BAUKULTUR 3_2012 landBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkte Bauen im ländlichen Raum Bauen mit Holz Außenanlagen

AIV München Studienpreis 2012

AIV zu Berlin Schinkelpreis 2012

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land


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editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, Berlin ist eine vom Grün geprägte Stadt – nicht jeder vermutet das auf den ersten Blick in einer Metropole wie Berlin, insbesondere außerhalb der Stadt. Damit sich dies ändert, wurde die „Strategie Stadtlandschaft“ entwickelt, die der Senat von Berlin jetzt auf den Weg gebracht hat. Natürlich, schön und produktiv sollen sie sein, die vielfältigen Grünflächen in der Stadt. Daran soll ressortübergreifend gearbeitet werden, denn es handelt sich nicht nur um ein freiraumbezogenes, sondern auch um ein kulturelles und standortpolitisches Stadtentwicklungsprojekt. Stadtlandschaften sind auch Kulturlandschaften. Parks und Gärten, Promenaden und Plätze sind nicht nur wichtig für die Erholung und das Wohlbefinden der Stadtbewohner, sie sind auch Ausdruck einer spezifischen Stadtkultur. Historische und zeitgenössische Anlagen verleihen ihrer jeweiligen Stadt Unverwechselbarkeit. Öffentliche Freiräume, Stadtplätze, Promenaden und Fußgängerzonen, Parkanlagen und Grünverbindungen sind die Visitenkarte der Stadt. Im Gegensatz zu anderen Facetten der Stadtentwicklung, die oft auch von privaten Akteuren abhängen, hat es die Stadt Berlin selbst in der Hand, die Entwicklung ihrer öffentlichen Räume zu steuern und zu fördern und damit der Stadt ein einmaliges, prägnantes Profil zu geben. So wirken die Freiräume auch identitätsstiftend, insbesondere, wenn die Bürger in die Planung und Pflege eingebunden werden. Baukultur besteht aus drei wesentlichen Schritten: einem integrativen und offenen Planungsprozess, einem ästhetisch hochwertigen, funktionierenden und nachhaltigen Ergebnis und – ist das Projekt einmal fertig gestellt – Respekt vor dem Bestand und der Pflege. Wettbewerbe haben sich als Methode bewährt, um für einen Ort die jeweils beste Lösung zu finden. In den letzten 20 Jahren sind in Berlin viele neue Parkanlagen entstanden, meist auf ehemaligen Bahnhöfen, Gleisanlagen oder Flughäfen. Gekrönt wird diese Entwicklung von den beiden größten innerstädtischen Grünanlagen Berlins, dem zu weiten Teilen schon fertig gestellten Park am Gleisdreieck und der jetzt entstehenden Parklandschaft Tempelhof. Intensive Bürgerbeteiligung und erfolgreich durchgeführte Wettbewerbe haben dazu geführt, dass trotz knapper Mittel qualitativ hochwertige Parkanlagen entstehen werden. Die IGA 2017 auf der Tempelhofer Freiheit wird dies eindrucksvoll unter Beweis stellen. Zunehmend an Bedeutung gewinnt das Urbane Gärtnern, auch als Ausdruck des Wunsches wieder selbst produktiv zu werden. Neben den klassischen Kleingärten, die weiter eine wichtige Rolle spielen, entwickeln sich interkulturelle Gärten

und Gemeinschaftsgärten in neuen Organisationsformen, die das Zusammenleben in der Großstadt fördern. Auch das wird eine Facette der Parklandschaft Tempelhof sein. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Aufmerksamkeit auch verstärkt der Peripherie zugewandt. Berlin hat dort aufgrund seiner besonderen Geschichte in West wie Ost umfangreiche Landschaftsräume. Diese Freiräume bieten häufig ein großes Potenzial für Verbesserungen. Im östlichen Berliner Barnim sind ausgeräumte Agrarlandschaften wie die Wartenberger Feldflur ästhetisch und ökologisch aufgewertet und durch Wege für die Bevölkerung erschlossen worden. Partner dabei ist die Land- und Forstwirtschaft, die den größten Teil der Flächen weiter bewirtschaftet. Diese Räume werden von der Bevölkerung gut angenommen und sind auch Ziel von Fachbesuchern. Die neue Idee der Urbanen Landwirtschaft wird auf dem ehemaligen Flughafen Gatow am südwestlichen Stadtrand umgesetzt werden, ein Teil der produktiven Stadtlandschaft. Die Gemeinsame Landesplanung Berlin/Brandenburg kümmert sich um länderübergreifende Regionalparks, in denen jeweils eine spezifische regionale Kulturlandschaft erhalten bzw. entwickelt wird. Die vielen neuen Grünräume, die in Berlin seit der Wende entstanden sind und noch entstehen, gilt es auf Dauer zu erhalten. Etwas in die Jahre gekommene Anlagen brauchen teilweise eine Sanierung und Aufwertung. Auch dies ist Bestandteil der „Strategie Stadtlandschaft“. Die Anpassung an den Klimawandel und an sich verändernde Nutzungsgewohnheiten der Bevölkerung wird eine zunehmend wichtigere Aufgabe. Wir wollen auch deswegen 10.000 neue Straßenbäume für Berlin pflanzen. Wir würden uns freuen, wenn uns die Berliner bei der Pflege der Bäume unterstützen. Der pflegliche Umgang mit dem Grün in Berlin durch die Bevölkerung und die zuständigen Verwaltungen erfordert ausreichende Mittel und den Respekt vor den geschaffenen und gewachsenen Werten. Und so landet man am Ende, wie immer, wenn es um das Berliner Grün geht, bei Peter Josef Lenné: „Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“ Ihr Michael Müller Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin


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dai in deutschland

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Konvent der Baukultur 2012 Mit dem Konvent der Baukultur bietet die Bundesstiftung Baukultur am 17./18.6.2012 ein Forum für Disziplinen des Planens und Bauens, für Politik und Verwaltung. Das DAI Präsidium ist hier auch in diesem Jahr prominent vertreten: Präsident Prof. Baumgart, Vizepräsident Gerd Schnitzspahn und Schatzmeister Arnold Ernst sind in den Konvent der Baukultur 2012 berufen, womit die enge Zusammenarbeit zwischen Bundesstiftung und Verband zum Ausdruck kommt.

Kiel

Pinneberg

Osnabrück

DAI Tag 2012 in Stuttgart Im Rahmen des DAI Tages 2012 in Stuttgart wird Prof. Dr. Jörg Schlaich den Großen DAI Preis für Baukultur erhalten. Die Laudatio hält Prof. Volkwin Marg, DAI Preisträger 2006.

Düsseldorf

Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

Mannheim

Saar

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DAI Mitgliedsverein AIV / nicht Mitglied im DAI

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DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Dresden AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Ulm AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Nachrichten Wettbewerb XXXL Möbelhaus in Würzburg

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Kolumne Bundesstiftung Baukultur Aktion_Baukultur

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DAI Mitglied im Blickpunkt Frank Ahlbrecht, Ruhrländischer AIV zu Essen DAI aktuell Aus dem Präsidium

12–15 12 13–14 15

DAI regional AIV Hannover: Nachruf für Werner Endres AIV zu Berlin: 157. Schinkel-Wettbewerb 2012 Münchener AIV: Studienpreis 2012

16–35 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25 26–27 28 29 30–33 34–35

Schwerpunkte Bauen im ländlichen Raum | Bauen mit Holz Baukultur als zentrale Aufgabe im ländlichen Raum Das altengerechte Dorf: Modellprojekt in Mecklenburg-Vorpommern Firmengebäude in Ostrau-Jahna Firmengebäude in Falkenberg Knauf-Museum in Iphofen Druckereigebäude in Friedberg Naturhotel in Bayerischzell Brücke über die Waldnaab Energetische Sanierung mit vorgefertigten Holzrahmenelementen Sanierung eines Holzdachwerks im Kloster Benediktbeuern

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Advertorials Leccor Leuchten: Außenbeleuchtung mit LED-Linsentechnik Homatherm: Holzfaserdämmung schützt Baudenkmal Trilux: Lineare Elemente

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Titel: Naturhotel in Bayerischzell (Foto: Tannerhof)

Editorial Michael Müller DAI in Deutschland Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

Tag des offenen Denkmals Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. Mit ihm werden einmal im Jahr selten oder nie zugängliche Kulturdenkmale einem breiten Publikum geöffnet.

In diesem Jahr findet der Tag des offenen Denkmals am 9.9.2012 statt, er steht unter dem Motto „Holz“. Damit bilden Fachwerkbauten, kostbare hölzerne Innenausstattungen von Kirchen und Profanbauten, Dachstühle oder archäologische Holzfunde den Schwerpunkt. Noch bis 31.5.2012 können Denkmale zur Besichtigung angemeldet werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellt für die Werbung vor Ort kostenfrei Plakate und weitere Materialien zur Verfügung. www.tag-des-offenen-denkmals.de Witterungsbeständiges Holz Im April 2012 wurde die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim / Holzminden / Göttingen für ihr Projekt „Witterungsbeständiges Holz durch Plasmatechnologie“ als „Ausgewählter Ort 2012“ ausgezeichnet. Damit ist das Projekt einer der Preisträger im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“, der seit 2006 von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank realisiert wird. Bislang war die wasserabweisende, schlecht haftende Oberfläche von Holz problematisch für die Weiterverarbeitung des Werkstoffs: Farben, Lack und Klebstoffe konnten nur nach entsprechender – meist chemischer – Vor-

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behandlung aufgetragen werden. Forscher der HAWK haben ein Verfahren entwickelt, das die Hafteigenschaften und Tränkbarkeit von Holzoberflächen entscheidend verbessert. Mittels eines physikalischen Prozesses kann Holz nun ressourcenschonend und ohne Einsatz von chemischen Stoffen für die weitere Verarbeitung vorbereitet werden. Das patentierte Verfahren stellt einen wichtigen Fortschritt für die Holzverarbeitung dar. www.hawk-hhg.de Wettbewerb HolzbauPlus Der Bundeswettbewerb „HolzbauPlus“ umfasst alle Aspekte des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen. Neben dem Einsatz von Holz in der Konstruktion soll er die Verwendungsmöglichkeiten von alternativen Dämm- und Ausbaustoffen sowie Naturfarben aufzeigen und Anregungen für Fassadenlösungen oder Innenraumgestaltungen geben – alles auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Eine energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe rundet die ganzheitliche Idee der Nachhaltigkeit ab. Projekte, die zwischen dem 1.11.2010 und dem 31.10.2012 in Deutschland fertig gestellt wurden, können noch bis 31.10.2012 eingereicht werden. Die Bauherrn der jeweiligen Projekte erhalten ein Preisgeld. Architekten, Fachplaner und Bauunternehmen bekommen für ihre planerische und bauliche Leistung eine Auszeichnung. Die Preissumme beträgt insgesamt 37.500 Euro. www.holzbauplus-wettbewerb.info Ausstellung HolzWerkHolz Das besondere Interesse von Kaden Klingbeil Architekten gilt dem mehrgeschossigen Wohnungsbau aus Holz. Dabei sind die Gebäude nicht auf den ersten Blick als Holzbaukonstruktionen zu erkennen. Ihr erstes 7-geschossiges innerstädtisches Projekt „e3“ hat aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Thema Brandschutz europaweit Modellcharakter. Die Ausstellung HolzWerkHolz, die noch bis 13.5.2012 in der Galerie Aedes Am Pfefferberg in Berlin zu sehen ist, bietet Einblicke in die Formen- und Konstruktionswelt des Büros, die Anfänge und Weiterentwicklung der innovativen Bauten sowie 1:1 Details und Materialproben. www.aedes-arc.de Burgauer Architekturtag Ungenutzt, verwahrlost, heruntergekommen – frü-

her galten sie vielerorts als Herzstück der Ortschaft, heute sind sie oftmals deren Schandfleck. Die Rede ist von Ställen, Scheunen und anderen landwirtschaftlichen Gebäuden, die im Zuge des strukturellen Wandels ihre Funktion verloren haben. Obwohl sie in vielen Regionen ein Stück Kulturgut verkörpern, ist ihre Zukunft oft ungewiss. Umnutzen? Verpachten? Abreißen? Antworten auf diese Fragen gibt der 9. Burgauer Architekturtag am 10.5.2012. Am Beispiel der Regionen Graubünden, Südtirol und Vorarlberg zeigen Referenten Strategien auf, die dazu beitragen, die bestehende Bausubstanz zu erhalten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Ausstellung „Der nicht mehr gebrauchte Stall“, die sowohl architektonisch als auch soziologisch auf die Chancen und Herausforderungen der Thematik blickt. www.burgauer-architekturtage.de Infrastruktur in der Landschaft Um größtmögliche Mobilität zu gewährleisten, durchziehen immer mehr Verkehrswege die Landschaft. Der Bau von Logistikzentren boomt und die vom Bund beschlossene Energiewende erfordert in hohem Maß neue Infrastrukturmaßnahmen für regenerative Energien. Die Eingriffe in die Landschaft nehmen zu, die gesellschaftliche Akzeptanz nimmt eher ab. Deshalb wollen Landschaftsarchitekten und Ingenieure in enger Zusammenarbeit die Rolle der Baukultur schon in einer frühen Planungsphase stärken und Infrastruktur in der Landschaft gemeinsam gestalten. Baukultur, die umfassend verstanden auch Nachhaltigkeit beinhaltet, muss von Beginn an in die Planungen einfließen. Ein Podium dafür liefern der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten und die Bundesingenieurkammer mit dem Salongespräch „Energielandschaften“ am 15.5.2012 und dem Zukunftskongress „Infrastruktur in der Landschaft“ am 16.5.2012 in München. Das Projekt wird im Rahmen der Initiative Architektur und Baukultur des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert und von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern unterstützt. www.bdla.de www.bingk.de


nachrichten

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Windenergie und Landschaftsästhetik Windenergieanlagen sind in Deutschland vielerorts allgegenwärtiger Bestandteil der Landschaft. Und ihre Zahl wird infolge der Energiewende noch weiter zunehmen. Die Anlagen sind jedoch nicht unumstritten: Ökologisch unzweifelhaft sinnvoll, ruft ihre unübersehbare Präsenz im Landschaftsbild auch heftige Ablehnung hervor. Das Buch „Windenergie und Landschaftsästhetik“ stellt die Frage, wie Windenergieanlagen sinnvoll und ästhetisch ansprechend in die Landschaft einbezogen werden können und gibt dabei konkrete Lösungsvorschläge zur Platzierung und Anordnung der Masten. Die Anlagen werden nicht isoliert, sondern erstmals in Zusammenhang mit einer umfassenden Landschaftsästhetik betrachtet: Was ist heute schöne Landschaft, aus welchen natürlichen und kulturellen, historischen und zeitgenössischen Elementen, Strukturen und Bedeutungen bildet sie sich? Und welche Stellung können dabei Windenergieanlagen einnehmen? Sören Schöbel: Windenergie und Landschaftsästhetik, Zur landschaftsgerechten Anordnung von Windfarmen, 160 Seiten, ca. 100 farb. Abbildungen, jovis Verlag, Berlin 2012. www.jovis.de Regionale Baukultur Mit dem 2010 erschienenen Buch „Regionale Baukultur als Beitrag zur Erhaltung von Kulturlandschaften“ widmet sich der Bund Heimat und Umwelt (BHU) der oftmals kontroversen Thematik des regionalen Bauens. Dabei wird deutlich, dass gerade der ländliche Raum, der gemeinhin in besonderem Maß mit regionalspezifischen Eigenheiten in Verbindung gebracht wird, von einem Verlust kulturlandschaftlicher Werte betroffen ist. Ziel ist es, moderne und energiesparende Bauweisen in regionalt ypische Siedlungen zu integrieren. Mit Praxisbeispielen, Handlungsmöglichkeiten sowie Empfehlungen bietet die Publikation zahlreiche Anregungen. www.bhu.de

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wettbewerb

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URBANE ELEGANZ

Neugestaltung der Möbelhäuser XXXL Neubert und Mömax in Würzburg In Würzburg erfahren die XXXL Möbelhäuser Neubert und Mömax derzeit eine umfassende Neugestaltung. Vorausgegangen war ein Wettbewerb, aus dem das Linzer Büro Riepl Riepl Architekten siegreich hervorgegangen war. Neben der Neugestaltung der Fassaden umfasst die Planung auch die Neukonzeption der Eingangssituation und der Freiflächen. Schwebender Sockel Die neue Fassadengestaltung zielt auf eine Neuinterpretation der klassisch dreigeteilten Fassade in Sockel, Mittelteil und Dachzone. Durch das kräftig rote Vordach wird die Inhomogenität der Schaufensterzone relativiert. Diese wird zur einheitlich lichten Fuge, die das Hausinnere und den Straßenraum scheinbar grenzenlos verbindet. Durch die entsprechende Bauhöhe entsteht auch ein vielfältig nutzbarer Werbe- und Präsentationsträger, der die Integration von großflächigen LED-Monitoren, temporären Ankündigungen etc. ermöglicht. Die tektonische Bedeutung dieses Bauteils ist bewusst changierend: Vordach und auch zusammenfassender „Sockel“ für alles darüber. Entmaterialisierte Masse Eine transluzente Membran sorgt für betonte Kohärenz und visuelle Erleichterung. Der aus gefaltetem Streckmetall gefertigte Screen lässt - bei direkter Ansicht - den dahinter liegenden heterogenen Baubestand erkennen, während bei Schrägansicht die Fläche undurchdringlich homogen erscheint. Dadurch erhält die Fassade für alle Vorbeifahrenden ein sich kontinuierlich wandelndes Aussehen und eine anregende Dynamik. Durch eine unterschiedlich dichte Faltung lässt sich die Durchblickbarkeit steuern, sodass jene Bauabschnitte, die weniger interessant sind, verborgen bleiben. Durch die wechselnde Wellenlänge der vorgehängten Fassade entsteht in Summe eine spannungsvolle differenzierte Fassadenrhythmik. Je nach Situation wird die Konstruktion am Bestand im Bereich der Geschossdecken direkt verankert oder freigestellt, sodass anstatt der mehrfach gebrochenen Straßenflucht entlang der Hauptstraße ein dynamischer, geschwungener Rücken entsteht, der zum dahinter liegen-

den Haupteingang leitet und die generell großzügige Linienführung des neuen Ensembles stützt. Akzentuierte Dachzone Die Dachzone ist aufgrund der Baugeschichte in ihrer Präsenz und Qualität sehr uneinheitlich. Wichtig erschien, das etwas behäbige Volumen über dem Eingangstrakt zu relativieren und auf das attraktiv gelegene Dachrestaurant aufmerksam zu machen. Das gelingt durch ein markant perforiertes Flugdach, das für die Gäste der Restaurant-Terrasse auch zusätzlich zur Beschattung dient. Auch der über den Eingangsbaukörper hinausgezogene Screen verbessert die Gesamtansicht, indem die dahinter liegenden und besonders unattraktiven Bauvolumina verschleiert werden. Stadt – Landschaft Ein mäandrierendes Band aus Schotterbänken mit Bewuchs aus Weiden und Gräsern führt die Auenlandschaft des Flussufers bis zum Vorplatz hin. Es entstehen attraktive Raumsituationen zwischen Möbelhaus und Bepflanzung mit unbeschränktem Blick Richtung Main und Hügel. Ziel ist eine betont großräumige Lösung, die auch das Areal der früher dort existierenden Tennisplätze mit einbezieht. Straße und Eingangszone verschmelzen zu einem weiträumigen urbanen Platz, der durch roten Confalt sein einprägsam spezifisches Gepräge erhält und mit dem neu gestalteten Haus korrespondiert. Gabriele Riepl


kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

AKTION_BAUKULTUR 12 Städte 12 Interventionen 12 x Raum für Baukultur

Zum Konvent der Baukultur 2012 hinterfragen Künstler und Kreative bundesweit mit der AKTION_BAUKULTUR die Gestaltung öffentlicher Verkehrsräume. „Die Projekte zeigen, wie die Öffentlichkeit in einer spielerischen und proaktiven Weise für die Probleme unserer Verkehrsinfrastrukturen sensibilisiert werden kann“, sagte Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, der die Projekte als Vorsitzender einer Jury mit ausgewählt hat. Mit ihrem Konvent der Baukultur 2012 STATTVERKEHRSTADT widmet sich die Bundesstiftung am 17./18.6.2012 in Hamburg dem Thema Verkehrsbaukultur. Der Konvent wird erstmals dezentral durch die AKTION_BAUKULTUR begleitet, die am 16./17.6.2012 stattfindet. Sicher ist schon jetzt: Die insgesamt 12 Projekte setzen althergebrachte Regeln des Stadtverkehrs außer Kraft. Da kreischt und quietscht, surrt und brummt es. So belohnen die „Sonntagspolitessen“ gutes Verkehrsverhalten in Hamburg und verteilen Bonuszettel – finanziert aus den Beiträgen der Verkehrssünder. Das Scharlatan Theater Hamburg und osp urbane Landschaften realisieren die Aktion. Dass in Städten zu wenig Platz für Fußgänger bleibt, ist Thema der „Gehzeugaktion“, bei der Fußgänger mit Holzrahmen durch München ziehen. Die „Gehzeuge“ hat das Team von fairkehr – Verein für verkehrspolitische Bewusstseinsbildung erfunden. Platz erobern auch die „SPACEmaker“ in Bonn. An den Armen tragen sie großflächige Wandmodule. Studenten der Alanus Hochschule für Kunst und Gestaltung und der RWTH Aachen führen die Aktion durch.

Gehzeugaktion in München (Foto: fairkehr)

Urbane Räume sollen Aufenthaltsqualitäten besitzen und sich nicht nur am Bedürfnis nach Mobilität ausrichten – so werden die Überreste einer Fußgängerbrücke in Offenbach durch „Rose und Jack“ zum Sehnsuchtsort. Paare spielen hier die berühmte Kussszene aus dem Film Titanic nach. Die Idee stammt von Wiebke Grösch und Frank Metzger. In Wismar schafft Prof. Ton Matton mit seinen Studenten ein „Theaterstück für 300 PKWs“. Er möchte mit Autos neue Sozialräume schaffen. Mit einer „Verkehrschaos-Oper“ greift das Künstlerkollektiv Nego in den Stadtverkehr in Halle an der Saale ein. „Wir werden die Autofahrer zu Geduld, Humor und Rücksicht erziehen“, so die Initiatoren. Weitere Kreative nutzen die kleinen Pausen des Alltags, um zum Nachdenken anzuregen. Dass ein LKW gar zum Tanz auffordern kann, zeigen die „Dialoge bei Rotlicht“ der Leipziger Künstler Diana Wesser und David Voss. In Berlin gestaltet das Team von après-nous die Grünphase einer Ampel dagegen zur „jam session“ für Fußgänger: Die Beatles singen hier „Come together!“ Bei Gelb erhöht sich die Geschwindigkeit der Musik, bei Rot ist nur noch das Geräusch der fahrenden Autos zu hören. Die AKTION_BAUKULTUR wird durch die Initiatoren in Kooperation mit lokalen Partnern medien- und öffentlichkeitswirksam ausgetragen. Nina Schwab www.bundesstiftung-baukultur.de www.facebook.com/AktionBaukultur

Verkehrschaos-Oper in Halle (Foto: Emanuel Schulze)

Rose und Jack in Offenbach (Foto: Wiebke Grösch/Frank Metzger)


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DAI blickpunkt

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DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Frank Ahlbrecht Dipl.-Ing. Architekt Mitglied im Ruhrländischen AIV zu Essen (RAIV)

Ahlbrecht • Felix • Scheidt Generalplaner GmbH Essen – Dresden – Berlin Von-Schirp-Straße 1 45239 Essen www.ahlbrechtbaukunst.de

ZUR PERSON Studium Architektur / Städtebau an der Universität GH Essen Architektur / Hochbau an der Universität Dortmund Baukunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1988 Diplom und Hochschulpreis seit 1988 Selbstständiger Architekt und Städteplaner in Essen seit 1990 Mitglied im RAIV zu Essen seit 1994 Mitglied im BDA 1994 – 1999 Atelier in Barcelona mit Prof. José Mendez seit 2002 Vorstandsmitglied des RAIV zu Essen 2004 – 2006 Vorstandsvorsitz des RAIV zu Essen 2005 Gründung der Ahlbrecht • Felix • Scheidt Generalplaner GmbH Essen – Dresden – Berlin mit derzeit ca. 25 Mitarbeitern seit 2006 DAI Verbandsratsmitglied für den RAIV zu Essen

Depot- und Verwaltungsgebäude Ruhr Museum auf dem Welterbe Zollverein in Essen

WETTBEWERBE UND AUSZEICHNUNGEN (Auszug) • Wettbewerb Neubau einer 4-Feld-Sporthalle und Neubau der Ruhrsporthalle in Mülheim a.d. Ruhr, 1. Preis, 2003 mit Scheidt und Kasprusch • Wettbewerb Haus der Essener Geschichte, 1. Preis, 2005 mit Scheidt und Kasprusch, hierfür Auszeichnung Vorbildliche Bauten in NRW 2010 • Wettbewerb Neubau Depot- und Verwaltungsgebäude Ruhr Museum auf dem Welterbe Zollverein in Essen, 1. Preis, 2008 mit Scheidt und Kasprusch • Wettbewerb Gestaltung des Umfeldes des Hauptbahnhofes in Essen, 1. Preis, 2008 mit wbp Landschaftsarchitekten • Realisierungswettbewerb St. Antony Oberhausen – Industriearchäologischer Park des Rheinischen Industriemuseums, Wiege der Ruhrindustrie, 1. Preis, 2008 mit Scheidt und Kasprusch und SchülkeWiesmann Ingenieurbüro, Projekt Kulturhauptstadt 2010, hierfür Heinze ArchitektenAward 2012, 1. Preis • Architekturpreis der Stadt Essen 2010, AFS • Wettbewerb Brücke über den projektierten Niederfeldsee in Essen, 1. Preis, 2011 mit SchülkeWiesmann Ingenieurbüro

oben: Haus der Essener Geschichte unten: Überdachung des ZOB Essen


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DAI blickpunkt

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Der Industriearchäologische Park St. Antony in Oberhausen ist im Rahmen des Verzinkerpreises 2011 mit dem 3. Preis und im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARD 2012, Innovation und Design, mit dem 1. Preis ausgezeichnet worden (Alle Fotos: Deimel und Wittmar, Essen)

Museumskonzept und Überdachung St. Antony in Oberhausen Industriearchäologischer Park des Rheinischen Industriemuseums – Wiege des Ruhrgebiets Ein Projekt der Kulturhauptstadt 2010 Innovation gestern und heute Die St. Antony Eisenhütte produzierte im 18. und 19. Jahrhundert gusseiserne Produkte von herausragender Qualität. Dieser innovative Geist im Umgang mit Metall war Grundlage für die Materialwahl der neuen Dachkonstruktion, die als exemplarische Darstellung dessen dient, was mit geringstem Materialeinsatz in unserer Zeit möglich ist. Gleichzeitig erinnert die minimalistische Form des Dachs in Schalenform an temporären Wetterschutz aus Zelttuch, das über archäologischen Fundstätten befestigt wird und das sich – gleichsam durch Windsog – nach oben wölbt. Die Dachschale liegt frei über der Ausgrabungsstätte und überdeckt die wesentlichen Teile der archäologischen Funde. Industriearchäologie vermitteln Die Eingänge befinden sich am westlichen und östlichen Ende des Grabungsgeländes. Zwei Sammelplattformen bieten Besuchergruppen Platz und informieren über die Geschichte des Ortes. An die balkonartige Fläche bindet ein 80 cm über der Grabungsstätte verlaufender Museumssteg an. Dieser orientiert sich an der Störung eines hier kanalisierten Bachlaufs und folgt in seiner Formgebung dem orthogonalen System der ehemaligen Bebauung und somit den Neubau und Erweiterung Polizeipräsidium Essen Planung: Frank Ahlbrecht, Kunst am Bau: Frank Ahlbrecht + Anne Berlit

archäologischen Funden. Der behindertengerechte Steg ist im Bereich der Plattformen mit „Informationsträgern“ ausgestattet, die die Monitore, Texte und Beleuchtung aufnehmen. Schutz und Konzentration Die klare Geometrie und minimierte Konstruktion des Dachs bewirken eine Konzentration auf das Wesentliche. Die schützende, bewahrende Geste des Dachs vermittelt dem Besucher etwas vom historischen Wert des Ortes. Die Großform des Dachs ist Landmarke und sichtbares Zeichen für den besonderen Ort – die Wiege des Ruhrgebiets. Tragwerksbeschreibung Die Überdachung des Grabungsfeldes erfolgte mit einer Rippenschale aus zusammengeschraubten und sich überlagernden Schindeln aus verzinktem Stahl. Die Geometrie der Rippenschale ergab sich aus der Translation einer Kurve konstanter Krümmung entlang einer polygonal angenäherten zweiten Kurve, die in einer Richtung stetig gekrümmt aber abwickelbar sind, in der anderen Richtung ist die Schale polygonal geknickt. Die Fußpunkte liegen auf einem Rechteck von 40,20 m x 17,40 m, der maximale Stich beträgt 8,80 m, die Schalenfläche beträgt etwa 1.000 m². Die 5 mm starke Schalenfläche wird durch zwei Scharen senkrecht stehender Rippen versteift: eine Rippenschar auf der Schalenoberseite (15-17,5 cm hoch), die andere Rippenschar auf der Schalenunterseite (17 cm hoch). Die Rippen liegen in einem Abstand von 1,30 m oberhalb der Schale und 2,40 m unterhalb der Schale. Der Schalenrand ist dem Beanspruchungsverlauf angepasst und variiert zwischen 22 cm in Schalenmitte und bis zu 42 cm am Schalenfuß. Die Entwässerung der Schale erfolgt im Gefälle der oberen Rippenschar zu den Randblechen hin. Die oberen Rippen sind am Rand der Schale ausgenommen, um den Wasserfluss zu gewährleisten. Die Schale ruht auf 4 Fußpunkten, die von 92 cm messenden, kreisförmigen Platten gebildet werden, die auch die Ableitung des Regenwassers an die Grundleitungen verbirgt. Frank Ahlbrecht DAI Jörg Wiesmann DAI


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DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Verbandsratssitzung Im Februar kam erstmalig in diesem Jahr der DAI Verbandsrat in Berlin zusammen. Gekoppelt war das Treffen mit einer DAI Präsidiumssitzung. Der DAI war zu Gast im Humboldtforum mit Sitz im Kronprinzenpalais Unter den Linden. Im Anschluss an die Sitzungen fand eine Besichtigung der Humboldt-Box auf dem Schlossplatz statt. Trotz winterlicher Witterung ließen die Eindrücke erahnen, was da auf Berlin und Deutschland zukommt. Das Humboldtforum wird eine Stätte der Kunst, Kultur und Begegnung werden. Das Provisorium der Humboldt-Box, die an die „Box-Tradition“ in Berlin (Info-Box

am Potsdamer Platz) anknüpft, wird mit Fertigstellung des Schlossbaus ca. 2019 wieder zurück gebaut. Derzeit vermittelt sie Besuchern einen Eindruck, was später einmal im Schloss respektive Humboldtforum zu sehen sein wird: Viel Naturkundliches, soviel steht fest. Aber mit Blick auf Alexander von Humboldt und dessen schier unerschöpflichem Entdeckerdrang auch Exponate von Weltrang. Architektonisch ist die Box des Berliner Architekten-Trios Krüger, Schuberth und Vandreike ein Kontrapunkt zum geplanten Schlossbau, dessen Innenleben selbstredend hochmodern wird. Die Fassaden aller-

dings werden bis auf den spreeseitigen Abschnitt historisch gestaltet. Im Anschluss an die Führung in der Humboldt-Box erläuterte der Stiftungsvorstandssprecher Manfred Rettig die genaueren Planungen und historischen Zusammenhänge und gab freilich interessante Ausblicke auf das Forum ab 2020. Eine bauliche Herausforderung für beide Seiten wird sicherlich der U-Bahn-Tunnel der neuen Linie U55 vom Hauptbahnhof zum Alexanderplatz, der sich komplett unter dem Schlossbau durchzieht.

Blick von der Berliner Humboldt-Box auf die Straße Unter den Linden in Richtung Brandenburger Tor

Blick von der Berliner Humboldt-Box über die Schlossplatz-Grabungen auf die ESMT European School of Management and Technology (ehem. Staatsratsgebäude der DDR)

Ausstellungsraum in der Berliner Humboldt-Box

Udo Sonnenberg

AIV Hannover

NACHRUF FÜR WERNER ANDRES Der AIV Hannover trauert um seinen langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Werner Andres, der am 15.2.2012 im Alter von 65 Jahren verstorben ist. Werner Andres war seit 1976 Mitglied des AIV Hannover. Das Amt des 1. Vorsitzenden hatte er 1992 übernommen. Seit dieser Zeit hat er sich mit unerschöpflicher Kraft und Tatendrang der Arbeit im AIV Hannover gewidmet und sich immer wieder für die Aufgaben und zum Wohle des Vereins eingesetzt. Im Vordergrund standen für ihn die

Pflege und die Förderung persönlicher Kontakte zwischen den gemeinsam am Bau wirkenden Fachleuten. Er legte Wert darauf, das Verständnis füreinander zu wecken und dieses beim Nachwuchs bereits während des Studiums zu fördern. Unter der Vereinsführung von Werner Andres ist es gelungen, nicht nur die Aktivitäten immer wieder neu zu beleben, sondern auch jüngere Mitglieder einzubinden. Hier motivierten seine engagiert und mit vollem Herzen vorgetragenen Ausführungen gerade die jun-

Prof. Dr.-Ing. Werner Andres


DAI regional

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gen Mitglieder zur aktiven Teilnahme. Mit seiner liebenswürdigen, freundlichen, hilfsbereiten und zuvorkommenden Art hat er alle mit Überzeugung und Begeisterung mitgerissen. Gerade die Studentenwettbewerbe und Workshops des AIV Hannover waren ein Herzensanliegen von Werner Andres, die er bis zuletzt vehement unterstützt hat.

Nicht unerwähnt bleiben darf die Mitarbeit im Vorstand des DAI, dem Dachverband der Architekten und Ingenieurvereine in Deutschland. Auch dort hat Werner Andres durch sein Engagement die DAI Arbeit wesentlich mitgeprägt.

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ein umsichtiger und gütiger Hochschulpräsident und für den AIV Hannover ein engagierter und unvergessener Vorsitzender. Martin Pfeiffer

Werner Andres war für seine Familie der ruhende Pol, für seine Mitarbeiter

AIV zu Berlin

157. SCHINKEL-WETTBEWERB 2012 Ideale Realitäten Im Fokus der Aufgabenstellung des 157. Schinkelwettbewerbs „Ideale Realitäten“ stand die Stadtmitte von Potsdam mit ihren heterogenen Stadtbausteinen von barocker Bebauung, Plattenbauten als Erbe der DDR und den nach 1989 entstandenen Neubauten. Während das Leitbild des Innenstadtbereichs durch die Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses bestimmt ist, galt es, für die Entwicklung der Stadt entlang der Havel neue städtebauliche Visionen zu konzipieren. Dabei sollte der Umgang mit der Flusslandschaft eine zentrale Rolle spielen. Gleichermaßen sollte ein angemessener Umgang mit dem Gebäudebestand gefunden werden. Traditionell wurde auch der 157. Wettbewerb interdisziplinär ausgeschrieben in den Fachsparten Städtebau, Landschaftsarchitektur, Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau, Verkehrswesen Straßenbau, Verkehrswesen Eisenbahnbau sowie Kunst. Zusätzlich gab es eine Aufgabe im Bereich der Denkmalpflege, die als fachübergreifendes Querschnittsthema formuliert war. Für die Fachsparte Technische Gebäudeausrüstung wurde eine Kooperation mit Nachbardisziplinen vorausgesetzt, da neben den o.a. Aufgabenbereichen im Rahmen des Wettbewerbs auch Auszeichnungen für Kooperationen in Aussicht gestellt werden konnten. Insgesamt wurden 228 Wettbewerbsbeiträge bewertet. Vergeben wurden insgesamt 13 Preise. Der Schinkelpreis war in diesem Jahr mit 2.500 Euro dotiert.

Schinkelpreis Fachsparte Landschaftsarchitektur “Zwischen Hauptbahnhof und Nuthe-Mündung – ein Freiraumentwurf am südlichen Havelufer“ Ein Schinkelpreis wurde in der Fachsparte Landschaftsarchitektur vergeben, ihn erhalten zwei Studenten der TU Dresden: Sebastian Pietzsch und Martin Reil. Ihr Entwurf „Stadtmosaiken“ integriert auf „überzeugende Art den Nuthepark in die Potsdamer Kulturlandschaft“, heißt es in der JuryBegründung. Mit einem raumbildenden Gesamtkonzept werden Havelufer, Freundschaftsinsel und der Park Babelsberg zusammen gefügt. Einheitliche, spezifisch gestaltete Wege ergänzen das bestehende Wegenetz und bilden den

oben unten unten Schinkelpreis in der Fachsparte Landschaftsarchitektur


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Schinkelpreis Fachsparte Städtebau

oben unten unten Schinkelpreis in der Fachsparte Städtebau

„Urbane Ideale und landschaftliche Vielfalt beiderseits der Havel – Neue Wohnquartiere am Fluss“ Der zweite Schinkelpreis geht in der Fachsparte Städtebau an Shaghajegh Einali und Thomas Hartmann. Beide sind Absolventen der Studienrichtung Architektur der TU Dresden. Schwerpunkt ihrer Stadtbaukonzeptionen ist eine sehr maßstäbliche Erweiterung für die südliche Innenstadt Potsdams: der Umbau und die Nachverdichtung des „Kanalviertels“ mittels Wohnungserweiterung in den Innenhöfen, einem langen Wohnriegel hin zur Havel sowie einer breiten vorgelagerten Uferzone. „Als ein sehr guter Vorschlag erscheint auch die Führung einer direkten Geh- und Radverbindung von der Berliner Vorstadt durch das Kanalviertel über die Freundschaftsinsel bis zum Bahnhofseingang mit einer abwechslungsreichen Folge von Alleen, Brücken und kleinen Plätzen“, urteilte die Jury.

Sonderpreis Reisestipendium des SAIV Augsburg

gewünschten Zusammenhang. Zuzüglich zum Schinkelpreis erhalten die beiden Preisträger für die beste aller 228 Wettbewerbsarbeiten das Schinkel-Italienreise-Stipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro.

Den Sonderpreis für das Reisestipendium nach Augsburg, gestiftet in Höhe von 500 Euro vom Schwäbischen AIV Augsburg, erhielten Susi Hübner und Verena Pfeil von der TU Dresden. Ihr Beitrag ist in der Fachsparte Landschaftsarchitektur entstanden. In ihrer Arbeit bilden sie für den Nuthepark zwischen Hauptbahnhof und Nuthemündung zwei Schwerpunkte: Den steinernen Balkon am Bahnhof, der mit Fontänen und Sitzgelegenheiten einen repräsentativen Auftakt und Übergang bildet, und den Uferweg, der den Uferbereich des Havelraums inszeniert. Dazwischen spannt sich ein ruhiger Wiesenraum auf. Die Wohnsiedlung an der Babelsberger Straße wird angemessen in das Konzept integriert. Der Entwurfsumgang wurde als wohltuend ruhig und dem Ort angemessenen juriert. Melanie Semmer, Rainer Norten

links und unten Sonderpreis Reisestipendium des SAIV Augsburg


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Münchener AIV

STUDIENPREIS 2012 Bauen mit Holz stellt andere Anforderungen an die Planung und die Zusammenarbeit zwischen den Planern als herkömmliche Bauweisen. Nun mag der eine oder andere sagen, wenn eine Bauweise herkömmlich ist, dann ist es der Holzbau – jedenfalls in unseren Breiten. Natürlich wird Holz als Baustoff verwendet, seit der Mensch angefangen hat, Räume zu seinem Schutz zu errichten. Als Baustoff für zeitgemäße Gebäude, die die heutigen Anforderungen an Funktionalität, Flexibilität, technische Ausstattung, Stand- und Brandsicherheit zu erfüllen haben, muss unter dem Druck der ökologischen und ökonomischen Notwendigkeiten und Herausforderungen unserer Zeit der Baustoff Holz neu entdeckt bzw. sozusagen neu erfunden werden. Die Forschung auf diesem Gebiet hat bereits einen weiten Weg zurückgelegt und gerade im Bereich Brandschutz in internationaler Zusammenarbeit mit Ausarbeitung neuer Normen einen großen Beitrag zur Anwendung von innovativen Konzepten im konstruktiven Holzbau geleistet. Aber auch in der Architektur werden neue Wege beschritten, um den Anforderungen mit dem Baumaterial Holz entsprechen zu können. Davon haben die Professoren Hermann Kaufmann und Dr. Stefan Winter in ihren Fachvorträgen einen eindrucksvollen Einblick gegeben, die die Veranstaltung „Verleihung des Studienpreises des Münchener Architekten- und Ingenieurvereins“ eingeleitet haben. Die Lehrstühle von Prof. Kaufmann und Prof. Dr. Winter haben auch in diesem Jahr die gemeinsame Studienarbeit von Architektur- und Bauingenieurstudenten betreut und die Studenten zu herausragenden Leistungen geführt. Die Jury, bestehend aus den beiden Professoren und den MAIV Vorstandsmitgliedern Friedrich Geiger, Dieter Lang und Petra Schober, konnte mit großer Freude feststellen, dass das Niveau der eingereichten Arbeiten auch in diesem Jahr hervorragend war, sich die positive Tendenz der vergangenen

MAIV-Preis 2012: Douglas Grant (Arch.), Giacomo Moretti (Arch.), Petr Svoboda (Ing.)

Preisträger des Studienpreises 2012: Einer der ausgezeichneten Entwürfe soll zur Umsetzung kommen (Alle Fotos: Petra Schober)

Jahren fortsetzt und die Qualität der vorgelegten Arbeiten stetig steigt. Die Aufgabe in diesem Jahr war ein Aussichtturm mit Restaurant und Seminarraum. Aus insgesamt 11 Arbeiten wählte die Jury drei Preisträger und zwei Anerkennungen aus. Aufgrund der hohen Leistungsdichte konnten in diesem Jahr drei 1. Preise vergeben werden. Der Baustoff Holz erlaubt sowohl gestalterisch als auch konstruktiv unterschiedlichste Lösungsansätze, dies haben die prämierten Arbeiten eindrucksvoll gezeigt. Auch hat sich gezeigt, dass – neben der Preissumme von 4.000 Euro – der mit dem Preis verbundene Ausweis von besonderem Engagement die Studierenden in besonderer Weise motiviert und eine erste positive Erfahrung in der Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams fördert. Natürlich hat die Teilnehmer darüber hinaus angespornt, dass eine der preisgekrönten Arbeiten tatsächlich von einem Team von Investoren realisiert werden soll. Vielleicht kann man also schon bald von einem der Türme den grandiosen Blick über die österreichische Alpenkette genießen. Dieter Lang

MAIV-Preis 2012: Isabel Maria Nunez Cortes (Arch.), Olga Makrewitsch (Arch.), Robert Thomas (Ing.), Florian Hiemer (Ing.)

MAIV-Preis 2012: Sofia Necker (Arch.), Tatjana Ganz (Arch.), Bastian Moldan (Ing.), Sophie Feurig (Ing.)


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Im ländlichen Raum hat das Thema Baukultur eine andere Dimension (Foto: Hermann Willers)

BAUKULTUR ALS ZENTRALE AUFGABE IM LÄNDLICHEN RAUM Der Begriff „Baukultur“ ist zurzeit wieder in aller Munde. Dennoch gibt es weniger denn je eine befriedigende Antwort, was darunter genau zu verstehen sei. Und dies, obschon Friedrich Ostendorf bereits 1922 „das Vorhandensein einer allgemein gültigen Überzeugung in baukünstlerischen Dingen“ – wie sie angeblich bis um 1800 vorhanden gewesen sei – ausgerechnet mit diesem Begriff zu fassen versuchte. Somit scheint es so, als sei es gerade die Abwesenheit eines verbindlichen, Halt und Orientierung gebenden Gestaltungskanons, welche der Forderung nach mehr Baukultur in gewissen zeitlichen Abständen Gehör verschafft. Wie ist es dann aber möglich, die Qualität zeitgenössischer Architektur zu beurteilen bzw. Baukultur überhaupt zu definieren? Weitgehender Konsens besteht heutzutage allenfalls darüber, dass gute Architektur „nachhaltig“ sein muss. Ob sie auch regional sein sollte oder sein darf und was dies konkret bedeutet, darüber gehen die Meinungen bereits weit auseinander. Verfehlt wäre es in jedem Fall, „modernes“ Design zur Bedingung zu erklären. Unverkennbar ist man jedoch vielfach bei der äußeren Gestaltung immer noch zu einem Gestus der Abgrenzung gegenüber dem Alltäglichen, Normalen, geneigt. Doch erst, wenn Baukultur alltäglich – zur „Norm“ – geworden ist, wird sie ihrem Anspruch wirklich gerecht. Wenn es also an klaren, intersubjektiv gültigen Kriterien zur Definition von Baukultur mangelt und die Einheitlichkeit zugunsten der Heterogenität der Moderne weiter hintenan-

stehen muss, kann die Lösung nur in einem ganzheitlichen, in gewisser Weise „demokratischen“ und ökologischen Baukulturverständnis liegen. Dieses vergewissert sich auch wieder stärker der räumlichen Wirkungen und der Kohärenz von Architektur. Baukultur erweist sich somit erst im Dialog mit dem bebauten und vor allem unbebauten Umfeld, mithin der historisch gewachsenen Kulturlandschaft. Sie besitzt ein stark integratives Moment und ist als Beitrag zu einer interdisziplinär angelegten qualifizierten Umweltgestaltung zu verstehen. Neben der Funktionalität, Alltagstauglichkeit und ökologischen Nachhaltigkeit gilt es daher, auch wieder stärker die Landschaftsästhetik und Regionalität als wesentliche Faktoren für die Lebensqualität – gerade im ländlichen Raum – zu berücksichtigen. Dies meint, weder historisierender Architektur das Wort zu reden noch die industrielle Fertigung zu


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Innovative LED-Licht-Technik

Baukultur erweist sich erst im Dialog mit dem bebauten und vor allem unbebauten Umfeld ...

verurteilen. Architektur ist immer auch Ausdruck ihrer Zeit und sollte sich auf der Höhe derselben bewegen. Dennoch scheint eine stärkere Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus regionalen Ressourcen ebenso wie die Beschäftigung örtlicher Hersteller und Handwerksbetriebe sinnvoll – zur Etablierung regionaler Wertschöpfungsketten und damit im Sinne einer regionalen Nachhaltigkeit. Zudem kann eine stärkere Bezugnahme auf die besonderen kulturlandschaftlichen Gegebenheiten dem drohenden weiteren Verlust regionaler Identität entgegenwirken. Dies zu berücksichtigen, kostet nicht zwangsläufig – insbesondere auf lange Sicht gesehen (Stichwort: Lebenszyklusanalyse) - „mehr Geld, sondern Gedanken“ (Helmbrecht Boege). Gerade in den suburbanen und ländlichen Räumen ist die Baukultur in den letzten Jahrzehnten (auch durch Abbau der Bauberatung und die vereinfachte Baugenehmigung) vielerorts „auf den Hund“ gekommen. Wurden ländliche Bauaufgaben schon traditionell selten von Architekten wahrgenommen, hat man im Zuge des strukturellen Wandels guter Gestaltung noch weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Und statt einer behutsamen, flächenschonenden Innenentwicklung wurde der raschen Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete auf der berühmten „grünen Wiese“ der Vorzug gegeben – mit der Folge, dass die Zentren der Dörfer und Kleinstädte weiter an Attraktivität verloren. Doch diese Kurzsichtigkeit und Nachlässigkeit kommt letztlich teuer zu stehen. Derzeit steht der ländliche Raum vor großen Herausforderungen. Ungeachtet des demographischen Wandels, der hierzulande einen Bevölkerungsrückgang mit allen Konsequenzen für die vorhandene Infrastruktur bezeichnet, wird der Nutzungsdruck auf die Fläche weiter zunehmen. Ein weltweit steigender Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen (für die Ernährung und Energiegewinnung) wird mit darüber entscheiden, wie unsere Kulturlandschaften in Zukunft aussehen werden bzw. ob sie die ihnen eigene Vielfalt werden bewahren können. Den bevorstehenden Wandel verantwortlich zu gestalten und Architekten wie Bauherren dazu zu qualifizieren, ist eine ganz zentrale baukulturelle Aufgabe. Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft hat sich ihr als „Anwalt für den ländlichen Raum“ deshalb mit Überzeugung verschrieben. Stephan A. Lütgert

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Deutsche Stiftung Kulturlandschaft Anwalt für den ländlichen Raum Das Thema „Ländliche Baukultur“ ist ein zentrales Aufgabengebiet für die im November 2006 durch den Deutschen Bauernverband gegründete Deutsche Stiftung Kulturlandschaft. Die operative Stiftung bürgerlichen Rechts setzt sich unter dem Motto „Landschafft!“ für den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung der (peripheren) ländlichen Regionen als zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsräume ein. Als querschnittsorientierte Kulturlandschaftsstiftung verfolgt sie einen ganzheitlichen Ansatz, der gleichermaßen ökologische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft hat gemeinsam mit dem aid Infodienst e.V. in Bonn einen praxisorientierten Leitfaden zum landschaftsgerechten Bauen in der Landwirtschaft (2010) sowie den Tagungsband „Globalisierte Landwirtschaft und regionale Baukultur – wie passt das zusammen…?“ (2012) veröffentlicht. Mit maßgeblicher Unterstützung durch die Stiftung konnte Anfang 2012 im jovis Verlag die Publikation „Windenergie und Landschaftsästhetik. Zur landschaftsgerechten Anordnung von Windfarmen“ des Münchner Landschaftsarchitekten Prof. Sören Schöbel erscheinen.

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Im ländlichen Raum tritt der demographische Wandel besonders deutlich zu Tage. Die Erreichbarkeit von Dingen des täglichen Bedarfs, die medizinische Versorgung und Fragen der Mobilität sind zentrale Themen, die vor allem ältere Menschen zwingen, ihre gewohnte Umgebung aufzugeben und Angebote der Altenpflege in größeren Orten wahrzunehmen. Das Dobbertiner Modellprojekt „Gesund alt werden auf dem Lande - Dorf im Dorf“ stellt sich dieser Problematik.

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Dorf im Dorf: Die neue Siedlung „Am Wiesengrund“ ist eingebettet in die bestehende Dorfstruktur von Dobbertin (Skizze: Axel Gutzeit, Berlin)

DAS ALTENGERECHTE DORF Modellprojekt in Mecklenburg-Vorpommern

Idee und Konzept Das Klosterdorf Dobbertin in Mecklenburg-Vorpommern ist eine aktive und landschaftlich schön gelegene Gemeinde mit etwa 1.200 Einwohnern. Dennoch wird auch Dobbertin in 10 bis 20 Jahren den demographischen Wandel dramatisch zu spüren bekommen, dessen Ursachen in der Abwanderung von Bewohnern im erwerbs- und reproduktionsfähigen Alter sowie in der steigenden Lebenserwartung liegen. Vor diesem Hintergrund entsteht derzeit in Dobbertin eine Wohnwelt, die auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt ist und deren selbständiges Wohnen stärkt. Die Gestaltung der eigenen Lebenswelt in einem attraktiven und barrierearmen Wohnumfeld verbunden mit der Möglichkeit der sozialen Einbindung sind dabei die entscheidenden „Wohlfühlkriterien“ – neben der Versorgung bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Als Modellprojekt stellt das „Dorf im Dorf“ in Dobbertin einen ganzheitlichen Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume bundesweit dar. Der modulartige Aufbau erlaubt die Übertragbarkeit bzw. Anpassung an unterschiedliche lokale Rahmenbedingungen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar und der Universität Rostock wird derzeit ein Leitfaden entwickelt, der interessierten Gemeinden den Zugang zum Konzept ermöglicht. Als (teils) interaktive Planungsgrundlage wird es auch im Internet zur Verfügung gestellt. Soziales Miteinander Die Architektur der neuen Siedlung ist auf Kommunikation ausgelegt, um gegenseitige Hilfe und Nachbarschaftlichkeit zu fördern. Zwangsläufig werden die geplanten Wohneinheiten unterschiedlich ausgeprägt sein: So liegt ein Teil der Wohnungen eher zentral, während andere sich in Randlage befinden. Auf einem ca. 11.000 m² großen Grundstück werden zunächst 39 Wohneinheiten realisiert. Alle befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Dorfzentrum und sind in die bestehende Dorfstruktur eingebunden. Damit liegen die Versorgungsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf in unmittelbarer Nähe. Die städtebauliche Verankerung der neuen Siedlung soll darüber hinaus über die geplante Einrichtung zur medizinischen Versorgung (MedPoint) stattfinden, die in

einem das Dorfbild prägenden, denkmalgeschützten Hofensemble untergebracht sein wird. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass ortsansässige ältere Dorfbewohner die neu entstehenden medizinischen und sozialen Einrichtungen gleichermaßen mit nutzen, sodass langfristig eine neue dörfliche Gemeinschaft entstehen kann. Kommunikative Architektur Inspiriert von der Bebauungsstruktur der Lübecker Gänge und der belgischen Beginenhöfe prägen Höfe, Plätze, Spielund Freiflächen die Siedlung. Die Gebäude sind um Kernbereiche gruppiert, wodurch Nachbarschaften und Räume zur Kommunikation geschaffen werden, aber auch Möglichkeiten für Rückzug und Privatheit. Die Häuser sind entsprechend der individuellen Bedürfnisse geplant als 1,5- bis 3-Zimmer-Wohnungen für Alleinstehende und Paare mit Option des Dachgeschossausbaus für z.B. Gästezimmer. Entstehen werden auch Häuser, in denen im Pflegefall ein späteres Zusammenleben von zu Betreuendem und Betreuer gewährleistet ist. Die barrierefreie Gestaltung im Innen- und Außenbereich ist Grundlage für die Entwicklung der Bebauungsstruktur – was allen Generationen zugute kommt im Sinne des „universal design“. Ortstypische Bauweise Die Wohnbehaglichkeit und Gesundheit der Bewohner stehen im Vordergrund bei der Bauweise und den vorgesehenen Materialien. Durch die gewählten Volumina und Proportionen, durch die Verwendung von Klinker, Holz und Putz wird eine ortstypische Charakteristik erreicht. Auch die landschaftlichen Zwischenräume zeigen die Unverwechselbarkeit der Region. Unterstützende Technik Unterstützende technische Assistenzsysteme im Haus (AAL – Ambient Assisted Living), die die Eigenständigkeit der Menschen so lange wie möglich fördern, sind für die Wohnungen vorgesehen. Bauseits betrifft dies die Bedienung von Hausfunktionen wie Türöffner, Beleuchtung, Heizung per Fernbedienung und einen „Alles aus“-Schalter. Nachgerüstet


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Die Architektur nimmt in Proportion und Materialwahl Bezug auf die regionale Bauweise (Skizze: Axel Gutzeit, Berlin)

Der modulartige Aufbau erlaubt die Übertragbarkeit auf unterschiedliche lokale Rahmenbedingungen (Skizze: Axel Gutzeit, Berlin)

werden können mobile Notrufsysteme, welche die Bewohner ständig bei sich tragen („Butler“) oder eine SetTopBox, welche eine telemedizinische Kommunikation oder den Videokontakt zu Freunden oder Familienmitgliedern über den Fernseher ermöglicht.

haltsnahe Dienstleistungen werden vom Familienservice einer Nachbargemeinde übernommen, für den in Dobbertin eine Vermittlungszentrale eingerichtet wird.

Medizinische Versorgung und Servicedienstleistungen In der zentral gelegenen Einrichtung zur medizinischen Versorgung (MedPoint) wird ein Allgemeinmediziner als Ankermieter ständig präsent sein. Weitere Behandlungsräume stehen Fachärzten zur Verfügung, die sich regelmäßig einmieten und Sprechstunden anbieten. Eine gerontopsychiatrische Tagespflege wird das medizinisch-therapeutische und das soziale Angebot unterstützen. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag für ein selbstbestimmtes Leben im Alter, indem sie die Versorgung, Aktivierung und Mobilisierung hilfsbedürftiger Menschen tagesstrukturierend übernimmt. Haus-

Projektbeteiligte Das Projekt ist entstanden durch die BioCon Valley GmbH in Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekten Axel Gutzeit vom Berliner Büro Goodtime Development und Prof. Dr. Henning Bombeck von der Universität Rostock, Institut für Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke. Initiiert wurde es von den Gemeinden Dobbertin und Lohmen. Für Errichtung und Vertrieb ist die DorfimDorf.de Projektentwicklungs GmbH verantwortlich. Lutz Kaufmann, Thomas Niemeyer Weitere Informationen: www.dorfimdorf.de

Die einzelnen Wohnhäuser sind um Kernbereiche gruppiert, wodurch Nachbarschaften und Räume zur Kommunikation geschaffen werden, aber auch Möglichkeiten für Rückzug und Privatheit (Planung: Axel Gutzeit, Berlin)


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An der Giebelseite des Gebäudes führt eine Stahltreppe zur Kantine im Dachgeschoss

EDLER KONTRAST

Firmengebäude in Ostrau-Jahna Die Agri Con GmbH bietet Werkzeuge und Verfahren für die Präzisionslandwirtschaft (precision farming) an. Landwirte können auf diese Weise Düngung, Pflanzenschutz, Dokumentation und Datenmanagement miteinander vernetzen und ihre Maschinen integrieren. Im Jahr 2011 wurde in Ostrau-Jahna das Beratungs-, Ausbildungs- und Konferenzzentrum (BAK-Center) des Unternehmens umgebaut und erweitert. Mit der Planung war das Architekturbüro Isfort aus Wildberg beauftragt. Beim Sächsischen Landeswettbewerb Ländliches Bauen 2011 wurde es mit einem Preis ausgezeichnet. Wohler fühlen als zu Hause Die Aufgabe, im Seitenflügel des Vierseithofes möglichst viele Arbeitsplätze unterzubringen, ist vom Bauherrn wie folgt umrissen worden: Das Wohngebäude und der von ihm privat genutzte Innenhof sollten klar vom Firmengebäude getrennt sein, und die Räumlichkeiten sollten so gestaltet werden, dass sich die Mitarbeiter hier wohler fühlen als zu Hause. Durch die Auslagerung des Schulungs- und Konferenzbereichs in einen gegenüber platzierten Neubau ließ sich der Grundgedanke, den Vierseithof um einen weiteren Hof zu erweitern, umsetzen. So ist ein „Firmenhof“ entstanden, der das Entrée für beide Gebäude bildet und gleichzeitig den Anlieferhof der Lager- und Werkstatträume.

Der Bürogrundriss ist überwiegend als klassischer Zweispänner konzipiert, wobei die zum Innenhof liegenden Büroräume über ein großzügiges Oberlicht belüftet und belichtet werden, um die Privatheit des Wohnhofes zu gewährleisten.

Funktionsverteilung Die Gebäude gliedern sich in zwei Hauptebenen. In den Erdgeschossen befinden sich der Eingangs- und Werkstattbereich sowie die Lagerräume. Im 1. Obergeschoss liegen die Büroräume. Giebelseitig erreichen die Mitarbeiter über einen Holzsteg den Schulungsneubau sowie über die außenliegende Stahltreppe den Kantinenraum im Dachgeschoss, in dem mittags gemeinsam gegessen wird.

Geplanter Stauraum Um transparente Räume leben zu können, ist ausreichender und speziell geplanter Stauraum unerlässlich. Mittelpunkt des Bürobereichs ist daher ein schwarzer, linsenförmiger, 10 m langer Funktionstresen. Dieser übernimmt zum einen die Vermittlerfunktion zwischen dem vorhandenen und dem neuen Bürobereich – hier treffen sich die Mitarbeiter zu einem kurzen Gespräch und einer Tasse Kaffee; zum ande-

Offene Firmenkultur Leitgedanken des Entwurfs waren das „Arbeiten im Grünen“ und die „Transparenz“, wodurch die gelebte offene Firmenkultur erlebbar gemacht wurde. Die großzügige Verglasung lässt viel Licht in die Räume und gibt den Blick in die weite Landschaft frei. Die komplett verglasten Trennwände im Bürobereich fördern die Offenheit und Kommunikation der Mitarbeiter untereinander.


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oben Entlang der Geländekante führt ein Holzsteg vom Altbau hinüber zum Neubau oben rechts Mitarbeiterkantine im Dachgeschoss rechts Der schwarze Funktionstresen bildet den Mittelpunkt des Bürobereichs

ren sind hierin aber auch alle notwendigen technischen Geräte wie Drucker, Kopierer oder Büromaterial verborgen. Auch befinden sich hier die Postfächer der Mitarbeiter. Ergänzt wird der Tresen rückwärtig durch einen raumhohen Einbauschrank mit Schiebetüren. Hier sind ein Aktenarchiv integriert, eine Teeküche, ein Plotterraum und ein „geheimer“ interner Treppenzugang zum Erdgeschoss. Ergänzt werden die Einbaumöbel durch die überwiegend individuell geplanten Büromöbel – 2,40 m lange Schreibtische und halbhohe Schränke mit Schiebefronten zwischen den Büros. In den Büromöbeln finden sich die schwarzen Oberflächen wieder im effektvollen Kontrast zu einem hellen Birkenfurnier. Schulungs- und Konferenzneubau Im gegenüber entstandenen Schulungs- und Konferenzneubau sind die Themen Transparenz und freier Blick in die Natur fortgeführt. Der mit Zedernholz verkleidete Holzständerbau steht auf einem massiven Sockelgeschoss aus Sicht-

Schulungsneubau: Die Verkleidung aus Zedernholz kontrastiert mit seiner feinen Maserung zum Sichtbeton des Sockels

beton, der sich in das abschüssige Gelände einschiebt und Raum für weitere Lagerflächen bietet. Ein einladender Treppenaufgang, der umgeben ist von großzügigen Terrassenflächen, führt vom Hof ins Gebäudeinnere. Auch hier liegen alle notwendigen Funktionselemente in raumhohen Einbauschränken “versteckt“. Susanne Isfort, Bernard Isfort Alle Fotos: Petra Steiner, Berlin

Die offene Firmenkultur kommt auch in den Räumen des Schulungsneubaus zum Ausdruck


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DIE WURZELN TIEFER TREIBEN Firmengebäude in Falkenberg

Form und Materialität der traditionellen hölzernen Scheunengebäude in der nördlichen Oberpfalz waren Grundlage der architektonischen Auseinandersetzung für das neue IGZ Firmengebäude in Falkenberg. Die eingestellte Holzskelettkonstruktion mit massivem Granitsockelgeschoss ist typologisch seit Jahrhunderten immer wieder weiterentwickelt worden. Die Verwendung von massivem Lärchenholz (BSH) aus heimischen Wäldern für die Holzskelettkonstruktion, konstruktiven Decken und die Dachkonstruktion und die komplette Verkleidung von Fassade und Dach mit Lärchenholzbalken für ein hochmodernes Bürogebäude hat in Falkenberg seine architektonische Antwort gefunden. Bei der Errichtung der „Softwarescheune“ in Falkenberg – realisiert für die IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH aus Falkenberg – gab das Büro Brückner & Brückner Architekten aus Tirschenreuth der Verwendung des Materials Holz eine ganz besondere Aufmerksamkeit, was in der atmosphärischen Ausstrahlung innen- und außenräumlich besonders zur Geltung kommt. Die vertikale Fassadenverkleidung besteht aus 15/15 cm starken Lärchenholzbrettschichtbalken, welche freitragend

das komplette Obergeschoss überspannen und durch ihre rhythmisch aufgegliederten Öffnungen eine moderne Holzfassade interpretieren. Weiterhin wurde das Holz als Sonnenschutz vor Süd- und Ostfassade wie auch über die komplette Dachkonstruktion (Oberlicht) gezogen. Im Innenbereich wurden alle tragenden und konstruktiven Elemente in Lärchenholz ausgeführt (BSH). Der komplette Innenausbau wie Massivholzdielenboden, Holzdecken (als Kühldecken erstmalig ausgebildet) und sämtliche Möbel wurden in geölter Eiche ausgeführt. Der besonderen Hanglagensituation und den rauen klimatischen Verhältnissen der nördlichen Oberpfalz angepasst wurde das Sockelgeschoss mit einer massiven Steinverkleidung aus Flossenbürger Granit ummantelt. Die Softwarescheune erhält in der konsequenten Verwendung von Holz eine besondere Atmosphäre. Christian Brückner, Peter Brückner

Als Sonnenschutz ist das Holz über die gesamte Dachkonstruktion gezogen


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Steinern verwächst es mit der Erde Hölzern verwebt es sich mit der Landschaft Gläsern tritt es in den Dialog zum Menschen

oben Der massive Sockel besteht aus Flossenbürger Granit, während das Obergeschoss komplett mit Lärchenholz verkleidet ist unten Der Innenausbau und sämtliche Möbel sind in geölter Eiche ausgeführt

Eine Annäherung Der Ort – tief beim Herzen der Baumeister gebiert eine Aufgabe Zwei Brüder treffen zwei Brüder Neues Bauen im Ort unserer Väter Weiter Horizont und echte Perspektiven bilden Fundamente Nicht an den Ästen rütteln Die Wurzeln tiefer treiben Eine gemeinsame Sache beginnt Man tastet, gräbt und findet Neblige Bilder aus der Ferne verschmelzen mit erlebten Oberflächen und Erinnerung Gleich in der Nähe – der Dreiklang aus Kirche, Burg und Wirtshaus Altneue Gedanken verbinden Verantwortung und Zukunft Die Idee muss wachsen, reifen, verworfen werden und neu entstehen Zeit als Katalysator für Ideen – eine neue Erfahrung Das Handwerk der Schlüssel für Tradition und Innovation Ein Haus – eine Scheune Sinnbild für Lager und Logistik Gebäude für Gedanken und Arbeit Steinern verwächst es mit der Erde Hölzern verwebt es sich mit der Landschaft Gläsern tritt es in den Dialog zum Menschen

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Die Fenster des Ausstellungsraums im Obergeschoss ermöglichen den Blickbezug zur historischen Bebauung am Marktplatz (Foto: Knauf/Hagen)

KUNST IM SCHATZKÄSTCHEN Knauf-Museum in Iphofen

Seit 1983 beherbergt das Knauf-Museum in Iphofen eine der weltweit renommiertesten Reliefsammlungen der großen antiken Kulturepochen. Speziell für die zum Museumsprogramm gehörenden Sonderausstellungen wurde 2010 ein Neubau realisiert. Mit der Planung war das Iphöfer Architekturbüro Böhm & Kuhn beauftragt. Im Rahmen des 2011 erstmals verliehenen Bayerischen TourismusArchitekturPreises „artouro“ gehörte das Knauf-Museum zu den ausgezeichneten Projekten. Der Preis ist bislang die einzige staatlich vergebene Auszeichnung für Tourismusarchitektur in Deutschland und würdigt architektonischen Mut und Weitsicht. Museum statt Kaufmannshaus Mit der Leihgabe von Kunstgegenständen sind in der Regel hohe Anforderungen an den Schutz und die Versicherung von Exponaten sowie an das Raumklima der Ausstellungsräume verbunden. Da diese in den Räumlichkeiten des barocken Vorgängerbaus nicht im ausreichenden Maß berücksichtigt werden konnten, wurde der Altbau abgerissen und durch einen Neubau zuzüglich einer Erweiterung ersetzt. Der Neubau ist als Stahlbetonbau errichtet. Zum Marktplatz hin präsentiert sich das Museum mit einem schlicht gehaltenen Eingangsgebäude, das sich durch die Angleichung sowohl der Trauf- und Firsthöhen als auch der Dachneigung an den Vorgängerbau harmonisch in die historische Platzbebauung einfügt. Dahinter schließt sich das so genannte Schatzkästchen an, das auf drei Ebenen die neuen Ausstellungsflächen für die Sonderausstellungen aufnimmt. Erschlossen werden die Ausstellungsebenen behindertengerecht direkt vom Eingangsfoyer aus über einen Glasaufzug. Im Foyer befinden

sich darüber hinaus die Informationstheke, die Museumskasse, die Garderobe und die Sanitärräume. Der im rückwärtigen Erdgeschoss liegende erste Ausstellungsraum ist mit seiner großflächigen Glasfassade zum als Oase konzipierten Innenhof ausgerichtet. Die Verschattung aus 6 mm dickem, gelasertem Aluminiumblech, dessen Ornamentik auf das Portal des Altbaus Bezug nimmt, macht es möglich, diesen Raum ganz oder teilweise zu verdunkeln. Dank seiner enormen Raumhöhe von 8,50 m erlaubt dieser Raum die Präsentation großdimensionaler Exponate. Vorsatzschalen als Tragsystem Die Außenfassade zum Marktplatz hin ist mit Schönbrunner Sandstein bekleidet und mit nicht brennbaren Steinwolleplatten (Knauf Insulation) gedämmt. Der rückwärtige Trakt ist außen mit einem 20 cm dicken Wärmedämmverbundsystem Warm-Wand plus auf Mineralfaserbasis gedämmt, welches mit bräunlich eingefärbtem Knauf SM 700-Putz verputzt ist.


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Das neu gestaltete Knauf-Museum am Iphöfer Marktplatz trägt maßgeblich zur Belebung des Ortskerns bei (Foto: Knauf/Weissbach)

Die Wände aller drei Ausstellungsräume sind flurseitig jeweils mit Knauf-Vorsatzschalen aus zwei Lagen Diamantplatten auf 50er UA-Profilen bekleidet und mit eingefärbtem SM 700 Mörtel von Knauf verspachtelt. Dieser Aufbau trägt zu einer natürlichen Feuchtigkeits- und Temperaturregelung im Gebäude bei. Die gegenüber liegenden Verkleidungen am Treppenlauf sind darüber hinaus entlang der Stufen mit V-gefrästen Kanten ausgestattet, sodass der Übergang optisch optimal gelöst werden konnte. In den Ausstellungsräumen bestehen die Vorsatzschalen aus einer stabilen Konstruktion mit einer 12,5 mm dicken Lage Knauf Diamant und einer 20 mm dicken Lage Integral-Gipsfaserplatten. Dahinter befinden sich Brio-Platten auf VA-Profilen. Dieser leichte und dabei extrem stabile Aufbau nimmt eine Traglast von 100 kg/m² auf und ist damit ideal für die Befestigung schwerer Kunstgegenstände. Die innerste Schicht aus 12,5 mm Diamantplatten stellt die äußere Haut, die nach jeder Ausstellung unkompliziert wieder verspachtelt und neu gestrichen werden kann. Der freie Querschnitt der Vorsatzschale wird für die Verteilung der Zu- und Abluft für die Ausstellungsräume genutzt. In den Vorsatzschalen integriert sind zudem Stahlblecheinlagen, die die Sicherheit der Räume erhöhen. Die einbruchhemmende Knauf Sicherheitswand W118 erfüllt die Sicherheitsklasse WK2. Betonkernaktivierung Die Führung der Zuluft bzw. Abluft von der Heizzentrale zu den Vorsatzschalen erfolgt durch Edelstahlrohre, die in die Betonmassivdecken oberhalb der Ausstellungsräume einbetoniert sind. Diese so genannte Betonkernaktivierung nutzt Luft als Trägermaterial und bietet den Vorteil energetischer Einsparmöglichkeiten. Darüber hinaus schwankt das Raumklima in den so ausgestatteten Sälen nicht, sondern bleibt konstant auf dem von den Leihgebern der Kunstgegenstände vorgeschriebenen Niveau von 19 und 210C bei 50-55 % Luftfeuchtigkeit. Decken- und Fußbodengestaltung Ebenfalls einbetoniert in die Betondecken sind U-Schienen, die den Leuchtschienen der Ausstellungsräume als Trag-

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Blick vom Innenhof auf den verglasten Erweiterungsbau (Foto: Knauf/ Hagen)

Ausstellungsraum im Erdgeschoss: Das quadratische Raster der abgehängten Leuchtschienen spiegelt sich im Bodenbelag wider (Foto: Knauf/ Weissbach)

system dienen. Die Decken sind schienenbündig mit MultiFinish verspachtelt und gestrichen. Das durch die Leuchtschienen gebildete quadratische Deckenraster spiegelt sich im kleineren Raster des Bodenbelags wider: Dieser besteht aus einem in Würfeln verlegten Industrieboden aus Eiche. Der planebene Unterbau für das Parkett wurde mit dem Schnellestrich Knauf Stretto hergestellt, welcher die hohen Querzugspannungen des Hirnholzparketts aufnimmt. Die Gesamtaufbauhöhe dieser Konstruktion liegt einschließlich Industrieparkett bei lediglich 6 cm und erlaubt so die größtmögliche Ausnutzung der durch die Bauvorgaben festgelegten Geschosshöhen. Um die niedrige Aufbauhöhe auch im Vorraum zu erzielen, wurde als Unterbau für den dort verlegten Naturstein ein Fertigteilestrich Knauf-Brio auf einer Ausgleichsschüttung gewählt. Andreas Gabriel


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sige Baukörper ist ganz an die nördliche Grundstücksgrenze gesetzt und verfolgt mit seinen Außenkanten die zulässige Baulinie. Fassadengestaltung Die vertikale Bekleidung der gehobelten, unbehandelten Lärchen-Doppelfalzschalung wird durch die vorstehenden Lärchenkanthölzer rhythmisiert. Die Bekleidung spielt mit dem Blick des Betrachters, verstärkt je nach Standort entweder den Eindruck des Volumens oder gewährt Einblicke auf die Produktion im Erdgeschoss und die Bürolandschaft im Obergeschoss. Außerdem tragen die Kanthölzer den breiten, abgehängten Balkon im Süden, der den Mitarbeitern als großzügige Aufenthaltszone dient und gleichzeitig vor zu starker Sonneneinstrahlung in den Sommermonaten schützt. Teilweise überdeckt diese Struktur auch die Fenster. Funktionale Aspekte Der Bauherr hat den Anspruch, mit seinem Gebäude nicht nur die Haltung seiner Firma für hochwertige Druckerzeugnisse darzustellen, sondern will auch eine positive Atmosphäre für seine Mitarbeiter und Kunden schaffen. Das energetische Gesamtkonzept und die Qualität der Ausführung bestimmen die Zukunftsfähigkeit und die Wertbeständigkeit des Gebäudes.

SELBSTBEWUSST + ROBUST Druckereigebäude in Friedberg

Gebäudeform Nähert man sich dem neuen Gewerbegebiet am westlichen Stadtrand von Friedberg, so sticht die 2011 fertig gestellte Digitaldruckerei „Typografica“ mit ihrer hölzernen Fassade wohltuend aus der breiten Masse der unförmig monotonen Gewerbebauten heraus. Das Gebäude steht selbstbewusst am Rand einer großen trapezförmigen Scholle des Gewerbegebiets. Das Grundstück mit seiner abgerundeten Ecke gibt den Fußabdruck für das Bauwerk vor. Der zweigeschosDie offene Raumaufteilung, der dunkle Walnussboden, die helle Akustikdecke und die funktionalen Möbel unterstützen die kreative Haltung des Unternehmens (alle Fotos: Eckhart Matthäus, Augsburg)


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Der Papierdruck stellt ganz bestimmte Anforderungen an das Klima und die Lichtverhältnisse der Umgebung. So sind ein konstantes Innenraumklima mit minimalen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine Notwendigkeit für den Drucksaal im Erdgeschoss. Die Hauptöffnungen der Fassade sind nach Süden und Norden orientiert, um eine möglichst gute Tageslichtausnutzung zu erreichen. Selbstverständlich spielt ein effizienter außenliegender Sonnenschutz eine Hauptrolle im energetischen Gesamtkonzept. Das energetische Konzept und die technische Gebäudeausrüstung basieren auf einem robusten System. Die Decke über dem Erdgeschoss ist als thermisch aktivierter Betonkern ausgeführt, die Heiz- und Kühllasten werden über eine Wärmepumpe mit Grundwasseranschluss gesteuert. Eine hochwertige feuchtegesteuerte Be- und Entlüftungsanlage vervollständigt das technische Konzept. Das Gebäude ist als Mischbau konzipiert. Die Decke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss ist wie die Stützen in Stahlbeton ausgeführt worden. Das bietet eine hohe Speichermasse und erfüllt als nichtbrennbarer Baustoff die einschlägigen Brandschutzanforderungen. Arbeitswelten Betritt man das Gebäude, so öffnet sich nach wenigen Schritten der Raum über alle Geschosse, und die geschwun-

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gene Treppe lädt den Besucher ein, den Weg nach oben in die Bürowelt zu wählen. Die Treppe folgt der abgerundeten Wand und bildet eine vertikale Raumverbindung mit einem Oberlicht in der darüber liegenden Dachkonstruktion. Die offene, lichtdurchflutete Raumaufteilung, der dunkle Walnussboden, die helle hölzerne Akustikdecke und die Möblierung in funktionalem Design unterstützen die kreative Haltung des Unternehmens. Ein einziger geschlossener Küchen- und Lagerblock in der Mitte des Obergeschosses zoniert den bis zu 15 m tiefen Grundriss in offene Bereiche. Gearbeitet wird nicht nur am Computer am persönlichen Tisch. Auch eine Sofainsel und eine großzügige Lounge bieten die Möglichkeit freier und kreativer Entfaltung. Im Hinblick auf eine gute Akustik sind die Möbel in getrennten Gruppen platziert. Darüber hinaus dämpft die gelochte Hohlkastendecke die Raumakustik so weit, dass selbst die Telefongespräche der Hotline nicht als störend empfunden werden. Frank Lattke Projektdaten Bauherr: Typografica, Benny Steigleder, Friedberg Planung: lattkearchitekten, Augsburg Holzbau: Gumpp & Maier GmbH, Binswangen

Lösungen für Entscheider | Solutions for Movers and Shakers gm projects | Überlegen in Präzision, Schnelligkeit und Termintreue. Zum Festpreis. Unser moderner Holzbau ist tradierten Bauweisen in entscheidenden Bereichen klar überlegen. Mit TES – Timberbased Element Systems sind wir international führend. Das beweisen unsere neuen Verwaltungsbauten und komplexen Gewerbebauten, unsere fachgerechte Modernisierung von historischen Gebäuden, die energieeffiziente Modernisierung von Altbauten und unsere Veranstaltungs- und Eventbauten.

Kindergarten Skistation Logistikzentrum Universität

Druckerei

Verwaltungsgebäude

Schloss Eventbau Feriendorf Wohnhaus Geschäftshaus Konzeptstudie Lasergestützte Vermessung strenge Materialprüfung

100% Fertigungstiefe CNC-Steuerung

Präzisionswerkstoff Holz wetterunabhängige Fertigung

Die Herrschaft über die Prozesse entscheidet über den Projekterfolg. Wir prüfen minutiös und planen robust das Zusammenspiel von Menschen, Bauabschnitten und Material. Unsere erfolgreichen Projekte sind das Ergebnis funktionierender Prozesse. Wir garantieren schriftlich zugesicherte Termine: damit Sie Ihre Planung optimieren können. Rechnen Sie mit uns. Kunden-O-Töne: „Der Unterschied mag darin liegen, dass sie immer die beste Lösung suchen. Es ist ihre Qualität und Zuverlässigkeit. Das ist es, wo sie gut sind.“ „It´s a company which is working in an integrated way. gm projects is approaching their whole products in a holistic manner.“ „Bodenständig, leistungsstark, sorgfältig.“ Das größte Abenteuer ist, dass es nicht stattfindet. Wir liefern souveräne Perfektion für Menschen, die die Fäden in der Hand halten. Durch präzise Kontrolle, extreme Belastbarkeit und die feinen Unterschiede. Mit gm projects realisieren wir europaweit anspruchsvolle Projekte für Unternehmen und öffentliche Auftraggeber. Überzeugen Sie sich persönlich vor Ort. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Ihr Ansprechpartner: Alexander Gumpp, Diplom-Ingenieur, Geschäftsführer Tel. +49 8272 99 85-12, Fax +49 8272 99 85 25, a.gumpp@gumpp-maier.de Gumpp & Maier GmbH, Hauptstraße 65, D-86637 Binswangen, www.gumpp-maier.de


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Auf dem rückwärtigen Grundstück des Hotels befinden sich die mit Holzschindeln verkleideten Hüttentürme (Fotos: Tannerhof)

VERSTECK IN DEN BERGEN Naturhotel in Bayrischzell

In Bayrischzell ist das über 100 Jahre alte Kurhotel Tannerhof umgebaut und erweitert worden. Mit der Planung war der Münchener Architekt Florian Nagler beauftragt. Das über die Jahre entstandene Gebäudeensemble besteht aus den Haupthäusern Alte und Neue Tann, aus verschiedenen Badeeinrichtungen wie einem Hallenbad und Kneippbecken sowie aus Ruheräumen und weiteren der Entspannung dienenden Bereichen. Eine Besonderheit sind die mit zum Hotel gehörenden, verstreut am Hang liegenden „Lufthütten“, die als kleine rustikale Holzhütten von Beginn an Unterkünfte von besonderer

Rückzugsqualität bildeten. In ihrer Tradition stehen die 4 neu errichteten „Hüttentürme“. Auf drei Etagen liegen hier die Zimmer gestapelt übereinander. Licht und Luft strömen frei und ungehindert durch großformatige Glastüren und Eckfenster. Durch das Holz an Decken, Wänden und Böden herrscht in den Räumen eine behagliche Atmosphäre. Erschlossen werden die Hüttentürme ebenerdig, vom Hang oder über eine außenliegende Treppe, die fassadenbündig in das Gebäudevolumen eingeschnitten ist. Die Fassaden sind durch helle Holzschindeln geprägt, genauso, wie helles Holz auch die gesamten übrigen Neubauteile des Tannerhofes bestimmt. Kristina Habermann


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Gestalterisch spielt die Brücke mit der Wellenform des Wassers

BILDER IN DER LANDSCHAFT Brücke über die Waldnaab

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes Waldnaabaue war das Büro Brückner & Brückner Architekten aus Tirschenreuth mit dem Neubau einer Fußgänger- und Radwegbrücke über die Waldnaab beauftragt. Die ca. 45 m lange Brückenkonstruktion fügt sich in einer natürlichen, geschwungenen Linie in die vorhandene Topographie ein und überbrückt den Flusslauf mit einer schlanken, feuerverzinkten Stahlkonstruktion. Drei Brückenpfeiler und zwei Widerlager tragen das Bauwerk. Gestalterisch spielt die Brücke mit der Wellenform des Wassers und den freien Formen der Natur und erinnert in seiner Materialität auch an die ehemalige Eisenbahnlinie an dieser Stelle. Sie erlaubt durch die eingespannte Rahmenkonstruktion reizvolle Aus- und Durchblicke.

Die statisch optimierten, sehr schlanken, feuerverzinkten Stahlprofile in Verbindung mit dem Belag aus Eichenholzbohlen geben dem Bauwerk eine besondere Erscheinung. Das Überbrücken an dieser landschaftlich reizvollen Stelle wird zu allen Jahres- und Tageszeiten zum Erlebnis und lässt Fußgänger und Radfahrer sicher verweilen. Das Material feuerverzinkter Stahl für die Tragkonstruktionen ist gerade im Teichgebiet für eine Brücke dieser Spannweite die dauerhafteste Lösung. Insgesamt fügt sich das Brückenbauwerk harmonisch in das Naturschutzgroßprojekt Waldnaabaue ein und erlaubt allen Passanten ein Überqueren der Waldnaab mit Erinnerung. Christian Brückner, Peter Brückner


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6-Familien-Wohnhaus in Hopferau vor der Sanierung (oben links) und nach der Sanierung (oben rechts) Planung: Architekturbüro Felkner, Martinszell Ausführung: Anton Ambros GmbH, Hopferau Bauzeit: 3 Monate Gesamtbauzeit für Sanierung der Fassade, Aufstockung und Anbauten (Wintergärten) Energiestandard: Primärenergie 34 kW/m², Heizenergie 15 kW/m² Besonderheit: Erstes Gebäude bundesweit, bei dem die komplette passivhaustaugliche Fassade maßgenau vorgefertigt und auf die bestehenden Außenwände montiert wurde

ÖKOLOGISCHE ALTERNATIVE

Energetische Sanierung mit vorgefertigten Holzrahmenelementen TES EnergyFacade ist ein großformatig vorgefertigtes Holzbausystem zur energetischen Modernisierung der Gebäudehülle von Bestandsbauten. Entwickelt wurde es im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts mit dem Ziel, den gängigen Methoden der energetischen Sanierung der Gebäudehülle (WDVS aus Styropor oder Mineralwolle) eine vorgefertigte, ökologische Alternative zu bieten und den Anwendungsbereich der Bestandssanierung stärker für den Holzbau zu erschließen. Bauen im Bestand Viele Gebäude, die von 1950 bis 1980 errichtet wurden, sind technisch und energetisch unzulänglich, verursachen hohe Betriebskosten und entsprechen nicht mehr modernen Nutzerbedürfnissen. Neben der häufig erforderlichen Schadstoffsanierung ist eine Anpassung der Gebäude an aktuelle und für die Zukunft absehbare wärmetechnische Standards notwendig. Die wichtigste Bauaufgabe der Zukunft ist daher die Modernisierung und Ertüchtigung des Baubestandes. Die Verknappung der Energieressourcen wird diese Notwendigkeit in den nächsten Jahrzehnten drastisch beschleunigen. Die Herausforderung liegt in der Umsetzung konsequent nachhaltiger Strategien, um möglichst ressourcenschonend sowohl den Bau als auch den künftigen Betrieb von Gebäuden zu gewährleisten. Bauen mit Holz Beim Bauen hat Holz durch die Möglichkeit der Vorfertigung und die damit verbundenen kurzen Bauzeiten große Vorteile gegenüber anderen Baustoffen. Nicht nur, dass in einem Gebäude aus Holz langfristig das im Holz enthaltene CO2 in Form von Kohlenstoff gespeichert ist. Die moderne Holzrahmenbauweise ist bezogen auf das Gewicht pro m² Wohnfläche auch um ein Viertel leichter als vergleichbare Konstruktionen aus Ziegel oder Beton bei gleichzeitiger hoher Festigkeit in Faserrichtung. Für eine ganzheitliche energetische und stoffliche Betrachtung über den gesamten Lebens-

zyklus bedeutet das, dass weniger Energie für Herstellung und Transport aufgewendet werden muss. TES EnergyFacade Die Holzbaulehrstühle der TU München mit Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter und Prof. Hermann Kaufmann haben sich vor diesem Hintergrund die Aufgabe gestellt, die Kompetenzen, die der Holzbausektor seit Jahren im Neubau eindrucksvoll beweist, auch auf das Bauen im Bestand zu übertragen. Dazu wurde das internationale Forschungsprojekt TES EnergyFacade initiiert, um alle grundlegenden Voraussetzungen für eine energetische Modernisierung mit maximal vorgefertigten, großformatigen Holzrahmenelementen gezielt zu bündeln. Die Holzrahmenelemente werden in Werkhallen präzise vorgefertigt und als selbsttragende Fassadenkonstruktion unter Integration von Fenstern, Haustechnik oder solaraktiven Komponenten in kurzer Zeit vor die alte Tragstruktur montiert. Damit lassen sich Baukosten genauer festlegen, die Bauzeit vor Ort verkürzen und auch die Gebäudehülle gestalterisch aufwerten. Gerade bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsbauten, bei denen die Sanierung bei laufendem Betrieb stattfinden muss, bietet der Einsatz komplett vorgefertigter Elemente entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden. Prinzipiell bestehen die vorgefertigten Bauelemente analog zum Holzrahmenbau oder Holztafelbau aus einer statisch wirksamen Tragstruktur (z.B. KVH, BSH, Stegträger)


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Haupt- und Realschule in Buchloe vor der Sanierung (rechts oben) Vermessung des Gebäudes und Montage der Fassadenelemente (rechts Mitte) Haupt- und Realschule in Buchloe nach der Sanierung (rechts unten) Planung: Müllerschurr.architekten, Marktoberdorf Ausführung: Anton Ambros GmbH, Hopferau Bauzeit: Jeweils 6 Wochen für die Außenhülle der Real- und der Hauptschule Energiestandard: Primärenergie 34 kW/m², Heizenergie 16 kW/m² Besonderheit: Sanierung der Außenhülle mit vorgefertigten Fassadenelementen einschließlich Fenster, Sonnenschutz und Fassadengestaltung

und einer Dämmschicht. Im Idealfall kommen ausschließlich biogene Materialien (Zellulose, Holzfaser) zum Einsatz. Systematik und Elementierung TES EnergyFacade steht für einen systematisierten und optimierten digitalen Arbeitsablauf von der Bestandserfassung, Renovierungsplanung, Realisierung bis zum Gebäudeunterhalt. Moderne Messtechniken (Photogrammetrie und Laserscan) liefern präzise ermittelte Daten der Gebäude für 3D-Modelle, die die Planungsgrundlagen für die Vorfertigung, die Sanierung und auch den Unterhalt sind. Der Datenfluss von Aufmaß, Planung und Fertigung wird auf die Erfordernisse der digitalen Prozesskette abgestimmt. Zur Umsetzung sind erfahrene und eng kooperierende Bauteams bestehend aus Architekt, Ingenieur, Vermesser und Holzbauunternehmen notwendig. Ergebnis ist eine definierte Qualität zu einem definierten Preis. Horizontale Elementierung • Geschossweise vorgefertigte Elemente • Elemente werden montagefertig geliefert • Ablastung geschossweise oder im Sockelbereich • Ablastung im Sockelbereich bei Tragstrukturen ohne zusätzliche Lastreserven oder geschossweise (z.B. Skelettbau) Vertikale Elementierung • Gebäudehohe vorgefertigte Elemente • Elemente können gebäudehoch gefertigt werden, müssen aber bei der Montage gedreht werden • Ablastung im Sockelbereich • Ablastung im Sockelbereich bei Tragstrukturen ohne zusätzliche Lastreserven

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Freie Waldorfschule Märkisches Viertel in Berlin vor der Sanierung (links oben) und nach der Sanierung (links Mitte und unten) Planung: standort-architekten, Berlin Ausführung: Anton Ambros GmbH, Hopferau Bauzeit: 8 Wochen für die Außenhülle einschließlich Mehrzweckhalle Energiestandard: Primärenergie 34 kW/m², Heizenergie 16 kW/m² Besonderheit: Bestandsgebäude als Stahlskelett ohne zusätzliche statische Tragkonstruktion; herkömmliche Fassadentechniken konnten daher nicht angewandt werden; Ausführung mit vollständig vorgefertigten, statisch tragenden Elementen zum Teil über drei Geschosse

Raumbildende Elementierung • Gebäudehülle wird raumbildend, z.B. bei der Einfassung von Loggien oder Gebäudevor- und -rücksprüngen • Die räumliche Erweiterung des Gebäudes wird mit einem abgestimmten Bausystem erreicht • Glasfassaden können systemkonform integriert werden Damit sich bei großen, mehrgeschossigen Gebäuden keine Flammen über die Fassade ausbreiten können und keine Fassadenteile herabfallen, sind die Brandschutzbestimmungen sorgfältig einzuhalten. Für die Auslegung der vorgefertigten TES-Fassadenelemente gelten grundsätzlich die jeweiligen Landesbauordnungen sowie die entsprechenden Normen wie etwa die DIN 4102 und DIN EN 13501.

TES EnergyFacade („Timberbased Element Systems“) ist ein Gemeinschaftsprojekt von drei Nationen: Deutschland – Technische Universität München Fakultät für Architektur, Fachgebiet Holzbau, Prof. Hermann Kaufmann, Dipl.-Ing. Architekt Frank Lattke (Projektleitung) Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen, Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion, Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, Dipl.-Ing. Architekt Stephan Ott Finnland – Aalto Korkeakoulusäätiö (Aalto University) Helsinki Chair for Wood Construction, Prof. Pekka Heikkinen, TKK Laboratory of Structural Engineering and Building Physics, Prof. Dr. Jari Puttonen Laboratory of Wood Technology, Prof. Dr. Matti Kairi, TKK Norwegen – Norwegian University of Science and Technology Trondheim Faculty of Architecture and Fine Arts, Prof. Knut Einar Larsen Faculty of Engineering Science and Technology, Prof. Knut R. Holm Industriepartner Anton Ambros GmbH, Hopferau Gumpp & Maier GmbH, Binswangen O. Lux Holzbau GmbH & Co., Roth Das 2008 bis 2010 durchgeführte Projekt war angesiedelt im transnationalen Wood-Wisdom-Net Forschungsprogramm der Europäischen Union und wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vertreten durch den Projektträger Jülich. Auszeichnungen Das Projekt ist mit dem Deutschen Holzbaupreis 2011 in der Kategorie Komponenten / Konzepte und mit dem Schweighofer Prize 2011 in der Kategorie Innovation ausgezeichnet worden.

www.tesenergyfacade.com


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Die Elemente erfüllen alle bauphysikalisch notwendigen Anforderungen, das abschließende Fassadenmaterial ist frei wählbar. Mit ihrer langen Lebensdauer bei gleichzeitig geringem Instandhaltungsaufwand stellen diese Bauteile eine deutlich bessere Sanierungslösung als herkömmliche Dämmmaßnahmen dar. Gestalterische Aufwertung Ausgehend von der Gebäudegeometrie und den gestalterischen Zielen werden die TES Fassadenelemente als fertige Wand- oder Dachelemente, die schon sämtliche Bauteilschichten und auch Fenster enthalten, gefertigt. Neben der Erfüllung ökonomischer und technischer Ziele einer Modernisierung ist der Eingriff in den Bestand stets auch eine Veränderung der äußeren Erscheinung eines Gebäudes. Dies bietet eine große Chance, bestehende bauliche Strukturen mit Lösungen aufzuwerten, die einem höheren gestalterischen Anspruch genügen. Die konstruktive Struktur der bauphysikalisch einwandfrei ausgeführten Unterkonstruktion ermöglicht den Einsatz der bekannten Palette denkbarer Bekleidungen von linear stabförmigen Elementen (z.B. Leisten- oder Brettschalungen) bis zu flächigen Elementen (z.B. Holzwerkstoffplatten, Faserzement, Blech).

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Vorteile vorgefertigter, großformatiger Holzbauelemente • Durchgehend geplante und aufeinander abgestimmte Bauabläufe • Präzision und Qualität • Reduzierte Bauzeiten und verringerte Störung des Wohnumfeldes • Verbesserung der bauphysikalischen Eigenschaften der Gebäudehülle • Lastabtragendes Bausystem statischer, räumlicher Elemente • Gestalterische Vielfalt durch Verwendung unterschiedlicher Fassadenbekleidungen • Integration solar aktiver und/oder haustechnischer Komponenten • Qualitätssicherungsprozesse sind implementierbar bzw. vorhanden (Fremdüberwachung) Es sind neben Wohnhäusern gerade auch die öffentlichen Gebäude, die in benutztem Zustand saniert werden müssen. Hier können mit einem hohen Vorfertigungsgrad kurze Bauzeiten und möglichst geringe Störungen der Betriebsabläufe erreicht werden. Frank Lattke Alle Fotos: Anton Ambros GmbH

Anton Ambros GmbH 87659 Hopferau - Hauptstraße 5 Telefon 0 8364/9834 3 -0 info@ambros-haus.de

www.ambros-haus.de

HOLZHAUS & SANIERUNG


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In der Alten Schäfflerei im Kloster Benediktbeuern sollen künftig Wissenschaft, Denkmalpflege und Handwerk verzahnt werden. Das Obergeschoss wird mit finanzieller Unterstützung der DBU modellhaft saniert (Foto: Fraunhofer IBP)

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Lastenaufzug im Dach der Alten Schäfflerei, Kloster Benediktbeuern (Foto: Uwe Gaasch)

WISSEN VERMITTELN

Sanierung eines Holzdachwerks im Kloster Benediktbeuern Das Fraunhofer-Zentrum Benediktbeuern des FraunhoferInstituts für Bauphysik IBP wird in der Alten Schäfflerei des Klosters Benediktbeuern eingerichtet. Dafür wird das Gebäude nach den Belangen der Denkmalpflege und unter energetischen Aspekten instandgesetzt. Es verbindet Fragestellungen und Lösungsansätze der Bauphysik mit Denkmalpflege und Altbausanierung. Darüber hinaus steht der Wissenstransfer zwischen Forschung, Denkmalpflege, Baupraxis und Industrie im Mittelpunkt. Kennzeichnend sind das Ineinandergreifen von Wissenschaft, Denkmalpflege und Handwerk sowie die Darstellung von Funktionsweisen traditioneller und innovativer Materialien und Techniken am historischen Gebäude. Ganz nach den Leitlinien des Zentrums: Forschung, Demonstration, Wissen sammeln und Wissen vermitteln. Als erster Bauabschnitt wurde die Dachwerksinstandsetzung durchgeführt, die im August 2011 begonnen werden konnte und kurz vor der Fertigstellung steht.

Das Gebäude mit seinem T-flügeligen Grundriss stammt nach dendrochronologischen Untersuchungen von um 1760, wobei das Fraunhofer-Zentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege Benediktbeuern nur im Kopf- und Nordbau eingerichtet wird.

Einhausung der Alten Schäfflerei im Kloster Benediktbeuern mit Blick auf historische Dachlandschaft (Foto: Fraunhofer IBP)

Dachwerk des Kopfbaus der Alten Schäfflerei, Kloster Benediktbeuern (Foto: Uwe Gaasch)

Das barocke Dachwerk des Kopfbaus ist ein Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl und unterstützender Hängewerkskonstruktion. Durch den Einbau eines Stahlträgers in den 1960er Jahren im Erdgeschoss ist nur noch eine der Hängesäulen funktionstüchtig. Interessant ist ebenfalls der historische Lastenaufzug von 1680, der hier zweitverwendet wurde und wohl ursprünglich in der Klosterkirche oder im Konventbau Verwendung gefunden hatte. Eine Studienarbeit der TU München, Lehrstuhl Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege konnte belegen, dass das Dachwerk auf der Ostseite als Giebelfront


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angedacht war. Doch auch während der Dachwerksreparatur konnte nicht nachgewiesen werden, ob es zur Ausführung kam oder ob es sich nur um einen Teil der Planungsphase handelt. Das Schadensbild des Dachwerks des Kopfbaus war vor allem im Traufbereich durch Feuchtigkeitseinträge geprägt, sodass die Balkenköpfe der Traufzone zum größten Teil durch neue Holzverblattungen querschnittsgleich zimmermannsmäßig ergänzt und die Sparrenfüße neu ausgeführt werden mussten. Die schadhafte Mauerlatte wurde ebenfalls weitestgehend erneuert. Geschädigte Balken und Sparren wurden dagegen vorwiegend repariert und nur zerstörtes Altholz ausgetauscht. Der verformte Westwalm konnte wieder ausgerichtet werden und durch Zuganker und eine Längsaussteifung stabilisiert werden. Die alten Dachgauben waren ursprünglich direkt auf die historische Dachziegelebene gemauert und konnten nicht gehalten werden, da sie sich in einem sehr desolaten Zustand befanden. Unter dem Erhalt der alten Fensterstöcke wurden sie gemäß einer restauratorischen Dokumentation baugleich in Holzkonstruktion ergänzt und nachträglich verputzt.

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Für die Wiedereindeckung des Kopfbaus können die Dachziegel aus dem 18. Jahrhundert verwendet werden, wobei die Dachlattung aus Sicherheitsgründen erneuert werden musste. Zudem wurde entschieden, die schadensträchtige Firstzone und die Grade mit neuem Ziegelmaterial zu ergänzen. Die Flügelbauten auf der Nord- und Südseite des Kopfbaus der Alten Schäfflerei erhalten eine neue Dachhaut mit Kirchenbibern, die nahezu dem alten Format entsprechend nachgebrannt wurden. Im zweiten nun folgenden Bauabschnitt wird das erste Obergeschoss energetisch ertüchtigt, auch werden wissenschaftliche Untersuchungen zu Innendämmung, Geschossdeckendämmung und zur Ertüchtigung von Bestandsfenstern durch das Fraunhofer IBP durchgeführt. Daneben wird in dem ebenfalls reparierten Dachwerk des Nordbaus unter wissenschaftlicher Begleitung ein „Dachdemonstrationszentrum“ eingerichtet. Ziel der Forschungsvorhaben ist es, auch deren denkmalpflegerisch kompatiblen Einsatz zu erproben und zu demonstrieren. Britta von Rettberg

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AUSSENBELEUCHTUNG MIT LED-LINSENTECHNIK Die Außenleuchte TABULARE A ist mit einem integrierten LED-Leuchtenmodul ausgestattet. Dieses besteht aus einem im Abstrahlwinkel und Helligkeit abgestimmten LEDSet, das durch die trapezförmige Anordnung, in Verbindung mit Reflektorflächen, eine gleichmäßige normgerechte Ausleuchtung gewährleistet. Das Netzteil befindet sich extern. Vielfalt durch Lichtfarben und Varianten in Form und Anwendung sind möglich. Für die TABULARE A werden hocheffiziente LED-Module verwendet, die in Effizienz und Lebensdauer Maßstäbe setzen. Die Leuchte eignet sich als Straßen-, Platz- und Tunnelbeleuchtung oder auch als Gebäudebeleuchtung im Außenund Innenbereich. Die TABULARE A gibt es als Mastleuchte Einzelmodul, Tandemmodul, Wand- oder Deckenleuchte. Sie ist in verschiedenen Wattstärken erhältlich, je nach Einsatzort: A20 = Systemleistung 20Watt A40 = Systemleistung 40Watt A80 = Systemleistung 80Watt A120 = Systemleistung 120Watt LECCOR Leuchten GmbH Daimlerstraße 73 74545 Michelfeld www.leccor.com

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HOLZFASERDÄMMUNG SCHÜTZT BAUDENKMAL Sanierung der Benediktinerabtei in Plankstetten

Energieeffizient und ökologisch nachhaltig Die barocken Klosteranlagen der Benediktinerabtei im bayerischen Plankstetten erleben die umfangreichsten Baumaßnahmen seit ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert: In drei Bauabschnitten werden sie bis 2018 generalsaniert. Dabei stellten Denkmalschutzauflagen einerseits und Nachhaltigkeitsaspekte andererseits die Planung vor besondere Herausforderungen. In enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege konnte ein Dämmkonzept erstellt werden, das beidem gerecht wird. Zwar ließen die strengen Denkmalschutzauflagen nur eine eingeschränkte Außendämmung der Klostermauern zu. Jedoch konnte durch die Dachsanierung und -dämmung des östlichen Klostertrakts, in dem sich der Klausurbereich der Mönche befindet, eine signifikante Verbesserung der Energieeffizienz erzielt werden. Hier wurden die Sparren und die Kehlbalkenebene mit jeweils 20 bzw. 30 cm holzFlex® Mais von HOMATHERM gedämmt. Die flexiblen Holzfaserdämmmatten sind mit Bindemitteln aus Maisstärke zu 100 % aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und kamen auch im Dach und Wandaufbau des neuen Konvent- und Gästetrakts – mit dem die historische Baustruktur des Klosters aus der Barockzeit wieder hergestellt wird – in einer Dicke von 30 cm zum Einsatz. Ganzjahresdämmung aus Holz HOMATHERM Dämmstoffe sind sorptionsfähig sowie dampfdiffusionsoffen und können anfallende Feuchte aus der Raumluft sehr gut zwischenspeichern bzw. geregelt abgeben. Daneben schützt die gute Wärmespeicherfähigkeit der Holzfaserdämmstoffe die Wohnräume im Sommer besonders unter dem Dach vor Überhitzung. Der Wärmefluss durch die Wand wird dadurch um bis zu 10 Stunden verzögert

Bei der Sanierung der Benediktinerabtei Plankstetten geben Denkmalschutz und ökologische Richtlinien den Rahmen vor (Foto: Benediktinerabtei Plankstetten)

und kommt erst in den kühleren Nachstunden, wenn schon wieder gelüftet werden kann, im Inneren an. So bieten die natürlichen Dämmstoffe Sicherheit und gesundes Innenraumklima. Alle Holzfaserdämmstoffe von HOMATHERM sind naturepluszertifiziert. Das Label garantiert Nachhaltigkeit und Wohngesundheit. HOMATHERM Planungsguide Der HOMATHERM Planungsguide macht den Einstieg in das Dämmen mit Holzfaser- und Zellulosedämmstoffen noch einfacher. Im Kompaktformat illustriert er die wichtigsten Konstruktionen für alle Einsatzbereiche. Mit Hilfe der anschaulichen Produktbeschreibungen und praktischen Anwendungstipps gewinnen Architekten, Verarbeiter und Händler einen greifbaren Eindruck der Gestaltungsmöglichkeiten. Kurze Links und QR-Codes verknüpfen den Guide direkt mit der HOMATHERM-Website und der OnlinePlanungssoftware. Diese ermöglicht eine übersichtliche, individuelle Planung und liefert neben einer detaillierten Produktempfehlung die CAD-Zeichnung sowie ein Leistungsverzeichnis für die Ausschreibung. Die Online-Planungssoftware kann unter www.homatherm. com kostenlos genutzt werden. Der HOMATHERM-Planungsguide ist ebenfalls kostenfrei – zu bestellen unter info@ homatherm.com bzw. als Download auf der HOMATHERMWebsite. HOMATHERM GmbH Ahornweg 1 06536 Berga www.homatherm.com

PROJEKTDATEN Bauherr: Benediktinerabtei Plankstetten, Berching Planung: Dipl. Ing. Arnulf Magerl + Dipl. Ing. Michael Kühnlein, Berching Beratung ökologische Baustoffe: NatürlichBaubiologisch GmbH, Wendelstein Ausführung: Ingenieurbüro Seibold + Seibold, Eichstätt Produkt: HOMATHERM holzFlex® Mais


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Bis zum Jahr 2014 soll die Frankfurter Goethe-Universität zur „modernsten Universität Europas“ ausgebaut werden. Im Zuge der Planung wird der traditionsreiche WestendCampus zum neuen Zentrum der Universität umgestaltet. Die Realisierung des Projekts erfolgt durch das Frankfurter Architekturbüro Ferdinand Heide. Die Gestaltung der Freiflächen konzipierte das Berliner Büro Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung.

LINEARE ELEMENTE

Neugestaltung des Westend-Campus in Frankfurt Freiflächen und Beleuchtung Die Struktur des neuen Campus folgt dem Vorbild der Freiflächen des zum Areal gehörigen denkmalgeschützten IG-Farben-Hauses von Hans Poelzig. Analog dazu dominieren Wiesen mit Baumgruppen und Stauden in den Randbereichen die neue Anlage. Breite Terrassen mit Natursteinmauern und Grünstreifen gliedern die Topographie. Fuß- und Radwege rhythmisieren die Streifen und verbinden die verschiedenen Campusbereiche. Auch das Beleuchtungskonzept basiert auf der Gartengestaltung des IG-Farben-Hauses. Der dort vorhandene Mastleuchtentyp ist als lineares Element entlang der neu angelegten Hauptwege verwendet worden, um so das einheitliche Erscheinungsbild zu verstärken. Zentraler Campusplatz Im Zentrum der Anlage liegt der 2011 fertig gestellte Campusplatz als zentraler Aufenthaltsbereich des Geländes. Ein 60 m langes, schmales Wasserbecken definiert seine westliche Kante. Der Beckenrand tritt entsprechend der Neigung des Geländes zunehmend aus der Oberfläche heraus und bietet großzügige Sitzgelegenheiten. Lichtlinien betonen nachts die Wasserkaskaden des Beckens. Die gegenüber liegende Platzkante hingegen wird durch hohe Lichtstelen gefasst. Zusammen mit linearen Lichtbändern, die sich zwischen den Längsseiten des Platzes erstrecken, sorgen sie für eine optimale Ausleuchtung. Ergänzend werden die Kronen der Bäume durch Bodenstrahler in Szene gesetzt und die Sitzelemente durch eine integrierte Beleuchtung betont.

Die Lichtplanung für den neuen Campus der Goethe-Universität in Frankfurt entwickelte das Berliner Büro Topos in Zusammenarbeit mit dem Leuchtenunternehmen TRILUX

Der subtile Umgang mit Licht definiert die Kanten des Campusplatzes und rhythmisiert seine Fläche

Mastleuchte VR 330 Die VR 330 Outdoor Mastleuchte des Leuchtenunternehmens TRILUX besticht durch ihr schlichtes Design und die Hochwertigkeit der Materialien. Ein Aluminium-Strangpressprofil mit durchgehendem bituminiertem Erdstück bildet den Mast. Bündig dazu schützt ein Abschlusszylinder aus widerstandsfähigem Borosilikatglas den Leuchtenkopf, der von einem korrosionsbeständigen Aluminiumdach abgedeckt wird. Dieses sorgt als Sekundärreflektor für eine rotationssymmetrische Lichtverteilung. Das Dach wird durch innen liegende Edelstahlrundstäbe gehalten, sodass keine äußeren Befestigungsvorrichtungen das Erscheinungsbild stören. Sämtliche elektrische Komponenten werden von einem Lochblechzylinder kaschiert. Die Farbe – ein dunkles Grau, ähnlich RAL 9006 – hat einen Metalleffekt und ist wetterfest pulverbeschichtet. www.trilux.de

Die Mastleuchte VR 330 bietet eine rotationssymmetrische, breit-tiefe Lichtverteilung mit dekorativem oberem Lichtaustritt


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autoren | vorschau | impressum

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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 34. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.21 47 31 74 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: info@dai.org www.dai.org

Vorschau Ausgabe 4_2012 >> kunststoffBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Frank Ahlbrecht RAIV zu Essen, DAI Verbandsratsmitglied Ahlbrecht, Felix, Scheidt Generalplaner GmbH www.raiv.de www.ahlbrechtbaukunst.de Christian Brückner Peter Brückner Brückner & Brückner Architekten www.architektenbrueckner.de Andreas Gabriel Knauf Gips KG, Iphofen Leitung Public Relations www.knauf.de Kristina Habermann Kafka Kommunikation GmbH & Co KG www.kafka-kommunikation.de Bernard Isfort Susanne Isfort Isfort+Isfort Architekten www.isfort-architekten.de Lutz Kaufmann GoodTimeDevelopment GmbH, Berlin www.goodtimedevelopment.de Dieter Lang Münchener AIV, 2. Vorsitzender WSP Deutschland AG, Management www.aiv-muenchen.de www.wspgroup.com Frank Lattke Schwäbischer AIV Augsburg, Beirat lattkearchitekten, Augsburg www.saiv.de www.lattkearchitekten.de

Dr. Stephan A. Lütgert Deutsche Stiftung Kulturlandschaft Geschäftsführer, Berlin www.landschafft.info Michael Müller Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin www.stadtentwicklung.berlin.de Thomas Niemeyer DorfimDorf Projektentwicklungs GmbH www.dorfimdorf.de Dr. Rainer Norten AIV zu Berlin, Beisitzer www.aiv-berlin.de Prof. Dr.-Ing. Martin Pfeiffer AIV Hannover, Vorsitzender Hochschule Hannover www.aiv-hannover.de www.energy-designer.de Dr. Britta von Rettberg Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Valley www.ibp.fraunhofer.de Gabriele Riepl Riepl Riepl Architekten, Linz www.rieplriepl.com Nina Schwab Bundesstiftung Baukultur, Berlin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.bundesstiftung-baukultur.de Dr. Melanie Semmer AIV zu Berlin, Beisitzerin www.aiv-berlin.de

DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Mitgliederbetreuung und Sonderveranstaltungen) Verlag, Gestaltung, Anzeigen VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 1.10.2011. Redaktion Susanne Kuballa M.A. (Chefredaktion) Anschrift wie Verlag E-Mail: baukultur@dai.org Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

DAI Kooperationspartner

Druckauflage: 4.500 Exemplare (IVW II/2011)


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BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Mai 2012 | Ausgabe 3 | ISSN 1862-9571

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