Ausgabe 2_2020: glasBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

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Schwerpunkte Bauen mit Glas Tageslicht + Kunstlicht

AIV zu Magdeburg 25 Jahre Wiedergründung

Schwäbischer AIV Augsburg Studentenwettbewerb 2019

BAUKULTUR

glas


Deutscher Fassadenpreis 2020 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden Gesucht sind innovative nachhaltige Fassadenlösungen, die gestalterische, technische und wirtschaftliche Vorzüge der VHF gleichermaßen mit einer fachgerechten Ausführung vereinen. Preisgeld: 10.000 Euro Online-Einreichung bis 18. Mai 2020: www.deutscherfassadenpreis.de en!

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editorial

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, In einer bundesweiten Kampagne setzt sich Nature Life derzeit mit einer Plakataktion gegen das Artensterben von Tieren ein. Die Stiftung aus Ludwigsburg beklagt dabei die zunehmende Anzahl von Schottergärten in Deutschland – das Phänomen ist aber bedeutender: In unseren dichter genutzten Städten schaffen wir im besten Fall Lebensräume für das Zusammenleben von Menschen und Tieren. Hier sind Konflikte zu lösen, denen wir uns stellen müssen. Showdown im Vorgarten Im Juni letzten Jahres titelte die BZ „Warum sich Berliner mehr mit Vögeln beschäftigen sollten!“ – der Untertitel „11.000 tote Tiere pro Tag“ klärte dann weiter auf. Tatsächlich gibt es in Berlin einer groben Hochrechnung zufolge jährlich etwa 4 Mio. Opfer des so genannten Vogelschlags. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarte schätzt die Anzahl der in Deutschland durch Vogelschlag getöteten Tiere auf bis zu 115 Mio. jährlich. Hierzu gehören einheimische Vögel, aber auch seltene Zugvögel. Der Vogelschlag bezeichnet den Anflug eines Vogels gegen eine Glasfläche. Die Folgen sind Verletzungen des Kopfes, innere Verletzungen und ein schneller Tod. Die von uns wahrgenommenen Spuren des Vogelschlags sind Abdrücke auf der Scheibe und Gefiederanhaftungen. Diese ermöglichen den Ornithologen die Hochrechnung. Der Fund von toten Vögeln ist dabei eher die Ausnahme, da Katzen, Krähen und Füchse die Kadaver wegholen. Vor gläsernen Repräsentationsgebäuden entfernen Gebäudereinigungsunternehmen täglich die herabgestürzten Vögel. Die Vögel sehen anders als der Mensch. Glas nehmen sie zum Teil nicht, oder nicht rechtzeitig wahr – es kommt zu Kollisionen bei hoher Geschwindigkeit. Grund hierfür ist die Transparenz des Glases oder dessen Oberflächenspiegelung. Vermeintlich werden Bäume und Sträucher oder aber der blaue Himmel angesteuert – der Vogel hat meist keine Chance mehr, den Irrtum zu korrigieren. Die am stärksten gefährdeten Bereiche an Gebäuden sind deren Ecken, Glasbrüstungen und Glasflächen in den unteren Geschossen. Besonders wenn die Umgebung großzügige Pflanzen in Verbindung mit attraktiven transparenten Fassaden zeigt, ist das Gefährdungspotenzial am größten. Die Senatsverwaltung in Berlin klärt derzeit bei Bauherren und in Planungsbüros über die Zusammenhänge auf und gibt Hinweise, wie man bereits in der Planung vorsorgen kann. Dabei geht es nicht nur um Gebäude mit großem Glasanteil, es geht auch um Wintergärten, Bushaltestellen, transparente Schallschutzwände und selbst die Glasgehege im Zoo.

Vogelfreundliches Bauen mit Glas Auch an klassischen Lochfassaden von Einfamilienhäusern ist der Vogelschlag immer wieder zu beklagen. Die uns bekannten aufgeklebten Raubvogelsilhouetten sind dabei nahezu unwirksam, Verspiegelungen verstärken das Problem, und zugezogene helle Vorhänge sind zwar wirksam, aber oft nicht gewünscht. Die Glasindustrie hat Oberflächenbeschichtungen mit Strukturen aus UV-Licht reflektierendem Material entwickelt, die nach Auskunft der Ornithologen das Problem nicht lösen. Weitere Forschungen und Entwicklungen sind zu erwarten und werden derzeit erprobt. Gute Erfolge sind durch Bedruckungen der Gläser erzielt worden. Diese reduzieren die Transparenz und wirken zum Teil auch als Sonnenschutz. Innenliegender Blendschutz oder Sonnenschutzjalousien wirken nur mit hellen Oberflächen und natürlich nur im Einsatz. Weitere Optionen sind strukturierte Gläser oder Milchglas, wenn es nur auf das Licht und nicht auf die Durchsicht ankommt. In Wien wurden Flugtunnelversuche durchgeführt, um die Wirkung von Farben, Dichte und Struktur von grafischen Mustern zu erforschen. Hieraus können bereits heute Ableitungen für Architekten erfolgen, die zukünftig Transparenz und Vogelschutz vereinen wollen. Rechtsgrundlagen Die Naturschutzbehörden wenden sich an Eigentümer, Vorhabensträger und Architekten, um auf dem Wege der Aufklärung und Überzeugung für eine Sensibilisierung zu sorgen. Es bleiben dennoch Zielkonflikte, die zum Teil in B-Plänen oder Leitlinien der Bauverwaltungen eingeschrieben werden. Eine wirksame Verankerung in den Bauordnungen gibt es allerdings nicht. Als übergeordnetes Recht wird das „Tötungsverbot“ aus §44 Bundesnaturschutzgesetz zitiert, welches die heimischen Vogelarten unter besonderen Schutz stellt. Wenn der „Nachweis für die signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos“ geführt wird, kann es zu Anordnungen an die Verursacher kommen. Soweit sollte man es aber im gegenseitigen Einvernehmen erst gar nicht kommen lassen. Herzlichst Ihr

Dipl.-Ing. Arnold Ernst DAI Präsident


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DAI bundesweit

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Kiel

Pinneberg

DAI Tag 2020 in Aschaffenburg Am Wochenende vom 25.–27.9.2020 findet in Aschaffenburg der diesjährige DAI Tag statt, zu dem alle Mitglieder und Freunde des Verbandes herzlich eingeladen sind. Bitte merken Sie sich diesen Termin heute schon vor. Das Programm und das Anmeldeformular sowie Hotelvorschläge finden Sie auf der DAI Web-Seite. Der DAI und der AIV Aschaffenburg freuen sich auf ihre Gäste!

Osnabrück

Dortmund

Leipzig Düsseldorf

Oberhessen

www.dai.org/veranstaltungen

Wiesbaden Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Mannheim

Saar

Nürnberg

Folgen Sie dem DAI im Netz: www.dai.org Freiburg

www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur DAI Mitgliedsverein

www.instagram.com/ baukultur_dai/

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz

AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Marburg AIV Mark Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg

AIV zu Magdeburg AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium DAI regional AIV zu Magdeburg: 25 Jahre Wiedergründung Schwäbischer AIV Augsburg: Studentenwettbewerb 2019

11–22 11 12–13 14–15 16–17 18–19 20–21 22

Schwerpunkte: Bauen mit Glas | Tageslicht + Kunstlicht KIT: Mehr.WERT.Pavillon in Heilbronn Sauerbruch Hutton: Science Center experimenta in Heilbronn MVRDV: WERK12 in München Thomas Müller Ivan Reimann: Oberlandesgericht in Stuttgart merz merz: Museum Goldkammer in Frankfurt SCOPE: SAP-Neubau in Walldorf ATP: Markas Headquarter in Bozen

23–30 23 24–25 26–27 28–29 30

Advertorials | Anzeigen sedak: Lakhta-Tower in St. Petersburg Velux: Neue Richtwerte für die Tageslichtversorgung Schüco: Ferienhaus in Griechenland seele: Ganzglaskonstruktionen – Glas mit tragender Rolle Glas Marte: Seilbahnstation in der Schweiz

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Titel: Oberlandesgericht in Stuttgart, Thomas Müller Ivan Reimann Architekten (Foto: Stefan Müller)

Editorial Arnold Ernst DAI bundesweit Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

glasstec 2020 Die nächste Weltleitmesse der Glasbranche findet vom 20.–23.10. in Düsseldorf statt. Das Spektrum reicht von der Glasherstellung über effektive Verarbeitungstechnologien und neue Glasprodukte bis hin zur innovativen handwerklichen Beund Verarbeitung. www.glasstec.de

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Leuchten vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. 44 Originale von Midgard und 20 weiteren Herstellern sowie zahlreiche Zeichnungen, Patente, Briefe und kurze Filme erzählen von der Evolution der Leuchten, von parallelen und jüngsten Entwicklungen. Aktuelle Leuchten-Modelle laden die Besucher ein, das Prinzip des lenkbaren Lichts selbst auszuprobieren. www.mkg-hamburg.de Home Stories Unser Zuhause ist Ausdruck unseres Lebensstils, es prägt unseren Alltag und bestimmt unser Wohlbefinden. Mit der Ausstellung

Light + Building Die Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik findet vom 8.–13.3.2020 in Frankfurt statt. Sie ist Bühne für aktuelle Lichttrends und Impulsgeber für intelligente Gebäudetechnik. Themen der diesjährigen Veranstaltung sind die Kategorien Connecting, Pioneering und Fascinating. www.light-building.messefrankfurt. com Luminale Die Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung in Frankfurt verfolgt vom 12.–15.3.2020 das Ziel, ein populäres und gleichzeitig künstlerisch und inhaltlich hochwertiges Programm zu gestalten. Sie will einen nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten – im Dialog mit Künstlern, Kreativen, Stadtplanern, Wissenschaftlern und Bürgern. Projekte, die sich mit urbanen Visionen im Spannungsfeld von Licht, Architektur, Technologie, Ökologie, dem sozialen Miteinander in der Stadt oder mit ihrer Geschichte und Kultur auseinandersetzen, machen dies erlebbar. www.luminale.de 100 Jahre lenkbares Licht Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) blickt mit der Ausstellung „100 Jahre lenkbares Licht. Ursprung und Aktualität beweglicher Beleuchtung“ auf die erfinderischen und ästhetischen Dimensionen von lenkbaren

Scherenarmleuchte Nr. 110/F mit Pergamentschirm, um 1930, Entwurf: Curt Fischer, Hersteller: Industrie-Werk Auma (Foto: © JennerEgberts Foto+Film)

erforscht das Team um Dan Stubbergaard die Potenziale des städtischen Raums und setzt sie in außergewöhnlichen Projekten um. Noch bis 29.4.2020 präsentiert die Ausstellung „Our Urban Living Room“ im Aedes Architekturforum in Berlin eine Auswahl realisierter Projekte in Kopenhagen aus den letzten 13 Jahren. www.aedes-arc.de Critical Care Menschengemachte ökologische und soziale Katastrophen drohen, den Planeten unbewohnbar zu machen. Noch bis 22.3.2020 zeigt die Ausstellung „Critical Care – Architektur

Anapuma Kundoo: Volontariat Home for Homeless Children, Pondicherry, India, 2010

Key Visual der Ausstellung „Home Stories“ (Illustration: Daniel Streat, Visual Fields © Vitra Design Museum; Lina Bo Bardi, Casa de Vidro, São Paulo, 1952, © Instituto Bardi / Foto: Francisco Albuquerque)

„Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs“ initiiert das Vitra Design Museum in Weil am Rhein eine neue Debatte über das private Interieur, seine Geschichte und seine Zukunftsperspektiven. Die Ausstellung zeigt vom 8.2.–23.8.2020, wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen der letzten 100 Jahre in unserem Wohnumfeld widerspiegeln. www.design-museum.de

für einen Planeten in der Krise“ im Deutschen Architekturzentrum DAZ in Berlin anhand von internationalen Beispielen, dass Architektur und Urbanismus dafür sorgen können, den Planeten wiederzubeleben. www.bda-bund.de

Our Urban Living Room Das dänische Büro Cobe zählt zu den renommiertesten Vertretern einer neuen Architektengeneration. Mit innovativen Methoden

Lasergestütztes Glasbiegeverfahren Forscher vom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Freiburg haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie Glasscheiben nahezu scharfkantig um die Ecke biegen können. Die optische Qualität des Glases leidet dabei nicht. Mit dem neuen Verfahren ist es auch möglich, mehrere Scheiben mit aufeinander abgestimmten Biegeradien zu erzeugen, um diese dann zu Sandwichstrukturen, zu Verbund-, Sicherheits- und Isolierglasscheiben zusammenzusetzen. www.iwm.fraunhofer.de

Israels Plads in Kopenhagen (Foto: © Rasmus Hjortshøj – COAST, Cobe und Sweco Architects)

Prototyp einer gebogenen Isolierglasscheibe (Foto: © Fraunhofer IWM)


kolumne

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BAUKULTURELLE BILDUNG GESELLSCHAFTLICH VERANKERN Die Förderung der baukulturellen Bildung ist der Bundesstiftung Baukultur ein wichtiges Anliegen. Denn baukulturelle Kompetenzen sind elementar für unsere Gesellschaft: Sie umfassen nicht nur die Gestaltung der gebauten Umwelt, sondern auch die Förderung des sozialen Zusammenhalts, der ökologischen Nachhaltigkeit sowie der Gesundheit und des Wohlergehens aller. Und doch werden sie hierzulande in Schulen noch zu selten vermittelt – obwohl es viele ganzheitliche Ansatzpunkte für mehr Baukultur im Bildungsalltag bereits gibt. Diese Initiativen und Projekte möchte die Bundestiftung durch ihre Arbeit verstärkt in den Mittelpunkt rücken: mit einem Praxis-Handbuch, der Online-Plattform Netzwerk „Baukulturelle Bildung“ und durch Veranstaltungen. Räume prägen Menschen – Menschen prägen Räume Mit diesem Motto macht die Bundesstiftung Baukultur auf die Wechselwirkung zwischen der gebauten Umwelt und denen, die in und mit ihr leben, aufmerksam. Denn nicht nur prägen wir Menschen durch die Errichtung von Bauwerken unsere Umwelt – das Wissen über diese gebauten Lebensräume beeinflusst wiederum unseren Blick auf die Dinge. Die Auseinandersetzung mit der gebauten Umgebung, mit den Phänomenen der Stadtentwicklung sowie der Architektur ist daher wesentlicher Bestandteil der baukulturellen Bildung. Es geht um das Wahrnehmen, Erkunden und Gestalten der eigenen Lebens- und Lernräume. Insbesondere die ästhetische Urteilskraft sollte dabei gefördert werden. Die Bildung, die Baukultur betrifft, ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung und unterstützt alle Menschen ganzheitlich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Baukulturelle Bildung geschieht im Wesentlichen von zwei Seiten: Über aktives Vermitteln im Sinne des Lehrens sowie im Aneignen – sprich, dem Lernen und spielerischen Sammeln von Erfahrungen im Raum. Auch mit Blick auf die aktuell schwierige Nachwuchsgewinnung in den Bauberufen spielt baukulturelle Bildung eine wichtige Rolle: Sie dient dazu, Kinder und Jugendliche durch die Reflexion und Beschäftigung mit der sie umgebenden gebauten Umwelt auch für die Berufsbilder des Bauens zu sensibilisieren und eine mögliche Berufswahl mitzuprägen. Darüber hinaus fördert baukulturelle Bildung eine Vielzahl von Fertigkeiten, die im lebenslangen Lernen wachsende

rechts Baukulturelle Bildung gelingt über Lernen und spielerisches Sammeln von Erfahrungen im Raum (Foto: © Architektur und Schule Landesarbeitsgemeinschaft Bayern e.V.)

gesellschaftliche Beachtung finden. Neben Berufskammern, Museen und Stiftungen gibt es viele weitere Akteure, die Baukultur vermitteln. Netzwerk baukultureller Bildungsakteure Anliegen der Bundesstiftung Baukultur ist es, diese Bildungsakteure zu stärken und ihr Engagement sichtbar zu machen. Die Stiftung versteht sich als Netzwerkplattform baukultureller Bildung. Unter www.bundesstiftung-baukultur. de/netzwerk/bildung finden Sie Ideen für schulische und außerschulische Aktivitäten, pädagogische Materialien, Fortbildungsangebote sowie Ansprechpartner vor Ort. Um die Thematik noch stärker in die Gesellschaft zu tragen, erarbeitet die Bundesstiftung Baukultur aktuell ein Handbuch: Es stellt eine Vielzahl von Projekten und Initiativen vor, die im schulischen Alltag und außerschulischen Bildungsbereichen nicht mehr wegzudenken sind und zum Nachahmen anregen. Neben den gesammelten Erfahrungen gibt das Buch Handlungsempfehlungen, um die baukulturelle Bildung als wichtige Grundlage für die Um- und Mitgestaltung der Umwelt zukünftig besser in der Fläche zu verankern. Das Handbuch wird zum Baukulturdialog „Baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche“ am 2.4.2020 in Frankfurt/Main erscheinen. Zu diesem Termin sind alle Pädagogen, Planer und weitere Akteure der Baukultur, Kultur, Wissenschaft, Politik und Verwaltung eingeladen. Neben der Buchvorstellung ist ein Erfahrungsaustausch im persönlichen Gespräch vorgesehen. Anmelden können Sie sich auf der Website der Bundesstiftung Baukultur. www.bundesstiftung-baukultur.de Johannes Buzin und Sabrina Ginter


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wirtschaft + recht

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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Bau- und Architektenrecht

...Vergaberecht

Zur Haftung des Auftragnehmers bei Übernahme eines fremden Leistungsverzeichnisses

Zur Nachforderung von Versicherungsnachweisen

Wenn der Auftragnehmer auf Basis der Planung des Auftraggebers oder eines von diesem beauftragten Dritten (z.B. Architekt, Statiker und Ingenieur) tätig wird, stellt sich die Frage nach den Haftungsrisiken für den Fall einer Fehlplanung.

Immer wieder entsprechen die von Bewerbern oder Bietern eingereichten Erklärungen und Nachweise nicht den Vorgaben in den Vergabeunterlagen. Die Versicherungsnachweise sind besonders häufig davon betroffen.

Grundsätzlich ist der Auftragnehmer nicht dazu verpflichtet, die übernommene Planung auf Fehler eingehend zu untersuchen. Nur hinsichtlich der für ihn auf den ersten Blick erkennbaren Fehler besteht eine Hinweispflicht. Etwas anderes ergibt sich aber dann, wenn der Auftragnehmer durch sein Verhalten zu erkennen gibt, er wolle das Risiko einer Fehlplanung übernehmen. Insofern hat der BGH mit Beschluss vom 22.05.2019 unter dem Aktenzeichen VII ZR 37/17 eine Entscheidung des OLG Karlsruhe bestätigt, wonach ein Auftragnehmer, der ein Leistungsverzeichnis und damit ein Planungskonzept eines vom Auftraggeber beauftragten Ingenieurs modifiziert übernimmt, genauso für darin enthaltene Fehler haftet, wie als wenn er selbst ursprünglich das Leistungsverzeichnis erstellt hätte. Im konkreten Fall haftete daher der Auftragnehmer auch für solche Konzeptfehler einer Anlage, die durch den nicht modifizierten Teil der ursprünglichen Planung des Auftraggebers verursacht wurden. Auftragnehmern ist dringend dazu zu raten, die Verantwortlichkeiten zu klären und die übergebenen Planungsunterlagen und das Leistungsverzeichnis des Auftraggebers gegebenenfalls eingehend zu prüfen. Das gilt insbesondere, wenn sie diese Planung modifizieren oder ergänzen wollen. Rechtsanwalt Milan Meixelsberger

Grundsätzlich kann der Auftraggeber gemäß § 56 Abs. 2 Satz 1 VgV den Bewerber oder Bieter unter Einhaltung der Grundsätze der Transparenz und der Gleichbehandlung auffordern, fehlende, unvollständige oder fehlerhafte unternehmensbezogene Unterlagen nachzureichen, zu vervollständigen oder zu korrigieren. Um eine solche unternehmensbezogene Unterlage handelt es sich auch bei dem Versicherungsnachweis. Was zunächst nach einer klaren Formel aussieht, ist in der Praxis voller Einschränkungen, die unbedingt beachtet werden müssen. Insbesondere bei den Versicherungsnachweisen muss zwischen den einzelnen Mängeln genau differenziert werden. Ein vollkommen fehlender Versicherungsnachweis kann stets nachgefordert werden, es sei denn der Auftraggeber hat in der Auftragsbekanntmachung festgelegt, dass er keine Unterlagen nachfordern wird. Liegt ein Versicherungsnachweis körperlich vor, ist die Unterscheidung zwischen formalen und inhaltlichen Mängeln entscheidend. Denn nur die Versicherungsnachweise, die in rein formaler Hinsicht nicht den Vorgaben entsprechen, zählen zu den fehlenden Unterlagen und können daher nachgefordert werden. Die inhaltlichen Mängel können dagegen nicht korrigiert werden, denn § 56 Abs. 2 Satz 1 VgV ist richtlinienkonform dahingehend auszulegen, dass ein Bieter eingereichte Unterlagen nicht inhaltlich nachbessern darf. Zu den am häufigsten auftretenden formalen Defiziten zählt beispielsweise die mangelnde Aktualität des Versicherungsnachweises. In diesem Fall ist die Nachforderung unproblematisch möglich. Erfasst eine Versicherungsbescheinigung dagegen nicht den erforderlichen Versicherungszeitraum, ist sie inhaltlich fehlerhaft und stellt einen Ausschlussgrund dar. Dasselbe betrifft Versicherungsnachweise mit unzureichender Deckungssumme. Rechtsanwältin Anna Deutinger

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


DAI aktuell

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AUS DEM PRÄSIDIUM

MUSEEN BEWAHREN UNSERE VERGANGENHEIT. WIR SICHERN IHRE ZUKUNFT.

* Werkgemeinschaft Pergamonmuseum GmbH mit den Gesellschaftern Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH und BAL Bauplanungs- und Steuerungs GmbH.

DAI Mitgliederversammlung im Dezember 2019 Das DAI Präsidium kam im Dezember 2019 zu seiner Jahresabschlusssitzung zusammen. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Abstimmung über die Aufteilung der Treffen von DAI Verbandsrat und Mitgliederversammlung. Hierzu wurde bei der Mitgliederversammlung im September 2019 bereits intensiv diskutiert. Im Einzelnen läuft die Abstimmung hierzu zwischen dem Präsidium und den beteiligten Architekten- und Ingenieurvereinen. Die Agenda für den diesjährigen DAI Tag in Aschaffenburg wurde ebenfalls final besprochen. Die Online-Anmeldung ist seit Mitte Januar auf der Web-Seite unter www.dai.org/veranstaltungen möglich. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung bestand die Gelegenheit, exklusiv den Stand der Bauarbeiten am neuen Hauptstadtflughafen BER in Augenschein zu nehmen. Eine nunmehr 8 Jahre fertige Baustelle zu besichtigen, ist gewiss kein Alltag. Die Verantwortlichen vermittelten zudem Gewissheit, dass der für Ende Oktober 2020 geplante Eröffnungstermin gehalten werden kann.

Besichtigung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg (BER)

DAI Mitgliederversammlung im Februar 2020 Spätestens ab 2021 wird der DAI eine kongressähnliche Eintagesveranstaltung zu innovativen Planungsthemen im Vorlauf der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen anbieten. Die Planungen dazu sind in der ersten ordentlichen Präsidiumssitzung im laufenden Jahr Anfang Februar konkreter besprochen worden. Dieser Sitzung vorgeschaltet war ein Notartermin, um die neuen vertretungsberechtigten DAI Präsidiumsmitglieder ins Register einzutragen: Präsident Arnold Ernst, Vizepräsidentin Dagmar Schierholz und Schatzmeister Sven Frederic Andres. Udo Sonnenberg

SCHÜTZT VOR RIESIGEN RISIKEN: DEUTSCHLANDS BAUSPEZIALVERSICHERER

Es ist das größte Bauprojekt auf der Berliner Museumsinsel – der Umbau des unter UNESCO-Schutz stehenden Pergamonmuseums. Deshalb vertrauen die verantwortlichen Architekten und Ingenieure* der VHV, wenn es um die Absicherung großer Haftpflichtrisiken geht. Genauso professionell versichern wir auch Ihr Bauunternehmen und Ihre Bauprojekte. Denn als Bauspezialversicherer bietet die VHV optimalen Schutz vor Risiken und liefert so die nötige Sicherheit bei Planung und Baudurchführung. Mehr Informationen erhalten Sie unter Tel.: 0180.22 32 100** oder unter www.vhv-bauexperten.de ** Festnetzpreis 6 Cent pro Anruf, Mobilfunkpreise können abweichen.


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DAI regional

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AIV zu Magdeburg

25 JAHRE WIEDERGRÜNDUNG Vor 25 Jahren, genau am 28.1.1995, hat Heinz-Karl Prottengeier in der heißen Nachwendezeit nach seinem Eintritt in den Ruhestand nach 4-jähriger Baudezernententätigkeit den AIV zu Magdeburg von 1876 wiedergegründet. Er folgte damit einer Anregung niedersächsischer Amtskollegen, war damit allerdings nicht der erste in den neuen Bundesländern. Diese Ehre gilt den Ascherslebener Kollegen, die ihren AIV bereits im Dezember 1994 ins Leben gerufen hatten. Seit seiner Wiedergründung ist der AIV zu Magdeburg mit seinen konstant rund 80 Mitgliedern zu einer festen Instanz und einer starken Stimme in der Magdeburger Stadtentwicklung geworden. Mit dem jährlich verliehenen Architektenund Ingenieurpreis „Bauwerk des Jahres“ stellt er herausragende Bauwerke Magdeburgs einer breiten Öffentlichkeit vor und ehrt damit Bauherren, Architekten und Ingenieure. Anlässlich des Jubiläums hat der AIV zu Magdeburg für seine Mitglieder und Förderer eine Broschüre mit Stimmen aus Politik und Wirtschaft sowie aus den eigenen Reihen zusammengestellt. Diese kann über die Mailadresse kontakt@aiv-magdeburg.de angefragt werden. Joachim Stappenbeck

Schwäbischer AIV Augsburg

STUDENTENWETTBEWERB 2019 Der SAIV Augsburg prämiert jedes Jahr die besten interdisziplinären Studienarbeiten der Fakultät Architektur und Bauwesen von der Hochschule Augsburg. Unter dem Arbeitstitel „bottom up“ sollten die Teilnehmer im Rahmen des Studentenwettbewerbs 2019 einen flexiblen, modularen, interkulturellen und individualisierbaren Wohnungsbau im PrinzKarl-Viertel entwerfen. Die Professoren Christian Bauriedel und Timo Schmidt haben mit der „WOGENAU-Wohnbaugenossenschaft“ das Projekt entwickelt und betreut. 25 Teams vom Studiengang „Energie Effizienz Design – E2D“ stellten sich der Aufgabe. Heraus kamen frische, differenzierte und teils utopischkontroverse Lösungen, über die angeregt diskutiert wurde. Das neu renovierte Ofenhaus im historischen Augsburger Gaswerk bildete den Rahmen für die Veranstaltung. Nach einer Führung durch den Architekten Eberhard Wunderle präsentierten die Studenten ihre Arbeiten. Nach Würdigung der Beiträge durch die Jury überreichte der Vorsitzende des SAIV Augsburg, Klaus Stumpf, den drei Siegerteams Urkunden und aktuelle Architekturführer. Der Wettbewerb wurde von der Langner‘schen Stiftung unterstützt, in deren Namen Sigrid Gribl die Geldpreise übergab. Klaus Stumpf unten 2. Preis: Levin Kümmerle, Sebastian Wahl, Anna Willmann und Tabea Zelt

oben 1. Preis: Christina Geitner und Sarah Wagner unten Sonderpreis: Johannes Steidle und Christian Schröder


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Mit dem Mehr.WERT.Pavillon ist in Heilbronn ein Gebäude entstanden, das anschaulich zeigt, welche Ressourcen sich in unserem Abfall verbergen (Foto: 2hs/Zooey Braun)

LAMILUX MEHR ALS ERWARTET

ZWEITE CHANCE

Mehr.WERT.Pavillon in Heilbronn Wie sich vorhandene Rohstoffe nachhaltig in das Bauwesen einbinden lassen, zeigte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) auf der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn: Studierende, Forschende und Lehrende der KITFakultät für Architektur haben einen Pavillon aus wiederverwendeten und -verwerteten Materialien realisiert: den „Mehr.WERT.Pavillon“. Alle im Projekt eingesetzten Materialien haben bereits mindestens einen Lebenszyklus durchlaufen und sind nach dem Rückbau des Pavillons wiederum komplett trennbar. Tragwerk aus Altstahl Die tragende Struktur ist komplett aus Stahl gefertigt, der größtenteils aus einem rückgebauten Kohlekraftwerk stammt. Zuvor wurde das Material auf mögliche Schäden geprüft und zudem auf seine Zugfestigkeit, Elastizität, Widerstandsfähigkeit und chemische Zusammensetzung untersucht. Fassade aus Altglas Die Fassade besteht aus wiederverwertetem Glas, das zu zwei verschiedenen Baustoffen weiterverarbeitet wurde: zum einen zu Glaskeramik aus geschmolzenem, transparentem, wei-

ßem oder grünem Flaschenglas; zum anderen zu Schaumglas, einem leichten, aber stabilen Dämmmaterial. Boden und Innenausstattung Der Boden kombiniert verschiedene mineralische Materialien: Beton- und Ziegelbruch in verschiedenen Körnungen, Porzellanbruch, direkt wiederverwendete Klinkersteine und „WasteBasedBricks“, Backsteine aus mineralischem Bauschutt. Möbel und Einbauten sind aus diversen Kunststoffmaterialien hergestellt. Für den Tresen kamen recycelte Textilfasern aus weißer Baumwolle und DenimJeansstoffen zum Einsatz, die Arbeitsplatte besteht aus wiederverwerteten Küchen-Schneidebrettern, Hocker und Stühle wurden aus Kunststoff-Hausabfällen 3D-gedruckt. Sarah Werner

LAMILUX Flachdach Fenster FE 3° Schräge Eleganz Das neue Flachdach Fenster FE sorgt mit seiner 3°-Neigung sowie der StructuralGlazing-Bauweise für einen planebenen Wasserablauf. Das Ergebnis: Ein klarer Blick in den Himmel und stets maximaler Tageslichteinfall. • • • • • •

Modernes, cleanes Design mit planebenem Wasserablauf Individuelle Größen sowie anwendungsspezifische Verglasungen Vielseitige Antriebsvarianten Wärmebrückenfreie Gesamtkonstruktion Einfache Verarbeitung auf der Baustelle dank komplett vormontierter Lieferung Funktionale Adapterrahmen für den Sanierungsfall

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RAUMSPIRALE

Science Center experimenta in Heilbronn Die Erweiterung eines Science Centers mit Ausstellungs-, Erlebnis- und Lernbereichen, 360-Grad-Theater und Gastronomie inszenierte das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton als Gebäudespirale. Darin integrierte Themenwelten und Kreativstudios führen Besucher in die Geheimnisse der Naturwissenschaft und Technik ein. Wie fühlt es sich im Auge eines Sturms an? Wie programmiert man einen Roboter? Und landet ein Brot wirklich immer auf der Butterseite? Antworten auf Fragen wie diese finden Interessierte mitten im Zentrum von Heilbronn auf einer Insel im Neckar. Museumsrundgang Zusammen mit dem benachbarten ehemaligen Speichergebäude umrahmt der von der Dieter Schwarz Stiftung initiierte und geförderte Neubau eine kleine Piazza, die den Auftakt des Museumsrundgangs bildet. Ein weiträumiges Foyer mündet in eine U-förmig um den Gebäudekern gelegte Raumspirale, die auf 4 Ebenen in „Themenwelten“ Inhalte aus Naturwissenschaft und Technik vermittelt. Als separate Körper in ein gebäudehohes Atrium eingehängte „Kreativstudios“ geben Gelegenheit, das eben Gelernte in eine konkrete Anwendung umzusetzen. Die Spirale

endet schließlich auf einer landschaftlich gestalteten Dachterrasse mit Blick über das Neckartal. Ein Experimentaltheater und eine Sternwarte auf dem Dach sowie Flächen für Sonderausstellungen und ein 360-Grad-Kuppelkino im Untergeschoss ergänzen das Museumsangebot. Fassade der „Themenwelten“ Die Themenwelt-Fassade ist als StahlPfosten-Riegel-Konstruktion aus scharfkantigen Schweißprofilen mit durchschnittlich 5,90 m Fassadenhöhe ausgeführt. Die Riegel bestehen aus Hohlkastenprofilen, die Pfosten aus T-Profilen und die Diagonalen aus Doppel-T-Profilen. Die Abmessungen der Profile betragen ca. 80 x 200 mm. Eine zwängungsfreie Lagerung der am Tragwerk verankerten Fassade verhindert Lasteinwirkungen aus der Verformung des Tragwerks. Als Verglasung dienen ca. 5,70 bis max. ca. 8,30 m hohe

und 1,90 bis 2,70 m breite, dreieckig zugeschnittene Felder aus 3-fach-Wärmeschutzisolierverglasungen mit Sonnenschutzbeschichtung und zusätzlicher Bedruckung. Rund 70 % dieser Fassadenfelder sind opak. So schaffen sie raumseitig Wandflächen für die Ausstellungsgestaltung, während sie außenseitig als 180 mm starkes mineralisch gedämmtes Paneel mit einer Oberfläche aus satiniertem, rückseitig vollflächig bedrucktem Glas ausgeführt sind. Der transparente Rest ist an der Außenseite partiell im Punktraster satiniert und in rauten- oder trapezförmigen Gruppen angeordnet sowie absturzsichernd. In dem zu Revisionszwecken zugänglichen Raum zwischen der äußeren und inneren Fassadenebene kann optional eine steuerbare Blendschutz- bzw. Verdunklungsanlage integriert werden. Die Unterseiten der Auskragungen wurden als mineralisch gedämmte, hinterlüftete Fassaden mit


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rechts Das Gebäude ist als Raumspirale konzipiert, deren Choreografie auf ihrem ansteigenden Weg differenzierte Raumfolgen und gezielte Blicke in die umgebende Stadtlandschaft inszeniert

einer planen, verwindungsfrei metallischen Oberfläche konzipiert und innenseitig mit einer Trockenbaukonstruktion bekleidet. Der in eine äußere und innere Fassadenebene gegliederte Aufbau der 95,5 cm tiefen Fassade trägt dazu bei, das mit Brandschutzplatten bekleidete Tragwerk und Montagestöße zu bedecken. Fassade der „Raum-Spirale“ Bei der Raum-Spiralen-Fassade handelt es sich um eine Pfosten-Riegel-Fassade aus scharfkantigen verschweißten Stahl-T-Profilen mit transparenten, partiell bedruckten Gläsern. Die Fassadenhöhe beträgt auch hier in der Regel 5,90 m, die statisch erforderliche T-förmige Pfostendimension 200 x 80 mm. Die Gläser haben einen rechteckigen Zuschnitt und weisen im Regelfall Maximalmaße von 2,90 x 3,80 bis 5,40 m auf. Die Ganzglasfassade oberhalb des Erdgeschosses ist mit absturzsichernden Gläsern ausgestattet. Eine allseitig gehaltene 3-fach-Wärmeschutzisolierverglasung mit einer zusätzlichen

Bedruckung als zweifarbiger, deckungsgleicher Siebdruck im Punktraster optimiert den sommerlichen Wärmeschutz. Sockelfassade Die das Erdgeschoss und das Zwischengeschoss über dem Erdgeschoss überspannende Sockelfassade entspricht in ihren konstruktiven und gestalterischen Merkmalen der Themenwelt-Fassade, wurde aber teilweise mit doppelgeschossigen Fassadenelementen und überformatigen Gläsern geplant. Motorisch betriebene, zu öffnende Fenster mit Drehflügeln und deren individuell anpassbare Blendschutzanlagen belichten Arbeitsstätten wie Büroräume, Werkstätten und Küche. Zudem nimmt die Sockelfassade Türen für Notausgänge, Personal

und Müll sowie eine Falttoranlage für die Anlieferung auf. Fenster und Türen wurden als Structural-Glazing-Konstruktionen mit glasüberdeckten Profilen in die Pfosten-Riegel-Konstruktion eingesetzt. Sauerbruch Hutton Fotos: Jan Bitter

unten Die Innenräume ermöglichen und inszenieren ebenso den Blick in die Ferne wie den introvertierten Blick bis zum mikroskopischen Maßstab


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DONALD DUCK LÄSST GRÜSSEN WERK12 in München

Einst wurden hier Knödel produziert, dann rockte die Jugend des Nachts durch den Kunstpark Ost. Und nun ist aus der ehemaligen Industriebrache in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs das Werksviertel-Mitte geworden. Kernstück des städtebaulichen Sanierungsgebiets ist das vom niederländischen Architekturbüro MVRDV entworfene WERK12, das durch seine mutige und ausdrucksstarke Kunstfassade mit lautmalerischen Ausdrücken aus deutschen Comics schon von weitem auf sich aufmerksam macht. Der Neubau WERK12 kombiniert eine einfache Form, ehrliche Materialien und transparente Fassaden. Der äußere Erschließungskern auf der Nordostseite des Gebäudes wird durch 3,25 m breite Terrassen ergänzt, die jedes Stockwerk umgeben. Diese sind durch Außentreppen verbunden, die sich um das Gebäude schlängeln. Dieser öffentliche Weg lässt die Unterscheidung zwischen Innen und Außen verschwimmen, die Innenräume kommunizieren auf diese Weise mit den externen halböffentlichen Bereichen. Urbanes Kunstwerk Die Fassade wird von einem urbanen Kunstwerk belebt, das in Zusammenarbeit mit den lokalen Künstlern Engelmann und Engl entwickelt wurde und aus fett gedruckten Buchstaben besteht, die gängige Ausdrücke aus der deutschen Version der Donald Duck-Comics wiedergeben. Der 5 m hohe Schriftzug und die umgangssprachliche Natur der gewählten Ausdrücke sind eine Hommage an die Graffiti-Kultur und die Verwendung von Schildern an der alten Stätte. Nachts wird das Erscheinungsbild des Gebäudes durch seine Beleuchtungsstrategie verändert. Einfache Geometrien und die

gewählten Materialien verwandeln sich in eine pulsierende Lichterschau. „Das Areal des Werksviertel-Mitte hat sich einst von einer Knödelfabrik zu einem legendären Unterhaltungsviertel entwickelt“, so der Gründungspartner des Büros MVRDV Jacob van Rijs. „Mit unserem Entwurf wollen wir diese Geschichte respektieren und feiern und gleichzeitig eine Grundlage für das nächste Kapitel schaffen. WERK12 ist einerseits stylisch und cool, nimmt sich aber andererseits nicht so ernst – es scheut sich nicht, die Passanten mit „puh“ anzusprechen.“ Vielfältige Nutzung In den 5 Stockwerken des mit 7.700 m² Mietfläche zur Mischnutzung errichteten Gebäudes befinden sich Restaurants und Bars, Büros sowie ein dreigeschossiges FitnessCenter, von dem ein Stockwerk von einem Swimmingpool eingenommen wird. Raumhohe Glaswände bieten in den Obergeschossen einen atemberaubenden Blick in Richtung Münchener Innenstadt, der stellenweise durch die Beschriftung der Terrassen unterbrochen wird – viele davon erhalten beim Lesen von der Innenseite eine neue Bedeutung.


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links und oben Begriffe wie „puh“ und „hmpf“ stammen aus der deutschen Comicsprache und sind als geschosshohe Leuchtbuchstaben vor die Fassade gesetzt

Ein Schlüssel zum Design lag in der Flexibilität der Räume. Die 5,5 m hohen Decken ermöglichen es künftigen Nutzern, Zwischengeschosse hinzuzufügen oder andere Änderungen vorzunehmen, während die Anordnung der Umlaufflächen auf der Außenseite des Gebäudes eine einfache Rekonfiguration der Innenräume erlaubt. Dabei wird die Stabilität durch diagonal verlaufende Treppenhäuser garantiert.

WERK12 wurde in Zusammenarbeit mit Nuyken von Oefele Architekten BDA, den Statikern Wolf+ und den MEP-Ingenieuren Teuber+Viel realisiert. MVRDV Fotos: Ossip van Duivenbode


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Vertikale Fensterelemente verleihen dem Gebäude umlaufend einen einheitlichen Ausdruck (Foto: Oliver Rieger)

AUSDRUCK VON BESTÄNDIGKEIT, WÜRDE UND RECHT Oberlandesgericht in Stuttgart

Das neue Oberlandesgericht Stuttgart versteht sich als ein herausgehobenes öffentliches Gebäude, das Beständigkeit, Würde und Selbstverständnis ausstrahlt. Der hohe architektonische Anspruch des von Thomas Müller Ivan Reimann Architekten geplanten Prozessgebäudes ist ein Ausdruck des großen Stellenwertes, den die Rechtsprechung in einer demokratischen Gesellschaft genießt. Das 2019 fertig gestellte Sitzungsgebäude befindet sich auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim in direkter Nachbarschaft zu dem in den 1970er Jahren für die RAF-Prozesse provisorisch errichteten Mehrzweckgebäude. Durch seine exponierte Lage markiert es den Übergang zwischen dem öffentlichen Stadtraum und dem abgeschirmten Justizareal. Dabei orientiert er sich zum großzügigen Vorplatz hin und löst sich durch seine klare und präzise Formensprache aus der heterogenen Umgebung heraus. Für die Sicherheit konzipiert Bei der Konzeptionierung des Neubaus galt es, die gestiegenen Sicherheitsanforderungen der Terrorismus-Strafprozesse so zu integrieren, dass sie den architektonischen Ausdruck des Gebäudes möglichst wenig bestimmen. Dank zweier Sitzungssäle können jetzt besonders sicherheitsintensive Gerichtsverfahren unabhängig voneinander parallel verhandelt werden.

rechts Die großvolumigen, innenliegenden Prozesssäle werden über Oberlichter natürlich belichtet (Foto: Stefan Müller)

Äußere Erschließung Der knapp 3.000 m² große Baukörper steht auf einer rechteckigen Grundform und ist in das leicht abfallende Gelände eingepasst. Daraus ergibt sich auf der Süd-Ost-Seite ein Hochparterresockel, der mit einer großzügigen Eingangstreppe den Hauptzugang des öffentlichen Bereichs bildet. Im


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oben Die Eingangsbereiche sind mit Naturstein verkleidet und verbinden den Eindruck der Wertigkeit mit einem hohen Maß an Widerstandsfähigkeit (Foto: Stefan Müller)

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WIR KONSTRUIEREN VISIONEN.

Nord-Westen befindet sich der interne Zugang für Gerichtspersonal, Polizei und Prozessbeteiligte, der ebenerdig über die Freianlagen erreicht wird. Beide Zugänge verfügen über einen mit Wachpersonal besetzten Kontrollbereich. Öffentlich – nicht öffentlich Die innere Organisation unterteilt sich entsprechend der Gebäudezugänge in einen öffentlichen und einen nicht öffentlichen Bereich. Zwei Garteninnenhöfe dienen der Belichtung aller sicherheitsrelevanten, nach innen orientierten Räume. Die Wegeführung durch das Gebäude sowie die Raumanordnung sind durch die komplexen Anforderungen des Prozessablaufes und die Sicherheitsvorgaben geprägt. Im Anschluss an den Kontrollbereich gelangen Besucher in hohe Foyers, die durch großzügige Fensterflächen im Obergeschoss Tageslicht erhalten. Die beiden großvolumigen Prozesssäle sind trotz ihrer Lage im Inneren des Gebäudes mittels Oberlichter in der Dachebene ebenfalls natürlich belichtet. Sie verfügen über separate Zugänge für Richter, Prozessbeteiligte, Polizei und Besucher. Die Trennung der Bereiche erfolgt durch Sicherheitsglaswände. Das Obergeschoss gliedert sich in mehrere, voneinander getrennte Zonen. Die sicherheitsrelevanten Räumlichkeiten

Glas Marte GmbH | Brachsenweg 39 | 6900 Bregenz +43 5574 6722-0 | office@glasmarte.at I glasmarte.at

gruppieren sich um die Gartenhöfe. Die Büros für Verteidiger, weitere Aufenthaltsräume sowie der Speisesaal sind zu den landschaftlich gestalteten Außenflächen hin orientiert. Rund um die Fassade Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen spiegeln sich auch in der Gestaltung der Fassaden wider, die sich in ein weitgehend geschlossenes Erdgeschoss und in ein mit Fensterelementen strukturiertes Obergeschoss gliedern. Die Putzstruktur im Erdgeschoss ist als Wellenputz mit heller, glattgezogener Oberfläche ausgebildet, die dem monolithisch anmutenden Baukörper eine textile Leichtigkeit verleiht. Die Eingangsbereiche sind mit Chloritgneis Dorfergrün Naturstein verkleidet und verbinden den Eindruck der Wertigkeit mit einem hohen Maß an Widerstandsfähigkeit. Die Obergeschossfassade ist als tiefe, plastisch profilierte Metallfassade mit sich wiederholenden Fensterelementen gestaltet. Die je nach Ausrichtung und unterschiedlichen Nutzungsbereichen zwischen transparent und opak wechselnden Fensterelemente geben dem Gebäude umlaufend einen einheitlichen Ausdruck. So tragen sie dazu bei, das neue Prozessgebäude zu einem Ort zu machen, der stellvertretend für Beständigkeit, Würde und Recht steht. Thomas Müller Ivan Reimann Architekten

links Begrünte Garteninnenhöfe dienen der Belichtung der sicherheitsrelevanten, nach innen orientierten Räume (Foto: Stefan Müller)


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SCHATZSUCHE UNTER TAGE Museum Goldkammer in Frankfurt

Mehr als 500 Exponate spannen im Museum Goldkammer in Frankfurt einen kulturhistorischen Rahmen von über 6.000 Jahren. In unterirdischen Stollen und Kammern können die Besucher Gold von seiner Entstehung über seine symbolische Bedeutung in verschiedenen Kulturen bis hin zu seiner Verwendung als Tausch- und Zahlungsmittel entdecken. Die Ausstellungsräume haben merz merz konzipiert. Die Goldkammer befindet sich in einem von AS+P Albert Speer + Partner geplanten Ensemble in der Frankfurter Innenstadt. Dieses besteht aus zwei über einen Glasgang miteinander verbundenen Gebäuden – einer denkmalgeschützten, spätklassizistischen Villa aus dem Jahr 1863 und einem 6-geschossigen Neubau. Das rund 3.000 m² Bruttogeschossfläche umfassende Ensemble beinhaltet nicht nur Büro- und Ladenflächen, sondern auch – im Altbau – die Ausstellungsflächen der Goldkammer Frankfurt. Architektur als Rahmen Da von Beginn an feststand, welche Exponate gezeigt werden sollen, wurden die Ausstellungsräume eigens für diese Exponate gestaltet – quasi um diese herum, wobei die Architektur bewusst auf die Anforderungen der Sammlung eingeht. Aufgrund der stren-

gen Denkmalschutzvorgaben mussten die Ausstellungsräume allesamt unterirdisch entstehen. Es galt daher, auf einer Fläche von insgesamt nur 480 m² einen passenden Rahmen für die 500 thematisch sehr unterschiedlichen Exponate zu schaffen.

den Grabkammern in Pyramiden nachempfunden. Der asymmetrische Grundriss und die Intimität der unterirdischen Räume wirken geheimnisvoll und schaffen eine außergewöhnliche Atmosphäre, die gleichermaßen Spannung und Vertrautheit auslöst.

Stollen und Schatzkammern Die baulichen Anforderungen verhalfen der Goldkammer Frankfurt schließlich zu einem einzigartigen Erscheinungsbild. Unter der Erdoberfläche entstand eine raffinierte Abfolge von Stollen und vielen kleinen Schatzkammern, die aufgrund einer speziellen Lichtführung jedoch größer wirken. Jede Kammer ist individuell auf die Exponate abgestimmt und unterscheidet sich in Größe und Form von den anderen. Inspirieren ließen sich die Ausstellungsplaner dabei von den Ägyptern. So ist das Erscheinungsbild der Räume

Innovative Inszenierung Um das Element Gold in seinen vielen Facetten zu inszenieren, wurden die Naturmaterialien Stampflehm, Bronze, Marmor und Stein als gestalterische Mittel eingesetzt. Das Material sollte spürbar und authentisch sein. Während Naturstein und Bronze sehr wertige Rohstoffe sind, eignete sich Stampflehm aus gleich mehreren Gründen besonders für die Kammern: Ebenso wie Gold ist auch Lehm ein archaisches Material und bildet in seiner Wertigkeit einen direkten Kontrast zu dem Edelmetall. Darüber hinaus bietet


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rechts Die über 300 ausgestellten Goldbarren stammen aus der Rothschild-Sammlung, der größten Goldbarrensammlung der Welt

Lehm auch einen ganz praktischen Vorteil: Da er Feuchtigkeit sowohl aufnehmen als auch abgeben kann, regulieren die Wände die Luftfeuchtigkeit in den Kammern auf natürliche Art und Weise. Spannende Kontraste Im Zusammenspiel mit dem historischen Gebäude bilden die Ausstellungsräume spannende Kontraste zwischen alt und neu sowie hell und dunkel. Der unterirdische Teil ist der Sammlung und dem Museumsshop vorbehalten. Mit dem Aufzug gelangen die Besucher vom Foyer in die Schatzkammern und tauchen ein in die Welt des Goldes. Licht und Farben werden dort nur dezent eingesetzt. Der oberirdische Teil des Museums mit seinen auffälligen Marmorböden dient hingegen als Ort kulinarischer Genüsse. Der Kontrast zum Untergeschoss wird dabei ganz bewusst betont. Goldkammer Frankfurt Fotos: Hubertus Hamm, alle Rechte bei Goldkammer Frankfurt GmbH unten In einer Inszenierung aus Glas und Licht erscheinen die Schätze von Schiffwracks

oben und unten Die in Stampflehm ausgeführten Ausstellungswände bilden in ihrer archaischen Wirkung einen bewussten Konrast zum strahlenden Gold der Exponate

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GEBAUTE KOMMUNIKATION SAP-Neubau in Walldorf

Offenheit, Transparenz und Kommunikation ist die Leitlinie für den von SCOPE Architekten konzipierten SAP-Neubau WDF49 in Walldorf. Die großzügige Freitreppe, die vom Erdgeschoss bis ins Obergeschoss reicht, steht als Sinnbild für die funktionale Verknüpfung von Arbeitsprozessen und Abläufen. Der SAP Standort Walldorf wächst. Um den gestiegenen Arbeitsplatzkapazitäten gerecht zu werden, wurde 2015 durch den Softwarehersteller ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den SCOPE Architekten mit einem innovativen Gesamtkonzept für sich entscheiden konnte. Städtebaulicher Kontext Der Neubau besteht aus zwei über einen Steg verbundene Baukörper und schafft auf rund 16.000 m² Raum für bis zu 700 Mitarbeiter. Durch seine klare Gebäudeform gliedert er sich perfekt in die städtebauliche Struktur ein. Dabei schiebt sich der Kopfbau aus der städtebaulichen Flucht der Nachbarbebauung und akzentuiert so die entstandene Mitte des Areals. Der rückwärtige Bau wird durch funktional abgeleitete Einschnitte in der Fassade gegliedert, was das harmonische Zusammenspiel der Baukörper unter-

streicht. Umlaufende Brüstungsbänder verleihen der Fassade zudem eine elegante Leichtigkeit. Ästhetik des Funktionalen Freiflächen mit differenzierten Außenräumen laden den Nutzer zum Verweilen ein und stärken den Campuscharakter des Areals. Ein Workcafé mit Außenbestuhlung und die angrenzenden Design Thinking Flächen beleben die urbane Vielfältigkeit des Geländes. So wird nicht nur ein architektonischer Akzent im Areal gesetzt, es entsteht auch eine Ästhetik des Funktionalen, die sich an der Philosophie von SAP orientiert und der Abhängigkeit des Gebäudes folgt. Nie beliebig, sondern immer prägnant und identitätsstiftend. Treppe als Metapher Beide Baukörper wurden als Stahlbetonskelett mit massiven Treppenhauskernen umgesetzt. Der Grundriss des

Kopfbaus entwickelt sich um einen freistehenden Sichtbetonkern, um den sich die Arbeitsbereiche im Halbgeschoss dreidimensional nach oben ziehen. Im Erdgeschoss betritt man das Gebäude über ein großflächiges Foyer mit Empfangsbereich und Showroom. Über eine halbgeschossige Treppe erreicht man den tieferliegenden Bereich des Design Thinking und die Projekträume. Meetingzonen Die großzügige Freitreppe, die vom Erdgeschoss bis ins Obergeschoss reicht, steht als Sinnbild für eine funktionale Verknüpfung von Arbeitsprozessen und Abläufen. Hier wird Kommunikation erlebbar: An den offenen Treppenraum ordnen sich Café-Bereiche und Kollaborationsbereiche an, von hier erfolgt auch der Zugang zu den im Split Level angelegten Open-Space-Bereichen. Die teaminterne Meeting-Zone mit ein-


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Offenheit und Transparenz fördern die vertikale und horizontale Kommunikation

gestellten Boxen für Micro-Meetings und Think Tanks bedient die funktionalen Anforderungen an eine moderne Arbeitswelt. Als Verbindung der halbgeschossigen Arbeitsebenen ergänzt die Treppe zudem die Arbeitsräume auf jedem Geschoss als erweiterte Fläche. Eingelassene Sitzmöglichkeiten auf breiten Stufen laden zum Verweilen, Arbeiten oder Kollaborieren ein. Die Freiflächen unterstützen nicht nur die Kreativität und Kommunikation, sondern auch die Regeneration und Konzentration. Zufällige Begegnungen und Ad-hoc-Besprechungen werden durch die einladende Gestaltung forciert. Auch die Dachterrasse verdeutlicht den Kollaborationsgedanken und dient als Treffpunkt und Veranstaltungsfläche. Damit wird sie gleichzeitig zum Showcase des gegenüberliegenden Headquarters der SAP.

Flexibler Grundriss Das rückwärtige Gebäude folgt der formalen Ästhetik des Kopfbaus. Konzeptionell leitet es sich aus der programmatischen Vielfalt der Arbeitsprozesse der SAP ab, sodass innerhalb des flexiblen Grundrisses alle Arbeitsformen von Einzelbüro, Kombibüro und Großraumbüro möglich sind. Drei Lichthöfe versorgen die verschiedenen Ebenen in der Mittelzone mit Tageslicht. Durch die offene Gestaltung mit hohem Glasanteil wirken die Räume luftig, hell und einladend. Ein optisches Highlight setzt das grafische Kunstelement auf der Glasfläche des Lichthofs im Café-Bereich, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt. SCOPE Architekten Fotos: Zooey Braun

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rechts Das V-förmige Tragwerk sorgt für lichtdurchflutete Innenräume

LUFT NACH UNTEN Markas Headquarter in Bozen

Wer würde hier nicht arbeiten wollen? Das von ATP Architekten Ingenieure geplante Headquarter von Markas in Bozen hat durch sein innovatives Tragwerk „Luft nach unten”. Ein Gartengeschoss und von Tageslicht durchflutete Open Office Spaces sind die großen Vorzüge des energieeffizient geplanten Bürogebäudes. An die Zukunft gedacht Das international agierende Dienstleistungsunternehmen Markas ist auf professionelle Reinigung und Essenszubereitung spezialisiert und beschäftigt über 8.000 Mitarbeiter in Italien, Österreich und Rumänien. In Bozen hat das Unternehmen ein neues Headquarter bezogen, das nicht nur Platz für alle derzeitigen Mitarbeiter bietet, sondern auch zukünftige Erweiterungen berücksichtigt. Auf Basis des 2016 gewonnenen Realisierungswettbewerbs entstand ein 40 m hohes Bürohaus, das nicht nur den Anforderungen des wachsenden Unternehmens gerecht wird, sondern auf ungewöhnliche Weise nach unten „mitwachsen“ kann. Hängende Gärten Das Gebäude ist über einen großzügigen Vorplatz zugänglich. Über zwei Luftgeschossen „schwebt“ in 14 m Höhe ein Gartengeschoss für Pausen und Veranstaltungen, das über eine Wendeltreppe mit der darüber liegenden Kantine verbunden ist. Es bildet den Auftakt nach oben zum eigentlichen Bürobaukörper. Die Entwurfsidee bestand darin, die maximal zulässige Bauhöhe von 40 m und die insgesamt mögliche Kubatur so zu berücksichtigen, dass Ressourcen für spätere Erweiterungen vorhanden sind.

Tragwerk schafft Raum und Licht Voraussetzung für das stützenfreie und äußerst flexible Open-Office-Konzept ist die V-förmige, massive Fassadenstruktur, die zusammen mit den zentralen technischen Erschließungstürmen das Tragwerk bildet. Der Hybrid aus Stahlbeton und eingegossener Stahlkonstruktion trägt an den Knotenpunkten das gesamte Gebäude. Mit diesem speziellen Fassadenkonzept verfügen die Büros über große innenarchitektonische Flexibilität und eine Tageslichtausleuchtung mit einem Faktor von über 2. Alle Arbeitsplätze bieten einen weiten Blick über die umgebenden Bauten hinweg auf die malerische Kulisse der Stadt Bozen. ATP


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rechts Großformatige Scheiben mit einem Tragwerk aus Glasfins prägen die Fassaden des Lakhta-Towers in St. Petersburg (Foto: Laktha Center)

TRANSPARENZ AUF HÖCHSTEM LEVEL Europas höchstes Gebäude thront im Norden von St. Petersburg direkt an der Newabucht. Während aus der Ferne die schiere Größe des Lakhta-Towers die Exzellenz des Bauwerks ausstrahlt, betten am Fuße zwei gläserne Multifunktionsbauten und eine geschwungene Lobby den 462 m hohen Turm in ein harmonisch bewegtes Ensemble und geben ihm architektonischen Rückhalt. Während im Lakhta-Tower vornehmlich Büroräume und ein Panorama-Restaurant Platz finden, erweitern die angrenzenden Gebäude das neue Viertel funktional. Östlich liegt die Eingangslobby, die sich langgezogen an den Koloss schmiegt. Eine große Glasfassade öffnet das neue Viertel zur Stadt hin. Mit insgesamt 78 Glasfins wurde diese realisiert, um die Transparenz auf das höchste Level zu heben. Die Siebenfach-Laminate aus 12 mm dicken Gläsern wurden dafür mit Edelstahlschuhen versehen und von sedak werksseitig mit Stahlelementen ausgerüstet. So entsteht ein bündiger Abschluss, der einen dezenten und ästhetischen Anschluss der Fassadenscheiben ermöglicht. Dieses perfekte Zusammenspiel trägt die architektonische Vision mit, mit organischen Formen die Kraft des Wassers und den Fluss des Raums mit Offenheit und Leichtigkeit zu verknüpfen. Rekordformate Die komplett von Glas umhüllten Bauten schwingen sich wellenartig vom Turm weg, steigen Richtung Wasser steil an. Sie beherbergen neben einem Kino, Planetarium und Wissenschaftszentrum auch Cafés, Einzelhandel oder ein Spa. Um diese Offenheit nach außen zu tragen, heben sich die zurückgesetzten Ecken im Nord- und Südwest-Teil signifikant und dadurch einladend vom übrigen Gebäude ab. Insgesamt 326 Glasfins tragen die Fassaden, die der Außenlinie der Bauten folgend nach oben hin spitz zulaufen. Dabei stechen die 17,2 m langen Fins heraus, die an den höchsten Stellen die Fassade tragen. Sie sind die aktuell längsten in einem Gebäude verbauten Glasfins. „Das ist ein Meilenstein, auf den wir stolz sind. Aber die Grenzen sind noch nicht ausgereizt“, sagt sedak-Prokurist Ulrich Theisen im Rückblick auf das Projekt, an dem über ein Jahr gearbeitet wurde. Höchste Passgenauigkeit Um die aus der Geometrie resultierenden Glasflächen der Fassaden mit ihren verschiedenen Lasten tragen zu können, fertigte sedak die Glasfins in mehreren Ausführungen. Die Hauptlast tragen die zahlreichen Dreifach-Laminate – in drei verschiedenen Breiten wurden insgesamt 237 Glasfins in den beiden Nebengebäuden verbaut.

Dazu kommen 58 Achtfach-Laminate (8 x 12 mm), die mit Edelstahlschuhen ausgerüstet wurden, 14 Siebenfach-Laminate (5 x 12 mm und 2 x 15 mm) sowie 17 Sechsfach-Laminate (6 x 12 mm). Auf letztere wurden gläserne Brackets laminiert, in denen die Stahlelemente für einen optischen nahtlosen Übergang zu den Fassadenteilen verlaufen. Über die gesamte Höhe der Fins bohrte sedak passgenau die Aufnahme für die Fassadengläser: insgesamt 3316 Bohrungen mit einem Durchmesser von 32 bis 60 mm. Und das mit höchster Passgenauigkeit. Bei der nachfolgenden Lamination musste alles perfekt laufen, was eine große Herausforderung darstellte, zumal es keine Toleranzen geben durfte. www.sedak.com unten Insgesamt 17,2 m misst der längste Glasfin, damit ist er das weltweit längste verbaute Laminat (Foto: sedak)


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NEUE RICHTWERTE FÜR DIE TAGESLICHTVERSORGUNG Die DIN EN 17037 soll in ganz Europa ausreichende Tageslichtversorgung in Gebäuden sicherstellen und angenehme und gesunde Räumlichkeiten für die Nutzer schaffen. Dabei geht sie deutlich über die bestehenden Anforderungen der Landesbauordnungen hinaus und legt statt konkreter Fenstergrößen Vorgaben für die Tageslichtbedingungen im Innenraum fest. Bei der Fensterplanung hilft eine einfache Faustformel. Wir verbringen 90 % unserer Zeit in Gebäuden. Daher ist es wichtig, in diesen Gebäuden eine Verbindung nach außen zu schaffen. Die Versorgung des Innenraums mit ausreichend Tageslicht spielt dabei eine besondere Rolle, um den Aufenthalt und die Nutzung des Raums möglichst angenehm und gesund zu gestalten. „Die bisher gültige Musterbauordnung stammt aus dem Jahr 1960 und wird den Bedürfnissen von Bewohnern und Nutzern in den meisten Fällen nicht gerecht“, erklärt Katrin Winkler, Expertin für Architektur und Tageslicht bei Velux Deutschland. Je nach Bundesland verlangen die Landesbauordnungen, dass in einem Raum die Fläche der Fensterausschnitte mindestens 10–12,5 % der Netto-Grundfläche entsprechen müssen. „Eine angemessene Versorgung mit Tageslicht schafft man in einem Raum damit meist nicht.“ Angemessene Tageslichtversorgung Im März 2019 trat die DIN EN 17037 in Kraft und liefert nun aktualisierte und erweiterte Richtwerte zur Sicherstellung einer angemessenen Tageslichtversorgung. Anders als die

Landesbauordnung (LBO) basieren diese nicht auf dem Verhältnis von Fenstergrößen zu Raumgröße, sondern auf der tatsächlichen Belichtung des Raums. Zwei Kriterien Die einzelnen Aspekte können mithilfe der Norm in die Bewertungskategorien „gering“, „mittel“ und „hoch“ eingeordnet werden. Für eine ausreichende Tageslichtversorgung für vertikale und geneigte Fenster führt die Norm zwei Kriterien auf. Diese Vorgaben beziehen sich jeweils auf eine Fläche im Raum (Bezugsebene) in Höhe von 85 cm mit jeweils 50 cm Abstand zu den Wänden: • Auf 50 % der Fläche sollen mindestens 300 Lux (Beleuchtungsstärke in Lumen pro m²) während 50 % der Tageslichtstunden erreicht werden • Auf 95 % der Fläche sollen mindestens 100 Lux während 50 % der Tageslichtstunden erreicht werden Für horizontale Oberlichter gilt: • Auf 95 % der Fläche sollen mindestens 300 Lux während 50 % der Tageslichtstunden erreicht werden


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links Die europäische Tageslichtnorm fordert deutlich mehr Tageslichtversorgung von Räumen als bisher (Alle Fotos: Velux Deutschland GmbH)

Faustformel zur Überprüfung Damit ist aber jeweils nur die Empfehlungsstufe „gering“ erreicht. Überprüfungen können entweder mithilfe einer Ganzjahressimulation für die Erreichung der empfohlenen Beleuchtungsstärken erfolgen oder mittels eines vereinfachten Verfahrens mit dem etablierten Tageslichtquotienten stattfinden. „Das neue Verfahren zur Überprüfung der Tageslichtversorgung ist im Vergleich zur einfachen Angabe einer Mindest-Fenstergröße deutlich aufwändiger, dafür aber ergebnisorientiert und zuverlässiger“, so Katrin Winkler. „Da die Berechnung relativ komplex wäre, wollten wir hier eine Hilfestellung bieten.“ So kann eine Faustformel bei der Annäherung an die ausreichende Fensterfläche helfen. Dafür führte Velux einige Berechnungen mit verschiedenen Musterräumen durch. Aus den jeweils benötigten Glasflächen ließ sich folgende Ableitung erschließen: In den meisten Fällen führt eine Fensterfläche von 20–25 % der Grundfläche des Raums zur Erfüllung der Tageslichtnorm. Im Vergleich zu den LBO führt die neue Norm also in vielen Situationen zu einer Verdopplung der Fensterfläche. Wer eine verlässliche Erfüllung der Norm garantieren will, muss noch eine Validierung etwa mit einer geeigneten Software durchführen. Aussicht, Besonnung, Blendung Neben der Helligkeit in Innenräumen geht die DIN EN 17037 auch auf die Themen Aussicht, Besonnung und Blendung ein. Für die „Sichtverbindung nach außen“ liefert die Norm Qualitätsanforderungen, ob man den Boden, die Landschaft und/oder den Himmel beim Blick nach draußen von verschiedenen Positionen im Raum aus sieht. Die tatsächliche Versorgung eines Raums mit direktem Sonnenlicht wird außerdem durch die Dauer der Sonneneinstrahlung bewertet. Für den Bedarf gegen Blendung legt die Norm Richtwerte auf Basis der Wahrscheinlichkeit, vom Tageslicht geblendet zu werden, fest: So sollen Nutzer maximal 5 % der Nutzungszeit der Wahrscheinlichkeit ausgesetzt sein, durch Blendung gestört zu werden. Werden diese überschritten, sollte der passende Blend- und Sonnenschutz eingeplant werden.

Nach den Richtwerten der europaweit gültigen Tageslichtnorm sollen auf 50 % der Bezugsfläche im Raum 300 Lux und auf 95 % der Fläche mindestens 100 Lux erreicht werden

In nahezu allen Fällen führt eine Fensterfläche von 20–25 % der Grundfläche des Raums zur Erfüllung der Tageslichtnorm

„Die neue Norm bildet den aktuellen Stand der Technik ab und gibt eine hilfreiche Orientierung zur Einschätzung von ausreichender Tageslichtversorgung. Im europäischen Vergleich waren die Vorgaben in Deutschland bislang nur im Mittelfeld anzuordnen“, so Katrin Winkler. „Mit den neuen Richtwerten unterstützt man europaweit eine deutlich bessere Tageslichtversorgung, die neben der Reduzierung von Kunstlichteinsatz zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Nutzer beiträgt.“ www.velux.de

unten Vergleich zwischen einem Raum nach den Anforderungen der Landesbauordnung (links) und einem Raum, der die Tageslichtnorm erfüllt (rechts)


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ARCHITEKTUR FOLGT NATUR Ferienhaus in Griechenland

In der griechischen Stadt Tolo, eingebettet in die Hügel des Peloponnes, liegt mit Blick auf den Argolischen Golf die Villa NafplioBlu. Das Gebäude ist privater Sommersitz der Bauherrn und zugleich mietbares Ferienhaus. Die Athener Architektin Katerina Valsamaki legte bei der Gestaltung Wert auf eine behutsame Integration des Gebäudes in die Natur und einen offenen Dialog mit dem Küstenpanorama. Das Ferienhaus schmiegt sich an das natürliche Gefälle des Hangs und ist in Teilen direkt in den Fels gebaut. Um das Meerpanorama in allen wesentlichen Nutzungszonen optimal sichtbar zu machen, liegt der rechteckige Baukörper quer zum Hang und mündet zur Meerseite in eine weit geöffnete, lang gestreckte Glasfassade, deren volle Breite durch den angrenzenden Pool formal aufgenommen wird. Großzügige, offene Wohn- und Essbereiche sind hier arrangiert, und die Bewohner können je nach Witterung und Komfortbedürfnis zwischen mediterraner Offenheit und transparentem Raumabschluss variabel wählen. Breites Schiebesystem Um die Natur ins Gebäude zu holen, Grenzen zwischen außen und innen aufzuheben und das Panorama ganzjährig erlebbar zu machen, plante die Architektin eine ca. 9 m breite Lichtöffnung ein, die mit dem Schiebesystem Schüco ASS 50 realisiert werden konnte. Die komplette Breite und Höhe der Fassade konnte aufgrund der hervorragenden statischen Eigenschaften des Systems mit nur 4 schlank profilierten Schiebeelementen von ca. 2,30 x 2,90 m überspannt werden. Der Schüco Partnerbetrieb Alotek AE aus Lamia realisierte das Vier-Segment-System barrierefrei mit boden-

rechts Zum Außen-Essbereich ist das Fenster in die Natursteinwand einschiebbar

versenkten Schienen, wobei jedes Segment in voller Breite des gesamten Lichtausschnitts auf seiner eigenen Schiene läuft. Hierdurch wird es möglich, bei Bedarf alle 4 Segmente hintereinander und ohne Versatz außerhalb des Sichtfeldes des Wohnbereichs zu parken. In diesem Fall entsteht eine stützenfreie Öffnung von ca. 9,00 x 2,90 m. Strategische Lichtöffnungen Im Schlafzimmer im Erdgeschoss ermöglichen raumhohe, zweiteilige Schiebesysteme Schüco ASS 50 sowie ein lang gestrecktes Panoramafenster Schüco AWS 70 BS.HI den Blick in die umliegende Landschaft und auf das Meerpanorama. Das Bad im Erdgeschoss wiederum erlaubt ein


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oben Raumhohe, bewegliche Schiebesysteme lassen Innen und Außen verschmelzen und intensivieren durch die Blickweite selbst im geschlossenen Zustand die Raumwahrnehmung (Alle Fotos: Schüco International KG, Konstantinos Thomopoulos)

raumhohes Dreh-/Kipp-Fenster Schüco AWS 70 BS.HI, die angrenzenden Olivenhaine zu betrachten oder in die Natur hinauszugehen. Das zurück versetzte Obergeschoss beherbergt zwei zusätzliche Schlafzimmer und Bäder, deren Fenster das Naturpanorama ebenfalls einfangen. Puristische Materialien Wartungsarme Langlebigkeit und unauffällige Eleganz bestimmen die Materialwahl für die Villa NafplioBlu. Steinfassaden-Elemente aus regionalem Naturstein, weißer Putz, Natursteinfliesen und Naturholz-Oberflächen wurden sowohl unter dem Aspekt der Pflegeleichtigkeit wie auch der Integration in das Umfeld gewählt. Sie sollen das Gebäude materiell im natürlichen Umfeld verankern. Ausgewählte Gebäudetechnik Aluminium Fenster-, Tür- und Schiebesysteme von Schüco wurden nicht allein wegen ihrer Eleganz und hohen Funktionalität gewählt. Dichter Raumabschluss und ganzjährige

Energieeffizienz waren ebenfalls Entscheidungskriterien, die in der Konfiguration mit sonnenschutzbeschichtetem Isolierglas berücksichtigt wurden. Auch bezüglich der langfristigen Wartung und Pflege stellen Aluminium-Systeme die beste Lösung dar, insbesondere für Gebäude in Küstennähe, wo hohe UV-Strahlung und korrosive Luft die Rahmenmaterialien und alle exponierten Komponenten erhöhten Belastungen aussetzen. Wesentliche Elemente des energetischen Konzeptes sind neben den hoch isolierten Schüco Systemen eine wärmegedämmte Fassade, Solarthermie-Panels zur Warmwasserbereitung sowie eine automatisierte Klimatisierung für die besonders heißen Tage. www.schueco.de unten Für eine maximale Blicköffnung von ca. 9 m Breite können alle 4 Elemente außerhalb des Blickfeldes hintereinander „geparkt“ werden


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rechts Von seele in Deutschland und weiteren 15 Standorten werden weltweit einzigartige Fassadenbaukonstruktionen entwickelt und realisiert (Foto: © seele/René Müller)

GLAS MIT TRAGENDER ROLLE Fassadenbauspezialist seele entwickelt innovative Techniken und Konstruktionsprinzipien, um Ganzglaskonstruktionen in der Architektur zu realisieren. Ganzglasprojekte von seele sind gleichermaßen reduziert wie komplex. Minimalistisch, höchste Transparenz, große Glasformate, Detailpräzision – so präsentieren sich Gebäudehüllen, die seele für weltberühmte Architekten realisiert. Auffällige Verbindungselemente sucht man dabei vergeblich. Es ist das Glas selbst, das mittels schubsteifer Folien hohe Lasten trägt und durch SG-Verklebungen keine weiteren mechanischen Verbindungen benötigt. Das eröffnet gänzlich neue Möglichkeiten für Glasdächer, Fassaden und im Innenraum für Glasbalustraden, Glastreppen sowie Glasbrücken. Bereits 2007 wurde eine Ganzglaskonstruktion für einen Retail Store in Sydney mit Scheiben von 13,5 x 3 m Größe umgesetzt. Zuletzt kamen 17 x 2,8 m laminationsgebogene Isolierglaseinheiten zum Einsatz, woran sich die Weiterentwicklung der Ganzglaskonstruktionen von seele erkennen lässt. Umfassende Expertise Durch die jahrelange Erfahrung und das umfassende Knowhow gilt seele als Technologieführer in der Branche. Aus dem tiefen Verständnis für die verwendeten Materialien entstehen einzigartige Fassaden- und Dachlösungen. Was seele auszeichnet, ist die umfassende Expertise im konstruktiven Glasbau, der hochpräzisen Stahlbaufertigung und das Knowhow im Bereich Digitalisierung. Vom Engineering, Design, Fertigung, Logistik bis zur Montage übernimmt der Fassadenbauspezialist den gesamten Prozess zur Realisierung einzigartiger Gebäudehüllen. Gebogene Isoscheiben für den Messeturm in Frankfurt seele verbaut bei der Neugestaltung der Lobbyfassade des Messeturms in Frankfurt die bislang größten gebogenen Isolierglaseinheiten. Eine Besonderheit der Konstruktion ist, dass die Fassade im Wesentlichen aus nur wenigen Bauteilen besteht: Gerade einmal 9 Scheiben und 10 Stützen kommen pro Seite zum Einsatz. Horizontal sieht das Design keine Unterbrechungen vor, weshalb es, trotz der Größe, leicht und transparent wirkt. Aufgrund der Übergröße sind die Scheiben

rechts Fassadenbauspezialist seele in Gersthofen: Konstruktions- und Fertigungsabläufe laufen Hand in Hand (Foto: © seele/René Müller)

speziell gelagert und mittels Pressleisten fixiert. Im Detail besteht die Fassade jeweils aus ca. 17 x 2,8 m laminationsgebogenen Isolierglaseinheiten, die durch ca. 3,5 t schwere Edelstahlstützen gehalten werden. Die einzelnen Isoliergläser haben eine Gesamtdicke von ~ 71 mm. Die Ausführung als Isolierglas mit Sonnenschutzbeschichtung auf Ebene #4 verringert den Energieeintrag ins Gebäude und verbindet somit ästhetische mit funktionalen Kriterien. Größte Ganzglaskonstruktion in Kanada seele realisierte am Place Ville Marie in Montreal nach den Entwürfen von Sid Lee Architecture und Menkès Shooner Dagenais Létourneux Architectes ein 42 m langes Glasdach, bestehend aus nur 18 Isoliergläsern. Das Glasdach in Montreal ist das erste Projekt von seele in der Provinz Québec. Vor allem ist es das Projekt mit den größten Isolierglaseinheiten und Glasträgern im ganzen Land. Die 15 m langen und 2,5 m breiten Isoliergläser mit einem Eigengewicht von bis zu 5,6 t werden von 8-lagigen Verbundglasträgern gestützt, die ebenfalls 15 m lang sind. Gemäß Architektenentwurf sind die Konsolen der Träger in der Wand versteckt, sodass das Dach zu schweben scheint, um so ein Höchstmaß an Transparenz zu schaffen. Ein besonderes Augenmerk der Konstruktion liegt auf den Eingangsüberdachungen: Sie kragen bis zu 4,2 m über die Eingangsfassaden hinaus und werden von 14-lagigen Glasträgern getragen.


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Einzigartige Testingkompetenz Was die Kompetenz von seele im Bereich der Sonderkonstruktionen im Fassadenbau so besonders macht, ist das Know-how von Belastungs- und Leistungstests. Am eigenen Test- und Prüfcenter in Gersthofen werden neuartige Fassadenlösungen erprobt. Ingenieursleistungen und Fassadenkonstruktionen werden nach internationalen Richtlinien und selbst entwickelten Prüfszenarien anhand von Mock-upBauten im Originalmaßstab geprüft. Für nahezu alle Gebäudehüllen ist eine Zustimmung im Einzelfall notwendig. Bei Ganzglaskonstruktionen testet seele vor allem Fittings und SG-Fugen und deren Trag- und Resttragfähigkeit.

Oftmals ist die größte Schwierigkeit die Montage mitten in einer Großstadt, was vor allem hinsichtlich der Platzverhältnisse und des Zeitmanagements herausfordernd ist. So müssen beispielsweise Straßen extra gesperrt werden oder es kann nur bei Nacht montiert werden.

Handling von großen Glasformaten weltweit Nicht nur die Expertise in der Erprobung neuer Konstruktionen zeichnet seele aus, sondern auch die Erfahrung in der Logistik und Montage von übergroßen Glasformaten. Das Handling der großen Gläser wird mit speziell entwickelten Sauganlagen und Montageequipment realisierbar. Das erfahrene seele Montageteam leistet mit höchster Präzision die millimetergenaue Einpassung der großen Glasscheiben.

unten Apple Retail Store in Mailand: Die jeweils 4 Fassadenscheiben sind lediglich durch eine Silikonverklebung miteinander verbunden (Foto: © Giovanni Nardi Photography)

unten Messeturm Frankfurt: 9 laminationsgebogene Isolierglaseinheiten in der Größe 17 x 2,8 m bilden jeweils ein Fassadensegment (Foto: © seele)

seele Gutenbergstraße 6 86368 Gersthofen www.seele.com


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GLASFASSADE HÄLT GROSSER SCHNEELAST STAND Die Gondelbahn Saanenmöser-Saanerslochgrat vom Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa ist die erste D-LineKabinenbahn der Schweiz – sehr leise im Betrieb, hochwertig im Design und zeitsparend in der Wartung. Für die Glasfassade entwickelte das österreichische Unternehmen Glas Marte ein besonderes Befestigungssystem. Technik sichtbar machen Um die besondere Seilbahntechnik mit einer herausragenden Architektur zu unterstreichen, wurde die gesamte Technik in einem Kubus mit Glasfassade und Wellblechdach untergebracht und so den Besuchern sichtbar gemacht. Damit waren große statische Herausforderungen verbunden: Normalerweise werden Seilbahndächer aus gebogenem Acrylglas gefertigt, was den Vorteil hat, dass der Schnee seitlich abrutschen kann. Die auf dem Dach verbleibende Schneelast ist damit eher gering. Aufgrund der kubischen Form des Glasbaus bleibt der Schnee aber auf dem kompletten Dach liegen und bringt so eine wesentlich höhere Gesamtlast mit sich. Das hat zur Folge, dass sich das Dach bis zu 7 cm durchbiegen kann. Meisterleistung in der Statik Ein solch hohes Maß der Durchbiegung machte ganz neue Wege der konstruktiven Glaslagerung erforderlich: Damit die enormen Lasten sicher aufgenommen werden können, sind die Scheiben an der oberen und unteren Glaskante werkseitig in ein Profil verklebt – mit zwei entscheidenden Vorteilen: Einerseits können die vorgefertigten Bauelemente einfach, schnell und witterungsunabhängig montiert werden. Andererseits sind sie einzeln am Dach eingehängt. Dadurch kann jedes Fassadenelement unabhängig von seinem Nach-

barn auf- und abgleiten. Die Glasplatten der Fassade haben ein Standardmaß von 3,13 x 2 m und ein Maximalmaß von 3,13 x 2,26 m sowie ein dementsprechend hohes Gewicht. Infolgedessen funktionierte diese weltweit einzigartige Glaslagerung an der Schnittstelle zwischen Glas und Metall nur durch hochqualitative Glasverklebung. Um für diese anspruchsvolle Bauaufgabe das richtige Glas zur Verfügung zu haben, wandten sich die Verantwortlichen an Glas Marte. Glas Marte gehört zu den führenden europäischen Glasspezialisten und bietet ein umfangreiches Sortiment unterschiedlicher Glaslösungen in Kombination mit einer fundierten Beratung. Für die drei Seilbahnstationen lieferte Glas Marte insgesamt ca. 800 m² Verbund-Sicherheitsglas aus zwei Einscheiben-Sicherheitsgläsern. Statt der sonst üblichen PVB-Zwischenfolie setzte Glas Marte die Spezialfolie SentryGlas 5000 ein und sorgte so dafür, dass das Glas den widrigen Wetterbedingungen auch auf den höchsten Bergen standhält. Denn die Spezialfolie besteht aus einem thermoplastischen Kunststoff (Ionoplast), der bis zu fünfmal fester und hundertmal steifer ist als die herkömmlichen VSG-Zwischenschichten. So konnte Glas Marte auf Grundlage der konstruktiven Lösung und der verbesserten Materialien die erste serienmäßige Ganzglasfassade liefern, die sehr großen Vertikalverformungen standhält. LED-Medientechnik Das bei der Seilbahnstation verwendete Glas hat eine spezielle Farbe mit dem Namen Guardian SunGuard HD Royal Blue 20, die in Europa sehr selten verwendet wird. Doch sie passt hervorragend zum Design der Gondeln und verleiht den Glaskuben, die die Seilbahntechnik ummanteln, ein elegantes Erscheinungsbild. Bei Bedarf können sie mit einer LED-Medientechnik nachgerüstet werden. Der Betreiber kann so beispielsweise auf der Fassade großflächig Werbung präsentieren oder andere Informationen vermitteln. Glas Marte GmbH Brachsenweg 39 A – 6900 Bregenz www.glasmarte.at


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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 42. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Präsident) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Vizepräsidentin) Dipl.-Ing. Sven Frederic Andres (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: kuballa@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Dipl.-Ing. Christine Ryll E-Mail: ryll@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1.10.2019. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Vorschau Ausgabe 3_2020 >> klimaBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Arnold Ernst DAI Präsident KEC Planungsgesellschaft mbH Berlin www.dai.org www.kec-berlin.com Anna Deutinger Milan Meixelsberger ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de Sabrina Ginter Johannes Buzin Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de

DAI Kooperationspartner

Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org Joachim Stappenbeck AIV zu Magdeburg, 1. Vorsitzender www.aiv-magdeburg.de Klaus Stumpf Schwäbischer AIV Augsburg, 1. Vorsitzender SWR Stumpf Wolfinger Ried Architekten Augsburg www.saiv.de www.swr-architekten.de Sarah Werner KIT Karlsruher Institut für Technologie Strategische Entwicklung u. Kommunikation Presseabteilung www.sek.kit.edu


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | März 2020 | Ausgabe 2 | ISSN 1862-9571

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