ZEITmagazin München

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An diesem Samstag beginnt das Oktoberfest. Die Welt schaut auf München – doch was genau sieht sie da? Wenn Sie uns fragen: eine der schönsten Städte, die auch noch verblüffende Ähnlichkeiten mit Los Angeles aufweist, wie der Fotograf Paul Hiller auf den Titelseiten und ab Seite 16 zeigt und unser Redakteur Alard von Kittlitz beschreibt. Außerdem: Einwohner, die auf fast schon kuriose Weise aufs Essen und Trinken fixiert sind, wie Sascha Chaimowicz berichtet (Seite 32). Und: Kellnerinnen und Kellner, die 14 Maß Bier auf einmal tragen können, wie sie unseren Interviewern Nele

Sophie Karsten und Martin Hogger ab Seite 36 erzählen. Falls Sie diesbezüglich eigene Ambitionen haben, machen Sie es wie Marius Bogesch: »Sechs ordne ich mit den Henkeln nach innen wie ein Gänseblümchen. Durch vier Henkel fahre ich mit der Hand hindurch, zwei greife ich mit den Daumen. Das braucht Kraft in den Fingern. Oben auf die Henkel passt dann jeweils noch eine Maß.« Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser Ausgabe, und allen Oktoberfestbesuchern eine friedliche Wiesn. Ihre ZEITmagazin-Redaktion

Außerdem im Heft:

46 Jetzt ist Ruhe Wie es ist, mit der Abnehmspritze Ozempic 20 Kilo zu verlieren

56 »Wir haben Wurst und Eis!« Mitgehört beim Tag der offenen Tür im Deutschen Bundestag

58 Streetstyle im Alter 15 Menschen zwischen 69 und 86 Jahren erzählen, wie sie sich kleiden

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Als ich jünger war, bin ich manchmal im Berliner Teufelssee geschwommen, schon in den Siebzigerjahren. Der Teufelssee liegt am Rand Charlottenburgs, im Wald, die meisten badeten dort schon vor Jahrzehnten nackt. Aber das mit den Badehosen konnten alle halten, wie sie wollten. Diese Art von Anarchie gab es damals nicht in den kleinen Städten, aus denen Leute wie ich kamen. Der Teufelssee war eines der Symbole für die Freiheit vom Spießertum, nach der wir suchten.

Nun wohnen wir dort in der Nähe, und ich gehe hin und wieder mit meinem kleinen Sohn hin, wir tragen Badehosen. Mein Sohn zieht sich, altersgemäß, nicht gern vor Fremden aus. Nach längerer Pause waren wir in diesem Spätsommer wieder einmal dort. Auf den ersten Blick sah alles aus wie gewohnt, es war sehr voll, wie immer, wenn es heiß ist. Mir fiel nur auf, dass mehr Leute als üblich Badekleidung trugen, ein Drittel, schätze ich. Ansonsten war es die übliche Mischung aus Eltern mit Kindern, Studenten, schwulen oder lesbischen Paaren und topfitten, ganzkörpergebräunten Eightysomethings.

Als wir Richtung Wasser gingen, sah ich einen Mann, Ende zwanzig vielleicht, der nackt am Ufer stand. Sein Penis war erigiert, er schaute sich die Frauen an. Während sie langsam durch das seichte Wasser am Ufer wateten, waren sie nun mal am besten von Nahem in der Totale zu sehen, das leuchtete ein. Der stehende Mann war umringt von mehrheitlich nackten Leuten, die auf ihren Decken dicht an dicht am Ufer saßen oder lagen, einige mit Kindern. Er masturbierte nicht, sondern schaute nur.

Alle bemühten sich, diesen Mann nicht zur Kenntnis zu nehmen. Alle schauten anderswohin. Er war wie Luft für die anderen Leute. Das wunderte mich. Normalerweise lief so etwas in Berlin immer anders ab. Normal wäre gewesen, dass eine drahtige, tätowierte Frau mit lila Haaren zu diesem Mann geht und ihn ungefähr so anspricht: »Hast du den Arsch offen, du Vollidiot? Zieh sofort Leine, Spanner, oder ich schneid dir den Schwanz ab.« So werden vergleichbare Situationen in Berlin in der Regel geklärt, mit kraftvollen Ansagen, die wenig Raum für Interpretationen lassen.

Wir gingen ins Wasser. Nach meinem Eindruck hatte mein Sohn diesen Mann tatsächlich nicht bemerkt, vielleicht deshalb, weil er aufgeregt war. Er hatte vor, sich an meiner Seite zum ersten Mal ziemlich weit ins tiefe Wasser zu wagen, es gibt dort eine schwimmende Plattform. Das schafften wir nur zur Hälfte. Als wir nach einer Weile wieder an Land kamen, bot sich ein leicht verändertes Bild. Fast alle Frauen am Ufer hatten sich etwas angezogen, entweder einen Badeanzug oder ein T­Shirt, auch ihre Begleiter trugen jetzt meist Badehose. Der Mann und sein Penis aber standen immer noch da, bis beide nach ein paar Minuten ihren Platz räumten, vermutlich weil er unattraktiv geworden war. Der Mann war bärtig und sah »südländisch« aus, wie es in den Zeitungen immer heißt. Als wir gingen, sah ich, dass er nicht allein war, es gab vielleicht acht oder zehn wie ihn, die nackt auf der Wiese spazierten, manche waren allein, andere zu zweit. Unter den Hunderten, die auf der Wiese lagerten, fielen sie nicht auf den ersten Blick auf. Sie traten nicht aggressiv auf, sie verhielten sich wie Besucher im Zoo, manche wechselten Kommentare. Niemand protestierte. Die Leute zogen sich unter diesen Blicken aber nach und nach an, inzwischen waren es nur noch wenige Nackte. Wie Adam und Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies, dachte ich. Genesis, 3. Sie erkannten, dass sie nackt waren.

Über das Ende der Freiheit an einem Berliner Badesee

Illustration Martin Fengel

Zu hören unter zeit.de/vorgelesen

Spaghetti mit den letzten Tomaten und frischen Kräutern

Zutaten für 2 Personen: 230 g Tomaten (reif und saftig), 1 EL getrockneter Oregano, Salz, 2 Salbeiblättchen, 1 Zweig Rosmarin, ein paar Blättchen Basilikum, 1 Zweig Petersilie, 180 g Spaghetti, 6 EL Olivenöl, 1 Knoblauchzehe, 1 kleine Chilischote (Kerne entfernt)

bitte keine Loblieder auf den Herbst, da gibt es nichts zu beschönigen. Jeden Tag wird uns etwas mehr Licht weggenommen. Aber eine Sache ist doch gut an der regnerischen Jahreszeit: Die Tomaten schmecken noch ein paar kurze Wochen lang köstlich. Sie sind ein kleines Abschiedsgeschenk des Sommers.

Das Rezept stammt aus einem Kochbuch des längst verstorbenen italienischen Filmstars Ugo Tognazzi. Er hat in Das große Fressen mitgespielt, einem Film, an den man nicht unbedingt denken will, wenn man sich gerade ans Kochen macht. Tognazzi galt wohl als

Von Elisabeth Raether

sehr guter Koch, und dieses Rezept ist genau richtig für reife Tomaten.

Die Tomaten, sind sie klein, halbieren; sind sie groß, sollte man sie erst schälen (ein Kreuz einschneiden, mit heißem Wasser übergießen, kurz stehen lassen, dann Haut abziehen), dann in Würfel schneiden. In ein Sieb geben, Oregano darüberstreuen, salzen. Ungefähr 15 Minuten lang stehen lassen. Dann das entstandene Wasser vorsichtig durch das Sieb drücken.

Das aktuelle ZEITmagazin WOCHENMARKT ist am Kiosk oder als Abo unter zeit.de/wm-kochen erhältlich

Salbei, Rosmarin, Basilikum und Petersilie sehr fein hacken. Beiseitestellen. Einen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen, Spaghetti darin al dente kochen. Olivenöl in einen kleinen Topf geben, die geschälte Knoblauchzehe und die Chilischote hinzugeben, das Öl richtig erhitzen.

Die Spaghetti, sobald sie gar sind, abgießen und in eine Schüssel geben. Mit den Kräutern bestreuen, Tomaten hinzufügen und dann das Ganze mit dem heißen Öl übergießen. Gut vermischen und sofort servieren. Käse ist in diesem Gericht verboten. Steht so in dem Kochbuch. Ich mache die Regeln nicht.

Foto Silvio Knezevic

vergangene Woche haben in New York die MTV Video Music Awards stattgefunden, und wie immer bei diesen Musikpreisen zogen wieder alle über die Garderobe der dort versammelten Popstars her. Wie sehen die denn aus?! Katy Perry trug ein BH-Rock-Ensemble aus einem Material, das an einen geschredderten Waschlappen erinnerte (»Sieht aus wie eine Meerjungfrau, die sich von einer Möwe hat beraten lassen«, lautete ein InstagramKommentar). Chappell Roan erschien mit einem Schwert, bei Lenny Kravitz baumelte eine Lederkrawatte vor der nackten Brust.

Den umstrittensten Look von allen trug die Sängerin

Addison Rae: weiße Satinunterhose, dazu ein seltsam deformiertes Oberteil, das Raes Brüste wie schmelzende Eiskugeln aussehen ließ (Internet: »Das gruseligste Teil aller Zeiten«). Ja, warum diese Stilverirrung? Für einen Popstar dürfte es doch nicht so schwer sein, sich eine Armani-Robe zu besorgen?

Also: Das mit der Verirrung gehört so. Popstars wollen so aussehen, als hätten sie sich verirrt, von einem anderen Stern auf den Planeten Erde, dessen bürgerliche Konventionen für sie somit nicht gelten. Diese Lust an der Inszenierung als

LIEBE LEUTE

Wie sieht die denn aus?
Von einem anderen Stern? Popstar Addison Rae bei den MTV Video Music Awards

freies Fabelwesen hat der Pop vor allem David Bowie zu verdanken, der in seinen riesigen Pluderhosen berühmt-deppert aussah (Frank Sinatra, auch die Rolling Stones trugen damals noch Anzüge).

Im Pop zählen die Kriterien schön oder hässlich seither nicht. Wo eine Schauspielerin eine wandelbare Hülle sein muss, erschafft der Popstar eine Kunstfigur, die nur mitreißt, wenn sie schillernd aus der Menge hervorragt. Dafür übernimmt der Popstar stellvertretend für uns Sünden, die wir uns nie erlauben könnten: Er berauscht sich an Drogen, überwindet seine Schüchternheit, lebt dieses grauenvoll extreme Leben. Und er trägt für uns bizarre Outfits, die zugleich auch eine Schutzfunktion haben: Allein auf einer Stadionbühne vor Tausenden Menschen lenken ein deformierter BH oder eine schrille Sonnenbrille von der verletzlichen Person darunter ab. Nur so hält man dieses Gezerre an einem aus, denn nur so bleibt man nicht greifbar. Und nur so haben wir Büroarbeiterinnen etwas, das unseren öden Alltag vergleichsweise angenehm erscheinen lässt. Angenehm gewöhnlich. Gott sei Dank muss ich nicht in so einem BH herumlaufen.

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InnovativeFeatures, kräftigeFarben, charakteristisches Design.

UnsereMission istes, die besten OutdoorProduktezuentwickeln und einzigartige Abenteuer anzubieten.Seit 1929 in vier Generationen mit Fokusauf Qualität,Funktion,Design und Nachhaltigkeit gefertigt.

Tyler Mitchell

arthur jafa ist ein Künstler, dem ich mich immer schon sehr verbunden fühlte. Als Student in New York hörte ich dann eine Vorlesung von ihm, die mich umgehauen hat. Später lernte ich ihn persönlich kennen, und wir wurden Freunde. Dieses Porträt habe ich in meinem Studio gemacht. AJ sieht hier wirklich aus wie er selbst. Und er ist ziemlich audiophil, der Lautsprecher hinter ihm, den mein Freund Devon Turnbull gebaut hat, passt also sehr gut zu ihm.

Tyler Mitchell, 29, ist einer der wichtigsten Kunst- und Modefotografen seiner Generation und lebt in New York. In dieser Kolumne zeigt er uns jede Woche seinen Blick auf die USA und die Popkultur

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Die östlichste Stadt Kaliforniens

Von ALARD VON KITTLITZ

Wenn Berlin das New York

Deutschlands ist, dann ist München das deutsche Los Angeles. An dem Vergleich ist mehr dran, als man zunächst denkt

Fotos PAUL HILLER

Man muss sich gleich eingangs erklären, sofort ganz klar sagen, dass der fabelhaft verstiegene Gedanke, München sei das Los Angeles von Deutschland, selbstverständlich kein münchnerischer ist, dass es eine schlimme Unterstellung wäre, ihn den Bewohnern der Stadt anzudichten. Kein Münchner sagt so was ernstlich und nachweislich nur ein einziger Bayer, auf den wir auch noch kommen werden. Die nördlichste Stadt Italiens – ja, das behauptet und glaubt man in München ganz gern, auch nicht nur im Scherz oder wegen der italienisierenden Architektur, es geht dann auch darum, noch mal klarzustellen, dass man eben keine wirklich deutsche Stadt sei, mit dieser nebligen, nördlichen, letztlich zwielichtigen Restrepublik und deren renitentem Protestantentum also nie so recht warm zu werden verstand und sich dem lichten, päpstlichen und lebenskultivierteren Süden weitaus verwandter fühlt.

Auch in diesem genuin münchnerischen Spruch aber vergleicht sich die Stadt doch mit keiner anderen. In seinem wahren Selbstverständnis ist München letztlich nur es selbst, sui generis, einzigartig, um nicht zu sagen: unvergleichlich. Und Los Angeles – bitte, wer ist das schon. Krethi und Plethi. Ein Moloch am Pazifik, ein endloser, sonnengebackener sprawl beinahe am anderen Ende der Welt, erst 1781 gegründet, dahergelaufene 600 Jahre später als das selige, gemütliche, ewig sich treu bleibende München. Wenn überhaupt ist Los Angeles das München der USA. Das hört man dort aber auch nie und von niemandem. Und letztlich: Was helfen solche Vergleiche überhaupt? Island ist das Madagaskar Europas, der Flammkuchen die Pizza des Elsass, der kleine Zeh ist das Ohr des Fußes. Okay, alles klar. Wir haben hier erst mal einen Verdacht, woher der Vergleich zwischen München und Los Angeles überhaupt stammen könnte. Wir können es nicht beweisen, aber: Wenn wir durch diesen Soupçon etabliert haben,

dass München mit dem albernen Parallelen-Sehen wirklich nie angefangen hat, dann können wir die Parallelen doch einmal ganz unschuldig, äh, sehen, um herauszufinden, ob an ihnen nicht vielleicht doch etwas dran ist, und, das ist natürlich die eigentliche Idee hier, in dieser Weise neu und anders und liebevoll auf die herrliche Stadt an der Isar blicken. Schuld also tragen, glauben wir, und das wird den Münchnern gefallen, die beknackten Berliner, die manisch-depressiven Hauptstädter, die irgendwann, vermutlich in den Wowereit-Jahren, als man aus der minderwertigkeitskomplexbeladenen Kleingartenkolonieverklemmtheit übergangslos

Sommers wirkt
München glasklar, heller als jede andere deutsche Stadt

in haltlosen Größenwahn kippte, weil ein paar Kanadier und Amerikaner in Mitte und Neukölln gesichtet worden waren also, in dieser Zeit irgendwann fingen ein paar Berliner an, ihre eigene Stadt mit New York zu vergleichen. Weltstadt! Kulturstadt! Trendstadt! Warum dann also nicht gleich: New York! Und wenn Berlin das New York von Deutschland war – musste, könnte München vielleicht das Los Angeles der BRD sein. »Berlin«, das erklärte auch der eine eingangs erwähnte Bayer, der sich zu solcherlei Vergleichen hinreißen ließ, ein gewisser Markus Söder, »ist ein wenig wie New York, laut und hektisch. Und München ein bisschen wie Kalifornien; besseres

Wetter, schönere Leute und eine schönere Lebensatmosphäre.« (Hervorhebung durch die Redaktion.) Vom Herrn Söder ist aber bekannt, dass er überhaupt den ganzen Rest der Welt für so eine Art Miniaturversion von Bayern hält. Wir machen mal mit. Wir fangen an. Ganz einfach und furchtbar oberflächlich. Wie wäre es also, Verzeihung, mit der Tatsache, dass keine deutsche Stadt eine auch nur ansatzweise so lebendige Surferszene hat wie München? Los Angeles (County) hat Malibu, München hat den Eisbach und die E2 an der Dianabadschwelle, gerade wurde eine gewaltige Surfanlage in Hallbergmoos eröffnet, es gibt Bedarf. Man darf bei all diesen Vergleichen nicht lachen. Oder man darf die ganze Zeit lachen. Es stimmt trotzdem. Wenn man auch noch Huntington Beach zum Einzugsbereich von Los Angeles zählt, hat keine amerikanische Stadt eine bedeutendere Surfkultur als L.A., und es ist nicht ganz falsch zu sagen, dass sie in dieser Hinsicht mit der deutschen bis norditalienischen Surferstadt München korrespondiert. Weiter. Auf dem Weg zur Eisbachwelle ist man gerade vom Hofgarten auf die Prinzregentenstraße gelaufen, durch dieses übrigens ja so glasklare Licht unter dem bayernbabyblauen Himmel der Isarstadt, die sommers heller wirkt als jede andere deutsche und auch in dieser Hinsicht etwas von Kalifornien hat (siehe auch die Fotos zu diesem Text. Der Maler David Hockney fing als Kind übrigens von Los Angeles zu träumen an, weil er im Kino die scharf umrissenen Schatten von Dick und Doof gesehen hatte und daraus gleich darauf schloss, dass es in Kalifornien sehr hell, sehr licht sein musste, ein Rausch für einen Augenmenschen wie ihn. Aber das bayerische Licht zog halt auch viele bedeutende Künstler an, Kandinsky und so weiter). Man hat das Haus der Kunst zu seiner Linken liegen lassen, und dann steht da vor einem, auf dem Trottoir der Eisbachbrücke, einer dieser

Klimmzugstangen wie in Venice Beach: Charlie vor dem Calisthenics Park beim Olympiastadion. Vorige Doppelseite: Der Skatepark am Hirschgarten in Nymphenburg; Litfaßsäule vor dem Cinema in der Maxvorstadt, das Filme nur in der Originalversion zeigt

Kentucky Fried Chicken, SchwabingFreimann aber auch. Linke

Seite: Nicht der Laundromat aus »Fight Club«, sondern der aus Haidhausen

Ein amerikanischer Schlitten in Neuhausen.

Linke Seite: Die Museum Lichtspiele in der Au zeigen seit 1977 die »Rocky Horror Picture Show«

jungen Surfer, tiefbraun gebrannt, streicht sich die kastanienfarbenen, nassen, langen Haare aus dem Gesicht, um sich sodann, vollkommen ungeniert, aus dem Wetsuit zu schälen und einen Oberkörper zu offenbaren, der gleich aus einer Cool-Water-Werbung sein könnte. Der bajuwarische Adonis, gewiss ein Toni oder ein Max oder ein Leo, klemmt sich sein Brettl unter den Arm und radelt entspannt davon Richtung Isar. Das ist, niemand wird das leugnen wollen, eine absolut gewöhnliche Münchner Szene, aber es gibt so was in keiner anderen deutschen Stadt. Weit eher halt in Kalifornien. Überhaupt, die Münchner Körperlichkeit, überhaupt, die ganze Münchner Augenpracht und Oberfläche. Wir treffen auf der Terrasse der Goldenen Bar, über den südlichsten Wipfeln des Englischen Gartens, Katja Eichinger, für ein paar ihrer klugen Beobachtungen. Die Essayistin, Filmproduzentin und Bestsellerautorin zog in den Nullerjahren aus London nach München und konnte zunächst kaum fassen, wie gerade, unironisch glatt und unverblümt das Münchner Verhältnis zu Schönheit und Glanz war. Wo baumelte hier eine Zigarette zwischen schiefen Zähnen, wo umflatterte ein kunstvoll zerschlissenes Seidenhemd einen kränklich schmalen Körper? Allüberall perfekt blondierte Haare, knackige Muskulatur, sonnengeküsste Haut, schnurgeradegerückte, schneeweiße Zahnreihen, eine strotzende Gesundheit und Draußenfreude. Nirgends in Deutschland schauen die Menschen so brutal gesund und gesundheitsbewusst aus wie in München, ganz so, wie es nirgends in Amerika einen solchen Fokus gibt auf gesunde Schönheit wie in Los Angeles. Es gilt in München so wenig wie in L.A. als schön, kaputt auszuschauen, skinnyfat zu sein oder vampirhaft bleich. Das ist auch schon lange so. Arnold Schwarzenegger kam ja aus Österreich nach München, weil München bereits damals eine winzige, protokalifornische Bodybuil-

ding-Szene beherbergte, von 1966 bis 1968 arbeitete Schwarzenegger dann als Trainer im »Herkules-Studio« in der Schillerstraße und trainierte sich dort hoch zu Mister Universum und Hollywood. Werner Mang, der größte Schönheitschirurg der deutschen Geschichte, begann seine Karriere als Meister gemeißelter Nasen im München der Achtzigerjahre. Wenn heute in München ein neues »Kulturzentrum« aufmacht wie das »Sugar Mountain« in Sendling, dann gehören zum »kulturellen Angebot« unbedingt: Basketballfelder, Skatepark, Calisthenics, Boxhalle, Boulderwand. VeniceBeach-Vibes. Die Isarufer haben bisweilen auch etwas von Körperlaufstegen. Wagners

der x-ten Generation allzu reichlich vorhanden sind, fährt man ja am liebsten Fiat Tipo und trägt nur unbemerkt Cardigans aus Vikunja. Anders liebt und lebt es die Münchner Schickeria, der Eichinger auf der Maximilianstraße begegnete, in ihren Cabriolets, mit den fetten Perlenketten um den Hals, den Hogan-Sneakers zur schneeweißen Jeans und den aufgestellten Polokragen. Eichinger identifiziert als ganz typisch münchnerisch den Typus des Privatiers, »einer, der fünf bis zehn Wohnungen besitzt, von den Mieteinkünften lebt, in Tod’s-Mokassins herumläuft und vergeblich versucht, so auszuschauen wie Charles Schumann«.

Es gilt in München so wenig wie in L.A. als schön, kaputt auszuschauen

Juicery zwischen Glockenbachviertel und Gärtnerplatz: »kalifornisch-hawaiianisch« inspiriert, absolut pazifisch orientiert, jeder jüngere Mensch in München kennt den auf Gesundheit, Probiotik, den ganzen Westcoast-Heckmeck spezialisierten Laden. Genauso wie über die Fitness staunte Eichinger über den offen zur Schau gestellten Reichtum. »Das ist sicher auch der Katholizismus«, sagt sie, »dieses Barocke, das fehlende protestantische Schuldbewusstsein, das ich aber auch sehr genieße.« Klar, sagt sie, in München gebe es natürlich altes Bürgertum und altes Geld, das so wenig Neigung zu Protz zeige wie andernorts. Wenn die Kröten schon in

Wenn man irgendwo in Deutschland versuchte, die Shoppingszene aus Pretty Woman nachzustellen, oder sie irgendwo nacherleben wollen würde, dann müsste Julia Roberts ihre Einkaufstüten statt den Rodeo Drive eben die Maximilianstraße hinuntertragen. Und wenn man irgendwo in Deutschland so eine ungeniert amerikanische, superpoppige, knallhart oberflächliche Konsumismus-Show wie den Welthit The Real Housewives of Beverly Hills nachzustellen versucht, dann macht man das in München. Das Beverly Hills von Deutschland ist, zumindest laut RTL, der Herzogpark in Bogenhausen.

Wir dürfen Carina Wild besuchen, eine der Protagonistinnen der Reality-Soap The Real Housewives of Munich, deren kalifornisches Vorbild gerade in die vierzehnte Staffel einbiegt und einen offenbar endlos unterhaltsamen Mix bietet aus Einblicken in das ferne, Geld verbrennende Leben der Reichen und Schönen einerseits, universal nachvollziehbare Dramen von Lästerei, Beziehungskrise und Kindergeburtstagsplanung andererseits. Die Produzenten der deutschen Version der Show waren sich wohl sehr schnell einig, dass weder das kalte hanseatische Understatement der Hamburger noch die prollige Ku’dammScheußlichkeit der Westberliner

eine

ihrem

Bruno vor ihrem

Carina Wild,
»Real Housewife of Munich«, posiert mit
Dackel
Tennisplatz
White Men Can’t Jump auf dem Sugar Mountain in Obersendling. Linke Seite: Das Cadillac & Veranda Kino in Bogenhausen

Ein Stationwagon in einer Neuhausener Werkstatt.

Linke Seite: Land of the Free, auf Münchnerisch

Freimann

als Kulisse annähernd so geeignet waren wie das München der Schickeria.

Carina Wild wohnt in einem goldschimmernden Haus, wirklich. Es liegt hinter einem hohen Zaun mit einer eindrucksvoll abweisenden Gegensprechanlage, man läuft dann vorbei an einem Aschetennisplatz und an vier vor dem Haus parkenden, sauteuren SUV. Frau Wild, 33, verheiratet, ein Kind, zwei Hunde, 22.000 Follower auf Instagram, sitzt gerade noch in einem Friseurstuhl vor einem dieser grell leuchtenden Schminkspiegel und wird von einer Stylistin für das Shooting mit dem ZEITmagazin vorbereitet, dann erscheint sie am blumengeschmückten Interviewtisch in der ungenutzt wirkenden, futuristischen Einbauküche und ist sofort enorm frisch, strahlend, fit, lebendig, aufgeräumt: perfekt. Mit 16 war sie aus Pforzheim in München zu Besuch, stahl sich auf die Afterparty der MTV Europe Music Awards, beschloss dann, selbst in diese aufregende, glamouröse Stadt zu ziehen, lernte dort Marketing- und Kommunikationskauffrau, jobbte zeitweise als Jeansverkäuferin, inzwischen hat sie ein Unternehmen gegründet, das auf Darmgesundheit spezialisiert ist. Ihr Mann hat offenbar mehrere Start-ups.

Warum, die Frage ist hoffentlich okay, wollte sie eigentlich mitmachen bei The Real Housewives of Munich? »Ich liebe das Format«, sagt Wild, »ich liebe Beverly Hills, und in der Serie kann man sehen, was bei den Ladys da abgeht.« Sechsmal, sagt Carina Wild, sei sie schon in L.A. gewesen. Sie genieße die Vielfalt der Stadt, das superschicke Beverly Hills, »da kannst du ins Beverly Hills Hotel gehen und neben Kendall Jenner beim Luncheon sitzen«, aber es gebe eben auch ganz andere Orte wie das sportliche Venice, das längst nicht mehr so unheimliche Compton, es gebe den ganzen Latino-Einfluss in der einst ja mexikanischen Stadt, »wo du dann in Sweatpants die besten Tacos deines Lebens essen gehst«. Los Angeles sei nicht nur Hollywood.

Stimmt natürlich, und genauso wenig ist München nur das Glockenbachviertel oder die Maximilianstraße, und bestimmt wollen wir hier Nymphenburg, Berg am Laim und Obermenzing so wenig unterschlagen wie Downtown, Long Beach oder Silver Lake. Aber sicher hat Carina Wild auch recht, wenn sie sagt, ein wesentliches Merkmal von Los Angeles sei die Unstrukturiertheit der Stadt, ihre Uferlosigkeit in drei Richtungen, während München in so vielerlei Hinsicht eine Stadt klarer Grenzen und großer Struktur bleibt. Das gemächliche Tempo, in dem die Stadt sich, wenn überhaupt, verändert, nervt die jungen Münchner immer wieder, aber das manch-

Das Behütete von München macht einen großen Reiz der Stadt aus

mal nachgerade Ewige an München, das Gesetzte, irgendwie auch Behütete macht halt auch einen großen Reiz der Stadt aus. Man kann sich in ihr beruhigen. Die Unterschiede zwischen Los Angeles und München sind endlos, dieser aber scheint dann doch ganz wesentlich zu sein.

Carina Wild sagt, das Schumann’s sei vielleicht das Beverly Hills Hotel von München, weil man dort ja auch ganz oft Berühmtheiten beobachte. Sie schlägt vor, dass man den Tegernsee mit Malibu vergleichen könnte, wo die großen, teuren Wochenendlatifundien sind. Sie erinnert daran, dass auch München eine große Filmgeschichte und Filmindustrie habe,

die in Teilen mittlerweile zwar nach Berlin abgewandert sei, für eine Weile aber doch ganz direkte Brücken geschlagen habe nach Hollywood – Helmut Dietl schrieb Monaco Franze übrigens in Los Angeles. Sie weist hin auf den Starrummel um den sogenannten FC Hollywood, Bayern München, und endlich, noch eine sehr kluge Bemerkung, auf die Tatsache, dass viele Deutsche bei Amerika zwar als Erstes an die große Stadt New York dächten, die Bilder im Kopf aber viel eher den kalifornischen Lifestyle zeigen würden, genau wie man in Amerika bei Deutschland zwar als Erstes an die Stadt Berlin dächte, die Bilder im Kopf aber weit eher Bayern, das Oktoberfest, Trachten und Brezen zeigen würden.

An all dem ist was dran, und all das ist Quatsch. Ein Spiel. Wir verlassen das goldene Haus, treten auf die Straßen des Herzogparks hinaus, in dessen ansonsten stillen Straßen das wohlstandssatte, rhythmische Klappern von Rasensprengern klingt, ganz wie in den Hollywood Hills. Ein junges Pärchen kommt einem auf der Mauerkircherstraße entgegen, 15, 16, er ganz selbstverständlich in weißen Hosen und Blazer, sie im Tennisrock, den Schläger locker auf der Schulter liegend, Sonnenbrille, pumperlgsund, dellenfrei, amerikanisch neu: fresh. Dann liegt da zur Rechten plötzlich die Poschingerstraße, dort wohnte doch, fällt einem ein, einst ein anderer großer Wahlmünchner, Thomas Mann. Die Villa der Manns, deren Lebendigkeit so schön beschrieben wurde in Klaus Manns Wendepunkt, gibt es nicht mehr, sie wurde im Krieg irreparabel beschädigt. Die aus München geflohene Familie Mann allerdings, das darf man an dieser Stelle sicher nicht unerwähnt lassen, gelangte endlich und auf langen Wegen aus München nach Amerika – und fand so etwas wie ein neues Zuhause dort erst am Pazifik. Wenn man heute »Thomas Mann Haus« googelt, liegt die erste erwähnte Adresse nicht in München, sondern in Malibu, Los Angeles County, California.

Wer in München aufwächst, ist fürs Leben geprägt – und wird nie verstehen, warum man anderswo so wenig Wert auf Genuss legt

Es sind die Kleinigkeiten. Wenn ich mit Kollegen in Berlin mittags essen gehe und der Kellner nach der Hauptspeise, gefühlte 15 Minuten nach unserer Ankunft, fragt, ob wir noch einen Espresso trinken wollen, und die Kollegen dann sagen: Danke, nein, nur die Rechnung. Es versetzt mir jedes Mal einen kleinen Stich. Ich denke mir: Warum fragt der Kellner denn nicht einmal nach, ob noch jemand Nachspeise will? Ich ahne es natürlich: Die würde hier mittags eh keiner bestellen. Ich weiß nicht, warum die Menschen es außerhalb von München immer so eilig haben beim Essen. Warum sie es sich nicht ein bisschen schöner machen. Die erste Magazinredaktion, in der ich gearbeitet habe, lag in einem Gewerbegebiet am Stadtrand. Unser Mittagslokal war eine Lagerhalle mit Biertischen. Doch es war München, also servierte man trotzdem toskanischen Brotsalat und empfahl zu jedem Gericht den passenden Wein. Der Espresso kam im Sommer als »Affogato« mit Vanilleeis.

In München herrscht eine für Außenstehende vermutlich etwas kuriose Fixierung aufs Essen und Trinken. Man braucht sich nur den Stadtkern auf einer Karte anzusehen, den Viktualienmarkt im Zentrum, die Pferdemetzgerei Wörle, die Schmalznudel, gegenüber die Schrannenhalle voll italienischer Feinkost – das Herz der Stadt ist in München der Bauch. Seit ich vor acht Jahren aus München weggezogen bin, bemerke ich immer stärker, wie mich die Stadt geprägt hat. Klar, es kann schon sein, dass ich mir im Exil eine idealisierte bayerische Heimat erschaffe. Die Münchner Polizei? Wunderbar. Die Kirchen? Eine Pracht. Die Politik? Ein zünftiges Miteinander von SPD, Grünen und CSU im Biergarten. Gendern, Veganismus, Diversity? Irgendwie wurscht, soll jeder machen, wie er lustig ist. Münchner Freiheit.

Wenn mich in Berlin etwas stört, denke ich oft: Das wäre in München undenkbar. Am Wochenende zum Beispiel, als ich mit meinem kleinen Sohn bei einem Festival für Familien vorbeischaute und eine Liedermacherin auf der Bühne dem Publikum ins Gewissen redete, nicht immer »mehr, mehr, mehr« zu kaufen. Würden sich die Münchner solche Belehrungen gefallen lassen? Selbst die Klimakleber, die ab und an auf den Münchner Straßen hockten, kamen mir gemütlicher vor, so

Man braucht sich
doch nur die Karte
anzusehen: Das Herz der Stadt ist in München der Bauch

als hätten sie gerade mehrere Pfannen Kaiserschmarrn gegessen und könnten sich kaum mehr bewegen. München ist, was Kulinarik angeht, eine konservative Stadt. Man redet nicht ständig über neue Lokale wie in anderen Großstädten. Wer ein gutes Schnitzel will, geht in die Königsquelle, die beste Weißwurst gibt’s noch immer bei Magnus Bauch, und das Schumann’s ist seit Jahrzehnten die angesagteste Bar der Stadt. Wenn ein geliebtes Lokal schließt, wie das Café Emilo im Glockenbachviertel, in dem es einmal die Woche warmen Scheiterhaufen mit Vanillesoße gab, trauern die Gäste ihm jahrelang nach. Selbst die seltenen Hypes kommen angenehm bodenständig daher. Seit Monaten hält sich zum Beispiel eine Riesenauf­

regung um ein alkoholfreies Bier der Brauerei Augustiner, das den Einheimischen offenbar so gut gefällt, dass es überall dort, wo es auftaucht, sofort wieder vergriffen ist. In der Lokalpresse ist von geplünderten Lastern die Rede und einer »irrwitzigen Jagd« auf die Flasche.

Die Lust am Einfachen, aber Guten geht quer durch die Bevölkerung. Vor dem »Restbrotladen« der Hofpfisterei am Viktualienmarkt bildet sich täglich eine Schlange so lang wie vor dem Berliner Technoclub Berghain, nur dass hier Rentner stehen, die nicht auf ihre »Pfister Öko­Sonne« verzichten wollen. Selbst im Nachtleben ist es zu spüren: Ich habe mal als Reporter in der Deutschen Eiche recherchiert, einem legendären Münchner Schwulenhotel mit einem gigantischen Sexclub im Keller. Ich sprach mit Gästen, die zunächst bemängelten, dass es unten zuweilen etwas träge zuging, um mir im nächsten Satz vom Schweinsbraten des Hauses vorzuschwärmen mit seinen Knödeln, dem Krautsalat und der Dunkelbiersoße.

So gern ich esse und trinke, hadere ich manchmal damit, welchen Raum Kulinarik in meinem Leben einnimmt. Ich esse zum Beispiel viel zu viel Kuchen. Einen kleinen Zwetschgendatschi am Nachmittag, abends noch eine Zitronen­Tarte, so geht das jeden Tag. Einmal habe ich mir vorgenommen, nur noch Selbstgebackenes zu essen. Das Ergebnis war, dass ich einen Sommer lang nachmittags weniger gearbeitet, dafür aber einen Obst­Crumble nach dem nächsten aus dem Ofen geholt habe. Ich bin eigentlich ein recht disziplinierter Mensch, aber maßvoll genießen ist nicht meine Stärke. Inzwischen weiß ich, warum. Die Stadt, aus der ich komme, ist strukturell hedonistisch. Ich kann nichts dafür.

Über zwei Jahrzehnte arbeitet Marion Thomys schon auf der Wiesn. Sie sagt, Maß-Exen war früher mehr

»Manchmal

schrecke ich nachts auf,

weil

ich im Traum die Hendl-Bestellung versaut habe«

Von Bierkrugschlägereien, übergriffigen

Gästen und der Wiesn-Familie:

Drei Oktoberfest-

Bedienungen

packen aus

Ein lauer Abend Ende August. München, Biergarten Augustiner-Keller. Der Countdown läuft, noch 25 Tage bis zum Oktoberfest. Vergangenes Jahr besuchten über sieben Millionen Menschen die Wiesn. Verkaufshits waren: gebratene Hendl und Hüte, die wie gebratene Hendl aussehen. Und 6,5 Millionen Maß Bier. Bald schleppen wieder Tausende Bedienungen kiloweise Bierkrüge durch die Festzelte. Wie ist es, auf dem größten und berüchtigtsten Volksfest der Welt zu arbeiten? Wir haben drei Wiesn-Bedienungen eingeladen, mit uns bei Hellem und Brezen zusammenzusitzen.

Herr Bogesch, Frau Portenlänger, Frau Thomys, Sie alle arbeiten als Bedienung auf der Wiesn, haben teils jahrzehntelange Erfahrung ...

Marion ThoMys: Servus! Wie seid’s ihr zur Wiesn gekommen?

Wir hatten uns eine super Einstiegsfrage überlegt, aber nur zu!

Marius BogEsch: Ich bin eingesprungen. Vorher habe ich in einem Café gearbeitet und ein paarmal bei Musikfesten. Ein Tablett konnte ich also tragen.

ThErEsa PorTEnlängEr: Ich komme aus einer Münchner Gastro-Familie. Mein Bruder hat schon auf der Wiesn gearbeitet. Als Münchner gehört das ein bisschen dazu. 2015 habe ich mich im Augustiner beworben. Seitdem konnte ich nicht mehr aufhören.

ThoMys: 2001 habe ich zu einer Freundin gesagt: Wenn du die Wiesn schaffst, dann schaffe ich das auch. Im Jahr darauf musste ich die Wette einlösen. Meine Mutter hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ogottogott, hat sie gesagt, Marion, du kannst ja nicht mal mit einem Teller gehen! Ich habe mich beworben und gelogen, ich hätte schon Gastro-Erfahrung. Meine ersten acht Maß habe ich auf Kraft getragen.

Thomys streckt ihre Arme weit von sich weg und formt die Hände wie ein Legomännchen.

ThoMys: Jeder hat gesehen: Die ist neu. Wie trägt man eine Maß richtig? Hat da jeder dieselbe Technik?

PorTEnlängEr: Nein. Es hängt davon ab, wie groß die Hände sind.

ThoMys: Manche Männer haben ja Klodeckel als Hände, die passen gar nicht durch die Henkel der Gläser durch. Die klemmen die Gläser dann zwischen die Finger. Und bei normalgroßen Händen?

BogEsch: Ich trage sieben Maß rechts und sieben links. Sechs ordne ich mit den Henkeln nach innen wie ein Gänseblümchen. Durch vier Henkel fahre ich mit der Hand hindurch, zwei greife ich mit den Daumen. Das braucht Kraft in den Fingern. Oben auf die Henkel passt dann noch jeweils eine Maß.

PorTEnlängEr: Genau. Ich mach’s ähnlich. Nur mit weniger Gläsern.

Nach wie vielen Stunden brennt der Bizeps?

marius bogesch, 33, hat bisher einmal auf der Wiesn gekellnert, 2018, im MarstallBiergarten. Bogesch arbeitet beim Finanzamt München

theresa portenlänger, 33, arbeitet seit 2015 im Biergarten der Augustiner-Festhalle. Portenlänger führt gemeinsam mit ihren zwei Brüdern die Wirtshäuser Alter Wirt Grünwald und Xaver’s in München

marion thomys, 47, fing 2002 in der Bräurosl an und ist seither jedes Jahr dabei. Thomys arbeitet als InventoryManagerin bei Telefónica

PorTEnlängEr: Gar nicht. Du ziehst die Gläser nah an dich ran, so trägst du das Gewicht nicht aus den Armen heraus, sondern mit dem ganzen Körper.

ThoMys: Ich bin mir sicher: Egal wie viele Muckis einer hat, jeder könnte aus dem Stand zehn Maß tragen.

Ohne Training?

allE EinsTiMMig: Ja!

Und können Sie mehr Bier tragen –oder mehr trinken?

BogEsch: Inzwischen? Tragen. Als Student habe ich zehn Maß über den Tag verteilt geschafft.

ThoMys: Ja leck, das sind zwanzig Halbe!

BogEsch: Damals war ich trinktrainiert. Vielleicht war auch mal ein Radler dabei. Heute trage ich 14 Maß.

PorTEnlängEr: Bei mir ist es auf jeden Fall tragen. Zehn Maß schaff ich in der Regel. ThoMys: Bei mir genauso. Wenn es nur ums Halten geht, dann vielleicht sogar 15. Herr Bogesch, Sie arbeiten im Finanzamt, Frau Portenlänger, Sie leiten zwei Restaurants, Frau Thomys, Sie sind Managerin. Das klingt alles nach stressigen Jobs. Was gibt Ihnen die Wiesn, dass Sie dort Ihren Urlaub verbringen?

BogEsch: Das ist ein anderer Stress einfach. PorTEnlängEr: Für 16 Tage kann mir alles wurscht sein. Ich muss nicht nachdenken. Ich muss mich nicht um meine Mitarbeiter kümmern. Ich muss nur funktionieren. Für mich ist es Urlaub für den Kopf. Und dann sind da die Leute. Seit zehn Jahren arbeite ich mit denselben Kollegen zusammen. Wir sind eine eigene Wiesn-Familie.

ThoMys: Genau. Es ist die Wiesn-Familie. Jedes Jahr aufs Neue fühlst du dich, als wär’s gestern erst vorbei gewesen.

BogEsch: Das ist selbst bei mir so, obwohl ich jetzt länger nicht dabei sein konnte, weil ich keinen Urlaub bekommen habe. Ich besuche die Kollegen noch jedes Jahr. Wie verläuft ein typischer Arbeitstag von Ihnen?

PorTEnlängEr: Der Wecker klingelt um 7 Uhr.

BogEsch: Um 8 Uhr ist man im Zelt. Dann müssen wir unsere Tische vorbereiten. Heißt: wischen, ausrichten, decken, Besteck holen.

PorTEnlängEr: Das ist die Ruhe vor dem Sturm.

ThoMys: Das Festgelände ist ja inzwischen eingezäunt. Um 10 Uhr wird unter der Woche aufgemacht. Am Wochenende um 9 Uhr.

Dann beginnt der Sturm auf die Zelte. Wenn Sie die Leute durch die Tore sprinten sehen, denken Sie da auch manchmal: Die spinnen doch?

ThoMys: Denkst du dir immer.

PorTEnlängEr: Viele informieren sich vorher nicht einmal, wo das Zelt steht, in das sie wollen. Deswegen rennen sie sich massenhaft über den Haufen.

BogEsch: Die stürzen teilweise übel.

PorTEnlängEr: Wie eine Horde Kühe.

ThoMys: Als ob’s was umsonst gibt. Dabei zahlst du für die Maß inzwischen um die 15 Euro.

BogEsch: Bei uns standen fast alle Bedienungen vor den Zelten und haben gefilmt.

Marius Bogesch hat ein Ritual: Jedes Jahr kauft er sich auf dem Oktoberfest einen Anstecker als Erinnerung

Für Theresa Portenlänger ist die Wiesn mehr als nur ein Sauffest: Dort feiern die Münchner Heimat und Tradition

Und dann geht’s los.

Thomys: Genau. Da merkst du gar nicht, wie die Zeit vergeht.

Bogesch: Ich habe mich immer an der Band orientiert. Die spielt wieder und wieder dasselbe Set. Und irgendwann weißt du, aha, das Lied kommt – es ist Mittag.

Thomys: Wenn um 22.30 Uhr Angels von Robbie Williams läuft, musst du den Putzeimer holen.

PorTenlänger: Der Klassiker unter den Rausschmeißern. Bei uns kommt am Ende oft Weus’d a Herz hast wie a Bergwerk von Rainhard Fendrich.

Bogesch: Oder Don’t Stop Believin’ von Journey.

Thomys: Und um 23 Uhr geht das Licht aus.

Wie viele Schritte zeigt der Stepcount an nach so einem Tag?

Thomys: 16.000. Hier ist die Box und da ist die Schenke, weit ist das nicht. Zum Obazdn ist es ein kleiner Umweg, der steht weiter vorne.

Bogesch: Mehr. Mindestens 20.000. PorTenlänger: Hier sehe ich’s vom letzten Jahr, mein Handy zeigt 20.000 Schritte an.

Bogesch: Du hast ein Fitnessstudio inklusive. Zum Abnehmen kann ich’s empfehlen. Bei mir waren es sechs Kilo damals. Danach habe ich wieder in meinen Abi-Anzug gepasst.

Wir bestellen noch eine Runde alkoholfreies Helles für alle, dazu eine Bierstubenbrotzeit und einen Käseteller.

Wie kommen Sie vor dem Schlafengehen wieder runter?

Bogesch: Oh, ich werde euch jetzt neidisch machen. Ich fahre heim, dusche und lege mich ins Bett. Sobald ich mich umdrehe, bin ich weg. Alle in der Runde lachen.

Bogesch: Das konnte ich schon immer. Thomys: Ich nicht. Ich nehme die Wiesn mit in den Schlaf. Manchmal schrecke ich mitten in der Nacht auf, weil ich im Traum die Hendl-Bestellung versaut habe. Mein Ex-Freund hat das gehasst.

PorTenlänger: Ich fahre meistens direkt von der Wiesn heim. Manchmal bin ich zu aufgewühlt vom Stress, dann trinke ich noch einen Absacker. Wenn ich mit meinen Brüdern unter-

wegs bin, trinken wir Cuba Libre. Das ist so unser Geschwister-Wiesn-Ding. Was sind Ihre Überlebenstipps für die Wiesn?

PorTenlänger: In meinem SurvivalKit sind Pflaster, Blasenpflaster, Sicherheitsnadeln. Tapes für die Finger.

Thomys: Orthomol Immun.

PorTenlänger: Wick DayMed.

Bogesch: Schmerzmittel.

Thomys: Und du brauchst Schnaps. Ich glaube, es gibt keine Bedienung, die sagt: Nee, danke.

Trinken Wiesn-Bedienungen?

PorTenlänger: Ich würde das nüchtern nicht aushalten.

Thomys: Freilich. Du musst ja fit bleiben.

Bogesch: Ich habe tatsächlich ned getrunken. Aber meine Teampartnerin, die ist öfter ins Weißbier-Karussell rübergegangen. Ich habe höchstens mal mit den Gästen einen getrunken. Ich brauche das nicht.

Thomys: Von brauchen war nicht die Rede. Es geht um die Gesundheit.

PorTenlänger: Die mentale Gesundheit. Wenn die Besoffenen kommen, hilft mir Alkohol dabei, dass ich’s auch witzig finde.

Bogesch: Ich feuere die Gäste auch nüchtern an. Es ist doch schön, wenn sie eine gute Zeit haben.

Thomys: Auf deren Level kommst du echt schwer.

PorTenlänger: Stimmt.

Thomys: Also, das kann passieren. Aber dann kannst du nicht mehr arbeiten. Wie viel trinken Sie?

Thomys: Ein Sliwowitz ist nie verkehrt. Aber ich möchte betonen: Natürlich sind wir nicht betrunken. Wir müssen schließlich arbeiten, geradeaus laufen und rechnen können. Tagsüber bleiben wir professionell, sonst schaffen wir das Pensum gar nicht. Als Ausklang am Abend kann es auch mal mehr sein.

Frau Thomys, Sie haben in den vergangenen 20 Jahren schon viele Wiesn-Kellner kommen sehen. Wie viele geben auf? Und wie schnell?

Thomys: Man merkt schnell, wer es aus Leidenschaft macht und wer meint, er könnte 50.000 Euro verdienen, weil er oder sie das mal bei RTL 2 gehört hat. Die wollen heim bei Regen im Biergarten, weil sie nicht genug verdienen. Aber:

BUCH ERS C HEI N UN G B

Frag en an die Autorin Mela

be

Worum gehtesindeinem Roman? Maraist Schlafforscherin,leidet aber selbstunter Schlaflosigkeit. Sie hat Angstvor ihren Träumen. Offenkundig istinder Vergangenheit etwas geschehen, das ihr immer noch zu schaffen macht.

Wa sis td as Beso nd erea nd eine r Ha upt fig ur?

Mara is tein etotal pragmatische, modern ejunge Frau .E xpat in London ,Wis senschaf tlerin Gleichzeitighat sieproph etisch e Träume,die sienicht länge r ignorieren kann

Wie kamstduauf dieIdeedafür? Ich wollte immermal einenRoman überjemandenmachen, der– wie ich undwie so vieleandereauch–unterSchlaflosigkeitleidet.

Was ma chtd iesesThe ma so inte ress antf ür dich? Ich habe mich gefragt: Was erzählenuns unsere Träume? Was sagt es üb er unsund unser Lebenaus ,das swir nachts kein e Ruhe finden? Undwas bräuchte es ,damit sich daswie deränder t? Üb er alldas wollte ichschreib en .

Vier
nie Raa

Das ist das Oktoberfest! Es sind immer Leute da. Bei meiner ersten Wiesn sind die Italiener bei mir sitzen geblieben. Und als es zu schneien angefangen hat, sind sie eben im Schnee gesessen.

Portenlänger: Ich habe 2015 im Zelt angefangen. Nach fünf Tagen habe ich es nicht mehr ausgehalten. Es gab eine große Schlägerei, ganz schlimm. Eine Frau hatte ihre Stilettos wie Waffen in den Händen und ist damit herumgelaufen. Ihr Mann ist mit einem abgebrochenen Maßkrug in meinen Gang rein. Zufällig kam mein Bruder gerade mit Essen. Er hat den Schlitten (ein großes rechteckiges Tablett, Anm. d. Red.) fallen lassen und mich rausgezogen. Ich habe geheult. Ich konnte nicht mehr.

Und dann?

Portenlänger: Zum Glück war ein Platz draußen im Biergarten frei, dorthin bin ich gewechselt. Seitdem liebe ich’s.

thomys: Von zehn Leuten halten neun die erste Wiesn durch, würde ich schon sagen. Aber es ist hart. Ich bin fest davon überzeugt: Der Körper einer Wiesn­Bedienung ist nur auf 16 Tage ausgelegt. Irgendwann tut dir echt alles weh. Die Füße. Die Hände

Portenlänger: Da funktioniert man nur noch.

thomys: Ab Woche zwei siehst du es unseren Gesichtern an.

Portenlänger: Weil wir kaum Wasser trinken.

Bogesch: Bei uns ist eine umgekippt. Die ist die Treppe rückwärts runtergefallen. Mit dem Schlitten voller Essen. Oha!

thomys: Wenn du die Klofrau nicht einmal am Tag siehst, hast du ein Problem. Mir passiert das am ersten Wochenende immer. Weil du von der Früh bis zum Abend am Rumrennen bist. Portenlänger: Letztes Jahr war besonders brutal. 18 Tage Wiesn, davon 17 Tage Hitze. Du gehst aufs Klo, und wenn du zurückkommst, weißt du, dein Partner ist jetzt schon im Stress. Die Leute haben so viel Durst bei der Hitze.

Bogesch: Man muss sich zwingen, mal fünf Minuten Pause zu machen. Die Bestellungen gut sein zu lassen, einfach um kurz was zu essen, was zu trinken, durchzuschnaufen.

thomys: Du betreibst Raubbau an deinem Körper. Ganz klar.

Wir haben eine Schlagzeile mitgebracht: »Wiesn-Besucherin verbeißt sich in Kellner«. Wie regelmäßig erleben Sie solche Art von Eskalation?

thomys: Einmal hat ein Gast zwei Maßkrüge auf den Kopf bekommen, der hat ausgeschaut wie ein Springbrunnen. Der Sanitäter hat zu mir gesagt, wenn du kein Blut sehen kannst, geh lieber nicht vorbei. Der Scherzkeks. Ich musste mit meinem Tablett die Treppe daneben hoch zur Empore laufen, um die Gäste weiter zu bedienen.

Portenlänger: Maßkrugschlägereien sind die schlimmsten.

thomys: Ja. Wenn sie sich schon aufs Maul hauen müssen, dann macht’s halt lieber

Portenlänger: ... mit den Fäusten.

thomys: Besser wär’s. Schmeißen tun sie auch gern. In der Bräurosl haben sie einmal von der Empore eine Bank runter in die Menge geworfen. Eine Bank! Da machen irgendwelche Synapsen tscheng­bum. Manchmal schmeißen sie auch die Knochen von den Haxen herum.

Portenlänger: Ja! Auf der Wiesn gilt für viele scheinbar ein Freibrief, alles tun zu können, was sie sonst nicht dürfen.

thomys: Ganz egal, welche Schicht das ist. Ein Abteilungsleiter von der HypoVereinsbank hat mir auch schon die Pommes vom Schlitten geklaut. Was machen Sie, wenn Ihnen die Gäste blöd kommen?

Portenlänger: Die Sicherheitsleute sind echt gut. Die haben uns Mädels im Blick. Einmal Hand hoch, raus, keine Diskussion. Es gibt Grenzen, die überschreitet man nicht, egal wie viel Maß man intus hat. Wurscht. Aus. Welche Grenzen sind das?

thomys: Einmal hat mir einer auf den Hintern gehauen, da habe ich mich aber sofort umgedreht. Klatsch. Du hast den Abdruck meiner Finger noch auf seiner Wange gesehen. Er hat gefragt, warum ich jetzt so reagiere. Er habe es doch nur nett gemeint ...

Portenlänger: Ich habe mal einem Typen die Maß hingestellt, und er fasst mir an die Brust, greift richtig zu. Ich war schockiert, habe ihn irritiert angeguckt. Er sagte, »I paid a tip, so I

can do that«. Da musste ich ihm erklären: »It doesn’t work like that.«

Passiert das häufig?

Portenlänger: Das Gemeine ist ja, du kannst kaum reagieren, wenn du die Hände voll hast mit Maßkrügen. Auch Frauen nutzen das aus. Die greifen den Kellnern zwischen die Beine.

Bogesch: Ja. Oder einen Klaps auf den Po, hatte ich auch schon.

Portenlänger: Du bist perplex und trägst die Krüge weiter.

thomys: Aber solche Komplettausfälle sind zum Glück die Seltenheit.

Das Essen wird serviert. Auf zwei großen Holzbrettchen liegen kalter Braten, grobe Leberwurst, luftgetrocknete Kaminwurzen, Leberkäs, hausgemachter Obazda, Allgäuer Emmentaler und weitere bayerische Spezialitäten.

Bogesch: Könnten wir noch einen Brotkorb dazu haben? Das reicht net ganz sonst.

Haben Sie Wünsche an Ihre Gäste? Wie sollten sie sich verhalten?

Bogesch: Bitte einfach zivilisiert. Zivilisiertes Verhalten und endloser Bierkonsum – wie passt das zusammen?

Bogesch: Es gibt Gäste, die kennen ihre Grenzen. Die trinken nicht bis zum Kollaps, sondern wissen: Jetzt ist’s genug. Das wünsche ich mir. Wenn die Leute schon völlig drüber sind, greife ich auch mal ein und gebe ihnen kein Bier mehr. Falls sie dann aggressiv werden, regelt das die Security.

Portenlänger: Manchen Gästen muss ich tatsächlich beibringen, dass ich ein Mensch bin.

thomys: Und sie sollten den Unterschied zwischen Bediengeld und Trinkgeld kennen. Erklären Sie mal.

thomys: Bediengeld musst du mir zahlen, ob du mich magst oder nicht.

Portenlänger: Das ist unser Lohn.

thomys: Und Trinkgeld zahlst du, wenn du mit dem Service zufrieden bist. Viele

kennen den Unterschied nicht und denken, das Trinkgeld ist schon mit drin. Erklären Sie uns bitte das System. Sie kaufen das Bier selbst ein, richtig?

thomys: Man kauft am ersten Donnerstag, dem Einschanktag, Tütchen mit Bierchips, das sind so kleine Plastikchips. Wir stellen uns an der Schenke an und holen die Chips raus, da sitzt ein Schubser, der zählt ab und gibt für jeden Chip eine Maß heraus. Ich kaufe eine Maß für, sagen wir, 13,50 Euro und verkaufe sie für 14,10 Euro. Die Differenz ist mein Lohn. Beim Essen gilt das Gleiche.

Sie arbeiten also als Selbstständige?

Portenlänger: Ja. Wir haben zwar einen Vertrag mit dem jeweiligen Wirt, aber wir erhalten keinen Stundenlohn. Wir verdienen so viel, wie wir Bier tragen können.

Wie viel Trinkgeld ist angemessen? thomys: Das kann man so pauschal nicht sagen. Ein angemessenes Trinkgeld ist das, was für den Gast passt, für seine Um-

Im Herzen immerHippie geblieben?

DannsorgenSieauchweiterhin fürLove&Peace.

MiteinemrechtsgültigenTestament, dasKindernweltweitZukunftschenkt undihreRechtestärkt. WirzeigenIhnen,wie:plan.de/hippie

stände. Eine freundliche ältere Dame, die ihre Rente bei mir verbrät, die muss mir kein Trinkgeld geben.

Portenlänger: Die kenne ich auch. Sie kramt ihre Münzen einzeln heraus und will mir noch 20 Cent geben. Da sag ich, das passt schon.

thomys: Aber so Großkotze, die vorher Schwabenpfandl bestellt haben und dann fünf Cent hinlegen: Da denke ich mir, na gut ...

Böse Zungen behaupten, WiesnBedienungen würden den betrunkenen Besuchern auch mal absichtlich zu wenig Wechselgeld rausgeben...

Portenlänger: Es gibt welche, sicher.

thomys: Auch manche Kollegen bescheißen und klauen einander Scheine aus den Portemonnaies.

Bogesch: Wenn jemand besoffen ist und mir einen viel zu großen Schein gibt, frage ich extra nach: Das ist ein Fünfziger für eine Maß, willst du das wirklich?

thomys: Ich möchte am nächsten Tag in den Spiegel schauen können. Entweder, jemand gibt mir mein Trinkgeld freiwillig, oder er soll’s sein lassen.

Wo wir schon mal beim Geld sind – wie viel verdienen Sie in den zwei Wochen?

Die 50.000 Euro von RTL 2 sind also ein Gerücht?

thomys: Ich sag nix.

Portenlänger: Das steht so in unserem Vertrag. Wir dürfen nicht darüber sprechen, welchen Umsatz wir machen.

Bogesch: Ich bin mit etwa 6.000 plus aus dem Biergarten rausgegangen. Das fand ich okay fürs erste Mal. Ich weiß, dass die drinnen im Zelt die Summe allein als Trinkgeld machen.

Portenlänger: Nur für das Geld, das du am Ende rauskriegst, machst du’s aber nicht. Sonst würdest du es nicht durchhalten.

Dieses Jahr kostet die Maß rund 15 Euro. Herr Bogesch, Sie erzählten bei Ihrer Ankunft, Sie haben Gästen schon Champagner im Maßkrug serviert. Ist die Wiesn noch ein Volksfest, ein Fest für die Leute?

thomys: Das Essen ist definitiv zu teuer geworden. Aber niemand traut sich raus, um günstig eine Portion Pommes zu kaufen, weil die Leute Angst haben, sie kommen nicht wieder rein ins Zelt.

Bogesch: Die Wilderer Bar, die den sogenannten Highroller führt, die gab es auch schon früher. Das ist eine öffentliche Liste

auf einer Tafel, auf der eine Art Battle ausgetragen wird, darum, wer am meisten auf der Wiesn ausgegeben hat. Was für Summen kommen da zusammen?

Bogesch: Puh, 16.000 Euro. Locker. Haben Sie auch schon Prominente bedient?

thomys: Mehmet Scholl hat sich einmal bei mir vorne in die erste Reihe gesetzt. Du willst doch in Ruhe dein Hendl essen, oder?, habe ich ihn gefragt. Dann setz dich doch nicht dahin. Ja, es ist schon ein bisschen lästig, sagte er. Ich habe ihm das Hendl weggenommen und gesagt, hock dich dahinten hin, da sieht dich kein Mensch.

Bogesch: Manchmal dirigiert einer die Band, der Gottschalk oder so. Es gibt ein legendäres Video von Arnold Schwarzenegger, wie er das Orchester führt.

Portenlänger: Aber bei uns sind Promis ganz normale Menschen, die ihr Bier genießen wollen. Wenn sie Bock auf Aufmerksamkeit und Fotografen haben, gehen sie ins Käferzelt.

Frau Thomys, hat sich die Art zu feiern in den letzten 20 Jahren verändert?

thomys: Maß-Exen war mal viel mehr. Schon seit Jahren gehen die Wirte gegen das Sturztrinken vor. 2013 entwarf der Karikaturist Dieter Hanitzsch ein Plakat, das in den Zelten hing. Es zeigte einen Affen mit einer Maß Bier, dazu den Text: »Mach dich nicht zum Affen. Ex-Saufen ist uncool.« Die Leute rissen die Plakate von den Wänden.

thomys: Heute kommen viele schon angestochen an, auch unter der Woche. Früher war ich an 14 von 16 Tagen selbst Gast auf der Wiesn. Ich habe gesungen, Gaudi gemacht, klar. Aber ich habe auch mein Hendl gegessen, meine Fischsemmel, meine Lachssemmel, meine Schokofrüchte. Das war anders.

Portenlänger: Da war mehr Genuss. thomys: Nicht so dieses Hardcore-Besäufnis, ein Reinschütten auf Biegen und Brechen.

Portenlänger: Auf der Oidn Wiesn ist es nett. Da ist es traditioneller. Seitdem es die gibt, kommen auch wieder mehr Münchner Familien, die putzen sich richtig raus in ihrer Tracht. Das finde ich schön. Du kannst dich dort in Ruhe hinsetzen, was essen. thomys: Ja, da läuft nicht schon um 12 Uhr die Cordula Grün (Schlagerlied von der Band Die Draufgänger, Anm. d. Red.).

Nach dem Messerangriff in Solingen diskutiert ganz Deutschland über die Sicherheit auf Volksfesten. Haben Sie Angst vor Anschlägen auf der Wiesn?

thomys: Nein. Aber ich habe ein Ritual: Am 26. September, wenn sich das Oktoberfest-Attentat von 1980 jährt, gehe ich nie durch den Haupteingang rein. Das ist so eine Kopfsache. Angst habe ich nie.

Portenlänger: Ich auch nicht. Anschläge sind wahllos. Ich möchte nicht vor der Angst einknicken.

thomys: Wenn ich auf der Wiesn sterbe, bin ich da, wo ich Spaß habe. Genau an der richtigen Stelle.

Und nach der Wiesn, was machen Sie da?

Portenlänger: Ich schlafe für zwei Tage. Ich liege. Ich esse. Ich sehe niemanden. Bogesch: Wir sind für ein paar Tage in ein Wellness-Hotel gefahren, mein Team und ich.

thomys: Ich gehe zum Friseur, zur Massage, zum Nägelmachen. Ich trage Jeans und T-Shirt. Ich kann kein Dirndl mehr sehen, keine Bluse, keine Schürze, nix. Herr Bogesch, Frau Thomys, Frau Portenlänger, was macht für Sie den Zauber des Oktoberfests aus?

thomys: Auf einer freien Fläche entsteht aus dem Nichts ein funkelnder Freizeitpark. Es duftet nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. Du bist ein Teil von etwas, das es so nur einmal auf der Welt gibt. Als Münchnerin macht mich das stolz. Sonst bin ich 1,65 Meter groß, auf der Wiesn sicher fast 1,70 Meter.

Bogesch: Das Beisammensein. Fremde Menschen liegen einander selig in den Armen und singen zur Musik. Und das Ritual. Ich kaufe mir jedes Jahr einen kleinen Anstecker als Erinnerung.

Portenlänger: Die Wiesn ist nicht bloß ein Sauffest. Für mich bedeutet sie, Tradition zu feiern. Der Trachtenumzug im letzten Jahr war krass voll. Das ist einfach Heimat.

Bogesch: Und die ganze Welt trifft sich. Portenlänger: Zu einigen Gästen habe ich immer noch Kontakt. Ein Amerikaner aus L.A. besuchte mich letztes Jahr im Zelt, den hatte ich fünf Jahre lang nicht gesehen. Er wollte nur kurz Hallo sagen.

Einzigartige TrachtenCou ture

Vorrund sechzehnJahren gründete KingaMathe ihre gleichnamige Marke, die heute zu den er folgreichsten Trachtenlabelsgehör t. IhreGeschichte zeigt, wieeineeinzige Entscheidung dasganzeLeben aufden Kopf stellenkann:Als Kingamit 13 Jahren aus Ungarn nach Deutschland kam, hättesie sichnie träumen lassen, wohin dasLeben sieführen würde. Nach ihrer Ausbildung zurMaskenbildnerin kam2007der entscheidende Moment: eine Einladung zu einemTrachtenball in Kitzbühel, aber kein Dirndl im Schrank .Anstatt zu ver zweifeln,entschiedsie sich kurzerhand,ihr eigenesDirndl zu entwer fen

DieBegeisterung und derpositiveZuspruch fürihreKreationwaren so groß ,dasssie in nurzweiMonaten 15 einzigartigeDirndlschuf,die sie aufder Ordermesse„Tracht undCountr y“ in Salzburg präsentier te.Dor tentdeckte dastraditionsreiche Münchner ModehausLodenfrey ihre Kollektion– einMoment, der alles veränder te.Diese Partnerschaft, die bisheute besteht, warder Grundsteinfür den anhaltenden Er folg der Marke. 2017 zierten ihreDirndl dasCover der VOGUESpezial-Ausgabe ,und 2019 erweiter te sieihr Portfolio mit„ AlissabyKinga Mathe“,einerKollektion, die durch kontrastreiche Farben und außergewöhnlicheMaterialien besticht .Besonders dasModellAlice, ein klassischesSamtdirndl,das in vielen Farben erhältlich ist, hatsichals zeitloser Liebling etablier t. Auch die Corona-Krise 2020 konnte ihrenErfolgnichtbremsen.Mit viel Kreativitätund Mutentwickelte siedie „Work&Shine“-Kollektionfür Mitarbeiterausstattung und Uniformen, diebei LuxushotelsgroßenAnklang fand.

Nach der Pandemie kehr te Kingazuihrer wahren Leidenschaft zurück :Dirndl zu kreieren, dieFrauen glücklichmachen.Auch ihreVision, dieseKreationen in eigenen Stores zu präsentieren, wurdewahr. Nach der Eröffnung ihre serstenFlagship -Stores 2022 in Gmund am Tegernsee folgte 2023 einweitererinKit zbühel. Im Juli diesen Jahres er füllte siesich den Traum, auch in München einen Storezueröffnen.Inder Falckenbergstraße11, nahe der Maximilianstraße,zieht derneue StoreTrachtenliebhaber *innen aus allerWeltan.

Öffnungszeiten: Mo.bis Fr.von 10 bis19Uhr undSa. von10bis 18 Uhr

TRENDS:

In diesem Jahr dominieren Statement-Blusen die Trach te nm od e. Be sond er sa ng es ag t sind Di rn dlblusen mi tO rganz a, Ballonärmeln und filigranen Stickereien, die in zauberhaftenFarben erstrahlen.AuchPuffärmelerlebenein starkes Comebackund se tzen mo dische Ak zente. Mono chrome Dirndl-Designsbleiben weiterhin beliebt , während stark kontrastierende Schürzen und kräftige Farb ge gensätzeweniger Anklang finden.Stattdessen bevorzugen Kundinnen dezente, einheitliche Designs, die wieein durchgehendes Kleidwirken

Zusätzlichlancier tK ingaMathe eine exklusiveCapsule-Kollektion mitTrachtenzweiteilern in Schwarz, Smaragdund Stahlblau.Die Kollektionumfasst drei Mieder und Röcke, die modischnur miteinem Gür telo der ab er auch mi tBluse und Schürzekombinier twerdenkönnen.

KingaMathe

Wie ein Ohrwurm: Wenn man andauernd an die nächste Mahlzeit denken muss, nennt sich das »food noise«

ENDLICH SATT

Unsere Autorin wollte ihren ständigen Drang nach Essen los werden und dünner sein.

Seit Sommer 2023 spritzt sie sich ein Medikament zum Abnehmen. Wie findet sie sich heute?

Es gibt einen Song, der immer wieder in mein Hirn kriecht, egal wie sehr ich mich anstrenge, ihn loszuwerden. Er kommt von der deutschen Pop-Rock-Band Juli, und er geht so: »Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag / Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach«.

Ich habe ihn seit 2004 in meinem Kopf sicher schon einige Hundert Male nachgesummt. Er ist einer meiner hartnäckigsten Ohrwürmer, hartnäckiger ist nur noch der Gedanke an Essen.

Food noise nennt sich das auch. Der Drang nach Essen, wie ein weißes Rauschen, ein Ohrwurm oder, wie der Wall Street JournalJournalist Bradley Olson einmal schrieb: »ein innerer griechischer Chor aus tausend Stimmen, der mir ständig sagt, ich solle essen«. Er schrieb auch darüber, wie dieser Chor verstummte, nachdem er sich den Wirkstoff Tirzepatid gespritzt hatte, einen GLP-1-Rezeptor-Agonisten, der dem Magen und dem Gehirn das Signal gibt: »Du bist satt.« Der prominenteste Verwandte dieses GLP-1-Rezeptor-Agonisten heißt Semaglutid, auch bekannt unter den Handelsnamen Wegovy und Ozempic.

Mit jeder Diät, mit der ich Kilos verlor, wuchs die Angst, sie wieder zuzunehmen

zentrum ausschaltete, sondern eine Hilfe, einen 18-jährigen Teufelskreis zu durchbrechen. Um diesen gottverdammten Ohrwurm von Essen loszuwerden, den man sich in etwa so vorstellen kann, als würde man einen Song auf einer kaputten CD hören: ein Song, der immer wieder springt, immer wieder von vorn beginnt.

Zwar habe ich nie eine Binge-Eating-Störung, also eine Essstörung, bei der man immer wieder Essanfälle bekommt, diagnostiziert bekommen, aber ich war als Jugendliche deshalb auch nie bei einem Arzt oder einer Ärztin.

Und wie das mit so vielem ist im Leben: Es ist eine Sache, etwas zu lesen und verstehen zu wollen, und eine andere, sie selbst zu erleben. So ist es auch mit food noise. Seit ich vor rund einem Jahr damit angefangen habe, mir Semaglutid zu spritzen, ist auch mein food noise, mein griechischer Chor, mein Ohrwurm, verstummt.

Nur das Gefühl, wie es ist, 20 Kilo abgenommen zu haben, hatte ich mir tatsächlich anders vorgestellt.

7. Juni 2023 Die 32 Jahre vor meiner ersten »Abnehmspritze« fühlen sich im Vergleich zu denen danach derart anders an, dass ich diesen Unterschied eigentlich mit den Markern v. O. (vor Ozempic) und n. O. (nach Ozempic) versehen müsste. Für mich war es eine Revolution. Eine, die mit einem Zufall begann: Am 7. Juni 2023 bekam ich eine Nachricht von meiner Schwester, die einen Allgemeinmediziner für eine Röntgenaufnahme besucht hatte.

Sie: »Ok lol, der Arzt hat mir quasi Ozempic wegen meines Gewichtes angeboten. Mit meiner Lunge ist alles okay.«

Ich: »Omg und willst du es machen?«

Sie: »Nee, nee, ich will’s echt erst mal so probieren.«

Ich: »Kann ich da auch hin lol?«

Daraufhin nannte sie mir seinen Namen, und ich vereinbarte einen Termin. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon länger überlegt, es mal mit dieser Spritze zu probieren. Nach den Berichten über die »Hollywood-Droge«, mit der sich Prominente wie Elon Musk ihrer Kilos entledigen, gab es mittlerweile auch »normale Leute«, die sie benutzten. Das machte viel mit mir. Denn ich sah darin kein Lifestyle-Medikament, mit dem man ein paar Kilo abnahm oder das Belohnungs-

Ihnen hätte ich erzählen können, dass ich mir manchmal fünf Schokoladencroissants in der Tüte kaufte, um sie danach in einem Rutsch wegzufuttern, weil sie mir erst so ein wohliges Gefühl gaben, dann aber auch ein schlechtes Gewissen, was dazu führte, dass ich am nächsten Tag vielleicht gar nichts aß, bis ich wieder »schwach« wurde. Doch Essen bedeutete nun mal Qual, davon war ich überzeugt. So wie ich davon überzeugt war, dass die erste Diät mit 14 ganz normal war. Das machten Erwachsene so, wenn sie, so wie ich, für ihre Konfirmation in eine kleinere Hosengröße (38) passen wollten. Mit Hosengröße 40 war ich zwar nicht dick gewesen, aber eben auch nicht so dünn wie die jungen Frauen, die ich in Zeitschriften wie Bravo Girl! oder Mädchen sah: mit thigh gap (einer Lücke zwischen den Oberschenkeln) und einem flachen Bauch, wie sie die Models alle hatten, damit ihre HollisterHotpants oder aber die berühmte Hüfthose von Miss Sixty gut saß. Mein Teenager-Ich hatte gelernt, dass es, so wie es war, nicht okay war. Und dass mein Leben erfolgreicher, schöner und, ja, glücklicher verlaufen würde, wenn ich endlich so aussah wie die Mädchen in den Zeitschriften oder in meiner Klasse. Denn »dünn« war das Ideal, dünn war der perfekte Mensch. Und dünn wollte ich sein.

Neben Kalorienzählen probierte ich über die Jahre daher noch alles andere aus. Eine Auswahl: Atkins-Diät (man isst kaum Kohlenhydrate),

FDH (man isst die Hälfte),

Intervallfasten (man isst mehrere Stunden am Tag gar nichts, in meinem Fall von 12 bis 20 Uhr),

Low-Carb-High-Fat (man isst fetthaltig, aber kaum Kohlenhydrate),

WeightWatchers (man isst nur einer bestimmten Anzahl von Punkten entsprechend, die das Unternehmen für jedes Nahrungsmittel festgelegt hat).

Und einmal habe ich mich eine Woche lang nur von Äpfeln ernährt.

»Dünn« jedoch bedeutete nicht nur »besser« in meinem Kopf, es bedeutete auch »gesünder«, ohne dass ich wirklich wusste, was das genau bedeuten sollte. Meine Diäten jedenfalls bewirkten das Gegenteil. Mit jeder Diät, mit der ich Kilos verlor, wuchs die Angst, sie wieder zuzunehmen. Und mit jedem Ende

einer Diät passierte genau das, weil ich die restriktive Ernährung nicht durchhalten konnte. Körperlich erlebte ich also das, was wissenschaftlich als »JoJo-Effekt« bekannt ist. Und psychisch fing ich an, immer mehr an mir zu zweifeln. Auch weil mir mittlerweile Verwandte, Kommilitonen und sogar mein Hausarzt vermittelten, dass ich »zu viel« war.

»Wenn sie sitzt, sieht man richtig ihre Speckrollen«, sagte die Mutter meiner Nachhilfeschülerin.

»Sie hat aber wieder ganz schön zugelegt«, sagte ein Freund, hinter meinem Rücken, als ich die Kilos, die ich nach dem Tod meiner Oma verloren hatte, wieder draufhatte.

»Wenn du zehn Kilo abnimmst, findest du auch einen Freund«, sagte ein anderer Verwandter zu mir.

Und »Kommt ja alles nicht von nix«, sagte mein Hausarzt zu mir, als ich eigentlich mit ihm darüber sprechen wollte, ob wir vielleicht mal untersuchen könnten, ob mit meinem Stoffwechsel etwas nicht stimmte und ich deswegen einfach nicht abnahm.

Denn das hatte sich mit den Jahren verändert. Irgendwann wollte ich nicht mehr abnehmen, um einfach dünner und damit »schöner« zu werden. Irgendwann merkte ich wirklich, dass mein Gewicht auf meine Gesundheit schlug. Mit 90 und 95 Kilogramm würde ich mich als leicht übergewichtig beschreiben. Leicht, weil ich weder befürchten musste, im Freizeitpark kein Fahrgeschäft mehr besteigen zu können, noch im Flugzeug den Gurt nicht über den Bauch zu bekommen. Außerdem fand ich in den Geschäften immer noch genug zum Anziehen und lief sogar einen Halbmarathon. Mit 102,3 Kilogramm allerdings, dem Höchstgewicht in meinem Leben, war das anders. Beim Laufen schaffte ich nun kaum noch die Fünf-Kilometer-Runde um den Kanal, auf dem Fahrrad kam ich schon auf dem Weg zur Arbeit aus der Puste. Und im Sommer scheuerten meine Beine nun so sehr aneinander, dass ich ohne Radlerhose unter dem Kleid gar nicht mehr rauskonnte. Ich fand jetzt, mit Größe 44/46, immer schwieriger Kleidung in den Läden und erwischte mich, wie ich Schwarz mittlerweile nicht mehr aus ästhetischer Überzeugung, sondern wirklich zum Kaschieren trug. Ich schwitzte mehr und fühlte mich aufgedunsen und empfand mein Spiegelbild eher als Herausforderung denn einfach als neutrale Rückmeldung, wie ich gerade aussah.

Statt an einer Diät versuchte ich mich im Sommer vor zwei Jahren deshalb an einer »Ernährungsumstellung«, wobei dies, wenn man ehrlich ist, eigentlich das Gleiche wie eine Diät bedeutet: Man isst anders und weniger, man beschränkt sich. Trotzdem schaffte ich es, mit Kalorienzählen und »mehr Bewegung« 13 Kilo abzunehmen und mich damit wunderbar zu fühlen: leichter und fitter, aber auch disziplinierter. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, in Hamburg einen Halbmarathon zu laufen, und trainierte dafür sechsmal die Woche. Außerdem lud ich mir eine Kalorienzähl-App aufs Handy, mit der ich alles notierte, was ich aß. So wurde zwar jeder Tag zur Kontrolle eines Kontos und der Erinnerung ans Essen, doch es war auch eine Krücke: Mehr Bewegung bedeutete mehr Essen und damit dem Ohrwurm auch mal nachgeben zu können und im Italien-Urlaub so viel Zitronenpasta zu essen und Peroni zu trinken, wie ich Lust hatte. So, dachte ich, kann es doch gehen.

Ozempic verabreicht man sich selbst: den Pen an Bein oder Bauch ansetzen, drücken, bis sechs zählen

Vor Ozempic probierte unsere Autorin viele Diäten aus. Einmal aß sie eine Woche lang nur Äpfel

Dann aber kamen der Herbst und ein größerer Liebeskummer. Der Ohrwurm kehrte zurück. Im Juni 2023 wog ich auf 1,74 Metern wieder 97,3 Kilo. Ein BMI von 32,4, Adipositas Grad 1, fettleibig.

Irgendwann
merkte ich, dass mein Gewicht auf meine Gesundheit schlug

21. Juni 2023 Der neue Arzt meiner Schwester hatte zum Glück sofort Zeit. Zwei Wochen nach ihrer Nachricht saß ich im Wartezimmer einer Berliner Praxis in einem Viertel mit vielen Altbauten und süßen Cafés. Ich hatte mir genau zurechtgelegt, was ich ihm erzählen und wie ich ihn von der Ozempic-Therapie überzeugen wollte. Von meiner 15-jährigen Diätgeschichte wollte ich natürlich berichten und meinem gerade erst wieder gescheiterten Abnehmversuch, von der Adipositas und der Diabetes in meiner ganzen Familie und natürlich dem Ohrwurm. Und dann, ich hatte meine kleine Rede gerade beendet, sagte er es schon von selbst:

»Ich kann Ihnen gern Ozempic verschreiben, ich habe damit wirklich schon tolle Resultate gesehen, ich hoffe, die bauen bald eine Fabrik.«

Ich müsse nur schauen, ob ich das Medikament auch bekomme, sagte er. Es gebe gerade Lieferschwierigkeiten. Aber er wünsche mir viel Glück, vielleicht klappe es ja doch. Dann reichte er mir das Rezept und schickte mich noch zum Blutabnehmen, um meine Werte zu dokumentieren.

Draußen vor der Tür lächelte ich so, als hätte ich gerade eine Nachricht von jemandem bekommen, in den ich frisch verknallt bin.

22. Juni 2023 Einen Tag später fuhr ich zurück nach Hamburg und bekam in meiner Lieblingsapotheke die 0,25mg-Packung Ozempic für 80,86 Euro ausgehändigt, ohne dass mir die Apothekerin irgendeine Frage dazu stellte. Draußen machte ich von der Verpackung sofort ein Foto. »Omg lol«, schrieb ich meiner Schwester. Dann lief ich nach Hause und studierte den Beipackzettel: Das Rädchen auf Anschlag der Dosis (0,25) drehen. Eine Stelle am Bauch oder Bein wählen. Den Pen ansetzen. Drücken. Bis sechs zählen. Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Das alles einmal die Woche wiederholen.

Der Stich tat nicht weh, die Nadel ist dünn, rund einen Drittelmillimeter. Jede Minute meines Lebens, in der ich gehungert hatte, hatte mehr geschmerzt, denn Hunger ist ein Zustand, der anders als eine Spritze nicht einfach aufhört. Er dauert an, bis man ihm irgendwann nachgibt.

Ich setzte mich an den Küchentisch, trank einen schwarzen Kaffee und begann damit, auf etwas zu warten, worauf man eigentlich nicht warten kann: darauf, dass nichts passiert.

Juli 2023 Ich merkte es zum ersten Mal am Abend des nächsten Tages, als mir klar wurde, dass ein halbes Crois-

sant mit Käse, eine Portion Basmatireis mit veganem Hühnchen und eine Scheibe Brot mit Käse ausgereicht hatten, um mich satt zu fühlen, oder, um ganz genau zu sein: 1.579 Kilokalorien.

Es war nicht so, dass ich keinen Hunger mehr hatte. Spätestens gegen zwölf Uhr am Mittag wollte ich immer etwas essen, doch eine Portion von was auch immer genügte. Die Lust auf Zucker wie auch die auf Alkohol und Zigaretten nahm ab. Es war, als ob sich mein Gehirn reinigte, von all den Dingen, die es vorher so begehrt hatte. Der Ohrwurm war verstummt, ohne dass ich Nebenwirkungen spürte, die manch andere Patienten beschrieben hatten: Übelkeit, Erbrechen, Gallensteine.

Es dauerte zwei Wochen, bis ich die ersten drei Kilo verloren hatte, und vier, bis es fast sieben waren. Am 18. Juli wog ich wieder so viel wie nach meinem letzten Abnehmversuch, 90,7 Kilo. Viel davon war sicher Wasser gewesen, und auch äußerlich hatte ich mich noch nicht sonderlich verändert. Doch das war in diesem Moment nebensächlich, mir ging es ja um etwas anderes. Das Gefühl, dem Essen fast wie ein Roboter nachgeben zu müssen, war nicht mehr da. Pizza, Schokolade, Bier, ich wollte all das immer noch, nur war ich, oder besser mein Gehirn, einfach mit viel weniger davon zufrieden. »Ich glaube, ich fühle mich das erste Mal normal«, schrieb ich einer der wenigen Freundinnen, die davon wussten, dass ich Ozempic nahm.

Ebenso wie es mir jahrelang peinlich war, mein Gewicht zu verraten, wollte ich nun nicht zugeben, dass ich »die Abnehmspritze« nahm. Ich fürchtete Vorurteile, wie sie Magenoperierte schon seit Langem hören oder in Kommentarspalten lesen, dass sie mit ihrer OP nur den »easy way out« gewählt hätten, den einfachen Weg. Mich hat das schon immer wütend gemacht. Als ob es jemals die freiwillige Entscheidung einer Person gewesen wäre, adipös, also krank zu werden. Sowohl Gene als auch Erziehung, Umwelt oder psychologische Faktoren wie Stress und Depression führen dazu, dass Menschen adipös werden. Deswegen heißt es auch adipös. Es ist eine von der Weltgesundheitsorganisation klassifizierte Krankheit, die sogar einen Code hat: ICD-10-E66. Zudem ist eine MagenOP, nach der Menschen nur noch portionsweise essen können und sich ihre Körper teilweise halbieren, in keiner Weise leicht wegzustecken. Viele Kilos abzunehmen bedeutet auch, eine andere Version von sich selbst zu werden.

Und es bedeutete, zumindest für mich, einen Konflikt: Einerseits hatte die Body-Positivity-Bewegung mir in den vergangenen Jahren – Gott sei Dank! – beigebracht, dass der Wert eines Menschen nicht von seinem Gewicht abhängen darf und sollte. Und dass es richtig war, gegen das zu rebellieren, wovon schon meine Mutter und meine Großmutter so sehr überzeugt waren: dass ein dünner Körper das Symbol einer erfolgreichen und gesellschaftlichen akzeptierten Frau ist.

Andererseits wollte ich diesen schweren Körper auch nicht akzeptieren müssen, weil ich mich so unwohl damit fühlte.

Auch wenn ich den Gedanken hasste, dass ich mich durch mein Abnehmen wieder dieser toxischen Diätkultur aussetzen müsste. Oder dass ich dadurch kapituliert hatte vor den Schönheitsidealen dieser Zeit, dem male gaze, dem männlichen Blick, und dem Patriarchat und Kapitalismus, in dem nicht Geist und Charakter zählen, sondern Aussehen. Weil, auch das ist ja belegt: Dünne Menschen sind erfolgreicher im Job, akzeptierter in der Gesellschaft.

Doch da mein Leben so oder so einem Kampf glich, entweder gegen die Kilos oder gegen die Gesellschaft, entschied ich mich für den, an dessen Ende die Ruhe stand. Denn das war es, was ich neben den gesundheitlichen Veränderungen vor allem begehrte: Ruhe.

Viele Kilos abzunehmen bedeutet, eine andere Version von sich selbst zu werden

Ende Juli fuhr ich wieder nach Berlin, diesmal um mir mein Rezept für die 0,5-mg-Packung abzuholen, die nun 217 Euro kosten und drei Monate reichen würde.

September 2023 Im August und September reiste ich mit meinem Ozempic-Pen nach Costa Rica und Nicaragua. Das ging, weil ein geöffneter Pen nicht kontinuierlich gekühlt werden muss und weil ich mich mittlerweile an den routinierten Stich einmal die Woche gewöhnt hatte. Ich verzichtete auf nichts, schon gar nicht auf landestypischen Tequila oder Tortillas, und verlor in drei Wochen weitere 1,5 Kilogramm. Am 12. September wog ich 89 Kilogramm und hatte die erste Kleidergröße verloren.

Mit meinem Berliner Arzt war vereinbart, dass wir uns, sollte ich keine Nebenwirkungen bemerken, dann wiedersähen, wenn mein Therapieziel, Normalgewicht, ein BMI von 25 und damit 75,69 Kilo, erreicht sei. Bis dahin würde ich mir das Rezept alle drei Monate von ihm abholen. Doch als ich mit dem nächsten, meinem dritten Rezept in meine Apotheke ging, verweigerte mir die Apothekerin das Medikament. Mein Rezept sei falsch, sagte sie, weil keine Diagnose draufstehe. Als ich erwiderte, dass dies nicht mein erstes Rezept sei, antwortete sie: Das Medikament sei für Patienten mit Diabetes reserviert und der unterschreibende Arzt außerdem kein Diabetologe. Ich hätte ihr sagen können, dass ich Diabetes in der Familie habe und dass ich dieses Medikament nicht zum Lifestyle benutze, also um ein paar Kilos für die Ästhetik abzunehmen, sondern weil ich krank bin. Ich hätte ihr auch sagen können, dass ich es unmenschlich finde, zwei Krankheitsbilder, Adipositas und Diabetes, gegeneinander auszuspielen. Oder wie gut es mir mittlerweile ging, weil meine ständigen Gedanken ans Essen endlich unterbrochen waren und ich mich im Spiegel mittlerweile anlächelte, weil ich nicht mehr nur Schwarz trug, sondern endlich auch wieder das bordeauxrote Kleid, das ich auf der standesamtlichen Hochzeit meiner besten Freundin anhatte.

Doch ich sagte nichts und lief in die nächste Apotheke. Dort stellte die Apothekerin keine Fragen.

Dezember 2023 Im Herbst sagte den Satz, den ich die Hälfte meines Lebens hören wollte, erst ein Freund zu mir, später an Weihnachten sagten ihn dann meine Mutter, mein Stiefvater und meine Großeltern: »Du hast ganz schön abgenommen.« Ich wusste, dass sie es alle als Kompliment meinten, und mein innerer Teenager grinste auch, doch ich selbst haderte damit. Bedeuteten all das Strahlen in den Augen der anderen, all die zustimmenden Worte nicht auch ihre vorherige Abwesenheit? War es gleichzeitig aber nicht mein eigener Wunsch gewesen, so auszusehen und gesünder zu werden – und ihre Komplimente de facto nur ein Beglückwünschen genau dieses Erfolges?

Zumindest meine Mutter stoppte dieses Gedankenkarussell schnell, als ich ihr später beim Weihnachtsfest davon erzählte, dass meine Abnahme von Medikamenten begleitet wurde. Dass ich Ozempic nahm. Sie schaute mich an und fragte dann, als hätte sie an ihren eigenen Ohrwurm gedacht: »Kann ich das auch bekommen?«

Sucht ist keine Wahl, sie ist eine Krankheit. Doch so wie man nach Essen süchtig werden kann, so kann man es nach dem, was unsere Gesellschaft als schön definiert: »Nothing tastes as good as skinny feels«, wird Kate Moss bis heute zitiert, als Mahnung, wie ungesund die Schönheitsideale der Neunziger- und Nullerjahre waren. Dabei gilt ihr Satz doch noch immer. Und das nicht, weil das Dünnsein oder die Form des Kate-Moss-Dünnseins sich so gut anfühlte oder weil die diet culture, also der gesellschaftliche obsessive Fokus auf Körpergewicht, Kalorienkontrolle und Schönheitsideale, recht hätte. Er stimmt, weil er die gesellschaftliche Ordnung dahinter beschreibt.

Denn nicht nur das Essen ist ein Ohrwurm in unseren Köpfen, auch die Gesellschaft summt unaufhörlich den Ohrwurm des Dünnseins als Ausdruck von Leistung in einem von Ordnung und Kontrolle durchdrungenen Raum. Körper, die daraus ausbrechen, bestraft sie mit Abwertung. Körper, die sich unter Strapazen verformen, hingegen mit dem Privileg des Dazugehörens.

Deswegen rief ich auch »Yes!«, als ich an Silvester auf die Waage stieg und sah, dass ich »nur« noch 80 Kilo wog. So viel wie in meinem ersten Semester. Mein Abnehmen hatte mir, so gesellschaftskritisch ich auch sein mochte, die Tür zu einer neuen Welt geöffnet. Einer, in der mich Fremde anlächelten und mir die Tür aufhielten, in der Männer im Club, selbst im Supermarkt mit mir flirteten und mir Verwandte, Kollegen, Bekannte, im Grunde alle, das Gefühl gaben, ein besserer Mensch zu sein, weil ich mich endlich angepasst hatte. Die neue Welt gab mir das bittersüße Gefühl von Aufstieg.

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März 2024 Das Schöne am Reisen ist, dass man jedem Menschen dabei genau so begegnet, wie man gerade ist. Als ich im Januar und Februar durch Südafrika reiste, wusste also niemand, dass ich gerade 20 Kilo abgenommen hatte, geschweige denn sprach mich jemand darauf an. Als ich ins Büro zurückkehrte, änderte sich das sofort. »Du bist so schön schmal geworden«, sagte eine Kollegin zu mir. »Du hast krass abgenommen«, eine Freundin. Anfangs freute ich mich noch darüber, war es ja eben die Bestätigung meiner Disziplin und des Aufstiegs ins Reich der normalen Körper, doch bald bedankte ich mich nur noch brav und lenkte vom Thema ab. Nicht weil ich dächte, dass man über Körper, Abnehmen, Body-Positivity und all das nicht sprechen sollte, sonst würde ich diesen Text nicht schreiben, sondern weil die Kantine, das Büro oder das Familienfest meiner Meinung nach vielleicht kein guter Ort für eine körperpolitische Diskussion sind. Und weil jeder selbst entscheiden sollte, ob er oder sie seinen Körper zum Gegenstand dieser Diskussion machen möchte. Oder eben nicht.

Stehen dicke Menschen jetzt etwa in der Pflicht, sich diese Spritze zu holen?

Es gibt aber noch einen anderen solchen Satz. Einen, den Übergewichtige oft sagen, wenn sie vom Initialmoment ihrer journey, ihrer Reise in ein gesundes und schlankeres Leben, berichten, etwa in den sozialen Medien oder in Shows wie The Biggest Loser. Er lautet: »Und dann hat es klick gemacht.« Seit ich Ozempic spritze, denke ich oft über ihn nach. Nicht weil es klick machen müsste, sich jetzt endlich zusammenzureißen. Sondern Ozempic hat mich begreifen lassen, dass ich krank war, dass ich krank bin. So wie man erst richtig versteht, wie sehr man unter einer toxischen Beziehung gelitten hat, wenn man sie verlassen hat, war es auch ein Medikament, das mir erst gezeigt hat, wie süchtig ich war nach unnötigen Mengen an Zucker und Fett.

Dass sich diese Erkenntnis wiederum positiv auf mein Körperbild ausgewirkt hat, merke ich daran, dass ich nicht mehr denke: »Ich wünschte, es wäre noch weniger, wie toll wäre es, bloß 60 Kilo zu wiegen.« Laut

Wenn mich jemand darauf ansprach, wie ich »es gemacht hätte«, also das Abnehmen, antwortete ich daher mit einer white lie. Ich sagte nicht »Mit Ozempic«, sondern dass ich weniger gegessen und mich mehr bewegt hätte. Nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht falsch.

Die Gründe, aus denen ich log, waren ganz unterschiedlich. Mal schämte ich mich, dass ich überhaupt in diese Situation gekommen, also überhaupt dick geworden war, weil ich trotz besseren Wissens es ja selbst manchmal dachte: Vielleicht bin ich doch zu faul?

Mal wollte ich einfach der unvermeidlichen Frage aus dem Weg gehen, die mir auch meine Schwester schon gestellt hatte: »Wie lange wirst du das eigentlich nehmen?« Denn in ihr steckt ja etwas viel Tiefgreifenderes: die Möglichkeit, dass der Ohrwurm und der Kampf gegen ihn zurückkehren könnten. (Die Antwort auf die Frage ist übrigens: Auch wenn die Nebenwirkungen einer Langzeiteinnahme noch nicht vollends erforscht sind – ich hätte kein Problem damit, es mein Leben lang zu nehmen, wenn das bedeuten würde, dass ich für immer Ruhe vor dem Ohrwurm hätte.) Und mal wollte ich der größeren Debatte aus dem Weg gehen, die sich nun aufgetan hatte: Stehen dicke Menschen jetzt in der Pflicht, sich diese Spritze zu holen? Wenn es doch so einfach geht? Das jedenfalls sagte meine beste Freundin, die selbst übergewichtig ist, einmal bei einem Abendessen. Für sie bedeutet Ozempic vor allem noch mehr Druck auf fette Körper. Im Sinne von: Wer jetzt noch dick ist, der ist selbst schuld. Der hat sich wirklich gar nicht im Griff. Und dann hörte ich es ein paar Monate später leicht abgewandelt von einer Kollegin, die zu Ozempic recherchiert hatte. Als ich sie fragte, was sie dabei gelernt hatte, sagte sie: »Ich dachte früher, die Leute sind dick, weil ihnen die Disziplin fehlt.«

BMI bin ich mit 80 Kilo immer noch leicht übergewichtig, und auch die Modeindustrie sortiert mich mit Kleidergröße 40 als Mid Size ein. Doch das ist mir egal. Ich bin einfach nur dankbar, dass mich der Gedanke an Essen endlich in Ruhe lässt. Und sich mein Körper irgendwie eingependelt hat.

Im Mai schrieb mir meine Schwester: »Ich fühle mich gerade so scheiße in meinem Körper lol. Ich bin diese ganze OzempicNummer noch mal in meinem Kopf durchgegangen, und an sich wird’s helfen, aber habe Angst vor diesem potenziellen JoJo-Effekt und dass ich es mein Leben lang nehmen muss.«

Ich antwortete: Eine chronische Krankheit brauche eben auch eine chronische Therapie. Und am Schluss: »Ich sag dir, wie es ist, ich hab kein Problem, das mein Leben lang zu nehmen.«

Dann vereinbarte auch meine Schwester einen Termin beim Arzt.

August 2024 Den Sommer dieses Jahres verbringe ich in den USA und damit dem Land, das die Abnehmspritze berühmt gemacht hat. Um mein Gewicht zu kontrollieren – ich halte seit acht Monaten 80 Kilogramm –, habe ich mir neben Ozempic eine Reisewaage mitgenommen. Außerdem koche ich viel und notiere in einer App weiterhin alles, was ich esse. Leicht fällt mir das nicht, und auch die Bewegung fehlt. Weil ich wegen des quasi nonexistenten öffentlichen Nahverkehrs in Phoenix, Arizona, jede Strecke mit dem Auto fahre, bewege ich mich kaum. Dass hier 29,6 Prozent der Menschen übergewichtig sind, wundert mich also nicht. Doch in Deutschland sieht es ja nicht viel besser aus. Nicht mit dem Übergewicht und auch nicht damit, wie die Gesellschaft damit umgeht. Auf Instagram lese ich von einer repräsentativen Umfrage, nach der 43 Prozent der unter 30-Jährigen sagen: »Übergewichtige sollten sich nicht in Badekleidung zeigen.« Die Menschen, denen ich auf Social Media folge, wüten. Doch es überrascht mich nicht.

Es ist der Ohrwurm.

MITGEHÖRT

Der Bundestag ist 75 geworden – Zeit, sich das Volk mal ins Haus zu laden. Am Tag der offenen Tür starten die Parteien eine Charmeoffensive: Es werden Rosen verschenkt (SPD), Virtual-Reality-Brillen aufgesetzt (CDU), es gibt Jutebeutel (AfD), Würstchen (Grüne) und die ganz großen Versprechen (überall). Nur wollen einige Bürger vor allem eins: den Abgeordneten die Meinung sagen!

Wir haben gelauscht

Boa, ich hab schon keinen Bock mehr.

Sie hat auch ihre lustigen Momente. Sie hat mal gesagt, zu ihrem Parteijubiläum wird sie nur uns einladen, sonst niemanden aus der Partei. Ja, das ist Inge pur!

In Thüringen isses inner Politik so, als ob der Zweite in der Bundesliga die Meisterschale bekommen würde.

art ytimeistnicht.

What is this actually? It says »Eingang«. Let me google.

Kann ich Ihnen noch etwas Gutes tun?

Nein, nein, danke. Das war mir schon genug.

Was soll ich da sagen? Was ist jetzt eine gute linke, progressive Antwort auf so was?

Nicht mehr lang. Um 18 Uhr lassen sie die Letzten rein.

O Gott, wie schön. Bald sind wir durch.

Ich sach ja nur, ich bin schon dafür, dass ihr demonstrieren könnt. Aber wenn ich an zweien vorbeilaufe, die sich küssen, homosexuell, trans oder sonst was, dann guck ich weg. Weil ich bin ein konservativ eingestellter Mensch.

Wenn wir in der gleichen Partei sind, können wir uns auch duzen.

Darf ich Ihnen was zu unserem Stand erzählen? Nee, brauchen Sie nicht. Ich will mir nur die Fotos anschauen ...

Es ist auf jeden Fall noch mal gut, deutlich darauf hinzuweisen, dass es große Unterschiede gibt zwischen Untersuchungskommission und Enquetekommission.

Alfred, die

Brotbüchsenbrauchen w ir noc h.

Meine Eltern parken

ihre zwei Autos nicht mehr vor der Garage. So viel

Neid, wie es mittlerweile gibt.

Hören Sie, ich bin nicht rechts, aber in meinem Haus lebt eine Grundschullehrerin, die hat kein einziges deutsches Kind in ihrer Klasse.

Ich habe mir das Ding schon größer vorgestellt.

Jetzt dröhnen die da rum, der Lauterbach sei schlecht. Sollen sie mal ihren Verkehrsminister angucken. Bedenkenträger hoch drei.

Stell dir vor, es hätte bei Brandt schon Social Media gegeben. Da wäre es dem viel schlechter ergangen. Und was machen Sie so? Ich mach Fahrradpolitik bei der SPD.

Wir tun viel, um dem Menschen das Gefühl zu geben, wir nehmen ihn ernst.

Ob du die Postkarte was kannst? Take away kannst? Yes! Yes! Des is okay!

Schau!Schau!Erkommtrichtig ins Schw itz e n .

Joa ... alles das ist, was wir so machen. Und würden Sie sich denn dann auch für die Umwelt einsetzen? Ja. Aber wir sagen immer: Was wir für die Umwelt machen, darf nicht dazu führen, dass es den Menschen schlechter geht.

Also, wir haben Wurst und Eis! Wurst? Als Grüne?

Schön, dass Sie das nicht gegendert haben.

»MEIN OUTFIT IST EMOTIONAL GESTEUERT«

Wir waren in Berlin unterwegs und haben Menschen zwischen 69 und 86 Jahren gefragt, warum sie tragen, was sie tragen

Uwe Müller, 73 (vorige Doppelseite): »Mein Outfit habe ich heute Morgen zusammengestellt in der Hoffnung, dass die Sonne scheint. Ich habe mein Sommerjackett herausgezogen und ein T-Shirt druntergezogen, um dann festzustellen, dass es zu kalt ist. Also habe ich noch einen Pulli angezogen, weil ich doch noch auf die Sonne hoffte und beim Sommeroutfit bleiben wollte. Das klingt jetzt nach großer Überlegung, ist aber en passant passiert. Meine Ketten und Ringe haben sich im Laufe des Lebens angesammelt. Teilweise sind es alte Rock-’n’-Roll-Attitüden, der blaue Ring ist ein Erbstück meines Vaters. An den Armen hängen auch noch Lederbänder, Überreste meiner Hippiezeit. Ich trage außerdem seit über 30 Jahren Mütze, weil ich Cabrioletfahrer bin und ohne immer einen Sonnenbrand auf dem Kopf hatte. Da habe ich mir eine Mütze aufgesetzt und sie einfach nicht mehr abgenommen. Als ich vor über 50 Jahren aus der schwäbischen Provinz nach Berlin gezogen bin, war meine Mutter entsetzt, wie schlampig man in Berlin herumläuft. Mode hat in Berlin nie eine Rolle gespielt und tut es heute noch nicht. Deswegen kann hier jeder tragen, worin er sich wohlfühlt. Manchmal sieht das gut aus und manchmal eben auch schlampig. Mein Outfit ist daher immer eher zufällig und emotional gesteuert.«

Marie anne naUer, 76 (vorige Doppelseite): »Kleidung ist mir sehr wichtig. Es muss alles stimmen, denn dann kann man sich am Morgen richten und es den Rest des Tages vergessen. Wenn das Outfit morgens gut ist, bleibt es gut. Ich trage gerne klassische Sachen und auch Dinge, die ich vor 50 Jahren mal selber genäht habe. Die habe ich immer noch. In einem Outfit müssen die Farben und Schnitte aufeinander abgestimmt sein, und vor allem muss es der Person entsprechen. Mich werden Sie selten in Jeans antreffen. Die passen einfach nicht zu mir. Ich trage lieber Röcke und lange, fließende Sachen. Altersgerechte Kleidung hat schon ihre Berechtigung. Im Minirock laufe ich nicht mehr in der Stadt herum, höchstens noch in der Badeanstalt oder am Strand. Im Alter sehen freie Knie nicht gut aus. Für mich ist das eine Frage der Ästhetik. Ein Outfit muss gut ins Auge passen, nicht aufs Auge fallen. Mein Kaufverhalten ist spontan und ergänzend zu dem, was ich bereits habe. Oft nehme ich mir ein Teil, heute den pinken Mantel, und passe den Rest des Outfits dazu an. Zu dem Pink kann ich ja kein Orange kombinieren!«

Yang gerwig, 70: »Andere könnten denken, dass ich mich nicht altersgemäß oder nach Trends kleide. Ich habe meinen eigenen Stil. Und das war schon immer so. Normalerweise bin ich schicker angezogen, aber heute bin ich mit dem Fahrrad unterwegs, da musste das Outfit bequem sein. Mich gibt es nicht doppelt, denn ich kaufe immer zeitlose Kleidung im Secondhandladen. Alle anderen sehen immer gleich aus. Lippenstift ist ein Muss, und ich liebe Ohrringe. Sie müssen immer zum Outfit passen. Da ich heute beim Radfahren einen Helm aufhabe, konnte ich nur diese roten tragen, die verheddern sich nicht in den Riemen. Meine Brillen sind auch immer sehr ausgefallen. Ich kaufe sie vintage und lasse Gläser einsetzen. Ich hebe meine Kleidung immer sehr lange auf. Gute Qualität macht Sachen zeitlos, nicht wie dieser billige Müll. Alte Leute laufen immer so langweilig rum und kaschieren ihre dicken Bäuche nicht. Man muss sich immer nach seiner Figur kleiden, daher trage ich auch nicht mehr das Gleiche wie als junge Frau.«

antoinette und Carsten Zornig, beide 70. Sie: »Wir stimmen uns morgens nicht ab. Aber wir mögen beide die Farbe Blau.« Er: »Ich bin Hamburger, natürlich mag ich Blau. Ich entspreche voll dem Klischee.« Sie: »Ich finde Berlin inspirierend.« Er: »Aber du ziehst dich hier nicht anders an!« Sie: »Nein, das nicht. Seit meiner Jugend habe ich aber meine Mode sehr verändert, weil ich älter und dicker geworden bin. Früher habe ich gerne körperbetonte Kleidung getragen, heute mag ich: je breiter, desto besser. Heutzutage kann man tragen, wozu man Lust hat. Früher habe ich Trends mehr wie ein Korsett wahrgenommen. Jetzt kaufe ich von Zara bis Jil Sander und behalte meine Kleider sehr lang.« Er: »Wir waren morgens bei einem Brunch. Ansonsten hätte ich mir kein Jackett angezogen. Ich trage eigentlich genau das Gleiche wie vor 40 Jahren: V-AusschnittPullover, Polohemden, Manschettenknöpfe.« Sie: »Konservativ!« Er: »Ich finde das am schönsten und bin da ziemlich konstant in meinem Geschmack. Wenn mein grauer Pullover Löcher hat, dann kaufe ich mir einen neuen grauen Pullover von derselben Marke. Bis vor zwei Jahren habe ich nur Lederschuhe getragen. Dann habe ich meinem jüngsten Sohn gesagt, dass ich auch mal Turnschuhe möchte, und dann hat er mit mir in einem Sneaker-Laden ein blaues und graues Paar gekauft.« Sie: »Na, immerhin!«

Manfred Zapatka, 82: »Die Sonne schien so schön in mein Schlafzimmer, und da habe ich mir gedacht, ich müsste die alte Jeans mal weglegen und was Sommerliches anziehen, wollte dann aber nicht nur in Leinenhose und Polohemd herumlaufen. Ich bin Schauspieler. Die Geschichte hinter dem Blazer ist, dass meine Frau mir den für die Dreharbeiten zu Das Traumschiff gekauft hat, weil man so ausgestattet zu sein hatte. Ich besaß zuvor keine Abendkleidung. Mode erlebe ich eigentlich nur an meiner Frau und meinen Kindern. Ich selbst interessiere mich nicht so sehr dafür. Trotzdem möchte ich gut angezogen sein, und dafür habe ich dann morgens zu Hause das Feedback meiner Frau, das mir anzeigt, ob ich das erreicht habe. Heute, wo Sie mich ansprechen, scheine ich ja ins Schwarze getroffen zu haben!«

Faridhe*, 85: »Ich wollte etwas Leichtes anziehen, mag es aber, meine Figur und Arme zu kaschieren, deswegen habe ich die karierte Bluse angezogen. Mode ist sehr wichtig für mich. Ich habe Mode studiert, heute ist sie mein Hobby. Ich designe viel selbst, kaufe Stoffe und lasse mir Sachen nach meiner Vorstellung anfertigen. Ich weiß am besten, was zu meiner Figur passt. Meinen Schmuck mache ich auch selbst und meine Frisur ebenfalls, jeden Morgen! Meine eigenen Entwürfe fühlen sich bequem an, sind aber auch elegant und zeitlos. Es ist wichtig, gut gekleidet vor die Tür zu treten. Ich laufe aber auch zu Hause genauso schön rum. Ich besitze Leggings, die trage ich aber nur zum Yoga.«

Monika FleischMann, 74: »Ich habe nicht den einen Stil. Mein Stil ist jeden Tag anders, je nachdem wie ich mich fühle. Ich finde eine Farbe im Schrank und schaue, welche anderen Töne ich dazu brauche. Ich liebe Farben, habe aber auch ganz viel Schwarz, das ich dazu kombiniere. Ich bin Wissenschaftlerin und Medienkünstlerin. Mein Mann, Wolfgang Strauss, und ich arbeiten zusammen in Berlin und am Gardasee. Hier trage ich mehr Schwarz, in Italien mehr Farbe. Wolfgang ist aber viel modischer als ich! Der sieht jeden Tag perfekt aus. Heute ist mein Geburtstag. Die Kette hat er mir geschenkt.«

Marie Nourry-TillMaNNs, 81: »Es ist immer schwer, von unserer Terrasse im Innenhof das Wetter einzuschätzen. Die Temperaturen unterscheiden sich immer um fünf Grad. Heute habe ich gewagt, mich für warmes Wetter anzuziehen, weil es im Supermarkt aber kalt sein könnte, habe ich ein Hemd drübergezogen. Obwohl ich nicht mehr ganz jung bin, mag ich es, kurze Hosen zu tragen. Berlin ist eine große Stadt, in der das möglich ist. Ich komme aus Paris, da bin ich mir nicht so sicher, ob ich so herumlaufen würde. Die Attitüde dort ist anders. Mein ganzes Leben bin ich immer bei den gleichen Farben geblieben – Blau, Rot und Gelb. Meine Familie nennt mich ›die blaue Lady‹. Ich trage kaum Make-up, aber ich liebe es, mit Farbe rund um meine Augen zu spielen. Heute habe ich einen blauen Eyeliner benutzt. Ich versuche, so gut auszusehen, wie ich kann, aber es wird leider schwerer und schwerer.«

BarBara, 69, uNd HaNs-CHrisTiaN FisCHer, 76. Sie: »Mode ist schön! Ich würde mich gerne moderner kleiden, aber ich habe Größe 46, und da hört das Sortiment schon auf. Ich würde mir gerne auch mal ein Kleid einer Luxusmarke gönnen, aber da müsste ich mich halbieren. Unsere Enkelin ist 14 Jahre alt, und die muss jetzt alles tragen, was ich mir selbst nicht kaufen kann. Ich war schon immer sehr modeinteressiert. In Dessau, wo wir herkommen, gab es das alles nicht, und da habe ich dann nach dem Vorbild der Fotos, die unsere Westverwandtschaft geschickt hat, selbst Kleidung genäht.«

Er: »Was ich trage, muss modern sein, zeitgemäß und der Witterung entsprechend. Mein Verhältnis zu Mode hat sich geändert in den letzten 40 Jahren, weil ich mit jüngeren Jahren noch nicht die finanziellen Mittel hatte wie heute. Wir sind aus der DDR geflohen und mussten im Westen bei null wieder anfangen. Heute fahren wir die Ernte unserer Lebensleistung ein. Ich kaufe daher gerne gute Marken. Bevor ich billig kaufe, gehe ich lieber in einen Secondhandladen. Wir kaufen gerne Kleidung für unsere Enkelin. Sie soll das genießen, was wir in der DDR nicht hatten.«

Doris schlauDraff, 79: »Was ich anziehe, hängt vom Wetter und von meiner Stimmung ab. Ich bin meistens ganz in Schwarz gekleidet, weil das einfach meine Farbe ist. Ich habe früher in der Gastronomie gearbeitet und immer Schwarz getragen, und das habe ich beibehalten. Ich mag Mode sehr gerne und kaufe immer mal wieder etwas Neues – nicht online, sondern im Laden. Der Hund Luc hat meiner Tochter gehört. Sie ist vor zwei Jahren verstorben, und da habe ich ihn übernommen. Sie hatte sehr viele Kleider für ihn gekauft, und die stimme ich jetzt oft mit meiner Kleidung ab. Er besitzt sogar einen Smoking!«

Eckardt trögEr, 70: »Blau ist einfach meine Farbe. Mode mochte ich schon immer, aber ich habe mal 160 Kilo gewogen. Seitdem ich mich halbiert habe, trage ich schickere Sachen, die ich vorher nicht kaufen konnte. Früher musste ich das nehmen, was es in meiner Größe gab, jetzt kann ich kaufen, was mir gefällt. Früher war ich jünger, und die großen Größen waren nicht altersgerecht designt. Ich habe dann mein Interesse für Mode auf die Outfits unserer Kinder übertragen. Manchmal wurde gesagt: Eure Mutter hat euch aber schön angezogen!, dabei war es der Vater. Mittlerweile gehe ich gerne shoppen. Bei vielen Dingen für Ältere denke ich aber: So alt werde ich nicht mehr, um so etwas zu tragen!«

Abdel*, 69: »Mode ist nicht wichtig für mich. Ich kleide mich, wie ich will. Am Morgen ziehe ich mich meist an wie am Tag zuvor! Nein, das hängt natürlich von der Uhrzeit ab, wann ich aufstehe. Ich lebe in Rennes in der Bretagne. An manchen Tagen arbeite ich im Cinéma Arvor an der Kasse und kümmere mich um das Programm, um die Karten, all das. Allgemein liebe ich gleiche Farben, das ist mir wichtig: ganz in Blau oder ganz in Grau. Die Farben eines Outfits müssen immer verheiratet sein. Und ich kleide mich immer entspannt. Ich trage gerne Kapuzenpullover. Mein Stil hat sich nie groß verändert. Ich kleide mich schon immer entspannt, schon immer in etwas zu großen Sachen mit weiten Schnitten, viel Jeans. Meine Haare trage ich auch seit 30 Jahren so. Einmal im Jahr schneide ich sieben Zentimeter ab, ansonsten verändere ich nichts.«

Siegrid Müller, 86: »Was ich anziehe, entscheide ich nach dem Wetter. Blau ist meine Lieblingsfarbe. Im Sommer brauchen die Beine Luft, da trage ich gerne Röcke. Vor 30 Jahren sah das alles noch besser aus, weil ich besser aussah. Ich sage immer: Man braucht nur ein Paar Schuhe und einen Mantel, nicht fünf. Die Leute kaufen viel zu viel. Ich kaufe nichts Neues mehr, sortiere nur noch aus. Diese Woche habe ich erst wieder Sachen zu Oxfam gebracht. Die Sportschuhe, in denen alle rumlaufen, sind zwar bestimmt bequem, sehen aber nicht gut aus. Die Frauen in Restaurants gefallen mir gut, die tragen noch feine Schuhe mit kleinem Absatz.«

*Faridhe und Abdel wollten nur mit ihrem Vornamen genannt werden

Auflage 150, handsignier t 3 Größen ver fügbar € 1.19 9

Massimo Colonna Pink Palace (MCN06)
Foto Peter Langer

der Modekonzern H&M hat in diesem Sommer mit einem Sunset-Kleid aufgewartet, also einem Kleidungsstück, das die Farbtöne eines Sonnenuntergangs in die Mode übertragen soll. Auch bei Akris hat man den Sonnenuntergang in Kleidern und Oberteilen zum Thema gemacht. Der Sonnenuntergang ist offenbar eine große Inspirationsquelle. Kaum etwas wird in aller Welt so oft fotografiert wie die untergehende Sonne – und kaum einmal wird ein solches Bild wieder angeschaut. Denn das Tolle ist ja nicht, ein Foto eines Sonnenuntergangs zu sehen, sondern diese Lightshow, die unser Planet jeden Abend veranstaltet, selbst zu erleben.

So ein Sonnenuntergang erinnert uns daran, dass etwas zu Ende geht und dass etwas anderes kommt. Er signalisiert die Endlichkeit der Dinge und bestätigt, dass man nichts festhalten kann und alles immer weiterzieht. Von wegen carpe diem: Dies transit! Die Zeit rinnt durch unsere Finger, unabhängig davon, ob wir sie genießen oder verfluchen. Eben war der Moment noch da, jetzt ist er weg, verschwunden im Universum.

Es ist tröstlich, dass dieses Universum den täglichen Moment der Vergänglichkeit in so majestätischen Farben malt und nicht etwa in Steingrau, was deutlich schwerer zu ertragen wäre. Die golden hour, also die Stunde vor dem Sonnenuntergang, wenn das Tageslicht langsam ins Güldene übergeht, ist eine Hauptbetriebszeit für Instagram-Nutzer. Gleichzeitig ist es ja nicht so, dass die Sonne selbst tatsächlich ein anderes Licht werfen würde. Die Gase der Atmosphäre filtern nur umso mehr Blauanteile heraus, je mehr sich der Feuerball unserem Horizont nähert. Und so werden wir beim Sonnenuntergang durch den Horizont auch noch an das Fernweh erinnert und eben auch an die Atmosphäre, jenen dünnen Gasschleier, der uns vor den Strahlungen des Weltraums abschirmt. Vom Mond aus sieht der Sonnenuntergang relativ langweilig aus. Wie schön es doch hier auf der Erde ist. Und wie nett, dass man dazu jetzt auch Kleider kaufen kann, die an all das erinnern. Denn wenn sich im Herbst die Wolken über Deutschland zuziehen, dann ist Schluss mit dem schönen Licht. Dann müssen wir uns über glitzernden Strick freuen.

Von Tillmann Prüfer

1. Das Haus der Kunst in München zeigt bis Februar die Ausstellung »Glamour und Geschichte« über das 40-jährige Bestehen des Clubs P1. Selbst Tina Turner und Mick Jagger haben hier schon getanzt

2. Gute und reduzierte Gesichtspflege gibt es auch ohne hohe Zollkosten. Das »Refining Day Fluid« von Muti aus München wirkt entzündungshemmend und spendet Feuchtigkeit

3. »Heimwee«, das neue Album der niederländischen Sängerin Eefje de Visser, lässt sich als hypnotischer Synthpop beschreiben. Am 28. Oktober spielt sie im Ampere in München

4. Beim Münchner Label Willi gibt es diese transparenten Acrylrahmen in Neonfarben – einfach ein Bild einklemmen und glänzen lassen

5. In der Residenzstraße 3 hat der erste Münchner Store der Modemarke Herno eröffnet. Das historische Gebäude, das ab 1900 das Trachtengeschäft Wallach beherbergte, wurde nun im Innern in ein Raumschiff verwandelt

Von Amelie Apel

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»Da war noch große Leidenschaft, aber ...«

Johanna*, 29: »Alex war mein Teamleiter, doch als ich meine Arbeitsstelle wechselte, fühlten wir uns frei, uns privat zu treffen. Er besuchte mich in meiner neuen Wohnung, 200 Kilometer von meinem alten Wohnort entfernt, und blieb über Nacht. Wir waren beide Hals über Kopf verliebt. Schnell stellte sich die Frage: Wie wird es weitergehen?

Ich war zu unsicher, zu meiner Liebe zu einem 30 Jahre älteren Mann zu stehen. Alex trennte sich von seiner Partnerin und kehrte fünf Wochen später doch zu ihr zurück. Auch wenn mich mein moralischer Kompass direkt in die Hölle schickte, trafen wir uns immer wieder. Natürlich hatte ich die Hoffnung auf eine Beziehung mit ihm. Aber nein: Er wolle keine Fernbeziehung, habe damit schlechte Erfahrungen gemacht. Ich hatte schlimmen Liebeskummer.

Zwei Jahre hatten wir keinen Kontakt, dann meldete ich mich bei ihm. Ich konnte ihn nicht vergessen. Warum muss die Zeit Erinnerungen immer zu Nostalgie werden lassen?

Wenn Sie uns etwas über die Liebe erzählen wollen, schreiben Sie uns an liebe@zeit.de

Wir fingen wieder etwas miteinander an.

An einem sonnigen Tag verliebte ich mich allerdings in einen anderen Mann, der in meinem Alter war. Das war der Zeitpunkt, um die Treffen mit Alex zu beenden. Doch aus erstem Interesse wurde nie eine Beziehung. Und die Nostalgie kehrte zurück. Zwei Jahre später traf ich mich wieder mit Alex. Da war immer noch große Leidenschaft, aber eine Beziehung war für ihn noch immer keine Option. Vielleicht, wenn ich mit meinem Referendariat fertig sein würde ...

Sei doch wenigstens so fair und mach mir keine Hoffnung, dachte ich. Ich beendete unser Verhältnis abermals. Bei aller Leidenschaft, eine reine Sexbeziehung war zu schmerzhaft. Gerade hält mich eine Wette mit meiner Mitbewohnerin fern von ihm: Wenn ich ein halbes Jahr keinen Kontakt habe, bekomme ich einen Campingkocher.«

Aufgezeichnet von Heike Faller

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Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Jonathan Coen, Leon Lothschütz, Jana Schnell

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Autor(inn)en

Heike Faller, Harald Martenstein, Jana Simon, Matthias Stolz

Korrektorat

Thomas Worthmann (verantw.), Oliver Voß (stv.)

Dokumentation

Mirjam Zimmer (verantw.)

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Torsten Bastian (verantw.), Oliver Nagel, Frank Siemienski Druck

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Korrektur Nr. 39/24

In dem Artikel »Wie geht es den Nackten?« wurde das Alter von Ralf Sprenger falsch angegeben. Er ist 56. Außerdem ist er lediglich Vorsitzender, nicht aber Mitbegründer von Get Naked Germany e. V. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen!

Es ist eine Freude, mit Manfred Mädler zu sprechen. Quicklebendig und überschäumend wie eh und je. Dabei ist Manfred gerade 90 geworden und könnte »altersentsprechend« durchaus über Hüftbeschwerden und andere Wehwehchen klagen. Nichts dergleichen. Stattdessen unterrichtet er in seiner verwunschenen Dresdner Villa, in vielem ein Schachmuseum, nach wie vor an den Nachmittagen Kinder im Schach und betreibt mit seiner Frau Monika das Schachhaus Mädler. Monika verdankt er dem lebenslangen Impetus, sein geliebtes Schachspiel zu verbreiten – er lernte sie bei einem Kurs an der Düsseldorfer Volkshochschule kennen. Lang, lang ist es her, lang noch möge es so weitergehen!

Jahrelang lieh ich mir bei meinen Besuchen in Dresden Manfreds Fahrrad aus, um mit diesem auf dem Elberadweg in meine nordböhmische Geburtsstadt Teplitz-Schönau, heute Teplice, zu radeln. Übrigens Ort des berühmten Schachturniers 1922, dessen Turnierbuch sich auch in der riesigen Mädlerschen Schachbibliothek findet.

Natürlich ist das Ehepaar Mädler mit seinem Buchstand auch ein essenzieller Teil der jährlichen Deutschen Ärzteschachmeisterschaft (die nächste findet vom 28. bis 30. März 2025 wieder in Bad Homburg statt). Dann werden die beiden wohl unverdrossen den Ladenhüter Der Arzt im Schachspiel des mittelalterlichen Dominikanermönchs Jakobus de Cessolis anpreisen, der darin die kirchliche Morallehre anhand des Schachspieles erläutert. Auf mehr Gegenliebe dürften indes die kleinen Büchlein So darfst du nicht Schach spielen von Eugène Snosko-Borowsky und das von Manfred verfasste Schach ist scheen ... wenn man kann mit heiteren Geschichten rund ums Schach stoßen. Wie gefällt Ihnen das? »Stellt eine Frau ihren Mann vor die Entscheidung: ›Entweder ich oder Schach‹, worauf er erbleichend stammelt: ›Welch ein Unglück, dabei habe ich dich so geliebt!‹« Mit welchem »Paukenschlag« bewog in diesem wilden Durcheinander Mädler als Schwarzer beim Fernschach-Länderkampf Finnland – BRD 1962 seinen Gegner Lindh zur Aufgabe?

Lösung aus Nr. 38

In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem mit stärkeren Linien gekennzeichneten 3 × 3-Kasten müssen alle Zahlen von 1 bis 9 stehen.

Nächste Woche an dieser Stelle: die Lebensgeschichte und die Auflösung aus Nr. 39

Lösung aus Nr. 39: Welcher mutige Opferreigen bescherte Schwarz am Zug den Sieg?

Nach 1...Sxg2! 2.Kxg2 (auch 2.Txe8 Txe8 3.Txg2 Te1+! verliert) Se3+ 3.Kg1 (3.Txe3 fxe3 ist auch hoffnungslos) Dg5+ 4.Kh1 Lxf3+! 5.Txf3 Dg2 war Weiß matt

waagerecht 7 Junioren samtäugiger Gesellschaft 11 Aufs Spiel gesetzt für ’nen Apfel und kein Ei 15 Leitung mit Zustimmung und Nicht-X: Unterwasserweltler 17 Wer einen Menschen zurechtweist, wird zuletzt Dank haben, mehr als der da ... tut, sprach Salomo 19 Sprichwörtlich: ... und Zorn sind böse Ratgeber 20 Kein Großer der Sage – und wenn ich schon in Giggelstimmung bin, dann ... munter weiter 21 Damit ist manches natürlich wohlbedacht 22 Hängt an der Bar, aber kaum mehr am Zuggerät 23 Faszinierend, wie se Wiese in Vitamintrunk verwandeln 24 Aus Kindersicht: Erwachsenenfehler 27 Schumann-Zeitgenosse, als Liszt-Kollege in Berlioz’ Stadt 30 Was abi da oft mit drin? 31 Hier recht faserstark, da ganz wasserfein 32 Stipp-Tipp: Eben dafür mehrere bereithalten! 34 Von guter hört man reden, ist Ohrkomfort gegeben 36 Sinn vom Tastsinn wie auch Erkenntniskraftakt 38 Vollzieht sich in Echt-jetzt?-Zeit 41 Elementarer Ausklang vom Tango-Ar-

gentino-Instrument 42 War Frank der Fiese, als samt Isabella in Blue Velvet gesehen 43 Der Verleumder hat den ... auf der Zunge (Sprichwort) 44 Der Champion muss sich nicht mehr selbst ..., hat er einiges ... vorzuweisen 45 Nur auf eine gewisse ... von Büchern trifft zu, dass ich sie senkrecht 1 Unsere Zeit ist eine Zeit der Gleichheit, in der jeder alle anderen ... will (Marie v. Ebner-Eschenbach) 2 Dem gilt Fertigkeit nach »Achtung!«-Ruf 3 Je herbstlicher das Wetter, desto näher das Ende ihrer Aus-Zeit 4 Heizkostenfresser, je größer, desto hungriger 5 Fügt sich zu Eyre wie Charlotte zu Brontë 6 Sprichwörtlich: Sogar eine weiße ... wirft einen schwarzen Schatten 7 Günstig zu bepflanzen, wenn man sich mit Blumenhändlers ... auskennt 8 Fürsorglicher Teil des Mühegebens 9 Fühlen sich beim Besserwisser bestens aufgehoben 10 Ziemlich letzter Tagesordnungspunkt mindestens in kühlerer Jahreszeit 11 Benannt nach Wiese, bietet Augenweide

für altmeisterlich Interessierte 12 Grüßt mit einem heimlichen »Auf Wiederlesen!«

13 Blätterte was hin fürs Cent-Design 14 Gehören unbedingt auch zur Zirkelanatomie 16 Lärmig ganz besonders beim 2 senkrecht 18 Haben schlagartig die Aufmerksamkeit des Concert-Publikums 23 Bringt schlagartig Bedrückung ins Unterdrücktengemüt 25 Die saß dem Stier im Nacken, als sie dahin reiste 26 Ziemlich clever oft, ihn auf Tour seinen Job machen zu lassen 28 Ihr gilt manch Sehnsuchtsgedanke vom obersten Stadtmusikanten 29 Klassischer Teil vom Sparstrumpf 30 Etappenziel für Höhengewinnstreber 33 Präsentiert sich im Kerneinwand des Ablehners 35 Beim Blick hinauf: Sternenkundler – bei Blick hinab: eine Sie 37 Höflichkeit ist der Wunsch, höflich behandelt und für ... und gesittet gehalten zu werden (La Rochefoucauld) 39 Alles andere als wendehalsig im Starkwind 40 Zählt zu den Schulbeispielen für 4 senkrecht

Lösung von Nr. 2763: Waagerecht 7 SCHIEF 11 ANPFEIFEN, beginnen lassen und tadeln 14 GEHALT 15 ABGESCHLAGEN, erschöpft und abgelehnt 19 NONSENS 20 EPIK mit dicken/breiten Bänden 21 EUTER 22 Fahrrad-FEDERGABEL 24 EIGER 25 RENTE 27 WOERTER 29 DIMMER 32 HEGAU 34 TAENZER 36 LOB 37 SEELE 38 GEZEITEN 41 Romulus und REMUS, von Wölfin gesäugt 42 Schallplatten-RILLE 43 BEULEN 44 AESEN 45 STERNE 46 ANSICHTEN, Anblicke und Meinungen – Senkrecht 1 SCHOENHEIT 2 Hamburger PETERWAGEN und Peter wagen 3 ENGE 4 WECKER 5 PFLUG 6 (Dorf-)ANGER und anger = Ärger (engl.) 7 »Sen-Feier« und SENFEIER 8 HANDTELLER mit Handlinien 9 ndld. Sängerin ILSE DeLange 10 FANGO 11 Schuh- und Waren-ABSAETZE 12 PEPE von José 13 VERGEBUNG 16 SILEN 17 HEIDE(-kraut) 18 ATEM in Gu-atem-ala 23 BRAEUNE 26 EGEL 28 TEILS 30 irre und »in die IRRE gehen« 31 Max Raabe, »Der perfekte MOMENT« 33 UEBEN 35 ZEN 36 (Wein-)LESE 39 TEIG 40 NAHE

Lotta ist 19 Jahre alt. Ihr Vater Tillmann

Prüfer schreibt hier im wöchentlichen

Wechsel über sie und seine anderen drei

Töchter im Alter von 24, 17 und 11 Jahren

»Hier bin ich wieder!«

PRÜFERS TÖCHTER

Ich habe mir oft vorgestellt, wie es sein würde, wenn Lotta zurückkommt. Sie hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in Paraguay gemacht, ich habe sie in der ganzen Zeit nicht besucht. Die einzigen Kontakte waren Sprachnachrichten und Videoanrufe. Die meiste Zeit habe ich den Gedanken vermieden, dass sie ungefähr 11.000 Kilometer weit weg ist. Das kam mir unglaublich, einfach unerhört weit weg vor. Und als sie dann eine WhatsApp schrieb, dass sie nun im Flugzeug sitze, fand ich es unerhört, dass sie diese Distanz einfach mit ein paar Stunden Flug würde überwinden können und plötzlich wieder da wäre: »Hier bin ich wieder!«

Ich fragte mich, ob meine Tochter vielleicht ganz verändert zurückkehren würde. Lotta hat ein Jahr in einer Einrichtung für unterprivilegierte Kinder gearbeitet. Sie hat mit ihnen Schulaufgaben gemacht, mit manchen sogar Sprechen geübt. Sie hat Dankbarkeit spüren dürfen, aber auch sehr undankbare Kinder kennengelernt. Sie ist geherzt und getreten worden. Sie hat Armut gesehen, große Armut und eine Armut, die für Menschen in Deutschland unvorstellbar ist. Es gab Phasen, da wollte sie dringend zurück nach Deutschland, und zu anderen Zeiten wollte sie am liebsten für immer in Paraguay bleiben.

Und dann kam der Moment, als Lotta mit dem großen Koffer und dem großen Rucksack, mit denen sie uns verlassen hatte, plötzlich wieder vor uns stand. Wir mussten vor Freude etwas weinen. Und plötzlich schien es mir, als hätte Lotta sich gar nicht verändert. Es war eher so, als holten wir unser Kind gerade von einem dreiwöchigen Feriencamp ab. Ich war irgendwie gar nicht von Sinnen. Sehr, sehr froh zwar, dass Lotta wieder da war, aber ich hatte mich nach etwa 15 Minuten wieder an sie gewöhnt. Es dauerte sogar nur 48 Stunden, bis ich das erste Mal von Lotta genervt war, zunächst, weil sie meine Socken entführte, und anschließend, als ich schlafen wollte, sie weiter laut telefonierte und Musik hörte, nachts um zwei oder so. Danach schlief Lotta den ganzen Tag. Und dann ging sie nachts wieder aus. Und am nächsten Tag war sie den ganzen Tag unterwegs, und ich war nervös, weil ich nicht wusste, wo. Wie hatte ich ein Jahr lang gut damit leben können, dass sie in der Hauptstadt eines Landes unterwegs war, in dem die Mordrate siebenmal höher als in Deutschland ist?

Ich könnte mir vorstellen, dass es für Lotta genauso war. Ein Jahr komplett auf sich selbst gestellt, und dann kommt man nach Hause, und die Eltern tun so, als sei jetzt das Wichtigste, dass man sich brav abmeldet. Ich glaube allerdings, dass das unserer tiefen Verbundenheit geschuldet ist. Es gibt nur ganz wenige Menschen auf der Erde, bei denen es eigentlich ganz egal ist, wie lange man getrennt war, weil man jederzeit sofort da weitermachen kann, wo man gerade aufgehört hat. Lotta blieb auch nicht lange. Sie verabschiedete sich zu einem Kurzurlaub, danach war sie wieder ein paar Tage da, und dann sagte sie Tschüss, weil sie zu einem Seminar reisen musste. Und bald reist sie ab zum Studieren. Aber das ist okay, denn ich weiß ja, wie gesagt: Wir werden immer wieder genau da weitermachen können, wo wir aufgehört haben. Und wenn ich meine Socken suche, weiß ich, sie sind bei ihr, wo immer sie auch gerade ist.

Was ich gern früher gewusst hätte

Du kannst so viele Anläufe nehmen, wie du willst, du wirst Bob Dylan nie ins Herz schließen.

Du wirst auch ohne Geschwister glücklich.

Das Leben nach dem Entzug ist tatsächlich erfüllender als vorher.

Flieg nicht zu der Aufnahme-Session nach New York, während dein Vater in England todkrank ist.

Lass dich nicht hetzen, wenn die Dinge nicht so laufen wie erhofft, das Leben ist lang.

Kauf den blauen Kunstdruck, den du in Südfrankreich im Urlaub entdeckt hast.

Geh zu diesem Geheimkonzert der Sex Pistols.

Lerne, mit deinem Neid zu leben, irgendwelche Leute werden immer ein größeres Haus haben.

Die Angst vor Krankheiten wird nicht weniger.

In den frühen Jahren deiner Karriere bist du nicht so peinlich gewesen, wie du manchmal gedacht hast.

Du hast nie genug Geld, um dich wirklich frei zu fühlen.

Deutschland ist ganz anders, als du lange gedacht hast.

Es gibt keine Gespenster, allerdings ist nicht alles Rätselhafte erklärbar.

Die Empathie, die du anderen gegenüber aufbringst, hättest du manchmal auch auf dich selber anwenden sollen.

Es hilft beim Älterwerden, die Biografien anderer Künstler zu lesen.

Zertrümmer in dem Münchner Hotel nicht die Glasscheibe mit deiner Faust.

Ringo war bei den Beatles genauso wichtig wie John.

Du wirst immer das schnellste Auto in deiner Straße haben wollen.

Liebe und Respekt sind eigentlich das Gleiche.

Wenn du als Kind nicht gerne deine Spielsachen mit anderen geteilt hast, wird sich das leider nicht ändern, wenn du alt bist.

Hier verraten jede Woche Prominente, was sie erst spät begriffen haben. John Taylor, 64, ist Gründungsmitglied und Bassist von Duran Duran. Die britische Band hatte Hits wie »Girls On Film« und »The Wild Boys« und hat mehr als hundert Millionen Tonträger verkauft. Zuletzt ist eine neue Edition des Duran-Duran-Albums »Danse Macabre« erschienen

Aufgezeichnet von CHRISTOPH DALLACH
Illustration Robert Radziejewski (Foto Stephanie Pistel)

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