnehmen über www.tdh-stiftung.de

täten oder gar eine tägliche warme Mahlzeit – all das ist für sie nicht selbstverständlich. Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich für eine kindgerechte Gesellschaft ein, damit alle Kinder eine Chance haben, der Armutsspirale zu entkommen: Durch politische Lobbyarbeit für langfristige Lösungen, der bundesweiten Förderung von Kinder- und Jugendprojekten sowie der schnellen Einzelfallhilfe durch den Kindernothilfefonds.

Hier können Sie etwas gegen Kinderarmut in Deutschland tun:

DEUTSCHES KINDERHILFSWERK E.V. Tel.: (030) 308693 0 E-Mail: dkhw@dkhw.de

Spenden über: www.dkhw.de/was-tun oder DE27 3702 0500 0003 3311 11 (Stichwort: WASTUN?!)

Mehr Infos unter: www.dkhw.de

Eine Chance für Kinder in Not

Mit 383 Projekten weltweit setzt sich terre des hommes e.V. für ein selbstbestimmtes Leben von Kindern ein.

Seit mehr als 50 Jahren finanziert terre des hommes Projekte auf der ganzen Welt, um Kindern in Not eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Besonders in jenen Regionen, die medial keine große Aufmerksamkeit erhalten. terre des hommes verfügt dafür über mehrere Stiftungsfonds.

Lassen Sie die Chance auf Heilung weiterleben

Ihre Unterstützung als Spende, Erbe oder Vermächtnis ermöglicht Leukämieerkrankten künftig noch mehr Heilungschancen.

Startenor José Carreras gründete aus Dankbarkeit über seine eigene Heilung die Deutsche José Carreras LeukämieStiftung, nachdem er 1987 selbst schwer

an Leukämie erkrankte. Seitdem motiviert er andere mit seiner Vision: „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“ Im Kampf gegen Leukämie und verwandten bösartigen Blut- und Knochenmarkserkrankungen. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung fördert wissenschaftliche Forschung, den Bau von Labor- und Behandlungseinrichtungen sowie Wissenschaftler:innen mit Stipendienprogrammen.

Zum Beispiel „Sauberes Wasser – ein Kinderrecht!“: Mit dem Fonds werden Projekte unterstützt, die Kindern und ihren Familien Zugang zu ausreichend sauberem Wasser ermöglichen. Eine Ressource, die in vielen Regionen des globalen Südens angesichts der Klimakrise immer knapper wird.

Hier können Sie was tun: DEUTSCHE JOSÉ CARRERAS LEUKÄMIE-STIFTUNG

„Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem“

Tel.: (089) 272 90 40

E-Mail: info@carreras-stiftung.de

Spenden über

IBAN: DE96 7008 0000 0319 9666 01

Schalten Sie ein: 29. José Carreras Gala, Donnerstag, 14. Dezember 2023, 20.15 Uhr beim MDR, Live aus Leipzig www.carreras-stiftung.de

Foto: © Patricia Brenninkmeyer

Eine Chance für Journalist:innen in Gefahr

Reporter ohne Grenzen (RSF) stärkt bedrohte Medienschaffende mit einem Stipendienaufenthalt in Berlin.

Bürgerkrieg, feuernde Drohnen, unvorstellbares Elend: Diese Bilder bestimmen die Berichterstattung über den Krieg im Jemen. Doch welche langfristigen Folgen hat die Gewalt für die Kultur des Landes? Was wird aus jahrhundertealten Traditionen wie dem Kaffeeanbau? Diese Fragen bewegen die jemenitische Filmemacherin

Yousra Ishaq, die in Berlin derzeit an einer Dokumentation über die Auswirkungen des Krieges auf das Leben jemenitischer Kaffeebäuerinnen arbeitet. Ermöglicht wird ihre Recherche durch ein Stipendium von Reporter ohne Grenzen (RSF). Die Medienorganisation unterstützt seit 2015 gefährdete Journalist:innen weltweit mit Stipendien. Während eines bis zu sechsmonatigen Aufenthaltes in Berlin können sich Medienschaffende for tbilden und vernetzen, Recherchen vertiefen und neue Kraft für die herausfordernde Arbeit in Ländern mit stark eingeschränkter Pressefreiheit sammeln. Auch rechtliche Beratung und Trainings zum Schutz vor digitaler Überwachung werden angeboten. Unterstützen Sie die Arbeit von RSF mit

einer Spende und ermöglichen Sie so die Arbeit von mutigen Medienschaffenden wie Yousra Ishaq!

Hier können Sie was tun:

REPORTER OHNE GRENZEN

Unterstützen Sie dieses und andere Projekte mit einer Spende, Mitgliedschaft oder Zustiftung.

E-Mail: service@reporter-ohne-grenzen.de Tel.: (030) 60 98 95 33 43

Spendenkonto Berliner Volksbank

IBAN DE26 1009 0000 5667 7770 80 BIC BEVODEBB Kontakt aufnehmen über www.reporter-ohne-grenzen.de

Das zweite Zuhause für schwerbehinderte Kinder

„Obwohl wir Unterstützung bei der Pflege erhielten, war ein normales Familienleben nicht mehr möglich.“

Für viele Kinder mit schweren Behinderungen sind die engsten Bezugspersonen nicht nur die Eltern, sondern ebenso das Pflegepersonal. Doch die

Finanzierung ihrer Arbeitsplätze ist nicht vollständig abgesichert, obwohl sie für die Versorgung mehrerer Kinder verantwortlich sind – und das 24 Stunden am Tag.

Einrichtungen wie die Kindergr uppe Wildermuthhaus (KiWi) geben schwerbehinderten Kindern die Pflege und Zuwendung, die sie brauchen. Denn für viele Familien ist die Betreuung ihres behinderten Kindes nicht mehr leistbar. „Wir konnten die Vollzeitpflege als Familie nicht mehr allein stemmen. Trotzdem wollen wir viel Zeit mit Julius verbringen“, erzählt Gabriele Noack.

Ihr Sohn Julius lebt seit vier Jahren in der KiWi und wird dort so betreut, wie er es aufgrund seiner Schwerstmehrfachbehinderung braucht. Obwohl sich Julius nicht verbal verständigen kann, lernt er von den Fachkräften der Diakonie, sich mithilfe von Karten mitzuteilen.

Von insgesamt elf notwendigen PflegeStellen sind in der KiWi nur neun finanziell abgedeckt. Mit Ihrer Spende können Sie die professionelle Pflege von Kindern wie Julius dauerhaft absichern.

Hier können Sie was tun: DIAKONIE STETTEN E. V.

71386 Kernen

Herr Uwe Rudorfer

Tel.: (07151) 940-2144

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft AG

IBAN DE51 3702 0500 0004 7074 00 Verwendungszweck: KiWi – Kindergruppe www.stetten-helfen.de

Hier können Sie was tun:

ANKERLAND E. V. – HILFE FÜR

TRAUMATISIERTE KINDER

Löwenstraße 60, 20251 Hamburg

Tel.: (040) 39 90 36 80

E-Mail: spenden@ankerland.de

Spendenkonto (Stichwort „Zukunft“)

Bank für Sozialwirtschaft AG

IBAN: DE44 2512 0510 0001 4917 00

www.ankerland.de

Es

reicht! Es gibt

Damit aus traumatisierten Kindern wieder Kinder mit Träumen werden

Unfälle, Gewalt oder Missbrauch können jedes Kind treffen.

Grün/Monday in May

© Lina

Hilfe bietet das Ankerland TraumaTherapiezentrum mit einem innovativen Therapiekonzept. Ankerland ist damit ein Leuchtturmprojekt für das gesamte

genug für alle.

Viele Millionen Kinder weltweit leiden Hunger. World Vision trotzt dieser nie dagewesenen Krise.

Ein Bruder trägt den anderen zur Schule, damit beide dort die einzige Mahlzeit des Tages erhalten: Genau wie Blue und Sun-

Hier können Sie was tun: DEUTSCHE AIDS-STIFTUNG

Tel.: (0228) 60 46 931

E-Mail: info@aids-stiftung.de Spenden über: www.aids-stiftung.de/spenden oder

IBAN: DE85 3705 0198 0008 0040 04

Schalten Sie ein: 27. Festliche Operngala, Samstag, 2. Dezember 2023, 22:10 Uhr auf 3sat www.aids-stiftung.de

day leiden viele Kinder weltweit an den Folgen der Lebensmittelknappheit durch Kriege und die Folgen der Klimakrise. Mit einer persönlichen Patenschaft oder einer Spende können Sie helfen, diese Kinder zu ernähren und ihnen die Chance geben, gesund aufzuwachsen. World Vision setzt neben der Bereitstellung von Grundlagen wie sauberem Wasser oder einer vitaminreichen Nahrung auf Hilfe zur Selbsthilfe für die Familien der Kinder.

Bundesgebiet. Ein sicherer Ort für verletzte Kinderseelen. Derzeit kommen circa 50 schwerst traumatisierte Patient:innen im Alter von zwei bis 22 Jahren wöchentlich für mehrere Stunden zur Therapie, die auch ihr soziales Umfeld integriert. Manchmal dauert es Jahre, bis sie erstmals wieder auf festem Boden ankommen. Dr. med. Andreas Krüger leitet das Team aus gesprächsorientierten Therapeut:innen sowie Körper- und Kreativ-Therapeut:innen.

Jetzt helfen:

WORLD VISION DEUTSCHLAND E. V.

Tel.: (0800) 0 10 20 22

E-Mail: info@worldvision.de Stichwort: Es reicht.

Spenden unter: www.worldvision.de/es-reicht oder

World Vision Deutschland e. V. IBAN: DE72 3706 0193 4010 5000 07 Mehr Infos unter: www.worldvision.de

Aufklärung & Hilfe für HIV-Positive

HIV und Aids sind noch nicht heilbar. Die Deutsche AIDSStiftung steht weiter an der Seite von Menschen mit HIV!

Kennen Sie alle Arten, wie HIV übertragen werden kann? Den eigenen Status sowie Infektionswege zu kennen, gibt Sicherheit und schützt HIV-positive Menschen vor

Diskriminierung. Deshalb engagieren wir uns für Information und Aufklärung. Weltweit. Denn viele Menschen und Familien mit HIV benötigen unsere Hilfe – sowohl in Deutschland als auch in HIV-Brennpunkten im Süden Afrikas. Wir sorgen dafür, dass ältere HIV-Positive ohne Diskriminierung leben können und dass Kinder und Jugendliche trotz Infektion selbstbewusst und gut ausgebildet aufwachsen. Gemeinsam für eine Zukunft ohne Stigma.

PUBLIKATIONEN

Bestellen Sie kostenfrei ausführliche Informationen zu einer der hier vorgestellten Organisationen. Die gewünschte Publikation wird Ihnen nach Hause geschickt und Sie können sich in Ruhe informieren.

terre des hommes e.V.

Ihr Vermächtnis gibt Kindern eine Chance fürs Leben

Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung

Eine Orientierungshilfe zum Thema Vorsorge, Nachlass und sinnerfülltes Vererben

Deutsches Kinderhilfswerk

Wie Sie mit dem Testament Kinder in Deutschland unterstützen können

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WIE ERLEBE ICH EIN

HELPER’S HIGH?

Mit ehrenamtlichem Engagement tun wir nicht nur anderen Menschen etwas Gutes. Warum das so ist, erklärt Psychologie-Professorin Judith Mangelsdorf.

PROF. DR. JUDITH MANGELSDORF …

… ist Co-Gründerin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie und leitet einen Masterstudiengang in diesem Bereich. Mit Hochgefühlen der Begeisterung kennt Sie sich aus.

Eine gute Stunde joggen – und plötzlich werden die Beine leichter, die Schmerzen weniger. Es fühlt sich an, als könne man ewig weiterlaufen. Euphorie. Dieses Phänomen ist unter Läufer:innen als „Runner’s High“ bekannt und kann sich bei intensivem Training einstellen. Weniger bekannt ist ein ähnlich rauschartiger Zustand, den wir auch ohne Seitenstiche und Schweißband erreichen können: das sogenannte „Helper’s High“.

„Das ist ein gut erforschtes Phänomen“, sagt Judith Mangelsdorf, Professorin für Positive Psychologie an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport. „Ein Hochgefühl der Begeisterung, der gesteigerten Energie und positiven Emotionalität.“ Das Helper’s High kann entstehen, wenn man anderen geholfen

hat. Auf das emotionale Hoch folgt eine zweite Phase, ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit. „Das Gehirn schüttet dann Hormone wie Oxytocin aus, die unter anderem den Stresshormonspiegel senken“, erläutert Mangelsdorf.

Jedoch wird nicht jeder Akt des Helfens neurobiologisch belohnt. Drei Faktoren beeinflussen, wie wahrscheinlich und intensiv ein Helper’s High ist. Der wichtigste ist die Autonomie des Helfens. Wer sich aktiv entschließt zu helfen und sich nicht dazu gezwungen fühlt, hat eine bessere Chance auf das Hochgefühl. Gesteigert wird es, so Professorin Mangelsdorf, „wenn ich die positiven Auswirkungen und den Dank der Empfänger:innen

»Es macht uns glücklicher, daran zu arbeiten, andere glücklich zu machen, als zu versuchen, uns selbst glücklich zu machen.«

Mangelsdorf

direkt erlebe.“ Eine Geldspende per App löst weniger Emotionen aus als einer Freundin beim Umzug zu helfen. Der dritte Faktor ist Verantwortung. Wer vor allem hilft, weil man die missliche Situation einer anderen Person herbeigeführt hat, wird das Helper’s High eher nicht erleben.

Helfen hilft nicht nur den Hilfe Empfangenden – das gilt auch und insbesondere langfristig. „Wir wissen, dass ehrenamtliches Engagement sehr viele positive Auswirkungen auf die Helfenden hat“, sagt Mangelsdorf. Dazu zählen Vorteile für die psychische und physische Gesundheit, eine höhere Lebenszufriedenheit und das Erleben von Sinnhaftigkeit. Eine Studie der University of California hat gezeigt, dass das Ausüben von Ehrenämtern sogar die Sterblichkeit senken kann.

Grundlage für diese positiven Effekte des Helfens ist eine evolutionspsychologische Veranlagung des Menschen: Soziales Verhalten hat über Jahrtausende unser Überleben gesichert. Füreinander da zu sein ist auch heute noch von großem Wert, individuell und gesellschaftlich. „Es macht uns glücklicher, daran zu arbeiten, andere glücklich zu machen“, sagt Mangelsdorf, „als zu versuchen, uns selbst glücklich zu machen.“

Glück erreichen zu können, indem man direkt danach strebt, das ist laut der Positiven Psychologie ein großes Missverständnis. Glück ist danach kein Selbstzweck, sondern das Nebenprodukt eines guten, erfüllten Lebens. Eines, in dem man versucht, einen Beitrag zu leisten und etwas zu bewegen in der Welt. Auch hier gilt die Parallele zum Laufen: Das High stellt sich auf dem Weg ein – nicht bei Durchquerung des Ziels.

© Jammin; Illustration: Anna Parini

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