ZEIT für Unternehmer 2/24

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SCHWERPUNKT

NACHHALTIGKEIT

Bürokratie oder

Chance? Was die neuen Berichtspflichten wirklich bringen

»Ich war in erster Linie die Tochter vom Chef«

Viele Unternehmerkinder scheitern dabei, die Firma ihrer Eltern zu übernehmen. Julia Laakmann fing in der Spedition ihres Vaters an – und machte einen Rückzieher. Für die Wirtschaft wird der Trend zum Problem. Lassen sich die Konflikte lösen?

Juli 2024
Nummer 02

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Über diese Ausgabe

IMPRESSUM

Herausgeber: Dr. Uwe Jean Heuser

Art-Direktion: Haika Hinze

Redaktion:

Jens Tönnesmann (verantwortlich), Carolin Jackermeier

Autoren: Carolyn Braun, Bastian Hauser, Kristina Läsker, Ingo Malcher, Navina Reus, Katja Scherer, Jan Schulte, Niclas Seydack, Jennifer Spatz, Jakob von Lindern

Redaktionsassistenz:

Andrea Capita, Katrin Ullmann

Chef vom Dienst:

Dorothée Stöbener (verantwortlich), Imke Kromer, Mark Spörrle

Textchef: Dr. Christof Siemes

Gestaltung: Christoph Lehner

Infografik: Pia Bublies (frei)

Bildredaktion:

Amélie Schneider (verantwortlich), Navina Reus

Korrektorat: Thomas Worthmann (verantwortlich), Oliver Voß (stv.)

Dokumentation: Mirjam Zimmer (verantwortlich)

CPO Magazines & New Business: Sandra Kreft

Director Magazines: Malte Winter

Vertrieb: Sarah Reinbacher Marketing: Elke Deleker

Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen: Silvie Rundel

Herstellung:

Torsten Bastian (Ltg.), Oliver Nagel (stv.)

Anzeigen: ZEIT Media www.media.zeit.de

Anzeigenpreise:

Objektprofil ZEIT für Unternehmer vom 1.1.2024 unter www.iqm.de

Druck:

Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg

Anschrift Verlag und Redaktion: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Eingang Speersort 1, 20095 Hamburg; Tel.: 040/32 80-0, Fax: 040/32 71 11; E-Mail: DieZeit@zeit.de

Diese Ausgabe enthält Publikationen von folgenden Unternehmen in Teilauflagen:

Pro-Idee GmbH & Co. KG, 52053 Aachen

Das Herzstück des langlebigen Familienunternehmens ist die Generationsfolge. Doch was, wenn die Jungen nicht mehr mitmachen? Dann entstehen neben Lücken auch innovative Lösungen, wie das Titelthema zeigt. Und was, wenn Firmen ihren Weg zur Nachhaltigkeit dokumentieren müssen? Dann entstehen nervige Arbeiten, aber auch neue Potenziale und Schätze, wie unser Schwerpunkt deutlich macht. Entdecken Sie also Ihre Möglichkeiten! Viel Gewinn beim Lesen wünscht Ihr Team von ZEIT für Unternehmer

Zwischen Berlin und Breckerfeld

Wo die Firmen ihren Sitz haben, die in dieser Ausgabe vorkommen

Sylt-Tinnum

Bremen

Berlin Hannover

Bielefeld

Haltern am See

Wiesbaden

Gelsenkirchen Reinach Offenburg Altenstadt

Nörten-Hardenberg

Ochsenfurt

Wendlingen am Neckar

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Korrekturhinweis: In der letzten Ausgabe hieß es in der Rubrik Klimacheck irrtümlich, die Firma Schülke & Mayr GmbH sei 1989 gegründet worden. Richtig ist 1889. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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Münster Nottuln Sundern Breckerfeld
X, X X X X X X X X X X X X X X X X X X EDITORIAL Seite 38 24 44 30, 40, 56 52 8 28 7 22 10 23 40 44 21 16 42 48 56 26
Arlesheim
»In diesen Zeiten können wir Unternehmerinnen nicht leise sein.«
DINA REIT IM INTERVIEW, AB SEITE 16

Diese beiden schwören auf die Kraft der Laser und der Liebe

S. 16

Diese Brille kommt nicht aus Fernost, sondern aus Berlin S. 30

Erdrückt die Bürokratie grünes Wachstum, oder fördert sie es?

S. 20

TITELTHEMA NACHFOLGE

Unternehmerkinder wägen selbstbewusst ab, ob sie die Nachfolge antreten. Lassen sich die Generationenkonflikte lösen? 6–14

Dina Reit will manches anders machen als ihr Vater. Der findet das richtig gut 16–18

SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT

Viele Firmen müssen nun dokumentieren, wie nachhaltig sie sind. Ist das nur lästig –oder auch nützlich? 20–23

Was es bringt, sich als besonders nachhaltiges B-Corp zertifizieren zu lassen 24–26

Klimacheck: Grüner duschen 28/29

FOTOSTORY

Zu Besuch in einer Brillenfabrik, die in einer ehemaligen Kita gegründet wurde 30–33

Ihr Gründer Moritz Krueger verrät, woran er fast gescheitert wäre 34

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Wobei Algorithmen wirklich helfen: Auftakt unserer neuen Kolumne 36

Ein Bäcker automatisiert seine Filiale –und erntet reichlich Protest 38–41

3-D-DRUCK

Warum Unternehmen digitale Baupläne ihrer Produkte verschenken 42–44

INDUSTRIESPIONAGE

Betriebe schützen sich zu wenig 46/47

FINANZEN

Wie ein windiger Geschäftsmann Selbstständige verführt 48–50

EIN TAG MIT ... dem Bielefelder Kondomfabrikanten

Robert Richter 52–54

DIE ERFINDUNG MEINES LEBENS

Der Traum vom Ende der Zahncreme 56

TO-DO-LISTE

Was Sie tun können, lassen sollten und delegieren dürfen 58

Making the world a more safe and secure place.

Keine Safety ohne Security! DieIndustrie befindet sich im Wa ndel. Neben Safet ya ls funktionale Sicherheit für Mensch und Maschine ist Industrial Security zum Schutz vor Cyberangri ff en oder Manipulatio n unverzichtbar.M itarbeiter sollen sicher arbeiten können –und die Produktivität von Maschinen und Anlagen muss gewährleistet bleiben. Deshalbdenken wirbei Pilz ganzheitlich, von der Beratung bis zum Produkt. Füreine sichereAutomation IhrerProduktions-und Industrieanlagen.

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5 Titelfoto: Marina Rosa Weigl für ZfU; Fotos (v. o.): Thomas Pirot; Hannes Wiedemann; Van Santen & Bolleurs
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Jahrzehnte im selben Unternehmen?

Für Julia Laakmann ist das keine Option

TITELTHEMA NACHFOLGE

Erfolgreich gescheitert

Viele Unternehmerkinder wollen heutzutage den Betrieb der Eltern nicht weiterführen. Für die Familien, die Firmen und den Mittelstand kann das zum Problem werden. Höchste Zeit, die Ursachen zu erforschen VON CAROLIN

WWas andere als Lärm empfinden, ist für Laura Foddis Spieluhrmusik – auch heute noch, trotz allem, was geschehen ist. Das Rasseln der Schläuche, wenn sie das Granulat einsaugen, die Metallwerkzeuge, die im Takt zusammenschlagen, das Summen der Förderbänder, die die Kunststoffteilchen zu den Kisten am Rand der Halle transportieren. Sie liebt das Gefühl, ihre Hand durch die Kisten zu ziehen: »Das fühlt sich an, wie in Legosteine zu greifen.« Jeden Arbeitstag habe sie so begonnen. Bis zu dem Tag, an dem sie beschloss, aus dem Familienbetrieb auszusteigen. Statt die Firma in die Zukunft zu führen, wurde daraus: Vergangenheit.

Welch ein fundamentaler Bruch.

Solche Zäsuren sind im Mittelstand an der Tagesordnung. Laut einer Studie der Stiftung Familienunternehmen und der Zeppelin Universität aus dem Jahr 2023 finden nur noch 43 Prozent der Firmenerben im Alter von 16 bis 40 Jahren, die Nachfolger sollten unbedingt aus der eigenen Familie stammen – 28 Prozent lehnen das sogar ab.

Zwar hält es die Mehrheit der Befragten immer noch für wahrscheinlich, die Firma eines Tages zu führen – zugleich sind für sie aber auch viele andere Karriereschritte denkbar. Die Eltern an der Spitze zu beerben, das ist nur noch eine Option unter vielen.

Offenbar verändern sich die Einstellungen. Etwa jedes vierte Kind eines Familienunternehmers sieht einen Verkauf der Firma als eine ernsthafte Option. Im Jahr 2010 konnten sich das 97 Prozent der befragten Unternehmerkinder nicht vorstellen. Und manchmal werden die Brüche öffentlich sichtbar.

Verena Bahlsen etwa versuchte es in der Firmenleitung des Keksherstellers in Hannover. Ende 2022 erklärte sie auf LinkedIn emotional ihren Ausstieg: »Ich habe in vielen Meetings geweint«, schrieb sie damals und berichtete von Überforderung. Und 2023 überraschte der Firmenerbe Max Viessmann damit, dass er einen Teil der traditionsreichen Heizungsfirma seiner Familie für rund zwölf Milliarden Euro an einen amerikanischen Wettbewerber verkauft hatte.

Solche Umbrüche können Familien entzweien. Sie können Unternehmen in Krisen stürzen. Und passieren sie häufiger, können sie womöglich für den deutschen Mittelstand insgesamt zum Problem werden, der bislang viel Kraft aus Kontinuität und Tradition geschöpft hat.

Das Risiko wird verschärft durch die Nachfolgelücke im Land: Zwischen 2022 und 2026 stünden etwa 190.000 Familienunternehmen vor der Übergabe, schätzt das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (ifm). Frühere Analysen des Instituts legen nahe, dass etwa die Hälfte der Unternehmer die Firma innerhalb der Familie weitergeben möchte. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts gelang das zuletzt jedoch nur bei 34 Prozent der Betriebe. In vielen Fällen wird die Übergabe verschoben oder die Firma gar stillgelegt.

Wie also lassen sich die Einschnitte zwischen den Generationen erklären, wie lassen sie sich vermeiden – und lässt sich ihnen womöglich auch etwas Gutes abgewinnen?

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Foto: Marina Rosa Weigl für ZEIT für Unternehmer
»Damit war mein Lebenstraum beendet, das hat brutal wehgetan«
Sebastian Koeppel, Nachfolger bei Beckers Bester

1. Konfliktherd: Die neuen Werte Acht Jahre nach ihrem Ausstieg versucht Laura Foddis in einer Kaffee-Manufaktur in Berlin vor einer Tasse Hafer-Cappuccino und mithilfe ihres Notizbuchs, ihre Lebensgeschichte zusammenzufassen. Sie wohnt direkt nebenan, als selbstständige Beraterin braucht sie kein Büro. Ein drastischer Gegenentwurf zu dem Weg, der für sie vorbestimmt war und den sie sich sogar ausgesucht hatte: »Ich habe schon als Kind allen erzählt: Ich will mal Chefin werden«, sagt die 35-Jährige. Chefin von Foddis Kunststoffteile – jener Firma, die ihr Vater Ulisse Foddis 1989 gegründet hat, um Kunststoffteile für Reinigungsgeräte herzustellen. Laura Foddis wird im selben Jahr geboren. Eine Wendeltreppe führt damals von der Wohnung in die Produktionshalle im Erdgeschoss. Der Vater leitet die Firma, die Mutter führt die Bücher – und Großmutter, Onkel und Tante unterstützen die Produktion. Laura lernt zwischen den Maschinen laufen, hilft in den Ferien in der Firma aus

und macht dort mit 16 Jahren eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Zu ihrem Vater hat sie ein inniges Verhältnis, er spricht mit ihr als einzigem seiner fünf Kinder ausschließlich Italienisch, seine Muttersprache. Allen ist klar: Die Tochter wird das Unternehmen eines Tages übernehmen. Nach ihrer Lehre studiert Foddis Betriebswirtschaftslehre, sie bekommt Jobangebote, kehrt aber auf Bitten ihrer Eltern in die Familienfirma zurück und steigt bei ihrem Vater in die Geschäftsleitung ein. 2013 bekommt sie die Einzelprokura erteilt und darf Foddis nach außen vertreten. Da ist sie 24. Bis hierhin läuft alles nach Plan. Dann kommt es zu Meinungsverschiedenheiten: Laura Foddis möchte den Betrieb nachhaltiger machen. Sie will etwa Granulat recyceln, statt ständig neuen Kunststoff einzukaufen. Es ist ein Konflikt, wie er zwischen der älteren und der jüngeren Generation heute typisch ist: Laut der Nachfolger-Studie der Stiftung Familienunternehmen ist 76 Prozent der NextGens Nachhaltigkeit wichtig.

Laura Foddis’ Vater denkt klassischer und will nichts überstürzen. »Ich wollte wirken«, sagt sie, »aber ich hatte keine Gestaltungsfreiheit.« Und es ist damals nicht klar geregelt, wer das letzte Wort hat.

Ein häufiges Problem in Familienunternehmen, beschreibt Nadine Schlömer-Laufen vom ifm: »Es muss klare Regeln geben, wie Entscheidungen gefällt werden, sonst kann es zu Konflikten kommen«, sagt die Forscherin. Sie rät, sich für den Prozess externe Hilfe zu suchen, etwa bei den Industrie- und Handelskammern.

Die Familie Foddis tut das nicht. Und anstatt sich unterzuordnen, zieht Laura Foddis einen Schlussstrich. »Ich konnte nicht jahrelang in der Warteschleife hängen«, sagt sie. Weil sie es nicht über sich bringt, das Thema anzusprechen, schreibt sie einen langen Brief. Auf sechs Seiten erklärt sie ihren Entschluss auszusteigen und wirft das Schreiben in den Briefkasten ihres Vaters.

Ruft man Ulisse Foddis heute an, klingt sein Schock noch immer nach: »Ich habe die

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TITELTHEMA NACHFOLGE
Foto: Marina Rosa Weigl für ZEIT für Unternehmer

Wenn man vollin seinem Element ist, istkein Ziel UNR EA LI ST ISCH.

Cedrik Mayer- Klenk, Vorstandsvor sitz ender

In

Nachhaltigkeit investieren. #DasIstMirW ichtig

Die CF Group scheut bei diesem Themanie den Sprung ins kalte Wasser: Nachhaltigkeit beider Herstellungvon Pool-und Wasserpf legeproduk ten Dasbeginnt beiden Verpackungen und reicht bis hinzuden biologisch abbaubaren Inhalt sstoffen

Die N a c hhaltigkei t s e x p er t :innend er Hy poVereinsb ank b e glei t en das U n t er n ehmenmit Ex pertis eund To ol swie dem H V B E S G Branchenbarome terbei derUmset zung seiner innovativen Ideen. Eine Zusammenarbeit ,die er frischt.

hvb.de/c f-group

Welt nicht mehr verstanden.« Die Zusammenarbeit habe doch immer gut funktioniert! Und die Tochter habe so gut gepasst! »Sie hatte den Biss, um die Firma zu führen.«

Laura Foddis wird nachdenklich, wenn sie heute von dem Bruch erzählt. »Das ist nicht einfach nur ein Job, den du kündigst«, sagt sie. »Du verlässt in gewisser Hinsicht auch deine Familie.« Jahrelang hat sie nur wenig Kontakt in die Heimat. Sie jobbt im Vertrieb und im Marketing, reist durch Brasilien und zieht nach Berlin. Dort arbeitet sie für Start­ups und lässt sich zur Coachin ausbilden. 2021 gründet sie ihre eigene Firma, der Name: Nächstes Kapitel. Sie möchte Unternehmen bei der Nachfolge begleiten und andere vor ihren eigenen Fehlern bewahren.

Den Bruch bezeichnet Laura Foddis als »Riesen­Scheitermoment«. Heute sagt sie: »Ich bereue nur, wie ich ausgestiegen bin, und nicht, dass ich es getan habe.« Ihr Verhältnis zu ihrem Vater sei wieder sehr gut. Laura Foddis ist Prokuristin geblieben.

Sollte ein Notfall eintreten, wird sie einspringen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wer ihrem Vater nachfolgt, ist offen. Der 67­Jährige denkt bisher nicht an die Rente.

2. Konfliktherd: Der Führungsstil Sebastian Koeppel justiert die Webcam, die ihn vor einem Whiteboard mit ein paar Notizzetteln zeigt. Er richtet sich gerade in seinem neuen Homeoffice in Mönchengladbach ein. Sein alter Arbeitsplatz liegt rund 300 Kilometer entfernt: der Firmensitz von Beckers Bester im niedersächsischen NörtenHardenberg. Dass er nun nicht mehr der Chef des Fruchtsaftherstellers ist, sondern Unternehmensberater, kann er an manchen Tagen noch immer nicht so richtig fassen.

1932 begann seine Urgroßmutter Bertha Becker Saft aus Äpfeln zu pressen und in einem Hofladen zu verkaufen. Heute ist Beckers Bester ein Fruchtsaftabfüller mit rund 53 Millionen Euro Jahresumsatz. Doch die Deutschen trinken immer weniger Säfte, der Absatz sinkt seit Jahren. Gleich­

»Ich konnte nicht jahrelang in der Warteschleife hängen«

Laura Foddis, Nachfolgerin Foddis Kunststoffteile & Gründerin von Nächstes Kapitel

zeitig steigen die Kosten. Im Vergleich zum Vorjahr brach der Gewinn 2022 um mehr als die Hälfte ein. Den Laden zu führen, ist also keine einfache Aufgabe.

Aber Koeppel wollte diesen Job immer haben: »Den Betrieb zu übernehmen, war mein Traum, seit ich denken kann.« Um seinen Onkeln zu beweisen, dass er am geeignetsten sei, sparte er schon als 15­Jähriger sein Taschengeld für einen Lehrgang in Fruchtsaftherstellung. Nach seinem BWLStudium steigt er direkt in die Firma ein. Typisch für Unternehmerkinder. Und ein möglicher Grund, warum es später zu Brüchen kommt. Nadine Schlömer­Laufen rät, zunächst externe Erfahrung zu sammeln. »Dort können die Nachfolger auch mal Fehler machen, ohne dass der ganze Familienbetrieb zuschaut, und gleichzeitig neue Ideen für das eigene Unternehmen gewinnen«, sagt die Expertin.

Als Koeppel 2013 Geschäftsführer von Beckers Bester wird, kriselt die Branche bereits. »Ich wusste, dass wir radikal etwas

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TITELTHEMA NACHFOLGE
Foto: Alena Schmick für ZEIT für Unternehmer
„D igital un ds iche ra rb eiten –auch unte rrauen Be di ngu ngen“

DieDigitalisierung schreitetimmerschneller voran. Hybride Arbeitsmodelle,künstlicheIntelligenz undder Bedarf an umfassendsicherenSystemenbestimmen zunehmendunseren Alltag.Warum bleibendabei gerade FrontlineworkerinmittelständischenBetrieben noch oftaußen vor?

VieleKMUssteheninSachenDigitalisierungnochamAnfang, daszeigen auch dieZahlendes Bundesamts fürSicherheit in der Informationstechnik. Hier geht es vorallem um Sicherheit –sowohl hinsichtlich derSoft- alsauchder Hardware.Wer Handy oder Laptop mitHandschuhen,unter wechselndenTemperaturenoderinstaubigenUmfeldern nutzt, verlangt anderesvon denGeräten alsMenschen, diemeist im Büro damitarbeiten. Dass es Produkte gibt,die diesen Anforderungengerecht werden undgleichzeitig hohenStandards hinsichtlich Kompatibilität undSicherheit entsprechen, wissen vielenicht –deswegenkann dieDigitalisierungandieser Stelle stocken.

Wenn vonSicherheitgesprochenwird, denktman meistzuerst an diedigitaleVerletzlichkeit vonUnternehmen undden effektiven Schutz vorCyberkriminalität.Sie auch? Ja,aberwennesumSicherheit geht,ist unsere Perspektivebei Samsungumfangreicher. Es kommt vorallem aufzweiKomponenten an:Einerseitsgehtesumdie aktuelle Generation KI-gestützterHard- undSoftware. Hier könnenDaten geschützt undAngriffeabgefangenwerden. Dasbildenwir überSamsung Knox ab.Die Plattformhilft,die mobile IT-Infrastruktur vonUnternehmenabzusichern.Esgehtandererseitsaberauchum dieGeräteselbst. Siemüssensobeschaffensein,dasssie gerade in rauenArbeitsumfeldern nichtnur bestehen,sondern zuverlässigen Support bieten.Dennwas nütztein Smartphone oder ein Tablet,das nach einer Wocheauf derBaustelle oder im medizinischenUmfeldunbrauchbar ist? Innere und äußere Sicherheit sorgen gemeinsamdafür,dassUnternehmen ihre Geschäftesicherführenkönnen. Dafürbieten wirhochfunktionale, individualisierbare undbezahlbareLösungen, die klar aufden Mittelstandausgerichtetsind.

Smartphonesund Tabletsentwickelnsichfür kleine undmittlereUnternehmen (KMU)zunehmend zu unverzichtbaren digitalenKollegen. Diemobilen Geräte gehörenzuden Treibern der Digitalisierung, insbesondere wenn es darumgeht, auch Frontlineworkerins hybrideArbeiten zu integrieren. Dabeimüssenspezielle HerausforderungenimArbeitsalltag berücksichtigt werden.Was dieGerätedafür könnenmüssen, wasSicherheitindiesemZusammenhangbedeutet undwodie Potenziale durch sichereDigitalisierung liegen,erklärt Tuncay Sandikci im Interview. Er istDirectorB2B fürden BereichMobileExperiencebei derSamsung ElectronicsGmbH. Quelle:https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Lageberichte/Lagebericht2023.pdf?__blob=publicationFile&v=7

Wiesieht so einrobustesDeviceaus,wie sicher muss es sein, um einenechtenMehrwertzubieten?

DieAnforderungen sind so vielfältig wieder Mittelstandselbst. Geräte,die speziellfür Einsätze in herausfordernden Umgebungenkonzipiertsind, müssen viel aushaltenkönnen. Mandenke nuranBereiche wieTransport undLogistik, dasHandwerk, denFertigungssektorodernatürlich dieöffentliche Sicherheit Deswegen sind dieRuggedDevices vonSamsung widerstandsfähiggegen Wasser,Sand, Staub, Stürze undStöße.Man kann siemit Handschuhenbedienen,die Displays desinfizieren und denAkkuaustauschen füreinelange NutzungohneLadepausen.

MitBlick aufden Aufwand, dermit solchenSystemenverbunden ist– Anschaffungskosten, ImplementierungimBetrieb etc. –: Warumsollten Unternehmer*innenden „sicheren“ Schrittindie Digitalisierungtrotzdemwagen? WerimWettbewerbauchzukünftig erfolgreichbestehenwill, muss digitalisieren.Das Potenzialfür mehr Effizienz, dasvor alleminbeschleunigtenProzessen undverbesserterKommunikation schlummert,ist immens –geradeinArbeitsumgebungen, diesichauf denerstenBlick nichtfür Digitalisierungeignen. Außerdem kann ein professionellaufgesetztesSystem, das stetig zentralaktualisiertund gewartet wird,verlässlich gegen Cyberkriminalitätschützen. Auch dasThema MitarbeitendenbindungsollteeineRolle spielen –ein modernes Smartphone oder Tablet,das beruflich undprivatgenutzt werden kann, kann ein spannendes IncentiveinZeiten desFachkräftemangels sein undzur Verbesserung derArbeitsatmosphärebeitragen.

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»Es muss klare Regeln geben, wie Entscheidungen gefällt werden, sonst kann es zu Konflikten kommen«

Nadine Schlömer-Laufen, Institut für Mittelstandsforschung Bonn

verändern müssen, sonst würde die Firma sterben«, sagt er. Koeppel möchte die Unternehmenskultur reformieren und die »patriarchalischen Strukturen« abschaffen. Die Mitarbeiter sollen sich selbst führen, es gibt Achtsamkeitsseminare, die Kunden werden geduzt. Die Firma kompensiert ihren CO₂Ausstoß und schafft Plastikflaschen ab.

So will Koeppel nicht nur neue Kunden erreichen und wieder wachsen. Er entwickelt eine Vision: »Ich wollte beweisen, dass es möglich ist, ein Traditionsunternehmen zu einem gemeinwohlorientierten Betrieb zu transformieren«, sagt der 47-Jährige. Und er will beweisen, dass er die Firma besser führen kann als seine Vorgänger. Symbolisch hängt er die Porträts seiner Großeltern und Onkel im Konferenzsaal ab. Das sieht er heute kritisch: »Ich habe die Vergangenheit zu sehr abgewertet, das war naiv und arrogant.«

Für die junge Generation ist eigenverantwortliches Handeln ein hoher Wert, auch das zeigt die Studie der Stiftung Familienunternehmen. Für sechs von zehn Befragten

190.000

Familienunternehmen stehen zwischen 2022 und 2026 vor der Übergabe, schätzt das Institut für Mittelstandsforschung Bonn. Etwa die Hälfte der Senior-Unternehmer möchte die Firma innerhalb der Familie weitergeben.

43 Prozent der jungen Firmenerben finden, die Nachfolger in der Geschäftsleitung sollten aus der Familie stammen – 28 Prozent lehnen das ab, 29 Prozent sind neutral

stellen neue Arbeitsmodelle ein wichtiges »strategisches Handlungsfeld« dar. 68 Prozent wollen neue Organisationsstrukturen schaffen, 56 Prozent die Führungskultur verändern. Sebastian Koeppel ist mit seinen Ideen also in guter Gesellschaft. Aber solche Reformen sind auch potenzielle Bruchstellen.

Obwohl einige Mitarbeiter seinen Kurs unterstützen, wird Koeppel für seinen Führungsstil kritisiert. Ihm fehlt der interne Rückhalt. Es gebe »unterschiedliche Meinungen über die strategische Ausrichtung und Führung des Unternehmens«, weshalb er sich entschieden habe, Beckers Bester zu verlassen, schreibt er im März 2023 auf LinkedIn. Seine Anteile hat er ohne Abfindung abgetreten. »Damit war mein Lebenstraum beendet, das hat brutal wehgetan.«

Während des Interviews klickt sich Koeppel erstmals seit Langem durch den Internetauftritt von Beckers Bester. Viele seiner Initiativen sind sichtbar: »Preiserhöhung?! Wir kommunizieren offen, ehrlich und transparent« heißt es auf der Website,

Vorgängern fällt es schwer, die Verantwortung abzugeben. Lediglich 21 Prozent der NextGens bekommen laut einer PwC-Studie Raum, um eigene Projekte umzusetzen

die Firma verweist auf die Nachhaltigkeitsstrategie, und eine Pride-Schorle mit Regenbogen-Etikett ploppt auf. Aber die kollegiale Selbstführung sei nach seinem Weggang abgeschafft worden. Beckers Bester antwortet bis Redaktionsschluss nicht auf schriftliche Fragen. »Mit meiner Vision, anders zu führen, bin ich gescheitert«, bilanziert Koeppel. Trotzdem: Was er in seiner Zeit im Familienunternehmen bewegt habe, empfinde er als Gewinn.

3. Konfliktherd: Die Mentalität Wenn Julia Laakmann ihr Elternhaus verlässt, kann sie ihrem Nachnamen nicht entkommen. Rot und fett prangt er auf mehreren Dutzend Trucks, die sich vor dem Backsteinhaus auf einem riesigen Parkplatz reihen: Spedition Giesker & Laakmann. Hier, umgeben von Lkw und Feldern, am Rande des nordrhein-westfälischen Dorfes Nottuln, ist sie aufgewachsen. Gegründet wurde Giesker & Laakmann 1933 von Laakmanns Urgroßvater Bernhard Giesker.

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Widerstandsfähigkeit fängt mit der Wahl des richtigen Partnersan. resilienz.ruv.de

Neue Arbeits(zeit-) modelle

Neue Organisationsstrukturen scha en Die Markenidentität verändern

Die Führungskultur verändern Nachhaltigkeit

Diese »strategischen Handelsfelder« sind der sogenannten NextGen laut einer Studie der Stiftung Familienunternehmen und der Zeppelin Universität wichtig (Angaben in Prozent)

83 % der Nachfolger finden es wichtig, »so zu leben, dass Mitmenschen nicht geschädigt werden«

Aus einer Werkstatt ist ein Betrieb mit rund 150 Mitarbeitern und zwölf Millionen Euro Umsatz geworden. Die Spedition transportiert Baustoffe, wartet und pflegt Trucks und bildet LKW-Fahrer aus.

Eigentlich wollte Julia Laakmann nie etwas mit dem Betrieb zu tun haben. Als sie vier Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern. Wenn sie bei ihrem Vater zu Besuch ist, verbringt sie die Sonntage häufig in seinem Büro und empfindet die Firma als Störfaktor. Nach dem Abitur studiert sie Wirtschaftsethik und macht nach dem Master ein Praktikum bei der Telekom. Dort fühlt sie sich unterfordert, will mehr Verantwortung übernehmen. Hinzu kommt die Pandemie, eine neue Stelle zu finden, ist schwierig, und der Familienbetrieb braucht Unterstützung. »Mein Vater hat eher gefragt, wann mein Bruder und ich in die Firma einsteigen, nicht unbedingt, ob«, sagt die 29-Jährige.

Sie beschließt 2020, gemeinsam mit ihrem Bruder Stefan Laakmann, in der Spedition anzufangen. Ihre Cousine ist schon für

»Geschäftsführerin neben meinem Vater, das hätte nicht funktioniert«

Julia Laakmann, Nachfolgerin Giesker & Laakmann

33 % wollen an lange eingeübten Traditionen festhalten

Julias Onkel in die Geschäftsleitung gerückt. Auf der Firmenwebsite strahlt das Dreier-Gespann vor der Lkw-Kulisse in die Kamera. Die Nachfolge scheint geregelt. Aber es gibt Probleme. Das eine: Julia Laakmann hat das Gefühl, im Betrieb nicht ernst genommen zu werden. »Ich war in erster Linie die Tochter vom Chef«, sagt sie. Das andere: Sie eckt mit ihrem Vater an. Er sitzt morgens als Erster und abends als Letzter am Schreibtisch. Sie möchte zeitlich flexibler arbeiten. Er ist rund um die Uhr erreichbar. Sie möchte das Smartphone auch mal ausschalten. »Wir hatten eine ganz unterschiedliche Arbeitsmentalität«, erzählt die Nachfolgerin. Hubert Laakmann lässt schriftliche Fragen dazu unbeantwortet. Julia Laakmann zweifelt, ob die Nachfolge der richtige Weg für sie ist. Sie fühlt sich gefangen zwischen Verantwortung und fehlender Gestaltungsfreiheit. Ihr geht es mental immer schlechter. Im Mai 2023 gibt sie alle Leitungsaufgaben ab und kauft sich ein Flugticket nach Thailand. »Das war so

befreiend, ich war dort einfach nur Julia und nicht die Tochter von«, erzählt sie. Eigentlich möchte sie nach einer Auszeit zurückfliegen, doch unterwegs wird sie um Hilfe in der firmeneigenen Marketingagentur Lackymedia gebeten. Diese hat sie 2022 selbst mitgegründet und bis zu ihrem Ausstieg geleitet. Sie arbeitet remote und stellt fest: Das funktioniert. Statt zurück nach Hause reist sie nach Australien, Indonesien, Malaysia. Sie ist nun Mitarbeiterin statt Führungskraft. Laakmann hält weiterhin Firmenanteile, aber für sie ist klar: »Geschäftsführerin neben meinem Vater, das hätte nicht funktioniert.« Auch wenn sie oft ein schlechtes Gewissen hatte, ist sie froh über ihre Entscheidung: »Ich sehe mich als Nachfolgerin und Aussteigerin gleichermaßen«, sagt sie. Wie lange sie noch »Teilzeit-Nomadin« bleibt, weiß sie nicht. Vielleicht macht sie sich irgendwann selbstständig – als Coachin. Sich Jahrzehnte einem einzigen Unternehmen zu verpflichten, kann sie sich, wie so viele andere ihrer Generation, nicht mehr vorstellen.

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TITELTHEMA NACHFOLGE
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»Nach zwei Monaten

Dina Reit ist 32 Jahre alt und eine laute Stimme im Mittelstand: Zusammen mit der Unternehmerin Lena Schaumann hostet sie einen Nachfolge-Podcast, und auf LinkedIn gibt sie ihren fast 50.000 Followern Tipps oder lässt sie daran teilhaben, wie sie für Kunden Produkte lasert. Lasersysteme für die Industrie sind das Kerngeschäft des Unternehmens SK Laser in Wiesbaden, das ihr Vater

Christoph Kollbach 2005 gegründet hat. Seit 2019 übergibt er es Schritt für Schritt an seine Tochter – obwohl die lange andere Pläne hatte.

ZEIT für Unternehmer: Herr Kollbach, stimmt es, dass Sie 2023 zum ersten Mal seit 31 Jahren fünf Wochen Urlaub machen konnten?

Christoph Kollbach: Wo haben Sie das denn gehört?

Im Podcast Ihrer Tochter!

Kollbach: Dina, wann soll das denn gewesen sein?

Dina Reit: Im Sommer, erinnerst du dich?

Kollbach: Na gut, insgesamt waren es vielleicht fünf Wochen, aber nicht am Stück. Möglich war das nur, weil ich in der Firma kürzertrete. Ich komme ja auch nur noch dienstags und donnerstags ins Büro.

Reit: Es sei denn, es gibt eine Feuerwehraufgabe im Unternehmen ...

Zum Beispiel?

Kollbach: Dina war neulich krank, also habe ich unsere Laser aufgeladen, um sie zu einer Messe zu fahren. An einem Sonntag!

Reit: Für dich waren Messen ja immer sehr wichtig ...

Kollbach: ... weil man dort neue Kunden kennenlernt.

Reit: Trotzdem gehen wir heute nur noch auf wenige Messen. Ich finde es wichtiger, in sozialen Netzwerken präsent zu sein. Bringt das nur Likes oder auch Aufträge?

Reit: Online erreichen wir viel mehr potenzielle Kunden. Und wir sind dank LinkedIn Teil eines Forschungsprojekts eines

Dina Reit tat sich lange schwer damit, in die Firma ihres Dass die Nachfolge nun doch gelingt, hat mit Mut,

Dina Reit, 32, und ihr Vater ...
TITELTHEMA NACHFOLGE

wollte ich aufgeben!«

Vaters einzusteigen, er dachte schon an einen Verkauf. Kompromissen und einem wichtigen Gefühl zu tun

Fraunhofer-Instituts, das die Produktion von Brennstoffzellen automatisieren und beschleunigen soll. Zusammen mit Konzernen wie BMW und Siemens!

Die Lage ist angespannt, im ersten Quartal blieben die Auftragseingänge im Maschinenbau hinter denen im Vorjahr zurück. Wie sehr trifft Sie das?

Kollbach: Wenn die Konjunktur lahmt, spürt der Maschinenbau das immer als Erstes. Weil die Firmenkunden vorsichtig werden. Für unsere Laser-Maschinen gilt das besonders, weil sie nicht in der Produktion eingesetzt werden, sondern um Oberflächen zu veredeln, zu gravieren oder zu reinigen. Reit: Wir bauen und programmieren zum Beispiel Laser für Firmen, die Nadeln für Spritzen oder Kurbelwellen herstellen. Die brauchen unsere maßgeschneiderten Laser, um die Teile zu beschriften.

Kollbach: Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch diese Krise überstehen. Für mich ist es ja nicht die erste ...

Reit: ... für mich auch nicht! Als ich 2019 in die Firma kam, kriselte es in der Autobranche. Dann kam die Pandemie mit ihren Engpässen, dann der Krieg in der Ukraine und die Explosion der Energiepreise. Ich kenne diese Firma nur im Krisenmodus. Was gibt Ihnen denn Hoffnung?

Kollbach: Immer mehr Unternehmen verwenden unsere Laser, um beispielsweise Codes auf Maschinen zu gravieren, die andere Maschinen dann lesen können. Je mehr intelligente Fabriken es gibt, umso mehr werden also unsere Laser gebraucht. Sie haben gerade ein Buch übers Lasern geschrieben – und Sie, Frau Reit, sind im Netz sehr präsent. Warum positionieren Sie sich so öffentlich?

Kollbach: Es reicht nicht mehr, ein guter Ingenieur zu sein – du musst deine Produkte erklären können.

Reit: Für mich gehört es zum Unternehmertum dazu, von meinem Alltag zu erzählen,

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Foto: Thomas Pirot für ZEIT für Unternehmer ... Christoph Kollbach, 67

von meinen Erfolgen und Schwierigkeiten. Mir ist es auch wichtig, mich politisch zu äußern und etwa vor der Deindustrialisierung zu warnen oder gegen die AfD Flagge zu zeigen. In diesen Zeiten können wir Unternehmerinnen nicht leise sein.

Kollbach: Das passt zu dir! Neulich ist mir ein Zeugnis aus Dinas Grundschulzeit in die Hände gefallen. Darin hat die Lehrerin ihr bescheinigt, sie habe gleich die Führung der Klasse übernommen. Und es gibt noch eine Anekdote aus dem Kindergarten ...

Reit: Papa! (lacht)

Kollbach: damals hat Dina gesagt, sie sei eine Bestimmerin, denn sie komme aus einer Familie von Bestimmern. Da haben wir Eltern erst mal gedacht: Oha, was haben wir falsch gemacht? (lacht)

Sie haben ja vor Ihrem Studium schon ein Skateboard-Geschäft gegründet, später eine Windsurfing-Schule. Wollten Sie bestimmen – oder was hat Sie gereizt?

Kollbach: Das liegt wohl in der Familie, mein Großvater hatte eine Möbelfabrik. Außerdem mag ich es sehr, Dinge zu verkaufen. Erst als Dina auf die Welt kam, dachte ich, ich müsste mir etwas Sicheres suchen, und bin in die Industrie gewechselt. 1989 berichtete das »manager magazin«, Sie hätten als Verkäufer beim Computerbauer Nixdorf die Vorgaben übertroffen und 200.000 Mark Bonus verdient!

Kollbach: Ich wurde sogar auf die Bahamas eingeladen. Aus heutiger Sicht übertrieben, aber damals üblich. Trotzdem fühle ich mich als Unternehmer wohler.

Als Sie 2005 SK Laser gegründet haben, war Ihre Tochter 13. Frau Reit, wie sehr haben Sie mitgefiebert, wie sehr gelitten?

Reit: Die ersten Jahre waren total entbehrungsreich für unsere Familie. Wir sind kaum in den Urlaub gefahren und wenn, dann hat mein Vater im Auto ständig telefoniert. Ein krasser Stress. Also habe ich gesagt: Du, Papa, ich übernehme die Firma nicht!

Sie haben dann Kunstgeschichte und Philosophie studiert und im Frankfurter Städel Museum gearbeitet ...

Reit: ... und habe dabei gemerkt, dass ich kaum Entscheidungen treffen kann. Wenn du eine Ausstellung kuratieren willst, musst du immer als Bittsteller bei den privaten

Sammlern und Banken auftreten. Mit der Kunst selbst hatte ich wenig, mit ExcelTabellen dafür sehr viel zu tun. Da war ich ziemlich desillusioniert.

Was sprach für die Firma Ihres Vaters?

Reit: Die Menschen im Maschinenbau sind handfest, ehrlich, kollegial – das schätze ich. Und mir wurde klar, wie toll es ist, entscheiden zu können, wen man einstellt, in welche Industrie man reingeht, welche Produkte man entwickelt.

Kollbach: Meine Frau und ich haben Dina und unserer anderen Tochter immer freigestellt, was sie werden wollen. Als Dina sich dann doch für die Firma entschieden hat, war ich natürlich froh. Auch wenn es geholfen hätte, wenn sie vorher Maschinenbau oder Elektrotechnik studiert hätte.

Hatten Sie schon Alternativen erwogen?

Kollbach: Natürlich! Ich hatte schon mit Chinesen über einen Verkauf gesprochen, mich in der Branche nach Käufern umgehört und überlegt, wer aus meinem Team einen Management-Buy-out machen könnte. Aber ein kleiner Familienbetrieb lässt sich nicht so leicht verkaufen. Viele Kunden sind weg, wenn der Chef wechselt. Und dann geht so eine Firma den Bach runter.

Frau Reit, wie war das dann, auf einmal doch in der Firma anzufangen?

Reit: Anfangs hatten wir keinen Plan. Ich saß erst mal zwei Monate lang bei meinem Vater im Büro. Das war furchtbar, ich musste alles lernen. Nach zwei Monaten wollte ich wieder aufgeben!

Wie haben Sie die Kurve gekriegt?

Reit: Mir hat eine Art Praktikum geholfen: Ich habe in der Buchhaltung und im Vertrieb mitgearbeitet. Ich habe in der Konstruktion Maschinen entworfen und in der Produktion zusammengebaut. So bin ich erstmals richtig in die Technik abgetaucht. Kann man denn auch Verkaufen lernen?

Reit: Schon. Aber mein Vater ist wirklich unglaublich gut. Mir war klar: Wir müssen jemanden finden, der uns dabei unterstützt. Mein Vater hat das erst nicht für nötig gehalten, aber ich habe mich durchgesetzt. Noch sind Sie beide Geschäftsführer ... Kollbach: Ich könnte sofort ganz loslassen!

Reit: Nachdem ich eingestiegen bin, wollte er, dass ich nach einem Jahr schon alles

mache. Das ging mir zu schnell. Wir haben eine Unternehmensberaterin zu Rate gezogen und einen Fahrplan erstellt

Kollbach: ... und im letzten Meeting hat sie mich informiert, dass ich noch bis 2025 arbeiten muss, ob ich will oder nicht!

Die Firmenanteile gehören ja auch noch komplett Ihnen, Herr Kollbach.

Kollbach: Aber ich bin dabei, meiner Tochter einen großen Teil zu schenken, die Firma also vorzeitig zu vererben. Das kläre ich gerade mit meinem Notar.

Geben Sie ihr die Mehrheit ab?

Kollbach: Nein, aber fast die Hälfte.

Weil Sie das letzte Wort haben wollen?

Kollbach: Darum geht es mir nicht. Ich habe volles Vertrauen in Dina. Sie kann mich fragen, wenn sie Rat braucht – aber am Ende entscheidet sie. Das macht sie nicht fehlerfrei, aber doch ziemlich gut. Und weil ich sie wirklich liebe, kann ich eben auch großzügig sein.

Reit: Ich bin mir auch im Klaren darüber, welche Folgen Fehler in einem Familienunternehmen haben können – für das Team, die Firma, die Angehörigen. Bisher habe ich zum Glück noch nichts in die Grütze gefahren. Aber ich habe schon mal jemanden eingestellt, von dem sich später rausgestellt hat, dass er nicht so gut passt.

Kollbach: Das ist doch normal! Was würden Sie anderen Nachfolgerinnen und Vorgängern raten?

Reit: Eine Nachfolge ist komplex – und keiner kann dem anderen in den Kopf schauen. Daher: reden, reden, reden. Am besten auch mit einer externen Beraterin. Mit unserer treffen wir uns alle acht Wochen. Kollbach: Sie hilft zum Beispiel dabei, dass wir unseren Übergabe-Fahrplan nicht aus dem Blick verlieren. Und sie weist auf Dinge hin, die man sonst gerne aufschiebt – etwa, dass man ein Testament machen sollte.

Reit: Einander zu lieben ist für eine Nachfolge wichtig, aber es braucht mehr. Mein Vater macht mit, dass ich den Vertrieb auf mehrere Schultern verteile und statt auf Messen in sozialen Netzwerken präsent bin. Er lässt mich die Dinge auseinanderpflücken und neu kombinieren, die er vorher so schön zusammengebaut hat. Das ist enorm mutig. Das Gespräch führte Jens Tönnesmann

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Zerdrückt die Bürokratie das grüne Wachstum – oder ermöglicht sie es?

SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT REPORTINGS

Was wuchert denn da?

Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen. Der Aufwand für Firmen ist groß. Aber die Mühe kann sich lohnen

Es sieht aus wie ein Akt blinder Zerstörung. Auf einem provisorisch aufgebauten Tisch aus Paletten liegt ein Trümmerhaufen – die Überreste eines Kühlschranks, der eigentlich zum Verkauf gedacht war. Mitarbeiter des Elektronikherstellers Severin haben ihn in seine Einzelteile zerlegt: Sie haben die Kabel herausgeschnitten und die Schrauben entfernt. Die weißen Kunststoffplatten der Außenhülle haben sie offenbar mit viel Kraft vom Dämmschaum abgehebelt. Sie liegen nun zerbrochen und nutzlos auf einem Stapel. Daneben ragen unförmig verrenkt dünne Blechrohre in die Luft: Sie leiteten früher das Kältemittel durch den Kühlschrank.

Gerhard Sturm schaut sich das Ausmaß der Zerstörung auf einem Foto an und freut sich darüber: »Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viel gelernt darüber, wie viel von welchen Materialien in unseren Produkten steckt«, sagt der Chef von Severin. Seine Mitarbeiter haben nämlich nicht nur einen Kühlschrank auf diese Weise zerlegt, sondern auch andere Severin-Geräte wie Bügeleisen und Milchaufschäumer. Und das nicht aus Frust, sondern weil sie eine Mission haben: Das Unternehmen will im Herbst seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht vorlegen und wollte dafür wissen, wie viel CO₂ allein schon bei der Herstellung seiner Materialien entsteht. »Wir wollen bei diesem Thema früh dran sein«, sagt Sturm.

Manche Unternehmen legen seit Jahren freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht vor. Ein Pionier ist Severin also nicht. Aber das Unternehmen will schneller sein als die Masse der Firmen, die jetzt nachzieht. Seit Anfang 2023 ist nämlich eine neue EURichtlinie in Kraft, die Corporate Sustaina-

Ebility Reporting Directive (CSRD). Die sieht vor, dass künftig viel mehr Firmen als bisher verpflichtet sind, einen Nachhaltigkeitsbericht abzugeben. Pflicht war das bisher nur für größere kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sowie größere Versicherungen und Banken.

Diese Vorgabe hat Brüssel nun deutlich ausgeweitet – sowohl den Umfang der Berichterstattung als auch die Zahl der betroffenen Firmen. Alle, die bisher schon berichten mussten, müssen bereits 2025 über das Geschäftsjahr 2024 nach den neuen Standards berichten. Ein Jahr später gilt diese Pflicht für jene, die mindestens zwei von drei Kriterien erfüllen: Sie haben eine Bilanzsumme von mehr als 25 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse von mehr als 50 Millionen Euro oder mehr als 250 Beschäftigte. Ab dann ist also auch Severin betroffen. 2026 fallen auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Firmen ab zehn Mitarbeitenden unter die neue Richtlinie, mit Ausnahme von Kleinstunternehmen.

Über 1.000 Datenpunkte haben die EU-Experten aufgelistet, zu denen Firmen potenziell Bericht erstatten müssen. Die

neue Richtlinie ist also ein bürokratisches Monstrum: unheimlich kompliziert, schwer verständlich und mit enorm viel zeitlichem Aufwand verbunden. In einer Umfrage von ZEIT für Unternehmer im April erklärten 50 Prozent der Leserinnen und Leser, für sie seien die neuen Vorschriften mehr ein Hemmnis als eine Chance. 40 Prozent sahen es allerdings genau umgekehrt – und eher so wie Gerhard Sturm von Severin. Der 51-Jährige sagt: »Für uns ist ein europäischer Berichtsstandard wichtig, weil wir dadurch zeigen können, wie gut wir im Branchenvergleich dastehen.«

Sturm hat beobachtet, dass es beim Verkauf von Elektrogeräten viel Greenwashing gebe – also viele Anbieter, die mit dubiosen Siegeln und windigen Werbesprüchen behaupten würden, nachhaltig zu produzieren, das aber nicht täten. Bei Severin sei das anders: »Wir haben schon immer viel gemacht, aber bisher zu wenig öffentlich darüber gesprochen.« Schon 1992 habe Severin eine Kaffeemaschine auf den Markt gebracht, die komplett reparierbar war. Die Firma hat einen hauseigenen Reparaturservice. Allein im vergangenen Jahr hat es eigenen Angaben zufolge Waren im Wert von mehr als 2,5 Millionen Euro repariert. Severin holt derzeit außerdem Teile seiner Produktion zurück nach Europa und stellt seine Verpackungen auf recyclingfähige Materialien um.

Die Geschäftsführung will ihren Kunden und Handelspartnern mit dem frühzeitig vorgelegten Bericht zeigen, dass sie aus Überzeugung für Nachhaltigkeit eintritt und nicht nur gesetzliche Standards erfüllt. Auch um sich deutlicher von nicht nachhaltiger Billigkonkurrenz abzusetzen und

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Foto: Van Santen & Bolleurs für ZEIT für Unternehmer

Kunden Kaufargumente zu liefern. Der Jahresabschluss der Severin-Gruppe weist für das Geschäftsjahr 2022 einen Verlust von mehr als 17 Millionen Euro aus, der Umsatz brach gegenüber dem Vorjahr um fast ein Drittel ein. Grund dafür seien die Inflation und die Nachwirkungen der Coronapandemie, sagt Sturm. Haushaltsgeräte waren in der Pandemie begehrt, danach sank die Nachfrage. Severin wolle nun mit hohen Standards in Qualität, Nachhaltigkeit und Kundenservice punkten.

Die Motivation bei dem über 125 Jahre alten Traditionsunternehmen aus dem sauerländischen Sundern scheint groß. Nur: Wie schafft man es als mittelständisches Unternehmen mit beschränkten Ressourcen, die umfassenden Brüsseler Vorgaben zu verstehen und vor allem korrekt umzusetzen? Severin hat sich dafür Hilfe von einem Nachhaltigkeitsinstitut geholt. »Sonst wäre das viel zu aufwendig gewesen«, sagt Sturm.

der Vorstandsvorsitzende Thomas Perkmann höchstpersönlich, entwickelt wird sie von einem Team mit zwölf Mitgliedern aus verschiedenen Abteilungen, geleitet von der Nachhaltigkeitsmanagerin Christin Wessels. Für die Wesentlichkeitsanalyse habe ihr Team Interviews mit Mitarbeitenden, Führungskräften und dem Betriebsrat geführt, aber auch externe Stakeholder wie Kunden, Lieferanten, Wettbewerber, Behörden, Gewerkschaften und Verbände befragt. »Dieser Prozess ist natürlich sehr aufwendig«, sagt die Nachhaltigkeitsmanagerin. Über viele Wochen hinweg haben sie und ihr Team immer wieder daran gearbeitet. »Aber es war die Mühe wert.«

Wirklich? Thomas Perkmann, der Vorstandsvorsitzende der Westfalen AG, sieht die Berichtspflicht zwiespältig. »Auf der einen Seite ist es eine weitere bürokratische Hürde für die Unternehmen, das muss man so klar benennen«, sagt der 50-Jährige.

rem die Mitarbeiter seiner Zuliefer- und Produktionsbetriebe in China befragt. Zum Beispiel wollte er wissen, wie wohl sich Mitarbeitende am Arbeitsplatz fühlen und wie wichtig ihnen Nachhaltigkeit ist. Ziel sei gewesen, zu verstehen, wie weit chinesische Partner bei diesen Themen seien, sagt Sascha Steinberg. Er leitet die Bereiche Produktund Marketingstrategie bei Severin und verantwortet den Nachhaltigkeitsbericht mit. Sein Fazit: Die meisten Zulieferer stünden offenbar eher noch am Anfang.

Steinberg will die Erkenntnisse nutzen, um Severins Lieferantenstrategie zu überarbeiten. Severin reduziere schon länger die Zahl seiner Lieferanten in China, sagt er. Das Unternehmen wolle dadurch die Produktionsbedingungen in den Partnerbetrieben besser überblicken können. Und: Je größer die Bestellmengen bei den einzelnen Zulieferern seien, desto besser sei dort auch die Verhandlungsposition, zum Beispiel um

»Wir haben schwarz auf weiß, wo wir schon gut dastehen – und wo noch Handlungsbedarf ist«
Thomas Perkmann, Chef der Westfalen AG in Münster

Für den Bericht müssen Unternehmen nicht nur ihre Umweltauswirkungen beleuchten, sondern auch die Unternehmensführung und Soziales, untergliedert in verschiedene Unterpunkte wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Arbeitsbedingungen. Sie müssen zunächst in einer Wesentlichkeitsanalyse prüfen, auf welche der Nachhaltigkeitsbereiche sie Einfluss haben. Zu diesen müssen sie dann Bericht erstatten. Wie aufwendig allein schon diese Analyse ist, zeigt die Erfahrung der Münsteraner Westfalen AG. Das europaweit tätige Fa milienunternehmen betreibt Tankstellen und produziert und vertreibt Gase. 2022 erwirtschaftete die Gruppe 2,3 Milliarden Euro Umsatz. Und genau wie Severin muss auch Westfalen erstmals über das Geschäftsjahr 2025 einen Bericht vorlegen. Verantwortlich für die Nachhaltigkeitsstrategie ist

Außerdem: Wenn seine Leute so intensiv an einem Nachhaltigkeitsbericht arbeiten, fehlen sie anderswo – in der Produktion, im Marketing. Sein Unternehmen habe aber »aus der Not letztendlich eine Tugend« gemacht, sagt Perkmann. »So versprechen wir uns vom CSRD-Reporting nun doch durchaus auch strategische Vorteile.« Die Westfalen-Gruppe verändere derzeit ihr Geschäftsmodell. Sie wolle schrittweise heraus aus den fossilen Energien und hin zu nachhaltigeren Produkten und Dienstleistungen: Zum Beispiel will das Unternehmen künftig grünen Wasserstoff produzieren und im Bereich der Energieversorgung mehr auf Wärmepumpen setzen. »Wir haben schwarz auf weiß, wo wir schon gut dastehen – und wo noch Handlungsbedarf ist«, sagt Perkmann.

Der Elektronikhersteller Severin hat bei seiner Wesentlichkeitsanalyse unter ande-

grüne Innovationen einzufordern. Severin habe vor fünf Jahren noch gut 60 Lieferanten in China gehabt. Heute seien noch etwa die Hälfte übrig. »Und es könnten weitere wegfallen, wenn sie unseren Weg zur Nachhaltigkeit nicht mitgehen.«

Steinberg hat außerdem den CO₂-Ausstoß in der Lieferkette analysiert. Daher gab er den Auftrag, den Kühlschrank und die anderen Geräte zu zerlegen. Die Mitarbeiter wogen die enthaltenen Materialien ab und berechneten anhand deren durchschnittlicher CO₂-Bilanz den Fußabdruck der Geräte. Severin habe nun eine Messlatte, um seine Produkte klimafreundlicher zu machen. »Uns ist durch das Zerlegen klar geworden, wie viele knappe Rohstoffe in unseren Produkten stecken. Auch das werden wir stärker in den Blick nehmen«, sagt Steinberg. Severin will den Bericht nutzen,

SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT REPORTINGS

um künftig jährlich zu dokumentieren, welche Fortschritte die Firma beim Thema Nachhaltigkeit macht.

Auch kleinere Firmen dürften früher oder später indirekt von der Berichtspflicht eingeholt werden, sagt Marc-Oliver Pahl, Geschäftsführer beim Rat für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung zu Fragen der Nachhaltigkeit berät. Etwa wenn Banken verstärkt Kredite an nachhaltige Firmen vergeben oder Großunternehmen von ihren Zulieferern Nachhaltigkeitsdaten für ihre eigenen Berichte abfragen.

Wie sich kleine Unternehmen vorbereiten können, zeigt das Beispiel Lupriflex, ein Sicherheitsschuhhersteller aus Haltern am See. Das Unternehmen ist ein zehnköpfiger Betrieb und produziert bei externen Partnern in China und Europa. Schon jetzt bekomme es von seinen Kunden wie Großhändlern immer häufiger Anfragen, welche Standards es in Sachen Nachhaltigkeit er-

fülle, erzählt der Firmeninhaber und Chef Markus Nelke. Für das kleine Team sind solche Anfragen eine Herausforderung, denn oft verlangen die Geschäftspartner ganz unterschiedliche Standards: Der eine verlangt diese Zertifizierung, der nächste jene. Eine europaweit einheitliche Definition von Nachhaltigkeit findet Nelke daher gut.

Weil ein umfassender Nachhaltigkeitsbericht so aufwendig ist, hat sich Lupriflex zunächst auf seine Klimawirkung fokussiert. Es hat, genau wie Severin, Materialanalysen durchgeführt und dafür seine Sicherheitsschuhe zerlegt. Das Team weiß nun, dass die meisten Emissionen in der Schuhproduktion durch die Herstellung von Obermaterial, Sohlen und Zehenschutzkappen entstehen –dass es also vor allem dort nach klimafreundlicheren Materialien und Herstellungsverfahren suchen muss. Seit 2018 hat das Unternehmen seine Emissionen bereits um mehr als 80 Prozent reduziert. In einem

Fortschrittsbericht listet Lupriflex die CO₂Emissionen eines jeden Schuhs akribisch auf: Ein Paar Schnitzschutzstiefel verursacht in Größe 42 rund 50 Kilogramm Treibhausgase, der Einschnaller nur 24 Kilo. Der nächste Schritt sei, einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht auszuarbeiten, sagt Kilian Hornig, der Nachhaltigkeitsmanager. Helfen könnte kleinen Unternehmen der Deutsche Nachhaltigkeitskodex. Das ist ein Standard, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung erarbeitet hat und den schon jetzt über 1.000 Firmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzen. Er soll zeitnah an die neuen Vorgaben der EU angepasst werden und in einer vereinfachten Basisversion für kleine Unternehmen gut nutzbar sein. Hornig findet das gut, wünscht sich aber, dass der Kodex auch international oder zumindest europaweit anerkannt ist: »Sonst haben wir weiterhin das Problem, dass alle unterschiedliche Standards bei uns anfragen.«

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Wer sich schick macht, fällt auf – in der Natur genauso wie in der Wirtschaft

Härtetest für

Ehrgeizige

Mehr als 100 deutsche Firmen haben sich als B-Corp auszeichnen lassen. Das Nachhaltigkeitslabel gilt als ausgesprochen streng und fordert Transparenz in sämtlichen Belangen. Warum tun sich Mittelständler auch diesen Aufwand an?

Wenn Dennis Kaiser zeigen will, wie er sich die Zukunft vorstellt, führt der 36-jährige Unternehmer seine Besucher in den fünften Stock eines Ortes mit großer Vergangenheit: das Johann Jacobs Haus in Bremen, benannt nach dem Gründer der bekannten Kaffeemarke Jacobs. Hier oben stapeln sich Säcke voller Kaffeebohnen aus Guatemala, Brasilien, Kenia und Äthiopien. Zwei Mitarbeiter stehen an der silbernen Röstmaschine und verpacken den Kaffee, dessen Kaffeekirschen laut Kaiser nicht nur handgepflückt sind, sondern der insgesamt besonders nachhaltig werden soll. Deshalb ist er auch besonders teuer: 60 Euro pro Kilo kostet zum Beispiel die teuerste Sorte aus Kolumbien, die nach Granatapfel, Mirabelle und Salzkaramell schmecken soll.

Wie kann man den Kunden klarmachen, dass solche Preise angemessen sind?

Schöne Absichten formulieren viele, auch der Firmenchef Kaiser: »Wir wollen all jene Menschen fair entlohnen, die in den Kaffeeursprungsländern vor Ort maßgeblich zur Wertschöpfung beitragen«, sagt er. Das Unternehmen versuche deshalb gerade herauszufinden, wie viel Geld den Kaffeeproduzenten wirklich zufließt. Künftig wolle man die Bezahlung anpassen. »Damit möchten wir sicherstellen, dass ein höherer Anteil der Wertschöpfung im Kaffeeursprung ankommt, als es heute weltweit der Fall ist«, sagt Kaiser. Im Mai hat er den ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Auch darin gibt es Ankündigungen: So will Kaiser, dass Kunden bald über QRCodes auf der Verpackung nachvollziehen können, woher der Kaffee stammt, den sie da gekauft haben.

Vieles ist Zukunftsmusik. Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen sind voll mit Zielen, die sie gerne einmal erreichen möchten. Daraus abzulesen, wie nachhaltig sie wirklich sind, ist schwer. Um zu beweisen, wie ernst er es aber meint, hat Kaiser sich um eines der anspruchsvollsten Nachhaltigkeitszertifikate beworben, die es derzeit weltweit gibt. Die Johann Jacobs Haus GmbH, die dem Urgroßneffen des Gründers der Kaffeedynastie Jacobs Kaffee gehört, soll ein sogenanntes B-Corp werden. B-Corps sollen, kurz gesagt, der Gemeinschaft nutzen.

SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT B-CORPS
Foto: Van Santen & Bolleurs

Hinter dem Zertifikat steckt die Non-ProfitOrganisation B Lab. Sie wurde 2006 in den USA gegründet, kam vor gut elf Jahren nach Europa und ist seit Ende 2020 auch in Deutschland vertreten. Die Bewegung vereint heute weltweit über 6.000 zertifizierte Unternehmen, darunter den Outdoor-Ausrüster Patagonia, die Eismarke Ben and Jerry’s und die britische Zeitung The Guardian. In Deutschland haben erst etwas über 100 Unternehmen die Auszeichnung erhalten.

B-Corps müssen sich in ihren Statuten zu gesellschaftlichem Mehrwert und ökologischer Nachhaltigkeit bekennen. Ein klassisches Aktienunternehmen ist vor allem seinen Aktionären verpflichtet. Ein B-Corp nimmt in seine Statuten auf, dass es die Interessen aller Stakeholder berücksichtigt, also etwa der Mitarbeitenden und Kunden, aber auch der Lieferanten und der Umwelt. Um das zu verankern, braucht es bei vielen Firmen eine Änderung ihrer Satzung. Das soll für Be-

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ständigkeit sorgen: Ein neuer Geschäftsführer soll es schwer haben, einfach wieder alles nach bloßem Profit zu steuern. Damit hebt sich das Zertifikat von anderen Standards wie der Gemeinwohlökonomie oder dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex ab.

Unternehmen, die in kontroversen Geschäftsfeldern tätig sind, müssen zusätzliche Auflagen erfüllen, um zum B-Corp zu werden. Was als kontrovers definiert wird, ändert sich laufend. Die Kategorien reichen von Rüstungsprodukten über Lebensversicherungen bis hin zu Muttermilch-Substituten. Keine Chance auf eine Zertifizierung haben unter anderem private Lotterieanbieter, Finanzdienstleister in Steueroasen und Firmen, die mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehende Regierungen beliefern.

Die Firma zertifizieren zu lassen, ist nicht umsonst; die Kosten richten sich nach der Firmengröße, kleine zahlen zum Beispiel 2.000 Euro pro Jahr. Dazu kommen

Kosten durch die aufwendige Vorbereitung: Die Firmen müssen zahlreiche Daten sammeln, Unterlagen einreichen, Fragen beantworten. Für jede Antwort gibt es Punkte. Wer mindestens 80 erhält, wird B-Corp. Die Median-Punktzahl liegt bei 50,9 Punkten – die meisten Bewerber fallen durch. Das aktuell führende Unternehmen ist der Naturkosmetikhersteller Dr. Bronner’s mit 206,7 Punkten. Die Antworten der Unternehmen sind öffentlich einsehbar, etwa die des Finanzdienstleisters Tomorrow mit 118,1 Punkten oder des Lebensmittelhändlers Mymuesli, der gerade so die 80 Punkte erreichte. Sensible Angaben, etwa zum Umsatz, dürfen geschwärzt werden.

Dennis Kaiser vom Johann Jacobs Haus sammelt nun schon seit drei Jahren Daten, verschickt Unterlagen, beantwortet Frage um Frage. Wie viel Prozent mehr als den Mindestlohn verdient Ihr am schlechtesten bezahlter Mitarbeiter? Welcher Anteil des

»

Wirermöglichen einfachenZugangzuKI- Kompetenzen«

DieEinführungvon KI muss nichtdie volleAutomatisierung vonU nternehm en be deuten .Mit ihrerFor schung rund um KI adre ssierenWis senschaf tler *inn en derH ochschuleFlensburg gerade KM Usowie Star t-ups, dieK Ieinsetzen wollen ,abernochkeinenZuganghab en .»Siesollenb eurteilen, ob sich der Eins at züberhaupt lohnt, welche Be dingungennötig sind«, sagt KI -Profe ssorin Annina Neumann. Hierbeigehte snicht nurumein en Protot yp,sondern auch um eine Einschät zung de sspäterenLeb ensz yklusein er KI -Lösung.

Einenunkomplizierten Zugang zu KI -Kompetenzen ermöglichtJan Gerken DerProfe ssor fürDataS cience untersucht,wie maschinelleSprachverarbeitung denZugangzuInformationen veränder t. »Sprachmodelle ermöglich en uns, dynamischdie Informationenanzuf ragen, diewir gerade benötigen–in Inhalt,Formund Darbietung .« In wissensintensivenB ereich en kann dies eine Erleichterung sein Erkenntnisse sollen KMUaus derArbeitvon Wirtschaftsinformatik-Professor Ralf Lübben ziehen.Die Bereitstellung vonSer ver-Architek turenund dieAusstattung mitSof twarefür Entwickler*innensindseinSpezialgebiet.»DieAuslegung vonSer vern istnichtnur austechnischer Sichtrelevant. Ökonomischeund ökologischeFak torensindebensowichtig«,soLübben. Auch sein Fachgebiet istvon KI betrof fen: Er entwickeltund nutztKI, um Rechnernetze zu optimieren

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Umsatzes wird gemeinnützigen Zwecken gespendet? Wie viele CO₂-Emissionen verursacht das Unternehmen? Für Kaiser ist das viel Arbeit, das meiste macht der Chef des zehnköpfigen Teams selbst.

Warum all der Aufwand, um ein Siegel auf die Homepage und die Produkte zu setzen? Schließlich ist das Label in Deutschland noch weitestgehend unbekannt. Ein Grund: Kaiser ist durch den Prozess gezwungen, seine Firma systematisch zu durchleuchten, und sieht, was er zukünftig besser machen kann. »Wir haben zum Beispiel im Rahmen der Zertifizierung gemessen, dass wir mit unseren Einkaufspreisen deutlich über den gängigen Fairtrade-Preisen für Rohkaffee liegen«, sagt er stolz. Gelingt die Zertifizierung, wird Kaiser Teil eines Netzwerks und kann sich mit anderen Unternehmen austauschen, die ebenfalls nachhaltiger werden wollen. Zudem kann das Label helfen, neue Geschäftspartner zu gewinnen.

Ob das den Aufwand wert ist, kommt wohl auf die Erwartungshaltung an. Wer nur deshalb auf einen reißenden Absatz seiner Produkte hofft, der sollte sich das alles sparen. Es geht vielmehr darum, das eigene Handeln glaubhaft zu reflektieren. Die Zertifizierung setze ein Signal, dass sich sein Unternehmen wirklich um Nachhaltigkeit bemühe und nicht nur Marketing betreibe, hofft Kaiser.

Tina Müller formuliert es gegenüber ihren mehr als 220.000 Followern auf LinkedIn so: »Es geht um Haltung. Um gesellschaftlichen Mehrwert und ökologische Nachhaltigkeit und darum, wie wir handeln. Und eben nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis oder auf Kosten von Menschen, Tier und Umwelt.«

Müller war bis Ende 2022 die Chefin der Parfümeriekette Douglas und galt nicht gerade als Vorkämpferin für Nachhaltigkeit. Seit Oktober 2023 leitet die 55-Jährige den Schweizer Naturkosmetik- und Arzneimittelhersteller Weleda, dessen Produkte man früher vor allem in Reformhäusern bekam und der heute 2.500 Menschen beschäftigt und mehr als 400 Millionen Euro Umsatz im Jahr erzielt. Und der seit 2021 als B-Corp zertifiziert ist. Um das Zertifikat zu nutzen, muss die Firma jährlich rund 40.000 Euro

an B-Corp zahlen. Wie andere Naturkosmetikhersteller, zum Beispiel der Konkurrent Kneipp (siehe Klimacheck, S. 28), profiliert sich Weleda über ein nachhaltiges Image.

Auf LinkedIn erntete Müller mit ihrem Post vor allem Lob, ein Unternehmer schrieb aber auch: »Noch nie gehört«, dazu einen grübelnden Emoji. Warum braucht eine Marke wie Weleda, die auch vorher schon als verantwortungsbewusst galt und diverse Nachhaltigkeitsauszeichnungen erhalten hat, bitte schön noch so einen Stempel?

Anruf bei Stefan Siemer. Der Nachhaltigkeitschef von Weleda kann mit Details unterfüttern, was seine Chefin Tina Müller so plakativ in die Welt posaunt. Siemer sagt,

rungen eingespart habe: »Don’t know«, kreuzte Siemer an. Dafür setzte die Firma einen Haken bei der Frage, ob man die eigenen Produkte an Tieren teste. »Als Arzneimittelhersteller in der Schweiz sind wir unter bestimmten Bedingungen dazu gesetzlich verpflichtet«, begründet Siemer. Das konnte Weleda auch den Zertifizierern erläutern.

Mit der Rezertifizierung will Weleda das eigene Ergebnis knacken, mindestens 110 Punkte sollen es werden. Leicht ist das nicht. B Lab passt die Fragebögen regelmäßig an und erhöht die Anforderungen. An einer Stelle wird es mit Sicherheit mehr Punkte geben: Auf die Frage, ob die Firma von jemandem geführt wird, der zu einer unterrepräsentierten Gruppe gehört, kann Siemer zukünftig »von einer Frau geführt« ankreuzen – dank Tina Müller.

»Es geht um

Haltung«

Tina Müller,

Weleda wolle mit seiner Zertifizierung als B-Corp noch nachhaltiger werden. Die Fragebögen würden Schwachstellen im Unternehmen sichtbar machen und öffentlich Druck aufbauen, etwas daran zu ändern.

Weleda kommt derzeit auf 106,8 Punkte – also deutlich mehr als das vorgegebene Minimum von 80 Punkten. Alle drei Jahre muss der Konzern das Zertifikat wie jedes B-Corp erneuern. Weleda ist gerade mittendrin. Die Dokumentation zeigt manche Schwachstelle. So stammten zum Zeitpunkt der Zertifizierung weniger als 50 Prozent des Stroms, den Weleda verbraucht, aus regenerativen Quellen – also gab es nur 0,11 von 0,31 möglichen Punkten. Ganz leer ging Weleda bei der Frage aus, wie viel Energie und CO₂ es dank Effizienzsteige-

Neben zahlreichen Pionieren ist unter anderem Nespresso als B-Corp zertifiziert. Das Unternehmen stand immer wieder in der Kritik, zum einen wegen der Umweltauswirkungen seiner Kapseln und zum anderen, weil es eine Tochtergesellschaft von Nestlé ist. »Nespresso ist ein eigenständiges Unternehmen mit vollständiger Kontrolle über seine Produkte und Operationen«, verteidigt sich Andrew Green, Chef von B Lab Deutschland. Und als solches sei es auch zertifiziert. »Als das bekannt wurde, gab es einen ziemlichen Aufschrei in der Community«, sagt Stefan Siemer. Er sieht die Zertifizierung von Nespresso »ambivalent«. Auf Markenebene müsse Weleda natürlich genau schauen, welche Marken noch B-Corps sind. Das Beispiel Nespresso zeige aber auch, dass Nachhaltigkeit zum Mainstream werden kann. Zudem habe der Fall dazu beigetragen, dass die Zertifizierungsstandards für B-Corps hinterfragt und angepasst wurden. Es sind die typischen Wachstumsschmerzen, die die B-Corp-Bewegung gerade durchmachen muss. Zu welchem Preis sollte man wachsen und bekannter werden, ab welchem Punkt werden die Standards verwässert? Noch gelten B-Corps als Club mit hohen Zugangsbarrieren. Dennis Kaiser vom Jacobs Kaffee Haus hofft, bald dazuzugehören – auch wenn der Kaffee-Gourmet aus Bremen dann auf einen Kaffeekapselhersteller aus der Schweiz treffen könnte.

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SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT B-CORPS

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Weil’s um mehr alsGeldgeht.

Das Team lenkt, der Chef senkt

Kneipp produziert Naturkosmetik und will den Ausstoß von Treibhausgasen auf lokaler Ebene bis 2030 auf null drücken. Das ist mühsam, doch die Mitarbeiter wollen es so

VON KRISTINA LÄSKER

Das Unternehmen:

Kneipp GmbH, Ochsenfurt bei Würzburg

Direkter CO₂-Ausstoß, der sogenannte Scope 1: 1.029 Tonnen (2,3 Prozent)

Indirekter CO₂-Ausstoß aus eingekaufter Energie, der sogenannte Scope 2: 267 Tonnen (0,6 Prozent)

Indirekter CO₂-Ausstoß von Zulieferern, Dienstleistern und Kunden, Scope 3: 43.471 Tonnen (97,1 Prozent)

CO₂-Ausstoß insgesamt: 44.767 Tonnen

Quellen: Climate Partner GmbH, Angaben in CO₂-Äquivalenten für die Kneipp-Gruppe

Klimaziele:

Kneipp strebt bis 2030 »lokale Klimaneutralität« an: Die direkten und indirekten Emissionen (Scope 1 und Scope 2) sollen an den zwei deutschen Standorten auf null sinken. Der Ausstoß bei Zulieferern, Kunden und Partnern soll sich pro Jahr um fünf Prozent verringern. Die Beratung Ecovadis stuft Kneipp damit als Vorreiter in der Kosmetikbranche ein: Im jüngsten Nachhaltigkeitsranking gehört die Firma zu den besten ein Prozent aller von Ecovadis bewerteten Unternehmen.

öffentlichen. Der Geschäftsführer Alexander Schmidt gibt sich auf Nachfrage wenig transparent: Der Umsatz pro Jahr rangiere »zwischen 150 und 250 Millionen Euro«.

Gewinn:

Laut Schmidt hat Kneipp in den vergangenen beiden Jahren Gewinn gemacht – und dass, obwohl der Markt für Kosmetika hart umkämpft ist.

Mitarbeitende:

Knapp 700 Menschen weltweit, etwa 550 davon an den deutschen Standorten Ochsenfurt und Würzburg.

Eigentümer und Produkte:

1891 übertrug der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp, bekannt für seine Wasserkuren, die Rechte an seinen Rezepten an den Apotheker Leonhard Oberhäußer. Dieser stellte unter dem Markennamen Kneipp Tees und Pflanzensäfte her, später kamen Badesalze und Ölbäder dazu. Zur Palette gehören heute auch Duschgels, Cremes und Naturkosmetika, für die Kneipp auf Konservierungsmittel verzichtet und nur Emulgatoren und Öle auf pflanzlicher Basis verwendet. 2022 verkaufte die Eigentümerfamilie ihre Anteile an den Medizin- und Pflegeprodukte-Hersteller Paul Hartmann AG.

Jahresumsatz 2023:

Kneipp gehört zur Paul Hartmann AG und muss keinen eigenen Abschluss ver-

Was hat Kneipp motiviert:

Bei Kneipp waren es die Mitarbeiter, die mehr Klimaschutz wollten. 2010 hätten Kollegen einen Arbeitskreis Nachhaltigkeit gegründet, erzählt Simone Eschenbach, zuständig für Corporate Social Responsibility. »Bereits im ersten Jahr wurde in diesem Kreis über CO₂Neutralität gesprochen.« 14 Jahre später ist die Taskforce Nachhaltigkeit weiterhin der Taktgeber für grünere Produktion. Etwa 20 Beschäftigte aus fast allen Abtei-

KLIMACHECK KNEIPP
Pia Bublies für ZEIT für Unternehmer
Illustration:

Was schadet dem Klima am meisten?

lungen und auch Chef Schmidt treffen sich monatlich und arbeiten in Kleingruppen daran, wie Kneipp öko logischer werden kann.

Schon 2010 setzte der Arbeitskreis durch, die Stromversorgung für die Produktion auf Wasserkraft umzustel len. »Das Heizen ist damit die größte verbliebene CO₂ Quelle«, sagt Eschenbach. Denn die Gebäude und die Kessel in der Produktion werden mit Erdgas erwärmt. Die übrigen Ausstöße in Scope 1 und 2 stammen aus dem Fuhrpark, aus Transporten oder Flugreisen. Der mit 97,1 Prozent größte Teil der Treibhausgase entsteht bei Zulieferern, Dienstleistern und Kunden (Scope 3).

Reduzieren oder kompensieren?

Kneipp bemüht sich, mit weniger Energie und Material auszukommen. Laut dem Umweltbericht sinkt der Ver brauch von Gas und Strom pro Artikel seit 2018. Klingt gut, trotzdem ist der absolute Verbrauch gestiegen, weil Kneipp zuletzt mehr produzierte.

Kneipp ließ eine vollautomatische Lichtsteuerung ein bauen und sanierte Lüftungs neue Wärmepumpe erhitzt das Brauchwasser. Vor fünf Jahren kam das erste Hybrid werden nur noch E zu meiden, die Beleuchtung wird auf LED umgestellt. Den Rest an lokalen Ausstößen kompensiert Kneipp und kauft Zertifikate für Windparks in Thailand. Wie viel das kostet, will Kneipp nicht sagen. Aber wie viel es bringt: 3.637 Tonnen CO₂

Wie wird gemessen?

Bis 2016 hat Kneipp die Emissionen (Scope 1 und Scope 2) für die deutschen Standorte selbst erhoben. Seit 2017 erstellt die Beratung Climate Partner diese Klimabilanz.

Die Zahlen belegen: Die Emissionslast aus Scope 1 und 2 ist pro Produkt im Schnitt von 54 Gramm CO₂ (2006) auf 11 Gramm CO₂ (2022) gesunken. Ob die ganze Gruppe nachhaltiger geworden ist, ist mangels Werten nicht belegbar. Das ändert sich nun: Climate Partner hat für 2023 erstmals die Emissionen für Scope 1, 2 und 3 für die ganze Gruppe samt Töchtern im Ausland erfasst.

Was kostet es?

Kneipp habe seit 2010 »einen zweistelligen Millionenbetrag« in Klimaschutz gesteckt, schätzt Chef Schmidt. Zwischen 2022 und 2025 investiere man 45 Millionen, um zwei Werke zusammenzulegen. Mit dem Geld werden Produktion und Logistik optimiert und modernisiert. Schmidt sagt, das helfe auch beim werden. Transporte würden gespart werden, mehr Gebäude bekämen Solarpaneele auf das Dach. Kneipp will »ergebnisoffen« mit den wichtigsten Lieferanten reden. Sie sollen Emissionen erfassen und an Pilotversuchen von Kneipp teilnehmen, um sie zu senken. »Wir schauen jetzt, was bei welchen Lieferanten möglich ist«, sagt Schmidt. Vorgaben könne der Einkauf aber keine machen. Der Grund: Manche Zulieferer seien unverzichtbar, weil sie als Einzige Vorprodukte in Bioqualität und in großer Menge liefern.

Was bringt es?

Klimaschutz sei intern sinnstiftend, sagt Firmenchef Schmidt, der früher beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble und beim Staubsaugerhersteller Dyson gearbeitet hat. »Unsere Mitarbeiter sind einen Ticken grüner als anderswo und wollen klar wissen, was wir gegen den Klimawandel tun.«

Bis 2030 will Kneipp auf Plastik in Verpaups mit entsprechenden Ideen seien Kneipp daher »oft sehr wohlgesinnt«, sagt Eschen bach. Man kann ja nicht alles selbst machen.

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1 FOTOSTORY   MYKITA

1 Moritz Krueger hat Mykita im Jahr 2003 mitgegründet. Die Firma startete in einer ehemaligen Kindertagesstätte, daher der Name. Seitdem ist viel passiert: Die Wand hinter Krueger zeigt die aktuelle Kollektion, die Mykita auf den Markt gebracht hat.

2 Die Rahmen sind das Gerüst jeder Brille. Diese hier sind aus Edelstahl, der zu 90 Prozent recycelt ist. Die Rohlinge lässt Mykita in Italien fertigen, gebogen werden sie dann am Firmensitz in Berlin.

3 Ein Mitarbeiter prüft die Brillenbügel und sortiert jene aus, die verbogen sind oder Kratzer haben.

Da guckst du!

Mykita montiert in Berlin jährlich rund 250.000 Brillen. Zu Besuch bei einer Manufaktur, die erst vor 21 Jahren gegründet wurde und von Kreuzberg aus heute Kunden in der ganzen Welt beliefert

VON NAVINA REUS; FOTOS: HANNES WIEDEMANN

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4 In den Regalen lagern unzählige Einzelteile für die Korrektur- und die Sonnenbrillen, die Mykita fertigt.

5 Mit einer Kniehebelmaschine werden die Bügel nach und nach gebogen, damit sie nicht zerbrechen.

6 Hier biegt ein Mitarbeiter den Rahmen, an den später die Bügel gesteckt werden – ohne Schrauben.

7 Eine Glasfräse saugt die Brillengläser an.

FOTOSTORY   MYKITA 4 6 5 7

8 Ein Blick in die Werkstatt von Mykita, in der die Mitarbeitenden die Brillen zusammenbauen. Auf ihren Tischen liegen Scheren, Zangen und andere Werkzeuge. Alles hier ist Handarbeit – und Handschuhe sind Pflicht. Für die Detailarbeit braucht es viel Licht aus hellen Lampen und den großen Fenstern des denkmalgeschützten Pelikan-Hauses in Berlin-Kreuzberg. Hierhin ist Mykita im Jahr 2014 gezogen, die Kita hatte es da schon lange verlassen. 270 Beschäftigte des Unternehmens arbeiten hier.

9 Diese Brille mit pinken Nasenpolstern ist eine limitierte Sonderedition, nur 150 davon soll es geben. Wie alle anderen Brillen werden aber auch diese von den Mitarbeitenden am Ende noch einmal genau kontrolliert. Moritz Krueger, der Gründer, ist überzeugt, dass menschliche Augen das besser können als Maschinen. Erst danach werden die Brillen versandt – etwa jede zweite ins außereuropäische Ausland.

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UNTERNEHMER-FRAGEBOGEN

Langsam wachsen reicht

Gucci, Prada, Dolce & Gabbana: Mit diesen Marken misst sich der Berliner Brillenhersteller Mykita. Den größten Unterschied zu den Luxusmarken demonstriert der Gründer Moritz Krueger, indem er zwei Stunden durch seine Manufaktur in Berlin führt: Mykita produziert alle Brillen in seinem Stammhaus, nicht etwa in Fernost. Zuletzt erwirtschaftete das Unternehmen etwa 30 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Als Krueger nach dem Rundgang den Unternehmerfragebogen beantwortet, klingt er so bodenständig, wie man sich einen gebürtigen Oldenburger vorstellt.

Was macht Ihr Unternehmen?

Wir designen und fertigen Brillen – und zwar mit eigenen Materialien und Produktionsverfahren, die wir selbst entwickelt haben.

Was ist Ihre größte Herausforderung?

Dass wir als kleine Manufaktur aus Berlin einen globalen Markt bedienen und in 80 Länder liefern. In Bangkok wollen die Menschen nicht nur andere Brillen als in New York, sie brauchen passformbedingt auch andere. Wir designen daher viele verschiedene Brillen, um den Wünschen unserer internationalen Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.

Woran wären Sie beinahe gescheitert?

An der Pandemie, obwohl wir da schon fast 20 Jahre im Geschäft waren. Aber ein Viertel unserer 350 Mitarbeiter arbeitet im Ausland. Deren Gehälter haben wir weitergezahlt, obwohl wir an unseren Standorten in New York oder Hongkong keine Staatshilfen bekommen haben. Zugleich sind unsere Umsätze um etwa ein Drittel eingebrochen, unterm Strich haben wir 2020 Verlust gemacht. Diesen Rucksack tragen wir immer noch mit uns herum, aber er wird leichter.

Was an Ihren Produkten finden Sie ästhetisch und was nützlich?

Unser Anspruch ist, technologische Lösungen zu entwickeln, die zugleich ästhetisch sind. So sind unsere Brillen zum Beispiel. ergonomisch anpassbar und besonders leicht, um hohen Tragekomfort zu gewährleisten. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen?

Eine wahnsinnig wichtige. Wir haben unsere Brillen immer selbst hergestellt und verwenden schon immer nur Materialien, deren Ursprung wir kennen. Zum Beispiel recycelten Edelstahl. Zudem sind unsere

Brillen so konzipiert, dass sie möglichst lange halten und die Kunden sie auch in fünf oder zehn Jahren noch gerne tragen. Wo machen Sie Kompromisse? Wir versuchen, unser Geschäftsmodell so nachhaltig wir möglich zu betreiben. Trotzdem müssen wir dabei immer wieder Kompromisse machen. So sind zum Beispiel zehn Prozent des Edelstahls für unsere Brillen neuer, nicht recycelter Rohstoff. Nur so genügen die Brillen den medizinischen Anforderungen.

Welche Entwicklung Ihrer Firma erfüllt Sie mit der größten Genugtuung?

Dass wir 2023 auf der weltweit größten Brillenmesse in Paris den Preis für das nachhaltigste Unternehmen der Branche gewonnen haben, der dort erstmals verliehen wurde. Freuen oder ärgern Sie sich über Wettbewerber?

Wir sind bodenständig und norddeutsch veranlagt, insofern lassen uns Wettbewerber nicht zu sehr vielen Emotionen hinreißen.

Was ist Ihr wichtigster Algorithmus?

Corona hatte in puncto Digitalisierung etwas Gutes: Wir haben eine Software eingeführt, mit der wir viel besser nachvollziehen können, was in welchen Märkten und Vertriebskanälen funktioniert.

Welche Rolle spielt KI bei Ihnen?

Unsere Designer wird sie sicherlich nicht ablösen. Aber wir haben beispielsweise eine KI-gestützte Produktkampagne für ein kleine, besondere Kollektion gestaltet. Dabei haben wir reale Produkte mit KIgenerierten Models zusammengebracht. Das war schon ziemlich beeindruckend. Was begrenzt Ihr Wachstum am meisten?

Dass wir unsere Brillen selbst produzieren. Wir hätten ein Problem, wenn wir in diesem Jahr 20 Prozent wachsen, aber im nächsten Jahr nur fünf Prozent davon übrig sind. Also setzen wir auf langfristige und exklusive Beziehungen zu Optikern, auch wenn wir so manche ausklammern.

Was schätzen Sie am Unternehmertum?

Ich finde es großartig, dass wir unsere Ideen eigenständig und autark in Produkte verwandeln können. Und ich schätze es sehr, mit anderen zusammenzuarbeiten und unser Team immer wieder so aufzustellen, dass wir die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive finden.

Welchen Unternehmer würden Sie gerne mal zum Lunch treffen?

Steve Jobs.

Die Fragen stellte Navina Reus

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Foto: Hannes Wiedemann für ZEIT für Unternehmer FOTOSTORY MYKITA
Moritz Krueger, 44

Wo hn ra um sc h af fe n? In die Hö he denken.

DieAufstockung istdie Antwor tauf denBedar fnachWohnrauminder Stadt. Wenn Nachverdichtung sich so gelungen präsentier twie hier,war Baufritz am Werk.Dennschöner kann mangewachsene Umgebungen nichtfür sich nutzen.

Gleich informierenunter #AufstockungWagnerauf www.baufritz.de

Schau mal, meine KI ...

... entscheidet, welche Daten echt interessant sind

Na, können Sie es noch hören? Künstliche Intelligenz wird enorme Effizienzsteigerungen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen … und so weiter. Seit eineinhalb Jahren erleben wir nun den KI­Hype, der von ChatGPT ausgelöst wurde. Aber ich muss diesen Text immer noch selbst schreiben.

Und Sie haben immer noch E ­Mails im Postfach, die Sie selbst beantworten müssen. Dabei sollte das doch alles längst die KI machen, wenn man den Versprechen der Techkonzerne glaubt.

Wenn es um KI geht, komme ich mir manchmal vor wie in einem Meeting, in dem der selbstbewusste, aber schlecht informierte Kollege die ganze Zeit redet. Wir beschäftigen uns zu viel mit den beeindruckenden, aber oft nicht wirklich nützlichen Ergebnissen von Chatbots. Und übersehen dabei die künstlichen Intelligenzen, die einen echten Beitrag leisten. So wie wir die Kollegen im Meeting überhören, die weniger plappern, aber viel wissen und können.

Da ist zum Beispiel die KI von Thomas Fricke, Manager beim Schweizer Unternehmen Endress+Hauser. Sie beherrscht keine Angeberkunststücke, wie Kochrezepte im Stil von Shakespeare zu schreiben. Aber sie liest fleißig jede Nacht Tausende Berichte von Servicetechnikern, wertet sie aus und hilft so dem Unternehmen, die eigenen Produkte besser zu verstehen. Man könnte sagen, es ist eine Hidden­ Champion­KI

Das passt gut zu Endress+Hauser. Wenn in einem Chemiewerk gemessen wird, wie viel Flüssigkeit durch ein Rohr fließt, oder in einer Brauerei, wie viel Druck auf dem Kessel ist, dann stehen die Chancen gut, dass die Messgeräte des Unternehmens daran beteiligt sind. Mehr als 60 Millionen Stück sind weltweit in Industrieanlagen im Einsatz. Und immer, wenn es mit einem davon ein Problem gibt, ob in Singapur oder im Schwarzwald, kommt ein Servicetechniker vorbei. Anschließend schreibt er einen Be­

Nricht. Viele Berichte zusammen sind Daten, und dass in Datenbergen Erkenntnisse schlummern, das erzählt man sich auf Unternehmenskonferenzen schon länger. Nur ist es leider immer noch so: Viele Firmen heben diese Schätze nicht.

Schon 2017 stellte Fricke bei Endress+Hauser eine Idee vor, um diese Erkenntnisse zu entschlüsseln. Man könnte aus den Berichten zum Beispiel ablesen, wenn die Messgeräte einer bestimmten Charge besonders häufig repariert werden müssen. Oder dass ein bestimmtes Produkt vor allem in Ländern mit feuchtem Klima Probleme macht. Das Unternehmen kann dann reagieren, bevor Geräte kaputtgehen. Das Konzept wurde für gut befunden und weiterverfolgt, aber es gab ein Problem. Denn wie das so ist mit den Daten, man muss schon die richtigen analysieren, um etwas aus ihnen zu lernen. Servicetechniker schreiben nicht nur Berichte über Reparaturen, sondern auch über routinemäßige Wartungen. Oder sie stellen fest, dass ein Gerät gar nicht defekt ist, sondern nur falsch angeschlossen.

Nicht alles, wo KI draufgeschrieben oder reingesteckt wird, bringt Sie weiter. Manches aber sehr. Und das schaut sich unser Kolumnist Jakob von Lindern aus dem Digitalressort von ZEIT ONLINE in jeder Ausgabe an. Wenn Sie ihm erzählen wollen, was Ihre KI so kann, schreiben Sie ihm an jakob.vonlindern@zeit.de

»Wir standen vor einem großen Nebel«, erzählt Fricke. Nur die Berichte über tatsächlich defekte Geräte wollten sie analysieren, aber die waren im selben Topf wie die anderen, uninteressanten. Also wurden einige Tausend Berichte von Menschen ausgewertet, und eine KI wurde mit den Ergebnissen trainiert. Seither klassifiziert das System alle Servicereports von Endress+Hauser, und zwar mit einer Genauigkeit von 97 Prozent.

Im Hype geraten alte Einsichten in Vergessenheit. Etwa die, dass man besser die richtige Technik für ein Problem sucht statt das passende Problem für eine Technik. Thomas Fricke wollte nicht auf Teufel komm raus ein KI­Projekt umsetzen. Er hatte ein bestimmtes Problem – und KI war das Werkzeug, mit dem er es lösen konnte. Jakob von Lindern

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für
für
Illustration: Pia Bublies
ZEIT
Unternehmer
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ KOLUMNE

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FÜR DE N TIERS CHUT Z

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Themen wie Nachhaltigkeit sowie gesellschaftliche su nd so ziales Engagemen t(Co rporat eS ocial Re sponsibilit y, CSR) haben in den le tz te nJ ah re ns owo hl in de rG esellschaft als auch in Un te rnehmen zunehmen da nB edeutung gewo nnen. Eine sinns tift ende Möglichkeit, hier al sU nt ernehmen akti vz uwerden, is td ie Zu sammenarbeit mi tg emeinnützige nO rg anis at ione nw ie dem Deutsche nT ier schutzbund e. V. St ephanie Schröder,G eschäfts führerin Mark et ing , erklärt, we lche Chanc en Un te rnehmens ko operat ione nb ie te nu nd wie eine Zu sammenarbei ta ussehen ka nn

Warumsehen Sieinder Zusammenarbe it mi tU nterne hm en ei ne Ch an ce fü rd en Ti er schutz?

Nurg em eins am kö nn en wiretwas ve rä nd ern. DieZus am me na rb eitin st arke nB ün dnis se nwie in sb esondered em Wirt schaft ssek tore rm öglichte suns ,d en notwen dige nWandelzum ehr Tier schutz in Wirt schaft un dG esellschaf twirks am er un d na ch haltig er vo ra nzutreib en –sowohl in fin anzielle rH in sichtals au ch in der öffentliche nWah rn ehm ung: Unte rn ehm enspa rtne rsch af te n bieten dieC ha nce, da ss wirm ehr Unte rs tützungf ür dieU mset zung un se re rA rb eite rhalte nund gleichzeitig no ch me hr Me nsch en fürdas Th em aTie rsch ut zsensibilisieren kö nn en Undwosehen SieChancen fürUnternehmen beider Zusammenarbeit mitdem

Tierschutzbund?

FürUnternehmen isteseinespannendeMöglichkeit,soziale Verantwortungzuübernehmen unddies auch nach außen zu kommunizieren. Siesetzenein starkesZeichen für

Kund*innen ,Mitarbeiter *innen und Ge schäft spar tner *innen .Sie werden Teil einergroßen Gemeinschaft und profitieren nachhaltig vonder Bekanntheitund dempositiven Image desgrößten TierschutzdachverbandesinDeutschland undEuropa. Das ThemaTiere undTierschutzverbindetMenschen generationsübergreifend.Unternehmen können durch eine Partnerschaf tmit unsneueZielgruppenerreichen –auchaußerhalb ihresbisherigenMarkenumfeldes. Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es?

Dasist sehr individuellund reicht vonder klassischenUnternehmensspendeüberSponsoring/Marketingkooperationen, Kundenak tionen ,der Förderung desEngagements der eigenenMitarbeiter *innen ,etwa durchAngebotewie der »Rest- CentSpende «, bishin zu einerstrategischenZusammenarbeitmit Knowhow-Transfer zumThema Tierschutz Im Rahmen einerent sprechenden Lizenz vereinbarung können Unternehmen unserLogonutzenund damitGutes weitergeben–zum

Beispiel durcheinen anteiligen Erlös beieinem Produk tverkauf.J ed eU nte rs tützungleistet eine nwer tvolle n Beitra gund is tf ür un svon groß er Be deutung .Auf un se re rI nternetseitefi nd en inte re ssie rteU nterne hm en detaillier te re Info rm atio ne n hier zu ,und natürlich steh en wir au ch pe rsönlich un db eraten dzur Seite.

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Künstliche Intelligenz – im Handwerk? Genau!

Erste Betriebe wollen mit den digitalen Gesellen den Fachkräftemangel bekämpfen

Auf dem Facebook-Profil der Sylter Bäckerei Raffelhüschen droht der Weltuntergang. »Wie furchtbar«, schreibt ein Nutzer, »so erkaltet unsere Gesellschaft immer mehr. Ich würde es definitiv boykottieren!« Ein anderer findet: »Das Ende der Kultur ist eingeläutet.« Und eine Nutzerin kommentiert: »Völlig unerotisch!«

Was ist da passiert? Ende März hat mitten auf der Nordsee-Insel, keine 500 Meter vom Weststrand entfernt, in einem roten Backsteinhaus eine Art Welt-

Aneuheit eröffnet – das sagen jedenfalls der Bäcker Thomas Raffelhüschen und seine Mitstreiter. Die erste autonome Handwerksbäcker-Filiale der Welt, ohne menschliches Verkaufspersonal, gesteuert von künstlicher Intelligenz. Anders ging es nicht mehr, sagt der Bäcker. Sonst hätte er eine seiner neun Insel-Filialen womöglich dauerhaft schließen müssen. Er fand einfach kein Personal.

Seit 2015 hat gut ein Viertel der Bäckereibetriebe dichtgemacht, zählt der Zentral-

DIGITALISIERUNG KI IM HANDWERK
Foto: Conbotics

verband des Deutschen Bäckerhandwerks. Nicht nur, aber eben auch, weil es an Personal fehlt. Die Bundesagentur für Arbeit listet die Bäcker selbst sowie die Fachverkäufer als sogenannte »Engpassberufe« – genauso wie jeden dritten Handwerksberuf insgesamt. Und auf Inseln wie Sylt, mit den hohen Mietpreisen und den beschwerlichen Anfahrtswegen, sind Angestellte ein noch knapperes Gut als auf dem Festland.

Nun soll künstliche Intelligenz also dabei helfen, das Personalproblem zu lösen. Dabei geht die Erzählung doch eigentlich so: Wurden zunächst Fabrikjobs durch Maschinen ersetzt, müssen nun die Mitarbeiter im Marketing, der Buchhaltung oder der Kundenkommunikation wegen der rasanten Entwicklung generativer KI um ihre Jobs fürchten. Und in großen Fabriken steuert die intelligente Software Maschinen, erkennt Fehler und optimiert

Produktionsprozesse. Aber ans Handwerk denkt erst mal keiner.

Nun gut: fast keiner. Thomas Raffelhüschen, der mit 70 Mitarbeitern im Sommer zwischen 25.000 und 30.000 Brötchen pro Tag verkauft, sieht gerade in dieser Nische Potenzial für künstliche Intelligenz. Denn auch der 40 ­Jährige spürt den Mangel an Personal: Einen Standort hat er schon schließen müssen und einen zweiten in einen Supermarkt verlegt.

Die Kritik, seine Filiale sei nun unpersönlich und führe das traditionelle Bäckerhandwerk in den Untergang, lässt den Sylter Bäcker ziemlich kalt: »Trotz KI konzentrieren wir uns auf das Backen von Handwerksprodukten, und darum geht es doch letztendlich.« Was bringe es den Kunden, wenn sie stattdessen auf industriell gefertigte Discounter­Brötchen ausweichen müssten, weil die Bäcker vor Ort verschwinden?

»Das, was in die Tüte kommt, macht doch den Unterschied, das ist das Handwerksprodukt.«

Und so wachen seit diesem Frühjahr 25 intelligente Kamerasensoren über die autonome Filiale. Die Kunden betreten den 20 Quadratmeter großen Verkaufsraum und checken sich über die RaffelhüschenApp oder mit ihrer Kredit­ oder EC­Karte am Terminal neben dem Eingang ein. Die Backtheke funktioniert per Selbstbedienung: Die Kunden füllen sich die Brötchen mit Greifzangen selbstständig in ihre Tüten ab und verlassen den Laden. Die Kameras erkennen automatisch, wer was gekauft hat. Die Rechnung erhalten die Kunden ein paar Minuten später via App oder können sie mit einem Code auf der Website abrufen, abgebucht wird automatisch.

Maximal 15 Personen kann die »Vision AI« auf der kleinen Fläche gleichzeitig er­

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fassen, sollten es mehr sein, muss wieder Schlange gestanden werden. 600 Meter Netzwerkkabel hat Raffelhüschen verlegen lassen, um das möglich zu machen.

Natürlich würde man gern wissen, was das Ganze gekostet hat. Ab wann es sich auch wirtschaftlich lohnt. Doch da hält sich der Bäcker bedeckt.

Ermöglicht hat das Projekt die Bäko. Tim Brakmann ist der kaufmännische Leiter dieser Einkaufsgenossenschaft mit rund 13.500 Bäckereien und Konditoreien in Deutschland und Österreich, Jahresumsatz: rund 2,5 Milliarden Euro.

Die Bäko hat das Konzept der autonomen Filiale entwickelt und mit Thomas Raffelhüschen einen Pionier gefunden, der es in der Praxis testen wollte. Allerdings nicht ganz so, wie die Genossenschaft es gern gehabt hätte: Bäko hätte eine hybride Variante vorgezogen, bei der die Maschine die praktischen Tätigkeiten übernehmen sollte, zum Beispiel das Kassieren. Trotzdem stünde da noch ein Mensch im Laden, um zu beraten, ein Schwätzchen zu halten und bei Fragen weiterzuhelfen. Für Raffelhüschen war das keine Alternative, denn echte Menschen sind ja genau das, was ihm fehlt.

Aber genau daran entzündet sich eben auch die Kritik. Die Sorge mancher Kommentatoren im Netz: Wenn die digitale Filiale so gut klappt, könnte der Bäcker ja mit der Technik nicht nur Lücken füllen, sondern zukünftig tatsächlich Personal ersetzen.

Die Sorge ums Image war es wohl auch, die Christian Scherpel davon abhielt, die Bäko­Verkaufs­KI zu testen. Der 31­Jährige leitet die Bäckerei Malzers im Ruhrpott in fünfter Generation, gemeinsam mit seinem Vater. Mit rund 150 Filialen und 2.800 Mitarbeitenden ist das Unternehmen deutlich größer als der Sylter Kollege.

Scherpel und sein IT­Leiter Dennis Depping verkörpern eher das Stereotyp von innovationsgetriebenen Start­uplern als traditionellen Mittelstand. Während der Corona­Pandemie haben sie kurzerhand einen digitalen Brötchendienst auf die Beine gestellt. Und nun erzählen sie begeistert, welche Chance KI fürs Handwerk bieten könnte.

Malzers arbeitet an der Einführung einer KI, um genauer zu planen, welche Mengen

der insgesamt 177 Handwerksberufen waren laut der Bundesagentur für Arbeit zuletzt vom Fachkräftemangel betroffen

gebacken werden müssen. Derzeit testet die Bäckerei bereits den dritten Anbieter –»mit zufriedenstellenden Ergebnissen«, sagt Depping. Hinein fließen alte Verkaufszahlen, aber auch Daten zum Wetter oder zu Feiertagen. Die KI erkennt zum Beispiel, dass Kunden am Monatsende wahrscheinlich weniger Brötchen kaufen.

»Neben Bagger und Zement müssen in Zukunft auch

Software und künstliche

Intelligenz ihren Platz am

Bau haben«

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

»Wir befinden uns am Anfang einer Evolution«, sagt Scherpel. »Und wir wollen von Beginn an dabei sein.« Dafür haben Scherpel und Depping sich von zwei österreichischen Programmierern eine eigene generative KI entwickeln lassen. Sie heißt, natürlich, MalzersGPT. Überall im Unternehmen soll mit KI experimentiert werden, den Mitarbeitern habe die Firma eine Weiterbildung finanziert. Scherpel lässt die KI zum Beispiel neue Rezepte entwerfen. So habe er etwa – dank MalzersGPT – einen deutlich saftigeren Brownie gebacken bekommen, behauptet der Jungunternehmer.

Doch nicht in allen Gewerken lässt sich so einfach mit KI experimentieren. Die Bundesbauministerin Klara Geywitz etwa forderte schon vor zwei Jahren den Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz im Baugewerbe. Allerdings sind hier die Herausforderungen größer. »Die KI braucht repetitive Aufgaben, und im Bau haben wir immer Losgröße eins«, sagt Michael Heil, der Geschäftsführer des gemeinnützigen eBusinessKompetenzzentrums. Damit meint er: Jedes Gebäude, jede Sanierung ist anders. Deswegen konzentriert man sich hier zunächst vor allem auf intelligente Zeit­ und Leistungserfassung, bisher mit mehr oder minder erfolgreichen Prototypen.

Ein Start­up hat zum Beispiel sensorbasierte Handschuhe und Fußsohlen entwickelt, die aufzeichnen sollen, was ein Handwerker wie lange macht, um diese Daten dann in der Abrechnung zu verarbeiten. Die Firma musste allerdings inzwischen Insolvenz anmelden. Dann ist da »Rewind AI«, ein Mikrofon an einer Halskette, das sämtliche Gespräche zwischen Bauherrn und Dienstleister aufzeichnen und auf dieser Basis dann Pläne oder Angebote erstellen könnte, obwohl es nicht extra für die Baubranche entwickelt wurde. Auch dieses Produkt wird in der Praxis bisher nicht

DIGITALISIERUNG KI IM HANDWERK
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verwendet. Und es gibt das Tübinger Startup Optocycle, das mit optischen KI-Systemen mineralische Abfälle und Rohstoffe erkennen und so ein Upcycling in der Bauindustrie ermöglichen soll – derzeit wird in alle möglichen Richtungen gedacht.

Richtig gut funktioniert inzwischen der ein oder andere Malerroboter. Verschiedene Firmen arbeiten daran, etwa das Berliner Start-up Conbotics. Über dessen Prototypen sagt Robert Sachs, ein Malermeister aus Berlin: »Ich bin Fan.« Sachs hat den Roboter inzwischen viermal getestet, konnte dessen Lernkurve also miterleben. »Am Anfang konnte er praktisch gar nichts«, sagt Sachs. Im Austausch mit den Praktikern baute das junge Unternehmen die Kompetenzen der Malmaschine aus. Inzwischen beherrsche der Roboter das moderne Farbspritzverfahren mit der sogenannten Airless-Technologie besser als viele Maler, sagt Sachs.

Praktisch sieht das so aus: Das kleine weiße Gefährt muss nur in den Raum gefahren und ausgerichtet werden, dann legt es los. Ein Greifarm setzt sich in Bewegung und sprüht. Der Roboter erkennt sogar Aussparungen für Fenster und Türen, Deckenvorsprünge und Wandhöhen, was Robert Sachs sehr beeindruckt.

Nun hofft der Malermeister, den Roboter, den es demnächst auch tageweise zur Miete geben soll, bald in der Praxis einsetzen zu können. Conbotics hat ihm in Aussicht gestellt, dass er ihn für 390 Euro am Tag mieten kann. Sachs stellt sich kleine Teams aus Mann und Maschine vor. Der Roboter kümmere sich um die Flächen. »Alles, was gleichmäßig sein soll, macht der besser als jeder Mensch«, sagt Sachs. Der Maler übernimmt die Details. Und er muss den Roboter versorgen, Farbe nachfüllen, Akkus wechseln. Insgesamt arbeite man so schneller.

LLB: Ihre verlässlichePartnerin für erstklassige Finanzlösungen

Auch Sachs motiviert der Fachkräftemangel in seiner Branche. Und auch er verspürt viel Gegenwind. Auf Tiktok werde er regelmäßig übel beschimpft, ihm werde – wie Thomas Raffelhüschen auf Sylt – vorgeworfen, es gehe ihm darum, Menschen ihre Arbeit wegzunehmen.

Vielleicht wird sich das ändern, wenn der Malerroboter Teil des Praxisalltags wird. Das hat der Sylter Bäcker Raffelhüschen erlebt. Kunden, die seinen autonomen Laden besucht haben, bieten den Mäklern auf Social Media Kontra: »Hab’s selbst schon ausprobiert. Klappt wunderbar und ist ein Erlebnis«, steht da. Und: »Keine Schlange mehr, mit App einfaches Einkaufen und Bezahlen, kein Fehler gemacht worden!!!« Auf die Frage »Wer hat sich solchen Schwachsinn ausgedacht?« antwortet jemand: »Viele Kunden nutzen diesen Schwachsinn mehrmals wöchentlich!«

Seit 2024 istdie Liechtensteinische Landesbank (LLB)auch in dendeutschen Wirtschaftszentren München, Frankfurt und Düsseldorf vertreten. Damit will die LLB deutscheKunden zukünftigauch vorOrt betreuen, betont Group CEOGabriel Brenna: «Deutsche Anlegerinnen und Anleger,die verstärkt den Wunschhaben, nichtnur inAssetklassen, Währungen und Laufzeiten, sondern auch in Wirtschaftsräumen zu diversifizieren, könnenauf die Beratungund Erfahrung derLLB vertrauen.»

Thomas Henk, der neue Leiter der LLB-Zweigniederlassung in Deutschland, bestätigt diesen Vorteil. Er ergänzt: «Die LLB vereint exzellentesPrivateBanking,kulturelleNähe zu deutschen Kunden sowie eine ganzheitliche Betreuungauf Augenhöhe.Sie istdamit eine verlässliche Partnerin für wertebasiertes Banking sowie erstklassige Anlageberatung, beginnend abeiner Investitionssumme voneiner halben Million Euro.»

Höchste Stabilität und Sicherheit

Als ältesteund traditionsreichste Bank Liechtensteins mitüber 160 Jahren Erfahrung stehtdie LLBfür höchste Stabilität und giltals sicherer Hafenfür finanzielleAnliegen. Das Land Liechtenstein, als schuldenfreier Hauptaktionär mit einem AAA-Länderratingvon Standard& Poor‘s, verstärkt diese Sicherheit.

InternationaleExpertise und kulturelleNähe

DieLLB vereintinternationale PrivateBankingExpertise mit der kulturellen Nähe und Bodenständigkeit einer deutschsprachigen Landesbank und schafftsoeinevertrauensvolleBasis für langfristige Partnerschaften. Vielfach ausgezeichnete Anlagelösungen und

die Möglichkeit, mit der LLB in den stabilen Schweizer Franken sowieimsicheren EWR-Raum zu investieren, stehen dabei im Zentrum der fachkundigen Betreuung.

Ausgezeichnete Anlagekompetenz und erstklassige Beratung Dieherausragende Anlagekompetenz der LLB zeigtsich in einem breit diversifizierten Portfolio über verschiedene Assetklassen hinweg, das mittelfristig eine stabileRenditeinAussichtstellt. «Der jüngste Lipper Fund Awardals besterAssetManagerDeutschlands über die gesamte Produktpalette hinweginder Kategorie«Overall Small Company» istnichtnur ein Beleg fürunsereherausragende Leistung, sondern auch ein Versprechen an unseredeutschen Kunden»,erklärt Thomas Henk. «Sie könnensich darauf verlassen, dass wir nichtnur eine der vertrauenswürdigstenBanken derWelt sind, sondern auch erstklassige Anlagelösungen und Dienstleistungen bieten, um ihrefinanziellen Zielezuerreichen.»

DieLLB istmehr als nur eine Bank –durch Stabilität, Kompetenz und Kundennähe erweistsie sich alsverlässliche Partnerin für erstklassige Finanzlösungen.

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Thomas Henk, Leiter LLB-Zweigniederlassungen Deutschland

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Unternehmen wie Festool investieren Zeit und Arbeit in digitale Baupläne für neue Produkte – und verschenken sie an ihre Kunden. Wie soll sich das rechnen?

Wer so ein Chaos in der Werkzeugschublade vermeiden will ...

... kann sich solche Halterungen heute selbst ausdrucken

TECHNOLOGIE 3-D-DRUCK
Fotos: Ralf Kalytta/ddp (l.); Wiesemann 1893/Enable 3-D

Als Barbara Austel im April das erste Mal davon erfährt, dass ihre Firma jetzt Produkte verschenkt, da läuft das Ganze schon ein paar Wochen. Die 48-Jährige ist Aufsichtsratsvorsitzende bei TTS Tooltechnic Systems und Festool, einem Elektrowerkzeughersteller aus Wendlingen am Neckar mit 2.700 Mitarbeitern. Dort hat sich ein kleines Mitarbeiterteam zusammengeschlossen, um 3-D-Druck-Modelle zu entwerfen und online zu veröffentlichen. Kunden können sie dort herunterladen. Der Preis: null Euro. Wenn Austel davon erzählt, fällt ihr ein Satz des Firmengründers Gottfried Stoll ein: »Verschenken kann ich selbst, dafür brauche ich keine Organisation!« So habe der Großvater das einmal gesagt, erinnert sich die Enkelin. Die 48-Jährige sieht es nun etwas anders: Sie findet die Idee ihres Teams gut.

Das Unternehmen verschenkt Dateien, mit deren Hilfe sich Kunden Zubehör für Festool-Werkzeuge wie diverse Halterungen oder Führungsschienen einfach selbst ausdrucken können – sofern sie einen 3-D-Drucker besitzen. Also ein Gerät, das etwa aus Kunststoff dreidimensionale Gegenstände fertigen kann. Kein Zwischenhändler, kein Gang zum Fachhandel, keine Bestellung notwendig. Ein kostenloser Download, auch »Freebie« genannt, genügt. Gottfried Stoll ist 1971 gestorben, fast 50 Jahre nachdem er das Familienunternehmen gegründet hatte. Wäre er heute noch am Leben, würde er wohl fragen: Was bitte hat meine Organisation davon, die Dateien zu entwickeln und einfach zu verschenken, ohne daran einen Cent zu verdienen?

Christian Nagel von Festool kann das gut erklären. »3-D-Druck ist längst im Handwerk angekommen«, sagt der Innovationsmanager. Schreiner können zum Beispiel Entwürfe für Ladenzeilen drucken und mit Kunden besprechen. Sie können Ersatzteile nachdrucken, die nicht mehr verfügbar sind, oder beschädigte Teile, die ausgetauscht gehören. Und wenn Festool kostenlos die nötigen 3-D-Modelle anbietet, kann man vielleicht neue potenzielle Kunden erreichen, die so auf die Firma aufmerksam werden – so Nagels Gedanke.

Denn neue Kunden braucht Festool, vor allem jüngere. Die Aufsichtsratsvorsitzende

Barbara Austel hat das erkannt: »Wir sind eine Traditionsmarke und haben entsprechend eine eher ältere Kundschaft«, sagt die gelernte Schreinerin. »Wir wollen aber genauso für junge Hand- und Heimwerker die Marke des Vertrauens sein.«

Mit dem 3-D-Druck soll das klappen –denn die neue Technologie liegt im Trend. Mit 3-D-Druckern lassen sich Gegenstände in der eigenen Werkstatt herstellen, die früher in Fabriken produziert werden mussten. Im Handwerk, in der Industrie, aber auch unter Verbrauchern: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom kann sich jeder fünfte Deutsche vorstellen, sogar kultiviertes Fleisch aus dem 3-D-Drucker zu essen. Das kann man sich zwar nicht zu Hause ausdru cken, aber es zeigt: Die Akzeptanz wächst.

Das Prinzip hinter der Technologie ist dabei immer dasselbe, egal ob hinten ein Wandhaken oder ein Filetsteak rauskommt. Damit ein 3-D-Drucker weiß, was er tun soll, braucht er neben dem Ausgangsmate rial – also zum Beispiel Kunststoff, Silikon oder eben einer Proteinmasse – eine spezielle Datei, in der das Endprodukt gespeichert ist. Solche Dateien kann theoretisch jeder mit dem notwendigen Know-how und ge eigneten Programmen erstellen. Auf On lineplattformen wie Thingiverse oder Prin tables tauschen sich inzwischen Millionen 3-D-Druck-Fans weltweit über Modelle aus und laden Dateien hoch, über 700.000 da von gibt es allein bei Printables. Festool stellt dort aktuell sechs Dateien zum Download bereit. Seit Anfang April wurden sie schon etwa 2.500-mal heruntergeladen.

IM TE AM ZURSPITZENLEIST UNG

D urc h we r k te c hn wir Sie dabei, Ihr nachhal tig zu s teigern.

Manuel Siskowski berät Firmen mit seiner Agentur Enable 3-D dabei, in die wachsende 3-D-Druck-Fangemeinde einzusteigen. Er ist überzeugt: »3-D-Freebies stärken die Kundenbindung und die Markenwahrnehmung enorm.«

Klar – Siskowski verdient auch gut daran, wenn Firmen mit ihm in Workshops Modelle entwickeln, die zur Produktpalette der Kunden passen. Der Prozess dauere von der ersten Anfrage bis zum fertigen Modell mindestens sechs Monate. Die Druckdatei lasse sich dann innerhalb weniger Tage erstellen. Sie danach einfach hochzuladen, reiche aber nicht, findet Siskowski. Man

Je t z t mehr er fahren!

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muss die Nutzer darauf hinweisen, ihre Fragen beantworten und bei Bedarf Fehler in ihren Dateien ausbessern. Siskowski bietet an, sich um die Community-Pflege und die Anpassungen zu kümmern. Kosten der Flatrate: 3.000 Euro – pro Jahr und Modell. Christian Nagel und sein Team übernehmen das selbst. Er sagt: Die Freebies zum Selbstausdrucken kämen gut an und würden dem Unternehmen neue Follower bringen. Auf allen Kanälen melden sich ihm zufolge Handwerkerinnen und Handwerker, sprechen Lob aus oder machen Vorschläge für Verbesserungen und weitere Modelle –oder weisen auf Fehler hin. Zum Beispiel bei einer Halterung zum Selbstausdrucken: »Sollen die Lochabstände unregelmäßig sein?«, will ein Nutzer auf der Plattform Printables wissen. Natürlich nicht, sagt Nagel. Der Fehler wird schnell behoben.

Forscher sprechen von »Open Innovation«, wenn Unternehmen ihre Kunden in die Entwicklung von Produkten einbinden. Mitunter kann die Weisheit vieler Nutzer eine Firma so eher weiterbringen als die Expertise weniger Profis.

Zumal viele Profis aus dem Spritzguss kommen und mit 3-D-Druck keine Erfahrung haben, wie der Berater Siskowski sagt. Das spiegele sich dann in den Modellen wider, die in vielen Fällen schlicht nicht druckbar sind. Das sorge dann für Frust bei den Kunden. Deswegen sollten die Firmen ihre 3-D-Modelle selbst ausgiebig testen.

Einer seiner Kunden ist das ehemalige Familienunternehmen Wiesemann 1893 aus Breckerfeld im Ruhrgebiet, das Siskowski bis Oktober 2023 noch selbst gehört hat. Die Firma stellt Profiwerkzeuge her und vertreibt sie im Netz. Stilprägend für die Marke sind zwei große nebeneinanderstehende X. Die finden sich auch in jedem der 95 verfügbaren 3-D-Modelle. Mithilfe der Dateien kann sich die Kundschaft zum Beispiel Tischständer für Schraubendreher oder Wandhalter für Hammer drucken.

Siskowski sagt, Wiesemann sei dank der 3-D-Druck-Dateien nicht nur bekannter geworden. Es spare so auch Geld. »Früher lag jedem Schraubendreherset noch eine Halterung bei«, erzählt Siskowski. Die Verpackung sei dementsprechend größer gewe-

8.090

Patentanmeldungen gab es im Bereich 3-D-Druck im Jahr 2020, etwa siebenmal mehr als 2013

kaum Grenzkosten. Das heißt: Hat ein Unternehmen einmal ein 3-D-Modell entwickelt, macht es finanziell keinen Unterschied, ob es zehn, tausend oder zehntausend Nutzer herunterladen und verwenden. Wer jetzt auch in das Geschäft mit den Freebies einsteigen will, sollte wie ein »Problemlöser oder Weiterbilder« auftreten, rät Zuznik. Die Kunden brauchen eine Halterung für den Bohrmaschinenakku? Einen Taschenträger, Gürtelhänger, Schraubensortierer, Kaffeefilterständer? Oder einfach einen Ersatz für den Hebel, der immer wieder vom Rasenmäher abbricht? Kein Problem, hier ist das Modell dazu!

Genauso lassen sich die Freebies bewerben. »Menschen geben in Suchmaschinen oft Fragen oder Probleme ein«, sagt Zuznik. »Genau auf solche Keywords können Unternehmen Anzeigen schalten.«

13 %

der 3-D-Druck-Patente kommen aus Deutschland. Das zeigen Zahlen des Europäischen Patentamts

Doch was bei einem selbst gut funktioniert, kann natürlich auch für die Konkurrenz spannend sein. Schließlich können Mitbewerber die Datei einfach herunterladen und inspizieren.

Allgemein gilt: Selbst erstellte Dateien sind urheberrechtlich geschützt. Welche Spielregeln gelten, sind bei jeder Datei vermerkt. Festool bestimmt zum Beispiel, dass seine Dateien nirgendwo anders hochgeladen oder verbreitet werden dürfen. Es ist Nutzern nicht erlaubt, sie zu verändern, die Dateien kommerziell zu nutzen oder das gedruckte Produkt zu verkaufen. Ein ultimativer Schutz ist das, wie bei allen digitalen Inhalten, natürlich nicht. Es handelt sich aber auch nicht um Produkte, für die Festool sonst Geld verlangen würde.

sen. Um mehr Ware pro Container unterzubringen, entschied sich Wiesemann dazu, die Halter zu streichen und stattdessen den Gratisdownload anzubieten. Das Ergebnis: Kosten gespart, neues Produkt geschaffen, Draht zu den Kunden aufgebaut.

Genau das sind die Stärken solcher Freebies, sagt Annika Zuknik, Marketingleiterin von Schlütersche Marketing. »Gute kostenlose Inhalte zeigen sowohl Neu- als auch Bestandskunden, dass sie hier einen glaubwürdigen und qualifizierten Partner an ihrer Seite haben.« Noch dazu sind digitale Inhalte leicht skalierbar und haben

Die Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Austel sieht das Thema Urheberrecht darum gelassen: »Patente sind wichtig, aber Unternehmen müssen auch offener werden. Wir müssen einfach damit zurechtkommen, wenn unsere Dateien auch mal weiter genutzt werden«, sagt sie. »Eigentlich fühlen wir uns eher geehrt, wenn größere Mitbewerber sich etwas von unseren Freebies abschauen«, sagt die Unternehmerin.

Ihren Innovationsmanager Christian Nagel motiviert das. Für seine Arbeit an der Werkbank hat er sich längst den Schlauchund den Schleiferhalter ausgedruckt.

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TECHNOLOGIE 3-D-DRUCK

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Diebesgrüße aus Moskau

Cyberangriffe zu Spionagezwecken haben Hochkonjunktur VON BASTIAN HAUSER; INFOGRAFIK: PIA BUBLIES

Wie groß die Gefahr durch Cyberkriminalität ist ...

Hacker und Kriminelle bedrohen Unternehmen so sehr wie noch nie. Die Täter sabotieren und erpressen die Unternehmen nicht nur, sie forschen sie auch aus – im Auftrag anderer Unternehmen (Industriespionage) oder staatlich gelenkt (Wirtschaftsspionage).

Organisierte Kriminalität

Staatlich organisierte Wirtschaftsspione

Innentäter, etwa Mitarbeiter

Von welchen Cyberangreifern sich Unternehmen bedroht fühlen:

große Bedrohung mittelgroße Bedrohung kleine Bedrohung keine Bedrohung

... woher die meisten Angriffe kommen ...

Diese Landkarte auf Basis von Daten des Bitkom zeigt, aus welchen Ländern Firmen im Jahr 2022 Angriffe beobachtet haben. Der Verfassungsschutz warnte kürzlich explizit vor Angriffen aus China auf kleine und mittlere Unternehmen

1 von 10

Unternehmen war 2022 laut einer TÜV-Studie von einem IT-Sicherheitsfall betroffen, das entspricht 50.000 Cyberangriffen insgesamt

(Mehrfachnennungen möglich) keine Angabe

250.000

neue SchadprogrammVarianten pro Tag hat das BSI im Berichtszeitraum seines Lageberichts 2023 durchschnittlich erfasst

46 42 25 29 11 18 37 4 24 33 18 22 42 44 8 19 27 8 14 31
INDUSTRIESPIONAGE IN ZAHLEN
Russland Region
EU (nicht DE) China USA Deutsch
land
unklar
-
Osteuropa (nicht EU und RU)

80 Prozent

der Mittelständler glauben, sie seien ausreichend gegen Cyberattacken geschützt. Doch nur ...

Während mittelständische Firmen erkennen, dass Cyberkriminalität ein großes Problem für die Wirtschaft ist, unterschätzen sie, wie gefährdet das eigene Unternehmen ist. Besonders kleine Firmen verkennen die Gefahr.

... wie sich der Mittelstand überschätzt ... ...

Welche Bedeutung Unternehmen der Cybersecurity beimessen (in Prozent):

Sehr/eher große Rolle Weder noch

Eher kleine/überhaupt keine Rolle

76 Prozent

der Mittelständler stufen die Gefahren von Cyberkriminalität für mittelständische Unternehmen in Deutschland als eher oder sogar sehr hoch ein. Aber nur ...

29 Prozent

der Mittelständler sagen, das Risiko für das eigene Unternehmen sei eher hoch oder sehr hoch

22 Prozent

erfüllen alle Voraussetzungen, die der Gesamtverband der Versicherer für eine Cyberversicherung fordert, wie eine Studie der Organisation zeigt.

und wie er sich schützen könnte

Mittelständler vernachlässigen es also oft, sich vor Cyberangriffen und Spionage zu schützen. Hier eine Auswahl von Tipps, was sie tun können, unter anderem basierend auf Empfehlungen des Verfassungsschutzes:

regelmäßig Daten sichern starke Passwörter und sichere Authentifizierungen nutzen

Mitarbeiter sensibilisieren, dass ausländische Nachrichtendienste sie ausforschen könnten

Meldewege etablieren für Verdachtsfälle

bei Verdacht den Verfassungsschutz kontaktieren

weitere Tipps auf der Website des Verfassungsschutzes lesen

10-49 Mitarbeiter 50-249 Mitarbeiter 250+ Mitarbeiter 16 16 76 50 80 6 28 23 5 47
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Es gibt Menschen, die glauben, der Steuerspartrieb sei bei den Deutschen ähnlich stark ausgeprägt wie der Sexualtrieb. Richtig wild wird es, wenn beides zusammenkommt: die Absicht, dem Staat nichts zu schenken, und das Schlüpfrige.

Es ist ein Donnerstag Ende März, und im Hotel Am Froschbächel im badischen Bühl wird es gleich um die Brüste einer Frau gehen. Eine verschworene Truppe hat sich in einem Nebenraum versammelt, die zahlenden Seminargäste wollen wissen, wie man das Finanzamt auf Abstand hält.

Marc Eisinger, der Gastgeber, erzählt den überwiegend Selbstständigen daher von einem Handwerker. Dessen Frau, »eine wirklich schöne Frau«, habe ihren Gatten bei allen Terminen stets begleitet. Sie sei sein »Aushängeschild« gewesen. Doch: »Nach sieben Kindern sieht die Oberweite manchmal nicht mehr so schön aus.« Die Gäste – in der Mehrzahl Männer – glucksen. Eisinger ergreift wieder das Wort: »Jetzt erklärt bitte mal eurem Finanzamt ...« Weiter kommt er nicht. Lautes Lachen, einer beendet Eisingers Satz mit »... ich brauch ein neues Aushängeschild!«. Hahaha! Die Stimmung ist gelöst, alle wissen, dass man wegen einer Schönheitsoperation beim Finanzamt gar nicht erst fragen muss.

Aber Eisinger hat eine Lösung, mit der man sogar einen solchen Eingriff von der Steuer absetzen kann. Sie lautet: EWIV. In der Langfassung: Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung. Der Name der Gesellschaftsform wird an jenem Tag noch oft fallen, denn darum geht es. Folgt man Eisinger, kann man mit einer solchen EWIV Ausgaben umleiten und sie über diesen Umweg als Betriebskosten absetzen. Urlaub im Yogacamp? Kein Problem. Eine neue Küche zu Hause? Selbstverständlich. Ein Maßanzug? Sogar das. Warum auch dem Staat was schenken? Selbstständig heiße schließlich »selbst und ständig«, ruft Eisinger. Man sei 24 Stunden, sieben Tage die Woche mit seinem »Business verheiratet«. Allerdings: »Weder der Steuerberater noch das Finanzamt würdigen das.«

Dass Selbstständige steuern sparen wollen, gehört zum Geschäft. Gerade in Zeiten, in denen die Lage vieler Kleinstunternehmer

Gier ist geil

Den Wellnessurlaub, den Maßanzug oder die Schönheits-OP von der Steuer absetzen?

Geschäftemacher verkaufen Selbstständigen diese Idee in Seminaren. Wir waren dabei VON INGO MALCHER

Wer seinen Urlaub als Betriebsausgabe absetzt und erwischt wird, kann sich danach womöglich nur noch bunte Tapeten leisten

FINANZEN GEFÄHRLICHE STEUERTRICKS
Foto: Plainpicture

seit Monaten schlecht ist. Wie der Jimdoifo-Geschäftsklimaindex zeigt, klagt jeder Zweite über Auftragsmangel. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn dubiose Ratgeber diese Lage ausnutzen wollen.

Unter all den Steuersparmethoden, die man so findet, gehört die EWIV zu den gewiefteren. Sie ist eine Gesellschaftsform, die 1985 auf Initiative der Europäischen Gemeinschaft geschaffen wurde und die die Zusammenarbeit in Europa fördern soll. Die EWIV kennt keine Gesellschafter oder Aktionäre, sondern nur Mitglieder. Man findet solche Firmen zum Beispiel in der Forschung. Auch der Fernsehsender Arte ist eine EWIV. Alles höchst seriös also.

Versucht man damit allerdings die Steuern zu verkürzen, wird es heikel. Man landet dann schnell bei Anbietern wie der IKEWIV in Stuttgart. Im Zusammenhang mit dieser Firma ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs sowie der Bildung krimineller Vereinigungen. Die Betreiber weisen das von sich und sprechen von einem Missverständnis. Bundesweit gibt es noch weitere Anbieter, die mit der EWIV zum Steuersparen animieren. Das Modell ist zunächst verlockend. Es richtet sich an Unternehmer und Selbstständige und – so das Versprechen – es ermöglicht ihnen, Kosten steuerlich geltend zu machen, die das Finanzamt nicht akzeptieren würde. Am Ende bliebe mehr Eigenkapital, wie durch Zauberhand.

Marc Eisinger ist ein Mann, der weiß, wie er sein Publikum unterhält. Die Haare zum Zopf gebunden, das Hemd locker über der Hose, duzt er jeden und referiert mit ansteckender Begeisterung über Kilometerpauschalen, Verpflegungskosten, das Homeoffice. Man hört ihm gerne zu, weil man bald glaubt, mit jedem Satz reicher zu werden, wenngleich er 900 Euro für so ein Seminar nimmt. Leider aber seien Steuerberater nicht immer von der Idee überzeugt, sie würden die EWIV nicht kennen. Aber für die will er bald auch Seminare anbieten.

Die Sonne scheint in den Raum im Hotel in Bühl, draußen fangen die Kirschbäume an zu blühen. Drinnen erzählt Eisinger die Geschichte von Paul. Paul ist Handwerker. Einmal im Jahr besucht er ein Yogacamp in

»Das,

was das Finanzamt

Urlaub nennt, das kostet dich

10.000 Euro«

winn um diesen Betrag. Über die Reisekostenabrechnung fließt der Betrag dann wieder an ihn zurück. Der Urlaub wird also zur Geschäftsausgabe.

Praktischerweise kann Eisinger das nicht nur erklären, er betreibt auch selbst eine EWIV. Sie heißt CityLife EWIV. Gegen eine Aufnahmegebühr werde man »assoziiertes Mitglied«, so Eisinger. Mit den Mitgliedsbeiträgen fülle man eine dort geführte eigene Kostenstelle, zehn Prozent der Einzahlungen blieben als Gebühr bei der CityLife.

Eisinger tritt nun an die Tafel, notiert mit einem Marker eine Zahl: 10.000. Dann rechnet er vor. Wenn Paul 10.000 Euro in eine EWIV schiebt, dann bleiben dort abzüglich der Gebühr 9.000 Euro. Das ist Pauls Kostenstelle. Nach dem NorwegenTrip schickt er der EWIV seine Reisekostenabrechnung. Dabei muss er nicht kleinlich sein. Für die Fahrt könne er auch 90 Cent Kilometerpauschale ansetzen, statt der mickrigen 30 Cent, die das Finanzamt zugesteht, sagt Eisinger. Wobei, ach was, ein Jeep, mit Wohnwagen? Der brauche ja verrückt viel Sprit! 1,50 Euro pro Kilometer seien drin. Und die steuerfreie Verpflegungspauschale nicht vergessen! All das listet Paul also in seiner Reisekostenabrechnung an die EWIV auf. Dann landet die Erstattung auf seinem Privatkonto.

Norwegen. Dafür fährt Paul mit seinem Jeep und einem Wohnwagen bis nach Skandinavien. Sechs Wochen ist er dann weg. In Norwegen muss er sich selbst versorgen, er macht Lagerfeuer und Yoga. Vor allem aber tankt er Kraft. »Jetzt erklär du mal bitte als Handwerker deinem Steuerberater, dass du das einmal im Jahr machst, weil du Energie brauchst«, sagt Eisinger. Gut 5.000 Euro koste Paul die ganze Reise, aber als Selbstständiger müsse er dafür 10.000 Euro erwirtschaften. Oder in Eisingers Worten: »Das, was das Finanzamt Urlaub nennt, das kostet dich 10.000 Euro.« Das muss natürlich nicht sein. Zum Glück gibt es die EWIV, das hat man inzwischen gelernt. Die Idee dahinter geht so: Paul bezahlt einen Mitgliedsbeitrag an die EWIV. Diesen Mitgliedsbeitrag setzt er beim Finanzamt als Betriebsausgabe ab, er mindert also seinen steuerpflichtigen Ge-

Während man noch an seinem Seminartisch sitzt und bei dem Versuch, alldem zu folgen, ganz wirr wird und sich überlegt, ob das ein Cum-Ex für Kleinunternehmer ist, hat Bernd Liebholz seinen Auftritt. Liebholz hat mit Eisinger ein Buch zum Thema geschrieben, der Titel lautet Mehr Geld statt hohe Steuern, außerdem hat er nach eigenen Worten 25 EWIVs gegründet. Liebholz ist das glatte Gegenteil von Eisinger. Er trägt einen cremefarbenen Leinenanzug und hat das Temperament eines Mannes, der sich für das Thema Steuern auch ohne Bühne begeistert. Als solcher weiß er mit großer Sicherheit zu berichten, wann man das alles gegenrechnen kann, das Camp, die Fahrt: »In der Satzung muss stehen, dass die EWIV die Aufgabe hat, die wirtschaftliche Tätigkeit des Mitglieds zu fördern.« Er fragt: »Zweifelt hier jemand an, dass das eine Maßnahme ist, um die wirtschaftliche Tätigkeit

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des Mitglieds zu unterstützen?« Also dass ein Norwegen-Trip Paul beim Geschäft hilft? Kopfschütteln im Saal, natürlich keiner.

Frage aus dem Publikum: Was ist mit einem Flug nach Antalya? Man ahnt es, klar, auch das geht. Das Reisebüro müsse nur die Rechnung auf die CityLife ausstellen, sagt Eisinger. Es scheint bald so, als ob man über die EWIV irgendwie alles abrechnen kann: Ein Wochenende im Wellnesshotel mit der Frau? Selbstverständlich, »ihr macht Geschäftskontakte«, ruft Eisinger. Wer kennt es nicht? Am Frühstücksbuffet (»Wollen Sie auch noch von der Ananas?«) trifft man jemanden, der interessant sein könnte. Also verabredet man sich an der Bar. Die Frau schickt man, so Eisinger, mit den Worten vor: »Schatz, geh du schon mal zur StoneMassage, ich bin mal ’ne Stunde weg.« Schon ist auch Wellness nicht mehr privat. Aber was ist schon privat? Was beruflich? Irgendwie verschwimmt alles. »Geht in Fünfsternehotels! Das kostet euch unterm Strich weniger als ’ne billige Absteige, die ihr privat bezahlen müsst«, heizt Eisinger ein. Kontakte, Kontakte, Kontakte! »Ihr werdet euer blaues Wunder erleben, wen ihr da alles trefft!« Eisinger steuert auf den nächsten Höhepunkt zu. »Geht zum richtig guten Italiener essen, ihr wisst nie, wer nebenan sitzt.« Sorgen wegen der Ausgaben müsse man sich schließlich nicht mehr machen. »Macht alles nur noch über CityLife-Rechnungen.« Anders gesagt: Macht alles über mich, dann kassiere ich ordentlich Provision.

Für Eisinger, den Geschichtenerzähler, ist alles nur eine Frage der richtigen Erklärung. Ein Architekt etwa, der viel im Homeoffice sei und Kunden zu Hause empfange –der könne da doch keine 30 Jahre alte Küche rumstehen haben. Muss man sich ja auch mal vorstellen: Da kommt der Kunde, sieht das alte Ding! »Gibt der euch die fünf Millionen?« Wenn man zu Hause arbeite und dort Kunden empfange, müsse auch der Flur »cool sein«, Stichwort Repräsentativität, dann »darf da auch mal ein Picasso hängen«.

Moment: der Picasso? Die Küche? Die ganze Abrechnerei mit der EWIV, geht das? Rudolf Halder gibt am Telefon eine sehr trocken klingende Antwort: »Ausgaben mit

»Ausgaben mit eindeutig privatem Bezug sind steuerlich nicht absetzbar«
Rudolf Halder, Finanzbeamter

eindeutig privatem Bezug sind steuerlich nicht absetzbar.« Halder ist Leiter des Finanzamts Baden-Baden und damit zuständig für Bühl, wo Eisinger sein Seminar gibt. Es sei egal, ob eine private Ausgabe über die EWIV getätigt werde oder nicht. »Am Sachverhalt ändert sich dadurch nichts: Privat bleibt privat.«

Das gelte auch für die im Seminar präsentierte Schönheitsoperation für die Brüste der Handwerker-Ehefrau. »Wie kommt jemand dazu, zu glauben, dass so etwas steuerlich anerkannt wird?«, fragt Halder. »Das ist nicht seriös. Solche Ausgaben verschleiert in die steuerliche Gewinnermittlung einzubauen, ist ganz klar Steuerhinterziehung.« Man könne das eigentlich schon daran erkennen, dass derjenige, der eine solche Operation über die EWIV abrechnet, bereit sei, zehn Prozent Provision an den Anbieter zu bezahlen. Glaube er, beim Finanzamt würde der

Eingriff als Betriebsausgabe anerkannt, könne er sich die zehn Prozent sparen. Die Mitglieder seien sich also der Tatsache bewusst, »dass sie mit den Zahlungsbelegen der EWIV Ausgaben in ihrer Steuererklärung geltend machen, die bei Offenlegung der Hintergründe steuerlich nicht anerkannt werden würden«.

Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums verweist auf das Einkommensteuergesetz, wonach Betriebsausgaben Aufwendungen seien, »die durch den Betrieb veranlasst sind«. Urlaubsreisen hätten damit wenig zu tun. »Die betriebliche Veranlassung wird auch nicht dadurch hergestellt, dass die ursächlichen Aufwendungen als Mitgliedsbeiträge ›getarnt‹ werden«, so die Sprecherin.

Es gebe nur eine Chance, mit der Sache durchzukommen, sagt ein Steuerfahnder, der anonym bleiben will: dass sie bei einer Prüfung nicht auffällt. Das sei aber unwahrscheinlich. Unternehmen müssen regelmäßig mit einer Prüfung rechnen. Bei Zahlungsbelegen an eine EWIV würde dann gefragt, was sich dahinter für Leistungen verbergen. Schnell würde der ganze Spuk auffliegen, sagt der Fahnder.

Jetzt ist es der Fahnder, der zum Zettel greift und Zahlen aufschreibt. Wenn jemand in drei Jahren 100.000 Euro in eine EWIV gesteckt hat, sei – je nach persönlichem Steuersatz – mit einer Nachzahlung von gut 40.000 Euro zu rechnen. Plus Zinsen, plus Strafe. Ab einer Million Euro hinterzogener Steuern droht Gefängnis. Was legal ist und was nicht, entscheidet am Ende ein humorloser Richter und kein gut gelaunter Verkäufer. »Da stehen dann Existenzen auf dem Spiel«, sagt der Fahnder. »Wer nicht genug Geld auf dem Konto hat, dem droht die Insolvenz, doch dann sind die Anbieter solcher Modelle mit ihren Provisionen längst in der Karibik.«

In Bühl geht der Nachmittag zu Ende. Es meldet sich eine Teilnehmerin, sie ist Buchhalterin, arbeitet für kleine Unternehmen. Sie will wissen: »Wenn ich Mitglieder bringe, kriege ich dann Provision?« Eisinger: »Klar.« Wer jemanden werbe, der kriege »auch was ab vom Kuchen«. Aber eben nur so lange, wie es Kuchen zu verteilen gibt.

Hinweis: Diese Recherche ist erstmals in der ZEIT (Nr. 18 /2024) erschienen.

50 FINANZEN GEFÄHRLICHE STEUERTRICKS

CO2-Kompensation

für Unternehmen

Der Klimaschutz prägt zunehmend unternehmerisches Handeln. Unternehmen können dabei auf eine großeAnzahl an Möglichkeiten zurückgreifen, die versprechen, dasKlima effektiv zu schützen. Doch worauf kommtesbeim Klimaschutz in Unternehmen wirklich an?

Vermeiden–reduzieren–kompensieren

Der erste Schritt sollte stetssein,CO2-Emissionen, wo immer möglich,zu vermeiden und anschließend in sämtlichen Geschäftsprozessen maximal zu reduzieren. CO2-Bilanzen helfen dabei, zunächst die ausgestoßenen Mengen zu identifizierenund zu lokalisieren. So können anschließend Reduktionspotentiale aufgezeigtund Zielefür das Unternehmen gesetzt werden. Nach derVermeidung undReduktion verbleiben diejenigen Emissionen, die für das Unternehmen nochwirtschaftlich notwendig sind. Diese unvermeidbarenRestemissionen können im letzten Schritt mit Hilfevon qualitativenCO2-Kompensationslösungenausgeglichen werden.

Ab wann kann manbei CO2-Kompensationvon Klimaschutz sprechen?

Dies sind die wichtigsten Qualitätsmerkmalefür wirksame CO2-Kompensation:

Gold StandardZertifizierung: Vertrauen durchQualität &Sicherheit

Diese international unabhängige Zertifizierung zählt zu den strengsten Standards für CO2-Ausgleichsprojekte. Ausschließlichhochwertige Klimaschutzprojekte, die in den jeweiligen Projektregionenauch einen sozialen Mehrwert bringen,erhalten dieAuszeichnung. Außerdemwirddurch dassogenannteZusätzlichkeitskriterium sichergestellt, dass die Projekte nur durch dieEinnahmen aus dem Zertifikatsverkauf realisierbar sind.

Erfüllungvon SDGs: Fürmehr NachhaltigkeitimKlimaschutz Zudem sollten die ausgewähltenKlimaschutzprojekte nichtnur Rücksicht auf die lokale Gesellschaft nehmen, sondern auchEntwicklungsziele in den jeweiligen Projektregionenfördern.ObArmutsbekämpfung, Bildungsförderung oder bessereErnährung: Die sogenannten Sustainable Development Goals(SDGs) bieteneine gute Orientierung, welche positiven Entwicklungenein Kompensationsprojektüberden Klimaschutz hinausfördern kann.

Sicherheit undTransparenz durch „ex-post“-Zertifikate Um die CO2-Kompensation zu belegen, geben KlimaschutzprojekteZertifikate aus. Dabeiwirdunterschieden zwischen „ex-ante“- und verifizierten „ex-post“-Zertifikaten. „Ex-post“-Zertifikatehaben den Vorteil, dass dieEmissionen bereitsinder Vergangenheit nachweisbar eingespart wordensind. Bei „ex-ante“-Zertifikaten hingegenwerden die Emissio-

nen vor der realisierten Minderung auf Grundlage von Rechenmodellen ausgegeben. Es besteht damitdas Risiko, dass die angestrebtenEmissionseinsparungen aufgrund von unterschiedlichenFaktorennicht erreicht werden können.

M-Kompensation Plus –EinAngebotder StadtwerkeMünchen zurFörderung internationaler undregionaler Klimaschutzprojekte

Die StadtwerkeMünchenpräsentieren Ihnenmit M-Kompensation eine CO2-Kompensationslösung, mit der Sie die unvermeidbaren EmissionenIhres Unternehmens effektivausgleichenund einen wirkungsvollenBeitragzum Klimaschutz leistenkönnen. Dabei werdenausschließlichKlimaschutzprojektegefördert, die die oben genannten strengenQualitätsmerkmale vollständig erfüllen.

Zusätzlich haben Sie mit M-Kompensation Plusdie Möglichkeit, denAusbau, denErhalt und/oderden Betrieb von ErneuerbareEnergien-Anlagen in Deutschland aktivzuunterstützen. Auch die alleinige Unterstützung nationalerKlimaschutzprojekte ist möglich, wirdaberaufgrundvon gesetzlichen Vorschriften nicht offiziell als CO2-Kompensation anerkannt.

Sie möchten nurinDeutschland einen Beitrag zurCO2-Reduktion leisten? Gemeinsam mit denStadtwerken München könnenSie auch ausschließlich den Ausbau, denErhalt und/oder den Betriebvon Erneuerbare-EnergienAnlagen in Deutschland fördern.

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Von wegen gerissen

Robert Richter leitet den Kondomhersteller Ritex und hat gerade das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte vermeldet. Ist das nur Glück – oder mehr? VON NICLAS

Und dann steht da ein Holzpenis. Robert Richter stülpt eines der Kondome, die seine Firma jährlich zu Millionen produziert, über das Modell. Fertig! Richter, 43, ist der Chef von Ritex. Er trägt einen gut sitzenden Anzug mit Krawatte, dazu fein polierte Schuhe und eine Apple Watch. Der Holzpenis ist Teil eines Paketes, das seine Firma Schulen kostenlos für den Sexualkundeunterricht zur Verfügung stellt. Dazu gibt es eine Broschüre, in der steht, wie Kondome vor Schwangerschaften und vor Infektionen schützen. Auf jeder Seite zu sehen: das Ritex-Logo.

Das ist wichtige Aufklärung, na klar. Aber solche – aus Sicht von Verbraucherschützern – werblichen Angebote an Schulen helfen Richter natürlich auch dabei, die eigene Marke in einem umkämpften Markt bekannter zu machen. Darin ist Richter ein Profi, er überlässt wenig dem Zufall. Das merkt man, wenn er darüber spricht, dass Ritex mit seinem klinischen Design eine »konservative Marke« sei, ein »Produkt für Menschen in langen Partnerschaften«. Oder wenn er erklärt, dass Kondome sehr »preisunelastisch« seien, wie er sagt. Das heißt:

Daran spart keiner, selbst wenn Richter die Preise erhöht. Richter sagt: »Kondome sind kein Spaßprodukt wie eine Tafel Schokolade. Man kauft sie aus Vernunft.«

Damit ist man bei den Gründen für den Erfolg seiner Firma, deren Name sich aus dem Namen der Gründerfamilie und dem Hauptrohstoff ihrer Produkte zusammensetzt – Richter plus Latex ergibt Ritex. Das vergangene Jahr war für die Familienfirma das erfolgreichste seit ihrer Gründung 1948. Gut 100 Millionen Kondome verkaufte Richter 2023 und dazu so viel Gleitgel, dass

EIN TAG MIT...   ROBERT RICHTER
SEYDACK
Foto: Plainpicture
Ritex profitiert, wenn Gefühle und Vernunft zusammenkommen

man einen ganzen Reisebus damit befüllen könnte. Rund 14,5 Millionen Euro setzte Ritex um, zwanzig Prozent mehr als noch 2022. Und die Schulboxen sind, man ahnt es, laut Homepage »aufgrund der enorm großen Nachfrage« gerade vergriffen.

Eine Grundbedingung für den Erfolg ist Sicherheit. Richters Produkt nutzt den Anwendern nur, wenn es nicht kaputt geht. Das will er nun demonstrieren: Der Unternehmer drückt etwas Gleitgel aus einer Tube, reibt damit den Durchschnittspenis aus der Aufklärungsbox und ein Kondom in XXL ein. Er drückt und schiebt und zerrt daran, um zu zeigen, wie riskant es ist, zu große Kondome zu benutzen. »Da packt mich der Ehrgeiz«, sagt er, kneift die Augen zusammen, beißt sich auf die Lippen und drückt und schiebt und zerrt, so fest er kann. Dann passiert endlich, was bei sachgemäßer Anwendung nicht passieren darf: ratsch, Richter hält sich das Kondom vor die Nase. Ein Riss! Ritex ist nicht das einzige Unternehmen, das Kondome in Deutschland verkauft. Doch anders als die Marktführer Billy Boy und Durex oder die hippe Konkurrenz von Einhorn aus Berlin, ist Ritex der einzige Hersteller, der in Deutschland produziert. Genauer gesagt: in einem Gewerbegebiet am Rand von Bielefeld. Dort hängt im Foyer ein Gemälde, das die drei Generationen von Geschäftsführern zeigt. Großvater, Vater und Robert Richter, der Sohn. Man kann die Geschichte des Unternehmens so erzählen, wie es dieses Bild andeutet: eine Familie von Glückskindern.

Der Firmengründer und Großvater Hans Richter stattete die 68er-Generation bei ihrer sexuellen Revolution aus. HansRoland Richter schützte die nächste Generation in den später Achtzigerjahren vor einer Infektion durch HIV. Und Robert Richter profitiert nun davon, dass immer weniger Frauen mit der Antibabypille verhüten möchten, weil die zu spürbar in ihren Hormonhaushalt eingreift. Seit letztem Jahr hat laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Kondom die Pille als beliebteste Verhütungsmethode abgelöst.

Aber es wäre falsch, den Erfolg von Ritex nur mit einer Reihe geschenkter Zufälle und gutem Marketing zu erklären. Begleitet man

Richter einen Tag lang, merkt man: Er ist ein Manager, der genau kalkuliert.

Richter beginnt diesen Arbeitstag wie jeden damit, die wichtigsten Kennzahlen auf seinem Computer zu prüfen – hat die Produktion die angepeilten 350.000 Kondome pro Tag geschafft? Ist bei den Kontoständen und im Auftragsbestand alles in Ordnung? Es sieht gut aus.

Beim dritten Kaffee des Tages klingelt das Telefon. Michael Kesselring ist dran, der ehemalige Chef von CPR, bis vor zwei Jahren der größte Kondomhersteller Europas. Kesselring will mal quatschen. Die deutsche Kondombranche ist klein, da kennt man sich. Auch deshalb fühlte Richter mit Kesselring, als der im April 2022 Insolvenz anmelden musste – auch wenn damit ein Wettbewerber verschwand.

CPR, so kann man es wohl sagen, war das erste deutsche Opfer der Sanktionen gegen Russland infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Anders als Richter, der einen Großteil seiner Kondome in Deutschland verkauft, hatte sich CPR auf den Export spezialisiert. Allein in Russland machte die Firma ein Viertel ihres Umsatzes – das war auf einmal tabu. Angeschlagen war das Unternehmen aber auch vorher schon, durch die Coronapandemie. Als weltweit die Lieferketten zusammenbrachen, konnte CPR nicht ausreichend Naturkautschuk für die Produktion bekommen. Richter hatte schon frühzeitig genug davon eingelagert.

CPR hatte zudem Großbordelle beliefert, die während der Lockdowns schließen mussten. Das Rotlichtmilieu sei zwar rein finanziell »ein interessantes Geschäft«, sagt Richter, es gehe um etwa 25 Prozent der gesamten Nachfrage. Aber ihn habe abgeschreckt, dass einem Kollegen mal eine Rockerbande aufgelauert habe, nachdem der örtliche Bordelle beliefern wollte. »Wir richten uns an Paare in langfristigen Beziehungen«, sagt Richter. Und die hatten, nun ja, »während der Lockdowns viel Zeit, unsere Produkte zu benutzen«.

Richter klickt wieder durch seine Mails. Die meisten betreffen die jährliche Prüfung des Unternehmens als Hersteller von Medizinprodukten. Kondome zu produzieren, wird in Deutschland nämlich so streng

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überwacht wie Beatmungsgeräte und Defibrillatoren. Das sei richtig, sagt Richter: »Das Versagen unserer Produkte könnte das Leben des Anwenders gefährden.« Wenn etwa ein Kondom reißt und das zu einer Infektion mit Hepatitis oder HIV führt. »Wenn wir nicht bestehen, können wir den Laden zumachen.« Bisher, sagt Richter, sei es immer gut gegangen. Auch weil seine Leute im Labor so gewissenhaft arbeiteten.

In der »Berstkammer« etwa, wo eine Maschine unter Laborbedingungen tut, was pubertäre Jungs gern auf dem Schulhof machen: Kondome aufblasen. Mindestens 18 Liter Luft müssen sie aushalten, ohne zu platzen. Richter steht vor der schalldichten Glastür und amüsiert sich über Männer, die auf Kondome verzichten und behaupten, diese würden ihnen nicht passen. Schon bei der gesetzlich vorgeschriebenen Füllmenge von 18 Litern Luft sind Kondome der Standardgröße so geräumig, dass ein Bein darin Platz finden würde. Richters Kondome platzen in der Regel erst bei der doppelten Menge. Da sind sie groß wie eine Robbe.

Zeit fürs Mittagessen – Richter lässt sich vom Italiener etwas an den Firmensitz liefern. Dann setzt er sich in den Garten, an einen Teich, in dem Frösche quaken. Richter grüßt die Mitarbeiter, die auch gerade Pause machen, jeden davon mit Namen, dann steckt er sich die Krawatte in die Tasche für das Einstecktuch. Nicht, dass die noch in der Aluschale mit der rötlichen Sauce vor ihm landet.

Bald fällt Richter ein älterer Mann am Eingang auf, der offenbar Probleme mit seiner Zugangskarte hat. Es ist Hans-Roland Richter, sein Vater. Zwar ist es gut fünfzehn Jahre her, dass der die Firma an seinen Sohn übergeben hat, aber noch immer kommt er jeden Tag in der Fabrik vorbei. »Ich muss ja aufpassen«, sagt der Senior, ergänzt aber schnell: »Ist nur Spaß. Er macht es gut.«

Robert Richter sagt, er stehe seinem Vater nahe, menschlich wie unternehmerisch. Der Firmengründer und Großvater habe noch anders gedacht: »Sein Motto war: Gib nie mehr aus, als du hast.« Der Vater habe dann, genau wie er, BWL studiert und verstanden, dass man auch mal Geld ausgeben muss, um mehr davon zu verdienen.

Robert Richter in seiner Fabrik, die Millionen von Kondomen pro Jahr herstellt. Dabei kommt es besonders auf Produktsicherheit an. Das Bild oben etwa zeigt den sogenannten Wassertest, mit dem Kondome auf ihre Dichtigkeit überprüft werden

Vor allem aber hat der Vater der Firma ein seriöses Antlitz verliehen. Er nahm sich die Pralinen von After Eight und die Parfüms als Jil Sander zum Vorbild. Kein Porno-Design, sondern ordentlich, klassisch. Bis heute sehen die Verpackungen klinisch aus, langweilig. »Was ich mache, ist die Fortschreibung dessen, was mein Vater gemacht hat«, sagt Robert Richter. Was für ihn aber auch dazugehört: Er schlüpft immer öfter in die Rolle des lustigen Kondomfabrikanten. Für die Follower auf TikTok bemalt er zu Halloween aufgeblasene Kondome mit Gruselfratzen oder schmückt an Weihnachten einen Baum mit bunten Kondomen. Das kommt an: Manche Clips wurden Hunderttausende Male abgerufen.

An diesem Tag möchte Richter noch nach den Bienen sehen, die er auf dem Firmengelände angesiedelt hat, auf einer Blumenwiese mit Totholz und Büschen. »Fummeln für die Hummeln«, zitiert Richter einen aktuellen Werbeslogan. Er betont außerdem gern, dass Ritex ausschließlich mit fair gehandeltem Latex und mit Ökostrom produziert und das Milchprotein Kasein für die Reißfestigkeit durch eine pflanzliche Alternative ersetzt hat. Und er regt sich über den Konkurrenten auf, der stolz verkündet habe, seine CO₂-Emissionen in Deutschland zu kompensieren, aber nur im Ausland produziere. Da ist er wieder, der Markenprofi.

Am Nachmittag sitzt Robert Richter wieder an seinem Computer. Er checkt noch mal seine Mails, die Jahresgespräche mit den wichtigsten Kunden sind genauso geschafft wie die mit seinen 63 Mitarbeitern. Ah, doch noch was zu tun: Er segnet eine Zahlung für Flugtickets nach Rumänien ab. Dort werden seine Kondome nun in den Filialen einer deutschen Drogeriekette verkauft. Jetzt möchte er mal nach Bukarest fliegen und sich das vor Ort anschauen. Und dann kommt da eben noch diese Mail einer Schule rein, wegen der er unter größter Kraftanstrengung eines seiner XXLKondome zum Reißen bringt. Jetzt wiederholt er das Experiment mit einem Kondom, das perfekt passt. Wieder reißt und zerrt und drückt er daran herum. Keine Chance. Robert Richter wischt sich das Gleitgel von den Händen und lächelt zufrieden.

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EIN TAG MIT...   ROBERT RICHTER
Fotos: Daniel Pilar/laif (m.); Ritex (2)

Drucker sind nach wievor tief im Arbeitsalltag verankert– auch, weil sich jedereinen leistenkann.

Vor3 0J ahrenBeg ann DerL aser Drucker- Boom, DerBis heutea nh äLt.

No ch bi si nd ie spät en 19 70 er Jahr ew aren Laserdrucker so teue rw ie Einfamilienhäuser –wenn auch nich tg an zs og roß. In de n1 980e rJ ahre nw urde n di eG erät ez wa rk leiner ,w aren aber immernochmehrere Tausend Mark teuerund somitnur fü re in eü berschaubare Zielgr up pe erschwinglich. Bi si n di e1 990e rJ ahre hinein wurd e vo rw ie ge nd mi tl au te nN ad eldruckern oder langsamenTintendruckern gedruckt.

De rD urchbruc hd es La se rdruckers begann 1994, al sd ie Preise erstma ls unter 1. 000 Mark fielenund sich auch kleine Un te rn eh me nu nd soga rP rivatanwendern di es chnellere und leisereTechnologi eleisten

konnten .D ie di eV erbreitung de sI nternets und vo nE -Mai l sorgte fürzusätzliche Nachfrage nach Laserdruckernund dafür, dass sietiefimArbeitsalltag verankert wurden.

Druckenist noch immerfes ter

Bestandteilder

Bürokommunikation

Heut ew ir dw iede rw eniger gedruckt ,a be rd as Drucke n is ti mm er no ch elem en ta re r Bestandtei ld er Bürokommunikation .I mG esamtjahr 2023 la gd er Umsatz mi tD rucker n und Druckgeräten de nM arktforschernvon CONTEXTzufolge be ir und 685, 5M illione nE uro.

Sc an ne nSie denQ R- Co de,uma uf un se rerWeb seite ww w. brothe r. de weitereinteres sa nteB ei tr ägez u en td ec ke n.

Davo ne ntfiele nrund 333 Millionen Euro au fLaser-MFP su nd 94, 5M illione nE ur oa uf rein e Laserdrucker .B ei Tintenstrahldruckern wurden fü rr und 242,4 Millione nEuroMFPsverkauft, für15,2Millione n„Single Function Printer“ (SFPs) .D em „Imaging an dP rintin gT racker “ vo nI DC zu fo lg ew ar Brot he ri n Q3 /2023 Marktführer in Europa. WährendimVergleich zumVorjahresquarta ld ie meiste nH erstelle rt eils de utlic hF eder n lassen mussten ,l egte Brothe r be id en Stückzahle nu m9 ,6 Prozent zu.

Selbstverständlic hs pielen di e Dr uc kkosten imme rn oc he in e Rolle .I nsbesonder ei nU nternehmen di eb ei de rD igitali-

sierung ihre rA rbeitsprozesse noch nichtsoweitvorangekommensind. Gleichwohl hängtdie Kaufentscheidung längst nich t mehr so sehr vo mP reis oder de rT echnologi ea bw ie vo r3 0 Ja hren .H eu te be st im mt de r spezifisch eu nd sich ständi g ve rä ndernd eE in sa tzzwec kd ie Ge rä te au swah l. Un te rn eh me n legenWertauf einbreites Hardware-und Serviceangebot sowie aufZuverlässigkeit,Service und Na ch ha lt ig ke it .

De rB rother HL-630 wa r dererste Laserdrucker ,der in Deutschlan dz ue inem Prei sv on unter 1.000 Mark verkauft wurde. Er wa r mitveran twortlic hf ür de n eins et ze nden Bo om de s Laserdruck si nd er Bürokommunikation sowi ee in Meilenstein fürdie Entwicklung Brothers zu eine mder führendenDruckerhersteller.

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Einen Mangel an Visionen kann man Axel Kaiser wirklich nicht vorwerfen. Der 61-Jährige plant nicht weniger als eine globale Revolution. Bis 2030! Möglichst in jedem Badezimmer der Welt will Kaiser bis dahin die Zahnpflege-Routinen umkrempeln: »Zahnpasta«, sagt er, »wird Ende des Jahrzehnts Vergangenheit sein.«

Man könnte Kaiser für naiv halten. Aber erst mal sollte man sich seine Idee anhören: Er will die Paste durch kleine weiße Tabletten ersetzen, die man erst zerkaut, um dann damit die Zähne zu putzen. Damit werde Mundhygiene nicht nur nachhaltiger, sondern auch gesünder –davon ist Kaiser überzeugt.

In dieses Großprojekt ist Kaiser hineingestolpert. Einer seiner Brüder, ein Zahntechniker, betreibt in den 1990ern ein Dentallabor in Singapur. Damals bittet er Axel Kaiser und den dritten Bruder, Aufträge in Deutschland einzusammeln und den in Singapur gefertigten Zahnersatz an deutsche Praxen auszuliefern.

Vor fast 25 Jahren bittet ihn dann ein Dentallabor-Kunde um Unterstützung bei seiner Doktorarbeit. Ein wasserfreies Zahnputzmittel wollte er entwickeln. Kaiser hilft. Zusammen mit dem Doktorvater, einem Professor der Uni Witten/ Herdecke, erarbeiten sie ein Pulver, das sich zu Tabletten pressen lässt.

Im Jahr 2009 gründet Kaiser mit seinen Brüdern Denttabs: Die gleichnamigen Tabletten produzieren Lohnhersteller, verkauft werden sie zunächst nur online. Doch so richtig gut läuft es nicht. Kaiser muss einsehen: Niemand hat auf die Pillen gewartet. Große Hersteller winken ab, die Kunden übersehen das Produkt.

Dabei ist sich Kaiser sicher, dass seine Tabletten der Zahncreme überlegen sind. Nicht nur, weil sie besser für die Zähne seien – mit dieser Meinung zählt der

Die Tablette von Axel Kaiser erspart zwar die Paste, nicht aber die Bürste

Kauen statt cremen

Axel Kaiser will der Zahnpasta den Garaus machen. Er meint, eine bessere Lösung zu haben –und kämpft für sie
VON CAROLYN BRAUN

Mittelständler zu einer Minderheit. Sondern auch, weil die Tabs ganz offensichtlich besser für die Umwelt sind: Die Denttabs verursachen keinen Plastikmüll und verbrauchen in der Herstellung kein Wasser.

Deswegen hat Kaiser sich auch über die Stiftung Warentest geärgert, die ihnen zwar ein ordentliches Zeugnis ausstellte, aber sie als relativ teuer einstufte und ihnen einen zu geringen Fluoridanteil attestierte. Mit seinen eigenen Studien, die laut Kaiser zu anderen Ergebnissen kommen, konnte er die Warentester nicht umstimmen.

Lob für die Idee kommt von Michael Braungart, dem Erfinder des »Cradle to Cradle«-Konzepts der Kreislaufwirtschaft. Der sagt, es seien zwar »nur kleine Tabletten, doch sie haben das Potenzial, eine ganze Branche auf den Kopf zu stellen«.

Den ersten Schub erhalten Kaisers Tabs erst, als »Unverpackt«-Läden sie entdecken. Der zweite folgt, als die Drogeriekette dm sie in ihr Sortiment aufnimmt. Der Jahresumsatz schießt von etwa 200.000 Euro auf 3,5 Millionen in den Jahren 2018 und 2019.

Dieses Jahr werden es voraussichtlich 1,3 bis 1,5 Millionen sein, auch die Zahl der Mitarbeiter hat sich wieder auf rund zehn halbiert. Kaiser sagt, die Pandemie habe alte Gewohnheiten zurückgebracht.

Aber Kaiser kämpft weiter. Inzwischen gibt es weltweit ähnliche Anbieter, er sieht sie als Mitstreiter. Denttabs produziert nun auch für die dm-Eigenmarke und darf dies sogar öffentlich kundtun. Er sei zudem mit einem Konzern im Gespräch, der seiner geplanten Zahnputz-Revolution einen großen Schub geben könne.

Das Dentallabor wurde im letzten Winter verkauft, Kaiser hat den Erlös in die Zahntabletten gesteckt. »Ich bin noch nicht fertig«, sagt der Unternehmer. »Dazu ist die Idee zu groß.«

DIE ERFINDUNG MEINES LEBENS DENTTABS
Foto: Denttabs
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QUALIFIKATION IM OPFERSCHUTZ

Be tr ie bs kl im au nd Ar be it sa tm osphä re si nd wi ch ti ge Fa kt or en fü r di ep hy si sc he un dp sych is ch e Ge su nd he it ,d ie Zu fr ie de nh ei t, di eP ro du kt iv it ät un dd ie Lei stu ng vo nM it ar be it en de ni ne in em Un te rn eh me n. Ko nfl ik te ode rp ersö nl ich eK ri se nkön ne nn ich tn ur da sWoh lb efi nd en be ei nträ ch ti gen , so nd er na uc hd ie Ar be it sq ua li tät mi nd er no der so ga rs tr af re ch tl ic he Ko ns eq uen ze nn ac hs ic hzie he n, et wa be is ex ue ll en Üb er gr i ff en oder be is ys te mati sc he mM ob bi ng Di eW EI SS ER RI NG Ak ad em ie bi etetU nter ne hm en di eM ög li ch ke it , ih re Fü hru ng sk rä fteu nd Mi tar be ite r, Betr ie bs räte un dVer tr auenspe rs on en fü rd ie se He ra us fo rd eru ng en zu se ns ib il is ie re nu nd we iter zu bi ld en Bi rteP eter,Lei te ri nd er Ak ad emi e, beto nt :»Stra ft aten si nd ke in e re in en Pr iv at an ge le genh ei te n.«

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Unve rb in dlichi ns Ge sp rä ch ko mm en: www.wr-akademie.weisser-ring.de

Ob sexu elle Belästigung am Arbeitsplatz oder Mobbing, eine op fe rs ensible Ko mmunikat io ne rforder t Finger spitzengefühl und Empathie (© WEISSER RING/F.O elle rs)

SC HNE LLE UN DD IR EK TE HI LF E FÜ RK RI MI NAL ITÄT SO PF ER

Ob hä us li ch eG ew al t, St al ki ng ,s ex ue ll er Mi ss br au ch ,B et ru g, Di eb st ah l, Mo rd –je de sJ ah rb et re ue nd ie Eh re na mt li ch en de sV er ei ns bu nd es we it Ze hn ta us en de Op fe rf äl le .D az uk om me nn oc hF äl le ,d ie üb er da sO pf er-Tel ef on 11 60 06 un dd ie On li ne be ra tu ng de nE rs tk on ta kt au fn ehme n. Un ab hä ng ig vo nG es ch le ch t, Al te r, Re li gi on ,S ta at sa ng eh ör ig ke it un dp ol iti sc he rÜ be rz eu gu ng le is te td er Ve re in fü rK ri mi na li tä ts op fe rH il fe un ds et zt si ch au ch öf fe nt li ch un dp ol it is ch fü rO pf erbe la ng ee in Me hr zu mW EI SS EN RI NG un te r ww w.we is se r- ri ng .d e

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Wie Sie jetzt weitermachen könnten ...

TUN

An manche To-dos sollte man ja eigentlich niemanden mehr erinnern müssen, es kann aber auch nicht schaden. Zähneputzen zum Beispiel, das geht dank einer Erfindung von Axel Kaiser heute auch ganz ohne Zahncreme. Seine Lösung soll sogar besonders nachhaltig sein (S. 56). Apropos: Haben Sie sich schon um Ihren Nachhaltigkeitsbericht gekümmert? Falls Sie das aufgrund neuer Regeln nicht sowieso müssen, ist es womöglich trotzdem eine gute Idee (S. 20). Und wenn Sie es ganz genau wissen wollen, könnten Sie sich als B-Corp zertifizieren lassen (S. 24). Vielleicht reicht aber auch ein erster Klimacheck (S. 28).

LASSEN

Falls Sie schon einmal darüber nachgedacht haben, wie Sie den Wellnessurlaub von der Steuer absetzen können – lassen Sie es sein (S. 48). Lassen Sie sich auch nicht von Hackern und Spionen austricksen, die gerade ziemlich aktiv sind (S. 46). Verschlafen Sie auch nicht die rechtzeitige Übergabe Ihres Unternehmens. Nehmen Sie nicht selbstverständlich an, dass Ihre Kinder den Laden eines Tages übernehmen. Lassen Sie los und andere ran, bevor es zu spät ist (S. 16). Und wenn Sie selbst zu den potenziellen Nachfolgern gehören: Lassen Sie es bleiben, wenn es nicht passt – bevor Sie sich und die Firma unnötig quälen (S. 6).

DELEGIEREN

Sind Sie auch so genervt vom KI-Hype und können die großen Effizienzversprechen nicht mehr hören? Konzentrieren Sie sich auf die kleinen, aber nützlichen Tools, an die Sie vermeintlich banale Dinge delegieren können, zum Beispiel Fehlerberichte auszuwerten (S. 36). Und wenn Sie mal wieder renovieren wollen oder müssen: Lassen Sie doch den Malerroboter Ihre Wände streichen, und unternehmen Sie derweil einen Trip an die Nordsee, wo Sie Ihre Brötchen in einer automatisierten Bäckerei kaufen können (S. 38). Ist sowieso nett da – ganz gleich, ob mit stylischer Sonnenbrille (S. 30) oder ohne.

58 DIE NÄCHSTE AUSGABE VON ZEIT FÜR UNTERNEHMER ERSCHEINT AM 30. SEPTEMBER 2024
TO-DO-LISTE Illustration: Pia Bublies für ZEIT für Unternehmer

Deutschland gestalten!

Diedeutsche Wirtschaft befindet sich mitten in der Transformation

Um morgen noch er folgreichzusein, müssenwir heutedie richtigen Weichen stellen. Nurwie?Findenwir es gemeinsam heraus.Wie meistern wir die Energiewende?

Halten wir im Bereichder Künstlichen Intelligenz mit? Wie schaffen wires, ausreichend Fachkräftezugewinnen. Dieseund weitereFragen wollen wir im Rahmen von »ZEITfür Unternehmer– Deutschland gestalten!« am 2. Oktober in Hamburg diskutieren.

Dr.RobertHabeck

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz

ElisabethL‘Orange Co-Gründerin &CCO, Oxolo

Dr.Annika vonMutius Co-Gründerin& Co-CEO, Empion

Marie-Christine Ostermann Unternehmerinund Präsidentin, DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V.

2. Oktober2024|Handelskammer Hamburg

Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg

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