BAUKULTUR 1_2013 betonBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2013

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Schwerpunkt Bauen mit Beton

AIV Hamburg Bauwerk des Jahres 2011

AIV KölnBonn Studienreise nach Dresden

AIV Würzburg 9. Würzburger Architektur Workshop

BAUKULTUR

beton


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editorial

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LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, VEREHRTE LESER UND FREUNDE DER BAUKULTUR, ein weiterer Jahreswechsel rückt in Sichtweite, einmal mehr sind also Rück- und Ausblicke gefragt. Das zu Ende gehende Kalenderjahr war das Jahr zwei nach der eingeleiteten Energiewende mit gigantischen Herausforderungen für unsere Gesellschaft im Hinblick auf den energetischen Umbau, aber auch einer Menge Chancen und potenzieller Ansatzpunkte für unsere Berufsstände. Eine nach wie vor ordentliche wirtschaftliche Entwicklung kommt zu einem guten Teil auch den planenden und bauenden Berufen zugute, unser Dauerthema HOAI bereitete erfreulicherweise 2012 weniger Kopfzerbrechen, bleibt aber auf der Agenda. Gerade hier hat sich das Berliner Verbändegespräch zur Koordination aller Akteure bewährt, hier hat sich der DAI stets eingebracht und wird das auch 2013 in bewährter Manier fortsetzen. Darüber hinaus hat das Präsidium eine Reihe von Gelegenheiten genutzt, mit politischen Entscheidern aus Parlament und Regierung ins Gespräch zu kommen. Dies ist und bleibt auch für die Zukunft wichtig, diese Kontakte müssen aufund ausgebaut und für Sie – unsere Mitglieder – nutzbar gemacht werden. Der DAI und sein Präsidium werden weiterhin ihr Gewicht in die Waagschale werfen, um an den entscheidenden Stellen Gehör zu finden, auf Missstände hinzuweisen und aktiv Verbesserungsvorschläge einzubringen. Die Zusammenarbeit zwischen dem DAI und der Bundesstiftung Baukultur konnte erfreulicherweise weiter gefestigt werden, durch meine erneute Berufung in den Konvent der Baukultur und meine Wahl in den Beirat der Bundesstiftung werden wir unsere Aktivitäten intensivieren und kontinuierlich ausweiten können. Neben unseren Dauerthemen Aus- und Weiterbildung sowie Förderung des Nachwuchses unserer Berufsstände haben wir in den letzten Monaten das Thema Hochschulbau in Nordrhein-Westfalen aktiv begleitet, zur Veranstaltung an der Ruhruniversität Bochum vom 26.10.2012 finden Sie einen Bericht in dieser Ausgabe. An dieser Stelle ergeht ein herzlicher Dank an alle unsere Förder- und Kooperationspartner, ohne deren Engagement die ehrenamtliche Arbeit des Präsidiums so nicht möglich wäre. Im September waren wir mit dem DAI Tag 2012 beim AIV Stuttgart zu Gast, Berichte hierzu konnten Sie bereits der letzten Ausgabe der BAUKULTUR entnehmen. Die in diesem Heft gekürzt wiedergegebene Laudatio von Prof. Volkwin Marg auf unseren Preisträger Prof. Dr. Dr. Jörg Schlaich ist in vollständiger Länge auf der DAI Web-Seite veröffentlicht. Viele weitere Bilder und Eindrücke zum DAI Tag 2012 finden Sie bei www.facebook.com/baukultur.

Natürlich ist das Präsidium im DAI intensiv mit den Planungen für das Jahr 2013 befasst, unsere internationale Fachexkursion wird uns im Herbst nach Brasilien führen, dem Gastgeber der FIFA-Weltmeisterschaft 2014. Erste Details zur Reise finden Sie auf unserer Internetseite www.dai.org, wo Sie sich auch bereits anmelden können. Das Programm inkl. Anmeldeformular wird in der nächsten Ausgabe unserer BAUKULTUR erscheinen. In Schwerpunktveranstaltungen während des Jahres wollen wir uns mit dem Thema der Planungskultur im Lande auseinander setzen, unser DAI Tag in Koblenz ist für den 27.–29.9.2013 terminiert, bitte merken Sie sich diesen Termin bereits verbindlich vor. Erfreulicherweise wächst auch das Netzwerk des DAI kontinuierlich weiter, neben der Erfurter Messe SolarInput haben wir mit den Hansa Metallwerken einen neuen Förder- bzw. Kooperationspartner aufnehmen können. Natürlich werden die Bestrebungen des gesamten Präsidiums auch weiterhin darauf gerichtet sein, zusätzliche Kooperationen zu gewinnen, nicht zuletzt um auch Umfang und Qualität unserer BAUKULTUR weiter steigern zu können. Die kontinuierliche Verbesserung unserer Publikation in den vergangenen Jahren bedurfte großer Anstrengungen und ist neben der intensiven Unterstützung aller Präsidiumsmitglieder vor allem dem Verlag und der Redaktion, insbesondere aber dem großen Engagement von Susanne Kuballa zu verdanken. Diesen Erfolg aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln wird auch künftig in der Verantwortung des DAI Präsidiums und des Verlages liegen, dabei sind wir jedoch zwingend auf Ihre Unterstützung – als Leser, als Anzeigenkunden oder als Autoren – angewiesen. Um diese Unterstützung bitte ich Sie herzlich auch weiterhin. Mit Ihnen gemeinsam freue ich mich auf ein hoffentlich friedvolles, spannendes und rundum erfolgreiches Jahr 2013. Persönlich wünsche ich Ihnen allen vor allem beste Gesundheit sowie Zuversicht und Engagement im Einsatz für unsere Berufsstände. Auf ein weiterhin gutes Miteinander im Dachverband der deutschen Architekten- und Ingenieurvereine. Herzlichst Ihr

Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident


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DAI in deutschland

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Zeitschrift BAUKULTUR auf der BAU 2013 in München

Kiel

Vom 14.-19.1.2013 findet in München die BAU 2013 als Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme statt. Über 2.000 Aussteller werden vertreten sein. Darüber hinaus bietet die Messe täglich Fachvorträge in unterschiedlichen Foren, Sonderschauen und Kongresse an. Die aktuell vorliegende Ausgabe 1_2013 der BAUKULTUR entstand in enger Kooperation mit der BetonMarketing Deutschland und kommt auf der BAU 2013 in München zur Auslage.

Pinneberg

Osnabrück

Düsseldorf

BetonMarketing Deutschland Halle A2, Stand 322 Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

Mannheim

Saar

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Nürnberg

Freiburg

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DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein

www.twitter.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt

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Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wie weiter arbeiten?

8–9 10–14 10 11–13 14

DAI aktuell Aus dem Präsidium Großer DAI Preis für Baukultur: Laudatio Hochschulbau in Nordrhein-Westfalen: Tagungsbericht

15–19 15–17 18 18–19

DAI regional AIV Hamburg: Bauwerk des Jahres 2011 AIV KölnBonn: Studienreise nach Dresden AIV Würzburg: 9. Würzburger Architektur Workshop

20–33 20–21 22–23 24–26 27 28–29 30–31 32 33

Schwerpunkt Bauen mit Beton Schalungsmatrizen zur Gestaltung von Sichtbetonoberflächen Bauen mit Stampfbeton Bauen mit Textilbeton Deutscher Hochschulbaupreis 2012: Universität Regensburg Antonio-Petrini-Preis 2012: Neubau für die Hochschule Würzburg-Schweinfurt Heizung, Kühlung, Schall: Einfamilienhaus in Kempten Betonschutz für Verkehrsbauten Mikrorisse im Beton aufspüren

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Advertorials Laumer Bautechnik GmbH: Ausgezeichnete Konzeption Keimfarben GmbH: Im Anfang war das Wort... Holcim (Deutschland) AG: Beton und Baupraxis Liapor GmbH & Co. KG: Archaisch schlicht Rieder Faserbeton-Elemente GmbH: Glasfaserbetonprodukte für die Fassade

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Titel: Toilettenhäuschen in Lauterhofen (Foto: Erich Spahn/Betonbild)

DAI Mitglied im Blickpunkt Arne Rüdenauer, AIV Stuttgart

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

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Publikation „Betonbau“ Der Anfang Februar 2013 erscheinende Band 3 der Publikationsreihe „Betonbau“ ist nicht nur für den Gebrauch in der Bauvorbereitung und Bauleitung geeignet, sondern auch für die Ausbildung im Bauingenieurwesen der Hochschulen und Universitäten. Besondere Eigenschaften des Betons, wie sie z. B. bei hochfestem oder flüss i g ke i t s dichtem Beton, bei Schwerbeton und Strahlenschutzb e t o n oder bei Beton mit hohem Brandund Feuerwiderstand berücksichtigt werden müssen, werden hierin ausführlich beschrieben. Darüber hinaus erläutern die Autoren spezielle Verfahren, vom Spritzbeton über Unterwasserbeton bis hin zum selbstverdichtetem Beton. Sonderaufgaben wie Betonieren bei hohen und tiefen Temperaturen oder das Herstellen von Fahrbahndecken werden ebenfalls behandelt. Ergänzend werden wichtige Vorschriften auszugsweise wiedergegeben. Stefan Röhling, Helmut Eifert, Manfred Jablinski: Betonbau, Band 3, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2013. www.irb.fraunhofer.de Mikrorisse im Beton Forscher der University of Strathclyde im schottischen Glasgow haben aus Flugasche und Kohlenstoff-Nanoröhrchen eine Farbe entwickelt, die kaum sichtbare Mikrorisse im Beton erkennt. Dr. Mohamed

Safi und David McGahon sprühten das Gemisch auf Testbauteile und bestückten diese dann mit Elektroden. Sobald Risse im Bauteil auftraten, verformten sich die Nanoröhrchen. Dadurch änderte sich ihre Leitfähigkeit. Ein kabelloses Sensornetz, das auf dem Bauteil angebracht ist, erkennt die Änderungen und setzt Warnsignale an eine Überwachungszentrale ab. Im Labor hat sich die hohe Effizienz der Farbe gezeigt. Nun muss sie sich an Gebäuden im Freien bewähren. Bisher stehen zur Früherkennung von Schäden Vor-Ort-Inspektionen und teure High-Tech-Lösungen aus verschiedenen Hard- und Softwarekomponenten zur Verfügung. www.heise-medien.de/presse Architekturkalender 2013 Der Berliner Verlag ArchimapPublishers gibt auch 2013 wieder den Architekturkalender „Archipendium“ heraus. Der Abrisskalender im Format 11 x 14 cm zeigt auf 365 farbigen Seiten zeitgenössische Architektur aus ganz Europa. Die einzelnen Blätter geben über die Datumsangabe hinaus Auskunf t über das Projekt, den Architekten und den Ort des gezeigten Gebäudes. Auf den Rückseiten werden die Bauten nochmals vertieft anhand von Texten und Zeichnungen erläutert. www.archi-maps.com

Optisches Frühwarnsystem Wissenschaftler der HTWK Leipzig haben ein Sensorensystem entwickelt, das Veränderungen in Bauwerken, wie z.B. Temperatur- oder Dehnungsänderungen, erfassen kann. Solche optischen Sensoren in Glasfaserkabeln können vor der Überschreitung kritischer Belastungswerte oder Temperaturwerte warnen – also vor bevorstehenden Gebäudeeinstürzen oder Bränden. Die optischen Messverfahren dabei sind nicht neu. Es ist bekannt, dass Glasfaserkabel unter bestimmten Bedingungen Signale verzerrt zurückgeben. Faser-BraggGitter (FBGs) gibt es bereits seit vielen Jahren. Neu ist jedoch das Verfahren, die sehr zerbrechlichen Fasern auf ein technisches Textil aus Glas- oder auch Kohlefaser aufzusticken. Danach wird das Textil mit Kleberharz durchtränkt und dadurch widerstandsfähig gemacht. Der Kleber verbindet dabei auch Textil und Bauteil. Daher ist die FGB-Technik nun erstmals in großem Umfang auch in rauer Baustellen- und Industrieumgebung einsetzbar. www.htwk-leipzig.de

Die empfindliche Faser wird durch Sticken im Textil befestigt und später durch Epoxidharze fixiert (Bild: Dr. Kuhne, MFPA Weimar)

Festball der Architekten und Ingenieure des AIV Hamburg Am 11.2.2013 findet der traditionelle Ball der Architekten und Ingenieure des AIV Hamburg statt, zu dem alle Mitglieder aus Verbänden und der im Verband der Bauindustrie und des Handwerks organisierten Unternehmen herzlich eingeladen sind. Nach dem anhaltend positiven Zuspruch findet der Ball erneut in den Räumlichkeiten des Hotel Grand Elysee in Hamburg statt. Der Abend beginnt mit einem gemeinsamen Sektempfang und einem 3-Gänge-Menü. Der Eintrittspreis beträgt 85 Euro. Bei Kartenbestellungen bis zum 31.12.2012 bieten wir eine Ermäßigung um 5 Euro auf 80 Euro an. Der Kartenpreis für Studenten beträgt 45 Euro. Wir bitten um rechtzeitige Kartenbestellung, da wir nur über eine begrenzte Kapazität verfügen. Anmeldungen sind schriftlich, per Telefon, per Fax oder über das Internet möglich. Architekten- und Ingenieurverein Hamburg e.V., Ferdinandstraße 38-40, 20095 Hamburg Telefon: 040 – 36 41 41, Fax: 040 – 35 009 320, E-Mail: info@aivhh.de, Internet: www.aivhh.de


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kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

WIEWEITERARBEITEN Arbeitsorte der Zukunft Die Bundesstiftung Baukultur und ihre Partner zeichneten bundesweit beispielhafte Gewerbe- und Industriebauten aus und diskutierten Potenziale für mehr Baukultur im Gewerbebau. Gewerbegebäude sollen nicht nur funktional, sondern auch ansprechend gestaltet sein. Was heißt das konkret? Und was ist Unternehmen die Baukultur heute wert? Mit der Veranstaltungsreihe „wieweiterarbeiten – ARBEITSORTE DER ZUKUNFT“ hat die Bundesstiftung Baukultur einen interdisziplinären Dialog über Gewerbearchitektur initiiert, der in diesem Jahr in drei Städten stattfand. Die Netzwerkreihe wird mit Unterstützung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages und in Kooperation mit der Bundesarchitektenkammer und der Bundesingenieurkammer durchgeführt. Zunächst standen die Stadt und die Region Köln im Fokus. Im Rahmen eines Wettbewerbs zeichneten die IHK Köln und das Haus der Architektur Köln am 10.5.2012 insgesamt 5 vorbildliche Produktions- und Lagergebäude aus. 24 Bauherren und Architekten hatten sich beworben. Zu den Gewinnern zählten die Gewerbe- und Lagerhallen „Alpha Eins“ und „Alpha Zwei“ (guiliani hoenger ag), der Neubau einer Wartungs- und Montagehalle mit Bürogebäude der FAGSI GmbH (LHVH Architekten), die Werkstatt und Gewerbehalle „SM L“ (smo architektur), die Lagerstätte für Hochwasserschutzelemente „HW rod“ (trint + kreuder d.n.a.) und die Fabrik- und Verwaltungsgebäude der Firma Glas Dönges Sobek GmbH (brandlhuber+). Die Veranstaltung beinhaltete auch eine Tour zu einigen der ausgezeichneten Unternehmen.

Besuch der Lehner WerkMetall in Nittendorf bei Regensburg (Foto: Bundesstiftung Baukultur)

Auch in Regensburg begann die Veranstaltung „wieweiterarbeiten“ am 16.10.2012 mit einer Exkursion zu ausgezeichneten Betrieben der Region. Eine Jury unter Vorsitz von Michael Gaenssler vom Gestaltungsbeirat der Stadt Regensburg hatte 5 unterschiedliche Projekte ausgewählt. Zu den Gewinnern zählten der Malerbetrieb Eckert (Dömges Architekten AG), altro - die fotoagentur (Köstlbacher Miczka Architektur Urbanistik), Max Holzwerk OHG (geplant in Eigenregie von den Bauherren) und das Büro- und Produktionsgebäude der Lehner WerkMetall in Nittendorf bei Regensburg (Architekten A2). Anschließend luden die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, die Handwerkskammer NiederbayernOberpfalz, die Stadt Regensburg und der Architekturkreis Regensburg zur Podiumsdiskussion ein. Den Abschluss der drei Veranstaltungen in diesem Jahr bildete am 24.10.2012 ein Architekturgespräch in Neckarsulm, zu dem die Bundesstiftung Baukultur und die IHK HeilbronnFranken einluden. Unternehmer, Architekten und Ingenieure beschäftigten sich innerhalb einer Podiumsdiskussion mit der Frage, wie sich Produktion und Logistik mit der Gestaltung attraktiver Arbeitsplätze und Image fördernder Architektur verbinden lassen. Die im Rahmen der Veranstaltungen ausgezeichneten Gewerbebauten dokumentiert die Bundesstiftung bis Ende des Jahres 2012 in einer online-Projektgalerie unter www.bundesstiftung-baukultur.de. Judyta Koziol, Nina Schwab

Auszeichnung der Malerwerkstatt Eckert (Dömges Architekten AG) im Rahmen von „wieweiterarbeiten“ (Foto: Bundesstiftung Baukultur)


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DAI blickpunkt

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DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Arne Rüdenauer Dipl.-Ing. Freier Architekt Mitglied im AIV Stuttgart

Architekten . 3P Feuerstein Rüdenauer & Partner Industriestraße 25 70565 Stuttgart www.architekten3p.de Arne Rüdenauer

Gerhard Feuerstein

ZUR PERSON 1992–1997 Architekturstudium an der HfT Stuttgart 1997–2000 Architekturstudium an der Universität Stuttgart 1994–1996 Mitarbeit im Büro Kauffmann Theilig & Partner, Ostfildern 1996–1999 Mitarbeit im Büro Schäfer Architekten, Stuttgart seit 1999 Freier Architekt / Rüdenauer Architekten, Stuttgart 2000–2006 Partnerschaft Architekten.3P / Schäfer Rüdenauer Feuerstein, Stuttgart seit 2007 Partnerschaft Architekten.3P / Feuerstein Rüdenauer & Partner, Stuttgart seit 2007 Lehrauftrag an der HfT Stuttgart, Lehrstuhl Baukonstruktion und Entwerfen 2009–2011 Mitglied im Beirat des AIV Stuttgart seit 2009 Fachpreisrichter der Architektenkammer Baden-Württemberg seit 2011 Mitglied im Vorstand des AIV Stuttgart

Musikzentrum Südwestfalen, 3. Preis

WETTBEWERBE + AUSZEICHNUNGEN 1995 AIV Förderpreis, Großsporthalle Superdome Stuttgart, 1. Preis 1996 Dr. Karl-Josef Krettner Preis, Anerkennung / Hebel Studentenwettbewerb „Verdichteter Wohnungsbau“, Ankauf / Joseph-von-Egle Preis der Stadt Stuttgart 2004 Auszeichnung Architekturforum Zwickau, August-Horch-Bau der WSH Zwickau 2004 Auszeichnung BDA Preis Sachsen, Seminar- und Laborgebäude der WSH Zwickau 2011 Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Stadt Stuttgart, Speisepavillon, Degerloch 2011 + 2012 BDA Preis KG Esslingen Göppingen + Auszeichnung Beispielhaftes Bauen Kreis Esslingen, Neubau „Körperwerk“, Kirchheim u. Teck 2012 Auszeichnung Architekturforum Zwickau, Lehrgebäude der WSH Zwickau

oben: Gymnasium München-Trudering, 3. Preis unten: Pilotprojekt Vakuumeisspeicher Zwickau


DAI blickpunkt

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Neubau Multimediakomplex der Hochschule für Musik Karlsruhe, 1. Preis, Realisierung 2010–2012

Neubau Seminar- und Laborgebäude der WSH Zwickau Im bestehenden Hochschulcampus Zwickau der Westsächsischen Hochschule (FH) ist ein Laborgebäude für den Studiengang Kfz-Technik sowie Versorgungs- und Umwelttechnik realisiert. Laborhallen, Seminarräume, Büroräume und verschiedene Sonderräume gruppieren sich um zwei begrünte Innenhöfe. Die freigestellte „Umwelthalle“ markiert eine kleine Piazza in Ost-West-Richtung, die eine neue Mitte im Gesamtcampus ist, die einzelnen Lehrbereiche verbindet und das Hochschulgebiet neu gliedert. Die Detailgestaltung und verwendeten Materialien kennzeichnen den Charakter des Laborgebäudes für Kraftfahrzeugtechnik. Auf vordergründig aufgesetzte „Kosmetik“ ist zugunsten einer „werkgerechten“ Bearbeitung verzichtet worden.

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Wettbewerb Müngersdorfer Stadion in Köln zur WM 2006, 3. Preis

Seminar- und Laborgebäude der WSH Zwickau

Neubau „Körperwerk“ in Kirchheim u. Teck Das „Körperwerk“ in Kirchheim u. Teck wollte sich räumlich verändern und erweitern. Das geforderte Raumprogramm ist auf dem 650 m² großen Grundstück in einem 3-geschossigen Baukörper organisiert: Im Erdgeschoss befinden sich die Empfangs- und Therapieflächen, im Obergeschoss der Trainingsbereich, im Dachgeschoss Wohnungen, die auch als Praxen genutzt werden können. Der Baukörper ist so gegliedert, dass er sich harmonisch in die Nachbarschaft einfügen kann. Für die Wohnungen entstanden großzügige Terrassen. Unterschiedliche Eingangssituationen markieren den Zugang ins „Körperwerk“ bzw. zu den Wohnungen und Praxen. Neubau Speisepavillon in Stuttgart-Degerloch Der Neubau steht als frei geformter Solitär im Pausenhof zwischen der Real- und Grundschule. Die amorphe Grundrissform fügt sich harmonisch in die Freifläche ein, vermittelt zwischen den beiden Schulbauten und nimmt die vorhandenen Wegebeziehungen auf. Innen- und Außenraum verbinden sich durch die großzügige Glasfassade, vertikal gedämmte Holzpaneele beinhalten die Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung. Raumseitig werden die Heizkörper flächenbündig in die Nischen der Holz-Pfosten-Riegel-Fassade integriert. Baumstämmen ähnelnd gliedern sie die Fassade und stellen die Affinität zum umgebenden, mit hohen Kastanien versehenen Schulhof her. Arne Rüdenauer, Gerhard Feuerstein

oben: „Körperwerk“, Kirchheim u. Teck unten: Speisepavillon der Fritz-Leonhardt-Realschule, Stuttgart Degerloch


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DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Mitgliederversammlung 2012 Im Rahmen des DAI Tages 2012 in Stuttgart fanden neben den offiziellen Programmteilen, wie der Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur an Prof. Dr. Jörg Schlaich oder der 170-Jahr-Feier des AIV Stuttgart, auch die alljährlichen Gremiensitzungen statt. Die Mitgliederversammlung hat u.a. erörtert, wie der DAI die Teilnahme am jährlich stattfindenden Verbandstag für die Mitglieder noch attraktiver gestalten könne. Über die Regionaltreffen konnten seit einigen Jahren die Beziehungen zu den Mitgliedern gefestigt werden. Dennoch ist es wichtig, dass anlässlich der Mitgliederversammlung als zentrales Mitgliederorgan, wo auch Richtungsentscheidungen getroffen werden, möglichst alle Architekten- und Ingenieurvereine (AIVe) vertreten sind. Daher wurde der Vorschlag unterbreitet, den Vertretern aus dem jeweiligen Vorstand oder dem erweiterten Vorstand zumindest die Teilnahmegebühr zu erstatten. Eine Überlegung, die wir seitens des DAI Präsidiums gerne weiter in die Vereine hinein tragen. Die Teilnahme ist darüber hinaus auch immer eine Würdigung der Organisation des gastgebenden AIV.

Neues DAI Ehrenmitglied Das DAI Präsidium freut sich sehr, dass die Mitgliederversammlung in diesem Jahr dem Antrag gefolgt ist, DAI Vizepräsident Gerd Schnitzspahn, der mit dem AIV Stuttgart den diesjährigen Verbandstag ausgerichtet hat, die DAI Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Natürlich sei an dieser Stelle dem Geschäftsführer des AIV Stuttgart, Manfred Lehr, und seinem Team ebenfalls erneut herzlichst für die perfekte Organisation des DAI Tages 2012 vor Ort gedankt. Alle Besucher werden das bestätigen können.

Zeitschrift BAUKULTUR Sehr erfreulich ist aus DAI Sicht, dass 2012 eine ausgeglichene Haushaltsführung vorgelegt werden konnte. Erstmals konnte auch die Zeitschrift BAUKULTUR im vorgesehenen Budgetrahmen bleiben. Bitte unterstützen Sie auch fortan die Bemühungen, Ihnen mit dieser Publikation eine Kommunikationsplattform zur Verfügung zu stellen. Ihr Beitrag ist willkommen, ganz gleich ob als Leser, Autor, Anzeigenkunde oder Interessent an der Baukultur.

DAI als Dachverband Der DAI wird in regelmäßigen Abständen mit der Frage konfrontiert: „Was macht der DAI für uns AIVe?“ Die Mitglieder des DAI Präsidiums stellen sich dieser Frage bevorzugt im offenen Dialog. So waren DAI Präsident Prof. Christian Baumgart und DAI Geschäftsführer Udo Sonnenberg auf Einladung des Münchener AIV (MAIV) im Mai 2012 vor Ort. Wir haben dazu folgende Protokoll-Notiz verfasst: „In der Aussprache

wurde deutlich, dass vielen AIV Mitgliedern die Details der Dachverbandsarbeit gar nicht so geläufig sind. (…) Angesprochen wurde u.a. der „kommunikative Abstand“ der einzelnen Mitglieder zum DAI. Das erschien auch DAI Präsident Baumgart und Geschäftsführer Sonnenberg einleuchtend. Gleichwohl wurde umgekehrt erläutert, dass das Informationsangebot da sei. Dies wurde vom MAIV Vorsitzenden Friedrich Geiger bestätigt. In der BAUKULTUR werde regelmäßig über die Aktivitäten des DAI berichtet. Einmal monatlich erscheine der DAI Newsletter. Darüber hinaus werde viel über die DAI Webseite kommuniziert, und in den neuen Medien wie Facebook und Twitter sei der Verband ebenfalls aktiv. Seitens des MAIV kam etwas selbstkritisch der Hinweis, dass man oft die Chance der Eigenwerbung/ -darstellung in den DAI Medien nicht ausreichend nutze. Der andeutungsweise vorherrschenden Kritik an der BAUKULTUR hinsichtlich ihrer Qualität, die insgesamt jedoch durch eine kontinuierliche, qualitative Verbesserung großen Zuspruch findet, konnte aufgrund der vorab gegebenen Hinweise, dass man selbst die Möglichkeiten nicht ausschöpfe, leicht begegnet werden. Außerdem, so Baumgart, müsse man stets im Auge haben, mit welchen Ressourcen die Fach- und Verbandszeitschrift 6 Mal im Jahr erscheint. Aus dieser Perspektive brauche die Publikation den Wettbewerb nicht zu scheuen.“ Nach diesem Gesprächstermin wurde das Thema erneut auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung des MAIV genommen. Auch diesen Protokollauszug geben wir hier zur Veranschaulichung wieder: „Nach der Diskussion, die in der letzten Mitgliederversammlung 2011 zum Thema Mitgliedschaft des MAIV im DAI von einigen Mitgliedern angestoßen wurde, fand am 23.5.2012 eine Informationsveranstaltung über die Arbeit des DAI statt, zu der DAI Präsident Baumgart und DAI Geschäftsführer Sonnenberg nach München gekommen sind. Auf dieser Grundlage fand eine kurze Aussprache mit wenigen Wortmeldungen darüber statt, ob der MAIV im DAI verbleiben soll oder nicht. Im Anschluss daran wurde abgestimmt über den Antrag vom 1. Vorsitzenden Friedrich Geiger, dass der MAIV im DAI verbleiben soll. 41 Mitglieder stimmen dem Antrag zu. Zwei Mitglieder enthalten sich der Stimme. Der Antrag ist damit angenommen.“ Das DAI Präsidium ist jederzeit bereit, Gespräche – so sie denn in einem AIV angestoßen werden – aufzunehmen und zu begleiten, um Defizite im Austausch untereinander auszugleichen. Es ist darüber hinaus Aufgabe des Präsidiums, seine Aktivitäten noch offensiver vorzustellen und im Ergebnis zu kommunizieren. Eines aber ist unumstritten: Ohne das verbandspolitische Engagement auf vielen Ebenen sähe es für einzelne Mitglieder ganz anders aus. Keiner bewegt sich im luftleeren Raum, und berufliches Behaupten geht immer auch einher mit einem klaren, stabilen politischen Standpunkt. Den können nur alle AIVe gemeinsam im DAI und der DAI in Allianz mit den anderen planenden und bauenden Berufsorganisationen einnehmen und behaupten. Einzelkämpfer sind hier eine aussterbende Spezies. Udo Sonnenberg


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Laudator: Prof. Volkwin Marg (Fotos: Christiane Lehmann-Friedrich)

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DAI Preisträger 2012: Prof. Dr.-Ing. Drs. h.c. Jörg Schlaich

GROSSER DAI PREIS FÜR BAUKULTUR 2012 Prof. Dr.-Ing. Drs. h.c. Jörg Schlaich erhielt im Rahmen des diesjährigen DAI Tages in Stuttgart den Großen DAI Preis für Baukultur. Die Laudatio, die hier in stark gekürzter Form wiedergeben ist, hielt Prof. Volkwin Marg. Die vollständige Version finden Sie auf der DAI Web-Seite unter www.dai.org. Meine Damen und Herren, lieber Jörg Schlaich, wer inmitten Europas und quer durch Deutschland, z. B. nach Stuttgart fliegt, begreift im Fluge und im Überblick: Wir leben in einem seit 2.000 Jahren kultivierten Land (wie in einem Garten Eden). Aus der Nähe betrachtet ist diese Kulturlandschaft in permanentem Wandel, durch Menschen, die sie sich in immer neuer Form zu Eigen machen und umgestalten. Diese permanente Re-Kultivierung unseres Gartens Eden braucht die permanente Pflege durch Baukultur. Baukultur ist das Ganze eines höchst komplexen Kultivierungsprozesses für die Umweltgestaltung. Wenn wir diese Kultivierung nicht aufgeben wollen, bleibt uns notwendig nichts anderes übrig, als interdisziplinär zu kooperieren, um wenigstens gemeinsam wie Generalisten agieren zu können. Also muss die Parole heißen: Landschaftsgestalter, Stadtplaner, Bauingenieure, Architekten – vereinigt Euch! Gesucht werden hierfür wegweisende Führungspersönlichkeiten. Eine solche Persönlichkeit ist unser Preisträger Jörg Schlaich. Er hat immer wieder Brücken gebaut, Landschaftsund Stadtgestaltung, Ingenieure und Architekten, Technik und Kunst miteinander verbunden. Darum zeichnet ihn heute der DAI mit dem Großen DAI Preis für Baukultur aus.

Es ist mir eine große Ehre, die Laudatio zu diesem DAI Preis halten zu dürfen, weil auch ich Dir persönlich – lieber Jörg – viel zu verdanken habe. Es gibt unzählige Publikationen über Dein Wirken, darum beschränke ich mich auf das Wesentliche. Ein Buch der Edition Axel Menges, von Alan Holgate, kennzeichnet Dich als einen Baukünstler: „The art of engineering – the work of Jörg Schlaich and his team“. Der Titel meint ganz wörtlich Ingenieur-Kunst. Wie Baumeister Baukunstwerke schaffen, schaffen Ingenieurkünstler Ingenieur-Kunstbauwerke. Was Dich und Dein Team bei seiner besonderen „art of engineering“ bis zum heutigen Tag auszeichnet, ist das Baumeisterliche, die Symbiose von Technik und Kunst. Du warst immer ein Teamarbeiter. Das dokumentiert ein weiteres, fast schon enzyklopädisches Buch des Prestel Verlags, als Katalog zur Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum 2003 und mit dem Titel: „leicht weit – light structures, Jörg Schlaich – Rudolf Bergermann“ erschienen. Darin hast Du Dein Verständnis vom Entwerfen als Teamarbeit dargelegt, und zwar als eine Hommage an Rudolf Bergermann, dem Du seit 1967, seit der gemeinsamen Arbeit am Münchener Olympiastadion, verbunden bist: „Von Anfang an und bis heute hat jeder von uns immer das angepackt, was im Moment nötig war, ohne dass es dazu vieler Worte


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Der Bronze-Kubus, der den Großen DAI Preis für Baukultur symbolisiert, stammt vom Berliner Künstler Emanuel Scharfenberg (1932–2006): Der Name des Preisträgers ist auf einer schmalen Bronze-Platte graviert

Preisübergabe anlässlich des DAI Tages in Stuttgart (v.l.n.r.): Vorsitzender des AIV Stuttgart Gerd Schnitzspahn, Laudator Volkwin Marg, DAI Preisträger Jörg Schlaich, DAI Präsident Christian Baumgart (Foto: Christiane Lehmann-Friedrich)

brauchte, offenbar weil wir in allen grundsätzlichen Fragen derselben Meinung sind und bis heute stets alles brüderlich teilen. Dazu gehört vor allem, dass wir sehr früh auch in allen Fragen des Entwerfens und Konstruierens eine gemeinsame Auffassung und Haltung fanden, sodass die Frage, welcher Entwurf von wem stammt, nicht beantwortet werden kann und völlig überflüssig ist.“ Und an anderer Stelle schreibst Du weiter: „Ebenso wie meine Zusammenarbeit mit Rudolf Bergermann durch die gemeinsame Verantwortung für jedes Projekt gekennzeichnet war, sollen hier auch die Einzelverdienste unserer jüngeren Partner zitiert werden. Sie dürfen und sollen für sich in Anspruch nehmen, dass dies nun ihr Büro ist, ihre Verantwortung, ihr Erfolg und hoffentlich auch ihre berufliche Erfüllung und Freude. Ob sie’s, wie wir’s gerne hörten, von uns oder selbst erfahren haben, auf jeden Fall freuen wir uns, dass auch sie untereinander beherzigen, dass in unserem Beruf – in höchstem Maße verkörpert durch Rudolf Bergermann – Oberflächlichkeit genauso schädlich ist wie Spezialistentum, dass man sein Wissen immer erneuern muss, aber nie alles selbst wissen kann und deshalb aufeinander angewiesen ist – wobei der, der offen gibt, am meisten bekommt. Zuverlässigkeit und absolutes Vertrauen in fachlicher und menschlicher Hinsicht (...) sind das Fundament einer fruchtbaren Zusammenarbeit und eines sinnvollen Werkes.“

und finanziellen Punktlandung. Diese Eure Erfindung wurde zugleich zur Mutter unzähliger ähnlicher Glasgewölbe in aller Welt.

Es war auch für mich ein Glücksfall, dass ich vor 25 Jahren auf Dich – und damit auf Euch – getroffen bin. Ich hatte ganz dreist vor dem 800-jährigen Stadtjubiläum Hamburgs mit einer unbedachten Skizze für die gläserne Überdachung des Hofes des Museums für Hamburgische Geschichte die hanseatischen Honoratioren animiert, alle ihre Spendengelder in Höhe von 3,5 Mio. DM für ein Glasdach über dem Baudenkmal herzugeben. Nun hatte ich plötzlich das knappe Geld, nur 6 Monate Zeit, meine Verheißung als simple Skizze, aber einen entsetzten Denkmalpfleger, der das Schlimmste für sein Kleinod befürchtete. Wie die Idee eines schwebenden Glasgewölbes, dazu auch noch billig und schnell zustande bringen? Konventionelle Lösungen taugten dafür nicht. Es musste eine völlig neue Struktur erfunden werden, und so wandte ich mich an Jörg Schlaich. Er verwandelte prompt meine Not in seine Tugend. Eure vorgespannte filigrane Stahl-Gitterschale wurde zu einer bestaunten terminlichen

Seither haben wir permanent zusammen entworfen, und unser beider Teams auch: Türme, Brücken, weit gespannte Dächer, Bahnhöfe, Stadien, mittels Seilstrukturen, Raumtragwerken, Holzrautengewölben, Membrandächern, tensegren Turm- oder Kuppelkonstruktionen. Viele unserer gemeinsamen Entwurfsideen konnten wir bauen, aber so manche Idee ist auf dem Papier geblieben, zu unser aller Enttäuschung, z. B. die durchsichtige tensegre Stabnetzkuppel mit fast 400 m Durchmesser, federleicht, filigran, mit transparenten Luftkissen gedeckt, als leichtes Dachgewölbe unseres Wettbewerbsentwurfs von 2003 für das Olympiastadion in Peking. Anstelle dessen wurde das 45.000 t schwere Vogelnest ausgewählt und gebaut - für das sich die Vögel wohl genieren, wie Du einmal spöttisch bemerktest. Woher kommt Eure Lust am Gestalten, im Ganzen wie im Detail? Ich möchte auch das Jörg Schlaich selbst beantworten lassen, mit nur wenigen Stichworten aus einem Gespräch mit Ingeborg Flagge, die ich im Ausstellungskatalog von 2003 ausgewählt habe: Was ist für Sie das Faszinierende an Ihrem Beruf? „Diese unauflösliche Mischung von naturwissenschaftlichem und intuitivem, von deduktivem und induktivem Herangehen an immer neue Aufgaben. Dass es deshalb für jede noch so eindeutige Aufgabe unzählige subjektive Entwürfe gibt und man immer wieder seine eigenen neu erfinden kann.“ Der Schriftsteller Stefan Zweig sprach einmal von der „Not des Schöpferischen“. Gibt es diese Not auch für den Bauingenieur? „Aber ja. Natürlich gibt es den spontanen Einfall, bei dem etwas im Hinterkopf Gespeichertes plötzlich abgerufen wird, aber normal ist die mühsame Lust: Den Ort anschauen, grübeln, skizzieren, abschätzen, gewichten, wieder und wieder skizzieren, unzufrieden weglegen, kämpfen, schwanger gehen, andere fragen, schwitzen, bis sich schließlich aus einer Vielzahl von Alternativen die Lösung herausschält.“


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Stichwort Brücken: Über das Nachlassen von deren Qualität im öffentlichen Raum. „Die Gesellschaft, wir alle müssen lernen, dass auch im Ingenieurbau Qualität ihren berechtigten Preis hat und die gebaute Infrastruktur nur durch Kultur zur Zivilisation wird. Die einzig adäquate Gegenleistung für verbaute Natur ist Baukultur.“ Stichwort Arme Länder: Sie haben in Kalkutta eine Brücke gebaut und sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen. Im Zusammenhang mit solchen Bauaufgaben sprechen Sie immer wieder von sozialer Kompetenz. Was bedeutet das für Sie? „Es sollte mal auf meinem Grabstein stehen, dass ich an dieser Brücke mitarbeitete. Die Hooghly-Brücke ist das Bauwerk, von dem wir am ehesten behaupten können, als Ingenieure etwas für die Menschen getan zu haben. Wir haben über 20 Jahre mit diesem Bauwerk in Kalkutta gerungen. Es sollte ohne Importe gebaut werden, um Arbeit vor Ort zu schaffen. Weil es weder schweißbaren Stahl noch Schweißgeräte gab, wurden wir mit der Aufgabe konfrontiert, die Brücke so zu entwerfen, dass sie genietet werden kann. Das muss man sich vorstellen – eine 1.000 m lange Schrägseilbrücke nieten! Die Brücke hat so einen eigenen Charakter,

könnte nicht schöner sein, weil wirklich nichts Unnötiges dran ist. Die Nieten geben der Stahlfläche eine schöne Struktur. Der Bau hat tausende Familien ernährt. Für die Menschen in Kalkutta ist das ihre Brücke – was will man mehr?“ Da erkennt jemand Gott bei seinem Glücksgefühl durch schöpferische Arbeit und verbindet das mit mühsamer Lust (einzigartig die Kombination von Mühsal + Lust). Da beklagt sich jemand, dass so viele Ingenieure die Chance des Erfindens so wenig nutzen, weil Ingenieure so wenig sinnlich entwerfen (während Architekten so wenig logisch konstruieren). Da verausgabt er sich 20 Jahre lang mit einer genieteten Brücke, weil nur so arme Menschen in Lohn und Brot kommen. Lieber Jörg, Du bist überzeugt und hast bewiesen, dass man als Einzelner etwas bewirken kann. Du hast Beispielhaftes für die Baukultur bewirkt, allein und mit dem Team, das Du um Dich geschart hast. Ihr habt gebaute Schönheit geschaffen, durch die Qualität Eurer Ingenieurkunstwerke, mit Ästhetik die Menschen von ihrer Güte überzeugt. Dir – unser aller Dank! Volkwin Marg

Beton? Natürlich.

Natürlich wärmespeichernd. Wir brauchen die Sonne, weil sie uns wärmt. Da die Sonne aber nicht rund um die Uhr scheint, haben wir Möglichkeiten entwickelt, Wärme zu speichern. Beton kann das. Dieser natürliche Baustoff verfügt dank seiner Masse über eine Stärke, GLH VLFK LQ YLHOHQ %DXZHUNHQ HQHUJLHHIÀ]LHQW QXW]HQ OlVVW www.nachhaltig-bauen-mit-beton.de

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links Referenten der Tagung (v.l.n.r.): Helmut Heitkamp, Leiter der Bauund Liegenschaftsverwaltung NRW; Prof. Christian Baumgart, DAI Präsident; Heiner Sommer, Leiter Bereich Planen und Bauen der BLB; Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer NRW

HOCHSCHULBAU IN NORDRHEIN-WESTFALEN AM BEISPIEL DER RUHRUNIVERSITÄT BOCHUM DAI Tagungsbericht Der DAI hatte am 26.10.2012 nach Bochum eingeladen, um interessierten Kollegen, insbesondere den Mitgliedern der 5 Architekten- und Ingenieurvereine in Nordrhein-Westfalen, Gelegenheit zu geben, die Innensicht des großen Immobilienunternehmens des Landes NRW mit dem Aufgabensektor Hochschulbau kennen zu lernen. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des DAI, Prof. Christian Baumgart, gab der Kanzler der Ruhruniversität Bochum (RUB), Gerhard Möller, einen kurzen geschichtlichen Überblick und eine Schilderung der Leistungen dieser Universität. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW mit seiner Zentrale in Düsseldorf und 8 Niederlassungen im gesamten Land NRW hat 2001 alle Liegenschaften und Gebäude des Landes übernommen. Die Zentrale gliedert sich in Geschäftsbereiche u. a. in den Bereich Planen und Bauen. Dessen Leiter Heiner Sommer hatte die schwierige Aufgabe, die Konstruktion des BLB den Zuhörern verständlich zu machen. Hervorgegangen ist der BLB aus der Staatlichen Bauverwaltung des Landes NRW, die ihre Wurzeln in den königlich preußischen Staatshochbauämtern und den Reichsbauämtern, den späteren Finanzbauämtern, hat. Aus ehemals rund 4.000 Mitarbeitern in 41 Bauämtern vor 20 Jahren ist mit dem BLB ein Immobilienunternehmen mit ca. 1.400 Mitarbeitern geworden, das die Rundumbetreuung der Liegenschaften und Immobilien des Landes von der Erstellung eines Gebäudes bis zu deren Instandhaltung und Vermietung übernommen hat. Angesichts der Organisations- und Personalreduzierung ist der Anteil der Leistungen, die an freiberuflich Tätige und Unternehmen vergeben wird, extrem gestiegen. Hochschulen waren im bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik Mangelware. Insbesondere im Ruhrgebiet bestand enormer Nachholbedarf. Die RUB war 1962 (Aufnahme des Lehrbetriebs 1965) die erste Universitätsneugründung in der Bundesrepublik. Die Universität wurde außerhalb der Stadt (auf der „grünen Wiese“) als Campus-

Universität in Bochum-Querenburg angelegt: Bis auf wenige Außenstellen sind alle Fakultäten auf dem Universitätsgelände untergebracht. Die Universität und die für die Studierenden erbaute Wohnstadt „Hustadt“ sowie das beide versorgende Einkaufszentrum „Uni-Center“ dominieren seither den Stadtteil. Der Wettbewerbsentwurf von Hartmut Hentrich wurde realisiert. Aufgrund seiner konzentrierten Baumasse spaltet die RUB bis heute die Gemüter. Was die einen abstoßend und brutal empfinden, beglückt die Befürworter. Der Kanzler der RUB konnte so in seinem Grußwort die besondere soziale Organisation der Studenten und den Verbund mit Universitäten im Ruhrgebiet hervorheben. Der Präsident der Ingenieurkammer, Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, fand in seinem Grußwort große Zustimmung u. a. für den Satz: „Planer, Ingenieure und Architekten werden für Erfolge bezahlt, nicht für Tätigkeiten.“ Dies ist ein feiner aber wichtiger Unterschied. Unsere Leistung baut auf geistig schöpferischer Arbeit auf, auch wenn dies an der einen oder anderen Stelle noch nicht erkannt ist. Heiner Sommer schilderte sodann das unglaublich umfangreiche Bauvolumen an Hochschulen in NRW. Von Münster bis Bonn und von Aachen bis Bielefeld – überall geht es um hunderte Millionen Euro Planungs- und Bauvolumen für Sanierungen, Ersatzbauten und neu errichtete Hochschulen wie zuletzt z. B. Hamm/Lippstadt oder Herne/Bottrop. Die RUB gehört mit ihren ca. 38.000 Studierenden zu den 10 größten Universtäten Deutschlands. Das gesamte Areal muss saniert werden und das bei vollem Dienstbetrieb – eine Mammutaufgabe. Helmut Heitkamp, Leiter der zuständigen BLB-Niederlassung, und sein Vertreter Rainhard Daniel hatten die Zuhörer durch das Sanierungsgelände geführt. Helmut Heitkamp erläuterte im Anschluss die Planungsüberlegungen, die einzelnen Sanierungsschritte des riesigen Bauvolumens, das in einer in sehr kurzer Zeit bewältigt werden soll. Insgesamt geht es um ein Volumen, das die MilliardenGrenze deutlich übersteigen wird. Wolfgang Echelmeyer


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AIV Hamburg

BAUWERK DES JAHRES 2011 Am 18.10.2012 verlieh der AIV Hamburg die Auszeichnungen „Bauwerk des Jahres 2011“ an folgende 5 Projekte: • • • • •

Einfamilienhaus Eulenkrugpfad in Hamburg-Volksdorf Ohnsorg-Theater im Bieberhaus, Hamburg Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf Einfamilienhaus Rögenweg in Hamburg-Volksdorf Aula der Staatlichen Jugendmusikschule

Einfamilienhaus Eulenkrugpfad Bauherr: Lagemann Projektentwicklung Planung: LA‘KET Architekten Tragwerksplanung: OSJ Ingenieure Im Wohnhaus Eulenkrugpfad in Hamburg-Volksdorf, einem bevorzugten Stadtteil für Villen und Einfamilienhäuser, spürt man die Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Architekt in jedem Detail. Obwohl entsprechend dem Zeitgeschmack rechtwinklig und zurückhaltend in der Form, trägt das Haus nahezu organische Züge. Getreu dem Grundsatz Sullivans folgt die Form der Funktion, und zwar nicht nur dem vordergründig praktischen Nutzen – hier zeigen sich eher Schwächen, wie in der für das Kochen begrenzt nutzbaren Küche – sondern in der emotionalen Qualität, dem Gefühl, welches die Räume den Menschen vermitteln. Essentielle Dinge des Alltags in der Familie finden vielschichtige Orte. Jeder dieser Orte ist auf spezielle Weise über den puren Zweck hinaus mit einer Qualität angereichert, die ihn zu einem besonderen macht. Dies ist eine seltene Eigenschaft von Häusern, die heute gern nach geometrischen Prinzipien statt nutzerspezifischen Qualitäten entworfen werden. Die für dieses Einfamilienhaus charakteristische Beziehung zwischen gestaltetem Garten und jeweiligem Lebensbereich wurde durch Mittel wie Blickachsen, natürliches und künstliches Licht, Helligkeit und Schattenwirkungen sowie klare, auf wenige Materialien reduzierte Oberflächenstrukturen gezielt verstärkt. Zusammenfassend kann man sagen: Das Konzept des Hauses ist ein Kunstgarten, in dem Funktionen wie Essen, Schlafen, Relaxen angeordnet und mit einer Schutzhülle umkleidet werden. Gestalterische Mittel sind Bauteile, deren konsequente Detaillierung und sensible Materialauswahl dem Ganzen eine warme, klare Charakteristik geben. Umweltschonend wird dies durch ein intelligentes Heiz- und Kühlsystem, bestehend aus Wärmepumpe, Erdsonden, Photovoltaik und Betonkernaktivierung klimatisiert. Nils Roderjan

Obwohl rechtwinklig und zurückhaltend in der Form, trägt das Haus nahezu organische Züge

Das Konzept des Hauses ist ein Kunstgarten, in dem Funktionen wie Essen, Schlafen, Relaxen mit einer Schutzhülle umkleidet sind

Ohnsorg-Theater im Bieberhaus Bauherr: Alstria Office Reit AG Planung: Dinse Feest Zurl Architekten Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht Mit dem Umzug des Ohnsorg-Theaters 2011 in das Bieberhaus (geplant und gebaut 1908-1910) sollte die Existenz des Volkstheaters über weitere Jahrzehnte gesichert werden. Der Charme der alten Wirkungsstätte an den Großen Bleichen sollte mit mehr Komfort, modernster Technik, verbesserter Akustik und mehr Platz an anderer Stelle eine neue Ära begründen. Und das darf vorweggenommen werden: Es ist gelungen! Das Bieberhaus galt schon früher als Ort des Vergnügens. Dieser Tradition wurde nun gefolgt. In nur 16 Monaten Bauzeit entstanden im Bereich des ehemaligen Kinos der neue Theatersaal, eine Studiobühne, das Foyer mit Theatercafé und Bar, die Verwaltung und die notwendigen Betriebsräume.

Neu sind aufsteigende Sitzreihen, neu ist der Rang, neu sind Größe und Höhe der Bühne


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Mit dem Umzug des Ohnsorg-Theaters in das Bieberhaus sollte die Existenz des Volkstheaters über weitere Jahrzehnte gesichert werden

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Die äußere Gestalt wurde nicht verändert. Der berühmte Schriftzug, jetzt mit roten Lettern, markiert den Zugang zum Haus im Haus. Neu sind aufsteigende Sitzreihen, die mehr Beinfreiheit und gute Sicht garantieren, neu ist auch der Rang, neu sind Größe und Höhe des Bühnenraums und die Studiobühne. Als Meisterstück gestaltet sich der eingebaute Theatersaal. Auf Stahlfederkissen gelagert ermöglicht er störungsfreies Spielen. Freie Sicht wurde durch das Entfernen bestehender Betonstützen geschaffen. Aufwändige Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen oberhalb des 1. Obergeschosses ermöglichen die notwendige Lastumlagerung. Die Studiobühne verschafft beeindruckende Erlebnisse und Einblicke in die Theaterwelt mit einfachen Mitteln, verbindet und unterstützt die pädagogischen Ziele von Tradition und Gegenwart. Das große Foyer bietet viel Platz. Strenge Linearität und geometrische Klarheit der Raumführung sowie die edle Ausstrahlung der dunkelgebeizten AhornholzTäfelung und differenziert ausgestaltete Details verleihen den Räumen gediegene hanseatische Schlichtheit. Karl-Heinz Schneider-Kropp

Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf Bauherr: Hamburger Friedhöfe AöR Planung Bestandsbauten: Dohse Architekten, Carsten Dohse Planung Erweiterungsbau: tsj Architekten Tönnies+Schroeter+Jansen Tragwerksplanung: Otto und Lossien GbR

Durch die Wiederherstellung des Klinkerdachs erhielt der Bau seine einzigartige Materialeinheit und monumentale Wirkung zurück

Die denkmalgerechte Sanierung erfolgte nach dem Prinzip Wiederherstellung und Vollendung

Das Krematorium des Hauptfriedhofs Ohlsdorf war der letzte Bau, den Fritz Schumacher vor seiner 1933 durch die Nazis erzwungenen Pensionierung gestalten konnte. Seiner damaligen Sorge entsprechend, das Gesamtkonzept würde eventuell nur als Torso verwirklicht, hatte er klare Prioritäten für die Ausführung gesetzt. Am äußeren Erscheinungsbild des Hauptbaus ließ er keine Abstriche zu. Ebenso wurde die große zentrale Feierhalle mit allen Details und künstlerischen Ausstattungen ins Werk gesetzt. Diesem „Richtmaß“ standen Bauherr und Planer gegenüber, beraten durch die Fritz-Schumacher-Gesellschaft, als man sich 2007 Gedanken über eine denkmalgerechte Instandsetzung und einen Erweiterungsbau machte. Bei der Rekonstruktion der Gebäudehülle ist insbesondere die Wiederherstellung des Klinkerdachs hervorzuheben. Eine technische Meisterleistung, durch die der Bau seine einzigartige Materialeinheit und die daraus erwachsende monumentale Wirkung zurück erhält, die Schumacher angestrebt hatte. Viele weitere Details wären zu nennen, die nach dem Prinzip von Wiederherstellung und Vollendung bearbeitet wurden: Dort, wo die ursprüngliche Nutzung beibehalten werden sollte und die originale Substanz erhalten war, wurde detailgetreu bis zu den Türdrückern wiederhergestellt. Was bereits von Schumacher als Provisorium angelegt und im Original nicht mehr erhalten war, wurde mit großer Sensibilität neu formuliert. Dies gilt insbesondere auch für den Erweiterungsbau. Er bezieht sich auf das bereits von Schumacher angelegte Grundgerüst einer zweiflügeligen Anlage, die einen Innenhof bildet, der allen organisatorischen Anforderungen gerecht wird und der Westfassade des Krematoriums eine neue angemessene Fassung gibt. Mathias Hein

Einfamilienhaus Rögenweg Bauherr: Lagemann Projektentwicklung Planung: LA‘KET Architekten Tragwerksplanung: OSJ Ingenieure In Hamburg-Volksdorf könnte der Bautypus der Hamburger Kaffeemühle erfunden worden sein. Die Häuser der Nachbarn orientieren sich noch an den Häusern der


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Nachbarn und nicht an den Fotos vergangener Urlaube. Und doch gibt es hier im Rögenweg neuerdings ein Einfamilienhaus, das sich trotz seiner sublimen Anpassungsfähigkeit vom Einerlei abhebt. Hier hatte ein Bauherr eigene Vorstellungen. Der Zugang ist großzügig, für Fußgänger wie für Autos, ohne Hecke oder Zaun der Öffentlichkeit zugewandt und in jedem Fall multifunktional. In Hausbreite werden wir in Richtung Eingang geführt, tauchen mit jedem Schritt in das Gelände ein, treten unter den auskragenden Kubus: Das ganze Haus ist jetzt Vordach. Weite Fensteröffnungen vor und über uns zeigen sich ebenfalls hausbreit, sind millimetergenau, ohne Leibung und ohne Ansatz zu den geschlossenen Klinkerflächen eingesetzt. Auch wenn diese Kiste ernsthaft und klug dekoriert wurde: Es wäre sicherlich zu einfach, den geschärften Monolith zu einer Qualität an sich zu erheben. Jetzt, wo wir eingetreten sind und langsam wieder emporschreiten, machen uns die unverputzten, grau schimmernden Wände klar: Nicht nur der Vorgarten, das ganze Bauwerk ist aus Beton. So können die glatten, freitragenden Decken die beiden Seitenwände des Hauses mühelos erreichen. Hell und natürlich durchspülen die großen Fensterflächen das Gebäude in beide Richtungen mit viel Volksdorfer Grün. Die Enge des schmalen Grundstücks ist vergessen und lässt einen fragen: Wie können diese weiten Räume in diese kleine Kiste passen? Es ist so simpel wie wirkungsvoll: Der in der Mitte platzierte Kern zoniert die verschiedenen Wohnbereiche, ohne sie voneinander abzutrennen, lässt Durchblicke und Verbindungen zu, schirmt ab – und erfüllt die jeweiligen Wünsche nach Versorgung mit Küche, Bad etc. Entlang dieses Kerns schraubt sich das Haus über kurze Treppen Ebene für Ebene höher, bis wir draußen auf der abgesenkten Dachterrasse stehen. Peter Olbert

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In Hausbreite werden wir in Richtung Eingang geführt, tauchen mit jedem Schritt in das Gelände ein, treten unter den auskragenden Kubus

Hell und natürlich durchspülen große Fensterflächen das Gebäude mit viel Volksdorfer Grün

Aula der Staatlichen Jugendmusikschule Bauherr: Behörde für Schule und Berufsbildung Planung: EMBT Enric Miralles - Benedetta Tagliabue und nps tchoban voss Tragwerksplanung: WTM Engineers Musikkunst, wie kaum eine andere, lebt von der großen Vielfalt an Formen, Kontrasten, rhythmischen Wendungen, Dynamik und Sensibilität. Sie hat die Fähigkeit, Menschen zu verzaubern und Völker zu verbinden. Es gibt auch Architekturwerke wie die von Miralles Tagliabue, die uns unmittelbar und emotional, ähnlich der Musik, ansprechen und in eine Art Dialog verwickeln. Die Architektur von Miralles Tagliabue ist von großer Eigenständigkeit und betont künstlerischem Ansatz geprägt. In dem gesamten Objekt der Jugendmusikschule ist der Wille der Architekten, alles skulptural und malerisch zu bilden, gegenwärtig. Wesentliche Gestaltungsmittel sind die Elemente einer unorthogonalen und organischen Welt, welche wie die Musik komponiert und zusammengefügt werden – zu einzelnen und komplexen Formen, zu einem Bauwerk. Bemerkenswert ist hier auch der Mut zum Einsatz vieler sehr unterschiedlicher Materialien und Farben, eine bauliche Kakofonie, die trotzdem harmonisch wirkt – ein kleines Geheimnis. Für Hamburg und den Stadtteil ist das Gesamtobjekt ein großer Gewinn. Städtebaulich auf engstem Raum geplant, vermittelt es jedoch rundum kein Gefühl der Enge. Der Neubau ist großzügig zugänglich, das Licht unterspült zweigeschossige Gebäudeteile, macht diese schwebend. Durch eigene Freiraumplanung entsteht eine gelungene Einheit zwischen außen und innen. Der Studiosaal, als ein „Weingartentypus“ mit umlaufendem Rang und erweiterbarem Bühnenraum entworfen, ist durchgehend oval und in Material und Farben homogen gestaltet und bietet eine gute Akustik. Die gut belichteten Foyers und der Vortragsraum sind geräumig und multifunktional nutzbar. Aleksandar Ronai

Unorthogonale und organische Elemente sind – wie in der Musik – komponiert und zu einem Bauwerk zusammengefügt

Der Studiosaal mit umlaufendem Rang ist durchgehend oval und bietet eine gute Akustik


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AIV KölnBonn

STUDIENREISE NACH DRESDEN Vom 30.9.–3.10.2012 veranstaltete der AIV KölnBonn eine Studienreise nach Dresden. Unterwegs stand eine Stadtführung im mittelalterlichen Zentrum der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt mit Dom, Anger und Krämerbrücke auf dem Programm. Es folgte am nächsten Tag ein Stadtrundgang durch die Altstadt von Dresden mit ihren barocken Prachtbauten, der Frauenkirche und dem Zwinger mit seinen Pavillons und der Gemäldegalerie „Alte Meister“. Das Residenzschloss mit seinem Fürstenzug (Ahnengalerie der Wettiner Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige) beherbergt u. a. das Grüne Gewölbe mit der Sächsischen Kunstsammlung aus der Zeit Augusts des Starken. Im Neuen Grünen Gewölbe sind unterschiedlichste Kunstwerke ausgestellt, im Historischen Grünen Gewölbe reihen sich das Bernsteinkabinett, das Elfenbein-, Weißsilber- und Silbervergoldete Zimmer aneinander, die nur noch von den Kunstwerken aus Edelsteinen in den folgenden Räumen übertroffen werden. Architektonisch beeindruckten die Villen in der äußeren Neustadt, die Kunsthöfe, der stählerne Anbau des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, die drei Elbschlösser

Mitglieder des AIV KölnBonn vor Schloss Pillnitz

und die im Bau befindliche Waldschlösschenbrücke über die Elbe, die Gläserne Manufaktur und die Semperoper. Besichtigt wurden außerdem die Pillnitzer Gartenanlagen mit Schlosspark, Wasserpalais und der 1801 gepflanzten Kamelie, die im Winter durch ein auf Schienen verschobenes mobiles Gewächshaus geschützt wird; ferner die Bastei in der Sächsischen Schweiz und schließlich in Weimar die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, das Residenzschloss mit dem Hausmannsturm sowie die Bauhaus-Universität und die Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) mit dem berühmten Cranachaltar. Carsten Roß

AIV Würzburg

EINE NEUE KIRCHE FÜR ST. ELISABETH 9. Würzburger Architektur Workshop

Der 9. Würzburger Architektur Workshop konnte mit einer nicht alltäglichen Entwurfsaufgabe aufwarten. In Absprache mit der Diözese Würzburg wurde für die Studenten ein spannendes Entwurfsthema vorbereitet: Der Neubau der Kirche St. Elisabeth in der Zellerau. Die Kirche St. Elisabeth stellt mit ihren angegliederten sozialen Einrichtungen, vor allem im Bereich der Kinderbetreuung, einen wichtigen Quartierstreffpunkt innerhalb des Würzburger Stadtteils Zellerau dar. Darüber hinaus ist die Kirche durch ihr gewaltiges Gebäudevolumen und den Kirchturm eine weithin sichtbare Landmarke. Nach heutigen Gesichtspunkten und Anforderungen ist die Kirche aus den 1950er Jahren mit ihren 600 Sitzplätzen viel zu groß und sanierungsbedürftig. Der Herausforderung, einen zeitgenössischen Kirchenbau in einem heterogenen städtebaulichen Umfeld zu entwerfen, stellten sich 20 Studenten aus 5 Ländern. Mit viel Hingabe haben sich die Studenten, auch durch Gespräche mit Pfarrer Vollmuth, Angestellten der Kinderbetreuungseinrichtungen und Zellerauer Bürgern, der nicht einfachen Entwurfsauf-

gabe angenähert und erstaunliche Lösungen innerhalb von zwei Wochen hervorgebracht. Dabei sind sie mit Gespür auf die besonderen Anforderungen an einen zeitgemäßen Kirchenraum eingegangen und haben die Vorgaben der Kirche ideenreich und engagiert umgesetzt. Es war erstaunlich, mit welchen unterschiedlichen Entwurfsansätzen die 4 Gruppen, die während des Workshops von renommierten Hochschuldozenten intensiv betreut wurden, ihre Lösungsansätze für St. Elisabeth präsentierten. Die Vorschläge reichten von einem schlichten Zentralbau, einem unterirdisch, unter einem Wasserbecken gelegenen Kirchenraum, über eine konvexe, zentral angelegte Holzkirche bis hin zum Verbleib des konstruktiven Fragments des alten Gebäudevolumens, das mit Pflanzen berankt werden sollte. Gleichzeitig ergaben sich in allen Entwürfen neue öffentliche Räume und Raumfolgen, die die angegliederten Funktionen wie soziale Einrichtungen und Wohnen miteinander verbinden. Temporäre Arbeitsplätze wurden für die Teilnehmer in der großen Halle auf dem Bürgerbräuareal eingerichtet, dessen Entwicklung 2010 Thema des 8. Würzburger Architektur Workshops war.


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Insgesamt 20 Studenten aus 5 Ländern nahmen am 9. Würzburger Architektur Workshop teil

In 4 Gruppen wurden die Studenten von Hochschuldozenten intensiv betreut

Neben der Entwurfsarbeit wurde den Studenten auch ein spannendes Rahmenprogramm geboten, das sie mit viel Spaß und Freude verfolgten. So gab der Deutsche Alpenverein – Sektion Würzburg – an einem Abend eine Einführung in die Kletterhalle und lud die Teilnehmer des Workshops zu einem Probeklettern ein. Auch Architekt Roland Breunig von Archicult stellte den Studenten die zukünftigen Entwicklungen auf dem Bürgerbräuareal vor und lud alle anschließend zu einem Barbecue ein.

Hoffentlich kann der 9. Würzburger Architektur Workshop die zukünftigen Entwicklungen für St. Elisabeth ebenso in Gang setzen, wie dies beim ersten Workshop 1995 bei der Entwicklung des Alten Hafens analog der Fall war. Yvonne Beck Weitere Informationen: www.wuerzburg-workshop.de

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IN FORM GEBRACHT

Schalungsmatrizen zur Gestaltung von Sichtbetonoberflächen Ob Strukturen, Muster, Bilder oder Texte – Betonoberflächen können mithilfe von elastischen Matrizen individuell gestaltet werden. So entstehen Fassaden, die durch das Spiel von Licht und Schatten dem Gebäude ein lebendiges Aussehen verleihen. Von Efeublättern, Holzstrukturen und Reagenzgläsern Die Fassade ist das charakterisierende „Gesicht“ eines Gebäudes, manchmal zurückhaltend einfach, manchmal detailreich und dominant. Dabei lässt sich fast kein anderer Baustoff auf so vielfältige Art gestalten wie Beton: Er kann nicht nur in nahezu jede Form gebracht, sondern auch eingefärbt oder anderweitig bearbeitet werden. Drei Beispiele sollen kurz verdeutlichen, wie optisch und haptisch anregend Betonoberflächen gestaltet sein können: Die Deutsche Botschaft in Warschau fügt sich sowohl von ihrer baulichen Gliederung als auch von ihrer Fassadengestaltung her elegant in die naturnahe Umgebung ein, denn die Fassadentafeln aus grün eingefärbtem Sichtbeton ziert ein 2 cm tiefes Relief aus Efeuranken. Die unterschiedlich großen und zum Teil übereinander liegenden Blätter scheinen ihr Aussehen mit der wandernden Sonne ständig zu verändern. Es entsteht ein faszinierend plastisches Fassadenbild, das zum Berühren verleitet. Ein Vorbild aus der Natur wählten auch die Architekten eines Mehrfamilienhauses in Berlin. Der eher nüchtern wirkende Bau fällt durch seine klare Fassadengestaltung auf: Lange Fensterbänder und Brüstungen aus strukturiertem Beton wechseln sich ab. Um die Strenge des Baus ein wenig aufzubrechen, erhielten die Betonplatten eine Textur aus horizontal geschichteten Holzstäben. Durch Licht- und Schatteneffekte entstehen changierende Muster auf den Brüstungen, die von nah und fern reizvoll sind. Nicht ein bestimmtes Muster, sondern Fotos auf der Fassade lassen die Universitätsbibliothek in Toulouse unverwechselbar werden. Je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel erkennt man Motive wie physikalische Formeln, Reagenzgläser oder Porträts bekannter Forscher. Hier erzeugt ein Relief in der Betonoberfläche ein Abbild der ursprünglichen Bildvorlage auf der Fassade, und das wandernde Sonnenlicht lässt

die Fotos mal mehr, mal weniger deutlich hervortreten – eine Gebäudehülle als Bilderbuch. Möglichkeiten der Oberflächenbearbeitung Alle drei Bauten haben zwei Dinge gemeinsam: Zum einen werden durch die Wahl und Komposition der Strukturen in der Betonoberfläche das Spiel von Licht und Schatten an der Wand beeinflusst und lebendige, fast künstlerisch anmutende Ansichten geschaffen. Zum anderen verbindet sie die Technik, mit der diese Texturen hergestellt wurden, da in allen drei Projekten so genannte Strukturmatrizen zum Einsatz kamen. Eine solche Matrize ist nichts anderes als eine besondere Form der Schalung, die dem Beton seine bleibende Gestalt gibt. Denn bei dieser Art der Oberflächenbearbeitung macht man sich eine bestimmte Eigenschaft des Baustoffs zu

Universitätsbibliothek in Toulouse: Das wandernde Sonnenlicht lässt die Reliefbilder in der Fassade mal mehr mal weniger hervortreten (Planung: Espagno & Milani / Foto: Reckli GmbH)


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links Deutsche Botschaft in Warschau: Die Plastizität des Fassade mit ihrem künstlichen Efeurelief wird durch Lichtund Schatteneffekte verstärkt und durch natürlich gewachsenes Efeu überhöht (Planung: Kleine Metz Architekten / Fotos: Hanns Joosten)

Nutze. Frischbeton wird in eine Schalung gefüllt, wo er zunächst erstarrt und dann fest wird. Dabei nimmt er die Form an, die die Schalung vorgibt, und ist annähernd frei nach eigenen Vorstellungen modellierbar. Dank der Matrizen, die in die Schalform eingelegt werden, stehen mannigfaltige Strukturen zur Verfügung: glatt, rau, geriffelt, schraffiert oder ornamentiert. Lederartige Texturen lassen sich ebenso abbilden wie Gräser, geometrische Muster oder auch Texte. Hinzu kommen noch weitere Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung wie die farbige Gestaltung und das chemische, mechanische oder handwerkliche Bearbeiten. Der Gestaltungsspielraum wird durch die so genannte Foto-Gravur-Technik noch erweitert, ein Verfahren, mit dem nahezu alle Fotos auf Betonoberflächen übertragen werden können. Auch für Schriftzüge und Logos finden Strukturmatrizen Verwendung. Technische Details Bei Schalungsmatrizen handelt es sich um elastische Kunststoffschalhäute oder -schalungen zur vorgabengetreuen Texturierung einer Betonfläche. Die üblichen Texturtiefen reichen bis zu 80 mm, tiefere Texturen und starke Unterschneidungen sind möglich. Die Matrizen bestehen aus Polyurethan-Elastomeren, deren Elastizität ein beschädigungsfreies Ausschalen des Betons ermöglicht, auch bei komplizierten Strukturen. Neben Standard-Programmen mit bis zu 250 verschiedenen Designs bieten die Hersteller auch die Fertigung nach Kundenwunsch an. Dabei wird die Vorlage in eine CAD-Datei übersetzt und an eine CNC-Fräse weitergeleitet, die die spezielle Struktur aus einer Modellbauplatte heraus fräst. Das fertige Modell stellt die Positivform der elastischen Matrize dar und dient als Vorlage für die Herstellung. Alexandra Busch

Für elastische Foto-Gravur-Matrizen werden digitalisierte Bildinformationen über eine computergesteuerte CNC-Fräse auf den Plattenwerkstoff übertragen (Foto: BetonBild)

Mehrfamilienhaus in Berlin: Die feine Holzstäbchenstruktur an den Betonbrüstungen erzeugt je nach Lichteinfall changierende Muster (Planung: Zanderroth Architekten / Foto: Andrea Kroth)

Bevor der Beton im Betonfertigteilwerk in die Schalung eingefüllt wird, werden die Matrizen vollflächig mit der Holzschalung verklebt und mit einem Trennwachs besprüht, damit sich das ausgehärtete Fertigteil später problemlos ablösen lässt (Foto: BetonBild)

Matrize mit wellenförmiger Struktur (Foto: BetonBild)


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Die Materialien sind auf das wesentliche reduziert: Stampfbeton, Holz und verspiegeltes Glas, das die Natur reflektiert (Foto: Erich Spahn/BetonBild)

BAUEN MIT STAMPFBETON Stil am stillen Ort zeigt das neue Toilettenhäuschen auf dem Golfplatz in Lauterhofen in der Oberpfalz. Das von Berschneider + Berschneider, Pilsach, geplante Bauwerk wurde mit Stampfbeton realisiert. Wie eine Skulptur steht sie in der Landschaft: Schicht um Schicht zeigt die archaische Toilettenbox an der Fassade die historische Bauweise. Grauer Stampfbeton, grob bearbeitetes Holz und verspiegeltes Glas sind die reduzierten Materialien dieses Kleinods. Dabei entspricht der Beton der typischen Farbe des oberpfälzer Juragesteins. Folgerichtig liegen jetzt auch die beim Aushub freigelegen Kalksteinbrocken als Natursteinboden im Innenraum. Ein Baum, der am Standort gefällt werden musste, lieferte das Holz für die Eingangstür, die geradlinig in der Form, mit bewusst derber Oberfläche ausgeführt wurde. Das Waschbecken ist eine antike Viehtränke und entstammt einem Bauernhaus des Areals. So fügen sich Materialien und zeitgeschichtli-

che Dokumente des Ortes zu modernen Sanitärobjekten und rahmenlosen Glasflächen und ergeben gemeinsam ein bemerkenswertes Zusammenspiel. Für die Baustoffe und Einrichtungsgegenstände konnte der Golfclub Lauterhofen als Bauherr Sponsoren gewinnen. Durch freiwillig geleistete Arbeitsstunden wurde der kleine Betonbau kostenneutral realisiert. Die traditionelle Stampfbetontechnik erfordert keine Armierung. Die Standfestigkeit der Wände ergibt sich durch die stete Verdichtung der einzelnen Betonschichten. Sie erfolgt mittels Stampfen, das die Golfer – in Variation zur historischen Bauweise – unter Zuhilfenahme ihrer Driver bewerkstelligten. Eher symbolisch denn als Bewehrung wurden einige der alten Schläger in die Wandflächen einbetoniert. Die einzelnen Betonierabschnitte und der Abdruck der Brettschalung sind gut ablesbar und verstärken den archaischen Charakter. Im Vorfeld waren zwecks Festigkeit und Betonrezeptur Probewürfel gefertigt


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worden. Ohne FlieĂ&#x;mittel oder Verfestiger wurde der natĂźrliche Beton vor Ort mit relativ grober GesteinskĂśrnung in den von der Mannschaft jeweils zu bewältigenden Chargen gemischt. GrĂśĂ&#x;ere Bauten aus Stampfbeton lassen sich hingegen natĂźrlich auch mit Transportbeton ausfĂźhren. HierfĂźr werden von Betontechnologen spezielle Betonrezepturen konzipiert, die entsprechende FlieĂ&#x;mittel, eventuell Farbpigmente sowie VerzĂśgerer integrieren. So kann die gewĂźnschte Stampfbetontechnik auch durch eine versierte Rohbaufirma professionell ausgefĂźhrt werden. Insgesamt erforderte der Bau in Lauterhofen 5 Arbeitsgänge, die einzelnen Betonlagen konnten, gut gewässert, auch an verschiedenen Tagen Ăźbereinander eingebracht werden. Nur fĂźr die Betondecke in WU-Qualität waren Bewehrungseisen erforderlich. Die Entwässerung des Betonquaders erfolgt Ăźber ein Aluminium-Profil mit Speier, das Regenwasser versickert im Waldboden. Auch die Glasflächen mit der Spiegelfolie sind puristisch an den Beton gefĂźgt. Sie wurden mit Winkeln in betonierte Falze und Fugen eingebracht und die Ăœbergänge versiegelt. So ist nirgends ein stĂśrender Rahmen oder Winkel sichtbar. Im Innern sorgt die Verglasung fĂźr besten Panoramablick und wahrt dennoch die Intimität des stillen Ă–rtchens. Holger Kotzan

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Die Kalksteine des Erdaushubs wurden als Bodenbelag wieder eingesetzt, eine alte Viehtränke dient als Waschbecken (Foto: Erich Spahn/ BetonBild)

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Den Anfang macht ein guter Stein


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Mit dem 1. Preis ausgezeichnet: Der Entwurf für ein mobiles Künstleratelier lebt vom Kontrast zwischen leichter Stofflichkeit und statischer Stabilität

BAUEN MIT TEXTILBETON Am 27.9.2012 verlieh der TUDALIT Markenverband e.V. den TUDALIT-Architekturpreis 2012 (www.tudalit.de). Die Wettbewerbsaufgabe bestand darin, ein Objekt aus oder mit textilbewehrtem Beton zu planen. Dabei konnte das Spektrum von kreativen Bauwerken – wie Brücken, Gebäuden, Türmen – über neuartige Bauteilgestaltungen bis hin zu Freiraumgestaltungen und Möbeln reichen. Prämiert wurden drei Projekte. Das Preisgeld betrug 3.000 Euro.

Temporäres Künstleratelier Auszeichnung: 1. Preis Verfasser: Antonia Schwarzmeier, Kunsthochschule Halle Der Entwurf spielt mit den gestalterischen Qualitäten des Materials Textilbeton und unterstreicht dessen flexible Anwendungsbereiche. Dies zeigt sich zum einen im Material selbst, da es sich stofflich fiktiv an textile Elemente zeitlich begrenzter Architektur annähert, zum anderen aber in seiner Funktion als temporärer Bau. Dem Betrachter wird die Realfiktion eines Gebäudes präsentiert, in dem sich die vermeint-

lichen Gegensätze leichter Stofflichkeit und statischer Stabilität auflösen. Es ist problemlos von einem Ort zum nächsten zu transportieren. Das Gebäude besteht aus drei Teilen. Der vordere Teil ist durch eine großzügige Fensterfront nach Norden geöffnet. Die zwei weiteren Bereiche werden über Oberlichter ausgeleuchtet. Die äußere Hülle besteht aus einer sehr dünnen

Aus der äußeren Hülle formen sich raumbildende Elemente heraus, die im Innenraum unterschiedliche Funktionen aufnehmen

Den Entwurfsgedanken der raumbildenden Verhüllung unterstreicht der Einsatz von Spritzkork an den Innenwänden


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Schicht aus Beton, die mit Glasfasergewebe bewehrt ist. Der Textilbeton wird im Werk auf die Spantenunterkonstruktion aufgebracht und anschließend an ihr befestigt. Im Innenraum wird das Konzept der Verhüllung fortgesetzt. Aus der Hülle formen sich raumbildende Elemente heraus und nehmen unterschiedliche Funktionen auf. Der Fußboden im Innenraum besteht u. a. aus wasserbeständigen Betonpaneelen, die mit einem LocTec-Pro-Verriegelunssystem ausgestattet sind. Den Entwurfsgedanken der raumbildenden Verhüllung unterstreicht der Einsatz von Spritzkork an den Innenoberflächen. Das Ateliergebäude ist durch einen festen, quadratischen Rahmen eingefasst. Definiert wird diese Grundfläche durch

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verdichteten, gebrochenen Kies (Mineralbeton). Auf Grundlage eines computergenerierten 3D-Modells werden die formgebenden Elemente CNC-gefräst. Die Bodenplatte lagert auf einem Verbundträger, auf dem die Spanten befestigt werden. Deren Zwischenräume werden mit druckfesten ökologischen Holzdämm-Matten verfüllt, sodass eine homogene Grundform entsteht. Auf diese Form kann nun direkt die tragende Schicht aus Textilbeton aufgebracht werden. Der Laminierungsprozess der Betonschicht entspricht damit der Textilhaftigkeit des Materials. Das Gebäude ist als solares Inselsystem konzipiert, welches sich autark versorgen kann. PV-Module erzeugen Strom, thermische Solarkollektoren erwärmen das Wasser.

Überdachte Fahrradstation Auszeichnung: 2. Preis Verfasser: Marius Drauschke, Hermann Fliegel, Benjamin Welscher, Technische Universität Dresden Auf dem Campus der TU Dresden sollte eine Fahrradstation in Form einer leichten Überdachung geschaffen werden. Der dafür gewählte Ort ist aus allen Richtungen gut erreichbar und liegt an den hoch frequentierten Zugangswegen der Studenten. Die ringförmig geschwungene Betonkonstruktion

ermöglicht es, weite Teile zu überdachen und die vorhandene Baumsubstanz zu erhalten. Der schattige und regengeschützte Ort schafft zusätzlich eine neue Aufenthaltsqualität im Freien. Auch für Veranstaltungen, Konzerte oder ähnliches ist eine temporäre Nutzung vorstellbar.

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Mit dem 2. Preis ausgezeichnet: Die ringförmig geschwungene Betonkonstruktion ermöglicht es, weite Teile zu überdachen

Durch den Einsatz von Textilbeton konnte die statische Höhe des Daches um ein Vielfaches verringert werden

Auf der Basis von Hängemodellen wurde eine optimierte Form für die Überdachung gesucht. Das Wirkungsprinzip besteht darin, dass die Stützlinie an jeder Stelle im Querschnitt der Konstruktion liegt und so resultierende Momente und Zugkräfte vermieden werden. Infolge unterschiedlich auftretender Einflüsse wie Wind- und Schneelasten mussten

Sicherheitsbeiwerte einbezogen werden, die zu einer Verstärkung des Querschnitts führen, wodurch die Leichtigkeit einer solchen geschwungenen Form schnell verloren geht. Durch den Einsatz von Textilbeton jedoch konnte die statische Höhe um ein Vielfaches verringert werden, weil nun im Einzelfall auch Zugkräfte kompensiert werden können.

MARS-Klangsteine Auszeichnung: 3. Preis Verfasser: Marcus Ebert, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Der für die Zukunft geplante Umbau des Verkehrsnetzes hin zu Fahrzeugen mit Elektro-Antrieb bringt bisher nicht beachtete Probleme mit sich: Elektro-Fahrzeuge erzeugen kaum Geräusche, was gefährlich ist, weil sich nähernde Fahrzeuge nicht richtig wahrgenommen werden können. Ziel dieser Arbeit war die Herstellung von MARS-Klangsteinen (MARS = modular acoustical resonance system) aus zwei doppelt gekrümmten Textilbeton-Schalen zur Vermeidung derartiger Gefahrensituationen. Die akustischen Warnsignale entstehen ausschließlich durch den Fahrtwind. Der MARS-Klangstein ist ähnlich aufgebaut wie ein Instrument. Er hat ein definiertes Volumen und eine zylinderförmige

Öffnung, um entsprechende Frequenzen zu erzeugen. Die Klangsteine können nachträglich in die Fahrbahn eingebracht werden, um Warnsignale etwa an Überwegen, Haltestellen oder Kreuzungen auszusenden. Für dünne, doppelt gekrümmte Schalen sind nur wenige Materialien geeignet. Zudem muss der Werkstoff statische Lasten abtragen und den chemischen Angriffen aus dem Straßenverkehr dauerhaft standhalten können. Hierfür scheint der Verbundwerkstoff Textilbeton ideal geeignet zu sein. Die Textilbeton-Schalen befinden sich momentan in der Herstellung im Betonwerk.

links Mit dem 3. Preis ausgezeichnet: MARS-Klangsteine erhöhen die Hörbarkeit nahender Züge oder Elektrofahrzeuge

unten Aufbau eines akustischen Elements (v.o.n.u.): obere Schale mit Einlass Klebedichtung beider Schalen Zylinderrohr für schwingende Luftmasse untere Schale in verschiedenen Ausprägungen


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Das Vielberth-Gebäude der Universität Regensburg nach einem Entwurf von Ferdinand Heide ist der erste Schritt im Rahmen einer weiterreichenden Gesamtplanung zu Ausbau und Modernisierung des Campus (Foto: Universität Regensburg)

DEUTSCHER HOCHSCHULBAUPREIS 2012 Der Deutsche Hochschulbaupreis 2012 geht an die Universität Regensburg. Prämiert wurde das Vielberth-Gebäude des Frankfurter Architekten Ferdinand Heide. Besondere baukulturelle Qualität Die Deutsche Universitätsstiftung hatte den mit 15.000 Euro dotierten Preis unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in diesem Jahr erstmals ausgeschrieben. Mit dem Deutschen Hochschulbaupreis werden Hochschulgebäude oder Gebäudeensembles ausgezeichnet, die eine besondere baukulturelle Qualität aufweisen, in herausragender Weise ästhetische und funktionale Gesichtspunkte vereinen und als Hochschulgebäude für Studierende und Hochschullehrende attraktiv sind. Beworben hatten sich 55 Hochschulen und Universitäten mit insgesamt 72 Bauprojekten. Regensburger Campusgelände Die ästhetischen Qualitäten des Regensburger Campusgeländes werden unterschiedlich diskutiert. Gerade die Dominanz des grauen Sichtbetons wird kontrovers aufgenommen. Dies gilt aber nicht für die Architektur der Universitätsgebäude und die Grünanlagen, die in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Auszeichnungen gewürdigt worden sind. So erhielt das Forum der Universität schon 1975 den „BDA Preis Bayern“ des Bundes Deutscher Architekten. Auf dem Campus finden sich Bauten namhafter Architekten wie Kurt Ackermann, Alexander von Branca, Erwin Heinle, Robert Wischer oder des Regensburger Büros Dömges. Vielberth-Gebäude Nach eineinhalb Jahren Bauzeit wurde das Vielberth-Gebäude zum Sommersemester 2011 in Betrieb genommen. Neben modernsten Seminarräumen beherbergt der 4-geschossige

Bau die „IRE|BS International Real Estate Business School“, das europaweit größte Zentrum im Bereich der Immobilienwirtschaft. Kernstück des Raumprogramms ist die Aula des Hörsaalgebäudes mit 400 Zuhörerplätzen – sowohl für klassische Hörsaalnutzung als auch für Kongresse. Eine besondere Qualität liegt in der speziellen Akustik des Saales, die auch für die Kammermusikveranstaltungen der Universitätsensembles ausgelegt ist. Ergänzt wird der große Hörsaal durch zwei kleine Säle sowie insgesamt 20 Seminarräume. Finanziert wurde das Projekt durch den Freistaat Bayern mit 12,9 Mio. Euro und die Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth mit 3,0 Mio. Euro. Die Organisation der Baumaßnahmen auf der Grundlage der Pläne von Ferdinand Heide erfolgte durch das Staatliche Bauamt Regensburg. Sichtbeton und Stahl-Glas-Elemente Der kompakte quaderförmige Baukörper erhielt eine Fassade aus Sichtbeton und Stahl-Glas-Elementen. Damit findet die Materialität und Baukörpercharakteristik der Universität ihre Fortsetzung in zeitgemäßer Architektursprache. Das Gebäude unterschreitet mit seinem äußerst günstigen Verhältnis von Außenhülle zu Volumen sowie seinen Wärmedämmwerten die Anforderungen der derzeit gültigen Energieeinsparverordnung. Alexander Schlaak


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DIALOG ZWISCHEN ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT Neubau der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

Ende 2011 wurde der Neubau der Fakultäten Gestaltung sowie Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt fertig gestellt. Das mit der Planung beauftragte Dortmunder Büro Gerber Architekten erhielt hierfür den diesjährigen Antonio-Petrini-Preis 2012. Vorgeschichte Im ehemaligen Gebäude der Fakultät Gestaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt wurden Anfang der 1990er Jahre Schadstoffe in der Raumluft nachgewiesen. Deshalb wurde das Haus 1992 abgebrochen. Seit dieser Zeit waren Lehrende und Studierende auf 9 Standorte in der Stadt Würzburg verteilt. Nachdem schließlich in der Nähe der Universität Würzburg ein Grundstück für einen Neubau gefunden werden konnte, fand 2004 ein europaweiter Architektenwettbewerb mit über 500 Teilnehmern statt. Das Büro Gerber Architekten aus Dortmund gewann mit Abstand vor drei drittplatzierten Büros. Entwurfskonzept Der Neubau der beiden Fakultäten liegt in unmittelbarer Nähe zu den Universitätsgebäuden am Hubland. Die schöne landschaftliche Situation des Grundstücks in seiner Hanglage war Ausgangspunkt für den Dialog zwischen Architektur und Landschaft und bildet den wesentlichen Ansatz für das Entwurfskonzept. Das Gebäudeensemble gliedert sich in zwei L-förmige Baukörper, die über einem 2-geschossigen Sockel in die Hang-

landschaft eingebettet sind. Durch Aufständerung des südlichen Gebäudewinkels bietet sich ein Blick über den südlich gelegenen Talkessel in die Weite der Landschaft. Die Topo-

Antonio-Petrini-Preis 2012 Das Dortmunder Büro Gerber Architekten erhielt am 13.10.2012 den Antonio-Petrini-Preis für den Neubau der Fakultäten Gestaltung sowie Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Neubau definiert seinen Bauort ebenso klar und selbstbewusst wie zurückhaltend gegenüber Natur und Landschaft. In maßvoller Höhenentwicklung, geschickt dem Geländeverlauf folgend, sind die Baukörper um einen gut geschnittenen Hofraum gruppiert, sodass ein Ensemble von angenehmer Gestalt mit reizvollen Ein-, Aus- und Durchblicken entsteht. Die zeitgemäßen Hochschulräume sind funktional gut miteinander verknüpft, von attraktivem Zuschnitt und in sehr ansprechender Farb- und Materialsprache gehalten. Insgesamt ist das Bauwerk ein beispielhafter Beitrag zum heutigen Hochschulbau.“ Seit 1996 wird der Antonio-Petrini-Preis als Wettbewerb für Bauherren und Architekten alle zwei Jahre von der Stadt Würzburg ausgelobt und durchgeführt. Aktive Unterstützung und Förderung erhält er durch die BetonMarketing Süd.


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Bei der Betonherstellung wurde – als regionale Referenz – ockerfarbener Mainsand als Zuschlag verwendet (Foto: Dieter Leistner)

Die schöne landschaftliche Situation des Grundstücks bildete den wesentlichen Ansatz für das Entwurfskonzept (Foto: Christian Richters)

graphie erlaubt eine offene Garagenebene unter dem Gebäude, sodass die Einheit von Bauten und Landschaft nicht durch parkende Autos gestört wird.

Gebäudegestalt und Materialien Die Gebäudegestalt ist in Form eines gefalteten, geschlossenen Bandes entwickelt. Die offenen Außenwände der Südfassade sind im Gegensatz hierzu verglast und gegen die Sonne durch außenliegende Sonnenschutzlamellen geschützt. Alle Räume des Institutsgebäudes sind durch zu öffnende Fenster natürlich be- und entlüftet. Heller Sichtbeton und weiße Trockenbauwände kontrastieren mit anthrazitfarbenen Fassadenprofilen, Fußböden und Türen. Frühlingsgrüne Fensterflügel in 5 fein abgestimmten Nuancen und Handläufe aus Eichenholz ergänzen das zurückhaltende Farbspektrum. Die Fassaden sind in Sichtbeton, sowohl in Ortbeton als auch mit Betonfertigteilen, mit einer innenliegenden Kerndämmung ausgeführt. Die Anmutung des Betons mit seiner hellen Einfärbung ist eine regionale Referenz: Bei der Betonherstellung wurde ockerfarbener Mainsand als Zuschlag verwendet.

Raum für Lehre, Forschung und Kreativität Die L-förmigen Baukörper sind gegenüber gestellt und schaffen so einen Freiraum, der sich für die übergreifende, fußläufige Erschließung des Campus öffnet. Unterschiedlichste Raumangebote mit vielfältigen Verknüpfungen zwischen innen und außen tragen zum intensiven Kommunizieren bei, sodass ein attraktiver Ort für Lehre, Forschung und Kreativität entstanden ist. Der aufgeständerte Baukörper beherbergt die Hörsäle, während der 4-geschossige Trakt mit seiner kleinteiligen Struktur Übungs- und Seminarräume sowie die Büros der Professoren aufnimmt. Im Hofgeschoss sind beide Gebäude barrierefrei miteinander verbunden. Das weit über das Seminargebäude hinausragende Dach markiert mit seinen über drei Geschosse reichenden Stützen den Haupteingang.

Heike Wehrmann-Ernst


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Der um eine alte Blutbuche gelegte monolithische Betonbaukörper ist in einen weich modellierten parkartigen Freiraum gebettet (Foto: Rainer Retzlaff)

HEIZUNG, KÜHLUNG, SCHALL Einfamilienhaus in Kempten

Wohnhaus in Kempten Das Ende 2011 fertig gestellte Wohnhaus L15 befindet sich in einem ruhigen Wohngebiet in der Nähe des Stadtzentrums von Kempten. Die Planung stammt vom Kemptener Büro F64 Architekten. Das zu realisierende Raumprogramm war verbunden mit dem Wunsch, von möglichst vielen Aufenthaltsräumen aus einen direkten Zugang zum Garten zu erhalten und gleichzeitig das familiäre Zusammenleben in einem großzügigen Zentralraum zu konzentrieren. Unter Ausnutzung des um ein Geschoss ansteigenden Geländes wurde ein zweigeschossiges Gebäude entwickelt, das diese Qualität neben dem Hauptwohnraum auch allen Kinderzimmern, dem Gästebereich und der Lese- und Spielgalerie bietet.

Energie- und Haustechnikkonzept Die Energie wird mit einer Sole/Wasserwärmepumpe mit Erdsonden (2 x 110 m Länge) erzeugt. Die Wärmeübergabe erfolgt in angenehmer Strahlungswärme durch die thermische Aktivierung der sichtbaren Betondecken. Zur Optimierung wurden die Rohrregister bereits im Werk in die untere Lage der Halbfertigteilplatten eingelegt (Rudolph Green Code Klimadecke). Im Sommer kann dieses System auch zur Kühlung herangezogen werden. Eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle und eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ergänzen das Energiekonzept. Die Anforderungen zum KfW-EH 70 werden deutlich unterschritten.

Materialität Das Gebäude ist vollständig aus kerngedämmten Betonwänden als Halbfertigteilkonstruktion ausgeführt. Dabei blieben äußere und innere Wand- und Deckenflächen weitgehend sichtbar. Während die anthrazit beschichteten Fenster einen zurückhaltenden Kontrast zu den Betonflächen zeigen, signalisiert die Eingangs- und Garagentornische durch ihre Eichenholzoberfläche die besondere Funktion. Das präzise ausformulierte Fugenbild der äußeren Betonflächen erklärt die Konstruktionsart aus vorfabrizierten Bauteilen. Um ein gewisses Maß an Installationsflexibilität während der Bauzeit zu erhalten, bestehen die Innenwände aus glatt verputzten Ziegelwänden. Zusammen mit den weißen Einbaumöbeln und den weißen Innentüren ergibt sich ein differenziertes Wechselspiel mit den Betonflächen. Im Erdgeschoss sind die Böden fugenlos mit dunkel eingefärbtem Zement beschichtet. Im Obergeschoss korrespondieren Eichenholzdielen und Eichenholzfenster mit den Betonflächen.

Rudolph Audiotherm-Decke Für die akustische Raumwirkung spielt die Nachhallzeit eine wichtige Rolle. Sie wirkt sich unmittelbar auf die Sprachverständlichkeit aus. Als innovative Konstruktion wurden daher zur Verbesserung der Raumakustik in der großen Halle Reapor®-Absorberstreifen in die vorgefertigten Deckenelemente integriert (Rudolph Audiotherm-Decke). Diese hocheffektiven Schallabsorberstreifen bestehen aus Reapor®, das aus 100 % recycelbarem Blähglasgranulat gewonnen wird. Das Granulat wird in einem patentierten Verfahren erst in Plattenform gebracht und anschließend in einem Ofen versintert, wobei sich die Sinterhälse ausbilden, die für die akustischen Eigenschaften verantwortlich sind. Auch die mechanischen Eigenschaften bringen Vorteile. Der rein mineralische Werkstoff ist faserfrei, feuchteunempfindlich, nicht brennbar und unterliegt keiner hygroskopischen Ausdehnung. Entwickelt wurde der Werkstoff Reapor® in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP.


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Die glatte Gebäudehülle ist durch großformatige Fensteröffnungen und Volumenausschnitte zum Eingangsbereich, zur Terrasse und Loggia gegliedert (Foto: Rainer Retzlaff)

Der Hauptwohnraum öffnet sich zum Garten, gleichzeitig konzentriert sich hier das familiäre Zusammenleben (Foto: Rainer Retzlaff)

Physikalische Wechselwirkung Der gleichmäßige Einbau der Absorberstreifen sorgt für eine Oberflächenstruktur, durch die eine optimale Schallabsorption im Raum erzielt wird. Mit dem regelmäßigen Wechsel von Absorber und Beton in der Deckenoberfläche wird die thermische Funktionsfähigkeit des Elements kaum beeinträchtigt. Die weitgehend frei liegende Betonoberfläche garantiert ungehinderten Strahlungsaustausch sowohl im Heiz- wie auch im Kühlfall. Bei Audiotherm werden höchstens 20 % der Deckenfläche durch Schallabsorber abgedeckt, und dennoch sind bis zu 70 % der erforderlichen Schallabsorption im Raum erreichbar. Audiotherm-Technologie bringt verschiedene physikalische Wirkungsweisen (Reflexion, Beugung und Absorption von Schallwellen) miteinander in Wechselwirkung. Die gewünschte Schallabsorption wird durch Absorptions- und Überlagerungseffekte erreicht.

Decke wie eine gegossene Ortbetondecke. Die Audiothermdecke ist nach dem Aufbringen einer Tapete oder einem airless-Farbauftrag nicht mehr von einem klassischen Deckenelement zu unterscheiden.

Konstruktive Aspekte Bei den Audiotherm-Deckenelementen handelt es sich um großflächige, armierte Decken-Halbfertigteile. Sie dienen zusätzlich als verlorene Schalung. An der Baustelle werden sie direkt auf Wände und Montagejoche gesetzt. Die Oberseite hat eine aufgeraute Betonfläche, wodurch sich der örtlich aufgebrachte Überbeton so verbindet, dass ein monolithischer Endzustand gewährleistet wird. Statisch wirkt die

Rudolph Green Code® Audiotherm-Decke: Zwischen Überbeton und vorgefertigtem unterem Deckenelement sind Gitterträger mit Reapor®Absorberstreifen, Dämmkörper sowie Heiz- und Kühlleitungen integriert

Heizung und Kühlung Neben guter Akustik ist angenehmes Raumklima von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden. Klimatisierung durch Strahlungsaustausch stellt hier das Optimum dar. Die eingelegten Heiz- und Kühlregister der Audiotherm-Decke sorgen bei geringsten Luftströmungen und Staubverwirbelungen für indirektes Temperieren der Raumluft in natürlicher, gesunder und angenehmer Form. Konventionelle akustische Systeme (z.B. abgehängte Lösungen) schränken den Wirkungsgrad thermoaktiver Deckensysteme nachhaltig ein und wirken trotz höheren Materialeinsatzes weit weniger effektiv. Darüber hinaus beanspruchen sie zusätzlichen Raum bzw. Aufbauhöhe (in der Regel ca. 20-30 cm). Bei Audiotherm hingegen bleibt der schlanke Aufbau erhalten. Das bedeutet: deutlicher Nettoraumgewinn, glatte Deckenuntersichten, effektive und angenehme Raumklimatisierung, niedrige Vorlauftemperaturen zum Heizen, verbunden mit kurzer Reaktionszeit und damit signifikanter Einsparung bei den Energiekosten. Stephan Walter

Rudolph Green Code® Audiotherm-Decke: Mit Reapor®-Absorberstreifen werden bis zu 70 % der erforderlichen Schallabsorption im Raum erreicht

Reapor® besteht aus 100 % recycelbarem Blähglasgranulat


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Die Berliner Stadtautobahn nach der Instandsetzung (Fotos: StoCretec)

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Die Instandsetzung der Berliner Stadtautobahn erfolgte auf 17.000 m² Fahrbahnfläche zuzüglich Unterbau

BETONSCHUTZ FÜR VERKEHRSBAUTEN Die Sanierung der Berliner Stadtautobahn A 100 zeigt beispielhaft, wie unterschiedlich die Anforderungen an BetonInstandsetzungssysteme sind: Was für die Fahrbahn optimal ist, passt nicht zu vertikalen Bauteilen wie Brückenstützen, die Zugzone der Brücke erfordert eine andere Behandlung als die Druckzone. Berliner Stadtautobahn Die A 100 verläuft quer durch Berlin und verbindet die Hauptstadtviertel. Ursprünglich als Ringstrecke geplant, bildet sie heute einen Halbkreis, der vom Süden in Neukölln über Wilmersdorf im Westen bis nach Charlottenburg im Norden führt. Bauliche Mängel der Autobahn im nördlichen Abschnitt zwischen Goerdelerdammbrücke und Seestraße waren grundlegend zu sanieren – dies betraf die Fahrbahn wie die Brücken. Die Instandsetzung erfolgte auf insgesamt ca. 17.000 m2 Fahrbahnfläche und dem Brückenunterbau. Bei der Fahrbahn wurde zunächst der alte, schadhafte Asphaltbelag aus den 1960er Jahren abgefräst. Vor dem Auftrag der neuen Fahrbahndecke erhielt der nun sehr raue und unebene Betonuntergrund eine ebene homogene Oberfläche.

PROJEKTDATEN Projekt: Goerdelerdammbrücke – Seestraße, BAB 100, Berlin Bauherr: Senatsverwaltung Stadtentwicklung, Berlin Planung: Ingenieurgesellschaft Bonk + Herrmann, Dresden Verarbeiter: Sächsische Bau GmbH, Chemnitz Produktlieferant: StoCretec GmbH

Gradientenausgleich mit M3-Mörtel Je nach Gefahrenpotenzial gelten bei der Instandsetzung verschiedene Beanspruchbarkeitsklassen nach der DAfStbRichtlinie: Schränkt der Schaden die Standsicherheit nicht ein, reichen Mörtel der Klasse M1 (z.B. Ausfüllen von Fehlstellen). Ist diese gefährdet, muss das Bauteil mit einem Werkstoff der Klasse M2 saniert werden. Betonersatzsysteme der höchsten Beanspruchungsklasse M3 kommen zum Einsatz, wenn die Standsicherheit gefährdet ist und der Mörtel statisch mitwirken muss. Entsprechend kam bei der Sanierung der A 100 ein M3-Mörtel zum Einsatz. Dabei erfolgte der Gradientenausgleich mit PCC-I-Betonersatzsystemen: Der M3-Mörtel wurde nass in nass auf die zuvor aufgebrachte Haftbrücke aufgebracht. Die Verarbeiter benutzten dazu erstmalig einen Einbaufertiger, mit dem sich das Material in einer Breite bis zu 3 m und einer Schichtdicke von 20 bis 25 mm auftragen ließ. Dieses Verfahren spart viel Zeit und ist daher ökonomisch. Mit einem Flügelglätter wurde das Material anschließend verdichtet. Sicherheit durch Oberflächenschutz Die Sanierung der vielen schadhaften Stellen im Brückenbeton konzentrierte sich auf den Unterbau. Je nach Beanspruchung des Bauteils wurden unterschiedliche Sanierungssysteme gewählt: Für die Instandsetzung von Brückenuntersicht, -stirnseiten und der Stützen kam PCC-Grobmörtel auf einer Haftbrücke zum Einsatz. Für Kappen, Stützen und Untersichten fiel die Wahl auf zwei unterschiedliche Oberflächenschutzsysteme. Nach dem vollflächigen Auftrag des mineralischen Feinspachtels erfolgte der farbige Oberflächenschutz für die Brückenuntersicht. Diese Kombination bietet hohen Schutz gegen Schadstoffe und erhöht die CO2-Dichtigkeit. Bei den Kappen und Stützen wirkt die farbige Beschichtung zudem rissüberbrückend. Friederike Wolff


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MIKRORISSE IM BETON AUFSPÜREN Brücken, Windkraftanlagen, Minen – große Bauwerke müssen regelmäßig auf ihre Stabilität hin geprüft werden. Forscher aus Gießen haben eine Methode entwickelt, die die Sicherheit von Bauwerken erhöhen kann. Aktuelles Forschungsprojekt Ein Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Mittelhessen befasst sich mit der Schallemissionsanalyse zur Detektion von Mikrorissen in Bauwerken. Projektleiter ist Prof. Dr. Gerd Manthei vom Institut für Methodik der Produktentstehung. Schadensbild Mikrorisse Korrosion von Stahlbeton gefährdet die Sicherheit von Bauwerken. Ausgangspunkt solcher Schäden sind Mikrorisse, die durch starke Belastung entstehen können. Durch diese Risse, die optisch nicht unmittelbar wahrzunehmen sind, können z. B. Taumittel in den Beton eindringen und die Stahlbewehrung angreifen. Als Folge kommt es zu größeren Rissen. Beton platzt ab. Die Sicherheit des Bauwerks ist gefährdet. Laut Manthei entsprechen rund 16 von 20 Autobahnbrücken auf der A 45 nicht mehr den aktuellen Anforderungen.

„Schneller und einfacher haben Sie noch nie geplant!“

Schallemissionsanalyse Schäden können vermieden werden, wenn die Mikrorisse frühzeitig entdeckt werden, z. B. durch Schallemissionsanalyse. Sie macht sich zunutze, dass bei Verformungen oder Rissen in einem Material schwache Schallimpulse ausgesandt werden. Sensoren wandeln die so entstehende mechanische Energie in elektrische um. Das Verfahren ist für Stahl und faserverstärkte Kunststoffe entwickelt worden und auf diesem Gebiet etabliert. Spezialfall Beton Beton ist für die Schallemissionsanalyse ein schwieriges Material, da er wegen seiner unregelmäßigen Geometrie und Zusammensetzung die Ausbreitung elastischer Wellen stark dämpft. Wichtigste Aufgabe des Forschungsprojekts ist deshalb die Entwicklung eines neuen Schallemissionsaufnehmers, der in einem dem Beton angepassten Frequenzbereich misst. Eine permanente Schallemissionsanalyse könnte Auskunft über Ort, Ausdehnung und Fortschritt der Schädigung eines Bauwerks geben und die Instandsetzung ermöglichen, lange bevor der Schaden sichtbar wird. Prof. Dr. Manthei arbeitet in dem Projekt mit Prof. Dr. Rüdiger Kern vom Labor für Baustoffkunde, Bauteilprüfung und Massivbau zusammen. Das Forschungsvorhaben am Gießener Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik hat eine Laufzeit von 1 Jahr. Erhard Jakobs

Der „Planungsatlas für Hochbau“ bietet mehr als Planungsdetails mit ca. 10,5 Variationen und ermöglicht

den 850 Mio. den

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Ihr Beratungsteam vor Ort links An einem Schwingtisch analysiert Projektleiter Prof. Dr. Gerd Manthei die richtungs- und frequenzabhängige Empfindlichkeit eines Sensors (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)

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AUSGEZEICHNETE KONZEPTION

Auf dem ehem. Flughafengelände München-Riem musste der Betrieb für eine Altholzverwertungsanlage umgesiedelt werden. Nahe dem alten Standort erhielt er ein neues Grundstück für insgesamt drei Gebäude aus Stahlbetonfertigteilen. Jetzt ist das Ensemble mit dem Bauherrenpreis 2012 der Messestadt Riem ausgezeichnet worden. Hohe gestalterische Auflagen Bauvorhaben im Planungsbereich der Messestadt unterliegen hohen Auflagen und müssen u. a. einer Beratergruppe für Gestaltung und Ökologie vorgestellt werden. Doch nicht nur in diesem Gremium, sondern auch im Behördenkreis wurde eine Altholzentsorgungsanlage am „Tor zur Messestadt Riem“ kontrovers diskutiert. Daher musste eine gestalterisch und ökologisch hochwertige Konzeption entwickelt werden, die sich ohne großen wirtschaftlichen Mehraufwand umsetzen ließ (Planung: Laumer Ing.-Büro, Heinz Eberherr, Massing). Vorgabe des Bauherrn war die Verwendung von Stahlbetonfertigteilen aus betrieblichen, wirtschaftlichen und bauzeittechnischen Gründen. Wandgliederung Aus Schallschutzgründen musste im Bereich der Hallenwände auf Fenster verzichtet werden, sodass zunächst nur eine etwa 50 m lange und 8 m hohe Fläche aus Betonfertigteilen entstand. Sie ist durch außen liegende Stützen gegliedert. Als weiteres Strukturelement wurden Regenfallrohre und die horizontalen Fugen der Plattenstöße aufgenommen. Um das im Betrieb verarbeitete Material Holz zu zeigen, wurden Lärchenholzrundlinge im Fassadenbereich aufgerichtet, die eine strichcodeartige Textur und spannungsreiche Gliederung erzeugen. Dabei ist es durchaus beabsichtigt, dass sich in den Nischen und Höhlen der Rundlinge eine gewisse Tier-

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Die dunkle Einfärbung der zurückspringenden Wandplatten stellt den Bezug zum verarbeiteten Material Holz her

und Pflanzenwelt ansiedelt (Landschaftsplanung: Büro Robl Zeitlandschaften, Furth im Wald). Dach- und Sockelausbildung Ein Stahlbetonfertigteil bildet einen gleichbleibend umlaufenden Dachrand. Es schafft den gestalterischen Abschluss der Stützen nach oben, übernimmt die Rinnenfunktion und ermöglicht die Anordnung der Regenfallrohre an der Fassade. Diese Attikariegel sind von Stütze zu Stütze gespannt und überbrücken eine Spannweite von ca. 6,50 m. Das Pendant zur Dachrandausbildung bildet der umlaufende Sockel, der zusammen mit Stützen und Dachrand eine Nische bildet, in die die Lärchenholzrundlinge eingestellt sind. Bürogebäude Wesentliche gestalterische Elemente im Bereich der Bürofassade sind die bandartige Gliederung durch Fenster und die zurückspringenden Wandplatten. Ihre moccafarbene Einfärbung schafft den Bezug zum verarbeiteten Material Holz. Planerisch umgesetzt wurden die 4 cm starken Rücksprünge durch eine Reduktion der Dämmstärke in diesem Bereich. Die Dämmung wurde hier auf 8 cm reduziert, aber mit einer verbesserten Wärmeleitgruppe ausgeführt. Für den notwendigen Sonnenschutz ist eine Raffstoreanlage in die Betonsandwichelemente integriert. Durch die notwendige sturzlose Konstruktion und auskragende Vorsatzschalen konnte diese Idee umgesetzt werden. Heinz Eberherr Laumer Bautechnik GmbH Bahnhofstraße 8 84323 Massing www.laumer.de


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Der Materialcharakter des Sichtbetons sollte hinter der kalligrafischen Gestaltung der Altarwand erhalten bleiben

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Die Wandgestaltung umfasst 22 verschiedene Grautöne und vergoldete Buchstaben in 22 verschiedenen Größen

IM ANFANG WAR DAS WORT..... Rund 15 Jahre nach ihrer Einweihung wurde die Pfarrkirche St. Antonius in Neukirchen-Vluyn mit einer künstlerischkalligrafischen Gestaltung der Altarwand vollendet. Das von Baumewerd Architekten geplante Bauwerk überrascht im Innenraum durch seine lichtdurchflutete Leichtigkeit. Der Altar ist mittig platziert vor einem mächtigen Pfeiler, der von zwei Wandflächen flankiert wird. Erhalt des Materialcharakters Die Gestaltung der 120 m2 großen Altarwand aus Sichtbeton war den Architekten von Anfang an ein besonderes Anliegen. Dennoch wurden Pfeiler und Wandflächen aus Kostengründen zunächst nur einfarbig in hellem Grau lasiert. Die ursprüngliche Planung mit lasierenden Farbabstufungen in 22 verschiedenen Grautönen als Hintergrund für eine kalligrafische Gestaltung in Blattvergoldung konnte erst kürzlich vollendet werden. Weil der Materialcharakter der Betonoberfläche erhalten bleiben sollte, fiel die Wahl auf die mineralisch-matten Lasuren aus dem Hause KEIM. Diese Beschichtungen trocknen nicht nur physikalisch auf dem Betonuntergrund, sondern verbinden sich chemisch mit ihm, was eine besondere Wirkung erzeugt. Zudem bestehen die Lasuren, im Gegensatz zu deckenden Beschichtungen, nur aus transparenten Bindemitteln, farbgebenden Pigmenten und verdünnendem Fixativ, sodass der Untergrund durchscheinen kann und seine Textur erhalten bleibt.

tekten jeweils nur den dunkelsten und den hellsten Grauton bestimmt hatten. Die Unterschiede der einzelnen Farbtöne waren so fein, dass es nicht möglich war, sie werkseitig abmischen zu lassen. Also mischten die Maler mithilfe einer Digitalwaage und eines Tabellenkalkulationsprogramms selbst. Ausgehend vom dunkelsten Farbton wurden für jede Farbstufe 15 % des hellsten Tons zugefügt. Für jedes der 22 unterschiedlich großen Felder war eine individuelle Farbmenge zu mischen. Anschließend wurden die Folienschablonen der Schrift auf die lasierte Betonfläche aufgezogen, wobei lediglich die Outlines der Buchstabenformen vergoldet werden sollten. Da die Buchstabengrößen entsprechend der Farbfeldabmessungen variieren, lagen die Linienstärken zwischen 14 mm in den oberen und 7 mm in den unteren Feldern. In mehreren Arbeitsschritten wurde die Vergoldung mit 23,75 Karat Rosenoble Doppelgold aufgebracht und poliert. ,,Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ So leuchtet jetzt der fein kalligrafierte Prolog des Johannes-Evangeliums von der Altarwand.

Farbabmischung und Vergoldung Nach Reinigung und Vorbereitung des Untergrunds wurden die abgetönten Lasuren aufgetragen, wobei die Höhen der einzelnen Farbfelder von 6 cm bis 80 cm variieren. Die Abmischung der Lasuren war eine Herausforderung, da die Archi-

KEIMFARBEN GmbH Keimstraße 16 86420 Diedorf www.keimfarben.de


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links Die mit profilierten Rednern besetzte Referentenliste und der außergewöhnliche Veranstaltungsort lockten über 250 Besucher an

BETON UND BAUPRAXIS 7. Holcim Beton-Forum

Steigende Ansprüche an nachhaltige Lebensqualität und Mobilität für immer mehr Menschen: Unter diesen Vorzeichen fand am 5.11.2012 das 7. Holcim Beton-Forum zum Thema „Beton und Baupraxis“ im Wissenschaftsmuseum phaeno in Wolfsburg statt. Architekten, Planer und Bauunternehmer zeigten auf, welche Möglichkeiten der Baustoff Beton heute und zukünftig im Hinblick auf Funktionalität und Ästhetik bietet.

Nachhaltiges Bauen DGNB, deren Präsident er von 2008 bis 2010 war. Er erläuterte, wie sich der Megatrend Nachhaltigkeit im Bauwesen auswirken wird: Die Reduzierung des Einsatzes von Baustoffen durch immer kompliziertere Statiken sei eine Folge, eine weitere die wesentliche Erhöhung der Effektivität beim Einsatz von Baustoffen durch Einsparung von Material und so genannter Grauer Energie sowie das Recycling ganzer Bauwerke.

Nach der Einleitung des Fernsehmoderators Ludger Abeln folgte ein Überblick von Leo Mittelholzer, dem Vorstandsvorsitzenden der Holcim (Deutschland) AG. Er warf die Frage auf, warum der Baustoff Beton unter den eingangs dargelegten Vorzeichen immer komplexeren Bauaufgaben gerecht werden muss und welche Folgen dies für die Baupraxis hat.

Betontechnologische Herausforderungen und deren Lösungen beim Bau des Gotthard Basistunnels stellte Andreas Schaab von der Hochtief Solutions AG vor. Die enormen Kräfte, die in einem Berg auf das Material wirken und die anspruchsvolle Logistik beim Tunnelbau waren seine Themen.

Die Stadtbaurätin der noch jungen Stadt Wolfsburg, Monika Thomas, stellte Aspekte der Stadtentwicklung und Architektur in Wolfsburg seit 1938 dar. Sie zeigte auf, dass die positive Entwicklung einer jungen, schnell wachsenden Stadt durch die kluge Wahl herausragender Bauwerke beeinflusst werden kann. Die Wahl der Baustoffe spielt dabei eine maßgebliche Rolle für ihre Akzeptanz.

Ein weiterer Beitrag behandelte die Bahninfrastruktur im ganz großen Maßstab: Thorsten Betz vom Bauunternehmen Max Bögl sprach über „High Speed“ auf der Bahnstrecke Bejing-Shanghai. Dafür wurden innerhalb weniger Jahre Bauzeit Brücken von mehr als 150 km und Bahntrassen von 2.000 und mehr km Länge mit Betonfertigteilen erstellt.

Städtebauliche Aspekte waren für Holger Grimm von der Putzmeister Concrete Pumps GmbH der Einstieg in sein Referat, mit dem er Einblicke in spannende Bauaufgaben gab. Befeuert durch den Wirtschaftsboom im arabischen Raum wurde der Bau des höchsten Gebäudes der Welt, des Burij Khalifa, auf den Weg gebracht. Anhand der betontechnologischen Herausforderungen zeigte der Referent, wie sich baupraktische Probleme in diesem in vielerlei Hinsicht extremen Bauvorhaben erst entwickelten und wie sie durch die Kombination von Hochtechnologie, Ingenieurskunst und Pragmatismus bewältigt werden konnten. Professor Dr. Werner Sobek, Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren an der Universität Stuttgart, sprach über Zukunftsperspektiven für das Bauen mit Beton. Als Mitglied der Jury der Holcim Awards for Sustainable Construction ist er besonders sensibilisiert für Fragen zur Zukunftsfähigkeit unterschiedlicher Baustoffe. Sobek ist auch einer der Gründer der Deutschen Gesellschaft für

Zum Abschluss wurde der Bogen von der Baupraxis zurück zum Veranstaltungsort gespannt, indem Dr. Wolfgang Guthart, Direktor des phaeno, durch Höhen und Tiefen bei Ausschreibung, Vergabe, Planung, Bau und Nutzung des heute weltbekannten Wissenschaftsmuseums führte. Auch im nächsten Jahr lädt Holcim wieder zum Beton-Forum ein. Es findet am 4.11.2013 unter dem Motto „Beton und Kulturbau“ in Hannover statt. Simeon Stracke

Holcim (Deutschland) AG Willy-Brandt-Straße 69 20457 Hamburg www.holcim.de


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Der vom Stuttgarter Büro berger röcker architekten errichtete Bungalow in Haigerloch weist dank der im Leichtbeton enthaltenen Blähtonkugeln sehr gute Werte hinsichtlich Wärmedämmung und Wärmespeicherung auf (Foto: Brigida González)

ARCHAISCH SCHLICHT Durchgängige Sichtbetonoptik Der über L-förmigem Grundriss errichete Bungalow in Haigerloch, entworfen vom Stuttgarter Büro berger röcker architekten, erscheint wie fest in der Landschaft verankert. Es sollte ein homogener und einfacher Bau entstehen, der wie eine archaische Höhle Schutz und Massivität ausstrahlt. Durchgängige Sichtbetonoptik verschafft außen die charakterstarke, lebendige Fassade und innen die nötige Klarheit. Das 220 m² große Wohnhaus weist auf der Westseite raumhohe Fenster auf. Die Fassaden im Norden und Osten sind dagegen bis auf wenige geschosshohe Schlitze geschlossen. Sämtliche Wohnräume sind mit einfachem Holzparkett und wenigen maßgefertigten Einrichtungsgegenständen ausgestattet. So kommt die besondere Sichtbetonoptik der Decken und Wände zur Geltung. Sie erscheinen so, wie sie nach dem Ausschalen sichtbar wurden: einheitlich und glatt, aber bei genauerer Betrachtung mit ganz individuellem Relief und unterschiedlichen Farbgebungen.

Energieeffizienz Für die Summe aller Anforderungen stellte sich die Errichtung als monolithische Konstruktion aus Liapor-Isolationsbeton als beste Lösung heraus. Die Wahl fiel auf einen LiaporLeichtbeton LC8/9 mit der Rohdichteklasse D1,2 und der Expositionsklasse XC4, XF1. Die Decke wurde aus LC25/28 errichtet, während die Bodenplatte sowie die Innenwände aus Normalbeton bestehen. Die Außenwände in 50 cm Stärke gewährleisten mit einem U-Wert von 0,68 W/m²K gute Energieeffizienz. Das Aufbringen eines zusätzlichen Wärmeschutzes war nicht erforderlich. Das Gebäude weist dank der im Leichtbeton enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln nicht nur sehr gute Werte hinsichtlich Wärmedämmung und Wärmespeicherung auf. Der Bau dient gleichzeitig als kompakter Energiespeicher, der die einfallende Sonnenenergie tagsüber aufnimmt und zeitverzögert wieder abgibt. Für zusätzliche Wärme sorgt die Luftwärmepumpe des Hauses. Der Einbau des Liapor-Isolationsbetons erfolgte mittels Schüttkübeln und Hosenrohren, die eine Entmischung vor der Befüllung der Schaltafeln verhinderten. Innerhalb von nur 8 Wochen konnten auf diese Weise die gesamten Außenwände sowie die Hülle des Kamins erstellt werden. Auszeichnungen Das Gebäude wurde mit dem Hugo-Häring-Preis der BDA Kreisgruppe Neckar-Alb ausgezeichnet und erhielt den „best architects 12“-Award im Bereich Wohnungsbau.

Die Wohnräume sind mit einfachem Holzparkett und wenigen maßgefertigten Einrichtungsgegenständen ausgestattet (Foto: Brigida González)

Liapor GmbH & Co. KG Industriestraße 2 91352 Hallerndorf-Pautzfeld www.liapor.com


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Polytechnische Schule in Kössen: Die schmalen Öko Skin Paneele aus Glasfaserbeton bringen keinen Wartungsaufwand mit sich

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Rieder hat sein Kompetenzzentrum für individuelle Lösungen aus Beton an der Fassade erweitert. Neben den Großformatplatten fibreC bietet das österreichische Unternehmen handliche Latten aus Glasfaserbeton. Die 2009 eingeführte Produktlinie Öko Skin erhöht zusätzlich die Anwendungsmöglichkeiten von Beton an der Fassade. Durch eine von Rieder neu entwickelte Produktionstechnik können nun auch dreidimensional geformte Glasfaserbetonelemente gefertigt werden. Die gesamte Produktpalette wird auf der BAU 2013 am Stand A2.109 präsentiert.

FLEXIBILITÄT, ÄSTHETIK UND INTELLIGENZ Glasfaserbetonprodukte für die Fassade

Großformatplatte fibreC für außen und innen Die großformatigen fibreC Fassadenplatten sind 13 mm dünn und innerhalb ihrer maximalen Größe von 1,2 x 3,6 m frei konfektionierbar. Die Platten sind mit natürlichen Farbpigmenten vollständig durchgefärbt. In 10 Farben mit je drei Oberflächenausprägungen bieten sie zahlreiche Möglichkeiten für den kreativen Umgang mit Farbe, Struktur und Form. Durch ihre Verformbarkeit lassen sich fibreC Platten auch geschmeidig über Ecken und Kanten führen. Die Fassadenbekleidung fibreC ist als vorgehängte hinterlüftete Fassade konzipiert und für nahezu jede Gebäudeart einsetzbar. So werden die positiven Materialeigenschaften von fibreC und die bauphysikalischen und ökonomischen Vorteile der hinterlüfteten Fassade kombiniert.

Mit einem speziell entwickelten Verfahren ist es möglich, Glasfaserbeton als runde Formteile zu produzieren: Die raffiniert geformten fibreC Fassadenelemente des Eurostar Book Hotels in München stellen geschwungene Buchseiten dar, die gleichzeitig vor direkter Sonneneinstrahlung schützen

Freiformelemente fibreC 3D Eine spezielle Produktionstechnik ermöglicht die Herstellung von dreidimensionalen Fassadenelementen mit individuellen Maßen und Formen. Jedes Element wird dabei als eine Einheit produziert, sodass ein monolithisches Erscheinungsbild entsteht. fibreC 3D Elemente sind mit den herkömmlichen fibreC Großformatplatten kombinierbar und ermöglichen eine wirtschaftliche Lösung für die gesamte Gebäudehülle. Öko Skin – dünner Beton im Lattenformat Die 1800 mm langen Fassadenlatten aus Glasfaserbeton sind in der Breite 147 bzw. 302 mm erhältlich. Die handlichen Latten sind mit geringerem Aufwand zu montieren und können direkt auf der Baustelle zugeschnitten und verarbeitet werden. Aufgrund des robusten Werkstoffs Beton müssen sie nie gestrichen oder geschliffen werden, um ihren Charakter dauerhaft zu erhalten. Öko Skin kann mit farblich angepassten Schrauben oder Nieten montiert werden. Für die 302 mm breiten Betonlatten ist auch das Befestigungssystem der Stulpschalung möglich. Stephanie Jung

Das Wohngebäude in Helsinki erhielt eine vorgehängte Lochfassade aus über 400 unterschiedlich großen, dreidimensionalen fibreC 3D Betonelementen: Damit ergibt sich ein raffinierter Sicht- und Sonnenschutz, ohne auf die Lichtverhältnisse der Räume einzugreifen

Rieder Smart Elements GmbH Mühlenweg 22 5751 Maishofen | Österreich www.rieder.cc


autoren | vorschau | impressum

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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 35. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Mitgliederbetreuung und Sonderveranstaltungen) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: baukultur@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion + Anzeigen Christina Ahr M.A. E-Mail: ahr@vbk-verlag.de Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1.10.2012. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druckauflage: 6.200 Exemplare (IVW II/2012)

Vorschau Ausgabe 2_2013 >> klimaBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Yvonne Beck AIV Würzburg, Mitglied www.aiv-wuerzburg.de

Nils Roderjan AIV Hamburg, Ausschussvorsitzender www.aivhh.de

Alexandra Busch Agentur kontakt|raum www.kontaktraum.com

Aleksandar Ronai AIV Hamburg, Vorstandsmitglied MRLV Markovic Ronai Voss Architekten, www.mrlv.de

Mathias Hein AIV Hamburg, Ausschussvorsitzender Mathias Hein Architekten www.mh-architekten.com

Carsten Roß AIV KölnBonn, Mitglied www.aiv-koelnbonn.de

Erhard Jakobs Technische Hochschule Mittelhessen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.thm.de

Arne Rüdenauer AIV Stuttgart, Mitglied Architekten.3P www.architekten3p.de

Holger Kotzan BetonMarketing Deutschland Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.beton.org

Alexander Schlaak Universität Regensburg Referat II/2, Kommunikation www.uni-regensburg.de

Judyta Koziol Nina Schwab Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.bundesstiftung-baukultur.de

Karl-Heinz Schneider-Kropp Architekturbüro Schneider-Kropp c.t. www.call-through.de

Prof. Volkwin Marg gmp Generalplanungsgesellschaft mbH Vertretungsberechtigte Gesellschafter www.gmp-architekten.de Peter Olbert AIV Hamburg, 2. Vorsitzender Peter Olbert Architekt www.peterolbert.de

DAI Kooperationspartner

Stephan Walter F64 Architekten GbR www.f64architekten.de Heike Wehrmann-Ernst Gerber Architekten GmbH www.gerberarchitekten.de Friederike Wolff pr nord. neue kommunikation. GmbH www.pr-nord.de

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BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Januar 2013 | Ausgabe 1 | ISSN 1862-9571

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