BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
2018
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Schwerpunkt Bauen mit Beton
AIV Magdeburg Bauwerk des Jahres 2016
BAUKULTUR
beton
Beton? Natürlich.
Natürlich temperierend. :LPU NYV LZ [OLYTPZJOLZ :WLPJOLY]LYT NLU THJO[ )L[VU a\ LPULT PKLHSLU )H\Z[VɈ 0T :VTTLY ISLPI[ (\ LU^pYTL ^LP[LZ[NLOLUK KYH\ LU \UK PT >PU[LY ^PYK 0UULU^pYTL PT 9H\T NLOHS[LU :V LU[Z[LO[ LPU HUNLULOTLZ 9H\TRSPTH +PLZL RSPTH YLN\SPLYLUKL >PYR\UN RHUU THU TP[ /PSML KLY ZV NLUHUU[LU )L[VURLYUHR[P]PLY\UN UVJO LɉaPLU[LY NLZ[HS[LU /PLY LYMHOYLU :PL TLOY! www.beton.org / temperierend oder QR-Code einscannen
editorial
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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, alles erdenklich Gute für das neue Jahr 2018, Gesundheit, beruflichen Erfolg und Wohlergehen. Hoffentlich war der Start dieses Jahres erfreulich für Sie! Als wir Redaktionsschluss für diese Ausgabe der BAUKULTUR hatten, war eine mögliche neue Bundesregierung noch außer Sichtweite. Die Bundestagswahl im Herbst 2017 hat die politischen Entscheider vor eine ordentliche Herausforderung gestellt. Es ist in einer Demokratie im Prinzip gut, wenn hart um wichtige Entscheidungen gerungen wird. Das zeichnet lebendige Demokratien aus. Dennoch blickt dieser Tage ganz Europa und sicherlich auch der eine oder andere Partner in der außereuropäischen Welt mit einem Fragezeichen im Gesicht nach Deutschland. Vergangenes Jahr haben wir noch etwas bange unter anderem nach Frankreich geschaut. Der laufende Präsidentschaftswahlkampf war im Ausgang keineswegs so sicher, wie es dann gekommen ist. Die Franzosen haben mit der Bewegung „En Marche“ etwas politisch Neues gewagt. Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass ein starres Parteienkorsett, wie wir es kennen, nicht mehr den Nerv der Zeit trifft. Auch in Deutschland müssen sich die Parteien die Frage gefallen lassen, ob sie immer zeitgemäß agieren. Laut Verfassung wirken sie an der Willensbildung des Volkes mit, sie bestimmen nicht den Willen des Volkes. Der Ausgang der JamaikaSondierungen im November 2017 hat viele Menschen ein wenig ratlos zurückgelassen. Der DAI wird in diesem Jahr auch etwas Neues wagen: Wir planen einen kompakten DAI Tag in Leipzig am 22.8.2018. Es wird buchstäblich ein „DAI Tag“. An diesem Tag soll auch ein neugegründeter AIV Leipzig vorgestellt werden. Eine erste Aktivität dieses neuen AIV ist dann mit der Auslobung eines Nachwuchspreises, dem „Max-Pommer-Preis“, vorgesehen. Hierzu erwarten wir auch Dieter Pommer, den Urenkel von Max Pommer. Wer also entsprechende Kontakte nach Leipzig hat, ist herzlich aufgefordert, diese zugunsten dieses Projektes zu aktivieren. Der turnusmäßig zu verleihende Große DAI Preis für Baukultur wird an ein namhaftes Leipziger Büro verliehen, dazu im Verlauf des Frühjahres dann mehr. Zurückblicken können wir auf einen beeindruckenden Verbandstag im letzten Jahr in Münster, wo erstmalig ein Filmpreis an den Schweizer Filmemacher Maurizius StaerkleDrux für sein Werk „Die Böhms – Architektur einer Familie“ vergeben wurde.
In diesem Jahr können wir im Herbst auf 12 Jahre Bundesstiftung Baukultur zurückblicken. Die Stiftung hat gerade in den letzten Jahren viele wertvolle Akzente gesetzt. Aber es bleibt noch viel zu tun, und als DAI unterstützen wir, wo wir können. Alle miteinander sind wir aufgerufen, das gute Ansinnen der baukulturell Aktiven in die Welt zu tragen, damit die Gemeinde der Streiter im positiven Sinne größer wird. Nur einmal zum Vergleich: Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur hat aktuell zwar schon deutlich über 1.000 Mitglieder, der ADAC jedoch knapp 19 Mio. Das soll uns nicht schrecken, macht aber deutlich, wie viel da noch an Wegstrecke vor uns liegt. Baukultur geht schließlich alle an – oder wohnt jemand von Ihnen im Auto? Wann wird Architektur zu Baukultur? Da ist viel Kommunikation erforderlich. Allerdings liefert die Architektur eben selbst auch Anlass für die Kommunikation: Ein Gebäude braucht Haltung und Angemessenheit hinsichtlich der Nutzung und des Erscheinungsbildes. Die unmittelbare Umgebung und Nachbarschaft spielen eine Rolle. Menschen brauchen in Gebäuden offene, helle und kommunikationsfreundliche Räume, die sie sich erschließen und aneignen können. Wer die oft dunklen und tageslichtfernen Gänge von über 100 Jahre alten öffentlichen Gebäuden kennt, weiß, wovon ich schreibe. Solche und weitere Themen zu transportieren und vor allem auch der jüngeren Generation zu vermitteln, ist die zentrale Aufgabe aller Architektur- und idealerweise Baukulturschaffenden. Von Baukultur sollten wir nur sprechen, wenn viele Aspekte maßvoll berücksichtigt wurden. Das war auch Thema unseres letzten DAI Tages: „Für ein maßvolles Planen und Bauen“ heißt die Münsteraner Erklärung dazu. Ich bin sicher, dass mit 2018 ein spannendes Jahr vor uns liegt. Ich wünsche Ihnen – das kann man nicht oft genug wiederholen – in erster Linie Gesundheit; persönlich und im direkten familiären Umfeld. Das ist und bleibt das Wichtigste. Weiterhin freue ich mich, wenn Sie dem DAI und der BAUKULTUR gewogen bleiben und uns unterstützen, weiterhin für die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe einzutreten. Baukultur hat nur die Zukunft, die wir gestalten. Herzlichst Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident
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DAI bundesweit
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Kiel
Pinneberg
DAI Ehrenpräsident Jens Krause feierte seinen 75. Geburtstag
Osnabrück
Ende November 2017 beging DAI Ehrenpräsident Jens Krause StS a.D. in Berlin seinen 75. Geburtstag. Wir wünschen ihm auf diesem Wege nochmals alles Gute. Jens Krause hat Mitte der 1990er Jahre als DAI Präsident maßgeblich den Umzug des Verbandes von Bonn nach Berlin forciert und begleitet. Als DAI Ehrenpräsident steht er heute jederzeit mit fachlichem Rat zur Verfügung und wirkt als Treiber in baukulturellen und baupolitischen Angelegenheiten.
Dortmund
Leipzig (in Gründung)
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kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe
DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz
AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig (in Gründung) AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm
AIV Würzburg AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg
inhalt
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Rubriken Nachrichten Wirtschaft + Recht Kolumne Bundesstiftung Baukultur DAI aktuell Aus dem Präsidium
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DAI regional AIV Magdeburg: Bauwerk des Jahres 2016
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Schwerpunkt: Bauen mit Beton Erratischer Findling: Wohnhaus bei Stuttgart Statischer Balanceakt: Einfamilienhaus bei Basel Funktionierender Prototyp: Wohnhaus in Südtirol Die Entdeckung des Raumes: Loft-Apartment in Salzburg Tanz als Inspiration: Mehrfamilienhaus in Dresden Brücke zur Vergangenheit: Pfarrsaal in Herbolzheim Koinzidenz verschiedener Zeiten: Ehemaliges Weingut in Trier Kontemplativer Denkkreis: Sammlungs- und Forschungszentrum in Tirol Der Charme des Materials: Feuerwehrhaus in Südtirol Grenzen der Belastbarkeit: Geo- und Umweltzentrum in Tübingen Masse und Leichtigkeit: Lehrzentrum Maschinenbau in Darmstadt Beton aus dem 3D-Drucker
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Advertorials | Anzeigen Leonhard Weiss GmbH & Co. KG: Sichtbeton innen und außen Green Code GmbH: Effizient und behaglich Hering Bau GmbH & Co. KG: Maßgefertigter Architekturbeton Rinn Beton- und Naturstein GmbH: Gestaltungsfreiheit mit vielen Facetten Cemex Deutschland AG: Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung Sontowski & Partner GmbH: Doppelte Funktionalität Knauf Gips KG: Die Fassade im Wandel IVPU Industrieverband e.V.: Schutz für Mensch und Umwelt
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Titel: Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen (Foto: Christian Flatscher)
Editorial Prof. Christian Baumgart DAI bundesweit Inhalt
Autoren | Vorschau | Impressum
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nachrichten
Baukultur-Studienausgabe Die wechselnden Epochen deutscher Geschichte im Spiegel des Wandels der Baukultur sind Themen dieser 3-bändigen Publikation. Über ein Jahrhundert bis in die Gegenwart werden Stationen und Tendenzen der Architektur und Stadtplanung untersucht. Vor dem Hintergrund wechselnder Wertorientierungen und Qualitätsmaßstäbe der Baukultur sind die Themen, Orte und Formen nationaler Selbstdarstellung von besonderem Interesse. Im Fokus stehen die Gestaltung der Hauptstadt, die Beteiligung an Weltausstellungen und die Projekte internationaler Bauausstellungen. Werner Durth, Paul Sigel: BaukulturStudienausgabe, Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Jovis Verlag, Berlin 2016. www.jovis.de Deutscher Städtebaupreis 2016 Diese Publikation dokumentiert den Deutschen Städtebaupreis 2016 und zeigt zugleich eine Leistungsbilanz der Stadtplanung in Deutschland in Reaktion auf aktuelle Probleme gesellschaftlichen Wandels. Der Preis wird von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung ausgelobt und von der Wüstenrot Stiftung gefördert. Prämier t werden städtebauliche Projekte, die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur auszeichnen. Der parallel ausgelobte Sonderpreis dient der Akzentuierung besonders dringlicher Handlungsfelder im Städtebau und in der Stadtplanung. Werner Durth (Hrsg.): STADT BAUEN 6: Deutscher Städtebaupreis 2016, Wasmuth Verlag, Tübingen 2017. www.wasmuth-verlag.de
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Architekturpreis Beton 2017 Der vom InformationsZentrum Beton ausgelobte Architekturpreis Beton würdigt herausragende Leistungen der Architektur und Ingenieurbaukun s t , d e r e n Qualität von den gestalte rischen, konstruktiven und technolo gischen Möglichkeiten des Baustoffs Beton geprägt ist. Er spiegelt seit mehr als 4 Jahrzehnten das Baugeschehen in Deutschland, inspiriert den Diskurs über gute Architektur und zeigt die gestalterischen Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten des Baustoffs Beton. Ulrich Nolting (Hrsg.): Beton. Architekturpreis Beton 2017, Wasmuth Verlag, Tübingen 2017. www.beton.org www.wasmuth-verlag.de Deutscher Preis für Denkmalschutz 2017 Für seinen brillanten Magazinbeitrag „Geliebte Bausünden aus Beton – Wiederentdeckung des Brutalismus“ erhielt Ralph Baudach vom Norddeutschen Rundfunk einen der Journalistenpreise des Deutschen Preises für Denkmalschutz 2017. Auf differenzierte Art und Weise setzte er sich mit der verschmähten Betonarchitektur der 1960er und 1970er Jahre auseinander. Die zuvor einschüchternd großen, als geradezu hässlich und bedrohlich empfundenen Gebäude erscheinen in seinem Film in ihrer Klarheit und eigenwilligen Ästhetik faszinierend ehrlich. www.dnk.de Concrete Design Competition Die haptische Vielfalt beim Entwerfen von und mit Beton soll der Concrete Design Competition im Studienjahr 2017/18 zeigen. Mit dem Thema TACTILITY werden Projekte gesucht, die die Haptik des Materials, die „Begreifbarkeit“ von Betonoberflächen und -formen als zentrale Gestaltqualität eines Gebäudes oder Objekts in den Fokus stellen. Der Wettbewerb ist eine Initiative der europäischen Zement- und Betonindustrie. Einsendeschluss ist am 30.4.2018. www.concretedesigncompetition.de
Beton in der Architektur Bei der Realisierung von Sichtbetonbauten handelt es sich immer um eine individuelle Projektierung. Neben der konstruktiven Wirkung im Tragwerk kommt es besonders auf die Außenwirkung des Ergebnisses an. Erwartungsgerechte Oberflächen entstehen, wenn Gestaltung, Planung, Baustofftechnik und Baubetrieb erfolgreich zusammenwirken. Das Abendseminar „Beton in der Architektur“ vermittelt am 29.1.2018 in Stuttgart entsprechende Hinweise zur Vorgehensweise. www.akbw.de Fachsymposium R-Beton Mit R-Beton werden Betonrezepturen bezeichnet, die in Anteilen Gesteinskörnungen aus dem Materialkreislauf einsetzen. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg veranstaltet am 25.1.2018 in Stuttgart das Fachsymposium „Circular Economy – Kreislaufwirtschaft auf dem Bau – ein Beitrag zum nachhaltigen Bauen“. Schwerpunktthemen sind: Bestand nachhaltig denken, Recyclingfähigkeit von Gebäuden, geringer Ressourceneinsatz, Kreislauf mineralischer Bauabfälle, R-Beton als Baustoffalternative. www.umweltakademie.baden-wuerttemberg.de Zentrifugale Tendenzen. Tallinn – Moskau – Nowosibirsk Noch bis zum 18.2.2018 zeigt das Museum für Architekturzeichnung in Berlin Zeichnungen der sog. Papierarchitektur aus der ehemaligen Sowjetunion. Dieser Begriff wird oft als Synonym für nicht realisierte Bauvorh a b e n benutzt. Doch ist mit Papierarchitektur vor allem eine in den 1980er Jahren in Alexei Pestow: Brücke der der SowjetZukunft, 1987, Bleistift, Aquarell, u n i o n Tempera auf Papier (Foto: © Alegeborene xei Pestow) Architekturbewegung gemeint, die als Protest gegen die Routine der staatlichen Planungsbüros entstanden ist. www.tchoban-foundation.de
nachrichten
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Comme des Garçons – Concrete Ein Designerstück aus Beton hat das japanische Label Comme des Garçons auf den Markt gebracht. In einer Welt, in der Beton allgegenwärtig ist, erhält der Werkstoff hier einen ganz neuen Kontext: „Comme des Garçons – Concrete“ ist ein Parfüm im Beton-Flakon. Flakon und Box werden von Hand gefertigt. Dabei ist die Unregelmäßigkeit der Oberflächen gewollt, wodurch jedes Gefäß als Unikat ausgeliefert wird. www.comme-des-garcons-parfum.com Trix & Robert Haussmann Das Schweizer Architektur- und Design-Duo wird vom 9.2.–29.4.2018 im KW Institute for
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T. & R. Haussmann, Seven Codes Collage, 1978
Kumbh Mela, Allahabad, Indien (Foto: D. Mehta)
Contemporary Art Berlin die erste große Übersichtsausstellung seines Werks zeigen: Arbeiten aus dem Privatarchiv sowie Hauptarbeiten aus der Sammlung des Museums für Gestaltung in Zürich, aus der Privatsammlung Peter Röthlisberger und Beispiele ihrer innenarchitektonischen Designs. Seit der gemeinsamen Gründung der „Allgemeinen Entwurfsanstalt“ in den 1960er Jahren wurden Trix & Robert Haussmann zu Pionieren ihrer Zeit, indem sie fortwährend die Prämissen moderner, kanonischer Ordnung und Ansätze zur spielerischen Umdeutung linguistischer, architekturtheoretischer Dogmen brachen. www.kw-berlin.de
Die vergängliche Stadt Das Oktoberfest in München, die Kumbh Mela Wallfahrt in Indien oder das Burning Man Festival in Nevada zeigen, dass flexible bauliche Strukturen zur temporären Versorgung von teilweise sehr großen Menschenmengen eingesetzt werden. Diesen Strukturen widmet sich die Ausstellung „Does Permanence Matter? Ephemeral Urbanism: Cities in Constant Flux“ noch bis zum 18.3.2018 im Architekturmuseum der TU München. Die Ausstellung ist auf der Grundlage einer langfristig angelegten Studie entstanden und beschreibt ein Phänomen, das in Zeiten weltweiter Migrationen besondere Aktualität erhält. www.architekturmuseum.de
Rundum warm und behaglich ... ... durch Wärmestrahlung von der Klimadecke
Betondecke mit Flächenheizung Die Green Code Klimadecke strahlt ihre Wärme gleichmäßig an den Boden, die Wände und Möbel ab. Alle Oberflächen werden behaglich warm und erzeugen ein ideales Raumklima für die menschliche Wärmeregulation. Die Luft wird dabei nicht beheizt. Deshalb entsteht auch keine Konvektion, die Hausstaub aufwirbelt und in der Schwebe hält. Die Atemluft bleibt frisch und sauber.
Wohlfühlklima und Nachhaltigkeit im System Im Winter wärmt die Klimadecke nahezu konvektionslos. Im Sommer kühlt sie ohne die kalte Zugluft einer Klimaanlage. Kerngedämmte Thermowände halten die Energie effektiv im Haus und bieten die Möglichkeit zu beidseitigem Sichtbeton. Schallabsorber in der Decke schaffen Wohlfühlakustik.
www.green-code.de
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wirtschaft + recht
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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.
NEUES AUS DEM... ...Grundstücks- und Immobilienrecht
...Vergaberecht
Windkraftanlagen sind nicht automatisch von einem Grundstückskaufvertrag erfasst
Zur Erfüllung der Rügeobliegenheit
Im Rahmen eines Grundstückskaufvertrags ist die rechtliche Einordnung der mitverkauften Sachen bzw. Sachteile entscheidend dafür, ob es für die Übertragung der jeweiligen Sache einer besonderen Regelung in einem Grundstückskaufvertrag bedarf oder nicht. Zu unterscheiden ist zwischen wesentlichen Bestandteilen eines Grundstücks, Zubehör und sonstigen beweglichen Gegenständen, worunter auch Scheinbestandteile fallen.
Möchte sich ein Interessent an einem öffentlichen Auftrag oberhalb der EU-Schwellenwerte gegen einen Verstoß des Vergaberechts im laufenden Verfahren wehren, so steht ihm die Möglichkeit offen, die Einleitung eines Nachprüfungsverfahrens zu beantragen. Wesentliche Zulässigkeitsvoraussetzung eines solchen ist die Erfüllung der Rügeobliegenheit durch den Interessenten. Die Nachprüfungsbehörde wird nur dann tätig, wenn der Interessent vor Ablauf der einzuhaltenden Frist nach den § 160 Abs. 3 S. 1 Nr. 1 - 3 GWB die Nichteinhaltung der Vergabevorschriften mit einer Rüge beanstandet und der öffentliche Auftraggeber der Beanstandung nicht abgeholfen hat.
Soweit es sich um wesentliche Bestandteile des Grundstücks oder des dort aufstehenden Gebäudes handelt, die eine dauerhafte feste Verbindung mit der Hauptsache aufweisen, teilen diese zwingend und automatisch das rechtliche Schicksal der Immobilie. Handelt es sich bei der mitverkauften Sache hingegen um Zubehör des Grundstücks bzw. des aufstehenden Gebäudes, also um bewegliche Sachen, die dem wirtschaftlichen Zweck der Hauptsache mehr als nur vorübergehend dienen sollen, folgt das rechtliche Schicksal des Zubehörs mangels einer abweichenden vertraglichen Vereinbarung nur „im Zweifel“ dem seiner Hauptsache. Anders ist dies bei sonstigen beweglichen Gegenständen: Ohne besondere vertragliche Vereinbarung sind diese nicht vom Grundstückskaufvertrag erfasst. Der Erwerber des Grundstücks wird damit nicht Eigentümer dieser Gegenstände. Zu den beweglichen Gegenständen gehören u.a. die sog. Scheinbestandteile eines Grundstücks, also diejenigen Sachen, die nur zu einem vorübergehenden Zweck mit dem Grund und Boden verbunden sind. In dem Urteil vom 07.04.2017 (Az.: V ZR 52/16) vertritt der BGH die Ansicht, dass eine Windkraftanlage einen Scheinbestandteil darstellt. Ohne ausdrückliche Regelung geht eine Windkraftanlage somit nicht in das Eigentum des Grundstückskäufers über. Dies gilt selbst dann, wenn die Sache für ihre gesamte (wirtschaftliche) Lebensdauer auf dem Grundstück verbleiben soll. Denn ein vorübergehender Zweck liegt vielmehr immer dann vor, wenn die Verbindung nach dem Willen des Einfügenden nicht dauernd, sondern nur zeitweilig bestehen soll. Das Zeitmoment bezieht sich dabei nicht auf die wirtschaftliche Lebensdauer der Sache, sondern auf deren Verbindung mit dem Grundstück. Rechtsanwältin Patricia Walter
Werden mehrere Verstöße gegen vergaberechtliche Vorschriften geltend gemacht, so ist nach der Vergabekammer des Bundes entsprechend dem Beschluss vom 18.08.2017 (VK 2 2-82/17) für jeden geltend gemachten Vergabefehler gesondert zu prüfen, ob die Rügeobliegenheit erfüllt wurde. Ist ein Verstoß gegen Vergabevorschriften erst in den Vergabeunterlagen erkennbar, so ist nach § 160 Abs. 3 S. 1 Nr. 3 GWB die Rüge bis zum Ablauf der Frist zur Bewerbung oder zur Angebotsabgabe zu erheben. Sofern die Rüge zusammen mit dem Angebot in einem verschlossenen Umschlag beim öffentlichen Auftraggeber eingereicht wird, so wird diese Frist nicht gewahrt. Die Vergabekammer des Bundes hat im oben benannten Beschluss darauf verwiesen, dass für den Zugang einer Rüge die Grundsätze über den Zugang von Willenserklärungen entsprechende Anwendung finden. Aus Gründen der Sicherstellung des Geheimwettbewerbs darf gemäß § 55 Abs. 1 VgV der Auftraggeber erst nach Abschluss der entsprechenden Fristen Kenntnis vom Inhalt der Angebote nehmen. Sofern aber aus Rechtsgründen der Inhalt des verschlossenen Umschlags erst nach Ablauf der Angebotsfrist zur Kenntnis genommen werden darf, so ist auch die Möglichkeit der Kenntnisnahme der Rüge und damit der Zugang im Sinne von § 130 Abs. 1 BGB erst mit Ablauf der Angebotsfrist gegeben. Neben der Fristwahrung ist also stets darauf zu achten, dass Rüge und Angebot nicht in demselben Umschlag beim Auftraggeber eingereicht werden. Rechtsanwalt Manuel Münster
Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe, Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May, Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de
kolumne
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MIT BAUKULTUR LÄNDLICHE RÄUME STÄRKEN Überhitzung der Metropolen, Entleerung ländlicher Räume – wie kann diese Entwicklung abgedämpft werden? Durch die Stärkung kleiner und mittlerer Zentren, unterstreicht die Bundesstiftung Baukultur. Baukulturelle Maßnahmen entwickeln Orte zu „Ankerstädten“ als attraktive Alternativen zu den überlaufenen Großstädten. Wie das gelingen kann, zeigt die Stiftung im Baukulturbericht 2016/17 sowie mit den Handlungsempfehlungen, die in Kooperation mit dem GdW Gesamtverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienindustrie entstanden sind. Während zahlreiche Großstädte rasant wachsen und Wohnungen dort immer rarer und teurer werden, verlieren viele Klein- und Mittelstädte ungebremst Einwohner und haben mit Wertverlusten und Leerständen zu kämpfen. Die Vorstellung einer Abwanderung, die auf schwachen wirtschaftlichen Rahmendaten, Arbeitslosigkeit und geringem Einkommen basiert, erweist sich dabei als unhaltbar: Auch aus Landkreisen mit faktischer Vollbeschäftigung wandern Menschen in die Metropolen ab, wie eine Untersuchung zeigt, die empirica im Auftrag der Bundesstiftung und des GdW durchgeführt hat. Zahlreiche Unternehmen in ländlichen Regionen beklagen gar einen Fach- und Arbeitskräftemangel. Die traditionelle Pendlerbewegung hat sich umgekehrt: Menschen fahren morgens zur Arbeit raus aufs Land und abends zurück in die Metropole. Um den Druck von den Großstädten zu nehmen, fordern die Bundesstiftung und der GdW in einem gemeinsamen Positionspapier, die Polyzentralität in Deutschland wiederzubeleben und den Fokus von den Großstädten auf die Potenziale von Klein- und Mittelstädten zu richten.
kerne und Bestand aufzuwerten, um die Attraktivität von Klein- und Mittelstädten für Menschen aller Altersgruppen zu erhöhen. Die Baustruktur im Ortskern zu erneuern, wirkt dabei identitätsstiftend für die Nutzer und Einwohner. Wird baulich sensibel vorgegangen, werden lokale oder regionale Baustile beachtet und entsprechende Formen und Materialien verwendet, eröffnet sich nicht zuletzt auch touristisches Potenzial. Mit einer aktiven Bodenpolitik können Kommunen gewünschte positive Veränderungen in der Stadtentwicklung steuern. Die oberbayerische Gemeinde Wettstetten etwa nutzte das Instrument des Erstkaufrechts im Ortszentrum und ermittelte in einem Wettbewerbsverfahren ein Architekturbüro als Partner der erfolgreich realisierten Wiederbelebung des dörflich geprägten Ortskerns. Im brandenburgischen Luckau wurde ein Teil der Stadtbefestigungsanlage zu alten- und behindertengerechtem Wohnraum umgebaut. 4 Thüringer Gemeinden haben gemeinsam mit der Stiftung Landleben das Projekt „Häusertausch“ ins Leben gerufen: Seniorengerechte Bungalows entstehen als Neubau, während die freigewordenen Immobilien der Senioren etwa jungen Familien zur Verfügung stehen. Weitere gute Beispiele finden Sie in unserem Baukulturbericht „Stadt und Land“, der als Download auf unserer Homepage verfügbar ist ebenso wie das gemeinsame Positionspapier mit dem GdW und die empirica-Studie zur Stärkung ländlicher Räume. Sabrina Ginter
Entlastung versprechen sog. Ankerstädte: Einige solcher Klein- und Mittelstädte wachsen bereits erfolgreich gegen den Trend, etwa Neuruppin im schrumpfenden Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Ankerstädte zeichnen sich durch ein attraktives Stadtbild mit funktionierendem Ortszentrum und eine aktive Bürgerschaft aus. Im Herz der Stadt befinden sich Arbeitsplätze und ein vielfältiges Angebot an Freizeitmöglichkeiten, Bildung, Einzelhandel, Ärzten, Gastronomie und Wohnraum. Es gilt, die Klein- und Mittelstädte zu identifizieren, die bislang als „versteckte Perlen“ über eine positive Wanderungsbilanz verfügen. Sie müssen in ihrer Funktion als Ankerstadt gestärkt werden, um sich als attraktive Alternative zwischen den schrumpfenden ländlichen Räumen und den überhitzten Metropolen positionieren zu können.
www.bundesstiftung-baukultur.de
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Stiftung und der GdW, mit Hilfe qualitätsvoller Baukultur vor allem Orts-
Neue Ortsmitte Wettstetten (Foto: © Till Budde für die Bundesstiftung Baukultur)
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DAI aktuell | DAI regional
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AUS DEM PRÄSIDIUM Neuer Architekturführer des SAIV Augsburg Im Oktober 2017 stellte der Schwäbische AIV Augsburg den Architekturführer für die Region Augsburg Schwaben vor. Der DAI unterstützte dieses beispielgebende Projekt auch finanziell. Parallel zur Präsentation dieses baukulturellen Führers, der auf sehr verständliche Art und Weise die Architektenund Ingenieurleistungen in der Region hervorhebt, feierte der SAIV sein 150-jähriges Vereinsjubiläum. Wir wünschen unserem Mitgliedsverein in bayerisch Schwaben weiterhin alles Gute! DAI Regionaltreffen in Darmstadt Die Idee, ein Buch über die regionale Baukultur herauszugeben, regen wir seither auch bei anderen DAI Mitgliedsvereinen an, so etwa beim DAI Regionaltreffen Anfang November 2017 in Darmstadt. Der Mittelrheinische AIV Darmstadt hatte in die Hochschule eingeladen. Neben dem fachlichen Austausch im Kreise der AIV Kollegen stellte Mustafa Kösebay aus der Geschäftsleitung von Drees&Sommer das Projekt „Blue City“ vor. Ein ganzheitlicher Ansatz im Hinblick auf das Neu- und Umplanen von Städten weltweit. Drees&Sommer hat zudem zugesagt, im kommenden Jahr unsere Verbandszeitschrift BAUKULTUR finanziell zu unterstützen, was wir sehr begrüßen. 70. Verbändegespräch in Berlin Viele politisch relevante Inhalte standen beim 70. Verbändegespräch auf Einladung des BDVI (öff. Bestellte Vermessungsingenieure) Mitte November 2017 in Berlin auf der Tagesordnung:
DAI Regionaltreffen in Darmstadt
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Stand Vertragsverletzungsverfahren HOAI Textformulierungen für Jamaika-Sondierungen (u. a. einheitliches Bau- und Infrastrukturministerium) Serielles Bauen BIM und Bauen&Planen 4.0 RBBau-Musterverträge EU-Dienstleistungspaket
Abschließend stellte Reiner Nagel, Vorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, ein Konzept zur Mitgliederwerbung für den Förderverein vor. Diesen Aufruf finden Sie auch auf www.dai.org unter Meldungen. DAI Präsidiumssitzung Das DAI Präsidium ist am 11.12.2017 ein letztes Mal in 2017 zu einer Präsidiumssitzung zusammen gekommen. Hier haben wir vor allem über die Planungen für 2018 gesprochen. Ein Fokus lag auf dem kommenden DAI Tag am 22.9.2018 in Leipzig. Udo Sonnenberg
AIV Magdeburg
BAUWERK DES JAHRES 2016 Am 28.11.2017 zeichnete der AIV Magdeburg die neue Firmenzentrale der FAM Magdeburger Förderanlagen und Baumaschinen GmbH zum Bauwerk des Jahres 2016 aus. Der Umbau der ehemaligen Schokoladenfabrik in der Braunschweiger Straße erhielt eine Anerkennung.
FAM Förderanlagenbau und Baumaschinen GmbH Bauherr: FAM Förderanlagenbau und Baumaschinen GmbH, Magdeburg Generalplanung: pbr planungsbüro Rohling AG, Magdeburg FAM ist einer der Weltmarktführer im Förderanlagenbau und eines der größten Unternehmen Sachsen-Anhalts. Im Rahmen der Planung des Neubaus knüpfte die Firma an die Imagination eines Großbaggers an. Daraus entstand ein einzigartiges Gebäude, städtebaulich verbunden mit dem Betriebsgelände und zeichensetzend für ein aufstrebendes Gewerbegebiet. Rundungen und gebogene Glasflächen bestimmen das äußere Erscheinungsbild. Dabei springt das
oberste Geschoss elegant zurück. Die Unternehmensfarbe Blau findet im Material der Fassaden und in den Innenräumen ihre Entsprechung. Das prägnante Foyer öffnet sich zu einem großzügigen Atrium und verbindet die Obergeschosse in einer lichtvollen Atmosphäre. Zu den Bewertungskriterien der Jury zählten die städtebauliche Wirkung, die Bedeutung für den Ort oder das Quartier, die Baugestaltung, die Vorbildwirkung und die Unverwechselbarkeit.
Lust auf die ganze BAUKULTUR?