BAUKULTUR 2_2013 klimaBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkt Energiesparendes Bauen

AIV Magdeburg Bauwerk des Jahres 2011

AIV Mark-Sauerland St채dtebaulicher Ideenwettbewerb 2012

MAIV Darmstadt Fachexkursion nach Polen

BAUKULTUR

klima


Innovativ bis ins Detail – Knauf Systemlösungen für den Wohnbau.

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editorial

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LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, VEREHRTE LESER UND FREUNDE DER BAUKULTUR, wenn Sie diese Ausgabe der BAUKULTUR in Händen halten, ist das Jahr 2013 bereits ein gutes Stück vorangeschritten. Gleich zu Jahresbeginn stand die BAU in München auf der Agenda, gleichsam als Auftakt-Stimmungsbarometer der Branche und als eine Art Leitmesse für die planenden und bauenden Berufe. Nach allgemeiner Wahrnehmung war die Stimmung im Vergleich zu 2011 deutlich positiver, nicht zuletzt die hohe Besucherzahl von knapp einer Viertel Million belegt dies eindrucksvoll. Natürlich hat auch der DAI die Messe zu Kontaktpflege und als Kommunikationsplattform aktiv genutzt. Gemeinsam mit weiteren Kollegen des Präsidiums konnte ich eine Reihe von Gesprächen sowohl mit aktuellen als auch potenziellen künftigen Kooperationspartnern des Verbandes führen. Näheres dazu finden Sie in der Rubrik „Aus dem Präsidium“ auf Seite 12 dieser BAUKULTUR. Es ist sehr zu hoffen, dass es uns gemeinsam gelingt, die beschriebene positive Grundstimmung durch das gesamte (Wahl)Jahr zu tragen. Dabei liegen große Herausforderungen vor uns, erinnert sei hier nur an den dringend zu forcierenden Wohnungsbau, aber auch an Modernisierungs- und energetische Sanierungsmaßnahmen unterschiedlichster Größenordnung. Dabei wird es für die planenden und bauenden Berufe nicht zuletzt darum gehen, sich endlich und deutlich von den wenigen in Schieflage geratenen strauchelnden Großprojekten abzugrenzen, auch wenn diese lustvoll und schlagzeilenträchtig weiterhin ausgebreitet werden. Durch diese wenigen Renommiervorhaben – so ärgerlich sie auch sein mögen – kann nicht die gesamte Debatte um das Planen und Bauen, um die Baukultur geprägt werden. Geplant und gebaut wird in der breiten Masse und in allererster Linie regional und lokal. Dort werden in der großen Zahl der Projekte und Baumaßnahmen die Prüfsteine gesetzt. Hier beweist sich die Qualität unserer Berufsgruppen, hier sind die Umsetzung der Energiewende und das Erreichen dringend erforderlicher Klimaschutzziele angesiedelt. Verbandspolitisch wird der DAI auch im Jahr 2013 auf den wesentlichen Feldern der Diskussion einer der maßgeblichen Akteure sein. Neben den bekannten Dauerthemen werden wir uns weiterhin hartnäckig für eine finanziell angemessene Ausstattung der Städtebauförderungsprogramme einsetzen, insbesondere im Bereich der sozialen Stadt, wo bekanntermaßen nicht nur fachlich und qualitativ Maßstäbe gesetzt werden können, sondern auch maßgebliche wirtschaftliche Impulse. Wir werden aber auch und verstärkt darauf achten, wie es um die Förderung unseres Nachwuchses bestellt ist, wie die Personalausstattung im öffentlichen

Dienst sich entwickelt, ob unsere Berufsgruppen angemessen gestärkt werden oder es zu weiterem Personalabbau und schwer zu revidierenden Kürzungen kommt. Gemeinsam mit den Kammern und anderen Verbänden unterstützt der DAI ein Thesen- und Forderungspapier als Anregung für die Politik und Vorlage für Wahlprüfsteine bei der bevorstehenden Bundestagswahl. In der Präambel heißt es hier u.a.: „Die deutsche Bauwirtschaft und mit ihr die planenden und bauenden Berufe stehen wegen der aktuell eher flach verlaufenden Konjunktur und der strukturellen Veränderungen aufgrund von Demographie, Klimawandel und technischem Fortschritt vor gewaltigen Aufgaben. Angesichts der großen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Planungs- und Bausektors müssen die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Architekten, Ingenieure und Stadtplaner verbessert werden. Dies wäre eine konsequente Umsetzung der Forderungen des auf Basis des Koalitionsvertrages der amtierenden Bundesregierung erarbeiteten Leitbildes Bau. Wir wollen die Qualität der geplanten Umwelt zum Wohle der Bürger, also uns aller verbessern. Dazu brauchen die deutschen Architekten, Ingenieure und Stadtplaner die Unterstützung von Parlament und Regierung“. Ein wichtiger Baustein für unsere Berufsstände – nicht nur in verbandspolitischer Hinsicht – ist und bleibt die Bundesstiftung Baukultur. Die Zusammenarbeit des DAI mit der Stiftung intensiviert sich kontinuierlich, es geht nunmehr auch darum, die Stiftung noch stärker zu machen für künftige Aufgaben. Angesichts teilweiser harscher Kritik an den Strukturen nach nunmehr 5 Jahren Stiftungsalltag geht es für alle Beteiligten darum, dieses Projekt weiter voranzubringen. Dies gilt gleichermaßen für das Bundesministerium, den Konvent, die Verbände und nicht zuletzt auch den Förderverein der Stiftung, in dem auch der DAI als Mitglied vertreten ist. Abschließend möchte ich bereits heute auf den diesjährigen DAI Tag verweisen, der vom 27.-29.9.2013 in Koblenz stattfinden wird. Bitte merken Sie sich diesen Termin vor, die Kollegen des dortigen AIV wie auch das Präsidium des DAI freuen sich auf Sie als Gast in der Stadt des Deutschen Ecks. Herzlichst Ihr

Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident


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DAI in deutschland

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DAI Fachexkursion 2013 nach Brasilien

Kiel

Pinneberg

Die diesjährige DAI Fachexkursion führt vom 16.-23.11.2013 nach Brasilien. Auf dem Programm stehen die Städte Rio de Janeiro und Brasilia mit Besichtigungen der wichtigsten Bauten von Oscar Niemeyer, des für die FußballWM 2014 umgebauten Fußballstadions „Maracana“ oder des von gmp Architekten geplanten „Estadio Nacional Brasilia“.

Osnabrück

Nähere Informationen zum Reiseprogramm finden Sie auf Seite 13 in der vorliegenden Ausgabe der BAUKULTUR.

Düsseldorf

Der detaillierte Reiseprospekt steht auf der DAI Web-Seite zum Download bereit.

Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

www.dai.org/veranstaltungen Mannheim

Saar

Nürnberg

Folgen Sie dem DAI im Netz: Freiburg

www.dai.org www.facebook.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein

www.twitter.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt

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Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur 5 x 5 Wege der Baukulturvermittlung

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DAI Mitglied im Blickpunkt Angeli Büttner, AIV zu Berlin DAI aktuell Aus dem Präsidium

12–15 12–13 14 15

DAI regional AIV Magdeburg: Bauwerke des Jahres 2011 AIV Mark-Sauerland: Städtebaulicher Ideenwettbewerb MAIV Darmstadt: Fachexkursion nach Polen

16–31 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25 26 27 28–29 30–31

Schwerpunkt Energiesparendes Bauen Begrünte Dächer Schwimmende Fenster: Wohnhaus in Berlin Klimaschutz von Anfang an: Kindertagesstätte in Monheim Für den zweiten Blick: Kunstmuseum in Ravensburg Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne: Forschungsund Entwicklungszentrum in Österreich Keep it simple: Bürogebäude in Köln Energie-Fabrik: Sanierungsprojekt in Österreich Technologien für die Städte von morgen Zwei Meinungen – eine Lösung: Wohnsiedlung in Zürich

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Advertorials

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Titel: Kindertagesstätte in Monheim (Foto: Antje Schröder)

Wettbewerbe + Auszeichnungen Hotelerweiterung in Würzburg

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

Neue DBU-Broschüre Anlässlich der BAU 2013 gab die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Kooperation mit dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz die Broschüre „Bauen und Wohnen – ressourcenschonend und energieeffizient“ heraus. Anhand von 14 modellhaften Förderprojekten wird das Spektrum des nachhaltigen Bauens und Wohnens aufgezeigt – von der ressourcensparenden Architektur und der Auswahl entsprechender Baustoffe über energieeinsparende, technische Innovationen bis hin zur Wiederverwendbarkeit von Baustoffen und Materialien. Die Broschüre steht im Internet kostenlos zum Download bereit. www.dbu.de Ökologische Altbausanierung Die Sanierung von Altbauten gehört zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben für Architekten. Dabei ist neben den klassischen Planungskenntnissen besondere Sensibilität im Umgang mit historischer Bausubstanz sowie mit Altbaudetails und bauphysikalischen Faktoren erforderlich. In der Verbindung einer umsichtigen Altbausanierung mit den Erfordernissen an ein wohngesundes Raumklima liegt eine große Chance zu einem nachhaltigen Umgang mit bestehenden Bauten. In der Publikation werden anhand konkreter Projekte typologische Besonderheiten von Altbauten sowie denkmalpflegerische und energetische Planungsansätze beispielhaft erläutert und dargestellt. Kaiser, Christian: Ökologische Altbausanierung, Gesundes und nachhaltiges Bauen und Sanieren, VDE-Verlag, Berlin 2012. www.vde-verlag.de

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Morgenstadt Die Metropolen der Welt wachsen mit atemberaubender Geschwindigkeit. Schon heute lebt die Hälfte der 7 Mrd. Weltbürger in ihnen, im Jahr 2050 werden es 10 Mrd. sein. Städte verbrauchen drei Viertel aller Ressourcen, stoßen gigantische Wolken von Treibhausgasen aus und produzieren Milliarden Tonnen Müll. Der Gegenentwurf zu diesen Fehlentwicklungen ist die „Morgenstadt“. In der Morgenstadt erzeugen Stadtviertel Strom und Wärme selbst, dienen Elektroautos gleichzeitig als Stromspeicher und wohnen Menschen in intelligenten Häusern, die für K o m fort und Sicherheit garantieren. Deut schland kann die Vorreiterrolle für eine ökologisch verträgliche, nachhaltige Urbanisierung übernehmen. Die Autoren präsentieren Denkanstöße für alle, die sich auf den Weg machen möchten, um die Zukunft unserer Städte zu gestalten (Vgl. Beitrag auf Seite 28). Hans-Jörg Bullinger, Brigitte Röthlein: Morgenstadt – Wie wir morgen leben, Carl Hanser Verlag, München 2012. www.hanser-fachbuch.de www.fraunhofer.de Passivhaustagung Vom 17.-21.4.2013 findet in Frankfurt die 17. Internationale Passivhaustagung statt. Geplant sind neben den 2-tätigen Plenarsitzungen und der Passivhaus-Fachausstellung ein Passivhaus-Basics-Kurs und verschiedene Exkursionen in Frankfurt sowie nach Darmstadt und Heidelberg. Veranstalter ist das Passivhaus Institut Darmstadt. www.passivhaustagung.de Architekturpreis Green Building 2013 Kreative Lösungen, schöne Gestaltung und zukunftsweisende Nachhaltigkeit stehen für das „Grüne Bauen“ in der Region FrankfurtRheinMain. Mit dem Architekturpreis „Green Building“ möchten die Stadt Frankfurt, der Regionalverband FrankfurtRheinMain und die Stadt Darmstadt das Engagement von Bauherren und Planern für Baukul-

tur und Klimaschutz würdigen. Zugleich soll die Vielfalt an Green Buildings in der Region sichtbarer werden. Die Bewerbung ist sowohl für Neubauten als auch für Sanierungsvorhaben bei Nichtwohn- und Wohngebäuden offen. Die Bewerbung ist bis 15.3.2013 möglich, die Runde der Finalisten schließt sich von Mai bis Juni 2013 an. www.greenbuilding-award.de Deutscher Nachhaltigkeitspreis Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist 2012 zum ersten Mal auch an Städte und Gemeinden vergeben worden. In der Kategorie Großstadt überzeugte das baden-württembergische Freiburg durch einen generationengerechten Schuldenabbau, energieschonende Baustandards oder ein Verkehrskonzept mit starkem Ausbau von Radund Fußverkehr. Neumarkt als Stadt mittlerer Größe ist im Bereich Klimaschutz vorbildlich, und die Kleinstadt Wunsiedel im bayerischen Fichtelgebirge investiert nicht nur viel in die Energiewende, sondern ist Vorbild, wie eine strukturschwache Region Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung durch Image- und Wirtschaftsförderung abmildern kann. Zusätzlich zum Nachhaltigkeitspreis wird den drei Städten von der Allianz Umweltstiftung eine Summe für weiterführende Projekte zur Verfügung gestellt. www.nachhaltigkeitsrat.de Mit Moos Feinstaub reduzieren Fraunhofer UMSICHT entwickelt Lösungen, um Feinstaub gezielt zu absorbieren und aus der Luft zu entfernen. Moose scheinen dafür vielversprechende Kandidaten zu sein. Spezielle physiologische Eigenschaften der Moose lassen auf ein hohes Potenzial für die technische Nutzung hoffen: Feinstaubabsorption, Ionenaustauschkapazität, antibakterielle und antifungizide Wirkung sowie Feuchtemanagement sind nur einige dieser Aspekte. Da Dachflächen gern für andere Konzepte wie Solaranlagen oder gebäudeintegrierte Landwirtschaft genutzt werden, konzentrieren sich die Arbeiten von Fraunhofer UMSICHT auf die Kultivierung von Moosen in der Vertikalen. Die langfristige Perspektive besteht darin, große Fassadenflächen zu bemoosen und das Mikroklima und die Feinstaubkonzentration urbaner Gebiete signifikant zu beeinflussen. www.umsicht.fraunhofer.de


kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

5 x 5 WEGE DER BAUKULTURVERMITTLUNG Ausstellung der Bundesstiftung Baukultur

Die Bundesstiftung Baukultur nimmt ihr 5-jähriges Jubiläum im Jahr 2013 zum Anlass, eine Zwischenbilanz ihrer Arbeit zu ziehen, indem sie ihre Interpretation der „Aufgabe Baukulturvermittlung“ an eigenen Projekten und Formaten vorstellt. Was kann ein Haus über sich erzählen? Wie gelingt ein Dialog über Baukultur im Web 2.0? Wie finden baukulturelle Themen ihren Weg in die breite Öffentlichkeit? Die Ausstellung „5 x 5 Wege der Baukulturvermittlung“ zeigt, wie die Stiftung mit ihren Formaten baukulturelle Themen in die Öffentlichkeit bringt und Fachdiskurse anregt. Oberstes Ziel ist dabei, ein Bewusstsein für Baukultur in der Gesellschaft zu verankern und das Gespräch zwischen Bauschaffenden und Bauherren und der breiten Öffentlichkeit zu fördern. Ob mit Kunstaktionen im öffentlichen Raum, Debatten im Internet oder öffentlichen Stadtspaziergängen: Mit ihren Aktionen und Publikationen mischt die Stiftung sich regelmäßig in aktuelle Baukulturdebatten ein. Am 22.2.2013 hat die Bundesstiftung die Eröffnung der Ausstellung an ihrem Potsdamer Stiftungssitz gefeiert. Die Vernissage bildete auch den Rahmen für die Verabschiedung des Vorstandsvorsitzenden Michael Braum, der den Aufbau der Stiftung maßgeblich geprägt hat.

dem guten Planen und Bauen – und nimmt sich ein Beispiel an der von Heidenreich & Springer Architekten umgebauten „Husarenvilla“ in der Potsdamer Schiffbauergasse. Ein weiteres Kapitel stellt die Netzwerkarbeit der Stiftung dar, die sich von lokalen Baukulturinitiativen über Verbände bis zu europäischen und internationalen Partnern erstreckt. Im dritten Teil widmet die Ausstellung sich dem Kernthema der Stiftung: dem „Dialog“. So hat die Stiftung zuletzt mit BKULT. de ein anspruchsvolles Online-Portal geschaffen, welches baukulturelle relevante Fragen stellt, wie „Kann es sinnvoll sein, Großprojekte zu stoppen?“. Im Kapitel „Strategie“ stellt die Bundesstiftung dar, wie sie mit ihren Veranstaltungen, Pressearbeit und Publikationen Themen setzt. Baukultur soll immer auch ein Ereignis sein, und somit inszenieren Künstler in Kooperation mit der Bundesstiftung regelmäßig den öffentlichen Raum. Diese Aktionen dokumentiert die Stiftung in dem Kapitel „Ereignis“. Auch die Vernissage am 22.2.2013 machte Baukultur am nächtlich illuminierten Stiftungssitz in abendlicher Atmosphäre zum Ereignis. Anneke Holz, Nina Schwab

Projekte und Akteure, die Beispiel geben Die Ausstellung zeigt in 5 Kapiteln Methoden, Herangehensweisen und Akteure. Das Kapitel „Exempel“ widmet sich

Ausstellungsort: Bundesstiftung Baukultur, Schiffbauergasse 3, 14467 Potsdam Ausstellungstermin: 22.2.–27.9.2013 Öffnungszeiten: mittwochs + donnerstags, 14–16 Uhr Informationen: www.bundesstiftung-baukultur.de

Der Stiftungssitz in Potsdam wurde kürzlich mit dem BDA-Preis Brandenburg ausgezeichnet (Foto: Till Budde für die Bundesstiftung Baukultur)

Kunstaktion „Jam Session“ auf einem Zebrastreifen in Berlin (Foto: Maria del Pilar Garcia Ayensa)


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wettbewerbe + auszeichnungen

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Die dreiseitig geschlossene Terrasse bietet mit ihren unterschiedlichen Höhenniveaus schönste Ausblicke auf Würzburg (Foto: Gerhard Hagen)

FAST KLÖSTERLICH Hotelerweiterung in Würzburg

Das Würzburger Hotel und Restaurant Schloss Steinburg befindet sich auf einem der bekanntesten Weinberge Frankens, dem Würzburger Stein. Der Erweiterungsbau mit weiteren Hotelzimmern und einem Tagungszentrum – das Refugium – wurde aus wirtschaftlichen Gründen dringend notwendig. Die Planung stammt vom Würzburger Architekturbüro mayarchitekten. Im Rahmen der Vergabe des Antonio-Petrini-Preises 2012 erhielt das Projekt den dritten Platz. Wettbewerb Der kleinteilige Grundriss des Bestands machte eine permanente Mehrfachnutzung der Räume erforderlich. Auf lange Sicht hätte die Steinburg so den Anforderungen eines zeitgemäßen Veranstaltungsmanagements nicht mehr gerecht werden können. Die Umsetzung des mit dem 1. Preis ausgezeichneten Beitrags eines Realisierungswettbewerbs wurde schließlich im Juli 2012 abgeschlossen. Städtebauliches Konzept Aufgrund ihrer exponierten Lage prägt die Steinburg das Stadtbild Würzburgs entscheidend mit. Ihre besondere Situation verlangte eine sensible städtebauliche Lösung. Die bestehende Anlage aus denkmalgeschütztem Haupthaus, Verbindungsbau und Westflügel bildet vor- und zurückspringende Baukörper verschiedener Stilrichtungen. Unterschiedliche Terrassenflächen und Höhenlagen betonen das heterogene Erscheinungsbild. Der Erweiterungsbau „Refugium“ auf dem östlich angrenzenden Grundstück sollte das Ensemble architektonisch und konzeptionell als Einheit fassen. Ihm gelingt es, den gewünschten Abschluss zu schaffen, indem es die verschachtelte Gebäudestruktur des Bestands aufnimmt und mit dem Ostflügel abschließt, der genau wie der Westflügel bis zur Straße vorgezogen ist. Durch die Gebäudeform entstehende Terrassenflächen ergänzen das vorhandene Angebot und schaffen einen spannenden Außenraum. Die konsequente Reduzierung der Formensprache betont die Eigenständigkeit des Gebäudes, das sich trotz seiner kubischen Baukörper und seines Volumens unaufdringlich in das Ensemble und den umgebenden Weinberg einfügt.

Die bewusste Ausbildung einer „Fuge“ zwischen Bestand und Neubau unterstreicht seine Autonomie, dient aber auch als verbindendes Element. Architektur Das Gebäude stellt einen architektonischen Kontrapunkt zum Bestand dar. Es ist minimalistisch, klar, strukturiert und nimmt sich selbstbewusst zurück. Materialien aus dem Bestand werden neu interpretiert. Die Kombination aus „L“- und „U“-Form lässt verschiedenartige, von den Innenräumen direkt zugängliche Freiflächen entstehen. Unterschiedliche Höhenniveaus, Sitzstufen, einzigartige Sichtachsen und schönste Blicke auf Würzburg: Der dreiseitig geschlossene Innenhof und die sich zur Stadt öffnende Terrasse bilden zusammen einen beeindruckenden Außenraum. Das Gebäude unterteilt sich in drei klar definierte Geschosse: Im Obergeschoss befinden sich 23 Hotelzimmer in 7 individuell gestalteten Varianten. Große Fensteröffnungen mit Nischen und Sitzpolstern: Der Ausblick über das Steinbachtal im Norden oder die Stadt Würzburg im Süden lassen sich selbst von Waschtisch und Badewanne aus genießen, die meist offen in das Zimmer integriert sind. Im Erdgeschoss befinden sich die hellen, größtenteils nach Süden ausgerichteten Veranstaltungsräume. Geschlossene, halboffene und offene Bereiche erlauben die individuelle Einbindung in ein Veranstaltungskonzept. Die Räumlichkeiten sind multifunktional, ohne dabei einen Kompromiss zwischen Funktionalität und Atmosphäre einzugehen.


wettbewerbe + auszeichnungen

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DELTA® schützt Werte. Spart Energie. Schafft Komfort.

Aufdachdämmung am Steildach: Das „Refugium“ bildet den östlichen Abschluss der Hotelanlage und beherbergt neben Hotelzimmern vor allem Räume für Tagungen und Veranstaltungen (Foto: Gerhard Hagen)

DELTA®MAXX POLAR

Hochleistungsdämmplatten für Neubau und Sanierung

Einheimische Materialien und erdige Farbtöne bestimmen das Erscheinungsbild (Foto: Gerhard Hagen)

Innenarchitektur Die reduzierte Formensprache des Gebäudes setzt sich in der Innenarchitektur fort. Wo das „Stadtschloss“ durch üppige Ornamentik und verspielte Details, das „Landschloss“ durch prächtige Farben beeindruckt, zeigt sich das „Refugium“ zurückhaltend, schlicht, fast klösterlich. Gezielt eingesetzte Elemente des Corporate Design binden es in das gestalterische Gesamtkonzept des Schlosshotels ein, ohne dabei seinen eigenständigen Charakter abzuschwächen. Einheimische, authentische Materialien in schnörkelloser Formgebung, Nuancen von warmen, erdigen Farbtönen, ein präzise abgestimmtes Lichtkonzept – die Gestaltung wirkt, gerade weil sie sich zurück nimmt und auf das Wesentliche konzentriert. Susanne Schmitz

PROJEKTDATEN BGF: 2.530 m² NF: 1.600 m² VF: 550 m² BRI: 10.000 m³ Fertigstellung: Juli 2012 Generalplanung: mayarchitekten.com, Würzburg Planung: Andreas Ebner, Christian Hofmann, Würzburg Tragwerksplanung: Starz-Ingenieure, Würzburg Innenarchitektur: Reinhard May, Andreas Ebner Lichtplanung: Reinhard May, Lichtconcept TGA: Christian Hofmann, Reinhard May, Ingenieurbüro Schirmer BPlan Rohbau: Blank Bauunternehmung GmbH, Würzburg Armaturen: Grohe Deutschland Vertriebs GmbH, Porta Westfalica

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In flexiblen Plattendicken von 50 bis 180 mm je nach gefordertem ordertem U-Wert

Das Steildach-Dämmsystem DELTA®-MAXX POLAR eröffnet Architekten und Planern neue Möglichkeiten einer energieeffizienten Wärmedämmung. Als Aufdachdämmung oder Ergänzung der Zwischensparrendämmung, jeweils mit diffusionsoffener, rutschhemmender Unterdeckbahn auf der Oberseite. Unterschiedliche Ausführungen mit Mineralvlies- oder Aluminium-Deckschicht sorgen für optimale U-Werte und für eine zeit- und kostensparende Verlegung.

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DAI blickpunkt

DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Angeli Büttner Dipl.-Ing. für Gartenbau Mitglied im AIV zu Berlin

KLIMA.Connection Projektmanagement Klimaschutzprojekte Karower Straße 17 13156 Berlin www.klimaconnection.de

Zur Person 1979–1984 Gartenbaustudium an der Humboldt-Universität zu Berlin 1984–1985 Bereichsleiterin Parkanlagen Berlin-Weißensee 1985–1989 Mitarbeiterin Gartenamt Berlin-Pankow 1990–1992 Stellvertretende Leiterin des Umweltamtes Berlin-Prenzlauer Berg 1992–1993 Mitarbeiterin Landschaftsarchitektur seit 1994 Büro Büttner, Garten- und Landschaftsplanung büro planressort-berlin, Architekten Ingenieure Landschaftsplaner 1.1.2012 Gründung KLIMA.Connection seit August 2012 Netzwerkmanagerin AQUANET, Netzwerk Intelligente Wasserinfrastruktursysteme Berlin-Brandenburg

Leistungsspektrum Aufgrund der ständigen Suche nach neuen Wegen nachhaltigen Planens und Bauens sowie aus Neugier auf neue Herausforderungen widmete sich das Büro Büttner in den vergangenen 18 Jahren fast allen Tätigkeiten, die Planungsbüros bieten. Zur Planung und Bauleitung von öffentlichen und privaten Bauvorhaben kommen hinzu: • Projektentwicklung und -steuerung • Marketing und Akquise, PR national und international • Partizipation von Anwohnern, Schülern, Lehrern bei Planung und Bau • Moderation (Workshops, Bürgerversammlungen zu Bauvorhaben etc.) • Vorlesungs- und Lehrtätigkeit (Humboldt-Universität Berlin, TU Berlin) • Erarbeitung von Studien, Gutachten, z. B. „Machbarkeitsstudie zum nachhaltigen Wassermanagement bei der Nachnutzung am Standort Flughafen Tegel“ (Autoren: Angeli Büttner, Markus Müller, Heiko Sieker) • Produktentwicklung • Wettbewerbsteilnahme • Organisation und Durchführung von Fachveranstaltungen • Mitgliedschaften in diversen Vereinen und Gesellschaften: DGGL, LennéAkademie, Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung, Förderverein der botanischen Anlage Berlin-Pankow (Vorstand), Verein zur Förderung des Wasserwesens

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DAI blickpunkt

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Gymnasium Berlin-Lichtenberg: Modellprojekt Schulhofumgestaltung mit integriertem Regenwassermanagement

Gymnasium Berlin-Lichtenberg: Weg und Wasserlauf zum großen Regenwasserbecken

Von Grün und Gestaltung... Noch unter den Argusaugen des Staates bei Pflanz- und Begrünungsaktionen am Prenzlauer Berg in Berlin und direkt nach der Wende mit viel Engagement bei Hofbegrünungen war die Zielrichtung klar: Grün und Wohlgefühl in die betonierte Stadt zu bringen. Die sich teilweise gegenseitig ablehnenden Disziplinen Gartenbau und Landschaftsarchitektur zusammenzubringen war der Ansporn, gestalterische Lösungen sowohl im urbanen als auch im Siedlungsbereich zu entwickeln, die der Natur der Dinge und dem Geist des Ortes entsprachen. So entstanden schon früh innerstädtische begrünte Höfe und Schulhöfe mit hoher Aufenthaltsqualität und biologischer Vielfalt.

Der Durchbruch kam durch die Einführung des Niederschlagswasserentgelts in Berlin mit ihrem immensen Einfluss auf die Kosten. Jetzt konnten immer mehr Aufträge im Bereich Grün und Wasser geplant und umgesetzt werden. Alle Leistungsphasen der HOAI inkl. TGA wurden ausgeführt. Die Planung von Regenwasserzisternen, Rigolen, Pumpentechnik, Rohrleitungsdimensionierung, Regensimulation und -berechnung war eine große Herausforderung auch bei der Bauleitung. Diese Leistungsstärke und Innovation wurde zu einem Alleinstellungsmerkmal. Die intensive Beschäftigung mit dem Regenwasser, das aus Gründen des sich ankündigenden Klimawandels bereits zu großen Schwierigkeiten besonders im innerstädtischen Bereich führte, benötigte engen Schulterschluss mit dem Hochbau. Aus „Büttner, Garten- und Landschaftsplanung“ wurde 2005 das Büro „planressort-berlin“. Zu Beginn einer jeden Bauplanung wurden Wasser- und Grünbelange bereits in die Grundlagenermittlung einbezogen und darauf aufbauend planerisch umgesetzt. Es entstand die erste „Regenwasser-Kita“ Berlins, die Kita „Am Hirschhof“ mit Regenwassernutzung für Toilettenspülung und Restversickerung, darüber hinaus zahlreiche Schul- und Kitasanierungen sowie Neubauten.

…über Grün und Wasser… Bereits 1996 wurde mit dem „Büro Büttner, Garten- und Landschaftsplanung“ im Rahmen des EU-Modellprojekts „Musterhofbegrünung mit Beratungsstelle“ eine innerstädtische Oase im Hof des Landesverbandes der Grünen Liga Berlin unter Nutzung von Regenwasser geschaffen. Es bestand der Anspruch, nicht nur Grün, Spiel und Infrastruktur ökologisch umzusetzen, sondern auch die Bewässerung mit Regenwasser statt wie bisher mit Trinkwasser durchzuführen. Daher wurde die erste Zisterne geplant und gebaut – ein Schritt in Richtung gebäudeintegrierten Regenwassermanagements. Die Zeit dafür war allerdings noch nicht reif, der ökologische Gedanke noch sehr in den Schubladen der Fachgebiete befangen: bei den Landschaftsgestaltern mit der Verwendung von Rindenmulch und geschälter Robinie und bei den Hochbauern mit dem Einsatz von baubiologisch unbedenklichen Baustoffen – wenn überhaupt. Die Notwendigkeit interdisziplinären Denkens und Handelns war weder erkannt noch angewandt. links oben Wohnhaus in Berlin-Prenzlauer Berg: Gartenhofgestaltung mit Regenwassermanagement links Mitte Denkmalgeschützte Grundschule in Berlin-Friedrichshain: Hof- und Mauersanierung mit neuen Portalen und Möbeln (Eigenentwurf), Grundleitungssanierung, Erneuerung Schulhofbeleuchtung und Regenwassermanagement links unten Rennbahn Berlin-Weißensee: Vorentwurf Gesamtplan Freizeitpark

… zu Wasser, Grün und Klimaschutz Als logischer Schritt folgte 2012 die Gründung von KLIMA. Connection, die ihre gesammelten Erfahrungen in den Bereichen Grün und Wasser sowie Erneuerbare Energien in Form von Beratung, Projektentwicklung und Weiterbildung einbringt. Ebenfalls 2012 übernahm Angeli Büttner das Netzwerkmanagement für AQUANET, das Netzwerk Intelligente Wasserinfrastruktursysteme Berlin-Brandenburg. Hier vereinen sich 35 Firmen und Institute der Wasserbranche. Dazu gehören auch die TU Berlin und die Beuth-Hochschule. Das Netzwerkmanagement soll die sehr innovative und bisher vor allem im In- und Ausland erfolgreiche Berlin-Brandenburger Wasserbranche regional bekanntmachen und ihre Stärken bei hiesigen Projekten intensiver einsetzen. Die Verbindung der Elemente bringt immer wieder neue und zukunftsweisende Gedanken und Ideen hervor. Angeli Büttner


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DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM BAU 2013 Mitte Februar traf sich das DAI Präsidium zur ersten Präsidiumssitzung 2013. Auf der Tagesordnung standen die Themen und Aktivitäten, die dieses Jahr eine Rolle spielen sollen. DAI Präsident Prof. Christian Baumgart gab zudem einen Rückblick auf den Besuch der BAU 2013 in München Mitte Januar. Das Fazit des diesjährigen Messebesuchs seitens des Präsidiums fällt sehr positiv aus. Zum einen war eine deutliche Verbesserung der Grundstimmung der Baubranche auszumachen, was sich nicht zuletzt auch an den Besucherzahlen erkennen ließ. Neben einer Reihe von für den DAI fruchtbaren Terminen wurde konkret mit der Eco Commercial Building-Sparte (ECB) der Bayer AG eine Förderpartnerschaft vereinbart, die im nächsten Heft en detail vorgestellt wird. ECB beschäftigt sich eingehend mit dem Wohnen und Arbeiten der Zukunft. Die Schwerpunkte liegen auf den Themen Energie- und damit Kosteneffizienz sowie Klimaschutz. Ferner gab es gute Gespräche mit dem langjährigen DAI Kooperationspartner BetonMarketing Süd. Die Zeitschrift BAUKULTUR war wie schon bei den letzten BAU-Messen einer der Medienpartner für BetonMarketing Deutschland. Das erste Heft des Jahres hat mittlerweile traditionell den Schwerpunkt Beton („betonBAUKULTUR“). Neben Bayer und BetonMarketing waren Unternehmen aus der Holzbranche, Natursteinverarbeiter und Innenausbauspezialisten Ziel der Besuche. Inwieweit sich daraus weitere, für den DAI fruchtbare Kooperationen ergeben, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

DAI Jahresprogramm 2013 Bezüglich des DAI Jahresprogramms 2013 wurde im Januar die Fachexkursion nach Brasilien zusammen mit dem DAI Kooperationspartner Reisedienst Bartsch vorbereitet (Vgl. Anzeige S. 13). Alle Anmeldeinformationen finden Sie auf

der DAI Web-Seite unter www.dai.org/veranstaltungen/jahresprogramm. Ein weiterer Termin, den Sie sich ebenfalls für den Frühherbst vormerken sollten, ist der 27.–29.9.2013. Dann wird der DAI Tag 2013 in Koblenz stattfinden. Zuvor wird die Bundestagswahl stattfinden. Zusammen mit den Landtagswahlen in Hessen und Bayern steuert die Republik damit auf einen wichtigen Wahltag zu. Mit Blick auf die Bundestagswahl wird der DAI anstelle des ebenfalls zwischenzeitlich traditionellen parlamentarischen Frühstücks im Mai einen Fragenkatalog an die zuständigen Parlamentarier und Verantwortlichen in den Parteiorganisationen versenden, der dann in der BAUKULTUR 5_2013 veröffentlicht wird. Außerdem beteiligt sich der DAI an einer Podiumsdiskussion der Verbände und Kammern kurz vor der Bundestagswahl in Berlin. Dazu werden derzeit gerade die notwendigen Inhalte für die entsprechenden Wahlprüfsteine der planenden und bauenden Berufe erarbeitet und abgestimmt.

DAI Mitgliedsvereine Der DAI ist ein lebendiger Dachverband. Dazu gehört auch, dass sich Architekten- u. Ingenieurvereine neu gründen, wieder eintreten in den DAI oder aber auch ausscheiden z.B. durch Auflösung. Bedauerlicherweise ist es in Dresden in den letzten Jahren nicht gelungen, den dortigen AIV mit neuen Mitgliedern und damit mit neuem Vereinsleben zu füllen, sodass es Anfang des Jahres zur Austragung aus dem dortigen Vereinsregister kam. Auf der anderen Seite gibt es jedoch eine Reihe von Gesprächen mit AIVen, die derzeit nicht im DAI organisiert sind und in absehbarer Zeit beabsichtigen, dem DAI (wieder) beizutreten. Zu diesen Entwicklungen werden wir Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten. Udo Sonnenberg

AIV Magdeburg

BAUWERKE DES JAHRES 2011 Einer der Höhepunkte des Jahres 2012 war die Verleihung des Magdeburger Architekten- und Ingenieurpreises für die Bauwerke des Jahres 2011. Nach einführenden Worten des 1. Vorsitzenden Friedrich Koop und Statements des Ministers für Landesentwicklung und Verkehr Thomas Webel und des Stadtplanungsamtsleiters Heinz-Joachim Olbricht nahmen die Preisträger die Urkunden und Plaketten aus den Händen des Ministers entgegen. Für die Kategorie Neubau waren dies Prof. Dr. Eckart Gundelfinger und The-

kla Thiel, die für das Leibniz-Institut für Neurobiologie an der Brenneckestraße ausgezeichnet wurden. Urkunden erhielten dafür Jörg Rasehorn vom Planungsbüro Rohling, Rüdiger Hartewig für die Projektsteuerung und das Büro Assmann. In der Kategorie Stadtumbau wurde Hartmut Voigt von der Wohnungsgenossenschaft Post und Energie für die Neugestaltung des Blockes Olven 1 ausgezeichnet. Der Entwurf für die Aufwertung des gesamten Wohnumfeldes an der Marktbreite wurde mit Urkunden

für das Architekturbüro Brezinski, für die Statiker Trakon Lenz aus Magdeburg, die Haustechniker Wohlrab und Landeck aus Aschersleben und die Elektroplan GmbH aus Lutherstadt-Eisleben belohnt. Die Urkunde für eine lobende Anerkennung nahm Heinz Ullrich, Leiter des kommunalen Gebäudemanagements in Magdeburg, entgegen. Damit wurde der Erweiterungsbau des Kulturhistorischen Museums gewürdigt.


DAI regional

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Kategorie Neubau Leibniz-Institut fĂźr Neurobiologie Ein auĂ&#x;ergewĂśhnliches Gebäude wurde städtebaulich geschickt in die Randsituation des Uni-Klinikums eingefĂźgt. Die dreifach gegliederte StraĂ&#x;enfassade orientiert sich an historischen Gegebenheiten der unmittelbaren Nachbarschaft und reduziert so die Dimension des BaukĂśrpers optisch. Die inneren Räumlichkeiten zeugen gleichermaĂ&#x;en vom hohen Qualitätsanspruch des Bauherrn.

Kategorie Stadtumbau Wohnen und Gewerbe am Bruno-Taut-Ring Der RĂźckbau eines 6-geschossigen Gebäudes zu einem 4-geschossigen war keine landläufige SanierungsmaĂ&#x;nahme, sondern auch eine des Stadtumbaus. Nicht nur der Gebäudekomplex selbst wird aufgewertet, sondern auch das gesamte Umfeld. Ein Stadtplatz wird neu definiert, Gewerbebereiche, frĂźher als „Funktionsunterlagerungen“ eine Nebensache, haben nun auch baulich den Stellenwert bekommen, den ein Stadtteilzentrum erfordert.

Lobende Anerkennung Erweiterungsbau des Kulturhistorischen Museums

Heinz Karl Prottengeier

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links Insgesamt wurden 39 Arbeiten eingereicht: Die Arbeit von Georg Klinke aus Dortmund wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet

AIV Mark-Sauerland

STÄDTEBAULICHER IDEENWETTBEWERB Kunstquartier Hagen

Mit der Fertigstellung des Museumsquartiers ist im Jahr 2009 einer der schönsten Plätze in der Innenstadt Hagens entstanden. Doch wirkt die Seite des Baublocks zwischen Marien- und Prentzelstraße heute wie eine offene Wunde im Stadtgefüge. Aus diesem Grund hatte der AIV Mark-Sauerland Anfang 2012 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur weiteren Entwicklung des Kunstquartiers Hagen ausgelobt. Wettbewerbsaufgabe Das Wettbewerbsgebiet grenzt südlich an das Museumsquartier des Osthaus Museums und des Emil Schumacher Museums. Durch die angedachte Standortverlagerung der Polizeiinspektion an der Prentzelstraße und den Verkauf des Grundstückes eröffnete sich die Möglichkeit, den Platzraum gegenüber des Emil Schumacher Museums städtebaulich aufzuwerten und baulich neu zu fassen. Die Aufgabe für die Wettbewerbsteilnehmer bestand darin zu prüfen, inwieweit sich das Grundstück und das Bestandsgebäude der Polizeiinspektion, gegebenenfalls in Verbindung mit baulichen Erweiterungen, für die beabsichtigte Umnutzung eignen. Preisträger 1. Preis: Georg Klinke, Dortmund 2. Preis: Kamal Kafi, Siegen 3. Preis: Tobias Große, Meike Menrath, Köln Ankauf: Bastian Einig, Essen Ankauf: Andree Agapov, Bochum Ankauf: Philipp Lüffe, Jannik Düllmann, Münster 1. Preis: Beurteilung des Preisgerichts Der Verfasser positioniert einen skulpturalen Baukörper zwischen das kubisch-rationale Emil Schumacher Museum und die konventionell geprägte Wohnbebauung. Die Schrägen in

1. Preis: Georg Klinke

2. Preis: Kamal Kafi

Grund- und Aufriss vermitteln geschickt mit der umgebenden Bebauung und schaffen spannungsvolle Außenräume. Der Entwurf ist gut anpassbar hinsichtlich verschiedener Nutzungen. Er weist innenräumliche Qualitäten auf, die sich nach außen mit einer innovativ texturierten Lochfassade zeigen. 2. Preis: Beurteilung des Preisgerichts Die Arbeit besticht durch einen klaren städtebaulich gegliederten Raum. Zum Museum hin wird der Raum durch die beiden Eckgebäude gefasst und öffnet sich dann zum gestalteten Innenhof. Die additive Reihe der Stadthäuser lässt sich abschnittsweise gut verwirklichen. Der Innenhof dient der Aufwertung des Wohnumfeldes. Dachterrassen sind in der Innenstadt eine interessante Lösung. 3. Preis: Beurteilung des Preisgerichts Grundidee ist der Erhalt der Gebäude und der Sichtbeziehung zwischen Museum und Goldberg. Die städtebauliche Einbindung und Aufwertung des Stadtraums wird durch die Anordnung eines zweigeschossigen, transparenten Baukörpers gegenüber dem südlichen Zugang zum Museum besonders betont. Multifunktionale Nutzungen im bestehenden Altbau sind in Abschnitten zu realisieren. Weitere Informationen: www.aiv-mark-sauerland.de

3. Preis: Tobias Große, Meike Menrath


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MAIV Darmstadt

FACHEXKURSION NACH POLEN 30 Mitglieder des Mittelrheinischen Architekten- und Ingenieurvereins (MAIV) Darmstadt besuchten vom 8.–10.9.2012 Darmstadts polnische Partnerstadt Płock. Die Stadt an der Weichsel liegt ca. 100 km westlich von Warschau in der Wojwodschaft Masowien. Die petrochemische Industrie, allen voran der staatliche Erdölkonzern Orlen S.A., prägen Teile des Stadtbildes und machen rund ein Drittel der Fläche aus. Seit 1988 sind Darmstadt und Płock verschwistert und feiern im kommenden Jahr das 25-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft. Zu Beginn der Reise unter Leitung des MAIV Ehrenvorsitzenden und ehemaligen Leiters des Bauaufsichtsamts Darmstadt, Dieter Zechner, konnten die Teilnehmer sich nach Ankunft in Warschau von der Aufbauleistung und der aktuellen architektonischen Prägung der polnischen Hauptstadt überzeugen. Für jene, die sie zum ersten Mal besuchten, war es nahezu unvorstellbar und beeindruckend zugleich, dass die Altstadt nach der systematischen und fast völligen Zerstörung durch die deutsche Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg schon in den 1950er Jahren originalgetreu wieder aufgebaut werden konnte. In Płock knüpften die Vertreter des MAIV Darmstadt erste Kontakte zu örtlich tätigen Stadtplanern und Architekten. Während des gesamten Aufenthalts wurde die Gruppe von Thomasz Malowaniec vom Büro für Städtepartnerschaften der Stadt Płock betreut. Es folgte ein Besuch in Torun. Die Toruner Altstadt wurde von der UNESCO 1997 zum Weltkulturerbe erklärt. Bis auf einen Straßenzug ist fast die gesamte Bebauung mittelalterlich. Höhepunkt einer Stadtrundfahrt war der Besuch des Geburtshauses von Nikolaus Kopernikus. Krzysztof Buczkowski, stellvertretender Stadtpräsident Płocks, zeigte sich während eines städtischen Empfangs erfreut über das Interesse an seiner Heimatstadt und lobte den regen Austausch zwischen Verbänden, Vereinen und Privatpersonen beider Städte. Der Vorsitzende des MAIV Darmstadt, der ehemalige Baudezernent Dieter Wenzel, dankte in seiner Antwort für den Empfang, die Gastfreundschaft der polnischen Kollegen und für die vielfältigen Informationen. Er lobte die kollegiale Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauingenieuren im MAIV, die in früheren Jahrzehnten noch ungewöhnlich und deshalb wegweisend war und die heute, wie die Studienfahrten in die Partnerstädte beweisen, geübte Praxis ist. Der Direktor des Amts für Stadtplanung und Stadtentwicklung der Stadt Płock, Leszek Narkowicz, zeigte in seinem nachfolgenden Referat aktuelle Probleme der dortigen städtischen Infrastruktur, der Sanierungsgebiete und der Verkehrsplanung auf. Nach einer positiven Bilanz des Aufenthalts kündigte Dieter Wenzel an, die polnischen Kollegen zu einem Gegenbesuch einladen zu wollen. Dieter Wenzel

Rathaus der Stadt Płock

Darmstadt-Haus am Marktplatz von Płock

Begrüßung des MAIV Darmstadt durch Krzysztof Buczkowski, stellvertretender Stadtpräsident von Płock

Leszek Narkowicz, Direktor des Stadtplanungsamts von Płock, im Gespräch mit Mitgliedern des MAIV Darmstadt


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Landesmesse Stuttgart: Ökologie, Wasserrückhalt, Architektur – drei Funktionen der Dachbegrünung (Foto: Optigrün)

BEGRÜNTE DÄCHER In Deutschland werden Dachbegrünungen seit über 30 Jahren professionell ausgeführt. Über 10 Mio. m² Dachfläche werden heute begrünt. Doch in welche Bereiche des Nachhaltigen Bauens kann das Gründach eingeordnet werden? Und welche Funktionen übernimmt es dabei? Stand der Technik In Deutschland spielen zwei Gesetzesvorgaben eine große Rolle: die Eingriffs-Ausgleichs-Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes (nach § 19) und die Entwicklung der Berechnung der Abwassergebühren. Erkenntnisse und Praxiserfahrungen fasst die „Dachbegrünungsrichtlinie“ der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) zusammen, ergänzt durch die „Empfehlung zu Planung und Bau von Verkehrsflächen auf Bauwerken“ und die „Hinweise zur Pflege und Wartung begrünter Dächer“. Der reine Dachbegrünungsaufbau ist derzeit noch nicht im Sinne der Wärmeschutzverordnung als definierte Dämmschicht anrechenbar: Der Gesamtaufbau sei phasenweise durchfeuchtet, was zu Kältebrücken führen könne. Untersuchungen u.a. von Kolb (1988), Köhler (2006) und Minke (2009) haben dagegen gezeigt, dass begrünte Dächer durchaus nennenswerte Wärmedämm- und Hitzeschutzeigenschaften besitzen. Nachhaltiges Bauen Nachhaltiges Bauen heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen zu berücksichtigen. Im Baubereich wird im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung die Optimierung sämtlicher Einflussfaktoren eines Gebäudes – von der Rohstoffgewinnung über die

Errichtung bis zum Rückbau – angestrebt. Ziel ist eine hohe Gebäudequalität mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt. Die Beurteilungs- bzw. Bewertungsmaßstäbe der Nachhaltigkeit von Gebäuden beziehen sich auf die drei vorrangigen Schutzziele Ökonomie, Ökologie sowie Soziales und Kulturelles. Ökonomie Hier geht es um die Frage nach der Rentabilität einer Dachbegrünung. Die bisher durchgeführten Kosten-Nutzen-Analysen von Hämmerle (1995 und 2002), Kolb (1997), Manschek (1997), Lietcke (1998), Hoffmann (1999), Krupka (2001) und Mann (2003) lassen sich nicht direkt miteinander vergleichen. Richtungweisend war die Veröffentlichung von Hämmerle (1995), der als Erster eine ausführliche Analyse erstellte, die vielen Autoren als Leitfaden diente. In einem Punkt sind sich alle einig – begrünte Dächer rechnen sich – früher oder später. Mögliche Punkte der Kosteneinsparung: • Schutz der Dachabdichtung vor Extrembeanspruchung bei Spitzentemperaturen im Sommer und Winter und vor Wind- und Witterungseinflüssen wie Sturm, Hagel, UVStrahlung – damit verlängerte Lebensdauer gegenüber der unbegrünten Variante. Fachleute sprechen von einer doppelt so langen Zeit ohne Reparaturen oder Komplettsanierungen.


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Neubau-Siedlung in Freiburg: Die begrünten Dächer schaffen eine angenehme Wohnatmosphäre (Foto: Optigrün)

Begrünte Dachterrassen können als zusätzlicher Wohn- und Pausenraum genutzt werden, auflastgehaltene Geländersysteme (wie hier das SkyGard) bieten die entsprechende Sicherheit (Foto: Optigrün)

Wärmedämmleistungen im Winter und Hitzeschild im Sommer und damit ein Beitrag zur Energieeinsparung, auch wenn (noch) nicht mit Zahlen anrechenbar. Erhöhung des Wirkungsgrades von Photovoltaikanlagen: • Die Dachbegrünung schützt die Dachabdichtung, sodass die geplante Nutzungsdauer der Dachfläche von 20-25 Jahren ohne zwischenzeitliche Reparaturbzw. Sanierungsarbeiten erreicht wird. • Die Dachbegrünung bildet die Auflast der Solarmodule, sodass Durchdringungen in die Dachabdichtung vermieden werden können. • Die Dachbegrünung verbessert die Leistung der Photovoltaikanlage um etwa 4-5 % durch Kühlung der Solarmodule und trägt damit zur schnellen Rentabilität bei. Wasserrückhaltung – je nach Begrünungsart jährlich 30-99 % des Niederschlags und Minderung der Spitzenabflüsse – je nach Begrünungsart bis zu 100 %, damit Entlastung der Kanalisation mit den verbundenen Einsparpotenzialen bei Rohr- und Kanaldimensionierung, Einsparung von Regenrückhaltebecken und mögliche Gebührenminderung bei Städten mit gesplitteter Abwassersatzung.

Ökologie • Ökologische Ausgleichsflächen und Ersatz-Lebensräume für Tiere. Anerkannte Minderungsmaßnahme bei der Eingriffs-Ausgleichsregelung. • Je nach Begrünungsart und Vegetationsform sind dauerhafte Lebensräume mit hoher Artenvielfalt in Flora und Fauna möglich (Mann 1998) bzw. temporäre Rückzugsbiotope für Wildbienen, Schmetterlinge usw. • Ausgewählte Gründachsysteme mit ausgeglichener Ökobilanz, Produkte natürlichen Ursprungs bzw. aus Recyclingmaterial und einem dezentralen Substratkonzept, um Transportwege zu minimieren. Soziale Aspekte „Lebensqualität“ ist durch das Begrünen von Dächern direkt und indirekt beeinflussbar. • Verbesserung des Umgebungsklimas durch Verdunstung des gespeicherten Wassers.

• •

Verbesserung der Luftschalldämmung aufgrund der größeren Schwingungsträgheit der Gesamtfläche und gute Schalladsorption wegen der Struktur der Vegetation. Filterung von Luftschadstoffen und Feinstaub und Minderung von Elektro-Smog. Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfeldes für die Menschen, insbesondere bei einseh- bzw. begehbaren Dachbegrünungen, zusätzliche Wohn- und Nutzflächen.

Die Tendenz zu nutzbaren Intensivbegrünungen mit Freizeitund Verkehrsflächen ist spürbar. Auf Dächern entstehen nicht nur zusätzlicher „Wohnraum“ mit Spiel- und Sportplätzen, Pausen- und Rückzugsräumen, sondern vor allem Begegnungsstätten. Nutzungsphase mit Pflege und Wartung Pflege und Wartung betreffen begrünte und unbegrünte Dächer gleichermaßen. Auch ein unbegrüntes Kiesdach muss jährlich begangen und gewartet werden. Dabei werden die Anschlüsse und Entwässerungseinrichtungen kontrolliert – so auch bei einer extensiven Dachbegrünung, die ein- bis zweimal im Jahr begangen wird. Der finanzielle Aufwand beträgt bei einer Extensivbegrünung zwischen 0,50 - 2 Euro/ m² und trägt bei fachgerechter Durchführung entscheidend dazu bei, dass die Dachbegrünung ihre Funktion dauerhaft erfüllt, mindestens so lang wie das Bauwerk selbst. Zusammenfassung Begrünte Dächer vereinen eine Vielzahl an positiven Wirkungen, die sich je nach den örtlichen Gegebenheiten nachweisbar rechnen können. Sie gehören zweifelsohne zu den Konzepten nachhaltigen Bauens. Für die fachgerechte Planung und Umsetzung gibt es Richtlinien. Es kann festgehalten werden, dass wir mit begrünten Dächern auf dem richtigen Weg sind - in Ökologie und Ökonomie. Gunter Mann


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SCHWIMMENDE FENSTER Wohnhaus in Berlin

brandt + simon architekten haben das auf einem Berliner Hinterhof errichtete Einfamilienhaus „Schuppen“ genannt, was auf die kleinteilige, eben schuppenartige Fassade aus Biberschwanzziegeln anspielt, die wie ein großes senkrechtes Dach wirkt. Auf der Fassade „schwimmen“ scheinbar ungeordnet große Fenster, die sich mit kleinen Fenstern zu einem erahnbaren Raster ergänzen. Komplett aus Holz Der Neubau auf dem Grundstück einer früheren Gärtnerei lehnt sich an die Brandwand einer typischen Zeile von Berliner Hinterhäusern an. Er nimmt deren vordere und hintere Fluchtlinie auf und interpretiert mit teils flach, teils geneigt ausgeführtem Dach spielerisch die bereits vorhandenen Dachformen. Damit enden jedoch die Gemeinsamkeiten. Denn im „steinernen Berlin“ errichteten die Architekten das dreigeschossige Einfamilienhaus komplett aus Holz. Dies war nicht primär als architektonischer Kontrapunkt zur Umgebung gemeint, sondern ergab sich ganz pragmatisch aus den Wünschen des Bauherrn nach Energieeinsparung und nachhaltigem Bauen. Es sollten nur ökologische und hinsichtlich der Wohngesundheit unbedenkliche Baustoffe zum Einsatz kommen. Unter diesen Bedingungen erwiesen sich voll gedämmte Holzkonstruktionen für Wände und Dach als die schlankere Lösung gegenüber Massivbauweisen. Knapp 50 cm dicke Außenwände sorgen heute für einen zeitgemäß geringen Jahres-Heizwärmebedarf von nur 35 kWh/m². Baukonstruktion Die Holzständerwände entstanden zunächst mit 18 cm dicken Ständern und OSB-Platten als Aussteifung. Die Konstruktion wurde mit nochmals 18 cm dicken Ständern aufgedoppelt, sodass dazwischen Platz für eine 36 cm dicke Einblasdämmung aus Zellulose war. Die innen liegende Ebene der OSB-Platten übernimmt die Funktionen der Dampfbremse sowie der Luftdichtheit und ist mit Gipsfaserplatten bekleidet. Den äußeren Abschluss bildet eine Holzfaserdämmplatte mit umlaufendem Nut- und Federprofil. Sie unterstützt die Zellulosedämmung sowohl beim winterlichen Wärmeschutz als auch beim sommerlichen Hitzeschutz, dient aber vor allem als Unterdeckplatte für die Fassade.

Dieser einfache, aber wärmetechnisch hochwirksame Aufbau konnte weitgehend baugleich auch für das Dach übernommen werden. Fassadenkleid Das normale Schwind- und Quellverhalten einer Holzkonstruktion im Jahreszeitenwechsel und die damit verbundenen Längenänderungen verlangten nach einer flexiblen Bekleidung für die Fassade. Mit der Eindeckung aus Biberschwanzziegeln wurde eine massive und dauerhafte Lösung gefunden, die durch zahlreiche unverschlossene Fugen Bewegungen in den Bauteilen schadensfrei kompensieren kann und gleichzeitig einen langfristig wartungsarmen Wetterschutz bietet. Die glasierten Ziegel umspielen als kleinteilige, durchgehende Hülle die Ecken und verlaufen in verschiedenen Grüntönen, von dunkel nach hell, bis in das geneigte Dach hinein. Inspiriert durch Op-Art-Künstler wie Victor Vasarely wurde ein sich wiederholendes Muster entworfen. Entfernt man sich von der Fassade, entsteht der Eindruck einer bewegten Fläche von Bildpunkten oder auch von Blattwerk. Große und kleine Fenster Auf jeder Gebäudeseite fallen große, teilweise die gesamte Raumbreite einnehmende Fenster auf. Von der Küche mit dem Essbereich geht der Blick auf die Terrasse, vom Wohnbereich in den Garten, und vom Arbeitszimmer schaut man über die Baumwipfel in den Himmel. Einen spürbaren Kontrast dazu bilden die viel geringer bemessenen Ost- und Südfenster der Bibliothek im obersten Geschoss, in der die Wände als Stellfläche für Bücherregale gebraucht werden. Tief in den Leibungen sitzende kleine Lichtflächen erzeugen ein Ambiente von Geborgenheit und Intimität.


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links Als kleinteilige, durchgehende Hülle umspielen Biberschwanzziegel die Fassade und verlaufen in verschiedenen Grüntönen – gleichsam als Blattwerk – bis in das geneigte Dach hinein (Alle Fotos: VELUX Deutschland GmbH) Durch die automatisierten Velux Dachfenster wird eine geregelte, natürliche Ventilation der Räume gewährleistet

Um trotzdem genügend Licht in den Raum zu leiten, wurden 4 Dachfenster im geneigten Dachteil ergänzt, die fast in der Art von Lichtspots den Raum in überwiegend indirektes Licht tauchen. Durch diese Planung bietet die Bibliothek heute trotz ihrer gegenüber den Nachbarhäusern exponierten Lage viele private, nicht einsehbare Flächen. Dachfenster Wegen des Einbaus hoch über dem Kopf kamen Velux Elektrofenster zum Einsatz, bei denen Motor und Steuerung für den Automatikbetrieb bereits ab Werk optisch unauffällig integriert sind. Bauseits musste lediglich die 230-V-Stromversorgung verlegt werden. Das Öffnen und Schließen der Fenster erfolgt mittels Funkfernbedienung. Alternativ sind fest installierte Wandtaster möglich. Velux Elektrofenster erhöhen nicht nur den Bedienkomfort, sondern können auch die Wohnbedingungen verbessern. Über die Fernbedienung lassen sich bestimmte Zeiten für die Fensteröffnung voreinstellen, sodass planmäßige Lüftung auch bei Abwesenheit der Bewohner sichergestellt ist. Zur Grundausstattung gehörende Regensensoren schließen die Fenster selbsttätig bei aufkommendem Niederschlag. Zum unpassenden Zeitpunkt automatisch geöffnete oder auch vergessene offene Fenster sind damit ausgeschlossen. Energiekonzept Die Dachfenster gruppieren sich auf dem nach Süden orientierten geneigten Dachteil um die solarthermischen Kollektoren, die den Warmwasserbedarf des Hauses decken und auch heizungsunterstützend eingebunden sind. Durch diese Ausrichtung der Dachfenster wirken sich deren solare Energiegewinne ebenfalls positiv auf die Energieeffizienz des Gebäudes aus. Zusätzlich wird das Haus bei Bedarf mittels Gasbrennwerttherme über eine Fußbodenheizung erwärmt. Die großen Heizflächen ermöglichen eine sehr geringe Vorlauftemperatur und damit sparsames Heizen. Astrid Unger

Die wie Lichtspots wirkenden Dachfenster erzeugen in der Bibliothek spielerische Lichtreflexe

Die Innenräume zeichnen sich durch gut teilbare Grundrisse aus


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links Die Einrichtung steht den Kindern von Mitarbeitern der Unternehmen Bayer CropScience und Bayer Animal Health in Monheim offen (Foto: Antje Schröder)

KLIMASCHUTZ VON ANFANG AN Kindertagesstätte in Monheim

Ein integriertes Energie- und Materialkonzept führte beim Bau der betrieblichen Kindertagesstätte „Die Sprösslinge“ des Bayer-Konzerns in Monheim zur Freiheit von jeglichen Emissionen und zu einer über den Jahresverlauf ausgeglichenen Energie-Bilanz. Das Gebäude ist das erste energieoptimierte „EcoCommercial Building“ in Europa, das Bayer mit seinen Netzwerkpartnern realisiert hat. Weitläufiger Raum Der Eingang ist wie eine große Piazza gestaltet, von der aus 5 Gruppenbereiche erschlossen werden. Rund 60 Kinder im Alter von 6 Monaten bis zum Schulantritt verbringen hier ihre Zeit. Der Betreiber „educare“ vereint die führenden nationalen und internationalen Konzepte der frühkindlichen Bildung und wurde bereits von der UNESCO ausgezeichnet. Energetische Optimierung Der Bau ist das Ergebnis eines integrierten Planungsprozesses des EcoCommercial Building-Netzwerks: Das Kölner Architekturbüro tr.architekten und das Ingenieurbüro P. Jung entwickelten mit Hilfe vorausgehender Simulationsrechnungen und unter stetiger Berücksichtigung des Raumkomforts ein innovatives und ganzheitliches Energiekonzept: Photovoltaik-Module zur Stromerzeugung sowie Geo- und Solarthermie für die Heizung erzeugen die benötigte Energie auf emissionsfreiem Weg vollständig selbst. Gleichzeitig ist das Gebäude mit Polyurethan auf Basis von Rohstoffen der Bayer MaterialScience wie ein Passivhaus gedämmt und übertrifft damit bei weitem die gültigen Wärmedämmstandards. Für das erreichte Ziel einer Null-Emissions-Bilanz wurden Gebäudehülle und -form, Anordnung und Größe der Fenster sowie der Oberlichter optimiert. Hocheffiziente Anlagentechnik stimmt technische Erfordernisse und nutzungsspezifische Anforderungen fein aufeinander ab. Die gezielte Anordnung von großflächigen Fenstern mit 3-fach-Verglasung und Lichtlenklamellen kombiniert Tageslichtnutzung und Wärmegewinnung durch die Sonne mit sommerlichem Wärmeschutz. Die Innenräume können durch

außen montierte Sonnenschutzrollos verschattet oder durch handbedienbare Schiebeelemente abgedunkelt werden. Dank Präsenzmelder und Helligkeitssensoren wird nur genau dort und genau so viel künstlich beleuchtet, wie nötig. Das Gebäude hat eine Fußbodenheizung. Lüftungskanäle, die unsichtbar in Wänden, Einbaumöbeln und Böden geführt sind, sorgen für Frischluft, die an kalten Tagen über einen Wärmetauscher durch Abluft erwärmt wird. Jeder Sanitärbereich ist mit einer dezentralen Frischwasserstation ausgestattet, die Energieeffizienz mit hygienischen Anforderungen auf einfache und ökonomische Weise kombiniert: Die durch thermische Solarenergie erzeugte Wärme wird in einem Pufferspeicher aufgefangen und anschließend zur Warmwasserbereitung verwendet, wobei nur die tatsächlich benötigte Wassermenge erhitzt wird. Das spart Energie und verhindert gleichzeitig die Bildung von Mikroorganismen wie Legionellen. Positive Bilanz Der Erfolg des klimaneutralen Konzepts zeigte sich bereits nach einjährigem Bestehen: Die Kita produzierte einen Überschuss von 13.600 kWh Strom vollständig CO2-frei, der in das Stromnetz eingespeist wurde. Zudem führten die adäquate Dämmung und die Nutzung regenerativer Energien wie Erdwärme und Photovoltaik zu einer Einsparung von 50 t CO2 – 9 t mehr als ursprünglich erwartet. Mehrfach ausgezeichnet Für das nachhaltige Energiekonzept erhielt die Kita in Monheim mehrere Preise: Beim Wettbewerb „Energieoptimiertes


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ECB EcoCommercial Building Program Das globale EcoCommercial Building Program von Bayer MaterialScience ist Bestandteil des Bayer-Nachhaltigkeitsprogramms. Es bietet Entscheidungsträgern in der Baubranche ein einzigartiges Portfolio an Dienstleistungen und Materiallösungen für energieeffizientes und wirtschaftliches Bauen. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Netzwerk an Mitgliedern unterstützt Bayer im Rahmen des Programms beispielsweise Architekten, Projektleiter, Bauunternehmer, Entwickler sowie Manager größerer Unternehmen bei der Realisierung öffentlicher und gewerblicher Gebäude, die bisherige Standards in Sachen Nachhaltigkeit deutlich übertreffen. Das Angebot reicht dabei von Energieeffizienzberechnungen während der Planung über die Verwendung umweltverträglicher Materialien bis hin zur Nutzung erneuerbarer Energie. Neben der emissionsneutralen Kindertagesstätte in Monheim baute Bayer bereits zwei Bürogebäude nach dem Konzept des EcoCommercial Building Programs: eines in Belgien und eines in Greater Noida, nahe New Delhi, Indien. www.ecocommercial-building-network.com/de/

Bauen – Architektur mit Energie“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie im Jahr 2009 gewann sie den ersten Platz. Neben der „Auszeichnung guter Bauten“ des Bund Deutscher Architekten überzeugte das „EcoCommercial Building“ auch auf europäischer Ebene: Das Institut für Energie und erneuerbare Energien der EU-Kommission prämierte die Kita als bemerkenswertes und vorbildhaftes Energiespar-Projekt mit dem Annual GreenBuilding Award 2011. Bayer wurde außerdem in das europäische GreenBuilding Programm aufgenommen und ist damit offizieller Partner des EcoCommercial Building Program. Rüdiger Utsch

oben Das Gebäude wird mit Geothermie über eine Fußbodenheizung erwärmt, die Frischluftversorgung erfolgt durch Lüftungskanäle, die unsichtbar in Wänden, Einbaumöbeln und Böden geführt sind (Foto: Antje Schröder) unten Die optimale Dämmung und die Nutzung von regenerativen Energien wie Erdwärme und Photovoltaik ermöglichten bereits nach einem Jahr eine Einsparung von 50 t CO2 (Grafiken: Bayer MaterialScience)


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Ausstellungsraum im Dachgeschoss: Die Ziegelschalen sind weiß geschlämmt, auf Anstriche wurde aus ökologischen Gründen weitgehend verzichtet

FÜR DEN ZWEITEN BLICK Kunstmuseum in Ravensburg

Ende 2012 wurde in Ravensburg das weltweit erste zertifizierte Passivhaus-Kunstmuseum eröffnet. Geplant haben es die Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdottir Oei. Entwurfsidee Bei der Planung im Vordergrund stand die Frage des Umgangs mit der alten Stadt. Die Architekten interessierte der Begriff der Kontinuität, sie wollten ein Haus bauen, das sich der aktuellen Diskussion – ob ein Gebäude durch seine Modernität einen Kontrast bildet oder so tut, als wäre es über ein Jahrhundert alt – entzieht: „Gäbe es von der Situation ein Bild von Canaletto und fehlte an der Stelle, an der das Kunstmuseum entstehen soll, ein Stück der gemalten Stadt, so käme der Restaurator weder auf die Idee, „seine“ Kunst und Zeitgenossenschaft auf dem Fleck darstellen zu wollen, noch würde er die Stelle so übermalen, als hätte es den Schaden nie gegeben. Vielleicht würde er das fehlende Stück in der Art anlegen, dass die Sache auf den ersten Blick gar nicht ins Auge springt und erst auf den zweiten Blick, nämlich bei genauerem Hinsehen, die Ergänzung zu lesen ist.“ Die Frage, in welcher Zeit das Haus entstanden sein mag oder wer dessen Architekten waren, wäre obsolet. Es gab

schon immer Architekten, die sich mit diesem Problem auseinandergesetzt haben oder besser gesagt, die Häuser für den zweiten Blick gebaut haben. Ihre Bauten zeugen von bestechenden handwerklichen Qualitäten, vertrauten Materialien, schönen Fügungen, gut funktionierenden Grundrissen. Architektonisches Konzept Das einfache räumliche Konzept mit Eingangshof, rechteckigen und neutralen Ausstellungsräumen, die von den Erschließungselementen in die Mitte genommen sind, wird nach außen durch eine Schale aus Recyclingziegeln gemauert. Für die Planung wichtig war die Frage, woher die eingesetzten Baustoffe kommen und wie viel Energie für ihre Herstellung verbraucht wird. So stammen die Steine von unterschiedlichen Abbruchhäusern und sind lediglich grob verfugt. Zudem wurde weitgehend auf Innenanstriche verzichtet, da jeder Anstrich eine ökologische Belastung darstellt. Das Dach ist aus Ziegelschalen gebildet, die innenseitig weiß geschlämmt sind und als Gewölbekonstruktion den Raum frei überspannen. Fenster finden sich so wenig wie möglich, lediglich an einer Stelle eine Verglasung wie ein Bild, das den Blick auf den benachbartern Wehrturm, den Mehlsack frei gibt.


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links + rechts oben Fast wehrhaft wirkt das Gebäude, das als Kunstmuseum mit einem Minimum an Fensterflächen auskommen muss rechts unten Tresen im Eingangsbereich

Energiekonzept Ein Museum in Passivhausbauweise zu errichten, stellt die Beteiligten vor hohe Anforderungen. Vor allem in der Tatsache, dass ein Kunstmuseum mit einem Minimum an Fenstern auskommen muss und die Gemälde durch künstliches Licht optimal in Szene gesetzt werden, dokumentiert sich die Herausforderung. Bei der Planung wurde insbesondere darauf geachtet, Wärmebrücken zu reduzieren, was sich angesichts des realisierten Wandaufbaus als Ausgangspunkt für Innovationen herausstellte: Die hoch wärmegedämmte Museumshülle wurde als zweischalige Konstruktion ausgeführt. Zwischen der Betonwand und der Außenwand aus alten, wieder verwendeten Ziegeln befindet sich eine 24 cm dicke Dämmung. Die erforderlichen Anker und Konsolen, mit deren Hilfe die Ziegelaußenwand am Beton befestigt ist, hätten hier üblicherweise für bedeutende Wärmebrücken gesorgt. Um den negativen Effekt so gering wie möglich zu halten, wurde deshalb der Stahlanteil des Befestigungssystems deutlich reduziert. Eine Lüftungsanlage sorgt für optimales Raumklima und schützt Gemälde und Gebäude vor Schäden. Das gute Dämm-Niveau garantiert gleichmäßige Oberflächentempe-

raturen und vermeidet auch bei der geforderten Luftfeuchtigkeit von 50 % in den Räumen jegliche Feuchtigkeitsprobleme. Heizung und Kühlung einschließlich Be- und Entfeuchtung erfolgen über Erdsonden und eine Gas-Absorptions-Wärmepumpe mit sehr niedrigem Primärenergiebedarf. Hans-Jürgen Breuning, Florian Lang Alle Fotos: Roland Halbe

BERECHNUNGSERGEBNISSE PASSIVHAUSPROJEKTIERUNG Kennwerte mit Bezug auf die Energiebezugsfläche 1.285 m² Energiekennwert Heizwärme: 15 kWh / (m²a) Primärenergie-Kennwert: 138 kWh / (m²a) (WW, Heizung, Kühlung, Hilfs- und Haushaltsstrom) Primärenergie-Kennwert: 45 kWh / (m²a) (WW, Heizung und Hilfsstrom) Heizlast: 18 W / m² Energiekennwert Nutzkälte: 3 kWh / (m²a) Kühllast: 7 W / m²


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links Das Forschungs- und Entwicklungszentrum des Unternehmens Fronius International entstand auf einem rund 27.000 m² großen Grundstück (Alle Fotos: Kirsten Bucher)

IM SPANNUNGSFELD VON TRADITION UND MODERNE In Thalheim bei Wels, Österreich, entstand der Neubau eines energieeffizienten Forschungs- und Entwicklungszentrums nach Plänen des Architekturbüros schneider+schumacher, Frankfurt/Wien. Zukunft hat Herkunft Weltweit ist die Fronius International GmbH als Produzent und Entwickler für Batterieladesysteme, Schweißtechnik und Solarelektronik tätig. Seine Verbundenheit mit Region, Umwelt und Mitarbeitern bringt das Unternehmen mit dem Leitspruch „Zukunft hat Herkunft“ zum Ausdruck. Ausgangssituation 2006 lobte Fronius einen internationalen Wettbewerb zum Neubau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums aus. Das Architekturbüro schneider+schumacher, Frankfurt/ Wien, konnte mit seinem Konzept überzeugen: Der Entwurf bewegt sich im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Die Architekten interpretieren traditionelle Gestaltungselemente neu und kombinieren sie mit innovativer Gebäudetechnik und regenerativen Energien. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Fronius und schneider+schumacher wurde im Oktober 2012 mit dem ZV-Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten in Österreich ausgezeichnet. Gebäudestruktur Das im Herbst 2011 fertig gestellte Forschungs- und Entwicklungszentrum entstand auf einem rund 27.000 m² großen Grundstück, das sich als Dreieck zwischen dem Fluss Traun, einer Wohnsiedlung und Baumbeständen aufspannt. Der Komplex besteht aus zwei ringförmigen Baukörpern, die in der Höhe um ein ganzes Geschoss versetzt sind und so Raum für die Anlieferung und Erschließung der Garage auf der Verlängerung des Vorplatzes schaffen. Gleichzeitig nutzt dieser Versatz die topographische Neuordnung des Areals, die das Geländeniveau nach Norden zum Flussdamm und nach Westen zur Wohnbebauung hin anhebt, um den tiefer liegenden Betriebshof in sich aufzunehmen. Die Gebäudestruktur erinnert an „Vierkanter“ – traditionelle Gutshöfe, die besonders in der Region Linz-Wels-Steyr-Amstetten verbreitet sind.

Innenraumplanung Auf der unteren Ebene befinden sich die Labore, im Obergeschoss liegen die Büroräume. Atrien und senkrecht dazu angeordnete, vorgelagerte Magistralen fördern die Kommunikation unter den Mitarbeitern. An den schmalen Enden des Komplexes sind die Gemeinschaftsbereiche wie das Mitarbeiterrestaurant und allgemeine Treffpunkte – „Energy-Points“ genannt – untergebracht, die direkt mit dem Außenbereich verbunden die Natur in den Arbeitsalltag integrieren. Die Architektur bringt die Werte des Unternehmens angemessen zum Ausdruck: Klarheit und Einfachheit in der Anordnung der Baukörper, offene und flexible Büro- und Laborstrukturen mit sehr guter Orientierung, angemessene Materialien und eine ruhige Farbgebung. Innovatives Fassadenkonzept Auch die Fassade greift die Firmenphilosophie auf. Die intelligente Hülle interpretiert das traditionelle Konstruktionsprinzip des Kastenfensters neu und ergänzt es mit einem speziell entwickelten Trommelelement um einen innovativen Teil. Die Konstruktion besteht aus Fensterbändern, die mit rückseitig emaillierten Glasscheiben verkleidet sind. Transparente und opake Fassadenelemente alternieren: Die inneren Fassadenelemente teilen sich in ein transparentes, fest verglastes Seitenfeld und einen opaken, einachsig zu öffnenden Drehflügel mit Lüftungstrommel. Die Konstruktion wird dem Wunsch der Nutzer nach natürlicher Belüftung und viel Tageslicht gerecht und leistet zugleich mit ihren zeitgemäßen Dämmwerten einen positiven Beitrag zur EnergieBilanz des Gebäudes. Einerseits überwindet die Fassade die Trennung von Innen und Außen durch Ausblicke ins Grüne. Andererseits bildet sie die physikalisch-technische Haut für ein komplexes Inneres und schützt die Mitarbeiter, Apparaturen und Ideen des Bauherrn vor Einblicken. Dabei widersteht sie mit ihrer ruhigen und klaren Formensprache allem Modischen.


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Transparente und opake Fassadenelemente alternieren: Die inneren Fassadenelemente teilen sich in ein transparentes, fest verglastes Seitenfeld und einen opaken, einachsig zu öffnenden Drehflügel

Energiekonzept Für das Unternehmen kam nur ein innovatives Energiekonzept unter Nutzung von regenerativen Energiequellen in Betracht. Entscheidendes Kriterium war hierbei die bedarfsgerechte Deckung der Energienachfrage mit Anlagetechniken, die im Grundlastbereich hohe Wirkungsgrade aufweisen und sich ganzjährig sinnvoll nutzen lassen. Bei den Test- und Entwicklungsarbeiten fällt eine enorme Menge an Wärmeenergie aus diversen elektrischen Einrichtungen (Lastwiderstände, Regeltransformatoren usw.) an. Das Konzept, das von der Arup Deutschland GmbH und schneider+schumacher gemeinsam mit dem Bauherrn entwickelt wurde, sieht vor, diese Energie für die Beheizung des Gebäudes zu nutzen. Technisches Highlight des Komplexes ist dabei das seinerzeit größte Erdsondenfeld der EU. Zusätzlich zur Stromerzeugung durch Photovoltaik-Elemente stellt die 204 Erdsonden umfassende geothermische Anlage die Energieversorgung des Zentrums sicher. Die beim Betrieb anfallende, überschüssige Wärmeenergie, die im Sommer nicht genutzt werden kann, wird in dem Erdsondenfeld saisonal gespeichert und kann so für die Beheizung des Gebäudes im Winter genutzt werden. Mit Hilfe einer Uferfiltratanlage (Flusswasser der angrenzenden Traun) besteht die Möglichkeit, das Gebäude und die Prozesstechnik im Sommer zu kühlen. Fazit Das Anforderungsprofil des Bauherrn, welches sich zwischen den Eckpunkten nachhaltiges Bauen, kommunikative Arbeitsatmosphäre und dem unmittelbaren Bezug zur Natur bewegt, wurde in Gebäudestruktur und Gebäudetechnik erfolgreich umgesetzt. Neben aller Funktion und technischer Raffinesse ist das Forschungs- und Entwicklungszentrum ein Ort der Begegnung und Kommunikation geworden – ohne den Bezug zur Umwelt zu verlieren. Andrea Barthel

Atrien und senkrecht dazu angeordnete, vorgelagerte Magistralen fördern die Kommunikation unter den Mitarbeitern

Allgemeine Treffpunkte wie das Mitarbeiterrestaurant sind direkt mit dem Außenbereich verbunden und integrieren die Natur in den Arbeitsalltag


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Unterschiedlich farbige Fassadenelemente aus eloxiertem Aluminium schaffen eine homogene Plastizität, deren Ausprägung sich je nach Licht- und Sonneneinfall verändert (Foto: H. G. Esch)

KEEP IT SIMPLE Bürogebäude in Köln

An der Marina des Kölner Rheinauhafens entstand Ende 2011 der Neubau für ein Bürogebäude. Der Entwurf stammt vom Kölner Architekturbüro Gatermann + Schossig. Aufgrund der städtebaulichen Situation entwickelten die Architekten einen Baukörper, dessen Volumen sich nach oben skulptural auflöst und so einerseits homogen wirkt und andererseits auf die spezifischen Sichtachsen im Rheinauhafen eingeht. Gleichzeitig wurden alle sichtbaren Technikaufbauten in den Baukörper integriert, das Dach wurde zur fünften Fassade, die dem Blick aus den Kranhäusern angemessen ist. Die lebendige Fassadengliederung unterliegt einem geordneten Rhythmus, der in einer vorderen und einer hinteren Ebene das Bild einer geschossübergreifenden Vertikalität

erzeugt. So entsteht der Eindruck von Tiefe, der durch hell eloxierte Rahmen in der vorderen Ebene und dunklere opake Elementausfachungen in der hinteren Ebene verstärkt wird. Darüber hinaus zeichnet sich das zukunftsorientierte und ökologische Gebäude- und Technikkonzept durch eine optimierte Nutzung passiver Elemente und die bedarfsgerechte „einfache“ Regelung über moderne Gebäudeleittechnik aus. Nach dem Motto „keep it simple“ kann das Bürogebäude als herausragend wirtschaftliches und innovatives Gebäude betrachtet werden, dessen Primärenergiebedarf 45% unter der erforderlichen Energieeinsparverordnung liegt.

Bürogebäude auf dem Baufeld 10 im Kölner Rheinauhafen (Foto: Gatermann + Schossig)

Geothermie, Bauteilaktivierung und gesteuerte Gebäudetechnik führen zu einem wirtschaftlich innovativen Gebäude (Foto: Margot Gottschling)

Elisabeth Treitz


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Das Wohngebäude in Kapfenberg wurde durch Sanierung in ein Plus-Energie-Haus umgewandelt (Visualisierung: Nussmüller Architekten ZT GmbH)

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Bis Ende 2013 wird das gesamte Wohngebäude fertig saniert sein (Visualisierung: Nussmüller Architekten ZT GmbH)

ENERGIE-FABRIK

Sanierungsprojekt in Österreich Ein Wohnbau-Sanierungsprojekt in Kapfenberg, Österreich, erhielt Ende 2012 eine offizielle Anerkennung für außergewöhnliche Energiespar-Erfolge. Das Zertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen belegt, dass die beteiligten Wissenschaftler das erste Gebäude Österreichs durch Sanierung in ein Plus-Energie-Haus verwandelt haben. Das bedeutet, dass es mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Sanierungskonzept Der Projekttitel „e80³ Gebäude“ steht für die Ziele des Sanierungskonzepts: Die Reduktion des Energiebedarfs um 80 %, ein Anteil von 80 % an erneuerbaren Energien und die Reduktion der CO2-Emissionen um 80 %. Um diese Ziele zu erreichen, wurden im Laufe des Projekts vielfältige Maßnahmen umgesetzt: Durch eine 30 cm außen angebrachte Wärmedämmung konnten die Heizkosten drastisch gesenkt werden. Es wurden ökologische Materialien und erneuerbare Energien wie etwa Solarzellen eingesetzt. Die Haustechnik-Elemente wie Strom- und Wasserleitungen befinden sich außen in der Fassade. So sind sie jederzeit schnell und einfach zugänglich, etwa für Reparaturen. Projektergebnisse Seit Dezember 2010 arbeiten die Wissenschafter von AEE INTEC und der TU Graz gemeinsam mit 7 weiteren Projektpartnern und dem Bauherrn, der Wohnbaugruppe ennstal, an dem energiesparenden Sanierungskonzept. Die Montage der neuen Fassade wurde Ende November 2012 fertig gestellt, mit vielversprechendem Ergebnis: Im sanierten Gebäude wird der Energieverbrauch um 85 % reduziert sein. Da das Haus zusätzliche Energie erzeugt, wurde die Zertifizierung als Plus-Energie-Haus erreicht. Dies ist durch die

wärmedämmende Fassade sowie Strom- und Wärmeerzeugung durch Solarenergie gelungen. Bis April 2013 sollen der erste Bauabschnitt und bis Ende 2013 die gesamte Sanierung abgeschlossen sein. Zukunftsvision Für die Zukunft haben sich die Forscher der TU Graz und AEE INTEC vorgenommen, auf Basis dieses erfolgreichen Bauprojekts Fertigteile für eine serienmäßige energiesparende Sanierung von Wohnbauten zu entwickeln. Außerdem ist als weitere Sanierungsmaßnahme ein siedlungsweites Netz für Strom und Wärme geplant, um noch mehr Energie zu sparen: Wenn eines der Gebäude zu viel Strom oder Wärme produziert, fließt der Überschuss ins Netz und kann bei Bedarf später oder von einem anderen Gebäude verwendet werden. Nachhaltigkeit für zukünftige technische Systeme ist eine facettenreiche Herausforderung in der Forschung. Im Field of Expertise „Sustainable Systems“ sind Kompetenzen der TU Graz in den Bereichen Stadt- und Mobilitätsplanung, Nachhaltiges Bauen und Zukunftsfähige Energiesysteme zusammengefasst. Alice Senarclens de Grancy

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TECHNOLOGIEN FÜR DIE STÄDTE VON MORGEN Die Welt wird in den kommenden zwei Jahrzehnten die größte Völkerwanderung der Geschichte erleben. Schon heute leben mehr als 50 % der Weltbevölkerung in Städten. Für das Jahr 2050 erwarten die Experten der Vereinten Nationen einen weiteren Anstieg auf 75 %. Städte von heute müssen sich deshalb zeitig auf diesen Zulauf vorbereiten, um Metropolen von morgen zu werden. Vor diesem Hintergrund präsentierte die Fraunhofer-Allianz Bau mit ihren Mitgliedsinstituten auf der internationalen Baufachmesse BAU 2013 in München verschiedene Themenfelder und lieferte damit Ansatzpunkte, dem Wachstum und Wandel der Städte zu begegnen. Planen und Bauen Gebäude können heute nicht mehr ohne leistungsfähige Software geplant, gebaut und betrieben werden. Neue Anforderungen an die Energieeffizienz und das Raumklima von Gebäuden, aber auch Sicherheits- und Managementaspekte treiben die Entwicklung neuer Lösungen im Bereich der Bauplanung voran. Hierzu zeigte das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO die Toolbox „Virtual CityScapes“. 3D-Visualisierungssysteme erleichtern bereits während der Planungsphase die Kommunikation zwischen den beteiligten Fachleuten. Virtual CityScapes bündelt dabei 4 wesentliche Aspekte: 1. Immersive Gebäudeplanung: 3D-Gebäudedaten umfassen sämtliche Fachplanungen, wie Elektroinstallationen oder die Belüftung. 2. Virtuelle Bemusterung: Dank virtueller Realität kann der Bauherr sein Wohnhaus bereits in der Planungsphase räumlich und maßstabsgetreu erleben und live die Kombination verschiedener Materialien im Haus vergleichen. 3. Lärm- und Feinstaubvisualisierung: Entsprechende Werte aus der Simulation „schweben“ an den zugehörigen Positionen in einer 3D-Karte und zeigen so erhöhtes Lärm- und Feinstaubaufkommen auf. 4. Virtuelle Fahrsimulation: Der Einsatz verschiedener Formen der Fahrsimulation sowie realer Fahrzeuge macht virtuelle Prototypen und Human-Machine-Interface-Konzepte bereits in frühen Entwicklungsphasen erlebbar. Versorgung Urbane Zentren zählen mit ihren Gebäuden zu den größten Energieverbrauchern weltweit. Sollen fossile Brennstoffe und Ressourcen langfristig eingespart und die Folgen für die Umwelt reduziert werden, muss bei der Versorgung von Gebäuden und Siedlungsstrukturen angesetzt werden. Gebäude als Kraftwerke, die zu einer Dezentralisierung der Energieversorgung beitragen und dabei umliegende Siedlungsstrukturen, Fahrzeuge oder Leitungsnetze integrieren, begleitet Fraunhofer hier ebenso mit innovativen Systemen und integralen Lösungen, wie die Optimierung von Mobilitätskonzepten oder das nachhaltige Management von Frisch- und Brauchwasser auf Siedlungsebene. Einen intelligenten Lösungsansatz mittels dezentraler Wasser- und Energie-Infrastrukturkonzepte lieferte das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Neue semi-

dezentrale Technologien des Projekts „DEUS 21“ ermöglichen es, Regenwasser zu nutzen, den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren, Abwasser effektiv zu reinigen und dabei Biogas zu gewinnen. Baustoffe Die Qualität eines Gebäudes hängt unmittelbar von den Eigenschaften der verwendeten Baumaterialien ab. Der effiziente Einsatz von Material und Energie sowie Fragen der Umweltfreundlichkeit und Gesundheitsverträglichkeit von Baustoffen sind zentrale Aspekte der FraunhoferBauforschung. Ganzheitliches Bauen erfordert nachhaltige Baustoffe. Die Fraunhofer-Bauforschung kombiniert daher die bewährten Eigenschaften klassischer Baustoffe durch gezielte Weiterentwicklung mit zusätzlichen Merkmalen. Neben der Verbesserung von Materialeigenschaften stehen hier die Funktionalisierung von Oberflächen und die Recyclingfähigkeit sowie Verwertung von Baustoffen im Fokus. Dem Thema Recycling hat sich deshalb eine Forschungsgruppe des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP angenommen. Jedes Jahr fallen mehrere Millionen Tonnen Bauschutt an, dessen Hauptbestandteil Altbeton ist. Allein in Deutschland betrug die Abfallmenge 2010 fast 130 Millionen Tonnen. Ein effizientes Recycling von Beton existiert allerdings noch nicht. Zur Zeit wird Altbeton unter enormer Staubentwicklung zerschreddert, die Gesteinsbrocken landen bestenfalls als Belag unter der Straße. Gleichzeitig wird die Qualität der wieder verwerteten Rohstoffe bei diesem Downcycling von Vorgang zu Vorgang verschlechtert. Gelänge es hingegen, die Gesteinskörnung von der Zementsteinmasse zu trennen, könnte der Kies als Zusatz wieder problemlos in den Frischbeton eingesetzt werden. Forscher des Fraunhofer IBP arbeiten daher an neuen Recyclingverfahren: Mithilfe der elektrodynamischen Fragmentierung zerlegen sie das Gemisch aus Zement, Wasser und Gesteinskörnung wie Kies oder Kalksplitt in seine Einzelbestandteile. Die Rückgewinnung von hochwertigen Zuschlägen aus Altbeton wird die Recyclingquote in diesem Bereich in wenigen Jahren etwa verzehnfachen und damit auf bis zu 80 % steigern. Morgenstadt Städte verbrauchen Energie und Rohstoffe, produzieren Abfall und Schadstoffe, die Verkehrssysteme sind überlastet. Fraunhofer-Forscher haben sich daher im Innovations-


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netzwerk „Morgenstadt“ zusammengeschlossen, um nachhaltige urbane Technologien und Systeme für die Städte der Zukunft zu entwickeln (Vgl. Publikationshinweis auf Seite 6). Eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie verlangt eine Synchronisierung von kurzfristigen – wie bei Informations- und Kommunikationstechnologien – und langfristigen Zyklen – wie bei Gebäuden oder Verkehrsinfrastrukturen. Bisher verlaufen diese eher unabhängig voneinander. Daher hat die Initiative Morgenstadt ein strategisches Handlungsmodell entwickelt, mit dem bisher parallele Systeme vernetzt und ergänzende Schlüsseltechnologien erforscht werden. Neben den Inhalten und Zukunftsprojekten der Initiative Morgenstadt wurden auch bereits realisierte bzw. angelaufene Stadtprojekte gezeigt. Für das Innovationsnetzwerk „Morgenstadt: City Insights“ haben sich 12 Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie und der deutschen Städte-Landschaft erarbeiten sie systematische Einblicke in erfolgskritische Schnittstellen auf dem Weg zur ressourceneffizienten, intelligenten und nachhaltigen Stadt der Zukunft. Dazu wurden 6 globale Städte festgelegt, die als inspirierende Systeme ein Vorbild für nachhaltige urbane Lösungen sind: Singapur, Kopenhagen, New York, Berlin, Freiburg, Tokyo. Zwischen Januar und Juli 2013 analysieren Expertenteams die Ansätze innerhalb dieser Städte. Ziel ist es, Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen einzelnen Vorreiterprojekten und den Stadtsystemen als Ganzem zu gewinnen. Gleichzeitig arbeiten zahlreiche Fraunhofer-Institute auch außerhalb des Morgenstadt-Projekts an innovativen Lösungen für Städte. So begleitet das Fraunhofer IBP beispielsweise die Städte Wolfhagen und Stuttgart auf ihrem Weg zu mehr Energieeffizienz (100% EE Wolfhagen im Rahmen des BMBF-Wettbewerbs Energieeffiziente Stadt, Stadt mit Energie-Effizienz Stuttgart). Das Fraunhofer Center for Sustainable Energy Systems CSE aus Boston stellte sein Building Technology Showcase (BTS) vor. Es ist eine konsequente Fortführung eines Demonstrators zum Thema „Zukunft des Bauens“, den die FraunhoferGesellschaft mit dem inHaus-Zentrum für die Erforschung von Wohn- und Nutzimmobilien 2001 in Duisburg gestartet hat. Das BTS-Gebäude repräsentiert die Zukunft nachhaltigen Planens und Bauens. Das Fraunhofer CSE demonstriert an diesem Gebäude energetische Sanierungslösungen am Beispiel eines 100 Jahre alten, historischen Gebäudes im

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oben links Die elektrodynamische Fragmentierung ist ein neues Recyclingkonzept für Altbeton, das die Wiederverwertung seiner Einzelbestandteile ermöglicht (Foto: Fraunhofer IBP) oben rechts Dezentrale Wasser- und Energieversorgungskonzepte werden in der Stadt der Zukunft eine tragende Rolle spielen (Foto: Fraunhofer IGB)

Innovationsbezirk von Boston. Hier validiert Fraunhofer die Zuverlässigkeit und Wirksamkeit der Technologien, die in das Gebäude integriert sind und unterstützt Hersteller bei der Entwicklung von Produkten mit angewandter Forschung. Über Partnerschaften mit der Industrie, der nationalen Regierung der Vereinigten Staaten und deren Institutionen schafft Fraunhofer CSE in Boston einen Weg für die nationale Einführung energiesparender Technologien in den gewerblichen und privaten Sektor. Janis Eitner


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Insgesamt 340 Wohnungen befinden sich in der 7-geschossigen Blockrandsiedlung in Zürich-Affoltern, die je nach Anzahl der Räume eine Größe von 57 bis 128 m² aufweisen

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Die kleeblattartige Großform der Siedlung teilt den 8.000 m² umfassenden Hof in drei kleinere Plätze auf und vermeidet so geschickt den „Präsentierteller“, auf dem man sich im Zentrum eines quadratischen oder rechteckigen Blockrandes wähnt

ZWEI MEINUNGEN – EINE LÖSUNG Wohnsiedlung in Zürich

Bei der Planung der 7-geschossigen Blockrandsiedlung Klee in Zürich-Affoltern, Schweiz, entwickelten die beauftragten Architekten Knapkiewicz & Fickert aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Bauträger zwei Strategien und kamen so zu einer Lösung. Konstruktiver Prozess Das Konzept der Architekten, mit der Wohnsiedlung Klee die im Boomquartier Ruggächer etablierten Großformen zu ergänzen, aber gleichzeitig wieder auf das Maß der darin wohnenden Menschen zurück zu stutzen, stieß bei der Entscheidung des Wettbewerbs im Jahr 2006 nicht auf ungeteilte Zustimmung. Die beiden Bauträger, die sich für die Finanzierung und Realisierung des Projektes zusammengeschlossen hatten, bewerteten den Entwurf unterschiedlich: Während die Baugenossenschaft Hagenbrünneli (BGH) befürchtete, die 7-geschossige Hofrandbebauung würde sich wie eine Trutzburg zwischen den schmalen, langen Riegeln breit machen, befand die Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GBMZ) den Blockrand mit nicht einsehbarem Innenhof von Beginn an als pfiffige Idee. Was andernorts zum Scheitern führt, bevor ein Projekt überhaupt begonnen hat, entwickelte sich hier zu einem konstruktiven Prozess. Geschickte Fassadengestaltung Die Architekten versuchten im Lauf der Überarbeitung ihres ersten Vorschlags, die unterschiedlichen Wünsche der Bauträger sensibel einzuarbeiten. Neben dem kommunikativen Innenhof überzeugte vor allem die geschickte Fassadengestaltung: Durch farbige Zusammenfassung jeweils zweier Geschosse scheint der 7-geschossige Baukörper auf einen massiven Sockel und drei darüber angeordnete Etagen zu schrumpfen. Verstärkt wird dieser optische Trick durch die von der Fassade zurück springenden Loggien, deren Luftraum sich über zwei Geschosse erstreckt und somit

eine eigentlich vorhandene Deckenplatte unterschlägt. Das Ergebnis ist in Kombination mit den Balkonen, die im Wechsel zu den Loggien ebenfalls nur jedes zweite Geschoss vor die Fassade treten, verblüffend: Man sieht nur drei Etagen und zählt doch jedes Mal sechs – plus Sockelgeschoss. Diese Sinnestäuschung funktioniert sowohl im Innenhof als auch an den zur Straße und dem Außenraum orientierten Fassaden, deren Farbspiel variiert und den Sockel stärker betont. Struktur und Farbe Dass die äußere Wahrnehmung täuscht, ist auch auf die feine und klug durchdachte Detailplanung zurückzuführen. Schmale Fenster sind über zwei Geschosse zu einer Öffnung optisch zusammengefasst. Ein vorspringendes Gesims am Dachrand lässt die obere Gebäudekante nicht „davonfliegen“, sondern fasst den Kubus und schließt ihn gestalterisch nach oben ab. Zudem erschöpft sich der Wechsel zwischen hellen und dunklen Fassadenflächen nicht im Griff zu unterschiedlichen Farbtöpfen, sondern basiert auf der Kombination einer ausgefeilten Putzstruktur: Während die weißen Oberflächen des Wärmedämmverbundsystems als unregelmäßiger, von Hand geführter Besenstreichputz ausgeführt sind, treten die dunklen Flächen als Strukturputz mit vertikalen Kanneluren vor den weißen Siliconharzputz. Die akkurate Ausführung dieser Putztechnik stellte hohe Ansprüche an Handwerker und Material. Die Kannelur wurde in einem Stück durchgezogen, indem die Arbeiter die Zahnspachtel von einer Gerüstebene zur nächsten durchreich-


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Die schmalen Fenster und die Loggien sind jeweils über zwei Geschosse zu einer Öffnung optisch zusammengefasst, wobei die farbig hervorgehobenen Putzfelder die Geschosse zusätzlich zusammen zu wachsen scheinen lassen

Die akkurat gezogene Kannelur wurde in einem Stück durchgezogen und erforderte größtes handwerkliches Geschick

ten und so den Knauf Klebe- und Armiermörtel SM 700 Pro ansatzlos in die gewünschte Zierform brachten. Ein abschließender Farbanstrich mit Siliconharzfarbe AS Protect in Grüngrau für die kannelierten Bereiche und in Weiß für den mit einem Besen abgestrichenen Siliconharzputz WWS (Körnung 1,5 mm) schützt vor Algenbefall und Mikroorganismen.

tung (Minergie) ausgestattet, deren Zu- und Abluftleitungen in den Rohdecken verlaufen. Nahezu alle Fenster sind mit Dreifachverglasung ausgestattet. Die Fassaden erhielten 18 cm dicke Heralan PTP S Steinwolledämmplatten, die Flachdächer eine 16 cm dicke PUR-Dämmung. Die Deckenplatten an den Durchgängen zum Innenhof sind mit 200 mm Polystyrol-Dämmplatten versehen und abschließend mit Aquapanel Cement Board bekleidet worden – einer Zementbauplatte mit sehr glatter und äußerst stabiler Oberfläche. Aufgrund der kompakten Bauweise, der sehr gut gedämmten Gebäudehülle und außergewöhnlich effizienter Anlagentechnik (u.a. 330 m² Solarkollektorfläche auf den Dächern) erreicht die Überbauung Klee ein überdurchschnittlich gutes energetisches Niveau. Andreas Gabriel (Alle Fotos: Knauf/González)

Energiekonzept Die Wärmedämmverbundfassade ist maßgeblicher Teil des Energiekonzeptes, an das die beiden Genossenschaften unterschiedliche Anforderungen stellten. So strebte die GBMZ Minergie-Standard an, während die Baugenossenschaft Hagenbrünneli mehr Wert auf gehobene Ausstattung legte: Hier wirken die Räume großzügiger, weil sie etwa 5 cm höher sind, da sich in den Rohdecken keine Lüftungskanäle befinden. Die Wohnungen der GBMZ sind mit einer Quelllüf-

PROJEKTDATEN

U-WERTE [W/m2K]

Bauherren: Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GBMZ) und Baugenossenschaft Hagenbrünneli, Zürich (BGH), Schweiz Planung: Knapkiewicz & Fickert AG, Zürich, Schweiz Energiekonzept: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen, Schweiz WDVS und Putzarbeiten: Wanner Bauunternehmung, Regensdorf, Schweiz Technische Fachberatung: Heinz Umbricht, Knauf AG, Reinach, Schweiz

Fassade: 0,19 Flachdach: 0,17 Wand gegen Erdreich: 0,33 Boden gegen unbeheizte Räume: 0,24 Loggien: 0,29 Fenster (3-fach/2-fach verglast): 0,9/1,2 (UGLAS: 0,6/1,1 und URahmen: 1,5/1,6)


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links Wirksamer Sonnenschutz hilft nicht nur, eine Überhitzung bei starker Sonneneinstrahlung zu vermeiden, sondern vermindert auch die Auskühlung des Gebäudes in der kalten Jahreszeit (Foto: Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e.V.)

GEGEN ÜBERHITZUNG UND AUSKÜHLUNG Nicht nur aufgrund der für Deutschland ausgerufenen Energiewende wird Energiesparen im Gebäudebereich ein immer wichtigeres Thema. Auch die Rollladen- und Sonnenschutzbranche kann hier einen bedeutenden Beitrag leisten. Gestalterische und technische Anforderungen Viele moderne Bauformen präferieren großzügige Fensterfronten. Der Trend zu viel Glas und einer offenen Bauweise nimmt seit Jahrzehnten zu und gilt heute praktisch als Standard. Um Komfort und Behaglichkeit zu gewährleisten, ist jedoch ein wirksamer Sonnenschutz unumgänglich. Die Zeiten der handbetriebenen Jalousien, Rollläden oder innen liegenden Sonnenschutzprodukte sind aber schon lange vorbei. Heute wird Sonnenschutz auf Wunsch komplett automatisiert eingesetzt. Die klassische Aufgabe des Sonnenschutzes ist die Vermeidung von Überhitzung der Räume durch ungehinderte Sonneneinstrahlung. Innen und außen liegender Sonnenschutz müssen jedoch unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, um ihren Anforderungen gerecht zu werden. Begrenzung des Energieeintrages Bei innen liegenden Behängen ist beispielsweise ein hoher Reflexionsgrad des Materials erforderlich, da die Strahlung bereits durch die Verglasung eingedrungen ist und wieder nach außen transportiert werden muss. Dies funktioniert bei Wärme- oder Sonnenschutzverglasungen aufgrund ihrer Beschichtung oft eingeschränkt. Besser geeignet ist daher eine außen liegende Lösung. Die Strahlung wird schon vor der Verglasung abgefangen und kann nicht mehr in das Gebäude eindringen. Bei gezielter Abstimmung von Sonnenschutzmaßnahmen und Klimatechnik lassen sich die Betriebskosten von Klimaanlagen deutlich reduzieren. So dringen bei handelsüblichem Wärmeschutzglas beispielsweise etwa 60 % der Sonnenenergie in Räume ein. In Verbindung mit einem innen liegenden, hoch reflektierenden Sonnenschutzbehang lässt sich der Wärmeeintrag auf 30 % reduzieren. Bei einem außen liegenden

Sonnenschutz gelangen sogar nur noch 5 % der Wärmeenergie in den Raum. Klimaanlagen müssen also deutlich weniger leisten, um behagliche Temperaturen zu erzielen, oder werden sogar gänzlich obsolet. Energetische Aspekte Wirksamer Sonnenschutz hilft nicht nur, eine Überhitzung zu vermeiden, sondern vermindert auch die Auskühlung des Gebäudes in der kalten Jahreszeit. Der Energieverbrauch für die Gebäudeheizung lässt sich so erheblich verringern. Bei Kälte wirken Fenster und Glasflächen teilweise wie Wärmebrücken. Stehende Luftpolster zwischen Fenster und dicht geschlossenem Sonnenschutz (z.B. Rollläden) sorgen hier für Wärmedämmung, denn stehende Luft ist ein schlechter Wärmeleiter und minimiert den Wärmetransport durch Konvektion. Dieses Prinzip funktioniert sowohl bei außen liegendem als auch bei innen liegendem Sonnenschutz. Die Kombination von Rollladen und innen liegendem Sonnenschutz kann bis zu 10 % der Heizenergie einsparen. Auch die gezielte Nutzung von Tageslichttechnik ermöglicht Einsparungen. Bei modernen Verwaltungsgebäuden entfallen circa 25 % des Energiebedarfs auf die künstliche Beleuchtung. Außenraffstoreanlagen mit Tageslichttechnik können diesen Stromverbrauch deutlich reduzieren. Die Anlagen bestehen aus funktional geteilten Bereichen. Unten kann beschattet, oben gleichzeitig das Licht in den Raum gelenkt werden. Mit einer intelligenten Steuerung werden die Lamellen exakt dem Sonnenstand nachgeführt. So ist stets ein Optimum an Helligkeit und Hitzeschutz gewährleistet, und der Kontakt zur Außenwelt bleibt trotzdem erhalten.

Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e.V. Technisches Kompetenzzentrum Hopmannstraße 2 53177 Bonn www.rs-fachverband.de


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Als besondere Herausforderung bei der Sanierung wurde die optimale Verbindung von Sonnenschutz und Wärmedämmung gesehen

SONNENNUTZGLAS

Sanierung und Erweiterung der Realschule Trossingen

Wärmedämmglas Neutralux ensolar Energetisch aufwerten, hohe Dämmwerte erzielen, natürliche Helligkeit ohne Hitze ermöglichen: So lauteten die Ziele bei der Sanierung und Erweiterung des Techniktraktes der Realschule Trossingen. Hier wird seit dem Schuljahr 2010/2011 in neuen EDV- und Technikräumen sowie Klassenzimmern unterrichtet. Ausgestattet ist das Gebäude mit dem Wärmedämmglas Neutralux ensolar. Die Gläser lieferte der Baden-Württembergische Glasveredler Arnold Glas.

unten Die Eigenschaften von Neutralux ensolar werden zum Großteil mit einer Spezialbeschichtung erzielt: Zusammen mit einer Gasfüllung im Scheibenzwischenraum ergibt dies niedrige U-Werte von bis zu 0,6 W/m²K

Die Stadt Trossingen liegt zwischen Rottweil und VillingenSchwenningen und damit in einer der sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Das wenige Kilometer entfernte Klippeneck ist mit durchschnittlich etwa 1.915 Sonnenstunden im Jahr als „Sonnenstube Deutschlands“ bekannt. Da liegt es nahe, die Energie der Sonne auch architektonisch so effizient wie möglich zu nutzen. Bei der Erweiterung der Schule stand die energetische Aufwertung im Zentrum. Als besondere Herausforderung wurde die optimale Verbindung von Sonnenschutz und Wärmedämmung gesehen. Verantwortlich für die Planung des neuen Flügels der Schule war das Architekturnetzwerk „modul 2a“, das sich für den Einsatz des Sonnennutzglases Neutralux ensolar von Arnold Glas entschied. Kleines U, Großes G Hochwertige Isoliergläser vereinen optimalen Energieeintrag mit optimaler Wärmedämmung: Möglichst viel natürliche Sonnenenergie gelangt durch das Glas in den Innenraum – gleichzeitig entweicht wenig Energie nach außen. Die Eigenschaften von Neutralux ensolar werden zum Großteil mit einer Spezialbeschichtung erzielt. Zusammen mit einer Gasfüllung im Scheibenzwischenraum ergibt dies niedrige U-Werte von bis zu 0,6 W/m²K. Gleichzeitig hat Neutralux ensolar einen für Wärmedämmgläser unerreichten g-Wert von über 60 %. 10 % mehr Energie gelangen von außen nach innen durch die Scheibe. Dies ist ein mit einem zweischeibigen Glas vergleichbarer Wert, der natürlichen Energieeintrag mit hoher energetischer Dämmung koppelt.

Glaswerke Arnold GmbH & Co. KG Alfred-Klingele-Straße 15 73630 Remshalden www.glaswerke-arnold.de


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WOHNKOMFORT AUF KNOPFDRUCK Zum einen war es der spürbare Komfortgewinn, zum anderen der erhebliche Beitrag zur Energieeffizienz des neuen Eigenheims, die den Bauherrn des Einfamilienhauses in Dresden vom dezentralen Pumpensystem Wilo-Geniax überzeugten. Nun können die Familienmitglieder jeden Tag den Wärmekomfort in ihrem mit Fußbodenheizungen ausgestatteten Haus genießen. Denn alle Räume haben stets die gewünschte und eingestellte Temperatur – zu jeder Tageszeit und unabhängig davon, wie kalt es draußen ist. Effizient und komfortabel Das System wird von den Familienmitgliedern über ein Zentralbediengerät in der Wohnküche geregelt. So sind die Wohlfühltemperaturen schnell den unterschiedlichen Bedürfnissen und Tageszeiten angepasst. Die zusätzlich mit Heizkörpern ausgestatteten Badezimmer sind insbesondere zu den Kernnutzungszeiten morgens wie abends wunschgemäß warm, werden jedoch tagsüber und nachts automatisch energiesparend abgesenkt. Von dieser hohen Regelgenauigkeit bei gleichzeitig einfacher Bedienung ist die vierköpfige Familie komplett begeistert. Für sie ist Wilo-Geniax nicht einfach nur eine Steuerung für die Heizung, sondern bedeutet Wohnkomfort auf Knopfdruck. Individuelle Regelung Großer Vorteil an dem System ist, dass es ganz individuell nach den jeweiligen Bedürfnissen zu regeln ist. Tagsüber können die Temperaturen von morgens bis abends durchgehend bei 21°C. liegen. Abends kann die Temperatur herunter geregelt oder ganz abgesenkt werden, je nachdem, wie der jeweilige Raum genutzt wird. So einfach und präzise funktioniert kein herkömmliches Thermostatventil.

Die überall angenehmen Temperaturen können alle über die Bediengeräte eingestellt werden. Jeder Raum ist zeitlich und temperaturmäßig erfassbar. Dem Bauherrn gefällt vor allem, dass die Wärme in den Bädern zu seinen üblichen Nutzungszeiten punktgenau auf Wohlfühltemperatur gebracht werden kann, ohne dass schon am Vorabend oder im Laufe des Tages die Heizung entsprechend geregelt werden muss. Auch bei extrem frostigen Außentemperaturen ist es immer konstant warm. Nachdem die optimale Temperatur ausgemacht und über die Raumbediengeräte eingestellt ist, muss kaum am System nachgeregelt werden. Die Handhabung ist einfach und intuitiv. Technische Informationen Das Einfamilienhaus in Dresden wird mit einer beheizten Fläche von ca. 190 m² und einer Norm-Heizlast von ca. 10,6 kW überwiegend durch Fußbodenheizung beheizt. Der Heizenergiebedarf wird über einen Gas-Brennwertkessel gedeckt. Eine hydraulische Weiche hinter dem Wärmeerzeuger stellt den geforderten Mindestvolumenstrom sicher und versorgt die insgesamt 18 Geniax-Pumpen mit dem notwendigen Volumenstrom und so das Gebäude mit Wärme.


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Alle Räume haben stets die gewünschte und eingestellte Temperatur – zu jeder Tageszeit und unabhängig davon, wie kalt es draußen ist

links Das im Jahr 2011 in der Nähe des Dresdener Elbufers fertig gestellte Einfamilienhaus wurde durch das Ingenieurbüro Laczkowski gemäß EnEV 2009 geplant

oben und unten Die überwiegend über eine Fußbodenheizung beheizten Räume können punktgenau über individuelle Bediengeräte temperiert werden

Ein zusätzlicher Badheizkörper ist direkt am Verteiler der Fußbodenheizung im Erdgeschoss eingebunden. Die vom Geniax- System benötigte Vorlauftemperatur wird direkt am Wärmeerzeuger über eine 0-10 V- Schnittstelle durch Geniax bedarfsgerecht angefordert. Zur Einzelraumregelung wurde ein Zentralbediengerät sowie pro Raum ein Raumbediengerät installiert. WILO SE Nortkirchenstraße 100 44263 Dortmund www.wilo.com


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Musterhaus Köln Bei diesem Haus verleihen schmale Stützen, der sich um die Glasfassade schmiegende Rahmen und die großzügige überdachte Dachterrasse dem sonst schlichten Baukörper Raffinesse und Eleganz. Die ausgeklügelte Haustechnik ermöglicht es, über Photovoltaik mehr Energieertrag als -verbrauch zu erwirtschaften.

BAUKULTUR 2_2013

Musterhaus Georgensgmünd Wohnen und Arbeiten, Mehrgenerationenhaus mit integrierter Garage. Der großzügige Eingangsbereich ist Teil einer einladenden Gesamtarchitektur. Lange Sichtachsen prägen das Bild im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befinden sich ein großzügiges Wellnessbad mit Sauna und der Zugang zur Dachterrasse.

VIEL RAUM FÜR KREATIVITÄT Der Energiesparhaushersteller LUXHAUS hat mit der Entwicklung der Climatic-Wand-Technologie bereits 2003 ökologisch und energetisch Maßstäbe gesetzt. Das inhabergeführte Unternehmen steht zudem für anspruchsvolle Architektur und setzt mit seinen Musterhäusern immer wieder Maßstäbe.

Kreativität, Trendgespür und Visionen – Sie besitzen all‘ diese Eigenschaften und wollen Ihr Potenzial nutzen? LUXHAUS bietet Ihnen die entsprechende Spielwiese. Bewerben Sie sich jetzt: www.luxhaus.de/ambitionen

Musterhaus Nürnberg Der Hybrid aus Bungalow und Loft lässt sowohl auf emotionaler als auch rationaler Ebene keine Wünsche offen. Das verglaste Studio-Turmzimmer mit Austritt auf die Dachterrasse verleiht der Architektur besondere Raffinesse, die sorgfältige Verarbeitung und die luxuriöse Ausstattung setzen Maßstäbe für ein modernes Wohngefühl.

Musterhaus Mannheim Dieses designorientierte Doppelhaus bietet zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten – vom Wohnen und Arbeiten bis zum Mehrgenerationenhaus. Der Reiz der modernen Architektur steckt im Detail. Der auffällige rote Kubus beherbergt eine Badewanne mit Panoramablick. Die Fensterbänder auf der Südseite lassen viel Tageslicht herein.

LUXHAUS GmbH & Co. KG Pleinfelder Straße 64 91166 Georgensgmünd www.luxhaus.de


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BAUKULTUR 2_2013

KLARER AUSDRUCK EINES STARKEN CHARAKTERS Badezimmer sind heute Wohn- und Lebenswelten, die den Lebensstil und die Persönlichkeit ihrer Besitzer widerspiegeln. Dadurch wachsen auch die Ansprüche an die Gestaltung dieser modernen Bäder. Die architekturorientierte Badplanung schließt den ganzen Raum ein. Der gesamte Eindruck entsteht durch die Aufteilung von Flächen, die Harmonie durch deren ausgewogene Proportionierung und klaren Gliederung. Den Raum ganzheitlich in die Planung einzubinden, stellt an den Badplaner erhöhte Anforderungen. Hier bietet sich die Serie HANSALIGNA an. Die moderne Serie aus dem HANSA|LIVING–SEGMENT fällt auf, ohne sich aufzudrängen und ist mit der klaren Formensprache als Trendsetter ihrer Zeit klar voraus. HANSALIGNA bietet ein breites Sortiment mit neuen eleganten Lösungen für Waschtisch und Wanne, aber auch extravagante Produkte wie die bodenstehende Wannenarmatur. Zusätzlichen Spielraum bei der Planung anspruchsvoller Unterputzlösungen schafft die Einbindung in das rasterbasierte Produktsystem HANSAMATRIX. Mit klaren Strukturen in einer einheitlichen Logik vor und hinter der Wand lassen sich ungeahnt vielfältige Produktbilder erschaffen.

Hansa Metallwerke AG Sigmaringer Straße 107 70567 Stuttgart www.hansa.de

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autoren | vorschau | impressum

BAUKULTUR 2_2013

Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 35. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org

Vorschau Ausgabe 3_2013 >> holzBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Andrea Barthel schneider+schumacher StädteBauProjekte Frankfurt am Main www.schneider-schumacher.de

Dr. Gunter Mann Optigrün international AG Prokurist, Leiter Marketing www.optigruen.de

Dr. Hans-Jürgen Breuning LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten Stuttgart www.lederer-ragnarsdottir-oei.de

Heinz Karl Prottengeier AIV Magdeburg, 1. Vorsitzender www.aiv-magdeburg.de

Angeli Büttner AIV zu Berlin, Mitglied Klima.Connection Berlin www.klimaconnection.de Janis Eitner Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit www.ibp.fraunhofer.de Andreas Gabriel Knauf Gips KG Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Iphofen www.knauf.de Anneke Holz Nina Schwab Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.bundesstiftung-baukultur.de Florian Lang Planungsbüro Herz und Lang Schongau www.herz-lang.de

DAI Kooperationspartner

Susanne Schmitz mayarchitekten Würzburg www.raymay.de Alice Senarclens de Grancy Technische Universität Graz www.tugraz.at Elisabeth Treitz Gatermann + Schossig Architekten Generalplaner Köln www.gatermann-schossig.de Astrid Unger VELUX Deutschland GmbH Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.velux.de Rüdiger Utsch Bayer MaterialScience AG Eco Commercial Building Program Leverkusen www.bayermaterialscience.com Dieter Wenzel MAIV Darmstadt, Vorsitzender www.maiv-darmstadt.de

DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: baukultur@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion + Anzeigen Christina Ahr M.A. E-Mail: ahr@vbk-verlag.de Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1.10.2012. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druckauflage: 5.100 Exemplare (IVW III/2012)


www.kaldewei.de

DUSCH COUTURE Xetis – visionäre Ästhetik mit System.

Kaldewei setzt einmal mehr neue Maßstäbe in der modernen Badarchitektur. Der homogene Duschbereich verschmilzt mit dem Badezimmerboden, PKEJVU WPVGTDTKEJV FKG &WUEJƂÀEJG CWU JQEJYGTVKIGO Kaldewei Stahl-Email 3,5 mm – der Ablauf ist in die Wand integriert. So ermöglicht Kaldewei Badplanern neue, ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten für den bodengleichen Duschbereich.


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | März 2013 | Ausgabe 2 | ISSN 1862-9571

DAI Förderpartner


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