ZEITmagazin 3/24

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De sig nh ef tü be r de n Te pp ic h

ZE IT m ag az in

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M A G N U M C O L L E C T IO N Der Schaft aus kaukasischem Walnussholz überzeugt durch seine individuelle tiefbraune Maserung und macht jedes Schreibgerät zu einem Unikat. Der Füllfederhalter verfügt über eine 18-Karat Bicolor Goldfelder im Magnumformat, die jedes Schreiberlebnis unvergessen macht. Die Magnum Collection ist ebenfalls als Tintenroller, Kugelschreiber und Drehbleistift erhältlich.


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N0 3 Was gibt es Besseres, als die Füße auf weichen Flausch zu setzen – gerade im Winter? Trotzdem hatte Teppichboden lange einen schlechten Ruf, die Sehnsucht nach abgeschliffenen Dielen oder Terrakottafliesen war größer. Unser Designheft beweist, dass Teppich der beste Untergrund ist, auf dem man wohnen kann: Er ist mondän, barfußtauglich, kann zugleich Einrichtung und Kunst sein. Nicht ohne Grund wird in Hollywood vor Filmpreisverleihungen roter Teppich ausgerollt. Was übrigens auch zu Hause möglich ist! Wir haben es, wie unser Cover zeigt, mal ausprobiert – frisch gereinigt, bereit zum anmutigen Drüberschreiten. Ihre ZEITmagazin-Redaktion

Es wird weich Warum Teppichboden in der Wohnung wieder Avantgarde ist

Titelfotos Caroline Heinecke

Inhalt Norman McGrath, SEBASTIAN GNEITING, Bill Young, MAXIMILIAN VIRGILI

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Ausgerollt für jedermann Rote Teppiche sind jetzt überall. Das bringt das Original in die Bredouille

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Mustersammlung Der Pilot Bill Young hat auf der ganzen Welt Hotelteppiche fotografiert

Bereit für die Jobsuche? Mit academics – dem

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»Ich werde als Kellner sterben« Walter Colangeli bedient seit 30 Jahren Gäste. Ein Porträt

führenden Karriereportal für akademische Talente aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Öffentliches & Gesellschaft.

www.academics.de


Die Ausstellung Glitch. Die Kunst der Störung in der Münchner Pinakothek der Moderne befasst sich mit der Schönheit technischer Fehler (hier ein verzerrtes Videobild von Jake Elwes)

Laut der Trendforschungs­agentur WGSN sind Snacks der nächste kulinarische Trend. Klingt ungesund, aber spaßig! Es wird eh Zeit, dass der beste Snack überhaupt zurückkehrt: Käsewürfel mit Traube

»Die Schiebetüren öffnen sich, und vor mir tut sich das Amerika auf, von dem ich immer geträumt habe. Eine psyche­ delisch grelle Farbland­ schaft, alle SimpsonsFolgen auf einmal.« Aus Stefanie Sargnagels sagenhaft komischer USA-Beobachtung Iowa. Ein Ausflug nach Amerika (Rowohlt)

Das Buch Sneaker Freaker. World’s Greatest Sneaker Collectors von Simon »Woody« Wood stellt besessene Turnschuhsammler vor – etwa einen, der 60 Paar Nike Jordan besitzt, die von Michael Jordan signiert und bei einem Spiel getragen wurden (Taschen)

Mal wieder eine gute Idee des Künstlers Pablo Rochat: eine übergroße Hülle für die Fernbedienung – damit man das Teil nie wieder verlegt!

Wer keinen Wollpulli mehr sehen kann, könnte zur Abwechslung mal ein großes Rugby-Shirt überziehen (dieses ist von Arket). Taylor Swift trug neulich eins als Kleid, mit Stiefeln – sah gut aus

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Das hier ist vieles zugleich: ein Kleiderhaken, ein Auffangort für Krimskrams, eine schöne Erinnerung an die Wellen des Ozeans (hellerfurniture.com)

Im kolumbianischen Barranquilla ist eine Bronzestatue der von dort stammenden Popsängerin Shakira enthüllt worden. Das Ding misst über sechs Meter, und doch wurde ihm gleich die Show gestohlen: von Shakiras putzigen Eltern, die davor posierten. Mamas und Papas Stolz ist immer noch die schönste Würdigung. Wenn Sie ein Kind haben, posieren Sie doch auch mal mit den Früchten seines Erfolgs, zum Beispiel seiner Steuererklärung

Die Entdeckungen der Woche von Claire Beermann

Meredith Hayden gibt auf instagram.com/wishbone­ kitchen Einblicke in ihr Leben als New Yorker Privat­­ köchin – etwa wie man ein Rührei für Superreiche zaubert

Fotos Jake Elwes; iStockphoto; Taschen; Pablo Rochat; instagram/shakira; Heller Furniture; Arket; instagram/wishbonekitchen

HEITER BIS GLÜCKLICH



HARALD MARTENSTEIN

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In Berlin dauert die Grundschule regulär sechs Jahre. Es gibt aber auch ein paar Gymnasien, die schon mit Klasse fünf beginnen. Um diese aus politischen Gründen (keine Elitenbildung!) künstlich verknappten Gymnasiumsplätze gibt es oft heftige Kämpfe. Zur Frage »Gymnasium oder Grundschule?« hat sich kürzlich die Qualitätsbeauftragte der Senatsschulverwaltung geäußert. Das Wort hat Ruby Mattig-Krone: »Das Kind hat zwar super Noten und war in seinem kleinen Teich an der Grundschule ein großer Fisch, ist dann aber am Gymnasium erst mal überwältigt von dem neuen Tempo und es nicht gewohnt, dass alle anderen genauso gute oder bessere Leistungen zeigen.« Stimmt. So war das. Daran erinnere ich mich noch. Aber wieso soll es grundsätzlich ein Problem sein, sich an ein neues Tempo gewöhnen zu müssen? Festzustellen, dass man sich mehr anstrengen muss? Ich sehe das Problem einfach nicht. Die Qualitätsbeauftragte warnt und stellt Fragen. Werde das Kind es »vertragen«, wenn es auf dem Gymnasium erst mal ­Dreien und Vieren gibt statt Einsen? Wenn ein Kind so »ehrgeizig ist, dass schon bei einer Zwei die Tränen fließen«, ist es nach Ansicht der Berliner Qualitätsbeauftragten vielleicht auf der

Grundschule besser aufgehoben, wo ­einem, das sage jetzt ich, die Einsen vielerorts ­nachgeschmissen werden. Auch in manchen Gymnasien ist es längst so. Eine deutsche Qualitätsbeauftragte warnt also vor zu viel Qualität, vor Anstrengung, vor zu viel Ehrgeiz. Ganz Deutschland mitsamt seinen aktuellen Problemen ist in diesem kleinen Interview enthalten, finde ich. Klar, man kann alles übertreiben, ich will ja nicht ins Jahr 1950 zurück. Aber wenn Leistungswillen und Leistungsforderungen generell unter dem Verdacht stehen, Menschen nicht gutzutun, dann kommen halt irgendwann nirgends mehr Leistung und Qualität zustande. Ein Land, wo kaum ­etwas funktioniert, tut den Menschen aber auch nicht gut. Ich würde es zum Beispiel begrüßen, von Politikern regiert zu w ­ erden, die so ehrgeizig sind, dass ihnen beim ­Niedergang des deutschen Bildungswesens die Tränen kommen. Beim Fußball gibt’s nach dem Willen des DFB für die Kleinen jetzt vier Tore statt zwei, damit es für sie einfacher wird, Tore zu schießen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis für die Alten auf den deutschen Golfplätzen die Löcher so groß sind wie Badewannen, bis man den Abituraufsatz von der künstlichen

Illustration Martin Fengel

Intelligenz schreiben lassen darf, wobei man immerhin wissen muss, wie man diese runterlädt, und bis an der Kunsthochschule die Aufnahmeprüfung darin besteht, einen Smiley zu zeichnen. Niemand soll mehr weinen müssen, weil er oder sie etwas nicht kann. Diesmal hat mich’s übrigens richtig erwischt. Mein erstes Corona war ein softer Typ wie Ryan Gosling in Barbie. Das zweite C ­ orona tritt jetzt so hart auf wie B ­ ruce Willis in Stirb langsam. Ich könnte die Kolumne a­ bsagen. Aber ich sage die Kolumne nie ab. Nicht, solange ich noch bei Bewusstsein bin und »drei« röcheln könnte, falls mir jemand eine Hand mit drei erhobenen Fingern vor die Nase hält und fragt, wie viele Finger ich sehe. Ich erzähle das nicht, um anzugeben, es ist nicht mein Verdienst. Es steckt halt drin in vielen aus meiner Generation, die auf­ gewachsen ist mit Sprüchen wie »Jetzt reiß dich mal zusammen« oder »Wer nicht kämpft, hat schon verloren« oder »Es ist keine Schande, nur eine Drei minus zu kriegen, wenn man in der Klassenarbeit sein Bestes gegeben hat«. Ich fand solche Sätze lange fragwürdig, aber wenn ich sehe, was bei der exakt gegenteiligen Haltung manchmal an Schrott herauskommt, denke ich: Man müsste einen Mittelweg finden.

Zu hören unter www.zeit.de/audio

Über schwindende Leistungsansprüche und die Frage, was sie für unser Land bedeuten


bruehl.com

ALL TOGETH ER D E S I G N K A TI M E Y E R- B R Ü H L

P A S S I O N

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WOCHENMARKT

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HOFFNUNG ZUM LÖFFELN

Knallgrüne Gemüsesuppe Zutaten für einen großen Topf: etwas Olivenöl, 1 Lauchstange, Salz, 2 Selleriestangen, 1 Fenchelknolle, 1 Brokkoli, 3 Kartoffeln, 1,5 l Brühe, 150 g tiefgekühlte Erbsen; zum Garnieren: Sonnenblumenkerne, etwas (gutes) Olivenöl, geriebener Parmesan

Komm, wir spielen Frühling. Wir kaufen ganz viel frisches grünes Gemüse: Lauch, Selleriestangen, Brokkoli, Fenchel, Erbsen (okay, die sind tiefgekühlt). Und dann ma­ chen wir eine Suppe daraus. Sie ist knall­ grün, und allein das ist schon gesund, glau­ be ich, denn so wie man im Januar unter Lichtmangel leidet, so fehlen einem auch die Farben – der Himmel grau, alle Winter­ jacken schwarz.

Von Elisabeth Raether

Olivenöl in einem großen Topf erhitzen, das Weiß der Lauchstange in feine Ringe schnei­ den und mit etwas Salz im Öl andünsten. Selleriestangen in Scheibchen schneiden, Fenchel in grobe Stücke zerteilen, die Rös­ chen vom Brokkoli schneiden, den Stiel des Brokkoli schälen und zerteilen, Kartoffeln

Das aktuelle ZEITmagazin WOCHENMARKT ist am Kiosk oder als Abo unter zeit.de/wm-kochen erhältlich

schälen und grob zerteilen – und alles zum Lauch in den Topf geben. Mit Brühe auf­ gießen. Erbsen dazugeben. Alles etwa 25 Mi­ nuten lang köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist. Die Suppe dann fein pürieren. Son­ nenblumenkerne in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis sie knusprig sind. Die Suppe auf Teller verteilen. Ein paar Sonnenblumen­ kerne, jeweils ½ EL Olivenöl sowie geriebe­ nen Parmesan darübergeben.

Foto Silvio Knezevic



TAGEBUCH AUS KIEW

Am 29. Dezember erlebte die Ukraine den massivsten Raketenbeschuss durch ­Russland seit Kriegsbeginn. In Kiew war es der bis­ lang tödlichste Angriff. Es ging am frühen Morgen los. Später, als es wieder ruhig war, machte ich mich mit meiner Freundin Illia auf den Weg zu einem der Orte, an denen eine russische Rakete eingeschlagen war.

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Wir sahen Absperrbänder und jede Menge Leute, darunter Polizisten und Rettungs­ kräfte. Für so viele Menschen war es unna­ türlich still. Heute, während ich diesen Text schreibe, gab es seit der Nacht bis in den späten Mor­ gen hinein einen zweiten heftigen Beschuss – zuerst mit Drohnen, dann mit verschiedenen

UNTER BESCHUSS

Raketen, auch ballistischen. Einige davon trafen Kiew erneut schwer. Das gelbe Licht der Explosionen konnte ich an den Wänden der umliegenden Gebäude sehen. Die Fens­ ter zitterten und quietschten, wie ich es noch nie zuvor gehört habe. Der Tag ist aus den Fugen geraten. Jetzt warte ich auf die nächste Nacht des russischen Terrors.

Der Illustrator Sergiy Maidukov, 43, ist in Donezk geboren und aufgewachsen, seit 2006 wohnt er in Kiew. Für uns zeichnet er, wie er sein Land derzeit sieht und erlebt


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Der New Yorker Modedesigner Halston logierte in den 1970erJahren in einem mit rotem Teppich ausgelegten Büro. Rechte Seite: Versunkene Couch im Wohnzimmer der Künstlerin Marianna Rothen in New York

Bleibt auf 14 dem Teppich


Fotos Norman McGrath, Chris Luttrell

Lange war Teppichboden zu Unrecht verpönt. Jetzt kommt er zurück: Ein Plädoyer für weiche­Weiten in der Wohnung

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als meine Eltern 1979 ihr Haus bauten,

hatten sie zuvor viele Monate in unserer Mietwohnung vor Wohnmagazinen me­ ditiert. Ich war gerade fünf Jahre alt, aber ich war mir sicher, dass Schöner Wohnen ein brandheißes Nachrichtenmagazin war, so hart, wie man über Raufasertapeten, Einbauschränke und Badfliesen diskutie­ ren konnte. Nur über eines mussten ­meine Eltern nicht debattieren: den Bodenbelag. Denn der sollte der gleiche sein wie bei Familie Hasselmeyer. Die Hasselmeyers bewohnten ein Haus mit Flachdach, zwei Straßen weiter. Und sie hatten kaffee­ braunen Teppichboden in den Schlaf- und Kinderzimmern. Das schauten sich meine Eltern von ihnen ab. Es war das gleiche Kaffeebraun. Ich verbrachte schier meine ganze Jugend fläzend auf diesem Teppich­

Von TILLMANN PRÜFER

boden. Manchmal frage ich mich, was ich wohl für ein Mensch geworden wäre, hätte ich meine Jugend auf Laminat verbracht. Es wäre ein völlig anderes Mindset. Ein schöner Teppichboden gehörte damals zum Lebensgefühl. Er war der ­Begleiter des Wohlstandes der Nachkriegs­ generation. Es gab auch tolle Vorbilder: Als der ita­ lienischer Architekt und Designer Ettore Sottsass Mitte der Sechzigerjahre die Casa Lana entwarf, ein Minihaus für seinen Freund, den Lithografen Giovanni Lana, stattete er den gesamten Wohnbereich mit Teppichboden aus. Pinkem Teppich­ boden. Er sorgte dafür, dass man über­ all ungestört abhängen konnte in diesem Haus. Der Modedesigner Halston ließ in den Siebzigerjahren sein Büro an der New Yorker Fifth Avenue komplett mit blut­

rotem Teppichboden auslegen. Alles war weich, gelassen und smooth. Kaum war meine Jugend vorbei, kamen andere Zeiten. Es wurde modern, ­Böden in Estrich zu gießen. Wer eine neue ­Wohnung bezog und dort Teppichboden vorfand, war schockiert. Dann musste die Auslegeware herausgerissen und die darunterliegenden Dielen mussten »ab­ gezogen« werden (abziehen – dieses Wort war bis dahin höchstens aus der Banden­ kriminalität bekannt gewesen und hatte wenig damit zu tun gehabt, mit einem Schleifapparat Staub atmend über den Boden zu krauchen). Plötzlich schien alles gut, was hart und fußkalt war. Warum nur? Warum? Wir Menschen stam­ men von Wesen ab, die den ganzen Tag durchs Steppenland liefen. Unsere Füße


Fotos Christian Kain, Pali Xisto Cornelsen

Wohnzimmer mit rotem Flor in einem von dem Architekten Pali Xisto Cornelsen eingerichteten Haus in Los Angeles. Linke Seite: Das Designerpaar Maria und Jörg Koch hat einen violetten Vorwerk-Teppich mit Beton kombiniert

mögen es, über weiches Gras und auf Moos zu gehen. Nicht auf harten Böden. Seit Jahrtausenden weiß die Menschheit, wie schön Teppiche sind. Teppiche beglei­teten quasi die gesamte menschliche Zivi­li­sation, weil sie die Eigenschaft haben, das Leben auch in kühlen Breitengraden eini­ ger­ maßen erträglich zu machen. Vor 10.000 Jahren begannen Nomaden und sess­­hafte Bauern, Schafwolle zu verfilzen und daraus Bodenbeläge zu schaffen, die iso­ lierten. Später wurden Teppiche von Hand gewebt und waren oft ein wertvoller Besitz der Familien. Der älteste heute noch erhaltene Teppich wurde in Sibirien in e­ inem Fürs­ tengrab entdeckt, wo er vor 2.500 Jahren als Grabbeigabe verbuddelt wurde. Man kann die Weltkultur in Teppichen erzählen: Im zentralasiatischen Raum

gab es die Knüpftechnik, die wesentlich aufwendiger als das Weben war, aber viel stabilere und dichtere Teppiche her­ vorbrachte. In Europa lebte die Kultur des Teppichknüpfens unter dem Ein­ fluss der maurischen Kultur in Spanien im 8. und 9. Jahrhundert nach Christus auf der ­Iberischen Halbinsel auf. In Eng­ land kam es zu Beginn der frühen Neu­ zeit zum ­ Teppich-Boom. Einwanderer aus dem ­ Nahen und Mittleren Osten fertigten »englische Orient­tep­pi­che« nach anatolischen Vorlagen mit geometrischen Mustern oder floralen Motiven. In Frank­ reich erfand man derweil die Gobelins oder Aubusson-Teppiche. Teppiche legte man nicht nur auf den Boden, man häng­ te sie auch an die Wand. Sie dienten als Isolation und Wärmespeicher. Ein Raum,

in dem kein Teppich war, war ein kalter, lebensfeindlicher Raum. Deswegen sind Teppiche ein sehr emo­ tionaler Teil der Einrichtung. Sie spenden Wärme und Geborgenheit – wo ein Tep­ pich ist, ist man zu Hause. Teppiche haben auch immer wieder wichtige Filmrollen. In The Big Lebowski kommt die ganze Hand­ lung überhaupt nur in Gang, weil Gangs­ ter auf den Lieblingsteppich der Haupt­ figur »The ­Dude« (Jeff Bridges) urinieren. In Stanley Kubricks Shining ist es das im Film unmerklich wechselnde Muster des Hotelflurteppichs, das dem Zuschauer das Gefühl gibt, etwas stimme nicht. Der Höhepunkt der Teppichkultur war die Erfindung des Teppichbodens. Er reicht von Wand zu Wand, lässt keinen Boden mehr durchblicken, ein Meer aus weichem

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Flor, welches durch die ganze Wohnung schwappt, erhältlich in jeder nur denkbaren Farbe. Dabei war Deutschland übrigens Innovationsführer: Der erste synthetische Teppichboden in Europa wurde 1952 von der Firma Long­life in Nettetal hergestellt. Der Unternehmer Berndt Cleven hatte zuvor eine Samtweberei und stellte auf Kunstfaser um. Der Teppichboden, darauf wies ja schon der Name Long­life hin, ­verblich nicht in seiner Farbe, er nutzte sich kaum ab. Clevens Innovation waren textile Bodenbeläge aus synthetischen Fasern, die in Bahnen verlegt werden konnten. Ein zweiter Hotspot entstand in Düren, wo das frühere Teppichkontor Anker ins Teppichboden-Geschäft eingestiegen war. Der Bestseller war »Perlon Rips« von 1959 aus gesponnenem Streichgarn. So wurde es

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nun für alle erschwinglich, warme Füße zu haben. Bald war der Teppichboden überall verbreitet, so überzeugend war er, nicht nur weich, sondern auch hygienisch: Denn wer auf Teppichboden tritt, hat sofort das Bedürfnis, die Schuhe auszuziehen, um den Flor unter den Füßen zu spüren. Ganz ­anders als bei Parkett, das sich unter den Füßen hart und kalt anfühlt, sodass man seine Straßenschuhe anbehalten möchte. Und so den Dreck in die Wohnung bringt. Jetzt, da alle (bis auf meine Eltern) ihre Teppichböden herausgerissen haben, sind sie wieder Avant­garde. Man sieht es auf Instagram. Etwa die Wohnung der Künstlerin Laila Gohar, die ihr barockes Schlafzimmer in New York mit flauschigem rotem Teppichboden ausgelegt hat, oder die Wohnung des Möbeldesigners Mark

­ rattan in Mexiko-Stadt, die in Jade­ G farben gepolstert ist. Der Wohnzimmerboden der kanadischen Künstlerin Marianna Rothen leuchtet ganz in Aubergine. Ihre in intensiven Farben gestalteten Räume wirken cool und gemütlich zugleich. Man möchte sofort bei Longlife in Nettetal einen Teppichboden für das ­ Schlafzimmer in einem intensiven Violett bestellen. In der Farbe, die Maria und Jörg Koch, die Designer des Berliner ­Labels 032c, einmal für ihre Wohnung ausgesucht haben. Leider geht das nicht, das Unternehmen hat 2009 dichtgemacht. Zu wenig Nachfrage nach Teppich­böden. Auf dem Fabrikgelände wurde ein Wohnpark errichtet. Im alten Backsteinlagerhaus werden nun Lofts vermietet. Sie sind mit Parkett ausgelegt.

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Foto Maureen M. Evans

Der Architekt Mark Grattan hat seine Wohnung in Mexiko-Stadt mit einem jadefarbenen Teppichboden auslegen lassen


www.baxter.it

photography by Andrea Ferrari


20 Perfekte Vorlage Ein guter Teppich bringt Leben ins Zimmer. Wir haben die feinsten Modelle ausgesucht – und passende Möbel daraufgestellt

Collagen IPSA DHARIWAL

Hängeleuchte »Flowerpot« von &Tradition und Sessel »Boss« von Flexform


21 »Roro Small«Sessel mit Tisch von Brühl und Teppich »Wiggle Stripe« von CC-Tapis

Ottomane »Eda-Mame« von B&B Italia und »Bangle«-Wohnzimmertisch von Minotti


Vierteiliges Schalenset »Torrecotta« von Cassina

»Ant«-Stuhl von Fritz Hansen und Kuhfell von Nordschaf

Tisch »Tobi-Ishi« von B&B Italia und Stehleuchte »Noctambule« von Flos


»Dido«Lampe von Poltrona Frau und Schreibtisch »Calligraphie« von Roche Bobois

Stuhl »Ico« von Cassina und Teppich »Caprice Multi« von Toulemonde Bochart

Sofa »Supermax« von Flexform


»Paris«Bett von Baxter und blauer Teppich »Yantra« von Jan Kath

Nachttisch »Kobo« von Flexform und Blumenvase von Ikea


»Parentesi«-Leuchte von Flos


Sofa »Pumpkin« von Ligne Roset und »Multitone«-Teppich von Kvadrat

Sessel »Yoell« von Molteni&C

Beistelltisch »Sposa« von Jori


Sofa »Moonraft« von Bretz (über revive.de), Teppich »Purple Noon« von Cold Picnic

Couchtisch »Cose Mobili 5111 Astri« von Marktex

Stehleuchte »Luna sogno« von Occhio

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28 Glamour zu Füßen welch herrlich simples Konzept bei ­einem roten Teppich vorliegt: ein nicht nur wahrhaftig, sondern auch metaphorisch ­ erhebender Bodenbelag; ein leuchtendes Symbol für Glamour, Luxus und das zu ­Füßen gelegte Versprechen einer besonderen Behandlung. Ebenso besonders sollte man sich auf ihm verhalten; einfaches Laufen reicht dafür natürlich nicht aus, auch die Bewegung muss ausdrücken, wie bedeutsam dieser Vorgang ist: ein Schreiten, das eine gewisse Lässigkeit beinhaltet, jedoch nicht zu achtlos ist und auch Bescheidenheit erkennen lässt. Unter keinen Umständen darf man ins Stolzieren geraten, das würde sofort komisch auffallen, immerhin leitet ein roter Teppich nicht nur an einen besonderen Ort, sondern auch gesonderte Aufmerksamkeit auf diejenigen, die ihn betreten. Ach, wäre das nicht auch mal für das eigene Leben wünschenswert, würde man von dem dafür zu betreibenden Aufwand – erfolgreich sein, Haare kämmen, alle Körperteile in einem engen Fummel verstauen – kurz absehen, um noch ein wenig zu träumen. Von diesem Ort, an dem sich die sogenannten Schönen und Reichen tummeln, um geliebt, bewundert und beneidet zu werden. Bei der ersten bekannten Beschreibung ­eines roten Teppichs in der griechischen

Tragödie Orestie von 458 vor Christus ­weigert sich Agamemnon noch, den von seiner Frau Klytaimnestra ausgerollten purpurroten Teppich zu betreten. Sie will sich an ihm, der zuvor die gemeinsame Tochter opferte und nun aus dem ­ Trojanischen Krieg mit einer Geliebten heimkehrt, rächen, indem sie ihn zur Hybris verführt. Aber Agamemnon fürchtet zu Recht, die Götter damit zu verärgern (Klytaimnestra ermordet ihn kurz darauf selbst). Könige und Kardinäle hatten einige Zeit später weniger Bedenken – sie ließen zu ihren Ehren rote Teppiche ausrollen. Als US-Präsident James Monroe 1821 bei einem Besuch in Georgetown, South Caro­lina, von einem Boot auf einen ­roten Teppich stieg, wurde es zur ­ Tradition, Auftritte wichtiger Persönlichkeiten so mit Bedeutsamkeit zu unterfüttern. Anfang des 20. Jahrhunderts führte die ­Eisenbahngesellschaft New York Central Railroad den Begriff red carpet treatment auch für das gehobene Volk ein: Rote Teppiche leiteten zu den neuen luxuriösen Expresszügen, damit die Fahrgäste auf ihrem Weg nicht den Bürgersteig berühren mussten. Ein paar Jahre später, 1922, bei der Filmpremiere von Robin Hood, übernahm dann Hollywood den roten Teppich für seine Prominenz.

Und Hollywood machte ihn groß, buchstäblich etwa bei der Oscarverleihung: rund 4.600 Quadratmeter, die von 18 Arbeitern in 900 Arbeitsstunden vor dem Dolby Theatre in Hollywood ausgerollt, fixiert und geglättet werden. Er wurde seither zur Show vor der eigentlichen Show. Ab Mitte der Sechzigerjahre wurde die Ankunft der Stars und ihr Auftritt auf dem roten Boden eine durchgeplante Inszenierung und aus dem Gesehenwerden eine durchindustrialisierte Kulturpraxis. Designer statteten die Stars als Werbetafeln mit Haute Couture aus, während diese wiederum in Time-Slots sortiert ihre neuen Körper, Beziehungen oder Schwangerschaften präsentierten. Die Rolle der zu verärgernden Gottheiten nahmen unterdessen Klatschredakteurinnen, Moderatoren und auch das niederträchtige Volk zu Hause vor den End­ geräten ein. In stundenlangen Liveschalten berichtete ab den Neunzigerjahren die USamerikanische Entertainerin Joan Rivers gemeinsam mit ihrer Tochter Melissa vom roten Teppich der Oscars. Sie beleidigten die Prominenten, kritisierten ihre Körper und fragten bis zur Besinnungslosigkeit: »Who are you wearing?« Womit man beim zu betreibenden Aufwand wäre, sollte man selbst einmal auf einem roten Teppich stehen dürfen. An


Der rote Teppich soll die Götter vom Gesindel trennen. Seit einiger Zeit liegt er allerdings auch fernab von Hollywood herum Von BERIT DIESSELKÄMPER

dieser Stelle übrigens, Überraschung!, die freudige Entdeckung, dass mittlerweile selbst vor wenig exklusiven Orten rote Teppiche liegen: vor dem Provinztheater, vor dem Einkaufszentrum oder einiger­ maßen schmuddelig auch vor dem Kiosk um die Ecke. Und bevor man sich nun übermäßig Gedanken macht über eine mögliche Entwertung des roten Teppichs durch inflationären Gebrauch, sollte man es genießen – hätte man bloß noch etwas anderes übergeworfen! Vielleicht ein win­ ziges, mit schwarzen Pailletten besetztes Bustier und einen gewaltigen Federkopf­ schmuck, so wie Cher bei den Oscars 1986; oder ein bis ins Dickicht geschlitz­ tes Jungle Dress, wie Jennifer Lopez es bei der Grammy-Verleihung 2000 trug; oder man wäre als Hommage an Björks Kleid bei den Oscars 2001 in einen Schwan gestiegen, nur hätte man dann vielleicht gleich ein echtes Tier genommen, so wie sich Lady Gaga 2010 für den roten Tep­ pich der MTV Video Music Awards in rohe Fleischfetzen wickelte. Über all das würde man dann auch gerne Auskunft geben – anders als prominente Frauen wie Reese Witherspoon, die 2014 mit der Kampagne #AskHerMore forderten, es möge auf dem roten Teppich doch weniger nach ihren Outfits gefragt werden als nach

Illustration SEBASTIAN GNEITING

Substanziellem wie ihrer Arbeit. Sodass sich moderne Moderatorinnen wie Laverne Cox nun eben erkundigen, welche »Geschichte« die Prominenten mit ihren Looks erzählen. Jedenfalls ist diese Demokratisierung ein möglicher Grund, weshalb die Schönen und Unerreichbaren inzwischen gar nicht mehr nur auf roten Teppichen stehen: Bei den Oscars im vergangenen Jahr war der weiterhin so bezeichnete rote Teppich erstmals seit seiner Einführung 1961 nicht dunkelrot-violett (eine geheime, als »Aca­ demy Red« firmierende Farbmischung), sondern champagnerfarben. Während der Moderator Jimmy Kimmel witzelte, die Veranstalter seien wohl zuversichtlich, dass kein Blut vergossen werden würde, sah die Prominenz eher blass und der Tep­ pich bald etwas dreckig aus. Ähnliche Bemühungen, sich vom Gesindel abzuheben, gab es 2023 bei den Teppichen der Golden Globes (flughafengrau), der MTV Video Music Awards (pink) und der Met Gala (beige mit blauen und roten Streifen). Auf Letzteren schaffte es den­ noch eine unbekannte Kakerlake; wegen der hellen Farbe besonders gut sichtbar. Und obwohl sie etwas wirr umherrannte, wurde sie zumindest im Internet ein Star. 11.1.24 N0 3

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Fliegender 30 Teppich


Als Pilot übernachtet Bill Young oft in Hotels. Irgendwann fielen ihm dort die gemusterten Teppichböden auf – und er begann, sie auf Instagram zu posten

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In Wisconsin kommt Young meistens im Residence Inn unter, wo er im Februar 2017 diesen Teppichboden fotografierte. Vorige Doppelseite: Ein Teppich aus einem Ballsaal des Nagoya Marriott in Japan und ein Teppich aus dem Renaissance Hotel in Tel Aviv

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Dieses Foto brachte Young auf Instagram über 87.000 Likes ein: Er nahm es 2017 auf, wieder im Nagoya Marriott in Japan. Er erkannte darin eine »majestätische Eiche« vor einem Sonnenaufgang. Seine Follower erinnerte es an die japanische Kirschblüte

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Young fordert seine Follower auf, ihm Fotos von auffälligen Teppichböden zu schicken. Dieses Bild erreichte ihn 2019 aus dem Hilton DoubleTree Hotel in Austin. Früher übernachtete er oft in DoubleTree-Hotels. Er nannte sie »Double Cookie«, weil man beim Check-in zwei Kekse bekam

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Das ist Youngs Lieblingsteppich, man sieht ihn auch auf dem Titel seines Buchs »Hotel Carpets«. Er fand ihn im Dezember 2016 im Renaissance Hotel in Long Beach und denkt bei seinem Anblick immer an das Plattencover des Pink-Floyd-Albums »Dark Side of the Moon«

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Im Westin in Yokohama, wo Young im Oktober 2023 diesen Teppich fotografierte, brach er sich fast den Zeh, als er nachts nach der Toilette suchte und dabei gegen ein metallenes Stuhlbein stieß: »Aber abgesehen davon war der Aufenthalt wunderbar!«

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»Die Teppichböden dienen mir als Tagebuch. Jeder einzelne erinnert mich an etwas anderes« Von ELENA LYNCH Herr Young, Sie fliegen durch die Welt und verbringen bis zu zwei Wochen pro Monat in Hotels. Vor acht Jahren haben Sie Ihren ersten Hotelteppich fotografiert, inzwischen sind es über 300. Wann ist ein Teppichboden für Sie eines Fotos würdig?

Er sollte flippige Farben, wilde Muster und ein erkennbares Konzept haben. ­ Früher war es üblich, dass Designer Teppich­ muster für die Gemeinschaftsräume von Hotels entwarfen – und sich dabei von den Charakteristika des jeweiligen Landes in­ spirieren ließen. Im Shel­bourne Hotel in Dublin ist der Teppich daher grün und blau und im Residence Inn ­Duke Street in Alexandria beige und braun. Leider ten­ dieren luxuriöse Hotels wie Marriott oder Ritz-Carlton, in denen ich auf Dienst­ reisen meistens übernachte, inzwischen eher zu einfarbigen Teppichen in gedämpf­ ten Tönen wie B ­ eige. Das ist schlecht für meine Sammlung. Gehen Sie auf Teppichjagd, wenn Sie nichts finden?

Nehmen wir das Nagoya Marriott in Japan: In keinem Hotel bin ich in den vergangenen 20 Jahren häufiger unterge­ kommen. Man könnte annehmen, dass ich dort alle Teppichböden gesehen habe. Aber als mein Instagram-Account 2017 viral ging, bekam ich eine Tour durch die 52 Stockwerke. In den Ballsälen und Kongressräumen sahen die Teppichböden mit ihren Kernstücken und Randmustern aus wie große Mandalas. Natürlich habe ich sie alle fotografiert! Es kann also sein, dass in Ballsälen und Kongressräumen

aufregende Teppichböden nach alter Art zu finden sind, während in der ­Lobby oder den Gängen längst langweilige Exemplare liegen.

man muss sie nicht wischen und trocknen ­lassen, sondern saugt drüber, und schon sind sie wieder begehbar.

Hotelteppiche zu finden und zu fotografieren – ist das eine willkommene Aufgabe für Sie zwischen zwei Flügen?

Auf Instagram hat Ihr Account @myhotelcarpet mittlerweile mehr als 300.000 Follower. Was fasziniert die Leute an Ihren Bildern?

Fotografieren war schon vorher mein Hobby. Ich komme nur in Fahrt, wenn ich eine Aufgabe vor Augen habe, und das Fo­ tografieren hilft mir, morgens aufzustehen. Außerdem dienen mir die Teppichböden als Tagebuch. Jeder einzelne erinnert mich an etwas anderes.

Vielleicht haben meine Fotos ihren Blick auf die Welt verändert. Bevor ich sie auf die ausgefallenen und aufwendigen De­ signs der Teppiche aufmerksam gemacht habe, sind sie einfach blind darüber­ gelaufen. Jetzt schätzen sie etwas, was sie davor nicht zu schätzen wussten.

Sind Ihnen zwischen Kontinenten und Ländern Unterschiede aufgefallen?

Wer einmal einen Hotelteppich bewusst angesehen hat, schaut immer wieder hin?

In Asien haben Teppichböden in der ­Regel bunte Hintergründe, florale Mus­ ter und geschwungene Linien. In Europa ist alles etwas ernster und eckiger. Dort haben die Teppiche meistens geometri­ sche Muster und sind in dezenten Farben gehalten. Was war der schlimmste Teppich, den Sie je gesehen haben?

In Kalifornien musste ich mal in einem zwielichtigen Hotel unterkommen, weil alle anderen Häuser wegen einer Veran­ staltung ausgebucht waren. In der Mitte meines Zimmers hatte der Teppich einen großen roten Fleck. Ich war schockiert: Wurde hier jemand niedergestochen? Der Ethnologe Marc Augé nennt ­Casinos und Hotels »Nicht-Orte«, weil sich dort niemand langfristig aufhält und es ihnen an Identität fehlt. Gerade dort wird oft Teppich eingesetzt.

Vielleicht weil die Orte so stark frequentiert sind? Teppiche schlucken Dreck, dämpfen Lärm und lassen sich leicht ­ reinigen –

So ist es! Als Pilot verbringe ich viel Zeit damit, in der Lobby auf Kollegen zu war­ ten. Eines Tages rutschte mein Blick vom Handy in der Hand zum Teppich auf dem Boden. Ich dachte, das ist ein interessanter Teppich, und fotografierte ihn. Danach sah ich überall nur noch Teppiche. Was wussten Sie vorher über Teppich­ böden?

Außer wie man sie staubsaugt, gar nichts! Mittlerweile habe ich sogar selbst einen gestaltet: Nachdem mein Account viral gegangen war, lud Marriott mich, ­meine Frau und meine Tochter ins Haupt­ quartier in Mary­ land ein, um dort mit Designern ­ einen Teppich zu entwerfen. Dieser Teppich wurde in einem Hotel in Austin enthüllt, aber – zu meiner eigenen Überraschung – am Ende mir übergeben. Seither steht das Stück zusammengerollt in meinem Büro daheim in Dallas. 11.1.24  N0 3

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STIMMT SO Porträt eines Mannes, der seit 30 Jahren tut, was heute kaum noch einer tun will: kellnern


Zugewandt, aber den richtigen Abstand haltend: Walter Colangeli an seinem Arbeitsplatz, dem Sale e Tabacchi in Berlin


Von CHRISTINE MEFFERT Wenn man eine Arbeit sehr lange macht, wird sie dann immer leichter oder immer schwerer? Vor den großen Scheiben des Restaurants ziehen die Passanten vorbei, ein ewiger Strom: Alte, ­Junge, Arme, Reiche, Hundebesitzer, S­ chulkinder, bunte Vögel, Handwerker und Touristen, die zum Checkpoint Charlie wollen. Walter Colangeli steht still an der Bar und schaut durch das leere Restaurant, die Räume monu­ mental, hoch und klar, die Wand gegenüber der Bar braun gestrichen. Wie oft lag sein Blick schon auf dieser Wand? Im Kopf unzählige Bestellungen, in den Ohren Stimmengewirr, Geschirrklappern, die Füße ­ müde, das Kreuz steif. Wenigstens die Augen kurz ausruhen auf dieser leeren Wand. Walter Colangeli tut, was heute kaum jemand und seit Corona erst recht keiner mehr tun will. Restaurants schließen, weil sie Menschen wie ihn nicht mehr finden. Walter ist 58 Jahre alt und seit 30 Jahren Kellner. Es ist zehn Uhr vormittags, gerade hat er sei­ nen Dienst angetreten, die Mittagsschicht bis 18 Uhr. Fünf Tage die Woche arbeitet er hier. Sein Haar ist weiß, aber voll wie das eines jun­ gen Mannes, sein Gesicht ernst, sein Auftreten zurückhaltend. In die Stille vor dem Sturm klingelt das Telefon, Walter beugt den Oberkörper leicht nach vorn, hebt ab und führt den Hörer langsam ans Ohr. Es sieht aus wie die Szene aus einem Stück, das seit Jahrzehnten erfolgreich am Theater läuft. »Sale e Tabacchi, buon giorno!«

Fotos MAXIMILIAN VIRGILI

12 bis 14 Kilometer legt Walter Colangeli während einer Schicht zurück

Wie kriegt er das hin? Einladend und reserviert. Opulent und nüchtern. Seine Stimme ist alles zugleich. Zischendes S, die ­Vokale dunkel wie ein tiefer See. Diese Stimme allein wäre einen Anruf im Sale e Tabacchi wert. Das Restaurant im alten Berliner Zeitungsviertel gibt es seit 1995, Merkel kommt manchmal her, Lindner mit seiner Frau, früher Schröder, ganz früher Kohl. Schauspieler, Journalisten. Es ist lange her, dass Walter jemanden, den man kennen sollte, nicht erkannt hat. Als er neu war, ein junger Mann, der kein Deutsch konnte, ist es ihm einmal passiert: »Alle guckten hoch, als der Mann mit der Pfeife reinkam. Wer ist das?, fragte ich.« Günter Grass, erklärte ein Kollege. Aber, das ist Walter wichtig, es essen hier auch »ganz normale Leute. Bei uns sind alle willkommen.« Wieder das Telefon. »Wie viele Personen? Um wie viel Uhr? Um 18 Uhrr ... Sssehr gerrne!« 35 Vorbestellungen haben sie schon und sind wie so häufig in ­diesem Jahr unterbesetzt, nur zu zweit, das wird sportlich, sagt Walter. »Aber wir sind es gewohnt.« Vor einiger Zeit wurden ihnen zwei langjährige Kollegen ­abgeworben. »Ich vermisse die beiden sehr. Wir waren wie eine Band, und jetzt fehlt uns der Bandleader, unser Capitano.« Und mit den Neuen, wenn sich doch mal einer im Sale vorstelle, sei es nicht so einfach: »Die Jungen kommen und haben keine Ahnung, immer muss man alles sagen, sagen, sssagen! Ich sage einmal was, ich sage zweimal was, beim dritten Mal werde ich unruhig. Ich habe mir alles beim ersten Mal gemerkt, als ich anfing.« Zu Walters Freude wird der Capitano wieder zurückkehren, und wahrscheinlich stößt auch der zweite Verlorene wieder zum Team des Sale e Tabacchi, was die Personalsituation sehr entspannt. An diesem Tag jedoch sind alle nervös. In der Nacht zuvor ­passierte, was noch nie zuvor geschah: Es gab Starkregen, und das Wasser kam aus der Kellerwand geschossen wie aus einem Brunnen. Die Lebensmittel verdorben, neue mussten gekauft, Sandsäcke herbei­ geschafft werden. Der Chef, Piero de Vitis, über 70, tigert sorgen­ voll durch den Saal. Zum Glück sei dessen Sohn auch da und ­kümmere sich um die Überschwemmung, denn er, Walter, muss mit seinem Kollegen Enzo, bevor wie jeden Tag um zwölf das ­Restaurant geöffnet wird, alles andere vorbereiten. Die Tische eindecken, mit weißen Tischdecken, zwei über­ein­an­der, an jeden der 120 Plätze zwei Gabeln und zwei Messer, dazu Wasser­ gläser (abends auch Weingläser). Parmesanbehälter, Essig- und ­Ölflaschen – die Menagen müssen einwandfrei sauber sein und nach­ gefüllt werden. Auf der Terrasse braucht es saubere Aschenbecher. Walter und Enzo, beide in schwarzer Hose und weißem Hemd, ziehen ihre Bahnen zwischen den Tischen wie auf Autopilot, ­ ­erledigen ihre Arbeit, schnell, aber nicht gehetzt, sonst reicht die Kraft nicht für den langen Tag. Walter hat das frische Brot aus dem Keller geholt und bringt es in die Küche. Im Hintergrund dampft es schon aus großen Töpfen, im Vordergrund macht der Koch ein Tiramisu. »Buon giorno, Jungs, Salam alaikum«, grüßt Walter die M ­ annschaft in der Küche, die überwiegend aus dem Kosovo stammt, die ­meisten arbeiten auch schon viele Jahre hier. Untereinander spricht man »Küchenitalienisch«, sagt Walter.


Schließlich bleibt er vor einer Ablage stehen, beginnt, Servietten zu Dreiecken zu falten, sogleich ist Enzo an seiner Seite und ­faltet auch, es sieht aus wie eine Pantomime. Zweimal in der Woche ­machen sie die Mittagsschicht gemeinsam – »wir arbeiten ­zusammen wie eine Uhr«, sagt Walter. Enzo ist Mitte 60 und spricht an diesem Morgen nicht viel. Seit 20 Jahren arbeitet er im Sale e Tabacchi, und man weiß nicht, ob er ins Leere schaut, während er Servietten faltet, oder ob er vor seinem inneren Auge schon das Mittelmeer sieht. Auf das würde er in der Rente gerne schauen. Doch das wird schwierig. Nur 600 Euro Rente werde er ­bekommen, sagt er, und in die Ausdruckslosigkeit seiner Züge mischt sich Grimm. Der Bruttomonatslohn eines Kellners beträgt in Deutschland ­zwischen 1645 und 2242 Euro. Dazu kommt das Trinkgeld. Im Sale e Tabacchi machten sie kein »getrenntes Portemonnaie«, sonst gebe es Konkurrenz um die Gäste. Italiener und Belgier s­ eien beim Tip die Sparsamsten. Als Enzo zwischen den Tischen davonläuft, hängt seine rechte Schulter etwas tiefer als seine linke. »Die älteren Kellner«, erklärt Walter, weiterfaltend, »sind alle schief. Auch bei uns. Und ein ­Kellner, der bald in Rente geht, ist total schief. Weil man die ganze Zeit durch die Gegend rennt mit verschiedenen Gewichten links und rechts. Auf dem einen Arm zwei Teller à 300 Gramm, in der anderen Hand einen. Manche nehmen rechts sogar drei.« Auf 12 bis 14 Kilometer am Tag komme er. Im Sommer mehr als im Winter. »Es ist schon eine sehr anstrengende Arbeit«, sagt er. Warum sucht man sich so einen Job? Von Suchen kann bei Walter nicht die Rede sein, eher vom ­Hineingleiten. Geboren in einem Dorf in Latium, studierte er in Rom Soziologie und kellnerte nebenbei. Dann lernte er eine Berlinerin kennen, ging 1995 mit ihr nach Berlin und fing im Sale e Tabacchi an. Damals habe er manchmal seine Gitarre mitgebracht ins Restaurant, erzählt er, nach Feier­abend ­seien alle noch geblieben, hätten gesungen und getrunken, sie hätten doch schließlich die Weine kennen müssen, die sie empfahlen. »Wir waren jung, wir hatten keine Familie. Wir hatten Zeit.« Und danach zogen sie oft noch weiter. Vielleicht zu oft, sagt Walter heute. Zwischendurch führte er zusammen mit seiner Mutter eine Trattoria in seinem Heimatort, doch er habe Berlin vermisst. »In Italien betrachten sie dich als Diener, wenn du ihnen das Essen servierst«, sagt er, und gerade die Römer trügen die Nase ziemlich hoch: Sie schnipsten oder klatschten nach den Kellnern, machten ss ss, und das ist überhaupt nicht nach Walters Geschmack. Seit Berlusconi gehe es bergab, und jetzt Meloni – seine Stimme klingt zum ersten Mal verächtlich. Schließlich sei er zurückgekehrt nach Deutschland und ins Sale e Tabacchi. Italien vermisse er nicht, nur seine Mutter. Und in Deutschland wird er als Kellner gut behandelt? Überwiegend ja, und wenn es doch mal Probleme gebe, wisse er sich zu wehren. Als einer mal nach ihm klatschte, habe er sich vor den Tisch gestellt und selbst demonstrativ in die Hände geklatscht. Das hat gewirkt. Und schlimmstenfalls tauscht man den Tisch mit einem Kollegen. Das Servietten-Falten ist beendet, nun fischt Walter die Abend­ karten aus den Speisekarten und legt die frisch gedruckten Mittags-

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karten hinein. »Ich mag sehr diese Stunde«, sagt er, »bevor es losgeht, bevor alle kommen.« Doch ein Gast hat sich jetzt schon ins Lokal ­verirrt. »Macht nix«, sagt Walter, »das ist der Unterschied zwischen deutschen und italienischen Kellnern, wir schicken niemanden wieder weg.« Der Mann bekommt seinen ­Cappuccino serviert. Wenn Walter etwas in das elektronische Buchungs­system tippt, setzt er seine rote Lesebrille auf. Beim Abrechnen muss er auf­passen: Geht etwas schief, müssen die Kellner die ­Differenz ausgleichen. Aus der Küche kommt ein Stampfen. »Das ­Klopfen der Saltimbocca – das ist unsere Musik«, sagt Walter. Dann setzen sie sich zum Mittagessen zusammen, die ganze Belegschaft, außer der Buchhalterin ausschließlich Männer: Es gibt ­Suppe und Pasta al Ragù. Ein paar Tage später gegen 19 Uhr. Viele Tische sind schon besetzt. Heute ist der Barmann krank. Walter, er trägt nun auch eine lange schwarze Schürze und einen kurzen Schlips, macht heute eine Doppelschicht mit einem neuen Kollegen, dem schon der Schweiß über das Gesicht läuft. Bing! Wenn in der Küche ein Gericht fertig ist, klingeln sie. Walter sieht man den Stress nicht an. Aber manchmal, wenn er kurz an der Bar oder an der Kasse innehält, wirkt es, als würde er sich in eine Zeitblase retten, während alles um ihn ­herum lärmend weiterströmt. Als wäre er für einen ­ ­Augenblick nicht mehr da. Bingbing!

Die Kollegen sind für ihn wie eine Familie, die meisten arbeiten schon viele Jahre mit ihm zusammen

In der Nacht habe er kaum geschlafen, seine kleine Tochter hat ihn wach gehalten. Wie um sich selbst Mut zu machen, sagt er: »Wir schaffen das schon, wir sind doch die starke Generation!« Bis um eins müssen sie noch durchhalten. Was ist sein Ausgleich zu all dem Stress? Schon als Junge sei er Rennrad gefahren, habe aber aufgehört, weil er nie unter den Besten war. Vor zehn Jahren hatte er dann diesen Traum: Er fuhr auf seinem Rad, und plötzlich radelte sein kurz zuvor verstorbener Vater neben ihm, auf so einem altmodischen Hochrad. Für Walter war das ein Zeichen. Am nächsten Tag hat er sich ein Fahrrad gekauft und ist bei Avanti eingetreten, einem deutsch-italienischen Radsportverein. »Manchmal sind wir 170 Kilo­ meter am Tag gefahren, ich war richtig fit«, sagt er. Doch seit er vor drei Jahren seine heutige Frau kennenlernte, die kurz darauf schwanger wurde, hat er dafür keine Zeit mehr. S­ eine Tochter soll auch etwas von ihm haben. Aber wenn er erst um zwei Uhr nachts nach Hause kommt und sie ihn um sieben wieder weckt ... – er winkt müde ab. Bing! »Was soll man machen, ich habe mir dieses Leben ausgesucht.« Und dann sagt er nachdrücklich, als wolle er jeden Zweifel ­zerstreuen: »Ich mag meine Arbeit sehr, ich mag unsere Gäste sehr. Wir sind wirklich wie eine Familie.« Würde er noch einmal Kellner werden? »Ich arbeite seit 30 Jahren als Kellner, und ich werde als Kellner sterben. Da ist es das Beste, die Arbeit so gut wie möglich zu machen.« Walter, sagt einer der Stammgäste, übe seinen Beruf noch mit Würde aus. »Er liest auch alle Rezensionen über das Restaurant, und wenn eine nicht so gut ausfällt, dann ist er fünf Tage lang schlecht gelaunt.« Was zeichnet einen guten Kellner aus? Den richtigen Abstand zu jedem finden, zugewandt sein, aber dem Gast seinen »Lebensraum« lassen, sagt Walter. Gestern war Merkel wieder da. »Sie ist sehr nett, doch ich lasse sie in Ruhe, wir lächeln uns an, aber das war es dann auch. Man muss einen Abstand halten.« Die Selfie-mit-Exkanzlerin-Wünsche von Merkel fernhalten. Er habe Kellner erlebt, die keine Grenzen kennen. Nicht gut. Man müsse erkennen, wann man sich zurückziehen muss. Wenn Geschäftsleute zusammensitzen und übers Geld reden zum Beispiel. »Man merkt sofort, was für Gäste das sind, wenn sie herein­ kommen, schon daran, wie sie grüßen, ob sie überhaupt grüßen.« Im Laufe der Jahre habe er ein Gespür dafür entwickelt, wer was erwartet, wer was braucht. Man kann es auch Menschenkenntnis nennen. »Ein erfahrener Kellner hat einfach diese Intuition.« Und wenn jemand mit schlechter Laune reinkomme, habe er den Anspruch, dass der Gast am Ende mit guter Laune nach Hause gehe. »Und Kultur«, sagt Walter, Kultur sei ganz wichtig. Ein Kellner müsse über alles ein bisschen Bescheid wissen. Über Politik, über Kunst, er müsse gut kochen können, etwas von Wein verstehen. Ein Gespräch führen können über dieses und jenes. Und, um die Frage vom Anfang nicht unbeantwortet zu lassen: Wird es immer leichter oder immer schwerer mit den Jahren? Walter überlegt einen Moment und sagt dann aus ganzem Herzen: »Immer leichter!« Bingbing! Er muss weiter, die Gäste warten.

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STIL

Von Tillmann Prüfer

Tuttifrutti: Muster-Look von Akris

Foto Peter Langer


MUSTERGÜLTIG

OHNE STROM

In den Kollektionen für den Frühling und den Sommer fällt besonders auf, wie viele Ganzkörper­ looks darin vorkommen, bei denen man von oben bis unten gemustert auftritt. Bei Fendi ist etwa ein Anzug zu sehen, der von oben bis unten mit kleinen Fendi-Logos bedeckt ist, bei Akris ist es ein Look mit buntem Fruchtmuster. Bei Gucci werden Hose und Hemd mit der gleichen wilden Kombination von Tierbildern bedruckt. Bei Sportmax ist es eine rote Lederhose mit ro­ ter ­Lederjacke, die beide von Schlangenprints ­bedeckt sind. Immer wenn es eine flächendeckende Musterung gibt, wird es für viele Betrachter kompliziert. Man fragt sich dann, ob das Muster nicht vom Menschen ablenkt. Oder ob es nicht zu auffäl­ lig oder zu wild ist. Es gibt nur eine Handvoll Muster, die in unseren nördlichen Breiten üblich sind. Neben allerlei Tierfell-Prints finden sich Karomuster, etwa der Tartan, sowie Streifen-, Hahnentritt- und Punktmuster. Sie kehren im­ mer und immer wieder. Abgesehen von den Tiermustern, mit denen manche Virilität und Geschmeidigkeit verbin­ den, spielen Muster in unserer Wahrnehmung keine besonders große Rolle. Doch viele der uns heute vertrauten Muster haben eine spezielle Ge­ schichte. Der schottische Tartan etwa zeigte einst an, welchem Clan der Träger zugehörig war. Das indische Paisley-Muster ist von Dattelpalmen in­ spiriert – ein Fruchtbarkeitssymbol. In anderen Kulturkreisen wird das Muster viel stärker zelebriert. So wird man in weiten Teilen Afrikas nur selten Stoffe finden, die nicht gemus­ tert sind. Und man hat den Eindruck, dass die Muster dort überhaupt nicht von den Menschen ablenken, sondern vielmehr ihre Persönlichkeit besonders hervorheben. In Ghana haben Stoffe, die auf den Märkten ver­ kauft werden, häufig interessante Bezeichnun­ gen. Es sind nicht einfach nur Benennungen des Musters, sondern klingende Namen, die sich an Sprichwörter anlehnen oder auf Themen wie Ehe oder Eifersucht anspielen. Sie sollen Emo­ tionen wecken, was ja bekanntlich auch den Ver­ kauf fördern kann. Manchmal werden Muster nach bestimmten Ereignissen benannt. In der Wirtschaftskrise der Neunzigerjahre gab es in den französisch geprägten Ländern Afrikas einen beliebten Stoff names »Con­jonc­ture«: Er sollte wirtschaftlichen Erfolg versprechen. Man kauft mit solchen Namen nicht nur einen bestimmten Look, man kauft eine Geschichte. Vielleicht sagt das ja auch etwas aus über die weit­ gehend ungemusterten westlichen Kleidungsstile. Man kann sie wahlweise als schlicht ansehen oder auch als leer. Wer keine Muster hat, hat einen Teil der Sprache verloren.

Mirko

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Borsche, Creative Director des ZEIT­magazins, testet jede Woche einen neuen Alltags­ gegenstand

SAFTPRESSE AMALFI VON CILIO Maße: 18 x 23 x 40 cm; Gewicht: 4,5 kg; Preis:

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LEXIKON DER LIEBE

Wenn Sie uns etwas über die Liebe erzählen wollen, schreiben

»Wir verbrachten die Nacht zu dritt« Lukas*, 28: »Mit Anfang zwanzig war ich mit Charlotte zu-

Sie uns an liebe@zeit.de

Charlotte und ich waren danach Feuer und Flamme. So

*Der vollständige Name von Lukas ist uns bekannt, die Namen der beiden Frauen sind geändert

sammen. Wir liebten uns, waren sexuell aber noch sehr­ schliefen wir mit Milla, wann immer sich eine Gelegenheit unerfahren. Nach einem Jahr lernte ich Milla kennen. Sie und

bot. Zwischendurch fuhren wir zu dritt an den See, gingen

ich studierten zusammen und trafen uns regelmäßig mit an-

feiern oder kochten zusammen. Bis etwas passierte:­

deren Freunden von der Uni. Bei diesen Treffen suchten wir

Charlotte und Milla freundeten sich an und verabredeten

immer wieder Blickkontakt, zum Abschied umarmten wir

sich auch ohne mich. Manchmal sah ich, wie liebevoll sie

uns lange. Ich stand unglaublich auf sie, wollte aber meine

ein­an­der anschauten, und fühlte mich ausgeschlossen.

Beziehung mit Charlotte nicht aufs Spiel setzen.

Als Charlotte eines Tages weinend vor mir stand, ahnte ich

Schließlich fragte ich Charlotte, ob sie sich einen Dreier mit

es bereits: Die beiden hatten Gefühle für­ein­an­der entwickelt

Milla vorstellen könnte. Zuerst war sie verletzt und zweifelte

und wollten es zu zweit probieren. Für mich brach eine Welt

an meiner Liebe zu ihr. Doch nach ein paar Tagen glaubte

zusammen, ich hatte gleich zwei Menschen verloren. Au-

sie, dass es auch für sie ein Abenteuer werden könnte.

ßerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich das alles

Wir verabredeten uns mit Milla bei ihr zu Hause. Sie war

selbst zu verantworten hatte. Nach einer Weile brachen wir

Single und brannte genauso wie wir darauf, etwas Neues

den Kontakt ab. Später erfuhr ich von Freunden, dass sich

auszuprobieren. Zuerst waren wir schüchtern, tranken Wein

die beiden nach zwei Jahren getrennt hatten. Heute würde

und kicherten. Schließlich machten wir uns locker und ver-

ich Charlotte gern wiedersehen.«

brachten eine intensive Nacht zu dritt.

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In einem Fernsehinterview wurde ein Dreikäsehoch gefragt: »Ist Schach nicht viel zu schwierig?« Seine Antwort: »Wenn man so lange spielt wie ich, dann ist das gar nicht so kompliziert.« Man sieht den Gewährsmann für nahezu alles, Elon Musk, beifällig nicken: »Chess is too simple.« Nun ist in Argentinien der gerade zehn gewordene Goldjunge Faustino Oro (oro bedeutet Gold) aufgetaucht. Anders als andere Wunderkinder begann er erst vor drei Jahren während der Pandemie, Schach zu spielen. Mit einem schier unglaublichen Anstieg in seinem Elo-Ranking auf 2.377 und einer Norm zum Internationalen Meister ist er für sein Alter schon besser als die Wunderkinder aus Indien und sonst wo auf der Welt. Nicht nur in Südamerika erinnert er an den kubanischen Weltmeister José Raúl Capablanca (1921–27), der einst sagte: »Für mich war Schach spielen genauso natürlich wie atmen.« Die Argentinier mit ihrer Neigung zur Heldenverehrung nennen den auch gern Fußball spielenden »Fausti« schon »Messi des Schachs«. Natürlich kann man es auch nüchterner betrachten, so wie Immanuel Kant: »Frühkluge Wunderkinder, von ephemerischer Existenz, sind Abschweifungen der Natur von ihrer Regel.« Doch solche »Abschweifungen der Natur« können manchmal wunderbare Kombinationen aufs Brett zaubern. Wie eroberte der Knabe als Weißer am Zug gegen Eduardo Del Blanco im April 2023 in Buenos Aires mit Opferbereitschaft wertvolles Material?

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Lösung aus Nr. 2: Wie setzt Weiß am Zug in 5 Zügen matt, und wie setzt Schwarz am Zug in 5 Zügen matt? Weiß setzt mit 1.Sb5+ Kb8 2.Ta8+! Kxa8 3.Tc8+ Kb7 4.Sfd6+ Ka6 5.Ta8 matt – Schwarz setzt mit 1...Txf2+! 2.Kxf2 Te2+ 3.Kf1 Sd2+ 4.Kg1 Sd4-f3+ 5.Kh1 Th2 matt

Impressum CHEFREDAKTION Sascha ­Chaimowicz, Emilia Smechowski STELLVERTRETENDE CHEFREDAKTION Anna Kemper, Tillmann Prüfer CREATIVE DIRECTOR Mirko Borsche ART DIRECTOR Jasmin Müller-Stoy TEXTCHEFINNEN Christine Meffert, Annabel Wahba

BILDCHEFIN Milena Carstens BERATER (BILD) Andreas Wellnitz STYLE DIRECTOR Claire Beermann REDAKTIONELLE KOORDINATION Margit Stoffels REDAKTION Amelie Apel, Jörg Burger, Johannes Dudziak, Alard von Kittlitz, Friederike Milbradt,


LEBENSGESCHICHTE

SCRABBLE

Sie war hochbegabt und selbstbewusst. Ein typisches Frauenleben mit Kindern, Küche, Kirche war daher nie ihr Ziel, schon als junges Mädchen wusste sie sehr genau, was sie später werden wollte. Und fand in ihrem Vater einen Unterstützer, der ihr Talent erkannte und mit Privatunterricht förderte. So begegnete sie, kaum 18 geworden, jenem verheirateten Mann, der ihr Lehrer und bald auch ihr Ge­ liebter werden sollte. Anfangs bestimmte noch sie, jung und schön, die Regeln der Liaison, verlangte etwa von ihm, dass er neben ihr keine anderen Schülerinnen mehr unterrichten solle. Doch nach und nach verschob sich das Machtgefüge; sie wollte ihn ganz für sich, er wollte sich nicht scheiden lassen. Immer öfter kam es zum Streit und letztlich zum Bruch der Beziehung. Während er danach als Star der Branche gesellschaftlich aufstieg, geriet sie zunehmend in existenzielle Not. »Ich hätte mir lieber schöne Kleider und Hüte kaufen sollen, (...) anstatt mich meiner Leidenschaft für zweifel­ hafte Kunstwerke hinzugeben«, schrieb sie an eine Freundin. Ver­ armt, vereinsamt und seelisch labil zog sie sich von der Welt zurück, vernachlässigte ihr Äußeres, entfremdete sich auch dem Bruder, ­einem Schriftsteller, der seit Kindertagen ihr Vertrauter gewesen war. Geriet in einen Abwärtssog, dem sie nicht mehr entkam. Nach ihrem Tod sollte es Jahrzehnte dauern, bis man sie und ihr Werk wiederentdeckte. Heute wird eine Sammlung ihres Schaffens in ­einem nach ihr benannten Museum gezeigt. Wer war’s? Lösung aus Nr. 2: Sir Mick (eigentlich Michael Philip) Jagger, geb.1943 in Dartford, England, ist Sänger, Songwriter und Kopf der Rolling Stones und rennt auch heute noch fast so stürmisch über die Bühnen wie anfangs. Jagger und Band-Mitstreiter Keith Richards kennen sich seit ihrer Schulzeit und feierten unlängst das 60-jährige Bandjubiläum. Viele ihrer Songs von »Let’s Spend the Night Together« über »Sympathy for the Devil« bis zu »Angie« sind Klassiker der Rockmusik

SPIELE

Doppelter Wortwert Doppelter Buchstabenwert Dreifacher Wortwert Dreifacher Buchstabenwert

Es gelten nur Wörter, die im Duden, »Die deutsche Rechtschreibung«, 28. Auflage, verzeichnet sind, sowie deren Beugungsformen. Die Regeln finden Sie im Internet unter www.scrabble-info.de

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Es müssen nicht immer herausragende Akteure der Scrabble-Szene sein, bei denen ein Blick über die Schulter lohnt. Die hier abge­ bildete Kon­stel­la­tion ist einer Partie zwischen Nesa Wyss und Rolf Yadig entnommen, die bei »SeHers Scrabble-Woche« im vergan­ genen Herbst auf den Plätzen 30 und 26 landeten. Spielstand ist 220 zu 297 aus Sicht der Schweizerin, der Berliner ist am Zug. Die Situation mutet nicht gerade einladend an, doch dem 83. der deutschen Scrabble-Rangliste gelingt ein ausgesprochen feiner Wurf, der seinen Vorsprung fast verdoppelt. Zwei Anmerkungen zu den auf dem Spielfeld ausliegenden Wörtern: Beim aus dem Französischen stammenden Nomen Equipe hätte man als Plural­ form Equipes vermuten können, doch der aktuelle Duden kennt nur die auf -n endende Mehrzahl. Und bei GEMÜNZTEN handelt es sich um eine regel- und grammatikkonforme Beugung des Partizips II des Verbs »münzen«. Beispielsatz: »Die auf den Kanzler gemünzten Bemerkungen verhallten unerwidert.«

In jeder Zeile, jeder Spalte und jedem mit stärkeren Linien gekenn­zeichneten 3 × 3-Kasten müssen alle Zah­­len von 1 bis 9 stehen. Nächste Woche an dieser Stelle: die Logelei und die Auflösung aus Nr. 2

Lösung aus Nr. 2: Claudia Aumüller legte RÖSSCHEN auf 15A–15H. Dank Neunfachzählung sowie der Prämie für das Ablegen aller sieben Buchstabensteine konnte sie sich insgesamt 203 Punkte gutschreiben

Lena Niethammer, Khuê Pha.m, Ilka Piepgras, Jürgen von Ruten­berg; Mitarbeit: Klaus Stock­hausen (Contri­­buting Fashion Director) GESTALTUNG Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Leon Lothschütz, Jana Schnell BILD­REDAKTION Nora Hollstein

Siemienski DRUCK Mohn Media Mohndruck GmbH REPRO Twentyfour Seven Creative Media Services GmbH ANZEIGEN­ PREISE ZEITmagazin-­Preisliste Nr. 18 vom 1. 1. 2024 ANSCHRIFT VERLAG Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Bucerius­straße,

AUTOR(INN)EN Heike Faller, Dmitrij Kapitelman, Harald Martenstein, Jana Simon, Matthias Stolz KORREKTORAT Thomas Worthmann (verantw.) DOKUMEN­TATION ­ Mirjam Zimmer (verantw.) ­ HERSTELLUNG Torsten Bastian (verantw.), Oliver Nagel, Frank

Eingang ­Speersort 1, 20095 Hamburg; Tel.: 040/32 80-0, Fax: 040/32 71 11; E-Mail: DieZeit@zeit.de ANSCHRIFT REDAKTION ZEITmagazin, Schöneberger Str. 21 A, 10963 Berlin; Tel.: 030/59 00 48-0, Fax: 030/59 00 00 39; E-Mail: zeitmagazin@ zeit.de, www.zeitmagazin.de


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7 Dabei kommt’s vor, dass die Alten gleichgeschlechtliche Hochzeit halten 12 Dem aktuellen sagt man weder schönes Haar noch blauen Zahn nach 14 Hat beim Zocker Zuckverbot 16 ErstElement? Gebildet kraft Geisteseinsatzes 18 ... wird der Mensch, weil er sich selbst im andern sucht (Karl Kraus) 21 Nehmen genau genommen den Platten das Platte 22 Kann Stimmung retten per Sorgenfaltenglätten 23 Die Dienstälteste zwischen Bibi, Kira und Charlotte 24 Sprichwortspott: ... hilft nicht gegen den Frost 25 Art von Zorn bei kurzer 9 senkrecht 26 Was Daumenrecker wortlos sagen möchte – oben, aber vielleicht nicht zuoberst 36 waagerecht 27 Was der Narr im ... hat, hat er auch auf der Zunge (Sprichwort) 29 Auch wenn zu ihr gehend, er macht den Mont blanc 31 Zur 28-senkrecht-Vermeidung halte man sich an ihre Bekleidungsvorschriften 34 Meist stark verkleinert im Arsenal der Grillbeauftragten wiedergefunden 36 Würdevoll und ernst, irgendwie auch ange-

waagerecht

regt 39 So trüge man sich zu Jahrmarkte? 40 Je einen gibt’s für beide Teile des Eiswürfels 42 Auslaufprodukt (allzu oft) so oder (ohnehin) so 43 Heiß diskutiert vordem: der Gesellschaft zweites Standbein oder ihr Kropf? 44 Reumund darf bei Schwindegroll drauf hoffen 45 Stehen im Namen der Außenministerin – die einiges zu selbigen beiträgt 46 Als die einfachste und richtigste Definition der Poesie möchte ich diese aufstellen, dass sie die Kunst ist, durch Worte die ... ins Spiel zu versetzen (Schopenhauer) Senkrecht 1 einzelner ...: nur wenig Gebäck und ohne Effekt 2 gegnerische ...: fast die komplette Finalbelegschaft 3 Leicht erreichbar für Osnabrücker, nicht für Goethe 4 Die ergreift der Schuster, nicht der Fischer 5 nur waren’s, neben zwei Fischen, die zur wundersamen Speisung von 5000 reichten 6 Steinharter Verstecker erräuberten Schatzes 7 Von oberster Beachtlichkeit, wie man in der Sternenflotte und in Angestelltenbüros weiß 8 Trockenwäschestück der Nur-Vorteils-Nehmer 9 Hoffent-

lich gerochen, wenn es 10 senkrecht wird 10 Eifersucht macht ... (K. Tucholsky) 11 Grün war sie happyendlich nicht nur hinter den Ohren 13 Mischt gut 7000 km westlich kräftig mit, wenn man rund um Aurich zur Kanne greift 15 Zungenlockerungsübung im Drauflos-Modus 17 Damit endet die Hitzequartalserfrischung, damit beginnt die 41 senkrecht 19 kontaktsuchende Beteiligte? Da fehlt doch eine beim Füßeln! 20 Wie treu ist der beim Blättern! 25 Setzlinge in Fortunas Gefilden 28 Fester Bestandteil der Einkaufsliste, z. B. beim Pantoffel-, z. B. beim Hutmacher 30 Töne der Meute noch ohne Beute 32 Ein Stückchen Land jenseits der Berge? Muffverdächtig zuzeiten! 33 Der ist klug, der seiner ... Meister ist (Sprichwort) 35 In der höheren Tanzkunst mit Spannung ­erwartet 37 Findet der Seekreaturenkenner an sich schmackhaft 38 Schicker im Umgarnen Geschickter 40 Gibt’s auch ohne 19 senkrecht, z. B. im Brust- oder N ­ asenbereich 41 Bringt ungesundes Rouge in den Teint

Lösung von Nr. 2727: Waagerecht 7 PASTORAT 10 Erzengel GABRIEL (Lukas 1,26) 13 KREATION 16 RECHENWERK 19 »Still und STARR liegt der See« in »Leise rieselt der Schnee« 20 DENKEN 21 TINA in »mul-tina-tional« 22 OPTIK 23 EBEN 24 OELBILDER 26 Heinrich HERTZ 28 IRDEN 29 KIMME 30 LIMIT 32 WERTANGABE 37 TIKAL, Guatemala, in Ver-tikal-e 38 HERGANG 39 OBEN 41 GESELLIGKEIT 42 OBLATE 43 TRUEFFEL 44 »gebiete!« und die GEBIETE Senkrecht 1 GAESTELISTE 2 LOIRE 3 WANDERWEG 4 das BACKEN und Backenzahn 5 IREN mit Münzmotiv Harfe 6 BLENDE 7 PROPHETEN 8 SATIRIKER 9 TREND 10 GENOERGEL 11 INTIM 12 PRAESENTE 14 TAKT 15 ORBIT 17 HEL 18 WILMA und Stuttgarter Zoo Wil-hel-ma 25 »BINGO!« im Bingo-Spiel 27 Heinrich ZILLE 29 KANTE der Erd-»Scheibe« 31 MALUS 33 ERKER 34 TAIGA 35 Wüste GOBI 36 BEAT (Inga Humpe / 2raumwohnung, »36 Grad«) 38 HIFI = High Fidelity 40 BLEI-stift

Scrabble SEBASTIAN HERZOG

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Sudoku ZWEISTEIN

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Lebensgeschichte FRAUKE DÖHRING

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Schach HELMUT PFLEGER

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Lotta ist 18 Jahre alt.

PRÜFERS TÖCHTER

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Ihr Vater Tillmann Prüfer schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über sie und seine anderen drei Töchter im Alter von 24, 16 und 10 Jahren

Illustration ALINE ZALKO Zu hören unter www.zeit.de/audio

»Das ist geisteskrank schön!«

Meine Frau und ich waren in der Markthalle unseres Be­ zirks unterwegs, es war später Nachmittag, und der Markt war schon dunkel, Lichterketten glommen, wir hatten ­dicke Wollmützen auf den Ohren. Mein Smartphone ­vibrierte, und ich fummelte es mit meinen Handschuhen aus der Manteltasche. Es war ein Anruf von Lotta. Ein Video­ anruf. Ich habe eine Scheu vor Videoanrufen, ich mag mein ­eigenes Gesicht auf Bildschirmen nicht, und ich mag es auch nicht, wenn andere mein Gesicht anschauen. Bei vielen Video­telefonaten wird einem unschön in die Nasen­ löcher gefilmt, oder in der Weitwinkel-Kameraperspektive erscheint mein Doppelkinn doppelt so groß. Aber wenn ein Anruf aus Südamerika, wo Lotta gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, kommt, dann nehme ich ihn natürlich an. Wir sahen: Lotta stand im strahlenden Sonnen­ schein unter Bäumen, im Hintergrund rauschten Wasser­fälle. Es waren die berühmten Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien. Offenbar sind sie eines der gigantischsten Naturwunder der Welt. Sie haben eine Breite von rund zweieinhalb Kilometern, und die Wasser­ massen des Flusses Iguazú stürzen aus bis zu 82 Metern in die Tiefe. Insgesamt 275 Wasserfälle rauschen da, habe ich später gelesen. »Hallo Papa, das ist geisteskrank schön hier!«, rief Lotta mir zu. Meine Frau rückte neben mir ins Bild. L ­ otta redete, war aber kaum zu verstehen wegen des grollenden Rauschens der Wasserfälle. Sie sah sehr glücklich und leben­ dig aus. Es schien sehr warm zu sein in Brasilien. Lotta hat eigentlich einen Job in Asunción, der Hauptstadt Paraguays, ist aber gerade mit Freunden auf Brasilien-Besuch. Es gab früher einmal eine Telekom-Werbung, da war die Videotelefonie gerade erfunden. Ich weiß nicht, ob ich mich richtig erinnere, aber ich glaube, sie zeigte einen alten Mann, der unglücklich und trübe in einem Stuhl saß und plötzlich einen Anruf von seinen Kindern bekam, die sich ihm bunt und fröhlich auf dem Bildschirm präsentierten und lachend aus ihrer Welt erzählten. Damals fand ich die Werbung doof. Besonders hat mich diese Sicht auf den al­ ten Herrn geärgert. So als ob man, wenn man älter ist, über­ haupt nichts mehr vorhat, sondern einsam in der Ecke sitzt und darauf wartet, dass die Kinder mal anrufen. Das wollte ich nie. Ich hatte es mir immer so vorgestellt, dass ich end­ lich meine Zeit nach meinen eigenen Vorstellungen nutzen kann, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Kinder sind ja auch anstrengend. Sie kosten Zeit und machen einem Sorgen. Dauernd muss man sich um sie kümmern. Man sehnt sich ein bisschen nach der Zeit, wenn man sein Leben wieder für sich hat. Aber nun war es doch ein bisschen so wie in der Werbung. Hier Mama und Papa im nasskalten Deutschland. Dort die quirlige 18-Jährige im Sonnenschein. Wie viel aufregender und prägender mussten sich diese Erfahrungen anfühlen als das, was Lotta bei uns Eltern erleben konnte. Lotta fuhr mit der Kamera herum und zeigte ihre Freunde, mit denen sie unterwegs war, und Wasser, Wasser, Wasser. Wir zeigten ein bisschen den Markt um uns herum. »Ich muss jetzt mal Schluss machen«, winkte Lotta in die Kamera, wir winkten zurück. Dann war Lotta weg. Und der Markt um uns he­ rum kann mir noch ein bisschen dunkler vor.


Was ich gern früher gewusst hätte

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Von Erika Freeman

Der Mond sieht aus wie ein Kipferl, aber man kann ihn nicht essen. Im Krieg kümmern sich die Leute nicht um Kinder, es sei denn, es sind ihre eigenen. Wenn du zwölf bist, hast du keine Ahnung, was du wissen solltest. New York kann nur in Amerika existieren, aber Amerika ist nicht New York. Wenn du nicht das bekommst, was du willst, bekommst du etwas

wenn du Geduld mit ihm hast. Ein Doktortitel ist für eine Frau viel wichtiger als für einen Mann.

Sei Optimistin, solange du lebst.

Du verdienst das Gute. Zur Hölle mit

Männer, egal wie dumm sie sind,

Pessimistisch kannst du sein, wenn

dem Schlechten.

werden automatisch respektiert.

du stirbst. Der Patient weiß mehr als du, du

Was nichts kostet, das schätzen

Wenn du berühmte Menschen wie

wir nicht. Dabei ist das Unbezahlbare

Marlon Brando triffst, warte, bis du sie

das Wertvollste im Leben: eine

kennenlernst, urteile nicht über sie.

Mutter zu haben.

musst ihm nur helfen, es zu finden. Wenn du traurig bist, dann verzieh den Mund, als ob du lächeln würdest,

Du kannst den Kern nicht essen,

und zähl bis zehn. Bei zehn denkt

Für manche ist Schadenfreude die

aber morgen wird ein Baum daraus

das Gehirn: Ich lächle, ich muss also

bevorzugte Freude.

wachsen.

glücklich sein.

Hier verraten jede Woche Prominente, was sie erst spät begriffen haben. Dr. Erika Freeman, 96, ist Psychoanalytikerin. Mit zwölf floh sie vor den Nazis allein aus Wien nach New York, wo sie in einem Waisenhaus unterkam. Sie therapierte Filmstars und beriet Politiker. Nun erschien ein Roman über ihr Leben: »Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen«

Aufgezeichnet von ANNABEL WAHBA

Der liebe Herrgott ist ein netter Kerl,

Illustration ROBERT RADZIEJEWSKI (Foto Nora Hollstein)

Besseres.


Gregory Prescott “White Feather” Foto-Abzug auf ILFORD S/W Papier | kaschiert hinter Acrylglas 42 x 56 cm | Schattenfugenrahmen Basel, weiß matt | printed by WhiteWall.com

Die Vollendung der Fotografie Wenn ein Bild als Druck sichtbar ist, wird es von einer abstrakten Idee zur Realität. Für WhiteWall ist ein Bild daher in dem Moment vollendet, in dem es an der Wand hängt. Perfektion erreichen wir dabei durch bestes Material, handwerkliches Können und Innovation. Online und in unseren Stores machen wir unsere prämierte Galerie-Qualität fotobegeisterten Menschen jederzeit zugänglich.



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